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Benefizgala - Elternvereinigung für das herzkranke Kind

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Vereinsadresse:<br />

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Redaktionsadresse:<br />

<strong>Elternvereinigung</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>herzkranke</strong> <strong>Kind</strong><br />

Sekretariat Anita Kallon<br />

Neuhusstr. 35c, 8630 Rüti<br />

Tel. 055 260 24 52<br />

PC-Konto 80-36342-0<br />

info@evhk.ch<br />

Dominik Zimmermann, Bubendörferstrasse 25,<br />

4424 Arboldswil , Tel. 079 254 1536<br />

dominik.zimmermann@evhk.ch<br />

Sandra Rosati, Neudorfstrasse 51<br />

8820 Wädenswil, Tel. 044 780 22 08<br />

sandra.rosati@evhk.ch<br />

Corina Tribelhorn<br />

Am Furtbach 1<br />

8106 Adlikon b. Regensdorf, Tel. 043 317 00 01<br />

corina.tribelhorn@evhk.ch<br />

eUORE MATTO:<br />

Erscheinen:<br />

Satz/Layout/D ruck:<br />

Abonnement:<br />

Monika Rüegg Jeker / Sekretariat CUORE MATTO<br />

Wilstrasse 20 , 4557 Horriwil, Tel. 032 6141307<br />

PC-Konto 85-144694-6, info@cuorematto.ch<br />

Vierteljährlich<br />

Gremper AG, 4005 Basel<br />

Geht an die Mitglieder und Gönner und ist im<br />

Jahresbeitrag inbegriffen.<br />

HERZBLATT 4/09<br />

Redaktionsschluss: 16. November 2009<br />

Bitte die abgefassten Berichte nur an die Redaktionsadressen schicken.


:l.j.S'->iJ\':..\/~O;.'" ~~"'F;':I


Editorial<br />

Tod bei angeborenem Herzfehler<br />

Es ist ein heikles Thema. Dies habe<br />

ich oft selber gedacht und auch von<br />

diversen Seiten als Spontan reaktion<br />

gehört als die Idee aufkam, ein Herzblatt<br />

ganz diesem Thema zu widmen.<br />

Doch dann kam mir die aktualisierte<br />

Liste verstoroener <strong>Kind</strong>er in die Hände,<br />

welche seit Bestehen der Evhk<br />

geführt wird und inzwischen fünf<br />

A4-Seiten, querformatig und kleingeschrieben,<br />

umfasst.<br />

Bei allen Errungenschaften der modernen<br />

Medizin bleibt doch ein Prozentsatz<br />

übrig, wo <strong>Kind</strong>er - teils trotz<br />

bester Prognosen - die Eingriffe nicht<br />

überstehen oder später, infolge Ihrer<br />

Behinderung doch sterben . Auch<br />

wenn diese Prozentzahlen sehr tief<br />

liegen Ue Typ Herzfehler) - die <strong>Kind</strong>er<br />

und deren Angehörige trifft es immer<br />

zu 100%!<br />

«Der Verlust des eigenen <strong>Kind</strong>es ist<br />

die schrecklichste Erfahrung, die man<br />

im eigenen Leben machen kann».<br />

Diesen, oder sinnähnliche Sätze finden<br />

sich in der Literatur häufig und<br />

ich kann ihn persönlich vollständig<br />

unterstützen. Als Julien vor genau<br />

neun Jahren starb war <strong>das</strong> auch <strong>das</strong><br />

Ende meines bisherigen Lebens.<br />

Alles war in Frage gestellt, der körperliche<br />

Schmerz kaum zu ertragen.<br />

Es war der Anfang eines langen<br />

Weges, wieder ins Leben zu finden,<br />

wenn auch in ein anderes Leben.<br />

Den Anspruch, <strong>das</strong> Erlebte zu verarbeiten<br />

und «abzuhaken» ist kläglich<br />

misslungen. Doch ich denke heute,<br />

<strong>das</strong> soll wohl auch nicht sein. Ein so<br />

grundlegendes Ereignis erschüttert<br />

die eigene Persönlichkeit bis in die<br />

Grundfesten und nur durch Verinnerlichung<br />

und Akzeptieren des Erlebten<br />

gibt es überhaupt noch einen<br />

Weg vorwärts. Das ich heute diese<br />

Zeilen zu dem Thema schreibe ist<br />

dank Julien. Er ist heute mein Massstab<br />

der mir ermöglicht, oft über meine<br />

(früheren) Grenzen zu gehen.<br />

Es birgt aber auch die Gefahr, <strong>das</strong>s<br />

man alles nur noch an dem misst und<br />

nichts dagegen Bestand hat. Seit<br />

nunmehr sieben Jahren bemüht zu<br />

sein, ein gutes Herzblatt zu machen<br />

mit meinem tollen Redaktionsteam<br />

gibt mir Sinn und mein verstorbenes<br />

<strong>Kind</strong> ist dabei mein Motor und Motivator.<br />

Julien ist und bleibt bei mir,<br />

unsichtbar zwar doch in jeder meiner<br />

Fasern. Ich schreibe dies nicht um<br />

meine persönliche Geschichte in den<br />

Mittelpunkt zu stellen, sondern in der<br />

Überzeugung, <strong>das</strong>s viele betroffene,<br />

verwaiste Eltern diese Empfindungen<br />

mit mir teilen.<br />

Die Zeilen in dieser Herzblattausgabe<br />

gehen unter die Haut, sind sehr<br />

persönlich und konfrontieren vielleicht<br />

viele mit Ängsten die zuzulassen<br />

schwierig sind. Ob es nun Berichte<br />

von Herzkindern oder junger<br />

Erwachsener von Cuore Matto sind:<br />

Tod bei angeborenen Herzfehlern hat<br />

seine eigenen Regeln und ist zweifellos<br />

schwierig in Worte zu fassen. Es<br />

ist eine tiefe, emotionale Annäherung<br />

an die Thematik nötig, die viel Einfühlungsvermögen<br />

von Personen, die<br />

betroffene Angehörige begleiten wollen,<br />

abverlangt. Es ist erfreulich, <strong>das</strong>s<br />

2


Editorial<br />

~,Y.~!~I<br />

FÜR DAS HUZKItANKE KIND<br />

sich auch Fachpersonen tiefe Gedanken<br />

machen, wie die unmittelbare<br />

Betreuung bei solchen Schicksalen<br />

optimiert werden kann. Cati Gutzwiller<br />

hat eine langjährige Erfahrung<br />

in der Begleitung verwaister Eltern<br />

in der EvhK und ohne ihren Beitrag<br />

wäre <strong>für</strong> mich ein solches Thema im<br />

Herzblatt kaum denkbar. Auch die<br />

Erfahrung von Noemi De Stoutz von<br />

Cuore Matto ist enorm bereichernd<br />

zumal andere Aspekte der Thematik<br />

berührt werden.<br />

Für mich reflektiert die EvhK schon<br />

seit je her sehr intensive <strong>das</strong> wirkliche<br />

Leben . Sind es nicht gerade<br />

die Herzkinder, die uns immer wieder<br />

überraschen und trotz ihrer schweren<br />

Schicksale <strong>das</strong> Lachen lernen, ja<br />

sogar Vorbild sind? Herzkinder sind<br />

glücklich und geniessen <strong>das</strong> Leben<br />

soweit <strong>das</strong> ihre Einschränkung zulässt<br />

in vollen Zügen - <strong>das</strong> Herzlager<br />

ist nur ein Beispiel davon, über<br />

welches wir auch in dieser Ausgabe<br />

lesen können. Unter diesem Aspekt<br />

finde ich es auch absolut passend,<br />

<strong>das</strong>s wir dieser schweren Thematik<br />

- Tod bei angeborenem Herzfehler -<br />

auch freudige, lebendige Themen<br />

wie die Berichte unseres Jubiläumsanlasses<br />

in Engelberg oder die Aktivitäten<br />

der Kontaktgruppen gegenüberstellen<br />

dürfen .<br />

Es freut mich besonders, <strong>das</strong>s wir<br />

zu diesem Schwerpunktthema auch<br />

Berichte aus dem Umfeld der verstorbenen<br />

Herzinder haben, die vielleicht<br />

eine der grössten Fragen überhaupt<br />

zu dem Thema aufzeigen: wie kann<br />

man die betroffenen Eltern am besten<br />

Betreuen, was muss ich als begleitende<br />

Person machen? Doch da<br />

sind auch Grosseltern, welche in ihrem<br />

Schmerz vielleicht oft vergessen<br />

werden, vom Schicksal aber nicht<br />

minder betroffen sind. Oder <strong>das</strong> Gotti,<br />

<strong>das</strong> sich auf ihre Rolle vorbereitet<br />

und sich der Herausforderung, Gotti<br />

eines «besonderen» <strong>Kind</strong>es zu sein,<br />

mit Liebe stellt.<br />

Abschliessend möchte ich noch bemerken,<br />

<strong>das</strong>s es oft praktisch gar<br />

nichts braucht, um betroffenen Angehörigen<br />

beistehen zu können: ausser<br />

dem Vermögen , zuhören zu können.<br />

Hier sein, zuhören, auch wenn man<br />

wochen- oder monatelang nur <strong>das</strong>selbe<br />

hört. Nicht den Anspruch auf<br />

Verbesserung des Zustandes spüren<br />

lassen. Es werden auch keine guten<br />

Ratschläge erwartet. Menschen,<br />

Freunde zu haben, die einem auch<br />

in dieser schwersten Lebenskrise<br />

einfach nur zur Seite stehen, ist alles<br />

was gebraucht wird. Ich möchte jedoch<br />

auch allen Betroffenen nahe<br />

legen, die erwähnten Adressen von<br />

Selbsthilfeorganisationen zu prüfen .<br />

Oft ist <strong>das</strong> in der Anfangsphase des<br />

Trauerweges die einzige Hilfe, die<br />

man überhaupt annehmen kann . Die<br />

Erfahrung von Menschen die <strong>das</strong> selbe<br />

erlebt haben.<br />

3


«Liebe ist unsterblich und unabhän­<br />

gig vom äusseren Zusammensein»<br />

Für die Redaktion<br />

Dominik Zimmermann<br />

Diese Ausgabe soll allen Herzkindern<br />

und jungen Erwachsenen gewidmet<br />

sein, lebenden und verstorbenen,<br />

welche die EvhK so lebendig machen<br />

und erhalten und uns alle miteinander<br />

verbinden.<br />

4


Tod bei angeborenem Herzfehler<br />

~EY~~~I<br />

fUR DAS HERZKRANKE KIND<br />

Florian<br />

Vor vier Jahren habe ich schon einmal<br />

einen kurzen Bericht geschrieben.<br />

Als ich erneut angefragt wurde ob,<br />

ich diesmal etwas über die Zeit nach<br />

dem Tod unseres kleinen Engels<br />

schreiben würde, habe ich schnell<br />

zugesagt.<br />

Weil ich von meiner Sicht aus sagen<br />

darf, <strong>das</strong>s ich gut über dieses Thema<br />

reden kann. Rückblickend habe ich<br />

<strong>das</strong> Gefühl, es sei schon sehr lange<br />

her, wenn ich aber an die zwei Monate<br />

denke, die Florian gelebt hat und<br />

immer auf der Intensivstadion lag, immer<br />

beatmet war, keine grossen Fortschritte<br />

machte, möchte ich die Zeit<br />

um nichts auf der Welt nochmals zurückdrehen.<br />

Es war <strong>für</strong> uns als Familie<br />

eine kostbare, aber auch eine sehr<br />

intensive Zeit, wo unser Sohn bei uns<br />

war. Da wir schon eine Tochter haben<br />

Uetzt 9 Jahre alt) musste <strong>für</strong> uns <strong>das</strong><br />

Leben nach dem Tod von Florian weiter<br />

gehen und ich darf schon sagen<br />

Julia hat uns dabei sehr geholfen. Für<br />

sie ist Florian ihr persönlicher Schutzengel,<br />

der auf sie aufpasst. Wenn sie<br />

von Florian spricht, kommt sehr viel<br />

« Ech be scho trurig <strong>das</strong> de Florian<br />

gschtorbe esch»!<br />

Als Florian im 05 gestorben, ist gingen<br />

mein Mann und ich im März 06<br />

zum ersten Mal in die Kartause Ittingen<br />

zu Cati Gutzwiller. Voller Spannungen,<br />

was uns an diesem Nachmittag<br />

erwarten würde und wie es<br />

wohl anderen Eltern erging, die <strong>das</strong><br />

gleiche wie wir erlebt haben. Es wurde<br />

ein intensiver Nachmittag mit vielen<br />

Emotionen, aber auch mit lustigen<br />

Momenten. Und wieder haben wir mit<br />

verschiedenen Menschen Kontakt<br />

geknöpft, die <strong>das</strong> gleiche Schicksal<br />

tragen wie wir. Und immer wieder<br />

freuen wir uns aufs nächste Treffen.<br />

An dieser Stelle möchten wir Cati<br />

danken <strong>für</strong> ihre einfühlsame Unterstützung<br />

bei diesen Treffen! In der<br />

Zwischenzeit gehen wir einmal im<br />

Jahr nach Ittingen, weil <strong>das</strong> <strong>für</strong> uns<br />

der Tag ist, wo Florian bei uns im Mittelpunkt<br />

steht und wo der Raum gegeben<br />

ist auch nach vier oder zehn<br />

Jahren zu sagen, wir vermissen unser<br />

<strong>Kind</strong>, oder wir sind einfach nur<br />

traurig oder sogar wütend, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

Schicksal uns getroffen hat.<br />

Denn <strong>das</strong> kommt in unserem hektischen<br />

Alltag schon ein bisschen zu<br />

kurz.<br />

Wir wurden schon sehr bald nicht<br />

mehr über den Tod von Florian angesprochen,<br />

weil ich denke, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

Thema Sterben und Tod <strong>für</strong> viele tabu<br />

ist, war es <strong>für</strong> uns als Familie auch<br />

bis vor vier Jahren. Da ich selber in<br />

einem Pflegeheim arbeite werde ich<br />

immer wieder mal mit dem Tod konfrontiert<br />

und seit ich meinen Sohn mit<br />

nur zwei Monaten wieder hergeben<br />

musste, weiss ich man muss nicht alt<br />

sein zum sterben!<br />

Wir wurden vor vier Jahren mit diesem<br />

Thema konfrontiert, ob wir<br />

wollten oder nicht, uns fragte niemand<br />

ob wir die Kraft dazu haben<br />

solch schwere Entscheidungen zu<br />

treffen. Uns wurde die Kraft aber gegeben<br />

und wir haben richtig entschieden<br />

eigentlich hat uns Florian dabei<br />

geholfen, weil seine Kraft zum selb-<br />

5


Tod bei angeborenem Herzfehler<br />

ständig Atmen schon nach sieben<br />

Minuten nicht mehr ausreichte und er<br />

ganz ruhig und entspannt in meinen<br />

Armen eingeschlafen ist.<br />

Ich kann und darf im Namen der<br />

ganzen Familie sagen, <strong>das</strong>s es uns<br />

gut geht, <strong>das</strong>s wir um eine Lebenserfahrung<br />

reifer sind und <strong>das</strong> Sprichwort<br />

«Zeit heilt Wunden» bei uns zutrifft.<br />

Denn der Schmerz wird kleiner,<br />

sehr froh sind wir <strong>das</strong> Florian nicht<br />

unser erstes <strong>Kind</strong> war, sondern <strong>das</strong>s<br />

wir schon eine grossartige Tochter<br />

haben <strong>für</strong> die es sich eben lohnt,<br />

<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Leben weiter geht!<br />

Seit März 08 haben wir ein Tageskind<br />

damals (6 Monate alt) zweimal in der<br />

Woche. War und ist <strong>für</strong> die ganze Familie<br />

immer noch eine sehr positive<br />

Erfahrung . Für mich als Frau und<br />

Mutter war die erste Zeit einfach kostbar<br />

<strong>für</strong> ein paar Stunden ein Baby im<br />

Arm zu halten, hat mir persönlich sehr<br />

über den Verlust von Florian hinweg<br />

geholfen. Jetzt ein Jahr später ist es<br />

kein Baby mehr, aber immer noch<br />

eine sehr schöne Zeit, wenn Lorena<br />

bei uns ist.<br />

Familie Müller<br />

mit Florian im Herzen<br />

6


'", 11:.' ~'J.:!..q;. ~ 'l>f".... ;, 1,.. ~'~ '.' I •<br />

Tod bei angeborenem Herzfehler .<br />

Florian<br />

Ich weiss noch genau , wie stolz ich<br />

war, als deine Mutter mich gefragt<br />

hat, ob ich dein Gotti werden möchte.<br />

Mit Stolz und grosser Freude sagte<br />

ich ja.<br />

Ich machte mir schon Gedanken darüber,<br />

was wir gemeinsam unternehmen<br />

könnten.<br />

Aber dann kam alles anders. Als<br />

ich erfuhr, <strong>das</strong>s mit dir etwas nicht<br />

stimmte und du mit einer Behinderung<br />

geboren wirst, war ich zuerst<br />

einmal fassungslos .<br />

Doch schon bald wusste ich , <strong>das</strong>s ich<br />

so oder so dein Gotti sein werde.<br />

Zusammen mit deinen Eltern , deiner<br />

Schwester, Götti und dem Rest der<br />

Familie standen wir die ungewisse<br />

Zeit der Schwangerschaft durch. Voller<br />

Angst und Ungewissheit erwartete<br />

ich den Tag deiner Geburt. Immer<br />

wieder fragte ich mich , warum gerade<br />

du. Ich wusste aber, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> deine<br />

