Benefizgala - Elternvereinigung für das herzkranke Kind
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Tod bei angeborenem Herzfehler<br />
~.Y.t!!~1<br />
FUR DAS HERZKRANKE KIND<br />
Absschied von einer Trauernden<br />
Den Hitzesommer 2003 hat <strong>das</strong> CUO<br />
RE MATTO-Mitglied Colette Roeschli<br />
nicht überlebt. Colette war eines der<br />
am stärksten behinderten Mitglieder.<br />
Wir behalten Colette in Erinnerung<br />
als zartes, vom treuen «Hundeli»<br />
(Sauerstoffgerät) begleitetes Bündel<br />
Lebenslust. Sie verstand es bis zuletzt,<br />
<strong>das</strong> Geniessbare zu geniessen.<br />
Ihre Mutter blieb nach Colettes Tod<br />
allein zurück, Herr Roeschli war<br />
einige Jahre früher verstorben und<br />
andere <strong>Kind</strong>er hatte sie nicht. Im<br />
April 2009 ist nun auch Annelies<br />
Roeschli gestorben und wir drucken<br />
die Predigt ab, die an ihrer Abdankung<br />
gehalten wurde.<br />
Warum? Weil diese Predigt voll ist<br />
von sehr wichtigen Aussagen über<br />
die Trauer!<br />
Colettes Abhängigkeit von Annelies,<br />
ihre Jugend (sie wurde 27 Jahre alt),<br />
die wiederholten Verluste, alle drei<br />
sind bekannte Risikofaktoren <strong>für</strong> eine<br />
erschwerte Trauer. Annelies' Trauer<br />
blieb <strong>für</strong> den Rest ihres Lebens<br />
sehr dominant, hatte deswegen aber<br />
nichts pathologisches, und <strong>das</strong> wird<br />
in der Predigt von Pfarrer Barfuss<br />
deutlich.<br />
Die Trauerforschung ist völlig abgekommen<br />
von jeder Standardisierung<br />
in Bezug auf Intensität und Dauer.<br />
Sie stellt fest, <strong>das</strong>s Trauer als biographisches<br />
Element nicht abgeschlossen<br />
wird, sondern in einer Pendelbewegung<br />
zwischen Nach-vorneschauen<br />
und Zurückschauen präsent<br />
bleibt.<br />
In der Predigt zur Abdankung von Annelies<br />
kommen «ich weiss nicht» und<br />
«vielleicht» auffallend oft vor. Dies<br />
zeugt von einem Respekt, der in erfrischendem<br />
Gegensatz steht zu allen<br />
Klischees über die Trauer, die sich zu<br />
viele Besserwisser von sich zu geben<br />
anmassen.<br />
Auch die Gegensatzpaare grosskiein,<br />
wichtig - unwichtig, unbedeutend<br />
- unaufgebbar sind in der Predigt<br />
zu finden. Das menschliche Leben<br />
hängt und pendelt ja wirklich zwischen<br />
Gegensätzen. Wenn eine dritte<br />
Dimension, <strong>das</strong> Hinaufschauen, sich<br />
zum Nach-vorne- und Zurückschauen<br />
gesellt, entsteht der Raum, in dem<br />
der Mensch sich bewegen kann.<br />
Noemi de Stoutz<br />
* * * * *<br />
Annelies Roeschli ist immer wieder<br />
nach Meiringen zurückgekehrt. Sie<br />
hat ihre Menschen gerne besucht<br />
und aufgesucht. Vielleicht kehrte sie<br />
in den letzten Jahren auch deswegen<br />
so gerne nach Meiringen zurück,<br />
weil sie dort sein durfte, wie ihr halt<br />
oft zumute war: gefangen, aber auch<br />
irgendwie gehalten in der Trauer um<br />
den Tod ihrer Tochter Colette.<br />
Annelies Roeschli war gerne mit<br />
Menschen zusammen , doch litt sie<br />
darunter, wenn sie in der Begegnung<br />
mit ihnen manchmal spüren musste,<br />
<strong>das</strong>s manche nicht verstehen<br />
wollten, <strong>das</strong>s ihre Trauer um Colette<br />
andauerte, diese Trauer, die sich<br />
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