1 PDF - Kölner Appell gegen Rassismus
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Warum gibt es in Afrika so wenig sauberes Wasser?<br />
Gilan: Kannst du dich bitte bei uns<br />
vorstellen?<br />
Anne: Ich heiße Annegret Walkenbach,<br />
bin 27 Jahre alt, habe Sozialarbeit<br />
studiert und bin Erzieherin und<br />
habe deshalb viel mit Kindern und<br />
Jugendlichen gearbeitet und jetzt<br />
arbeite ich hier im Allerweltshaus.<br />
Das Allerweltshaus ist ein interkulturelles<br />
Zentrum. Hier treffen sich<br />
Menschen aus den unterschiedlichen<br />
Ländern, zum Beispiel um<br />
deutsch zu lernen. Das ist eines der<br />
großen Projekte hier im Haus. Wir<br />
machen auch Alphabetisierungskurse.<br />
Dann haben wir noch ein<br />
Gemeinwesenprojekt, wo deutsche<br />
und ausländische Menschen hier<br />
ins Zentrum kommen können, um<br />
über Kunst, zum Beispiel Malen<br />
oder Maskenbau miteinander in<br />
Kontakt zu kommen. Dann machen<br />
wir hier auch entwicklungspolitische<br />
Bildungsarbeit, das heißt wir wollen<br />
die Menschen hier in Deutschland<br />
über die Situation und Entwicklung<br />
in der Welt aufklären. Und vor<br />
allem eben auch über solche Themen<br />
wie Armut oder was passiert<br />
in Afrika und Indien, also in ganz<br />
anderen Teilen der Welt, damit man<br />
auch in Deutschland davon eine<br />
Ahnung hat.<br />
Madlin: Wir haben beschlossen, das<br />
Interview zu machen, um über Kinder<br />
in den armen Ländern zu sprechen.<br />
Es wäre sehr schön, wenn wir<br />
eine Spende machen, weil ich finde<br />
das auch nicht sehr gut, wenn manche<br />
eine gute Zukunft haben und die<br />
anderen nicht. In den armen Ländern<br />
müssen die Kinder schon mit<br />
acht oder zwölf Jahren arbeiten und<br />
sie können nicht zur Schule gehen.<br />
Ich finde auch nicht schön, dass sie<br />
kein sauberes Wasser haben. Sie trinken<br />
es trotzdem und sterben auch<br />
daran. Wie könnte man eine Spende<br />
machen?<br />
Anne: Euer Plan, das in die Zeitung<br />
zu setzen, ist ja schon mal ganz gut.<br />
Dann können andere Leute das lesen<br />
und erfahren, dass man durch<br />
Spenden helfen kann. An sich ist es<br />
immer ganz gut, wenn man konkret<br />
sagt, wofür gespendet werden soll,<br />
damit die Leute ganz genau wissen,<br />
wofür sie ihr Geld geben, also sind<br />
es Kinder in Afrika oder in Indien,<br />
für welche Organisation soll das sein.<br />
Die Leute, die das Geld geben, wollen<br />
sicher sein, dass das Geld auch<br />
bei den armen Kindern ankommt.<br />
Madlin: Mir ist es egal welches Land,<br />
Hauptsache es ist für arme Kinder.<br />
Anne: Dann wäre es gut, sich eine<br />
Organisation rauszusuchen, die sich<br />
nur um Kinder kümmert.<br />
Madlin: Kinder sind ärmer als Erwachsene.<br />
Erwachsene können sich<br />
schon selbst verteidigen und die<br />
Kinder können das nicht. Es gibt die<br />
Krankheiten, manchmal haben die<br />
Kinder Glück, aber manchmal sterben<br />
auch welche.<br />
Gilan: Warum gibt es in Afrika so<br />
wenig sauberes Wasser, wo es doch<br />
hier in Deutschland so viel sauberes<br />
Wasser gibt?<br />
Anne: Das hat mehrere Gründe. Es<br />
sind ja gerade die armen Länder unterhalb<br />
der Sahara. Ich weiß nicht,<br />
