Automatisierung Umform - BFI.de
Automatisierung Umform - BFI.de
Automatisierung Umform - BFI.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Automatisierung</strong> <strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Allgemeines, Arbeitsgebiete, Projektbeispiele<br />
z<br />
0<br />
x
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Zielsetzung und Arbeitsbereich ................................................................................. 2<br />
2. Hauptansprechpartner und Mannschaft ................................................................... 4<br />
3. Einsatz mo<strong>de</strong>rner Regelungskonzepte zur Qualitätssicherung .............................. 5<br />
3.1 Mo<strong>de</strong>llprädiktives Regelkonzept .......................................................................................... 5<br />
3.2 Koordinierte Planheitsregelung für Kaltwalztan<strong>de</strong>mstraßen ................................................ 6<br />
3.3 Mo<strong>de</strong>llprädiktive Regelung <strong>de</strong>r Planheit in Warmbandstraßen ............................................ 8<br />
3.4 Integrierte Dicken- und Planheitsregelung ........................................................................... 9<br />
3.5 Mo<strong>de</strong>rne Regelung von Formschlussbiegemaschinen ...................................................... 11<br />
3.6 Lackschichtdickenregelung ................................................................................................ 12<br />
3.7 Badspiegelregelung beim Stranggießen ............................................................................ 13<br />
3.8 Analyse und Optimierung <strong>de</strong>r Performance von Regelkreisen zur Erhöhung <strong>de</strong>r<br />
Produktqualität und Reduzierung <strong>de</strong>s Energieverbrauches (CPM) ................................... 15<br />
4. Prozess- und Anlagenoptimierung .......................................................................... 16<br />
4.1 Prozess-Optimierungs-System (POS) ............................................................................... 16<br />
4.2 Verbesserung <strong>de</strong>r Planheit von Warmband ....................................................................... 17<br />
4.3 Minimierung <strong>de</strong>r Ertragsverluste durch Kantenabfall, Breitung und Formfehlern durch<br />
integrierte Regelung auf Basis von Software Sensoren und innovativer Aktuatorik in<br />
Kaltwalzwerken ................................................................................................................. 18<br />
4.4 Entwicklung einer teilautomatisierten Biegerichtmaschine für plattenförmige<br />
Blechbauteile als geregeltes mechatronisches System ..................................................... 19<br />
4.5 Innovative Werkstoffgeneration für Schneidwaren durch die zukunftsweisen<strong>de</strong><br />
Fertigungstechnologie Bandgießen (Bla<strong>de</strong>Strip) - Analyse und Optimierung <strong>de</strong>r<br />
Warmwalzstufe bzgl. Bandplanheit .................................................................................... 21<br />
5. Prozessstufenübergreifen<strong>de</strong> Steuerung und Optimierung ................................... 22<br />
5.1 Produktionsbegleiten<strong>de</strong> Ebenheitsvorhersage und Produktionsoptimierung zur<br />
Erreichung bestmöglicher En<strong>de</strong>benheiten von Grobblech ................................................. 22<br />
5.2 Koordinierte Führung <strong>de</strong>r Kaltwalz- und Verzinkungsprozesse für optimale<br />
Endplanheit und Zinkschichtdicke ...................................................................................... 23<br />
5.3 Optimierung <strong>de</strong>r metallurgischen Strukturen und mechanischen Eigenschaften durch<br />
Verbesserung <strong>de</strong>r Wärmebehandlungsprozesse mit Hilfe neuer Setup- und<br />
Regelungsmetho<strong>de</strong>n .......................................................................................................... 24<br />
5.4 Optimale Festigkeitsregelung durch individuelle Einstellung <strong>de</strong>r Kühlstrecke in<br />
Warmbandwalzwerken basierend auf Mo<strong>de</strong>llprädikation und Online-Messung <strong>de</strong>r<br />
Festigkeit ................................................................................................................. 25<br />
5.5 Prozessstufenübergreifen<strong>de</strong> integrierte Planheits- und Festigkeitsregelung. .................... 26<br />
5.6 Qualitätsbasiertes Planungsassistenzsystem für E<strong>de</strong>lstahlwerke ..................................... 28<br />
5.7 Prädikative Berechnung <strong>de</strong>r Nutzguttemperatur von Langprodukten für das<br />
Warmwalzen ................................................................................................................. 29<br />
6. Anlagenüberwachung und Fehlerdiagnose ............................................................ 30<br />
6.1 Ursachendiagnose und Vermeidung von periodischen Bandfehlern und<br />
Schwingungen in Walzanlagen .......................................................................................... 30<br />
6.2 Performancebewertung und -verbesserung von Regelungen in Walz- und<br />
Verzinkungsanlagen........................................................................................................... 39<br />
6.3 Softsensor Technologie - Objekterkennung auf <strong>de</strong>r Basis von Bild- bzw.<br />
Vi<strong>de</strong>oauswertungen ........................................................................................................... 44<br />
7. Ausgewählte Forschungsvorhaben ........................................................................ 45<br />
8. Mitarbeiter und Kontaktdaten .................................................................................. 47<br />
1 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
1. Zielsetzung und Arbeitsbereich<br />
Die Abteilung <strong>Automatisierung</strong> <strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen leistet ihren Beitrag zur<br />
Steigerung <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit seiner industriellen Kun<strong>de</strong>n<br />
durch die Entwicklung und <strong>de</strong>n betrieblichen Einsatz mo<strong>de</strong>rnster Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r <strong>Automatisierung</strong>stechnik.<br />
Hierzu zählen insbeson<strong>de</strong>re:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Ereignisdiskrete & kontinuierliche Steuerungs- und Regelungssysteme für Einzelanlagen<br />
(mo<strong>de</strong>llprädiktive Mehrgrößenregelung, robuste Regelung, automatische Rekonfiguration<br />
von Regelkreisen, Automatische und selbstlernen<strong>de</strong> Setup-Systeme,<br />
etc.)<br />
Prozessstufenübergreifen<strong>de</strong> Regelungssysteme zur Optimierung <strong>de</strong>r Produktqualitätsgrößen<br />
(Materialeigenschaften, Banddicke, Bandplanheit)<br />
Performancebewertung von Regelkreisen (Control Performance Monitoring) und Zuverlässigkeitsanalyse<br />
von <strong>Automatisierung</strong>skonzepten<br />
Automatische und online-fähige Diagnosesysteme<br />
Prozessführungs- und Produktionsplanungssysteme<br />
<br />
Entwicklung von Softsensoren und onlinefähigen Prozessmo<strong>de</strong>llen als Grundlage für<br />
<strong>Automatisierung</strong>slösungen<br />
Wesentliche Ziele für <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>r obigen Metho<strong>de</strong>n sind die Steigerung <strong>de</strong>r Produktivität,<br />
die Verbesserung <strong>de</strong>r Produktqualität und sowie die Schonung <strong>de</strong>r für die Produktion<br />
erfor<strong>de</strong>rlichen Ressourcen (Rohmaterial, Wasser, Energie, etc.). Die Abteilung unterstützt<br />
darüber hinaus auch seine Kun<strong>de</strong>n, sowie Nachbarabteilungen <strong>de</strong>s Instituts durch die Entwicklung<br />
und Bereitstellung mo<strong>de</strong>rnster Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r <strong>Automatisierung</strong>stechnik für an<strong>de</strong>re<br />
technologische Bereiche <strong>de</strong>r Produktion.<br />
Beispiele für bereits realisierte Anwendungen und laufen<strong>de</strong> Projekte sind:<br />
Produktionsplanung<br />
<br />
<br />
Öfen<br />
<br />
<br />
Qualitätsbasiertes Produktionsplanungsassistenzsysteme für die Prozesskette<br />
Kaltwalzen, Durchlaufglühen, Dressieren<br />
Agentenbasierte <strong>Automatisierung</strong>s- und Plannungssysteme; <strong>de</strong>zentrale Regelungen<br />
Ofenführungssystem 2.0 (Stückguttemperaturregelung, Mehrgrößenregelung)<br />
BRAMMPOS, Automatische Brammenpositionsermittlung in Wie<strong>de</strong>rerwärmungsöfen<br />
auf Basis von Vi<strong>de</strong>osignalen<br />
Warmwalzwerke<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Planheitsregelung<br />
Echtzeitberechnung <strong>de</strong>r Materialeigenschaften,<br />
Kühlstreckenregelung<br />
o Temperaturregelung<br />
o Eigenschafts- und Planheitsoptimierung<br />
Bandsäbelregelung<br />
2 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Kaltwalzwerke<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Integrierte Dicken- und Planheitsregelung<br />
POS (Stichplanberechnung + Gerüstvoreinstellung)<br />
o Kaltwalzen bis 0.1mm, Folienwalzen in Arbeit<br />
o Hartmetallwalzen<br />
Automatische Passlinepositionierung<br />
Optimierung <strong>de</strong>r Oberflächenqualität (Diagonalwellen, Hitzewellen)<br />
Profilwalzwerke<br />
<br />
<br />
Beize<br />
<br />
<br />
Assistenzsystem zum Störungsmanagement<br />
(Störung -> Echtzeittemperaturberechnung <strong>de</strong>s Profils -> Entscheidung ob das Profil<br />
noch weitergewalzt wer<strong>de</strong>n kann)<br />
Echtzeitberechnung <strong>de</strong>r Materialeigenschaften<br />
Formschlussbiegemaschinenregelung (Querbogen, Planheit)<br />
o Eintauchtiefenregelung<br />
o Streckgradregelung<br />
Festigkeitssoftsensor für Formschlussbiegemaschinen und Streckbiegerichter<br />
Prozessstufenübergreifen<strong>de</strong> Optimierung<br />
<br />
Prozessstufenübergreifen<strong>de</strong> Qualitätsregelung<br />
o Materialeigenschaften, Bandplanheit<br />
o Quer- /Längsbogenregelung <strong>de</strong>s Ban<strong>de</strong>s über Passlineverstellung beim<br />
Kaltwalzen<br />
Beschichtungsregelung<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
CPM<br />
<br />
<br />
<br />
Diagnose<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Feuerverzinkungsregelung<br />
Galvanealingregelung<br />
Elektrolytische Verzinkung<br />
Beschichtungsregelung<br />
Performanceanalyse<br />
Ursachenanalyse<br />
Automatisches Reglertuning<br />
Automatische Schwingungsdiagnose KOPF<br />
Optische Erkennung von Zun<strong>de</strong>r auf heißen Brammen<br />
Energiemonitoring beim Warmwalzen von Profilen<br />
Beobachterauslegung für traversieren<strong>de</strong> Messsysteme, Rekonstruktion <strong>de</strong>r<br />
vollständigen Messinformation<br />
3 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
2. Hauptansprechpartner und Mannschaft<br />
Die Abteilung <strong>Automatisierung</strong> für <strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen bietet technische Beratungen zur<br />
Optimierung von <strong>Automatisierung</strong>ssystemen in <strong>de</strong>r stahlverarbeiten<strong>de</strong>n Industrie an. Unser Team besteht<br />
aus Experten mit Kompetenzen, unter an<strong>de</strong>rem aus <strong>de</strong>n Bereichen <strong>de</strong>r Regelungstechnik, <strong>de</strong>r<br />
Steuerungstechnik, <strong>de</strong>r industriellen anlagenübergreifen<strong>de</strong>n Automation, <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llbildung physikalischer<br />
Vorgänge, sowie <strong>de</strong>r Entwicklung von individuellen Anlagensimulationen und allgemein <strong>de</strong>r Entwicklung<br />
industrieller Softwarelösungen. Wir verfügen <strong>BFI</strong> intern über weiteres Fachpersonal aus<br />
sämtlichen, für die Stahlindustrie relevanten Fachbereichen und können somit individuelle Expertenteams<br />
aus Technologie und <strong>Automatisierung</strong>stechnik zusammenstellen. Darüber hinaus beraten wir<br />
Sie gerne zur Forschungsför<strong>de</strong>rung.<br />
Bitte sprechen Sie uns an, wir kommen gerne zu einer fachlichen Diskussion in Ihren Betrieb!<br />
Dr.-Ing. Jan Polzer, Dipl.-Math.<br />
Abteilungsleiter <strong>Automatisierung</strong> <strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Fachbereich Mess- und <strong>Automatisierung</strong>stechnik<br />
Mannschaft<br />
8 Mitarbeiter, davon 6 mit Hochschulausbildung<br />
Zusätzlich Diploman<strong>de</strong>n<br />
Dr. Jan Polzer, Dipl.-Math.<br />
Abteilungsleiter <strong>Automatisierung</strong> <strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Tel.: 0211/6707-241<br />
E-Mail: jan.polzer@bfi.<strong>de</strong><br />
Joachim Denker, Dipl.-Ing.<br />
Tel.: 0211/6707-242<br />
Bernd Gröpper, M.Sc.<br />
Tel.: 0211/6707-237<br />
Roger Lathe<br />
