nä-Serie Tumorschmerztherapie - Hannoversche Ärzte-Verlags-Union
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Algesiologie<br />
Der Verlauf einer Tumorerkrankung ist<br />
durch das Auftreten einer Vielzahl von<br />
Symptomen gekennzeichnet, die einen<br />
negativen Einfluß auf die Lebensqualität<br />
der betroffenen Patienten haben können.<br />
Tumorbedingte Schmerzzustände treten<br />
bei ca. 75 Prozent der Patienten mit fortgeschrittenen<br />
Tumorstadien auf und<br />
bestimmen in der terminalen Phase häufig<br />
die Symptomatik.<br />
Nach der Erörterung der medikamentösen,<br />
symptomorientierten Möglichkeiten bei der<br />
<strong>Tumorschmerztherapie</strong> in den vorhergehenden<br />
Beiträgen 3 bis 7 der <strong>Serie</strong> sowie<br />
der Möglichkeiten der Strahlentherapie in<br />
Teil 8 werden im vorliegenden neunten<br />
und zugleich abschließenden Teil dieser<br />
<strong>Serie</strong> nun die Möglichkeiten und Grenzen<br />
der Chemotherapie im Gesamtkonzept der<br />
palliativmedizinischen Behandlung von<br />
Patienten mit Tumorschmerzen vorgestellt.<br />
Wie bereits in Teil 2 der <strong>Serie</strong> angesprochen,<br />
ist die zytostatische Therapie ein etabliertes,<br />
tumororientiertes Verfahren, daß<br />
in zunehmendem Maße einen wichtigen<br />
Beitrag zur Symptomkontrolle in der palliativen<br />
Behandlungssituation leisten kann<br />
und deshalb bei der Planung einer palliativmedizinischen<br />
Behandlung stets mit<br />
erwogen werden sollte. Dabei setzen Indikationsstellung<br />
und Durchführung zytostatischer<br />
Verfahren zwingend die Einbeziehung<br />
kompetenter onkologischer Spezialisten<br />
voraus; idealerweise wird das Pro-<br />
n i e d e r s ä c h s i s c h e s<br />
ärzteblatt<br />
<strong>Tumorschmerztherapie</strong><br />
Teil 9: Möglichkeiten und Grenzen der Chemotherapie<br />
Cornelia C. Kaufmann 1 , �. Griesinger 2 , W. Hiddemann 3<br />
1 �achklinik für hämatologisch / onkologische<br />
Rehabilitation „Sonneneck“,<br />
Osterstraße 2, 25938 Wyk auf �öhr<br />
12/2000 73. Jahrgang<br />
zedere gemeinsam in einer interdiszipli<strong>nä</strong>ren<br />
Tumor(schmerz)konferenz erörtert<br />
und festgelegt.<br />
Die Kenntnis dieser kausal wirkenden,<br />
tumororientierten Behandlungsoption ist<br />
für alle niedergelassenen und klinisch tätigen<br />
<strong>Ärzte</strong>, die Tumorschmerzpatienten<br />
betreuen, gleichermaßen wichtig, um diese<br />
Therapieoption frühzeitig in die Therapieplanung<br />
einbeziehen zu können und<br />
ggf. eine Überweisung des Patienten zum<br />
onkologischen Spezialisten zu veranlassen.<br />
Möglichkeiten und Grenzen<br />
der Chemotherapie<br />
Jahrzehntelang war es die Intention zytostatischer<br />
Therapie maligner Erkrankungen,<br />
Remissionen zu erreichen, mit dem Ziel der<br />
Kuration oder zumindest der Lebenszeitverlängerung<br />
des Patienten. Die damit verbundene<br />
Beseitigung von tumorbedingten<br />
Symptomen einschließlich des Tumorschmerzes<br />
wurde als selbstverständlich angesehen<br />
und deshalb i.d.R. nicht gesondert<br />
evaluiert.<br />
Trotz vieler bedeutender �ortschritte in der<br />
Tumortherapie ist die Onkologie jedoch<br />
nach wie vor weit von ihrem ursprünglichen<br />
Ziel entfernt, eine Heilung aller Patienten<br />
zu erreichen. In den letzten Jahren hat<br />
es in der zytostatischen Tumortherapie<br />
weder bei den Remissions- noch bei den<br />
Überlebensraten bahnbrechende Erfolge<br />
2 Zentrum Innere Medizin - Abt. Hämatologie / Onkologie<br />
(Leiter: Prof. Dr. med. L. Trümper),<br />
2 Georg-August-Universität Göttingen,<br />
Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen<br />
Klinik und Praxis<br />
gegeben, auch wenn sich insgesamt das<br />
therapeutische Spektrum sogar im Bereich<br />
der soliden Tumore erheblich erweitert hat.<br />
60 - 70 Prozent unserer Patienten befinden<br />
sich bei Diagnosestellung nach wie<br />
vor in einer primär palliativen Behandlungssituation<br />
oder erleiden nach erfolgreicher<br />
Primärbehandlung ein Rezidiv.<br />
Der onkologisch tätige Arzt muß sich also<br />
in besonderem Maße dieser palliativen<br />
Behandlungssituation stellen. Neben der<br />
immer angestrebten Verlängerung der<br />
Lebenszeit steht vor allem die Steigerung<br />
der Lebensqualität, d.h. die Besserung von<br />
tumorbedingten Symptomen wie Schmerzen,<br />
Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, �atigue-Syndrom<br />
etc. im Mittelpunkt der therapeutischen<br />
Bemühungen. Vor dem Einsatz<br />
einer palliativen zytostatischen Therapie<br />
sollte die obligatorische Abklärung folgender<br />
�ragen stehen:<br />
• Kann die geplante zytostatische Therapie<br />
im konkreten �all zur Tumorsymptomkontrolle<br />
beitragen?<br />
• Welche potentielle Morbidität nimmt der<br />
Tumorpatient für einen möglicherweise<br />
nur marginalen Überlebensvorteil auf<br />
sich?<br />
• Hat er selbst einen realen, fühlbaren<br />
Nutzen von der Therapie?<br />
In den letzten 10 bis 15 Jahren wurden<br />
neue zytostatische Substanzen entwickelt,<br />
die sich neben einer Verbesserung der<br />
3 Medizinische Klinik III am Klinikum Großhadern,<br />
Ludwig-Maximilians-Universität,<br />
Marchioninistraße 15, 81377 München<br />
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