Bestimmung war. Mir war klar, <strong>das</strong>s<br />

eine schwierige Zeit auf uns zukommen<br />

würde.<br />

Als du dann endlich geboren warst,<br />

war ich doch sehr froh , <strong>das</strong>s du lebtest<br />

und die erste Operation gut verlaufen<br />

war.<br />

Nun hiess es hoffen und warten. Als<br />

ich dich <strong>das</strong> erste Mal sah , wusste<br />

ich, <strong>das</strong>s du etwas Spezielles bist.<br />

Ich genoss die Zeit neben deinem<br />

Bett zu sitzen und dir beim Schlafen<br />

zu zusehen. Warum auch immer;<br />

aber du hast mich nie angeschaut.<br />

Wahrscheinlich verstanden wir uns<br />

auch so.<br />

Wenn ich dich so liegen sah, mit all<br />

den Infusionen und Apparaten dachte<br />

ich oft über den Sinn des Lebens<br />

nach. Manchmal, wenn die Pflegerinnen<br />

dich wieder einmal «plagen»<br />

mussten , hatte ich <strong>das</strong> Gefühl <strong>das</strong>s<br />

du sagen wolltest, «lasst mich doch<br />

in Ruhe».<br />

Dann kam der Tag, wo die Entscheidung<br />

über Leben oder Sterben dir<br />

überlassen wurde. Alle, die dich<br />

liebten und mit dir gebangt und gehofft<br />

hatten, waren an diesem schönen<br />

Sommertag im Spital um dich zu<br />

taufen und von dir Abschied zu nehmen.<br />

Es war eine wunderschöne Atmosphäre<br />

.Ich durfte dich noch einmal<br />

in den Arm nehmen und mich von<br />

dir verabschieden. Ich war so traurig.<br />

Doch auch in diesem schweren<br />

Moment gabst du mir zu spü ren , «sei<br />

nicht traurig mir geht es gut, lasst<br />

mich gehen».<br />

Voller Gottvertrauen und innerem<br />

Frieden verliess ich <strong>das</strong> Spital.<br />

Als mir dann deine Mutter kurze Zeit<br />

später mitteilte, <strong>das</strong>s du gestorben<br />

seiest, war ich froh und dankbar,<br />

<strong>das</strong>s du deinen eigenen Weg gehen<br />

konntest.<br />

Heute wärst du schon 4 Jahre alt. Oft<br />

überlege ich mir wie es wohl wäre mit<br />

dir.<br />

Dann spüre ich deine Anwesenheit<br />

und bin dankbar <strong>das</strong>s es dich gibt.<br />

Dein Gotti<br />

7


Tod bei a'ngeborenem H~r~f~hler ' . - .. , :"<br />

Julien<br />

Als mein Sohn mich vor einiger Zeit<br />

fragte, ob ich bereit wäre einen Beitrag<br />

ins Herzblatt zu schreiben, war<br />

meine Antwort spontan ja. - Das<br />

war die Möglichkeit auch einmal die<br />

Gefühle als Grosseltern äussern zu<br />

können. Das was uns als Vater und<br />

Mutter derart schmerzhaft aus der<br />

Lebensbahn reisst, wenn man zusehen<br />

muss wie sich <strong>das</strong> eigene <strong>Kind</strong><br />

kaum mehr am Leben halten kann,<br />

weil es den Verlust und Tod seines<br />

eigenen Sohnes nicht begreifen und<br />

verkraften kann.<br />

Aber, nun sitze ich da und spüre wie<br />

der ganze Schmerz hochsteigt, weIchen<br />

ich in den vergangenen Jahren<br />

versucht habe mit therapeutischer<br />

Hilfe zu Verarbeiten und unter «Kontrolle»<br />

zu halten .. ,<br />

Aber es ändert nichts. Ich habe JA<br />

gesagt und werde jetzt einfach versuchen<br />

meine sich überschlagenden<br />

Emotionen so gut als möglich zu kanalisieren.<br />

In Form von Gedanken­<br />

Flash. Es ist so heftig und komplex<br />

<strong>das</strong>s es sonst den vorgegebenen<br />

Rahmen sprengen würde.<br />

Heiligabend 1999<br />

Unsere damalige Schwiegertochter<br />

war hochschwanger mit dem innig<br />

ersehnten Baby. Wir feierten wunderschön<br />

und in dankbarer Besinnlichkeit<br />

zusammen Weihnachten. Dieses<br />

Fest war <strong>für</strong> unsere Familie immer<br />

ganz intensiv, Es ging nie um die<br />

Päckli. Es war <strong>das</strong> ganz tiefe Gefühl<br />

zusammen sein zu dürfen und einander<br />

zu haben. Und diesmal, bald ein<br />

Enkelkind zu bekommen auf <strong>das</strong> wir<br />

innerlich schon so lange vorbereitet<br />

waren.<br />

Zusammen besuchten wir den Mitternachts<br />

Gottesdienst. Unsere Schwiegertochter<br />

stand neben mir und ich<br />

werde niemals vergessen, was sie<br />

<strong>für</strong> eine Ausstrahlung hatte. Diese<br />

wunderbare Aureole, die sie umgab<br />

und schützte. Sie selber war sich<br />

dessen gar nicht bewusst, <strong>das</strong> spürte<br />

ich. Mein tiefer Respekt und die innere<br />

Bitte <strong>das</strong>s alles gut gehen möge,<br />

waren umso inniger. Denn sie hatte in<br />

der ganzen Schwangerschaft ernsthafte<br />

gesundheitliche Probleme.<br />

25. Dezember 1999<br />

Es waren die Stunden als der Sturm<br />

«Lothar» derart tobte und alles niederriss.<br />

In diesen Stunden kam unser<br />

Julien unter schweren Komplikationen<br />

<strong>für</strong> Mutter und <strong>Kind</strong> zur Welt. -<br />

Wir haben die werdenden Eltern im<br />

Spital besucht und waren Zeuge vom<br />

Anfang der dramatischen Geburt. -<br />

Wir hatten <strong>das</strong> Gefühl «im Wäg zu<br />

sein» und gingen nach Hause mit<br />

Angst und Hoffnung zugleich. Hier<br />

kommen bei mir als Mutter die ersten<br />

Zweifel. .. Wir hätten uns nicht verdrängen<br />

lassen sollen, sondern warten<br />

und unserm Sohn beistehen. der<br />

allein vor dem OP warten musste und<br />

nicht wusste was <strong>für</strong> einen Bescheid<br />

er bekam ... Ja, <strong>das</strong> war falsch und<br />

macht mich traurig. - Nach Stunden<br />

bangen Wartens kam sein Telefon.<br />

Julien war geboren.<br />

8


~' ......;rL."'(l' t '1IjI" ~." ..... -,.1;;...... ·.·~· _~ .<br />

Tod bei angeborenem Herzfehler<br />

'.<br />

In die Freude und Erleichterung kam<br />

aber der Satz: er hat eine schwere<br />

Behinderung, einen schweren Herzfeh<br />

ler! Was wird <strong>das</strong> <strong>für</strong> Julien bedeuten?<br />

Für seine Eltern, <strong>für</strong> uns? Fragen<br />

über Fragen. Alles anders als wir uns<br />

<strong>das</strong> so schön ausgemalt hatten. - Wir<br />

konnten ihn besuchen bevor er ins<br />

<strong>Kind</strong>erspital musste. Da lag er also in<br />

seinem Bettchen. Unser aller Julien.<br />

So süss und lieb und so krank. Wenigstens<br />

konnten wir ihn streicheln<br />

und fühlen. Und er schaute uns aus<br />

blauen Augen an . Irgendwie intensiv.<br />

Das drang ganz tief ins Herz ... und<br />

ich kämpfte nur noch mit den Tränen<br />

.. . es war so eine unendliche Liebe<br />

und Ruhe die von ihm ausging .. .<br />

und in mir ein sehnen dieses <strong>Kind</strong><br />

<strong>das</strong> so sehr meinem Sohn als Baby<br />

ähnlich sah , sanft an mein Herz zu<br />

drücken, Aber <strong>das</strong> war nicht möglich.<br />

- Wir besuchten ihn dann fast täglich<br />

im <strong>Kind</strong>erspital. Dort durften wir ihn<br />

<strong>das</strong> erste Mal auf dem Schoss halten<br />

, mit all den Schläuchen mit denen<br />

er verkabelt war. Er schaute uns immer<br />

mit diesem intensiven Ausd ruck<br />

an <strong>das</strong>s ich mir natürlich einbildete,<br />

<strong>das</strong>s er uns jetzt kenne. Oben an seinem<br />

Bett hing dann später ein Täfelchen<br />

worauf stand: Ich habe eigene<br />

Kleider. Ich war so glücklich darüber.<br />

Das war doch auch ein Fortschritt.<br />

Hin zu einem «normalen» Leben!<br />

Zu Hause<br />

Endlich kam der Tag an dem ihn seine<br />

glücklichen Eltern heim nehmen<br />

durften. Mit all den Auflagen die so<br />

ein schwer <strong>herzkranke</strong>s <strong>Kind</strong> mit sich<br />

bringt.<br />

Ich bewunderte meinen Sohn immer<br />

aufs Neue wie er mit grosser Umsicht<br />

und Einfühlungsvermögen den<br />

Alltag mit seinem Sohn strukturierte.<br />

Die Küche wurde zu einem Labor,<br />

so empfand ich es, wo alles peinlich<br />

genau <strong>für</strong> den Kleinen zubereitet<br />

wurde. Ebenso bewunderte ich <strong>das</strong><br />

junge Mami, <strong>das</strong> alles daran setzte,<br />

<strong>das</strong>s Julien ein fröhliches, normales<br />

Umfeld bekam. Das Wort Operation<br />

kam immer aufs Neue ins Gespräch.<br />

Und damit <strong>für</strong> uns alle auch tiefe Besorgnis<br />

wie <strong>das</strong> ausgehen würde. Um<br />

ehrlich zu sein, in mir war Angst.<br />

Ostern<br />

Mein Mann und ich waren <strong>für</strong> einige<br />

Tage auf der Lenk. Und wir erwarteten<br />

voller Freude den Besuch der<br />

jungen Familie. Es waren glückliche<br />

Tage. Das junge glückliche Elternpaar<br />

mit ihrem Sohn. Die Sonne, die<br />

schien und die Berge, die uns Beschützten.<br />

Es MUSSTE doch alles gut werden!<br />

Mitten in diesen glücklichen Tagen<br />

hatte ich den ersten dieser Wahrträume.<br />

Grauenhaft. Ich kenne <strong>das</strong> Phänomen<br />

bei mir. Mein Mann meinte:<br />

<strong>das</strong> sind nur deine eigenen Ängste.<br />

Meinen Sohn wollte ich damit nicht<br />

belasten. - Von da an lebte ich mit<br />

einem schweren Druck in der Brust,<br />

der mir oft fast den Atem nahm. Alles<br />

in mi r drängte sooft wie möglich<br />

Julien zu sehen. Und er freute sich<br />

auch jedes Mal, wenn wir kamen.<br />

9


Tod bei angeborenem Herzfehler<br />

!,Y.!1!~1<br />

FÜR DAS HERZKRANKE KIND<br />

Oft lag er auf dem Sofa gebettet und<br />

strahlte uns entgegen und strampelte<br />

vor Freude. Ihn in den Armen zu halten<br />

oder an unsere Körper gelehnt<br />

schlafend, <strong>das</strong> war ein unendliches<br />

Glücksgefühl mit Wehmut vermischt.<br />

Ich rede von mir. Mein Mann hatte die<br />

Träume nicht und konnte anders leben.<br />

Schön <strong>für</strong> ihn. Denn die Sorgen<br />

plagten ihn auf andere Weise. Aber<br />

auch er war in einer anderen Welt,<br />

wenn er Julien an seinem Körper<br />

spüren durfte.<br />

Pfingsten, Taufe<br />

In der Hoffnung <strong>das</strong>s die Kraft dieser<br />

Pfingsttage sich auf Julien auswirken<br />

möge, liessen ihn seine Eltern<br />

in Mariastein taufen. Denn von dort<br />

haben wir auch viel geistlichen Beistand<br />

bekommen. Es war und bleibt<br />

wichtig, <strong>das</strong>s es so geschehen ist.<br />

Sommer<br />

Die OP wurde definitiv auf September<br />

2000 festgesetzt. .. Und ich hatte den<br />

zweiten Wahrtraum. Noch eindringlicher<br />

als der Erste. Ich konnte kaum<br />

noch atmen. Die innere Panik nahm<br />

zu. Mit wem hätte ich <strong>das</strong> teilen können?<br />

Wir alle litten unter dieser inneren<br />

Angst. Auch Juliens Eltern. Doch<br />

darüber reden hiesse, dem negativen<br />

Denken Raum geben. Und <strong>das</strong> durfte<br />

nicht geschehen. Deshalb blieb<br />

ich mit meinem Traumwissen auch<br />

so einsam. Am liebsten wäre ich Tag<br />

und Nacht bei dem geliebten <strong>Kind</strong><br />

geblieben um jede Sekunde auszukosten.<br />

Seinen Körper zu spüren, ihn<br />

zu riechen und diese unglaubliche<br />

Liebe, die er immer ausstrahlte in mir<br />

zu speichern. - Der Tag der OP war<br />

ganz nahe. Julien durfte nach den<br />

Voruntersuchungen nochmals mit<br />

seinen Eltern <strong>für</strong> 2 Tage heim ...<br />

In mir schrie alles ... Nein, nein noch<br />

nicht. Es stimmt nicht. Was hätte ich<br />

blass tun sollen? Wir sahen ihn dann<br />

noch ein letztes Mal. Er habe auf der<br />

ganzen Fahrt nach Bern geweint. Er<br />

habe auch geweint als sie daheim die<br />

Wohnung verliessen. Was noch niemals<br />

der Fall gewesen sei. Spürte er<br />

es auch? Für uns blieb <strong>das</strong> entsetzliche<br />

Warten .. . Für mich versuchte<br />

ich verzweifelt gegen mein Traumwissen<br />

anzukämpfen ... Am 4. Sept.<br />

war die OP. Am 6. Sept. kam in der<br />

Nacht die Nachricht von unserem<br />

Sohn, <strong>das</strong>s er die Einwilligung habe<br />

geben müssen, um die Beatmungsmaschine<br />

abzuschalten... Weinen,<br />

Weinen ... weinen.<br />

Wir hatten wenige Stunden Zeit uns<br />

darauf vorzubereiten unseren zerbrochenen<br />

Sohn und Schwiegertochter<br />

in die Arme zu nehmen und mit Ihnen<br />

gemeinsam zu weinen . Trost gibt es<br />

keinen! ...<br />

Aber eines ist <strong>für</strong> mich heute und<br />

rückblickend ganz klar:<br />

Wir als Eltern und Grosseltern hätten<br />

Julien mit seinen Eltern nicht alleine<br />

zu dieser OP gehen lassen dürfen.<br />

Nicht weil wir etwas verhindern oder<br />

verändern hätten können .. . aber wir<br />

wären DA gewesen und beide hätten<br />

noch einen Rückhalt gehabt.<br />

Was ging blass in uns vor, <strong>das</strong>s wir<br />

die drei geliebten Menschen in Ihrer<br />

schwersten Stunde allein liessen. Wir<br />

wollten doch immer gute Eltern sein.<br />

Dieser Gedanke lässt mich heute oft<br />

10


Tod bei angeborenem Herzfehler<br />

~.Y.~!~I<br />

FUR DAS HERZKRANKE KIND<br />

fast verzweifeln. Das sind Fehler die<br />

wir unter grossem seelischem Druck<br />

begangen haben.<br />

Ich habe dies unserem Sohn auch<br />

ausgesprochen . Aber es ist nicht<br />

rückgängig zu machen.<br />

Das tut mir immer noch in der Seele<br />

weh und kommt zu der Trauer hinzu.<br />

Julien wird immer bei uns sein . Er hat<br />

uns zu Grosseltern gemacht und zu<br />

dem was wir heute sind . Wir pflegen<br />

mit Liebe sein Grab und sind innerlich<br />

unruhig , wenn wir annehmen müssen<br />

<strong>das</strong>s keine Lichtlein mehr brennen.<br />

Wir sind auch nicht mehr erstaunt,<br />

wenn wir zum Grab hintreten und <strong>das</strong><br />

Windreedli zu drehen anfängt obwohl<br />

überhaupt kein Windhauch zu spüren<br />

ist. Es gibt Dinge zwischen Himmel<br />

und Erde, die wir weder messen, wiegen<br />

oder sonst wie erklären können.<br />

Und doch finden sie statt ...<br />

Es gab dann nochmals Träume. Bei<br />

mir und bei Juliens Mami. Unabhängig<br />

voneinander bekamen wir die<br />

Botschaft, <strong>das</strong>s ein Brüderchen von<br />

Julien kommen würde. Darüber haben<br />

wir gesprochen! Auch <strong>das</strong>s wir<br />

einander immer solche wichtigen<br />

Schlüsselträume erzählen wollen.<br />

Und <strong>das</strong> Brüderchen kam. Entgegen<br />

allem was die Ärzte sagten ... Jeremy<br />

.. . in uns ist und bleibt unendliche<br />

Dankbarkeit. Dann kam Evan,<br />

wieder grosse Freude und Dankbarkeit.<br />

Später, mit der neuen Partnerin<br />

unseres Sohnes kamen Stella und<br />

nun noch Baby Jael.<br />

Da wir bis jetzt keine Mädchen hatten,<br />

sind wir auch hier ebenso mit<br />

grosser Dankbarkeit <strong>für</strong> diese beiden<br />

<strong>Kind</strong>er erfüllt. Auf die Dankbarkeit<br />

legen wir besonderen Wert, da wir<br />

leidvoll lernen mussten, <strong>das</strong>s nichts<br />

selbstverständlich ist.<br />

Dass Männer und Frauen selten gemeinsam<br />

trauern können, haben wir<br />

als Grosseltern schmerzvoll erfahren<br />

müssen. Dass eine langjährige Grosseltern-Ehe<br />

unter kaum nachvollziehbare<br />

Belastung gerät, ist eine Folge<br />

des verschieden gelebten Trauerprozesses.<br />

Wir werden immer Grosseltern von 5<br />

Enkelkindern sein. Die 4 hier bei uns.<br />

Und unser Engel Julien im Himmel.<br />

Er wird uns alle immer miteinander<br />

verbinden. Egal wo wir immer uns<br />

Befinden ... Auch uns Grosseltern.<br />

Wenn wir an Seinem Grab Lichtlein<br />

anzünden, wird uns immer wieder<br />

bewusst, <strong>das</strong>s wir irgendwie Geduld<br />

miteinander haben müssen. Weil<br />

eben Männer anders trauern als<br />

Frauen und dann noch der individuelle<br />

Charakter dazukommt.<br />

Und Julien war einfach reine LIE­<br />

BE. Schon deshalb sind wir ihm <strong>das</strong><br />

schuldig.<br />

Valerie Zimmermann<br />

11


Tod bei angeborenem Herzfehler<br />

Die Begegnung mit den Tod<br />

Vor etwa sechs Jahren begegnete ich<br />

einem kleinen Mädchen, welches mir<br />

bis heute in Erinnerung geblieben ist.<br />

Tagtäglich sehe ich kleine Patienten<br />

um ihr Leben kämpfen . Ihr starker<br />

Wille zum Leben beeindruckt mich<br />

sehr und es ist dieser Wille der uns<br />

täglich dieser Arbeit Wert ist.<br />

Denn so viel müssen unsere kleinen<br />

Patienten über sich ergehen lassen<br />

- leiden und trotzdem schenken sie<br />

uns immer wieder ein Lächeln. Trotz<br />

des Leidens sind es diese kleinen<br />

Momente des Glücks, die <strong>das</strong> Leben<br />

lebenswert machen.<br />

Das Mädchen hatte einen schweren<br />

Herzfehler und verbrachte fast ihr<br />

ganzes Leben bei uns im Spital. In<br />

dieser Zeit lernten wir sie und ihre<br />

Eltern gut kennen, begleiteten sie<br />

in schönen, wie auch schweren Momenten<br />

und wir begegneten uns<br />

jeden Tag- jeden Morgen in der Frühe<br />

brachte der Vater die Mutter in<br />