Tel.: 0211/6707-204<br />
Detlef Sonnenschein<br />
Tel.: 0211/6707-373<br />
Martina Thormann, Dipl.-Ing.<br />
Tel.: 0211/6707-978<br />
Dr. Andreas Wolff, Dipl.-Ing.<br />
Tel.: 0211/6707-250<br />
Dr. Dirk Zan<strong>de</strong>r, Dipl.-Ing.<br />
Tel.: 0211/6707-330<br />
E-Mail: joachim.<strong>de</strong>nker@bfi.<strong>de</strong><br />
E-Mail: bernd.groepper@bfi.<strong>de</strong><br />
E-Mail: roger.lathe@bfi.<strong>de</strong><br />
E-Mail: <strong>de</strong>tlef.sonnenschein@bfi.<strong>de</strong><br />
E-Mail: martina.thormann@bfi.<strong>de</strong><br />
E-Mail: andreas.wolff@bfi.<strong>de</strong><br />
E-Mail: dirk.zan<strong>de</strong>r@bfi.<strong>de</strong><br />
4 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
3. Einsatz mo<strong>de</strong>rner Regelungskonzepte zur Qualitätssicherung<br />
Ansprechpartner: Dr. Andreas Wolff, Dr. Jan Polzer<br />
Der Einsatz mo<strong>de</strong>rner Regelungskonzepte ist ein effektiver und wirtschaftlicher Weg, um die<br />
Potentiale von Produktionsanlagen <strong>de</strong>r Stahlindustrie besser auszuschöpfen.<br />
Die folgen<strong>de</strong>n Beispiele sollen dies <strong>de</strong>monstrieren. Kernpunkte aller dieser Ansätze sind:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
mo<strong>de</strong>llbasierte Berechnung von nicht messbaren o<strong>de</strong>r nicht zeitrichtig gemessenen Störund<br />
Regelgrößen,<br />
fortlaufen<strong>de</strong> Anpassung <strong>de</strong>r eingesetzten Mo<strong>de</strong>lle an die Wirklichkeit <strong>de</strong>s meßtechnisch<br />
erfassten Prozesses,<br />
Berücksichtigung <strong>de</strong>r gegenseitigen Abhängigkeiten (z.B. zwischen Dicke und Planheit),<br />
Regelentscheidungen auf Basis einer Voraussage (Prädiktion in die Zukunft): Was wäre<br />
wenn, und welcher Regeleingriff ist damit für das künftige Ergebnis optimal.<br />
3.1 Mo<strong>de</strong>llprädiktives Regelkonzept<br />
Die regelungstechnische Plattform für diese Ansätze ist das Konzept einer mo<strong>de</strong>llprädiktiven<br />
Regelung, das am Beispiel einer patentierten Planheitsregelung (Bild 3.1) erläutert wird.<br />
Bild 3.1: Mo<strong>de</strong>llprädiktive Regelung am Beispiel <strong>de</strong>r Planheit beim Warmwalzen<br />
5 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Mit <strong>de</strong>m Prozessmo<strong>de</strong>ll wird die Planheit am letzten Gerüst einer Warmbreitbandstrasse,<br />
d.h. am Ort und zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Entstehung, berechnet. Das Totzeitmo<strong>de</strong>ll dient zur<br />
Kompensation <strong>de</strong>r Bandstellen-Laufzeit bis zur messtechnischen Überprüfung durch das<br />
Planheitsmesssystem (hier das von <strong>BFI</strong> und TKS entwickelte und von IMS vertriebene<br />
TopPlan ® ). Damit ist ein unmittelbarer Vergleich zwischen errechneter und gemessener<br />
Planheit und eine fortlaufen<strong>de</strong> Anpassung <strong>de</strong>s Prozessmo<strong>de</strong>lls an die Produktionswirklichkeit<br />
möglich.<br />
Die aktuelle (berechnete und korrigierte) Planheitskurve wird mit <strong>de</strong>r Sollkurve verglichen –<br />
und geeignet zerlegt – <strong>de</strong>m Regler zugeführt. Dieser legt die Stellgrößenwerte, z. B. <strong>de</strong>n<br />
Arbeitswalzen-Biegedruck, über eine Vorausberechnung <strong>de</strong>r Planheit für alle möglichen Abfolgen<br />
von Stelleingriffen in einem festgelegten Zeithorizont und durch Wahl <strong>de</strong>s danach<br />
optimalen Stelleingriffs für <strong>de</strong>n nächsten Zeitschritt fest.<br />
Die Vorteile einer mo<strong>de</strong>llprädiktiven Regelung lassen sich in folgen<strong>de</strong>n Aussagen zusammenfassen:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Intuitives Konzept<br />
Explizite Kompensation von dominanten Totzeiten und dadurch Verkürzung <strong>de</strong>r<br />
Bandmeter außerhalb <strong>de</strong>r Tolerenz, insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n dynamischen Phasen<br />
Berücksichtigung von Beschränkungen bereits in <strong>de</strong>r Entwurfsphase<br />
Transparente und einfache Reglereinstellung durch wenige Tuningparameter<br />
Einfache Integration von Vorsteuerungen und Störgrößenaufschaltungen (z.B.<br />
Walzkraftkompensation, Vorsteuerung einlaufen<strong>de</strong>r Fehler).<br />
3.2 Koordinierte Planheitsregelung für Kaltwalztan<strong>de</strong>mstraßen<br />
Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Qualitätsmerkmale von erzeugtem Kaltband sind das Dickenquerprofil über<br />
<strong>de</strong>r Bandlänge, die Bandplanheit und die im Band verbleiben<strong>de</strong>n Restspannungen. Während<br />
eine möglichst gleichmäßige Banddicke über <strong>de</strong>r Breite für die Weiterverarbeitung zu Spalto<strong>de</strong>r<br />
Schmalband von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung ist, sind gute Planheit und geringe<br />
Restspannungen Voraussetzung für alle folgen<strong>de</strong>n Verarbeitungsschritte und<br />
Folgeprodukte. Diese Qualitätsmerkmale sind untereinan<strong>de</strong>r stark korreliert und von <strong>de</strong>n<br />
Eigenschaften <strong>de</strong>s einlaufen<strong>de</strong>n Ban<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Prozesseinwirkungen<br />
während <strong>de</strong>s Walzens abhängig.<br />
Zur Erzielung einer ausreichen<strong>de</strong>n Bandplanheit bei gleichzeitig minimalen<br />
Bandrestspannungen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb an einer viergerüstigen Kaltwalz-Tan<strong>de</strong>mstraße die<br />
Strategie verfolgt, die an <strong>de</strong>r Beize gewonnenen bandlängenbezogenen Informationen über<br />
das Banddickenquerprofil <strong>de</strong>s einlaufen<strong>de</strong>n Warmban<strong>de</strong>s zur dynamischen Regelung <strong>de</strong>r<br />
vorhan<strong>de</strong>nen Stellgrößen auszunutzen, Walzkraftän<strong>de</strong>rungen zu kompensieren und eine<br />
mo<strong>de</strong>llprädiktive Planheitsregelung am vierten Gerüst zu installieren. Die Kombination dieser<br />
Regelungsmaßnahmen zu einer koordinierten Planheitsregelung (Bild 3.2) ist für diese<br />
Tan<strong>de</strong>mstraße implementiert und Anfang 2006 installiert wor<strong>de</strong>n. Seit<strong>de</strong>m ist die <strong>BFI</strong>-<br />
Planheitsregelung als Teil eines neuen <strong>Automatisierung</strong>ssystems (Bild 3.3) einwandfrei in<br />
Betrieb und gewährleistet beste Planheitstoleranzen im Bereich von 4–7 IU. Ein typisches<br />
Planheitsergebnis ist in Bild 3.4 zu sehen.<br />
6 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Bild 3.2: Blockdiagramm <strong>de</strong>r koordinierten Planheitsregelung für Tan<strong>de</strong>mstraßen<br />
Bild 3.3: Bedien- und Visualisierungsmaske <strong>de</strong>r <strong>BFI</strong> Planheitsregelung für eine<br />
Kaltwalztan<strong>de</strong>mstraße<br />
7 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Bild 3.4: Typisches Ergebnis <strong>de</strong>r koordinierten <strong>BFI</strong>-Planheitsregelung<br />
3.3 Mo<strong>de</strong>llprädiktive Regelung <strong>de</strong>r Planheit in Warmbandstraßen<br />
Ansprechpartner: Dr. Jan Polzer<br />
Die Bandplanheit stellt eines <strong>de</strong>r wichtigsten Qualitätsmerkmale <strong>de</strong>r gewalzten Erzeugnisse<br />
in Warmbandstraßen. Beim betrachteten Walzprozess han<strong>de</strong>lt es sich um ein<br />
totzeitbehaftetes und zum Teil stark gestörtes Mehrgrößensystem, was eine geeignete<br />
Regelungsstrategie erfor<strong>de</strong>rt.<br />
Das <strong>BFI</strong> hat ein mo<strong>de</strong>llprädiktives Planheitsregelsystem für Warmbandstraßen entwickelt.<br />
Kern <strong>de</strong>s Systems ist ein Internal-Mo<strong>de</strong>l-Control-Ansatz, <strong>de</strong>r eine Kompensation <strong>de</strong>r<br />
geschwindigkeitsabhängigen Totzeit und eine Anpassung <strong>de</strong>r Reglerverstärkungen in<br />
Abhängigkeit <strong>de</strong>r Ban<strong>de</strong>igenschaften ermöglicht. Nach einer Erprobungsphase wur<strong>de</strong> das<br />
System in das <strong>Automatisierung</strong>ssystems einer Warmbreitbandstraße eines <strong>de</strong>utschen<br />
Anlagenbetreibers integriert (Bild 3.5).<br />
Die bisherigen Betriebsergebnisse ver<strong>de</strong>utlichen die Eignung <strong>de</strong>r Regelung zur Erzielung<br />
bester Planheitsqualität <strong>de</strong>r gewalzten Warmbän<strong>de</strong>r. Die Regelung läuft zuverlässig auf<br />
einem LabVIEW-PC mit Schnittsetellen zum TopPlan-Messsystem (Versorgung mit aktuellen<br />
Planheitsdaten), zum Level 1 (Online-Eingriff auf die Stellglie<strong>de</strong>r Walzenbiegung und<br />
Walzenschwenkung) und zum Prozessrechner (Versorgung mit aktuellen Banddaten).<br />
8 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Bild 3.5: <strong>BFI</strong>-Planheitsregelsystem an einer Warmbreitbandstraße<br />
3.4 Integrierte Dicken- und Planheitsregelung<br />
Ansprechpartner: Dr. Jan Polzer<br />
Im allgemeinen erfolgt die Regelung <strong>de</strong>r Banddicke und <strong>de</strong>r Bandplanheit bei Sendzimir-<br />
Gerüsten durch getrennte Regelkreise. Dabei wer<strong>de</strong>n die Querkopplungen, die zwischen<br />
Dicke- und Planheit herrschen, nicht berücksichtigt. Aufgrund <strong>de</strong>r Querkoppelung kommt es<br />
jedoch (insbeson<strong>de</strong>re bei dünnen Bän<strong>de</strong>rn) zu einer Interaktion <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Regelkreise. Dies<br />
kann zu erheblichen Qualitätsverschlechterungen führen, d.h. die vom Kun<strong>de</strong>n<br />
vorgeschriebene Dickentoleranz o<strong>de</strong>r die gewünschte Planheit wer<strong>de</strong>n ggf. verletzt. Um die<br />
Auswirkung <strong>de</strong>r Querkopplungen zu reduzieren, wird meist die Planheitsregelung weniger<br />
scharf (d.h. langsam) eingestellt. Im Falle von schnell verän<strong>de</strong>rlichen Planheitsfehlern ist mit<br />
diesem Ansatz allerdings die erreichbare Planheitsgüte stark eingeschränkt.<br />
Das <strong>BFI</strong> hat gemeinsam mit einem Anlagenbetreiber und einem Mess- und<br />
Regelungstechnik-Lieferanten im Rahmen eines RFCS-Projektes eine neue, integrierte<br />
Dicken- und Planheitsregelung entwickelt und auf einer industriellen<br />
<strong>Automatisierung</strong>splattform implementiert (Bild 3.6). Das System basiert auf einem<br />
umfassen<strong>de</strong>n Reglerentwurf, <strong>de</strong>r die Querkopplungen berücksichtigt und kompensiert. Dazu<br />
sind physikalisch basierte Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>s Gerüstes im Regler implementiert, welche die<br />
Querkopplungen und das Gerüstverhalten vorhersagen. Der Einsatz <strong>de</strong>r Regelung an einem<br />
Sendzimir-Gerüst eines <strong>de</strong>utschen Anlagenbetreibers zeigt, dass alle Stellglie<strong>de</strong>r mit<br />
9 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
maximaler Geschwindigkeit von <strong>de</strong>r Regelung betätigt wer<strong>de</strong>n dürfen, ohne dass (wie<br />
bisher) negative Auswirkungen auf die jeweils an<strong>de</strong>re Qualitätsgröße auftreten (Bild 3.7). Es<br />
gibt somit keine querkopplungsbedingten Performanceeinbußen mehr. Seit 2008 läuft die<br />
integrierte Dicken- und Planheitsregelung an <strong>de</strong>r genannten Walzanlage zur großen<br />
Zufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>s Anlagenbetreibers.<br />
Bild 3.6: Konzept <strong>de</strong>r integrierten Dicken- und Planheitsregelung<br />
Bild 3.7: <strong>BFI</strong>-System zur integrierten Dicken- und Planheitsregelung<br />
10 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
3.5 Mo<strong>de</strong>rne Regelung von Formschlussbiegemaschinen<br />
Ansprechpartner: Dr. Jan Polzer<br />
Bei <strong>de</strong>r Herstellung von Stahlband ist die Bandform ein wichtiges Qualitätsmerkmal.<br />
Streckbiegerichter können vorhan<strong>de</strong>ne Planheitsfehler durch plastische Streckung <strong>de</strong>s<br />
Ban<strong>de</strong>s wirkungsvoll eliminieren. Eine neue vielversprechen<strong>de</strong> Alternative zu klassischen<br />
Streckbiegerichtern ist die Formschlussbiegemaschine. Bei geringeren Bandzügen kann die<br />
geregelte Formschlussbiegemaschine <strong>de</strong>utlich größere Streckgra<strong>de</strong> erzielen und somit<br />
beachtlich stärkere Planheits- und Querbogenfehler effizient entfernen. Darüber hinaus spart<br />
<strong>de</strong>r Einsatz einer Formschlussbiegemaschine, im Vergleich zu klassischen<br />
Streckbiegerichtern, erhebliche Mengen an Energie ein.<br />
Bei einem <strong>de</strong>utschen Anlagenbetreiber führte <strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong> Anteil an immer höherfesten<br />
Stahlsorten dazu, dass die Antriebe <strong>de</strong>r S-Rollen nicht mehr ausreichten, um die für die<br />
Erzielung <strong>de</strong>r gefor<strong>de</strong>rten Planheitswerte notwendigen Zugspannungen zu erzeugen. Anstatt<br />
