1 PDF - Kölner Appell gegen Rassismus
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„Ich möchte einen Laden und Kleider verkaufen“<br />
Micha: Wie haben Sie es gebracht, so<br />
einen Laden zu eröffnen?<br />
Frau M: Ich habe eigentlich was ganz<br />
anderes gelernt, das wollte ich dann<br />
aber gar nicht mehr so richtig machen,<br />
dann habe ich ein Kind bekommen<br />
und dann habe ich mir überlegt,<br />
was kann ich jetzt mit einem kleinen<br />
Kind machen. Da habe ich gedacht,<br />
ich mache mich selbstständig, da<br />
kann ich das Kind mitnehmen. So<br />
habe ich angefangen erstmal ein Kinder-Second-Hand<br />
aufzumachen.<br />
Micha: Das ist auch für Kinder oder<br />
nur für Erwachsene?<br />
Frau M: Diese Sachen hier sind nur<br />
für Erwachsene. Mit dem Kinder-Second-Hand<br />
das ist schon lange her,<br />
das war ein anderes Geschäft.<br />
Micha: War das schwer, wo Sie früher<br />
gearbeitet haben und ist es jetzt<br />
hier leichter?<br />
Frau M: Es ist eigentlich beides<br />
gleich, die Kinder-Sachen waren ein<br />
bisschen aufwändiger, weil es einfach<br />
mehrere und kleinere Sachen waren,<br />
aber an sich ist beides machbar, es ist<br />
nicht so schwierig.<br />
Micha: Wo bekommen Sie denn die<br />
Kleidung her?<br />
Frau M: Das ist ein Kommissions-<br />
Geschäft. Das heißt,es gibt Frauen -<br />
es handelt sich ja um Frauen-Bekleidung<br />
- Frauen kommen in den Laden<br />
und bringen die Sachen hier rein<br />
und fragen, ob ich die hier verkaufen<br />
kann. Dann kuck ich die Sachen<br />
an und wenn ich denke, das kann<br />
man noch ganz gut verkaufen, dann<br />
wird jedes einzelne Teil aufgeschrieben<br />
und wenn es verkauft wird, wird<br />
das eingetragen. Dann bekommt die<br />
Frau, die mir das gebracht hat Geld<br />
und die Sachen, die nicht verkauft<br />
worden sind, werden nach zwei Monaten<br />
zurückgegeben.<br />
Micha: Also da kommt kein Wagen,<br />
der euch Kleider bringt?<br />
Frau M: Nein, das sind immer einzelne,<br />
private Leute, die was vorbeibringen.<br />
Das ist auch ganz gut, weil<br />
dadurch hat man nicht so ein großes<br />
Verlustgeschäft, auf dem man dann<br />
quasi hängen bleibt.<br />
Micha: Was ist denn hier am Teuersten?<br />
Frau M: Oh, am Allerteuersten? Vielleicht<br />
der eine oder andere Anzug<br />
oder vielleicht mal ein teurer Mantel,<br />
aber im Grund ist hier alles ganz erschwinglich.<br />
Micha: Sie verkaufen hier auch<br />
Schmuck. Haben Sie den selber gemacht?<br />
Frau M: Das stimmt, der Schmuck<br />
ist jetzt wirklich was, was keine Kommissionsware<br />
ist. Das habe ich auf<br />
der Messe eingekauft und das wird<br />
hier dann weiterverkauft. Ein paar<br />
wenige Teile sind auch selbst hergestellt<br />
worden.<br />
Micha: Wenn Sie das hier machen,<br />
wann haben Sie denn mal frei?<br />
Frau M: Also den Sonntag sowieso<br />
und dann habe ich auch noch den<br />
Montag und den Dienstag frei, weil<br />
das Geschäft nur mittwochs, donnerstags,<br />
freitags und samstags geöffnet<br />
ist.<br />
Micha: Dann haben Sie auch Zeit<br />
für Ihre Kinder.<br />
Frau M: Die Zeit habe ich, die können<br />
auch gerne mal mit hier hin<br />
kommen, das ist der Vorteil der<br />
Selbstständigkeit.<br />
Micha: Kommen immer Leute hier<br />
her und sagen, ich habe was zum<br />
Verkaufen oder kommen die nur<br />
manchmal?<br />
Frau M: Eigentlich kommen immer<br />
viel mehr Leute, die was bringen, als<br />
dass es letztlich gekauft wird. Dann<br />
kann ich mich jetzt nicht beschweren,<br />
es kommt immer ganz, ganz viel<br />