<strong>das</strong> Spital. Den ganzen Tag war sie<br />

beim kranken <strong>Kind</strong>. Sie strahlte eine<br />

Ruhe aus und schenkte all ihre Liebe<br />

der Kleinen, unterstützte sie, wie<br />

auch uns in der Pflege. Trotz langem<br />

Spitalaufenthalt spürte man immer<br />

eine Dankbarkeit und Wertschätzung<br />

gegenüber dem betreuenden Team.<br />

Dies berührte mich sehr.<br />

Eine Woche vor Ihrem Tod veränderten<br />

sich ihre Gewohnheiten. Plötzlich<br />

trank sie nicht mehr die Milch,<br />

was sie sonst immer genüsslich tat.<br />

Ihr häufiges Lächeln wich einem<br />

Jammern, was wir so auch nicht von<br />

ihr kannten. Die Eltern bemerkten<br />

schnell, <strong>das</strong>s etwas mit ihr nicht in<br />

Ordnung war. Da aber äusserlich und<br />

aus medizinischer Sicht noch keine<br />

Symptome sichtbar waren, beobachtete<br />

man ihren Zustand weiter.<br />

Ihr Zustand verschlechterte sich und<br />

wir mussten sie auf die Intensivstation<br />

verlegen. Eine Nacht verbrachte<br />

sie dort bevor sie wieder zu uns zurückverlegt<br />

wurde, da sich ihr Zustand<br />

wieder stabilisierte. Auf unserer<br />

Abteilung stellten wir fest und spürten<br />

immer noch, <strong>das</strong>s irgendetwas nicht<br />

stimmte.<br />

Ihre Mutter war auch sehr besorgt<br />

und blieb an diesem Tag immer an<br />

ihrer Seite. Als sich Ihre Mutter kurz<br />

von ihrem Bett lösen konnte, um<br />

schnell in die Kantine zu gehen, hörte<br />

plötzlich ihr Herz auf zu schlagen. Wir<br />

reanimierten sie und versuchten sie<br />

zu retten, was uns nicht mehr gelang.<br />

In diesem Moment kam die Mutter<br />

der Kleinen aus der Kantine zurück.<br />

Sie stand unter Schock und weinte<br />

aus ihrem tiefsten Inneren heraus.<br />

Ein herzzerreissendes und schweres<br />

Weinen. An dieses Weinen erinnere<br />

ich mich noch heute, denn es war ein<br />

Weinen, welches einem die Kehle zuschnürt.<br />

Es drückt den schlimmsten<br />

Verlust im Leben aus - den Verlust<br />

als Eltern ihr <strong>Kind</strong> zu verlieren. Eine<br />

Pflegefachperson nahm sich ihrer an<br />

und ging mit ihr in einen Nebenraum,<br />

beruhigte sie und war <strong>für</strong> sie da. Das<br />

ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit,<br />

Eltern in Krisensituationen zu begleiten<br />

und moralisch zu unterstützen.<br />

Für mich war es eindrücklich, wie<br />

schnell der Prozess der Krankheit<br />

fortschreiten kann . Täglich sind wir<br />

12


Tod bei angeborenem Herzfehler<br />

unvorrausehbaren Situationen ausgesetzt,<br />

bei denen es um Leben<br />

und Tod geht. Auch zu spüren, <strong>das</strong>s<br />

etwas nicht stimmt, es nicht definieren<br />

zu können, lässt einen hilflos und<br />

ohnmächtig fühlen.<br />

Sie war sehr krank und vielleicht war<br />

der Tod dennoch eine Erlösung <strong>für</strong><br />

sie. Dem hellen Licht ging sie entgegen,<br />

diesem wunderschönen Licht,<br />

von dem man immer spricht.<br />

«Was man tief in seinem Herzen besitzt<br />

kann man nicht durch den Tod<br />

verlieren.)} (Goethe)<br />

Jasmina Robl, Pflegefachfrau HF<br />

13


Tod bei angeborenem Herzfehler<br />

Trauernde begleiten<br />

Trauernde sind besonders sensibel,<br />

sie sind wund und verletzt - gehen<br />

wir behutsam mit ihnen um!<br />

Was heisst Trauerbegleitung?<br />

Ich bin der Ansicht, <strong>das</strong>s die Begleitung<br />

eines trauernden Menschen<br />

zunächst ein Gebot der Nächstenliebe<br />

und des natürlichen zwischenmenschlichen<br />

Umgangs sein sollte.<br />

Wenn wir bereit sind, eine Beziehung<br />

zu einem Menschen einzugehen, so<br />

heisst <strong>das</strong>, <strong>das</strong>s wir ihm nicht nur in<br />

den schönen Stunden zur Seite stehen,<br />

sondern auch in den schweren.<br />

In Zeiten der Trauer werden so aus<br />

«Freunde in der Freude» «Freunde in<br />

der Trauer».<br />

Die Welt eines trauernden Menschen<br />

ist von der Welt der nicht trauernden<br />

Menschen grundsätzlich verschieden.<br />

In der Trauerwelt gelten<br />

andere Gesetze und andere Erfahrungen<br />

prägen den Alltag des trauernden<br />

Menschen. Deshalb ist eine<br />

wichtige Voraussetzung, um einem<br />

Trauernden beizustehen, seine Welt<br />

zu akzeptieren und ihm nichts aufzuzwingen:<br />

nicht <strong>das</strong> Tempo, mit dem<br />

er seine Reise durch <strong>das</strong> Trauerland<br />

macht, nicht die Art und Weise, wie er<br />

mit dem verstorbenen Menschen umgeht<br />

und wie er sein Leben zu ordnen<br />

versucht. Es ist seine Welt. Begleiter<br />

haben kein Recht, ungebeten in diese<br />

Welt einzudringen und sie nach ihren<br />

Ansichten zu verändern . Es gilt, Respekt<br />

zu zeigen vor all den Gefühlen<br />

und Erlebnissen, die der trauernde<br />

Mensch hat. Dies gilt auch dann,<br />

wenn der Begleiter selbst schon viele<br />

Trauersituationen erlebt und gemeistert<br />

hat. Denn jeder Trauerfall ist anders,<br />

jeder Mensch reagiert anders<br />

und muss seinen ganz persönlichen<br />

Weg finden, mit dem Verlust fertig zu<br />

werden.<br />

Wenn man sich einem Trauernden<br />

zuwendet, sollte man sich immer vor<br />

Augen halten: Jeder Mensch trauert<br />

anders.<br />

Ein Begleiter braucht Mut, sich dem<br />

Trauernden zuzuwenden, und die<br />

Bereitschaft, sich auf ein Wagnis einzulassen.<br />

Die Reise durch <strong>das</strong> Land<br />

der Trauer ist oft schwierig. Manchen<br />

Trauersituationen fühlen wir uns gewachsen,<br />

andere scheinen uns so<br />

kompliziert und belasten uns selbst<br />

so sehr, <strong>das</strong>s wir ausser einer ehrlichen<br />

Anteilnahme wenig helfen<br />

können. Manchmal ist es notwendig,<br />

eine professionelle Unterstützung<br />

in die Begleitung eines trauernden<br />

Menschen einzubeziehen.<br />

Am Ende der beschwerlichen Reise<br />

durch <strong>das</strong> Land der Trauer können<br />

viele Menschen die Welt wieder mit<br />

anderen Augen sehen. Die Erfahrung<br />

der Trauer haben zwar mehr oder<br />

weniger tiefe Spuren hinterlassen,<br />

doch <strong>das</strong> Leben gewinnt zusehends<br />

an Farbe.<br />

(Aus dem Buch: Wege aus der Trauer)<br />

Cati Gutzwiller<br />

14


" '.~-v '>J, ~ • \<br />

Tod bei angeborenem Herzfehler .<br />

Das kleine Mädchen<br />

Ich weiss noch ganz genau, es war<br />

an einem Mittwochmorgen. Sie hatte<br />

einen Eingriff und ich einen Arzttermin<br />

in der Nähe des Spitals. Als meine<br />

Kontrolle zu ende war, dachte ich<br />

ganz kurz, ich könnte ja schnell bei<br />

Ihnen vorbeischauen. Diesen Gedanken<br />

verwarf ich aber ziemlich rasch,<br />

da ich annahm, die Eltern wollten<br />

vielleicht lieber alleine sein. So ging<br />

ich nach Hause.<br />

In den nächsten zwei Tagen versuchte<br />

ich sie vergeblich zu erreichen,<br />

zu Hause und auf dem Handy.<br />

Es war mir schon ein wenig mulmig<br />

zu Mute, aber nie hätte ich an so etwas<br />

Trauriges gedacht!<br />

Am dritten Morgen, es war ein Samstag<br />

, rief uns die Mutter des <strong>herzkranke</strong>n<br />

Mädchens an. Mein Mann nahm<br />

<strong>das</strong> Telefon ab, und so wie er reagierte,<br />

wusste ich sofort, <strong>das</strong>s etwas<br />

Schreckliches passiert sein musste!<br />

Wir haben an diesem morgen erstaunlicherweise<br />

noch lange miteinander<br />

gesprochen , ihre Mutter und<br />

ich, beide schockiert und nicht wahr<br />

haben wollend.<br />

Ich dachte und denke viel an <strong>das</strong> kleine<br />

erst 13 Monate alte Mädchen, wir<br />

hatten uns im Spital kennen gelernt.<br />

Zwischen unseren Familien entstand<br />

eine tiefe Verbundenheit, wir<br />

konnten gut miteinander reden und<br />

verspürten einen grossen gegenseitigen<br />

Respekt. Es gab keine Tabus,<br />

wir sprachen oft über unsere Ängste,<br />

die Angst vor der Zukunft und den<br />

schweren Weg , den unsere Kleinen<br />

noch vor sich hatten.<br />

Nun war <strong>das</strong> Schlimmste, <strong>das</strong> Eltern<br />

passieren kann , eingetroffen. Ich<br />

wollte ihnen in dieser schweren Zeit<br />

nahe sein, da sein <strong>für</strong> sie, ich wollte<br />

nicht einfach wegschauen, wie es<br />

viele bei der Geburt meines Jungen<br />

getan hatten.<br />

Sie sprach mit mir viel über ihr kleines<br />

Mädchen, ihren Verlust, ihre Trauer.<br />

Sie weinte viel und manchmal weinten<br />

wir auch zusammen. Sie zweifelte<br />

am Vorhanden sein von Gerechtigkeit<br />

und stellte mir immer wieder die gleiche<br />

Frage nach dem warum. Warum<br />

gerade ihr <strong>Kind</strong>? Sie suchte nach<br />

einer Antwort, vielleicht mit der Hoffnung,<br />

<strong>das</strong>s wenn ihr Mädchen nicht<br />

umsonst gestorben wäre, <strong>das</strong> Sinnlose<br />

wenigstens einen Sinn bekommen<br />

hätte!<br />

Oft liess ich sie einfach reden und<br />

hörte ihr zu. Sie sagte, sie schätze<br />

mein Zuhören sehr, vor allem, sagte<br />

sie auch, war ich die einzige, die ihr<br />

in dieser Situation nachfühlen konnte.<br />

Nachfühlen, was es heisst ein Herzkind<br />

zu haben, ein <strong>Kind</strong> um dessen<br />

Leben man oft bangen musste. Und<br />

nach all dem Beten und Hoffen ... der<br />

unerwartete Tod!<br />

Wir sprachen oft über den Tod , vom<br />

warum , wieso und was uns danach<br />

erwarten würde. Fragen auf die niemand<br />

eine Antwort weiss, aber <strong>für</strong><br />

uns beide war es wichtig darüber zu<br />

sprechen.<br />

Nun sind schon ein paar Jahre seit ihrem<br />

Tod vergangen. Unsere Freundschaft<br />

ist geblieben.<br />

15


Tod bei angeborenem Herzfehler<br />

~,Y.~~~I<br />

fÜR DAS HERZKRANKE KIND<br />

Geb'lieben Ist auoh die Traurigkeit um<br />

den VeMh.rst des kl einen Mädchens,<br />

mal, mehr Mal weniger. ICh bemühe<br />

mich ihnen während diesen Hochs<br />

und Tiefs eine Stütze zu sein.<br />

Mit ZLlhören und einfachflirsie da sein.<br />

«Erinnerungen sind kleine Sterne, die<br />

tröstend in <strong>das</strong> Dunkel unserer Trauer<br />

leuchten. }}<br />

eine Freundin<br />

16


"' ..... "1 ..- •<br />

Tod bei angeborenem Herzfehler<br />

EVHK<br />

Tod bei Herzfehler<br />

Wenn Überlebende sterben<br />

In einem Herzblatt über Grenzerfahrungen<br />

habe ich 2006 <strong>das</strong> Thema<br />

Sterben, Tod und Trauer bei Erwachsenen<br />

mit angeborenem Herzfehler<br />

schon angesprochen und dabei den<br />

Schwerpunkt auf die Themen «Wie<br />

wir sterben; Palliative Care; Patientenverfügungen;<br />

Danach» gelegt.<br />

Inzwischen habe ich mich vertieft<br />

mit diesen und anderen Themen beschäftigt<br />

und möchte ein paar Resultate<br />

aus neueren Publikationen zusammenfassen<br />

und aufzeigen, <strong>das</strong>s<br />

die Forschung noch einige Fragen<br />

wird klären und die Betreuung entsprechend<br />

wird ausgebaut werden<br />

müssen.<br />

Mortalität bei angeborenem<br />

Herzfehler<br />

Das umfassendste Bild der Sterblichkeit<br />

im Zusammenhang mit angeborenen<br />

Herzfehlern ergibt sich aus<br />

der Datenbank des Finnischen Nationalen<br />

Herzfehlerregisters. Erfasst<br />

sind da alle Herzfehlerpatienten, die<br />

in Finnland seit 1953 operiert wurden.<br />

Für 96% von ihnen ist der Verlauf vollständig<br />

dokumentiert. Das finnische<br />

Gesundheitssystem garantiert, <strong>das</strong>s<br />

alle <strong>Kind</strong>er, unabhängig vom Wohnort<br />

und von der sozialen Herkunft, in<br />

gleicher Qualität behandelt werden.<br />

Im beobachteten Zeitraum wurden<br />

<strong>für</strong> immer mehr Herzfehler Operationsmethoden<br />

entwickelt, die die Prognose<br />

verbessern, deren Spätresultate<br />

aber noch nicht erfasst werden<br />

können.<br />

Von den 6024 Patienten, die ihre<br />

erste Herzoperation überlebten, starben<br />

in den folgenden 45 Jahren 9%.<br />

Die Überlebensrate in diesen 45<br />

Jahren betrug bei allen Trägern von<br />

Herzfehlern 78% , in der Normalbevölkerung<br />

93%.<br />

Die Überlebenschancen sind bei weniger<br />

komplexen Herzfehlern sehr<br />

nahe bei jenen der Normalbevölkerung.<br />

Bei komplexeren Herzfehlern<br />

ergeben sich unterschiedliche Überlebenskurven,<br />

wobei immer im ersten<br />

Jahr nach der ersten Operation die<br />

meisten Todesfälle verzeichnet werden.<br />

Die Todesursache stand in 67% der<br />

Fälle in Zusammenhang mit dem<br />

Herzfehler. Es handelte sich dabei<br />

am häufigsten um fortgeschrittene<br />

Herzinsuffizienz (40%), perioperative<br />

Todesfälle (25%), plötzlichen Herztod<br />

(22%) und andere Formen von Herztod.<br />

Bei den nichtkardialen Todesfällen<br />

waren Erkrankungen des Nervensystems<br />

und der Atmungsorgane häufiger<br />

als in der Normalbevölkerung,<br />

dagegen starben Herzfehlerträger<br />

seltener bei Unfällen als ihre gesunden<br />

Altersgenossen.<br />

Auch die nicht-kardialen Todesursachen<br />

werden also durch den Herzfehler<br />

beeinflusst.<br />

Die Chance, mit einem Herzfehler<br />

erwachsen zu werden, ist heute sehr<br />

hoch, die meisten Herzfehler bringen<br />

aber dennoch lebenslang ein er-<br />

17


Tod bei angeborenem Herzfehler<br />

~,Y.~!~I<br />

FÜR DAS HERZKRANKE KIND<br />

höhtes Sterberisiko im Vergleich mit<br />

der Normalbevölkerung. Das deckt<br />

sich gut mit der Erfahrung bei CUO­<br />

RE MATTO, wo wir jedes Jahr eine<br />

kleine Anzahl Todesfälle zu beklagen<br />

haben.<br />

Bedürfnisse von Herzkranken am<br />

Lebensende<br />

Die Forschung über die Bedürfnisse<br />

kardiologischer Patienten im letzten<br />

Lebensabschnitt steckt noch in den<br />

<strong>Kind</strong>erschuhen und wurde bisher bei<br />

älteren Patienten mit erworbenen<br />

Herzkrankheiten durchgeführt.<br />

Verschiedene Studien zeigen, <strong>das</strong>s<br />

Herzpatienten <strong>das</strong> Nahen des Todes<br />

oft wahrnehmen und gerne darüber<br />

sprechen möchten. Im Familien- und<br />

Freundeskreis wird der Umgang mit<br />

diesem Thema aber desto schwieriger,<br />

je konkreter und absehbarer es<br />

wird. Hemmungen existieren dann<br />

sowohl beim Kranken wie bei den Angehörigen.<br />

Diese sind sich oft ebenfalls im Klaren<br />

, <strong>das</strong>s der Tod nahe ist und tauschen<br />

sich darüber aus, aber unter<br />

Ausschluss des Sterbenden.<br />

Herzpatienten drücken auch den<br />

Wunsch aus, mit ihren Ärzten und<br />

anderen Betreuern darüber zu sprechen<br />

, <strong>das</strong>s sie spüren wenn der Tod<br />

nahe ist. Auch hier gibt es auf beiden<br />

Seiten Hemmungen. Angehörige fühlen<br />

sich von med izinischen Fachleuten<br />

wenig informiert und unterstützt<br />

in ihren Fragen und Be<strong>für</strong>chtungen,<br />

wenn sie den Tod voraussehen .<br />

Themen, die man gerne mit Gesundheitspersonal<br />

ansprechen würde<br />

sind: wie der Tod wahrscheinlich<br />

eintreten wird, Wünsche bezüglich<br />

Behandlung und Pflege in der Endphase<br />

und bezüglich Sterbeort, und<br />

Be<strong>für</strong>chtungen betreffend plötzlichem<br />

Herztod.<br />

Aus der Forschung bei älteren Herzpatienten<br />

kann man vermutlich auch<br />

<strong>für</strong> Erwachsene mit angeborenem<br />

Herzfehler nützliche Schlüsse ziehen.<br />

Es gibt keinen Grund anzunehmen,<br />

<strong>das</strong>s jüngere Erwachsene mit<br />

angeborenem Herzfehler andere Bedürfnisse<br />

in Bezug auf die Kommunikation<br />

haben, aber erforscht ist <strong>das</strong><br />

nicht.<br />

Ausserdem gibt es Lebensbereiche,<br />

die nur bei jüngeren Patienten eine<br />

Rolle spielen.<br />

Erwachsene mit angeborenem<br />

Herzfehler<br />

Ältere Patienten mit erworbenen<br />

Herzkrankheiten haben ihre Eltern<br />

im Allgemeinen schon verloren , haben<br />

erwachsene <strong>Kind</strong>er, sind selber<br />

Grosseltern, stehen am Ende ihrer<br />

beruflichen Laufbahn oder sind pensioniert,<br />

und profitieren von ihrer AItersvorsorge.<br />

Wer in jüngeren Jahren an ei nem<br />

Herzfehler stirbt, hat oft ein sehr<br />

komplexes familiäres Umfeld: eigene<br />

Eltern, <strong>Kind</strong>er, Partner, Schwiegereltern<br />

, Geschwister mit ihren Partnern<br />

und Familien. In diesem Rahmen<br />

18


Tod bei angeborenem Herzfehler<br />

~.Y~!.I<br />

FÜR DAS HERZKRANKE KIND<br />

nimmt der Tod eines jungen Erwachsenen<br />

eine ganz andere Bedeutung<br />

an, die Biografie mancher der Angehörigen<br />

ist durch den Herzfehler stark<br />

geprägt worden und die Generationenfolge<br />