die bestehen<strong>de</strong> Streckbiegemaschine durch zusätzliche S-Rollen zu erweitern, kam, die<br />
neue Formschlussbiegetechnik zum Einsatz. Diese Lösung ermöglicht neben <strong>de</strong>r Regelung<br />
<strong>de</strong>r Planheit auch die Regelung <strong>de</strong>r Querbogigkeit. Durch die neuen Möglichkeiten <strong>de</strong>r<br />
Formschlussbiegemaschine wur<strong>de</strong> intern das Produktspektrum welches über diese Anlage<br />
läuft <strong>de</strong>utliche erweitert.<br />
Beim Reglerentwurf für die Formschlussbiegemaschine sind die Querkopplungen zwischen<br />
<strong>de</strong>r Eindringtiefe <strong>de</strong>r Biegerollen, <strong>de</strong>m Bandzug, <strong>de</strong>r Stromaufnahme, <strong>de</strong>m Bandstreckgrad<br />
und <strong>de</strong>r Bandplanheit bzw. <strong>de</strong>m Bandquerbogen zu berücksichtigen.<br />
Bild 3.8: <strong>BFI</strong>-System zur Planheits- und Querbogenregelung an Formschlussmaschinen<br />
11 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Die von <strong>BFI</strong> an <strong>de</strong>r oben genannten Anlage implementierte Regelung <strong>de</strong>r Formschlussbiegemaschine<br />
(Bild 3.8) erreicht:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Energieeinsparungen durch niedrigere Bandzüge mittels einer optimalen Anstellung<br />
<strong>de</strong>r Formschlussbiegemaschine,<br />
Sicherstellung eines stabilen Produktionsprozesses für das gesamt Produktspektrum,<br />
auch bei extremen Sprüngen in <strong>de</strong>r Festigkeit,<br />
Regelung <strong>de</strong>s Querbogens und<br />
Eliminierung von Planheitsfehlern.<br />
3.6 Lackschichtdickenregelung<br />
Ansprechpartner: Dr. Andreas Wolff<br />
Oberflächenvere<strong>de</strong>lung hat einen hohen Stellenwert in <strong>de</strong>r Metallverarbeitungsindustrie.<br />
Feuerverzinkte Bän<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n auf bei<strong>de</strong>n Seiten mit einem o<strong>de</strong>r mehreren Lackschichten<br />
versehen, um <strong>de</strong>m Band die gewünschten Eigenschaften (z.B. Farbe und<br />
Korrosionswi<strong>de</strong>rstand) zu verleihen. Diese wer<strong>de</strong>n anschließend zu Waschmaschinen,<br />
Schaltschränken, Autoteilen usw. weiterverarbeitet. Dies stellt beson<strong>de</strong>re Anfor<strong>de</strong>rungen an<br />
die verwen<strong>de</strong>ten Lacke hinsichtlich Haftungseigenschaften auf <strong>de</strong>m verzinkten Band,<br />
Wie<strong>de</strong>rstandsfähigkeit gegen Umwelteinflüsse und farbliches Aussehen. Neben an<strong>de</strong>ren<br />
Parametern ist die Gleichmäßigkeit <strong>de</strong>r Lackschichtdicke über <strong>de</strong>r Länge und <strong>de</strong>r Breite <strong>de</strong>s<br />
Ban<strong>de</strong>s eine bestimmen<strong>de</strong> Größe.<br />
<strong>BFI</strong> hat ein neues automatisches Regelsystem für Lackbeschichtungsanlagen entwickelt.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r zeitabhängigen Totzeit zwischen <strong>de</strong>r Trockenschichtmessung und <strong>de</strong>r<br />
Nassschichtmessung wur<strong>de</strong> eine Mehrgrößenkaska<strong>de</strong>nregelung basierend auf das Internal-<br />
Mo<strong>de</strong>l-Control-Prinzip implementiert (Bild 3.9). Zur Berücksichtigung <strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />
Betriebsbedingungen (Lacksorte, Verschleiß) wer<strong>de</strong>n die Reglerverstärkungen mit Hilfe<br />
eines robusten Gain-Scheduling-Verfahrens (d.h. einer Verstärkungsumschaltungsstrategie)<br />
adaptiert.<br />
Bild 3.9: Struktur <strong>de</strong>r Lackschichtdickenregelung<br />
12 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Durch diese verbesserte Regelung kann eine erhebliche Reduzierung <strong>de</strong>r<br />
Lackschichtdickenschwankungen gegenüber <strong>de</strong>m Handbetrieb und damit eine <strong>de</strong>utliche<br />
Senkung <strong>de</strong>s Lackverbrauchs erreicht wer<strong>de</strong>n Bild 3.10. <strong>de</strong>monstriert eindrucksvoll, welche<br />
Ergebnisverbesserung mit <strong>de</strong>m in 2003 an einer Lackierstraße realisierten mo<strong>de</strong>rnen Regelungskonzept<br />
zu erzielen ist.<br />
Bild 3.10: Ergebnisverbesserung durch die neue Lackschichtendickenregelung<br />
3.7 Badspiegelregelung beim Stranggießen<br />
Ansprechpartner: Dr. Andreas Wolff, Detlef Sonnenschein, Dr. Jan Polzer<br />
Die Badspiegelkonstanz ist beim Stranggießen eine wesentliche Voraussetzung für eine<br />
gute Oberflachenqualität <strong>de</strong>s Stranggussproduktes. Dazu sind insbeson<strong>de</strong>re Badspiegelschwankungen,<br />
die durch Giesspiegelschwingungen entstehen, regelungstechnisch zu<br />
bekämpfen.<br />
Ziel von Untersuchungen <strong>de</strong>s <strong>BFI</strong> war es daher, die durch Bulging-Effekte hervorgerufenen<br />
Giesspiegelschwingungen mit einer verbesserten Badspiegelregelung signifikant zu<br />
verringern. Ein in eine Simulationsumgebung implementiertes Bulging-Mo<strong>de</strong>ll lieferte die<br />
Basis für die Analyse <strong>de</strong>r Eignung heutiger Badspiegelregelungen. Anschließend wur<strong>de</strong> eine<br />
verbesserte Regelungsstrategie (Bild 3.11) mit integriertem Bulging-Kompensationsmodul<br />
entwickelt und in Simulationsstudien mit Messdaten getestet. Das Antibulgingsystem (Bild<br />
3.12) wur<strong>de</strong> in das <strong>Automatisierung</strong>ssystem <strong>de</strong>s Anlagenbetreibers integriert und getestet.<br />
Mit <strong>de</strong>m System konnten Bulgingoszillationen erheblich reduziert wer<strong>de</strong>n.<br />
13 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Bild 3.11: Konzept einer mo<strong>de</strong>llprädiltiven Bandspiegelregelung<br />
Bild 3.12: Bedien- und Visualisierungsmaske <strong>de</strong>s <strong>BFI</strong> Antibulgingsystems<br />
14 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
3.8 Analyse und Optimierung <strong>de</strong>r Performance von Regelkreisen zur<br />
Erhöhung <strong>de</strong>r Produktqualität und Reduzierung <strong>de</strong>s Energieverbrauches<br />
(CPM)<br />
Ansprechpartner: Dr. Andreas Wolff, Dr. Jan Polzer<br />
Das Potential von Produktionsanlagen lässt sich häufig durch optimierte Regelungen<br />
erschließen. Dazu bietet sich die fortlaufen<strong>de</strong> Überwachung und Beurteilung <strong>de</strong>r<br />
Performance <strong>de</strong>r eingesetzten Regler. Durch eine Parameternachstellung <strong>de</strong>r Basis- und <strong>de</strong>r<br />
Prozessregelungen lassen sich als Erfahrungswert zwischen 10 und 30% Verbesserung<br />
erreichen. Auf Basis von Benchmarks (d.h. optimal eingestellten Regelkreisen) können auch<br />
wirtschaftlich abgesicherte Entscheidungen über die Einführung neuer Reglerstrukturen (z.<br />
B. mo<strong>de</strong>llprädiktive Regelungen) getroffen wer<strong>de</strong>n (Bild 3.13). Das <strong>BFI</strong> verfügt über<br />
Verfahren und Werkzeuge zur Regelkreisüberwachung (Control Performance Monitoring),<br />
mit <strong>de</strong>nen die Bewertungen <strong>de</strong>r Regelgüten für gelieferte Stichproben von Daten ermittelt<br />
wer<strong>de</strong>n. Daraus können Vorschläge zur Verbesserung <strong>de</strong>r Reglerperformance erarbeitet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Bild 3.13: Prozedur zur datenbasierten Analyse und Optimierung <strong>de</strong>r Performance von<br />
Regelkreisen<br />
Mit dieser Vorgehensweise wur<strong>de</strong>n bereits Performanceanalysen von Dicken- und<br />
Planheitsregelungen in Kaltwalztan<strong>de</strong>m- und Dressierstraßen, von Temperaturregelungen in<br />
Glühlinien und Kühlstrecken und von einer Treiberregelung durchgeführt. Die<br />
vorgeschlagenen Verbesserungsmaßnahmen wur<strong>de</strong>n z.T. umgesetzt und führten zu<br />
Qualitätserhöhungen und Energieeinsparungen an <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Anlagen.<br />
15 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
4. Prozess- und Anlagenoptimierung<br />
4.1 Prozess-Optimierungs-System (POS)<br />
Ansprechpartner: Roger Lathe, Martina Thormann, Dr. Jan Polzer,<br />
Das vom <strong>BFI</strong> entwickelte Prozess – Optimierungs – System (POS) war eines <strong>de</strong>r ersten an<br />
einem 20 – Rollen – Walzwerk installierten Systeme dieser Art (Bild 4.1). Bestandteile<br />
dieses Systems sind eine On-Line Stichplanoptimierung und eine automatische<br />
Gerüstvoreinstellung für die Bandplanheit und die Banddicke für je<strong>de</strong>n Stich. Eine<br />
Voreinstellung <strong>de</strong>r Bandplanheit für <strong>de</strong>n ersten Stich ist auch ohne Kenntnis <strong>de</strong>s<br />
Warmbandprofils möglich.<br />
Bild 4.1: On-Line Stichplanoptimierung für ein 20 – Rollen – Walzwerk<br />
Durch <strong>de</strong>n Einsatz einer On-Line Stichplanoptimierung an einem mo<strong>de</strong>rnen 20–Rollen–<br />
Walzwerk wur<strong>de</strong> eine Durchsatzsteigerung von 6% bis 8% erreicht. Mit Hilfe <strong>de</strong>r<br />
automatischen Gerüstvoreinstellung konnte für die Planheit und die Dicke <strong>de</strong>s Ban<strong>de</strong>s<br />
bereits zu Stichbeginn eine gute Übereinstimmung zwischen Ist- und Sollwerten erzielt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Stichplanoptimierung<br />
Eigenschaften <strong>de</strong>r <strong>BFI</strong> Stichplanoptimierung:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Minimierung Anzahl Stiche und Gesamtwalzzeit,<br />
Berechnung Stichfolge, Bandzüge, Bandgeschwindigkeiten und Kühlmittelmengen,<br />
Optimierung <strong>de</strong>r Walzkraft- und Temperaturverteilung,<br />
Interaktive Bedienung durch Walzer,<br />
Automatische Anpassung <strong>de</strong>r Berechnungsparameter.<br />
Die ermittelte Verkürzung <strong>de</strong>r Walzzeit lag bei <strong>de</strong>n untersuchten Bän<strong>de</strong>rn zwischen 8% und<br />
36%. Diese Werte beziehen sich auf die reine Walzzeit ohne Berücksichtigung von<br />
Nebenzeiten. Unter Berücksichtigung aller Nebenzeiten ergab sich eine Durchsatzsteigerung<br />
von durchschnittlich 6% bis 8%.<br />
Ein weiterer wesentlicher Vorteil ergab sich aus <strong>de</strong>r Vergleichmäßigung <strong>de</strong>r dabei erzielten<br />
hohen Qualität <strong>de</strong>r gefertigten Bän<strong>de</strong>r.<br />
16 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Voreinstellung <strong>de</strong>r Banddicke<br />
Die gute Wirksamkeit <strong>de</strong>r Voreinstellung <strong>de</strong>r Banddicke zeichnet sich durch die sehr geringe<br />
Abweichung zwischen Ist- und Solldicke aus, die sich unmittelbar zu Stichbeginn bei <strong>de</strong>n<br />
untersuchten Bän<strong>de</strong>rn ergeben hatte.<br />
Die mittlere Abweichung von <strong>de</strong>r Solldicke betrug zu Stichbeginn 0,8%. Dieses sehr gute Ergebnis<br />
muss im Verhältnis zu <strong>de</strong>r üblichen Dickenabweichung über <strong>de</strong>r Bandbreite gesehen wer<strong>de</strong>n, die ca.<br />
1% bis 2% beträgt. Die Daten basieren auf einer Auswertung von 140 Bän<strong>de</strong>rn.<br />
Voreinstellung <strong>de</strong>r Bandplanheit<br />
Im Hinblick auf die Bandplanheit führte die Gerüstvoreinstellung ebenfalls zu guten<br />
Ergebnissen. Die vorausberechnete Bandplanheit und die gemessene Planheit ergaben zu<br />
Stichbeginn eine sehr gute Übereinstimmung. Dies zeigte sich beson<strong>de</strong>rs dadurch, dass<br />
nach <strong>de</strong>r Aktivierung <strong>de</strong>r Planheitsregelung nur sehr geringfügige Regeleingriffe zur<br />
Korrektur <strong>de</strong>r Bandplanheit erfor<strong>de</strong>rlich waren. Das Ergebnis gewinnt noch zusätzlich an<br />
Be<strong>de</strong>utung, wenn berücksichtigt wird, dass diese Daten während <strong>de</strong>s ersten Stichs ermittelt<br />
wur<strong>de</strong>n, zu einem Zeitpunkt also, bei <strong>de</strong>m für dieses Band noch keine gemessenen Daten<br />
von vorhergehen<strong>de</strong>n Stichen vorlagen.<br />
Eine Auswertung <strong>de</strong>r Planheitsabweichung von <strong>de</strong>r Soll- Planheit ergab in <strong>de</strong>n meisten<br />
Fällen zu Stichbeginn <strong>de</strong>s ersten Stiches einen Wert von kleiner 75 µm/m (7,5 I-Units).<br />
Die Daten wur<strong>de</strong>n zu einem Zeitpunkt erfasst, bei <strong>de</strong>m die Planheitsregelung noch nicht<br />
aktiv war und die Bandplanheit sich ausschließlich durch die Gerüstvoreinstellung ergab.<br />
Auch diese Daten basieren auf einer Auswertung von 140 Bän<strong>de</strong>rn<br />
Vorteile <strong>de</strong>s Prozess-Optimierungs-Systems<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Reduzierung <strong>de</strong>r Walzeiten und damit verbun<strong>de</strong>n eine Steigerung <strong>de</strong>s Durchsatzes,<br />
Störungsarmer Walzbetrieb,<br />
Einheitlich gute Qualität <strong>de</strong>r Bandoberfläche,<br />
Verbesserte Einhaltung <strong>de</strong>r Toleranzen für Banddicke und Bandplanheit an <strong>de</strong>n<br />
Ban<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n,<br />
