neu in der bibliothek - Elternvereinigung für das herzkranke Kind
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Thema Herztransplantation<br />
an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong> hatte. Wir machten<br />
mit e<strong>in</strong>er befreundeten Familie ab,<br />
<strong>das</strong>s wir Elena auf Abruf zu ihnen<br />
br<strong>in</strong>gen könnten. Für diese Hilfe s<strong>in</strong>d<br />
wir ihnen heute noch sehr dankbar.<br />
In <strong>der</strong> fünften Woche nachdem ich<br />
me<strong>in</strong>en Piepser bekommen hatte,<br />
war es mir immer noch e<strong>in</strong> bisschen<br />
unheimlich. Ich trug ihn nicht mit mir<br />
um <strong>das</strong> Haus herum. Ich packte auch<br />
nicht sofort, wie empfohlen, e<strong>in</strong>e Tasche.<br />
Ich wollte Zeit, um mich an den<br />
Gedanken zu gewöhnen. Typisch!<br />
Am Montag dieser Woche kam ich<br />
von <strong>der</strong> Waschküche <strong>in</strong> die Wohnung<br />
zurück. Ich sah sofort, <strong>das</strong>s Elena im<br />
Zimmer stand mit dem Telefon <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Hand und mich ungeduldig anschaute.<br />
«Mommy, da bist du», sagte sie,<br />
«es ist Zürich. Die haben e<strong>in</strong> Herz <strong>für</strong><br />
dich!» Ich war entsetzt. «Mach nicht<br />
solche Witze!», sagte ich, «Beson<strong>der</strong>s,<br />
wenn die Person am Telefon es<br />
hören kann!» Sie schob mir <strong>das</strong> Telefon<br />
zu. «Es stimmt. Frag selber.»<br />
Dass die Swisstransplant-Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong><br />
am an<strong>der</strong>en Ende <strong>der</strong> Leitung<br />
dies sehr lustig fand, habe ich erst<br />
später herausgefunden. In diesem<br />
Moment hörte ich nur, <strong>das</strong>s es stimmte.<br />
Sie hatten e<strong>in</strong> Herz <strong>für</strong> mich. Ob<br />
ich zusagte? Schon nach 5 Wochen?<br />
«Ja», sagte die Frau, «es passt zu ihren<br />
Profi len». Da ich <strong>in</strong> diesem Augenblick<br />
verstanden hatte, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />
Herz sehr gut passen musste, wenn<br />
es mir schon nach so kurzer Zeit angeboten<br />
wurde, sagte ich zu.<br />
5<br />
Plötzlich wurde es <strong>in</strong> mir ruhig und<br />
kühl und ich sah alles sehr scharf.<br />
Weil die Entscheidung schon gemacht<br />
war, schaute ich nur voraus.<br />
Ich rief me<strong>in</strong>e Mutter <strong>in</strong> Amerika an<br />
und dann me<strong>in</strong>en Mann. E<strong>in</strong>e halbe<br />
Stunde später fuhr ich mit <strong>der</strong> Ambulanz<br />
und Blaulicht von Bern nach Zürich.<br />
Ich wurde als Notfall e<strong>in</strong>geliefert,<br />
wurde untersucht und auf e<strong>in</strong> Zimmer<br />
gebracht. Nach weiteren Vorbereitungen<br />
und etwas Zeit mit me<strong>in</strong>em Mann,<br />
<strong>der</strong> separat e<strong>in</strong>traf, wurde ich <strong>in</strong> den<br />
OP überführt. Ich hatte kalt, aber ke<strong>in</strong>e<br />
Angst. Ich machte mir ke<strong>in</strong>e Gedanken<br />
über <strong>das</strong> Nachher (wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
dank guter Beruhigungsmittel).<br />
Ich wachte erstmals am Silvester<br />
2003 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Intensivstation auf - glaube<br />
ich jedenfalls. Die ersten Tage waren<br />
zeitlich schwierig zu trennen. Ich<br />
war «voll verkabelt» und noch stark<br />
unter Drogen. Nichts tat extrem weh.<br />
Sehr komisch aber waren die S<strong>in</strong>nesverwirrungen,<br />
die durch die Immunsuppressiva<br />
hervorgerufen wurden.<br />
Ich war sehr durstig und bekam zu<br />
me<strong>in</strong>er grossen Freude e<strong>in</strong>e Cola.<br />
Lei<strong>der</strong> schmeckte alles Süssliche<br />
nach Salz – es war grässlich! Nach<br />
e<strong>in</strong> paar Tagen verg<strong>in</strong>g aber auch<br />
dies.<br />
Ich war fünf Wochen im Unispital<br />
Zürich. Diese Zeit war mit Lernen und<br />
Besuchen gefüllt. Ich musste mir e<strong>in</strong>e<br />
<strong>neu</strong>e Medikamenten- und Hygiene-<br />
Rout<strong>in</strong>e aneignen – <strong>das</strong> Was, Wann,<br />
Wie und Warum me<strong>in</strong>er <strong>neu</strong>en Lebensbegleiter.<br />
Ich musste auch anfangen,<br />
mich <strong>in</strong> Form zu br<strong>in</strong>gen.