ist gestört.<br />

Falls die berufliche Laufbahn eines<br />

erwachsenen Herzfehlerträgers zu<br />

Ende ist, dann ist eher eine langsame<br />

Verschlechterung der Gesundheit <strong>für</strong><br />

die Arbeitsunfähigkeit und Berentung<br />

verantwortlich gewesen. Der<br />

Tod kann aber mitten im Berufsleben<br />

passieren, wenn eine Herzoperation<br />

nur vorübergehend zu einer Arbeitsunfähigkeit<br />

hätte führen sollen und<br />

der Patient perioperativ stirbt. Auch<br />

die Vorsorge kann ein Problem sein,<br />

wenn Partner und <strong>Kind</strong>er eines Erwachsenen<br />

mit Herzfehler von diesem<br />

finanziell abhängig sind.<br />

Das Aufeinandertreffen von beginnender<br />

Partnerschaft, von Familienplanung<br />

und Elternschaft, von Berufswahl,<br />

Ausbildung und Karriereplanung<br />

mit kardiologischen Komplikationen<br />

und nahendem Tod ist ziemlich<br />

spezifisch <strong>für</strong> Träger von Herzfehlern<br />

unter 50 Jahren.<br />

Ähnlich komplexe Situationen kennt<br />

man aus der Onkologie, wo allerdings<br />

nicht eine angeborene, also lebenslange<br />

Krankheit zum Tod führt. Onkologen<br />

und die Palliative Care sind mit<br />

dem Sterben junger Krebspatienten<br />

vertraut. Hingegen sind Kardiologen<br />

es nicht gewohnt <strong>das</strong>s junge Patienten<br />

sterben, und die Betreuungsteams<br />

sind auf Menschen mit Herzfehlern<br />

schlecht vorbereitet.<br />

Es wird psychosoziale Forschung<br />

brauchen und deren Resultate werden<br />

so umgesetzt werden müssen,<br />

<strong>das</strong>s die Betreuungsteams den Bedürfnissen<br />

Erwachsener am Lebensende<br />

und ihrer Angehörigen gerecht<br />

werden.<br />

Or. Noemi de Stoutz<br />

CUOREMATTO<br />

19


Tod bei angeborenem Herzfehler<br />

~.Y.t!!~1<br />

FUR DAS HERZKRANKE KIND<br />

Absschied von einer Trauernden<br />

Den Hitzesommer 2003 hat <strong>das</strong> CUO­<br />

RE MATTO-Mitglied Colette Roeschli<br />

nicht überlebt. Colette war eines der<br />

am stärksten behinderten Mitglieder.<br />

Wir behalten Colette in Erinnerung<br />

als zartes, vom treuen «Hundeli»<br />

(Sauerstoffgerät) begleitetes Bündel<br />

Lebenslust. Sie verstand es bis zuletzt,<br />

<strong>das</strong> Geniessbare zu geniessen.<br />

Ihre Mutter blieb nach Colettes Tod<br />

allein zurück, Herr Roeschli war<br />

einige Jahre früher verstorben und<br />

andere <strong>Kind</strong>er hatte sie nicht. Im<br />

April 2009 ist nun auch Annelies<br />

Roeschli gestorben und wir drucken<br />

die Predigt ab, die an ihrer Abdankung<br />

gehalten wurde.<br />

Warum? Weil diese Predigt voll ist<br />

von sehr wichtigen Aussagen über<br />

die Trauer!<br />

Colettes Abhängigkeit von Annelies,<br />

ihre Jugend (sie wurde 27 Jahre alt),<br />

die wiederholten Verluste, alle drei<br />

sind bekannte Risikofaktoren <strong>für</strong> eine<br />

erschwerte Trauer. Annelies' Trauer<br />

blieb <strong>für</strong> den Rest ihres Lebens<br />

sehr dominant, hatte deswegen aber<br />

nichts pathologisches, und <strong>das</strong> wird<br />

in der Predigt von Pfarrer Barfuss<br />

deutlich.<br />

Die Trauerforschung ist völlig abgekommen<br />

von jeder Standardisierung<br />

in Bezug auf Intensität und Dauer.<br />

Sie stellt fest, <strong>das</strong>s Trauer als biographisches<br />

Element nicht abgeschlossen<br />

wird, sondern in einer Pendelbewegung<br />

zwischen Nach-vorneschauen<br />

und Zurückschauen präsent<br />

bleibt.<br />

In der Predigt zur Abdankung von Annelies<br />

kommen «ich weiss nicht» und<br />

«vielleicht» auffallend oft vor. Dies<br />

zeugt von einem Respekt, der in erfrischendem<br />

Gegensatz steht zu allen<br />

Klischees über die Trauer, die sich zu<br />

viele Besserwisser von sich zu geben<br />

anmassen.<br />

Auch die Gegensatzpaare grosskiein,<br />

wichtig - unwichtig, unbedeutend<br />

- unaufgebbar sind in der Predigt<br />

zu finden. Das menschliche Leben<br />

hängt und pendelt ja wirklich zwischen<br />

Gegensätzen. Wenn eine dritte<br />

Dimension, <strong>das</strong> Hinaufschauen, sich<br />

zum Nach-vorne- und Zurückschauen<br />

gesellt, entsteht der Raum, in dem<br />

der Mensch sich bewegen kann.<br />

Noemi de Stoutz<br />

* * * * *<br />

Annelies Roeschli ist immer wieder<br />

nach Meiringen zurückgekehrt. Sie<br />

hat ihre Menschen gerne besucht<br />

und aufgesucht. Vielleicht kehrte sie<br />

in den letzten Jahren auch deswegen<br />

so gerne nach Meiringen zurück,<br />

weil sie dort sein durfte, wie ihr halt<br />

oft zumute war: gefangen, aber auch<br />

irgendwie gehalten in der Trauer um<br />

den Tod ihrer Tochter Colette.<br />

Annelies Roeschli war gerne mit<br />

Menschen zusammen , doch litt sie<br />

darunter, wenn sie in der Begegnung<br />

mit ihnen manchmal spüren musste,<br />

<strong>das</strong>s manche nicht verstehen<br />

wollten, <strong>das</strong>s ihre Trauer um Colette<br />

andauerte, diese Trauer, die sich<br />

20


Tod bei angeborenem Herzfehler<br />

~·Y.~~:il<br />

fUIt DAS HfRZKRANKE KIND<br />

eben nicht an von andern erwartete<br />

Trauerzeiten hielt. Gut gemeint war<br />

es wohl, wenn sie zu hören bekam,<br />

doch nach vorne zu schauen. Aber<br />

Annelies blickte auf ihre langen Jahre<br />

mit Colette zurück, und sie wollte<br />

zurückblicken , und schon gar nicht<br />

wollte sie, was man heute so billig zu<br />

raten beliebt: loslassen.<br />

Meiringen: ich weiss nicht, was Annelies<br />

die Berge um Meiringen bedeuteten.<br />

Auf ihrer Todesanzeige<br />

sind jedoch Berge um Meiringen zu<br />

sehen. Es sei die Wetterhornkette<br />

abgebildet. Ich weiss nicht, was<br />

Annelies jeweils gedacht hat, wenn<br />

oben in den Bergen an den Herbsttagen<br />

<strong>das</strong> Licht intensiv wie sonst<br />

nie jeweils die Farben zum Leuchten<br />

bringt, oder wenn der Abend kommt,<br />

und die Berge dunkel verschattet<br />

noch ruhiger, noch schweigsamer da<br />

sind, oder wenn beim Einschneien<br />

die Welt zu verstummen scheint. Ich<br />

weiss nicht, was in Annelies Roeschli<br />

in solchen Momenten vorgegangen<br />

ist, und ich brauche <strong>das</strong> auch nicht<br />

zu wissen . Aber ich möchte heute, in<br />

diesem Gottesdienst, in dem wir Gott<br />

<strong>für</strong> <strong>das</strong> Leben von Annelies Roeschli<br />

danken, ich möchte heute ein Wort<br />

des 121. Psalms mit ihnen hören:<br />

Ich hebe meine Augen auf zu den<br />

Bergen:<br />

Woher wird mir Hilfe kommen?<br />

Meine Hilfe kommt von dem Herrn,<br />

der Himmel und Erde gemacht hat.<br />

Amen<br />

Ich hebe meine Augen auf zu den<br />

Bergen: In unserem Leben brauchen<br />

wir Momente, in denen wir aufatmen,<br />

in denen wir aufschauen auch. Unser<br />

Lebensgeflecht und unsere eigenen<br />

Wege darin, unser Sehen und Anpacken<br />

der alltäglichen Aufgaben,<br />

sie verlangen von Zeit zu Zeit, <strong>das</strong>s<br />

wir aufatmen und aufschauen. So<br />

schützen wir uns davor, uns völlig<br />

hineinzuverlieren in die alltäglichen<br />

Wichtigkeiten und Unwichtigkeiten.<br />

Die Momente des Aufatmens, des<br />

Aufschauens, sie tun uns gut, sie rücken<br />

zurecht, was sonst sich zu unbegrenzter<br />

Bedeutung aufschwingen<br />

will.<br />

Ich hebe meine Augen auf zu den<br />

Bergen: aufzuschauen zu den Bergen<br />

... , und dabei hinter den Graten<br />

und Gipfeln, hinter solchem Horizont<br />

zu wissen die weiteren Horizonte,<br />

den Blick auf <strong>das</strong> erstarrte Gewoge<br />

der Gebirgszüge auf sich wirken zu<br />

lassen ... , diese unendlich scheinende<br />

Vielfalt der Berührungspunkte<br />

zwischen Himmel und Erde zu schauen<br />

... : <strong>das</strong> tut uns gut. Bedenken können<br />

wir dann, was bisher war in unserem<br />

Leben, was fehlt, was ersehnt<br />

wird, und leichter lässt sich Unwichtiges<br />

von Wichtigem unterscheiden ...<br />

Die Massivität der Berge, ihre scheinbare<br />

Unbewegtheit, sie beeindrucken.<br />

Und manchmal mögen wir uns<br />

bei ihrem Anblick bei nahen kümmerlich<br />

vorkommen, wir, die wir uns und<br />

unser Tun und Lassen ja doch immer<br />

so wichtig zu nehmen gewohnt sind.<br />

Ein Hauch scheint uns ja die uns<br />

21


Tod bei angeborenem Herzfehler<br />

zugemessene Lebenszeit zu sein angesichts<br />

der stummen, Jahrmillionen<br />

alten Bergmassive. Dahingehaucht<br />

mag uns unser Leben erscheinen in<br />

dem riesigen Strom der Zeit, dessen<br />

erstarrte Zeugen die Berge sind ...<br />

Aufzuschauen zu den Bergen, <strong>das</strong><br />

mag uns leise erschauern lassen.<br />

Und wir erkennen immer wieder neu<br />

unsere GeschÖpflichkeit. So mag es<br />

ihnen gehen, liebe Trauernde, beim<br />

Aufschauen zu den Bergen, so geht<br />

es jedenfalls mir manchmal.<br />

Ich hebe meine Augen auf zu den<br />

Bergen ... : es kann dann schon sein,<br />

<strong>das</strong>s ich mich frage: woher den wird<br />

mir Hilfe kommen? Wo bin ich gehalten<br />

in diesem Mahlstrom der Zeit, ich,<br />

<strong>das</strong> kleine, kurzlebige Menschlein, einer<br />

von Milliarden Menschen, hervorgebracht<br />

von der Natur, aber nie als<br />

Einzelner von ihr gemeint. Woher wird<br />

mir Hilfe kommen? Wer hält mich, der<br />

ich hineingehaucht bin in undenkbar<br />

grosse Räume und Zeiten, sterblich<br />

hineingehaucht?<br />

So mögen wirfragen, liebe Trauernde,<br />

beim Aufschauen zu den Bergen. Und<br />

vielleicht waren <strong>das</strong> auch manchmal<br />

Annelies Roeschlis Gedanken und<br />

Fragen . Vielleicht. Vom Tode Colettes<br />

an jedoch, so schien mir, war<br />

Annelies in ihrer Trauer gehalten, in<br />

ihrer nie erlöschenden Sehnsucht<br />

nach Colette. Annelies Roeschlis<br />

Halt, so dünkt mich, waren ihre Erinnerungen<br />

an Colette, ihr Halt war<br />

ihre Hoffnung auf ein Wiedersehen.<br />

Meine Hilfe kommt von dem Herrn,<br />

der Himmel und Erde gemacht hat.<br />

So fährt der Beter des 121. Psalms<br />

fort. Dem Beter lebt ein grosses Gegenüber,<br />

ein grosses, erschaffendes<br />

Du, erschaffend Erde und Himmel.<br />

Und der Beter ahnt, er denkt sich<br />

dieses Du derart gross, <strong>das</strong>s es ihm,<br />

dem kleinen Menschen, zugewandt<br />

und zugeneigt ist. Weder seine Wichtigkeit<br />

in Bezug auf seine alltäglichen<br />

Sorgen und Nöte noch seine Verlorenheit<br />

der gewaltigen Natur gegenüber<br />

sollen sein Dasein gestimmt sein<br />

lassen, sondern <strong>das</strong>s er, der betende<br />

Mensch, in diesem erschaffenden<br />

Gegenüber, in Gott, die entscheidende<br />

Hilfe hat, <strong>das</strong> gründet ihn . Weder<br />

unsere Geringfügigkeit dem Naturprozess<br />

gegenüber noch unsere<br />

Grösse in unseren Entscheidungen<br />

bestimmen <strong>das</strong> Lebensverständnis<br />

dieses Beters, sondern <strong>das</strong>s er, als<br />

unverwechselbarer Einzelner, gewollt<br />

und gesucht ist von seinem Gott, und<br />

ihm Hilfe kommt von dem Herrn, der<br />

Himmel und Erde gemacht hat, Hilfe<br />

über sein Sterben hinaus.<br />

Nicht nur ein unverwechselbarer einzelner<br />

Mensch war Colette <strong>für</strong> Annelies<br />

Roeschli, sondern ein unaufgebbarer<br />

Mensch; und dies, <strong>das</strong>s ein<br />

Mensch unaufgebbar ist, in der Trauer<br />

und im Schmerz um den Verlust<br />

eines Menschen wird <strong>das</strong> bezeugt.<br />

Auf ihre schmerzlich leidende Weise<br />

hat Annelies in ihrem Festhalten an<br />

Colette etwas von dem gelebt, was<br />

der Beter des Psalms im Blick auf<br />

22


Tod bei angeborenem Herzfehler<br />

~,Y.!1!~1<br />

FÜR DAS HERZKRANKE KIND<br />

den Schöpfer von Berg und Tal zu bezeugen<br />

sucht.<br />

Liebe Angehörige,<br />

liebe Trauergemeinde<br />

Annelies Roeschli hat in Meiringen<br />

und ihren Menschen immer wieder<br />

den Platz gefunden, den sie mit ihrem<br />

Schmerz suchte. Mit dem Tod<br />

Calettes ist Annelies Roeschlis Leben<br />

zu einem abendlichen Leben geworden,<br />

zu einem Leben, <strong>das</strong> dem Ende<br />

zugewandt war, dem Ende, <strong>das</strong> ihren<br />

Wunsch erfüllen sollte, einmal wieder<br />

mit Co lette vereint zu sein. Und vielleicht<br />

war es in diesem abendlichen<br />

Leben <strong>für</strong> Annelies so, <strong>das</strong>s sie ihre<br />

Wege darin als solche sah, wie sie<br />

der Dichter Robert Walser einmal<br />

tröstlich gesehen hatte, als er schreiben<br />

konnte:<br />

«Man sah den Wegen am Abend an,<br />

<strong>das</strong>s es Heimwege waren.»<br />

Annelies Roeschli ist nun auf ihrem<br />

letzten Weg heimgefunden worden.<br />

Wir haben Annelies Gott zu lassen,<br />

und wir dürfen Gott danken, <strong>das</strong>s Annelies<br />

gelebt und geliebt hat.<br />

Amen.<br />

23


+ " ~ ~ ~ ,- ~ ":"1:1 'i,<br />

Tod'bei angeborenem Herzfehler , :. ,_.~ ">~~t ~EY.!1!~<br />

FU/I: DAS HERZKRANKE KIND<br />

Wenn <strong>herzkranke</strong> <strong>Kind</strong>er sterben<br />

Für viele <strong>herzkranke</strong> <strong>Kind</strong>er eröffnet<br />

sich durch die medizinische Behandlung<br />

und Therapie eine realistische,<br />

zukunftsfähige Lebensperspektive.<br />

Als Mitarbeiterinnen in einem <strong>Kind</strong>erspital<br />

begegnen und begleiten<br />

wir jedoch leider auch Familien, die<br />

von ihrem <strong>Kind</strong> trotz allen medizinischtherapeutischen<br />

Massnahmen<br />

schmerzhaft Abschied nehmen müssen.<br />

Manchmal sind die Familie und<br />

<strong>das</strong> multidisziplinäre Team aus Pflege,<br />

Ärzteschaft, Seelsorge, Physiound<br />

Ergotherapie, Psychologie/Psychiatrie<br />

und Sozialdienst seit längerem<br />

darauf vorbereitet. Manchmal<br />

ereilt der Tod eines <strong>Kind</strong>es alle völlig<br />

unvorbereitet.<br />

Der Tod des eigenen <strong>Kind</strong>es ist ein<br />

sehr schlimmer Verlust. Entsprechend<br />

sind die Probleme <strong>für</strong> die<br />

trauernde Familie vielschichtiger als<br />

allgemein angenommen (Schmerz<br />

und Trauer, Loslassen von Erwartungen,<br />

Beziehungen, hinterbliebene<br />

Geschwister, mögliche soziale, körperliche<br />

und finanzielle Probleme).<br />

Jedes Mal stellen sich auch bei den<br />

Fachleuten Gefühle von Ungenügen,<br />

Verlust, grosser Betroffenheit und<br />

Traurigkeit ein.<br />

Wo wir Sozialarbeitenden Kenntnis<br />

von einer solchen Situation bekommen,<br />

gehen wir in Absprache mit dem<br />

Team auf die Eltern zu und stehen ihnen<br />

als Fachleute und Mitmenschen<br />

in dieser schweren , belastenden<br />

Zeit zur Seite. Die betroffenen Eltern<br />

können aber auch - ergänzend zum<br />

sozialen Netz (Partner, engster Familienkreis)<br />

und den involvierten Stellen<br />

im Spital (Pflege, Arzt, Psychologie,<br />

Seelsorge usw.) - selber auf die Unterstützung<br />

des Sozialdienstes zurückgreifen.<br />

Als Sozialarbeitende achten wir auf<br />

einen behutsamen Umgang und signalisieren<br />

Verständnis <strong>für</strong> die wechselnden<br />

Gefühle, die nur schwer zu<br />

kontrollieren sind (Aggression, Wut,<br />

Trauer, Schmerz, Chaos). Wir sorgen<br />

<strong>für</strong> den Abbau unnötiger Belastungen,<br />

zeigen Mitgefühl, Anteilnahme,<br />

Respekt, Ehrlichkeit und Offenheit.<br />

Hektik soll vermieden und Ruhe<br />

ermöglicht werden. Wir helfen den EItern,<br />

Zeit und Raum zu finden, damit<br />

sie wieder selber handeln können.<br />

Mit den Eltern zusammen überlegen<br />

wir, was nun wichtig ist und nehmen<br />

ihre Wünsche und Bedürfnisse ernst.<br />

Zum Abschied nehmen gehört <strong>das</strong><br />

Sprechen über <strong>das</strong> Sterben, aber<br />

auch <strong>das</strong> Interesse <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> und<br />

seine Lebensgeschichte. Trotz des<br />

grossen Schmerzes ist die Organisation<br />

der nächsten Schritte äusserst<br />

wichtig. Dazu bieten wir fachliche<br />

Beratung an (z. B. zu Trauerphasen,<br />

Bestattungsrituale, ev. Überführung<br />

ins Ausland, Dokumente zusammenstellen,<br />

Gespräch mit Arzt, finanzielle<br />

Belastungen usw.). Wir bieten auch<br />

Unterstützung im Zusammenhang<br />

mit Geschwistern an. Auf Wunsch<br />

vermitteln wir Kontakte zu Selbsthilfegruppen<br />

(z. B. Verein Regenbogen)<br />

oder zu anderen Unterstützungsangeboten<br />

(z.B. Seelsorge), um den EI-<br />

24


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Tod bei angeborenem Herzfehler '<br />