Gleichmäßigere Auslastung <strong>de</strong>r Gerüstkapazität,<br />
Entlastung <strong>de</strong>r Walzmannschaften bei <strong>de</strong>r Bedienung <strong>de</strong>r Anlage und schnellere<br />
Einarbeitung von neuen Mitarbeitern.<br />
4.2 Verbesserung <strong>de</strong>r Planheit von Warmband<br />
Planheits<strong>de</strong>fekte bei warmgewalzten Bän<strong>de</strong>rn stellen je nach Ausprägung einen erheblichen<br />
Qualitätsmangel dar. Diese wer<strong>de</strong>n sowohl durch <strong>de</strong>n Walzprozess selbst als auch durch<br />
<strong>de</strong>n anschließen<strong>de</strong>n Kühlprozess beeinflusst. In <strong>de</strong>m inzwischen abgeschlossenen Forschungsprojekt<br />
wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r Bandkühlung auf die Planheit warmgewalzter Bän<strong>de</strong>r<br />
nach <strong>de</strong>m Kühlprozess untersucht. Insbeson<strong>de</strong>re wur<strong>de</strong> die Auswirkung eines neuen Stellglie<strong>de</strong>s,<br />
<strong>de</strong>s sogenannten „Edge-Masking-Systems“, in <strong>de</strong>r Kühlstrecke analysiert. Anhand<br />
von umfangreichen Messungen ließ sich ein datenbasiertes Mo<strong>de</strong>ll aufstellen, mit <strong>de</strong>m sich<br />
die Planheit <strong>de</strong>s Ban<strong>de</strong>s hinter <strong>de</strong>r Kühlstrecke vorhersagen lässt. Es ist beabsichtigt, dieses<br />
Mo<strong>de</strong>ll in die Steuerung <strong>de</strong>s Edge-Masking Systems zur Verringerung <strong>de</strong>r Planheitsfehler zu<br />
integrieren.<br />
17 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
4.3 Minimierung <strong>de</strong>r Ertragsverluste durch Kantenabfall, Breitung und<br />
Formfehlern durch integrierte Regelung auf Basis von Software Sensoren<br />
und innovativer Aktuatorik in Kaltwalzwerken<br />
Ansprechpartner: Dr. Jan Polzer<br />
Die Kun<strong>de</strong>nanfor<strong>de</strong>rungen an die Formeigenschaften von Flachprodukten nehmen unter<br />
Berücksichtigung hochtechnologisierter Endprodukte stetig zu. Steigen<strong>de</strong> Produktionsauslastungen<br />
stehen diesen Anfor<strong>de</strong>rungen entgegen und verlangen <strong>de</strong>m Fertigungsprozess<br />
stetige Weiterentwicklung ab. Sowohl <strong>de</strong>m Kantenabfall als auch <strong>de</strong>r Breitung wer<strong>de</strong>n in<br />
diesem Zusammenhang immer größere Aufmerksamkeit gewidmet.<br />
Im Rahmen eines RFCS-Projektes untersucht <strong>BFI</strong> <strong>de</strong>n Kantenabfall und die Breitung beim<br />
Herstellungsprozess von Flachprodukten. Genauere Betrachtung fin<strong>de</strong>n unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>r<br />
Entstehungsort, Entstehungsmechanismen und <strong>de</strong>ren Beseitigung. Dies geschieht auf Basis<br />
von Messungen und Mo<strong>de</strong>llen, aus <strong>de</strong>nen im weiteren Projektverlauf Maßnahmen abgeleiten<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Ergebnisse sollen in Form eines Soft-Sensors implementiert wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />
Herstellungsprozess in Zukunft hinsichtlich Kantenabfall und Breitung begleitet.<br />
Das <strong>BFI</strong> hat in diesem Zusammenhang ein optisches Messverfahren (Bild 4.2) entwickelt,<br />
welches das Bandkanteprofil über die Bandlänge traversierend erfasst. Die Testphase in <strong>de</strong>r<br />
Produktion ist abgeschlossen. Der Messbügel unterstützt erfolgreich bei <strong>de</strong>r Erfassung qualitätsrelevanter<br />
Daten im Kaltwalzwerk.<br />
Bild 4.2: Messbügel zur Messung <strong>de</strong>s Bandkantenprofils<br />
18 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
4.4 Entwicklung einer teilautomatisierten Biegerichtmaschine für<br />
plattenförmige Blechbauteile als geregeltes mechatronisches System<br />
Ansprechpartner: Dr. Jan Polzer, Joachim Denker<br />
Bei <strong>de</strong>r Fertigung plattenförmiger Bauteile können durch Wärmebehandlungen o<strong>de</strong>r das<br />
abschließen<strong>de</strong> Zuschnei<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m Walzen lokale plastische Verformungen entstehen.<br />
Die folgen<strong>de</strong> Begradigung dieser Unebenheiten durch <strong>de</strong>n Richtvorgang spielt daher eine<br />
wichtige Rolle.<br />
Der aktuelle, bei <strong>de</strong>r Firma Corts weitgehend manuell durchgeführte, Richtprozess ist dabei<br />
kaum reproduzierbar, da er sehr von <strong>de</strong>r Erfahrung <strong>de</strong>s ausführen<strong>de</strong>n Mitarbeiters abhängt.<br />
Weiterhin ist <strong>de</strong>r Arbeitsvorgang mit schwerer körperlicher Arbeit und einem hohen<br />
Unfallpotential verbun<strong>de</strong>n. Man kann sich außer<strong>de</strong>m vorstellen, dass <strong>de</strong>r manuelle<br />
Richtvorgang bei dieser Richtanlage die Größe <strong>de</strong>r plattenförmigen Bauteile beschränkt. In<br />
ist die CAD-Zeichnung <strong>de</strong>r Richtanlage mit <strong>de</strong>m Richtkoordinatensystem zu sehen.<br />
Eine Teilautomatisierung <strong>de</strong>s Richtvorgangs ermöglicht die Einhaltung <strong>de</strong>r zulässigen<br />
Formabweichungen <strong>de</strong>r Bleche unabhängig von <strong>de</strong>n „handwerklichen“ Fähigkeiten und <strong>de</strong>r<br />
„Tagesform“ <strong>de</strong>s Mitarbeiters und reduziert <strong>de</strong>n Anteil <strong>de</strong>r körperlichen Arbeit. Eine<br />
Sortimentsvergrößerung, mit <strong>de</strong>r Möglichkeit größere Platten zu verarbeiten, ist auch<br />
<strong>de</strong>nkbar.<br />
Bild 4.3: Biegerichtmaschine mit Richtkoordinatensystem und TOPPlan-Messsystem<br />
Die vom <strong>BFI</strong> und <strong>de</strong>r Firma Corts erarbeitete Lösung umfasst die Implementierung zweier<br />
Regelkreise. Eine Implementierung neuer Basisregelkreise für die automatische<br />
Ansteuerung <strong>de</strong>r Biegerichtmaschine fällt in die Zuständigkeit von Corts. Das <strong>BFI</strong> beschäftigt<br />
sich mit <strong>de</strong>r Adaption einer automatisierten Richtstrategie, <strong>de</strong>m Technologieregelkreis.<br />
Ein TopPlan-Messsystem, dargestellt in Bild 4.3, übergibt <strong>de</strong>m Technologieregelkreis am<br />
Anfang je<strong>de</strong>s Richtvorgangs die Topographiedaten <strong>de</strong>r aktuellen Platte. Auf Grundlage<br />
dieser Daten, wird die optimale Richtstrategie gewählt.<br />
19 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
In Bild 4.4 sind die von TopPlan erfassten Topographiedaten in Falschfarbendarstellung<br />
einer Platte zu sehen. Diese wird virtuell vom restlichen Hintergrund separiert und im<br />
Koordinatensystem <strong>de</strong>s Richttisches dargestellt. Die Aufnahme im linken Teilbild zeigt die<br />
Platte vor <strong>de</strong>m ersten Stempelvorgang. Auf <strong>de</strong>m rechten Teilbild ist dieselbe Platte nach 31<br />
Stempelvorgängen zu sehen. Dabei wer<strong>de</strong>n negative (blau) o<strong>de</strong>r positive (rot)<br />
Abweichungen von <strong>de</strong>r TopPlan Referenzebene einfach sichtbar. Der Richtvorgang sollte<br />
also erst been<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, wenn die Gesamtabweichungen <strong>de</strong>r Platte im grünen o<strong>de</strong>r leicht<br />
gelb bis türkisen Bereich liegt, um die vorgegebenen Toleranzgrenzen einzuhalten.<br />
Die Nummern im Zusammenspiel mit <strong>de</strong>n Kreisen, die auf <strong>de</strong>r Platte sichtbar sind,<br />
symbolisieren die Positionen <strong>de</strong>r noch zu tätigen (rot) und schon getätigten (grün)<br />
Stempelvorgänge.<br />
Bild 4.4: Topographiedaten einer Platte nach <strong>de</strong>m ersten (links) und nach <strong>de</strong>m letzten<br />
(rechts) Richtvorgang<br />
Ein manueller Eingriff bzw. Richtprozess ist trotz<strong>de</strong>m möglich. Dieser erfolgt weiterhin bei<br />
sehr stark verformten Platten. Dabei unterstützt eine LabView-Oberfläche <strong>de</strong>n Mitarbeiter<br />
visuell. Sie zeigt die aktuelle Stempelposition, sowie die momentane Plattentopographie an.<br />
20 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
4.5 Innovative Werkstoffgeneration für Schneidwaren durch die<br />
zukunftsweisen<strong>de</strong> Fertigungstechnologie Bandgießen (Bla<strong>de</strong>Strip) -<br />
Analyse und Optimierung <strong>de</strong>r Warmwalzstufe bzgl. Bandplanheit<br />
Ansprechpartner: Dr. Jan Polzer<br />
Ziel <strong>de</strong>s Teilprojektes ist ein Mess- und Regelsystem für die Bandplanheit an<br />
Warmwalzgerüsten für Bandgießanlagen. Hierzu konzipiert das <strong>BFI</strong> <strong>de</strong>n Aufbau eines<br />
Messsystems um die Bandplanheit zu erfassen. Dazu kommen bevorzugt optische<br />
Messverfahren zum Einsatz, wie z.B. das <strong>BFI</strong>-TopPlan-System (siehe Bild 4.5), das auf <strong>de</strong>m<br />
Streifenprojektionsverfahren basiert. Durch Projektion eines strukturierten Musters auf die<br />
Bandoberfläche und <strong>de</strong>r Aufnahme dieses Musters unter einem bestimmten Winkel kann die<br />
Bandplanheit (Bandlängenverteilung) bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />
Im weiteren Projektverlauf wird ein Planheitsmo<strong>de</strong>ll unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen<br />
Stellmöglichkeiten (Arbeitswalzenbiegung, CVC-Walzen, Zonenkühlung) ermittelt. Dies soll<br />
von einem physikalisch-basierten Mo<strong>de</strong>ll abgeleitet wer<strong>de</strong>n, dass anhand von Messdaten<br />
abgeglichen und online adaptiert wird. Experimentelle Untersuchungen <strong>de</strong>r<br />
Stellglie<strong>de</strong>reinflüsse auf die Bandplanheit bei unterschiedlichen Betriebsbedingungen (z.B.<br />
Bandgeometrie, Material, Temperatur) wer<strong>de</strong>n zur Validierung <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls genutzt.<br />
Zur Regelung <strong>de</strong>r Planheit wird ein mo<strong>de</strong>llprädiktives Regelungssystem entwickelt, welches<br />
ein Online-Planheitsmo<strong>de</strong>ll zur Prädiktion und Optimierung beinhaltet. Die Entwicklung und<br />
Implementierung <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>llprädiktiven Planheitsregelung berücksichtigt die Schwierigkeiten<br />
<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Situation <strong>de</strong>s Warmwalzens an Bandgießanlagen. Zum Schluss wird das<br />
Mess- und Regelsystem erprobt, bewertet und angepasst.<br />
Bild 4.5: TopPlan Messgerätes an <strong>de</strong>r Bandgießanlage (Konstruktionszeichnung)<br />
21 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
5. Prozessstufenübergreifen<strong>de</strong> Steuerung und Optimierung<br />
Ansprechpartner: Dr. Jan Polzer, Dr. Dirk Zan<strong>de</strong>r, Dr. Andreas Wolff<br />
5.1 Produktionsbegleiten<strong>de</strong> Ebenheitsvorhersage und Produktionsoptimierung<br />
zur Erreichung bestmöglicher En<strong>de</strong>benheiten von Grobblech<br />
Ansprechpartner: Dr. Andreas Wolff, Dr. Ulrich Müller<br />
Ziel <strong>de</strong>s Projekts ist die Erhöhung <strong>de</strong>r Qualität von Grobblech in Bezug auf die Blechebenheit,<br />
um wachsen<strong>de</strong> Kun<strong>de</strong>nfor<strong>de</strong>rungen zu erfüllen. Dies soll durch eine alle Produktionsschritte<br />
einbeziehen<strong>de</strong>, en<strong>de</strong>benheitsbezogene und vorausschauen<strong>de</strong> Prozessoptimierung<br />
erreicht wer<strong>de</strong>n (Bild 5.1). Dazu ist die Ebenheitsentwicklung <strong>de</strong>r Bleche prozessstufenbegleitend<br />
vorherzusagen, sind die Vorgaben für die nachfolgen<strong>de</strong>n Produktionsschritte an <strong>de</strong>r<br />
gefor<strong>de</strong>rten En<strong>de</strong>benheit ausgerichtet zu optimieren und die Ebenheit <strong>de</strong>s auszuliefern<strong>de</strong>n<br />
Blechs nach allen Richtlinien und Kun<strong>de</strong>nvorschriften sowie umfassend abmessungsbezogen<br />
(über Länge und Breite <strong>de</strong>s Bleches) zu beschreiben und elektronisch abzuspeichern.<br />
Hierfür wird eine automatisierte, prozessbegleiten<strong>de</strong> Dokumentation aller für die Blechebenheit<br />
relevanten Prozesssignale erstellt. Diese ermöglicht eine Auswertung nach Abmessungen,<br />
Gütegruppen, Fertigungswegen sowie aller erfassten Prozesssignale zur Absicherung<br />
<strong>de</strong>s Qualitätsstandards.<br />
Bild 5.1: Prozessstufenbegleiten<strong>de</strong> Vorhersage und Optimierung <strong>de</strong>r Ebenheitsentwicklung<br />
in <strong>de</strong>r Grobblechproduktion<br />
Anpassung <strong>de</strong>r Warmband-Planheitssollwerte an Weiterverarbeitungsanfor<strong>de</strong>rungen:<br />
Zur Optimierung <strong>de</strong>r Planheit beim Warmwalzen müssen die Einflüsse aller Prozessschritte<br />
(Walzen, Bandkühlen, Aufhaspeln, Coilkühlen und Abhaspeln) berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Ziel<br />
<strong>de</strong>r Forschungsarbeiten war es daher, basierend auf messtechnischen Betriebsuntersuchungen<br />
umfassen<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>lle für die Entwicklung <strong>de</strong>r Planheit aufzustellen.<br />
