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P.T. MAGAZIN 01/2009

Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

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5. Jahrgang Ausgabe 1 l <strong>2009</strong> ISSN 1860-5<strong>01</strong>x l 3,oo Euro www.pt-magazin.de<br />

für Wirtschaft, Politik und Kultur<br />

Offizielles Magazin des Wettbewerbs „Großer Preis des Mittelstandes“<br />

Alles schon vergessen?<br />

Wem 40 Jahre DDR nicht reichen:<br />

Verstaatlichung heißt Mangelwirtschaft!<br />

Mittelstandspreis<br />

Bundesverdienstkreuz<br />

für Initiator<br />

Internet<br />

Meinungswächter<br />

machen Ernst<br />

Autokrise<br />

Baustellen<br />

ohne Ende<br />

Liebeshormon<br />

Höhepunkt<br />

für Sexforscher


Editorial 3<br />

Entschuldigung!<br />

Jetzt könnte ihm erneut die Lust am<br />

Unternehmertum vergehen. Gazetten<br />

und Polit-Talkshows verkünden<br />

seit Wochen: (1) Die kommende Wirtschaftskrise<br />

ist unausweichlich. (2)<br />

Ihre Ursache ist die aktuelle Weltfinanzkrise,<br />

und die war unvorsehbar.<br />

(3) Schuld am Dilemma sind „gierige“<br />

Manager, „böse“ Kapitalisten, „renditehungrige“<br />

Investoren.<br />

Kennen Sie die Alpenland GmbH?<br />

Das ist ein „verrücktes“ kleines Unternehmen<br />

in der Nähe von München,<br />

das sein Geld u. a. mit Aktenvernichtung<br />

verdient. Sein Gründer Meinrad<br />

Müller wurde vor rund 15 Jahren in<br />

der Werbebranche bekannt, weil er<br />

die bis dato teuerste Anzeige aller<br />

Zeiten kaufte: Eine Umschlagseite<br />

im damals neuen Postleitzahlenbuch<br />

für eine Million D-Mark, finanziert<br />

über Kredit. Erst wurde Müller ausgelacht.<br />

Dann wurde er beneidet.<br />

Müllers Alpenland wurde schlagartig<br />

bekannt und machte gute Geschäfte.<br />

Mit Ideen, Unternehmergeist, Risiko,<br />

persönlicher Verantwortung und<br />

Haftung lässt sich immer mehr<br />

Arbeit organisieren als einer allein<br />

erledigen kann. So entstehen Arbeitsplätze.<br />

Arbeitsplätze für diejenigen,<br />

die aus familiären und individuellen<br />

Gründen nicht ins Risiko gehen wollen<br />

oder können, aber dennoch ihre<br />

Familien ernähren wollen. So entsteht<br />

sozialer Frieden. Das ist Kapitalismus.<br />

So gesehen sind Leute wie<br />

Meinrad Müller Helden.<br />

Vor einigen Jahren, bei der letzten<br />

großen Opel- und Karstadt-Krise,<br />

bot Müller in einem Leserbrief seine<br />

GmbH in vorbeugender Unterwerfung<br />

zur Verstaatlichung an. Als<br />

unkündbarer Leiter des Alpenland-<br />

Kombinats mit 42 Std.-Woche, sieben<br />

Wochen Urlaub sowie zweimal zwei<br />

Wochen Grippe versprach er, 1 000<br />

neue und staatsfinanzierte ABM-<br />

Werktätige einzustellen. Eine Antwort<br />

erhielt er bisher nicht.<br />

Michael Sommer, mächtiger Chef des<br />

Deutschen Gewerkschaftsbundes, forderte<br />

im TAGESSPIEGEL: „Ich vermisse<br />

bis heute das klare Eingeständnis,<br />

dass unverzeihliche Fehler gemacht<br />

wurden. Eine Entschuldigung haben<br />

die Menschen mindestens verdient.<br />

So viel Anstand muss sein.“ Richtig!<br />

Doch wo bleibt das Eingeständnis<br />

von Michael Sommer, versagt zu<br />

haben als Aufsichtsrat der Kreditanstalt<br />

für Wiederaufbau? Er sollte<br />

Geschäftsführung und Vermögensverwaltung<br />

der KfW überwachen! Er<br />

ist dafür bezahlt worden.<br />

Auch Michael Sommer wollte, dass<br />

die Milliarden Euro von KfW und<br />

IKB weit höhere Renditen erwirtschaften,<br />

als es beim satzungsgemäßen<br />

Geschäft der KfW möglich<br />

gewesen wäre. Investitionen im<br />

realen deutschen Mittelstand für<br />

reale Arbeitsplätze werfen eben nur<br />

reale Renditen ab. Deshalb stimmte<br />

auch Sommer den Casino-Investitionen<br />

von KfW und IKB im Ausland<br />

mithilfe von Tarngesellschaften zu.<br />

Das entzog damals dem deutschen<br />

Mittelstand das für ihn bestimmte<br />

Kapital. Und das schädigt heute<br />

den Mittelstand infolge der Kreditverweigerung<br />

der Banken. Hat sich<br />

Michael Sommer bei den Menschen<br />

entschuldigt, die ihr Geld oder ihren<br />

Arbeitsplatz verlieren? Bei den Unternehmern,<br />

die wegen der Kreditverweigerung<br />

der Banken ihre Familien<br />

ruinieren? Die pleite gehen, weil<br />

ihnen für sie bestimmtes Kapital<br />

entzogen wurde und gut bezahlte<br />

Aufsichtsräte das abnickten? So viel<br />

Anstand sollte schon sein.<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


4<br />

Inhalt<br />

Politik<br />

Wirtschaft<br />

Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

6 Alles schon vergessen?<br />

Verstaatlichung heißt<br />

Mangelwirtschaft<br />

10 Zeit zur Besinnung<br />

Kollektivismus deformiert<br />

Marktwirtschaft<br />

14 Angst vor Freiheit<br />

Meinungswächter<br />

im Internet<br />

23 Frust am Fahren<br />

Warum die Automobilkrise<br />

hausgemacht ist<br />

26 Neue Allianzen in der<br />

Logistikbranche<br />

Outsourcing und Kooperationen<br />

nehmen zu<br />

44 Ein neues Gesetz<br />

Mindestlohn und Mindestpreise<br />

46 Wenn der Chef stirbt<br />

Sollbruchstellen für Unternehmen<br />

30 Die Elite, die niemand kennt<br />

Was die besten Mittelständler<br />

leisten<br />

32 Bundesverdienstkreuz für<br />

den Mittelstand<br />

Höchste Ehrung für<br />

Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

35 Balleinladung<br />

…für die Auszeichnungsveranstaltungen<br />

der<br />

Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

(Cover-Foto: P.T.-Montage, Wikipedia/GFDL/Cezary Piwowarski)<br />

Zeit zur Besinnung<br />

Frust am Fahren<br />

Verdienstkreuz<br />

für den Mittelstand<br />

(Foto: © Gerd Altmann/stanislaw/PIXELIO)<br />

Autoland ist abgebrannt. Der<br />

Absatz ist eingebrochen, Massenentlassungen<br />

sind angekündigt. Wie<br />

das passieren konnte? Weil die Chefpiloten<br />

der deutschen Automobilindustrie<br />

so lange in selbstverliebter<br />

Augenwischerei schwelgten, bis sie<br />

ihre gesamte Branche mit Vollgas<br />

gegen die Wand gefahren hatten.<br />

Diagnose: Totalschaden. Das seit<br />

Jahren schleichende Händlersterben<br />

ist nur ein Beleg dafür, dass die Autokrise<br />

hausgemacht ist und nichts mit<br />

dem Kollaps der Finanzmärkte zu<br />

tun hat. Deshalb werden auch neue<br />

Steuer-Milliarden nicht helfen.<br />

Seiten 23-25<br />

(Foto: Archiv)<br />

Schon vor 50 Jahren warnten<br />

Wirtschaftsexperten vor Zuständen,<br />

wie sie Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

jetzt hervorgerufen haben. Z. B. Wilhelm<br />

Röpke, ein enger Weggefährte<br />

Ludwig Erhards: „Je geringer die Zahl<br />

der Selbstständigen und je typischer<br />

für unsere Zeit der Großbetrieb und<br />

die Massenorganisation wird, um so<br />

mehr büßt die Marktwirtschaft ihre<br />

Vorteile gegenüber dem Kollektivismus<br />

ein, um so bedenklicher wird in<br />

ihr das Geflecht der menschlichen<br />

Beziehungen, und zwar durch die<br />

Konzentration, die sich innerhalb der<br />

Marktwirtschaft vollzieht.“<br />

Seiten 10-12<br />

(Foto: © Jürgen Nießen/PIXELIO)<br />

Am 6. September 2008 wurde<br />

die Oskar-Patzelt-Stiftung für ihre<br />

Mittelstandsinitiative mit der Verdienstmedaille<br />

des Verdienstordens<br />

der Bundesrepublik Deutschland<br />

geehrt. Die Vorstände Dr. Helfried<br />

Schmidt und Petra Tröger entwickelten<br />

in den letzten zwölf Jahren Stiftung<br />

und Wettbewerb „Großer Preis<br />

des Mittelstandes“ gemeinsam zu<br />

einem bundesweit beachteten mittelständischen<br />

Netzwerk des Erfolgs.<br />

Das würdigte auch Sachsen-Anhalts<br />

Ministerpräsident Prof. Dr. Wolfgang<br />

Böhmer, der die Auszeichnung im<br />

Auftrag von Bundespräsident Horst<br />

Köhler vornahm.<br />

Seite 32<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


Inhalt 5<br />

Regionalia<br />

50 Regional-Special<br />

Im Blickpunkt:<br />

Die Hauptstadtregion<br />

Berlin-Brandenburg und<br />

Mitteldeutschland<br />

Kultur I Lifestyle<br />

60 Der Leuchtende…<br />

…und die Dichterin<br />

62 Die Jagd nach dem<br />

Orgasmus-Hormon<br />

Oxytocin für die Liebe<br />

(Foto: © Berlin Partner/FTB-<br />

Werbefotografie)<br />

64 Sushi<br />

Keine Angst vor rohem Fisch<br />

66 Leserbriefe / Impressum<br />

Unverkäuflich –<br />

Unbezahlbar<br />

Die Jagd nach<br />

dem…<br />

22 Jahre hat es gedauert. Während<br />

sich Stadtkämmerer landauf, landab<br />

die Köpfe über schlüssige Finanzkonzepte<br />

zerbrechen, um Gestaltungsfreiheit<br />

für ihre Kommunen zurückzugewinnen,<br />

machte sich die heute<br />

knapp 60 000 Einwohner zählende<br />

Stadt Langenfeld im Rheinland schon<br />

vor mehr als zwei Jahrzehnten auf<br />

den langen und steinigen Weg in die<br />

(Schulden-)Freiheit. Während sich<br />

hier Bürger und Politiker einvernehmlich<br />

selbst einen harten Sparzwang<br />

verordneten, verschleuderten<br />

Kommunalpolitiker bundesweit<br />

durch Cross-Border-Leasing das Tafelsilber<br />

ihrer Bürger.<br />

Seiten 38-43<br />

(Foto: Stadt Langenfeld)<br />

(Foto: © Ferdinand Lacour/PIXELIO)<br />

…Orgasmus-Hormon: Manche<br />

Männer fragen sich, warum Frauen<br />

nach dem sexuellen Höhepunkt<br />

noch eine Weile kuscheln möchten.<br />

Die Antwort kann jetzt mindestens<br />

teilweise gegeben werden: Das Oxytocin<br />

ist Schuld! Das Sexualhormon<br />

„lässt Frauen in eine eigene Welt<br />

der intensiven Gefühle eintauchen,<br />

in ein Paradies der größtmöglichen<br />

Nähe und Verbundenheit, in dem sie<br />

möglichst lange verweilen möchten”,<br />

glaubt Prof. Richard Ivell von der<br />

Universität Melbourne herausgefunden<br />

zu haben. Inzwischen wird<br />

der Einfluss des Hormons auf unser<br />

Sozialverhalten weltweit erforscht.<br />

Seiten 62-63<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


6<br />

Politik<br />

Alles schon vergessen?<br />

In allen Massenmedien wird die Finanz- und Wirtschaftskrise als Versagen des Kapitalismus dargestellt.<br />

Führende Politiker wollen Banken und Betriebe verstaatlichen – als ob es 40 Jahre realsozialistische<br />

Diktatur und Mangelwirtschaft auf deutschem Boden nie gegeben hätte.<br />

(Foto: P.T.-Montage, Wikipedia/GFDL/Cezary Piwowarski)<br />

Seit einigen Monaten verweigern<br />

sich die Banken Deutschlands<br />

gegenseitig Kredite. Denn niemand<br />

weiß, ob der andere noch Leichen<br />

der Subprime-Exzesse im Keller<br />

hat. Niemand weiß, ob der andere<br />

geliehenes Geld zurückzahlen wird.<br />

Niemand traut dem anderen. Das<br />

ist tatsächlich ein Marktversagen.<br />

Hier müssen Staat und Regierung<br />

eingreifen.<br />

Die LINKE frohlockt. „Ist der Kapitalismus<br />

gescheitert?“, fragt Anne<br />

Will. Linksaußen-Politiker von Oskar<br />

Lafontaine über Sarah Wagenknecht<br />

bis Jutta Ditfurth sind gern gesehene<br />

Talkshow-Gäste. Sie sollen<br />

erklären, warum „das System“ versagen<br />

musste. Doch die Ursachen<br />

dieses Marktversagens liegen gerade<br />

nicht im Markt. Sie haben nichts<br />

mit angeblichen Irrwegen angeblicher<br />

Neoliberaler zu tun. Ihre Ursachen<br />

sind staatliche und politische<br />

Arroganz.<br />

Staatseingriffe<br />

Es begann in Amerika. Die viel<br />

gescholtenen großen US-Investmentbanken<br />

sind keineswegs<br />

Produkte des Marktes, sondern<br />

Kinder der Politik. Sie wurden mit<br />

dem Glass-Steagall-Gesetz 1933 als<br />

Reaktion auf die große Depression<br />

„erfunden“. Banken sollten nicht<br />

mehr gleichzeitig im Wertpapierhandel<br />

und im Spar- und Kreditgeschäft<br />

tätig sein.<br />

Fanny Mae und Freddy Mac, die<br />

beiden größten US-Hypothekenbanken,<br />

waren „government sponsored<br />

enterprises“. Ein Drittel ihrer<br />

Vorstandsposten wird direkt vom<br />

US-Präsidenten berufen. Als staatliche<br />

Wettbewerbsverzerrer konnten<br />

sie weltweit Milliarden Dollar billig<br />

einsammeln. Sie setzten den Trend<br />

und finanzierten mehr als die Hälfte<br />

aller US-Immobilienkredite.<br />

Mitte der 90er Jahre drängte der<br />

US-Kongress Fanny Freddy, Hypothekenkredite<br />

mit Null statt der<br />

üblichen 20 Prozent Anzahlung<br />

auszugeben. Er drängte die beiden<br />

„Großen“ dazu, anderen Banken<br />

vermehrt notleidende Immobilienkredite<br />

von Ärmeren, einkommensschwachen<br />

Kreditnehmern<br />

abzukaufen. Bereits 1996 wurden<br />

42 Prozent solcher Kredite angekauft.<br />

Damit entstand der berüchtigte<br />

Subprime-Sektor.<br />

Clintons US-Sozialismus<br />

Mit dem Community-Reinvestment-<br />

Gesetz setzten sich sozialistische<br />

Visionen endgültig im Mutterland<br />

des Kapitalismus durch. Die US-Banken<br />

wurden gezwungen, Ärmere bei<br />

Kreditzusagen nicht zu „diskriminieren“.<br />

Die Federal Reserve, die US-Zentralbank,<br />

begleitete das durch eine<br />

beispiellose Niedrigzinspolitik bis<br />

zum Tiefstand von 1,0 Prozent Mitte<br />

2003. Die natürliche Folge dieser<br />

Staatsdoktrin war das Explodieren<br />

der Kreditvolumina. Am 17. Dezember<br />

2008 wurde der Zinssatz auf Null<br />

bis 0,25 Prozent gesenkt. Wie so oft<br />

in der Geschichte wird versucht, ein<br />

Problem mit denselben Mitteln zu<br />

bekämpfen, die es verursacht haben.<br />

George W. Bush trieb als US-Präsident<br />

die bereits entstandene Immobilien-<br />

und Kreditblase an, als er vom<br />

US-Kongress Mitte 2002 verlangte,<br />

mit einem „aggressiven Programm<br />

(© Statista.org 2008; Quelle: ARD Morgenmagazin)<br />

Wie weit soll Ihrer Meinung nach der<br />

Einfluss des Staates auf Privatbanken reichen,<br />

um künftig finanzkrisen zu verhindern?<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

8%<br />

Vollständige<br />

verstaatlichung<br />

der Banken<br />

1000 Befragte, Infratest dimap<br />

59%<br />

Teilverstaatlichung<br />

der<br />

Banken<br />

28%<br />

Keine Verstaatlichung<br />

der<br />

Banken<br />

Fänden Sie es generell gut, wenn der Staat<br />

wieder stärker in die Wirtschaft<br />

eingreifen würde?<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

59%<br />

39%<br />

2%<br />

Ja Nein Weiß nicht,<br />

keine Angabe<br />

1000 befragte Wahlberechtigte ab 18 Jahre, Infratest dimap<br />

(© Statista.org 2008; Quelle: Infratest dimap)<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


Politik 7<br />

Zur Erinnerung: So sehen sozialistische Betriebe aus.<br />

(Foto: Wikipedia/GFDL/Alex1<strong>01</strong>1)<br />

die Barrieren auf dem Weg zum<br />

Hauseigentum einzureißen“. Ganze<br />

Drückerkolonnen suchten amerikanische<br />

Siedlungen heim und verkauften<br />

millionenfach sich angeblich<br />

selbst refinanzierende Kredite. Auch<br />

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy<br />

forderte damals in seinem Wahlprogramm<br />

(„Credit hypothecaire“)<br />

Ärmeren den Zugang zu Hauskrediten<br />

zu erleichtern. Heute positioniert<br />

er sich gegenteilig. Aus dem<br />

europäischen Vorreiter einer verfehlten<br />

Kreditpolitik wurde der Vorreiter<br />

europäischer „Rettungspläne“ gegen<br />

Banken-Allmacht.<br />

Greenspans Bubble-Alchimie<br />

Der Oberguru der Finanzzunft, Alan<br />

Greenspan, der als Notenbankpräsident<br />

Sorgfalt und Bonität besonders<br />

hoch halten sollte, fand den Stein der<br />

Weisen. Nachdem „versteckter“ Reichtum<br />

in Aktien zur Aktienblase und zu<br />

deren Platzen geführt hatte, erfand er<br />

„versteckten“ Reichtum in Häusern.<br />

Im US-Kongress belehrte er Skeptiker:<br />

„Das traditionelle US-Eigenheim ist<br />

zu einem höchst komplexen und<br />

sophistizierten Instrument geworden,<br />

das es erlaubt, alle möglichen<br />

Finanzprobleme zu lösen. Dank des<br />

Anstiegs der Immobilienpreise und<br />

der zunehmenden Zahl von Eigenheimbesitzern<br />

(67 Prozent aller Amerikaner)<br />

kann der in den Häusern<br />

versteckte Reichtum auf ganz neue<br />

Arten nutzbar gemacht werden. Dies<br />

ist in einer Zeit sinkender Börsenkurse<br />

mit ihrem lähmenden Einfluss<br />

auf den Konsum besonders wichtig.“<br />

Als oberster Weltwährungshüter<br />

verantwortet Greenspan ein in der<br />

Geschichte beispielloses Finanztheater<br />

zu Lasten Dritter. Unter seiner<br />

FED-Präsidentschaft 1987-2006<br />

wurde doppelt so viel Geld gedruckt<br />

wie in 200 Jahren zuvor. Diese politisch<br />

gewollte Inflation betrügt mit<br />

jedem neu gedruckten Dollar die<br />

Gläubiger in der Welt, denn deren<br />

Forderung wird immer wertloser.<br />

Seit der Aufkündigung der Golddeckung<br />

durch Richard Nixon 1971 hat<br />

sich daher der Geldkreislauf in der<br />

Welt verfünfzigfacht, der Waren- und<br />

Dienstleistungskreislauf dagegen<br />

nur verfünffacht.<br />

CBL – Flucht in die Sachwerte<br />

Greenspan gilt bis heute als Guru.<br />

2005 erhielt er die Ehrendoktorwürde<br />

der University of New York. Sein<br />

Nachfolger Ben Bernanke ist ihm<br />

absolut ebenbürtig. Er trägt den<br />

Spitznamen Helicopter-Ben. Wollte<br />

er doch tatsächlich im Falle einer<br />

Deflation frisch gedruckte Dollars<br />

mit Hubschraubern über der Bevölkerung<br />

abwerfen lassen.<br />

Auf der Homepage der FedRes steht<br />

bis heute eine Rede, die Bernanke im<br />

Jahr 2002 vor dem National Economists<br />

Club in Washington D.C. hielt:<br />

„Die US-Regierung verfügt über eine<br />

Technologie, genannt Druckerpresse<br />

(oder heute ihr elektronisches<br />

Äquivalent), die ihr die Produktion<br />

so vieler US-Dollar erlaubt, wie sie<br />

wünscht – und das ohne Kosten.“<br />

Unglaublich. Aber wahr.<br />

Die USA haben die Welt mit wertlosem<br />

Papiergeld überschwemmt.<br />

Wer sich vor einer Währungskrise<br />

retten will, flüchtet in Sachwerte.<br />

Doch auch dort haben die USA längst<br />

die Nase vorn. Milliarden wertloses<br />

Dollar-Papiergeld wurden in den<br />

90er Jahren in Cross-Boarder-Leasing-Geschäften<br />

eingesetzt, um Europäern<br />

Sachwerte abzuschwatzen.<br />

Dutzende Kommunen machten mit.<br />

Zwar verstand niemand die mehrere<br />

hundert Seiten langen Verträge.<br />

Doch kommunale Infrastruktur<br />

wurde für einen Zeitraum von bis<br />

zu 100 Jahren verkauft, für wertlose<br />

Dollars aus US-Steuergutschriften.<br />

Und nun muss 100 Jahre lang in härterer<br />

Währung bezahlt werden.<br />

Die Indiskreten<br />

Anfang des Jahres 2003 sorgte das<br />

Bekanntwerden eines Geheimtreffens<br />

von Spitzenvertretern der<br />

Banken- und Versicherungsbranche<br />

mit Bundeskanzler Gerhard Schröder,<br />

Finanzminister Hans Eichel und<br />

Wirtschaftsminister Wolfgang Clement<br />

für helle Aufregung.<br />

Josef Ackermann, Chef der Deutschen<br />

Bank, machte dort den Vorschlag,<br />

für notleidende Kredite deutscher<br />

Institute eine Auffanggesellschaft,<br />

eine Bad Bank, zu gründen, für die<br />

der Staat – genauer gesagt der Steuerzahler<br />

– einstehen sollte. Und der<br />

damalige Chef der Kreditanstalt<br />

für Wiederaufbau, Hans W. Reich,<br />

drängte darauf, solche Kredite zu<br />

verbriefen, also eine Garantie für sie<br />

zu übernehmen und sie schnellstens<br />

wieder in Umlauf zu bringen.<br />

Auch die Gründung ausländischer<br />

Zweckgesellschaften – Conduits –<br />

wurde besprochen. Conduits dienten<br />

der Abwicklung solcher Geschäfte,<br />

die in der Bilanz der Mutterbank<br />

nicht auftauchen sollen. Das war<br />

dem Staat so wichtig, dass er diese<br />

Zweckgesellschaften von der<br />

Umsatzsteuer befreite.<br />

Die erste solche Zweckgesellschaft<br />

einer Landesbank installierte die<br />

BayernLB schon 1998 in der US-Steueroase<br />

Delaware. Einsamen Ruhm<br />

erntete vergangenes Jahr die<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


8<br />

Politik<br />

(Foto: © Peter Rigaud, www.petersloterdijk.net)<br />

Philosoph und Bestsellerautor Peter Sloterdijk: „Fast zwei Jahrzehnte nach dem Mauerfall…<br />

scheint sich die Ideologie eines nun demokratisch gewandeten Sozialismus in Deutschland<br />

neu zu etablieren.“<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

SachsenLB mit ihrem irischen Conduit<br />

Ormond Quai, deren 41 Mrd.<br />

Euro Verbindlichkeiten die Mutterbank<br />

mit gerade 1,5 Mrd. Euro Eigenkapital<br />

in den Abgrund riss.<br />

Die Ahnungslosen<br />

Wenn Peer Steinbrück, Angela<br />

Merkel und Co. behaupten, von der<br />

aktuellen Lage überrascht worden zu<br />

sein, stimmt das also nicht. Auch die<br />

in mehreren Auflagen verkauften<br />

Bücher von Eberhard Hamer, „Was<br />

passiert, wenn der Crash kommt“,<br />

von Jürgen und Markus Wipfler,<br />

„Angriff auf ihr Geld“ oder von<br />

Andreas Popp wurden mit Sicherheit<br />

von Beamten des Bundesfinanzministeriums<br />

und Beratern des Kanzleramts<br />

gelesen und ausgewertet. Sie<br />

passten nur nicht ins Bild der verordneten<br />

Propaganda.<br />

Übrigens ist auch die Bad Bank keine<br />

neue Idee. Sie funktionierte Anfang<br />

der 90er Jahre in Schweden, als die<br />

Wie viel Vertrauen haben<br />

Sie in die Fähigkeiten<br />

von Finanzminister<br />

Peer Steinbrück als<br />

Krisenmanager zur Rettung<br />

der Finanzmärkte?<br />

15%<br />

Großes<br />

Vertrauen<br />

47%<br />

Etwas<br />

Vertrauen<br />

1003 Befragte, FORSA<br />

33%<br />

Wenig<br />

Vertrauen<br />

(© Statista.org 2008; Quelle: Stern)<br />

großen Banken des Landes nach<br />

einem Einbruch des Immobilienmarktes<br />

um 50 Prozent ins Wanken<br />

gerieten. Sie funktioniert bestens im<br />

Verbund der deutschen Volks- und<br />

Raiffeisenbanken.<br />

Als Reaktion auf die kriselnde HammerBank<br />

in NRW wurde die BAG<br />

Bankaktiengesellschaft gegründet,<br />

die sich bis heute als „Ihr Partner<br />

für Problemkredite!“ anbietet. Und<br />

sie funktioniert als „Institutional<br />

Restructuring Unit“ bei der Dresdner<br />

Bank für Problemkredite von<br />

35,5 Mrd. Euro. „Entlastet“ um diese<br />

Risiken, werden belastete Banken<br />

wieder Good Banks.<br />

Scheingeschäft und Scheingewinn<br />

Erst gab es also politisch gewollte<br />

und staatlich geschürte Kreditund<br />

Verbriefungsexzesse. Dass<br />

die Banken, die Vermittler und die<br />

Rating-Agenturen dabei ihr Geschäft<br />

machen wollten, kann ihnen niemand<br />

verdenken.<br />

Sie taten das, was man von ihnen<br />

verlangte. Bis es zu kompliziert<br />

wurde. Bis der scheinbare Wert aller<br />

Finanzanlagen weltweit den Wert<br />

aller verkauften Waren und Dienstleistungen<br />

um das Dreifache überstieg<br />

und schließlich platzte. Solange<br />

diese Blase mit staatlichen Garantien<br />

am Leben erhalten wird, sucht sie<br />

sich neue Lücken. Die nächste Blase<br />

erwarten Banker auf den Rohstoffmärkten.<br />

Bis auch die knallt, werden<br />

dort dieselben Spekulationen passieren.<br />

Aber warum passiert das immer<br />

wieder? Weil Politiker gern Gutes tun<br />

wollen. „Jedem sein Eigenheim“ ist<br />

doch eine schöne Wahlwerbung. Und<br />

solange die Geschäfte laufen, kann<br />

man sie besteuern, sogar Scheingeschäfte.<br />

Und mit den Steuern kann<br />

man wieder so viel Gutes tun. Und<br />

das will jeder Politiker.<br />

Daddys Landesbank<br />

Landesbanken hatten in der Vergangenheit<br />

zwei Aufgaben. Sie waren<br />

quasi die Großhändler der regionalen<br />

Sparkassen. Und sie sollten<br />

die regionale Wirtschaft mit billigen<br />

Krediten fördern. Dafür hatten sie,<br />

wie auch die US-Investmentbanken,<br />

eine Gewährträgerhaftung des Staates.<br />

Die war ein Wettbewerbsvorteil<br />

gegenüber den Privatbanken.<br />

Mit der Haftung des Staates war<br />

das Risiko des Kreditausfalls niedriger,<br />

deshalb zahlten Landesbanken<br />

niedrigere Zinsen bei Kreditaufnahme.<br />

Jahrelang stritten die Privaten<br />

gegen diesen Wettbewerbsvorteil<br />

der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz.<br />

Am 18. Juli 2005 wurde die<br />

Gewährträgerhaftung von Brüssel<br />

gekippt.<br />

Doch bevor Schluss war mit dem<br />

billigen Geld, deckten sich alle Landesbanken<br />

reichlich ein. Der Code<br />

der Liquiditätsbevorratung hieß<br />

„Load the boat“. Jede der Landesbanken<br />

hatte Dutzende Milliarden<br />

Euro geladen. Zuviel, um es im eher<br />

kleinteiligen Mittelstandsgeschäft<br />

rasch wieder anzulegen. Zuviel, um<br />

es für die relativ niedrigen Renditen<br />

in der deutschen Realwirtschaft auszugeben.<br />

Nicht, wenn man mit Asset-Backed<br />

Securities (ABS) und all den Konstruktionen<br />

wie CLO, CSO oder SFCDO<br />

Renditen um die 20 Prozent erzielen<br />

konnte. Nicht, wenn man von den<br />

eigenen Landesfürsten für diese Renditen<br />

belohnt und belobigt werden<br />

konnte. Nicht, wenn diese Landesfürsten<br />

die zusätzlichen Einnahmen<br />

aus den Landesbanken für ihre verfassungswidrig<br />

überschuldeten Haushalte<br />

so gut gebrauchen konnten.<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


Politik 9<br />

Ist der Sozialismus im Grunde eine gute Idee,<br />

die nur schlecht ausgeführt wurde?<br />

(Foto: Wikipedia/GFDL/Florian-schäffer)<br />

1972 wurden in der DDR alle Industriebetriebe, Bauunternehmen<br />

und größere Handwerksgenossenschaften<br />

in sog. Volkseigentum umgewandelt.<br />

Befragte ab 18 Jahre,<br />

TNS Infratest<br />

Sozialforschung<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

23% 23%<br />

Stimme gar<br />

nicht zu<br />

30%<br />

Stimme<br />

eher zu<br />

Stimme<br />

voll zu<br />

(© Statista.org 2008; Quelle: GESIS)<br />

Gebeutelter Mittelstand<br />

Der einzige Politiker, der sich bisher<br />

öffentlich für sein eigenes Versagen<br />

entschuldigt hat, ist der ehemalige<br />

bayerische Finanzminister Kurt<br />

Faltlhauser, der von 1998 bis 2007<br />

ununterbrochen Vorsitzender oder<br />

stellvertretender Vorsitzender des<br />

Aufsichtsrats der BayernLB war. In<br />

allen Aufsichtsräten saßen all die<br />

Jahre Politiker.<br />

Sie ließen „ihren“ Landesbanken<br />

durchgehen, dass die mit geborgtem<br />

Geld im Ausland zockten, statt den<br />

einheimischen Mittelstand und die<br />

von ihm bereitgestellten Arbeitsplätze<br />

zu finanzieren. Sie ließen es<br />

ihnen durchgehen, weil sie selbst<br />

nicht ausreichend an den einheimischen<br />

Mittelstand glaubten. Sie ließen<br />

es ihnen nicht nur durchgehen.<br />

Sie brauchten es genau so. Nur mit<br />

dem Schluss, mit dem hat niemand<br />

gerechnet.<br />

Noch mal im Klartext: Der einheimische<br />

Mittelstand, zehntausende<br />

Unternehmen, die Arbeitsplätze<br />

schaffen, wurden mit kleinen Alibi-<br />

Förderbudgets abgespeist, während<br />

das Hundertfache des dafür vorgesehenen<br />

Geldes im Ausland Renditen<br />

über zehn Prozent erwirtschaften<br />

sollte.<br />

Kompliziertes Strafrecht<br />

Den letzten großen deutschen Bankenskandal<br />

legte 20<strong>01</strong> die Bankgesellschaft<br />

Berlin hin. Nur mit einer<br />

Bürgschaft des ohnehin überschuldeten<br />

Landes Berlin in Höhe von weit<br />

über 20 Mrd. Euro konnte die Pleite<br />

abgewendet werden. Jetzt geht es<br />

sogar um Hunderte Milliarden Euro,<br />

um Haftungen in Billionenhöhe.<br />

Die Kanzlerin bereitet ihr Volk auf<br />

die Notlandung vor: „<strong>2009</strong> wird das<br />

schwerste Jahr…“ Was ist mit den<br />

Verantwortlichen der Zockerei? Werden<br />

Sie zur Verantwortung gezogen?<br />

Wird die Justiz sie rechtssicher ausfindig<br />

machen und revisionssicher<br />

aburteilen können? Wohl kaum.<br />

Auch in Deutschland stößt die Justiz<br />

an ihre Grenzen, wenn sie bei der<br />

Politik anklopft.<br />

Auch medial ist das komplizierte<br />

Vermögensstrafrecht kaum vermittelbar.<br />

Dafür eignen sich Boulevardfälle.<br />

Wenn etwa in Hamburg<br />

der selbstständige Friseurmeister<br />

Abdi Feridooni einen bewaffneten<br />

Einbrecher auf frischer Tat ertappt,<br />

fasst und der Polizei ausliefert und<br />

anschließend selbst einen Strafbefehl<br />

über 1.000 Euro Geldstrafe<br />

wegen Körperverletzung erhält.<br />

Oder wenn in München das Oberlandesgericht<br />

die Kündigung einer Mietwohnung<br />

für unwirksam erklärt,<br />

weil der Vermieter den Anbau von<br />

„bis zu zwei Hanfpflanzen auf dem<br />

Balkon zum eigenen Verzehr“ dulden<br />

muss, obwohl der Anbau von Hanf in<br />

Deutschland unter Strafe steht.<br />

Vorwärts zum Sozialismus<br />

Peter Sloterdijk, der Denker, Philosoph<br />

und Bestsellerautor, fragte im<br />

Frühjahr 2008: „Fast zwei Jahrzehnte<br />

nach dem Mauerfall, der großen<br />

Wende, nach dem Abfall der Sowjetunion<br />

und ihrer Vasallenstaaten<br />

vom kommunistischen Glauben,<br />

scheint sich die Ideologie eines nun<br />

demokratisch gewandeten Sozialismus<br />

in Deutschland neu zu etablieren.<br />

Erweist sich das damals vom<br />

Publizisten Joachim Fest konstatierte<br />

Ende aller Utopien als Fehlschluss?“<br />

Verfolgt man die Diskussionen in<br />

den Medien, so liegt dieser Schluss<br />

nahe. Erst im Jahr 2007 nahm die<br />

SPD den Begriff „demokratischer<br />

Sozialismus“ wieder in ihr Grundsatzprogramm<br />

auf, um der inhaltlichen<br />

Bedrohung durch die LINKE zu<br />

widerstehen:<br />

„Das Ende des Staatssozialismus<br />

sowjetischer Prägung hat die Idee<br />

des demokratischen Sozialismus<br />

nicht widerlegt, sondern die Orien tierung<br />

der Sozialdemokratie an Grundwerten<br />

eindrucksvoll bestätigt. Der<br />

demokratische Sozialismus bleibt für<br />

uns die Vision einer freien, gerechten<br />

und solidarischen Gesellschaft, deren<br />

Verwirklichung für uns eine dauernde<br />

Aufgabe ist.“<br />

Geld statt Arbeit?<br />

Bereits die Hälfte der Bundesbürger<br />

im Westen ist heute davon überzeugt,<br />

dass die soziale Marktwirtschaft<br />

kein dauerhaftes System sein<br />

kann. Sogar in der CDU stellt Thüringens<br />

Ministerpräsident Dieter<br />

Althaus auf seiner offiziellen Homepage<br />

eine altkommunistische Forderung<br />

auf: den Anspruch auf ein<br />

garantiertes, bedingungsloses Grundeinkommen,<br />

auch ohne Arbeits leistung.<br />

Althaus wird dabei von „linken<br />

Kapitalisten“ wie Dieter Dehm oder<br />

Götz Werner medial unterstützt.<br />

Auch wenn sich diese Ideen durchsetzen<br />

sollten, wird irgendeiner<br />

dieses Geld erwirtschaften müssen.<br />

Das wird weiterhin vor allem der<br />

Mittelstand sein, der schon seit Jahren<br />

unter einer extremen Überregulation<br />

(statt deregulierter „wilder“<br />

Märkte) und unter einer Staatsquote<br />

um die 50 Prozent leidet.<br />

Die Situation ähnelt der DDR<br />

Anfang der 70er Jahre. Damals<br />

war die Staatsquote nur unwesentlich<br />

höher. Der Staatsführung war<br />

das zu wenig. Am 9. Februar 1972<br />

beschloss der DDR-Ministerrat<br />

schließlich die Umwandlung aller<br />

Industriebetriebe, Bauunternehmen<br />

und größeren Handwerksgenossenschaften<br />

in „Volkseigentum“.<br />

Steht uns demnächst wieder ein<br />

„historischer“ 40. Jahrestag ins<br />

Haus? <br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


10<br />

Politik<br />

Zeit zur Besinnung<br />

Schon vor 50 Jahren warnten Wirtschaftsexperten vor Zuständen,<br />

wie sie die Finanzkrise jetzt hervorgerufen hat<br />

(Foto © Gerd Altmann/stanislaw/PIXELIO)<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