ob ihr euch schon mal die Karte von<br />
Afrika angeschaut habt. Die armen<br />
Länder sind unterhalb der großen<br />
Wüste. Es gibt ganz viele trockene<br />
Gebiete, wie sie es hier in Deutschland<br />
gar nicht gibt. Dann ist dort<br />
ein ganz anderes Klima. Es gibt tropisches<br />
Klima, das ist sehr viel heißer.<br />
Da gibt es nicht vier Jahreszeiten<br />
wie bei uns hier, sondern nur zwei,<br />
die Regenzeit und die Sommerzeit.<br />
Dann regnet es entweder gar nicht<br />
oder nur in der Regenzeit. Gefährlich<br />
ist, wenn eine Regenzeit ausfällt.<br />
Dann sind die Flüsse und der Boden<br />
ausgetrocknet. Das ist die eine Ursache.<br />
Eine andere Ursache ist, dass<br />
die Natur in diesen Ländern zerstört<br />
wird. Aus Gründen, die ganz einfach<br />
sind: Es wird zum Beispiel Feuerholz<br />
benötigt, um Essen zu kochen<br />
und dadurch werden zu viele Bäume<br />
abgeholzt. Und dann werden auch<br />
noch viele Bäume gefällt, damit wir<br />
hier in Deutschland und in Europa<br />
Stühle und Tische bauen können.<br />
Gilan: Ich habe schon oft gehört,<br />
dass viel gespendet wird, aber trotzdem<br />
gibt es dann kein sauberes Wasser.<br />
Ich weiß nicht, wo das Geld dann<br />
hinkommt. Denn die Kinder haben<br />
immer noch dreckiges Wasser.<br />
Anne: Zum einen liegt es auch daran,<br />
dass die Organisationen, die Spenden<br />
sammeln, sehr groß sind und<br />
einen großen Verwaltungsapparat<br />
haben. Bis das Geld bei den Kindern<br />
ankommt, ist es ein langer Weg. Und<br />
am Ende können nur kleine Dinge<br />
verändert werden. Die Organisationen<br />
können zum Beispiel in einem<br />
Dorf einen Brunnen bauen. Aber sie<br />
können kein ganzes Wassersystem<br />
für eine Stadt bauen. Soviel Geld haben<br />
diese Organisationen dann auch<br />
nicht. Und eigentlich fällt das dann<br />
auch in die Verantwortung der Politik.<br />
Da unten gibt es auch einen Staat<br />
und Politiker, die man wählt, damit<br />
sie sich um solche Dinge kümmern,<br />
damit ihre Bevölkerungen Wasser<br />
haben. Ein weiteres Problem ist, dass<br />
diese Politiker oft korrupt sind und<br />
das meiste Geld in die eigene Tasche<br />
stecken und sich dicke Autos kaufen<br />
und sich große Häuser bauen und<br />
nicht für die Bevölkerung investieren<br />
und denen bessere Lebensbedingungen<br />
bescheren.<br />
Matin: Wozu man Spenden brauchen<br />
kann, wissen wir, aber wir wissen<br />
noch nicht, wie man das macht.<br />
Zu wem das zuerst kommt und wie<br />
das geschickt wird, das wäre schon<br />
gut, wenn wir das wüssten.<br />
Anne: Es wäre gut, wenn ihr euch<br />
eine Organisation heraussucht, von<br />
der ihr wisst, die tun wirklich etwas<br />
für Kinder.<br />
Steffi: Da vorn ist ein Laden, das ist<br />
ein Friseur, der Herr Krahl. Der verkauft<br />
Sachen und das Geld geht dann<br />
an krebskranke Kinder. Da habe ich<br />
mir diese Puppe geholt.<br />
Anne: Ich denke, der macht das genauso,<br />
dass er das Geld an eine Organisation<br />
spendet. Es gibt zum Beispiel<br />
Organisationen, da kann man<br />
Patenschaften übernehmen. Da kann<br />
man Kontakt zu einem Kind aufnehmen,<br />
und das Kind kann dann in die<br />
Schule gehen, es bekommt Anziehsachen<br />
