P.T. MAGAZIN 01/2009
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
5. Jahrgang Ausgabe 1 l <strong>2009</strong> ISSN 1860-5<strong>01</strong>x l 3,oo Euro www.pt-magazin.de<br />
für Wirtschaft, Politik und Kultur<br />
Offizielles Magazin des Wettbewerbs „Großer Preis des Mittelstandes“<br />
Alles schon vergessen?<br />
Wem 40 Jahre DDR nicht reichen:<br />
Verstaatlichung heißt Mangelwirtschaft!<br />
Mittelstandspreis<br />
Bundesverdienstkreuz<br />
für Initiator<br />
Internet<br />
Meinungswächter<br />
machen Ernst<br />
Autokrise<br />
Baustellen<br />
ohne Ende<br />
Liebeshormon<br />
Höhepunkt<br />
für Sexforscher
Editorial 3<br />
Entschuldigung!<br />
Jetzt könnte ihm erneut die Lust am<br />
Unternehmertum vergehen. Gazetten<br />
und Polit-Talkshows verkünden<br />
seit Wochen: (1) Die kommende Wirtschaftskrise<br />
ist unausweichlich. (2)<br />
Ihre Ursache ist die aktuelle Weltfinanzkrise,<br />
und die war unvorsehbar.<br />
(3) Schuld am Dilemma sind „gierige“<br />
Manager, „böse“ Kapitalisten, „renditehungrige“<br />
Investoren.<br />
Kennen Sie die Alpenland GmbH?<br />
Das ist ein „verrücktes“ kleines Unternehmen<br />
in der Nähe von München,<br />
das sein Geld u. a. mit Aktenvernichtung<br />
verdient. Sein Gründer Meinrad<br />
Müller wurde vor rund 15 Jahren in<br />
der Werbebranche bekannt, weil er<br />
die bis dato teuerste Anzeige aller<br />
Zeiten kaufte: Eine Umschlagseite<br />
im damals neuen Postleitzahlenbuch<br />
für eine Million D-Mark, finanziert<br />
über Kredit. Erst wurde Müller ausgelacht.<br />
Dann wurde er beneidet.<br />
Müllers Alpenland wurde schlagartig<br />
bekannt und machte gute Geschäfte.<br />
Mit Ideen, Unternehmergeist, Risiko,<br />
persönlicher Verantwortung und<br />
Haftung lässt sich immer mehr<br />
Arbeit organisieren als einer allein<br />
erledigen kann. So entstehen Arbeitsplätze.<br />
Arbeitsplätze für diejenigen,<br />
die aus familiären und individuellen<br />
Gründen nicht ins Risiko gehen wollen<br />
oder können, aber dennoch ihre<br />
Familien ernähren wollen. So entsteht<br />
sozialer Frieden. Das ist Kapitalismus.<br />
So gesehen sind Leute wie<br />
Meinrad Müller Helden.<br />
Vor einigen Jahren, bei der letzten<br />
großen Opel- und Karstadt-Krise,<br />
bot Müller in einem Leserbrief seine<br />
GmbH in vorbeugender Unterwerfung<br />
zur Verstaatlichung an. Als<br />
unkündbarer Leiter des Alpenland-<br />
Kombinats mit 42 Std.-Woche, sieben<br />
Wochen Urlaub sowie zweimal zwei<br />
Wochen Grippe versprach er, 1 000<br />
neue und staatsfinanzierte ABM-<br />
Werktätige einzustellen. Eine Antwort<br />
erhielt er bisher nicht.<br />
Michael Sommer, mächtiger Chef des<br />
Deutschen Gewerkschaftsbundes, forderte<br />
im TAGESSPIEGEL: „Ich vermisse<br />
bis heute das klare Eingeständnis,<br />
dass unverzeihliche Fehler gemacht<br />
wurden. Eine Entschuldigung haben<br />
die Menschen mindestens verdient.<br />
So viel Anstand muss sein.“ Richtig!<br />
Doch wo bleibt das Eingeständnis<br />
von Michael Sommer, versagt zu<br />
haben als Aufsichtsrat der Kreditanstalt<br />
für Wiederaufbau? Er sollte<br />
Geschäftsführung und Vermögensverwaltung<br />
der KfW überwachen! Er<br />
ist dafür bezahlt worden.<br />
Auch Michael Sommer wollte, dass<br />
die Milliarden Euro von KfW und<br />
IKB weit höhere Renditen erwirtschaften,<br />
als es beim satzungsgemäßen<br />
Geschäft der KfW möglich<br />
gewesen wäre. Investitionen im<br />
realen deutschen Mittelstand für<br />
reale Arbeitsplätze werfen eben nur<br />
reale Renditen ab. Deshalb stimmte<br />
auch Sommer den Casino-Investitionen<br />
von KfW und IKB im Ausland<br />
mithilfe von Tarngesellschaften zu.<br />
Das entzog damals dem deutschen<br />
Mittelstand das für ihn bestimmte<br />
Kapital. Und das schädigt heute<br />
den Mittelstand infolge der Kreditverweigerung<br />
der Banken. Hat sich<br />
Michael Sommer bei den Menschen<br />
entschuldigt, die ihr Geld oder ihren<br />
Arbeitsplatz verlieren? Bei den Unternehmern,<br />
die wegen der Kreditverweigerung<br />
der Banken ihre Familien<br />
ruinieren? Die pleite gehen, weil<br />
ihnen für sie bestimmtes Kapital<br />
entzogen wurde und gut bezahlte<br />
Aufsichtsräte das abnickten? So viel<br />
Anstand sollte schon sein.<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
4<br />
Inhalt<br />
Politik<br />
Wirtschaft<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
6 Alles schon vergessen?<br />
Verstaatlichung heißt<br />
Mangelwirtschaft<br />
10 Zeit zur Besinnung<br />
Kollektivismus deformiert<br />
Marktwirtschaft<br />
14 Angst vor Freiheit<br />
Meinungswächter<br />
im Internet<br />
23 Frust am Fahren<br />
Warum die Automobilkrise<br />
hausgemacht ist<br />
26 Neue Allianzen in der<br />
Logistikbranche<br />
Outsourcing und Kooperationen<br />
nehmen zu<br />
44 Ein neues Gesetz<br />
Mindestlohn und Mindestpreise<br />
46 Wenn der Chef stirbt<br />
Sollbruchstellen für Unternehmen<br />
30 Die Elite, die niemand kennt<br />
Was die besten Mittelständler<br />
leisten<br />
32 Bundesverdienstkreuz für<br />
den Mittelstand<br />
Höchste Ehrung für<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
35 Balleinladung<br />
…für die Auszeichnungsveranstaltungen<br />
der<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
(Cover-Foto: P.T.-Montage, Wikipedia/GFDL/Cezary Piwowarski)<br />
Zeit zur Besinnung<br />
Frust am Fahren<br />
Verdienstkreuz<br />
für den Mittelstand<br />
(Foto: © Gerd Altmann/stanislaw/PIXELIO)<br />
Autoland ist abgebrannt. Der<br />
Absatz ist eingebrochen, Massenentlassungen<br />
sind angekündigt. Wie<br />
das passieren konnte? Weil die Chefpiloten<br />
der deutschen Automobilindustrie<br />
so lange in selbstverliebter<br />
Augenwischerei schwelgten, bis sie<br />
ihre gesamte Branche mit Vollgas<br />
gegen die Wand gefahren hatten.<br />
Diagnose: Totalschaden. Das seit<br />
Jahren schleichende Händlersterben<br />
ist nur ein Beleg dafür, dass die Autokrise<br />
hausgemacht ist und nichts mit<br />
dem Kollaps der Finanzmärkte zu<br />
tun hat. Deshalb werden auch neue<br />
Steuer-Milliarden nicht helfen.<br />
Seiten 23-25<br />
(Foto: Archiv)<br />
Schon vor 50 Jahren warnten<br />
Wirtschaftsexperten vor Zuständen,<br />
wie sie Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
jetzt hervorgerufen haben. Z. B. Wilhelm<br />
Röpke, ein enger Weggefährte<br />
Ludwig Erhards: „Je geringer die Zahl<br />
der Selbstständigen und je typischer<br />
für unsere Zeit der Großbetrieb und<br />
die Massenorganisation wird, um so<br />
mehr büßt die Marktwirtschaft ihre<br />
Vorteile gegenüber dem Kollektivismus<br />
ein, um so bedenklicher wird in<br />
ihr das Geflecht der menschlichen<br />
Beziehungen, und zwar durch die<br />
Konzentration, die sich innerhalb der<br />
Marktwirtschaft vollzieht.“<br />
Seiten 10-12<br />
(Foto: © Jürgen Nießen/PIXELIO)<br />
Am 6. September 2008 wurde<br />
die Oskar-Patzelt-Stiftung für ihre<br />
Mittelstandsinitiative mit der Verdienstmedaille<br />
des Verdienstordens<br />
der Bundesrepublik Deutschland<br />
geehrt. Die Vorstände Dr. Helfried<br />
Schmidt und Petra Tröger entwickelten<br />
in den letzten zwölf Jahren Stiftung<br />
und Wettbewerb „Großer Preis<br />
des Mittelstandes“ gemeinsam zu<br />
einem bundesweit beachteten mittelständischen<br />
Netzwerk des Erfolgs.<br />
Das würdigte auch Sachsen-Anhalts<br />
Ministerpräsident Prof. Dr. Wolfgang<br />
Böhmer, der die Auszeichnung im<br />
Auftrag von Bundespräsident Horst<br />
Köhler vornahm.<br />
Seite 32<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
Inhalt 5<br />
Regionalia<br />
50 Regional-Special<br />
Im Blickpunkt:<br />
Die Hauptstadtregion<br />
Berlin-Brandenburg und<br />
Mitteldeutschland<br />
Kultur I Lifestyle<br />
60 Der Leuchtende…<br />
…und die Dichterin<br />
62 Die Jagd nach dem<br />
Orgasmus-Hormon<br />
Oxytocin für die Liebe<br />
(Foto: © Berlin Partner/FTB-<br />
Werbefotografie)<br />
64 Sushi<br />
Keine Angst vor rohem Fisch<br />
66 Leserbriefe / Impressum<br />
Unverkäuflich –<br />
Unbezahlbar<br />
Die Jagd nach<br />
dem…<br />
22 Jahre hat es gedauert. Während<br />
sich Stadtkämmerer landauf, landab<br />
die Köpfe über schlüssige Finanzkonzepte<br />
zerbrechen, um Gestaltungsfreiheit<br />
für ihre Kommunen zurückzugewinnen,<br />
machte sich die heute<br />
knapp 60 000 Einwohner zählende<br />
Stadt Langenfeld im Rheinland schon<br />
vor mehr als zwei Jahrzehnten auf<br />
den langen und steinigen Weg in die<br />
(Schulden-)Freiheit. Während sich<br />
hier Bürger und Politiker einvernehmlich<br />
selbst einen harten Sparzwang<br />
verordneten, verschleuderten<br />
Kommunalpolitiker bundesweit<br />
durch Cross-Border-Leasing das Tafelsilber<br />
ihrer Bürger.<br />
Seiten 38-43<br />
(Foto: Stadt Langenfeld)<br />
(Foto: © Ferdinand Lacour/PIXELIO)<br />
…Orgasmus-Hormon: Manche<br />
Männer fragen sich, warum Frauen<br />
nach dem sexuellen Höhepunkt<br />
noch eine Weile kuscheln möchten.<br />
Die Antwort kann jetzt mindestens<br />
teilweise gegeben werden: Das Oxytocin<br />
ist Schuld! Das Sexualhormon<br />
„lässt Frauen in eine eigene Welt<br />
der intensiven Gefühle eintauchen,<br />
in ein Paradies der größtmöglichen<br />
Nähe und Verbundenheit, in dem sie<br />
möglichst lange verweilen möchten”,<br />
glaubt Prof. Richard Ivell von der<br />
Universität Melbourne herausgefunden<br />
zu haben. Inzwischen wird<br />
der Einfluss des Hormons auf unser<br />
Sozialverhalten weltweit erforscht.<br />
Seiten 62-63<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
6<br />
Politik<br />
Alles schon vergessen?<br />
In allen Massenmedien wird die Finanz- und Wirtschaftskrise als Versagen des Kapitalismus dargestellt.<br />
Führende Politiker wollen Banken und Betriebe verstaatlichen – als ob es 40 Jahre realsozialistische<br />
Diktatur und Mangelwirtschaft auf deutschem Boden nie gegeben hätte.<br />
(Foto: P.T.-Montage, Wikipedia/GFDL/Cezary Piwowarski)<br />
Seit einigen Monaten verweigern<br />
sich die Banken Deutschlands<br />
gegenseitig Kredite. Denn niemand<br />
weiß, ob der andere noch Leichen<br />
der Subprime-Exzesse im Keller<br />
hat. Niemand weiß, ob der andere<br />
geliehenes Geld zurückzahlen wird.<br />
Niemand traut dem anderen. Das<br />
ist tatsächlich ein Marktversagen.<br />
Hier müssen Staat und Regierung<br />
eingreifen.<br />
Die LINKE frohlockt. „Ist der Kapitalismus<br />
gescheitert?“, fragt Anne<br />
Will. Linksaußen-Politiker von Oskar<br />
Lafontaine über Sarah Wagenknecht<br />
bis Jutta Ditfurth sind gern gesehene<br />
Talkshow-Gäste. Sie sollen<br />
erklären, warum „das System“ versagen<br />
musste. Doch die Ursachen<br />
dieses Marktversagens liegen gerade<br />
nicht im Markt. Sie haben nichts<br />
mit angeblichen Irrwegen angeblicher<br />
Neoliberaler zu tun. Ihre Ursachen<br />
sind staatliche und politische<br />
Arroganz.<br />
Staatseingriffe<br />
Es begann in Amerika. Die viel<br />
gescholtenen großen US-Investmentbanken<br />
sind keineswegs<br />
Produkte des Marktes, sondern<br />
Kinder der Politik. Sie wurden mit<br />
dem Glass-Steagall-Gesetz 1933 als<br />
Reaktion auf die große Depression<br />
„erfunden“. Banken sollten nicht<br />
mehr gleichzeitig im Wertpapierhandel<br />
und im Spar- und Kreditgeschäft<br />
tätig sein.<br />
Fanny Mae und Freddy Mac, die<br />
beiden größten US-Hypothekenbanken,<br />
waren „government sponsored<br />
enterprises“. Ein Drittel ihrer<br />
Vorstandsposten wird direkt vom<br />
US-Präsidenten berufen. Als staatliche<br />
Wettbewerbsverzerrer konnten<br />
sie weltweit Milliarden Dollar billig<br />
einsammeln. Sie setzten den Trend<br />
und finanzierten mehr als die Hälfte<br />
aller US-Immobilienkredite.<br />
Mitte der 90er Jahre drängte der<br />
US-Kongress Fanny Freddy, Hypothekenkredite<br />
mit Null statt der<br />
üblichen 20 Prozent Anzahlung<br />
auszugeben. Er drängte die beiden<br />
„Großen“ dazu, anderen Banken<br />
vermehrt notleidende Immobilienkredite<br />
von Ärmeren, einkommensschwachen<br />
Kreditnehmern<br />
abzukaufen. Bereits 1996 wurden<br />
42 Prozent solcher Kredite angekauft.<br />
Damit entstand der berüchtigte<br />
Subprime-Sektor.<br />
Clintons US-Sozialismus<br />
Mit dem Community-Reinvestment-<br />
Gesetz setzten sich sozialistische<br />
Visionen endgültig im Mutterland<br />
des Kapitalismus durch. Die US-Banken<br />
wurden gezwungen, Ärmere bei<br />
Kreditzusagen nicht zu „diskriminieren“.<br />
Die Federal Reserve, die US-Zentralbank,<br />
begleitete das durch eine<br />
beispiellose Niedrigzinspolitik bis<br />
zum Tiefstand von 1,0 Prozent Mitte<br />
2003. Die natürliche Folge dieser<br />
Staatsdoktrin war das Explodieren<br />
der Kreditvolumina. Am 17. Dezember<br />
2008 wurde der Zinssatz auf Null<br />
bis 0,25 Prozent gesenkt. Wie so oft<br />
in der Geschichte wird versucht, ein<br />
Problem mit denselben Mitteln zu<br />
bekämpfen, die es verursacht haben.<br />
George W. Bush trieb als US-Präsident<br />
die bereits entstandene Immobilien-<br />
und Kreditblase an, als er vom<br />
US-Kongress Mitte 2002 verlangte,<br />
mit einem „aggressiven Programm<br />
(© Statista.org 2008; Quelle: ARD Morgenmagazin)<br />
Wie weit soll Ihrer Meinung nach der<br />
Einfluss des Staates auf Privatbanken reichen,<br />
um künftig finanzkrisen zu verhindern?<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
8%<br />
Vollständige<br />
verstaatlichung<br />
der Banken<br />
1000 Befragte, Infratest dimap<br />
59%<br />
Teilverstaatlichung<br />
der<br />
Banken<br />
28%<br />
Keine Verstaatlichung<br />
der<br />
Banken<br />
Fänden Sie es generell gut, wenn der Staat<br />
wieder stärker in die Wirtschaft<br />
eingreifen würde?<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
59%<br />
39%<br />
2%<br />
Ja Nein Weiß nicht,<br />
keine Angabe<br />
1000 befragte Wahlberechtigte ab 18 Jahre, Infratest dimap<br />
(© Statista.org 2008; Quelle: Infratest dimap)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
Politik 7<br />
Zur Erinnerung: So sehen sozialistische Betriebe aus.<br />
(Foto: Wikipedia/GFDL/Alex1<strong>01</strong>1)<br />
die Barrieren auf dem Weg zum<br />
Hauseigentum einzureißen“. Ganze<br />
Drückerkolonnen suchten amerikanische<br />
Siedlungen heim und verkauften<br />
millionenfach sich angeblich<br />
selbst refinanzierende Kredite. Auch<br />
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy<br />
forderte damals in seinem Wahlprogramm<br />
(„Credit hypothecaire“)<br />
Ärmeren den Zugang zu Hauskrediten<br />
zu erleichtern. Heute positioniert<br />
er sich gegenteilig. Aus dem<br />
europäischen Vorreiter einer verfehlten<br />
Kreditpolitik wurde der Vorreiter<br />
europäischer „Rettungspläne“ gegen<br />
Banken-Allmacht.<br />
Greenspans Bubble-Alchimie<br />
Der Oberguru der Finanzzunft, Alan<br />
Greenspan, der als Notenbankpräsident<br />
Sorgfalt und Bonität besonders<br />
hoch halten sollte, fand den Stein der<br />
Weisen. Nachdem „versteckter“ Reichtum<br />
in Aktien zur Aktienblase und zu<br />
deren Platzen geführt hatte, erfand er<br />
„versteckten“ Reichtum in Häusern.<br />
Im US-Kongress belehrte er Skeptiker:<br />
„Das traditionelle US-Eigenheim ist<br />
zu einem höchst komplexen und<br />
sophistizierten Instrument geworden,<br />
das es erlaubt, alle möglichen<br />
Finanzprobleme zu lösen. Dank des<br />
Anstiegs der Immobilienpreise und<br />
der zunehmenden Zahl von Eigenheimbesitzern<br />
(67 Prozent aller Amerikaner)<br />
kann der in den Häusern<br />
versteckte Reichtum auf ganz neue<br />
Arten nutzbar gemacht werden. Dies<br />
ist in einer Zeit sinkender Börsenkurse<br />
mit ihrem lähmenden Einfluss<br />
auf den Konsum besonders wichtig.“<br />
Als oberster Weltwährungshüter<br />
verantwortet Greenspan ein in der<br />
Geschichte beispielloses Finanztheater<br />
zu Lasten Dritter. Unter seiner<br />
FED-Präsidentschaft 1987-2006<br />
wurde doppelt so viel Geld gedruckt<br />
wie in 200 Jahren zuvor. Diese politisch<br />
gewollte Inflation betrügt mit<br />
jedem neu gedruckten Dollar die<br />
Gläubiger in der Welt, denn deren<br />
Forderung wird immer wertloser.<br />
Seit der Aufkündigung der Golddeckung<br />
durch Richard Nixon 1971 hat<br />
sich daher der Geldkreislauf in der<br />
Welt verfünfzigfacht, der Waren- und<br />
Dienstleistungskreislauf dagegen<br />
nur verfünffacht.<br />
CBL – Flucht in die Sachwerte<br />
Greenspan gilt bis heute als Guru.<br />
2005 erhielt er die Ehrendoktorwürde<br />
der University of New York. Sein<br />
Nachfolger Ben Bernanke ist ihm<br />
absolut ebenbürtig. Er trägt den<br />
Spitznamen Helicopter-Ben. Wollte<br />
er doch tatsächlich im Falle einer<br />
Deflation frisch gedruckte Dollars<br />
mit Hubschraubern über der Bevölkerung<br />
abwerfen lassen.<br />
Auf der Homepage der FedRes steht<br />
bis heute eine Rede, die Bernanke im<br />
Jahr 2002 vor dem National Economists<br />
Club in Washington D.C. hielt:<br />
„Die US-Regierung verfügt über eine<br />
Technologie, genannt Druckerpresse<br />
(oder heute ihr elektronisches<br />
Äquivalent), die ihr die Produktion<br />
so vieler US-Dollar erlaubt, wie sie<br />
wünscht – und das ohne Kosten.“<br />
Unglaublich. Aber wahr.<br />
Die USA haben die Welt mit wertlosem<br />
Papiergeld überschwemmt.<br />
Wer sich vor einer Währungskrise<br />
retten will, flüchtet in Sachwerte.<br />
Doch auch dort haben die USA längst<br />
die Nase vorn. Milliarden wertloses<br />
Dollar-Papiergeld wurden in den<br />
90er Jahren in Cross-Boarder-Leasing-Geschäften<br />
eingesetzt, um Europäern<br />
Sachwerte abzuschwatzen.<br />
Dutzende Kommunen machten mit.<br />
Zwar verstand niemand die mehrere<br />
hundert Seiten langen Verträge.<br />
Doch kommunale Infrastruktur<br />
wurde für einen Zeitraum von bis<br />
zu 100 Jahren verkauft, für wertlose<br />
Dollars aus US-Steuergutschriften.<br />
Und nun muss 100 Jahre lang in härterer<br />
Währung bezahlt werden.<br />
Die Indiskreten<br />
Anfang des Jahres 2003 sorgte das<br />
Bekanntwerden eines Geheimtreffens<br />
von Spitzenvertretern der<br />
Banken- und Versicherungsbranche<br />
mit Bundeskanzler Gerhard Schröder,<br />
Finanzminister Hans Eichel und<br />
Wirtschaftsminister Wolfgang Clement<br />
für helle Aufregung.<br />
Josef Ackermann, Chef der Deutschen<br />
Bank, machte dort den Vorschlag,<br />
für notleidende Kredite deutscher<br />
Institute eine Auffanggesellschaft,<br />
eine Bad Bank, zu gründen, für die<br />
der Staat – genauer gesagt der Steuerzahler<br />
– einstehen sollte. Und der<br />
damalige Chef der Kreditanstalt<br />
für Wiederaufbau, Hans W. Reich,<br />
drängte darauf, solche Kredite zu<br />
verbriefen, also eine Garantie für sie<br />
zu übernehmen und sie schnellstens<br />
wieder in Umlauf zu bringen.<br />
Auch die Gründung ausländischer<br />
Zweckgesellschaften – Conduits –<br />
wurde besprochen. Conduits dienten<br />
der Abwicklung solcher Geschäfte,<br />
die in der Bilanz der Mutterbank<br />
nicht auftauchen sollen. Das war<br />
dem Staat so wichtig, dass er diese<br />
Zweckgesellschaften von der<br />
Umsatzsteuer befreite.<br />
Die erste solche Zweckgesellschaft<br />
einer Landesbank installierte die<br />
BayernLB schon 1998 in der US-Steueroase<br />
Delaware. Einsamen Ruhm<br />
erntete vergangenes Jahr die<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
8<br />
Politik<br />
(Foto: © Peter Rigaud, www.petersloterdijk.net)<br />
Philosoph und Bestsellerautor Peter Sloterdijk: „Fast zwei Jahrzehnte nach dem Mauerfall…<br />