(www.ne-na.de) - „Die Wirtschaft<br />

muss den Deal-Makern und Spekulanten<br />

entzogen werden, denn<br />

sonst kollabiert das gesamte System<br />

in einem Sumpf aus Fälschungen,<br />

Korruption und Wirtschaftskriminalität“,<br />

poltert der österreichische<br />

Wirtschaftsexperte Fredmund Malik.<br />

Unternehmensführung dürfe nicht<br />

zu rein finanzwirtschaftlicher Führung<br />

degenerieren. Erfahrung und<br />

Urteilskraft könne man nicht durch<br />

finanztechnische Kennziffern ersetzen.<br />

Gewinn könne man nicht mit<br />

wirtschaftlich-unternehmerischer<br />

Leistung verwechseln. Kein echter<br />

Liberaler habe jemals Individualismus<br />

und Egoismus verwechselt. Der<br />

„Verhaltenskrüppel der Wirtschaftswissenschaften“,<br />

der Homo oeconomicus,<br />

sei erst lange nach Adam<br />

Smith geboren worden.<br />

Wie Lemminge<br />

Welche Einstellung haben Sie zu<br />

dem von der Bundesregierung<br />

beschlossenen Rettungspaket für das<br />

Bankensystem?<br />

61%<br />

Halte ich<br />

für richtig<br />

29%<br />

Halte ich<br />

für falsch<br />

10%<br />

Weiß nicht<br />

1327 befragte Wahlberechtigte<br />

© Statista.org 2008<br />

ab 18 Jahre<br />

Quelle: ZDF, Forschungsgruppe Wahlen<br />

Ähnlich sieht es der IBM-Chef techno<br />

loge Gunter Dueck: „Wir sind kein<br />

Homo oeconomicus. Wir sind eher<br />

eine große Masse von leicht erregbaren<br />

Individuen, die wie Lemminge<br />

hin und her rasen, je nachdem,<br />

wohin der Trend zeigt. Wir finden<br />

vor allem das rational, was die anderen<br />

tun“, schreibt Dueck in seinem<br />

Buch „Abschied vom Homo oeconomicus<br />

– Warum wir eine neue ökonomische<br />

Vernunft brauchen“.<br />

Die Führungskräfte von morgen<br />

müssten anders agieren. Man brauche<br />

Manager, die emotional intelligent<br />

sind und Teams begeistern<br />

können, anstatt sie auszupeitschen.<br />

Produktion nur auf Effizienz zu trimmen,<br />

reiche nicht aus. Die Welt der<br />

Fließbänder verschwinde mit den<br />

Fließbändern zusammen.<br />

„Die wirtschaftlich führenden<br />

Länder werden Dienstleistungen<br />

erbringen, die mehr auf Design,<br />

komplexe Lösungen, Schlüsselfertigkeit,<br />

Kunstform, Produktästhetik,<br />

Kundenservice gerichtet sind. Das<br />

Geld wird mit anderen Denkweisen,<br />

anderen Methoden und Sichtweisen<br />

oder Wahrheiten verdient werden“,<br />

prognostiziert Dueck.<br />

Erbsenzähler und Ausbeuter<br />

Die Veränderungen seien so gravierend,<br />

dass für die Manager der alten<br />

Welt kein Platz mehr sei. „Die heutigen<br />

Manager haben die Ökonomie<br />

in eine entsetzliche Übertreibung<br />

des kurzfristigen Profits hineingetrieben.“<br />

Diese Blase platze jetzt:<br />

„Wir sehen, dass alle Finanztricks<br />

ausgenutzt wurden, aber das Langfristige<br />

blieb liegen. Es fehlen heute<br />

Schiffe, Ölexplorationen, Raffinerien<br />

– die Infrastruktur ist alt, die<br />

Autobahnbrücken brechen bald. Die<br />

Manager werden nun in der Umkehr<br />

ganz anders beschimpft, eben als<br />

Erbsenzähler, Karrierist, Heuschrecke<br />

und wieder als Ausbeuter wie einst“,<br />

stellt der IBM-Querdenker fest.<br />

Kollektivismus in der Wirtschaft<br />

Die herrschende liberale Lehrmeinung<br />

richtet ihre Giftpfeile stets<br />

gegen den Staat und warnt zurecht<br />

vor den Gefahren des Kollektivismus.<br />

Kollektivistische Tendenzen gibt es<br />

aber auch in der Wirtschaft. Freiheit<br />

entsteht nicht allein durch Privatisierung<br />

in einem machtfreien Raum,<br />

sondern nur dort, wo sich Macht<br />

und Gegenmacht die Waage halten.<br />

Staatliche und private Großorganisationen<br />

befördern gleichermaßen die<br />

Aushebelung persönlicher Freiheitsrechte.<br />

Wilhelm Röpke, ein enger Weggefährte<br />

des früheren Wirtschaftsministers<br />

Ludwig Erhard, zählt zu den<br />

wenigen ordoliberalen Denkern, die<br />

vor den Gefahren der Machtkonzentration<br />

in Staat und Wirtschaft<br />

gewarnt haben:<br />

„Intrigen, Strebertum, Angeberei,<br />

Missgunst, Schweifwedeln, Neid,<br />

Eifersucht und alle anderen Kontaktgifte<br />

werden, wie tausendfache<br />

Erfahrung beweist, zu Plagen, die<br />

sich in allen Organisationen und<br />

Großbetrieben ansiedeln. Neurotiker<br />

können jetzt das Leben von Hunderten,<br />

ja von Tausenden zur Hölle<br />

machen, und zu allem Unglück ist<br />

die Chance, dass just Neurotiker<br />

mit ihrem Geltungsdrang und ihrer<br />

Geschäftigkeit nach oben gelangen<br />

und Herrschaftsstellungen erlangen,<br />

überdurchschnittlich groß.“<br />

Jenseits von Angebot und Nachfrage<br />

Der übelgelaunte Finanzbeamte<br />

könne sich gehenlassen, seinen<br />

Unter gebenen wie den ihm aus-<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


Politik 11<br />

gelieferten Steuerzahlern gegenüber;<br />

der seelisch unausgeglichene<br />

Abteilungschef könne zum scheu<br />

umschlichenen Betriebstyrannen<br />

werden, aber der überreizte, von Sorgen<br />

geplagte Gemüsehändler müsse<br />

sich zusammennehmen, ohne dass er<br />

sich deswegen als Sklave seiner Kunden<br />

zu fühlen Veranlassung fände.<br />

Röpke klingt sehr modern. Seine<br />

Warnungen vor einer Deformation<br />

der Marktwirtschaft schrieb er allerdings<br />

schon vor fünf Jahrzehnten in<br />

seinem Werk „Jenseits von Angebot<br />

und Nachfrage“. Linke wie rechte<br />

Politiker sollten mehr Röpke lesen<br />

und seinen Empfehlungen folgen:<br />

„Je geringer die Zahl der Selbstständigen<br />

und je typischer für unsere<br />

Zeit der Großbetrieb und die Massenorganisation<br />

wird, um so mehr<br />

büßt die Marktwirtschaft ihre Vorteile<br />

gegenüber dem Kollektivismus<br />

ein, um so bedenklicher wird in<br />

ihr das Geflecht der menschlichen<br />

Beziehungen, und zwar durch die<br />

Konzentration, die sich innerhalb der<br />

Marktwirtschaft vollzieht“, so Röpke.<br />

Freiheit und Menschenwürde<br />

unterminiert<br />

Echte Demokratie und Marktwirtschaft<br />

sind nur schwer zu realisieren,<br />

wenn der Prozess der Verringerung<br />

der Selbstständigen nicht mit allen<br />

Kräften gebremst und sogar rückgängig<br />

gemacht werden kann.<br />

„In geduldiger Kleinarbeit wäre zu<br />

prüfen, wie nicht zuletzt durch den<br />

Staat selber, durch sein Recht, durch<br />

sein Steuersystem und durch seine<br />

Wirtschafts- und Sozialpolitik, die<br />

Gewichte fortgesetzt und unbedacht<br />

zugunsten der Konzentration verschoben<br />

werden und dem Kleinund<br />

Mittelbetrieb und allen anderen,<br />

die auf eigenen Füßen stehen wollen,<br />

das Leben in einer Weise sauer<br />

gemacht wird, die nichts mit den so<br />

oft überschätzten technischen und<br />

organisatorischen Vorteilen des<br />

Großbetriebs zu tun hat“, führt<br />

Röpke aus.<br />

Konzentration und Kollektivismus<br />

gehören aufs innigste zusammen.<br />

Sie unterminieren die Ideale der<br />

Freiheit und der Menschenwürde,<br />

sie führen zur Dehumanisierung, zur<br />

Vermassung und Entpersönlichung.<br />

In der Kapitalismus-Diskussion sollten<br />

Sozialdemokraten ihre Kritik präzisieren<br />

und das liberal-konservative<br />

Lager ihre Klientelpolitik aufgeben.<br />

4,29 Euro Unternehmerlohn<br />

In beiden Lagern ist der Mittelbau<br />

unserer Gesellschaft schlecht aufgehoben.<br />

Wer als Existenzgründer mit<br />

(Foto: Campus Verlag)<br />

Der österreichische Wirtschaftsexperte<br />

Fredmund Malik ist Gründer<br />

eines Management-Beratungsunternehmens<br />

in St. Gallen (Schweiz)<br />

10.000 Euro von Oma, Tante oder<br />

Sparkasse einen Laden oder ein Büro<br />

aufmacht, wird selten froh. Bereits ab<br />

17.500 Euro Umsatz fällt zwangsweise<br />

Umsatzsteuer mit umfangreichen<br />

Berichts- und Voranmeldepflichten an.<br />

Bei monatlich je 300 Euro Kosten und<br />

Pflichtversicherungen bleibt dem<br />

Gründer bei 50 Wochenarbeitsstunden<br />

gerade noch ein Stundenlohn<br />

von 4,29 Euro. Ohne Urlaub. Davon<br />

kann er weder leben noch etwas<br />

investieren. Dennoch sind schon über<br />

den Grundfreibetrag von 7.664 Euro<br />

Gewinn Einkommenssteuern fällig.<br />

Stellt er eine erste Pauschalkraft<br />

ein, dann erheben neben Kammern<br />

und Sozialversicherungen auch<br />

die Berufsgenossenschaften ihre<br />

Zwangsbeiträge, und die Kreditgeber<br />

verlangen Sondertilgungen.


12<br />

Politik<br />

(Foto: www.omnisophie.com)<br />

Gunter Dueck<br />

Abschied vom<br />

Homo Oeconomicus<br />

Warum wir eine neue<br />

ökonomi sche Vernunft<br />

brauchen<br />

Eichborn Verlag, 2008<br />

256 Seiten, 22,95 Euro<br />

ISBN: 9783821856780<br />

Das Heuschrecken-Prinzip<br />

Finanzexperten in Deutschland kritisier<br />

ten frühzeitig das undurchsichtige<br />

Geschäftsgebaren der zumeist<br />

angelsächsischen Finanzinvestoren.<br />

Nach Ansicht des Ex-Deutsche-Börse-<br />

Chefs Werner Seifert sollte der Staat<br />

gesetzliche Maßnahmen ergreifen.<br />

Der Markt nähre schwarze Schafe,<br />

die gerne von Steuerparadiesen in<br />

der Karibik aus operieren.<br />

Finanzinvestoren müssten beispielsweise<br />

auf den Cayman Islands für<br />

eine Registrierung weniger Formulare<br />

ausfüllen als bei der Führerscheinprüfung<br />

in Deutschland. Investoren wie<br />

Carl Icahn oder Private-Equity-Spezialisten<br />

wie Kohlberg Kravis Roberts<br />

würden sich auf Übernahmekandidaten<br />

mit gesundem Cash Flow konzentrieren.<br />

Den Kauf selbst finanzierten<br />

sie durch Kredite.<br />

Franz Kromka<br />

Markt und Moral<br />

Neuentdeckung der<br />

Gründerväter<br />

Lichtschlag Buchverlag, 2008<br />

240 Seiten, Leinen<br />

Franz Kromka, Soziologie-<br />

Professor an der Universität<br />

Hohenheim, erklärt,<br />

warum wir uns jetzt auf<br />

die Konzepte unserer marktwirtschaftlichen<br />

Gründungsväter um Ludwig<br />

Erhard rückbesinnen sollten.<br />

Mit den Mitteln aus dem Cash Flow<br />

tilgten die Raider ihre Schulden. Institutionelle<br />

Investoren und Hedge<br />

Fonds schlüpften in Deutschland in<br />

die Rolle, die ehedem den Großaktionären<br />

vorbehalten war. „Sie tun so,<br />

als wären sie langfristig denkende<br />

Mehrheitseigentümer, aber in den<br />

meisten Fällen verschwinden sie<br />

genauso schnell wie der, wie sie<br />

gekom men sind – allerdings erst,<br />

nach dem sie das Management ausge<br />

tauscht und umfangreiche Ausschüt<br />

tungen an die Aktionäre, also<br />

sich selbst, durch gesetzt haben“, so<br />

Seifert.<br />

„Schnelle Perfomance zählt“<br />

Für alle Akteure auf den Kapitalmärkten<br />

der OECD sollten Offenlegungspflichten<br />

gelten. „Es darf<br />

nicht sein, dass Fonds, die auf den<br />

Cayman-Inseln registriert sind und<br />

so gut wie keine Informationen über<br />

ihre Eigentümer oder ihre Geschäftspraktiken<br />

herausrücken, zentralen<br />

Einfluss darauf nehmen können, wie<br />

große und größte Unternehmungen<br />

in Deutschland und in anderen<br />

Industriestaaten geführt werden“,<br />

kritisiert Seifert. Das Mindeste, was<br />

man von diesen Anteilseignern verlangen<br />

müsse, sei die Offenlegung<br />

ihrer Beteiligungen.<br />

Heutzutage seien Shareholder keine<br />

Aktionäre mehr im Sinne des<br />

unternehmerischen Eigentümers.<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

37%<br />

56%<br />

„Sie kaufen Aktien nicht als Anleger,<br />

um sie wegen des Unternehmens<br />

und seiner Leistungsfähigkeit zu<br />

halten. An den Unternehmen selbst<br />

ist diese Art von Aktionär im Grunde<br />

nicht interessiert, sondern an der<br />

schnellen Perfomance für die Funds-<br />

Manager und die Zertifikat-Besitzer“,<br />

bemängelt Malik.<br />

Gefährliche Machtverschiebung<br />

Die 100 größten Money Manager<br />

Amerikas verwalten fast 60 Prozent<br />

der US-Aktien, und da gehe es in<br />

erster Linie um die Turnover-Rate,<br />

also um Aktienumschichtungen<br />

und weniger um unternehmerische<br />

Belange, sonst würden diese Manager<br />

die Papiere länger halten. Malik<br />

plädiert daher für eine Neuregelung<br />

des Aktienrechtes:<br />

„Wer an der Bestellung des Aufsichtsrates<br />

und über diesen Weg an der<br />

Corporate Governance mitwirkt, soll<br />

eine Haltefrist beachten müssen. Wer<br />

das nicht tut, darf in der Hauptversammlung<br />

kein Stimmrecht haben.“<br />

Noch 1950 waren nach seinen<br />

Erkenntnissen rund 90 Prozent aller<br />

amerikanischen Aktien in den Händen<br />

der privaten Haushalte. Heute<br />

seien es noch knapp über 30 Prozent.<br />

„Hingegen halten die institutionellen<br />

Investoren heute fast 70 Prozent der<br />

Aktien, während sie 1950 lediglich<br />

neun Prozent besaßen“, so Malik. <br />

Glauben Sie, dass das Konjunkturprogramm der<br />

Bundesregierung eine Rezession verhindern kann?<br />

7%<br />

Ja Nein Weiß nicht<br />

1171 befragte Wahlberechtigte ab 18 Jahre<br />

© Statista.org 2008<br />

Quelle: ZDF, Forschungsgruppe Wahlen<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


20 14<br />

September I Oktober<br />

Politik Regional<br />

Angst vor Freiheit<br />

(Foto: © Dirk Schelpe/PIXELIO)<br />

„Hetze im Netz“: Der Selbstmord einer südkoreanischen<br />

Schauspielerin ruft nicht nur dort die Meinungswächter<br />

auf den Plan<br />

"Ich befürchte, dass persönliche<br />

Daten im Netz<br />

nicht geschützt sind"<br />

38<br />

17<br />

(www.ne-na.de/eigBer.) - Eine Selbstmordserie<br />

erschütterte das Hightech-Land<br />

Südkorea. Hetze im Netz<br />

habe die Opfer in den Tod getrieben,<br />

berichtete der SPIEGEL. Eine Online-<br />

Polizei soll für mehr Anstand sorgen.<br />

Aufgerüttelt wurde die Öffentlichkeit<br />

durch den Tod der Schauspielerin<br />

Choi Jin Sil.<br />

„Die Julia Roberts Südkoreas, zweifache<br />

Mutter, der zauberhafte TV-<br />

Liebling der vergangenen 20 Jahre<br />

– in den Selbstmord getrieben von<br />

einem irrlichternden Online-Lynchmob“,<br />

schreibt das Wochenmagazin.<br />

Kaum einer würde daran zweifeln,<br />

dass die „Internet-Hooligans“ sie auf<br />

dem Gewissen haben. Die konservative<br />

Regierung wolle nun ein Gesetz<br />

verabschieden, um ähnlichen Cyber-<br />

Attacken fortan Einhalt zu gebieten.<br />

Demokratisches Folterinstrument<br />

Immerhin räumt Autor Marco Evers<br />

ein: „Doch der Preis ist hoch: Die<br />

Meinungsfreiheit im Internet steht<br />

auf dem Spiel. Anonymität soll es<br />

nicht mehr geben, es wird Anstand<br />

verordnet. Eine Online-Polizei soll<br />

Sicherheit im Internet<br />

Deutsche Bevölkerung, 14-64 Jahre<br />

59<br />

64<br />

67<br />

54<br />

51 50 51<br />

48<br />

44<br />

41<br />

"Ich befürchte, dass der Staat<br />

die Bürger im Bereich Computer<br />

und Telekommunikation immer<br />

stärker überwachen wird"<br />

Online-Nutzer<br />

1999 2004 2005 2006 2007<br />

QUELLE: Allensbacher Archiv, Allensbacher Computer- und Technik-Analysen (ACTA)<br />

72<br />

patrouillieren, Zensur wird herrschen<br />

– manch einer fühlt sich an China<br />

erinnert.“ Ganz genau, nur scheint<br />

das den Verfasser nicht sonderlich zu<br />

stören. Sonst würde er nach dem vorsichtigen<br />

Einwand nicht kräftig nachlegen:<br />

„Edle Netzbürger…sollten diese<br />

Cyber-Gesellschaft beseelen…, doch<br />

stattdessen quillt die Digitalwelt nun<br />

über vom Dreck der Gosse…Im Schutz<br />

vermeintlicher Anonymität verwandeln<br />

sich Kinder, Hausfrauen und<br />

Büromenschen in Stalker, Gerüchteerfinder<br />

und Rufmörder. Aus Neid,<br />

Frust und Langeweile wird Cyber-Terror.<br />

Aus dem demokratischsten aller<br />

Medien wird ein Folterinstrument.“<br />

Und weil das vom führenden deutschen<br />

Nachrichtenmagazin selbstverständlich<br />

auch kein klitzekleines<br />

bisschen übertrieben ist, muss der<br />

Staat natürlich mit erbarmungsloser<br />

Härte gegen die bösen demokratischen<br />

Folterer vorgehen: „Mehr als<br />

900 ‚Cyber-Polizisten’…sollen im Netz<br />

Wache schieben. Wenn sie Verstöße<br />

gegen den Anstand feststellen, sollen<br />

sie sogar dann gegen einen Täter<br />

ermitteln dürfen, wenn das Opfer<br />

selbst gar keine Anzeige stellt. Was<br />

verletzend ist, das entscheidet künftig<br />

die Staatsgewalt.“<br />

Der erste Schritt<br />

Wohin staatliche Online-Schnüffeleien<br />

und Zensurregeln führen,<br />

dürfte klar sein: „Das wäre der erste<br />

Schritt in die Unfreiheit. Da das<br />

Internet ein öffentliches Medium<br />

ist, sollten aber die gleichen Regeln<br />

gelten wie bei den traditionellen Medien.<br />

Die Verlage sind juristisch verantwortlich<br />

für die Verlautbarungen<br />

ihrer Redakteure. Gleiches muss<br />

auch für die Portalbetreiber gelten“,<br />

fordert Udo Nadolski, Chef des Düsseldorfer<br />

Beratungshauses Harvey<br />

Nash. Der Silicon Valley-Unternehmer<br />

Andrew Keen sieht das genauso.<br />

„Solange die Betreiber von Websites<br />

und Blogs nicht für deren Inhalte zur<br />

Rechenschaft gezogen werden können,<br />

haben sie kaum einen Anreiz,<br />

die Informationen, die bei ihnen ins<br />

Netz gestellt werden, zu hinterfragen<br />

oder zu bewerten“, sagt Keen, Autor<br />

des Buches „Die Stunde der Stümper<br />

– Wie wir im Internet unsere Kultur<br />

zerstören“.<br />

Furchterregend<br />

Allerdings ist seine Argumentation<br />

wenig überzeugend: Im Web<br />

könnten sich Falschinformationen,<br />

selbst wenn sie nur aus einer einzigen<br />

Quelle stammen, mit furchterregender<br />

Geschwindigkeit verbreiten.<br />

Doch dazu braucht es nicht<br />

„das Web“. Falschinformationen, und<br />

zwar ebenfalls aus einer einzigen<br />

Quelle, verbreiten sich nämlich auch<br />

über Zeitungen, Fernseh- und Hörfunksender<br />

„mit furchterregender<br />

Geschwindigkeit“.<br />

Eva Herman könnte ein Lied davon<br />

singen. Allerdings würde es niemand<br />

mehr hören, nachdem die Nachrichtenagentur<br />

dpa mit einer Falschmeldung,<br />

die von allen Meinungsführern<br />

ungeprüft weiterverbreitet wurde,<br />

die Voraussetzung dafür schuf, dass<br />

die ehemalige Tagesschau-Sprecherin<br />

massenmedial exkommuniziert<br />

wurde. Vorsichtig ausgedrückt. Andere<br />

nannten es „Hinrichtung“.<br />

Die Vorhut der Tyrannen<br />

Somit kann auch die Anonymität<br />

des Internets nicht den „Humus für<br />

Meinungswillkür“ liefern, wie „brand<br />

eins“-Redakteur Wolf Lotter im Nach-<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


Politik 15<br />

Mit fingierten Fahndungs plakaten<br />

wie diesem von 2004 kämpft der<br />

Chaos Computer Club für informationelle<br />

Selbstbestimmung<br />

und Schutz der Privatsphäre<br />

(Quelle: CCC)<br />

richtenmagazin NeueNachricht zitiert<br />

wird: „Derlei ist nicht schützenswert,<br />

sondern gefährlich. Anonymität<br />

fördert die Feigheit und stützt alle<br />

jene, die gegen eine offene Gesellschaft<br />

sind. Eine offene Gesellschaft<br />

erträgt unterschiedliche Meinungen<br />

und Positionen. Feigheit aber ist<br />

die Vorhut der Tyrannen, sie ist ihre<br />

stärkste Legion“, sagt Lotter.<br />

Nun, der Fall Eva Herman hat wohl<br />

zumindest gezeigt, dass Feigheit<br />

nicht Anonymität bedingt und die<br />

deutschen Massenmedien bestimmte<br />

„unterschiedliche Meinungen und<br />

Positionen“ eben nicht ertragen können.<br />

Wie „offen“ unsere Gesellschaft<br />

also ist, darüber lässt sich trefflich<br />

streiten. Der Chaos Computer Club,<br />

der sich grenzüberschreitend für<br />

Informations- und Kommunikationsfreiheit<br />

einsetzt, fährt jedenfalls eine<br />

ganze Armada schwerer Geschütze<br />

auf, um ernsthaft daran zu zweifeln:<br />

Übrigens: Der Philosophiedozent<br />

und Blogger Chin Jung Kwon findet<br />

die Überwachungspläne seiner<br />

Regierung abenteuerlich, schreibt<br />

SPIEGEL-Autor Evers: „Rund 2 000<br />

meist böse Kommentare bekam er<br />

neulich innerhalb von 24 Stunden<br />

für den Verriss eines Buchs auf seiner<br />

Seite. ‚Die habe ich in 0,1 Sekunden<br />

gelöscht’, meint er.“<br />

Das hätte die beliebte Schauspielerin<br />

auch tun können. Hat sie aber nicht.<br />

Choi Jin Sil hat eine andere Entscheidung<br />

getroffen – sie ganz allein, und<br />

nicht die „Hetzer aus dem Netz“. <br />

„…biometrische Vollerfassung, Vorratsdatenspeicherung,<br />

automatische<br />

Kennzeichenerfassung, das absehbare<br />

elektronische Gesundheitskartendesaster,<br />

BKA-Gesetz-Allmachtsträume,<br />

Fluggastdatenspeicherung,<br />

lebenslange Steueridentifikationsnummer,<br />

Kontenevidenzzentrale,<br />

Videoüberwachung, Meldedatenverkauf,<br />

GPS-Wanzen, Bundes- und<br />

Bayerntrojaner, Bundeswehrspähpanzer-<br />

und Tornadoeinsatz im<br />

Innern, Telefon- und Internetüberwachung,<br />

‚Quellen-TKÜ‘, Großer<br />

Lauschangriff, Jobcard, §129a-<br />

Miss brauch und Schäubles neues<br />

Bundesüberwachungshauptamt.“<br />

Chin und Choi<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


16<br />

Wirtschaft<br />

Risikomanagement<br />

Was Mittelständler nicht nur in Zeiten der Finanzmarktkrise wissen müssen<br />

Die Finanzmarktkrise ist derzeit<br />

in der Wirtschaft, bei den Privatpersonen<br />

sowie den öffentlichen<br />

Haushalten das Thema schlechthin.<br />

In allen Ebenen wird diskutiert<br />

über die Auswirkungen der Krise<br />

und über die verschiedenen Maßnahmen.<br />

Es besteht allgemein eine<br />

große Unsicherheit, und die meisten<br />

zeigen sich überrascht, dass die<br />

Krise uns in diesem Ausmaß erfasst<br />

hat.<br />

Die Rezession hat uns jetzt erreicht,<br />

sie ist längst keine drohende Gefahr<br />

mehr, sondern bereits Realität. Aber<br />

war dies wirklich nicht absehbar?<br />

Musste uns die Krise so unvorbereitet<br />

treffen, so dass wir nur noch<br />

einen begrenzten Handlungsspielraum<br />

besitzen und fast ohnmächtig<br />

zusehen müssen?<br />

Nicht nur in der Finanzkrise, sondern<br />

insbesondere auch bei der Konjunktur<br />

gab es Vorboten, um mit der<br />

gebührenden Sensibilität diese Themen<br />

aktiv aufzugreifen, d. h. sich im<br />

Vorfeld mit den Auswirkungen und<br />

möglichen Maßnahmen auseinanderzusetzen.<br />

Vom Aufschwung zur Depression<br />

Es zeigt sich, dass Unternehmen, die<br />

ein geeignetes Risikomanagementsystem<br />

(RMS) aufweisen, mit dieser<br />

Krise weitaus besser umgehen können,<br />

da frühzeitig das Handeln und<br />

die Strukturen auf mögliche Risiken<br />

ausgerichtet und entsprechende<br />

Vorsorgemaßnahmen eingeleitet<br />

wurden. Am Beispiel der Konjunkturzyklen<br />

kann leicht nachvollzogen<br />

werden, dass grundsätzlich mit<br />

einem Konjunkturabschwung zu<br />

rechnen war, nur fällt er in Verbindung<br />

mit der Finanzkrise jetzt<br />

wesentlich stärker aus.<br />

Die Amplituden des Verlaufes sind<br />

zwar jetzt viel höher als es zu erwarten<br />

war, dennoch kann ein Teil des<br />

Konjunkturverlaufs und damit die<br />

Auswirkungen für die Wirtschaft als<br />

normal eingestuft werden.<br />

Der Konjunkturverlauf unterteilt<br />

sich in die wiederkehrenden Zyklen<br />

Aufschwung, Boom, Rezession und<br />

Depression.<br />

Konjunkturelle Schwankungen sind<br />

mittelfristiger Natur. In der Literatur<br />

wird von fünf bis acht Jahren ausgegangen.<br />

Schon in der Bibel wird von<br />

sieben fetten und sieben mageren<br />

Jahren gesprochen. Betrachtet man<br />

nun den Konjunkturverlauf der<br />

letzten zwölf Jahre, so war der Aufschwung<br />

des Jahres 2007 bereits auf<br />

einem viel zu hohen Niveau.<br />

RMS: Gut fürs Rating<br />

Der Abschwung kommt als solches<br />

insofern nicht unerwartet, allerdings<br />

in seinen Auswirkungen unter mehrerlei<br />

Hinsicht zu stark. Zum einen<br />

ist dieses bedingt in dem zu langen<br />

Aufschwung, zum anderen durch die<br />

„Luftschlösser“, die in der Euphorie<br />

des Aufschwungs gebaut wurden<br />

und nunmehr zerplatzen.<br />

So hatten sich Spekulationen vielfach<br />

von den realen Märkten abgelöst,<br />

so dass die Neubewertung von<br />

Immobilien in den USA letztlich<br />

einen Dominoeffekt auf viele andere<br />

Märkte ausgelöst und zum Teil zu<br />

irrationalen Marktwertschwankungen<br />

geführt hat.<br />

In dieser Situation stellt sich die<br />

Frage, warum das von Unternehmen<br />

nicht bereits rechtzeitig erkannt<br />

worden ist und ob es nicht Instrumente<br />

gibt, die das Risiko von unerwarteten<br />

Gewinneinbrüchen besser<br />

einschätzbar machen.<br />

Tatsächlich gibt es diese Indikatoren,<br />

wie etwa den ifo-Konjunkturtest, der<br />

auf der Einschätzung von Managern<br />

basiert. Obwohl ein umfassendes<br />

RMS, teilweise gesetzlich gefordert,<br />

für das Unternehmensrating von<br />

hoher Relevanz und zur Unterstützung<br />

der Unternehmensführung<br />

unerlässlich ist, existiert im Mittelstand<br />

bisher nur eine geringe Bereitschaft,<br />

aktiv ein derartiges System<br />

aufzubauen.<br />

Dieses ist insbesondere vor dem<br />

Hintergrund zu sehen, dass die<br />

Thematik bisher im Wesentlichen<br />

für die Anwendung in Großunternehmen<br />

gesehen wird, für die die<br />

in der Theorie entwickelten hochkomplexen<br />

Systeme überhaupt nur<br />

anwendbar seien. Die Konzentration<br />

auf das für den Mittelstand Notwendige<br />

bei gleichzeitiger Optimierung<br />

des Zeit- und Kostenansatzes wird<br />

häufig nicht als Lösung erkannt.<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


Wirtschaft 17<br />

Bernd Janker ist Geschäftsführer<br />

und Gesellschafter der comes<br />

Unternehmensberatung aus<br />

Hamburg<br />

Krise fassbar machen<br />

Gerade durch die aktuelle Krise<br />

wird aufgezeigt, wie wichtig ein<br />

aktives Risikomanagement für ein<br />

mittelständisches Unternehmen ist.<br />

Wenngleich es strategisch vorteilhaft<br />

ist, ein RMS in ertragsstarken<br />

Zeiten aufzubauen, so ist es auch ein<br />

geeignetes System in Krisenzeiten.<br />

Hierdurch werden konsequent<br />

die einzelnen Risiken identifiziert<br />

und analysiert sowie quantitativ<br />

bewertet.<br />

Die Krise wird damit fassbar<br />

gemacht, da die Auswirkungen<br />

für das Unternehmen und für<br />

die einzelnen Bereiche transparent<br />

gemacht werden. Die Risiken<br />

beschränken sich eben nicht nur auf<br />

Auftragseinbrüche, sondern greifen<br />

auch auf den Lieferantenbereich<br />

oder auf das Zahlungsverhalten<br />

über. Auch die erschwerte Kapitalbeschaffung<br />

und die Sicherstellung<br />

der Liquidität muss hierbei Berücksichtigung<br />

finden. Mit einem RMS<br />

wird somit auch die Voraussetzung<br />

geschaffen, geeignete Maßnahmen<br />

zu entwickeln, so dass die Krise<br />

nicht die Unternehmensentwicklung<br />

gefährdet.<br />

Projektvorbereitung<br />

Die einzelnen Phasen werden im<br />

Folgenden anhand der praktischen<br />

Umsetzung beschrieben. Der grundlegende<br />

Erfolgsfaktor für die Umsetzung<br />

ist, das Konzept zur Chefsache<br />

zu erklären, da eine Beschäftigung<br />

mit Risiken etwa nicht isoliert von<br />

dem Umgang mit individuellen<br />

Fehlern gesehen werden kann. Über<br />

Dr. Bernhard Becker ist Geschäftsführer<br />

der Hüffermann Transportsysteme<br />

GmbH aus Neustadt/Dosse,<br />

Finalist „Großer Preis des Mittelstandes“<br />

2008<br />

die Definition der Ziele muss zudem<br />

deutlich werden, dass es sich nicht<br />

um ein einmaliges Projekt handelt,<br />

sondern immer wiederkehrend alle<br />

Unternehmensteile aktuell und in<br />

der Zukunft berührt werden.<br />

Risikoprofil<br />

Für eine Analyse und Bewertung ist<br />

es von grundlegender Bedeutung,<br />

dass die Unternehmensziele eindeutig<br />

definiert sind und ein entsprechendes<br />

Risikobewusstsein im<br />

Projektteam vorhanden ist. Je klarer<br />

die Ziele formuliert sind, desto besser<br />

können die Risiken und deren Auswirkungen<br />

eingeschätzt werden.<br />

In Workshops sollte der Zusammenhang<br />

zwischen Risikomanagement<br />

und den Unternehmenszielen aufbereitet<br />

werden. Durch die Notwendigkeit,<br />

die strategischen Ziele bzw.<br />

die Unternehmensziele zu formulieren,<br />

können häufig strategische<br />

Schwachstellen offengelegt werden.<br />

Die im Grunde einfachen Fragen<br />

„Wohin soll sich das Unternehmen<br />

entwickeln?“, „Worauf will sich das<br />

Unternehmen konzentrieren?“, „Was<br />

sind die Unternehmensziele für das<br />

laufende und für das nächste Jahr?“<br />

und „Woran wird der Erfolg gemessen?“<br />

sind nur vage oder gar nicht zu<br />

beantworten.<br />

Risikomanagement ist auch immer<br />

verbunden mit dem Risikoverhalten<br />

der Unternehmensleitung. Es ist<br />

wichtig, dass dieses subjektive Element<br />

transparent gemacht wird, da<br />

sich hier maßgeblich die Risikostrategie<br />

ableitet. Nicht jeder Unternehmer<br />

agiert gegenüber Risiken gleich.<br />

Prof. Dr. Stefan Müller ist Inhaber des<br />

Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre<br />

an der Helmut-Schmidt-<br />

Universität/Universität der Bundeswehr<br />

Hamburg, Mitherausgeber des<br />

Handbuchs der Bilanzierung (HdB)<br />

und Mitglied im Arbeitskreis IFRS des<br />

Internationalen Controller Vereins<br />

So gibt es verschiedene Risikotypen,<br />

nach denen die Risikobereitschaft<br />

der Unternehmensleitung klassifiziert<br />

werden kann.<br />

Risikoidentifizierung<br />

In der Projektphase der Risikoidentifizierung<br />

werden die möglichen<br />

Risiken gesammelt und strukturiert.<br />

Dafür werden die Risiken in vier<br />

Risikofelder klassifiziert (finanzwirtschaftliche,<br />

leistungswirtschaftliche,<br />

externe und Risiken aus der internen<br />

Organisation und dem Management).<br />

Diese erste Risikosammlung muss<br />

nicht den Anspruch der Vollständigkeit<br />

haben, sondern dient lediglich<br />

dazu, dass vor Beginn der strategischen<br />

Diskussion bereits die Risikokomplexität<br />

aufgezeigt wird und das<br />

Projektteam eine erste praktische<br />

Vorstellung über die Risiken erhält.<br />

Durch das hier geschaffene Bewusstsein<br />

wird die anschließende strategische<br />

Diskussion unter Einbezug<br />

der Unternehmensziele erleichtert.<br />

Danach werden für die einzelnen<br />

strategischen Geschäftsfelder die<br />

Erfolgsfaktoren, die Stärken und<br />

Schwächen und die Chancen und<br />

Risiken analysiert und bewertet.<br />

Ein weiterer Aspekt ist die offene,<br />

oft schonungslose Diskussion der<br />

eigenen Schwächen in der Organisation<br />

und auch im Management.<br />

Damit die Ergebnisse auch entsprechend<br />

verwertet werden können,<br />

müssen die einzelnen Erkenntnisse<br />

(Fotos: comes Unternehmensberatung)<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


