HM - UniversitätsVerlagWebler
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<strong>HM</strong><br />
J. Pundt, A. Hegen, S. Kaap & K. Kohrs • Potenziale des Bildungsmarketings ...<br />
smanagement (Process) und Ausstattungspolitik (Physical<br />
facilities) den erweiterten Marketing-Mix im Dienstleistungsbereich<br />
aus und ergänzen das traditionelle Verständnis<br />
von Marketing (Bernecker 2006, S. 62; vgl. Abb. 1).<br />
Die bildungsmarketing-spezifische Relevanz des vorliegenden<br />
Themas wird darüber hinaus deutlich, wenn die wechselseitige<br />
Abstimmung, Vernetzung und Balance dieser sieben<br />
Marketinginstrumente sowie deren Fokussierung auf<br />
die Marketingziele des Bildungsanbieters Universität besondere<br />
Beachtung finden. Damit dient die laufende Kontrolle<br />
des "Mixes" nicht nur einer Mix-Optimierung, sondern<br />
auch der Möglichkeit und Notwendigkeit die Nachfrager<br />
(Kunden und Stakeholder) zu überzeugen sowie flexibel<br />
und schnell auf neue Anforderungen und Bedingungen im<br />
Hochschulalltag reagieren zu können.<br />
Abbildung 1: Erweiterter Marketing Mix für das Dienstleistungs- und Bildungsmarketing.<br />
Dargestellt sind die sieben P mit zugeordneten<br />
charakteristischen Fragestellungen nach Bernecker (2006,<br />
S. 62).<br />
Im Folgenden werden die vier ausgewählten Instrumente<br />
Product, Process, People und Promotion hinsichtlich ihrer<br />
praktischen Anwendung näher skizziert 1 .<br />
Product: Die Produktgestaltung an sich erweist sich als Anlass<br />
und Ausgangspunkt des Kundeninteresses im<br />
Dienstleistungsmarketing. Um produktbezogenes Bildungsmarketing<br />
wirkungsvoll zu gestalten, muss zunächst beachtet<br />
werden, dass Bildungsprodukte im Unterschied zu Konsumgütern<br />
durch die Teilnahme der Kunden am Zustandekommen<br />
des Produkts zu charakterisieren sind. Damit können<br />
die wahrgenommenen Leistungspotenziale, die durch<br />
die Servicepolitik (z.B. materielle und immaterielle Unterstützungshilfen)<br />
und durch die Markenpolitik (z.B. eine<br />
spezifische Kennzeichnung zur Identifikation und Profilbildung<br />
der Hochschule) zum Ausdruck kommen, ein zentraler<br />
Erfolgsfaktor für Bildungsanbieter sein. Produktpolitische<br />
Entscheidungen liegen in der Produktinnovation, der Produktvariation<br />
(Produktdifferenzierung/Produktdiversifikation)<br />
und der Produktelimination (Bernecker 2006, S. 65f.).<br />
Welche Leistung auf welche Art und Weise angeboten werden<br />
sollte, spielt deshalb eine unerlässliche Rolle, um insbesondere<br />
dem Kunden bzw. dem Stakeholder den Nutzen<br />
des Produkts zu verdeutlichen.<br />
Process: Das Prozessmanagement beschreibt die Abfolge<br />
einer Bildungsleistung von deren Planung über die Durchführung<br />
bis zur Nachbereitung (Bernecker 2006, S. 97). Im<br />
Bildungsmarketing kann die transparente Darstellung des<br />
Ausbildungsprozesses einerseits genutzt werden, um den<br />
Nachfrager davon zu überzeugen, dass es sich um eine besonders<br />
strukturierte und qualitativ hochwertige Leistung<br />
handelt (Reckenfelderbäumer und Kim 2006, S. 108). Andererseits<br />
sollte der Anbieter der Bildungsleistung den Prozessablauf<br />
genau planen, um ihn zur internen Qualitätskontrolle<br />
nutzen zu können. Bei dem Einsatz dieses Marketinginstruments<br />
ist außerdem zu beachten, dass im Prozessablauf<br />
Phasen auftreten, in denen bei Anbietern oder Kunden<br />
für den jeweils anderen Partner nicht wahrnehmbare Entscheidungsprozesse<br />
ablaufen, wie z.B. die Planung eines<br />
Studiengangs auf Anbieterseite und die Entscheidungsfindung<br />
auf Klientenseite.<br />
People: Die Personalpolitik verfolgt im Marketing<br />
das Ziel, durch die Entwicklung und<br />
Erhaltung kundenorientierter und motivierter<br />
Mitarbeiter eine hohe Kundenzufriedenheit<br />
zu erreichen. Hierbei zielt das interne Marketing<br />
darauf ab, „durch eine konsequente<br />
Kunden- und Mitarbeiterorientierung das<br />
Marketing als interne Denkhaltung durchzusetzen,<br />
damit die marktgerichteten Unternehmensziele<br />
effizienter erreicht werden“<br />
(Bruhn 1995, S. 22). Wichtigste Bausteine<br />
hierfür sind die Kommunikations- und Informationsprozesse,<br />
die das Betriebsklima mindestens<br />
ebenso stark beeinflussen wie z.B.<br />
materielle Gratifikationen. Letztere sind an<br />
öffentlichen Hochschulen ohnehin nur begrenzt<br />
einsetzbar (Stichwort W-Besoldung).<br />
Im Idealfall liegt eine wechselseitige interne<br />
Kommunikation vor, bei der sich Mitarbeiter<br />
aller Hierarchieebenen sowohl horizontal als<br />
auch vertikal austauschen (Bernecker 2006, S. 95).<br />
Promotion: Die Kommunikationspolitik umfasst als Marketinginstrument<br />
alle Entscheidungstatbestände, die die Verständigung<br />
der Hochschule mit ihrer Umwelt berühren.<br />
Nach Bernecker (2006, S. 75) erweisen sich „die Übermittlung<br />
von Nachrichten und die durch diese Nachrichten<br />
mögliche Steuerung von Erwartungen, Entscheidungen und<br />
Verhaltensweisen“ als Merkmale der Kommunikation.<br />
Dabei soll der Kunde sowohl umfänglich über die zu erwartende<br />
Leistung und deren Nutzen (vgl. Instrument Product)<br />
als auch über den Leitungsprozess (vgl. Instrument Process)<br />
informiert werden. Qualitativ hochwertige Kommunikation<br />
nach außen sollte auf einer ausgewogenen internen Kommunikation<br />
(vgl. Instrument People) basieren. Entscheidend<br />
für die Kommunikationspolitik von Bildungsanbietern<br />
ist es allerdings, dass Bildungsdienstleister im Gegensatz zu<br />
Konsumgüteranbietern vor dem Problem der Leistungsim-<br />
1 Die Instrumente Price, Physical facilities und Place werden nicht weiter<br />
konkretisiert, da sie aus Sicht der Autorinnen für die hier durchgeführte<br />
Marketinganalyse und Umsetzung in die Praxis eine geringere Rolle spielen.<br />
<strong>HM</strong> 4/2007<br />
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