22 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Bild 5.2 zeigt ein Simulationsergebnis.<br />
width [m]<br />
width [m]<br />
width [m]<br />
width [m]<br />
-0.5<br />
0<br />
0.5<br />
-0.5<br />
0<br />
0.5<br />
-0.5<br />
0<br />
0.5<br />
-0.5<br />
0<br />
0.5<br />
Tangential strains<br />
100 200 300 400 500 600 700 800<br />
Tangential stress<br />
100 200 300 400 500 600 700 800<br />
Radial stress<br />
100 200 300 400 500 600 700 800<br />
Flatness<br />
100 200 300 400 500 600 700 800<br />
length [m]<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
100<br />
0<br />
-100<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
r<br />
[Nmm -2 ]<br />
IUnits<br />
e t<br />
[m m -1 ]<br />
t<br />
[Nmm -2 ]<br />
Bild 5.2: Planheit eines Ban<strong>de</strong>s nach 2 Stun<strong>de</strong>n Abkühlung <strong>de</strong>s Coils<br />
5.2 Koordinierte Führung <strong>de</strong>r Kaltwalz- und Verzinkungsprozesse für optimale<br />
Endplanheit und Zinkschichtdicke<br />
Ansprechpartner: Dr. Jan Polzer, Dr. Andreas Wolff<br />
Ziel <strong>de</strong>s gera<strong>de</strong> begonnenen Vorhabens ist die Optimierung <strong>de</strong>r Band- und Verzinkungsqualität<br />
und die an <strong>de</strong>r Endqualität ausgerichtete Abstimmung <strong>de</strong>r Prozessführung in <strong>de</strong>r Kaltban<strong>de</strong>rzeugungskette<br />
(Bild 5.3:). Dazu wer<strong>de</strong>n eine <strong>de</strong>taillierte Wissens- und Mo<strong>de</strong>llbasis<br />
und eine produktionsstufenbegleiten<strong>de</strong> Vorhersage <strong>de</strong>r Endqualität (Planheit/Ebenheit,<br />
Zinkauflage) mit zeitnaher Überwachung in <strong>de</strong>n einzelnen Stufen aufgebaut.<br />
23 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Bild 5.3: System zur koordinierten Führung <strong>de</strong>r Kaltwalz- und Verzinkungsprozesse für die<br />
optimale Endplanheit und Zinkschichtdicke<br />
5.3 Optimierung <strong>de</strong>r metallurgischen Strukturen und mechanischen<br />
Eigenschaften durch Verbesserung <strong>de</strong>r Wärmebehandlungsprozesse mit<br />
Hilfe neuer Setup- und Regelungsmetho<strong>de</strong>n<br />
Ansprechpartner: Dr. Andreas Wolff<br />
Bei <strong>de</strong>r Bandproduktion ist die Konstanz <strong>de</strong>r mechanischen Eigenschaften (z.B. Festigkeit<br />
und Streckgrenze) über <strong>de</strong>r Bandlänge ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Qualitätskriterium. In einer<br />
Verzinkungsanlage wer<strong>de</strong>n Stahlbän<strong>de</strong>r durch einen indirekt beheizten Schlingenofen<br />
geför<strong>de</strong>rt und auf Prozesstemperatur gebracht, anschließend kommt das Band in ein<br />
Verzinkungsbad. Nach <strong>de</strong>m Verzinken erfolgt an manschen Anlagen die Online-Messung<br />
<strong>de</strong>r mechanischen Eigenschaften, z.B. mit Hilfe eines IMPOC-Systems.<br />
In einer interdisziplinären Arbeit zwischen zwei Abteilungen <strong>de</strong>s <strong>BFI</strong> wur<strong>de</strong> ein<br />
Gesamtsimualtor zur Prädiktion <strong>de</strong>r Temperatur und <strong>de</strong>r mechanischen Eigenschaften für<br />
das Band im Schlingenofen entwickelt. Das Mo<strong>de</strong>ll dient als Basis für eine mo<strong>de</strong>llgestützte<br />
Kaska<strong>de</strong>nregelung (Bild 5.4), die aus einer Temperaturregelung im inneren Regelkreis und<br />
einer Regelung <strong>de</strong>r online gemessenen mechanischen Eigenschaften im äußeren<br />
Regelkreis besteht. Ziel <strong>de</strong>s Vorhabens ist eine Minimierung <strong>de</strong>r Streuung <strong>de</strong>r<br />
mechanischen Eigenschaften über <strong>de</strong>r Bandlänge.<br />
24 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Bild 5.4: Kaska<strong>de</strong>nregelung zur Minimierung <strong>de</strong>r Streuung <strong>de</strong>r mechanischen Eigenschaften<br />
in kontinuierlichen Glühanlagen<br />
5.4 Optimale Festigkeitsregelung durch individuelle Einstellung <strong>de</strong>r<br />
Kühlstrecke in Warmbandwalzwerken basierend auf Mo<strong>de</strong>llprädikation<br />
und Online-Messung <strong>de</strong>r Festigkeit<br />
Ansprechpartner: Dr. Jan Polzer, Bernd Gröpper<br />
Eines <strong>de</strong>r wesentlichen Qualitätsmerkmale von warm gewalztem Stahlband ist ein<br />
gleichmäßiger Verlauf <strong>de</strong>r mechanischen Eigenschaften innerhalb enger Toleranzen über<br />
<strong>de</strong>r gesamten Bandlänge. Traditionell ermittelt man die Materialeigenschaften anhand von<br />
Proben, die am Bandanfang und am Ban<strong>de</strong>n<strong>de</strong> genommen wer<strong>de</strong>n. Dies ist kostenintensiv<br />
und zeitaufwendig. Des Weiteren muss man berücksichtigen, das sich die mechanischen<br />
Eigenschaften am Bandanfang und -en<strong>de</strong> von <strong>de</strong>nen im Bandfilet unterschei<strong>de</strong>n. Ein Grund<br />
hierfür ist, dass das Band in <strong>de</strong>r Coilmitte, (d.h. Bandfilet) langsamer abkühlt als an <strong>de</strong>r<br />
Coiloberfläche (d.h. Bandanfang und -en<strong>de</strong>). Folglich kann man die Materialeigenschaften<br />
im Bandfilet nur näherungsweise anhand <strong>de</strong>r Eigenschaften am Bandanfang und -en<strong>de</strong><br />
bestimmen.<br />
Die Online-Messung elementarer Materialeigenschaften (z.B. Festigkeit und Streckgrenze)<br />
ermöglicht neue und innovative Verfahren zur effizienten Vergleichmäßigung und<br />
Verbesserung <strong>de</strong>r Materialeigenschaften über <strong>de</strong>r gesamten Bandlänge. Um engere<br />
Toleranzen in <strong>de</strong>n Materialeigenschaften über die Bandlänge zu erreichen, arbeiten das <strong>BFI</strong><br />
gemeinsam mit einem Anlagenbetreiber und einem Messgerätehersteller an einem System<br />
zur Online-Messung und Optimierung <strong>de</strong>r Materialeigenschaften.<br />
Zur Erreichung <strong>de</strong>r Projektziele wer<strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>lle entwickelt, die die Prozessstufen in<br />
ausreichen<strong>de</strong>r Genauigkeit beschreiben, eine schrittweise lernen<strong>de</strong> Optimierungsstrategie,<br />
die die Kühltrajektorien an <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kühlstrecke entsprechend anpasst (Bild 5.5).<br />
25 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Bild 5.5: Festigkeitsregelung über die Optimierung <strong>de</strong>r Kühlstrecken in Warmbandstraßen<br />
5.5 Prozessstufenübergreifen<strong>de</strong> integrierte Planheits- und<br />
Festigkeitsregelung.<br />
Ansprechpartner: Dr. Andreas Wolff, Bernd Gröpper<br />
Die Anfor<strong>de</strong>rungen von Flachprodukten hinsichtlich einer guten Planheit und gleichmäßigen<br />
Materialeigenschaften sind in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren rasant gestiegen. So müssen bei <strong>de</strong>r<br />
Produktion von Stahlbän<strong>de</strong>rn Grenzwerte <strong>de</strong>r Planheit und enge Toleranzen in <strong>de</strong>n<br />
Materialeigenschaften, wie beispielsweise die Zugfes-tigkeit und die Streckgrenze,<br />
eingehalten wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Beeinflussung <strong>de</strong>r Planheit und <strong>de</strong>r Materialeigenschaften geschieht in <strong>de</strong>n Prozessstufen<br />
an verschie<strong>de</strong>nen Stellen. In Abhängigkeit <strong>de</strong>r chemischen Zusammensetzung<br />
wer<strong>de</strong>n die mechanischen Eigenschaften, genauso wie die Planheit, durch <strong>de</strong>n Walzvorgang<br />
und durch die thermische Behandlung verän<strong>de</strong>rt. So wird beispielsweise mit <strong>de</strong>m<br />
Walzvorgang die Korngröße und mit <strong>de</strong>m Abkühlvorgang in <strong>de</strong>r Kühlstrecke die<br />
Kristallstruktur eingestellt.<br />
Standard Temperaturtrajektorien zur Einstellung <strong>de</strong>r Materialeigenschaften führen oft zu<br />
großen Unplanheiten. Umgekehrt wür<strong>de</strong> eine alleinige Konzentration auf die Planheit nicht<br />
die benötigten Materialeigenschaften liefern. Bild OptiShamp (b) ver-<strong>de</strong>utlicht diese<br />
Problematik und stellt die Projekti<strong>de</strong>e, <strong>de</strong>r integrierten Regelung von Planheit und<br />
Materialeigenschaften, dar. Ziel <strong>de</strong>s Projektes ist also eine Temperatur-trajektorie im ZTU-<br />
Diagramm zu fin<strong>de</strong>n die gleichzeitig gute Materialeigenschaften und eine gute<br />
Planheit liefert.<br />
26 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
In diesem Projekt wird <strong>de</strong>r Zusammenhang zwischen Planheit und Materialeigenschaften<br />
weiter untersucht. Es wird eine prozessstufenübergreifen<strong>de</strong> Regelungsstrategie<br />
für Warm- und Kaltwalzwerke entworfen und umgesetzt, welche gleichzeitig<br />
die Planheit und die Materialeigenschaften optimiert. In Bild OptiShamp (a) sind die<br />
bei<strong>de</strong>n Prozessstufen dargestellt.<br />
Das Betriebsforschungsinstitut hat hier <strong>de</strong>n Schwerpunkt <strong>de</strong>r Optimierungen vom<br />
Warmwalzwerk bis zur Beize gelegt. Die Prozessstufen vom Kaltwalzen bis zum<br />
Glühen bearbeiten an<strong>de</strong>re Projektpartner. Zusätzlich wird ein Modul entwickelt, welches<br />
die Kommunikation und Optimierung zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Bereichen ermöglicht.<br />
In diesem Projekt wer<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne Mo<strong>de</strong>lle entwickelt, die das Verhalten <strong>de</strong>r<br />
Prozessstufen in ausreichen<strong>de</strong>r Genauigkeit beschreiben. Dieser integrierte Mo<strong>de</strong>llansatz<br />
bil<strong>de</strong>t die Basis für die schrittweise lernen<strong>de</strong> Optimierungsstrategie, welche<br />
neben <strong>de</strong>n Temperaturtrajektorien <strong>de</strong>r Kühlstrecke auch die Planheitsstellglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Warmbandstraße mit ein bezieht<br />
Bild 5.6: Integrierte Planheits- und Festigkeitsregelung<br />
27 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
5.6 Qualitätsbasiertes Planungsassistenzsystem für E<strong>de</strong>lstahlwerke<br />
Ansprechpartner: Dr. Jan Polzer, Joachim Denker<br />
Die Produktionsplanung in einem Stahlwerk ist ein hoch komplexer Vorgang <strong>de</strong>r<br />
entschei<strong>de</strong>nd die Produktivität, die Kosten und die Qualität beeinflusst. In <strong>de</strong>n verfügbaren<br />
kommerziellen Systemen gibt es lei<strong>de</strong>r keine Rückkopplung <strong>de</strong>r produzierten Qualität in die<br />
Produktionsplanung.<br />
Ziel dieses Projektes ist die Entwicklung eines Assistenzsystems <strong>de</strong>r Produktionsplanung,<br />
welches die Qualitätseinflüsse <strong>de</strong>r einzelnen Produktionsstufen einbezieht. In <strong>de</strong>r<br />
betrachteten Prozesskette (Kaltwalzen → Glühen → Dressieren → Adjustage) gibt es oft<br />
mehrere mögliche Produktionsrouten. Das Planungsassistenzsystem ermittelt die, aus<br />
Qualitätsgesichtspunkten, i<strong>de</strong>ale Prozessroute. Da sich hieraus eine Überlastung <strong>de</strong>r<br />
mo<strong>de</strong>rnsten Aggregate ergeben kann, muss auch <strong>de</strong>r Anlagendurchsatz in <strong>de</strong>r<br />
mehrdimensionalen Optimierung berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Ähnlich einer Stauumfahrung beim<br />
Auto-Navigationssystem, liefert das Planungsassistenzsystem auch die nächstbesten<br />
Produktionsrouten bzw. das globale Optimum (siehe Bild 5.7).<br />
Bild 5.7: Mehrdimensionale Optimierung <strong>de</strong>r individuellen Produktionsrouten unter<br />
Berücksichtigung <strong>de</strong>r Produktqualität und <strong>de</strong>s Anlagendurchsatzes.<br />
Den Kern <strong>de</strong>s Planungsassistenzsystems bil<strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>lle, die die individuelle Qualität von<br />
je<strong>de</strong>m Coil in <strong>de</strong>n einzelnen Aggregaten abschätzen. Hierfür fin<strong>de</strong>n im Rahmen <strong>de</strong>s<br />
Projektes Messkampagnen mit mobilen topometrischen Messgeräten statt, um die<br />
Messkette bez. <strong>de</strong>r Qualitätsgrößen Planheit und Bandform zu vervollständigen. Um eine<br />
vollständige Mo<strong>de</strong>llierung auch bei spiegeln<strong>de</strong>n Bän<strong>de</strong>rn zu ermöglichen, wird ein neuer<br />
Prototyp, basierend auf <strong>de</strong>m standardmäßigen TopPlan-Messsystem, TopPlan-<br />
Hybrid/Reflect eingesetzt.<br />
28 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
5.7 Prädikative Berechnung <strong>de</strong>r Nutzguttemperatur von Langprodukten für<br />
das Warmwalzen<br />
Ansprechpartner: Dr. Dirk Zan<strong>de</strong>r<br />
Die kontinuierliche Überwachung <strong>de</strong>r Oberflächentemperatur von Langprodukten während<br />
eines Warmwalzprozesses wird i.d.R. mit stationären Strahlungspyrometern realisiert. Diese<br />
Temperaturinformationen sind nicht ausreichend, um darauf aufbauend materialspezifische<br />