18<br />

Wirtschaft<br />

und Bewertungen immer wieder<br />

nach Prioritäten sortiert werden.<br />

Andernfalls geht der Blick für das<br />

Wesentliche verloren und gerät in<br />

Gefahr, von der Vielzahl der notwendigen<br />

Maßnahmen „erschlagen“ zu<br />

werden. Zusammenfassend werden<br />

die Bewertungen in einem Portfolio<br />

dargestellt. Anhand dieses Portfolios<br />

können die wesentlichen Risiken<br />

transparent gemacht und auch<br />

erste Ansätze für die strategischen<br />

Optionen und Leitlinien abgeleitet<br />

werden.<br />

Risikobewertung<br />

Auf Grundlage dieses erarbeiteten<br />

Risikokataloges erfolgt in der Phase<br />

vier die Risikobewertung. Dazu wird<br />

der Risikokatalog in eine Risikoanalyse<br />

überführt. Konkret bedeutet dies,<br />

dass die Risiken und Effekte kurz und<br />

prägnant beschrieben werden. Weitere<br />

Felder sind Angaben über Ursachen<br />

bzw. Auslöser und die Möglichkeiten<br />

der Beeinflussbarkeit. Hierbei<br />

wird eine Unterscheidung nach<br />

extern, intern oder nach Umfeld vorgenommen.<br />

Ist der Auslöser z. B. der internen<br />

Organisation zuzuordnen, dann ist<br />

dies ein deutliches Indiz für eine<br />

aktive Beeinflussbarkeit. In Bezug<br />

auf das Umfeld bestehen indirekt<br />

auch Beeinflussungsmöglichkeiten,<br />

denn dies betrifft in erster Linie Kunden-<br />

und Lieferantenbeziehungen,<br />

aber auch den Wettbewerb. Bei der<br />

Risikoanalyse wird bei den Effekten<br />

auch eine erste Einschätzung<br />

zu Eintrittswahrscheinlichkeiten<br />

vorgenommen und dazu, inwieweit<br />

diese kurz-, mittel- oder langfristig<br />

auftreten.<br />

Auch erste Ideen für Lösungsansätze<br />

werden hier mit aufgenommen.<br />

Als Ergebnis der Risikoanalyse liegt<br />

dann eine abgestimmte und strukturierte<br />

Aufnahme der Risiken vor,<br />

aus der auch die Prioritäten und Wirkungszusammenhänge<br />

hervorgehen.<br />

Die abschließende Bewertung der<br />

Risiken bedingt eine Quantifizierung,<br />

wobei mögliche Schadenshöhen und<br />

Eintrittswahrscheinlichkeiten im<br />

Mittelpunkt stehen.<br />

Diese Quantifizierung wird oftmals<br />

von den Beteiligten als undurchführbar<br />

eingeschätzt, und in vielen<br />

Risikomanagementprojekten wird<br />

auf diesen Projektschritt verzichtet.<br />

Damit wird dem Risikomanagement<br />

jedoch eine entscheidende Komponente<br />

genommen. Das Bindeglied zur<br />

Unternehmensplanung und die Voraussetzungen<br />

für operative Messgrößen<br />

sind dann nicht mehr gegeben.<br />

Im nächsten Schritt werden nun<br />

Lösungsansätze und Handlungsalternativen<br />

entwickelt, diskutiert und<br />

quantifiziert. Für jedes Risiko existieren<br />

bereits eine Analyse der Ursachen<br />

und Auswirkungen sowie ein<br />

gemeinsames Verständnis. Für jedes<br />

Risiko sollten mehrere Handlungsalternativen<br />

entwickelt und dargestellt<br />

werden. Dazu ist es notwendig,<br />

dass jeweils auch Informationen<br />

zu Kosten sowie sonstigen Effekten<br />

und zu der zeitlichen Wirkung einfließen.<br />

„Szenario-Null“<br />

Da die einzelnen Risiken nicht<br />

vollkommen isoliert voneinander<br />

betrachtet werden können und auch<br />

Wirkungszusammenhänge untereinander<br />

existieren, müssen für die<br />

wesentlichen Handlungsalternativen<br />

auch Szenariorechnungen erfolgen.<br />

Als Ausgangspunkt dient dazu ein<br />

Unternehmensplan für drei Jahre,<br />

der auf den derzeitigen Ist-Daten mit<br />

Einarbeitung der absehbaren Entwicklungen<br />

beruht und unter der Prämisse<br />

steht, dass noch keine größeren<br />

Maßnahmen umgesetzt werden.<br />

Dieses wird als das „Szenario-Null“<br />

bezeichnet. Innerhalb der Szenariorechnungen<br />

werden nun die<br />

Handlungsalternativen mit den Wirkungen<br />

abgebildet. Hierdurch werden<br />

innerhalb der Gewinn- und Verlustrechnung<br />

die Grenzen, aber auch die<br />

Chancen transparent gemacht. Des<br />

Weiteren sind wichtige Erkenntnisse<br />

über zentrale Steuerungsgrößen und<br />

Abhängigkeiten zu anderen Maßnahmen<br />

und Risiken zu erlangen.<br />

Dies ist eine wichtige Voraussetzung<br />

für die nächste Phase, in der<br />

die Maßnahmen mit der Strategie<br />

festgelegt werden. In der Phase der<br />

Risikobewertung liegen nun die<br />

Analyseergebnisse und Handlungsalternativen<br />

für die jeweiligen Alternativen<br />

vor.<br />

Risikostrategie<br />

Grundsätzlich werden die Risikostrategien<br />

in vier Kategorien unterteilt.<br />

Die Strategie „Vermeiden“ zielt darauf<br />

ab, dass das vorhandene Risiko<br />

komplett ausgeschaltet wird. Dies<br />

kann entweder durch bestimmte<br />

Vertragsklauseln oder durch Derivate<br />

erfolgen. Aber auch ein vollständiger<br />

Rückzug aus einem Geschäftsfeld<br />

wäre hier einzuordnen, wenn die<br />

Risiken dort nicht kontrollierbar oder<br />

nicht im Verhältnis zum Nutzen sind.<br />

Die Strategie „Verringern“ ist die am<br />

häufigsten angewendete Strategie.<br />

Hierbei kommt es darauf an, dass<br />

der Grad der Verringerung in einem<br />

angemessenen Verhältnis zu Kosten<br />

und Nutzen steht. Die in den Vorphasen<br />

festgelegten Prioritäten und<br />

Quantifizierungen geben hier wertvolle<br />

Entscheidungshilfen.<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


Wirtschaft 19<br />

In der Risikostrategie „Verlagern“<br />

wird das vorhandene Risiko auf<br />

einen Dritten übertragen. Das<br />

typische Beispiel dafür sind die Versicherungslösungen;<br />

d. h. das Risiko<br />

als solches bleibt im Kern bestehen,<br />

nur die negativen Auswirkungen<br />

werden ausgeschaltet. Auch die Vergabe<br />

an Subunternehmer kann darunter<br />

fallen, wenn z. B. durch einen<br />

Pauschalauftrag ein hohes Risiko<br />

für Abweichungen bei den eigenen<br />

Stundenaufwendungen besteht und<br />

der Subunternehmer bereit ist, auch<br />

einen Pauschalauftrag anzunehmen.<br />

Als eine weitere Risikostrategie ist<br />

„Selbst Tragen“ zu nennen. Auch das<br />

Akzeptieren von Risiken kann als<br />

Strategie gewertet werden, wenn<br />

es bewusst gemacht wird und die<br />

Risiken im beherrschbaren Rahmen<br />

sind.<br />

Überwachung der Maßnahmen<br />

Der Auftragseingang (AE) korrespondiert mit dem allgemeinen Geschäftsklimaindex.<br />

Das Risikomanagementsystem eines Nutzfahrzeugherstellers kann hier frühzeitig die<br />

Warnsignale einer zu hoch verlaufenden Konjunktur abbilden.<br />

Die Diskussion zu den Risikostrategien<br />

schärft das Bewusstsein für die<br />

notwendigen Entscheidungen. Die<br />

Erkenntnis, dass die Verringerung<br />

bzw. Vermeidung von Risiken Grenzen<br />

hat und Restrisiken getragen<br />

werden müssen, ist von hoher Bedeutung,<br />

da in den Vorphasen automatisch<br />

die Maßnahmen zur Risikominimierung<br />

im Vordergrund standen.<br />

Die in der Phase vier erarbeiteten<br />

Handlungsalternativen werden<br />

nun den jeweiligen Risikostrategien<br />

zugeordnet. In den meisten Fällen<br />

ist die Zuordnung recht eindeutig.<br />

Auf dieser Grundlage können die<br />

operativen Maßnahmenpläne mit<br />

Angabe von Fristen und Verantwortlichkeiten<br />

festgelegt werden, wobei<br />

auch operative Steuerungsgrößen<br />

für die Messung der Zielerreichung<br />

zu bestimmen sind, die ein Risikocontrolling<br />

ermöglichen.<br />

RMS ist kein einmaliges Projekt, das<br />

mit der Festlegung der Maßnahmen<br />

abgeschlossen ist. Dem Prozessansatz<br />

im Risikomanagement wird durch<br />

das Risikocontrolling Rechnung<br />

getragen, welches über eine klare<br />

personelle Zuordnung der Zuständigkeiten<br />

zu verankern ist. Diesem<br />

obliegt die Überwachung der Maßnahmen<br />

und die Vorbereitung und<br />

Leitung der Controllingsitzungen.<br />

Die Umsetzung wird in der heutigen<br />

Praxis oft unterschätzt, da<br />

das normale operative Geschäft die<br />

Maßnahmen und eine konsequente<br />

Umsetzung verwässert. Aus diesem<br />

Grunde sind regelmäßige Sitzungen<br />

und Meilensteine notwendig,<br />

wo immer wieder die Prioritäten<br />

zurechtgerückt werden und die<br />

Zielerreichung und Umsetzung eingefordert<br />

wird. Erfolgt dies nicht, verliert<br />

das aktive Risikomanagement<br />

sehr schnell an Umsetzungskraft<br />

und -intensität.<br />

Fazit<br />

RMS sind nicht nur für viele Unternehmen<br />

bereits gesetzlich gefordert,<br />

sondern ermöglichen der Unternehmensführung<br />

gerade in mittelständischen<br />

Unternehmen eine<br />

verbesserte informationsmäßige<br />

Unterstützung des Managementprozesses,<br />

was, an Kapitalgeber kommuniziert,<br />

auch positive Effekte auf das<br />

Unternehmensrating hat.<br />

Das Unternehmen beweist damit<br />

eine aktive Beschäftigung mit<br />

den jeder wirtschaftlichen Handlung<br />

innewohnenden Chancen<br />

und Risiken und ist in der Lage,<br />

eine externe Risikoeinschätzung<br />

mit Informationen überhaupt zu<br />

unterstützen. Insbesondere in der<br />

aktuellen Krise können mit einem<br />

Risikomanagementsystem innerhalb<br />

einer kurzen Zeit die Risiken identifiziert<br />

und quantifiziert werden, so<br />

dass konkrete Handlungsoptionen<br />

und Maßnahmen entwickelt werden<br />

können. Eine umfangreiche Veröffentlichung<br />

findet sich unter<br />

www.comes.de. <br />

Dr. Bernhard Becker, Bernd Janker,<br />

Prof. Dr. Stefan Müller<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


Regional<br />

20<br />

September I Oktober<br />

Wirtschaft<br />

(Foto: Dr. oec. habil. Jörg Schumann)<br />

Dr. oec. habil. Jörg Schumann<br />

Das Leitbild leben!<br />

Teil 13 der Reihe „Führungskompetenz im Mittelstand“<br />

von Dr. oec. habil. Jörg Schumann<br />

„Klar, wir haben ein Leitbild“! So<br />

die Antwort eines cleveren Mittelständlers<br />

auf meine entsprechende<br />

Frage. Er antwortete, ohne zu zögern<br />

– gerade so, als hätte jeder seiner<br />

Mittelstands-Kollegen ein Unternehmensleitbild<br />

parat.<br />

Die sofortige Antwort überraschte.<br />

Etwas provokant fragte ich daher:<br />

„Und was genau machen Sie mit Ihrem<br />

Leitbild?“ Wiederum antwortete<br />

der Chef prompt: „Ganz einfach: Wir<br />

leben es!“<br />

Nein, ich hatte mich nicht verhört!<br />

Er sprach vom „gelebten Leitbild“!<br />

Das klang interessant. Also fragte ich<br />

nach. Hier sein Bericht:<br />

„Als Unternehmer sollten Sie schon<br />

wissen, was Sie wollen“, begann der<br />

Chef. „Wenn Sie sich damit zufrieden<br />

geben, ein Leitbild zu haben, dann<br />

ist das die eine Sache – die andere<br />

ist, das Leitbild auch zu leben.“ Dazu<br />

hatten wir uns im Leitbild-Team<br />

(s. P. T. Magazin 6/2008) verständigt.<br />

Wenn schon, denn schon! Und so<br />

gingen wir vor:<br />

Die Leitbildaussagen kommunizieren<br />

Zuerst gruppierten wir die Leitbildaussagen.<br />

Die auf unsere Mitarbeiter<br />

zielende Aussage lautet: „Wir setzen<br />

auf unsere motivierten Mitarbeiter.<br />

Wir fördern sie und geben ihnen die<br />

Möglichkeit, ihr Leistungspotenzial zu<br />

entwickeln und ihre Handlungskompetenz<br />

zu erweitern“. Diese Aussage<br />

kommunizierten wir auf den Meetings<br />

der Abteilungen.<br />

In der Diskussion mit den Mitarbeitern<br />

wurde deutlich, welche Rahmenbedingungen<br />

wir als Geschäftsführung<br />

schaffen mussten, um die<br />

Leitbildaussage umsetzen zu können.<br />

Gleichwohl verständigten wir uns,<br />

welche Denk- und Handlungsmuster<br />

der Mitarbeiter am besten geeignet<br />

sind, die Aussage mit Leben zu füllen.<br />

Workshopreihe<br />

Unter der Rubrik „Für die Zukunft gerüstet?“ bietet die Oskar-Patzelt-Stiftung die aus<br />

6 Modulen bestehende Workshopreihe zur Nutzung an<br />

(Durchführender: Dr. oec. habil. Jörg Schumann):<br />

Führungspersönlichkeit und<br />

Unternehmenserfolg 06.03.<strong>2009</strong><br />

Das Unternehmen in die Zukunft<br />

führen 27.03.<strong>2009</strong><br />

Den Kunden mehr Nutzwert bieten<br />

17.04.<strong>2009</strong><br />

Das Leistungspotenzial der Mitarbeiter<br />

erschließen 15.05.<strong>2009</strong><br />

Die Wertschöpfungsprozesse<br />

effektivieren 05.06.<strong>2009</strong><br />

Die Wirtschaftlichkeit des<br />

Unternehmens erhöhen 26.06.<strong>2009</strong><br />

Mehr: www.mut-zum-aufbruch.de | Information und Anmeldung: info@op-pt.de<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


Wirtschaft 21<br />

Die Mitarbeiter mobilisieren<br />

Ferner: Wir wandten uns an die Mitarbeiter<br />

und baten sie, sich in „Das<br />

Leitbild leben!“ persönlich einzubringen.<br />

Konkret stellten wir ihnen zwei<br />

Fragen: „Wie kann Ihr individuelles<br />

Aufgabengebiet bereichert und<br />

erweitert werden?“ Und: „Welches<br />

Know-how und welche Handlungskompetenz<br />

benötigen Sie, um das<br />

von Ihnen Vorgeschlagene praktisch<br />

umzusetzen?“<br />

Die Antworten waren recht unterschiedlich.<br />

Eine Gruppe wollte<br />

Bestehendes verbessern, wollte z. B.<br />

gegebene Stellenbeschreibungen<br />

präzisiert sehen. Die andere Gruppe<br />

wollte Neues. Ihre Botschaft lautete:<br />

„Bitte geben Sie mir mehr Freiraum!<br />

Und übertragen Sie mir Handlungskompetenz!<br />

Das Know-how habe<br />

ich!“ Diese Botschaft griffen wir auf<br />

und führten zusammen, was zusammengehört:<br />

Know-how und Handlungskompetenz.<br />

Den „Mützenträgern“ mehr<br />

Freiraum geben<br />

Zur Gruppe, die Neues wollte, gehörten<br />

Mitarbeiter mit ausgeprägter<br />

unternehmerischer Orientierung<br />

(„Intrapreneure“). Sie waren und sind<br />

die Zugpferde bei der Umsetzung des<br />

Leitbilds. Für sie prägten wir den Begriff<br />

„Mützenträger“.<br />

Er impliziert Persönlichkeitsmerkmale<br />

wie Eigeninitiative, Leistungsmotivation<br />

und Ergebnisverantwortung.<br />

Jeder „Mützenträger“ wurde<br />

als Teamleiter berufen (keine neue<br />

Hierarchieebene!).<br />

Wir erkannten: Ein „Mützenträger“<br />

braucht Freiraum für Entscheidung<br />

und Verantwortung. „Entfesselt“ von<br />

einengenden Vorschriften und Regeln<br />

lebt er/sie in flacher Hierarchie auf.<br />

Die Leitbildumsetzung steuern<br />

Letztlich beauftragten wir die Teamund<br />

Bereichsleiter, auf unserer Jahresklausur<br />

zu berichten, wie sie es<br />

in ihrem Verantwortungsbereich<br />

geschafft haben, das Leitbild zu leben.<br />

Im Sinne eines Leitbild-Controllings<br />

gaben wir den Berichtsrahmen durch<br />

fünf Fragen vor (siehe Kasten oben).<br />

Fazit<br />

Das „gelebte Leitbild“ wird immer<br />

mehr zu einem erstrangigen Wettbewerbsfaktor<br />

und zu einem differenzierenden<br />

Alleinstellungsmerkmal<br />

(USP) erfolgreicher Unternehmen im<br />

Mittelstand. Mehr unter www.mutzum-aufbruch.de<br />

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Nehmen Sie sich die Freiheit, zu sitzen wie es Ihnen gefällt.<br />

Die schönsten Stühle für Büro, Objekt und für Zuhause ...<br />

Preisträger<br />

2008<br />

Mauser Sitzkultur GmbH & Co. KG<br />

Erlengrund 3 · D-34477 Twistetal-Berndorf<br />

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www.mauser-sitzkultur.com


(Foto: obs/Audi AG)<br />

(Foto: © Ch. Adel/PIXELIO)<br />

(Foto: Daimler AG/Pressebox)<br />

<br />

(Foto: © Dieter Poschmann/PIXELIO)<br />

(Foto: © soundmountain/PIXELIO)<br />

(Foto: © Michael Hirschka/PIXELIO)<br />

(Foto: © mad max/PIXELIO)<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong><br />

(Foto: BAYERN TOURISMUS)<br />

(Foto: BAYERN TOURISMUS)


Wirtschaft 23<br />

Frust am Fahren<br />

Warum die Automobilkrise hausgemacht ist und neue<br />

Steuer-Milliarden nicht helfen werden<br />

(Foto: © Jürgen Nießen/PIXELIO)<br />

Autoland ist abgebrannt. Was der<br />

Journalist Ansgar Lange vor wenigen<br />

Monaten noch in eine Frage kleidete,<br />

kann man inzwischen getrost als<br />

Feststellung formulieren. Der Absatz<br />

ist insbesondere bei Neuwagen<br />

drastisch eingebrochen, Produktionsstopps<br />

waren die Folge, Massenentlassungen<br />

sind angekündigt.<br />

Wie das passieren konnte? Grob<br />

gesagt: Weil die Chefpiloten der<br />

deutschen Automobilindustrie<br />

– begünstigt und befeuert von einer<br />

irrationalen und marktfeindlichen<br />

Politik im Land der selbsternannten<br />

„Exportweltmeister“, „Technologieführer“<br />

und „Klimaretter“ – so lange<br />

in selbstverliebter Augenwischerei<br />

schwelgten, bis sie ihre gesamte<br />

Branche mit Vollgas gegen die Wand<br />

gefahren hatten. Diagnose: Totalschaden.<br />

Finanzkrise? Blödsinn!<br />

„Man nenne mir einen einzigen<br />

Grund, warum ich derzeit ein Auto<br />

kaufen soll? In Zeiten, wo sich der<br />

Ölpreis während der Nutzungsdauer<br />

verfünffacht, wo der Dieselkraftstoff<br />

pro Liter innerhalb eines halben<br />

Jahres um 30 Cent steigt, wo<br />

alle möglichen und unmöglichen<br />

Umwelt- und Technikexperimente<br />

angesagt werden, wo die Preise für<br />

Anschaffung, Betrieb und Unterhalt<br />

im Schweinsgalopp davonrennen,<br />

gehe ich…nicht das Risiko ein, 20.000,<br />

30.000 oder 40.000 für ein Auto auszugeben,<br />

das sich nach einigen Jahren<br />

als unverkäuflich herausstellt.“<br />

Mit diesen Worten verschaffte ein<br />

Leser der Online-Ausgabe des Magazins<br />

„Autohaus“ seinem Ärger Luft.<br />

Zitiert wurde er vom Automobilexperten<br />

Uwe Röhrig im TOP Magazin<br />

Hannover (Sommerausgabe 2008).<br />

Darin nennt Röhrig, Inhaber des<br />

Beratungsunternehmens International<br />

Car Concept (ICC), einen weiteren<br />

Grund für das Fiasko der Branche:<br />

„Händler und Hersteller müssen<br />

sich wieder stärker mit den Kunden<br />

beschäftigen. Viel zu oft kommen<br />

zuerst die Kosten, dann die Finanzen,<br />

die Organisation und die Mitarbeiter.<br />

Und am Ende tauchen auch mal die<br />

Kunden in den Überlegungen der<br />

Manager auf.“ Kurz gesagt: Neue<br />

Autos sind nicht nur zu teuer, sie<br />

werden auch an den Wünschen der<br />

potenziellen Käufer vorbei entwickelt<br />

und produziert.<br />

Die bösen Verbraucher<br />

So beklagt beispielsweise Prof. Wolfgang<br />

Meinig von der Forschungsstelle<br />

Automobilwirtschaft der<br />

Otto-Friedrich-Universität Bamberg<br />

gegenüber der Deutschen Welle,<br />

„dass die Industrie schon schlechte<br />

Erfahrungen mit den Verbrauchern<br />

gemacht hatte.“ Zur Begründung<br />

heißt es in dem Bericht unter<br />

www.dw-world.de: „Denn sparsame<br />

Autos, wie den Drei-Liter-Corsa von<br />

Opel oder den Öko-Golf von Volkswagen,<br />

wie sie vor Jahren schon angeboten<br />

wurden, wollte einfach keiner<br />

haben.“<br />

Na sowas, die bösen „Verbraucher“<br />

aber auch – kaufen einfach nicht<br />

die Autos, die sie kaufen sollen!<br />

Vielleicht hätte man sie mal gefragt,<br />

bevor eine möglicherweise etwas zu<br />

kompakte, „rundgelutschte“ Hässlichkeit<br />

auf Rädern in den Markt<br />

gedrückt wird, die einfach nicht billig<br />

genug ist, um über ihr inakzeptables<br />

Äußeres hinwegzusehen.<br />

Milliardengrab Forschung<br />

Von den 800 Mrd. Euro Forschungsgeld,<br />

die bis 2<strong>01</strong>5 in der Autoindustrie<br />

ausgegeben werden, würden<br />

40 Prozent für die falschen Projekte<br />

vergeudet. Das jedenfalls stellte Jan<br />

Dannenberg, Direktor der Managementberatung<br />

Oliver Wyman, bereits<br />

2007 laut einem Bericht der Nachrichtenagentur<br />

Pressetext fest.<br />

Die von der Managementberatung<br />

herausgegebene Studie „Car Innovation<br />

2<strong>01</strong>5” prognostiziert, dass von<br />

den 315 kommenden Innovationen<br />

lediglich zehn Prozent das Potenzial<br />

hätten, gut beim Kunden anzukommen.<br />

Der ehemalige Mercedes-Vertriebschef<br />

Röhrig sieht sich bestätigt:<br />

„Die Hersteller sollten, bevor sie die<br />

Geldhähne öffnen und Innovationen<br />

auf den Markt bringen wollen, erst<br />

mal genau ‚in den Kunden hineinhorchen’.<br />

Was der Kunde will, ist<br />

entscheidend. Was die Abteilung<br />

für Forschung und Entwicklung sich<br />

wünscht und auf den Weg bringen<br />

will, muss sich immer und ausschließlich<br />

am Kunden orientieren.“<br />

Am Heck vorbei<br />

Insofern macht es natürlich auch<br />

keinen Sinn, neue Steuer-Milliarden<br />

in die Automobilindustrie zu pumpen,<br />

wie von der Bundesregierung<br />

Anfang November 2008 beschlossen.<br />

Demzufolge soll u. a. mit 10 Mrd.<br />

Euro aus Mitteln der Europäischen<br />

Investitionsbank (EIB) die Entwicklung<br />

„schadstoffarmer“ Fahrzeugtechnologien<br />

gefördert werden.<br />

Mit „Schadstoff“ meint die deutsche<br />

Politik bekanntlich parteiübergreifend<br />

Kohlendioxid. Dass das<br />

aus naturwissenschaftlicher Sicht<br />

Unsinn ist, dürfte zumindest jenen<br />

nicht entgangen sein, deren Lektüre<br />

zum Thema CO2 sich nicht auf<br />

die Pamphlete des „Weltklimarats“<br />

IPCC oder des Potsdam-Instituts für<br />

Inlandsproduktion<br />

deutscher Hersteller<br />

von PKW<br />

Jahr<br />

Anzahl<br />

1987 4.373.629<br />

1997 4.678.022<br />

2007 5.709.139<br />

(Quelle: VDA)<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


20 24<br />

September I Oktober<br />

Wirtschaft<br />

Regional<br />

(Foto: obs/Deutsche Umwelthilfe e.V.)<br />

Zum 1. Oktober 2008 verdoppelte sich<br />

die Anzahl der sog. Umweltzonen in<br />

Deutschland. Wer keine entsprechende<br />

Plakette hat, wird angezeigt, und zwar<br />

in diesen Städten: Bochum, Dortmund,<br />

Essen, Recklinghausen, Gelsenkirchen,<br />

Bottrop, Oberhausen, Mühlheim/Ruhr,<br />

Duisburg, München und Frankfurt/M.<br />

Über 14 Jahre Kompetenz,<br />

Flexibilität und Zuverlässigkeit<br />

2008<br />

• Alles für Maler, Fußbodenleger,<br />

Tischler, Handwerker, Handel,<br />

Industrie<br />

• Farben, Lacke, Holzlasuren,<br />

Kreativmaterialien, Industrielacke<br />

• Bodenbeläge, Laminat, Parkett<br />

• Tapeten<br />

• Werkzeuge, Zubehör, technische<br />

Ausstattung<br />

• Vollwärmeschutz, Putze<br />

• Fassaden- und Betonbeschichtungen<br />

Finalist „Großer Preis des Mittelstandes“<br />

Klimafolgenforschung beschränkt.<br />

Dessen ungeachtet ließen die einheimischen<br />

Automobilhersteller<br />

keine Gelegenheit aus, ihre neuesten<br />

Modelle – werbetechnisch gesehen –<br />

im grünsten Grün anzupreisen.<br />

Abgesehen davon, dass weniger<br />

CO2 eben nicht mehr Umweltschutz<br />

bedeutet, scheint den meisten Autofahrern<br />

die leidliche Debatte ohnehin<br />

am Heck vorbeizugehen. Anders sind<br />

die Absatzpleiten bei Kleinstwagen<br />

mit minimalem CO2-Ausstoß nicht<br />

zu erklären, während gleichzeitig<br />

die Hersteller von Hubraum- und PS-<br />

Giganten Rekordumsätze bejubeln.<br />

Händlersterben<br />

Der Klimawahn der Merkel-Regierung<br />

wird die deutsche Wirtschaft<br />

wie den Steuerzahler von Tag zu Tag<br />

teurer zu stehen kommen. Indem<br />

die Automobilindustrie auf diesen<br />

Geisterzug aufsprang, beförderte sie<br />

sich selbst ins Abseits. Franzosen und<br />

Italiener, die traditionell vorwiegend<br />

kleinere Fahrzeuge bauen, frohlocken<br />

nun und forcieren ihrerseits in der<br />

EU noch striktere CO2-Vermeidungsregeln<br />

für die Kfz-Branche. Allerdings<br />

spielen in der gegenwärtigen<br />

Automobilkrise auch marktübliche<br />

Konjunkturzyklen eine wesentliche<br />

Rolle. So ist zumindest der deutsche<br />

Markt wieder einmal schlicht und<br />

ergreifend satt. Und das bekommen<br />

vor allem die Händler schon seit<br />

geraumer Zeit zu spüren, wie Florian<br />

Brückner in FR-online.de schreibt:<br />

„Knapp 1 100 Betriebe waren 2007<br />

zahlungsunfähig. Noch dazu waren<br />

laut Dekra 27 Prozent der Autohändler<br />

in ihrer Existenz gefährdet – im<br />

Jahr 2000 waren es gerade einmal<br />

zwölf Prozent gewesen.“ Außerdem<br />

hätten „laut Zentralverband des<br />

Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes…<br />

zwei Drittel der Händler 2007 rote<br />

Zahlen geschrieben – wobei es kleine<br />

wie große gleichermaßen trifft.“<br />

Sehnsucht nach Einfachheit<br />

Auch der Kampf der Hersteller um<br />

Marktanteile macht den Händlern<br />

schwer zu schaffen, wie es in dem<br />

Wasserkunststraße 111 / Einfahrt Nachtweide<br />

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Intenet: www.mfg-farben.de<br />

E-Mail: verkauf@mfg-farben.de<br />

Mit rund 15 Mrd. Euro pro Jahr entfällt gut ein Drittel der FuE-Aufwendungen auf<br />

den Automobilsektor. Doch nur zehn Prozent der Innovationen haben laut einer<br />

Studie das Potenzial, gut beim Kunden anzukommen.<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


Wirtschaft Regional 25<br />

September I Oktober 21<br />

Ging gar nicht: Weder den 3-Liter-Lupo<br />

von Volkswagen (im Bild) noch den<br />

3-Liter-Corsa von Opel wollte sich der<br />

deutsche Autokunde antun.<br />

(Foto: www.katalog-autobobilu.cz)<br />

Bericht weiter heißt: „Ein Drittel<br />

aller Neuzulassungen werden über<br />

Autovermietungen, Firmen-Flotten<br />

oder Leasing-Geschäfte in den Markt<br />

gedrückt – und nach kurzer Zeit<br />

stehen sie als junger Gebrauchtwagen<br />

auf dem Hof der Autohändler.“<br />

Klar, dass es dann schwer ist, einen<br />

Kunden dazu zu bewegen, statt des<br />

günstigeren Gebrauchten einen<br />

teuren Neuwagen zu kaufen.<br />

Auf dieses Problem haben einige<br />

Anbieter jedoch schon reagiert und<br />

bieten „fast baugleiche Fahrzeuge<br />

unter einer anderen Marke günstiger<br />

an (Second-Label)“, wie Ansgar Lange<br />

im Nachrichtenmagazin NeueNachricht<br />

schreibt. „Da die Markenloyalität<br />

stetig abnimmt, ist ein Wechsel<br />

vom Gebrauchtwagenkäufer zum<br />

Neuwagenkäufer durchaus gegeben“,<br />

zitiert Lange den ICC-Berater Björn<br />

Kießwetter.<br />

Seiner Meinung nach „könne man<br />

nicht pauschal davon sprechen, dass<br />

es in Zukunft immer mehr Billigautos<br />

geben werde.“ Vielmehr stelle<br />

sich die Frage „nach einfacheren<br />

Autos. Es gibt seit Jahren den Konsumtrend<br />

und die ‚Sehnsucht’ nach<br />

Einfachheit beim Handling. Technik<br />

muss beherrschbar sein. Selbst<br />

Toyota, eigentlich ein Garant für<br />

beherrschbare und funktionierende<br />

Technik, hat in den vergangenen<br />

Jahren hier massive Probleme<br />

gehabt. Weniger verbaute Technik<br />

bedeutet auch einen niedrigeren<br />

Preis“, so Kießwetter gegenüber<br />

dem Nachrichtenmagazin (www.<br />

ne-na.de).<br />

Fazit<br />

Satte Märkte, klamme Kunden<br />

und alles andere als vernünftige<br />

politische Rahmenbedingungen:<br />

Viel schlechter können die Voraussetzungen<br />

kaum sein, um einen<br />

möglichst schnellen Weg aus der<br />

Krise zu finden.<br />

Gerade in dieser Situation aber bietet<br />

es sich an, die längst überfällige<br />

Entwicklung radikal kostensparender<br />

und alltagstauglicher alternativer<br />

Antriebstechnologien voranzutreiben,<br />

um sich ein Alleinstellungsmerkmal<br />

im Markt zu verschaffen.<br />

Doch damit wird es nicht getan sein:<br />

ICC-Chef Uwe Röhrig sieht auch<br />

anderswo grundlegenden Handlungsbedarf,<br />

wie er im TOP Magazin<br />

Hannover schreibt:<br />

„Ich sehe Defizite im Management<br />

und bei der Auswahl der Verkaufsmannschaft.<br />

Die falsche Auswahl der<br />

Führungskräfte zieht unweigerlich<br />

die falsche Auswahl von Verkäufern<br />

nach sich. Dasselbe gilt auch für die<br />

Auswahl von Kundendienstberatern<br />

im Service.<br />

Unternehmen brauchen couragierte,<br />

motivierte, kundenfokussierte, unternehmerisch<br />

mitdenkende, loyale,<br />

begeisterte, ja geradezu glückliche<br />

Mitarbeiter. Mit ihnen lässt sich<br />

Großes gewinnen. Mit den reinen<br />

Zahlenmenschen, Technokraten und<br />

Bürokraten hingegen kann man viel<br />

verlieren – zu allererst die Kunden.“ <br />

Ullrich Rothe<br />

Preisträger<br />

„Großer Preis des<br />

Mittelstandes“<br />

2008


26 20 September I Oktober<br />

Wirtschaft<br />

Regional<br />

(Foto: Rhino/Rolling Advertising Award)<br />

Neue Allianzen in<br />

der Logistikbranche<br />

Nach Mauterhöhung: Outsourcing und Kooperationen nehmen zu<br />

(www.ne-na.de/eigBer.) - Alles Fluchen,<br />

Meckern, Warnen und Drohen<br />

half nichts: Seit 1. Januar <strong>2009</strong> kostet<br />

der Autobahnkilometer schwere Lkw<br />

16,3 statt bisher 13,5 Cent. Dabei gehe<br />

es um reines Abzocken, das über kurz<br />

oder lang den Verbraucher treffe, zudem<br />

stünden Tausende von Arbeitsplätzen<br />

und mittelständische Existenzen<br />

auf dem Spiel, heißt es beim<br />

Bundesverband Güterkraftverkehr,<br />

Logistik und Entsorgung (BGL).<br />

Kreativität gefragt<br />

Um dieser düsteren Zukunftsprognose<br />

entgegenwirken zu können,<br />

müssen Unternehmen zunehmend<br />

kreativ handeln lernen. Das erklärt<br />

der Logistikexperte Reto Gianotti<br />

im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin<br />

NeueNachricht: „Die<br />

Logistikbranche muss sich in Zukunft<br />

der komplizierten Aufgabe stellen,<br />

das gleiche Volumen mit weniger<br />

Bewegung durchzuführen. Einerseits<br />

hilft dabei die Technik: Moderne Systeme<br />

etwa können automatisch das<br />

Volumen von Verpackungen messen<br />

und bei der idealen Auslastung von<br />

Transportfahrzeugen helfen. Darüber<br />

hinaus könnten Unternehmen in Zukunft<br />

beim Transport von Synergie-<br />

Effekten profitieren.“<br />

Leertransporte vermeiden<br />

Bestätigt wird das von Romald Heuvelmans<br />

gegenüber der Lebensmittelzeitung.<br />

Der Customer Logistics<br />

Director der Mars Services GmbH<br />

meint, dass die Herausforderungen,<br />

die aufgrund von Ressourcenknappheit<br />

und Sonderzuschlägen auf die<br />

Unternehmen zukommen, allein<br />

nicht mehr zu bewältigen seien.<br />

Mars und Ferrero hätten daher<br />

beschlossen, in der Distribution zusammenzuarbeiten<br />

und gemeinsam<br />

volle Lkw auf den Weg zu schicken.<br />

Bislang beschränke sich diese Partnerschaft<br />

jedoch auf den Raum<br />

Köln-Düsseldorf. Doch sie scheint<br />

erste Früchte zu tragen: „Händler<br />

rufen an und fragen schon, wann<br />

wir damit bei ihnen anfangen“, so<br />

Heuvelmans. Denn weniger Rampenkontakte<br />

seien auch für den Handel<br />

vorteilhaft. Zukünftig strebe man<br />

Themen-Special in unserer nächsten Ausgabe:<br />

Schwerindustrie<br />

Bestandsaufnahme: Das Industriezeitalter ist vorbei, die Industrien<br />

sind es nicht<br />

Chancen und Risiken: Gerade in Krisenzeiten müssen sich Maschinenbau,<br />

Elektro- und Metallbranche neu erfinden<br />

Wer den unternehmerischen Mittelstand anspricht, kommt am P.T. Magazin<br />

nicht vorbei. Hier können Inserenten einem interessierten Leserkreis Marken,<br />