rein. Wenn du jetzt mal hier auf den<br />
Stuhl kuckst, dann siehst du was allein<br />
heute schon neu rein gekommen<br />
ist. Und soviel kommt jeden Tag rein,<br />
so dass man schon auswählen muss:<br />
das nehme ich, das nehme ich nicht.<br />
Micha: Ist es denn schwierig zu entscheiden,<br />
was man nimmt? Können<br />
Sie das selber entscheiden?<br />
Frau M: Da bekommt man mit der<br />
Zeit eine gewisse Übung, so dass<br />
man weiß, was verkauft man gut<br />
und was verkauft sich nicht so gut.<br />
Das bringt so die Zeit mit sich. Am<br />
Anfang ist es vielleicht etwas schwieriger,<br />
aber dann wird das immer einfacher,<br />
dann weiß man, was man gut<br />
verkauft kriegt.<br />
Micha: Haben Sie den Laden selber<br />
gebaut oder haben Sie sich das nur<br />
ausgesucht?<br />
Frau M: Du meinst das Geschäft,<br />
das habe ich mir hier alles selbst gestrichen.<br />
Wenn man da nicht so geschickt<br />
ist, kann man auch Freunde<br />
fragen, aber mit ein bisschen Phantasie,<br />
mit ein bisschen Kreativität kann<br />
man das schon selber hinkriegen.<br />
Micha: War es schwer, das hier zu<br />
eröffnen? Wie lange hat das denn gedauert,<br />
das alles zu arrangieren?<br />
Frau M: Wenn man einmal so ein<br />
Ladenlokal hat, dann läuft die Miete,<br />
dann muss man sich ein bisschen<br />
beeilen, dass der Laden auch eröffnet<br />
wird. Das ging relativ schnell.<br />
Micha: Der erste Tag, wie hat er Ihnen<br />
denn gefallen? War das leicht?<br />
Frau M: Der allererste Tag war bei<br />
mir vor zehn Jahren. Anfangs war das<br />
schon so, dass man sich fragt, mache<br />
ich das jetzt alles richtig? Aber wie<br />
gesagt, da kommt man relativ schnell<br />
rein und dann weiß man ganz gut,<br />
wie das funktioniert.<br />
Das dauert nicht so lange. Man kann<br />
ja auch vorher mal so ein Praktikum<br />
machen, so ein bisschen kucken, wie<br />
das geht?<br />
Micha: Wie geht das denn alles hier<br />
so zu machen?<br />
Frau M: Man kommt morgens hier<br />
an, setzt sich hier hin, macht den<br />
Laden auf, macht alle Lichter an,<br />
öffnet, stellt die Sachen raus, stellt<br />
die Straßenschilder auf die Straße<br />
und dann geht es seinen Lauf. Dann<br />
kommen einmal die Kundinnen, die<br />
was kaufen möchten, dann kommen<br />
die Kundinnen rein, die Waren bringen<br />
möchten, dann komme welche,<br />
die Waren abholen. Das macht man<br />
dann so den Tag über. Manche Leute<br />
berät man, ob es ihnen gut steht oder<br />
ob es nicht so gut aussieht.<br />
Micha: Wie alt waren Sie, als Sie das<br />
geöffnet hatten.<br />
Frau M: So um die dreißig, einunddreißig<br />
Micha: Wie kann ich denn das machen,<br />
wenn ich auch so was mache?<br />
Frau M: Dann machst du mal die<br />
Schule zu Ende, dann kommst du<br />
vielleicht hierhin und schaust, wie<br />
das alles so funktioniert. Dann<br />
machstdu vielleicht mal ein Praktikum.<br />
Ja, und wenn du genau so etwas<br />
machen willst, dann könntest du mal<br />
zu jemanden gehen, der so was schon<br />
gemacht hat, der dir ein paar Tipps<br />
gibt, wie man Verträge schreibt oderwie<br />
man Kommissionsware in Kommission<br />
nimmt. Ich weiß nicht, wo<br />
es jetzt Kurse gibt, wo man das alles<br />
lernen könnte. Man kann auch ein<br />
Ausbildung machen in einem Geschäft,<br />
zur Einzelhandelskauffrau.<br />
Micha: Gibt es manchmal auch Probleme,<br />
wenn Leute hierher kommen?<br />
Frau M: Probleme gibt es glaube ich<br />
überall. Es gibt immer mal Kunden,<br />
mit denen ist es nicht so gut.<br />
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