Eigenschaften zu berechnen. Um für komplexe Geometrien profilierter Halbzeuge eine<br />
verbesserte Aussage zum Temperaturprofil zu treffen, wird im Rahmen eines<br />
Verbundprojektes ein adaptiver Berechnungsalgorithmus entwickelt. Ausgehend von <strong>de</strong>r<br />
Ziehtemperatur wird über <strong>de</strong>n Nutzgutquerschnitt das Temperaturprofil für <strong>de</strong>n gesamten<br />
Walzprozess berechnet und mit betrieblichen Pyrometermessungen abgeglichen. Dabei wird<br />
auch <strong>de</strong>r Energieeintrag durch die <strong>Umform</strong>ung an <strong>de</strong>n Walzgerüsten berücksichtigt. Als<br />
Ergebnis liefert die Berechnung in Echtzeit die Temperaturgradienten über <strong>de</strong>n Querschnitt<br />
<strong>de</strong>s Nutzgutes (siehe Bild 5.8). Darauf aufbauend sollen Aussagen zur<br />
Mikrostrukturentwicklung und damit zur Abschätzung <strong>de</strong>r mechanischen Eigenschaften,<br />
sowie zur Belastung durch thermisch induzierte Spannung <strong>de</strong>s Walzgutes getroffen wer<strong>de</strong>n.<br />
Bild 5.8: Beispiel einer berechneten Temperaturverteilung eines profilierten Walzgutes in<br />
<strong>de</strong>r Warmwalzstrasse<br />
29 Oktober 2012
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
6. Anlagenüberwachung und Fehlerdiagnose<br />
6.1 Ursachendiagnose und Vermeidung von periodischen Bandfehlern und<br />
Schwingungen in Walzanlagen<br />
Ansprechpartner: Dr. Jan Polzer<br />
Walzanlagen sind komplexe maschinelle Systeme, in <strong>de</strong>nen eine Vielzahl von Schwingungen<br />
mit unterschiedlichen Auswirkungen bei verschie<strong>de</strong>nartigen Ursachen auftreten können.<br />
Schwingungen <strong>de</strong>s Walzgerüstes und <strong>de</strong>s Antriebes können sich negativ auf die Lebensdauer<br />
und <strong>de</strong>n Zustand <strong>de</strong>r Anlage bzw. <strong>de</strong>r einzelnen Bauteile auswirken, außer<strong>de</strong>m<br />
beeinflussen sie in starkem Maße <strong>de</strong>n <strong>Umform</strong>prozess und die Produktqualität. So<br />
entstehen neben Drehzahlschwankungen und Walzenbewegungen letztlich z.B. zyklische<br />
Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Dicke von gewalztem Band. Verursacht wer<strong>de</strong>n Walzwerksschwingungen<br />
vorrangig durch periodische Anregungen, durch prozess- o<strong>de</strong>r anlagenbedingte Schläge<br />
o<strong>de</strong>r Stöße sowie durch Selbsterregungseffekte infolge von Prozessinstabilitäten.<br />
Ursachen von Schwingungen<br />
Die Schwingungsursachen bei einer Walzanlage kann man hinsichtlich Anregungsmechanismus<br />
und Frequenz wie folgt einteilen:<br />
Anregungen proportional zur Walzendrehzahl durch Walzenunwuchten o<strong>de</strong>r Walzenexzentrizitäten<br />
(bei Stützwalzen z.B. im Quarto bis ca. 5 Hz, bei Arbeitswalzen z.B. im<br />
20-Rollen-Gerüst bis 50 Hz),<br />
Anregungen proportional zur Drehzahl vor- bzw. nachgelagerter Rollen durch <strong>de</strong>ren<br />
Unwuchten o<strong>de</strong>r Exzentrizitäten (im Bereich von 30...60 Hz),<br />
Unwuchten o<strong>de</strong>r Exzentrizitäten <strong>de</strong>r Haspeln und Anregung proportional zur Drehzahl<br />
von Ab- bzw. Aufhaspel (Frequenz durchmesserabhängig 2...30 Hz),<br />
Anregungen proportional zur Antriebsdrehzahl durch Fluchtungs- o<strong>de</strong>r Teilungsfehler im<br />
Antriebsstrang (insbeson<strong>de</strong>re mit doppelter Drehfrequenz),<br />
Defekte in Gleitlagern (Stützwalze) und Anregung proportional zur Walzendrehzahl<br />
(Subharmonische, bei Öl-Wirbel 42%...48% <strong>de</strong>r Drehzahl),<br />
Defekte in Wälzlagern (Stütz- und Arbeitswalzenlager), Anregung durch Überrollfrequenzen,<br />
<strong>de</strong>ren Vielfache und Walzenriffel, proportional zur Walzendrehzahl<br />
(50...1000 Hz) sowie durch Stoßimpulse (bis über 20 kHz),<br />
periodische Anregungen aus <strong>de</strong>m Getriebe durch Zahneingriffe (500...1500 Hz und<br />
Harmonische),<br />
Anregungen durch lokale Zahnradschä<strong>de</strong>n im Getriebe,<br />
periodische Fehler <strong>de</strong>s einlaufen<strong>de</strong>n Ban<strong>de</strong>s (z.B. Querwellen) und Anregung proportional<br />
zur Ban<strong>de</strong>inlaufsgeschwindigkeit (im Bereich 100...1000 Hz),<br />
periodische Fehler auf <strong>de</strong>n Walzen (z.B. Wellen o<strong>de</strong>r Härteschwankungen) und<br />
Anregung proportional zur Walzendrehzahl (Drehzahl x Fehleranzahl),<br />
periodische Prozessfehler aufgrund <strong>de</strong>fekter Mess-, Stell-, o<strong>de</strong>r Regelsysteme,<br />
Eigenschwingungen <strong>de</strong>s Antriebsstrangs im Bereich <strong>de</strong>r ersten Torsionseigenfrequenz<br />
(bei ca. 10 Hz), insbeson<strong>de</strong>re durch drehzahlproportionale Frem<strong>de</strong>rregung sowie Selbsterregung<br />
(„Torque-Chatter“), aber auch höherer Torsionsmo<strong>de</strong>n sowie Biegeschwingungen<br />
(bis ca. 100 Hz),<br />
Schwingungen und Bewegungen („Klappern“) <strong>de</strong>r Walzeneinbaustücke (10...100 Hz),<br />
30 November 2011
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Bandschwingungen („Flattern“) mit unterschiedlichen Frequenzen, abhängig von Bandzug,<br />
Bandbreite, freie Bandlänge und Schwingform,<br />
Eigenschwingungen <strong>de</strong>s Walzgerüstes als vertikale Schwingungen <strong>de</strong>s oberen gegen<br />
<strong>de</strong>n unteren Walzensatz, z.B. durch Selbsterregung („Brummer“ o<strong>de</strong>r „Gage-Chatter“<br />
beim Quarto im Bereich 100...150 Hz),<br />
Eigenschwingungen <strong>de</strong>s Walzgerüstes in höheren Starrkörpermo<strong>de</strong>n und Biegeschwingungen<br />
<strong>de</strong>r Walzen durch Selbsterregung (z.B. „Roll-Chatter“ bei Quarto- o<strong>de</strong>r<br />
Sexto-Gerüsten), Frem<strong>de</strong>rregung o<strong>de</strong>r auch stochastische Anregung (bis 2000 Hz),<br />
Sprung- und Stoßanregungen durch Schließen bzw. Öffnen von Spielen im Antrieb und<br />
in <strong>de</strong>n Lagerungen <strong>de</strong>r Walzen,<br />
Anregungen durch Prozess-Unstetigkeiten (z.B. Anstich einer Bramme),<br />
Anregungen durch Einzel<strong>de</strong>fekte o<strong>de</strong>r Eigenschaftsän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Ban<strong>de</strong>s,<br />
Sprunganregungen durch Unstetigkeiten <strong>de</strong>r Regelung,<br />
stochastische Anregungen aus <strong>de</strong>m Getriebe, insbeson<strong>de</strong>re bei verteilten<br />
Zahnradschä<strong>de</strong>n,<br />
stochastische Anregungen durch Abwälzen <strong>de</strong>r Walzen aufeinan<strong>de</strong>r,<br />
stochastische Anregungen aus <strong>de</strong>n Lagern durch Gleit- und Rollreibung,<br />
stochastische Anregungen aus <strong>de</strong>m <strong>Umform</strong>prozess.<br />
Während <strong>de</strong>s Walzen überlagern sich somit Anregungen unterschiedlichster Entstehungsmechanismen<br />
in einem weiten Frequenzbereich und führen zu einem komplexen Schwingungsverhalten<br />
<strong>de</strong>r Anlage. Beson<strong>de</strong>rs kritisch sind Selbsterregungen, da hier das<br />
Schwingungssystem über die nichtlineare <strong>Umform</strong>kennlinie im Takt seiner Eigenschwingung<br />
selbstgeregelt Energie aus <strong>de</strong>r Antriebsenergie entnimmt, wodurch sehr große<br />
Schwingungsamplitu<strong>de</strong>n je nach Stabilitätsverhalten sehr schnell aufklingen.<br />
Durch Variationen bei Produkt (Abmessungen, Material), Prozess (Geschwindigkeit, Kräfte,<br />
Bandzüge,...) und Anlage (Walzen, Lager) än<strong>de</strong>rn sich sowohl Anregung als auch Schwingverhalten<br />
permanent – überlagert von eher langsamen Verän<strong>de</strong>rungen durch einen<br />
allgemeinen Anlagenverschleiß.<br />
Auswirkungen von Schwingungen<br />
Wesentlich sind Schwingungen, die sich negativ auf die Produktivität auswirken, also auf<br />
a) das Produkt und/o<strong>de</strong>r<br />
b) die Anlage und/o<strong>de</strong>r<br />
c) <strong>de</strong>n Prozess.<br />
Der Schwingungseinfluss auf das Produkt kann Min<strong>de</strong>rqualität o<strong>de</strong>r Ausschuss nach sich<br />
ziehen, <strong>de</strong>r Einfluss auf die Anlage sind wachsen<strong>de</strong>r Verschleiß und Bauteil<strong>de</strong>fekte, die<br />
Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Prozess sind reduzierte Walzgeschwindigkeiten sowie erhöhte<br />
Stillstandszeiten.<br />
Torsionsschwingungen im Antriebsstrang können z.B. einerseits zu Schädigungen <strong>de</strong>r<br />
Anlage (Getriebe<strong>de</strong>fekte, Spielvergrößerungen bis hin zum Bruch von Spin<strong>de</strong>ln o<strong>de</strong>r<br />
Treffern) und an<strong>de</strong>rerseits zu periodischen Banddicken- und Prozessschwankungen führen.<br />
Sowohl die Anlagen- als auch die Prozessän<strong>de</strong>rungen tragen wie<strong>de</strong>rum zu erhöhter<br />
Schwingungsanregung und Schwingungsfähigkeit bei.<br />
31 November 2011
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Walzen mit Oberflächenfehlern können durch direkte Übertragung die Produktqualität<br />
vermin<strong>de</strong>rn und das gesamte Walzgerüst zu Schwingungen anregen. Dadurch wer<strong>de</strong>n die<br />
Bandfehler verstärkt, Bauteile im Gerüst und auch im Antrieb geschädigt und letztlich auch<br />
die Walzenfehler vergrößert.<br />
Neben diesem kritischen Rückkoppeleffekt von Ursache und Wirkung können sich die Fehler<br />
durch die Schwingungen nicht nur auf die relevanten Bauteile im jeweiligen Walzgerüst,<br />
son<strong>de</strong>rn auch auf Anlagen <strong>de</strong>r unterschiedlicher Prozessstufen fortpflanzen, z.B.:<br />
Stützwalze Arbeitswalze Band<br />
Walzensatz A Lager Walzensatz B<br />
... Gerüst X Band Gerüst Y ...<br />
... Warmwalzwerk Band Kaltwalzstraße Band Dressiergerüst ...<br />
Walzenschleifmaschine Walze Walzgerüst Band ...<br />
Eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Fehlerklasse bei gewalztem Band, die von Schwingungen verursacht<br />
wer<strong>de</strong>n, sind quer zur Walzrichtung verlaufen<strong>de</strong> periodische Produktfehler, die als<br />
„Querwellen“, „Riffel“, „Schläge“, „Streifen“, „Ratter-Markierungen“ bzw. „Chatter-Marks“<br />
bezeichnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bild 6.1: zeigt schematisch die möglichen Entstehungsmechanismen und Bild 6.2:<br />
periodische Fehlerbil<strong>de</strong>r. Im normalen Betrieb herrschen Mischformen mit unterschiedlichen<br />
Anteilen, Wellenlängen und Amplitu<strong>de</strong>n vor, die bei Unterschreitung bestimmter Grenzen<br />
nicht sichtbar o<strong>de</strong>r nicht störend sind. Problematisch ist die Dominanz eines Fehlers, wenn<br />
die Amplitu<strong>de</strong>n z.B. durch Selbsterregung soweit anwachsen, dass entwe<strong>de</strong>r das Produkt<br />
min<strong>de</strong>rwertig ist o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Prozess unterbrochen wer<strong>de</strong>n muss.<br />
Die Wellenlänge <strong>de</strong>r Fehler ist abhängig von <strong>de</strong>r Schwingfrequenz und <strong>de</strong>r Walzgeschwindigkeit<br />
(w = v w / f) und kann wenige Millimeter bis zu mehreren Metern betragen. Die<br />
Fehleramplitu<strong>de</strong> liegt im Bereich „nicht sichtbar“ bis zu ca. 20 µm bei „Formwellen“ sowie bis<br />
ca. 200 µm bei „Dickenwellen“.<br />
w Walze<br />
w Band<br />
w Band<br />
Bild 6.1: Schema <strong>de</strong>r Entstehung periodischer Bandfehler durch Walzensatzschwingungen<br />
sowie durch Übertragung von Walzenfehlern<br />
Die Ursache periodischer Bandfehlern ist meist eine Überlagerung verschie<strong>de</strong>nster direkter<br />
Einflussgrößen sowie indirekter begünstigen<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r auslösen<strong>de</strong>r Faktoren, prinzipiell sind<br />
32 November 2011
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
bei ihrer Entstehung zwei Fälle zu unterschei<strong>de</strong>n:<br />
a) Ursache sind periodische Än<strong>de</strong>rungen im Produktionssystem, die in periodische<br />
Bandfehler umgesetzt wer<strong>de</strong>n (w = v w / f A ), die Anregungsfrequenz ist proportional zur<br />
Walzgeschwindigkeit (f A v w ). Die Abstän<strong>de</strong> dieser Bandfehler sind abhängig von <strong>de</strong>n<br />
verursachen<strong>de</strong>n Prozess- o<strong>de</strong>r Systemän<strong>de</strong>rungen, d.h. die Wellenlänge <strong>de</strong>r Fehler ist<br />
unabhängig von <strong>de</strong>r Walzgeschwindigkeit (w = konst.). Wird eine Eigenfrequenz angeregt,<br />
kommt es in Abhängigkeit <strong>de</strong>r Systemdämpfung zu einer verstärkten Ausprägung<br />
<strong>de</strong>r Fehleramplitu<strong>de</strong> a.<br />
b) Ursache ist die Eigendynamik <strong>de</strong>r Anlage, die in periodische Bandfehler umgesetzt wird<br />
(w = v w / f E ). Anregungen können periodische Än<strong>de</strong>rungen im Produktionssystem,<br />
transiente und stochastische Vorgänge sowie Selbsterregungseffekte sein. Wesentliches<br />
Merkmal von Eigenschwingungen ist die unverän<strong>de</strong>rliche Schwingfrequenz (f E = konst.),<br />