Innovationen, Problemlösungen, Produkte und Dienstleistungen präsentieren.<br />

Von klassischen Anzeigenschaltungen über Firmenpräsentationen bis zum<br />

Cross Marketing mit unserem Online-Magazin www.pt-magazin.de reicht das<br />

Spektrum der Möglichkeiten.<br />

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bundesweit mehr als<br />

40.000 interessierte Leser, von<br />

denen<br />

95% selbst Unternehmer oder Entscheider<br />

sind. Es gehört zu den<br />

TOP 10 der branchenübergreifenden<br />

Wirtschaftsmagazine Deutschlands.<br />

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Wirtschaft 27<br />

Logistikdienstleister: Lagebeurteilung<br />

Saldo der expansiven Antworten in % aller Befragten<br />

Geschäftslage: gut-befriedigend-schlecht,<br />

Geschäftsentwicklung (zum Vorquartal):<br />

verbessert-unverändert-verschlechtert,<br />

Auftragseingang (gegenüber Vorquartal):<br />

gestiegen-unverändert-gesunken,<br />

Auftragslage: gut-befriedigend-schlecht,<br />

Kapazitätsauslastung:<br />

gut-befriedigend-schlecht<br />

Kapazitätsauslastung<br />

Auftragslageinsgesamt<br />

Auftragseingang Ausland<br />

Auftragseingang Inland<br />

Geschäftsentwicklung<br />

Geschäftslage<br />

2008 -Q3 2008 -Q2 2008 -Q1 2007 -Q4<br />

(Quelle: BVL/DIW Logistik-Indikator)<br />

-20% -10% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%<br />

außerdem an, durch weitere Partnerschaften<br />

Leertransporte auf dem<br />

Rückweg zu vermeiden.<br />

Externe Dienstleister wichtig<br />

Rund 180 Mrd. Euro investiert die<br />

deutsche Wirtschaft jährlich in die<br />

Logistik, um für jeden Bundesbürger<br />

45 Tonnen an Fracht zu bewegen<br />

– dafür rollen allein 1,9 Millionen<br />

LKW auf den Straßen, insgesamt<br />

umfasst die Branche 2,5 Millionen<br />

Erwerbstätige, so eine Studie des<br />

Fraunhofer-Instituts.<br />

Um die gigantischen Warenströme<br />

über immer größere Distanzen überhaupt<br />

transportieren zu können,<br />

übergeben Unternehmen Logistikaufgaben<br />

gerne an externe Dienstleister.<br />

Die erfolgreiche Gestaltung<br />

dieses Outsourcings wird dabei zu<br />

einem wichtigen Eckpfeiler der erfolgreichen<br />

Unternehmensführung.<br />

Schwierige Verhandlungen<br />

Einer Studie der Otto Beisheim<br />

School of Management (WHU) zufolge<br />

liegt der Anteil des Outsourcings<br />

in Europa bei durchschnittlich 65<br />

Prozent. Dabei reiben die Interessen<br />

von Logistikdienstleistern und<br />

Auftraggebern häufig aneinander,<br />

Vertragsvereinbarungen erweisen<br />

sich oftmals als schwierig. Denn<br />

während Auftraggeber ein Höchstmaß<br />

an Flexibilität fordern, um sich<br />

den Nachfrageschwankungen am<br />

Markt besser anpassen zu können,<br />

wollen Dienstleister langfristige<br />

Verträge abschließen, um eigene<br />

Investitionen in Technologie zu<br />

amortisieren.<br />

„Unsere Studie kann einen wichtigen<br />

Beitrag dazu leisten, dass Auftraggeber<br />

und Logistikdienstleister in<br />

Zukunft erfolgreicher zusammenarbeiten.<br />

Ein Ergebnis verweist z. B.<br />

auf die Wahl und die Ausgestaltung<br />

von Vergütungsstrukturen in den<br />

Verträgen. Der richtige Ansatz kann<br />

sich hier sehr positiv für den Kunden,<br />

aber gleichzeitig auch für den Logistikpartner<br />

auswirken“, so Prof. Jürgen<br />

Weber von der WHU. <br />

Patrick Schröder/Gunnar Sohn<br />

ASI<br />

Anlagen SERVICE Instandhaltung<br />

Wir sind ein mittelständisches<br />

Unternehmen mit Blick in die Zukunft!<br />

ASI - Ihr Ausbilder in den Berufen:<br />

Bau der Rasenheizung im<br />

Ernst-Abbe-Sportfeld Jena<br />

ASI - Ihr Dienstleister für alle haustechnischen Aktivitäten.<br />

Wir verstehen uns als intelligenter Problemlöser in den Gewerken Heizungs-,<br />

Sanitär, Lüftungs-, Elektro- und Sicherheitstechnik, Maler- und Trockenbau,<br />

sowie Maschineninstandhaltung.<br />

Anlagenmechaniker SHK (m/w)<br />

Elektroniker für Gebäudetechnik (m/w)<br />

Elektroniker für Fernmelde- und<br />

Telekommunikationstechnik (m/w)<br />

Mechatroniker (m/w)<br />

Maler (m/w)<br />

Bürokaufmann/-frau<br />

Basis unseres Erfolges ist die technische Kompetenz und Flexibilität in der Projektabwicklung. Mit über 280 Mitarbeitern<br />

gehören wir in Thüringen zu den größten Unternehmen der Branche. Erfahrene Fachingenieure und hochqualifizierte<br />

Mitarbeiter lösen Probleme bzw. befassen sich ständig mit Optimierungen in technischen und sonstigen Abläufen<br />

zum beiderseitigen Vorteil. Für Notfälle steht unser 24-Stunden-Bereitschaftsdienst zur Verfügung.<br />

ASI - Ihr Dienstleister für Photovoltaikanlagen.<br />

Wir haben unser Leistungsangebot um die Errichtung von<br />

Photovoltaikanlagen erweitert. Auch wir wollen unseren<br />

Beitrag zur Verbesserung des Umweltklimas leisten. Sonnenenergie<br />

ist ein unerschöpflicher Energielieferant.<br />

Investieren Sie in eine saubere Umwelt!<br />

Investieren Sie in unsere gemeinsame Zukunft!<br />

Investieren Sie in eine Photovoltaikanlage!<br />

Kontakt<br />

ASI Anlagen, Service, Instandhaltung GmbH<br />

Geschäftsführer: Gerhard Schade<br />

Göschwitzer Straße 22<br />

07745 Jena<br />

Tel.: 03641 686-102<br />

Fax: 03641 686-109<br />

Gern beraten wir Sie und führen die Planung,<br />

Errichtung und Betreuung für Sie aus.<br />

2007 ausgezeichnet mit dem<br />

„Großen Preis des Mittelstandes“<br />

gerhard.schade@asi-jena.de<br />

www.asi-jena.de


20 28<br />

September I Oktober<br />

Wirtschaft<br />

Regional<br />

Hin und weg<br />

(Foto: HA Hessen Agentur GmbH)<br />

Deutsche Tourismusbranche bleibt trotz Finanzkrise stabil<br />

„Deutschland wird 2008 insgesamt<br />

auf Weltniveau und über Europaniveau<br />

wachsen.“ Na hoppla, Sätze wie<br />

diesen von Petra Hedorfer liest man<br />

in letzter Zeit ja nicht mehr so häufig.<br />

Doch die Vorstandsvorsitzende<br />

der Deutschen Zentrale für Tourismus<br />

(DZT) sieht ihre Branche weiterhin<br />

in einem positiven Licht.<br />

Vorteil Deutschland<br />

Bestätigt wird sie dabei von einer<br />

Studie der Gesellschaft für Konsumforschung<br />

(GfK), nach der die Deutschen<br />

trotz Rezession und hoher Energiepreise<br />

immer noch Geld für<br />

Urlaubsreisen ausgeben. Vor allem<br />

ältere Menschen und Singles reisen<br />

demnach häufiger, Familien dagegen<br />

schränkten sich ein. „Die aktuellen<br />

konjunkturellen Entwicklungen werden<br />

die Nachfrage sicher noch weiter<br />

belasten und zu Kaufzurückhaltung<br />

führen. Urlaube werden später<br />

gebucht und damit der Preiswettbewerb<br />

verschärft. Allerdings ist dies<br />

auch eine Chance für den Inlandstourismus,<br />

denn die Vorteile des Reiselandes<br />

Deutschland, wie beispielsweise<br />

die gute, flexible Erreichbarkeit<br />

der Urlaubsziele und das hervorragende<br />

Preis-Leistungsverhältnis, haben<br />

dann noch stärkeres Gewicht“,<br />

so Ernst Hinsken, Beauftragter der<br />

Bundesregierung für Tourismus.<br />

Note 1,8<br />

Auch die ersten Jahresergebnisse des<br />

Qualitätsmonitors Deutschland-Tourismus,<br />

den die DZT zusammen mit<br />

der Europäischen Reiseversicherung<br />

ins Leben gerufen hat, sind äußerst<br />

positiv: Mit der „Schulnote“ 1,8 geben<br />

inländische Touristen dem Reiseland<br />

Deutschland auch im Erfassungszeitraum<br />

des Sommerhalbjahres 2008<br />

ein sehr gutes Zeugnis und zeigen<br />

weiterhin ihre Zufriedenheit mit der<br />

Qualität des touristischen Angebotes.<br />

Weltweit wird das Reiseland<br />

Deutschland ebenfalls ausgesprochen<br />

positiv bewertet: So stellte der<br />

stark erweiterte Anholt-GfK Roper<br />

Nation Brands Index SM Deutschland<br />

erneut an die Spitze: Seit 2007 steht<br />

Deutschlands Image unter mittlerweile<br />

50 Nationen an erster Stelle.<br />

Holland Top – USA Flop<br />

Insgesamt ist der Deutschland-Tourismus<br />

aus dem Ausland in den ersten<br />

acht Monaten des Jahres 2008<br />

um 4,6 Prozent auf 39,3 Millionen<br />

Übernachtungen gestiegen. Die<br />

Übernachtungen aus den Niederlanden<br />

sind im Jahresverlauf sogar um<br />

acht Prozent gestiegen. Der August<br />

hat indessen etwa auf Vorjahresniveau<br />

abgeschlossen, da mehr Niederländer<br />

im Juli Ferien gemacht haben.<br />

Zusammen mit dem zehnprozentigen<br />

Zuwachs im Juli liegt die<br />

Sommersaison aus dem größten<br />

Auslandsmarkt für den Deutschland-<br />

Tourismus deutlich im Plus. Ein Verlust<br />

von 5,4 Prozent im August ist<br />

hingegen aus den USA zu vermelden.<br />

Hier wirkt sich die Finanzkrise am<br />

deutlichsten aus. Die DZT erwartet in<br />

diesem Markt in den nächsten zwei<br />

bis drei Jahren weitere Verluste zwischen<br />

fünf und zehn Prozent.<br />

Aufschwung Ost<br />

Einen Aufschwung erlebt der<br />

Deutschland-Tourismus weiterhin<br />

aus Osteuropa. Ein Plus von 13,9 Prozent<br />

vermelden die Statistiker für<br />

den August aus Polen, 17,1 aus Russland<br />

und 17,5 aus der Tschechischen<br />

Republik. Auch mittelfristig sind hier<br />

weitere Zuwächse zu erwarten. Mit<br />

einem Zuwachs von 20,4 Prozent im<br />

ersten Halbjahr 2008 boomte der indische<br />

Markt.<br />

40 Prozent der Bundesbürger sparen laut Marktforschungsinstitut TNS Emnid<br />

für eine Reise oder Urlaub<br />

„Asien und Osteuropa sind zwei<br />

Wachstumsregionen, in denen sich<br />

die DZT bereits seit einiger Zeit stark<br />

engagiert. Mittelfristig hoffen wir, so<br />

die zu erwartenden Verluste aus den<br />

USA ausgleichen zu können“, erklärt<br />

DZT-Chefin Hedorfer. <br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


30 20 September I Oktober<br />

Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

Regional<br />

(Foto: © RainerSturm/PIXELIO)<br />

Die Elite,<br />

die niemand kennt<br />

Die besten mittelständischen Unternehmen Deutschlands sind<br />

wesentlich wachstumsstärker, innovativer und krisenfester als<br />

jeder Konzern. Trotzdem werden sie von der Öffentlichkeit nicht<br />

wahrgenommen.<br />

Nach wie vor werden die Konsumenten<br />

von Massenmedien mit<br />

Meldungen regelrecht zugeschüttet,<br />

wenn ein Großunternehmen in<br />

Schieflage gerät. Im vergangenen<br />

Sommer las sich das etwa so: „Die<br />

Telekom steht vor dem Totalabbau“,<br />

„Telekom-Mitarbeiter protestieren“,<br />

„Strafanzeigen wegen<br />

Insiderhandels“.<br />

An einem einzigen Tag im August<br />

2008 listete das Nachrichtenportal<br />

Google-News 20 723 Nachrichten in<br />

hunderten Medien auf, die sich mit<br />

dem Kommunikations-Riesen beschäftigten.<br />

Nicht ganz zu Unrecht.<br />

Schließlich verantwortet der Konzern<br />

mit über 60 Mrd. Euro Umsatz rund<br />

250 000 Arbeitsplätze.<br />

Eher uninteressant?<br />

Andererseits: Die 3 184 Unternehmen,<br />

die im Jahr 2008 zum Wettbewerb<br />

„Großer Preis des Mittelstandes“ nominiert<br />

wurden, machen auch 61,4<br />

Mrd. Euro Umsatz. Sie beschäftigen<br />

mit 455 461 Mitarbeitern sogar so<br />

viele Menschen wie die Konzerne<br />

Telekom, BASF und BMW zusammen.<br />

Und im Gegensatz zu den „Großen“<br />

steigerten sie ihren Umsatz zwischen<br />

2003 und 2007 um 61 Prozent – dreimal<br />

so dynamisch wie das deutsche<br />

Durchschnittsunternehmen.<br />

Seit 2003 bauten sie 131 000 neue<br />

Arbeitsplätze auf – das ist ein Wachstum<br />

von 40 Prozent. Und es entspricht<br />

der 20-fachen Dynamik des<br />

deutschen Durchschnittsunternehmens.<br />

Kommen diese Betriebe deshalb<br />

ebenso durchschlagend wie die<br />

Telekom in den Medien vor? Nein.<br />

Es sind „nur“ kleine und mittlere Firmen.<br />

Nur wenige erreichen mehr als<br />

100 Mio. Euro Umsatz. Für die überregionale<br />

Presse sind sie – meistens<br />

– eher uninteressant.<br />

Über den Tellerand<br />

Wer so positiv auffällt, dass er zum<br />

Wettbewerb „Großer Preis des Mittelstandes“<br />

nominiert wird, hat<br />

meistens nicht nur hervorragende<br />

Zahlen, sondern blickt bewusst über<br />

den Tellerrand des eigenen Unternehmens<br />

hinaus. Das zeigt sich z. B.<br />

in der Ausbildung: Mit fast 28 000<br />

Auszubildenden erreichten die Wettbewerbsteilnehmer<br />

eine Ausbildungsquote<br />

von 8,3 Prozent.<br />

Das übersteigt den Durchschnitt<br />

laut Statistischem Bundesamt um<br />

70 Prozent. Drei der fünf Wettbewerbskriterien<br />

sind durch Zahlen<br />

weniger fassbar. Sie sind qualitativer<br />

Natur. Sie spiegeln das Unternehmen<br />

als Ganzes und seine Rolle<br />

in der Gesellschaft wider.<br />

Das dritte Kriterium bewertet die<br />

Leistungen bei „Innovation und<br />

Modernisierung“, und zwar nicht<br />

nur die Zahl eigener Patent- und<br />

Die 3 184 zum „Großen Preis des Mittelstandes“<br />

2008 nominierten Unternehmen leisteten:<br />

61,4 Mrd. Euro Umsatz = so viel wie<br />

Telekom-Konzern<br />

61% Umsatzsteigerung in 5 Jahren<br />

= 3-facher deutscher Durchschnitt<br />

37 849 Azubis, Ausbildungsquote 8,3%<br />

= 70% über deutschem Durchschnitt<br />

99 Prozent investieren = 2-facher KMU-<br />

Durchschnitt<br />

Gebrauchsmusteranmeldungen,<br />

sondern auch die Leistungen in Forschung<br />

und Entwicklung, die gezielte<br />

Kooperation mit anderen Unternehmen,<br />

mit Hoch- und Fachschulen,<br />

bei der Entwicklung neuer Produkte<br />

und Verfahren ebenso wie bei der<br />

ununterbrochenen technologischen<br />

Modernisierung der Abläufe im<br />

Unternehmen.<br />

Zwei Welten<br />

Mit rund 90 Prozent aller Wettbewerbsteilnehmer<br />

haben mehr<br />

als doppelt so viele wie im Durchschnitt<br />

der Gesamtwirtschaft im<br />

Bereich „Innovation und Modernisierung“<br />

Enormes geleistet. So<br />

werden künftige Umsatz-, Beschäftigungs-<br />

und Ertragspotenziale<br />

generiert und gesichert. 99 Prozent<br />

aller Teilnehmer, ebenfalls doppelt<br />

so viele Unternehmen wie im<br />

Durchschnitt, weisen daher jährlich<br />

Investitionen auf.<br />

Voraussetzung solcher kapitalintensiven<br />

Zukunftssicherungen ist eine<br />

ausreichende Eigenkapitalquote.<br />

Diese ist bei den Wettbewerbsteilnehmern<br />

deutlich höher als im deutschen<br />

Durchschnitt und liegt nicht<br />

selten bei 50 Prozent.<br />

Im vierten Kriterium wird nach<br />

dem „Engagement in der Region“<br />

gefragt. Fast selbstverständlich<br />

sind hier vielfältige sportliche, soziale<br />

oder kulturelle Aktivitäten.<br />

Unternehmer, Führungskräfte und<br />

Mitarbeiter zahlreicher Unternehmen<br />

sind aktiv in Wahlfunktionen<br />

im Ehrenamt tätig, so z. B. in Kommunalparlamenten,<br />

Kammern und<br />

Verbänden.<br />

455 461 Mitarbeiter = so viel wie Telekom,<br />

BASF und BMW zusammen<br />

40% Beschäftigungssteigerung<br />

in 5 Jahren = 20-facher deutscher<br />

Durchschnitt<br />

134.811 Euro Umsatz je Beschäftigten p. a.<br />

= ca. 20% über KMU-Durchschnitt<br />

Besonders wichtig aber ist den Juroren<br />

des Wettbewerbs, dass etwa<br />

die Hälfte der Teilnehmer über teils<br />

ausgedehnte Aktivitäten im Bereich<br />

Schule, Schulbildung, Lehrerfortbil-<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


Oskar-Patzelt-Stiftung 31<br />

Kleinbetriebe am dynamischsten<br />

dung und Erziehung berichtet.<br />

„Die in deutschen Schulbüchern<br />

abgebildete Arbeitswelt ist primär<br />

eine Welt der Arbeitnehmer, streckenweise<br />

des Handwerks, nur selten<br />

eine unternehmerische“, fasst<br />

Prof. Simone Lässig, Leiterin des<br />

Georg-Eckert-Instituts für internationale<br />

Schulbuchforschung, eine Vergleichsstudie<br />

an über 140 deutschen,<br />

englischen und schwedischen<br />

Schulbüchern zusammen.<br />

„Unsere Wirtschaft braucht neue,<br />

junge Unternehmer“, so EU-Kommissar<br />

Günter Verheugen bei der<br />

Präsentation der Studie. „Deswegen<br />

ist mehr Kenntnis über die Wirtschaft<br />

im Allgemeinen notwendig.<br />

Diejenigen, die Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer werden wollen,<br />

sollten unterstützt und ermutigt<br />

werden. Moderne Arbeitsmarktpolitik<br />

muss kleinen und mittleren<br />

Unternehmen Mut machen und den<br />

Rücken stärken, denn dort entstehen<br />

die Ausbildungs- und Arbeitsplätze<br />

von morgen und übermorgen.“<br />

Problem Staatsgläubigkeit<br />

Die Realität ist leider nach wie vor<br />

anders. Für Alfred C. Mierzejewski,<br />

Professor für deutsche Geschichte<br />

an der University of North Texas,<br />

spiegelt die politische Landschaft im<br />

Deutschland des Jahres 2008 daher<br />

die Situation aus Ludwig Erhards<br />

Zeiten wider: Quer durch alle politischen<br />

Parteien werde nach einem<br />

starken Staat gerufen, der Sozialstandards<br />

garantieren und bestehende<br />

Armut bekämpfen soll.<br />

Das sichtbarste Symptom dieser Forderung<br />

ist der wachsende Zuspruch<br />

für die neue Linke. Mierzejewski<br />

kritisiert, dass die Deutschen, im<br />

Vergleich beispielsweise zu den<br />

US-Amerikanern, den freien Markt<br />

niemals wirklich mit Chancen verbunden<br />

haben, sondern immer nur<br />

mit Ungleichheiten und Risiken.<br />

An sozialen Konflikten hat angeblich<br />

immer „der Kapitalismus“<br />

schuld.<br />

Laut Mierzejewski sehen die meisten<br />

Deutschen wie zu Erhards Zeiten<br />

auch heute im Wettbewerb etwas<br />

Negatives, glauben, dass Armut<br />

durch eine staatliche Wohlstandspolitik<br />

bekämpft werden kann und<br />

sehen Einkommensunterschiede<br />

prinzipiell als ungerecht und Unternehmer<br />

grundsätzlich als egoistisch<br />

an. Dass dieses Bild zumindest auf<br />

die 3 184 erfolgreichen Wettbewerbsteilnehmer<br />

des vergangenen Jahres<br />

nicht zutreffen kann, zeigt die Tatsache,<br />

dass diese jährlich etwa 11,9<br />

Mrd. Euro an Steuern und Abgaben<br />

abführen.<br />

Kosten des „Profitstrebens“<br />

Dabei ist der Anteil der vieldiskutierten<br />

Ertragssteuern auf die Gewinne<br />

der Unternehmer der kleinste<br />

Posten. Das weitaus meiste entspricht<br />

strafbewehrten „Gebühren“<br />

dafür, überhaupt arbeiten zu dürfen:<br />

3,5 Mrd. Euro Umsatzsteuervorauszahlungen<br />

sind zwar in der Gewinn-<br />

und Verlustrechnung nur ein<br />

Durchlaufposten, belasten jedoch<br />

die Liquidität monatlich aufs Neue.<br />

Über die Hälfte des Gesamtbetrags<br />

aller Abführungen machen Arbeitgeber-<br />

und Arbeitnehmerbeiträge<br />

3,5 Mrd. Euro Umsatzsteuer p. a.<br />

= 5,7% strafbewehrte Liquiditätsbelastung<br />

auf Umsatz<br />

= 2,5-facher deutscher Durchschnitt<br />

1,5 Mrd. Euro Ertragssteuern p. a.<br />

= deutlich mehr als alle relevanten<br />

Vergleichsgruppen<br />

1 Untersucht wurden 876 für den „Großen<br />

Preis des Mittelstandes“ nominierte Unternehmen<br />

aus 13 Branchen.<br />

zu Kranken-, Renten-, Pflege- und<br />

Arbeitslosenversicherung sowie<br />

Lohnsteuern aus. Diese Posten werden<br />

in den Medien meist nur als<br />

Arbeitnehmerkosten, nicht als Unternehmenskosten<br />

diskutiert.<br />

Je Arbeitsplatz führen die über<br />

3 000 erfolgreichen Unternehmen<br />

so durchschnittlich mehr als 26.000<br />

Euro Steuern und Abgaben jährlich<br />

an den Staat ab. Und selbst im Verlustfall,<br />

wenn mangels Gewinn gar<br />

keine Ertragssteuer anfällt, summieren<br />

sich diese Belastungen auf fast<br />

23.000 Euro je Arbeitsplatz. Würde<br />

sich der Staat nur mit der Hälfte<br />

begnügen, könnte jedem Arbeitnehmer<br />

sofort ein um 500 Euro höheres<br />

monatliches Nettoeinkommen ausgezahlt<br />

werden.<br />

Man kann all diese Zahlen interpretieren,<br />

wie man will. „Profitstreben“<br />

auf Kosten der Allgemeinheit und<br />

„Manchester-Kapitalismus“ lassen<br />

sich den Teilnehmern des Wettbewerbs<br />

„Großer Preis des Mittelstandes“<br />

ganz sicher nicht unterstellen<br />

– im Gegenteil! <br />

Die 3 184 zum „Großen Preis des Mittelstandes“<br />

2008 nominierten Unternehmen zahlten:<br />

6,9 Mrd. Euro p. a. Lohnsteuer und<br />

strafbewehrte AG/AV-Beträge zu<br />

Kranken-, Renten-, Pflege- und<br />

Arbeitslosenversicherung<br />

11,9 Mrd. Euro Abgaben insgesamt<br />

= 3,7 Mio. Euro/Unternehmen<br />

= 26.127 Euro/Beschäftigter<br />

(Quelle: Oskar-Patzelt-Stiftung)<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


32<br />

Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

Bundesverdienstkreuz<br />

für den Mittelstand<br />

(Fotos: eventDiary, Archiv)<br />

Am 6. September 2008 nahm Dr.<br />

Helfried Schmidt die Auszeichnung<br />

in Magdeburg entgegen.<br />

Die Oskar-Patzelt-Stiftung wurde für ihre Mittelstandsinitiative<br />

mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der<br />

Bundesrepublik Deutschland geehrt<br />

Der Vorstandsvorsitzende der<br />

Oskar-Patzelt-Stiftung und Initiator<br />

des Wettbewerbs „Großer Preis<br />

des Mittelstandes“ stellte in seiner<br />

Dankesrede klar, dass er die Verdienstmedaille<br />

stellvertretend für<br />

die vielen ehrenamtlichen Helfer<br />

der Mittelstandsinitiative entgegennimmt.<br />

Insbesondere dankte<br />

Schmidt seiner langjährigen Wegbegleiterin<br />

Petra Tröger, die ebenfalls<br />

im Vorstand der Oskar-Patzelt-<br />

Stiftung tätig ist.<br />

Zwölf Jahre lang entwickelten die<br />

beiden Stiftung und Wettbewerb<br />

gemeinsam weiter und schufen so<br />

ein bundesweit beachtetes mittelständisches<br />

Netzwerk des Erfolgs.<br />

Das würdigte auch Sachsen-<br />

Anhalts Ministerpräsident Prof.<br />

Dr. Wolfgang Böhmer, der die hohe<br />

Ehrung im Auftrag von Bundespräsident<br />

Horst Köhler vornahm. Böhmer<br />

unterstrich in seiner Laudatio,<br />

dass der „Große Preis des Mittelstandes“<br />

heute zu den größten und<br />

wichtigsten Mittelstandswettbewerben<br />

überhaupt gehöre.<br />

Eine Besonderheit sei, dass bei der<br />

Preisvergabe neben den unternehmerischen<br />

Leistungen auch das<br />

Engagement in der jeweiligen Region<br />

berücksichtigt werde.<br />

„Die Initiative der Oskar-Patzelt-<br />

Stiftung“, so Böhmer wörtlich, sei<br />

„Lobby-Arbeit im besten Sinne“.


Oskar-Patzelt-Stiftung 33<br />

Klare Worte<br />

Noch sitzt uns das alte Jahr im<br />

Nacken. Einfach war es nicht. Doch<br />

am Anfang eines neuen Jahres<br />

schaut man nach vorn und konzentriert<br />

sich auf die neuen Aufgaben,<br />

die auch für alle Mitwirkenden<br />

transparent sein müssen.<br />

Gerne werden viele Reden auf das<br />

neue Jahr geschwungen. Viele Pläne<br />

werden verkündet. Es ist so einfach,<br />

allgemeine Versprechungen zu<br />

machen. Jedes Jahr hört man die<br />

Reden der Regierungschefs und<br />

-chefinnen. Aber wenn Sie das neue<br />

Jahr beginnen, seien Sie wahrhaftig.<br />

Was soll man mit diesen allgemeinen<br />

Willenskundgebungen machen?<br />

Wenn Sie eine Rede halten, denken<br />

Sie an Ihre Vertrauten und Mitstreiter<br />

und wählen Sie klare Worte.<br />

Das zeigt, dass Sie ihren Gegenüber<br />

ernst und wichtig nehmen. Wer mag<br />

schon allgemeinen Schmus?<br />

Dieses Jahr hat wieder besondere<br />

Herausforderungen für uns alle.<br />

Wir müssen uns nicht nur einfach<br />

weiter anstrengen wie bisher,<br />

sondern sicher noch etwas mehr.<br />

Wir werden die Kraft haben, das<br />

zu schaffen, was wir uns vorgenommen<br />

haben. Dabei scheint<br />

es nie einfacher, sondern immer<br />

anspruchsvoller zu werden. Das<br />

Glück des Tüchtigen, darauf vertrauen<br />

wir.<br />

Die Dinge im Ruder halten und langsam<br />

durchziehen, vielleicht auch<br />

gegen den Strom, dazu braucht es<br />

einen klaren Blick auf das Ziel.<br />

Wenn in unserem unmittelbaren<br />

Umfeld alles in einem guten Fahrwasser<br />

ist, kann es doch nur gut für<br />

alle sein. Das zieht andere mit und<br />

bringt Erfolg. Lieber etwas tun für<br />

die Allgemeinheit als Reden halten<br />

für die Allgemeinheit.<br />

Nehmen Sie die Herausforderung<br />

mit Elan und gutem Mut an! In<br />

einer Krise liegt immer auch eine<br />

Chance. Suchen Sie sie und packen<br />

Sie die Möglichkeiten beim Schopf!<br />

Und wenn Sie sich wie Baron von<br />

Münchhausen am eigenen Schopfe<br />

aus dem Sumpf ziehen müssen. Es<br />

blieb uns bisher nichts weiter übrig,<br />

und es wird wohl wieder nichts<br />

anderes übrigbleiben! Wir werden<br />

alles Erdenkliche unternehmen, um<br />

das Boot auf Kurs zu halten, in dem<br />

wir alle sitzen.<br />

Dazu viel Kraft und Enthusiasmus<br />

wünscht Ihnen<br />

Ihre Petra Tröger<br />

(Foto: Detlev Müller)


34<br />

Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

Fahrplan zum „Großen Preis des Mittelstandes“<br />

November:<br />

Nominierungsaufforderung<br />

durch die Oskar-Patzelt-<br />

Stiftung<br />

bis 31. Januar:<br />

Einreichung der Vorschläge<br />

bis Ende Februar:<br />

Benachrichtigung der nominierten<br />

Unternehmen durch<br />

die Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

bis Ende März:<br />

auszugsweise Veröffentlichung<br />

nominierter Unternehmen;<br />

regionale Workshops<br />

bis 15. April:<br />

Übermittlung wettbewerbsrelevanter<br />

Daten durch die<br />

nominierten Unternehmen<br />

an die Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

via SQL-Datenbank<br />

bis Mitte Mai:<br />

Vorauswertung der Daten<br />

durch die Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

hinsichtlich Erfüllung<br />

der Wettbewerbskriterien<br />

bis Anfang Juni:<br />

Bei Erfüllung der Kriterien<br />

erhalten die nominierten<br />

Unternehmen eine Urkunde<br />

über die Erreichung der<br />

2. Stufe (Juryliste)<br />

bis Ende Juli:<br />

Auswahl der Preisträger und<br />

Finalisten durch 12 Landesund<br />

eine Abschlussjury<br />

Die Entscheidungen der<br />

Jurys bleiben bis zu den Auszeichnungsveranstaltungen<br />

geheim – kein Unternehmen<br />

wird vor der Preisverleihung<br />

informiert<br />

September/Oktober:<br />

Ehrung der Preisträger und<br />

Finalisten durch die Oskar-<br />

Patzelt-Stiftung auf mehreren<br />

regionalen Auszeichnungsveranstaltungen<br />

Verleihung der bundesweiten<br />

Sonderpreise und Ehrenplaketten<br />

der Oskar-Patzelt-<br />

Stiftung auf dem Bundesball<br />

in Berlin<br />

An den Auszeichnungsveranstaltungen<br />

können alle<br />

Unternehmen teilnehmen<br />

Preisträger und Finalisten<br />

werden im P.T. Magazin und<br />

im Internet veröffentlicht<br />

Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />

Jedes Jahr im November fordert<br />

die Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

zahlreiche Kommunen, Kammern,<br />

Verbände und Institutionen<br />

auf, erfolgreiche Unternehmen<br />

für den „Großen Preis des<br />

Mittelstandes“ zu nominieren.<br />

Das dürfen aber auch Privatpersonen<br />

und Unternehmen,<br />

lediglich Selbstnominierungen<br />

sind ausgeschlossen.<br />

Stichtag ist der 31. Januar.<br />

Im Februar werden die nominierten<br />

Unternehmen von der<br />

Oskar-Patzelt-Stiftung schriftlich<br />

benachrichtigt und zur<br />

Einreichung wettbewerbsrelevanter<br />

Unterlagen aufgefordert.<br />

Nominierte Unternehmen<br />

werden auszugsweise veröffentlicht.<br />

In einer passwortgeschützten<br />

SQL-Datenbank kann jedes nominierte<br />

Unternehmen detaillierte,<br />

wettbewerbsrelevante<br />

Informationen bereitstellen,<br />

die für eine Jury-Entscheidung<br />

gebraucht werden. Stichtag ist<br />

der 15. April.<br />

Zusätzliches Material (Dokumente,<br />

Videos etc.) kann bis<br />

Ende April eingereicht werden.<br />

Danach erfolgt eine Vorauswertung<br />

der Daten hinsichtlich<br />

der 5 Preiskriterien. Sind diese<br />

erfüllt, verbleibt das Unternehmen<br />

im Wettbewerb und erhält<br />

eine Urkunde.<br />

Alle übrigen Unternehmen werden<br />

nicht gesondert informiert.<br />

Aus den Teilnehmern der<br />

im Wettbewerb verbliebenen<br />

Unternehmen wählen die<br />

regional aufgestellten Jurys die<br />

Preisträger und Finalisten aus.<br />

12 Landes- und eine Abschlussjury<br />

entscheiden dabei auf der<br />

Grundlage der eingesandten<br />

Unterlagen. Entscheidend sind<br />

die grundsätzliche Erfüllung<br />

und das qualitative Niveau der<br />

5 Bewertungskriterien.<br />

Die Regionaljurys entscheiden<br />

über die Kandidaten ihrer Wettbewerbsregion,<br />

die Abschlussjury<br />

über die Vergabe der<br />

Sonderpreise und Ehrenplaketten.<br />

Die Jury-Sitzungen finden<br />

i. d. R. zwischen Ende Mai und<br />

Ende Juli statt. Die Jury-Entscheidungen<br />

bleiben bis zur<br />

Preisverleihung geheim.<br />

Die Preisverleihungen finden<br />

im September und Oktober auf<br />

mehreren regionalen und einer<br />

bundesweiten Auszeichnungsveranstaltung<br />

statt. Erst dann<br />

erfahren die Gewinner von ihrer<br />

Ehrung. Pro Region werden<br />

i.d.R. 3 Preisträger und 5 Finalisten<br />

ausgezeichnet.<br />

An die jeweiligen Gala-Abende<br />

schließen sich ein Büfett und<br />

ein Ball mit abwechslungsreicher<br />

Unterhaltung an. Preisträger<br />

und Finalisten werden<br />

im P.T. Magazin und im Internet<br />

veröffentlicht.<br />

Teilnehmen kann jeder, also<br />

auch, wer nicht zum Wettbewerb<br />

nominiert wurde.<br />

(Fotos: eventDiary, © Thomas Pieruschek/aboutpixel.de, Archiv)<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


.<br />

R<br />

2/2005 Rm Balleinladung – Regional 35 21<br />

Hauptsponsor<br />

Großer Preis des Mittelstandes <strong>2009</strong><br />

Kartenbestellung für Gala und Ball<br />

über Fax: 0341 24061-66, Online-Shop – www.pt-magazin.de/shop/karten/ –<br />

oder Bestellcoupon einsenden an:<br />

Oskar-Patzelt-Stiftung | Bundesgeschäftsstelle | Melscher Str. 1 | 04299 Leipzig<br />

15. Oskar-Patzelt-Stiftungstage<br />

Bitte senden Sie mir für folgende Veranstaltungen Karten zu:<br />

05. September <strong>2009</strong>, Maritim Hotel Magdeburg<br />

Preisverleihung für Unternehmen aus Sachsen-Anhalt, Sachsen,<br />

Berlin/Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern<br />

Euro 140,– zzgl. MwSt. pro Karte<br />

*Zimmerreservierung unter: Tel. o391 5949-886<br />

Anz.:<br />

12. September <strong>2009</strong>, Maritim Hotel Würzburg<br />

Preisverleihung für Unternehmen aus Bayern,<br />

Baden-Württemberg, Hessen und Thüringen<br />

Euro 140,– zzgl. MwSt. pro Karte<br />

*Zimmerreservierung unter: Tel. 0931 3053-819<br />

Anz.:<br />

26. September <strong>2009</strong>, Maritim Hotel Düsseldorf<br />

Preisverleihung für Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen,<br />

Niedersachsen/Bremen, Schleswig-Holstein/Hamburg und<br />

Rheinland-Pfalz/Saarland<br />

Euro 140,– zzgl. MwSt. pro Karte<br />

*Zimmerreservierung unter: Tel. 0211 5209-0<br />

Anz.:<br />

24. Oktober <strong>2009</strong>, Maritim Hotel Berlin<br />

(nicht imMARITIM proArte Hotel Berlin)<br />

Bundesball – Verleihung der Sonderpreise und Ehrenplaketten<br />

Euro 150,– zzgl. MwSt. pro Karte<br />

*Zimmerreservierung unter: Tel. 030 2033-4410<br />

Anz.:<br />

Name<br />

Firma<br />

Anschrift<br />

Telefon<br />

Die von mir bestellte(n) Karte(n) bezahle ich per Überweisung an:<br />

Raiffeisen Landesbank Oberösterreich ZNdl Süddeutschland<br />

BLZ 740 20 100 • Konto-Nr. 830 39 50<br />

(Kennwort: Großer Preis des Mittelstandes)<br />

(Die Karten werden nach Zahlungseingang versandt.)<br />

Die Anzahl der Plätze ist beschränkt. Die Karten werden in der Reihenfolge des Bestellungseingangs<br />

vergeben. Bei Kartenrückgabe müssen wir ab vier Wochen vor der jeweiligen Veranstaltung eine<br />