scheint sich die Ideologie eines nun demokratisch gewandeten Sozialismus in Deutschland<br />
neu zu etablieren.“<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
SachsenLB mit ihrem irischen Conduit<br />
Ormond Quai, deren 41 Mrd.<br />
Euro Verbindlichkeiten die Mutterbank<br />
mit gerade 1,5 Mrd. Euro Eigenkapital<br />
in den Abgrund riss.<br />
Die Ahnungslosen<br />
Wenn Peer Steinbrück, Angela<br />
Merkel und Co. behaupten, von der<br />
aktuellen Lage überrascht worden zu<br />
sein, stimmt das also nicht. Auch die<br />
in mehreren Auflagen verkauften<br />
Bücher von Eberhard Hamer, „Was<br />
passiert, wenn der Crash kommt“,<br />
von Jürgen und Markus Wipfler,<br />
„Angriff auf ihr Geld“ oder von<br />
Andreas Popp wurden mit Sicherheit<br />
von Beamten des Bundesfinanzministeriums<br />
und Beratern des Kanzleramts<br />
gelesen und ausgewertet. Sie<br />
passten nur nicht ins Bild der verordneten<br />
Propaganda.<br />
Übrigens ist auch die Bad Bank keine<br />
neue Idee. Sie funktionierte Anfang<br />
der 90er Jahre in Schweden, als die<br />
Wie viel Vertrauen haben<br />
Sie in die Fähigkeiten<br />
von Finanzminister<br />
Peer Steinbrück als<br />
Krisenmanager zur Rettung<br />
der Finanzmärkte?<br />
15%<br />
Großes<br />
Vertrauen<br />
47%<br />
Etwas<br />
Vertrauen<br />
1003 Befragte, FORSA<br />
33%<br />
Wenig<br />
Vertrauen<br />
(© Statista.org 2008; Quelle: Stern)<br />
großen Banken des Landes nach<br />
einem Einbruch des Immobilienmarktes<br />
um 50 Prozent ins Wanken<br />
gerieten. Sie funktioniert bestens im<br />
Verbund der deutschen Volks- und<br />
Raiffeisenbanken.<br />
Als Reaktion auf die kriselnde HammerBank<br />
in NRW wurde die BAG<br />
Bankaktiengesellschaft gegründet,<br />
die sich bis heute als „Ihr Partner<br />
für Problemkredite!“ anbietet. Und<br />
sie funktioniert als „Institutional<br />
Restructuring Unit“ bei der Dresdner<br />
Bank für Problemkredite von<br />
35,5 Mrd. Euro. „Entlastet“ um diese<br />
Risiken, werden belastete Banken<br />
wieder Good Banks.<br />
Scheingeschäft und Scheingewinn<br />
Erst gab es also politisch gewollte<br />
und staatlich geschürte Kreditund<br />
Verbriefungsexzesse. Dass<br />
die Banken, die Vermittler und die<br />
Rating-Agenturen dabei ihr Geschäft<br />
machen wollten, kann ihnen niemand<br />
verdenken.<br />
Sie taten das, was man von ihnen<br />
verlangte. Bis es zu kompliziert<br />
wurde. Bis der scheinbare Wert aller<br />
Finanzanlagen weltweit den Wert<br />
aller verkauften Waren und Dienstleistungen<br />
um das Dreifache überstieg<br />
und schließlich platzte. Solange<br />
diese Blase mit staatlichen Garantien<br />
am Leben erhalten wird, sucht sie<br />
sich neue Lücken. Die nächste Blase<br />
erwarten Banker auf den Rohstoffmärkten.<br />
Bis auch die knallt, werden<br />
dort dieselben Spekulationen passieren.<br />
Aber warum passiert das immer<br />
wieder? Weil Politiker gern Gutes tun<br />
wollen. „Jedem sein Eigenheim“ ist<br />
doch eine schöne Wahlwerbung. Und<br />
solange die Geschäfte laufen, kann<br />
man sie besteuern, sogar Scheingeschäfte.<br />
Und mit den Steuern kann<br />
man wieder so viel Gutes tun. Und<br />
das will jeder Politiker.<br />
Daddys Landesbank<br />
Landesbanken hatten in der Vergangenheit<br />
zwei Aufgaben. Sie waren<br />
quasi die Großhändler der regionalen<br />
Sparkassen. Und sie sollten<br />
die regionale Wirtschaft mit billigen<br />
Krediten fördern. Dafür hatten sie,<br />
wie auch die US-Investmentbanken,<br />
eine Gewährträgerhaftung des Staates.<br />
Die war ein Wettbewerbsvorteil<br />
gegenüber den Privatbanken.<br />
Mit der Haftung des Staates war<br />
das Risiko des Kreditausfalls niedriger,<br />
deshalb zahlten Landesbanken<br />
niedrigere Zinsen bei Kreditaufnahme.<br />
Jahrelang stritten die Privaten<br />
gegen diesen Wettbewerbsvorteil<br />
der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz.<br />
Am 18. Juli 2005 wurde die<br />
Gewährträgerhaftung von Brüssel<br />
gekippt.<br />
Doch bevor Schluss war mit dem<br />
billigen Geld, deckten sich alle Landesbanken<br />
reichlich ein. Der Code<br />
der Liquiditätsbevorratung hieß<br />
„Load the boat“. Jede der Landesbanken<br />
hatte Dutzende Milliarden<br />
Euro geladen. Zuviel, um es im eher<br />
kleinteiligen Mittelstandsgeschäft<br />
rasch wieder anzulegen. Zuviel, um<br />
es für die relativ niedrigen Renditen<br />
in der deutschen Realwirtschaft auszugeben.<br />
Nicht, wenn man mit Asset-Backed<br />
Securities (ABS) und all den Konstruktionen<br />
wie CLO, CSO oder SFCDO<br />
Renditen um die 20 Prozent erzielen<br />
konnte. Nicht, wenn man von den<br />
eigenen Landesfürsten für diese Renditen<br />
belohnt und belobigt werden<br />
konnte. Nicht, wenn diese Landesfürsten<br />
die zusätzlichen Einnahmen<br />
aus den Landesbanken für ihre verfassungswidrig<br />
überschuldeten Haushalte<br />
so gut gebrauchen konnten.<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
Politik 9<br />
Ist der Sozialismus im Grunde eine gute Idee,<br />
die nur schlecht ausgeführt wurde?<br />
(Foto: Wikipedia/GFDL/Florian-schäffer)<br />
1972 wurden in der DDR alle Industriebetriebe, Bauunternehmen<br />
und größere Handwerksgenossenschaften<br />
in sog. Volkseigentum umgewandelt.<br />
Befragte ab 18 Jahre,<br />
TNS Infratest<br />
Sozialforschung<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
23% 23%<br />
Stimme gar<br />
nicht zu<br />
30%<br />
Stimme<br />
eher zu<br />
Stimme<br />
voll zu<br />
(© Statista.org 2008; Quelle: GESIS)<br />
Gebeutelter Mittelstand<br />
Der einzige Politiker, der sich bisher<br />
öffentlich für sein eigenes Versagen<br />
entschuldigt hat, ist der ehemalige<br />
bayerische Finanzminister Kurt<br />
Faltlhauser, der von 1998 bis 2007<br />
ununterbrochen Vorsitzender oder<br />
stellvertretender Vorsitzender des<br />
Aufsichtsrats der BayernLB war. In<br />
allen Aufsichtsräten saßen all die<br />
Jahre Politiker.<br />
Sie ließen „ihren“ Landesbanken<br />
durchgehen, dass die mit geborgtem<br />
Geld im Ausland zockten, statt den<br />
einheimischen Mittelstand und die<br />
von ihm bereitgestellten Arbeitsplätze<br />
zu finanzieren. Sie ließen es<br />
ihnen durchgehen, weil sie selbst<br />
nicht ausreichend an den einheimischen<br />
Mittelstand glaubten. Sie ließen<br />
es ihnen nicht nur durchgehen.<br />
Sie brauchten es genau so. Nur mit<br />
dem Schluss, mit dem hat niemand<br />
gerechnet.<br />
Noch mal im Klartext: Der einheimische<br />
Mittelstand, zehntausende<br />
Unternehmen, die Arbeitsplätze<br />
schaffen, wurden mit kleinen Alibi-<br />
Förderbudgets abgespeist, während<br />
das Hundertfache des dafür vorgesehenen<br />
Geldes im Ausland Renditen<br />
über zehn Prozent erwirtschaften<br />
sollte.<br />
Kompliziertes Strafrecht<br />
Den letzten großen deutschen Bankenskandal<br />
legte 20<strong>01</strong> die Bankgesellschaft<br />
Berlin hin. Nur mit einer<br />
Bürgschaft des ohnehin überschuldeten<br />
Landes Berlin in Höhe von weit<br />
über 20 Mrd. Euro konnte die Pleite<br />
abgewendet werden. Jetzt geht es<br />
sogar um Hunderte Milliarden Euro,<br />
um Haftungen in Billionenhöhe.<br />
Die Kanzlerin bereitet ihr Volk auf<br />
die Notlandung vor: „<strong>2009</strong> wird das<br />
schwerste Jahr…“ Was ist mit den<br />
Verantwortlichen der Zockerei? Werden<br />
Sie zur Verantwortung gezogen?<br />
Wird die Justiz sie rechtssicher ausfindig<br />
machen und revisionssicher<br />
aburteilen können? Wohl kaum.<br />
Auch in Deutschland stößt die Justiz<br />
an ihre Grenzen, wenn sie bei der<br />
Politik anklopft.<br />
Auch medial ist das komplizierte<br />
Vermögensstrafrecht kaum vermittelbar.<br />
Dafür eignen sich Boulevardfälle.<br />
Wenn etwa in Hamburg<br />
der selbstständige Friseurmeister<br />
Abdi Feridooni einen bewaffneten<br />
Einbrecher auf frischer Tat ertappt,<br />
fasst und der Polizei ausliefert und<br />
anschließend selbst einen Strafbefehl<br />
über 1.000 Euro Geldstrafe<br />
wegen Körperverletzung erhält.<br />
Oder wenn in München das Oberlandesgericht<br />
die Kündigung einer Mietwohnung<br />
für unwirksam erklärt,<br />
weil der Vermieter den Anbau von<br />
„bis zu zwei Hanfpflanzen auf dem<br />
Balkon zum eigenen Verzehr“ dulden<br />
muss, obwohl der Anbau von Hanf in<br />
Deutschland unter Strafe steht.<br />
Vorwärts zum Sozialismus<br />
Peter Sloterdijk, der Denker, Philosoph<br />
und Bestsellerautor, fragte im<br />
Frühjahr 2008: „Fast zwei Jahrzehnte<br />
nach dem Mauerfall, der großen<br />
Wende, nach dem Abfall der Sowjetunion<br />
und ihrer Vasallenstaaten<br />
vom kommunistischen Glauben,<br />
scheint sich die Ideologie eines nun<br />
demokratisch gewandeten Sozialismus<br />
in Deutschland neu zu etablieren.<br />
Erweist sich das damals vom<br />
Publizisten Joachim Fest konstatierte<br />
Ende aller Utopien als Fehlschluss?“<br />
Verfolgt man die Diskussionen in<br />
den Medien, so liegt dieser Schluss<br />
nahe. Erst im Jahr 2007 nahm die<br />
SPD den Begriff „demokratischer<br />
Sozialismus“ wieder in ihr Grundsatzprogramm<br />
auf, um der inhaltlichen<br />
Bedrohung durch die LINKE zu<br />
widerstehen:<br />
„Das Ende des Staatssozialismus<br />
sowjetischer Prägung hat die Idee<br />
des demokratischen Sozialismus<br />
nicht widerlegt, sondern die Orien tierung<br />
der Sozialdemokratie an Grundwerten<br />
eindrucksvoll bestätigt. Der<br />
demokratische Sozialismus bleibt für<br />
uns die Vision einer freien, gerechten<br />
und solidarischen Gesellschaft, deren<br />
Verwirklichung für uns eine dauernde<br />
Aufgabe ist.“<br />
Geld statt Arbeit?<br />
Bereits die Hälfte der Bundesbürger<br />
im Westen ist heute davon überzeugt,<br />
dass die soziale Marktwirtschaft<br />
kein dauerhaftes System sein<br />
kann. Sogar in der CDU stellt Thüringens<br />
Ministerpräsident Dieter<br />
Althaus auf seiner offiziellen Homepage<br />
eine altkommunistische Forderung<br />
auf: den Anspruch auf ein<br />
garantiertes, bedingungsloses Grundeinkommen,<br />
auch ohne Arbeits leistung.<br />
Althaus wird dabei von „linken<br />
Kapitalisten“ wie Dieter Dehm oder<br />
Götz Werner medial unterstützt.<br />
Auch wenn sich diese Ideen durchsetzen<br />
sollten, wird irgendeiner<br />
dieses Geld erwirtschaften müssen.<br />
Das wird weiterhin vor allem der<br />
Mittelstand sein, der schon seit Jahren<br />
unter einer extremen Überregulation<br />
(statt deregulierter „wilder“<br />
Märkte) und unter einer Staatsquote<br />
um die 50 Prozent leidet.<br />
Die Situation ähnelt der DDR<br />
Anfang der 70er Jahre. Damals<br />
war die Staatsquote nur unwesentlich<br />
höher. Der Staatsführung war<br />
das zu wenig. Am 9. Februar 1972<br />
beschloss der DDR-Ministerrat<br />
schließlich die Umwandlung aller<br />
Industriebetriebe, Bauunternehmen<br />
und größeren Handwerksgenossenschaften<br />
in „Volkseigentum“.<br />
Steht uns demnächst wieder ein<br />
„historischer“ 40. Jahrestag ins<br />
Haus? <br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
10<br />
Politik<br />
Zeit zur Besinnung<br />
Schon vor 50 Jahren warnten Wirtschaftsexperten vor Zuständen,<br />
wie sie die Finanzkrise jetzt hervorgerufen hat<br />
(Foto © Gerd Altmann/stanislaw/PIXELIO)<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
(www.ne-na.de) - „Die Wirtschaft<br />
muss den Deal-Makern und Spekulanten<br />
entzogen werden, denn<br />
sonst kollabiert das gesamte System<br />
in einem Sumpf aus Fälschungen,<br />
Korruption und Wirtschaftskriminalität“,<br />
poltert der österreichische<br />
Wirtschaftsexperte Fredmund Malik.<br />
Unternehmensführung dürfe nicht<br />
zu rein finanzwirtschaftlicher Führung<br />
degenerieren. Erfahrung und<br />
Urteilskraft könne man nicht durch<br />
finanztechnische Kennziffern ersetzen.<br />
Gewinn könne man nicht mit<br />
wirtschaftlich-unternehmerischer<br />
Leistung verwechseln. Kein echter<br />
Liberaler habe jemals Individualismus<br />
und Egoismus verwechselt. Der<br />
„Verhaltenskrüppel der Wirtschaftswissenschaften“,<br />
der Homo oeconomicus,<br />
sei erst lange nach Adam<br />
Smith geboren worden.<br />
Wie Lemminge<br />
Welche Einstellung haben Sie zu<br />
dem von der Bundesregierung<br />
beschlossenen Rettungspaket für das<br />
Bankensystem?<br />
61%<br />
Halte ich<br />
für richtig<br />
29%<br />
Halte ich<br />
für falsch<br />
10%<br />
Weiß nicht<br />
1327 befragte Wahlberechtigte<br />
© Statista.org 2008<br />
ab 18 Jahre<br />
Quelle: ZDF, Forschungsgruppe Wahlen<br />
Ähnlich sieht es der IBM-Chef techno<br />
loge Gunter Dueck: „Wir sind kein<br />
Homo oeconomicus. Wir sind eher<br />
eine große Masse von leicht erregbaren<br />
Individuen, die wie Lemminge<br />
hin und her rasen, je nachdem,<br />
wohin der Trend zeigt. Wir finden<br />
vor allem das rational, was die anderen<br />
tun“, schreibt Dueck in seinem<br />
Buch „Abschied vom Homo oeconomicus<br />
– Warum wir eine neue ökonomische<br />
Vernunft brauchen“.<br />
Die Führungskräfte von morgen<br />
müssten anders agieren. Man brauche<br />
Manager, die emotional intelligent<br />
sind und Teams begeistern<br />
können, anstatt sie auszupeitschen.<br />
Produktion nur auf Effizienz zu trimmen,<br />
reiche nicht aus. Die Welt der<br />
Fließbänder verschwinde mit den<br />
Fließbändern zusammen.<br />
„Die wirtschaftlich führenden<br />
Länder werden Dienstleistungen<br />
erbringen, die mehr auf Design,<br />
komplexe Lösungen, Schlüsselfertigkeit,<br />
Kunstform, Produktästhetik,<br />
Kundenservice gerichtet sind. Das<br />
Geld wird mit anderen Denkweisen,<br />
anderen Methoden und Sichtweisen<br />
oder Wahrheiten verdient werden“,<br />
prognostiziert Dueck.<br />
Erbsenzähler und Ausbeuter<br />
Die Veränderungen seien so gravierend,<br />
dass für die Manager der alten<br />
Welt kein Platz mehr sei. „Die heutigen<br />
Manager haben die Ökonomie<br />
in eine entsetzliche Übertreibung<br />
des kurzfristigen Profits hineingetrieben.“<br />
Diese Blase platze jetzt:<br />
„Wir sehen, dass alle Finanztricks<br />
ausgenutzt wurden, aber das Langfristige<br />
blieb liegen. Es fehlen heute<br />
Schiffe, Ölexplorationen, Raffinerien<br />
– die Infrastruktur ist alt, die<br />
Autobahnbrücken brechen bald. Die<br />
Manager werden nun in der Umkehr<br />
ganz anders beschimpft, eben als<br />
Erbsenzähler, Karrierist, Heuschrecke<br />
und wieder als Ausbeuter wie einst“,<br />
stellt der IBM-Querdenker fest.<br />
Kollektivismus in der Wirtschaft<br />
Die herrschende liberale Lehrmeinung<br />
richtet ihre Giftpfeile stets<br />
gegen den Staat und warnt zurecht<br />
vor den Gefahren des Kollektivismus.<br />
Kollektivistische Tendenzen gibt es<br />
aber auch in der Wirtschaft. Freiheit<br />
entsteht nicht allein durch Privatisierung<br />
in einem machtfreien Raum,<br />
sondern nur dort, wo sich Macht<br />
und Gegenmacht die Waage halten.<br />
Staatliche und private Großorganisationen<br />
befördern gleichermaßen die<br />
Aushebelung persönlicher Freiheitsrechte.<br />
Wilhelm Röpke, ein enger Weggefährte<br />
des früheren Wirtschaftsministers<br />
Ludwig Erhard, zählt zu den<br />
wenigen ordoliberalen Denkern, die<br />
vor den Gefahren der Machtkonzentration<br />
in Staat und Wirtschaft<br />
gewarnt haben:<br />
„Intrigen, Strebertum, Angeberei,<br />
Missgunst, Schweifwedeln, Neid,<br />
Eifersucht und alle anderen Kontaktgifte<br />
werden, wie tausendfache<br />
Erfahrung beweist, zu Plagen, die<br />
sich in allen Organisationen und<br />
Großbetrieben ansiedeln. Neurotiker<br />
können jetzt das Leben von Hunderten,<br />
ja von Tausenden zur Hölle<br />
machen, und zu allem Unglück ist<br />
die Chance, dass just Neurotiker<br />
mit ihrem Geltungsdrang und ihrer<br />
Geschäftigkeit nach oben gelangen<br />
und Herrschaftsstellungen erlangen,<br />
überdurchschnittlich groß.“<br />
Jenseits von Angebot und Nachfrage<br />
Der übelgelaunte Finanzbeamte<br />
könne sich gehenlassen, seinen<br />
Unter gebenen wie den ihm aus-<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
Politik 11<br />
gelieferten Steuerzahlern gegenüber;<br />
der seelisch unausgeglichene<br />
Abteilungschef könne zum scheu<br />
umschlichenen Betriebstyrannen<br />
werden, aber der überreizte, von Sorgen<br />
geplagte Gemüsehändler müsse<br />
sich zusammennehmen, ohne dass er<br />
sich deswegen als Sklave seiner Kunden<br />
zu fühlen Veranlassung fände.<br />
Röpke klingt sehr modern. Seine<br />
Warnungen vor einer Deformation<br />
der Marktwirtschaft schrieb er allerdings<br />
schon vor fünf Jahrzehnten in<br />
seinem Werk „Jenseits von Angebot<br />
und Nachfrage“. Linke wie rechte<br />
Politiker sollten mehr Röpke lesen<br />
und seinen Empfehlungen folgen:<br />
„Je geringer die Zahl der Selbstständigen<br />
und je typischer für unsere<br />
Zeit der Großbetrieb und die Massenorganisation<br />
wird, um so mehr<br />
büßt die Marktwirtschaft ihre Vorteile<br />
gegenüber dem Kollektivismus<br />
ein, um so bedenklicher wird in<br />
ihr das Geflecht der menschlichen<br />
Beziehungen, und zwar durch die<br />
Konzentration, die sich innerhalb der<br />
Marktwirtschaft vollzieht“, so Röpke.<br />
Freiheit und Menschenwürde<br />
unterminiert<br />
Echte Demokratie und Marktwirtschaft<br />
sind nur schwer zu realisieren,<br />
wenn der Prozess der Verringerung<br />
der Selbstständigen nicht mit allen<br />
Kräften gebremst und sogar rückgängig<br />
gemacht werden kann.<br />
„In geduldiger Kleinarbeit wäre zu<br />
prüfen, wie nicht zuletzt durch den<br />
Staat selber, durch sein Recht, durch<br />
sein Steuersystem und durch seine<br />
Wirtschafts- und Sozialpolitik, die<br />
Gewichte fortgesetzt und unbedacht<br />
zugunsten der Konzentration verschoben<br />
werden und dem Kleinund<br />
Mittelbetrieb und allen anderen,<br />
die auf eigenen Füßen stehen wollen,<br />
das Leben in einer Weise sauer<br />
gemacht wird, die nichts mit den so<br />
oft überschätzten technischen und<br />
organisatorischen Vorteilen des<br />
Großbetriebs zu tun hat“, führt<br />
Röpke aus.<br />
Konzentration und Kollektivismus<br />
gehören aufs innigste zusammen.<br />
Sie unterminieren die Ideale der<br />
Freiheit und der Menschenwürde,<br />
sie führen zur Dehumanisierung, zur<br />
Vermassung und Entpersönlichung.<br />
In der Kapitalismus-Diskussion sollten<br />
Sozialdemokraten ihre Kritik präzisieren<br />
und das liberal-konservative<br />
Lager ihre Klientelpolitik aufgeben.<br />
4,29 Euro Unternehmerlohn<br />
In beiden Lagern ist der Mittelbau<br />
unserer Gesellschaft schlecht aufgehoben.<br />
Wer als Existenzgründer mit<br />
(Foto: Campus Verlag)<br />
Der österreichische Wirtschaftsexperte<br />
Fredmund Malik ist Gründer<br />
eines Management-Beratungsunternehmens<br />
in St. Gallen (Schweiz)<br />
10.000 Euro von Oma, Tante oder<br />
Sparkasse einen Laden oder ein Büro<br />
aufmacht, wird selten froh. Bereits ab<br />
17.500 Euro Umsatz fällt zwangsweise<br />
Umsatzsteuer mit umfangreichen<br />
Berichts- und Voranmeldepflichten an.<br />
Bei monatlich je 300 Euro Kosten und<br />
Pflichtversicherungen bleibt dem<br />
Gründer bei 50 Wochenarbeitsstunden<br />
gerade noch ein Stundenlohn<br />
von 4,29 Euro. Ohne Urlaub. Davon<br />
kann er weder leben noch etwas<br />
investieren. Dennoch sind schon über<br />
den Grundfreibetrag von 7.664 Euro<br />
Gewinn Einkommenssteuern fällig.<br />
Stellt er eine erste Pauschalkraft<br />
ein, dann erheben neben Kammern<br />
und Sozialversicherungen auch<br />
die Berufsgenossenschaften ihre<br />
Zwangsbeiträge, und die Kreditgeber<br />
verlangen Sondertilgungen.