~,Y.~!~I<br />

fÜR DAS HERZKRANKE KIND<br />

tern die langfristige Verarbeitung des<br />

Verlustes etwas zu erleichtern . Dazu<br />

fragen wir auch nach, wie die Familie<br />

nun im Alltag zurechtkommt und ob<br />

sie Unterstützung benötigt. Wir bieten<br />

Nachgespräche an und nehmen<br />

manchmal an der Beerdigung teil.<br />

Neben dem Austausch im Team, der<br />

in diesen belastenden Betreuungssituationen<br />

von grosser Wichtigkeit ist,<br />

steht den Fachleuten im <strong>Kind</strong>erspital<br />

auch ein Leitfaden zum Umgang mit<br />

sterbenden <strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen<br />

sowie deren Angehörigen mit<br />

verschiedenen Checklisten zur Verfügung.<br />

Auch wenn jedes <strong>Kind</strong>, jedes<br />

Leben und jedes Sterben individuell<br />

unterschiedlich und einzig ist, gibt<br />

es doch immer wiederkehrende Prozesse<br />

und hilfreich beschreibbare<br />

Schritte, die zu einem würdigen Abschiednehmen<br />

beitragen und die Familien<br />

in diesen äusserst schweren<br />

Tagen sinnvoll unterstützen können.<br />

Wichtige Voraussetzungen <strong>für</strong> diese<br />

Arbeit sind die eigene Lebenserfahrung<br />

(eigene Verluste und Trauerer­<br />

Iebnisse ), der Erwerb von Kompetenzen<br />

im Umgang mit sterbenden<br />

und trauernden Menschen während<br />

der sozialarbeiterischen Ausbildung,<br />

die Rückmeldungen von Eltern darüber,<br />

was ihnen gut getan hat und was<br />

nicht, <strong>das</strong> Wissen aus spezifischen<br />

Fort- und Weiterbildungen und aus<br />

der Literatur und nicht zuletzt die<br />

Fähigkeit, sich selber immer wieder<br />

Gutes zu tun und empfänglich zu sein<br />

<strong>für</strong> die schönen Seiten des Lebens;<br />

eine Offenheit gegenüber dem Werden<br />

und Vergehen, gegenüber dem<br />

Wandel.<br />

Esther Koch und Jasmine Egli,<br />

Sozialarbeiterinnen<br />

im <strong>Kind</strong>erspital Zürich<br />

25


Tod bei angeborenem Herzfehler<br />

~,Y.~!~.<br />

FÜR DAS HERZICRANKE KIND<br />

Botschaft verwaister Eltern<br />

Mitmenschen, nehmt uns trauernden<br />

Eltern an.<br />

Geht behutsam mit uns um, denn wir<br />

sind schutzlos.<br />

Die Wunde in uns ist noch offen und<br />

weiteren Verletzungen ausgeliefert.<br />

Wir haben so wenig kraft, um Widerstand<br />

zu leisten.<br />

Gestattet uns unseren Weg, der lang<br />

sein kann, in unserer Art zu gehen.<br />

Drängt uns nicht, so zu sein , wie wir<br />

früher waren.<br />

Denkt daran, <strong>das</strong>s wir in Wandlung<br />

begriffen sind.Habt Geduld .<br />

Wir wissen, <strong>das</strong>s wir Bitteres in Eure<br />

Zufriedenheit streuen, <strong>das</strong>s Euer Lachen<br />

ersterben kann, wenn Ihr unsere<br />

Trauer seht, <strong>das</strong>s wir Euch mit<br />

Leid konfrontieren, <strong>das</strong> Ihr vermeiden<br />

möchtet.<br />

Wenn wir Eure <strong>Kind</strong>er sehen, leiden wir.<br />

Das «Nie mehr» ist wie ein Schrei in<br />

uns, der uns lähmt.<br />

Wir müssen die Frage nach dem Sinn<br />

des Lebens stellen.<br />

Wir haben die Sicherheit verloren, in<br />

der Ihr noch lebt.<br />

Ihr haltet uns entgegen: auch wir haben<br />

Kummer.<br />

Doch wenn wir Euch fragen, ob Ihr<br />

unser Schicksal tragen möchtet erschreckt<br />

Ihr.<br />

Aber verzeiht: unser Leid ist so übermächtig,<br />

<strong>das</strong>s wir oft vergessen, <strong>das</strong>s<br />

es viele Arten von Schmerz gibt.<br />

Ihr wisst vielleicht nicht, wie schwer wir<br />

unsere Gedanken sammeln können.<br />

Unsere <strong>Kind</strong>er begleiten uns.vieles,<br />

was wir hören, müssen wir auf sie<br />

beziehen.<br />

Ihr vergangenes Leben mit uns zwingt<br />

uns zum Vergleich.<br />

Wir hören Euch zu aber unsere Gedanken<br />

schweifen ab.<br />

Nehmt es an, wenn wir von unseren <strong>Kind</strong>em<br />

und unserer Trauer zu sprechen<br />

beginnen, wir tun nur <strong>das</strong>, was in uns<br />

drängt. Wenn wir Eure Abwehr sehen,<br />

fühlen wir uns unverstanden und einsam.<br />

Lasst unsere <strong>Kind</strong>er bedeutend werden<br />

vor Euch.<br />

Teilt mit uns die Erinnerung an sie.<br />

Noch mehr als früher sind sie Teil von<br />

uns. Wenn Ihr unsere <strong>Kind</strong>er verletzt,<br />

verletzt Ihr uns.<br />

Mag sein, <strong>das</strong>s wir sie vollendeter machen,<br />

als sie es waren , aber Fehler<br />

zuzugestehen fällt uns noch schwer.<br />

Zerstört nicht unser Bild. Glaubt uns,<br />

wir brauchen es so.<br />

Versucht Euch in uns einzufühlen.<br />

Glaubt daran, <strong>das</strong>s unsere Belastbarkeit<br />

wächst.<br />

Glaubt daran, <strong>das</strong>s wir eines Tages<br />

mit neuem Selbstverständnis leben<br />

werden.<br />

Euer «Zutrauen» stärkt uns auf diesem<br />

Weg .<br />

Wenn wir es geschafft haben, unser<br />

Schicksal anzunehmen, werden wir<br />

euch freier Begegnen.<br />

Jetzt aber zwingt uns nicht mit Wort<br />

und Blick, unser Unglück zu leugnen.<br />

Wir brauchen Eure Annahme.<br />

Vergesst nicht: wir müssen so vieles<br />

von neuem lernen, unsere Trauer hat<br />

unser Sehnen und Fühlen verändert.<br />

Bleibt an unserer Seit.<br />

Lernt von uns <strong>für</strong> Euer eigenes Leben.<br />

Erika Bodner, Mutter<br />

26


Die EVHK beherbergt viele Menschen<br />

«Ein Flugzeug startet seine Motoren<br />

und steigt hoch in die Luft. Du siehst,<br />

wie es kleiner und kleiner wird . Wo<br />

Wolken und Himmel sich treffen, verschwindet<br />

es. Da sagt jemand: Nun<br />

ist es gegangen. Ein anderer sagt: Es<br />

kommt.<br />

Der Tod ist ein Übergang und dieser<br />

Übergang ist nichts anderes als die<br />

Grenze unseres Sehens. Wenn wir<br />

um Menschen trauern , freuen sich<br />

andere, ihn hinter der Grenze wieder<br />

zu sehen.»<br />

(aus: www.sids.ch/dokumentation/<br />

Wenn_<strong>Kind</strong>er _sterben .pdf)<br />

«Ein Herzblatt zum Thema Tod, <strong>das</strong><br />

könnte schwierig werden, aber es<br />

wichtig, <strong>das</strong>s wir darüber schreiben»,<br />

<strong>das</strong> war ein Teil unserer Diskussion<br />

bei der Themenfindung <strong>für</strong> dieses<br />

Jahr. Ein Herzblatt zum Thema Tod<br />

im Jubiläumsjahr, wo feiern und ausgelassen<br />

sein im Mittelpunkt stehen,<br />

wo eine <strong>Benefizgala</strong>, die «Comedy<br />

for Charity» heisst, uns einen Abend<br />

voller Fröhlichkeit bescheren soll!<br />

Passt <strong>das</strong>?<br />

Ja, <strong>das</strong> passt! Wir leben nämlich nebeneinander:<br />

Eltern, deren <strong>Kind</strong>er<br />

operiert sind und denen es gut geht;<br />

Eltern, deren <strong>Kind</strong>er im Spital liegen;<br />

Eltern, die Sorgen und Eltern, die<br />

Kraft haben; Eltern, die trauern und<br />

Eltern, die Trauernde unterstützen.<br />

Wenn wir über <strong>Kind</strong>er schreiben, die<br />

einen Schrittmacher oder Blutver-<br />

27


- -<br />

Prösidiales .<br />

~,Y.~!~I<br />

r ÜR DAS HERZKRANKE KIND<br />

dünner benötigen, herztransplantiert<br />

sind, wir in Paarbeziehungen gucken,<br />

dann sollen , ja müssen wir im Herzblatt<br />

auch unseren trauernden Eltern<br />

und Geschwistern Raum geben.<br />

Es ist Herbst geworden und die Jahreszeit,<br />

wo wir wieder vermehrt Kerzen<br />

anzünden, um der Dunkelheit<br />

Herr zu werden, rückt immer näher.<br />

Ein an Erfahrungen bunt gemischtes<br />

Jubiläumsjahr liegt schon zu einem<br />

grossen Teil hinter mir. Nebst vielen<br />

frohen Ereignissen, gab es leider<br />

auch wieder trau rige. Vom Tod<br />

eines <strong>Kind</strong>es zu erfahren, ist immer<br />

wieder schlimm. Ich bin oft tagelang<br />

fassungslos. Einerseits ist da diese<br />

Trauer um den Menschen, dem ich<br />

doch so sehr gewünscht hätte, <strong>das</strong>s<br />

er noch viel länger leben dürfte. Dann<br />

ist aber auch diese tiefe Verbundenheit<br />

mit den Eltern, die doch zuvor<br />

noch im gleichen Boot, wie ich sassen<br />

, Hoffnung und Zuversicht hatten<br />

und nun sind sie nicht mehr da, ihr<br />

Schiff fährt woanders. Es fällt mir viel<br />

schwerer, dieses andere Boot mit<br />

Worten zu erreichen , es fährt zwar<br />

immer wieder an mir vorbei, aber<br />

manchmal verhallen die «richtigen»<br />

Worte, bevor sie meinem Mund entweichen<br />

und ich möchte stumm zur<br />

Seite schauen.<br />

Da sind aber auch meine ganz persönlichen<br />

Ängste, die mich in einem<br />

solchen Moment wieder einholen.<br />

Warum lebt mein <strong>Kind</strong>? Werde ich<br />

<strong>das</strong> Boot auch wechseln müssen,<br />

wird <strong>das</strong> bald sein?<br />

Bitte nicht!<br />

Es ist gar nicht so einfach, trauernden<br />

Eltern zu begegnen, wenn man seIber<br />

mit einem schwer kranken <strong>Kind</strong><br />

lebt. Wie weit ist man da noch Hilfe <strong>für</strong><br />

den Anderen oder doch eher schon<br />

Belastung? Wie sehr belastet man<br />

sich selber oder <strong>das</strong> eigene <strong>Kind</strong>?<br />

Fragen, die ich mir immer wieder<br />

stelle.<br />

Kürzlich war ich an einem Fussballmatch<br />

und man hat vor dem Spiel<br />

eine Schweigeminute <strong>für</strong> jemanden<br />

eingelegt. Während einer Minute war<br />

es unsagbar still , inmitten von 25'000<br />

Menschen. Aber von einer Sekunde<br />

auf die Andere, ging der Lärm wieder<br />

los und der Tod wurde mit einem<br />

Riesenkrach verdrängt. Ich spürte in<br />

diesem Moment fast schockartig: solange<br />

Leben auf der Erde ist, wird es<br />

immer lauter sein, als <strong>das</strong> Schweigen<br />

des Todes. Aber irgendwie ist <strong>das</strong><br />

auch gut so .<br />

Für mich passt es also sehr, <strong>das</strong>s wir<br />

in dieser Zeitschrift von Tod und Trauer<br />

sprechen, genauso aber unser Jubiläumsfest<br />

hochleben lassen und<br />

damit all den <strong>Kind</strong>ern Platz geben,<br />

deren Leben vielleicht auch schon<br />

bedroht war. Genauso hat es Raum<br />

<strong>für</strong> eine Benefizveranstaltung, die<br />

mit viel Humor zum Ziel hat, uns <strong>das</strong><br />

kommende Herzlager zu finanzieren.<br />

Zu Beginn meines Amtes, als Präsidentin,<br />

habe ich gedacht, <strong>das</strong>s ich<br />

an den vielen trau rigen Nachrichten<br />

zerbrechen könnte. Heute, nach bald<br />

28


Prösidiales<br />

fünf Jahren, stelle ich fest, <strong>das</strong>s mich<br />

diese Nachrichten haben stärker<br />

werden lassen, weiser, ruhiger und<br />

respektvoller vor dem Leben . Im Trubel<br />

unserer Vereinigung immer mal<br />

wieder eine «Schweigeminute» einzuschalten,<br />

tut mir gut.<br />

Diese Form des «lebendigen» Mitund<br />

Nebeneinanders wünsche ich<br />

mir auch <strong>für</strong> die Zukunft der EvhK.<br />

Damit wir auch finanziell eine Zukunft<br />

haben, bitte ich Sie alle, in Ihrem<br />

Bekanntenkreis ganz fest die Werbetrommel<br />

<strong>für</strong> die <strong>Benefizgala</strong> vom<br />

1. November, zu schwingen. Eine finanziell<br />

gesicherte EvhK ermöglicht<br />

uns, <strong>das</strong>s wir uns dem Wesentlichen<br />

widmen können: unseren Familien!<br />

Auf bald, herzlich<br />

Monika Stulz<br />

29


Aus den Kontaktgruppen<br />

~,Y.~!~I<br />

fÜR DAS HIRZKRANKE KIND<br />

KG Bern<br />

Kulinarisch verwöhnt und wehende<br />

Haare am Berner Picknick!<br />

Wer meint, <strong>das</strong>s in der KG Bern/Freiburg/Wallis<br />

nichts mehr los sei, der<br />

täuscht sich!<br />

So trafen sich, an einem herrlichen,<br />

sonnigen Augustsonntag im Emmental<br />

gegen 60 Personen zu einem gemütlichen<br />

Zusammensein. Eltern und<br />

<strong>Kind</strong>er aus den Kantonen Bern, Freiburg,<br />

Zürich und Aargau nahmen an<br />

diesem Anlass teil.<br />

Herzlich begrüsst wurden wir von<br />

Familie Bärtschi, die <strong>das</strong> Picknick<br />

mit viel Liebe organisierte. Sie verwöhnte<br />

uns mit feinen Grilladen,<br />

selbstgemachten Salaten und Broten.<br />

An die feinen Desserts werden<br />

sich sicherlich noch einige erinnern.<br />

Nicht überall wird man kulinarisch so<br />

verwöhnt.<br />

Die <strong>Kind</strong>er tollten an der frischen Luft<br />

herum. Die vielen Spiele fanden immer<br />

wieder neue Interessenten. Minitrampolin,<br />

Scatboard, Diavolo, usw.<br />

fanden grossen Anklang bei Klein<br />