Stornogebühr von 100% einbehalten.<br />

*Die Reservierung von Hotelzimmern erfolgt nur direkt bei den Hotels<br />

bis spätestens vier Wochen vor Veranstaltung.<br />

(Kennwort: Großer Preis des Mittelstandes)<br />

Unterschrift


Preise der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

Traditionell werden seit 1999 Sonderpreise<br />

an Persönlichkeiten/Institutionen<br />

verliehen, die für bestechend<br />

positive Beispiele der Mittelstandsförderung<br />

stehen:<br />

Unternehmerin des Jahres<br />

Für eine Unternehmerin, die die Kriterien<br />

des Wettbewerbs erfüllt und<br />

in besonderer Weise Hervorragendes<br />

als Unternehmerin geleistet hat.<br />

Bank des Jahres<br />

Für ein Kreditinstitut, das herausragende<br />

Leistungen, Engagement und<br />

Erfolge bei Aufbau und Pflege gesunder<br />

mittelständischer Wirtschaftsstrukturen<br />

vorzuweisen hat.<br />

Kommune des Jahres<br />

Für Persönlichkeiten und/oder Institutionen<br />

der Kommunalpolitik, die<br />

herausragende Leistungen, Engagement<br />

und Erfolge bei Aufbau und<br />

Pflege gesunder mittelständischer<br />

Wirtschaftsstrukturen vorzuweisen<br />

haben.<br />

Bundesweit:<br />

Premier-Ehrenplakette<br />

Für besonders überzeugende Entwicklung<br />

von Unternehmen, die<br />

bereits Preisträger des „Großen<br />

Preises des Mittelstandes“ und des<br />

„Premier“ sind.<br />

Premier<br />

Die höchste zu vergebende Auszeichnung<br />

im Rahmen des Wettbewerbs<br />

für einen Preisträger, dessen Auszeichnung<br />

mindestens zwei Jahre<br />

zurückliegt und der sich seitdem<br />

bedeutend weiterentwickelt hat.<br />

Premier-Finalist<br />

Für einen Preisträger, dessen Auszeichnung<br />

mindestens zwei Jahre<br />

zurückliegt und der sich seitdem<br />

bedeutend weiterentwickelt hat.<br />

Ehrenplakette<br />

Für die Preisträger des Jahres, die die<br />

Jurys am nachhaltigsten beeindruckt<br />

haben und für bemerkenswerte<br />

Unternehmensentwicklungen von<br />

Preisträgern der Vorjahre.<br />

In den 12 Wettbewerbs regionen:<br />

Großer Preis des Mittelstandes<br />

Jährlich für die i. d. R. drei Unternehmen<br />

je Wettbewerbsregion, die die<br />

fünf Wettbewerbskriterien am deutlichsten<br />

erfüllen.<br />

Finalist<br />

Jährlich für die i. d. R. fünf Unternehmen<br />

je Wettbewerbsregion, die fast<br />

ebenso gute Jurybewertungen erhielten<br />

wie die Preisträger.<br />

Ehrenplakette<br />

Premier-<br />

Ehrenplakette<br />

Finalist Großer Preis des Mittelstandes,<br />

Unternehmerin des Jahres<br />

und Sonderpreise<br />

Premier-Finalist Premier<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


Oskar-Patzelt-Stiftung 37<br />

Weihnachtsland ist Wirtschaftsland<br />

Deutschlands Mittelstand zu Gast im Erzgebirge<br />

(Foto:<br />

KHWW<br />

World orldW<br />

Wide)<br />

Der Landrat des Erzgebirgskreises<br />

Frank Vogel empfing am Freitag,<br />

dem 28.11.2008 Vertreter der Oskar-<br />

Patzelt-Stiftung und mittelständische<br />

Unternehmen aus 13 Bundesländern<br />

zu einer Herbstkonferenz.<br />

Neben Lob und Anerkennung für die<br />

fünf regionalen Firmen, die dieses<br />

Treffen ausgerichtet haben, gab<br />

es Erstaunen über die Fakten zum<br />

Landkreis.<br />

Den meisten Gästen ist das Erzgebirge<br />

lediglich als „Weihnachtsland“<br />

und weniger als Wirtschaftsstandort<br />

ein Begriff. Dieses Bild konnte Landrat<br />

Vogel im Rahmen seines Vortrages<br />

korrigieren.<br />

Die Gewinner<br />

Eine Gruppe regionaler Unternehmen<br />

und Unternehmerpersönlichkeiten<br />

war nun erstmals Gastgeber<br />

hier im Erzgebirge. Sie alle sind<br />

Gewinner beim „Großen Preis des<br />

Mittelstandes“ der Oskar-Patzelt-<br />

Stiftung.<br />

Die Firmen Curt Bauer aus Aue,<br />

CAWI Stanztechnik und Kartonagen<br />

GmbH aus Schwarzenberg, die Firma<br />

HENKA Werkzeuge und Werkzeugmaschinen<br />

GmbH aus Rittersgrün<br />

und die Kreissparkasse Aue-Schwarzenberg<br />

haben in den vergangenen<br />

Jahren mit Erfolg am Wettbewerb<br />

teilgenommen.<br />

Allgemeines Erstaunen<br />

Landrat Frank Vogel stellte den neuen<br />

Erzgebirgskreis vor und erläuterte<br />

den Stellenwert der mittelständischen<br />

Wirtschaft, die in der Region<br />

eine gute Ausprägung hat. Den meisten<br />

Gästen war nicht bewusst, dass<br />

das Erzgebirge einen guten Ruf als<br />

Wirtschaftsstandort genießt.<br />

Ist doch in anderen Regionen<br />

Deutschlands das Bild immer noch<br />

eher vom „Weihnachtsland“ geprägt.<br />

„Wir fühlen uns der Idee der Oskar-<br />

Patzelt-Stiftung verbunden…“, so<br />

Hans Perry, Vorstandsvorsitzender<br />

der Kreissparkasse Aue-Schwarzenberg,<br />

die im vergangenen Jahr den<br />

Sonderpreis „Bank des Jahres“ zuerkannt<br />

bekam.<br />

Aus der Mitte<br />

„Deutschland ist ein Land des Mittelstandes“,<br />

so Perry. „Über 99 Prozent<br />

aller Unternehmen sind kleine und<br />

mittlere Betriebe. Sie stellen rund 20<br />

Millionen Arbeitsplätze. Der Mittelstand<br />

hat ganz wesentlichen Anteil<br />

am Erfolg der deutschen Wirtschaft<br />

auf den internationalen Märkten<br />

und im eigenen Land.“<br />

Viele der angereisten Unternehmer<br />

dürfen sich zu den wenigen Unternehmen<br />

in ganz Deutschland zählen,<br />

die in den vergangenen Jahren den<br />

„Großen Preis des Mittelstandes“<br />

erhalten haben.<br />

Fester Wille<br />

Neben dieser gemeinsamen Verbindung<br />

ist es der feste Wille aller Teilnehmer,<br />

ihre Unternehmen durch<br />

die Herausforderungen der Zukunft<br />

zu steuern und auch weiterhin<br />

erfolgreich am Markt zu etablieren.<br />

Dies nimmt auch der Vorstandsvorsitzende<br />

der Sparkasse Aue-<br />

Schwarzenberg für sich als Maßstab.<br />

„Die Sparkassen und meiner<br />

Meinung nach der gesamte Bankensektor<br />

sollten sich stärker auf<br />

die Tugenden besinnen, die den<br />

deutschen Mittelstand zum Motor<br />

unseres Landes gemacht haben und<br />

der uns hoffentlich auch künftig<br />

vorwärts bringen wird…“, sprach<br />

Perry aus, was ein Großteil der<br />

Anwesenden dachte.<br />

Lobbyarbeit<br />

Weiter führte Perry aus: „Der ‚Große<br />

Preis des Mittelstandes‘ der Oskar-<br />

Patzelt-Stiftung bietet dem Mittelstand<br />

eine ideale Plattform für die<br />

Kommunikation mit der Öffentlichkeit.<br />

Nicht erst eine Auszeichnung,<br />

sondern bereits die Nominierung<br />

sollte als Erfolg pressewirksam dargestellt<br />

werden.<br />

Begleitende Veranstaltungen können<br />

genutzt werden, um Unternehmen<br />

in der Öffentlichkeit bekannt zu<br />

machen, denn naturgemäß stehen<br />

Mittelständler nicht im Zentrum der<br />

Berichterstattung der Medien, sondern<br />

eher die Großunternehmen…All<br />

dies bietet die Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

mit dem ‚Großen Preis des Mittelstandes’.“<br />

Begeisterung steckt an<br />

Die Sprecher des Mittelstands-<br />

FORUM DEUTSCHLAND, Wolfgang<br />

und Heidi Niederhofer, dankten den<br />

Organisatoren der Veranstaltung in<br />

Aue, „die uns einen eindrucksvollen<br />

Empfang und viele tolle Erlebnisse<br />

bereitet haben…Es ist eine Ehre, so<br />

etwas miterleben zu dürfen.“ <br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


20 38<br />

September I Oktober<br />

Gesellschaft<br />

Regional<br />

Unverkäuflich –<br />

Unbezahlbar<br />

Stolz präsentiert Bürgermeister Magnus Staehler das von<br />

Steuerzahler-Präsident Dr. Karl Heinz Däke überreichte Schild<br />

(Foto: Stadt Langenfeld)<br />

Während sich die Stadt Langenfeld im Rheinland<br />

schuldenfrei sparte, verschleuderten Kommunen<br />

in ganz Deutschland ihr Tafelsilber in Cross-<br />

Border-Leasingverträgen<br />

22 Jahre hat es gedauert. Und: Nein,<br />

es war nicht einfach. Während sich<br />

Stadtkämmerer landauf, landab die<br />

Köpfe über schlüssige Finanzkonzepte<br />

zerbrechen, um Gestaltungsfreiheit<br />

für ihre Kommunen zurückzugewinnen,<br />

machte sich die heute<br />

knapp 60 000 Einwohner zählende<br />

Stadt Langenfeld im Rheinland schon<br />

vor mehr als zwei Jahrzehnten auf<br />

den langen und steinigen Weg in die<br />

(Schulden-)Freiheit.<br />

Das Maß ist voll<br />

Begonnen hatte alles im Jahr 1985<br />

mit einer Brandrede des Stadtkämmerers.<br />

Der errechnete damals ein<br />

Ansteigen des ohnehin schon beträchtlichen<br />

Schuldenberges von<br />

rund 74 auf knapp 90 Mio. DM innerhalb<br />

der nächsten vier Jahre, sofern<br />

alle geplanten Ausgaben wie vorgesehen<br />

getätigt würden. Zu viel für<br />

die Verantwortlichen. Deshalb wurde<br />

1986 der Beschluss gefasst: Ab sofort<br />

keine neuen Schulden mehr!<br />

Aber wie setzt man das um?<br />

Schließlich hatte auch die Stadt im<br />

Rheinland laufende Kosten zu bewältigen,<br />

und die Zinsen für bestehende<br />

Schulden lösten sich ja auch<br />

nicht in Rauch auf. Mit dem Beschluss<br />

war es also nicht getan – es<br />

musste gehandelt werden. Zunächst<br />

setzte man klare Prioritäten auf der<br />

Ausgabenseite. Der Minimalismus<br />

hielt Einzug in Langenfeld.<br />

Auf in den Kampf!<br />

Langenfelder Programm<br />

„Im Grundsatz wurde der Spargedanke<br />

unter der damaligen Verwaltungsführung<br />

geboren“, beschreibt<br />

Magnus Staehler die Anfänge des<br />

Sanierungsprogramms in seinem<br />

Buch „1-2-3 Schuldenfrei“.<br />

Im Oktober 1995 beschloss die Stadt Langenfeld im Rheinland ihr Programm zur dauerhaften<br />

Sanierung ihres Haushalts. Hier die wesentlichen Eckdaten:<br />

Sparen hat höchste Priorität<br />

Kürzung der freiwilligen Leistungen um 25%<br />

Bei Kindern und Jugendlichen wird nicht gekürzt<br />

Gebühren orientieren sich am Bedarf und werden jährlich überprüft<br />

Hallennutzungsgebühren für Erwachsene bei Sportvereinen<br />

Moratorium zur Ausgabenbeschränkung wird über das laufende Jahr hinaus fortgesetzt<br />

Verwaltung legt detailliertes Sparprogramm vor<br />

Verwaltung spart 500.000 DM Personalkosten<br />

Privatisierungsmöglichkeiten sind aufzuzeigen<br />

Sparmöglichkeiten des Rates und der Fraktionen werden überprüft<br />

Neue Finanzierungswege (z. B. Sponsoring) erschließen<br />

Schritte zur mittelfristigen Konsolidierung des Haushalts werden festgeschrieben<br />

Seit 1989 begleitete Staehler die<br />

Umsetzung des ehrgeizigen Ziels als<br />

Mitglied im Stadtrat, 1994 wurde er<br />

Bürgermeister. Und stand vor großen<br />

Schwierigkeiten: „Weil sich die<br />

Gewerbesteuer in dieser Zeit überhaupt<br />

nicht so entwickelte, wie wir<br />

es uns vorstellten, ja sogar massiv<br />

eingebrochen war, standen wir in<br />

Langenfeld vor einem Haushaltsloch<br />

von letztlich 4,5 Mio. DM.“<br />

Sparen war angesagt. Und das tat<br />

weh, vor allem im Rathaus.<br />

Denn jetzt wurden die Personalkosten<br />

gründlich unter die Lupe<br />

genommen: in der Verwaltung, den<br />

städtischen Kindergärten, in Schulen,<br />

dem Stadtbad und der Bücherei.<br />

Von einer „Horrorliste“ war in den<br />

Zeitungen die Rede.<br />

„Die größten Diskussionen innerhalb<br />

der Stadt löste aber die Absicht aus,<br />

die freiwilligen Leistungen Langenfelds<br />

an Vereine und Verbände drastisch<br />

einzuschränken“, so Staehler.<br />

Bürger-Demokratie<br />

In dieser mit Sicherheit auch für ihn<br />

persönlich unangenehmen Lage tat<br />

der frischgebackene Bürgermeister<br />

genau das Richtige: „Noch in meiner<br />

ehrenamtlichen Situation holte<br />

ich damals die Bürger mit ins Boot,<br />

um die allgemeine Verstimmung<br />

in Grenzen zu halten und für Verständnis<br />

zu werben. Zum ersten Mal<br />

wurden sie bei öffentlichen Veranstaltungen<br />

über die Finanzlage der<br />

Stadt und die geplanten Lösungen<br />

informiert.“<br />

Nochmal in aller Klarheit: Hier ist<br />

nicht von direkter Demokratie in<br />

einem 50-Seelen-Dorf die Rede, sondern<br />

von einer Stadt mit über 50 000<br />

Einwohnern. Möge sich also kein Politiker<br />

mehr herausreden mit Allgemeinplätzen<br />

wie „zu kompliziert“, „zu<br />

umständlich“, „zu viele verschiedene<br />

Interessen“ oder „dauert zu lange“!<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


Gesellschaft 39<br />

Anteil Kommunalschulden am BIP 2007 in %<br />

Baden-Württemberg<br />

8,6<br />

Bayern<br />

6,8<br />

Brandenburg<br />

Hessen<br />

Mecklenburg-Vorpom.<br />

Niedersachsen<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Saarland<br />

Sachsen<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Schleswig-Holstein<br />

Thüringen<br />

7,7<br />

10,5<br />

10,3<br />

16,8<br />

14,4<br />

13,6<br />

15,4<br />

14,4<br />

19,4<br />

15,6<br />

22,7<br />

(Quelle: Statistisches Bundesamt, Bertelsmann-Stiftung)<br />

Keine Eintagsfliege<br />

So entstand unter Beteiligung der<br />

Bürgerschaft ein Programm (siehe<br />

Info-Kasten „Langenfelder Programm“)<br />

zur Haushaltssanierung,<br />

das im Oktober 1995 beschlossen<br />

wurde. Darin ging es nicht nur um<br />

Ausgabenkürzungen und Belastungen<br />

für die Bürger.<br />

Entscheidend ist vielmehr die<br />

Selbstverpflichtung der Verantwortlichen<br />

in Politik und Verwaltung,<br />

eigene Beschränkungen auch<br />

für die Zukunft verbindlich (!)<br />

festzuschreiben:<br />

„Dahinter stand die erklärte Absicht,<br />

keine Eintagsfliege in die Welt zu<br />

setzen, sondern auch für spätere,<br />

schwierigere Zeiten gerüstet zu<br />

sein“, kommentiert Bürgermeister<br />

Staehler in seinem Buch.<br />

Genau in diesem Punkt, der Nachhaltigkeit<br />

kommunaler Finanzpolitik,<br />

unterscheidet sich der Langenfelder<br />

Weg von dem zahlreicher<br />

vergleichbarer deutscher Städte. In<br />

jener Zeit nämlich, Mitte der 90er<br />

Jahre, entdeckten Bürgermeister<br />

und Stadtkämmerer quer durch die<br />

Bundesrepublik eine neue und bis<br />

dahin völlig unbekannte sprudelnde<br />

Geldquelle, die alle Probleme zu<br />

lösen schien. Das Zauberwort hieß<br />

„Cross-Border-Leasing“.<br />

Schnelles, faules Geld<br />

Während sich die Langenfelder<br />

Bürger und Politiker einvernehmlich<br />

selbst einen harten Sparzwang<br />

verordneten, verschleuderten Kommunalpolitiker<br />

bundesweit das<br />

Tafelsilber ihrer Bürger – und zwar,<br />

ohne sie vorher zu fragen: Wasserleitungen,<br />

Kläranlagen, Kanalisationen,<br />

Müllverbrennungsanlagen, Schienennetze,<br />

Straßenbahnen, U-Bahnen,<br />

Busse, Messehallen, Bahnhöfe, Schulen<br />

und andere öffentliche Gebäude.<br />

Wie das funktionierte, erklärt der<br />

Publizist Werner Rügemer gegenüber<br />

TELEPOLIS:<br />

„Offiziell ist das wie folgt vorgestellt<br />

worden: Eine Stadt verkauft für 30<br />

Jahre Teile ihrer Infrastruktur…an<br />

einen amerikanischen Investor,<br />

mietet sie für den gleichen Zeitraum<br />

und kauft sie nach 30 Jahren wieder<br />

zurück. Die Stadt macht das, weil der<br />

Investor in den USA einen erheblichen<br />

Steuervorteil für diese sog.<br />

steuerbegünstigten Auslandsinvestition<br />

bekommt und weil der Investor<br />

von diesem großen Steuervorteil, der<br />

über 30 Jahre fließen soll, der Kommune<br />

einen kleinen Teil abgibt. Das<br />

ist der sog. Barwertvorteil: eine einmalige<br />

Cash-Zahlung in Höhe etwa<br />

von vier Prozent der Kaufsumme.“<br />

Pressestimmen<br />

„Stähler macht in seinem Buch deutlich, was eine Kommune<br />

erreichen kann, wenn sie eine langfristige Strategie verfolgt<br />

und einen langen Atem hat.“<br />

(Welt am Sonntag)<br />

„Dass die Entschuldung Langenfelds…nichts mit Hexerei zu<br />

tun hat, sondern das Ergebnis von gut 22 Jahren Kurshaltens…<br />

ist, das skizziert Staehler auf 192 Seiten ebenso wie die sich<br />

jetzt einstellenden Früchte des Durchhaltevermögens.“<br />

(WAZ)<br />

„Dieses Buch…enthält…die knallharten Spar-Wahrheiten von<br />

‚Schulden-Terminator’ Magnus Staehler.“<br />

(BILD)<br />

Dadurch erhielten die Städte „leicht“<br />

bis zu zweistellige Millionenbeträge<br />

und könnten ihre überschuldeten<br />

Haushalte entlasten.<br />

Die Blase ist geplatzt<br />

Doch ganz so einfach ist es eben<br />

nicht, wie Rügemer dem Online-<br />

Portal berichtet: „Die Realität sieht<br />

so aus, dass die eigentlichen Akteure<br />

und Profiteure insgesamt fünf<br />

Banken sind…Der Investor hat erst<br />

einmal nur geringes Eigenkapital<br />

und muss sich den größten Teil der<br />

Kaufsumme, etwa 85 Prozent, von<br />

Banken leihen.“<br />

Dabei gehe es mitunter um Milliardenbeträge,<br />

die von einer Darlehensbank<br />

ausgereicht werden:<br />

„Die Stadt durfte aber nur den sog.<br />

Barwertvorteil von vier Prozent der<br />

Kaufsumme behalten. Die restlichen<br />

96 Prozent wurden an weitere drei<br />

Banken durchgereicht“, erklärt Rügemer<br />

und führt weiter aus:<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


40 20 September I Oktober<br />

Gesellschaft<br />

Regional<br />

Kommunalschulden Ost<br />

Kommunalschulden West<br />

5 000<br />

5 000<br />

0<br />

4 500<br />

4 500<br />

0<br />

€<br />

4 000<br />

3 500<br />

3 000<br />

2 500<br />

2 000<br />

1 500<br />

1 000<br />

500<br />

0<br />

2000<br />

20<strong>01</strong><br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

200<br />

200<br />

(Quelle: Statistisches Bundesamt, Bertelsmann-Stiftung)<br />

€ je Einwohner<br />

4 000<br />

3 500<br />

3 000<br />

2 500<br />

2 000<br />

1 500<br />

1 000<br />

500<br />

0<br />

2000<br />

20<strong>01</strong><br />

2002<br />

2003<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

2004<br />

2005<br />

2000<br />

2006<br />

20<strong>01</strong><br />

2007<br />

2002<br />

2003<br />

„Zwei Banken heißen Schuldübernahmebanken,<br />

welche die Aufgabe<br />

haben, mit diesem Teil des Kaufpreises,<br />

der ihnen überlassen worden<br />

ist, 30 Jahre lang im Namen der<br />

Stadt die Leasing-Rate zu bezahlen,<br />

damit diese ihre Anlage auch weiter<br />

benutzen kann. Dann gibt es noch<br />

eine dritte, eine sog. Depotbank,<br />

welche ebenfalls einen Teil dieser<br />

Kaufsumme zur Verwaltung bekommen<br />

hat. Diese soll den Rückkaufpreis<br />

nach 30 Jahren bereitstellen<br />

und an den Investor auszahlen.“<br />

Während der gesamten Laufzeit,<br />

also über Jahrzehnte hinweg, liegen<br />

sämtliche Risiken bei der jeweiligen<br />

Kommune. Dafür hat der Investor<br />

durch entsprechende Sicherheitsmaßnahmen<br />

in den Verträgen<br />

gesorgt. Schließlich will er ja seine<br />

Leasingraten pünktlich und vollständig<br />

bekommen.<br />

Und deshalb wurde laut Rügemer in<br />

solchen Verträgen vereinbart, „wenn<br />

das sog. Rating, die Bonitätseinstufung,<br />

der drei treuhänderischen<br />

Banken auch nur ein bisschen, also<br />

z. B. von AAA auf A- absinkt, was<br />

noch weit von einer Insolvenz entfernt<br />

ist, die Städte diese Banken<br />

wechseln müssen.“<br />

Und genau das ist beim Platzen<br />

der Spekulationsblase und der anschließenden<br />

Finanzkrise passiert<br />

und zwingt die Städte nun dazu,<br />

mit neuen Banken verhandeln zu<br />

müssen.<br />

Doch damit nicht genug: „Dieselbe<br />

Prozedur bezieht sich auch auf die<br />

Versicherungen, denn die Städte<br />

mussten ihre verkauften Anlagen<br />

gegen Beschädigung, Stillstand etc.<br />

versichern, weil für den Investor<br />

sichergestellt werden muss, dass<br />

diese 30 Jahre lang läuft“, so der<br />

Publizist.<br />

Jetzt wird draufgezahlt<br />

Darüber hinaus verlieren die Städte<br />

während der Vertragslaufzeit die<br />

Verfügungsgewalt über das nun<br />

nicht mehr eigene Hab und Gut.<br />

Rügemer listet Fälle auf, bei denen<br />

die betroffenen Steuerzahler vor<br />

Wut kochen dürften. So wollte z. B.<br />

die Stadt Stuttgart eine neue Brücke<br />

über den Neckar bauen:<br />

„Hier intervenierte der amerikanische<br />

Investor, weil die neue<br />

Brücke ein paar Meter über das<br />

Gelände des Stuttgarter Klärwerks<br />

verlaufen sollte, was dieser gekauft<br />

hatte…Daraufhin musste die Stadt<br />

Stuttgart umplanen, die Brücke<br />

woanders bauen, Zufahrtsstraßen<br />

verlegen, was zu Mehrkosten von<br />

mehreren Millionen geführt hat.“<br />

Beispiel zwei: „Es gibt auch Fälle,<br />

wo öffentliche Verkehrsbetriebe gebrauchte<br />

U-Bahnzüge und Straßenbahnen<br />

nicht nach Polen weiterverkaufen<br />

durften und betriebsbereit<br />

im Depot halten mussten, weil der<br />

Investor den Geschäften nicht zugestimmt<br />

hat.“<br />

Der dritte Fall handelt von einem<br />

typisch ostdeutschen Phänomen.<br />

Hier hatte die Lutherstadt Wittenberg<br />

in Sachsen-Anhalt ihre Kanalisation<br />

veräußert. Schon vorher waren<br />

diese und die dazugehörenden


Gesellschaft Regional 41<br />

September I Oktober 21<br />

2005<br />

200<br />

200<br />

(Quelle: Statistisches Bundesamt, Bertelsmann-Stiftung)<br />

Kirche St. Barbara<br />

in Langenfeld/Rheinland<br />

(Foto: Wikipedia/GFDL/Fabian Köster)<br />

Klärwerke überdimensioniert.<br />

„Und in der Zwischenzeit sind<br />

weitere 15 000 Einwohner abgewandert,<br />

jedoch darf die Stadt Wittenberg<br />

ihre Kanalisation im Wert<br />

nicht verkleinern. Also steigen die<br />

Abwassergebühren, weil diese auf<br />

immer weniger Einwohner umgelegt<br />

werden müssen. Also entstehen<br />

auf diesem Wege für die Bürger<br />

neue Kosten“, berichtet Werner Rügemer<br />

unter www.heise.de.<br />

Auch schlechter Rat ist teuer<br />

Angesichts der nicht enden wollenden<br />

Ungeheuerlichkeiten muss<br />

dem Interviewer Reinhard Jellen<br />

wohl irgendwann die Galle übergelaufen<br />

sein: „Können Sie mir<br />

bitte erklären, wie ein Mensch, der<br />

denken kann, in einer Kommune<br />

einem Cross-Border-Leasing-Vertrag<br />

zustimmen kann?“ „Warum?“, fragt<br />

Rügemer rhetorisch und gibt sogleich<br />

die Antwort:<br />

„Es wurden ihnen diese Transaktionen<br />

von den Beratern, die als seriös<br />

und verlässlich gelten, also sehr<br />

häufig der Deutschen Bank…oder der<br />

jeweiligen Landesbank, der Westdeutschen<br />

Landesbank, der Sachsen<br />

LB, der Bayern LB, der Nord LB, der<br />

Landesbank Baden-Württemberg<br />

und sogar auch in manchen Fällen<br />

der staatlichen Kreditanstalt für<br />

Wiederaufbau empfohlen. Dies<br />

wurde leider einfach geglaubt,<br />

ohne genauer hinzusehen. Dabei<br />

wurden die Verträge aus Kostengründen<br />

nicht einmal ins Deutsche<br />

übersetzt.“<br />

Er hätte auch sagen können: „Weil<br />

die Verantwortlichen in den betreffenden<br />

Kommunen entweder<br />

unfassbar dämlich oder unglaublich<br />

kriminell waren.“ Aber so etwas<br />

sagt man natürlich nicht…<br />

Novum Langenfeld<br />

Zurück nach Langenfeld ins Rheinland:<br />

Hier tragen Bürgerschaft und<br />

Unternehmen als Gesellschafter<br />

einer Stadt großen Anteil am gemeinsamen<br />

Erfolg einer Kommune,<br />

die parallel zur Entschuldung die<br />

Lebensqualität Schritt für Schritt zu<br />

verbessern versteht.<br />

Das Langenfelder Konzept birgt die<br />

eine oder andere Zutat für das Rezept<br />

zur Gesundung der Finanzen<br />

in der eigenen Stadt sowie Anregungen,<br />

wie Bürger mit ihrer Haltung<br />

und Einsatzbereitschaft einen<br />

Beitrag zu einer funktionierenden


20 42<br />

September I Oktober<br />

Gesellschaft<br />

Regional<br />

Übergabe der Schuldenuhr an Dr. Axel Prümm,<br />

Bürgermeister von Grevenbroich<br />

(Foto: Stadt Langenfeld)<br />

Beispielhaft<br />

Gemeinschaft leisten können. Beispiel<br />

gefällig? Unter dem Motto<br />

„Kehren Sie Ihre Gebühren runter!“<br />

verteilten der Bürgermeister und<br />

sein Team jeweils 1000 Besen an die<br />

Bürger. Die Leute standen Schlange.<br />

Nicht nur, weil neue Besen insbesondere<br />

den Dreck vor der eigenen<br />

Haustür gut wegkehren, sondern<br />

weil durch diese Aktion die Straßenreinigungsgebühr<br />

entfallen konnte.<br />

Eine weitere nicht alltägliche Maßnahme<br />

wurde im November 2006<br />

Seit dem Jahr 2000 zeichnet die bundesweit tätige Oskar-Patzelt-Stiftung vorbildlich wirtschaftende<br />

Kommunen im Rahmen des Wettbewerbs „Großer Preis des Mittelstandes“ mit<br />

dem Sonderpreis „Kommune des Jahres“ aus. Und das sind die bisherigen Gewinner:<br />

2000: Stadt Gersthofen (Bayern)<br />

20<strong>01</strong>: Gemeinde Osterweddingen (Sachsen-Anhalt)<br />

2002: Stadt Riesa (Sachsen)<br />

2003: Gemeinde Lichtenstein (Sachsen), Stadtbezirk Treptow-Köpenick (Berlin)<br />

2004: Rhein-Hunsrück-Kreis (Rheinland-Pfalz)<br />

2005: Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken GmbH (Baden-Württemberg),<br />

Stadt Bautzen (Sachsen)<br />

2006: Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Borken mbH (NRW)<br />

2007: Stadt Langenfeld (NRW), Stadt Philippsburg (Baden-Württemberg)<br />

2008: Kreisverwaltung Teltow-Fläming (Brandenburg), Stadt Vilshofen a. d. Donau (Bayern)<br />

durchgeführt: Bei der Unterschreitung<br />

der Schuldengrenze der Stadt<br />

von 100 Euro pro Kopf zahlten über<br />

500 Langenfelder je 99,99 Euro in<br />

die Stadtkasse als direkten Beitrag<br />

zur Entschuldung ein. Damit sicherten<br />

sich die Einzahlenden ein Zertifikat<br />

mit dem Titel „Schuldenfreie<br />

Langenfelder“ und einen Platz auf<br />

einer Erinnerungstafel im Rathaus.<br />

Das (leider) außergewöhnliche<br />

Engagement der Stadt Langenfeld<br />

und seiner Bürger wurde 2007 mit<br />

der Auszeichnung „Kommune des<br />

Jahres“ von der bundesweit tätigen<br />

Oskar-Patzelt-Stiftung im Rahmen<br />

des Wettbewerbs „Großer Preis des<br />

Mittelstandes“ gewürdigt.<br />

Am 3. Oktober 2008 war es dann<br />

endgültig geschafft: Mit dem ebenso<br />

simplen wie effektiven Hausfrauen-Grundsatz<br />

„Gib nicht mehr<br />

Geld aus, als du einnimmst“ wurde<br />

Langenfeld im Rheinland schuldenfrei<br />

und sorgte für ein echtes Novum<br />

in unserem Land. <br />

Ullrich Rothe


September I Oktober Gesellschaft Regional 21 43<br />

„Gier frisst Hirn“<br />

P.T.-Interview mit Langenfelds<br />

Bürgermeister Magnus Staehler<br />

zur Schuldenpolitik von Bund und<br />

Kommunen<br />

P.T.: Als Bürgermeister haben Sie Ihre<br />

Stadt durch einen harten Sparkurs und<br />

Einbindung der Bürgerschaft in die<br />

Schuldenfreiheit geführt. Warum haben<br />

Sie nicht auf Cross-Border-Leasing gesetzt?<br />

Staehler: Rat und Verwaltung der Stadt<br />

Langenfeld waren sich immer darüber<br />

im Klaren, dass es sich nicht um ihr Geld,<br />

sondern um das der Bürgerschaft und<br />

der Unternehmen handelt. Zocken am<br />

Finanzmarkt ist für eine seriös arbeitende<br />

Kommune nicht der richtige Weg.<br />

P.T.: Wenn Sie von einem 15/16-jährigen<br />

Schüler ihrer Stadt gefragt würden,<br />

wie es zur gegenwärtigen Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise kommen konnte, was<br />

würden Sie ihm sagen?<br />

Staehler: Ein 15- oder 16-Jähriger würde den<br />

Satz „Gier frisst Hirn“ am schnellsten begreifen.<br />

Die Herrschaften in den Chefetagen<br />

der verantwortlichen Unternehmen haben<br />

im Laufe der Jahre das Maß verloren<br />

und Tugenden wie Verlässlichkeit oder<br />

Bescheidenheit vollkommen abgelegt. In<br />

dem Bewusstsein, dass es ja nicht ihr eigenes<br />

Geld war, mit dem sie operieren, haben<br />

sie ohne Rücksicht auf Verluste nicht nur auf<br />

das falsche Pferd, sondern auf das falsche<br />

Pferderennen gesetzt.<br />

P.T.: Was halten Sie von den Milliardenprogrammen<br />

der Bundesregierung für<br />

Banken und Industrie, die letztlich der<br />

Steuerzahler finanzieren muss?<br />

Staehler: In wirtschaftlich schwierigen<br />

Zeiten mögen Konjunkturprogramme mit<br />

Weitsicht und Aussicht auf den gewünschten<br />

Erfolg durchaus Sinn machen. Wir<br />

bewegen uns bei der Teilverstaatlichung<br />

von Banken und Sorglos-Paketen für die<br />

Wirtschaft aber auf dünnem Eis, da wir einmal<br />

den Schritt zum Sozialismus gehen und<br />

zum anderen denjenigen, die versagt haben,<br />

auch für die künftigen Fehlspekulationen<br />

einen Freibrief nach dem Motto „Der Staat<br />

wird es schon richten“ ausstellen. Darüber<br />

hinaus führen solche Programme zu Wettbewerbsverzerrungen.<br />

P.T.: Sie wollen in diesem Jahr nicht mehr<br />

zur Bürgermeister-Wahl in Langenfeld<br />

antreten. Sind Sie sicher, dass Ihr<br />

Nachfolger trotz Wirtschaftskrise keine<br />

neuen Schulden macht?<br />

Staehler: Durch unsere weitsichtige<br />

Finanzpolitik nach dem Credo „Spare in der<br />

Zeit, dann hast Du in der Not“ wird die Stadt<br />

Langenfeld in der Lage sein, die wirtschaftlichen<br />

Dellen der kommenden Jahre abzufedern.<br />

Darüber hinaus ist die Langenfelder<br />

Wirtschaft so branchenbreit aufgestellt,<br />

dass die Rezession nicht flächendeckend um<br />

sich greifen dürfte. Sparen wird in Rat und<br />

Verwaltung unabhängig von Abschwung<br />

oder Boom als Tugend definiert, die auch in<br />

Zukunft nach dem Leitsatz handeln wird:<br />

„Nie wieder Schulden!“<br />

P.T.: Herr Staehler, vielen Dank für das<br />

Gespräch!<br />

(Foto Stadt Langenfeld)