12<br />
Politik<br />
(Foto: www.omnisophie.com)<br />
Gunter Dueck<br />
Abschied vom<br />
Homo Oeconomicus<br />
Warum wir eine neue<br />
ökonomi sche Vernunft<br />
brauchen<br />
Eichborn Verlag, 2008<br />
256 Seiten, 22,95 Euro<br />
ISBN: 9783821856780<br />
Das Heuschrecken-Prinzip<br />
Finanzexperten in Deutschland kritisier<br />
ten frühzeitig das undurchsichtige<br />
Geschäftsgebaren der zumeist<br />
angelsächsischen Finanzinvestoren.<br />
Nach Ansicht des Ex-Deutsche-Börse-<br />
Chefs Werner Seifert sollte der Staat<br />
gesetzliche Maßnahmen ergreifen.<br />
Der Markt nähre schwarze Schafe,<br />
die gerne von Steuerparadiesen in<br />
der Karibik aus operieren.<br />
Finanzinvestoren müssten beispielsweise<br />
auf den Cayman Islands für<br />
eine Registrierung weniger Formulare<br />
ausfüllen als bei der Führerscheinprüfung<br />
in Deutschland. Investoren wie<br />
Carl Icahn oder Private-Equity-Spezialisten<br />
wie Kohlberg Kravis Roberts<br />
würden sich auf Übernahmekandidaten<br />
mit gesundem Cash Flow konzentrieren.<br />
Den Kauf selbst finanzierten<br />
sie durch Kredite.<br />
Franz Kromka<br />
Markt und Moral<br />
Neuentdeckung der<br />
Gründerväter<br />
Lichtschlag Buchverlag, 2008<br />
240 Seiten, Leinen<br />
Franz Kromka, Soziologie-<br />
Professor an der Universität<br />
Hohenheim, erklärt,<br />
warum wir uns jetzt auf<br />
die Konzepte unserer marktwirtschaftlichen<br />
Gründungsväter um Ludwig<br />
Erhard rückbesinnen sollten.<br />
Mit den Mitteln aus dem Cash Flow<br />
tilgten die Raider ihre Schulden. Institutionelle<br />
Investoren und Hedge<br />
Fonds schlüpften in Deutschland in<br />
die Rolle, die ehedem den Großaktionären<br />
vorbehalten war. „Sie tun so,<br />
als wären sie langfristig denkende<br />
Mehrheitseigentümer, aber in den<br />
meisten Fällen verschwinden sie<br />
genauso schnell wie der, wie sie<br />
gekom men sind – allerdings erst,<br />
nach dem sie das Management ausge<br />
tauscht und umfangreiche Ausschüt<br />
tungen an die Aktionäre, also<br />
sich selbst, durch gesetzt haben“, so<br />
Seifert.<br />
„Schnelle Perfomance zählt“<br />
Für alle Akteure auf den Kapitalmärkten<br />
der OECD sollten Offenlegungspflichten<br />
gelten. „Es darf<br />
nicht sein, dass Fonds, die auf den<br />
Cayman-Inseln registriert sind und<br />
so gut wie keine Informationen über<br />
ihre Eigentümer oder ihre Geschäftspraktiken<br />
herausrücken, zentralen<br />
Einfluss darauf nehmen können, wie<br />
große und größte Unternehmungen<br />
in Deutschland und in anderen<br />
Industriestaaten geführt werden“,<br />
kritisiert Seifert. Das Mindeste, was<br />
man von diesen Anteilseignern verlangen<br />
müsse, sei die Offenlegung<br />
ihrer Beteiligungen.<br />
Heutzutage seien Shareholder keine<br />
Aktionäre mehr im Sinne des<br />
unternehmerischen Eigentümers.<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
37%<br />
56%<br />
„Sie kaufen Aktien nicht als Anleger,<br />
um sie wegen des Unternehmens<br />
und seiner Leistungsfähigkeit zu<br />
halten. An den Unternehmen selbst<br />
ist diese Art von Aktionär im Grunde<br />
nicht interessiert, sondern an der<br />
schnellen Perfomance für die Funds-<br />
Manager und die Zertifikat-Besitzer“,<br />
bemängelt Malik.<br />
Gefährliche Machtverschiebung<br />
Die 100 größten Money Manager<br />
Amerikas verwalten fast 60 Prozent<br />
der US-Aktien, und da gehe es in<br />
erster Linie um die Turnover-Rate,<br />
also um Aktienumschichtungen<br />
und weniger um unternehmerische<br />
Belange, sonst würden diese Manager<br />
die Papiere länger halten. Malik<br />
plädiert daher für eine Neuregelung<br />
des Aktienrechtes:<br />
„Wer an der Bestellung des Aufsichtsrates<br />
und über diesen Weg an der<br />
Corporate Governance mitwirkt, soll<br />
eine Haltefrist beachten müssen. Wer<br />
das nicht tut, darf in der Hauptversammlung<br />
kein Stimmrecht haben.“<br />
Noch 1950 waren nach seinen<br />
Erkenntnissen rund 90 Prozent aller<br />
amerikanischen Aktien in den Händen<br />
der privaten Haushalte. Heute<br />
seien es noch knapp über 30 Prozent.<br />
„Hingegen halten die institutionellen<br />
Investoren heute fast 70 Prozent der<br />
Aktien, während sie 1950 lediglich<br />
neun Prozent besaßen“, so Malik. <br />
Glauben Sie, dass das Konjunkturprogramm der<br />
Bundesregierung eine Rezession verhindern kann?<br />
7%<br />
Ja Nein Weiß nicht<br />
1171 befragte Wahlberechtigte ab 18 Jahre<br />
© Statista.org 2008<br />
Quelle: ZDF, Forschungsgruppe Wahlen<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
20 14<br />
September I Oktober<br />
Politik Regional<br />
Angst vor Freiheit<br />
(Foto: © Dirk Schelpe/PIXELIO)<br />
„Hetze im Netz“: Der Selbstmord einer südkoreanischen<br />
Schauspielerin ruft nicht nur dort die Meinungswächter<br />
auf den Plan<br />
"Ich befürchte, dass persönliche<br />
Daten im Netz<br />
nicht geschützt sind"<br />
38<br />
17<br />
(www.ne-na.de/eigBer.) - Eine Selbstmordserie<br />
erschütterte das Hightech-Land<br />
Südkorea. Hetze im Netz<br />
habe die Opfer in den Tod getrieben,<br />
berichtete der SPIEGEL. Eine Online-<br />
Polizei soll für mehr Anstand sorgen.<br />
Aufgerüttelt wurde die Öffentlichkeit<br />
durch den Tod der Schauspielerin<br />
Choi Jin Sil.<br />
„Die Julia Roberts Südkoreas, zweifache<br />
Mutter, der zauberhafte TV-<br />
Liebling der vergangenen 20 Jahre<br />
– in den Selbstmord getrieben von<br />
einem irrlichternden Online-Lynchmob“,<br />
schreibt das Wochenmagazin.<br />
Kaum einer würde daran zweifeln,<br />
dass die „Internet-Hooligans“ sie auf<br />
dem Gewissen haben. Die konservative<br />
Regierung wolle nun ein Gesetz<br />
verabschieden, um ähnlichen Cyber-<br />
Attacken fortan Einhalt zu gebieten.<br />
Demokratisches Folterinstrument<br />
Immerhin räumt Autor Marco Evers<br />
ein: „Doch der Preis ist hoch: Die<br />
Meinungsfreiheit im Internet steht<br />
auf dem Spiel. Anonymität soll es<br />
nicht mehr geben, es wird Anstand<br />
verordnet. Eine Online-Polizei soll<br />
Sicherheit im Internet<br />
Deutsche Bevölkerung, 14-64 Jahre<br />
59<br />
64<br />
67<br />
54<br />
51 50 51<br />
48<br />
44<br />
41<br />
"Ich befürchte, dass der Staat<br />
die Bürger im Bereich Computer<br />
und Telekommunikation immer<br />
stärker überwachen wird"<br />
Online-Nutzer<br />
1999 2004 2005 2006 2007<br />
QUELLE: Allensbacher Archiv, Allensbacher Computer- und Technik-Analysen (ACTA)<br />
72<br />
patrouillieren, Zensur wird herrschen<br />
– manch einer fühlt sich an China<br />
erinnert.“ Ganz genau, nur scheint<br />
das den Verfasser nicht sonderlich zu<br />
stören. Sonst würde er nach dem vorsichtigen<br />
Einwand nicht kräftig nachlegen:<br />
„Edle Netzbürger…sollten diese<br />
Cyber-Gesellschaft beseelen…, doch<br />
stattdessen quillt die Digitalwelt nun<br />
über vom Dreck der Gosse…Im Schutz<br />
vermeintlicher Anonymität verwandeln<br />
sich Kinder, Hausfrauen und<br />
Büromenschen in Stalker, Gerüchteerfinder<br />
und Rufmörder. Aus Neid,<br />
Frust und Langeweile wird Cyber-Terror.<br />
Aus dem demokratischsten aller<br />
Medien wird ein Folterinstrument.“<br />
Und weil das vom führenden deutschen<br />
Nachrichtenmagazin selbstverständlich<br />
auch kein klitzekleines<br />
bisschen übertrieben ist, muss der<br />
Staat natürlich mit erbarmungsloser<br />
Härte gegen die bösen demokratischen<br />
Folterer vorgehen: „Mehr als<br />
900 ‚Cyber-Polizisten’…sollen im Netz<br />
Wache schieben. Wenn sie Verstöße<br />
gegen den Anstand feststellen, sollen<br />
sie sogar dann gegen einen Täter<br />
ermitteln dürfen, wenn das Opfer<br />
selbst gar keine Anzeige stellt. Was<br />
verletzend ist, das entscheidet künftig<br />
die Staatsgewalt.“<br />
Der erste Schritt<br />
Wohin staatliche Online-Schnüffeleien<br />
und Zensurregeln führen,<br />
dürfte klar sein: „Das wäre der erste<br />
Schritt in die Unfreiheit. Da das<br />
Internet ein öffentliches Medium<br />
ist, sollten aber die gleichen Regeln<br />
gelten wie bei den traditionellen Medien.<br />
Die Verlage sind juristisch verantwortlich<br />
für die Verlautbarungen<br />
ihrer Redakteure. Gleiches muss<br />
auch für die Portalbetreiber gelten“,<br />
fordert Udo Nadolski, Chef des Düsseldorfer<br />
Beratungshauses Harvey<br />
Nash. Der Silicon Valley-Unternehmer<br />
Andrew Keen sieht das genauso.<br />
„Solange die Betreiber von Websites<br />
und Blogs nicht für deren Inhalte zur<br />
Rechenschaft gezogen werden können,<br />
haben sie kaum einen Anreiz,<br />
die Informationen, die bei ihnen ins<br />
Netz gestellt werden, zu hinterfragen<br />
oder zu bewerten“, sagt Keen, Autor<br />
des Buches „Die Stunde der Stümper<br />
– Wie wir im Internet unsere Kultur<br />
zerstören“.<br />
Furchterregend<br />
Allerdings ist seine Argumentation<br />
wenig überzeugend: Im Web<br />
könnten sich Falschinformationen,<br />
selbst wenn sie nur aus einer einzigen<br />
Quelle stammen, mit furchterregender<br />
Geschwindigkeit verbreiten.<br />
Doch dazu braucht es nicht<br />
„das Web“. Falschinformationen, und<br />
zwar ebenfalls aus einer einzigen<br />
Quelle, verbreiten sich nämlich auch<br />
über Zeitungen, Fernseh- und Hörfunksender<br />
„mit furchterregender<br />
Geschwindigkeit“.<br />
Eva Herman könnte ein Lied davon<br />
singen. Allerdings würde es niemand<br />
mehr hören, nachdem die Nachrichtenagentur<br />
dpa mit einer Falschmeldung,<br />
die von allen Meinungsführern<br />
ungeprüft weiterverbreitet wurde,<br />
die Voraussetzung dafür schuf, dass<br />
die ehemalige Tagesschau-Sprecherin<br />
massenmedial exkommuniziert<br />
wurde. Vorsichtig ausgedrückt. Andere<br />
nannten es „Hinrichtung“.<br />
Die Vorhut der Tyrannen<br />
Somit kann auch die Anonymität<br />
des Internets nicht den „Humus für<br />
Meinungswillkür“ liefern, wie „brand<br />
eins“-Redakteur Wolf Lotter im Nach-<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
Politik 15<br />
Mit fingierten Fahndungs plakaten<br />
wie diesem von 2004 kämpft der<br />
Chaos Computer Club für informationelle<br />
Selbstbestimmung<br />
und Schutz der Privatsphäre<br />
(Quelle: CCC)<br />
richtenmagazin NeueNachricht zitiert<br />
wird: „Derlei ist nicht schützenswert,<br />
sondern gefährlich. Anonymität<br />
fördert die Feigheit und stützt alle<br />
jene, die gegen eine offene Gesellschaft<br />
sind. Eine offene Gesellschaft<br />
erträgt unterschiedliche Meinungen<br />
und Positionen. Feigheit aber ist<br />
die Vorhut der Tyrannen, sie ist ihre<br />
stärkste Legion“, sagt Lotter.<br />
Nun, der Fall Eva Herman hat wohl<br />
zumindest gezeigt, dass Feigheit<br />
nicht Anonymität bedingt und die<br />
deutschen Massenmedien bestimmte<br />
„unterschiedliche Meinungen und<br />
Positionen“ eben nicht ertragen können.<br />
Wie „offen“ unsere Gesellschaft<br />
also ist, darüber lässt sich trefflich<br />
streiten. Der Chaos Computer Club,<br />
der sich grenzüberschreitend für<br />
Informations- und Kommunikationsfreiheit<br />
einsetzt, fährt jedenfalls eine<br />
ganze Armada schwerer Geschütze<br />
auf, um ernsthaft daran zu zweifeln:<br />
Übrigens: Der Philosophiedozent<br />
und Blogger Chin Jung Kwon findet<br />
die Überwachungspläne seiner<br />
Regierung abenteuerlich, schreibt<br />
SPIEGEL-Autor Evers: „Rund 2 000<br />
meist böse Kommentare bekam er<br />
neulich innerhalb von 24 Stunden<br />
für den Verriss eines Buchs auf seiner<br />
Seite. ‚Die habe ich in 0,1 Sekunden<br />
gelöscht’, meint er.“<br />
Das hätte die beliebte Schauspielerin<br />
auch tun können. Hat sie aber nicht.<br />
Choi Jin Sil hat eine andere Entscheidung<br />
getroffen – sie ganz allein, und<br />
nicht die „Hetzer aus dem Netz“. <br />
„…biometrische Vollerfassung, Vorratsdatenspeicherung,<br />
automatische<br />
Kennzeichenerfassung, das absehbare<br />
elektronische Gesundheitskartendesaster,<br />
BKA-Gesetz-Allmachtsträume,<br />
Fluggastdatenspeicherung,<br />
lebenslange Steueridentifikationsnummer,<br />
Kontenevidenzzentrale,<br />
Videoüberwachung, Meldedatenverkauf,<br />
GPS-Wanzen, Bundes- und<br />
Bayerntrojaner, Bundeswehrspähpanzer-<br />
und Tornadoeinsatz im<br />
Innern, Telefon- und Internetüberwachung,<br />
‚Quellen-TKÜ‘, Großer<br />
Lauschangriff, Jobcard, §129a-<br />
Miss brauch und Schäubles neues<br />
Bundesüberwachungshauptamt.“<br />
Chin und Choi<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
16<br />
Wirtschaft<br />
Risikomanagement<br />
Was Mittelständler nicht nur in Zeiten der Finanzmarktkrise wissen müssen<br />
Die Finanzmarktkrise ist derzeit<br />
in der Wirtschaft, bei den Privatpersonen<br />
sowie den öffentlichen<br />
Haushalten das Thema schlechthin.<br />
In allen Ebenen wird diskutiert<br />
über die Auswirkungen der Krise<br />
und über die verschiedenen Maßnahmen.<br />
Es besteht allgemein eine<br />
große Unsicherheit, und die meisten<br />
zeigen sich überrascht, dass die<br />
Krise uns in diesem Ausmaß erfasst<br />
hat.<br />
Die Rezession hat uns jetzt erreicht,<br />
sie ist längst keine drohende Gefahr<br />
mehr, sondern bereits Realität. Aber<br />
war dies wirklich nicht absehbar?<br />
Musste uns die Krise so unvorbereitet<br />
treffen, so dass wir nur noch<br />
einen begrenzten Handlungsspielraum<br />
besitzen und fast ohnmächtig<br />
zusehen müssen?<br />
Nicht nur in der Finanzkrise, sondern<br />
insbesondere auch bei der Konjunktur<br />
gab es Vorboten, um mit der<br />
gebührenden Sensibilität diese Themen<br />
aktiv aufzugreifen, d. h. sich im<br />
Vorfeld mit den Auswirkungen und<br />
möglichen Maßnahmen auseinanderzusetzen.<br />
Vom Aufschwung zur Depression<br />
Es zeigt sich, dass Unternehmen, die<br />
ein geeignetes Risikomanagementsystem<br />
(RMS) aufweisen, mit dieser<br />
Krise weitaus besser umgehen können,<br />
da frühzeitig das Handeln und<br />
die Strukturen auf mögliche Risiken<br />
ausgerichtet und entsprechende<br />
Vorsorgemaßnahmen eingeleitet<br />
wurden. Am Beispiel der Konjunkturzyklen<br />
kann leicht nachvollzogen<br />
werden, dass grundsätzlich mit<br />
einem Konjunkturabschwung zu<br />
rechnen war, nur fällt er in Verbindung<br />
mit der Finanzkrise jetzt<br />
wesentlich stärker aus.<br />
Die Amplituden des Verlaufes sind<br />
zwar jetzt viel höher als es zu erwarten<br />
war, dennoch kann ein Teil des<br />
Konjunkturverlaufs und damit die<br />
Auswirkungen für die Wirtschaft als<br />
normal eingestuft werden.<br />
Der Konjunkturverlauf unterteilt<br />
sich in die wiederkehrenden Zyklen<br />
Aufschwung, Boom, Rezession und<br />
Depression.<br />
Konjunkturelle Schwankungen sind<br />
mittelfristiger Natur. In der Literatur<br />
wird von fünf bis acht Jahren ausgegangen.<br />
Schon in der Bibel wird von<br />
sieben fetten und sieben mageren<br />
Jahren gesprochen. Betrachtet man<br />
nun den Konjunkturverlauf der<br />
letzten zwölf Jahre, so war der Aufschwung<br />
des Jahres 2007 bereits auf<br />
einem viel zu hohen Niveau.<br />
RMS: Gut fürs Rating<br />
Der Abschwung kommt als solches<br />
insofern nicht unerwartet, allerdings<br />
in seinen Auswirkungen unter mehrerlei<br />
Hinsicht zu stark. Zum einen<br />
ist dieses bedingt in dem zu langen<br />
Aufschwung, zum anderen durch die<br />
„Luftschlösser“, die in der Euphorie<br />
des Aufschwungs gebaut wurden<br />
und nunmehr zerplatzen.<br />
So hatten sich Spekulationen vielfach<br />
von den realen Märkten abgelöst,<br />
so dass die Neubewertung von<br />
Immobilien in den USA letztlich<br />
einen Dominoeffekt auf viele andere<br />
Märkte ausgelöst und zum Teil zu<br />
irrationalen Marktwertschwankungen<br />
geführt hat.<br />
In dieser Situation stellt sich die<br />
Frage, warum das von Unternehmen<br />
nicht bereits rechtzeitig erkannt<br />
worden ist und ob es nicht Instrumente<br />
gibt, die das Risiko von unerwarteten<br />
Gewinneinbrüchen besser<br />
einschätzbar machen.<br />
Tatsächlich gibt es diese Indikatoren,<br />
wie etwa den ifo-Konjunkturtest, der<br />
auf der Einschätzung von Managern<br />
basiert. Obwohl ein umfassendes<br />
RMS, teilweise gesetzlich gefordert,<br />
für das Unternehmensrating von<br />
hoher Relevanz und zur Unterstützung<br />
der Unternehmensführung<br />
unerlässlich ist, existiert im Mittelstand<br />
bisher nur eine geringe Bereitschaft,<br />
aktiv ein derartiges System<br />
aufzubauen.<br />
Dieses ist insbesondere vor dem<br />
Hintergrund zu sehen, dass die<br />
Thematik bisher im Wesentlichen<br />
für die Anwendung in Großunternehmen<br />
gesehen wird, für die die<br />
in der Theorie entwickelten hochkomplexen<br />
Systeme überhaupt nur<br />
anwendbar seien. Die Konzentration<br />
auf das für den Mittelstand Notwendige<br />
bei gleichzeitiger Optimierung<br />
des Zeit- und Kostenansatzes wird<br />
häufig nicht als Lösung erkannt.<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
Wirtschaft 17<br />
Bernd Janker ist Geschäftsführer<br />
und Gesellschafter der comes<br />
Unternehmensberatung aus<br />
Hamburg<br />
Krise fassbar machen<br />
Gerade durch die aktuelle Krise<br />
wird aufgezeigt, wie wichtig ein<br />
aktives Risikomanagement für ein<br />
mittelständisches Unternehmen ist.<br />
Wenngleich es strategisch vorteilhaft<br />
ist, ein RMS in ertragsstarken<br />
Zeiten aufzubauen, so ist es auch ein<br />
geeignetes System in Krisenzeiten.<br />
Hierdurch werden konsequent<br />
die einzelnen Risiken identifiziert<br />
und analysiert sowie quantitativ<br />
bewertet.<br />
Die Krise wird damit fassbar<br />
gemacht, da die Auswirkungen<br />
für das Unternehmen und für<br />
die einzelnen Bereiche transparent<br />
gemacht werden. Die Risiken<br />
beschränken sich eben nicht nur auf<br />
Auftragseinbrüche, sondern greifen<br />
auch auf den Lieferantenbereich<br />
oder auf das Zahlungsverhalten<br />
über. Auch die erschwerte Kapitalbeschaffung<br />
und die Sicherstellung<br />
der Liquidität muss hierbei Berücksichtigung<br />
finden. Mit einem RMS<br />
wird somit auch die Voraussetzung<br />
geschaffen, geeignete Maßnahmen<br />
zu entwickeln, so dass die Krise<br />
nicht die Unternehmensentwicklung<br />
gefährdet.<br />
Projektvorbereitung<br />
Die einzelnen Phasen werden im<br />
Folgenden anhand der praktischen<br />
Umsetzung beschrieben. Der grundlegende<br />
Erfolgsfaktor für die Umsetzung<br />
ist, das Konzept zur Chefsache<br />
zu erklären, da eine Beschäftigung<br />
mit Risiken etwa nicht isoliert von<br />
dem Umgang mit individuellen<br />
Fehlern gesehen werden kann. Über<br />
Dr. Bernhard Becker ist Geschäftsführer<br />
der Hüffermann Transportsysteme<br />
GmbH aus Neustadt/Dosse,<br />
Finalist „Großer Preis des Mittelstandes“<br />
2008<br />
die Definition der Ziele muss zudem<br />
deutlich werden, dass es sich nicht<br />
um ein einmaliges Projekt handelt,<br />
sondern immer wiederkehrend alle<br />
Unternehmensteile aktuell und in<br />
der Zukunft berührt werden.<br />
Risikoprofil<br />
Für eine Analyse und Bewertung ist<br />
es von grundlegender Bedeutung,<br />
dass die Unternehmensziele eindeutig<br />
definiert sind und ein entsprechendes<br />
Risikobewusstsein im<br />
Projektteam vorhanden ist. Je klarer<br />
die Ziele formuliert sind, desto besser<br />
können die Risiken und deren Auswirkungen<br />
eingeschätzt werden.<br />
In Workshops sollte der Zusammenhang<br />
zwischen Risikomanagement<br />
und den Unternehmenszielen aufbereitet<br />
werden. Durch die Notwendigkeit,<br />
die strategischen Ziele bzw.<br />
die Unternehmensziele zu formulieren,<br />
können häufig strategische<br />
Schwachstellen offengelegt werden.<br />
Die im Grunde einfachen Fragen<br />
„Wohin soll sich das Unternehmen<br />
entwickeln?“, „Worauf will sich das<br />
Unternehmen konzentrieren?“, „Was<br />
sind die Unternehmensziele für das<br />
laufende und für das nächste Jahr?“<br />
und „Woran wird der Erfolg gemessen?“<br />
sind nur vage oder gar nicht zu<br />
beantworten.<br />
Risikomanagement ist auch immer<br />
verbunden mit dem Risikoverhalten<br />
der Unternehmensleitung. Es ist<br />
wichtig, dass dieses subjektive Element<br />
transparent gemacht wird, da<br />
sich hier maßgeblich die Risikostrategie<br />
ableitet. Nicht jeder Unternehmer<br />
agiert gegenüber Risiken gleich.<br />
Prof. Dr. Stefan Müller ist Inhaber des<br />
Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre<br />
an der Helmut-Schmidt-<br />
Universität/Universität der Bundeswehr<br />
Hamburg, Mitherausgeber des<br />
Handbuchs der Bilanzierung (HdB)<br />
und Mitglied im Arbeitskreis IFRS des<br />
Internationalen Controller Vereins<br />
So gibt es verschiedene Risikotypen,<br />
nach denen die Risikobereitschaft<br />
der Unternehmensleitung klassifiziert<br />
werden kann.<br />
Risikoidentifizierung<br />
In der Projektphase der Risikoidentifizierung<br />
werden die möglichen<br />
Risiken gesammelt und strukturiert.<br />
Dafür werden die Risiken in vier<br />
Risikofelder klassifiziert (finanzwirtschaftliche,<br />
leistungswirtschaftliche,<br />
externe und Risiken aus der internen<br />
Organisation und dem Management).<br />
Diese erste Risikosammlung muss<br />
nicht den Anspruch der Vollständigkeit<br />
haben, sondern dient lediglich<br />
dazu, dass vor Beginn der strategischen<br />
Diskussion bereits die Risikokomplexität<br />
aufgezeigt wird und das<br />
Projektteam eine erste praktische<br />
Vorstellung über die Risiken erhält.<br />
Durch das hier geschaffene Bewusstsein<br />
wird die anschließende strategische<br />
Diskussion unter Einbezug<br />
der Unternehmensziele erleichtert.<br />
Danach werden für die einzelnen<br />
strategischen Geschäftsfelder die<br />
Erfolgsfaktoren, die Stärken und<br />
Schwächen und die Chancen und<br />
Risiken analysiert und bewertet.<br />
Ein weiterer Aspekt ist die offene,<br />
oft schonungslose Diskussion der<br />
eigenen Schwächen in der Organisation<br />
und auch im Management.<br />
Damit die Ergebnisse auch entsprechend<br />
verwertet werden können,<br />
müssen die einzelnen Erkenntnisse<br />
(Fotos: comes Unternehmensberatung)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
18<br />
Wirtschaft<br />
und Bewertungen immer wieder<br />
nach Prioritäten sortiert werden.<br />
Andernfalls geht der Blick für das<br />
Wesentliche verloren und gerät in<br />
Gefahr, von der Vielzahl der notwendigen<br />
Maßnahmen „erschlagen“ zu<br />
werden. Zusammenfassend werden<br />
die Bewertungen in einem Portfolio<br />
dargestellt. Anhand dieses Portfolios<br />
können die wesentlichen Risiken<br />
transparent gemacht und auch<br />
erste Ansätze für die strategischen<br />
Optionen und Leitlinien abgeleitet<br />
werden.<br />
Risikobewertung<br />
Auf Grundlage dieses erarbeiteten<br />
Risikokataloges erfolgt in der Phase<br />
vier die Risikobewertung. Dazu wird<br />
der Risikokatalog in eine Risikoanalyse<br />
überführt. Konkret bedeutet dies,<br />
dass die Risiken und Effekte kurz und<br />
prägnant beschrieben werden. Weitere<br />
Felder sind Angaben über Ursachen<br />
bzw. Auslöser und die Möglichkeiten<br />
der Beeinflussbarkeit. Hierbei<br />
wird eine Unterscheidung nach<br />
extern, intern oder nach Umfeld vorgenommen.<br />
Ist der Auslöser z. B. der internen<br />
Organisation zuzuordnen, dann ist<br />
dies ein deutliches Indiz für eine<br />
aktive Beeinflussbarkeit. In Bezug<br />
auf das Umfeld bestehen indirekt<br />
auch Beeinflussungsmöglichkeiten,<br />
denn dies betrifft in erster Linie Kunden-<br />
und Lieferantenbeziehungen,<br />
aber auch den Wettbewerb. Bei der<br />
Risikoanalyse wird bei den Effekten<br />
auch eine erste Einschätzung<br />
zu Eintrittswahrscheinlichkeiten<br />
vorgenommen und dazu, inwieweit<br />
diese kurz-, mittel- oder langfristig<br />
auftreten.<br />
Auch erste Ideen für Lösungsansätze<br />
werden hier mit aufgenommen.<br />
Als Ergebnis der Risikoanalyse liegt<br />
dann eine abgestimmte und strukturierte<br />
Aufnahme der Risiken vor,<br />
aus der auch die Prioritäten und Wirkungszusammenhänge<br />
hervorgehen.<br />
Die abschließende Bewertung der<br />
Risiken bedingt eine Quantifizierung,<br />
wobei mögliche Schadenshöhen und<br />
Eintrittswahrscheinlichkeiten im<br />
Mittelpunkt stehen.<br />
Diese Quantifizierung wird oftmals<br />
von den Beteiligten als undurchführbar<br />
eingeschätzt, und in vielen<br />
Risikomanagementprojekten wird<br />
auf diesen Projektschritt verzichtet.<br />
Damit wird dem Risikomanagement<br />
jedoch eine entscheidende Komponente<br />
genommen. Das Bindeglied zur<br />
Unternehmensplanung und die Voraussetzungen<br />
für operative Messgrößen<br />
sind dann nicht mehr gegeben.<br />
Im nächsten Schritt werden nun<br />
Lösungsansätze und Handlungsalternativen<br />
entwickelt, diskutiert und<br />
quantifiziert. Für jedes Risiko existieren<br />
bereits eine Analyse der Ursachen<br />