und Gross.<br />

Daneben konnten die Eltern jüngerer<br />

und älterer <strong>Kind</strong>er Erfahrungen<br />

austauschen. Die <strong>Kind</strong>er schlossen<br />

schnell Vertrauen und Freundschaften<br />

untereinander.<br />

30


," ~ .<br />

~<br />

Aus den Kontaktgruppen<br />

Kleine und grosse Männer, aber auch<br />

Frauen fanden den Buggy der Familie<br />

Duby faszinierend. Da durfte natürlich<br />

eine schnittige Rundfahrt in<br />

der Umgebung nicht fehlen . In den<br />

Sitz gedrückt, mit wehendem Haaren<br />

und winkenden Händen ging's ab ins<br />

Grüne.<br />

Viel zu schnell verging die Zeit! Ich<br />

freue mich bereits auf <strong>das</strong> Picknick<br />

2010!<br />

An dieser Stelle nochmals ein herzliches<br />

Dankeschön, liebe Familie<br />

Bärtschi. Es war ein wunderschöner<br />

Tag im Emmental!<br />

31


Aus den Kontaktgruppen<br />

~,Y.~!~I<br />

FÜR DAS HERZKUNKr KINO<br />

Herzpicknick der Kontaktgruppe OstschweizlLiechtenstein<br />

Wir müssen beim Petrus einen ganz<br />

grossen Stein im Brett haben. Schon<br />

zum 3. Mal konnten wir am Sonntag,<br />

16. August unser Picknick bei strahlendem<br />

Sonnenschein am Schuppisweiher<br />

in Goldach abhalten.<br />

Nach und nach trafen alle Herzfamilien,<br />

welche sich angemeldet haben,<br />

ein. Sogar eine Gastfamilie aus der<br />

Kontaktgruppe Zürich gesellte sich<br />

zu uns. Die <strong>Kind</strong>er vergnügten sich<br />

am noch etwas kühleren Vormittag<br />

mit Fussball spielen oder «Fangis» .<br />

Die grösseren Buben tobten sich auf<br />

der BMX Bahn aus, welche sich in<br />

unmittelbarer Nähe des Weihers befindet.<br />

Martin Halasz und Falko Kunze waren<br />

auch in diesem Jahr gerne bereit<br />

«Grillmeister» zu spielen. Keine<br />

Selbstverständlichkeit, wenn <strong>das</strong><br />

Thermometer ca. 30 Grad an der<br />

Sonne zeigt. Sie hatten ihre Aufgabe<br />

voll und ganz im Griff.<br />

Um 11.00 Uhr trafen die ersten Familien<br />

ein und bereiteten alles <strong>für</strong> die<br />

gemütliche Runde und <strong>das</strong> leibliche<br />

Wohl vor. Ich war froh , haben sich<br />

alle Herzmütter bereit erklärten, etwas<br />

an <strong>das</strong> Salat- und Dessertbuffet<br />

zu spenden .<br />

32


'i. ~)."''';'''''Mi!f ..... - t.! ~ _ ,~. ... 't:' • .""; .',<br />

Aus den Konfakfgruppen .<br />

Die Wurstwahl war jeder Familie<br />

freigestellt und somit brachte jeder<br />

seine Leibspeise selber mit. Die<br />

mitgebrachten Salate haben allen<br />

vorzüglich gemundet. Auch die mitgebrachten<br />

Desserts haben lecker<br />

geschmeckt. Hmmmm ...<br />

Es war ein schöner Anlass mit guten<br />

Gesprächen und fröhlichen Gesichtern,<br />

an einem sehr tollen Fleckchen<br />

Erde. Ich hoffe euch alle auch<br />

am nächsten Herzpicknick wieder<br />

begrüssen zu dürfen. Und auch ein<br />

herzliches Dankeschön bei allen<br />

Mitgliedern, welche ohne wenn und<br />

aber, uns bei den Aufräumarbeiten<br />

unterstützt haben .<br />

Ich bedanke mich ganz herzlich bei<br />

Christina und Martin Halasz <strong>für</strong> ihre<br />

Bemühungen, <strong>das</strong>s wir auch in diesem<br />

Jahr wieder die tolle Clubhütte<br />

mit dem herrlichen Sitzplatz am<br />

Schuppisweiher benutzen durften<br />

und dem Präsidenten vom SMC Goldach<br />

Franz Vogler, <strong>das</strong>s er sein Einverständnis<br />

da<strong>für</strong> gab.<br />

Monika Kunze<br />

Nach dem Essen setzten sich die Erwachsenen<br />

gemütlich in den Schatten,<br />

redeten über Gott und die Welt<br />

oder hielten die Füsse zur Kühlung<br />

in den Schuppisweiher. Tim und Jan<br />

wagten sogar den Sprung ins kühle<br />

Nass und schwammen mit den Fischen<br />

um die Wette.<br />

Bei den warmen Temperaturen spielten<br />

auch die kleineren <strong>Kind</strong>er eher<br />

am Schatten oder hinter dem Clubhaus,<br />

wo es etwas kühler war. Nach<br />

und nach verabschiedeten sich ab<br />

Mitte Nachmittag die Familien, um<br />

mit ihren Sprösslingen noch <strong>das</strong> kühle<br />

Nass der «Badi» aufzusuchen.<br />

33


Aus den Kontaktgruppen<br />

KG Ostschweiz/Lichtenstein<br />

Auf Wiedersehen und nicht lebt<br />

wohl - «neue» Leitung <strong>für</strong><br />

die KG Ostschweiz I Liechtenstein<br />

Mein Name ist Monika Kunze und ich<br />

bin 37 Jahre alt. Zu meiner Familie<br />

gehören mein Mann Falko, meine<br />

Tochter Melanie (13 Jahre) und unser<br />

Herzkind Simon (7.5 Jahre).<br />

Hätte mir vor zwei Jahren jemand<br />

gesagt, <strong>das</strong>s ich irgendwann die<br />

KG Ostschweiz/Liechtenstein in der<br />

Hauptleitung ganz übernehme, dem<br />

hätte ich an die Stirn getippt und etwas<br />

von überhitzter Phantasie erzählt.<br />

Zwei Jahre lang habe ich als Stellvertretung<br />

an der Seite von Christina,<br />

die sehr lange inaktive Gruppe wieder<br />

mit aufgebaut, kennen und schätzen<br />

gelernt. Ich konnte von meiner<br />

Arbeit im Hintergrund profitieren und<br />

viel lernen.<br />

Somit war es <strong>für</strong> mich sofort klar,<br />

als Christina mich bat, die Hauptleitung<br />

ganz zu übernehmen: «Ja, <strong>das</strong><br />

möchte ich .» zu sagen. Denn meine<br />

«Schäfchen» sind mir wichtig.<br />

Ich bedanke mich bei Christina ganz<br />

herzlich <strong>für</strong> die zwei schönen Jahren,<br />

wo wir als brillantes Team der Gruppe<br />

mit einer kurzen Durststrecke wieder<br />

neues Leben eingehaucht haben, <strong>für</strong><br />

Deine tatkräftige Unterstützung beim<br />

Organisieren, wenn ich wiedermal<br />

einen Hänger hatte oder mich die<br />

Ansprechperson blockierte. Ich hoffe<br />

sehr, Dich auch weiterhin regelmässig<br />

als aktives Mitglied in der Gruppe<br />

begrüssen zu dürfen und wünsche<br />

Dir <strong>für</strong> Deine weitere Zukunft nur <strong>das</strong><br />

Allerbeste.<br />

Ich freue mich auf die Tätigkeit als<br />

Kontaktgruppenleiterin und möchte<br />

da sein, wenn jemand mich braucht<br />

und jederzeit ein offenes Ohr <strong>für</strong> Sorgen<br />

und Ängste haben.<br />

34


Veranstaltungkalender bis Dezember<br />

Kontaktgruppe Aargau:<br />

20. November 2009<br />

Fondue- und Raceletteplausch<br />

Separate Einladung folgt<br />

Kontaktgruppe Raum Basel:<br />

September 2009<br />

Oktober / November 2009.09.20<br />

Freitag, 13. November 2009.09.20<br />

Familienausflug<br />

Vortrag in Aarau<br />

Thema und Datum mit separater<br />

Einladung<br />

Spezielles Essen. Ideen sind<br />

willkommen.<br />

Separate Einladung folgt.<br />

Kontaktgruppe Zentralschweiz:<br />

Donnerstag, 24. September<br />

Freitag, 23. Oktober<br />

Freitag, 20. November<br />

Donnerstag, 10. Dezember<br />

Jahresprogramm Planung 2010<br />

Besichtigung der Brünig Indoor<br />

Schiessanlage in Lungern<br />

mit anschliessendem Nachtessen<br />

Kulinarischer Frauenabend<br />

eh rabelträff<br />

gegenseitiges kennen lernen und<br />

austauschen<br />

Kontaktgruppe Ostschweiz I Liechtenstein<br />

Sonntag, 25. Oktober<br />

Samstag, 14. November<br />

Minigolf<br />

Separate Einladung folgt<br />

J ah ressch I uss-Essen<br />

Seperate Einladung folgt<br />

35


I<br />

Veranstaltungkalenderbis Dezember<br />

~.y.~!~<br />

fÜR OAS HERZKRANKE KIND<br />

Kontaktgruppe Solothurn:<br />

Donnerstag, 24 September 2009<br />

Donnerstag, 22 Oktober 2009<br />

Donnerstag, 19 November 2009<br />

Elterntreff*<br />

Elterntreff*<br />

Elterntreff*<br />

Kontaktgruppe Zürich:<br />

Freitag, 30. Oktober 2009. 19:30h<br />

Samstag,14 November 2009 14:00h<br />

Datum kann ev. ändern<br />

Elterntreffen Erstellen<br />

Jahresprogramm 2010<br />

Bülach Rest. Landhaus Büli<br />

Mühlerama Brotbacken mit<br />

Mühleführung<br />

Museum Mühlerama Mühle<br />

Tiefenbrunnen Zürich<br />

Kontaktgruppe Graubünden:<br />

Im September 2009<br />

Freitag, 23. Oktober 2009 20:00h<br />

Samstag, 28. November 2009<br />

Vortrag im Kantonsspital Chur<br />

Thema wird noch besprochen<br />

Nachtessen und Terminplanung<br />

2010<br />

Info folgt<br />

Adventsanlass Familienanlass<br />

Info folgt<br />

36


Spitäler / Sozialdienste<br />

~,y'!j!~1<br />

fÜR DAS HERZKRANKE KIND<br />

Reachout Herzstudie<br />

I. Beck B. Latal M. Landolt<br />

Liebe Herzkinder und<br />

liebe Herzeltern<br />

Als Studienkoordinatorin der Reachout<br />

Herzstudie im <strong>Kind</strong>erspital Zürich<br />

lese ich jede Ausgabe des Herzblattes<br />

mit grossem Interesse. Und<br />

oft entdecke ich mir bekannte Namen<br />

oder bekannte Gesichter auf den<br />

Fotos!<br />

So kam mir der Gedanke einmal über<br />

die Reachout Herzstudie zu berichten<br />

. Wie nahm die Studie Ihren Anfang<br />

, was ist der Inhalt und wie ist der<br />

aktuelle Stand?<br />

Angeborene Herzfehler kommen bei<br />

8 Neugeborenen pro 1000 Geburten<br />

vor. Obwohl die meisten KHV (kongenitale<br />

Herzvitien) mittlerweile operativ<br />

vollständig korrigiert werden können<br />

und die <strong>Kind</strong>er anschliessend eine<br />

gute kardiale Funktion aufweisen,<br />

konnten ausländische Studien zeigen,<br />

<strong>das</strong>s die kognitive, motorische<br />

und sprachliche Entwicklung als<br />

auch die Lebensqualität dieser <strong>Kind</strong>er<br />

beeinträchtigt sein können. Ob<br />

<strong>das</strong> auch bei <strong>Kind</strong>ern , welche in der<br />

Schweiz operiert werden, der Fall ist<br />

und welche <strong>Kind</strong>er <strong>das</strong> grösste Risiko<br />

da<strong>für</strong> haben, wollten wir in der<br />

Reachout Herzstudie untersuchen.<br />

Die Reachout Herzstudie untersucht<br />

die Entwicklung, den medizinischen<br />

37


Spitäler / Sozialdienste<br />

, .<br />

. ~·Y.~!~I<br />

fÜll. DAS HERZKlANKt: KIND<br />

Studie Lebensqualität<br />

Dr. med. Ophelie Loup<br />

PD Dr. med, Alexander Kadner<br />

Prof. Dr. med, Thierry Carrel<br />

Department <strong>für</strong> Herz- und Gefässchirurgie,<br />

Inselspital Bern, Universität<br />

Bern.<br />

* präsentiert bei: Jahreskongress der<br />

Worldsociety for Gongenital Heart<br />

Surgery, Waschau, Polen, 200B &<br />

Jahreskongress der European Society<br />

for Gardiothoracic Surgery, Lissabon,200B<br />

* publiziert in: Loup 0, Weissenfluh<br />

G, Gahl B, Schwerzmann M, Garrel T,<br />

Kadner A. European Journal of Gardiothoracic<br />

Surgery 2009.<br />

Bis in die sechzig er Jahre hinein hatten<br />

weniger als 20% der Patienten mit<br />

einem angeborenen Herzfehler eine<br />

Chance zu überleben, u.a. aufgrund<br />

des Mangels an chirurgischen Interventionsmöglichkeiten<br />

und einer<br />

stark erhöhten Operationsmortalität.<br />

Dank entscheidender Fortschritte in<br />

der Herzchirurgie und der Kardiologie<br />

während der letzten 50 Jahre,<br />

erreichen heutzutage über 85% <strong>das</strong><br />

Erwachsenenalter. Diese Patienten<br />

(in der englischsprachigen Literatur<br />

als «GUGH»-Patienten = «Grown-Up<br />

with Congenital Heart Disease»-Patienten<br />

bezeichnet) stellen ein neues,<br />

schnell wachsendes Patientenkollektiv<br />

dar (Graphik 1), welches bisher<br />

unbekannte Probleme mit sich bringt<br />

und eine angepasste, teils individuelle<br />

Betreuung benötigt. Dabei ist es von<br />

grosser Wichtigkeit, nicht nur den allgemeinen<br />

Gesundheitszustand, sondern<br />

auch die spezifischen Probleme<br />

und Komplikationen der «GUCH»<br />

-Patienten zu erfassen. Jenseits der<br />

klassischen bio medizin ischen Messgrössen<br />

und Zielkriterien gibt es weitere<br />

Aspekte, um die Auswirkung von<br />

Therapien auf die Patienten und ihre<br />

Lebensqualität zu beschreiben und<br />

zu evaluieren. Nach der Definition der<br />

Weltgesundheitsorganisation (WHO)<br />

besteht <strong>das</strong> allgemeine Konzept «Lebensqualität»<br />

aus dem körperlichen,<br />

psychischen und sozialen Befinden<br />

eines Individuums (WHO 1949). Die<br />

gesundheitsbezogene Lebensqualität<br />

kann als Selbstbericht von sozialen,<br />

psychischen, körperlichen und<br />

alltagsnahen Aspekten des Wohlbefindens<br />

und der Funktionsfähigkeit<br />

betrachtet werden.<br />

Vor diesem Hintergrund wurde durch<br />

<strong>das</strong> Department <strong>für</strong> Herz- und Gefässchirurgie<br />