– da weiß man dann ziemlich<br />
konkret, weil man dieses Patenkind<br />
hat, wohin das Geld geht.<br />
Micha: Manche Leute tun aber auch<br />
nur so, als ob sie für Kinder spenden,<br />
aber dann nehmen die das Geld für<br />
sich.<br />
Anne: Das sind dann die Korrupten<br />
hier, die so tun, als seien sie sozial,<br />
aber nur in die eigene Tasche wirtschaften.<br />
Micha: Warum machen die das?<br />
Anne: Weil die geldgierig sind, würde<br />
ich mal behaupten. Wir leben alle<br />
auf einer Welt und wir hängen alle<br />
zusammen. Deswegen will ich noch<br />
mal auf dein Beispiel kommen, du<br />
sagtest, dass du nicht möchtest, dass<br />
Kinder arbeiten. Das hat auch mit<br />
uns hier zu tun. Wir kaufen Anziehsachen,<br />
die in China oder in Indien<br />
oder in Kambodscha oder sonst wo<br />
hergestellt werden.<br />
Und da ist es meistens so, dass es da<br />
keine Gesetze gibt, wie in Deutschland,<br />
dass Kinder nicht arbeiten dürfen,<br />
sondern dass die Kinder arbeiten<br />
dürfen und es auch müssen und so<br />
werden billige Klamotten hergestellt<br />
und die werden hier auch billig verkauft.<br />
Martin: Es ist nicht gut, dass Kinder<br />
schon mit fünf Jahren arbeiten, es ist<br />
besser, wenn die erst in die Schule<br />
gehen. Die Schule ist auch dazu da,<br />
dass man zusammen was lernt. Dafür<br />
gibt es ja die Schule.<br />
Anne: Habt ihr schon was von fairem<br />
Handel gehört? In dem armen Ländern<br />
des Südens gibt es viel Ungerechtigkeit,<br />
weil die Leute ihre Produkte<br />
so billig verkaufen müssen.<br />
Das heißt, dass sie für einen sehr, sehr<br />
niedrigen Lohn arbeiten müssen. Für<br />
acht oder zehn Stunden bekommen<br />
sie nur einen Euro oder höchstens ein<br />
Euro fünfzig. Damit kommen die Familien<br />
nicht klar und weil die Eltern<br />
nicht genug verdienen, müssen auch<br />
die Kinder mitarbeiten. Und beim<br />
fairen Handel wird versucht, dass<br />
man für alle Produkte soviel bezahlt,<br />
dass die Eltern soviel verdienen, dass<br />
die Kinder nicht mehr arbeiten müssen<br />
und sie die Kinder in die Schule<br />
schicken können.<br />
Gilan: In Ländern wie Spanien, Österreich<br />
und Deutschland haben die<br />
Menschen Häuser und sie können<br />
da wohnen und sind nicht auf der<br />
Straße. Wieso ist es nur da so und in<br />
Afrika leben die auf der Straße?<br />
Anne: Das ist natürlich eine ganz<br />
große Frage und sie ist nicht einfach<br />
zu beantworten. Wenn man sich die<br />
Geschichte anschaut, dann waren<br />
früher die Spanier und die Engländer<br />
mit ihren Schiffen auf der ganzen<br />
Welt unterwegs und haben sich Kolonien<br />
gebaut.<br />
Martin: Was ist das?<br />
Anne: Eine Kolonie ist zum Beispiel<br />
so entstanden: da ist ein englisches<br />
Schiff nach Indien gesegelt und die<br />
haben gesehen, dort gibt es viele<br />
Reichtümer, Gewürze und schöne<br />
Stoffe und dann haben die Soldaten<br />
hingeschickt und das Land erobert.<br />
Alle Inder waren von da an Untertanen<br />
Englands. Die Kolonien wurden<br />
ausgebeutet und die Länder wurden<br />
so auch unselbstständig gemacht.<br />
Das ist dann auch der erste Schritt in<br />
die Armut gewesen.<br />
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