und Auswirkungen sowie ein<br />
gemeinsames Verständnis. Für jedes<br />
Risiko sollten mehrere Handlungsalternativen<br />
entwickelt und dargestellt<br />
werden. Dazu ist es notwendig,<br />
dass jeweils auch Informationen<br />
zu Kosten sowie sonstigen Effekten<br />
und zu der zeitlichen Wirkung einfließen.<br />
„Szenario-Null“<br />
Da die einzelnen Risiken nicht<br />
vollkommen isoliert voneinander<br />
betrachtet werden können und auch<br />
Wirkungszusammenhänge untereinander<br />
existieren, müssen für die<br />
wesentlichen Handlungsalternativen<br />
auch Szenariorechnungen erfolgen.<br />
Als Ausgangspunkt dient dazu ein<br />
Unternehmensplan für drei Jahre,<br />
der auf den derzeitigen Ist-Daten mit<br />
Einarbeitung der absehbaren Entwicklungen<br />
beruht und unter der Prämisse<br />
steht, dass noch keine größeren<br />
Maßnahmen umgesetzt werden.<br />
Dieses wird als das „Szenario-Null“<br />
bezeichnet. Innerhalb der Szenariorechnungen<br />
werden nun die<br />
Handlungsalternativen mit den Wirkungen<br />
abgebildet. Hierdurch werden<br />
innerhalb der Gewinn- und Verlustrechnung<br />
die Grenzen, aber auch die<br />
Chancen transparent gemacht. Des<br />
Weiteren sind wichtige Erkenntnisse<br />
über zentrale Steuerungsgrößen und<br />
Abhängigkeiten zu anderen Maßnahmen<br />
und Risiken zu erlangen.<br />
Dies ist eine wichtige Voraussetzung<br />
für die nächste Phase, in der<br />
die Maßnahmen mit der Strategie<br />
festgelegt werden. In der Phase der<br />
Risikobewertung liegen nun die<br />
Analyseergebnisse und Handlungsalternativen<br />
für die jeweiligen Alternativen<br />
vor.<br />
Risikostrategie<br />
Grundsätzlich werden die Risikostrategien<br />
in vier Kategorien unterteilt.<br />
Die Strategie „Vermeiden“ zielt darauf<br />
ab, dass das vorhandene Risiko<br />
komplett ausgeschaltet wird. Dies<br />
kann entweder durch bestimmte<br />
Vertragsklauseln oder durch Derivate<br />
erfolgen. Aber auch ein vollständiger<br />
Rückzug aus einem Geschäftsfeld<br />
wäre hier einzuordnen, wenn die<br />
Risiken dort nicht kontrollierbar oder<br />
nicht im Verhältnis zum Nutzen sind.<br />
Die Strategie „Verringern“ ist die am<br />
häufigsten angewendete Strategie.<br />
Hierbei kommt es darauf an, dass<br />
der Grad der Verringerung in einem<br />
angemessenen Verhältnis zu Kosten<br />
und Nutzen steht. Die in den Vorphasen<br />
festgelegten Prioritäten und<br />
Quantifizierungen geben hier wertvolle<br />
Entscheidungshilfen.<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
Wirtschaft 19<br />
In der Risikostrategie „Verlagern“<br />
wird das vorhandene Risiko auf<br />
einen Dritten übertragen. Das<br />
typische Beispiel dafür sind die Versicherungslösungen;<br />
d. h. das Risiko<br />
als solches bleibt im Kern bestehen,<br />
nur die negativen Auswirkungen<br />
werden ausgeschaltet. Auch die Vergabe<br />
an Subunternehmer kann darunter<br />
fallen, wenn z. B. durch einen<br />
Pauschalauftrag ein hohes Risiko<br />
für Abweichungen bei den eigenen<br />
Stundenaufwendungen besteht und<br />
der Subunternehmer bereit ist, auch<br />
einen Pauschalauftrag anzunehmen.<br />
Als eine weitere Risikostrategie ist<br />
„Selbst Tragen“ zu nennen. Auch das<br />
Akzeptieren von Risiken kann als<br />
Strategie gewertet werden, wenn<br />
es bewusst gemacht wird und die<br />
Risiken im beherrschbaren Rahmen<br />
sind.<br />
Überwachung der Maßnahmen<br />
Der Auftragseingang (AE) korrespondiert mit dem allgemeinen Geschäftsklimaindex.<br />
Das Risikomanagementsystem eines Nutzfahrzeugherstellers kann hier frühzeitig die<br />
Warnsignale einer zu hoch verlaufenden Konjunktur abbilden.<br />
Die Diskussion zu den Risikostrategien<br />
schärft das Bewusstsein für die<br />
notwendigen Entscheidungen. Die<br />
Erkenntnis, dass die Verringerung<br />
bzw. Vermeidung von Risiken Grenzen<br />
hat und Restrisiken getragen<br />
werden müssen, ist von hoher Bedeutung,<br />
da in den Vorphasen automatisch<br />
die Maßnahmen zur Risikominimierung<br />
im Vordergrund standen.<br />
Die in der Phase vier erarbeiteten<br />
Handlungsalternativen werden<br />
nun den jeweiligen Risikostrategien<br />
zugeordnet. In den meisten Fällen<br />
ist die Zuordnung recht eindeutig.<br />
Auf dieser Grundlage können die<br />
operativen Maßnahmenpläne mit<br />
Angabe von Fristen und Verantwortlichkeiten<br />
festgelegt werden, wobei<br />
auch operative Steuerungsgrößen<br />
für die Messung der Zielerreichung<br />
zu bestimmen sind, die ein Risikocontrolling<br />
ermöglichen.<br />
RMS ist kein einmaliges Projekt, das<br />
mit der Festlegung der Maßnahmen<br />
abgeschlossen ist. Dem Prozessansatz<br />
im Risikomanagement wird durch<br />
das Risikocontrolling Rechnung<br />
getragen, welches über eine klare<br />
personelle Zuordnung der Zuständigkeiten<br />
zu verankern ist. Diesem<br />
obliegt die Überwachung der Maßnahmen<br />
und die Vorbereitung und<br />
Leitung der Controllingsitzungen.<br />
Die Umsetzung wird in der heutigen<br />
Praxis oft unterschätzt, da<br />
das normale operative Geschäft die<br />
Maßnahmen und eine konsequente<br />
Umsetzung verwässert. Aus diesem<br />
Grunde sind regelmäßige Sitzungen<br />
und Meilensteine notwendig,<br />
wo immer wieder die Prioritäten<br />
zurechtgerückt werden und die<br />
Zielerreichung und Umsetzung eingefordert<br />
wird. Erfolgt dies nicht, verliert<br />
das aktive Risikomanagement<br />
sehr schnell an Umsetzungskraft<br />
und -intensität.<br />
Fazit<br />
RMS sind nicht nur für viele Unternehmen<br />
bereits gesetzlich gefordert,<br />
sondern ermöglichen der Unternehmensführung<br />
gerade in mittelständischen<br />
Unternehmen eine<br />
verbesserte informationsmäßige<br />
Unterstützung des Managementprozesses,<br />
was, an Kapitalgeber kommuniziert,<br />
auch positive Effekte auf das<br />
Unternehmensrating hat.<br />
Das Unternehmen beweist damit<br />
eine aktive Beschäftigung mit<br />
den jeder wirtschaftlichen Handlung<br />
innewohnenden Chancen<br />
und Risiken und ist in der Lage,<br />
eine externe Risikoeinschätzung<br />
mit Informationen überhaupt zu<br />
unterstützen. Insbesondere in der<br />
aktuellen Krise können mit einem<br />
Risikomanagementsystem innerhalb<br />
einer kurzen Zeit die Risiken identifiziert<br />
und quantifiziert werden, so<br />
dass konkrete Handlungsoptionen<br />
und Maßnahmen entwickelt werden<br />
können. Eine umfangreiche Veröffentlichung<br />
findet sich unter<br />
www.comes.de. <br />
Dr. Bernhard Becker, Bernd Janker,<br />
Prof. Dr. Stefan Müller<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
Regional<br />
20<br />
September I Oktober<br />
Wirtschaft<br />
(Foto: Dr. oec. habil. Jörg Schumann)<br />
Dr. oec. habil. Jörg Schumann<br />
Das Leitbild leben!<br />
Teil 13 der Reihe „Führungskompetenz im Mittelstand“<br />
von Dr. oec. habil. Jörg Schumann<br />
„Klar, wir haben ein Leitbild“! So<br />
die Antwort eines cleveren Mittelständlers<br />
auf meine entsprechende<br />
Frage. Er antwortete, ohne zu zögern<br />
– gerade so, als hätte jeder seiner<br />
Mittelstands-Kollegen ein Unternehmensleitbild<br />
parat.<br />
Die sofortige Antwort überraschte.<br />
Etwas provokant fragte ich daher:<br />
„Und was genau machen Sie mit Ihrem<br />
Leitbild?“ Wiederum antwortete<br />
der Chef prompt: „Ganz einfach: Wir<br />
leben es!“<br />
Nein, ich hatte mich nicht verhört!<br />
Er sprach vom „gelebten Leitbild“!<br />
Das klang interessant. Also fragte ich<br />
nach. Hier sein Bericht:<br />
„Als Unternehmer sollten Sie schon<br />
wissen, was Sie wollen“, begann der<br />
Chef. „Wenn Sie sich damit zufrieden<br />
geben, ein Leitbild zu haben, dann<br />
ist das die eine Sache – die andere<br />
ist, das Leitbild auch zu leben.“ Dazu<br />
hatten wir uns im Leitbild-Team<br />
(s. P. T. Magazin 6/2008) verständigt.<br />
Wenn schon, denn schon! Und so<br />
gingen wir vor:<br />
Die Leitbildaussagen kommunizieren<br />
Zuerst gruppierten wir die Leitbildaussagen.<br />
Die auf unsere Mitarbeiter<br />
zielende Aussage lautet: „Wir setzen<br />
auf unsere motivierten Mitarbeiter.<br />
Wir fördern sie und geben ihnen die<br />
Möglichkeit, ihr Leistungspotenzial zu<br />
entwickeln und ihre Handlungskompetenz<br />
zu erweitern“. Diese Aussage<br />
kommunizierten wir auf den Meetings<br />
der Abteilungen.<br />
In der Diskussion mit den Mitarbeitern<br />
wurde deutlich, welche Rahmenbedingungen<br />
wir als Geschäftsführung<br />
schaffen mussten, um die<br />
Leitbildaussage umsetzen zu können.<br />
Gleichwohl verständigten wir uns,<br />
welche Denk- und Handlungsmuster<br />
der Mitarbeiter am besten geeignet<br />
sind, die Aussage mit Leben zu füllen.<br />
Workshopreihe<br />
Unter der Rubrik „Für die Zukunft gerüstet?“ bietet die Oskar-Patzelt-Stiftung die aus<br />
6 Modulen bestehende Workshopreihe zur Nutzung an<br />
(Durchführender: Dr. oec. habil. Jörg Schumann):<br />
Führungspersönlichkeit und<br />
Unternehmenserfolg 06.03.<strong>2009</strong><br />
Das Unternehmen in die Zukunft<br />
führen 27.03.<strong>2009</strong><br />
Den Kunden mehr Nutzwert bieten<br />
17.04.<strong>2009</strong><br />
Das Leistungspotenzial der Mitarbeiter<br />
erschließen 15.05.<strong>2009</strong><br />
Die Wertschöpfungsprozesse<br />
effektivieren 05.06.<strong>2009</strong><br />
Die Wirtschaftlichkeit des<br />
Unternehmens erhöhen 26.06.<strong>2009</strong><br />
Mehr: www.mut-zum-aufbruch.de | Information und Anmeldung: info@op-pt.de<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
Wirtschaft 21<br />
Die Mitarbeiter mobilisieren<br />
Ferner: Wir wandten uns an die Mitarbeiter<br />
und baten sie, sich in „Das<br />
Leitbild leben!“ persönlich einzubringen.<br />
Konkret stellten wir ihnen zwei<br />
Fragen: „Wie kann Ihr individuelles<br />
Aufgabengebiet bereichert und<br />
erweitert werden?“ Und: „Welches<br />
Know-how und welche Handlungskompetenz<br />
benötigen Sie, um das<br />
von Ihnen Vorgeschlagene praktisch<br />
umzusetzen?“<br />
Die Antworten waren recht unterschiedlich.<br />
Eine Gruppe wollte<br />
Bestehendes verbessern, wollte z. B.<br />
gegebene Stellenbeschreibungen<br />
präzisiert sehen. Die andere Gruppe<br />
wollte Neues. Ihre Botschaft lautete:<br />
„Bitte geben Sie mir mehr Freiraum!<br />
Und übertragen Sie mir Handlungskompetenz!<br />
Das Know-how habe<br />
ich!“ Diese Botschaft griffen wir auf<br />
und führten zusammen, was zusammengehört:<br />
Know-how und Handlungskompetenz.<br />
Den „Mützenträgern“ mehr<br />
Freiraum geben<br />
Zur Gruppe, die Neues wollte, gehörten<br />
Mitarbeiter mit ausgeprägter<br />
unternehmerischer Orientierung<br />
(„Intrapreneure“). Sie waren und sind<br />
die Zugpferde bei der Umsetzung des<br />
Leitbilds. Für sie prägten wir den Begriff<br />
„Mützenträger“.<br />
Er impliziert Persönlichkeitsmerkmale<br />
wie Eigeninitiative, Leistungsmotivation<br />
und Ergebnisverantwortung.<br />
Jeder „Mützenträger“ wurde<br />
als Teamleiter berufen (keine neue<br />
Hierarchieebene!).<br />
Wir erkannten: Ein „Mützenträger“<br />
braucht Freiraum für Entscheidung<br />
und Verantwortung. „Entfesselt“ von<br />
einengenden Vorschriften und Regeln<br />
lebt er/sie in flacher Hierarchie auf.<br />
Die Leitbildumsetzung steuern<br />
Letztlich beauftragten wir die Teamund<br />
Bereichsleiter, auf unserer Jahresklausur<br />
zu berichten, wie sie es<br />
in ihrem Verantwortungsbereich<br />
geschafft haben, das Leitbild zu leben.<br />
Im Sinne eines Leitbild-Controllings<br />
gaben wir den Berichtsrahmen durch<br />
fünf Fragen vor (siehe Kasten oben).<br />
Fazit<br />
Das „gelebte Leitbild“ wird immer<br />
mehr zu einem erstrangigen Wettbewerbsfaktor<br />
und zu einem differenzierenden<br />
Alleinstellungsmerkmal<br />
(USP) erfolgreicher Unternehmen im<br />
Mittelstand. Mehr unter www.mutzum-aufbruch.de<br />
<br />
Nehmen Sie sich die Freiheit, zu sitzen wie es Ihnen gefällt.<br />
Die schönsten Stühle für Büro, Objekt und für Zuhause ...<br />
Preisträger<br />
2008<br />
Mauser Sitzkultur GmbH & Co. KG<br />
Erlengrund 3 · D-34477 Twistetal-Berndorf<br />
fon +49 (0) 5631 50514-0<br />
fax +49 (0) 5631 50514-44<br />
info@mauser-sitzkultur.com<br />
www.mauser-sitzkultur.com
(Foto: obs/Audi AG)<br />
(Foto: © Ch. Adel/PIXELIO)<br />
(Foto: Daimler AG/Pressebox)<br />
<br />
(Foto: © Dieter Poschmann/PIXELIO)<br />
(Foto: © soundmountain/PIXELIO)<br />
(Foto: © Michael Hirschka/PIXELIO)<br />
(Foto: © mad max/PIXELIO)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong><br />
(Foto: BAYERN TOURISMUS)<br />
(Foto: BAYERN TOURISMUS)
Wirtschaft 23<br />
Frust am Fahren<br />
Warum die Automobilkrise hausgemacht ist und neue<br />
Steuer-Milliarden nicht helfen werden<br />
(Foto: © Jürgen Nießen/PIXELIO)<br />
Autoland ist abgebrannt. Was der<br />
Journalist Ansgar Lange vor wenigen<br />
Monaten noch in eine Frage kleidete,<br />
kann man inzwischen getrost als<br />
Feststellung formulieren. Der Absatz<br />
ist insbesondere bei Neuwagen<br />
drastisch eingebrochen, Produktionsstopps<br />
waren die Folge, Massenentlassungen<br />
sind angekündigt.<br />
Wie das passieren konnte? Grob<br />
gesagt: Weil die Chefpiloten der<br />
deutschen Automobilindustrie<br />
– begünstigt und befeuert von einer<br />
irrationalen und marktfeindlichen<br />
Politik im Land der selbsternannten<br />
„Exportweltmeister“, „Technologieführer“<br />
und „Klimaretter“ – so lange<br />
in selbstverliebter Augenwischerei<br />
schwelgten, bis sie ihre gesamte<br />
Branche mit Vollgas gegen die Wand<br />
gefahren hatten. Diagnose: Totalschaden.<br />
Finanzkrise? Blödsinn!<br />
„Man nenne mir einen einzigen<br />
Grund, warum ich derzeit ein Auto<br />
kaufen soll? In Zeiten, wo sich der<br />
Ölpreis während der Nutzungsdauer<br />
verfünffacht, wo der Dieselkraftstoff<br />
pro Liter innerhalb eines halben<br />
Jahres um 30 Cent steigt, wo<br />
alle möglichen und unmöglichen<br />
Umwelt- und Technikexperimente<br />
angesagt werden, wo die Preise für<br />
Anschaffung, Betrieb und Unterhalt<br />
im Schweinsgalopp davonrennen,<br />
gehe ich…nicht das Risiko ein, 20.000,<br />
30.000 oder 40.000 für ein Auto auszugeben,<br />
das sich nach einigen Jahren<br />
als unverkäuflich herausstellt.“<br />
Mit diesen Worten verschaffte ein<br />
Leser der Online-Ausgabe des Magazins<br />
„Autohaus“ seinem Ärger Luft.<br />
Zitiert wurde er vom Automobilexperten<br />
Uwe Röhrig im TOP Magazin<br />
Hannover (Sommerausgabe 2008).<br />
Darin nennt Röhrig, Inhaber des<br />
Beratungsunternehmens International<br />
Car Concept (ICC), einen weiteren<br />
Grund für das Fiasko der Branche:<br />
„Händler und Hersteller müssen<br />
sich wieder stärker mit den Kunden<br />
beschäftigen. Viel zu oft kommen<br />
zuerst die Kosten, dann die Finanzen,<br />
die Organisation und die Mitarbeiter.<br />
Und am Ende tauchen auch mal die<br />
Kunden in den Überlegungen der<br />
Manager auf.“ Kurz gesagt: Neue<br />
Autos sind nicht nur zu teuer, sie<br />
werden auch an den Wünschen der<br />
potenziellen Käufer vorbei entwickelt<br />
und produziert.<br />
Die bösen Verbraucher<br />
So beklagt beispielsweise Prof. Wolfgang<br />
Meinig von der Forschungsstelle<br />
Automobilwirtschaft der<br />
Otto-Friedrich-Universität Bamberg<br />
gegenüber der Deutschen Welle,<br />
„dass die Industrie schon schlechte<br />
Erfahrungen mit den Verbrauchern<br />
gemacht hatte.“ Zur Begründung<br />
heißt es in dem Bericht unter<br />
www.dw-world.de: „Denn sparsame<br />
Autos, wie den Drei-Liter-Corsa von<br />
Opel oder den Öko-Golf von Volkswagen,<br />
wie sie vor Jahren schon angeboten<br />
wurden, wollte einfach keiner<br />
haben.“<br />
Na sowas, die bösen „Verbraucher“<br />
aber auch – kaufen einfach nicht<br />
die Autos, die sie kaufen sollen!<br />
Vielleicht hätte man sie mal gefragt,<br />
bevor eine möglicherweise etwas zu<br />
kompakte, „rundgelutschte“ Hässlichkeit<br />
auf Rädern in den Markt<br />
gedrückt wird, die einfach nicht billig<br />
genug ist, um über ihr inakzeptables<br />
Äußeres hinwegzusehen.<br />
Milliardengrab Forschung<br />
Von den 800 Mrd. Euro Forschungsgeld,<br />
die bis 2<strong>01</strong>5 in der Autoindustrie<br />
ausgegeben werden, würden<br />
40 Prozent für die falschen Projekte<br />
vergeudet. Das jedenfalls stellte Jan<br />
Dannenberg, Direktor der Managementberatung<br />
Oliver Wyman, bereits<br />
2007 laut einem Bericht der Nachrichtenagentur<br />
Pressetext fest.<br />
Die von der Managementberatung<br />
herausgegebene Studie „Car Innovation<br />
2<strong>01</strong>5” prognostiziert, dass von<br />
den 315 kommenden Innovationen<br />
lediglich zehn Prozent das Potenzial<br />
hätten, gut beim Kunden anzukommen.<br />
Der ehemalige Mercedes-Vertriebschef<br />
Röhrig sieht sich bestätigt:<br />
„Die Hersteller sollten, bevor sie die<br />
Geldhähne öffnen und Innovationen<br />
auf den Markt bringen wollen, erst<br />
mal genau ‚in den Kunden hineinhorchen’.<br />
Was der Kunde will, ist<br />
entscheidend. Was die Abteilung<br />
für Forschung und Entwicklung sich<br />
wünscht und auf den Weg bringen<br />
will, muss sich immer und ausschließlich<br />
am Kunden orientieren.“<br />
Am Heck vorbei<br />
Insofern macht es natürlich auch<br />
keinen Sinn, neue Steuer-Milliarden<br />
in die Automobilindustrie zu pumpen,<br />
wie von der Bundesregierung<br />
Anfang November 2008 beschlossen.<br />
Demzufolge soll u. a. mit 10 Mrd.<br />
Euro aus Mitteln der Europäischen<br />
Investitionsbank (EIB) die Entwicklung<br />
„schadstoffarmer“ Fahrzeugtechnologien<br />
gefördert werden.<br />
Mit „Schadstoff“ meint die deutsche<br />
Politik bekanntlich parteiübergreifend<br />
Kohlendioxid. Dass das<br />
aus naturwissenschaftlicher Sicht<br />
Unsinn ist, dürfte zumindest jenen<br />
nicht entgangen sein, deren Lektüre<br />
zum Thema CO2 sich nicht auf<br />
die Pamphlete des „Weltklimarats“<br />
IPCC oder des Potsdam-Instituts für<br />
Inlandsproduktion<br />
deutscher Hersteller<br />
von PKW<br />
Jahr<br />
Anzahl<br />
1987 4.373.629<br />
1997 4.678.022<br />
2007 5.709.139<br />
(Quelle: VDA)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
20 24<br />
September I Oktober<br />
Wirtschaft<br />
Regional<br />
(Foto: obs/Deutsche Umwelthilfe e.V.)<br />
Zum 1. Oktober 2008 verdoppelte sich<br />
die Anzahl der sog. Umweltzonen in<br />
Deutschland. Wer keine entsprechende<br />
Plakette hat, wird angezeigt, und zwar<br />
in diesen Städten: Bochum, Dortmund,<br />
Essen, Recklinghausen, Gelsenkirchen,<br />
Bottrop, Oberhausen, Mühlheim/Ruhr,<br />
Duisburg, München und Frankfurt/M.<br />
Über 14 Jahre Kompetenz,<br />
Flexibilität und Zuverlässigkeit<br />
2008<br />
• Alles für Maler, Fußbodenleger,<br />
Tischler, Handwerker, Handel,<br />
Industrie<br />
• Farben, Lacke, Holzlasuren,<br />
Kreativmaterialien, Industrielacke<br />
• Bodenbeläge, Laminat, Parkett<br />
• Tapeten<br />
• Werkzeuge, Zubehör, technische<br />
Ausstattung<br />
• Vollwärmeschutz, Putze<br />
• Fassaden- und Betonbeschichtungen<br />
Finalist „Großer Preis des Mittelstandes“<br />
Klimafolgenforschung beschränkt.<br />
Dessen ungeachtet ließen die einheimischen<br />
Automobilhersteller<br />
keine Gelegenheit aus, ihre neuesten<br />
Modelle – werbetechnisch gesehen –<br />
im grünsten Grün anzupreisen.<br />
Abgesehen davon, dass weniger<br />
CO2 eben nicht mehr Umweltschutz<br />
bedeutet, scheint den meisten Autofahrern<br />
die leidliche Debatte ohnehin<br />
am Heck vorbeizugehen. Anders sind<br />
die Absatzpleiten bei Kleinstwagen<br />
mit minimalem CO2-Ausstoß nicht<br />
zu erklären, während gleichzeitig<br />
die Hersteller von Hubraum- und PS-<br />
Giganten Rekordumsätze bejubeln.<br />
Händlersterben<br />
Der Klimawahn der Merkel-Regierung<br />
wird die deutsche Wirtschaft<br />
wie den Steuerzahler von Tag zu Tag<br />
teurer zu stehen kommen. Indem<br />
die Automobilindustrie auf diesen<br />
Geisterzug aufsprang, beförderte sie<br />
sich selbst ins Abseits. Franzosen und<br />
Italiener, die traditionell vorwiegend<br />
kleinere Fahrzeuge bauen, frohlocken<br />
nun und forcieren ihrerseits in der<br />
EU noch striktere CO2-Vermeidungsregeln<br />
für die Kfz-Branche. Allerdings<br />
spielen in der gegenwärtigen<br />
Automobilkrise auch marktübliche<br />
Konjunkturzyklen eine wesentliche<br />
Rolle. So ist zumindest der deutsche<br />
Markt wieder einmal schlicht und<br />
ergreifend satt. Und das bekommen<br />
vor allem die Händler schon seit<br />
geraumer Zeit zu spüren, wie Florian<br />
Brückner in FR-online.de schreibt:<br />
„Knapp 1 100 Betriebe waren 2007<br />
zahlungsunfähig. Noch dazu waren<br />
laut Dekra 27 Prozent der Autohändler<br />
in ihrer Existenz gefährdet – im<br />
Jahr 2000 waren es gerade einmal<br />
zwölf Prozent gewesen.“ Außerdem<br />
hätten „laut Zentralverband des<br />
Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes…<br />
zwei Drittel der Händler 2007 rote<br />
Zahlen geschrieben – wobei es kleine<br />
wie große gleichermaßen trifft.“<br />
Sehnsucht nach Einfachheit<br />
Auch der Kampf der Hersteller um<br />
Marktanteile macht den Händlern<br />
schwer zu schaffen, wie es in dem<br />
Wasserkunststraße 111 / Einfahrt Nachtweide<br />
39124 Magdeburg<br />
Tel.: 0391 288080 Fa: 0391 2880850<br />
Intenet: www.mfg-farben.de<br />
E-Mail: verkauf@mfg-farben.de<br />
Mit rund 15 Mrd. Euro pro Jahr entfällt gut ein Drittel der FuE-Aufwendungen auf<br />
den Automobilsektor. Doch nur zehn Prozent der Innovationen haben laut einer<br />
Studie das Potenzial, gut beim Kunden anzukommen.<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
Wirtschaft Regional 25<br />
September I Oktober 21<br />
Ging gar nicht: Weder den 3-Liter-Lupo<br />
von Volkswagen (im Bild) noch den<br />
3-Liter-Corsa von Opel wollte sich der<br />
deutsche Autokunde antun.<br />
(Foto: www.katalog-autobobilu.cz)<br />
Bericht weiter heißt: „Ein Drittel<br />
aller Neuzulassungen werden über<br />
Autovermietungen, Firmen-Flotten<br />
oder Leasing-Geschäfte in den Markt<br />
gedrückt – und nach kurzer Zeit<br />
stehen sie als junger Gebrauchtwagen<br />
auf dem Hof der Autohändler.“<br />
Klar, dass es dann schwer ist, einen<br />
Kunden dazu zu bewegen, statt des<br />
günstigeren Gebrauchten einen<br />
teuren Neuwagen zu kaufen.<br />
Auf dieses Problem haben einige<br />
Anbieter jedoch schon reagiert und<br />
bieten „fast baugleiche Fahrzeuge<br />
unter einer anderen Marke günstiger<br />
an (Second-Label)“, wie Ansgar Lange<br />
im Nachrichtenmagazin NeueNachricht<br />
schreibt. „Da die Markenloyalität<br />
stetig abnimmt, ist ein Wechsel<br />
vom Gebrauchtwagenkäufer zum<br />
Neuwagenkäufer durchaus gegeben“,<br />
zitiert Lange den ICC-Berater Björn<br />
Kießwetter.<br />
Seiner Meinung nach „könne man<br />
nicht pauschal davon sprechen, dass<br />
es in Zukunft immer mehr Billigautos<br />
geben werde.“ Vielmehr stelle<br />
sich die Frage „nach einfacheren<br />
Autos. Es gibt seit Jahren den Konsumtrend<br />
und die ‚Sehnsucht’ nach<br />
Einfachheit beim Handling. Technik<br />
muss beherrschbar sein. Selbst<br />
Toyota, eigentlich ein Garant für<br />
beherrschbare und funktionierende<br />
Technik, hat in den vergangenen<br />
Jahren hier massive Probleme<br />
gehabt. Weniger verbaute Technik<br />
bedeutet auch einen niedrigeren<br />
Preis“, so Kießwetter gegenüber<br />
dem Nachrichtenmagazin (www.<br />
ne-na.de).<br />
Fazit<br />
Satte Märkte, klamme Kunden<br />
und alles andere als vernünftige<br />
politische Rahmenbedingungen:<br />
Viel schlechter können die Voraussetzungen<br />
kaum sein, um einen<br />
möglichst schnellen Weg aus der<br />
Krise zu finden.<br />
Gerade in dieser Situation aber bietet<br />
es sich an, die längst überfällige<br />
Entwicklung radikal kostensparender<br />
und alltagstauglicher alternativer<br />
Antriebstechnologien voranzutreiben,<br />
um sich ein Alleinstellungsmerkmal<br />
im Markt zu verschaffen.<br />
Doch damit wird es nicht getan sein:<br />
ICC-Chef Uwe Röhrig sieht auch<br />
anderswo grundlegenden Handlungsbedarf,<br />
wie er im TOP Magazin<br />
Hannover schreibt:<br />
„Ich sehe Defizite im Management<br />
und bei der Auswahl der Verkaufsmannschaft.<br />
Die falsche Auswahl der<br />
Führungskräfte zieht unweigerlich<br />
die falsche Auswahl von Verkäufern<br />
nach sich. Dasselbe gilt auch für die<br />
Auswahl von Kundendienstberatern<br />
im Service.<br />
Unternehmen brauchen couragierte,<br />
motivierte, kundenfokussierte, unternehmerisch<br />
mitdenkende, loyale,<br />
begeisterte, ja geradezu glückliche<br />
Mitarbeiter. Mit ihnen lässt sich<br />
Großes gewinnen. Mit den reinen<br />
Zahlenmenschen, Technokraten und<br />
Bürokraten hingegen kann man viel<br />
verlieren – zu allererst die Kunden.“ <br />
Ullrich Rothe<br />
Preisträger<br />
„Großer Preis des<br />