44<br />

Wirtschaft<br />

(Foto © Rainer Aschenbrenner/PIXELIO)<br />

Mit solchen Plakaten wirbt der DGB<br />

seit Jahren<br />

Ein neues Gesetz?<br />

„Wer ganztags arbeitet,<br />

muss von seinem Lohn leben können.“<br />

Es könnte doch einen Gesetzentwurf<br />

der Bundesregierung zum<br />

„Mindestlohngesetz zum Leben vom<br />

Ganztagslohn“ geben. Vizekanzler<br />

Frank-Walter Steinmeier beschreibt<br />

als Ziel eines solchen Gesetzes kurz<br />

und bündig, dass „jeder, der ganztags<br />

arbeitet, von seinem Lohn auch<br />

leben können muss“. Unternehmern<br />

wird verboten, Hungerlöhne zahlen.<br />

Die genaueren Ausführungen von<br />

Dieter Brandes (langjähriges Mitglied<br />

des Verwaltungsrates der<br />

ALDI-Gruppe) machen große Lust auf<br />

dieses einfache Gesetz:<br />

Jeder Unternehmer muss seinen<br />

Mitarbeitern den Lohn zahlen, den<br />

diese zum Leben brauchen. Der<br />

Unternehmer ist künftig einmal im<br />

Jahr verpflichtet, den Geldbedarf<br />

des Mitarbeiters festzustellen…<br />

Durch Reformierung und Neuerlasse<br />

verschiedener Bundesgesetze<br />

wird der Unternehmer in die Lage<br />

versetzt, diese Verpflichtungen zu<br />

erfüllen. Ausgangspunkt ist der<br />

jährlich vom Bundestag festzulegende<br />

Mindestlohn. Der Unternehmer<br />

hat den Mindestlohn<br />

entsprechend den oben genannten<br />

Anforderungen gegebenenfalls zu<br />

erhöhen auf die Summe, die der<br />

Mitarbeiter zum Leben benötigt.<br />

Auf Vorschlag der Bundesregierung<br />

legt der Bundestag für alle Artikel<br />

und Dienstleistungen künftig<br />

Mindestpreise fest, den die Kunden<br />

Gerechter Lohn<br />

Die christliche Gesellschaftslehre<br />

kennt seit der Enzyklika Rerum<br />

novarum den „gerechten Lohn“.<br />

Die Höhe dieses Lohnes muss einem<br />

„genügsamen, rechtschaffenen Arbeiter“<br />

den „Lebensunterhalt“ ermöglichen<br />

(vgl. auch Katechismus der<br />

Katholischen Kirche, KKK 2434).<br />

dem Unternehmer zahlen müssen,<br />

damit dieser seine Lohnverpflichtungen<br />

erfüllen kann. Eine Kommission<br />

aus Arbeitgebern, Gewerkschaften<br />

und Regierung wird<br />

darauf achten, dass zwischenbetriebliche<br />

Preise nicht zu hoch sind.<br />

Eine Regierungskommission wird<br />

zudem regelmäßig prüfen, dass der<br />

Unternehmer seinen Managern<br />

nicht mehr als das 20-fache des<br />

Mindestlohns bezahlt.<br />

Reingefallen<br />

Schon gemerkt? Die einfache Utopie<br />

führt zum nicht mehr Regelbaren.<br />

Spätestens bei den Mindestpreisen<br />

finden wir uns in einem Dilemma<br />

wider. Dann tippt uns Brandes noch<br />

auf die Schulter: „Übrigens hat der<br />

Präsident des Ifo-Instituts, Hans-<br />

Werner Sinn, die Aussage ‚jeder muss<br />

von seiner Hände Arbeit leben können’<br />

als ‚den dümmsten Spruch des<br />

Jahres’ bezeichnet.“ („Süddeutsche<br />

Zeitung“ vom 28.12.2007)<br />

Wolfgang Lieb meint im „Freitag“<br />

zu dieser Sinn-Aussage: „Weder ‚der<br />

Ökonom’ Köhler noch Professor Sinn<br />

noch irgendeiner der neoklassisch<br />

inspirierten sog. Wirtschaftsexperten<br />

hat außer in der Welt ihrer Grenzprodukt-Modelle<br />

jemals auch nur<br />

annähernd ausrechnen können, was<br />

jeder Einzelne im jeweiligen Produktionsprozess<br />

erwirtschaftet…<br />

Was ist Leistung?<br />

…Die Anhänger solcher Denkkonstrukte<br />

müssten doch bestimmen<br />

können, wie viel mehr der millionenschwere<br />

Manager gegenüber dem<br />

Portier ‚im Wettbewerb’ (Grenzprodukt)<br />

‚erwirtschaftet’. Lohnverhandlungen<br />

oder Aufsichtsratsbeschlüsse<br />

über Managerbezüge könnte man<br />

sich ersparen:<br />

Vom Hoffegen bis zum Design-Entwurf<br />

– ja, bis zur strategischen Meinungsfindung<br />

eines Topmanagers<br />

– müsste danach exakt ausgerechnet<br />

werden können, was ihre letzte in<br />

der Produktion eingesetzte ‚Arbeitseinheit’<br />

erwirtschaftet.“<br />

Alte Kamelle<br />

Einer hat sich schon vor langer Zeit zu<br />

diesem Thema geäußert: „Dennoch<br />

muss ich diese Gelegenheit zu der<br />

Feststellung benutzen, dass, genauso<br />

wie die Produktionskosten für<br />

Gesetzliche Mindestlöhne 2007 in Europa<br />

Staat<br />

Vorgeschriebener gesetzlicher Mindestlohn<br />

Pro Stunde<br />

Pro Monat<br />

Luxemburg 9,08 1.570 <br />

Irland 8,30 1.403 <br />

Frankreich 8,44 1.280 <br />

Niederlande 8,13 1.3<strong>01</strong> <br />

Großbritannien 7,96 1.361 <br />

Belgien 7,93 1.259 <br />

Deutschland<br />

7,50 in der Diskussion (DGB-Forderung)<br />

Griechenland 4,22 668 <br />

Spanien 3,99 666 <br />

(Quelle: DIKMU)<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


Wirtschaft 45<br />

(Foto © Klaus-Uwe Gerhardt/PIXELIO)<br />

Arbeitskräfte verschiedner Qualität<br />

nun einmal verschieden sind, auch die<br />

Werte der in verschiednen Geschäftszweigen<br />

beschäftigten Arbeitskräfte<br />

verschieden sein müssen.<br />

Der Ruf nach Gleichheit der Löhne<br />

beruht daher auf einem Irrtum, ist<br />

ein unerfüllbarer törichter Wunsch.<br />

Er ist die Frucht jenes falschen<br />

und platten Radikalismus, der die<br />

Voraussetzungen annimmt, die<br />

Schlussfolgerungen aber umgehn<br />

möchte.“(Karl Marx 1865 in: „Lohn,<br />

Preis und Profit“)<br />

Gleichheit des Lohnes oder Mindestlohn<br />

ist eine ähnliche Fragestellung.<br />

Die Lösung liegt nicht in der ökonomischen<br />

Sphäre, sondern in der<br />

Politik. Setzt man Mindestpreise, gibt<br />

es Butterberge, hat man Mindestlöhne,<br />

gibt es dann mehr Arbeitslose?<br />

Abgesehen davon reichen bei der<br />

Abgabenlast auch 7,50 Euro Stundenlohn<br />

nicht zum Leben (siehe P.T.<br />

4/2008, S.6/7).<br />

Bedingungsloses Grundeinkommen (Ulmer<br />

Modell), solidarisches Bürger geld (Dieter<br />

Althaus), Kombilohn, Mindestlohn, liberales<br />

Bürgergeld (Joachim Mitschke)… alles in<br />

Diskussion<br />

Neoklassik<br />

Das neoklassische Rezept zur<br />

Bekämpfung der Arbeitslosigkeit lautet<br />

nun, die Steigerung der Reallöhne<br />

möglichst gering zu halten. Nach<br />

dem Motto: „Wächst die Produktivität<br />

langsamer, werden auch weniger<br />

Arbeitsplätze wegrationalisiert.“<br />

Wettbewerb findet nicht über innovative<br />

Produkte und mehr Produktivität<br />

statt, sondern vorzugsweise<br />

über die Angleichung der Löhne an<br />

die Wettbewerber in Asien.<br />

Heiner Flassbeck und Friedericke<br />

Spiecker haben in ihrem neuen Buch<br />

„Das Ende der Massenarbeitslosigkeit“<br />

empirisch genau das Gegenteil<br />

nachgewiesen: Die Länder mit<br />

vergleichsweise guter Reallohnentwicklung<br />

(USA oder Großbritannien)<br />

haben eine vergleichsweise bessere<br />

Beschäftigungslage als diejenigen<br />

mit stagnierenden Löhnen, wie<br />

Deutschland und Japan. Und anders<br />

als die Neoklassiker in ihrem Denkmodell<br />

annehmen, hat etwa Japan<br />

mit der schlechtesten Beschäftigungskurve<br />

zugleich die niedrigste<br />

Produktivitätsrate.<br />

Fakten<br />

2008 arbeiteten 1,9 Millionen Menschen<br />

in Deutschland für einen<br />

Grundeinkommen<br />

eine andere Idee zur aktuellen Problematik<br />

von Arbeit und Einkommen<br />

staatliche finanzielle Grundversorgung,<br />

zu der weiter dazuverdient<br />

werden kann<br />

basiert auf Möglichkeit, im Industriezeitalter<br />

durch Einsatz von Maschinen<br />

die Arbeit komplett vom Einkommen<br />

zu trennen<br />

Bruttolohn von fünf Euro und<br />

weniger – zum Teil für drei Euro die<br />

Stunde, so Claudia Weinkopf, Leiterin<br />

des Schwerpunkts „Flexibilität<br />

und soziale Sicherheit“ des Instituts<br />

Arbeit und Technik (IAT) Gelsenkirchen.<br />

In Ostdeutschland sanken die<br />

durchschnittlichen Bruttolöhne im<br />

Niedriglohnbereich im jüngsten Aufschwung<br />

um rund zehn Prozent.<br />

Eine solche Entwicklung gibt es<br />

in keinem anderen Land Europas.<br />

Selbst in den USA gibt es einen<br />

Mindestlohn, der die wildesten<br />

Exzesse nach unten verhindert. „Wir<br />

forschen in einem internationalen<br />

Team von Wissenschaftlern zusammen<br />

mit Amerikanern, Franzosen,<br />

Dänen, Holländern und Briten.<br />

Dort hat man uns fassungslos<br />

angeschaut, als wir die Daten für<br />

Deutschland vorgelegt haben“, erinnerte<br />

sich Weinkopf.<br />

Wie man für verschiedenste Leistungen<br />

einen Markt findet, auf<br />

dem Geld so verteilt wird, dass die<br />

meisten Menschen würdig am wirtschaftlichen<br />

Leben partizipieren<br />

können, das wird diese Politikergeneration<br />

wohl auch nicht steuern<br />

können, auch wenn Mindestlohn ein<br />

Wahlkampfthema werden sollte. <br />

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46 20 September I Oktober<br />

Wirtschaft<br />

Regional<br />

(Foto: © Hans-Jörg F. Karrenbrock/PIXELIO)<br />

Wenn der Chef stirbt<br />

Tabuthemen sind die Sollbruchstellen für ein Unternehmen<br />

Klassischer Fall Haribo. Seit 60 Jahren<br />

lenkt Hans Riegel (85) die Geschicke<br />

der Firma zusammen mit seinem<br />

Bruder Paul (82). Sein Bruder kümmert<br />

sich um die Produktion, Hans<br />

steuert Vertrieb, Marketing und das<br />

ganze Unternehmen. Er ist der Boss.<br />

Doch während der Bruder sich nun<br />

langsam zurückzieht, gibt es für den<br />

Chef trotz hohen Alters kein Weichen.<br />

Der Doktor, wie seine Angestellten<br />

den promovierten Volkswirt<br />

ehrfurchtsvoll nennen, ist bei Haribo<br />

so präsent wie eh und je. Nach einem<br />

Krach mit seinem Neffen hat der<br />

Kinderlose ein Nachfolgeproblem.<br />

Das soll eine von ihm eingesetzte<br />

Stiftung übernehmen. Dem „manager-magazin“<br />

war das Thema vor<br />

drei Jahren neun Seiten wert. Nach<br />

dessen Einschätzung gefährdet der<br />

85-Jährige sein Lebenswerk, weil er<br />

von der Macht nicht lassen kann. Die<br />

Begründung ist eingängig.<br />

Notwendige Entscheidungen werden<br />

nicht getroffen, die Phase Haribo<br />

als Global Player schleift, und<br />

das Führungschaos ist vorprogrammiert,<br />

wenn der Altmeister seine<br />

Geschäfte eines Tages nicht mehr<br />

managen kann. „Die natürlichen Folgen<br />

eines solchen Verhaltens lassen<br />

sich im deutschen Mittelstand vielfach<br />

besichtigen: bilanzielles Siechtum<br />

und am Ende die Übernahme<br />

durch einen Konkurrenten oder<br />

einen Finanzinvestor“, so das „manager-magazin“.<br />

Gravierender Wandel<br />

Jedes vierte deutsche<br />

Familienunternehmen erwartet in<br />

den kommenden 5 Jahren einen<br />

Eigentümerwechsel<br />

73% davon streben familieninterne<br />

Nachfolge an<br />

Klappt das nicht, kommt nur für jedes<br />

vierte dieser Unternehmen eine andere<br />

Lösung in Betracht<br />

(Quelle: PwC 2008)<br />

Vogel Strauß<br />

„Nicht zu fassen, dass viele Mittelständler<br />

ihr Risikomanagement dem<br />

Zufall überlassen“, sagt Steuerberater<br />

Ralph Kammermeier von der Steuerund<br />

Anwaltkanzlei Haubner, Schäfer<br />

& Partner. „Denn eigentlich haben<br />

sie den Ruf, alles ganz genau zu planen.“<br />

Doch nach Ansicht von Experten<br />

ist Risikomanagement vor allem<br />

bei deutschen Familienbetrieben ein<br />

Tabuthema.<br />

„Schon ein paar kleine Tipps sind<br />

ausreichend, um ein Notfallhandbuch<br />

anzulegen, in dem die Reaktionen<br />

auf mögliche Risiken klar geregelt<br />

sind“, sagt der Experte.<br />

Das Problem: Krisen in kleinen und<br />

mittelständischen Unternehmen gibt<br />

es immer wieder, und oft werden<br />

die Gefahren erst erkannt, wenn es<br />

zu spät ist. Wichtig sei deshalb, dass<br />

Unternehmen auf mögliche Risiken<br />

vorbereitet sind, um schnell eingreifen<br />

zu können, wenn sie eintreten.<br />

Nichts geht mehr<br />

Risiken, die im Unternehmen selbst<br />

begründet liegen, sind jedoch genauso<br />

gefährlich wie etwa eine schlechte<br />

Konjunktur oder unerwartete Veränderungen<br />

des Marktes. Das zeigt<br />

sich, wenn der Chef ganz unerwartet<br />

stirbt. In vielen mittelständischen<br />

Betrieben hat er meist nicht nur den<br />

alleinigen Kontakt zu den Kunden,<br />

sondern ist auch in Sachen Personal<br />

allein verantwortlich.<br />

Das sind Gründe, warum die Beziehungen<br />

zwischen Unternehmen und<br />

Abnehmern mit dem Wegfall des<br />

Mannes (oder der Frau) an der Spitze<br />

in vielen Fällen abrupt abbrechen<br />

und nur mit äußerster Anstrengung<br />

Anschlussaufträge hereingeholt werden<br />

können. Oft verschlechtert sich<br />

in einer solchen Situation die Auftragslage,<br />

und der Personalbestand<br />

müsste reduziert werden – aber auch<br />

das kann nicht geschehen, denn<br />

ohne Chef können Kündigungen<br />

nicht ausgesprochen werden.<br />

Zivilrechtliche Folgen nicht unterschätzen<br />

„Testament und Ehevertrag gehören<br />

ebenfalls in den Notfallplan und sollten<br />

regelmäßig aktualisiert werden“,<br />

sagt Kammermeier. „Denn bei Unternehmenskrisen<br />

werden vor allem<br />

die zivilrechtlichen Folgen oft unterschätzt.“<br />

Wenn z. B. eine Erbengemeinschaft<br />

das Erbe antritt und in Besitz des<br />

Unternehmens kommt, sind vielfach<br />

Streit und langwierige Abstimmungen<br />

über Unternehmensentscheidungen<br />

die Folge. „Da der Chef nicht<br />

weiß, ob und wann Krisensituationen<br />

auftreten, muss er vor allem<br />

frühzeitig einen Vertreter oder Nachfolger<br />

bestimmen.“<br />

Bei Unternehmerfamilien sollte<br />

zudem gewährleistet sein, dass z. B.<br />

im Falle einer Firmeninsolvenz das<br />

private Familienvermögen nicht<br />

gefährdet wird, etwa weil die Ehefrau<br />

eine Bürgschaft unterschrieben<br />

hat. „Scheidung, Unterhalt der Kinder,<br />

Vorsorgevollmacht – alles das<br />

sind Aspekte, die ebenfalls bedacht<br />

werden müssen“, erklärt Kammermeier.<br />

Eine individuelle Beratung sei<br />

unumgänglich, wenn man abgesichert<br />

sein will.<br />

Plan B fehlt<br />

„Das gilt eben auch für eine Finanzkrise“,<br />

weiß der Steuerberater.<br />

„Schließlich baut man Rettungsboote<br />

ja auch nicht in Sturmzeiten, sondern<br />

bei schönem Wetter, damit sie<br />

einsatzfähig sind, wenn es darauf<br />

ankommt.“ Nur ein Notfallplan kann<br />

hier helfen.<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


Wirtschaft 47<br />

ja f r eine<br />

keine<br />

An ah n<br />

siti nen<br />

1 %<br />

ja<br />

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starke<br />

Spannungen<br />

3%<br />

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Spannungen<br />

26%<br />

auf uns<br />

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anwendbar<br />

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1 %<br />

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%<br />

(Quelle: PwC 2008)<br />

keine<br />

Spannungen<br />

71%<br />

(Quelle: PwC 2008)<br />

nein<br />

37%<br />

(Quelle: PwC 2008)<br />

Interne Übergabe bevorzugt Konflikte werden unterschätzt Grundsätze geregelt<br />

Abhängigkeiten vermeiden<br />

Ein Beispiel ist etwa die Abhängigkeit<br />

von einem Hauptkunden. Denn<br />

was, wenn es beispielsweise zu<br />

Absatzschwierigkeiten kommt oder<br />

der Kunde sogar ganz ausfällt? Dann<br />

kann im schlimmsten Fall nicht nur<br />

der Umsatz einbrechen, sondern das<br />

ganze Unternehmen in der Existenz<br />

bedroht sein.<br />

„Wichtig ist, mehrere Auftraggeber<br />

zu haben und seine Auftragslage<br />

breit zu fächern“, so Kammermeier.<br />

„Außerdem sollten unbedingt die<br />

Verträge daraufhin überprüft werden,<br />

welche Maßnahmen ergriffen<br />

werden können, wenn der Kunde<br />

beispielsweise nicht zahlt.“<br />

Auf Konjunkturschwankungen<br />

vorbereitet sein<br />

Konjunkturschwankungen sind ebenfalls<br />

ein Aspekt, der nicht unterschätzt<br />

werden sollte. Preissteigerungen bei<br />

Öl, Gas und Strom können den Winter<br />

so teuer wie nie zuvor machen. Dabei<br />

stöhnen Autofahrer schon heute beim<br />

Tanken, und Unternehmer ächzen<br />

beim Bezahlen der Stromrechnung.<br />

Wenn die Benzinpreise explodieren<br />

und der Transportweg für Waren<br />

plötzlich doppelt so teuer wird, müssen<br />

Unternehmer mit erheblichen<br />

Mehrausgaben rechnen. „Häufig können<br />

sie Kosten aber nicht einfach<br />

durch einen Preisaufschlag an ihre<br />

Kunden weitergeben“, erklärt Kammermeier.<br />

„Hier muss vorher schon<br />

nachgedacht werden, wo man in<br />

einem solchen Fall woanders Kosten<br />

einsparen kann.“<br />

Unwissenheit schützt vor Strafe nicht<br />

Das gilt auch für Regressansprüche.<br />

So müssen Unternehmen beispielsweise<br />

feststellen, ob eine Innovation<br />

wirklich neu ist oder nicht. Dies gilt<br />

besonders in Zeiten, in denen technische<br />

und wissenschaftliche Verbes-


48 20 September I Oktober<br />

Wirtschaft<br />

Regional<br />

(Foto: © Gerd Altmann/PIXELIO)<br />

serungen mit einer unglaublichen<br />

Geschwindigkeit hervorgebracht<br />

werden.<br />

Hat ein Unternehmen, wenn auch<br />

nur aus Versehen, ein Patent verletzt,<br />

können erhebliche Strafen<br />

drohen, von denen die Schadensersatzzahlung<br />

nur eine ist. „Liquiditätsprobleme<br />

und eine hohe Verschuldung<br />

können folgen“, weiß der<br />

Experte.<br />

Verantwortung für Produktschäden<br />

übernehmen<br />

So auch etwa bei Schäden, die durch<br />

das Produkt eines Betriebs verursacht<br />

worden sind. Wer als Unternehmer<br />

ein Produkt auf den Markt bringt,<br />

ist dafür verantwortlich, dass Dritte<br />

dadurch nicht geschädigt werden.<br />

Für die Lieferung einer fehlerhaften<br />

Kaufsache oder für Schäden, die<br />

durch das Produkt entstanden sind,<br />

übernimmt der Hersteller die Verantwortung.<br />

Und das kann bedeuten,<br />

dass man sehr viel Geld verliert,<br />

etwa wenn die Schäden enorm sind.<br />

Kriterien der Risikobewertung<br />

Für jedes Unternehmen ist es daher<br />

wichtig, sich über den Aspekt des Risikomanagements<br />

Gedanken zu machen.<br />

„Für Kreditinstitute stellt es jedoch<br />

eine ganz zentrale Funktion dar“,<br />

weiß auch Alfons Maierthaler, Vorsitzender<br />

der Sparkasse Rosenheim-Bad<br />

Aibling. Deshalb sei es nicht verwunderlich,<br />

dass das Risikomanagement<br />

von Banken und Sparkassen in enge<br />

rechtliche Rahmenbedingungen gegossen<br />

ist. Bestimmte Mindestanforderungen<br />

geben einheitliche Standards<br />

vor, die Risikoarten wie Adress-,<br />

Marktpreis-, Liquiditäts- und operationelle<br />

Risiken unterscheiden.<br />

„Gleichzeitig gibt dieses Werk auch<br />

die Art und Weise vor, wie man sich<br />

periodisch wiederkehrend und anlassbezogen<br />

mit der Erkennung, Messung<br />

und Steuerung von Risiken<br />

auseinanderzusetzen hat“, so Maierthaler.<br />

Risikomanagement sei daher<br />

eher als ein kontinuierlicher Prozess<br />

und nicht als ein stichtagsbezogener<br />

Vorgang zu verstehen.<br />

Kühl kalkulieren<br />

Um eine effiziente Risikovorsorge zu<br />

gewährleisten, müssten laut Kammermeier<br />

zunächst die einzelnen<br />

Risiken identifiziert und beschrieben<br />

werden. Wovon hängt das Eintreten<br />

von Risikoereignissen ab?<br />

Lassen sich Frühindikatoren ableiten?<br />

Und welche Auswirkungen hat<br />

das Eintreten auf das Geschäft? „Diese<br />

und ähnliche Fragen sollten nach<br />

zwei Kriterien bewertet werden – der<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit und der<br />

absehbaren Schadenshöhe.“<br />

Im Idealfall sollte danach ein Notfallhandbuch<br />

angelegt werden, in<br />

dem Zuständigkeit und Vertretung<br />

bei Ausfall des Geschäftsführers klar<br />

geregelt sind. Zudem sollte es nicht<br />

nur Vollmachten sowie wichtige<br />

Schlüssel und Kennwörter enthalten,<br />

sondern auch über Betriebsgeheimnisse<br />

und „ungeschriebene Gesetze“<br />

wie spezielle Kunden- oder Lieferantenvereinbarungen<br />

informieren.<br />

Geld wert<br />

a i ien erfassung<br />

eistungs essung<br />

und bewertung<br />

rkehrungen f r desfa<br />

erufsunf higkeit<br />

a i ienrat<br />

ese schafts ertrag<br />

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intritts Austritts<br />

rege ungen<br />

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% 1 % % 3 % % % % 7 %<br />

eutsch and ur a etweit<br />

Europameister im Lösen von Konflikten: Deutschland<br />

(Quelle: PwC 2008)<br />

„Die Existenz derartiger Pläne kann<br />

niemals eine Garantie dafür sein,<br />

dass auftretende Risiken oder Notfälle<br />

in der Praxis dann auch wirklich<br />

optimal gehandhabt werden“,<br />

weiß Maierthaler aus Erfahrung. „Sie<br />

erhöhen aber die Wahrscheinlichkeit<br />

einer bestmöglichen Reaktion und<br />

reduzieren somit die Schäden aus<br />

derartigen Situationen.“<br />

Dies erkläre sich vor allem aus der<br />

Tatsache heraus, dass man sich zur<br />

Erarbeitung von Notfallplänen mit<br />

Risiken bewusst und strukturiert<br />

auseinandersetzen muss. Ein Prozess,<br />

der regelmäßig einen hohen Nutzen<br />

stifte und daher im wahrsten Sinne<br />

des Wortes „Geld wert“ sei, so Maierthaler.<br />

<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


Preisträger 2008<br />

„Großer Preis des Mittelstandes“<br />

Mit drei Mann startete Geschäftsführer Christof Stölzel in einer Scheune unweit von<br />

Neumarkt die Produktion von Leichtbauplatten. Mittlerweile ist aus dem StartUp ein<br />

führender Hersteller für Außen-, Spezial- und Funktionstüren, Passivhausfenstern<br />

und Wandsystemen sowie Vakuum-Sandwichelementen im Bereich des energieoptimierten<br />

Bauens und Sanierens geworden.<br />

Firmenpräsentation<br />

enta<br />

tion<br />

Der französische Schriftsteller Victor Hugo prägte den Satz:<br />

„Nichts auf der Welt ist so mächtig, wie eine Idee, deren<br />

Zeit gekommen ist.“ Als Christof Stölzel am 11. November<br />

1985 die Firma gründete, hatte er diesen Satz im Hinterkopf.<br />

So startete VARIOTEC, dessen Name nichts anderes<br />

als „Variable Technik“ bedeutet, am 1. März 1986 die Produktion.<br />

Bereits 1990 konnte der frühere Vier-Mann-Betrieb<br />

in ein größeres Produktionsgelände mit ca. 18 000 m²<br />

umziehen und entsprechend wachsen.<br />

Von der Tür zum Passivhaus<br />

Wegweisende Erfindungen, Patente und Gebrauchsmuster<br />

ziehen sich durch die Firmengeschichte wie ein roter<br />

Faden und ließen VARIOTEC zu dem werden, was es heute<br />

ist: Innovationsführer bei Energiespartechniken, Passivhaussystemen,<br />

Außen-, Spezial- und Funktionstüren, Vakuumdämmung,<br />

Sandwichelementen sowie Garantie- und<br />

Designsperrhölzern. 1995 erfolgte die Neuausrichtung vom<br />

reinen Produkthersteller zum Systemlieferanten, rund um<br />

die energieeffiziente Gebäudehülle, der Zukunft des Bauens.<br />

Die nächste Stufe war das weltweit erste vakuumgedämmte<br />

Nullheizenergiehaus. Heute finden vor allem Architekten<br />

bei VARIOTEC alles, was für Planung, Berechnung,<br />

Bau oder Sanierung nach Passivhaus-Kriterien nötig ist.<br />

Hölzern mit wesentlich besseren Eigenschaften in puncto<br />

Härte, Dauerhaftigkeit, Dimensionsstabilität, Pilzresistenz<br />

oder Wasseraufnahme – sind der Innovationsfreude keine<br />

Grenzen gesetzt – wie die neue Multifunktionstür mit<br />

Schall- und Brandschutz sowie Einbruchhemmung und<br />

Wärmedämmung zeigt.<br />

Maßgeschneiderte Baukastensysteme<br />

Die Systemgeberschaft für Funktionstüren, Passivhausfenster<br />

und QASA-Bauelemente ist ein weiteres Geschäftsfeld,<br />

das VARIOTEC bedient. Für viele Verarbeiter ist es damit<br />

einfacher, individuelle Designwünsche der Kunden mit den<br />

Anforderungen an Sicherheit, Wärme-, Brand-, Schall- oder<br />

Rauchschutz unter einen Hut zu bringen. Alle Außenund<br />

Funktionstüren aus Neumarkt tragen das CE-Zeichen,<br />

denn VARIOTEC hat bereits alle Prüfungen nach DIN EN<br />

14351-1:2006 mit Bestwerten abgeschlossen. Auch in<br />

Sachen Verkauf und Werbung profitieren die Partner von<br />

den Erfindern aus Neumarkt. VARIOTEC bietet zu seinem<br />

Programm „MEISTERliche Tür“ ein abgestimmtes Marketingpaket<br />

namens d-pac sowie ein Türdesigncenter für<br />

photorealistische Planungen an.<br />

Arbeitgeber mit Zukunft<br />

Innovationen rund ums Vakuum<br />

Mit der Entwicklung der Vakuum-Isolations-Paneele (VIP),<br />

einer Hightech-Dämmung basierend auf mikroporöser<br />

Kieselsäure, legte VARIOTEC vor knapp vier Jahren einen<br />

wichtigen Grundstein für eine neue Produkttechnologie.<br />

Integriert in die Sandwichbauteile namens QASA lassen<br />

sich bei Wanddicken von 150 bis 250 mm neben U-Werten<br />

von 0,10 W/m²K vor allem Innenflächen-Gewinne bis zu<br />

15% erzielen.<br />

Die Mischung macht’s<br />

Auch im Außentürenbereich hat die VIP-Technologie bei<br />

VARIOTEC längst Einzug gehalten. Kombiniert mit den Vorteilen<br />

der TOL WOOD -Hölzer – modifizierten einheimischen<br />

Über ein ausgedehntes Händler- und Beraternetz exportiert<br />

VARIOTEC seine Waren und bauphysikalischen Dienstleistungen<br />

weltweit. Mit einem Exportanteil von gut 50%<br />

erwirtschaftet VARIOTEC einen Gesamtumsatz von ca.<br />

17 Mio. €. 80 Mitarbeiter und 12 Auszubildende im Werk<br />

Neumarkt müssen sich um ihre Zukunft keine Sorgen<br />

machen.<br />

In den vergangenen Jahren erhielt das Unternehmen zahlreiche<br />

Innovations-, Marketing- und Forschungspreise. Die<br />

Spitzenposition als Technologie- und Innovationsführer<br />

im energieeffizienten Planen, Bauen und Sanieren hält<br />

VARIO TEC durch laufende Forschungsprojekte mit diversen<br />

Bundesministerien sowie Universitäten im In- und Ausland<br />

bzw. einer kontinuierlichen Zusammenarbeit mit mehreren<br />

Fraunhofer-Gesellschaften.<br />

Kontakt<br />

VARIOTEC GmbH & Co. KG<br />

Weißmarterstraße 3-5<br />

92318 Neumarkt<br />

Das welterste vakuumgedämmte<br />

Nullheizenergiehaus in<br />

elementierter Bauweise.<br />

Firmengründer Christof Stölzel (rechts)<br />

präsentiert sein Erfolgsquartett v.l.n.r.:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Wolfram Breitenbach,<br />

Marco Lerzer, Erich Bauer-Ebenhöch<br />

und Dipl.-Ing. (FH) Dirk Franz<br />

1990 siedelte VARIOTEC auf das heutige<br />

Firmengelände nach Neumarkt um.<br />

Seitdem vergrößerten sich nicht nur die<br />

Produktionshallen, sondern auch der<br />

jährliche Umsatz.<br />

Tel. 09181 6946-0<br />

Fax 09181 8825<br />

sekretariat@variotec.de<br />

www.variotec.de


(Foto: © Berlin Partner - FTB/Werbefotografie) (Foto: © Berlin Partner - FTB/Werbefotografie) (Foto: © Berlin Partner - FTB/Werbefotografie)<br />

(Foto: © Berlin Partner - FTB/Werbefotografie)<br />

(Foto: © Berlin Partner - FTB/Werbefotografie)<br />

(Foto: © Berlin Partner - FTB/Werbefotografie)<br />

Berlin - Brandenburg<br />

Regionen unter Druck<br />

Mitteldeutschland<br />

(Foto: Ferropolis/Christiane Eisler)<br />

(Foto: © Martin Wolf (BSD)/PIXELIO)<br />

(Foto: © Martin Wolf (BSD)/PIXELIO)<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong><br />

(Foto: © TU Berlin/Ulrich Dahl)<br />

(Foto: © Daniela B./PIXELIO)<br />

(Foto: WikipediaGFDLM62)<br />

(Foto: © Finni/PIXELIO)


Regional-Special 51<br />

Der Drang nach oben<br />

Jeder will Sonnenkönig sein<br />

(Foto: Wikipedia/gemeinfrei/Louis le Grand)<br />

Das klassische Zitat „L‘État c‘est<br />

moi“ – Der Staat bin ich! – des „Sonnenkönigs“<br />

Ludwig des XIV. scheint<br />

sich heute umzukehren. Bedingt<br />

durch die Globalisierung seien heute<br />

nicht mehr nur die Staaten und<br />

die Gemeinschaftsinstitutionen die<br />

anerkannten „Mitspieler in der European<br />

Governance“, sondern gleichberechtigt<br />

auch die Regionen und<br />

Gemeinden, die Zivilgesellschaft, ja<br />

sogar der einzelne Bürger, so das Institut<br />

für Föderalismus EURAC, Bozen.<br />

Seit Ende der der 90er Jahre ist in der<br />

regionalen Strukturpolitik mit der<br />

Renaissance der Regionen ein neues<br />

Kapitel aufgeschlagen worden.<br />

Hurra<br />

Berlin z. B. steht im Städte-Ranking<br />

ganz unten. Obwohl der Senat seit<br />

Jahren die Ausgaben kürzte, stiegen die<br />

Schulden immer weiter an. Ein Patentrezept<br />

dafür, wie die Milliarden-Verluste<br />

der Bankgesellschaft, der Wasserbetriebe,<br />

der Krankenhausgesellschaft<br />

oder der Verkehrsbetriebe ausgeglichen<br />

werden konnten, gab es nicht.<br />

Aber Hurra! Das ist schon für Berlin<br />

ein Grund zur Freude, dass im Jahre<br />

2007 erstmals in der Finanzgeschichte<br />

des Landes keine neuen Schulden<br />

aufgenommen werden mussten.<br />

Globalisierung heißt Regionalisierung<br />

Berlins Wirtschaftsstrategie steht<br />

auf zwei Säulen: Mit der Kompetenzfeldstrategie<br />

sollen die fünf<br />

Technologien Gesundheitswirtschaft,<br />

Kommunikation, Medien, Kulturwirtschaft<br />

sowie Verkehr und Mobilität<br />

besonders gestärkt werden. Zugleich<br />

sollen die Innovationsfähigkeit traditioneller<br />

Branchen gefördert und die<br />

Vernetzung von Wissenschaft und<br />

Wirtschaft verbessert werden.<br />

Die Vereinigung der Unternehmensverbände<br />

in Berlin und Brandenburg<br />

UVB schätzt, dass in den<br />

Berliner Kompetenzfeldern über<br />

160 000 Beschäftigte tätig sind. Das<br />

tatsächliche Beschäftigungsniveau<br />

dürfte noch weitaus höher liegen,<br />

da viele Arbeitskräfte in diesen<br />

Zukunftsbranchen keinem sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigungsverhältnis<br />

nachgehen, sondern<br />

freie Mitarbeiter und Selbstständige<br />

sind.<br />

Polen holen Prozente<br />

Allein 130 Millionen Tagesgäste<br />

schauen sich die Stadt jährlich an.<br />

Vom Berlin-Tourismus ist das Einkommen<br />

von 255 000 Arbeitnehmern<br />

abhängig.<br />

Die Bankenkrise schlug im Berlin-<br />

Tourismus erstmalig im August<br />

durch. Die Zahl der Übernachtungen<br />

durch amerikanische Besucher sank<br />

um 13,6 Prozent. Aus Großbritannien<br />

– ebenfalls stark von der Krise<br />

betroffen – gab es in den ersten acht<br />

Monaten 2008 6,4 Prozent weniger<br />

Übernachtungen. Durch Länder<br />

wie Russland (plus 35 Prozent) oder<br />

Polen (plus 43 Prozent) konnte dieses<br />

Minus noch ausgeglichen werden.<br />

Insgesamt stieg die Zahl der Übernachtungen<br />

um 2,5 Prozent.<br />

Berlin billig, billig<br />

London und Paris wurden in diesem<br />

Jahr weitaus heftiger getroffen, dort<br />

gab es deutliche Einbrüche. Offensichtlich<br />

profitiert Berlin derzeit von<br />

den deutlich niedrigeren Preisen.<br />

Hoffnung setzt die Berlin Tourismus<br />

Marketing Gesellschaft BTM auf den<br />

20. Jahrestag des Mauerfalls. „Vor<br />

allem in den USA ist das Interesse<br />

riesig“, sagte BTM-Geschäftsführer<br />

Hanns Peter Nerger. Fragt sich nur,<br />

Der „Sonnenkönig“ Ludwig XIV.<br />

wie viele Amerikaner sich die Reise<br />

noch leisten können, fragt der Berliner<br />

TAGESSPIEGEL.<br />

„Die Auswirkungen dieser Krise<br />

sind sehr schwer vorherzusagen“, so<br />

Nerger. Das von ihm für 2008 prognostizierte<br />

Plus von fünf Prozent im<br />

Berlin-Tourismus sei nicht mehr zu<br />

erreichen, stellte er klar.<br />

Totegesagte leben länger<br />

Treiber des Wachstums in der Stadt<br />

war die oft schon totgesagte Industrie.<br />

Um 7,5 Prozent wuchs preisbereinigt<br />

die Bruttowertschöpfung<br />

2008 im verarbeitenden Gewerbe<br />

– fast doppelt so stark wie im Rest<br />

des Landes.<br />

Die Berliner Industrie hatte aber<br />

schon im August deutlich weniger<br />

Aufträge als im Vormonat. Grund:<br />

der Rückgang der Auslandsbestellungen<br />

um 19,2 Prozent. Das Inlands-<br />

Super-Beispiele<br />

Adlershof: zählt zu den erfolgreichsten<br />

Hochtechnologiestandorten<br />

Europas, Gesamtumsatz 2007: rund<br />

1,4 Mrd. Euro<br />

Biomedizinischer Campus Berlin-<br />

Buch: bringt 13,1 Mio. Euro jährlich an<br />

Steuern<br />

Flughafen: Inbetriebnahme des neuen<br />

„Berlin Brandenburg International“<br />

2<strong>01</strong>1 in Schönefeld<br />

Krisenerprobt<br />

Berliner Hypotheken- und<br />

Pfandbriefbank AG ging pleite<br />

9. April 2002: Risikoabschirmung<br />

mit einer Garantie in Höhe von<br />

21,6 Mrd. Euro für die verlustreichen<br />

Immobiliengeschäfte<br />

nach fünf Jahren: Verkauf der Anteile<br />

des Landes Berlin an der Landesbank<br />

Berlin Holding AG für rund 4,5 Mrd.<br />

Euro<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


20 52<br />

September I Oktober<br />

Regional-Special<br />

(Foto: © Berlin Partner - FTB-Werbefotografie)<br />

Berlin habe die Chance, einigermaßen<br />

glimpflich aus der weltweiten Finanzmarktkrise<br />

herauszukommen, glauben<br />

die Experten.<br />

geschäft verfehlte mit 0,5 Prozent<br />

knapp das Vorjahresergebnis. Insgesamt<br />

lag das Auftragsvolumen preisbereinigt<br />

10,9 Prozent unter dem<br />

Niveau des Vorjahres.<br />

Vorzeigebeispiele<br />

Berlin ist stolz auf seinen Biomedizinischen<br />

Campus Berlin-Buch. Dieses<br />

Forschungs-Zentrum startete mit<br />

einer Keimzelle vor 17 Jahren. Rund<br />

7 500 Arbeitsplätze hängen heute<br />

von diesem Campus direkt und indirekt<br />

ab.<br />

2%<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

Jeder Arbeitnehmer zählt. Adlershof<br />

mit zwölf außeruniversitären<br />

Forschungseinrichtungen und rund<br />

1 600 Mitarbeitern hat es geschafft.<br />

Hinzu kommen die mathematischnaturwissenschaftlichen<br />

Fachbereiche<br />

der Humboldt-Universität mit<br />

ihren 865 Mitarbeitern und mehr<br />

als 6 600 Studenten. Darüber hinaus<br />

sind rund 13 500 Menschen in über<br />

700 Unternehmen im gesamten Wissenschafts-,Wirtschafts-<br />

und Medienstandort<br />

Adlershof beschäftigt.<br />

Biotech-Landschaft<br />

„Insgesamt arbeiten in Berlin 10 000<br />

Menschen in der Pharmaindustrie,<br />

die im ersten Halbjahr 2008 2,5 Mrd.<br />

Euro Umsatz machten, davon drei<br />

Viertel im Ausland. Im Vergleich zum<br />

Vorjahreszeitraum haben wir eine<br />

sechsprozentige Steigerung“, freut<br />

sich Dr. Paul Kriegelsteiner, Hauptgeschäftsführer<br />

der Chemieverbände<br />

Nordost. Die Pharmawirtschaft ist die<br />

Basisbranche der Gesundheitswirtschaft<br />

Berlins. „Wir sind die Pharmahauptstadt“,<br />

so Kriegelsteiner.<br />

Aber eine Pille gegen die Finanzkrise<br />

hat auch der Pharma-Riese Pfizer<br />

noch nicht erfunden. „Die Pharma-<br />

1999 2000 20<strong>01</strong> 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Veränderung BIP Berlin preisbereinigt<br />