die anlagen- bzw. bauteilabhängig ist und kaum vom Prozess beeinflusst wird. Die<br />
Wellenlänge <strong>de</strong>r periodischen Bandfehler, die bei einer Eigenschwingung entsteht,<br />
än<strong>de</strong>rt sich also mit <strong>de</strong>r Walzgeschwindigkeit (w v w ).<br />
Selbsterregung tritt meist nur bei konstanter Walzgeschwindigkeit auf, wodurch dann auch<br />
die Fehlerabstän<strong>de</strong> gleich bleiben (v w = konst., f E = konst., w = konst.), die Amplitu<strong>de</strong>n<br />
wachsen schnell und exponentiell an. Bei stabilen Grenzzyklen steigen sie bis auf ein<br />
Niveau, bei <strong>de</strong>m Systemdämpfung und Anfachung in Waage bleiben (oftmals bei „Torque-<br />
Chatter“ o<strong>de</strong>r auch „Roll-Chatter“). Instabile Selbsterregung führt zu aufschwingen<strong>de</strong>n<br />
Amplitu<strong>de</strong>n bis zu einer Systemän<strong>de</strong>rung (z.B. Bandriss in Folge von „Gage-Chatter“) bzw.<br />
kann nur durch einen Prozesseingriff unterbrochen wer<strong>de</strong>n (z.B. Geschwindigkeitsreduktion).<br />
w<br />
a<br />
d min<br />
d max<br />
w d<br />
w<br />
a<br />
a<br />
d<br />
w<br />
w 1<br />
w 2<br />
Bild 6.2: Periodische Bandfehler: Dickenwelle, Formwelle, Dicken- und Formwelle (w 1 , w 2 ),<br />
Rauheitsunterschie<strong>de</strong>, Schläge, allgemeine Form durch Überlagerung<br />
Vermin<strong>de</strong>rung von Schwingungen<br />
Anlagen- und prozessbedingt sind Schwingungen beim Walzen nicht zu verhin<strong>de</strong>rn, durch<br />
nachfolgend beschriebene Möglichkeiten ist jedoch eine Beeinflussung gegeben.<br />
<br />
Ursachenvermeidung: Die effektivste Metho<strong>de</strong> Schwingungen zu verringern ist die<br />
Vermeidung bzw. Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Ursache. Defekte, wie z.B. an Lagern, Zahnrä<strong>de</strong>rn<br />
o<strong>de</strong>r Walzen, können ausgehend von einer Fehleranalyse durch Instandhaltungs-<br />
33 November 2011
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
<br />
<br />
<br />
maßnahmen behoben wer<strong>de</strong>n. Aufgrund <strong>de</strong>r Komplexität von Walzanlagen ist eine<br />
<strong>de</strong>rartige Fehlerdiagnose jedoch oft sehr aufwendig.<br />
Dämpfung, Verstimmung, Tilgung: Ausgehend von einer Strukturanalyse können die<br />
klassischen Maßnahmen Dämpfung <strong>de</strong>r Schwingungen, Verstimmung <strong>de</strong>r Struktur sowie<br />
Tilgung einer Schwingung in Betracht gezogen wer<strong>de</strong>n. Durch Strukturoptimierung kann<br />
in verschie<strong>de</strong>nen Fällen eine Verbesserung <strong>de</strong>r Anlagendynamik erreicht wer<strong>de</strong>n. Der<br />
Einsatz passiver Dämpfer o<strong>de</strong>r Tilger ist aufgrund <strong>de</strong>r prinzipiellen Anlagenkonstruktion<br />
kaum erfolgversprechend. Eine Vermin<strong>de</strong>rung von Walzensatzschwingungen könnte<br />
dagegen durch aktive o<strong>de</strong>r adaptive Dämpfungssysteme erreicht wer<strong>de</strong>n, und bei<br />
Antriebstorsionsschwingungen ist <strong>de</strong>r Einsatz aktiver o<strong>de</strong>r adaptiver Tilger <strong>de</strong>nkbar.<br />
Wegen <strong>de</strong>r komplizierten Umsetzbarkeit ist jedoch bei<strong>de</strong>s noch Gegenstand von<br />
Forschungsarbeiten.<br />
Min<strong>de</strong>rung von Selbsterregung: Die Vermeidung selbsterregter Schwingungen ist wegen<br />
<strong>de</strong>r extremen Auswirkungen wesentliches Ziel beim Walzen. Da <strong>de</strong>r Energiefluss in das<br />
Schwingungssystem nicht unterbrochen wer<strong>de</strong>n kann, muss die Rückkopplung bzw. <strong>de</strong>r<br />
Schaltmechanismus außer Kraft gesetzt wer<strong>de</strong>n. Durch das sporadische Auftreten sowie<br />
die Vielfältigkeit und Verän<strong>de</strong>rlichkeit von Einflussfaktoren sind vorbeugen<strong>de</strong><br />
Maßnahmen dazu bislang wenig erfolgreich, obwohl theoretische Mo<strong>de</strong>lle vom<br />
Entstehungsmechanismus entwickelt und daraus abgeleitet Stabilitätsuntersuchungen<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Prozessparameter mit weniger Neigung zu Selbsterregung fußen<br />
oft auf Erfahrungswissen <strong>de</strong>r Anlagenfahrer sowie auf Ergebnissen experimenteller<br />
Systemanalyse.<br />
Überwachung mit Eingriff: Letzte Möglichkeit, Schwingungen beim Walzen zu<br />
minimieren, ist eine datenbasierte, mo<strong>de</strong>llgestützte und zustandsbezogene<br />
Überwachung und daraus abgeleitete Diagnose, Prognose und Intervention als Online-<br />
Än<strong>de</strong>rung von Prozess und/o<strong>de</strong>r Anlage (Bild 6.3). Prozess-Einflussgrößen auf das<br />
Schwingungsverhalten, die online variiert wer<strong>de</strong>n können, sind z.B. beim Kaltwalzen<br />
vorrangig die Walzgeschwindigkeit, aber auch Bandvor- und Bandrückzug, Walzkraft,<br />
Walzenbiegung, Walzenverschiebung sowie Reibung.<br />
34 November 2011
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Steuerstand<br />
Online-<br />
Visualisierung<br />
Produkt<br />
Prozess<br />
Anlage<br />
Zentraleinheit<br />
Erfassung<br />
Monitoring<br />
Diagnose<br />
Prognose<br />
Entscheidung<br />
Intervention<br />
Expertenwissen<br />
Mo<strong>de</strong>lle<br />
Dialog und<br />
Visualisierung<br />
Betriebsleitsystem<br />
Instandhaltungssystem<br />
Daten-<br />
Archiv<br />
Prozessleitsystem<br />
Fernanbindung<br />
Bild 6.3: Allgemeines Überwachungskonzept<br />
Der Einsatz von Schwingungsüberwachungssystemen ist jedoch nicht nur für <strong>de</strong>n Online-<br />
Eingriff sinnvoll. Die erfassten Daten können auch genutzt wer<strong>de</strong>n, um Defekte zu diagnostizieren<br />
sowie Trends zu analysieren, und daraus Vorgaben für die Instandhaltung aber auch<br />
für eine allgemeine Anlagen- und Prozessoptimierung zu ermitteln.<br />
Schwingungs-Ursachen-Analyse<br />
Zur Analyse von Schwingungen und <strong>de</strong>ren Ursachen sind sowohl theoretische als auch<br />
messtechnische Arbeiten notwendig (Bild 6.4).<br />
Zunächst wer<strong>de</strong>n aus Zeichnungen, Hersteller- und Betreiberangaben alle möglichen<br />
Schwingungsursachen für die spezielle Walzanlage zusammengestellt. Diese Informationen<br />
bil<strong>de</strong>n die Grundlage für die Planung einer Messung, d.h. von Messort, Messzeit,<br />
Messgröße, Messsystem usw. Durch unterschiedliche Fahrweise <strong>de</strong>r Anlage während <strong>de</strong>r<br />
Messung und spezielle Datenanalysen in Zeit- und Frequenzbereich wer<strong>de</strong>n drehzahlproportionale<br />
Schwingungsanteile, Eigenschwingungen und Störungen getrennt.<br />
Auf <strong>de</strong>r theoretischen Seite wer<strong>de</strong>n die Defektfrequenzen je Bauteil anhand <strong>de</strong>r Ist-Werte<br />
von Anlage (z.B. Walzendurchmesser während <strong>de</strong>r Messung) und Prozess (z.B. Voreilung<br />
und Schlupf) berechnet. Die Fehlerzuordnung erfolgt dann über die entsprechen<strong>de</strong> Bauteildrehzahl<br />
zwischen theoretischer Defektfrequenz und gemessener Schwingfrequenz.<br />
Kann man dadurch die Ursache ermitteln, sind Vorgaben für <strong>de</strong>ren Behebung bzw.<br />
Min<strong>de</strong>rung möglich.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r Vielzahl vorhan<strong>de</strong>ner Störungen, in einem Sexto z.B. existieren durch<br />
Defektfrequenzen und <strong>de</strong>ren Harmonische im querwellenrelevanten Frequenzbereich einige<br />
hun<strong>de</strong>rt Anregungsmöglichkeiten, sind oft vertiefen<strong>de</strong> Untersuchungen notwendig.<br />
35 November 2011
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Wesentlich für eine erfolgreiche Zuordnung ist die hochgenaue Kenntnis <strong>de</strong>r jeweiligen<br />
Bauteildrehzahl. Erste Maßnahme bei misslungener Defektsuche ist <strong>de</strong>shalb die Bestimmung<br />
<strong>de</strong>r Drehzahl mit verbesserter Genauigkeit, z.B. durch spezielle Messverfahren o<strong>de</strong>r<br />
einem Abgleich anhand von Schwingfrequenzen. Nächste Schritte sind die Kontrolle <strong>de</strong>r<br />
theoretischen Angaben und Istwerte, die Erweiterung <strong>de</strong>r möglichen Verursacher auf Nebenund<br />
vorgelagerte Anlagen sowie auch erweitere Messungen mit Trendanalysen und<br />
Bauteilverfolgung.<br />
theoretisch mögliche<br />
(drehzahlpr., EF, u.a.)<br />
Ursachen <strong>de</strong>r Anlage)<br />
Istwerte Anlage,Prozess<br />
(Durchmesser, Schlupf,<br />
Vor-, Nacheilung,...)<br />
Defektfrequenzen<br />
(je Bauteil+Verursacher)<br />
Drehzahl<br />
(je Bauteil)<br />
Messung (Drehzahl,<br />
Schwingungen,Prozess,<br />
Abtastung, Modus,...)<br />
Datenanalyse,Trennung<br />
Störungen+Eigenfrequ.<br />
(Zeit-, Frequenzbereich)<br />
Schwingfrequenz<br />
(örtlich eingegrenzt)<br />
Vergleich<br />
Ursache(n)<br />
Behebung (z.B.Bauteil)/<br />
Vermin<strong>de</strong>rung (Prozess)<br />
Bild 6.4: Vorgehensweise bei <strong>de</strong>r Analyse von Schwingungen und <strong>de</strong>ren Ursachen<br />
Die Bestimmung und Zuordnung von Eigenschwingungen erfolgt durch einen Abgleich von<br />
Ergebnissen <strong>de</strong>r theoretischen und experimentellen Systemanalyse einzelner Bauteile o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Gesamtanlage (Bild 6.5). Vorrangig genutzte Werkzeuge für die Simulation sind finite<br />
Elemente (FEA) und Mehrkörper-Systeme (MBA). Die klassische experimentelle Modalanalyse<br />
(EMA) ist bei Walzanlagen meist nur für einzelne Bauteile anwendbar (Walzen,<br />
Baustücke). Wichtiger ist hier die Messung während <strong>de</strong>s Walzens und die Nutzung von<br />
Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Betriebsschwingungsanalyse (OMA).<br />
36 November 2011
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Bild 6.5: Umfassen<strong>de</strong> Analyse von Walzenschwingungen durch Messung und Simulation<br />
Überwachungs- und Diagnosesystem K.O.P.F.<br />
Das System K.O.P.F. (Killer of Periodic Faults) realisiert die Analyse von Schwingungen und<br />
<strong>de</strong>ren Ursachen und zielt auf die Vermeidung periodischer Produktfehler sowie von Anlagen<strong>de</strong>fekten<br />
(Bild 6.6).<br />
Bild 6.6: System zur Schwingungsdiagnose und Walzenstandzeitverlängerung<br />
Qualitätssignale, wie Banddickenverläufe und zusätzliche Beschleunigungssignale wer<strong>de</strong>n<br />
auf dominieren<strong>de</strong> Fehlerfrequenzen hin untersucht und automatisch mit Matrizen von Defektfrequenzen<br />
verglichen. Als Ergebnisse stehen für <strong>de</strong>n Anlagenfahrer eine gewichtete<br />
37 November 2011
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Rangfolge <strong>de</strong>r möglichen Fehlerursachen, auch in grafischer Form (Bild 6.7), und für <strong>de</strong>n<br />
Instandhaltungsexperten zusätzlich die aufbereiteten Spektren sowie vielfältige Analysefunktionen<br />
zur Verfügung (Bild 6.8).<br />
Bild 6.7: Diagnosesystem K.O.P.F. – Anlagenfahrer-Layout<br />
Folgen<strong>de</strong> periodische Än<strong>de</strong>rungen im Produktionssystem wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Ursachenanalyse<br />
in K.O.P.F. einbezogen:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Unwuchten und Exzentrizitäten,<br />
Fluchtungsfehler im Antriebsstrang,<br />
Auswirkungen von Lager<strong>de</strong>fekten in <strong>de</strong>n Wälz- und auch Gleitlagern,<br />
Zahneingriffsfrequenzen <strong>de</strong>r Getriebe,<br />
Periodische Fehler <strong>de</strong>s einlaufen<strong>de</strong>s Ban<strong>de</strong>s (Querwellen),<br />
Periodische Fehler auf <strong>de</strong>n Walzen (Wellen und Schläge).<br />
Außer<strong>de</strong>m wird die Eigendynamik <strong>de</strong>r Anlage berücksichtigt:<br />
<br />
<br />
<br />
Eigenschwingungen <strong>de</strong>s Antriebsstrangs,<br />
Eigenschwingungen <strong>de</strong>s Walzgerüstes,<br />
Instabile Schwingungszustän<strong>de</strong> (z.B. selbsterregte „Brummer-Schwingungen“).<br />
Weitere Eigenschaften <strong>de</strong>s Systems sind je nach Einsatzfall:<br />
Automatisierte Nachführung <strong>de</strong>r Warn- & Defektgrenzwerte,<br />
Automatisierte Bewertung <strong>de</strong>s Anlagenverhaltens mit Hochfahrvorgängen,<br />
Einsatz von Chattermo<strong>de</strong>llen zur Bestimmung schwingungskritischer Zustän<strong>de</strong>,<br />
Integration einer Chatterfrüherkennung mit automatischem Prozesseingriff.<br />
38 November 2011
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Bild 6.8: Diagnosesystem K.O.P.F. – Offline-Analyse für <strong>de</strong>n Service-Ingenieur<br />
Schwingungen beim Walzen stellen durch die immer höheren Qualitätsstandards, die<br />
For<strong>de</strong>rungen nach schnelleren und größeren, prozess- und betriebssicheren Anlagen,<br />
einhergehend mit zunehmen<strong>de</strong>m Kostendruck, ein wachsen<strong>de</strong>s Problem dar.<br />
Das <strong>BFI</strong> entwickelt und realisert <strong>de</strong>shalb Konzepte zur Zusammenführung verschie<strong>de</strong>ner<br />