Mittelstandes“<br />
2008
26 20 September I Oktober<br />
Wirtschaft<br />
Regional<br />
(Foto: Rhino/Rolling Advertising Award)<br />
Neue Allianzen in<br />
der Logistikbranche<br />
Nach Mauterhöhung: Outsourcing und Kooperationen nehmen zu<br />
(www.ne-na.de/eigBer.) - Alles Fluchen,<br />
Meckern, Warnen und Drohen<br />
half nichts: Seit 1. Januar <strong>2009</strong> kostet<br />
der Autobahnkilometer schwere Lkw<br />
16,3 statt bisher 13,5 Cent. Dabei gehe<br />
es um reines Abzocken, das über kurz<br />
oder lang den Verbraucher treffe, zudem<br />
stünden Tausende von Arbeitsplätzen<br />
und mittelständische Existenzen<br />
auf dem Spiel, heißt es beim<br />
Bundesverband Güterkraftverkehr,<br />
Logistik und Entsorgung (BGL).<br />
Kreativität gefragt<br />
Um dieser düsteren Zukunftsprognose<br />
entgegenwirken zu können,<br />
müssen Unternehmen zunehmend<br />
kreativ handeln lernen. Das erklärt<br />
der Logistikexperte Reto Gianotti<br />
im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin<br />
NeueNachricht: „Die<br />
Logistikbranche muss sich in Zukunft<br />
der komplizierten Aufgabe stellen,<br />
das gleiche Volumen mit weniger<br />
Bewegung durchzuführen. Einerseits<br />
hilft dabei die Technik: Moderne Systeme<br />
etwa können automatisch das<br />
Volumen von Verpackungen messen<br />
und bei der idealen Auslastung von<br />
Transportfahrzeugen helfen. Darüber<br />
hinaus könnten Unternehmen in Zukunft<br />
beim Transport von Synergie-<br />
Effekten profitieren.“<br />
Leertransporte vermeiden<br />
Bestätigt wird das von Romald Heuvelmans<br />
gegenüber der Lebensmittelzeitung.<br />
Der Customer Logistics<br />
Director der Mars Services GmbH<br />
meint, dass die Herausforderungen,<br />
die aufgrund von Ressourcenknappheit<br />
und Sonderzuschlägen auf die<br />
Unternehmen zukommen, allein<br />
nicht mehr zu bewältigen seien.<br />
Mars und Ferrero hätten daher<br />
beschlossen, in der Distribution zusammenzuarbeiten<br />
und gemeinsam<br />
volle Lkw auf den Weg zu schicken.<br />
Bislang beschränke sich diese Partnerschaft<br />
jedoch auf den Raum<br />
Köln-Düsseldorf. Doch sie scheint<br />
erste Früchte zu tragen: „Händler<br />
rufen an und fragen schon, wann<br />
wir damit bei ihnen anfangen“, so<br />
Heuvelmans. Denn weniger Rampenkontakte<br />
seien auch für den Handel<br />
vorteilhaft. Zukünftig strebe man<br />
Themen-Special in unserer nächsten Ausgabe:<br />
Schwerindustrie<br />
Bestandsaufnahme: Das Industriezeitalter ist vorbei, die Industrien<br />
sind es nicht<br />
Chancen und Risiken: Gerade in Krisenzeiten müssen sich Maschinenbau,<br />
Elektro- und Metallbranche neu erfinden<br />
Wer den unternehmerischen Mittelstand anspricht, kommt am P.T. Magazin<br />
nicht vorbei. Hier können Inserenten einem interessierten Leserkreis Marken,<br />
Innovationen, Problemlösungen, Produkte und Dienstleistungen präsentieren.<br />
Von klassischen Anzeigenschaltungen über Firmenpräsentationen bis zum<br />
Cross Marketing mit unserem Online-Magazin www.pt-magazin.de reicht das<br />
Spektrum der Möglichkeiten.<br />
Ihr Werbepartner:<br />
Unsere Ansprechpartner:<br />
(Foto: Stahl-Zentrum)<br />
Mit dem P.T. Magazin erreichen Sie<br />
bundesweit mehr als<br />
40.000 interessierte Leser, von<br />
denen<br />
95% selbst Unternehmer oder Entscheider<br />
sind. Es gehört zu den<br />
TOP 10 der branchenübergreifenden<br />
Wirtschaftsmagazine Deutschlands.<br />
Gerald Thiele<br />
Tel. 0341 24061-16<br />
g.thiele@op-pt.de<br />
Maria Sehrig<br />
Tel. 0341 24061-18<br />
m.sehrig@op-pt.de<br />
Susann Brinkmann<br />
Tel. 0341 24061-20<br />
s.brinkmann@op-pt.de
Wirtschaft 27<br />
Logistikdienstleister: Lagebeurteilung<br />
Saldo der expansiven Antworten in % aller Befragten<br />
Geschäftslage: gut-befriedigend-schlecht,<br />
Geschäftsentwicklung (zum Vorquartal):<br />
verbessert-unverändert-verschlechtert,<br />
Auftragseingang (gegenüber Vorquartal):<br />
gestiegen-unverändert-gesunken,<br />
Auftragslage: gut-befriedigend-schlecht,<br />
Kapazitätsauslastung:<br />
gut-befriedigend-schlecht<br />
Kapazitätsauslastung<br />
Auftragslageinsgesamt<br />
Auftragseingang Ausland<br />
Auftragseingang Inland<br />
Geschäftsentwicklung<br />
Geschäftslage<br />
2008 -Q3 2008 -Q2 2008 -Q1 2007 -Q4<br />
(Quelle: BVL/DIW Logistik-Indikator)<br />
-20% -10% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%<br />
außerdem an, durch weitere Partnerschaften<br />
Leertransporte auf dem<br />
Rückweg zu vermeiden.<br />
Externe Dienstleister wichtig<br />
Rund 180 Mrd. Euro investiert die<br />
deutsche Wirtschaft jährlich in die<br />
Logistik, um für jeden Bundesbürger<br />
45 Tonnen an Fracht zu bewegen<br />
– dafür rollen allein 1,9 Millionen<br />
LKW auf den Straßen, insgesamt<br />
umfasst die Branche 2,5 Millionen<br />
Erwerbstätige, so eine Studie des<br />
Fraunhofer-Instituts.<br />
Um die gigantischen Warenströme<br />
über immer größere Distanzen überhaupt<br />
transportieren zu können,<br />
übergeben Unternehmen Logistikaufgaben<br />
gerne an externe Dienstleister.<br />
Die erfolgreiche Gestaltung<br />
dieses Outsourcings wird dabei zu<br />
einem wichtigen Eckpfeiler der erfolgreichen<br />
Unternehmensführung.<br />
Schwierige Verhandlungen<br />
Einer Studie der Otto Beisheim<br />
School of Management (WHU) zufolge<br />
liegt der Anteil des Outsourcings<br />
in Europa bei durchschnittlich 65<br />
Prozent. Dabei reiben die Interessen<br />
von Logistikdienstleistern und<br />
Auftraggebern häufig aneinander,<br />
Vertragsvereinbarungen erweisen<br />
sich oftmals als schwierig. Denn<br />
während Auftraggeber ein Höchstmaß<br />
an Flexibilität fordern, um sich<br />
den Nachfrageschwankungen am<br />
Markt besser anpassen zu können,<br />
wollen Dienstleister langfristige<br />
Verträge abschließen, um eigene<br />
Investitionen in Technologie zu<br />
amortisieren.<br />
„Unsere Studie kann einen wichtigen<br />
Beitrag dazu leisten, dass Auftraggeber<br />
und Logistikdienstleister in<br />
Zukunft erfolgreicher zusammenarbeiten.<br />
Ein Ergebnis verweist z. B.<br />
auf die Wahl und die Ausgestaltung<br />
von Vergütungsstrukturen in den<br />
Verträgen. Der richtige Ansatz kann<br />
sich hier sehr positiv für den Kunden,<br />
aber gleichzeitig auch für den Logistikpartner<br />
auswirken“, so Prof. Jürgen<br />
Weber von der WHU. <br />
Patrick Schröder/Gunnar Sohn<br />
ASI<br />
Anlagen SERVICE Instandhaltung<br />
Wir sind ein mittelständisches<br />
Unternehmen mit Blick in die Zukunft!<br />
ASI - Ihr Ausbilder in den Berufen:<br />
Bau der Rasenheizung im<br />
Ernst-Abbe-Sportfeld Jena<br />
ASI - Ihr Dienstleister für alle haustechnischen Aktivitäten.<br />
Wir verstehen uns als intelligenter Problemlöser in den Gewerken Heizungs-,<br />
Sanitär, Lüftungs-, Elektro- und Sicherheitstechnik, Maler- und Trockenbau,<br />
sowie Maschineninstandhaltung.<br />
Anlagenmechaniker SHK (m/w)<br />
Elektroniker für Gebäudetechnik (m/w)<br />
Elektroniker für Fernmelde- und<br />
Telekommunikationstechnik (m/w)<br />
Mechatroniker (m/w)<br />
Maler (m/w)<br />
Bürokaufmann/-frau<br />
Basis unseres Erfolges ist die technische Kompetenz und Flexibilität in der Projektabwicklung. Mit über 280 Mitarbeitern<br />
gehören wir in Thüringen zu den größten Unternehmen der Branche. Erfahrene Fachingenieure und hochqualifizierte<br />
Mitarbeiter lösen Probleme bzw. befassen sich ständig mit Optimierungen in technischen und sonstigen Abläufen<br />
zum beiderseitigen Vorteil. Für Notfälle steht unser 24-Stunden-Bereitschaftsdienst zur Verfügung.<br />
ASI - Ihr Dienstleister für Photovoltaikanlagen.<br />
Wir haben unser Leistungsangebot um die Errichtung von<br />
Photovoltaikanlagen erweitert. Auch wir wollen unseren<br />
Beitrag zur Verbesserung des Umweltklimas leisten. Sonnenenergie<br />
ist ein unerschöpflicher Energielieferant.<br />
Investieren Sie in eine saubere Umwelt!<br />
Investieren Sie in unsere gemeinsame Zukunft!<br />
Investieren Sie in eine Photovoltaikanlage!<br />
Kontakt<br />
ASI Anlagen, Service, Instandhaltung GmbH<br />
Geschäftsführer: Gerhard Schade<br />
Göschwitzer Straße 22<br />
07745 Jena<br />
Tel.: 03641 686-102<br />
Fax: 03641 686-109<br />
Gern beraten wir Sie und führen die Planung,<br />
Errichtung und Betreuung für Sie aus.<br />
2007 ausgezeichnet mit dem<br />
„Großen Preis des Mittelstandes“<br />
gerhard.schade@asi-jena.de<br />
www.asi-jena.de
20 28<br />
September I Oktober<br />
Wirtschaft<br />
Regional<br />
Hin und weg<br />
(Foto: HA Hessen Agentur GmbH)<br />
Deutsche Tourismusbranche bleibt trotz Finanzkrise stabil<br />
„Deutschland wird 2008 insgesamt<br />
auf Weltniveau und über Europaniveau<br />
wachsen.“ Na hoppla, Sätze wie<br />
diesen von Petra Hedorfer liest man<br />
in letzter Zeit ja nicht mehr so häufig.<br />
Doch die Vorstandsvorsitzende<br />
der Deutschen Zentrale für Tourismus<br />
(DZT) sieht ihre Branche weiterhin<br />
in einem positiven Licht.<br />
Vorteil Deutschland<br />
Bestätigt wird sie dabei von einer<br />
Studie der Gesellschaft für Konsumforschung<br />
(GfK), nach der die Deutschen<br />
trotz Rezession und hoher Energiepreise<br />
immer noch Geld für<br />
Urlaubsreisen ausgeben. Vor allem<br />
ältere Menschen und Singles reisen<br />
demnach häufiger, Familien dagegen<br />
schränkten sich ein. „Die aktuellen<br />
konjunkturellen Entwicklungen werden<br />
die Nachfrage sicher noch weiter<br />
belasten und zu Kaufzurückhaltung<br />
führen. Urlaube werden später<br />
gebucht und damit der Preiswettbewerb<br />
verschärft. Allerdings ist dies<br />
auch eine Chance für den Inlandstourismus,<br />
denn die Vorteile des Reiselandes<br />
Deutschland, wie beispielsweise<br />
die gute, flexible Erreichbarkeit<br />
der Urlaubsziele und das hervorragende<br />
Preis-Leistungsverhältnis, haben<br />
dann noch stärkeres Gewicht“,<br />
so Ernst Hinsken, Beauftragter der<br />
Bundesregierung für Tourismus.<br />
Note 1,8<br />
Auch die ersten Jahresergebnisse des<br />
Qualitätsmonitors Deutschland-Tourismus,<br />
den die DZT zusammen mit<br />
der Europäischen Reiseversicherung<br />
ins Leben gerufen hat, sind äußerst<br />
positiv: Mit der „Schulnote“ 1,8 geben<br />
inländische Touristen dem Reiseland<br />
Deutschland auch im Erfassungszeitraum<br />
des Sommerhalbjahres 2008<br />
ein sehr gutes Zeugnis und zeigen<br />
weiterhin ihre Zufriedenheit mit der<br />
Qualität des touristischen Angebotes.<br />
Weltweit wird das Reiseland<br />
Deutschland ebenfalls ausgesprochen<br />
positiv bewertet: So stellte der<br />
stark erweiterte Anholt-GfK Roper<br />
Nation Brands Index SM Deutschland<br />
erneut an die Spitze: Seit 2007 steht<br />
Deutschlands Image unter mittlerweile<br />
50 Nationen an erster Stelle.<br />
Holland Top – USA Flop<br />
Insgesamt ist der Deutschland-Tourismus<br />
aus dem Ausland in den ersten<br />
acht Monaten des Jahres 2008<br />
um 4,6 Prozent auf 39,3 Millionen<br />
Übernachtungen gestiegen. Die<br />
Übernachtungen aus den Niederlanden<br />
sind im Jahresverlauf sogar um<br />
acht Prozent gestiegen. Der August<br />
hat indessen etwa auf Vorjahresniveau<br />
abgeschlossen, da mehr Niederländer<br />
im Juli Ferien gemacht haben.<br />
Zusammen mit dem zehnprozentigen<br />
Zuwachs im Juli liegt die<br />
Sommersaison aus dem größten<br />
Auslandsmarkt für den Deutschland-<br />
Tourismus deutlich im Plus. Ein Verlust<br />
von 5,4 Prozent im August ist<br />
hingegen aus den USA zu vermelden.<br />
Hier wirkt sich die Finanzkrise am<br />
deutlichsten aus. Die DZT erwartet in<br />
diesem Markt in den nächsten zwei<br />
bis drei Jahren weitere Verluste zwischen<br />
fünf und zehn Prozent.<br />
Aufschwung Ost<br />
Einen Aufschwung erlebt der<br />
Deutschland-Tourismus weiterhin<br />
aus Osteuropa. Ein Plus von 13,9 Prozent<br />
vermelden die Statistiker für<br />
den August aus Polen, 17,1 aus Russland<br />
und 17,5 aus der Tschechischen<br />
Republik. Auch mittelfristig sind hier<br />
weitere Zuwächse zu erwarten. Mit<br />
einem Zuwachs von 20,4 Prozent im<br />
ersten Halbjahr 2008 boomte der indische<br />
Markt.<br />
40 Prozent der Bundesbürger sparen laut Marktforschungsinstitut TNS Emnid<br />
für eine Reise oder Urlaub<br />
„Asien und Osteuropa sind zwei<br />
Wachstumsregionen, in denen sich<br />
die DZT bereits seit einiger Zeit stark<br />
engagiert. Mittelfristig hoffen wir, so<br />
die zu erwartenden Verluste aus den<br />
USA ausgleichen zu können“, erklärt<br />
DZT-Chefin Hedorfer. <br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
30 20 September I Oktober<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Regional<br />
(Foto: © RainerSturm/PIXELIO)<br />
Die Elite,<br />
die niemand kennt<br />
Die besten mittelständischen Unternehmen Deutschlands sind<br />
wesentlich wachstumsstärker, innovativer und krisenfester als<br />
jeder Konzern. Trotzdem werden sie von der Öffentlichkeit nicht<br />
wahrgenommen.<br />
Nach wie vor werden die Konsumenten<br />
von Massenmedien mit<br />
Meldungen regelrecht zugeschüttet,<br />
wenn ein Großunternehmen in<br />
Schieflage gerät. Im vergangenen<br />
Sommer las sich das etwa so: „Die<br />
Telekom steht vor dem Totalabbau“,<br />
„Telekom-Mitarbeiter protestieren“,<br />
„Strafanzeigen wegen<br />
Insiderhandels“.<br />
An einem einzigen Tag im August<br />
2008 listete das Nachrichtenportal<br />
Google-News 20 723 Nachrichten in<br />
hunderten Medien auf, die sich mit<br />
dem Kommunikations-Riesen beschäftigten.<br />
Nicht ganz zu Unrecht.<br />
Schließlich verantwortet der Konzern<br />
mit über 60 Mrd. Euro Umsatz rund<br />
250 000 Arbeitsplätze.<br />
Eher uninteressant?<br />
Andererseits: Die 3 184 Unternehmen,<br />
die im Jahr 2008 zum Wettbewerb<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“ nominiert<br />
wurden, machen auch 61,4<br />
Mrd. Euro Umsatz. Sie beschäftigen<br />
mit 455 461 Mitarbeitern sogar so<br />
viele Menschen wie die Konzerne<br />
Telekom, BASF und BMW zusammen.<br />
Und im Gegensatz zu den „Großen“<br />
steigerten sie ihren Umsatz zwischen<br />
2003 und 2007 um 61 Prozent – dreimal<br />
so dynamisch wie das deutsche<br />
Durchschnittsunternehmen.<br />
Seit 2003 bauten sie 131 000 neue<br />
Arbeitsplätze auf – das ist ein Wachstum<br />
von 40 Prozent. Und es entspricht<br />
der 20-fachen Dynamik des<br />
deutschen Durchschnittsunternehmens.<br />
Kommen diese Betriebe deshalb<br />
ebenso durchschlagend wie die<br />
Telekom in den Medien vor? Nein.<br />
Es sind „nur“ kleine und mittlere Firmen.<br />
Nur wenige erreichen mehr als<br />
100 Mio. Euro Umsatz. Für die überregionale<br />
Presse sind sie – meistens<br />
– eher uninteressant.<br />
Über den Tellerand<br />
Wer so positiv auffällt, dass er zum<br />
Wettbewerb „Großer Preis des Mittelstandes“<br />
nominiert wird, hat<br />
meistens nicht nur hervorragende<br />
Zahlen, sondern blickt bewusst über<br />
den Tellerrand des eigenen Unternehmens<br />
hinaus. Das zeigt sich z. B.<br />
in der Ausbildung: Mit fast 28 000<br />
Auszubildenden erreichten die Wettbewerbsteilnehmer<br />
eine Ausbildungsquote<br />
von 8,3 Prozent.<br />
Das übersteigt den Durchschnitt<br />
laut Statistischem Bundesamt um<br />
70 Prozent. Drei der fünf Wettbewerbskriterien<br />
sind durch Zahlen<br />
weniger fassbar. Sie sind qualitativer<br />
Natur. Sie spiegeln das Unternehmen<br />
als Ganzes und seine Rolle<br />
in der Gesellschaft wider.<br />
Das dritte Kriterium bewertet die<br />
Leistungen bei „Innovation und<br />
Modernisierung“, und zwar nicht<br />
nur die Zahl eigener Patent- und<br />
Die 3 184 zum „Großen Preis des Mittelstandes“<br />
2008 nominierten Unternehmen leisteten:<br />
61,4 Mrd. Euro Umsatz = so viel wie<br />
Telekom-Konzern<br />
61% Umsatzsteigerung in 5 Jahren<br />
= 3-facher deutscher Durchschnitt<br />
37 849 Azubis, Ausbildungsquote 8,3%<br />
= 70% über deutschem Durchschnitt<br />
99 Prozent investieren = 2-facher KMU-<br />
Durchschnitt<br />
Gebrauchsmusteranmeldungen,<br />
sondern auch die Leistungen in Forschung<br />
und Entwicklung, die gezielte<br />
Kooperation mit anderen Unternehmen,<br />
mit Hoch- und Fachschulen,<br />
bei der Entwicklung neuer Produkte<br />
und Verfahren ebenso wie bei der<br />
ununterbrochenen technologischen<br />
Modernisierung der Abläufe im<br />
Unternehmen.<br />
Zwei Welten<br />
Mit rund 90 Prozent aller Wettbewerbsteilnehmer<br />
haben mehr<br />
als doppelt so viele wie im Durchschnitt<br />
der Gesamtwirtschaft im<br />
Bereich „Innovation und Modernisierung“<br />
Enormes geleistet. So<br />
werden künftige Umsatz-, Beschäftigungs-<br />
und Ertragspotenziale<br />
generiert und gesichert. 99 Prozent<br />
aller Teilnehmer, ebenfalls doppelt<br />
so viele Unternehmen wie im<br />
Durchschnitt, weisen daher jährlich<br />
Investitionen auf.<br />
Voraussetzung solcher kapitalintensiven<br />
Zukunftssicherungen ist eine<br />
ausreichende Eigenkapitalquote.<br />
Diese ist bei den Wettbewerbsteilnehmern<br />
deutlich höher als im deutschen<br />
Durchschnitt und liegt nicht<br />
selten bei 50 Prozent.<br />
Im vierten Kriterium wird nach<br />
dem „Engagement in der Region“<br />
gefragt. Fast selbstverständlich<br />
sind hier vielfältige sportliche, soziale<br />
oder kulturelle Aktivitäten.<br />
Unternehmer, Führungskräfte und<br />
Mitarbeiter zahlreicher Unternehmen<br />
sind aktiv in Wahlfunktionen<br />
im Ehrenamt tätig, so z. B. in Kommunalparlamenten,<br />
Kammern und<br />
Verbänden.<br />
455 461 Mitarbeiter = so viel wie Telekom,<br />
BASF und BMW zusammen<br />
40% Beschäftigungssteigerung<br />
in 5 Jahren = 20-facher deutscher<br />
Durchschnitt<br />
134.811 Euro Umsatz je Beschäftigten p. a.<br />
= ca. 20% über KMU-Durchschnitt<br />
Besonders wichtig aber ist den Juroren<br />
des Wettbewerbs, dass etwa<br />
die Hälfte der Teilnehmer über teils<br />
ausgedehnte Aktivitäten im Bereich<br />
Schule, Schulbildung, Lehrerfortbil-<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
Oskar-Patzelt-Stiftung 31<br />
Kleinbetriebe am dynamischsten<br />
dung und Erziehung berichtet.<br />
„Die in deutschen Schulbüchern<br />
abgebildete Arbeitswelt ist primär<br />
eine Welt der Arbeitnehmer, streckenweise<br />
des Handwerks, nur selten<br />
eine unternehmerische“, fasst<br />
Prof. Simone Lässig, Leiterin des<br />
Georg-Eckert-Instituts für internationale<br />
Schulbuchforschung, eine Vergleichsstudie<br />
an über 140 deutschen,<br />
englischen und schwedischen<br />
Schulbüchern zusammen.<br />
„Unsere Wirtschaft braucht neue,<br />
junge Unternehmer“, so EU-Kommissar<br />
Günter Verheugen bei der<br />
Präsentation der Studie. „Deswegen<br />
ist mehr Kenntnis über die Wirtschaft<br />
im Allgemeinen notwendig.<br />
Diejenigen, die Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer werden wollen,<br />
sollten unterstützt und ermutigt<br />
werden. Moderne Arbeitsmarktpolitik<br />
muss kleinen und mittleren<br />
Unternehmen Mut machen und den<br />
Rücken stärken, denn dort entstehen<br />
die Ausbildungs- und Arbeitsplätze<br />
von morgen und übermorgen.“<br />
Problem Staatsgläubigkeit<br />
Die Realität ist leider nach wie vor<br />
anders. Für Alfred C. Mierzejewski,<br />
Professor für deutsche Geschichte<br />
an der University of North Texas,<br />
spiegelt die politische Landschaft im<br />
Deutschland des Jahres 2008 daher<br />
die Situation aus Ludwig Erhards<br />
Zeiten wider: Quer durch alle politischen<br />
Parteien werde nach einem<br />
starken Staat gerufen, der Sozialstandards<br />
garantieren und bestehende<br />
Armut bekämpfen soll.<br />
Das sichtbarste Symptom dieser Forderung<br />
ist der wachsende Zuspruch<br />
für die neue Linke. Mierzejewski<br />
kritisiert, dass die Deutschen, im<br />
Vergleich beispielsweise zu den<br />
US-Amerikanern, den freien Markt<br />
niemals wirklich mit Chancen verbunden<br />
haben, sondern immer nur<br />
mit Ungleichheiten und Risiken.<br />
An sozialen Konflikten hat angeblich<br />
immer „der Kapitalismus“<br />
schuld.<br />
Laut Mierzejewski sehen die meisten<br />
Deutschen wie zu Erhards Zeiten<br />
auch heute im Wettbewerb etwas<br />
Negatives, glauben, dass Armut<br />
durch eine staatliche Wohlstandspolitik<br />
bekämpft werden kann und<br />
sehen Einkommensunterschiede<br />
prinzipiell als ungerecht und Unternehmer<br />
grundsätzlich als egoistisch<br />
an. Dass dieses Bild zumindest auf<br />
die 3 184 erfolgreichen Wettbewerbsteilnehmer<br />
des vergangenen Jahres<br />
nicht zutreffen kann, zeigt die Tatsache,<br />
dass diese jährlich etwa 11,9<br />
Mrd. Euro an Steuern und Abgaben<br />
abführen.<br />
Kosten des „Profitstrebens“<br />
Dabei ist der Anteil der vieldiskutierten<br />
Ertragssteuern auf die Gewinne<br />
der Unternehmer der kleinste<br />
Posten. Das weitaus meiste entspricht<br />
strafbewehrten „Gebühren“<br />
dafür, überhaupt arbeiten zu dürfen:<br />
3,5 Mrd. Euro Umsatzsteuervorauszahlungen<br />
sind zwar in der Gewinn-<br />
und Verlustrechnung nur ein<br />
Durchlaufposten, belasten jedoch<br />
die Liquidität monatlich aufs Neue.<br />
Über die Hälfte des Gesamtbetrags<br />
aller Abführungen machen Arbeitgeber-<br />
und Arbeitnehmerbeiträge<br />
3,5 Mrd. Euro Umsatzsteuer p. a.<br />
= 5,7% strafbewehrte Liquiditätsbelastung<br />
auf Umsatz<br />
= 2,5-facher deutscher Durchschnitt<br />
1,5 Mrd. Euro Ertragssteuern p. a.<br />
= deutlich mehr als alle relevanten<br />
Vergleichsgruppen<br />
1 Untersucht wurden 876 für den „Großen<br />
Preis des Mittelstandes“ nominierte Unternehmen<br />
aus 13 Branchen.<br />
zu Kranken-, Renten-, Pflege- und<br />
Arbeitslosenversicherung sowie<br />
Lohnsteuern aus. Diese Posten werden<br />
in den Medien meist nur als<br />
Arbeitnehmerkosten, nicht als Unternehmenskosten<br />
diskutiert.<br />
Je Arbeitsplatz führen die über<br />
3 000 erfolgreichen Unternehmen<br />
so durchschnittlich mehr als 26.000<br />
Euro Steuern und Abgaben jährlich<br />
an den Staat ab. Und selbst im Verlustfall,<br />
wenn mangels Gewinn gar<br />
keine Ertragssteuer anfällt, summieren<br />
sich diese Belastungen auf fast<br />
23.000 Euro je Arbeitsplatz. Würde<br />
sich der Staat nur mit der Hälfte<br />
begnügen, könnte jedem Arbeitnehmer<br />
sofort ein um 500 Euro höheres<br />
monatliches Nettoeinkommen ausgezahlt<br />
werden.<br />
Man kann all diese Zahlen interpretieren,<br />
wie man will. „Profitstreben“<br />
auf Kosten der Allgemeinheit und<br />
„Manchester-Kapitalismus“ lassen<br />
sich den Teilnehmern des Wettbewerbs<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“<br />
ganz sicher nicht unterstellen<br />
– im Gegenteil! <br />
Die 3 184 zum „Großen Preis des Mittelstandes“<br />
2008 nominierten Unternehmen zahlten:<br />
6,9 Mrd. Euro p. a. Lohnsteuer und<br />
strafbewehrte AG/AV-Beträge zu<br />
Kranken-, Renten-, Pflege- und<br />
Arbeitslosenversicherung<br />
11,9 Mrd. Euro Abgaben insgesamt<br />
= 3,7 Mio. Euro/Unternehmen<br />
= 26.127 Euro/Beschäftigter<br />
(Quelle: Oskar-Patzelt-Stiftung)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
32<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Bundesverdienstkreuz<br />
für den Mittelstand<br />
(Fotos: eventDiary, Archiv)<br />
Am 6. September 2008 nahm Dr.<br />
Helfried Schmidt die Auszeichnung<br />
in Magdeburg entgegen.<br />
Die Oskar-Patzelt-Stiftung wurde für ihre Mittelstandsinitiative<br />
mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der<br />
Bundesrepublik Deutschland geehrt<br />
Der Vorstandsvorsitzende der<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung und Initiator<br />
des Wettbewerbs „Großer Preis<br />
des Mittelstandes“ stellte in seiner<br />
Dankesrede klar, dass er die Verdienstmedaille<br />
stellvertretend für<br />
die vielen ehrenamtlichen Helfer<br />
der Mittelstandsinitiative entgegennimmt.<br />
Insbesondere dankte<br />
Schmidt seiner langjährigen Wegbegleiterin<br />
Petra Tröger, die ebenfalls<br />
im Vorstand der Oskar-Patzelt-<br />
Stiftung tätig ist.<br />
Zwölf Jahre lang entwickelten die<br />
beiden Stiftung und Wettbewerb<br />
gemeinsam weiter und schufen so<br />
ein bundesweit beachtetes mittelständisches<br />
Netzwerk des Erfolgs.<br />
Das würdigte auch Sachsen-<br />
Anhalts Ministerpräsident Prof.<br />
Dr. Wolfgang Böhmer, der die hohe<br />
Ehrung im Auftrag von Bundespräsident<br />
Horst Köhler vornahm. Böhmer<br />
unterstrich in seiner Laudatio,<br />
dass der „Große Preis des Mittelstandes“<br />
heute zu den größten und<br />
wichtigsten Mittelstandswettbewerben<br />
überhaupt gehöre.<br />
Eine Besonderheit sei, dass bei der<br />
Preisvergabe neben den unternehmerischen<br />
Leistungen auch das<br />
Engagement in der jeweiligen Region<br />
berücksichtigt werde.<br />
„Die Initiative der Oskar-Patzelt-<br />
Stiftung“, so Böhmer wörtlich, sei<br />
„Lobby-Arbeit im besten Sinne“.