des Inselspitals eine Studie<br />

durchgeführt, welche die Lebensqualität<br />

von Patienten mit einem angeborenem<br />

Herzfehler untersucht. Von<br />

besonderem Interesse waren dabei<br />

die Bedeutung der Grunderkrankung<br />

[Art des angeborenen Herzfehlers -<br />

Ventrikelseptumdefekt (VSD), Tetralogie<br />

von Fallot (TOF), Transposition<br />

der Grossen Arterien (TGA)), Einfluss<br />

der Operationstherapie und der Epoche<br />

(z.B. Frühkorrektur gegenüber<br />

Spätkorrektur, Änderung und Entwicklung<br />

der OP-Technik (Senning­<br />

OP gegenüber Switch-OP), sowie<br />

die Bedeutung von Re-Operationen<br />

auf die Lebensqualität der GUCH­<br />

Patienten.<br />

40


. ')I' f' ,.. 0' . ',<br />

Spitäler / Sozialdienste<br />

~,Y.~!~I<br />

fÜll. DAS HUZKRANKE KIND<br />

Grafik 1. Zunahme der Anzahl von GUCH-Patienten seit 1975<br />

300 I<br />

Age-!yeor$1<br />

250 ~ • 12- 19<br />

• 20-29<br />

~<br />

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• ,. 30<br />

200<br />

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0<br />

15<br />

150<br />

j<br />

E ,.<br />

Z<br />

50<br />

0<br />

1975 77 79 31 83 85 87 89 9 1 9:3 95 1997<br />

Yca d at/mission<br />

Zur Erfassung der gesundheitsbezogenen<br />

Lebensqualität existieren<br />

international normierte, validierte und<br />

anerkannte Messinstrumente, wie<br />

der SF-36-Test (Short Form of Health<br />

Survey Questionaire) und der HADS­<br />

Test (Hospital Anxiety and Depression<br />

Scale-Test). Der SF-36-Test erfasst<br />

8 Dimensionen der subjektiven<br />

Gesundheit mit jeweils 4 physischen<br />

und 4 psychologischen Aspekten.<br />

Der HADS-Test wird zur Erfassung<br />

von Angst- und Depressionsparametern<br />

im Alltagsleben eingesetzt. Die<br />

Resultate der Fragebögen werden<br />

mit einer alters- und geschlechtsangeglichenen<br />

«Standardbevölkerung»<br />

verglichen. So liegt der «Normalbreich»<br />

beim SF-36 bei einer Punktzahl<br />

zwischen 85-115.<br />

Für einen Einschluss in die Studie<br />

qualifizierten sich 345 Patienten, weIche<br />

im Inselspital aufgrund einer Tetralogie<br />

von Fallot (TOF), einer Transposition<br />

der grossen Arterien (TGA)<br />

oder eines Ventrikelseptumdefekt<br />

(VSD) operiert wurden und erhielten<br />

3 Fragebögen (SF-36, HADS-Test<br />

und ein spezifisch entwickelter Fragebogen<br />

<strong>für</strong> GUCH-Patienten).<br />

Bedauerlicherweise wurden weniger<br />

als die Hälfte (153) der Fragebögen<br />

retourniert.<br />

Als wichtiges Ergebnis der Studie<br />

zeigte sich im SF-36, <strong>das</strong>s die allgemeine<br />

Lebensqualität der GUCH­<br />

Patienten sehr gut ist, unabhängig<br />

vom zugrundeliegenden Herzfehler<br />

(TOF, TGA, VSD) (Grafik 2). Dies<br />

wurde <strong>für</strong> den HADS-Test ebenso<br />

41


Spitäler / Sozialdienste<br />

~,Y.~!~I<br />

fÜR DAS HERZKRANKE K1ND<br />

Graphik 2. Darstellung der allgemeinen Lebensqualität nach SF-36 der<br />

GUCH-Patienten (Normalbereich: 85-115).<br />

A<br />

~<br />

A<br />

A<br />

A<br />

~<br />

A<br />

A<br />

~<br />

l<br />

100-<br />

I<br />

•<br />

A<br />

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A<br />

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A<br />

i<br />

A<br />

I<br />

~<br />

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A<br />

50- ~<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

~<br />

A<br />

A<br />

J- I<br />

-,<br />

2<br />

~<br />

3<br />

D<br />

SF36<br />

physical<br />

psychological<br />

42


Spitäler / Sozialdienste<br />

EVHK<br />

ELTtRNVEREINIGUNG<br />

FUR DAS HERZKRANKE<br />

I<br />

aufgezeigt. Die detaillierte Analyse<br />

der Faktoren: Alter bei Operation, Reoperations<br />

häufigkeit, Bestehen von<br />

Herzrhythmusstörungen (insbesondere<br />

bei Patienten nach Senning-OP<br />

eine Langzeitkomplikation), konnte<br />

keinen statistisch signifikanten negativen<br />

Einfluss auf die Lebensqualität<br />

darstellen. Im Gegenteil, ein positiver<br />

Effekt liess sich aufgrund des verbesserten<br />

chirurgischen und postoperativen<br />

Managements der letzten Jahre<br />

auf die Lebensqualität aufweisen.<br />

Bezüglich körperlicher Leistungsfähigkeit<br />

und Sport geben 82% der Patienten<br />

an, grössere Anstrengungen<br />

ohne Beschwerden durchhalten zu<br />

können. Erfreulicherweise treiben<br />

76% aller Patienten regelmässig<br />

Sport. Eine Ausnahme bilden Patienten<br />

mit TGA nach Senning-OP,<br />

welche sich in ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit<br />

häufiger beeinträchtigt<br />

fühlen.<br />

Der spezifische Fragebogen zeigte<br />

auf, <strong>das</strong> weniger als ein Fünftel,<br />

18% der Patienten, eine IV-Rente<br />

beziehen. 21 % der Befragten geben<br />

an, Probleme hinsichtlich Versicherungen,<br />

insbesondere bei der Krankenversicherung,<br />

zu haben. Fünf<br />

Patienten (TOF und TGA) geben an,<br />

aufgrund ihres Herzfehlers auf <strong>Kind</strong>er<br />

verzichtet zu haben.<br />

Zusammengefasst erbrachte diese<br />

Studie interessante, überraschende<br />

und wichtige Ergebnisse. So haben<br />

GUCH-Patienten eine gute Lebensqualität<br />

und normale Angst- und Depressionswerte,<br />

vergleichbar mit der<br />

«Standardbevölkerung», und dies<br />

trotz den verschiedenen Komplikationen<br />

und Konsequenzen, mit weIchen<br />

ein angeborener Herzfehler im<br />

Kurz- und Langzeitverlauf verbunden<br />

sein kann. Dies ist sehr erfreulich,<br />

darf aber nicht zu der Schlussfolgerung<br />

führen, <strong>das</strong>s diese Patienten<br />

keine Probleme haben. Im Gegenteil<br />

hat sich im Rahmen dieser Studie bestätigt,<br />

<strong>das</strong>s im Langzeitverlauf spezifische<br />

medizinische Komplikationen<br />

und Risiken, u.a. mit sozialen und beruflichen<br />

Schwierigkeiten, auftreten<br />

können, was die Patienten physisch,<br />

psychisch und sozial betrifft.<br />

Ein extrem wichtiger Punkt ist dabei<br />

die lebenslange, konstante Betreuung<br />

dieser Patienten, wobei bis<br />

vor kurzem die Wichtigkeit dieses<br />

Aspektes nicht rechtzeitig genug erkannt<br />

wurde. Dies zeigt die hohe Anzahl<br />

von GUCH-Patienten, welche<br />

nicht mehr kontaktiert werden konnten<br />

und aus der kontinuierlichen kardiologischen<br />

Behandlung entlassen<br />

worden waren. Ein kritischer Moment<br />

in der medizinischen Betreuung stellt<br />

dabei der Übertritt des Patienten von<br />

der <strong>Kind</strong>er- zur Erwachsenenkardiologie<br />

dar. Hier<strong>für</strong> ist eine enge Zusammenarbeit<br />

der beiden Disziplinen<br />

Voraussetzung, und eine aktive, umfassende<br />

Information der zu diesem<br />

Zeitpunkt jugendlichen Patienten<br />

sowie der behandelnden Hausärzte<br />

notwendig. Im Verlauf garantiert die<br />

kontinuierliche Weiterbetreuung <strong>das</strong><br />

rechtzeitige Erkennen von gefährlichen<br />

Komplikationen der häufig<br />

komplexen Krankheitsbilder durch<br />

einen Spezialisten. Da <strong>das</strong> Fach der<br />

43


Spitäler / Sozialdienste<br />

~.y'!j~~1<br />

FÜR DAS HERZKRANKE KIND<br />

«GUCH-Kardiologie» noch neu und<br />

sehr spezifisch ist, besteht häufig<br />

bei vielen (Ärzten und Patienten) ein<br />

Mangel an Wissen bezüglich Interventionen,<br />

Medikamenten und Operationen,<br />

um potentielle Komplikationen<br />

und Nebenwirkungen zu vermeiden<br />

bzw. zu verbessern. Idealerweise<br />

sollten <strong>Kind</strong>er- und Erwachsenenkardiologen<br />

sowie Herzchirurgen<br />

spezialisiert <strong>für</strong> angeborene Herzfehler<br />

in einem gemeinsamen Zentrum<br />

zusammenarbeiten, um so die Qualität<br />

und die Effizienz der Betreuung<br />

zu garantieren. Ein solches «GUCH­<br />

Fachzentrum» sollte ebenso am<br />

gleichen Ort Behandlung in anderen<br />

Domänen, wie Schwangerschaftsplanung,<br />

psychologische Betreuung und<br />

soziale Beratung (Kontaktvermittlung<br />

zu Patientenorganisationen)<br />

anbieten. Ein solches Zentrum soll in<br />

den nächsten Jahren am Inselspital<br />

in Sern geschaffen werden .<br />

Damit ist nicht beabsichtigt, die<br />

GUCH-Patienten «kränker» zu machen<br />

als sie sind oder «überzutherapieren»,<br />

sondern wir möchten versuchen,<br />

eine konkrete, umfassende und<br />

zuverlässige Behandlung anzubieten,<br />

wenn diese gebraucht wird, um<br />

so diesen Patienten eine optimierte<br />

Lebensqualität zu ermöglichen.<br />

In den 60er und 70er Jahren ist es<br />

der Herzchirurgie und der Kardiologie<br />

gelungen, einem Grossteil der Patienten<br />

mit angeborenem Herzfehler<br />

ein Überleben zu ermög-lichen, häufig<br />

einhergehend mit Komplikationen,<br />

heutzutage ist es ihre Verantwortlichkeit,<br />

diese Patienten kompetent weiterzubetreuen.<br />

Kontakt:<br />

PD Dr. med. Alexander Kadner<br />

Dept. <strong>für</strong> Herz- und Gefässchirurgie<br />

Inselspital Sern<br />

Freiburgstrasse, 3010 Bern<br />

alexander.kadner@insel.ch<br />

44


Diverses<br />

~·Y.~!~I<br />

FUIt DAS HfRZKIlANKE KIND<br />

Herzlager<br />

Samstag, 11 . Juli 2009 - voller Freude<br />

erwarten wir die vielen bekannten<br />

und neuen Gesichter der Herzkinder<br />

um Sie zum diesjährigen Herzlager<br />

in Gais begrüssen zu dürfen. Endlich<br />

sind alle da und so können wir<br />

<strong>das</strong> Wikingerdorf Flake gründen.<br />

Alle Zimmer im Wikingerhotel sind<br />

bezogen. Das Hotel ist bis zum letzten<br />

Bett gefüllt. Es war noch nie so<br />

gut belegt wie in diesem Sommer. -<br />

Eine anstrengende aber spannende<br />

Woche nimmt ihren Anfang. In dieser<br />

Woche wollen wir richtige Wikinger<br />

werden ... ! Ein richtiger Wikinger<br />

braucht eine passende Ausrüstung.<br />

So basteln wir Schutzschilder, Äxte,<br />

Helme, T-Shirts und Glücksamulette.<br />

Zudem mussten wir auch die Wikingerschrift<br />

lernen, was sich nicht<br />

als ganz einfach herausstellte. Die<br />

Schriftzeichen sehen sich teilweise<br />

so ähnlich, wie ein Ei dem anderen<br />

gleicht.<br />

Treffsicherheit, Schnelligkeit, Lautstärke,<br />

Wurfkraft und Trinkfestigkeit<br />

waren der Inhalt der Wikingerprüfung.<br />

Selbstverständlich haben alle<br />

angehenden Wikinger mit Bravour<br />

bestanden. Nachdem nun alle Wikinger<br />

waren, konnten wir auch <strong>das</strong><br />

grandiose Schiff auf den Namen<br />

HERZIA taufen. Bereits einen Tag<br />

später schifften wir mit der Herzia in<br />

Unterhulding (Deutschland) ein. Dort<br />

besuchten wir <strong>das</strong> Pfahlbauerdorf<br />

45


, =:~ , - ,<br />

Diverses .<br />

46


Diverses<br />

~.Y.~~~I<br />

FUR DAS HERZKRANKE KIND<br />

und erlebten so hautnah, wie unsere<br />

Vorfahren einst hausten. Einstimmig<br />

kamen wir zum Schluss, <strong>das</strong>s wir<br />

es heute schon viel schöner und vor<br />

allem bequemer haben .<br />

Die Tage der Wikingerausbildung<br />

mit Spiel und Spass vergingen wie<br />

im Fluge und <strong>das</strong> Wikingerfest stand<br />

bereits vor der Tür. Dabei überraschten<br />

uns Ruth und Ursula mit einem<br />

sagenhaften «Winkingerschmaus».<br />

Nochmals herzlichen Dank diesen<br />

beiden <strong>für</strong> ihre kulinarische Verwöhnkunst<br />

während der ganzen Woche.<br />

Wir schreiben auf dem Kalender:<br />

Samstag, den 18. Juli 2009. Viele<br />

glückliche und zufriedene Wikinger<br />

werden aus dem Wikingerdorf Flake<br />

ins ganze Reich ausgesandt um<br />

andernorts die Gründung der Dörfer<br />

Bonstetten, Wil, Unterägeri, Ruswil,<br />

Embrach, Veltheim , Möriken ... in Angriff<br />

zu nehmen.<br />

Stimmung herrschte. Eine Harmonie,<br />

wie ich sie noch nie erlebt habe und<br />

die in mir eine tiefe Zufriedenheit zurück<br />

gelassen hat.<br />

Alle <strong>Kind</strong>er, die zum Teil schon sehr<br />

«steinige Wege» hinter sich haben,<br />

glücklich nach Hause gehen zu lassen,<br />

machte mich wiederum sehr<br />

glücklich. Noch heute sehe ich viele<br />

fröhliche Gesichter vor mir, welche<br />

mich <strong>das</strong> ganze Jahr hindurch begleiten<br />

werden.<br />

Nun freue ich mich schon heute, bis<br />

wir im nächsten Lager wieder viele<br />

bekannte und neue <strong>Kind</strong>er willkommen<br />

heissen dürfen .<br />

An dieser Stelle nochmals ein HERZ­<br />

LICHES Dankeschön an unser unentbehrliches<br />

Leiterteam, sowie alle,<br />

die jedes Jahr etwas zu einem gelungenen<br />

Lager beitragen!<br />

Sonja Roth-Liem<br />

Ohne grosse Zwischenfälle durften<br />

wir einmal mehr eine wunderbare<br />

Woche erleben. Eine Woche, in der<br />

unter allen Teilnehmern eine gute<br />

47


I<br />

Diverses<br />

EVHK<br />

r<br />

Jubiläum EvhK<br />

Aus 5 mach 318!<br />

Ein Bericht aus dem OK<br />

Jubiläumsfest!<br />

Was kann einer Präsidentin eigentlich<br />

Besseres widerfahren, als zum<br />

20-jährigen Bestehen der Vereinigung<br />

ein solch gelungenes Jubiläumsfest<br />

zu erleben?!<br />

An der Vorstandssitzung Ende 2007<br />

habe ich zum ersten Mal davon gesprochen,<br />

<strong>das</strong>s wir unser Jubiläum im<br />

09 unbedingt feiern sollten. Gemäss<br />

unserer Vorstandsphilosophie «wir<br />

haben viele Mitglieder, man muss ja<br />

nicht alles alleine tun» habe ich ein<br />

paar «Freunde» aus der EvhK zusammen<br />

getrommelt, von denen ich<br />

wusste, auf die ist Verlass. Gregor<br />

hat dann, statt seiner selbst, seine<br />

Sonja angefragt und weils an unserer<br />

ersten Sitzung (8. Januar 2008!) nicht<br />

geschneit hat, ist sie gekommen und<br />

unserem Team fortan treu geblieben!<br />

Was uns von Anfang an verbunden<br />

hat, war der starke Glauben daran,<br />

<strong>das</strong>s man etwas erreichen kann, wenn<br />

man es nur versucht. Da hat keiner<br />

mitleidig gelächelt, als ich mit dem<br />

Vorschlag kam, vielleicht Dj Bobo anzufragen.<br />

Im Gegenteil, Mark hat sein<br />

Natel hervor gekramt und seinem<br />

Wesen gemäss, sofort ein paar Worte<br />

eingetippt. Nach wenigen Minuten<br />

hatten wir von einem «Bekannten»<br />

(der ihm wohl was schuldete!) zwei<br />

48


Diverses<br />

Mailadressen. Frei meinem eigenen<br />

Motto, «freundliche Briefe kommen<br />

immer gut an», schrieb ich Dj Bobo<br />

und fand innert weniger Stunden vom<br />

Manager, Herrn Jmfeld, eine positive<br />

Antwort in meiner Mailbox. In<br />

meinem Schreiben konnte ich auf ein<br />

Herzkind Bezug nehmen, welches<br />

leider verstorben ist, Dj Bobo aber öfters<br />

persönlich treffen durfte. Ich erfuhr<br />

zu diesem Zeitpunkt zum ersten<br />

Mal vom geplanten Dj Bobo-Konzert<br />

am 1. August 2009 in Engelberg und<br />

der grundsätzlichen Bereitschaft dort<br />

etwas mit uns zu organisieren. Der<br />

Startschuss zu unserem Fest war gegeben!<br />

Damit war eigentlich schon ganz viel<br />

getan und logisch, <strong>das</strong>s wir <strong>für</strong> eine<br />

konkretere Planung vorerst ein paar<br />

Monate verstreichen lassen konnten.<br />

Als dann Konzert und Zusage<br />

definitiv waren, trat Engelberg Tourismus<br />

auf den Platz. Wir trafen da<br />

auf Leute, die erstens Engelberg und<br />

ihre Bewohner kannten und zweitens<br />

sofort von unserer Sache überzeugt<br />

waren . Mathias Niederberger organisierte<br />

<strong>für</strong> uns den ersten Kontakt mit<br />

dem Sportingpark. Christoph und ich<br />

reisten hierauf nach Engelberg, um<br />

vor Ort Herrn Janka, den Leiter vom<br />

Sportingpark und Herrn Niederberger<br />

persönlich kennen zu lernen. Später<br />

haben <strong>das</strong> dann Sonja und Mark uns<br />

gleichgetan. Es zeigte sich einmal<br />

mehr, <strong>das</strong>s Gespräche von Angesicht<br />

zu Angesicht einfach fruchtbarer sind.<br />

Auf jeden Fall war die Sympathie sofort<br />

gegenseitig und somit ein weiterer<br />

Teil unseres Festes gesichert:<br />

eine «Festhalle» <strong>für</strong> ca. 300 Leute!<br />

Die Zahl 300 haben wir damals geschätzt<br />

- es wurden zum Schluss exakt<br />

318 Teilnehmer/innen!<br />

Unterdessen war auch Herr Jmfeld<br />

von YES Music nicht untätig geblieben<br />

und sein Angebot nahm konkrete<br />

Formen an: ein Workshop mit dem<br />

Choreographen Curtis Burger, ein<br />

Treffen mit Dj Bobo, ein Soundcheckbesuch<br />

und die Möglichkeit, <strong>das</strong>s alle<br />

Familien gratis am Konzert vom 1.<br />

August teilnehmen können! Dies <strong>für</strong><br />

eine Pauschale, die ins Budget unserer<br />

Veranstaltung passte. Wir haben<br />

übrigens mit allen Beteiligten immer<br />

offen über Zahlen geredet, jeder<br />

durfte wissen, <strong>das</strong>s wir Fr. 30000.­<br />

<strong>für</strong> diesen Anlass zur Verfügung haben.<br />

Mittlerweile war <strong>das</strong> Jahr 2009 längst<br />

erreicht und die Detailplanung hatte<br />

begonnen. Im OK waren die Aufgaben<br />

den Talenten gemäss verteilt.<br />

Zu unser aller Freude kam noch die<br />

Zusage von Frau Bundesrätin Widmer-Schlumpf<br />

dazu. Eine engagierte<br />

Anita Kallon und ein weiterer Brief<br />

von uns, hat unserem Fest die Krone<br />

aufgesetzt.<br />

Mein Mann Christoph und ich versuchten<br />

jederzeit die Fäden zu den<br />

einzelnen Beteiligten (YES Music,<br />

Sportingpark, Engelberg Tourismus,<br />

Hotels, später Bundeshaus) in den<br />

Händen zu behalten und wie zwei<br />

Verrückte haben wir in Engelberg<br />

49


D~e~es . I<br />

~,Y.t!!~1<br />

f ÜR DAS HERZKRANKE KINO<br />

nach (zahlbaren) Unterkünften <strong>für</strong><br />

über 100 Leute in der Hochsaison<br />

gesucht. Ohne meinen Mann hätte<br />

ich <strong>das</strong> nie geschafft, denn nach den<br />

vielen Absagen haben wir uns immer<br />

wieder gegenseitig aufgebaut und<br />

nicht locker gelassen, bis wir auch<br />

die letzte Person in einem Bett untergebracht<br />

hatten.<br />

Sonja kümmerte sich derweil um die<br />

Dekoration einer riesigen Halle und<br />

darum, <strong>das</strong>s genügend Sitzmöglichkeiten<br />

<strong>für</strong> alle zur Verfügung standen.<br />

Dass ihr <strong>das</strong> hervorragend gelungen<br />

ist, hat jeder am Fest selber sehen<br />

können. Nachdem die triste Curlinghalle<br />

dekoriert war, wurde die Stimmung<br />

darin wunderschön. Ich bin<br />

stolz darauf, <strong>das</strong>s eine solch festliche<br />

Ausstrahlung unsere Mitglieder am<br />

Freitagmittag empfangen hat.<br />

Beatrice haben wir die Finanzen übergeben,<br />

im Wissen, <strong>das</strong>s sie auf jeden<br />

Fall die Übersicht über unser Geld nie<br />

verlieren würde. Und so war es auch,<br />

Alarm musste sie nie schlagen, denn<br />

wir waren seh r darauf bedacht, die<br />

Kosten <strong>für</strong> die EvhK tief zu halten. Auf<br />

ihre gekonnten Excel-Tabellen bin ich<br />

noch heute neidisch. Den Überblick<br />

zu behalten über die vielen verschiedenen<br />

Ein- und Ausgaben stelle ich<br />

mir ziemlich anstrengend vor, zudem<br />

gibt es auch in unserer Vereinigung<br />

immer ein paar «Spätzahler», denen<br />

man ein bisschen nachrennen muss.<br />

Schlussendlich aber wird alles perfekt<br />

aufgehen, da bin ich mir sicher.<br />

Mark hatte schon vor einigen Jahren<br />

an der GV im Aargau die Mahlzeiten<br />

<strong>für</strong> damals ca. 100 Erwachsene und<br />

<strong>Kind</strong>er locker im Griff (muss irgendwie<br />

etwas mit seiner Militärzeit zu<br />

tun haben). Also würden ihn etwas<br />

mehr als 300 Leute auch nicht weiter<br />

aus der Ruhe bringen. Stimmt! Mit<br />

dem Koch vom Sportingpark, Herrn<br />

Walther, hat er sich auf Anhieb verstanden,<br />

was seinem umgänglichen<br />

Wesen entspricht. Die ganze «Esserei»<br />

wurde von ihm zwar mit einer<br />

Lockerheit sondergleichen organisiert,<br />

aber alles war trotzdem perfekt<br />

durchdacht. Der Versuch, Eltern und<br />

<strong>Kind</strong>ern «kulinarisch» gerecht zu<br />

werden, ist meiner Meinung nach,<br />

sehr gut gelungen.<br />

Ich wäre in Not gekommen, hätte ich<br />

dekorieren müssen, <strong>für</strong> die Finanzen<br />

schauen oder die Verpflegung organisieren.<br />

Und hätte mich mein Mann<br />

nicht ständig überall unterstützt und<br />

perfekte Protokolle geschrieben,<br />

mein zwischenzeitlicher Durchhänger<br />

hätte wohl zum persönlichen Abbruch<br />

geführt. Ich habe ein Topteam<br />

gebraucht. Nebst der ganzen Organisation<br />

des Jubiläumsfestes hat nämlich<br />

die sonstige EvhK keinesfalls still<br />

gestanden, im Gegenteil. Es zeigt die<br />

Grösse dieses Teams, <strong>das</strong>s ich auf<br />

Verständnis traf und trotzdem alle<br />

ohne Murren weiter an unser Ziel geglaubt<br />

und da<strong>für</strong> gearbeitet haben.<br />

Wir haben den ganzen Anlass in nur<br />

fünf Sitzungen organisiert. Als klar<br />

war, wer was tut, hat keiner mehr<br />

dem Anderen drein geredet, aber<br />

50


Diverses ,<br />

~,Y.~!~I<br />

FÜR 0 ... 5 HERZKRANKE KIND<br />

es hat auch keiner ständig beim Anderen<br />

nachgefragt. Es war ein selbständiges<br />

Team, mit bodenständigen,<br />

selbstbewussten Typen, die aber<br />

stets <strong>das</strong>selbe Ziel im Kopf hatten:<br />

ein Fest, <strong>das</strong> Eltern wie <strong>Kind</strong>ern gefällt!<br />