Maßnahmen in einem komplexen und prozessstufenübergreifen<strong>de</strong>n Qualitätsmanagementsystem,<br />
das sowohl eine Prozessoptimierung als auch eine Anlagen- und Anlagenzustandsoptimierung<br />
inklusive Systemüberwachung beinhaltet.<br />
6.2 Performancebewertung und -verbesserung von Regelungen in Walz- und<br />
Verzinkungsanlagen<br />
Ansprechpartner: Dr. Andreas Wolff, Dr. Jan Polzer<br />
Die Potentiale bestehen<strong>de</strong>r Produktionsanlagen lassen sich häufig durch eine verbesserte<br />
Regelung besser nutzbar machen. Hierzu gehört auch die fortlaufen<strong>de</strong> Überwachung und<br />
Beurteilung <strong>de</strong>r Performance <strong>de</strong>r eingesetzten Regler (Bild 6.9). Durch eine Parameternachstellung<br />
von Basis- und Prozessregelungen lassen sich erfahrungsgemäß zwischen 10<br />
und 30 % Verbesserung erreichen. Auf Basis von Benchmarks (d. h. optimal eingestellten<br />
Regelkreisen) können auch wirtschaftlich abgesicherte Entscheidungen über die Einführung<br />
neuer Reglerstrukturen (z. B. mo<strong>de</strong>llprädiktive Regelungen) getroffen wer<strong>de</strong>n.<br />
39 November 2011
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Bild 6.9: Ziele <strong>de</strong>r Regelkreisüberwachung (Control Performance Monitoring)<br />
Das <strong>BFI</strong> verfügt über Konzepte und Offline-Werkzeuge für ein solches „Control Performance<br />
Monitoring“ (CPM), mit <strong>de</strong>nen die Bewertung <strong>de</strong>r Regelgüten für gelieferte Datenstichproben<br />
vorgenommen wird (Bild 6.10). Das <strong>BFI</strong> hat kontinuierlich zu betreiben<strong>de</strong> CPM-Systeme<br />
(Bild 6.11 und Bild 6.12) entwickelt. Gleichzeitig wird die automatische Nachstellung <strong>de</strong>r<br />
Reglerparameter als Teil <strong>de</strong>s CPM vorbereitet. Diese Werkzeuge wur<strong>de</strong>n bereits sehr<br />
erfolgreich für die Bewertung und Verbesserung von technologischen Regelungen in<br />
Warmwalzwerken (Temperaturregelung einer Kühlstrecke), Kaltwalzwerken (Dickenregelung,<br />
Planheitsrege-lung) und Verzinkungsanlagen (Temperaturregelung, Zinkschichtdickenregelung)<br />
eingesetzt. Ziel ist dabei, das Verbesserungspotential <strong>de</strong>r Bandqualität durch<br />
modifizierte Einstellung <strong>de</strong>r Regelungen zu quantifizieren und auszuschöpfen.<br />
40 November 2011
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Bild 6.10: Offline (MATLAB) CPM-Tool (hier am Beispiel einer Dickenregelung)<br />
Bild 6.11: Installiertes Bewertungstool für die Temperaturregelung eines Glühofens<br />
41 November 2011
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Bild 6.12: Installiertes Bewertungstool für die Schichtdickenregelung einer Verzinkung<br />
Bild 6.13 zeigt beispielhaft das Ergebnis einer Bewertungs- und Reglerverbesserungsanalyse<br />
einer Temperaturregelung einer Verzinkungsanlage eines <strong>de</strong>utschen Stahlproduzenten.<br />
Mit Hilfe <strong>de</strong>r <strong>BFI</strong>-Werkzeuge wur<strong>de</strong>n z. B. Schwachpunkte in <strong>de</strong>r Temperaturregelung<br />
aufge<strong>de</strong>ckt. Durch geeignete Maßnahmen zur Verbesserung <strong>de</strong>r Regelung stellte<br />
sich eine erheblich höhere Reglerperformance (Bild 6.13), d.h. eine drastische Reduzierung<br />
<strong>de</strong>r Temperaturabweichungen (Bild 6.14), ein. Diese wie<strong>de</strong>rum brachten eine signifikante<br />
Energieeinsparung mit sich.<br />
Bild 6.13: Performance <strong>de</strong>r Temperaturregelung vor und nach <strong>de</strong>r Reglerverbesserung<br />
42 November 2011
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Bild 6.14: Typische Temperaturabweichungen vor und nach <strong>de</strong>r Reglerverbesserungsmaßnahme<br />
Weiterhin wird an <strong>de</strong>r Entwicklung eines CPM-Systems zur Bewertung und Optimierung <strong>de</strong>r<br />
technologsichen Regelungen an Warm- und Kaltwalztan<strong>de</strong>mstraßen gearbeitet ().<br />
Bild 6.15: Beispiel einer Visualisierung von CPM-Ergebnissen an Tan<strong>de</strong>mstraßen<br />
43 November 2011
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
6.3 Softsensor Technologie - Objekterkennung auf <strong>de</strong>r Basis von Bild- bzw.<br />
Vi<strong>de</strong>oauswertungen<br />
Ansprechpartner: Dr. Dirk Zan<strong>de</strong>r<br />
Mo<strong>de</strong>rne Metho<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r intelligenten Bildauswertung wer<strong>de</strong>n in<br />
verschie<strong>de</strong>nen Projekten zur Zustands-, Positions- o<strong>de</strong>r allgemein zur Datenerfassung<br />
angewandt. In <strong>de</strong>r stahlverarbeiten<strong>de</strong>n Industrie wer<strong>de</strong>n diese Systeme in erster Linie an<br />
Einsatzorten verwen<strong>de</strong>t, an <strong>de</strong>nen aufgrund <strong>de</strong>r Messaufgabe <strong>de</strong>r Einsatz herkömmlicher<br />
Sensoren nicht möglich ist.<br />
So wur<strong>de</strong> z.B. in einem Projekt eine Erkennung <strong>de</strong>r Position von Brammen innerhalb eines<br />
Wärmofens entwickelt. Die Vi<strong>de</strong>osignale zweier optischer Kameras wer<strong>de</strong>n permanent und<br />
in Echtzeit ausgewertet und daraus die genaue Position innerhalb <strong>de</strong>s Ofens berechnet. Mit<br />
<strong>de</strong>r Hilfe dieser Auswertung können Schä<strong>de</strong>n am Ofen durch <strong>de</strong>n manuell gesteuerten<br />
Eintrag neuer Brammen vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
In einem weiteren Projekt wur<strong>de</strong> die Güte einer Entzun<strong>de</strong>rungsanlage untersucht. Dazu<br />
musste das Entzun<strong>de</strong>rungsergebnis quantifiziert wer<strong>de</strong>n. Es wur<strong>de</strong> eine<br />
Vi<strong>de</strong>obildauswertung entwickelt, die Zun<strong>de</strong>rflecken auf <strong>de</strong>r heißen Bramme erkennt und<br />
<strong>de</strong>ren Größe, bzw. Fläche, sowie <strong>de</strong>ren Position auf <strong>de</strong>r Bramme berechnet (siehe Bild<br />
6.16). Durch Analyse dieser Daten kann eine Entzun<strong>de</strong>rung materialspezifisch optimiert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Bild 6.16: Vi<strong>de</strong>obil<strong>de</strong>r heißer Brammen kurz nach <strong>de</strong>r Entzun<strong>de</strong>rung; Oben: Segmentierung<br />
großflächiger Zun<strong>de</strong>rflächen; Unten: Verteilung kleiner Zun<strong>de</strong>rstellen<br />
44 November 2011
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
7. Ausgewählte Forschungsvorhaben<br />
Nr. Projektstichworte <strong>BFI</strong><br />
Vertragsnummer und Titel Gesamtprojekt<br />
1 Badspiegelregelung ECSC 7210-PR-335<br />
Extension of Advanced Monitoring and Control Techniques at<br />
Continuous Casting Process<br />
2 Regelung <strong>de</strong>r Bandkantenkühlung<br />
auf <strong>de</strong>m WB-<br />
Auslaufrollgang<br />
3 Koordinierte Planheitsregelung<br />
für KW-Tan<strong>de</strong>mstraßen<br />
4 Ski-, Säbel- und<br />
Querprofilregelung für<br />
Grobblechwalzwerke<br />
5 Bandlauf- und<br />
Planheitsverbesserung in KW-<br />
Tan<strong>de</strong>mstraßen<br />
6 Regelgütenbestimmung und<br />
Regleroptimierung in Kaltwalzund<br />
Verzinkungsanlagen<br />
7 WB-Planheitssollwerte für<br />
Weiterverarbeitungs-<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
8 Automatische Fehlerdiagnose<br />
in Dressierstraßen<br />
9 Integrierte Dicken- und<br />
Planheitsregelung für<br />
Vielrollenwalzwerke<br />
10 Prozessstufenübergreifen<strong>de</strong><br />
Planheits- und<br />
Zinkschichtdickenoptimierung<br />
11 Edgedrop-Optimierung beim<br />
Kaltwalzen<br />
12 Online-Optimierung <strong>de</strong>r<br />
mechanischen Eigenschaften<br />
beim Glühen<br />
ECSC 7215-PP-076 (FLOPEM)<br />
Hot Strip Flatness Optimisation by Means of Edge Masking in<br />
the Run Out Table Cooling System<br />
ECSC 7210-PR-337 (CEFLA)<br />
Development of New Control Strategies for Enhanced Use of<br />
Automatic Flatness Control in Cold Rolling<br />
RFS-CR-03039 (SHAPEHPM)<br />
Reduction of Shape Defects and Yield Losses by Advanced<br />
Online-Adaptation of Control Systems and New Operating<br />
Strategies in Heavy Plate Rolling Mills<br />
RFS-CR-02018 (STRIPGUIDING)<br />
Improvement of Strip Guiding and Related Effects in Cold<br />
Rolling of High Strength Steel Gra<strong>de</strong>s<br />
RFS-CR-03045 (AUTOCHECK)<br />
Enhancement of Product Quality and Production System<br />
Reliablity by Continuous Performance Assessment of<br />
Automation Systems<br />
RFS-PR-03071 (GLOBALSHAPECONTROL)<br />
Flatness set-up in hot strip mills tailored to the <strong>de</strong>mands of<br />
next step processes and final customers<br />
RFS-PR-03072 (SOFTDETECT)<br />
Intelligent Soft-sensor Technology and Automatic Mo<strong>de</strong>l-based<br />
Diagnosis for Improved Quality, Control and Maintenance of<br />
Mill Production Lines<br />
RFS-PR-03055 (S5)<br />
Optimised Through Process Shape of Stainless Steel Wi<strong>de</strong><br />
Strip<br />
RFSR-CT-2006-00037 (LINECOP)<br />
Line-coordinated Optimisation of Strip Geometry and Surface<br />
Properties by using Mo<strong>de</strong>l-based Predictive Technologies<br />
RFSR-CT-2007-00015 (EDGECONTROL)<br />
Minimised Yield Losses by Innovative Integrated Edge-drop,<br />
Width and Shape Control Based on Soft-sensor Technology<br />
and New Actuators in Cold Rolling Mills<br />
RFSR-CT-2007-00024 (ESTEP OPTIMET)<br />
Optimisation of the metallurgical structures and mechanical<br />
properties by improving the heat-treatment processes in flat<br />
and long production lines with new setup and control methods<br />
45 November 2011
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
13 Softsensorik und Regelung von<br />
Thermoprozessketten<br />
14 Intelligente<br />
(selbstüberwachen<strong>de</strong> und<br />
selbstoptimieren<strong>de</strong>) Regelung<br />
in Prozesslinien<br />
15 Energieeinsparung im<br />
Warmwalzprozess<br />
16 Automatische<br />
Performanceüberwachung und<br />
-optimierung<br />
17 Folienwalzen an 20-Rollen-<br />
Gerüsten<br />
BMWi 0327392A/B/C (DYNTHERM)<br />
Senkung von Energieverbrauch und CO2-Ausstoß bei <strong>de</strong>r<br />
Erwärmung, Warmumformung und Wärmebehandlung von<br />
Metallerzeugnissen durch neuartigen Prozess- und<br />
Anlagenverbund mit simulativer Universal-Softsensorik im<br />
Nutzgut und <strong>Automatisierung</strong> entsprechen<strong>de</strong>r betrieblicher<br />
Thermoprozessketten<br />
RFSR-CT-2010-00037 (COGNITIVE CONTROL)<br />
Cognitive Control Systems in Steel Processing Lines for<br />
Minimised Energy Consumption and Higher Product Quality<br />
RFSR-CT-2010-00008 (HrENERGYCONTROL)<br />
Minimising energy loss in hot rolling by intelligent<br />
manufactoring<br />
ZIM KF2231804WD9 (AUTOGALVA)<br />
Selbstüberwachen<strong>de</strong>s Regelsystem mit automatischer<br />
Parameternachtstellung für Bandbeschichtungsanlagen<br />
ZIM KF2231821US0 (DÜNNSTWALZEN)<br />
Entwicklung einer neuen Technologie zum Walzen dünner<br />
Stahlfolien<br />
18 Unterstützung <strong>de</strong>r<br />
Produktionsplanung durch<br />
prozessstufenübergreifen<strong>de</strong><br />
Verfolgung und Optimierung <strong>de</strong>r<br />
Planheit<br />
RFSR-CT-20011-00040 (TECPLAN)<br />
Technology-based assistance system for production planning<br />
in stainless steel mills<br />
19 Regelung <strong>de</strong>r Planheit und<br />
Materialeigenschaften<br />
20 Automatisches Richten von<br />
Platten<br />
RFSR-CT-20011-00011 (OPTISHAMP)<br />
Optimal control of shape and material properties<br />
ZIM KF2408702WD9 (AutoRichten) Entwicklung einer<br />
teilautomatisierten Biegerichtmaschine für plattenförmige<br />
Blechbauteile, als geregeltes, mechatronisches System<br />
46 November 2011
<strong>Automatisierung</strong><br />
<strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
8. Mitarbeiter und Kontaktdaten<br />
Dr. Jan Polzer, Dipl.-Math.<br />
Abteilungsleiter <strong>Automatisierung</strong>stechnik <strong>Umform</strong>- und Vere<strong>de</strong>lungsanlagen<br />
Tel.: 0211/6707-241<br />
E-Mail: jan.polzer@bfi.<strong>de</strong><br />
Joachim Denker, Dipl.-Ing.<br />
Tel.: 0211/6707-242<br />
Bernd Gröpper, M.Sc.<br />
Tel.: 0211/6707-237<br />
Roger Lathe<br />
Tel.: 0211/6707-204<br />
Detlef Sonnenschein<br />
Tel.: 0211/6707-373<br />
Martina Thormann, Dipl.-Ing.<br />
Tel.: 0211/6707-978<br />
Dr. Andreas Wolff, Dipl.-Ing.<br />
Tel.: 0211/6707-250<br />
Dr. Dirk Zan<strong>de</strong>r, Dipl.-Ing.<br />
Tel.: 0211/6707-330<br />
E-Mail: joachim.<strong>de</strong>nker@bfi.<strong>de</strong><br />
E-Mail: bernd.groepper@bfi.<strong>de</strong><br />
E-Mail: roger.lathe@bfi.<strong>de</strong><br />
E-Mail: <strong>de</strong>tlef.sonnenschein@bfi.<strong>de</strong><br />
E-Mail: martina.thormann@bfi.<strong>de</strong><br />
E-Mail: andreas.wolff@bfi.<strong>de</strong><br />
E-Mail: dirk.zan<strong>de</strong>r@bfi.<strong>de</strong><br />
47 November 2011