Oskar-Patzelt-Stiftung 33<br />
Klare Worte<br />
Noch sitzt uns das alte Jahr im<br />
Nacken. Einfach war es nicht. Doch<br />
am Anfang eines neuen Jahres<br />
schaut man nach vorn und konzentriert<br />
sich auf die neuen Aufgaben,<br />
die auch für alle Mitwirkenden<br />
transparent sein müssen.<br />
Gerne werden viele Reden auf das<br />
neue Jahr geschwungen. Viele Pläne<br />
werden verkündet. Es ist so einfach,<br />
allgemeine Versprechungen zu<br />
machen. Jedes Jahr hört man die<br />
Reden der Regierungschefs und<br />
-chefinnen. Aber wenn Sie das neue<br />
Jahr beginnen, seien Sie wahrhaftig.<br />
Was soll man mit diesen allgemeinen<br />
Willenskundgebungen machen?<br />
Wenn Sie eine Rede halten, denken<br />
Sie an Ihre Vertrauten und Mitstreiter<br />
und wählen Sie klare Worte.<br />
Das zeigt, dass Sie ihren Gegenüber<br />
ernst und wichtig nehmen. Wer mag<br />
schon allgemeinen Schmus?<br />
Dieses Jahr hat wieder besondere<br />
Herausforderungen für uns alle.<br />
Wir müssen uns nicht nur einfach<br />
weiter anstrengen wie bisher,<br />
sondern sicher noch etwas mehr.<br />
Wir werden die Kraft haben, das<br />
zu schaffen, was wir uns vorgenommen<br />
haben. Dabei scheint<br />
es nie einfacher, sondern immer<br />
anspruchsvoller zu werden. Das<br />
Glück des Tüchtigen, darauf vertrauen<br />
wir.<br />
Die Dinge im Ruder halten und langsam<br />
durchziehen, vielleicht auch<br />
gegen den Strom, dazu braucht es<br />
einen klaren Blick auf das Ziel.<br />
Wenn in unserem unmittelbaren<br />
Umfeld alles in einem guten Fahrwasser<br />
ist, kann es doch nur gut für<br />
alle sein. Das zieht andere mit und<br />
bringt Erfolg. Lieber etwas tun für<br />
die Allgemeinheit als Reden halten<br />
für die Allgemeinheit.<br />
Nehmen Sie die Herausforderung<br />
mit Elan und gutem Mut an! In<br />
einer Krise liegt immer auch eine<br />
Chance. Suchen Sie sie und packen<br />
Sie die Möglichkeiten beim Schopf!<br />
Und wenn Sie sich wie Baron von<br />
Münchhausen am eigenen Schopfe<br />
aus dem Sumpf ziehen müssen. Es<br />
blieb uns bisher nichts weiter übrig,<br />
und es wird wohl wieder nichts<br />
anderes übrigbleiben! Wir werden<br />
alles Erdenkliche unternehmen, um<br />
das Boot auf Kurs zu halten, in dem<br />
wir alle sitzen.<br />
Dazu viel Kraft und Enthusiasmus<br />
wünscht Ihnen<br />
Ihre Petra Tröger<br />
(Foto: Detlev Müller)
34<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Fahrplan zum „Großen Preis des Mittelstandes“<br />
November:<br />
Nominierungsaufforderung<br />
durch die Oskar-Patzelt-<br />
Stiftung<br />
bis 31. Januar:<br />
Einreichung der Vorschläge<br />
bis Ende Februar:<br />
Benachrichtigung der nominierten<br />
Unternehmen durch<br />
die Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
bis Ende März:<br />
auszugsweise Veröffentlichung<br />
nominierter Unternehmen;<br />
regionale Workshops<br />
bis 15. April:<br />
Übermittlung wettbewerbsrelevanter<br />
Daten durch die<br />
nominierten Unternehmen<br />
an die Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
via SQL-Datenbank<br />
bis Mitte Mai:<br />
Vorauswertung der Daten<br />
durch die Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
hinsichtlich Erfüllung<br />
der Wettbewerbskriterien<br />
bis Anfang Juni:<br />
Bei Erfüllung der Kriterien<br />
erhalten die nominierten<br />
Unternehmen eine Urkunde<br />
über die Erreichung der<br />
2. Stufe (Juryliste)<br />
bis Ende Juli:<br />
Auswahl der Preisträger und<br />
Finalisten durch 12 Landesund<br />
eine Abschlussjury<br />
Die Entscheidungen der<br />
Jurys bleiben bis zu den Auszeichnungsveranstaltungen<br />
geheim – kein Unternehmen<br />
wird vor der Preisverleihung<br />
informiert<br />
September/Oktober:<br />
Ehrung der Preisträger und<br />
Finalisten durch die Oskar-<br />
Patzelt-Stiftung auf mehreren<br />
regionalen Auszeichnungsveranstaltungen<br />
Verleihung der bundesweiten<br />
Sonderpreise und Ehrenplaketten<br />
der Oskar-Patzelt-<br />
Stiftung auf dem Bundesball<br />
in Berlin<br />
An den Auszeichnungsveranstaltungen<br />
können alle<br />
Unternehmen teilnehmen<br />
Preisträger und Finalisten<br />
werden im P.T. Magazin und<br />
im Internet veröffentlicht<br />
Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />
Jedes Jahr im November fordert<br />
die Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
zahlreiche Kommunen, Kammern,<br />
Verbände und Institutionen<br />
auf, erfolgreiche Unternehmen<br />
für den „Großen Preis des<br />
Mittelstandes“ zu nominieren.<br />
Das dürfen aber auch Privatpersonen<br />
und Unternehmen,<br />
lediglich Selbstnominierungen<br />
sind ausgeschlossen.<br />
Stichtag ist der 31. Januar.<br />
Im Februar werden die nominierten<br />
Unternehmen von der<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung schriftlich<br />
benachrichtigt und zur<br />
Einreichung wettbewerbsrelevanter<br />
Unterlagen aufgefordert.<br />
Nominierte Unternehmen<br />
werden auszugsweise veröffentlicht.<br />
In einer passwortgeschützten<br />
SQL-Datenbank kann jedes nominierte<br />
Unternehmen detaillierte,<br />
wettbewerbsrelevante<br />
Informationen bereitstellen,<br />
die für eine Jury-Entscheidung<br />
gebraucht werden. Stichtag ist<br />
der 15. April.<br />
Zusätzliches Material (Dokumente,<br />
Videos etc.) kann bis<br />
Ende April eingereicht werden.<br />
Danach erfolgt eine Vorauswertung<br />
der Daten hinsichtlich<br />
der 5 Preiskriterien. Sind diese<br />
erfüllt, verbleibt das Unternehmen<br />
im Wettbewerb und erhält<br />
eine Urkunde.<br />
Alle übrigen Unternehmen werden<br />
nicht gesondert informiert.<br />
Aus den Teilnehmern der<br />
im Wettbewerb verbliebenen<br />
Unternehmen wählen die<br />
regional aufgestellten Jurys die<br />
Preisträger und Finalisten aus.<br />
12 Landes- und eine Abschlussjury<br />
entscheiden dabei auf der<br />
Grundlage der eingesandten<br />
Unterlagen. Entscheidend sind<br />
die grundsätzliche Erfüllung<br />
und das qualitative Niveau der<br />
5 Bewertungskriterien.<br />
Die Regionaljurys entscheiden<br />
über die Kandidaten ihrer Wettbewerbsregion,<br />
die Abschlussjury<br />
über die Vergabe der<br />
Sonderpreise und Ehrenplaketten.<br />
Die Jury-Sitzungen finden<br />
i. d. R. zwischen Ende Mai und<br />
Ende Juli statt. Die Jury-Entscheidungen<br />
bleiben bis zur<br />
Preisverleihung geheim.<br />
Die Preisverleihungen finden<br />
im September und Oktober auf<br />
mehreren regionalen und einer<br />
bundesweiten Auszeichnungsveranstaltung<br />
statt. Erst dann<br />
erfahren die Gewinner von ihrer<br />
Ehrung. Pro Region werden<br />
i.d.R. 3 Preisträger und 5 Finalisten<br />
ausgezeichnet.<br />
An die jeweiligen Gala-Abende<br />
schließen sich ein Büfett und<br />
ein Ball mit abwechslungsreicher<br />
Unterhaltung an. Preisträger<br />
und Finalisten werden<br />
im P.T. Magazin und im Internet<br />
veröffentlicht.<br />
Teilnehmen kann jeder, also<br />
auch, wer nicht zum Wettbewerb<br />
nominiert wurde.<br />
(Fotos: eventDiary, © Thomas Pieruschek/aboutpixel.de, Archiv)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
.<br />
R<br />
2/2005 Rm Balleinladung – Regional 35 21<br />
Hauptsponsor<br />
Großer Preis des Mittelstandes <strong>2009</strong><br />
Kartenbestellung für Gala und Ball<br />
über Fax: 0341 24061-66, Online-Shop – www.pt-magazin.de/shop/karten/ –<br />
oder Bestellcoupon einsenden an:<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung | Bundesgeschäftsstelle | Melscher Str. 1 | 04299 Leipzig<br />
15. Oskar-Patzelt-Stiftungstage<br />
Bitte senden Sie mir für folgende Veranstaltungen Karten zu:<br />
05. September <strong>2009</strong>, Maritim Hotel Magdeburg<br />
Preisverleihung für Unternehmen aus Sachsen-Anhalt, Sachsen,<br />
Berlin/Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern<br />
Euro 140,– zzgl. MwSt. pro Karte<br />
*Zimmerreservierung unter: Tel. o391 5949-886<br />
Anz.:<br />
12. September <strong>2009</strong>, Maritim Hotel Würzburg<br />
Preisverleihung für Unternehmen aus Bayern,<br />
Baden-Württemberg, Hessen und Thüringen<br />
Euro 140,– zzgl. MwSt. pro Karte<br />
*Zimmerreservierung unter: Tel. 0931 3053-819<br />
Anz.:<br />
26. September <strong>2009</strong>, Maritim Hotel Düsseldorf<br />
Preisverleihung für Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen,<br />
Niedersachsen/Bremen, Schleswig-Holstein/Hamburg und<br />
Rheinland-Pfalz/Saarland<br />
Euro 140,– zzgl. MwSt. pro Karte<br />
*Zimmerreservierung unter: Tel. 0211 5209-0<br />
Anz.:<br />
24. Oktober <strong>2009</strong>, Maritim Hotel Berlin<br />
(nicht imMARITIM proArte Hotel Berlin)<br />
Bundesball – Verleihung der Sonderpreise und Ehrenplaketten<br />
Euro 150,– zzgl. MwSt. pro Karte<br />
*Zimmerreservierung unter: Tel. 030 2033-4410<br />
Anz.:<br />
Name<br />
Firma<br />
Anschrift<br />
Telefon<br />
Die von mir bestellte(n) Karte(n) bezahle ich per Überweisung an:<br />
Raiffeisen Landesbank Oberösterreich ZNdl Süddeutschland<br />
BLZ 740 20 100 • Konto-Nr. 830 39 50<br />
(Kennwort: Großer Preis des Mittelstandes)<br />
(Die Karten werden nach Zahlungseingang versandt.)<br />
Die Anzahl der Plätze ist beschränkt. Die Karten werden in der Reihenfolge des Bestellungseingangs<br />
vergeben. Bei Kartenrückgabe müssen wir ab vier Wochen vor der jeweiligen Veranstaltung eine<br />
Stornogebühr von 100% einbehalten.<br />
*Die Reservierung von Hotelzimmern erfolgt nur direkt bei den Hotels<br />
bis spätestens vier Wochen vor Veranstaltung.<br />
(Kennwort: Großer Preis des Mittelstandes)<br />
Unterschrift
Preise der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Traditionell werden seit 1999 Sonderpreise<br />
an Persönlichkeiten/Institutionen<br />
verliehen, die für bestechend<br />
positive Beispiele der Mittelstandsförderung<br />
stehen:<br />
Unternehmerin des Jahres<br />
Für eine Unternehmerin, die die Kriterien<br />
des Wettbewerbs erfüllt und<br />
in besonderer Weise Hervorragendes<br />
als Unternehmerin geleistet hat.<br />
Bank des Jahres<br />
Für ein Kreditinstitut, das herausragende<br />
Leistungen, Engagement und<br />
Erfolge bei Aufbau und Pflege gesunder<br />
mittelständischer Wirtschaftsstrukturen<br />
vorzuweisen hat.<br />
Kommune des Jahres<br />
Für Persönlichkeiten und/oder Institutionen<br />
der Kommunalpolitik, die<br />
herausragende Leistungen, Engagement<br />
und Erfolge bei Aufbau und<br />
Pflege gesunder mittelständischer<br />
Wirtschaftsstrukturen vorzuweisen<br />
haben.<br />
Bundesweit:<br />
Premier-Ehrenplakette<br />
Für besonders überzeugende Entwicklung<br />
von Unternehmen, die<br />
bereits Preisträger des „Großen<br />
Preises des Mittelstandes“ und des<br />
„Premier“ sind.<br />
Premier<br />
Die höchste zu vergebende Auszeichnung<br />
im Rahmen des Wettbewerbs<br />
für einen Preisträger, dessen Auszeichnung<br />
mindestens zwei Jahre<br />
zurückliegt und der sich seitdem<br />
bedeutend weiterentwickelt hat.<br />
Premier-Finalist<br />
Für einen Preisträger, dessen Auszeichnung<br />
mindestens zwei Jahre<br />
zurückliegt und der sich seitdem<br />
bedeutend weiterentwickelt hat.<br />
Ehrenplakette<br />
Für die Preisträger des Jahres, die die<br />
Jurys am nachhaltigsten beeindruckt<br />
haben und für bemerkenswerte<br />
Unternehmensentwicklungen von<br />
Preisträgern der Vorjahre.<br />
In den 12 Wettbewerbs regionen:<br />
Großer Preis des Mittelstandes<br />
Jährlich für die i. d. R. drei Unternehmen<br />
je Wettbewerbsregion, die die<br />
fünf Wettbewerbskriterien am deutlichsten<br />
erfüllen.<br />
Finalist<br />
Jährlich für die i. d. R. fünf Unternehmen<br />
je Wettbewerbsregion, die fast<br />
ebenso gute Jurybewertungen erhielten<br />
wie die Preisträger.<br />
Ehrenplakette<br />
Premier-<br />
Ehrenplakette<br />
Finalist Großer Preis des Mittelstandes,<br />
Unternehmerin des Jahres<br />
und Sonderpreise<br />
Premier-Finalist Premier<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
Oskar-Patzelt-Stiftung 37<br />
Weihnachtsland ist Wirtschaftsland<br />
Deutschlands Mittelstand zu Gast im Erzgebirge<br />
(Foto:<br />
KHWW<br />
World orldW<br />
Wide)<br />
Der Landrat des Erzgebirgskreises<br />
Frank Vogel empfing am Freitag,<br />
dem 28.11.2008 Vertreter der Oskar-<br />
Patzelt-Stiftung und mittelständische<br />
Unternehmen aus 13 Bundesländern<br />
zu einer Herbstkonferenz.<br />
Neben Lob und Anerkennung für die<br />
fünf regionalen Firmen, die dieses<br />
Treffen ausgerichtet haben, gab<br />
es Erstaunen über die Fakten zum<br />
Landkreis.<br />
Den meisten Gästen ist das Erzgebirge<br />
lediglich als „Weihnachtsland“<br />
und weniger als Wirtschaftsstandort<br />
ein Begriff. Dieses Bild konnte Landrat<br />
Vogel im Rahmen seines Vortrages<br />
korrigieren.<br />
Die Gewinner<br />
Eine Gruppe regionaler Unternehmen<br />
und Unternehmerpersönlichkeiten<br />
war nun erstmals Gastgeber<br />
hier im Erzgebirge. Sie alle sind<br />
Gewinner beim „Großen Preis des<br />
Mittelstandes“ der Oskar-Patzelt-<br />
Stiftung.<br />
Die Firmen Curt Bauer aus Aue,<br />
CAWI Stanztechnik und Kartonagen<br />
GmbH aus Schwarzenberg, die Firma<br />
HENKA Werkzeuge und Werkzeugmaschinen<br />
GmbH aus Rittersgrün<br />
und die Kreissparkasse Aue-Schwarzenberg<br />
haben in den vergangenen<br />
Jahren mit Erfolg am Wettbewerb<br />
teilgenommen.<br />
Allgemeines Erstaunen<br />
Landrat Frank Vogel stellte den neuen<br />
Erzgebirgskreis vor und erläuterte<br />
den Stellenwert der mittelständischen<br />
Wirtschaft, die in der Region<br />
eine gute Ausprägung hat. Den meisten<br />
Gästen war nicht bewusst, dass<br />
das Erzgebirge einen guten Ruf als<br />
Wirtschaftsstandort genießt.<br />
Ist doch in anderen Regionen<br />
Deutschlands das Bild immer noch<br />
eher vom „Weihnachtsland“ geprägt.<br />
„Wir fühlen uns der Idee der Oskar-<br />
Patzelt-Stiftung verbunden…“, so<br />
Hans Perry, Vorstandsvorsitzender<br />
der Kreissparkasse Aue-Schwarzenberg,<br />
die im vergangenen Jahr den<br />
Sonderpreis „Bank des Jahres“ zuerkannt<br />
bekam.<br />
Aus der Mitte<br />
„Deutschland ist ein Land des Mittelstandes“,<br />
so Perry. „Über 99 Prozent<br />
aller Unternehmen sind kleine und<br />
mittlere Betriebe. Sie stellen rund 20<br />
Millionen Arbeitsplätze. Der Mittelstand<br />
hat ganz wesentlichen Anteil<br />
am Erfolg der deutschen Wirtschaft<br />
auf den internationalen Märkten<br />
und im eigenen Land.“<br />
Viele der angereisten Unternehmer<br />
dürfen sich zu den wenigen Unternehmen<br />
in ganz Deutschland zählen,<br />
die in den vergangenen Jahren den<br />
„Großen Preis des Mittelstandes“<br />
erhalten haben.<br />
Fester Wille<br />
Neben dieser gemeinsamen Verbindung<br />
ist es der feste Wille aller Teilnehmer,<br />
ihre Unternehmen durch<br />
die Herausforderungen der Zukunft<br />
zu steuern und auch weiterhin<br />
erfolgreich am Markt zu etablieren.<br />
Dies nimmt auch der Vorstandsvorsitzende<br />
der Sparkasse Aue-<br />
Schwarzenberg für sich als Maßstab.<br />
„Die Sparkassen und meiner<br />
Meinung nach der gesamte Bankensektor<br />
sollten sich stärker auf<br />
die Tugenden besinnen, die den<br />
deutschen Mittelstand zum Motor<br />
unseres Landes gemacht haben und<br />
der uns hoffentlich auch künftig<br />
vorwärts bringen wird…“, sprach<br />
Perry aus, was ein Großteil der<br />
Anwesenden dachte.<br />
Lobbyarbeit<br />
Weiter führte Perry aus: „Der ‚Große<br />
Preis des Mittelstandes‘ der Oskar-<br />
Patzelt-Stiftung bietet dem Mittelstand<br />
eine ideale Plattform für die<br />
Kommunikation mit der Öffentlichkeit.<br />
Nicht erst eine Auszeichnung,<br />
sondern bereits die Nominierung<br />
sollte als Erfolg pressewirksam dargestellt<br />
werden.<br />
Begleitende Veranstaltungen können<br />
genutzt werden, um Unternehmen<br />
in der Öffentlichkeit bekannt zu<br />
machen, denn naturgemäß stehen<br />
Mittelständler nicht im Zentrum der<br />
Berichterstattung der Medien, sondern<br />
eher die Großunternehmen…All<br />
dies bietet die Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
mit dem ‚Großen Preis des Mittelstandes’.“<br />
Begeisterung steckt an<br />
Die Sprecher des Mittelstands-<br />
FORUM DEUTSCHLAND, Wolfgang<br />
und Heidi Niederhofer, dankten den<br />
Organisatoren der Veranstaltung in<br />
Aue, „die uns einen eindrucksvollen<br />
Empfang und viele tolle Erlebnisse<br />
bereitet haben…Es ist eine Ehre, so<br />
etwas miterleben zu dürfen.“ <br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
20 38<br />
September I Oktober<br />
Gesellschaft<br />
Regional<br />
Unverkäuflich –<br />
Unbezahlbar<br />
Stolz präsentiert Bürgermeister Magnus Staehler das von<br />
Steuerzahler-Präsident Dr. Karl Heinz Däke überreichte Schild<br />
(Foto: Stadt Langenfeld)<br />
Während sich die Stadt Langenfeld im Rheinland<br />
schuldenfrei sparte, verschleuderten Kommunen<br />
in ganz Deutschland ihr Tafelsilber in Cross-<br />
Border-Leasingverträgen<br />
22 Jahre hat es gedauert. Und: Nein,<br />
es war nicht einfach. Während sich<br />
Stadtkämmerer landauf, landab die<br />
Köpfe über schlüssige Finanzkonzepte<br />
zerbrechen, um Gestaltungsfreiheit<br />
für ihre Kommunen zurückzugewinnen,<br />
machte sich die heute<br />
knapp 60 000 Einwohner zählende<br />
Stadt Langenfeld im Rheinland schon<br />
vor mehr als zwei Jahrzehnten auf<br />
den langen und steinigen Weg in die<br />
(Schulden-)Freiheit.<br />
Das Maß ist voll<br />
Begonnen hatte alles im Jahr 1985<br />
mit einer Brandrede des Stadtkämmerers.<br />
Der errechnete damals ein<br />
Ansteigen des ohnehin schon beträchtlichen<br />
Schuldenberges von<br />
rund 74 auf knapp 90 Mio. DM innerhalb<br />
der nächsten vier Jahre, sofern<br />
alle geplanten Ausgaben wie vorgesehen<br />
getätigt würden. Zu viel für<br />
die Verantwortlichen. Deshalb wurde<br />
1986 der Beschluss gefasst: Ab sofort<br />
keine neuen Schulden mehr!<br />
Aber wie setzt man das um?<br />
Schließlich hatte auch die Stadt im<br />
Rheinland laufende Kosten zu bewältigen,<br />
und die Zinsen für bestehende<br />
Schulden lösten sich ja auch<br />
nicht in Rauch auf. Mit dem Beschluss<br />
war es also nicht getan – es<br />
musste gehandelt werden. Zunächst<br />
setzte man klare Prioritäten auf der<br />
Ausgabenseite. Der Minimalismus<br />
hielt Einzug in Langenfeld.<br />
Auf in den Kampf!<br />
Langenfelder Programm<br />
„Im Grundsatz wurde der Spargedanke<br />
unter der damaligen Verwaltungsführung<br />
geboren“, beschreibt<br />
Magnus Staehler die Anfänge des<br />
Sanierungsprogramms in seinem<br />
Buch „1-2-3 Schuldenfrei“.<br />
Im Oktober 1995 beschloss die Stadt Langenfeld im Rheinland ihr Programm zur dauerhaften<br />
Sanierung ihres Haushalts. Hier die wesentlichen Eckdaten:<br />
Sparen hat höchste Priorität<br />
Kürzung der freiwilligen Leistungen um 25%<br />
Bei Kindern und Jugendlichen wird nicht gekürzt<br />
Gebühren orientieren sich am Bedarf und werden jährlich überprüft<br />
Hallennutzungsgebühren für Erwachsene bei Sportvereinen<br />
Moratorium zur Ausgabenbeschränkung wird über das laufende Jahr hinaus fortgesetzt<br />
Verwaltung legt detailliertes Sparprogramm vor<br />
Verwaltung spart 500.000 DM Personalkosten<br />
Privatisierungsmöglichkeiten sind aufzuzeigen<br />
Sparmöglichkeiten des Rates und der Fraktionen werden überprüft<br />
Neue Finanzierungswege (z. B. Sponsoring) erschließen<br />
Schritte zur mittelfristigen Konsolidierung des Haushalts werden festgeschrieben<br />
Seit 1989 begleitete Staehler die<br />
Umsetzung des ehrgeizigen Ziels als<br />
Mitglied im Stadtrat, 1994 wurde er<br />
Bürgermeister. Und stand vor großen<br />
Schwierigkeiten: „Weil sich die<br />
Gewerbesteuer in dieser Zeit überhaupt<br />
nicht so entwickelte, wie wir<br />
es uns vorstellten, ja sogar massiv<br />
eingebrochen war, standen wir in<br />
Langenfeld vor einem Haushaltsloch<br />
von letztlich 4,5 Mio. DM.“<br />
Sparen war angesagt. Und das tat<br />
weh, vor allem im Rathaus.<br />
Denn jetzt wurden die Personalkosten<br />
gründlich unter die Lupe<br />
genommen: in der Verwaltung, den<br />
städtischen Kindergärten, in Schulen,<br />
dem Stadtbad und der Bücherei.<br />
Von einer „Horrorliste“ war in den<br />
Zeitungen die Rede.<br />
„Die größten Diskussionen innerhalb<br />
der Stadt löste aber die Absicht aus,<br />
die freiwilligen Leistungen Langenfelds<br />
an Vereine und Verbände drastisch<br />
einzuschränken“, so Staehler.<br />
Bürger-Demokratie<br />
In dieser mit Sicherheit auch für ihn<br />
persönlich unangenehmen Lage tat<br />
der frischgebackene Bürgermeister<br />
genau das Richtige: „Noch in meiner<br />
ehrenamtlichen Situation holte<br />
ich damals die Bürger mit ins Boot,<br />
um die allgemeine Verstimmung<br />
in Grenzen zu halten und für Verständnis<br />
zu werben. Zum ersten Mal<br />
wurden sie bei öffentlichen Veranstaltungen<br />
über die Finanzlage der<br />
Stadt und die geplanten Lösungen<br />
informiert.“<br />
Nochmal in aller Klarheit: Hier ist<br />
nicht von direkter Demokratie in<br />
einem 50-Seelen-Dorf die Rede, sondern<br />
von einer Stadt mit über 50 000<br />
Einwohnern. Möge sich also kein Politiker<br />
mehr herausreden mit Allgemeinplätzen<br />
wie „zu kompliziert“, „zu<br />
umständlich“, „zu viele verschiedene<br />
Interessen“ oder „dauert zu lange“!<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
Gesellschaft 39<br />
Anteil Kommunalschulden am BIP 2007 in %<br />
Baden-Württemberg<br />
8,6<br />
Bayern<br />
6,8<br />
Brandenburg<br />
Hessen<br />
Mecklenburg-Vorpom.<br />
Niedersachsen<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Saarland<br />
Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Schleswig-Holstein<br />
Thüringen<br />
7,7<br />
10,5<br />
10,3<br />
16,8<br />
14,4<br />
13,6<br />
15,4<br />
14,4<br />
19,4<br />
15,6<br />
22,7<br />
(Quelle: Statistisches Bundesamt, Bertelsmann-Stiftung)<br />
Keine Eintagsfliege<br />
So entstand unter Beteiligung der<br />
Bürgerschaft ein Programm (siehe<br />
Info-Kasten „Langenfelder Programm“)<br />
zur Haushaltssanierung,<br />
das im Oktober 1995 beschlossen<br />
wurde. Darin ging es nicht nur um<br />
Ausgabenkürzungen und Belastungen<br />
für die Bürger.<br />
Entscheidend ist vielmehr die<br />
Selbstverpflichtung der Verantwortlichen<br />
in Politik und Verwaltung,<br />
eigene Beschränkungen auch<br />
für die Zukunft verbindlich (!)<br />
festzuschreiben:<br />
„Dahinter stand die erklärte Absicht,<br />
keine Eintagsfliege in die Welt zu<br />
setzen, sondern auch für spätere,<br />
schwierigere Zeiten gerüstet zu<br />
sein“, kommentiert Bürgermeister<br />
Staehler in seinem Buch.<br />
Genau in diesem Punkt, der Nachhaltigkeit<br />
kommunaler Finanzpolitik,<br />
unterscheidet sich der Langenfelder<br />
Weg von dem zahlreicher<br />
vergleichbarer deutscher Städte. In<br />
jener Zeit nämlich, Mitte der 90er<br />
Jahre, entdeckten Bürgermeister<br />
und Stadtkämmerer quer durch die<br />
Bundesrepublik eine neue und bis<br />
dahin völlig unbekannte sprudelnde<br />
Geldquelle, die alle Probleme zu<br />
lösen schien. Das Zauberwort hieß<br />
„Cross-Border-Leasing“.<br />
Schnelles, faules Geld<br />
Während sich die Langenfelder<br />
Bürger und Politiker einvernehmlich<br />
selbst einen harten Sparzwang<br />
verordneten, verschleuderten Kommunalpolitiker<br />
bundesweit das<br />
Tafelsilber ihrer Bürger – und zwar,<br />
ohne sie vorher zu fragen: Wasserleitungen,<br />
Kläranlagen, Kanalisationen,<br />
Müllverbrennungsanlagen, Schienennetze,<br />
Straßenbahnen, U-Bahnen,<br />
Busse, Messehallen, Bahnhöfe, Schulen<br />
und andere öffentliche Gebäude.<br />
Wie das funktionierte, erklärt der<br />
Publizist Werner Rügemer gegenüber<br />
TELEPOLIS:<br />
„Offiziell ist das wie folgt vorgestellt<br />
worden: Eine Stadt verkauft für 30<br />
Jahre Teile ihrer Infrastruktur…an<br />
einen amerikanischen Investor,<br />
mietet sie für den gleichen Zeitraum<br />
und kauft sie nach 30 Jahren wieder<br />
zurück. Die Stadt macht das, weil der<br />
Investor in den USA einen erheblichen<br />
Steuervorteil für diese sog.<br />
steuerbegünstigten Auslandsinvestition<br />
bekommt und weil der Investor<br />
von diesem großen Steuervorteil, der<br />
über 30 Jahre fließen soll, der Kommune<br />
einen kleinen Teil abgibt. Das<br />
ist der sog. Barwertvorteil: eine einmalige<br />
Cash-Zahlung in Höhe etwa<br />
von vier Prozent der Kaufsumme.“<br />
Pressestimmen<br />
„Stähler macht in seinem Buch deutlich, was eine Kommune<br />
erreichen kann, wenn sie eine langfristige Strategie verfolgt<br />
und einen langen Atem hat.“<br />
(Welt am Sonntag)<br />
„Dass die Entschuldung Langenfelds…nichts mit Hexerei zu<br />
tun hat, sondern das Ergebnis von gut 22 Jahren Kurshaltens…<br />
ist, das skizziert Staehler auf 192 Seiten ebenso wie die sich<br />
jetzt einstellenden Früchte des Durchhaltevermögens.“<br />
(WAZ)<br />
„Dieses Buch…enthält…die knallharten Spar-Wahrheiten von<br />
‚Schulden-Terminator’ Magnus Staehler.“<br />
(BILD)<br />
Dadurch erhielten die Städte „leicht“<br />
bis zu zweistellige Millionenbeträge<br />
und könnten ihre überschuldeten<br />
Haushalte entlasten.<br />
Die Blase ist geplatzt<br />
Doch ganz so einfach ist es eben<br />
nicht, wie Rügemer dem Online-<br />
Portal berichtet: „Die Realität sieht<br />
so aus, dass die eigentlichen Akteure<br />
und Profiteure insgesamt fünf<br />
Banken sind…Der Investor hat erst<br />
einmal nur geringes Eigenkapital<br />
und muss sich den größten Teil der<br />
Kaufsumme, etwa 85 Prozent, von<br />
Banken leihen.“<br />
Dabei gehe es mitunter um Milliardenbeträge,<br />
die von einer Darlehensbank<br />
ausgereicht werden:<br />
„Die Stadt durfte aber nur den sog.<br />
Barwertvorteil von vier Prozent der<br />
Kaufsumme behalten. Die restlichen<br />
96 Prozent wurden an weitere drei<br />
Banken durchgereicht“, erklärt Rügemer<br />
und führt weiter aus:<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
40 20 September I Oktober<br />
Gesellschaft<br />
Regional<br />
Kommunalschulden Ost<br />
Kommunalschulden West<br />
5 000<br />
5 000<br />
0<br />
4 500<br />
4 500<br />
0<br />
€<br />
4 000<br />
3 500<br />
3 000<br />
2 500<br />
2 000<br />
1 500<br />
1 000<br />
500<br />
0<br />
2000<br />
20<strong>01</strong><br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
200<br />
200<br />
(Quelle: Statistisches Bundesamt, Bertelsmann-Stiftung)<br />
€ je Einwohner<br />
4 000<br />
3 500<br />
3 000<br />
2 500<br />
2 000<br />
1 500<br />
1 000<br />
500<br />
0<br />
2000<br />
20<strong>01</strong><br />
2002<br />
2003<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
2004<br />
2005<br />
2000<br />
2006<br />
20<strong>01</strong><br />
2007<br />
2002<br />
2003<br />
„Zwei Banken heißen Schuldübernahmebanken,<br />
welche die Aufgabe<br />
haben, mit diesem Teil des Kaufpreises,<br />
der ihnen überlassen worden<br />
ist, 30 Jahre lang im Namen der<br />
Stadt die Leasing-Rate zu bezahlen,<br />
damit diese ihre Anlage auch weiter<br />
benutzen kann. Dann gibt es noch<br />
eine dritte, eine sog. Depotbank,<br />
welche ebenfalls einen Teil dieser<br />
Kaufsumme zur Verwaltung bekommen<br />
hat. Diese soll den Rückkaufpreis<br />
nach 30 Jahren bereitstellen<br />
und an den Investor auszahlen.“<br />
Während der gesamten Laufzeit,<br />
also über Jahrzehnte hinweg, liegen<br />
sämtliche Risiken bei der jeweiligen<br />
Kommune. Dafür hat der Investor<br />
durch entsprechende Sicherheitsmaßnahmen<br />
in den Verträgen<br />
gesorgt. Schließlich will er ja seine<br />
Leasingraten pünktlich und vollständig<br />
bekommen.<br />
Und deshalb wurde laut Rügemer in<br />
solchen Verträgen vereinbart, „wenn<br />
das sog. Rating, die Bonitätseinstufung,<br />
der drei treuhänderischen<br />
Banken auch nur ein bisschen, also<br />
z. B. von AAA auf A- absinkt, was<br />
noch weit von einer Insolvenz entfernt<br />
ist, die Städte diese Banken<br />
wechseln müssen.“<br />
Und genau das ist beim Platzen<br />
der Spekulationsblase und der anschließenden<br />
Finanzkrise passiert<br />
und zwingt die Städte nun dazu,<br />
mit neuen Banken verhandeln zu<br />
müssen.<br />
Doch damit nicht genug: „Dieselbe<br />
Prozedur bezieht sich auch auf die<br />
Versicherungen, denn die Städte<br />
mussten ihre verkauften Anlagen<br />
gegen Beschädigung, Stillstand etc.<br />
versichern, weil für den Investor<br />
sichergestellt werden muss, dass<br />
diese 30 Jahre lang läuft“, so der<br />
Publizist.<br />
Jetzt wird draufgezahlt<br />
Darüber hinaus verlieren die Städte<br />
während der Vertragslaufzeit die<br />
Verfügungsgewalt über das nun<br />
nicht mehr eigene Hab und Gut.<br />
Rügemer listet Fälle auf, bei denen<br />
die betroffenen Steuerzahler vor<br />
Wut kochen dürften. So wollte z. B.<br />
die Stadt Stuttgart eine neue Brücke<br />
über den Neckar bauen:<br />
„Hier intervenierte der amerikanische<br />
Investor, weil die neue<br />
Brücke ein paar Meter über das<br />
Gelände des Stuttgarter Klärwerks<br />
verlaufen sollte, was dieser gekauft<br />
hatte…Daraufhin musste die Stadt<br />
Stuttgart umplanen, die Brücke<br />
woanders bauen, Zufahrtsstraßen<br />
verlegen, was zu Mehrkosten von<br />
mehreren Millionen geführt hat.“<br />
Beispiel zwei: „Es gibt auch Fälle,<br />
wo öffentliche Verkehrsbetriebe gebrauchte<br />
U-Bahnzüge und Straßenbahnen<br />
nicht nach Polen weiterverkaufen<br />
durften und betriebsbereit<br />
im Depot halten mussten, weil der<br />
Investor den Geschäften nicht zugestimmt<br />
hat.“<br />
Der dritte Fall handelt von einem<br />
typisch ostdeutschen Phänomen.<br />
Hier hatte die Lutherstadt Wittenberg<br />
in Sachsen-Anhalt ihre Kanalisation<br />
veräußert. Schon vorher waren<br />
diese und die dazugehörenden
Gesellschaft Regional 41<br />
September I Oktober 21<br />
2005<br />
200<br />
200<br />
(Quelle: Statistisches Bundesamt, Bertelsmann-Stiftung)<br />
Kirche St. Barbara<br />
in Langenfeld/Rheinland<br />
(Foto: Wikipedia/GFDL/Fabian Köster)<br />
Klärwerke überdimensioniert.<br />
„Und in der Zwischenzeit sind<br />
weitere 15 000 Einwohner abgewandert,<br />
jedoch darf die Stadt Wittenberg<br />
ihre Kanalisation im Wert<br />
nicht verkleinern. Also steigen die<br />
Abwassergebühren, weil diese auf<br />
immer weniger Einwohner umgelegt<br />
werden müssen. Also entstehen<br />
auf diesem Wege für die Bürger<br />
neue Kosten“, berichtet Werner Rügemer<br />
unter www.heise.de.<br />
Auch schlechter Rat ist teuer<br />
Angesichts der nicht enden wollenden<br />
Ungeheuerlichkeiten muss<br />
dem Interviewer Reinhard Jellen<br />
wohl irgendwann die Galle übergelaufen<br />
sein: „Können Sie mir<br />
bitte erklären, wie ein Mensch, der<br />
denken kann, in einer Kommune<br />
einem Cross-Border-Leasing-Vertrag<br />
zustimmen kann?“ „Warum?“, fragt<br />
Rügemer rhetorisch und gibt sogleich<br />
die Antwort:<br />
„Es wurden ihnen diese Transaktionen<br />
von den Beratern, die als seriös<br />
und verlässlich gelten, also sehr<br />
häufig der Deutschen Bank…oder der<br />
jeweiligen Landesbank, der Westdeutschen<br />
Landesbank, der Sachsen<br />
LB, der Bayern LB, der Nord LB, der<br />
Landesbank Baden-Württemberg<br />
und sogar auch in manchen Fällen<br />
der staatlichen Kreditanstalt für<br />
Wiederaufbau empfohlen. Dies<br />
wurde leider einfach geglaubt,<br />
ohne genauer hinzusehen. Dabei<br />
wurden die Verträge aus Kostengründen<br />
nicht einmal ins Deutsche<br />
übersetzt.“<br />
Er hätte auch sagen können: „Weil<br />
die Verantwortlichen in den betreffenden<br />
Kommunen entweder<br />
unfassbar dämlich oder unglaublich<br />
kriminell waren.“ Aber so etwas<br />
sagt man natürlich nicht…<br />
Novum Langenfeld<br />
Zurück nach Langenfeld ins Rheinland:<br />
Hier tragen Bürgerschaft und<br />
Unternehmen als Gesellschafter<br />
einer Stadt großen Anteil am gemeinsamen<br />
Erfolg einer Kommune,<br />
die parallel zur Entschuldung die<br />
Lebensqualität Schritt für Schritt zu<br />
verbessern versteht.<br />
Das Langenfelder Konzept birgt die<br />
eine oder andere Zutat für das Rezept<br />
zur Gesundung der Finanzen<br />
in der eigenen Stadt sowie Anregungen,<br />
wie Bürger mit ihrer Haltung<br />
und Einsatzbereitschaft einen<br />
Beitrag zu einer funktionierenden
20 42<br />
September I Oktober<br />
Gesellschaft<br />
Regional<br />
Übergabe der Schuldenuhr an Dr. Axel Prümm,<br />
Bürgermeister von Grevenbroich<br />
(Foto: Stadt Langenfeld)<br />
Beispielhaft<br />
Gemeinschaft leisten können. Beispiel<br />
gefällig? Unter dem Motto<br />
„Kehren Sie Ihre Gebühren runter!“<br />
verteilten der Bürgermeister und<br />
sein Team jeweils 1000 Besen an die<br />
Bürger. Die Leute standen Schlange.<br />
Nicht nur, weil neue Besen insbesondere<br />
den Dreck vor der eigenen<br />
Haustür gut wegkehren, sondern<br />
weil durch diese Aktion die Straßenreinigungsgebühr<br />
entfallen konnte.<br />
Eine weitere nicht alltägliche Maßnahme<br />
wurde im November 2006<br />
Seit dem Jahr 2000 zeichnet die bundesweit tätige Oskar-Patzelt-Stiftung vorbildlich wirtschaftende<br />
Kommunen im Rahmen des Wettbewerbs „Großer Preis des Mittelstandes“ mit<br />
dem Sonderpreis „Kommune des Jahres“ aus. Und das sind die bisherigen Gewinner:<br />
2000: Stadt Gersthofen (Bayern)<br />
20<strong>01</strong>: Gemeinde Osterweddingen (Sachsen-Anhalt)<br />
2002: Stadt Riesa (Sachsen)<br />
2003: Gemeinde Lichtenstein (Sachsen), Stadtbezirk Treptow-Köpenick (Berlin)<br />
2004: Rhein-Hunsrück-Kreis (Rheinland-Pfalz)<br />
2005: Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken GmbH (Baden-Württemberg),<br />
Stadt Bautzen (Sachsen)<br />
2006: Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Borken mbH (NRW)<br />
2007: Stadt Langenfeld (NRW), Stadt Philippsburg (Baden-Württemberg)<br />
2008: Kreisverwaltung Teltow-Fläming (Brandenburg), Stadt Vilshofen a. d. Donau (Bayern)<br />
durchgeführt: Bei der Unterschreitung<br />
der Schuldengrenze der Stadt<br />
von 100 Euro pro Kopf zahlten über<br />
500 Langenfelder je 99,99 Euro in<br />
die Stadtkasse als direkten Beitrag<br />
zur Entschuldung ein. Damit sicherten<br />
sich die Einzahlenden ein Zertifikat<br />
mit dem Titel „Schuldenfreie<br />
Langenfelder“ und einen Platz auf<br />
einer Erinnerungstafel im Rathaus.<br />
Das (leider) außergewöhnliche<br />
Engagement der Stadt Langenfeld<br />
und seiner Bürger wurde 2007 mit<br />
der Auszeichnung „Kommune des<br />
Jahres“ von der bundesweit tätigen<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung im Rahmen<br />
des Wettbewerbs „Großer Preis des<br />
Mittelstandes“ gewürdigt.<br />
Am 3. Oktober 2008 war es dann<br />
endgültig geschafft: Mit dem ebenso<br />
simplen wie effektiven Hausfrauen-Grundsatz<br />
„Gib nicht mehr<br />
Geld aus, als du einnimmst“ wurde<br />
Langenfeld im Rheinland schuldenfrei<br />
und sorgte für ein echtes Novum<br />
in unserem Land. <br />
Ullrich Rothe
September I Oktober Gesellschaft Regional 21 43<br />
„Gier frisst Hirn“<br />
P.T.-Interview mit Langenfelds<br />
Bürgermeister Magnus Staehler<br />
zur Schuldenpolitik von Bund und<br />
Kommunen<br />
P.T.: Als Bürgermeister haben Sie Ihre<br />
Stadt durch einen harten Sparkurs und<br />
Einbindung der Bürgerschaft in die<br />
Schuldenfreiheit geführt. Warum haben<br />
Sie nicht auf Cross-Border-Leasing gesetzt?<br />
Staehler: Rat und Verwaltung der Stadt<br />
Langenfeld waren sich immer darüber<br />
im Klaren, dass es sich nicht um ihr Geld,<br />
sondern um das der Bürgerschaft und<br />
der Unternehmen handelt. Zocken am<br />
Finanzmarkt ist für eine seriös arbeitende<br />
Kommune nicht der richtige Weg.<br />
P.T.: Wenn Sie von einem 15/16-jährigen<br />
Schüler ihrer Stadt gefragt würden,<br />
wie es zur gegenwärtigen Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise kommen konnte, was<br />
würden Sie ihm sagen?<br />
Staehler: Ein 15- oder 16-Jähriger würde den<br />
Satz „Gier frisst Hirn“ am schnellsten begreifen.<br />
Die Herrschaften in den Chefetagen<br />
der verantwortlichen Unternehmen haben<br />
im Laufe der Jahre das Maß verloren<br />
und Tugenden wie Verlässlichkeit oder<br />
Bescheidenheit vollkommen abgelegt. In<br />
dem Bewusstsein, dass es ja nicht ihr eigenes<br />
Geld war, mit dem sie operieren, haben<br />
sie ohne Rücksicht auf Verluste nicht nur auf<br />
das falsche Pferd, sondern auf das falsche<br />
Pferderennen gesetzt.<br />
P.T.: Was halten Sie von den Milliardenprogrammen<br />
der Bundesregierung für<br />
Banken und Industrie, die letztlich der<br />
Steuerzahler finanzieren muss?<br />
Staehler: In wirtschaftlich schwierigen<br />
Zeiten mögen Konjunkturprogramme mit<br />
Weitsicht und Aussicht auf den gewünschten<br />
Erfolg durchaus Sinn machen. Wir<br />
bewegen uns bei der Teilverstaatlichung<br />
von Banken und Sorglos-Paketen für die<br />
Wirtschaft aber auf dünnem Eis, da wir einmal<br />
den Schritt zum Sozialismus gehen und<br />
zum anderen denjenigen, die versagt haben,<br />
auch für die künftigen Fehlspekulationen<br />
einen Freibrief nach dem Motto „Der Staat<br />
wird es schon richten“ ausstellen. Darüber<br />
hinaus führen solche Programme zu Wettbewerbsverzerrungen.<br />
P.T.: Sie wollen in diesem Jahr nicht mehr<br />
zur Bürgermeister-Wahl in Langenfeld<br />
antreten. Sind Sie sicher, dass Ihr<br />
Nachfolger trotz Wirtschaftskrise keine<br />
neuen Schulden macht?<br />
Staehler: Durch unsere weitsichtige<br />
Finanzpolitik nach dem Credo „Spare in der<br />
Zeit, dann hast Du in der Not“ wird die Stadt<br />
Langenfeld in der Lage sein, die wirtschaftlichen<br />
Dellen der kommenden Jahre abzufedern.<br />
Darüber hinaus ist die Langenfelder<br />
Wirtschaft so branchenbreit aufgestellt,<br />
dass die Rezession nicht flächendeckend um<br />
sich greifen dürfte. Sparen wird in Rat und<br />
Verwaltung unabhängig von Abschwung<br />
oder Boom als Tugend definiert, die auch in<br />
Zukunft nach dem Leitsatz handeln wird:<br />
„Nie wieder Schulden!“<br />
P.T.: Herr Staehler, vielen Dank für das<br />
Gespräch!<br />
(Foto Stadt Langenfeld)
44<br />
Wirtschaft<br />
(Foto © Rainer Aschenbrenner/PIXELIO)<br />
Mit solchen Plakaten wirbt der DGB<br />
seit Jahren<br />
Ein neues Gesetz?<br />
„Wer ganztags arbeitet,<br />
muss von seinem Lohn leben können.“<br />
Es könnte doch einen Gesetzentwurf<br />
der Bundesregierung zum<br />
„Mindestlohngesetz zum Leben vom<br />
Ganztagslohn“ geben. Vizekanzler<br />
Frank-Walter Steinmeier beschreibt<br />
als Ziel eines solchen Gesetzes kurz<br />
und bündig, dass „jeder, der ganztags<br />
arbeitet, von seinem Lohn auch<br />
leben können muss“. Unternehmern<br />
wird verboten, Hungerlöhne zahlen.<br />
Die genaueren Ausführungen von<br />
Dieter Brandes (langjähriges Mitglied<br />
des Verwaltungsrates der<br />
ALDI-Gruppe) machen große Lust auf<br />
dieses einfache Gesetz:<br />
Jeder Unternehmer muss seinen<br />
Mitarbeitern den Lohn zahlen, den<br />
diese zum Leben brauchen. Der<br />
Unternehmer ist künftig einmal im<br />
Jahr verpflichtet, den Geldbedarf<br />
des Mitarbeiters festzustellen…<br />
Durch Reformierung und Neuerlasse<br />
verschiedener Bundesgesetze<br />
wird der Unternehmer in die Lage<br />
versetzt, diese Verpflichtungen zu<br />
erfüllen. Ausgangspunkt ist der<br />
jährlich vom Bundestag festzulegende<br />
Mindestlohn. Der Unternehmer<br />
hat den Mindestlohn<br />
entsprechend den oben genannten<br />
Anforderungen gegebenenfalls zu<br />
erhöhen auf die Summe, die der<br />
Mitarbeiter zum Leben benötigt.<br />
Auf Vorschlag der Bundesregierung<br />
legt der Bundestag für alle Artikel<br />
und Dienstleistungen künftig<br />
Mindestpreise fest, den die Kunden<br />
Gerechter Lohn<br />
Die christliche Gesellschaftslehre<br />
kennt seit der Enzyklika Rerum<br />
novarum den „gerechten Lohn“.<br />
Die Höhe dieses Lohnes muss einem<br />
„genügsamen, rechtschaffenen Arbeiter“<br />
den „Lebensunterhalt“ ermöglichen<br />
(vgl. auch Katechismus der<br />
Katholischen Kirche, KKK 2434).<br />
dem Unternehmer zahlen müssen,<br />
damit dieser seine Lohnverpflichtungen<br />
erfüllen kann. Eine Kommission<br />
aus Arbeitgebern, Gewerkschaften<br />
und Regierung wird<br />
darauf achten, dass zwischenbetriebliche<br />
Preise nicht zu hoch sind.<br />
Eine Regierungskommission wird<br />
zudem regelmäßig prüfen, dass der<br />
Unternehmer seinen Managern<br />
nicht mehr als das 20-fache des<br />
Mindestlohns bezahlt.<br />
Reingefallen<br />
Schon gemerkt? Die einfache Utopie<br />
führt zum nicht mehr Regelbaren.<br />
Spätestens bei den Mindestpreisen<br />
finden wir uns in einem Dilemma<br />
wider. Dann tippt uns Brandes noch<br />
auf die Schulter: „Übrigens hat der<br />
Präsident des Ifo-Instituts, Hans-<br />
Werner Sinn, die Aussage ‚jeder muss<br />
von seiner Hände Arbeit leben können’<br />
als ‚den dümmsten Spruch des<br />
Jahres’ bezeichnet.“ („Süddeutsche<br />
Zeitung“ vom 28.12.2007)<br />
Wolfgang Lieb meint im „Freitag“<br />
zu dieser Sinn-Aussage: „Weder ‚der<br />
Ökonom’ Köhler noch Professor Sinn<br />
noch irgendeiner der neoklassisch<br />
inspirierten sog. Wirtschaftsexperten<br />
hat außer in der Welt ihrer Grenzprodukt-Modelle<br />
jemals auch nur<br />
annähernd ausrechnen können, was<br />
jeder Einzelne im jeweiligen Produktionsprozess<br />
erwirtschaftet…<br />
Was ist Leistung?<br />
…Die Anhänger solcher Denkkonstrukte<br />
müssten doch bestimmen<br />
können, wie viel mehr der millionenschwere<br />
Manager gegenüber dem<br />
Portier ‚im Wettbewerb’ (Grenzprodukt)<br />
‚erwirtschaftet’. Lohnverhandlungen<br />
oder Aufsichtsratsbeschlüsse<br />
über Managerbezüge könnte man<br />
sich ersparen:<br />
Vom Hoffegen bis zum Design-Entwurf<br />
– ja, bis zur strategischen Meinungsfindung<br />
eines Topmanagers<br />
– müsste danach exakt ausgerechnet<br />
werden können, was ihre letzte in<br />
der Produktion eingesetzte ‚Arbeitseinheit’<br />
erwirtschaftet.“<br />
Alte Kamelle<br />
Einer hat sich schon vor langer Zeit zu<br />
diesem Thema geäußert: „Dennoch<br />
muss ich diese Gelegenheit zu der<br />
Feststellung benutzen, dass, genauso<br />
wie die Produktionskosten für<br />
Gesetzliche Mindestlöhne 2007 in Europa<br />
Staat<br />
Vorgeschriebener gesetzlicher Mindestlohn<br />
Pro Stunde<br />
Pro Monat<br />
Luxemburg 9,08 1.570 <br />
Irland 8,30 1.403 <br />
Frankreich 8,44 1.280 <br />
Niederlande 8,13 1.3<strong>01</strong> <br />
Großbritannien 7,96 1.361 <br />
Belgien 7,93 1.259 <br />
Deutschland<br />
7,50 in der Diskussion (DGB-Forderung)<br />
Griechenland 4,22 668 <br />
Spanien 3,99 666 <br />
(Quelle: DIKMU)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
Wirtschaft 45<br />
(Foto © Klaus-Uwe Gerhardt/PIXELIO)<br />
Arbeitskräfte verschiedner Qualität<br />
nun einmal verschieden sind, auch die<br />
Werte der in verschiednen Geschäftszweigen<br />
beschäftigten Arbeitskräfte<br />
verschieden sein müssen.<br />
Der Ruf nach Gleichheit der Löhne<br />
beruht daher auf einem Irrtum, ist<br />
ein unerfüllbarer törichter Wunsch.<br />
Er ist die Frucht jenes falschen<br />
und platten Radikalismus, der die<br />
Voraussetzungen annimmt, die<br />
Schlussfolgerungen aber umgehn<br />