Eines, von dem man noch lange<br />

in der Vereinsgeschichte sprechen<br />

soll!<br />

Ich finde, wir haben <strong>das</strong> super gemacht<br />

und <strong>das</strong> sage ich nun mal<br />

nicht in schweizerischer Bescheidenheit,<br />

sondern mit ganz unschweizerischem<br />

Selbstbewusstsein. Es gibt<br />

nichts darüber zu nörgeln, <strong>das</strong>s der<br />

Soundcheck ausgefallen ist und der<br />

Besuch von Dj Bobo etwas kurz war.<br />

Die Leute von YES Music haben getan,<br />

was in ihrer Macht stand, wer<br />

mit ihnen zusammen arbeitete, weiss<br />

<strong>das</strong>. Was wir alles bekommen haben,<br />

ist mehr, als zu Beginn jemals erwartet<br />

und damit basta!<br />

Auch Danke sagen gehört <strong>für</strong> mich<br />

dazu!<br />

Ich danke vorneweg Sonja, Beatrice,<br />

Mark und Christoph von Herzen fü r<br />

ihre grandiose Arbeit. Ein genauso<br />

riesiges und herzliches Dankeschön<br />

Dj Bobo und seiner ganzen Crew von<br />

YES Music (vor allem Oliver Jmfeld,<br />

Curtis Burger und Severine Loosli),<br />

Frau Widmer-Schlumpf, ihrem Gatten<br />

und ihren Mitarbeitern im Bundeshaus,<br />

dem Team vom Sportingpark<br />

(namentlich Ferdinand Janka<br />

und Sven Walther) und dem Engelberg<br />

Tourismus (Mathias Niederberger),<br />

dem Fotografen Jörg Roth , der<br />

Filmerin Ariane Stu lz, dem Autoren<br />

Christian Wyss und last but not least<br />

all den engagierten Helfer/innen aus<br />

der EvhK, die am Fest gezeigt haben,<br />

was <strong>für</strong> tolle Mitglieder unsere Vereinigung<br />

beherbergt.<br />

Soviel von meiner präsidialen Seite.<br />

Ein langer Bericht einer langen Entstehungsgeschichte<br />

eines Anlasses,<br />

der fast zu schnell wieder vorbei war<br />

und der <strong>für</strong> mich ein Höhepunkt meiner<br />

Amtszeit war. Vom Fest selber<br />

sollen hier im Herzblatt andere beri<br />

chten.<br />

Abschliessend möchte ich auch noch<br />

meine OK-Kollegen/innen zu Wort<br />

kommen lassen. Ich habe sie gebeten<br />

, ihren Eindruck <strong>für</strong>s Herzblatt zu<br />

notieren.<br />

Auf Wiedersehen und danke allen,<br />

die gekommen sind und mit uns gefeiert<br />

haben ,<br />

Monika Stutz<br />

Sonja:<br />

Auch ich fand es ein gelungenes Fest.<br />

Ich fand die Zusammenarbeit mit<br />

euch allen sehr toll und konnte einiges<br />

lernen . Ich finde, wir haben ein<br />

gutes OK-Team zusammengebracht.<br />

Ein Team , welches mit sehr verschiedenen<br />

Menschen, mit unterschiedlichsten<br />

Begabungen ein tolles Fest<br />

zustande gebracht hat. Ein Team,<br />

in welchem ich mich sehr wohl gefühlt<br />

habe! Ich denke, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> der<br />

Grundstein fü r unsere Zusammenarbeit<br />

war.<br />

51


Diverses<br />

~,Y.!!!~I<br />

~Ü~ DAS HERZKRANKE KINO<br />

Ich wurde oft gefragt, wie wir auf die<br />

Idee mit DJ Bobo gekommen sind.<br />

Meine Antwort lautete immer, <strong>das</strong>s<br />

sich <strong>das</strong> eine aus dem anderen entwickelt<br />

hat. Im Vorfeld habe ich mir<br />

immer eine Art Begegnung mit DJ<br />

Bobo vorgestellt, wie wir sie dann<br />

mit Frau Widmer-Schlumpf erleben<br />

durften. Eine sehr persönliche Begegnung,<br />

welche mir noch lange in<br />

Erinnerung bleiben wird!<br />

In Rückblende muss ich sagen, hatten<br />

wir an unserem Fest zwei absolut<br />

lohnenswerte Höhepunkte. Das eine<br />

war Curtis, <strong>das</strong> andere Frau Widmer­<br />

Schlumpf.<br />

Auf alle Fälle danke ich euch allen<br />

<strong>für</strong> die tolle Zusammenarbeit. Wäre<br />

sofort bereit mit euch wieder einmal<br />

etwas auf die Beine zu stellen!<br />

Beatrice:<br />

Mir hat <strong>das</strong> Fest auch sehr gut gefallen<br />

und ich hatte auch den Eindruck,<br />

die Stimmung sei sehr gut. Negative<br />

Kritik habe ich keine gehört. Wie Sonja<br />

völlig zutreffend schreibt, sind wir<br />

fünf sehr unterschiedliche Typen und<br />

jeder von uns hatte ein «Ressort»,<br />

<strong>das</strong> seiner Stärke entsprach. Das zusammen<br />

führte dann zu einer - wie<br />

es jedenfalls von mir wahrgenommen<br />

wurde - in jedem Bereich optimalen<br />

Organisation. Jeder hat seine Tickets<br />

und mehr als genug zu Essen<br />

erhalten, sich an einen schön geschmückten<br />

Tisch setzen und nebst<br />

dem Essen und natürlich der guten<br />

Gesellschaft die Highlights des Anlasses<br />

geniessen können. Zwischen-<br />

fälle hatten wir gottlob auch keine zu<br />

verzeichnen.<br />

Ausserhalb des Festes bin ich mir zu<br />

Beginn im OK-Team, als es um gute<br />

Ideen ging, etwas überflüssig vorgekommen<br />

- naja, bin halt nicht so<br />

phantasievoll und Connections habe<br />

ich auch keine, habe dann aber gemerkt,<br />

<strong>das</strong>s man auch die Phantasielosen<br />

brauchen kann ... Und dann erst<br />

in Engelberg. War doch schön mit allen<br />

in der Bar zu hocken, einen mehr<br />

oder weniger guten Wein zu trinken<br />

und mit Euch zu quatschen, um am<br />

nächsten Morgen mit Schweineäuglein<br />

im Frühstückssaal mit so schwierigen<br />

Fragen wie, wo setz ich mich<br />

bloss hin, konfrontiert zu werden.<br />

Vom Samstag hab ich jedenfalls nur<br />

rudimentär etwas mitbekommen.<br />

Christoph:<br />

Lange Vorbereitung - schönes Fest<br />

Mit so einem tollen OK-Team und den<br />

aufwändigen Vorbereitungen kann ja<br />

nur etwas Grossartiges entstehen.<br />

Jeder im Team hat seine Stärken und<br />

Ideen eingebracht und so hat <strong>das</strong><br />

Fest Stück <strong>für</strong> Stück an Form gewonnen.<br />

Ich war selber erstaunt, was alles<br />

möglich wurde.<br />

Die gute Stimmung im OK-Team ging<br />

nahtlos auf <strong>das</strong> Fest über. Die beiden<br />

Höhepunkte, <strong>das</strong> Tanzen mit Curtis<br />

Burger und die eindrückliche Begegnung<br />

mit Frau Widmer-Schlumpf werden<br />

uns allen noch lange in Erinnerung<br />

bleiben.<br />

Aber auch die guten Gespräche während<br />

des Festes oder am Abend in der<br />

52


Diverses<br />

!.Y.~~~I<br />

FÜll. DAS HUZKRANK( KIND<br />

Hotelbar möchte ich nicht missen -<br />

wirklich ein rundum gelungenes Fest!<br />

(Und weil er ja gerne <strong>das</strong> «letzte Wort»<br />

hat, Anm. Monika)<br />

Mark:<br />

Ich widme diesen Anlass dem Slogan<br />

N-I-P-S-I-L-D Nicht in Problemen,<br />

sondern in Lösungen denken!<br />

Oder gemäss Curtis. Du kannst alles<br />

erreichen, wenn du fest daran<br />

glaubst.<br />

Unser OK hat von Anfang an daran<br />

geglaubt. Das Team hat <strong>für</strong> den An-<br />

lass gelebt und sich auf seine Aufgabe<br />

konzentriert.<br />

So konnte mit wenig Aufwand (vor<br />

allem durch so oft entstehende unnötige<br />

Diskussionen) ein toller Anlass<br />

auf die Beine gestellt werden.<br />

Die Gäste haben dies genau so gespürt<br />

wie die Mitarbeiter des Sportingpark<br />

oder von YES Music (DJ<br />

Bobo). Wir wurden unterstützt wo<br />

man nur konnte. Unglaublich als ich<br />

um Hilfe beim Tischabbauen bat. So<br />

schnell wurde diese Halle wohl noch<br />

nie ausgeräumt. DANKE!<br />

53


Familie Thomann<br />

Erlebnisbericht, Engelberg ende Juli,<br />

anfangs August 2009<br />

1998 kam unsere Tochter Jaelle auf<br />

die Welt. Nach zwei Monaten bekamen<br />

wir eine Diagnose (Pulmonalatresie)<br />

und damit auch viele Fragen<br />

und Unsicherheiten mit auf den Weg.<br />

Nicht immer waren wir überzeugt <strong>das</strong><br />

Richtige und <strong>das</strong> Weise zu tun . Dank<br />

einem kompetenten und ehrlichen<br />

<strong>Kind</strong>erarzt und der <strong>Kind</strong>erklinik Insel<br />

hatten wir bis heute keine schlimmen<br />

Situationen zu bewältigen, ausser -<br />

die Hilflosigkeit und Traurigkeit, weIche<br />

wir als Eltern, Mama und Papa<br />

der unveränderbaren Herz-Situation<br />

unseres <strong>Kind</strong>es gegenüber haben<br />

und der Wunsch es könnte alles anders,<br />

besser sein.<br />

Nun ist aber schon <strong>das</strong> Jahr 2009<br />

und <strong>das</strong> 20Jahre-Fest der EvhK findet<br />

statt. Engelberg, ein Ort in der<br />

Schweiz, welchen wir noch nicht erkundet<br />

haben, zieht uns an. Mit Freude<br />

reisen wir an, gehen rodeln, baden<br />

und spazieren - die Bergwelt tut uns<br />

gut. Jaelle kann mit ihrem Elektro­<br />

Moped überall hin und ihr kleiner Bruder<br />

profitiert ab und zu von der nicht<br />

wirklich erlaubten Mitfahrgelegenheit<br />

auf dem grossen Trittbrett.<br />

Am Freitag dann <strong>das</strong> Treffen mit so<br />

vielen Familien. Wir werden herzlich<br />

in Empfang genommen und informiert.<br />

Die Schar der vielen freiwilligen<br />

Helferinnen und Helfer sorgt <strong>für</strong><br />

alles wünschenswerte.<br />

Nach dem Essen folgt schon der erste<br />

Höhepunkt: Curtis, der Choreograph<br />

und Tänzer von DJ Bobo, bringt alle<br />

aufs Parkett. Vom Neugeborenen in<br />

den Armen der Mutter bis zum Grosi<br />

und Grossvati, alle bewegen sich<br />

- man spürt <strong>das</strong> Gemeinsamkeitsgefühl,<br />

die Verbundenheit aller Anwesenden.<br />

Zum Schluss tanzen alle die<br />

bekannten Choreographien von DJ<br />

Bobo und Curtis erntet <strong>für</strong> seine Aufbauarbeit<br />

grossen Applaus. Bereitwillig<br />

verteilt er noch Autogramme und<br />

posiert <strong>für</strong>s Fotoalbum.<br />

Nach einer Pause wird die Gesellschaft<br />

in die grosse Halle gebeten,<br />

denn Frau Bundesrätin Widmer­<br />

Schlumpf schenkt uns ihre Zeit. Sie<br />

ist hier als Mutter und Elternteil -<br />

nicht als Frau Bundesrätin. Ihren Erfahrungsbericht,<br />

welcher vor über 20<br />

Jahren mit der Geburt ihrer Tochter<br />

beginnt, verfolgen alle Anwesenden<br />

gespannt. Frau Widmer-Schlumpf<br />

spricht über die verschiedenen AIterabschnitte,<br />

die Pubertät und <strong>das</strong><br />

Erwachsenwerden . Vieles kommt<br />

uns bekannt vor, auch <strong>das</strong> der Mann<br />

anders mit der Situation umgeht als<br />

die Frau . Es tut gut zu hören, <strong>das</strong>s<br />

wir alle sehr ähnlich sind, wenn es<br />

um unsere <strong>Kind</strong>er, um die Gesundheit<br />

geht. Auch sie schreibt Autogramme<br />

und lässt sich bereitwillig<br />

fotografieren - schön <strong>das</strong> so was in<br />

der Schweiz möglich ist.<br />

Nun steigt die Spannung, denn DJ<br />

Bobo höchst persönlich hat angemeldet,<br />

<strong>das</strong>s er uns kurz besuchen<br />

werde. Mit der obligaten Verspätung<br />

eines Showstars begeistert DJ Bobo<br />

54


Diverses<br />

~,Y.~!~I<br />

fÜll. OAS HERZKRANKE KI ND<br />

dann eine ganze Tribüne voll von<br />

<strong>Kind</strong>ern (die Erwachsenen natürlich<br />

ebenso). Nach dem Gruppenfoto<br />

zieht er sich gekonnt aus der Menge<br />

zurück und lässt zwei Personen aus<br />

seinem Staft signierte Autogrammkarten<br />

an alle Anwesenden verteilen.<br />

Derweilen ist Frau Bundesrätin<br />

Widmer-Schlumpf immer noch da,<br />

schreibt Widmungen und beantwortet<br />

Fragen .<br />

Nach dem Tänzer und Choreograph<br />

Curtis, Frau Widmer-Schlumpf und<br />

DJ Bobo folgt der Ausklang und somit<br />

auch die wohlverdienten Dankesreden<br />

<strong>für</strong> die «Heinzelfrauen und -männer»<br />

welche nicht nur <strong>für</strong> <strong>das</strong> Fest<br />

Ausserordentliches geleistet haben,<br />

sondern auch während des Jahres<br />

viele Arbeitsstunden in die Vereinsarbeit<br />

investieren.<br />

Das 1. August-Openair rundete <strong>das</strong><br />

Jubiläumsfest des EvhK mit viel guter<br />

Musik, spektakulären Shows und<br />

einem imposanten Feuerwerk ab.<br />

Als Familie werden wi r diesen Sommeranlass<br />

in bester Erinnerung. be-<br />

halten : <strong>das</strong> 20Jahre-Fest, Engelberg<br />

als Ferienort, <strong>das</strong> 1. August-Openair<br />

und auch den gegenseitigen Austausch,<br />

<strong>das</strong> gemeinsame Schicksal ...<br />

vor allem aber die Lebensfreude unserer<br />

<strong>Kind</strong>er.<br />

Freundliche Grüsse und nochmals<br />

besten Dank an <strong>das</strong> OK des Festes<br />

Philipp, Sybille mit Jaelle und Andrin<br />

Thommen aus Münsingen<br />

Bundesrätin Widmer-Schlumpf<br />

55


Diverses<br />

Patrizia Ritler<br />

Jubiläumsanlass in Engelberg<br />

Wir hatten uns sehr auf den Familienausflug<br />

an den Jubiläumsanlass<br />

der EvhK in Engelberg gefreut. Doch<br />

wir hatten nicht mit den wilden Blattern<br />

im Hochsommer gerechnet ;-)<br />

Zuerst erwischte es unsere Tochter<br />

Sarah und dann hat sich unser Sohn<br />

Sasha angesteckt. Unser Herzkind<br />

war von Kopf bis Fuss von Blattern<br />

übersät, welche vier Tage und Nächte<br />

lang bissen und <strong>das</strong> noch begleitet<br />

von hohem Fieber. So konnte er<br />

wohl nicht mitkommen. Weil die ganze<br />

Familie Ferien hatte, entschieden<br />

wir kurzfristig, <strong>das</strong>s ich mit Sarah<br />

fahren solle, damit wir beide etwas<br />

Abwechslung hätten. Als wir im Sporthotel<br />

in Engelberg in den <strong>für</strong> den<br />

Jubiläumsanlass reservierten (schön<br />

dekorierten) Raum kamen und einige<br />

Bekannte begrüsst hatten, standen<br />

wir <strong>für</strong>s Mittagessen an. Mmmmh,<br />

waren die Spaghetti fein! Zusätzlich<br />

mit Salat und feinem Dessert gestärkt,<br />

erwartete uns anschliessend Curtis,<br />

der Choreograph von DJ Bobo, <strong>für</strong><br />

einen Workshop. Geduldig zeigte er<br />

zu DJ Bobo Songs Schritt <strong>für</strong> Schritt<br />

einer Choreographie und neben dem<br />

Zählen erleichterte der Spruch «zeige,<br />

zeige, wüsche, wüsche, schwinge,<br />

schwinge» als zusätzliche Hilfe<br />

den Tanzwilligen , sich den Ablauf zu<br />

merken. Es machte sehr viel Spass<br />

und es war auch schön zu sehen, wie<br />

sich <strong>Kind</strong>er und Erwachsene konzentrierten<br />

und am Ende strahlten. Curtis<br />

nahm sich auch noch Zeit, Autogramme<br />

zu verteilen und <strong>für</strong> Fotos zu<br />

posieren.<br />

Danach stand auch schon wieder<br />

ein tolles Zvieri bereit und wir warteten<br />

gespannt auf <strong>das</strong> Referat von<br />

Frau Bundesrätin Evelyne Widmer­<br />

Schlumpf. Eindrücklich schilderte sie,<br />

was ihr Mann und sie mit ihrer Tochter,<br />

auch einem Herzkind, erlebt haben<br />

resp. erleben und wie sie damit<br />

umgegangen sind. Ich habe meinen<br />

Mann und mich darin völlig wieder<br />

gefunden. Besonders spannend fand<br />

ich es auch, etwas über eine junge<br />

Erwachsene mit angeborenem Herzfehler<br />

zu hören. Auch Frau Widmer­<br />

Schlumpf nahm sich danach sehr<br />

viel Zeit, jeden Autogramm- und Fotowunsch<br />

zu erfüllen.<br />

Zum Abschluss des Anlasses erschien<br />

DJ Bobo und es entstand ein<br />

tolles Gruppenfoto mit allen anwesenden<br />

<strong>Kind</strong>ern und DJ Bobo in der<br />

Mitte. Er zeigte sich nochmals grosszügig,<br />

indem er allen, die bis am<br />

nächsten Tag blieben, ein Familienticket<br />

<strong>für</strong> <strong>das</strong> dann stattfindende Open­<br />

Air «DJ Bobo & Friends» schenkte.<br />

Es war ein toller Nachmittag, den<br />

meine Tochter und ich sehr genossen<br />

haben. Und es war auch schön, Familien,<br />

welche wir im Spital kennen<br />

gelernt haben, in «the real world»<br />

wieder zu sehen.<br />

Ein grosses Dankeschön an <strong>das</strong> Organisationsteam!<br />

Patrizia Moritz Ritter<br />

56


~.Y~!.I<br />

FÜR 0 ... 5 HERZKRANKE KIND<br />

Comedy for Chatrity<br />

'r"U\.'a:::;;'D't' FQR CHRRIT'r'<br />

Sonntag, 1. November 2009, 18.00 Uhr,lake Side Zürich<br />

~<br />

<strong>Benefizgala</strong><br />

zugunsten der EIternvereinigung<br />

<strong>für</strong> da. <strong>herzkranke</strong> <strong>Kind</strong><br />

Sonntag<br />

1. November 2009<br />

18.00 Uhr, Lake Side Zürich<br />

unterstützt von<br />

.Comedy for Charity- sammelt seit 2004 Geld <strong>für</strong> Organisationen,<br />

die sich um benachteil igte <strong>Kind</strong>er in der Schweiz kümmern; seit<br />

2005 geschieht dies mit einer grossen BenefizgaJa. Dank der<br />

Bereitschaft der Künstlerinnen und Künstler, ohne Entschädigung<br />

aufzutreten , und dank der Unterstützung durch die Event,Partner<br />

geht der Reinerlös 2009 an die Etternvereinigung <strong>für</strong> <strong>das</strong><br />

<strong>herzkranke</strong> <strong>Kind</strong>, die dieses Jahr ihr 20. Jubiläum feiert.<br />

In der Schweiz werden jedes Jahr zwischen 800 bis 850 <strong>Kind</strong>er mit<br />

einem Herzfehler geboren. Dies entspricht rund 1 % aller Neuge·<br />

borenen. Die Diagnose Herzfehler verändert nicht nur <strong>das</strong> Leben der<br />

betroffenen <strong>Kind</strong>er, soodern auch <strong>das</strong> ihrer Ettern. Deshalb gründeten<br />

betroffene Eltern 1989 die Eltemvereinigung. Seither engagiert sich<br />

die Vereinigung in den folgenden Hauptbereichen:<br />

- Hilfe zur Selbsthilfe organisiert in regionalen Kontaktgruppen<br />

- Zusammenarbeit mit Fachleuten<br />

- Öffentlichkeitsarbeit mit eigener Publikation, dem Herzblatt<br />

- Freizeitangebot <strong>für</strong> Herzklnder,lnsbesondere <strong>das</strong> Herzlager<br />

Weitere Event-Partner<br />

- Chässtube Reha lp, Zürich: Kü nstler-Essen<br />

- Franziska Gamper, Zürich: Produktionsleitung<br />

- Julia Brütsch, Zürich: Fotografin<br />

- Mycoslgn. Berg TG: Gestaltung I Grafik<br />

- Tommy Schiel niger, Zürich: Technik I Backstage<br />

- Jürgen Strubi, Wettingen: Technik<br />

- Schnelldruck Thal wll , Thalwil: Druck<br />

- Starticket, Zol likon: Tlcketing<br />

VIP-Plätze Fr. 250.- (Inkl. ~ro rlelle a017.00 Uhr)<br />

Gönner-Plätze Fr. 100.-1 <strong>Kind</strong>er (10-16 Jahre) Fr. 50.­<br />

Saalöffnung 17.45 Uhr I unnummerierte Plätze<br />

Der Reinerlös der Veranstaltung geht an die<br />

<strong>Elternvereinigung</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>herzkranke</strong> <strong>Kind</strong><br />

57


Diverses<br />

~,Y.~!~I<br />

FÜR DAS HERZKRANKE KIND<br />

<strong>Benefizgala</strong><br />

Sonntag, 1. November 2009, 18.00 Uhr<br />

Lake Side Cas ino Zürichhom<br />

Bellerives tras s e 170,8008 Zürich<br />

(keine Pause während derShow)<br />

Die gesamten Ticketeinnahmen gehen<br />

dieses Jahrzu 100%an die<br />

Eltern vereinigung<br />

<strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>herzkranke</strong> <strong>Kind</strong><br />

Ihre Mitwirkung schon zugesagt haben<br />

lngo Oeschmann<br />

Reto Zeller<br />

DivertiMento<br />

Duo Hinterletseht<br />

VIP-Tickets Fr. 250.-<br />

inkI. Apero riche ab 17.00 Uhr / reservierte Plätze <strong>für</strong> die Show<br />

Gönner-Tickets Fr. 100.- / <strong>Kind</strong>er (10-16 Jahre) Fr. 50.­<br />

unnummeriete Plätze / SaalöfTnung 17.45 Uhr<br />

58


Diverses<br />

. EVHK<br />

Neu in unserer Bibliothek<br />

Hanna Fleps, Martina Oebels, Maja<br />

Becker-Mohr (Hrsg.)<br />

Absender? Unbekannt!<br />

Ratgeber und Geschichten von <strong>Kind</strong>ern<br />

mit einem Spenderherz 2008,<br />

200 Seiten,<br />

ISBN 978-3-89967-472-9,<br />

Absender? Unbekannt! Das weiss<br />

jeder, der in diesem Buch zu Wort<br />

kommt. Denn hier geht es um herztransplantierte<br />

<strong>Kind</strong>er, Jugendliche<br />

und Erwachsene, die zum Teil schon<br />

seit vielen Jahren mit einem zweiten<br />

Herzen leben. Sie und ihre Familien<br />

haben - wie in den verschiedenen<br />

Geschichten beschrieben - gemeinsam<br />

Höhen und Tiefen durchlitten,<br />

gebangt und gehofft. Unterstützt und<br />

begleitet von Menschen, die in diesem<br />

Grenzbereich des Lebens arbeiten<br />

.<br />

Das Leben jedes dieser <strong>Kind</strong>er hing<br />

an einem seidenen Faden, bis irgendwo<br />

ein anderes <strong>Kind</strong> gestorben<br />

ist und dessen Eltern die Kraft fanden,<br />

im wohl schlimmsten Moment<br />

ihres Lebens Ja zu sagen zu einer<br />

Organspende. Diesen Spenderfamilien<br />

ist dieses Buch gewidmet, <strong>das</strong><br />

bei aller Dramatik vor allem eins<br />

zeigt: Lebensfreude pur.<br />

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Letzte Seite<br />

Die EVHK dankt ganz herzlich <strong>für</strong> die Spenden:<br />

Spendeneingänge seit 05.06.2009<br />

Spender/Adresse<br />

Spenden im Gedenken an Frau Hanni Luginbühl<br />

eh + R. Lustenberger, Reussbühl<br />

Maria Dubi, Tafers<br />

Joseph Mislin, Schinznach Bad<br />

J. + A. Wildi-Gretler, Wohlen<br />

Rotary - Stiftung Wil SG<br />

U. + H. Bolt, Hinterforst<br />

P. + A. Jaeschke, Wasterkingen<br />

Spenden im Gedenken an Frau Maria Meier, Gempen<br />

Alice Wiler, Schätz<br />

Spenden im Gedenken an Frau Elisabeth Hollenstein<br />

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