Industrie wird sich den Wellen, die<br />

die Finanzkrise derzeit schlägt, wohl<br />

auch nicht ganz entziehen können.<br />

Wir leben ja nicht in einer isolierten<br />

Welt. In den Gesundheitsetats<br />

der Staaten und der Krankenkassen<br />

werden die Turbulenzen sicherlich<br />

Spuren hinterlassen“, meinte Pfizer-<br />

Europachef Pedro Lichtinger in der<br />

Online-Ausgabe der MORGENPOST.<br />

Der US-Konzern hat gerade seine<br />

Deutschlandzentrale nach Berlin<br />

verlegt.<br />

Und nun die Krise<br />

(Quelle: Amt für Statistik Berl.-Br.)<br />

Gerade war Berlins Wirtschaft im ersten<br />

Halbjahr 2008 stärker gewachsen<br />

als der Bundesdurchschnitt. Wenn<br />

auch nur minimal. Damit hatte Berlin<br />

sein Etappenziel erreicht, denn jahrelang<br />

hatte sich die Wirtschaft in der<br />

Stadt deutlich schlechter entwickelt<br />

als im übrigen Deutschland.<br />

Vom Einbruch des internationalen<br />

Geschäftes waren besonders exportorientierte<br />

Wirtschaftsbranchen<br />

betroffen wie die chemische Industrie<br />

und der Maschinenbau. Beide<br />

Sparten verzeichneten schon im<br />

Sommer einen Rückgang bei den<br />

Auslandsbestellungen von über<br />

30 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.<br />

Die andere Seite<br />

FOCUS-Online titelte im Dezember:<br />

„Arm, alt, wenig sexy“ und nannte<br />

Berlin „die Hauptstadt der Verlierer“.<br />

Warum? Über 40 Prozent des verfügbaren<br />

Einkommens aller Berliner<br />

werden vom Staat gezahlt. 13,4 Prozent<br />

der Berliner sind Harz-IV-Empfänger.<br />

Das ist der höchste Satz in<br />

Deutschland. Gehört das zum Hauptstadtbonus<br />

dazu?<br />

Der Klassiker: In den Branchen Biotechnologie,<br />

Medizintechnik oder<br />

Verkehrstechnik fehlen die Fachkräfte,<br />

und auf der anderen Seite<br />

bleiben die schlecht ausgebildeten<br />

Langzeitarbeitslosen mit Migrationshintergrund.<br />

Der FOCUS entwirft ein<br />

düsteres Bild für die Zukunft. Immer<br />

mehr Rentner mit zu wenig Rente<br />

erwarten Hilfe, und demgegenüber<br />

stehen Berlin sinkende Einnahmen<br />

allein durch die schrumpfenden Solidarpaktmittel<br />

Ost bevor.<br />

Hop oder Top<br />

Hartmut Mertens, Chefvolkswirt<br />

der landeseigenen Investitionsbank<br />

Berlin (IBB), die der Senat mit der<br />

Förderung von Unternehmen beauftragt<br />

hat, sah die Berliner Wirtschaft<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


Regional-Special 53<br />

Berlin und Brandenburg:<br />

„Gemeinsam sind wir stärker“<br />

(Foto: © Christian Seidel/PIXELIO)<br />

„wesentlich besser aufgestellt“ als<br />

noch vor zwei, drei Jahren. „Berliner<br />

Produkte werden konkurrenzfähiger<br />

auf dem Weltmarkt.“ Das gelte nicht<br />

nur für die kleinen Hochtechnologie-<br />

Unternehmen etwa in Adlershof,<br />

sondern auch für die klassische<br />

Industrie. Die Analyse aus der September-Ausgabe<br />

der Berliner MOR-<br />

GENPOST hat sich überholt.<br />

Jeder Steuer-Euro zählt. Städte sind<br />

Brennpunkte zukünftiger Entwicklungen,<br />

deren Bedeutung steigt.<br />

Metropolen müssen die Chancen der<br />

Globalisierung nutzen, um negativen<br />

Trends entgegenzuwirken. Kann das<br />

Berlin? Es sieht im Moment nicht so<br />

aus.<br />

Ehe ohne Trauschein<br />

Um oben mitspielen zu können,<br />

braucht Berlin das Umland. Und<br />

Brandenburg braucht Berlin. Die<br />

Mitgift von Berlin war kein Hinderungsgrund<br />

für Brandenburg, sich<br />

mit Berlin zu verbinden. Auch Brandenburg<br />

hat schweres Gepäck beim<br />

Aufstieg. Entertainer Rainald Grebe<br />

über Brandenburg:<br />

In Brandenburg, in Brandenburg<br />

ist wieder jemand gegen einen Baum gegurkt,<br />

was soll man auch machen mit 17, 18 in Brandenburg?<br />

Es ist nicht alles Chanel, es ist meistens Schlecker,<br />

kein Wunder, dass so viele von hier weggehen,<br />

aus Brandenburg.<br />

Aus der Not eine Tugend machen<br />

Im Landesportal preist Brandenburg<br />

unter dem Slogan „Brandenburg.<br />

Neue Perspektiven entdecken“ überzeugend:<br />

„Gerade die dünn besiedelten,<br />

landwirtschaftlich geprägten<br />

Regionen Brandenburgs bilden<br />

dabei einen attraktiven Kontrast<br />

zur hoch verdichteten Metropole<br />

Berlin.“<br />

Die Landesregierungen von Berlin<br />

und Brandenburg haben sich im<br />

August 2006 auf ein gemeinsames<br />

Leitbild „Hauptstadtregion Berlin-<br />

Brandenburg“ verständigt. Motto:<br />

„Berlin und Brandenburg. Gemeinsam<br />

sind wir stärker.“<br />

2 x aber…<br />

Die Arbeitslosigkeit in der Hauptstadtregion<br />

ist auf hohem Niveau<br />

rückläufig. In Brandenburg sank<br />

die Erwerbslosigkeit 2008 auf den<br />

niedrigsten Stand in einem Oktober<br />

seit der Wiedervereinigung. Aber<br />

spätestens in der zweiten Hälfte<br />

<strong>2009</strong> werde die Arbeitslosigkeit<br />

wieder steigen: „Wir rechnen mit<br />

einem Anstieg der Arbeitslosigkeit,<br />

allerdings nicht in dem Maß wie<br />

in früheren Abschwungphasen“,<br />

sagte der Chef der Bundesagentur<br />

für Arbeit Frank-Jürgen Weise,<br />

allerdings auf ganz Deutschland<br />

bezogen.<br />

Kurze Freude?<br />

Trotz der Bankenkrise und der Angst<br />

vor einer bevorstehenden Rezession<br />

sahen die Daten der brandenburgischen<br />

Wirtschaft Ende des Jahres<br />

2008 sogar gut aus: Die Auftragshefte<br />

waren deutlich besser gefüllt<br />

als im Vorjahr. Auch im Ausland<br />

stieg die Nachfrage nach brandenburgischen<br />

Produkten. Brandenburg<br />

wuchs insgesamt um 1,8 Prozent,<br />

die märkische Industrie legte um 8,7<br />

Prozent zu. Berlins Wirtschaftssenator<br />

Harald Wolf sprach von einer<br />

5%<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

1999 2000 20<strong>01</strong> 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Veränderung BIP Brandenburg preisbereinigt<br />

„sehr erfreulichen Entwicklung“,<br />

obwohl die Halbjahresstatistik noch<br />

wenig darüber aussage, wie die<br />

einzelnen Länder am Jahresende<br />

abschnitten. „Ich warne vor überschäumendem<br />

Optimismus“, sagte<br />

Wolf schon im Herbst 2008.<br />

Rückenwind<br />

(Quelle: Amt für Statistik Berl.-Br.)<br />

Immerhin. Das Land hat Ambitionen<br />

mit erneuerbarer Energie. Brandenburg<br />

bietet von allen Bundesländern<br />

die besten Voraussetzungen für den<br />

Ausbau der erneuerbaren Energien.<br />

Bei einem Bundesländer-Ranking<br />

belegte das Land den Spitzenplatz,<br />

im Gegensatz zum Vorletzten Berlin.<br />

Windenergie ist Brandenburgs Markenzeichen.<br />

Aufwind auch für die<br />

klassische Wirtschaft wird dringend<br />

gebraucht. Schlusslicht Berlin baut<br />

sich nun ein Stadtschloss. Es will<br />

hoch hinaus, aber ist ein Schloss<br />

noch das richtige Zeichen in der<br />

Renaissance des Regionalen? <br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


20 54<br />

September I Oktober<br />

Regional-Special<br />

(Foto: Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland)<br />

Stand-Orte<br />

Der Versuch einer gemeinsamen Identität: Mitteldeutschland<br />

„Wenn es nur darum gehen würde,<br />

zu fusionieren, um Geld zu sparen<br />

und sonstige Aufwendungen, dann<br />

könnte man sich auch ganz andere<br />

Zusammenschlüsse denken – etwa<br />

Thüringen-Hessen oder Sachsen-<br />

Bayern“, meint Jochen Lohse vom<br />

Bundesverband mittelständische<br />

Wirtschaft (BVMW).<br />

Er legt aber darauf wert: „Wir sind<br />

für Mitteldeutschland, weil eine<br />

Wirtschaft dieser Region in den letzten<br />

120 Jahren gemeinsam gewachsen<br />

ist, gelitten hat, aufgestanden ist<br />

und jetzt wieder um einen wichtigen<br />

Stellenwert ringt. Die Unternehmer<br />

der Region Mitteldeutschland<br />

können miteinander, haben immer<br />

schon Geschäfte miteinander gemacht<br />

und wollen dies auch in Zukunft.”<br />

Mit dem linken Fuß<br />

Es ist ein Jammer: Die Europastadt<br />

Görlitz-Zgorzelec wurde nicht zur<br />

Kulturhauptstadt Europas 2<strong>01</strong>0<br />

gekürt. Die Jury in Brüssel empfahl<br />

Essen, der EU-Ministerrat schloss<br />

sich dem Votum an und entschied<br />

sich im November 2006 damit für<br />

das Modell des Strukturwandels im<br />

Ruhrgebiet. Es hat den Anschein,<br />

als ob „Mitteldeutschland“ mit dem<br />

linken Fuß aufgestanden sei. Die<br />

„Initiative Mitteldeutschland“ zum<br />

Ausbau der länderübergreifenden<br />

Zusammenarbeit von Sachsen-Anhalt,<br />

Thüringen und Sachsen wurde<br />

am 5. Juni 2002 von den CDU-Ministerpräsidenten<br />

beschlossen. Ziel war<br />

es, die drei mitteldeutschen Länder<br />

auch angesichts der damals bevorstehenden<br />

Osterweiterung der Eu-<br />

Regional-Special in unserer nächsten Ausgabe:<br />

Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland<br />

Im Blickpunkt: Kohle war gestern – die Energiepolitik der drei Bundesländer<br />

Zwischen Tradition und Moderne: Kultur, Tourismus, Technologien<br />

Wer den unternehmerischen Mittelstand anspricht, kommt am P.T. Magazin<br />

nicht vorbei. Hier können Inserenten einem interessierten Leserkreis Marken,<br />

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(Foto: © Michael Ottersbach/PIXELIO)<br />

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Regional-Special 55<br />

ropäischen Union zu einer wettbewerbsstarken,<br />

sozial und ökologisch<br />

fortschrittlichen Region in der Mitte<br />

Europas zu machen.<br />

Und?<br />

Wirtschaftlich ist Mitteldeutschland<br />

heute noch nicht in der Champions<br />

League, der Wandel ist aber trotzdem<br />

erstaunlich. Musste die Großregion<br />

doch die Wende zur Marktwirtschaft<br />

gleichzeitig mit der Wende zur Globalisierung<br />

absolvieren. Die Kohleindustrie<br />

verschwand, wie zuvor<br />

die Städte vor den Abraumbaggern<br />

wichen. Die lauten und schmutzigen<br />

Braunkohletagebaue sind nun als<br />

stille „Mondkrater“ und erholsame<br />

Seen-Landschaft Wirtschaftsfaktor.<br />

Der Veranstaltungsort Ferropolis, die<br />

Stadt aus Eisen östlich von Dessau,<br />

ist eine Hommage an die Braunkohlezeit.<br />

Strukturwandel im Osten.<br />

Wirtschaftsgeschichte<br />

Er begann mit dem Auseinanderbrechen<br />

der großen Massenbetriebe.<br />

Z. B. das Kombinat Mikroelektronik<br />

Erfurt mit 56 000 Mitarbeitern verschwand.<br />

Es gibt heute einige erfolgreiche<br />

Ausgründungen. Das Kombinat<br />

Carl Zeiss Jena mit bis zu 70 000<br />

Beschäftigten hat als Carl Zeiss 1 000<br />

Mitarbeiter. Zwei Braunkohletagebaue<br />

hat die MIBRAG heute, stillgelegt<br />

wurden ca. 40.<br />

Opel, Bosch oder Jenoptik bewegen<br />

sich heute im Mittel bei ca. 1 500<br />

Mitarbeitern. Bahn, Post oder Telekom<br />

sind in Mitteldeutschland die<br />

Arbeitgeber. Strukturwechsel pur.<br />

Mit Direktinvestitionen von Porsche,<br />

Die Luft für Höhenflüge<br />

Die airkom Druckluft GmbH aus Wildau (Brandenburg)<br />

gehört zu den regionalen Marktführern<br />

der Hauptstadtregion<br />

(Foto: Igor Pastierovic)<br />

Firmenpräsentation<br />

enta<br />

tion<br />

Mit der „richtigen“ Luft betreut airkom<br />

seit der Unternehmensgründung<br />

im Jahr 2000 mehr als 500 Kunden<br />

in der Industrie mit wirtschaftlichen<br />

und effektiven Ideen für deren Prozesse.<br />

Innerhalb von acht Jahren ist airkom<br />

zu einem der führenden Anbieter von<br />

Druckluft- und Vakuumtechnik, Pneumatik<br />

und Prozesskühlung aufgestiegen.<br />

Ein wesentlicher Bestandteil der<br />

Leistungen sind die Projektierung und<br />

der schlüsselfertige Anlagen- und Rohrleitungsbau.<br />

Als einer der regionalen Marktführer in<br />

Berlin und Brandenburg arbeitete das<br />

Unternehmen u. a. an der Entwicklung<br />

der Versuchsanlagen für die Produktion<br />

des Airbus A 380 mit. In der Luft- und<br />

Raumfahrtindustrie ist airkom als Zulieferer<br />

für seine Kunden u. a. bis in die<br />

USA tätig. Die Zertifizierung nach DIN<br />

EN ISO 90<strong>01</strong> : 2000 ist selbstverständlich<br />

und gewährleistet einen hohen<br />

Qualitätsstandard. In den vergangenen<br />

vier Jahren konnte die Beschäftigtenzahl<br />

auf rund 45 Mitarbeiter, darunter<br />

vier Auszubildende, verdoppelt werden.<br />

Ein Teil des Umsatzes von fast<br />

sieben Mio. Euro wird im europäischen<br />

Ausland erzielt.<br />

Mit dem „airkomGuard” wurde ein<br />

eigenes innovatives Instrument zur permanenten<br />

Überwachung von Kompressoren<br />

und Maschinen entwickelt. Vom<br />

Netzwerk Luft- und Raumfahrttechnik<br />

(BBAA) bis zur Fachhochschule Wildau<br />

reichen intensive Kooperationen. Breit<br />

ist das soziale Engagement: von der<br />

Grundschule<br />

Wildau bis<br />

zum Arbeiter-Samari-<br />

ter-Bund. Im Rahmen des Wettbewerbs<br />

„Großer Preis des Mittelstandes“ wurde<br />

Geschäftsführerin Petra Damm im<br />

Herbst 2007 von der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

als „Unternehmerin des Jahres“<br />

ausgezeichnet.<br />

Kontakt<br />

airkom Druckluft GmbH<br />

Bahnhofstraße 1/Halle 29<br />

15745 Wildau<br />

Tel. 03375 5205-0<br />

Fax 03375 5205-29<br />

info@airkom24.de<br />

www.airkom24.de<br />

Dipl.-Ing. Petra Damm,<br />

Geschäftsführerin der airkom<br />

Druckluft GmbH<br />

Preisträger 2007<br />

„Großer Preis des<br />

Mittelstandes“


20 56<br />

September I Oktober<br />

Regional-Special<br />

(Foto: Tom Schulze/ Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland)<br />

Die Urkunde vom BMBF an Prof. Ralph Wehrspohn für das Spitzencluster „Solarvalley<br />

Mitteldeutschland” bedeutet eine Millionenförderung für die Solarbranche bei Halle/S.<br />

BMW, AMD, Dow Chemical, Bayer<br />

oder DHL hat sich die Region aufgewertet,<br />

Aufsteiger wie Q-Cells, Jenoptik<br />

oder Infineon sind die Neuen<br />

in dieser Liga.<br />

Gewachsene Region<br />

Die Region Mitteldeutschland ist<br />

ein seit Jahrhunderten eng verflochtener<br />

Kultur- und Wirtschaftsraum<br />

auf dem Gebiet der heutigen Bundesländer<br />

Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />

und Thüringen. Die Geschichte war<br />

geprägt von Glanz, Krieg und Wende.<br />

Heute hat Mitteldeutschland so einige<br />

Probleme.<br />

Seit der Wiedervereinigung werden<br />

mit dem Marker Mitteldeutschland<br />

meist die drei deutschen Bundesländer<br />

Sachsen, Sachsen-Anhalt und<br />

Thüringen bezeichnet, insbesondere<br />

aufgrund des damals von diesen Ländern<br />

neu gegründeten Mitteldeutschen<br />

Rundfunks.<br />

Kein Copyright<br />

Aber der Begriff ist nicht exakt definiert.<br />

In der ersten Hälfte des 20.<br />

Jahrhunderts wurde er z. B. für das<br />

Gebiet um Halle-Leipzig gebraucht,<br />

wo man vom „Mitteldeutschen Industrierevier“,<br />

dem heutigen Mitteldeutschen<br />

Chemiedreieck, sprach.<br />

Zum anderen hat die sehr lange<br />

Industriegeschichte eine eher dezentrale,<br />

mittelstandsgeprägte<br />

Wirtschaftsstruktur geschaffen.<br />

Die einzelnen Zentren sind dabei<br />

Schwerpunkte verschiedener Branchen,<br />

wie der Halbleiterindustrie<br />

(Dresden), der optischen Industrie<br />

und der Medizintechnik (Jena), des<br />

Maschinenbaus (Chemnitz) und des<br />

Fahrzeugbaus (Eisenach, Zwickau).<br />

Im Thüringer Becken und Teilen<br />

Sachsens spielt die Ernährungswirtschaft<br />

eine wichtige Rolle. Ein Zentrum<br />

fehlt.<br />

Defizite<br />

Die Region Mitteldeutschland liegt<br />

nicht am mitteleuropäischen Hochgeschwindigkeitsnetz,<br />

die ICE-Trasse<br />

Nürnberg – Erfurt – Halle/Leipzig<br />

– Berlin wird noch bis 2<strong>01</strong>7 auf sich<br />

warten lassen. Die Einbindung Mitteldeutschlands<br />

in das europäische<br />

Hochgeschwindigkeitsnetz ist überfällig.<br />

Nach Angabe der Statistischen<br />

Landesämter sinkt die Bevölkerung<br />

Mitteldeutschlands bis zum Jahr<br />

2020 um eine Million Einwohner.<br />

Wie schon in unserer November-<br />

Ausgabe 2006 unter dem Titel<br />

„Abmarsch durch die Mitte“ hingewiesen<br />

wurde, war das alleinige<br />

staatliche Fördern von „Leuchttürmen“<br />

nicht langfristig sinnvoll.<br />

Schon damals wiesen wir auf die<br />

Einschätzung von Thomas Jurk, der<br />

im Herbst 2004 Wirtschaftsminister<br />

in Sachsen wurde, hin:<br />

„Ganz einfach: Sie hat den heimischen<br />

Mittelstand vernachlässigt<br />

zugunsten der einseitigen Förderung<br />

von Großinvestitionen mit riesigen<br />

Subventionen aus Steuergeldern.<br />

Wollten wir nur mit Leuchttürmen<br />

die wirtschaftlichen Defizite lösen,<br />

brauchten wir noch 100 BMW-Ansiedlungen<br />

in Sachsen. Wie realistisch<br />

ist das?...Viel gesünder wäre ein<br />

in die Tiefe angelegter Mittelstand<br />

mit funktionierenden regionalen<br />

Wirtschaftskreisläufen.“<br />

So kritisierte auch Sachsen-Anhalts<br />

Ministerpräsident Wolfgang Böhmer<br />

bereits 2004 das Cluster-Konzept,<br />

weil sich Branchenschwerpunkte<br />

unabhängig von einer Förderung<br />

nach marktwirtschaftlicher Logik<br />

herausbilden.<br />

Projekt Mitteldeutschland<br />

Dr. Reiner Haseloff, Minister für<br />

Wirtschaft und Arbeit aus Sachsen-Anhalt<br />

erklärte 2007: „Mitteldeutschland<br />

hat eine hervorragende<br />

Perspektive. Wichtige Voraussetzung<br />

dafür ist eine zielorientierte Kooperation<br />

der Länder. Hier gibt es sehr<br />

gute Ansätze, die es auszubauen gilt.<br />

Ob eine Länderfusion zum gegenwärtigen<br />

Zeitpunkt sinnvoll wäre, ist<br />

zu bezweifeln. Ein Zusammengehen<br />

der drei Länder wäre eher kontraproduktiv,<br />

würden doch erforderliche<br />

Umstrukturierungsprozesse die Verwaltungskraft<br />

der Länder auf mittlere<br />

Frist in erheblichem Maß binden.<br />

Von politisch auszugestaltenden<br />

Umverteilungs- und Ausgleichsprozessen<br />

ganz zu schweigen.“<br />

Renaissance des Örtlichen<br />

Die Regionen stehen im Wettbewerb.<br />

Die eigene Stadt, Gemeinde und<br />

selbst oftmals der Landkreis kann die<br />

Kombination von guten Standortbedingungen<br />

nicht allein anbieten. Es<br />

wäre daher ein großer Fehler, seine<br />

Süppchen wieder allein kochen zu<br />

wollen, trotz Rezession. Aber im Moment<br />

scheint sich der Rückzug von<br />

der Globalisierung à la Schneckenhaus<br />

zu vollziehen.<br />

Städte und Gemeinden sind verunsichert.<br />

Sinkende Gewerbesteuereinnahmen<br />

von Banken, Autobauern<br />

und Zulieferern treffen ins Mark:<br />

„Die Sehnsucht der Leute nach Heimat<br />

und Schutz ist sehr stark“, so<br />

Gerd Landsberg, Geschäftsführer des<br />

deutschen Städte- und Gemeindebundes<br />

im FOCUS. „Es wird eine Renaissance<br />

des Örtlichen geben.“ <br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


Maßgeschneidert für den Kunden: Die micro resist technology GmbH<br />

ist ein international erfolgreicher Dienstleister und Materialausrüster<br />

auf dem Gebiet der Mikro- und Nanotechnologie<br />

Firmenpräsentation<br />

enta<br />

tion<br />

Die Mikro- und Nanotechnologie ist ein<br />

sehr schnell wachsender Zukunftsmarkt, der<br />

ständig Erneuerung, Ergänzung und Vervollkommnung<br />

erfordert. Auf diesem Markt<br />

agiert die micro resist technology GmbH<br />

(mrt) aus Berlin, die sich auf die Entwicklung<br />

und Produktion besonderer Photoresiste<br />

spezialisiert hat. Das Portfolio findet Eingang<br />

in der Informations- und Kommunikationstechnik,<br />

Automobilindustrie, Pharmaindustrie,<br />

Medizin und Biotechnologie sowie der<br />

Luft- und Raumfahrt. Weltweit gibt es nur<br />

etwa ein Dutzend Unternehmen mit einem<br />

vergleichbaren Angebot.<br />

Die stärkste Motivation der mrt liegt darin,<br />

ihren Kunden maßgeschneiderte Lösungen<br />

für deren spezielle technologische Anforderungen<br />

zu bieten. Dabei ist es mrt gelungen,<br />

besonders dicke Schichten für hohe Formen<br />

zu schaffen, die im gesamten lithographischen<br />

Prozess ihre Stabilität und Präzision<br />

behalten. Zu den Kunden des Unternehmens<br />

zählt mittlerweile die gesamte internationale<br />

Elektronikbranche. So finden die Photoresiste<br />

beispielsweise in Chips für Mobiltelefone<br />

und Airbag-Sensoren Verwendung. Mit<br />

etwa 40 Mitarbeitern ist mrt immer noch<br />

relativ klein, aber dennoch ein „Global Player“,<br />

der mehr als 50 Prozent des Umsatzes<br />

durch Kunden im Ausland generiert. Beliefert<br />

wird nicht nur der europäische Markt, sondern<br />

auch Korea, Japan, die USA, Kanada,<br />

Australien und Südamerika.<br />

Oberste Priorität haben Qualität, Innovation<br />

und Kundenorientierung. „Wir liefern<br />

dem Kunden nicht nur sein Fläschchen Photoresist<br />

und sagen ihm, er könne es nun auf<br />

seinen Wafer packen, sondern wir betreuen<br />

bis zum Schluss, bis zur Einführung in die<br />

Produktion vor Ort”, stellt Geschäftsführerin<br />

Gabi Grützner den Service bei mrt heraus.<br />

Um dauerhaft am Markt bestehen zu können,<br />

leistet das Unternehmen einen sehr<br />

hohen Aufwand für Forschung und Entwicklung.<br />

„Wir betreiben hier ein halbes Institut<br />

und eine halbe Firma”, sagt die Chefin.<br />

Rund ein Drittel der Arbeit entfällt dabei auf<br />

die Forschung. Der Anteil der Ausgaben für<br />

FuE liegt sogar bei knapp 50 Prozent.<br />

Zudem setzen die Berliner auf konsequentes<br />

Produkt- und Qualitätsmanagement. Seit<br />

1997 existiert ein zertifiziertes Qualitätsmanagementsystem<br />

nach DIN EN ISO<br />

90<strong>01</strong>. Ein Team von Qualitätsfachleuten<br />

aus allen Bereichen sorgt seit 2006 für die<br />

Verbreitung des Qualitätsgedankens im Unternehmen.<br />

Alle Bereiche definieren jährlich<br />

messbare Qualitätsziele, die sie von den<br />

Zielen der Geschäftsführung ableiten.<br />

95 Prozent der Kunden, davon 53 Prozent<br />

Anwender und 47 Prozent Einkäufer,<br />

empfehlen mrt gern weiter. Service und<br />

Kundendienst werden als gut bis sehr gut<br />

eingeschätzt, wobei besonders die Lieferzeiten<br />

des Unternehmens gelobt werden.<br />

Die Erfolgsgeschichte des 1993 gegründeten<br />

mittelständischen Unternehmens aus<br />

der Bundeshauptstadt ist beeindruckend:<br />

Nachdem die micro resist technology<br />

GmbH 2005 als „Familienfreundlicher Betrieb<br />

Treptow-Köpenick” geehrt wurde, gab<br />

es ein Jahr später bereits zum zweiten Mal<br />

den Qualitätspreis Berlin-Brandenburg. Und<br />

obendrein wurde Gabi Grützner 2006 als<br />

„Unternehmerin des Jahres“ im Wettbewerb<br />

„Großer Preis des Mittelstandes“ ausgezeichnet<br />

und 2008 ist das Unternehmen<br />

zum Innovationspreis in Berlin/Brandenburg<br />

nominiert.<br />

(Foto: Igor Pastierovic)<br />

Kontakt: micro resist technology GmbH<br />

Köpenicker Straße 325, Haus 211 | 12555 Berlin<br />

Tel. 030 657621-92 | Fax 030 657621-93<br />

mrt@microresist.de | www.microresist.de


20 58<br />

September I Oktober<br />

Innovation<br />

Regional<br />

(Foto: Wolfgang Beisert)<br />

Kampf um<br />

Unabhängigkeit<br />

Energiekrise schürt Run auf Bioenergie<br />

Jühnde - Deutschlands erstes<br />

Bioenergiedorf<br />

20 Prozent ihres gesamten Energiebedarfs<br />

wollen die Regierungschefs der<br />

Europäischen Union bis 2020 durch<br />

erneuerbare Energien decken. Die<br />

regenerativen Energien sollen nicht<br />

nur effizienter, sondern auch weitaus<br />

intensiver genutzt werden. Deshalb<br />

gibt es in Deutschland die Bioenergie-<br />

Regionen.<br />

Das Bundesministerium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

hat den Bundeswettbewerb<br />

„Bioenergie-Regionen“ ausgelobt,<br />

der Regionen ermöglicht, strategisch<br />

Bioenergie zu forcieren und dadurch<br />

mittelständische Betriebe zu fördern.<br />

Ziel ist neben Klimaschutz auch die<br />

Stärkung der regionalen Wirtschaftskraft<br />

und die Schaffung von Arbeitsplätzen<br />

in hochtechnologisierten und<br />

innovativen Branchen.<br />

Alternativ<br />

Die Energiekosten nehmen einen<br />

immer größeren Anteil der Kalkulation<br />

ein. Darum sind alternative<br />

Konzepte außerhalb von Öl und<br />

Gas gefragt. Die Nutzung biogener<br />

Reststoffe zur Energiegewinnung/<br />

Wärmeerzeugung ist gerade für das<br />

holzverarbeitende Gewerbe und für<br />

die Lebensmittelindustrie eine Alternative.<br />

Was früher Abfall war, wird<br />

jetzt zum wertvollen Energierohstoff.<br />

Erneuerbare Energien deckten 2007<br />

bereits 9,1 Prozent des deutschen<br />

Gesamtenergieverbrauchs. Die<br />

Bioenergie aus Biomasseheizkraftwerken,<br />

Biogasanlagen oder auch<br />

Biokraftstoffen haben dabei mit<br />

Bioenergie-Region<br />

„Thüringer Vogtland“<br />

„Auf dem Weg zur 100%-Region“<br />

Region soll Innovationsmotor für<br />

Bioenergie in Thüringen werden<br />

keine Saison-, sondern Vollarbeit in der<br />

Land- und Forstwirtschaft<br />

Abwanderung der Jugend aus den<br />

Dörfern soll gestoppt werden<br />

71 Prozent den größten Anteil. Von<br />

geschätzten 235 000 Arbeitsplätzen<br />

im Bereich der erneuerbaren Energien<br />

werden knapp 100 000 allein der<br />

Bioenergie zugerechnet.<br />

Vorzeigeregionen<br />

Symbol des Aufbruchs der Region<br />

im Göttingerland: Bioenergieanlage<br />

in Jühnde. Die Ortschaft ist<br />

Deutschlands erstes Bioenergiedorf,<br />

das seinen Wärmebedarf und den<br />

verbrauchten Strom selbst über nachwachsende<br />

Rohstoffe erzeugt.<br />

„Öl zu verbrennen ist zu einfach, einen<br />

Pullover würde man ja auch nicht einfach<br />

nur verbrennen.“ So appellierte<br />

Prof. Dr. Christian Juckenack, Staatssekretär<br />

im Thüringer Ministerium für<br />

Wirtschaft, Technologie und Arbeit an<br />

die Innovationskraft in einer Bioenergie-Region.<br />

Weiter hob er auf dem<br />

15. Umwelt- und Technologietag in<br />

Gera im November 2008 hervor, dass<br />

die Energieimporte gewachsen seien<br />

und dass die einzige natürliche Energiequelle<br />

in Thüringen die erneuerbare<br />

Energie sei.<br />

Die Bioenergie leistet dabei einen<br />

bedeutenden Beitrag. Pahren-Agrar<br />

aus Zeulenroda ist eine auf hohem<br />

technologischen Stand bestehende<br />

Kooperation von Agrarbetrieben, die<br />

mit dem EMAS-Zertifikat ausgezeichnet<br />

wurde. Mit einer Biogasanlage<br />

mit 340 kW wird die Abwärme u. a.<br />

zur Kühlung der produzierten Milch<br />

verwandt. Die Gülle der Milchkühe<br />

dient der Biogasanlage als Rohstoff.<br />

Thüringen machts<br />

Die Bioenergie-Region „Thüringer<br />

Vogtland“ führt vorhandene kleine<br />

Netzwerke zu einem die Region<br />

umspannenden Netzwerk zusammen.<br />

Daraus folgt eine bessere<br />

Identifizierung und Umsetzung von<br />

Innovationen und der Nutzung weitreichender<br />

Kooperationspotenziale<br />

(z.B. modernisierungsbedürftige<br />

Fernwärmenetze, Erdgasnetze, Handwerks-<br />

und Industriebetriebe diverser<br />

energiebezogener Branchen usw.).<br />

Die Region wird dabei durch die<br />

Agro-Öko-Consult fachlich begleitet.<br />

Ende April 2008 fiel der Startschuss<br />

für die Gründung der Bioenergie-<br />

Region „Thüringer Vogtland.“ Sie baut<br />

auf der Initiative von regionalen Pionieren<br />

auf, die sich schon seit längerer<br />

Zeit mit der Nutzung von Biomasse<br />

und nachwachsenden Rohstoffen<br />

beschäftigen.<br />

Die Wertschöpfungsketten<br />

Die Region „Thüringer Vogtland“, die<br />

die zweite Phase des Wettbewerbs<br />

geschafft hat, ist charakterisiert von<br />

einer starken Landwirtschaft und<br />

einer innovativen mittelständischen<br />

Wirtschaft. Ziel der Region ist die<br />

Etablierung von Wertschöpfungsketten<br />

in der Region. Im Ergebnis einer<br />

Analyse wurden fünf Wertschöpfungsketten<br />

identifiziert:<br />

Landwirtschaftliche Biogaserzeugung<br />

und vielfältige energetische<br />

Nutzung<br />

Anbau und energetische Nutzung<br />

von Holz<br />

Nutzung von biogenen Reststoffen<br />

aus dem Landschaftsschutz sowie<br />

der industriellen Verarbeitung<br />

Anbau, Herstellung und Verwendung<br />

von Pflanzenölkraftstoff<br />

Anbau, Herstellung und Verwendung<br />

biogener Dämmstoffe<br />

…und weiter<br />

Im Frühjahr <strong>2009</strong> will die Initiative<br />

eine von den 25 Regionen sein, die für<br />

drei Jahre insgesamt 400.000 Euro<br />

bekommen, um ihr Konzept umzusetzen.<br />

Bisher wurden neun neue<br />

Pilotprojekte der dezentralen Energienutzung<br />

etabliert.<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


Innovation 59<br />

(Foto: ARENA für NACHHALTIGKEIT)<br />

Arena für Nachhaltigkeit 2008 in Zeulenroda: Ulrich Wickert, Pater Anselm Grün<br />

und Stephan Bode (Bio-Seehotel) Referenten<br />

Fünf F&E-Vorhaben zur Entwicklung<br />

und Umsetzung technischer Innovationen<br />

mit regionalen und überregionalen<br />

Partnern sind gestartet, 50 neue<br />

Arbeitsplätze wurden geschaffen.<br />

Unterstützung<br />

Auch von anderer Seite wird das<br />

Thema Nachhaltigkeit angepeilt: Die<br />

„ARENA für NACHHALTIGKEIT“ wirbt<br />

mit großen Buchstaben für nachhaltiges<br />

und erfolgreiches Wirtschaften.<br />

Diese Zukunfts-Konferenz für Mittelstand<br />

und Familienunternehmen hat<br />

den uneingeschränkten Support der<br />

Bundeskanzlerin. Hier wird das Problem<br />

theoretisch untermauert und in<br />

Zusammenkünften mit Leben erfüllt.<br />

Bei der 2. ARENA für NACHHALTIG-<br />

KEIT stehen die Themen<br />

Radikale Ressourcenproduktivität,<br />

Ganzheitliches Innovationsmanagement,<br />

Intelligente Netzwerke und<br />

Nachhaltigkeitskultur<br />

im Vordergrund. Diese branchenübergreifende<br />

Konferenz versteht sich als<br />

Think- und Act-Tank für alle, die die<br />

Potenziale der Nachhaltigkeit jetzt<br />

nutzen wollen.<br />

Pioniere<br />

Nicht zufällig wird auch die zweite<br />

Veranstaltung im Bio-Seehotel Zeulenroda,<br />

Thüringen, stattfinden, das<br />

sich auch als PR-Plattform für die<br />

o. g. Initiative „Thüringer Vogtland“<br />

versteht. Prof. Dr. Claudia Kemfert,<br />

Umweltökonomin und Energieexpertin<br />

im Deutschen Institut für<br />

Wirtschaftsforschung, prognostiziert<br />

„eine umweltgetriebene neue Phase<br />

des Strukturwandels, bei der es<br />

Gewinner und Verlierer geben wird<br />

– je nachdem, wie erfolgreich das<br />

Management das Unternehmen auf<br />

Nachhaltigkeit trimmt.“<br />

Für mittelständische Betriebe kommt<br />

es darauf an, ihren Standort in einer<br />

der 25 zukünftigen Bioenergie-Regionen<br />

zu haben. Pioniere – dieses<br />

Wort mit der noch nachhallenden<br />

sozialistischen Komponente gewinnt<br />

in diesem Zusammenhang wieder<br />

an neuem Profil. Bezeichnen sich<br />

die Bewerber aus Thüringen doch<br />

bewusst als Pioniere, die neue Wege<br />

gehen im Bioenergie-Bereich.<br />

Der Osten ist grüner<br />

Eine Studie des DIW Berlin und des<br />

ZSW Stuttgart zum Vergleich der<br />

Bundesländer bei dem Ausbau erneuerbarer<br />

Energien hat gezeigt, dass alle<br />

Bundesländer ihre Anstrengungen<br />

künftig noch verstärken müssen,<br />

wenn die auf europäischer und nationaler<br />

Ebene gesetzten Ziele bis 2020<br />

erreicht werden sollen.<br />

Die neuen Bundesländer (einschließlich<br />

Berlin) schneiden in der Gesamtbewertung<br />

insgesamt besser ab als<br />

die alten Bundesländer. Im Osten<br />

sind zum einen die Anstrengungen<br />

zur Nutzung erneuerbarer Energien<br />

und zum anderen die Erfolge beim<br />

technologischen und wirtschaftlichen<br />

Wandel deutlich stärker ausgeprägt.<br />

<br />

Termin<br />

Arena für Nachhaltigkeit<br />

19. März <strong>2009</strong><br />

Bio-Seehotel Zeulenroda<br />

Branchenübergreifender<br />

Wissenstransfer für eine erfolgreiche<br />

Nachhaltigkeitskultur<br />

Zukunfts-Konferenz für Mittelstand<br />

und Familienunternehmen<br />

*<br />

* Megagramm ohne Trockensubstanz<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


60<br />

Kultur | Lifestyle<br />

Der Leuchtende und die Dichterin<br />

Deutschland ist das Land der Erfinder,<br />

Konstrukteure und Ingenieure.<br />

Noch heute führen wir die Statistik<br />

für Erfindungen und Patente in Europa<br />

an. Als die Herren Badur und<br />

Rottstedt, zwei Maschinenbauer aus<br />

Garbsen, 2005 bei einem Vortrag in<br />

der Niedersächsischen Landesbibliothek<br />

Hannover auf die Rechenmaschine,<br />

die Gottfried Wilhelm Leibniz<br />

um 1672 konstruierte, aufmerksam<br />

wurden, fassten sie den Entschluss,<br />

eben diese Rechenmaschine des Universalgelehrten<br />

nachzubauen.<br />

In der Folge wurden über 500 Einzelteile<br />

angefertigt, die höchste<br />

Präzision und Materialkenntnis voraussetzten<br />

und eine funktionierende<br />

Rechenmaschine zum Vorschein<br />

brachten. Der Respekt vor Leibniz als<br />

Ideengeber und vor den Leistungen<br />

seiner Mechaniker wuchs. Leibniz<br />

erschuf das duale Zahlensystem und<br />

entwickelte die Gesetze der binären<br />

Arithmetik.<br />

Das duale Zahlensystem wurde 1938<br />

erstmals von Konrad Zuse in der Z1,<br />

dem ersten Computer der Welt,<br />

angewendet und bildet heute die<br />

Grundlage der elektronischen Datenverarbeitung.<br />

Die Überzeugung<br />

von Leibniz, dass die Welt eine harmonische<br />

Einheit ist, beschreibt er<br />

als Summe von unendlich vielen, unendlich<br />

kleinen Krafteinheiten, sog.<br />

Monaden, die Harmonie schaffen.<br />

Ob Ferdinand Piëch dies spürte, als<br />

er seine Ingenieure den Phaeton<br />

konstruieren ließ, sei dahingestellt.<br />

Dass man aber beim Fahren eines<br />

VW Phaeton die Harmonie im Zusammenspiel<br />

der unendlich kleinen<br />

Krafteinheiten spürt, ist unbestritten.<br />

Der Phaeton fährt mich<br />

2008. Ich fahre den Testwagen<br />

Phaeton V6 nach Hannover zu einer<br />

Buchpremiere. Dass ich den Wagen<br />

fahre, ist so nicht richtig, denn der<br />

Wagen fährt eher mich. Ich lenke<br />

nur. Mehr brauche ich nicht zu tun.<br />

Dank Leibniz und Zuse ist man heute<br />

so weit, dass ein „Front Assist“ im Zusammenspiel<br />

mit der automatischen<br />

Distanzregelung ACC das Fahren<br />

übernimmt.<br />

Ich habe im Geschwindigkeitsregler<br />

200 km/h eingestellt. Der<br />

Phaeton passt sich der eingestellten<br />

Geschwindigkeit an und sorgt für<br />

einen konstanten Abstand zu vorausfahrenden<br />

Fahrzeugen. Ist die<br />

Autobahnspur frei, beschleunigt er<br />

auf 200. Kommt jemand von rechts<br />

auf die Spur, bremst der Wagen ab<br />

und nimmt die Geschwindigkeit des<br />

vorderen Fahrzeuges auf.<br />

Ordnet sich dieser wieder rechts<br />

ein, beschleunigt der Phaeton. Das<br />

funktioniert auch in der Stadt. Der<br />

Wagen passt sich der Geschwindigkeit<br />

des Vorausfahrers an. Bleibt<br />

dieser an der Ampel stehen, halte ich<br />

automatisch hinter ihm. Der Phaeton<br />

ist ein handgefertigter Bentley, der<br />

die Understatementmarke VW auf<br />

seinem harmonischen Designerkleid<br />

trägt. 2008 ist das Krisenjahr – nicht<br />

für den Phaeton, denn Understatement<br />

ist Philosophie: Phaeton – der<br />

Leuchtende.<br />

Die Verkaufszahlen des Modells in<br />

Deutschland sind 2008 rasant gestiegen.<br />

Zwar liegt der Phae ton damit<br />

immer noch deutlich hinter seinem<br />

schärfsten Konkurrenten – der<br />

Mercedes-Benz S-Klasse, aber dem<br />

japanischen Nobody Lexus zeigt er<br />

schon mal den dicken Daumen. Als<br />

Grund für den Erfolg des Phaetons ist<br />

die technische Aufwertung des Wagens<br />

zu nennen.<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


Kultur | Lifestyle 61<br />

(Fotos: Prof. Arnd Joachim Garth)<br />

Vor allem mit dem neuen V6-Turbodieselmotor<br />

verkaufte sich das<br />

Auto gut. Es verbindet Leistung mit<br />

Sparsamkeit (176 kW/240 PS) und<br />

verfügt über ein höheres Drehmoment<br />

(500 Nm). Verbrauch (9,0 l/100<br />

km) und Abgas-Emissionen (Euro 5:<br />

239 g CO2/km) wurden gesenkt. Dem<br />

Geschäft dürfte auch nicht abträglich<br />

sein, dass der Phaeton bei technisch<br />

fast gleichwertiger Ausstattung mit<br />

einem Startpreis von 64.500 Euro unter<br />

den Einstiegspreisen der S-Klasse<br />

(70.000 Euro) und des 7er-BMW<br />

(66.000 Euro) liegt. Und: Welches<br />

Automobil verfügt schon über eine<br />

eigene gläserne Fabrik?<br />

Individualität ist das<br />

Phaeton-Zauberwort<br />

Die Phaeton-Individualisierung bietet<br />

edle Ausstattungsmöglichkeiten<br />

wie beim Bentley: von exklusiven<br />

Lederpaketen und Lackierungen über<br />

elegante Dekore von Echthölzern und<br />

Klavierlacken bis hin zu einem High-<br />

End-Multimediasystem mit Klangwelten.<br />

Außergewöhnlich vielseitig<br />

und dank Touchscreen einfach und<br />

intuitiv bedienbar, präsentiert sich<br />

das neue Radio-Navigationssystem<br />

„RNS 810“ des Testwagens.<br />

Sein großer Bildschirm kann in Karte<br />

und Zusatzinformationen aufgeteilt<br />

und in 2D oder 3D angezeigt werden.<br />

Eine integrierte Festplatte mit 30<br />

GB Kapazität erlaubt das Speichern<br />

von Navigationsdaten, von CDs und<br />

DVDs im MP3- und WMA-Format.<br />

Darüber hinaus steht ein SD-Kartenschacht<br />

zur Verfügung. Die<br />

Zielführung erfolgt dynamisch über<br />

einen separaten RDS TMC-Tuner. Die<br />

Fernseh- und Video/DVD-Funktion<br />

ist bei stehendem Fahrzeug aktiv.<br />

Das Mobiltelefon bediene ich wahlweise<br />

über das Infotainment-System<br />

oder über Spracherkennung – das gilt<br />

auch für Bluetooth-Handys.<br />

Die Rückfahrkamera „Rear Assist“<br />

inklusive Parkdistanzkontrolle erleichtert<br />

das Einparken und trägt zu<br />

größerer Sicherheit in unübersichtlichen<br />

Situationen bei. Der ebenfalls<br />

optionale Spurwechselassistent „Side<br />

Assist“ verringert die Gefahr durch<br />

den toten Winkel auf mehrspurigen<br />

Straßen.<br />

Wenn Leibniz das gewusst hätte…<br />

Das Handling, die bequemen Sitze<br />

mit Rückenmassage, die Fahrassistenten<br />

und der gute Sound meiner<br />

Lieblings-CDs lassen mich entspannt<br />

die anmutige Autorin Dr. Annette<br />

Antoine in Empfang nehmen. Frau<br />

Antoine und ihre Mitautorin Annette<br />

von Boetticher haben wie der Phaeton<br />

eine Nische besetzt. „Leibniz für<br />

Kinder“ heißt der Titel ihres Buches.<br />

Wer sich mit dem Lebenswerk von<br />

Gottfried Wilhelm Leibniz auseinandergesetzt<br />

hat, wird sich fragen, wie<br />

die Komplexität und Vielschichtigkeit<br />

dieses Universalgelehrten Kindern<br />

nahegebracht werden kann. Der<br />

Wissensdurst von Kindern gipfelt in<br />

der Frage „Warum?“ Dieses Warum<br />

hat Leibniz getrieben, möglichst viele<br />

Antworten in vielen Bereichen zu<br />

finden. So ist ein Buch entstanden,<br />

das kleine Frager und einen großen<br />

Antwortgeber zusammenführt – für<br />

wissensdurstige Kinder ab zehn Jahren<br />

und kluge Eltern. Und für 14,80<br />

Euro, erschienen im Georg Olms Verlag<br />

Hildesheim.<br />

Der Phaeton ist eine typisch deutsche<br />

Erfindung. Perfekt, durchdacht<br />

und ein Status-Symbol trotz deutscher<br />

Bescheidenheit. Eine Rechnung,<br />

die längerfristig aufgeht.<br />

Prof. A. J. Garth<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


62 20 September I Oktober<br />

Kultur Regional I Lifestyle<br />

Die Jagd nach dem<br />

Orgasmus-Hormon<br />

(Foto: © Birne x./PIXELIO)<br />

Dem Oxytocin kommt man auf die Spur.<br />

Ist es das Liebes-Hormon?<br />

Biologische Basis von Vertrauen entdeckt<br />

(LifeGen.de/eigBer.) - Das Sozialhormon<br />

Oxytocin ist zu einem Star in<br />

der Verhaltensforschung geworden.<br />

Dazu beigetragen hat eine Studie, die<br />

der Psychologe Markus Heinrichs gemeinsam<br />

mit den Ökonomen Ernst<br />

Fehr und Michael Kosfeld in der Wissenschaftszeitschrift<br />

„Nature“ veröffentlicht<br />

hat.<br />

In diversen Experimenten zeigte Prof.<br />

Markus Heinrichs vom Psychologischen<br />

Institut der Universität Zürich,<br />

dass das Neuropeptid nicht wie<br />

bekannt nur für das Auslösen der Geburtswehen<br />

und das Einschießen der<br />

Milch in der Mutterbrust zuständig<br />

ist, sondern auch unser Beziehungsleben<br />

anregt. „Oxytocin hat eine zentrale<br />

Bedeutung für alle Formen positiver<br />

sozialer Interaktion“, sagt<br />

Heinrichs.<br />

Die zweite Entdeckung<br />

Nachdem vor rund zehn Jahren<br />

amerikanische Tierforscher an Präriewühlmäusen<br />

den Einfluss des<br />

Hormons auf das Sozialverhalten<br />

belegen konnten, war Heinrichs<br />

weltweit einer der ersten, der die<br />

Verhaltenswirkung von Oxytocin in<br />

Studien am Menschen untersuchte<br />

und die Resultate aus der Tierforschung<br />

bestätigen konnte.<br />

In einem ökonomischen Spielexperiment<br />

konnten die Forscher der<br />

Universität Zürich zeigen, dass eine<br />

höhere Oxytocinverfügbarkeit im Gehirn<br />

das Vertrauen in einen fremden<br />

Spielpartner wesentlich erhöht. Testpersonen,<br />

die unter dem Einfluss des<br />

Hormons standen, gingen viel eher<br />

Risiken ein. Sie waren schneller bereit,<br />

einem Geschäftspartner Geld<br />

anzuvertrauen, ohne darauf zählen<br />

zu können, dass dieser den Gewinn<br />

letztendlich mit ihnen teilen wird.<br />

Vertrauens-Hormon<br />

„Mit unserer Studie haben wir die<br />

ersten Bausteine der biologischen Basis<br />

von Vertrauen entdeckt“, erläutert<br />

Mitautor Michael Kosfeld, und:<br />

„Unsere Ergebnisse eröffnen die aufregende<br />

Aussicht, bald noch weitere<br />

Bausteine der Biologie des prosozialen<br />

Verhaltens zu finden.“ Die Studie<br />

sorgte für internationales Aufsehen.<br />

Sie hatte zur Folge, dass sich<br />

immer mehr Wissenschaftler mit<br />

den Fähigkeiten des Hormons beschäftigen.<br />

„Inzwischen gibt es weltweit<br />

mehrere Arbeitsgruppen, die<br />

sich mit dem Einfluss von Oxytocin<br />

auf unser Sozialverhalten auseinandersetzen“,<br />

sagt Heinrichs.<br />

Stress-Killer<br />

Wie komplex die Zusammenhänge<br />

zwischen Liebe, Orgasmus und<br />

Hormonen sind, schildert nun Rolf<br />

Froböse in seinem Buch „Lust und<br />

Liebe - alles nur Chemie?“ – Mehr als<br />

300 Seiten waren nötig, um den globalen<br />

Status quo in Sachen Liebesforschung<br />

zu erfassen. Zu den bekanntesten<br />

Forschern auf diesem<br />

Gebiet zählt Richard Ivell, Professor<br />

am Institut für Hormonforschung<br />

der Universität Melbourne. Für Ivell,<br />

der in Froböses Buch ausführlich<br />

über seine Arbeiten berichtet, ist der<br />

Segen des Hormons unübersehbar:<br />

„Es dürfte am Oxytocin liegen, dass<br />

sich selbst der schlimmste Beziehungsstress<br />

oftmals nach einem erfolgreichen<br />

Schäferstündchen wieder<br />

abkühlt.“<br />

Chemie des Sex<br />

Ivell hat sich viel vorgenommen,<br />

denn gemeinsam mit seinen Kollegen<br />

möchte er Licht ins Dunkel der<br />

Schlafzimmer bringen. „Wir wollen<br />

ergründen, wie die Chemie der Leidenschaft<br />

funktioniert”, sagt er. In<br />

den vergangenen Jahren haben Ivell<br />

und seine Kollegen ergründet, an<br />

welchen Stellen des menschlichen<br />

Körpers Oxytocin freigesetzt wird.<br />

„Tatsächlich fanden wir, dass das<br />

Hormon nicht nur im Gehirn, sondern<br />

auch in den Eierstöcken, der<br />

Prostata und den Hoden gebildet<br />

wird”, unterstreicht er.<br />

Ohne geht gar nichts<br />

Als Liebes- und Wohlfühlhormon,<br />

so Ivell, werde Oxytocin bei zarten<br />

oder angenehmen Berührungen, vor<br />

allem aber bei sexueller Erregung in<br />

ziemlich großen Mengen aktiv. Einen<br />

kräftigen Schub des Hormons produziere<br />

das Gehirn nach dem Orgasmus<br />

und sorge auf diese Weise für ein Gefühl<br />

tiefer Geborgenheit.<br />

Manche Männer fragen sich, warum<br />

Frauen nach dem sexuellen Höhepunkt<br />

noch eine Weile kuscheln<br />

möchten? „Ganz einfach”, kommentiert<br />

Ivell, „das beim Orgasmus ausgeschüttete<br />

Sexualhormon Oxytocin<br />

lässt Frauen in eine eigene Welt<br />

der intensiven Gefühle eintauchen,<br />

in ein Paradies der größtmöglichen<br />

Nähe und Verbundenheit, in dem sie<br />

möglichst lange verweilen möchten.”<br />

Oxygasmus<br />

Experte Ivell hat auch die weitaus<br />

schwierigere Frage zu klären versucht,<br />

in welcher Form Oxytocin ei-<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


kultur I Regional Lifestyle 63<br />

September I Oktober 21<br />

(Foto: RUB)<br />

(Foto: © clandestino_fem/aboutpixel.de)<br />

Das Oxytocin wurde 1953 isoliert. Der amerikanische Biochemiker Vincent du<br />

Vigneaud bekam dafür den Nobelpreis.<br />

nen Einfluss auf die Gefühlswelt hat.<br />

In einer Studie ließen sich Studenten,<br />

die sich als Freiwillige für einen Test<br />

gemeldet hatten, zunächst ihr Blut<br />

untersuchen.<br />

Danach wurden sie aufgefordert,<br />

zu masturbieren. Eine erneute Blutkontrolle,<br />

die nach erfolgtem Orgasmus<br />

vorgenommen wurde, bestätigte<br />

die Vermutung: Der Oxytocingehalt<br />

des Blutes war bei allen Teilnehmern<br />

um ein Mehrfaches angewachsen. „Es<br />

erfolgte ein regelrechter Oxytocinstoß<br />

ins Blut”, erläutert Ivell.<br />

Gefühlsecht nur mit Oxytocin<br />

Das eigentlich verblüffende und entscheidende<br />

Resultat wurde mit der<br />

gleichen Gruppe jedoch bei einem<br />

nachfolgenden Termin erzielt. Auch<br />

diesmal wurden die Freiwilligen gebeten,<br />

im Dienste von Wissenschaft<br />

und Forschung zu masturbieren.<br />

Allerdings bekamen sie vorab einen<br />

Oxytocin-Blocker verabreicht – ein<br />

Medikament also, welches die Oxytocinproduktion<br />

gezielt hemmt.<br />

Als die Studenten anschließend befragt<br />

wurden, ob sie einen Unterschied<br />

verspürt hätten, berichteten<br />

sie übereinstimmend, dass rein körperlich<br />

zwar alles normal gewesen<br />

sei, es ihnen im Gegensatz zur ersten<br />

Sitzung aber überhaupt keine Freude<br />

bereitet habe.<br />

Frauen haben mehr<br />

„Was den Männern recht ist, ist den<br />

Frauen billig”, sagte sich die amerikanische<br />

Psychologin Mary Carmichael<br />

von der Stanford Universität in Kalifornien.<br />

In einer Studie hatte die<br />

Wissenschaftlerin mit Hilfe von Venenkathedern<br />

Studien über den Oxytocin-Spiegel<br />

während des Orgasmus<br />

von Frauen und Männern untersucht.<br />

Dabei stieß sie auf ein überraschendes<br />

Ergebnis: So stellte sich heraus,<br />

dass der Spiegel während der Selbststimulation<br />

bei Frauen höher als bei<br />

Männern war. Des Weiteren erreichten<br />

Frauen, die zu multiplen Orgasmen<br />

befähigt waren, während des<br />

zweiten Orgasmus ein höheres Level.<br />

Alles Oxy?<br />

Ist Oxytocin demnach eine Art<br />

„Amuse Gueule” unter den Hormonen,<br />

welches „Appetit auf Sex”<br />

macht? „Ja – aber nicht nur das”,<br />

stellt Forscher Ivell klar. Vielmehr sei<br />

Oxytocin ein ganz erstaunliches Molekül,<br />

welches überall dort zum Tragen<br />

komme, wo es um Partnerschaft<br />

gehe. So habe es bereits zahllose Versuche<br />

mit Oxytocin an Tieren gegeben.<br />

Wenn z. B. Hühnern oder Tauben<br />

Oxytocin injiziert werde, würden<br />

die Tiere binnen einer Minute balzen,<br />

ihre Kämme bearbeiten oder sich sogar<br />

bespringen.<br />

Eine verblüffende soziale Komponente<br />

des Hormons offenbare sich dagegen,<br />

wenn man es in das Gehirn<br />

von „jungfräulichen” Ratten injiziere.<br />

„Legt man diesen Tieren anschließend<br />

rattenähnliche Attrappen hin,<br />

so beginnen sich die weiblichen Ratten<br />

um die Puppen zu kümmern und<br />

wie Mütter zu verhalten”, berichtet<br />

Ivell. <br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong><br />

Buchtipp<br />

Gabriele und Rolf Froböse:<br />

„Lust und Liebe -<br />

alles nur Chemie?“<br />

Wiley-VCH Verlag,<br />

Weinheim<br />

24,90 Euro<br />

ISBN 3-527-30823-7<br />

(Foto: © Frank Faasen/aboutpixel.de)<br />

(Foto: © Ferdinand Lacour/PIXELIO)


64<br />

Kultur I Lifestyle<br />

Sushi<br />

Keine Angst vor rohem Fisch auf einem Häufchen Reis!<br />

(Foto: © svair/aboutpixel.de)<br />

Roher Fisch, kalter Reis, gepresste<br />

Algen – für europäische Gaumen eigentlich<br />

keine verlockende Aussicht.<br />

Brötchen mit Marmelade, Döner, Big<br />

Mäc oder Kassler mit Sauerkraut, vergessen<br />

Sie das trotzdem mal! Hier geht<br />

es um 2000 Jahre alte Kultur, Reis als<br />

Statussymbol und langes Leben.<br />

Japan ist in weiten Teilen sehr bergig<br />

und das wenige Land, das landwirtschaftlich<br />

genutzt werden kann, dient<br />

in der Regel dem Anbau von Reis. Diese<br />

zwei Umstände lassen es dann<br />

auch logisch erscheinen, dass im Land<br />

der aufgehenden Sonne die Kombination<br />

von Reis und rohem Fisch eine<br />

sehr beliebte Mahlzeit ist – Sushi.<br />

Meisterliche Kunst<br />

Fünf bis zehn Jahre brauchen angehende<br />

Sushi-Meister für ihre Ausbildung.<br />

Bevor sie ihre ersten kunstvollen<br />

Sushis rollen, üben sie erst<br />

einmal jahrelang Fisch schneiden<br />

und Reis kochen. Auch die Auswahl<br />

der richtigen Zutaten ist eine Kunst.<br />

Wer am Ende den richtigen Dreh<br />

raus hat, bekleidet in Japan ein hoch<br />

angesehenes Amt. Von Meisterhand<br />

gefertigte Sushis sind eine exklusive<br />

Kost.<br />

Wenn Sie je Sushi selbst zubereiten,<br />

werden Sie sie wahrscheinlich nie so<br />

exakt hinbekommen, wie in einem<br />

japanischen Restaurant. Das ist auch<br />

kein Wunder und kein Grund zur Besorgnis.<br />

Frisch gepresst<br />

Um den frischen rohen Fisch mit Hilfe<br />

der Gärung haltbar zu machen,<br />

wurde er noch vor einigen hundert<br />

Jahren gesalzen und in Lagen<br />

von Reis gepresst. Mit Hilfe eines<br />

schweren Steines wurde der nötige<br />

Druck erzeugt. Noch Monate später<br />

konnte der so fermentierte Fisch gegessen<br />

werden. Der Reis wurde zunächst<br />

weggeworfen, später dann allerdings<br />

mitgegessen. Diese älteste<br />

Art Sushi gibt es heute noch, und sie<br />

wird Nare-Sushi genannt. Das Nomen<br />

Sushi kommt auch deshalb von<br />

sushi – säuerlich.<br />

Nur 45 Kalorien pro Sushi<br />

Maki<br />

(Foto: © Angela Huth/aboutpixel.de)<br />

Die zwei bekanntesten und beliebtesten<br />

Formen sind Nigiri-Sushi und<br />

Maki-Sushi. Bei Maki-Sushi wird der<br />

Reis auf einer Bambusmatte ausgebreitet,<br />

mit dem Fisch belegt und<br />

dann gerollt. Sushi wird üblicherweise<br />

als vollständige Mahlzeit verzehrt.<br />

Die „gerollten Sushi“ sind in Japan<br />

Japans Leibspeise<br />

in Gefahr<br />

Die weltweit gnadenlose Jagd auf<br />

Thunfische gefährdet den Bestand –<br />

und damit das Sushi.<br />

Billiger Thunfisch kostet 20 Euro,<br />

auf dem Tokioter Fischmarkt zahlt<br />

der Kunde mehr als 200 Euro pro<br />

Kilo.<br />

Japan selbst hat Fangquoten für<br />

Blauflossenthunfische jahrelang<br />

überschritten, mittlerweile trägt<br />

es weltweite Einschnitte bei den<br />

Quoten mit.<br />

(Foto: © bernhard aichinger/aboutpixel.de)<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


kultur I Lifestyle 65<br />

Maki-Sushi<br />

(Foto: © Angela Huth/aboutpixel.de)<br />

California Roll<br />

(Foto: © bettina nagl/aboutpixel.de)<br />

und in den Vereinigten Staaten die<br />

beliebteste Sushi-Art. Dafür wird aus<br />

einem Blatt Nori-Algen, gewürztem<br />

Reis und weiteren Zutaten mit Hilfe<br />

einer Bambusmatte eine Rolle geformt<br />

und dann in Scheibchen geschnitten.<br />

Traditionelles Maki-Sushi<br />

hat stets eine Algenhülle, der Sushi-<br />

Reis und die anderen Zutaten bilden<br />

die Füllung.<br />

Nigiri-Sushi<br />

Nigiri<br />

(Foto: © BrandtMarke/aboutpixel.de)<br />

Als in den 60er Jahren Nigiri-Sushi<br />

aufkam, wurde Sushi in den USA zu<br />

einem regelrechten Kult. Nigiri-Sushi<br />

werden mit der Hand aus dem Reis<br />

geformt und mit dem Fisch belegt.<br />

„American-style“-Sushi behält die<br />

traditionellen Nigiri-, Maki- und Temaki-Formen<br />

bei (für Temaki-Sushi<br />

dreht man einfach eine kleine Nori-<br />

Tüte von Hand und füllt sie dann<br />

mit Reis und sonstigen Zutaten),<br />

nimmt aber neue Zutaten und Aromen<br />

hinzu. Moderne amerikanische<br />

Sushi-Köche profilieren sich gern<br />

durch eigenständige Sushi-Kreationen,<br />

die ihren persönlichen Stempel<br />

tragen.<br />

Uramaki<br />

Im Zuge der neuen Sushi-Welle erfand<br />

man in Amerika das Uramaki<br />

(Inside-Out Roll). Im Gegensatz zu traditionellen<br />

Maki-Rollen befinden sich<br />

das Nori-Blatt und weitere Zutaten<br />

im Inneren der Rolle, die Hülle bildet<br />

Sushi-Reis. Das bekannteste Beispiel<br />

für ein Uramaki ist die California Roll.<br />

Im Tausch mit der westlichen Esskultur<br />

kamen die Japaner aber leider<br />

schlecht weg. Viele Japaner, die die<br />

westliche Küche probierten, wurden<br />

davon dick und krank. Ihre Esskultur<br />

hingegen bringt Europäer und Amerikaner<br />

auf den lukullischen Gesundheitstrip.<br />

Also los! <br />

Sojasoße: Das bekannteste und am<br />

häufigsten verwendete Würzmittel, die<br />

Sojasauce, wurde vor 2 500 Jahren in<br />

China erfunden. Im 16. Jahrhundert entstand<br />

die japanische Sojasauce durch<br />

eine Verbesserung des Rezepts – neben<br />

Sojabohnen fügte man die gleiche Menge<br />

Weizen hinzu.<br />

Wasabi: scharfer grüner Meerrettich<br />

Ingwer: süßsauer eingelegt, Neutralisator<br />

zwischen zwei verschiedenen<br />

Sushi-Stücken<br />

Reis: mit Reisessig gesäuert, allein die<br />

originale Reiszubereitung der Japaner<br />

ist weitaus aufwendiger und ähnelt<br />

schon fast einem Ritual<br />

Basiswissen<br />

Stäbchen: Gräberfunde belegen, dass<br />

diese Form des Bestecks in China<br />

bereits um 1500 v. Chr. Verwendung<br />

fand. Im 7. Jahrhundert gelangten<br />

die Essstäbchen durch buddhistische<br />

Priester und Missionare aus China nach<br />

Korea und Japan. Wenn es nicht klappt,<br />

dann mit der Hand, Abbeißen geht,<br />

Besteck geht nicht.<br />

Roher Fisch: wichtig: frisch, fast jedes<br />

Meeresgetier eignet sich, die Japaner<br />

bevorzugen Thunfisch, Europäer den<br />

Lachs<br />

Getränke: Grüner Tee, Sake, japanisches<br />

Bier oder nach gusto<br />

(Foto: © Uwe Dreßler/aboutpixel.de)<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>


66<br />

Impressum<br />

Zu: „Die Implosion des<br />

Als-Ob-Kapitalismus“<br />

„Mit dem Artikel von Carlos A.<br />

Gebauer kann ich nicht einverstanden<br />

sein. Er ist mit dem Verständnis der<br />

Freiwirte geschrieben und bewusst<br />

oder unbewusst falsch. Die Aussage<br />

‚Ein Geldsystem ohne Gold- oder<br />

Silberdeckung ist denknotwendig<br />

dem Tode geweiht. Das Abgehen vom<br />

althergebrachten Goldstandard war<br />

und ist die Ursache des Chaos...’ ist<br />

völlig falsch, für die Menschen sehr<br />

gefährlich, verfälscht die Tatsachen<br />

und arbeitet der Hochfinanz durch<br />

Verdummung des Volkes in die<br />

Hände.“<br />

Günter Burkhardt (per E-Mail)<br />

„Wieder einmal gratuliere ich zu<br />

einem Volltreffer! Herr Gebauer hat<br />

Recht: Das Geldsystem ist systemisch<br />

instabil, seit die Goldwährung über<br />

Bord gegangen ist. Nur eine letztlich<br />

einflusslose Minderheit scheint zu<br />

wissen, dass Geld, Kapital, Aktien und<br />

Devisenmärkte gleichgewichtslos sind.<br />

Bleiben Sie also dran!“<br />

Prof. Dr. Peter Heimann, Halle/S.<br />

Zu: „Gott mit dir, du Land der Bayern“<br />

„Leider ist Ihnen hier ein Fehler<br />

unterlaufen: Das Max-Planck-Institut<br />

für Biochemie besteht schon seit 1973<br />

auf dem Campus Martinsried und<br />

ist die Keimzelle der Entwicklung.<br />

Es kann unmöglich sein, dass unser<br />

Institut, das damals gebaut wurde<br />

und rund 87 Mio. DM gekostet hat, ein<br />

Teil der 200 Mio. Euro-Initiative ist.<br />

Auch kürzt sich das Innovations- und<br />

Gründerzentrum IZB und nicht IBZ<br />

ab.“<br />

Eva-Maria Diehl (per E-Mail)<br />

Zu: Auto-Seiten<br />

„Neben der super Auswahl von<br />

sportlichen wie auch luxuriösen Automobilen<br />

sind die Artikel und Berichte<br />

von Prof. A. J. Garth sehr interessant,<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong><br />

leserbriefe<br />

Leser-Tel.: 0341 24061-00 Leser-Fax: 0341 24061-66<br />

Leserbriefe auch unter: www.pt-magazin.de/service/leserbriefe<br />

detailreich und versetzen den Leser in<br />

eine Situation, in der man am liebsten<br />

das beschriebene Fahrzeug auf der<br />

Stelle besitzen möchte. An der Stelle<br />

möchte ich mein Lob an die Redaktion<br />

und den Autor richten.“<br />

Artur Koter (per E-Mail)<br />

Zu: Leserbriefe<br />

„Ich finde es sehr mutig von Ihnen,<br />

zu veröffentlichen: ‚In Zukunft wollen<br />

Sie uns bitte von der Zusendung<br />

Ihrer Zeitschrift verschonen’.<br />

Meine Mitarbeiter und ich finden Ihr<br />

Magazin sehr gut. Gern würden wir<br />

von dem Kunden, der wegen eines<br />

Artikels gleich kündigt, die Zeitung<br />

übernehmen. Übrigens gefiel uns in<br />

Ihrer letzten Ausgabe der Artikel ‚Zwei<br />

Mütter – ein Job’ ganz besonders.“<br />

W. Wegener (per E-Mail)<br />

„Mit Interesse habe ich die Leserbriefe<br />

der mit Unverständnis und z. T.<br />

Ignoranz reagierenden Leser studiert<br />

– aber viele Mitmenschen sind leider<br />

Opfer der massiven Medienarbeit, die<br />

ein Weltuntergangsszenario daherbringen,<br />

was Kohlendioxid-Gefahr<br />

angeht. Ich habe von Anfang an so<br />

etwas skeptisch gesehen. Leider finden<br />

die Kritiker am ‚Klimaschwindel’ noch<br />

nicht genug Gehör. Danke für Ihren<br />

Mut, gegen den volkvserdummenden<br />

Mainstream mutig Position zu<br />

beziehen.“<br />

Heinz Christian Fischer (per E-Mail)<br />

Zu: P.T. Magazin<br />

„Die bisherigen Magazine und all<br />

die verschiedenen Dokumentationen<br />

waren immer sehr aufschlussreich. Als<br />

Leserin möchte ich mich hiermit dafür<br />

bedanken.“<br />

Steffi Blunk (per E-Mail)<br />

„Wir sind stolz auf Ihre Kraft, der<br />

Krise zu trotzen. Wir brauchen die<br />

Mutmacher und die ehrlichen Helden!<br />

Das ist auch unsere Devise.“<br />

Annette Müller (per E-Mail)<br />

Das P.T. Magazin ist das offizielle Magazin<br />

des Wettbewerbs „Großer Preis des<br />

Mittelstandes“ der Oskar-Patzelt-Stiftung,<br />

eingetragen im Stiftungsregister<br />

des Regierungsbezirkes Leipzig unter Nr.<br />

2/1998.<br />

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Petra Tröger<br />

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(Oskar-Patzelt-Stiftung)<br />

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Aufbruch Mittelstand<br />

Es ist Zeit für Neues<br />

Frühjahrstagung am 20. März <strong>2009</strong>, Fulda<br />

Kraft statt Krise<br />

Wie Sie Gewinner bleiben<br />

Wirtschaftsforum am 08. Mai <strong>2009</strong>, Halle/S.<br />

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nicht nur an das<br />

Alltägliche denkt<br />

und eine Direktive<br />

zum Handeln<br />

sucht.“<br />

Petra Damm,<br />

airkom Druckluft<br />

GmbH, Preisträgeri n<br />

„Großer Preis des<br />

Mittelstandes“<br />

Nur wer handelt, gewinnt. Sichern Sie sich den Informationsvorsprung, der Ihnen zusteht!<br />

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Firma, Anschrift<br />

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Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

Melscher Straße 1<br />

04299 Leipzig<br />

Fax 0341 240 61-66<br />

Weitere Infos unter:<br />

www.mittelstandspreis.com<br />

Tel. 0341 240 61-00<br />

info@op-pt.de


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