möchte.“(Karl Marx 1865 in: „Lohn,<br />
Preis und Profit“)<br />
Gleichheit des Lohnes oder Mindestlohn<br />
ist eine ähnliche Fragestellung.<br />
Die Lösung liegt nicht in der ökonomischen<br />
Sphäre, sondern in der<br />
Politik. Setzt man Mindestpreise, gibt<br />
es Butterberge, hat man Mindestlöhne,<br />
gibt es dann mehr Arbeitslose?<br />
Abgesehen davon reichen bei der<br />
Abgabenlast auch 7,50 Euro Stundenlohn<br />
nicht zum Leben (siehe P.T.<br />
4/2008, S.6/7).<br />
Bedingungsloses Grundeinkommen (Ulmer<br />
Modell), solidarisches Bürger geld (Dieter<br />
Althaus), Kombilohn, Mindestlohn, liberales<br />
Bürgergeld (Joachim Mitschke)… alles in<br />
Diskussion<br />
Neoklassik<br />
Das neoklassische Rezept zur<br />
Bekämpfung der Arbeitslosigkeit lautet<br />
nun, die Steigerung der Reallöhne<br />
möglichst gering zu halten. Nach<br />
dem Motto: „Wächst die Produktivität<br />
langsamer, werden auch weniger<br />
Arbeitsplätze wegrationalisiert.“<br />
Wettbewerb findet nicht über innovative<br />
Produkte und mehr Produktivität<br />
statt, sondern vorzugsweise<br />
über die Angleichung der Löhne an<br />
die Wettbewerber in Asien.<br />
Heiner Flassbeck und Friedericke<br />
Spiecker haben in ihrem neuen Buch<br />
„Das Ende der Massenarbeitslosigkeit“<br />
empirisch genau das Gegenteil<br />
nachgewiesen: Die Länder mit<br />
vergleichsweise guter Reallohnentwicklung<br />
(USA oder Großbritannien)<br />
haben eine vergleichsweise bessere<br />
Beschäftigungslage als diejenigen<br />
mit stagnierenden Löhnen, wie<br />
Deutschland und Japan. Und anders<br />
als die Neoklassiker in ihrem Denkmodell<br />
annehmen, hat etwa Japan<br />
mit der schlechtesten Beschäftigungskurve<br />
zugleich die niedrigste<br />
Produktivitätsrate.<br />
Fakten<br />
2008 arbeiteten 1,9 Millionen Menschen<br />
in Deutschland für einen<br />
Grundeinkommen<br />
eine andere Idee zur aktuellen Problematik<br />
von Arbeit und Einkommen<br />
staatliche finanzielle Grundversorgung,<br />
zu der weiter dazuverdient<br />
werden kann<br />
basiert auf Möglichkeit, im Industriezeitalter<br />
durch Einsatz von Maschinen<br />
die Arbeit komplett vom Einkommen<br />
zu trennen<br />
Bruttolohn von fünf Euro und<br />
weniger – zum Teil für drei Euro die<br />
Stunde, so Claudia Weinkopf, Leiterin<br />
des Schwerpunkts „Flexibilität<br />
und soziale Sicherheit“ des Instituts<br />
Arbeit und Technik (IAT) Gelsenkirchen.<br />
In Ostdeutschland sanken die<br />
durchschnittlichen Bruttolöhne im<br />
Niedriglohnbereich im jüngsten Aufschwung<br />
um rund zehn Prozent.<br />
Eine solche Entwicklung gibt es<br />
in keinem anderen Land Europas.<br />
Selbst in den USA gibt es einen<br />
Mindestlohn, der die wildesten<br />
Exzesse nach unten verhindert. „Wir<br />
forschen in einem internationalen<br />
Team von Wissenschaftlern zusammen<br />
mit Amerikanern, Franzosen,<br />
Dänen, Holländern und Briten.<br />
Dort hat man uns fassungslos<br />
angeschaut, als wir die Daten für<br />
Deutschland vorgelegt haben“, erinnerte<br />
sich Weinkopf.<br />
Wie man für verschiedenste Leistungen<br />
einen Markt findet, auf<br />
dem Geld so verteilt wird, dass die<br />
meisten Menschen würdig am wirtschaftlichen<br />
Leben partizipieren<br />
können, das wird diese Politikergeneration<br />
wohl auch nicht steuern<br />
können, auch wenn Mindestlohn ein<br />
Wahlkampfthema werden sollte. <br />
Spezialist für Anlagenbau und Industriemontagen:<br />
Die ALWA Montagen AG bietet von der Planung bis<br />
zur Inbetriebnahme alle Leistungen aus einer Hand<br />
um ornfeld 22 99198 rfurt- erspleben Tel. 036203 7396-0 a 036203 7396-20<br />
info alwa-montagen.de www.alwa-montagen.de
46 20 September I Oktober<br />
Wirtschaft<br />
Regional<br />
(Foto: © Hans-Jörg F. Karrenbrock/PIXELIO)<br />
Wenn der Chef stirbt<br />
Tabuthemen sind die Sollbruchstellen für ein Unternehmen<br />
Klassischer Fall Haribo. Seit 60 Jahren<br />
lenkt Hans Riegel (85) die Geschicke<br />
der Firma zusammen mit seinem<br />
Bruder Paul (82). Sein Bruder kümmert<br />
sich um die Produktion, Hans<br />
steuert Vertrieb, Marketing und das<br />
ganze Unternehmen. Er ist der Boss.<br />
Doch während der Bruder sich nun<br />
langsam zurückzieht, gibt es für den<br />
Chef trotz hohen Alters kein Weichen.<br />
Der Doktor, wie seine Angestellten<br />
den promovierten Volkswirt<br />
ehrfurchtsvoll nennen, ist bei Haribo<br />
so präsent wie eh und je. Nach einem<br />
Krach mit seinem Neffen hat der<br />
Kinderlose ein Nachfolgeproblem.<br />
Das soll eine von ihm eingesetzte<br />
Stiftung übernehmen. Dem „manager-magazin“<br />
war das Thema vor<br />
drei Jahren neun Seiten wert. Nach<br />
dessen Einschätzung gefährdet der<br />
85-Jährige sein Lebenswerk, weil er<br />
von der Macht nicht lassen kann. Die<br />
Begründung ist eingängig.<br />
Notwendige Entscheidungen werden<br />
nicht getroffen, die Phase Haribo<br />
als Global Player schleift, und<br />
das Führungschaos ist vorprogrammiert,<br />
wenn der Altmeister seine<br />
Geschäfte eines Tages nicht mehr<br />
managen kann. „Die natürlichen Folgen<br />
eines solchen Verhaltens lassen<br />
sich im deutschen Mittelstand vielfach<br />
besichtigen: bilanzielles Siechtum<br />
und am Ende die Übernahme<br />
durch einen Konkurrenten oder<br />
einen Finanzinvestor“, so das „manager-magazin“.<br />
Gravierender Wandel<br />
Jedes vierte deutsche<br />
Familienunternehmen erwartet in<br />
den kommenden 5 Jahren einen<br />
Eigentümerwechsel<br />
73% davon streben familieninterne<br />
Nachfolge an<br />
Klappt das nicht, kommt nur für jedes<br />
vierte dieser Unternehmen eine andere<br />
Lösung in Betracht<br />
(Quelle: PwC 2008)<br />
Vogel Strauß<br />
„Nicht zu fassen, dass viele Mittelständler<br />
ihr Risikomanagement dem<br />
Zufall überlassen“, sagt Steuerberater<br />
Ralph Kammermeier von der Steuerund<br />
Anwaltkanzlei Haubner, Schäfer<br />
& Partner. „Denn eigentlich haben<br />
sie den Ruf, alles ganz genau zu planen.“<br />
Doch nach Ansicht von Experten<br />
ist Risikomanagement vor allem<br />
bei deutschen Familienbetrieben ein<br />
Tabuthema.<br />
„Schon ein paar kleine Tipps sind<br />
ausreichend, um ein Notfallhandbuch<br />
anzulegen, in dem die Reaktionen<br />
auf mögliche Risiken klar geregelt<br />
sind“, sagt der Experte.<br />
Das Problem: Krisen in kleinen und<br />
mittelständischen Unternehmen gibt<br />
es immer wieder, und oft werden<br />
die Gefahren erst erkannt, wenn es<br />
zu spät ist. Wichtig sei deshalb, dass<br />
Unternehmen auf mögliche Risiken<br />
vorbereitet sind, um schnell eingreifen<br />
zu können, wenn sie eintreten.<br />
Nichts geht mehr<br />
Risiken, die im Unternehmen selbst<br />
begründet liegen, sind jedoch genauso<br />
gefährlich wie etwa eine schlechte<br />
Konjunktur oder unerwartete Veränderungen<br />
des Marktes. Das zeigt<br />
sich, wenn der Chef ganz unerwartet<br />
stirbt. In vielen mittelständischen<br />
Betrieben hat er meist nicht nur den<br />
alleinigen Kontakt zu den Kunden,<br />
sondern ist auch in Sachen Personal<br />
allein verantwortlich.<br />
Das sind Gründe, warum die Beziehungen<br />
zwischen Unternehmen und<br />
Abnehmern mit dem Wegfall des<br />
Mannes (oder der Frau) an der Spitze<br />
in vielen Fällen abrupt abbrechen<br />
und nur mit äußerster Anstrengung<br />
Anschlussaufträge hereingeholt werden<br />
können. Oft verschlechtert sich<br />
in einer solchen Situation die Auftragslage,<br />
und der Personalbestand<br />
müsste reduziert werden – aber auch<br />
das kann nicht geschehen, denn<br />
ohne Chef können Kündigungen<br />
nicht ausgesprochen werden.<br />
Zivilrechtliche Folgen nicht unterschätzen<br />
„Testament und Ehevertrag gehören<br />
ebenfalls in den Notfallplan und sollten<br />
regelmäßig aktualisiert werden“,<br />
sagt Kammermeier. „Denn bei Unternehmenskrisen<br />
werden vor allem<br />
die zivilrechtlichen Folgen oft unterschätzt.“<br />
Wenn z. B. eine Erbengemeinschaft<br />
das Erbe antritt und in Besitz des<br />
Unternehmens kommt, sind vielfach<br />
Streit und langwierige Abstimmungen<br />
über Unternehmensentscheidungen<br />
die Folge. „Da der Chef nicht<br />
weiß, ob und wann Krisensituationen<br />
auftreten, muss er vor allem<br />
frühzeitig einen Vertreter oder Nachfolger<br />
bestimmen.“<br />
Bei Unternehmerfamilien sollte<br />
zudem gewährleistet sein, dass z. B.<br />
im Falle einer Firmeninsolvenz das<br />
private Familienvermögen nicht<br />
gefährdet wird, etwa weil die Ehefrau<br />
eine Bürgschaft unterschrieben<br />
hat. „Scheidung, Unterhalt der Kinder,<br />
Vorsorgevollmacht – alles das<br />
sind Aspekte, die ebenfalls bedacht<br />
werden müssen“, erklärt Kammermeier.<br />
Eine individuelle Beratung sei<br />
unumgänglich, wenn man abgesichert<br />
sein will.<br />
Plan B fehlt<br />
„Das gilt eben auch für eine Finanzkrise“,<br />
weiß der Steuerberater.<br />
„Schließlich baut man Rettungsboote<br />
ja auch nicht in Sturmzeiten, sondern<br />
bei schönem Wetter, damit sie<br />
einsatzfähig sind, wenn es darauf<br />
ankommt.“ Nur ein Notfallplan kann<br />
hier helfen.<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
Wirtschaft 47<br />
ja f r eine<br />
keine<br />
An ah n<br />
siti nen<br />
1 %<br />
ja<br />
andere<br />
%<br />
nein<br />
3 %<br />
starke<br />
Spannungen<br />
3%<br />
keine<br />
Angabe<br />
11%<br />
gewisse<br />
Spannungen<br />
26%<br />
auf uns<br />
nicht<br />
anwendbar<br />
13%<br />
ja<br />
39%<br />
ja f r die<br />
h chsten<br />
siti nen<br />
1 %<br />
ja f r a e<br />
siti nen<br />
%<br />
(Quelle: PwC 2008)<br />
keine<br />
Spannungen<br />
71%<br />
(Quelle: PwC 2008)<br />
nein<br />
37%<br />
(Quelle: PwC 2008)<br />
Interne Übergabe bevorzugt Konflikte werden unterschätzt Grundsätze geregelt<br />
Abhängigkeiten vermeiden<br />
Ein Beispiel ist etwa die Abhängigkeit<br />
von einem Hauptkunden. Denn<br />
was, wenn es beispielsweise zu<br />
Absatzschwierigkeiten kommt oder<br />
der Kunde sogar ganz ausfällt? Dann<br />
kann im schlimmsten Fall nicht nur<br />
der Umsatz einbrechen, sondern das<br />
ganze Unternehmen in der Existenz<br />
bedroht sein.<br />
„Wichtig ist, mehrere Auftraggeber<br />
zu haben und seine Auftragslage<br />
breit zu fächern“, so Kammermeier.<br />
„Außerdem sollten unbedingt die<br />
Verträge daraufhin überprüft werden,<br />
welche Maßnahmen ergriffen<br />
werden können, wenn der Kunde<br />
beispielsweise nicht zahlt.“<br />
Auf Konjunkturschwankungen<br />
vorbereitet sein<br />
Konjunkturschwankungen sind ebenfalls<br />
ein Aspekt, der nicht unterschätzt<br />
werden sollte. Preissteigerungen bei<br />
Öl, Gas und Strom können den Winter<br />
so teuer wie nie zuvor machen. Dabei<br />
stöhnen Autofahrer schon heute beim<br />
Tanken, und Unternehmer ächzen<br />
beim Bezahlen der Stromrechnung.<br />
Wenn die Benzinpreise explodieren<br />
und der Transportweg für Waren<br />
plötzlich doppelt so teuer wird, müssen<br />
Unternehmer mit erheblichen<br />
Mehrausgaben rechnen. „Häufig können<br />
sie Kosten aber nicht einfach<br />
durch einen Preisaufschlag an ihre<br />
Kunden weitergeben“, erklärt Kammermeier.<br />
„Hier muss vorher schon<br />
nachgedacht werden, wo man in<br />
einem solchen Fall woanders Kosten<br />
einsparen kann.“<br />
Unwissenheit schützt vor Strafe nicht<br />
Das gilt auch für Regressansprüche.<br />
So müssen Unternehmen beispielsweise<br />
feststellen, ob eine Innovation<br />
wirklich neu ist oder nicht. Dies gilt<br />
besonders in Zeiten, in denen technische<br />
und wissenschaftliche Verbes-
48 20 September I Oktober<br />
Wirtschaft<br />
Regional<br />
(Foto: © Gerd Altmann/PIXELIO)<br />
serungen mit einer unglaublichen<br />
Geschwindigkeit hervorgebracht<br />
werden.<br />
Hat ein Unternehmen, wenn auch<br />
nur aus Versehen, ein Patent verletzt,<br />
können erhebliche Strafen<br />
drohen, von denen die Schadensersatzzahlung<br />
nur eine ist. „Liquiditätsprobleme<br />
und eine hohe Verschuldung<br />
können folgen“, weiß der<br />
Experte.<br />
Verantwortung für Produktschäden<br />
übernehmen<br />
So auch etwa bei Schäden, die durch<br />
das Produkt eines Betriebs verursacht<br />
worden sind. Wer als Unternehmer<br />
ein Produkt auf den Markt bringt,<br />
ist dafür verantwortlich, dass Dritte<br />
dadurch nicht geschädigt werden.<br />
Für die Lieferung einer fehlerhaften<br />
Kaufsache oder für Schäden, die<br />
durch das Produkt entstanden sind,<br />
übernimmt der Hersteller die Verantwortung.<br />
Und das kann bedeuten,<br />
dass man sehr viel Geld verliert,<br />
etwa wenn die Schäden enorm sind.<br />
Kriterien der Risikobewertung<br />
Für jedes Unternehmen ist es daher<br />
wichtig, sich über den Aspekt des Risikomanagements<br />
Gedanken zu machen.<br />
„Für Kreditinstitute stellt es jedoch<br />
eine ganz zentrale Funktion dar“,<br />
weiß auch Alfons Maierthaler, Vorsitzender<br />
der Sparkasse Rosenheim-Bad<br />
Aibling. Deshalb sei es nicht verwunderlich,<br />
dass das Risikomanagement<br />
von Banken und Sparkassen in enge<br />
rechtliche Rahmenbedingungen gegossen<br />
ist. Bestimmte Mindestanforderungen<br />
geben einheitliche Standards<br />
vor, die Risikoarten wie Adress-,<br />
Marktpreis-, Liquiditäts- und operationelle<br />
Risiken unterscheiden.<br />
„Gleichzeitig gibt dieses Werk auch<br />
die Art und Weise vor, wie man sich<br />
periodisch wiederkehrend und anlassbezogen<br />
mit der Erkennung, Messung<br />
und Steuerung von Risiken<br />
auseinanderzusetzen hat“, so Maierthaler.<br />
Risikomanagement sei daher<br />
eher als ein kontinuierlicher Prozess<br />
und nicht als ein stichtagsbezogener<br />
Vorgang zu verstehen.<br />
Kühl kalkulieren<br />
Um eine effiziente Risikovorsorge zu<br />
gewährleisten, müssten laut Kammermeier<br />
zunächst die einzelnen<br />
Risiken identifiziert und beschrieben<br />
werden. Wovon hängt das Eintreten<br />
von Risikoereignissen ab?<br />
Lassen sich Frühindikatoren ableiten?<br />
Und welche Auswirkungen hat<br />
das Eintreten auf das Geschäft? „Diese<br />
und ähnliche Fragen sollten nach<br />
zwei Kriterien bewertet werden – der<br />
Eintrittswahrscheinlichkeit und der<br />
absehbaren Schadenshöhe.“<br />
Im Idealfall sollte danach ein Notfallhandbuch<br />
angelegt werden, in<br />
dem Zuständigkeit und Vertretung<br />
bei Ausfall des Geschäftsführers klar<br />
geregelt sind. Zudem sollte es nicht<br />
nur Vollmachten sowie wichtige<br />
Schlüssel und Kennwörter enthalten,<br />
sondern auch über Betriebsgeheimnisse<br />
und „ungeschriebene Gesetze“<br />
wie spezielle Kunden- oder Lieferantenvereinbarungen<br />
informieren.<br />
Geld wert<br />
a i ien erfassung<br />
eistungs essung<br />
und bewertung<br />
rkehrungen f r desfa<br />
erufsunf higkeit<br />
a i ienrat<br />
ese schafts ertrag<br />
eutra er ediat r<br />
intritts Austritts<br />
rege ungen<br />
%<br />
%<br />
19%<br />
1 %<br />
1 %<br />
17%<br />
1 %<br />
1 %<br />
9%<br />
31%<br />
31%<br />
1%<br />
3 %<br />
3 %<br />
%<br />
7%<br />
9%<br />
%<br />
11%<br />
1 %<br />
%<br />
% 1 % % 3 % % % % 7 %<br />
eutsch and ur a etweit<br />
Europameister im Lösen von Konflikten: Deutschland<br />
(Quelle: PwC 2008)<br />
„Die Existenz derartiger Pläne kann<br />
niemals eine Garantie dafür sein,<br />
dass auftretende Risiken oder Notfälle<br />
in der Praxis dann auch wirklich<br />
optimal gehandhabt werden“,<br />
weiß Maierthaler aus Erfahrung. „Sie<br />
erhöhen aber die Wahrscheinlichkeit<br />
einer bestmöglichen Reaktion und<br />
reduzieren somit die Schäden aus<br />
derartigen Situationen.“<br />
Dies erkläre sich vor allem aus der<br />
Tatsache heraus, dass man sich zur<br />
Erarbeitung von Notfallplänen mit<br />
Risiken bewusst und strukturiert<br />
auseinandersetzen muss. Ein Prozess,<br />
der regelmäßig einen hohen Nutzen<br />
stifte und daher im wahrsten Sinne<br />
des Wortes „Geld wert“ sei, so Maierthaler.<br />
<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
Preisträger 2008<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“<br />
Mit drei Mann startete Geschäftsführer Christof Stölzel in einer Scheune unweit von<br />
Neumarkt die Produktion von Leichtbauplatten. Mittlerweile ist aus dem StartUp ein<br />
führender Hersteller für Außen-, Spezial- und Funktionstüren, Passivhausfenstern<br />
und Wandsystemen sowie Vakuum-Sandwichelementen im Bereich des energieoptimierten<br />
Bauens und Sanierens geworden.<br />
Firmenpräsentation<br />
enta<br />
tion<br />
Der französische Schriftsteller Victor Hugo prägte den Satz:<br />
„Nichts auf der Welt ist so mächtig, wie eine Idee, deren<br />
Zeit gekommen ist.“ Als Christof Stölzel am 11. November<br />
1985 die Firma gründete, hatte er diesen Satz im Hinterkopf.<br />
So startete VARIOTEC, dessen Name nichts anderes<br />
als „Variable Technik“ bedeutet, am 1. März 1986 die Produktion.<br />
Bereits 1990 konnte der frühere Vier-Mann-Betrieb<br />
in ein größeres Produktionsgelände mit ca. 18 000 m²<br />
umziehen und entsprechend wachsen.<br />
Von der Tür zum Passivhaus<br />
Wegweisende Erfindungen, Patente und Gebrauchsmuster<br />
ziehen sich durch die Firmengeschichte wie ein roter<br />
Faden und ließen VARIOTEC zu dem werden, was es heute<br />
ist: Innovationsführer bei Energiespartechniken, Passivhaussystemen,<br />
Außen-, Spezial- und Funktionstüren, Vakuumdämmung,<br />
Sandwichelementen sowie Garantie- und<br />
Designsperrhölzern. 1995 erfolgte die Neuausrichtung vom<br />
reinen Produkthersteller zum Systemlieferanten, rund um<br />
die energieeffiziente Gebäudehülle, der Zukunft des Bauens.<br />
Die nächste Stufe war das weltweit erste vakuumgedämmte<br />
Nullheizenergiehaus. Heute finden vor allem Architekten<br />
bei VARIOTEC alles, was für Planung, Berechnung,<br />
Bau oder Sanierung nach Passivhaus-Kriterien nötig ist.<br />
Hölzern mit wesentlich besseren Eigenschaften in puncto<br />
Härte, Dauerhaftigkeit, Dimensionsstabilität, Pilzresistenz<br />
oder Wasseraufnahme – sind der Innovationsfreude keine<br />
Grenzen gesetzt – wie die neue Multifunktionstür mit<br />
Schall- und Brandschutz sowie Einbruchhemmung und<br />
Wärmedämmung zeigt.<br />
Maßgeschneiderte Baukastensysteme<br />
Die Systemgeberschaft für Funktionstüren, Passivhausfenster<br />
und QASA-Bauelemente ist ein weiteres Geschäftsfeld,<br />
das VARIOTEC bedient. Für viele Verarbeiter ist es damit<br />
einfacher, individuelle Designwünsche der Kunden mit den<br />
Anforderungen an Sicherheit, Wärme-, Brand-, Schall- oder<br />
Rauchschutz unter einen Hut zu bringen. Alle Außenund<br />
Funktionstüren aus Neumarkt tragen das CE-Zeichen,<br />
denn VARIOTEC hat bereits alle Prüfungen nach DIN EN<br />
14351-1:2006 mit Bestwerten abgeschlossen. Auch in<br />
Sachen Verkauf und Werbung profitieren die Partner von<br />
den Erfindern aus Neumarkt. VARIOTEC bietet zu seinem<br />
Programm „MEISTERliche Tür“ ein abgestimmtes Marketingpaket<br />
namens d-pac sowie ein Türdesigncenter für<br />
photorealistische Planungen an.<br />
Arbeitgeber mit Zukunft<br />
Innovationen rund ums Vakuum<br />
Mit der Entwicklung der Vakuum-Isolations-Paneele (VIP),<br />
einer Hightech-Dämmung basierend auf mikroporöser<br />
Kieselsäure, legte VARIOTEC vor knapp vier Jahren einen<br />
wichtigen Grundstein für eine neue Produkttechnologie.<br />
Integriert in die Sandwichbauteile namens QASA lassen<br />
sich bei Wanddicken von 150 bis 250 mm neben U-Werten<br />
von 0,10 W/m²K vor allem Innenflächen-Gewinne bis zu<br />
15% erzielen.<br />
Die Mischung macht’s<br />
Auch im Außentürenbereich hat die VIP-Technologie bei<br />
VARIOTEC längst Einzug gehalten. Kombiniert mit den Vorteilen<br />
der TOL WOOD -Hölzer – modifizierten einheimischen<br />
Über ein ausgedehntes Händler- und Beraternetz exportiert<br />
VARIOTEC seine Waren und bauphysikalischen Dienstleistungen<br />
weltweit. Mit einem Exportanteil von gut 50%<br />
erwirtschaftet VARIOTEC einen Gesamtumsatz von ca.<br />
17 Mio. €. 80 Mitarbeiter und 12 Auszubildende im Werk<br />
Neumarkt müssen sich um ihre Zukunft keine Sorgen<br />
machen.<br />
In den vergangenen Jahren erhielt das Unternehmen zahlreiche<br />
Innovations-, Marketing- und Forschungspreise. Die<br />
Spitzenposition als Technologie- und Innovationsführer<br />
im energieeffizienten Planen, Bauen und Sanieren hält<br />
VARIO TEC durch laufende Forschungsprojekte mit diversen<br />
Bundesministerien sowie Universitäten im In- und Ausland<br />
bzw. einer kontinuierlichen Zusammenarbeit mit mehreren<br />
Fraunhofer-Gesellschaften.<br />
Kontakt<br />
VARIOTEC GmbH & Co. KG<br />
Weißmarterstraße 3-5<br />
92318 Neumarkt<br />
Das welterste vakuumgedämmte<br />
Nullheizenergiehaus in<br />
elementierter Bauweise.<br />
Firmengründer Christof Stölzel (rechts)<br />
präsentiert sein Erfolgsquartett v.l.n.r.:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Wolfram Breitenbach,<br />
Marco Lerzer, Erich Bauer-Ebenhöch<br />
und Dipl.-Ing. (FH) Dirk Franz<br />
1990 siedelte VARIOTEC auf das heutige<br />
Firmengelände nach Neumarkt um.<br />
Seitdem vergrößerten sich nicht nur die<br />
Produktionshallen, sondern auch der<br />
jährliche Umsatz.<br />
Tel. 09181 6946-0<br />
Fax 09181 8825<br />
sekretariat@variotec.de<br />
www.variotec.de
(Foto: © Berlin Partner - FTB/Werbefotografie) (Foto: © Berlin Partner - FTB/Werbefotografie) (Foto: © Berlin Partner - FTB/Werbefotografie)<br />
(Foto: © Berlin Partner - FTB/Werbefotografie)<br />
(Foto: © Berlin Partner - FTB/Werbefotografie)<br />
(Foto: © Berlin Partner - FTB/Werbefotografie)<br />
Berlin - Brandenburg<br />
Regionen unter Druck<br />
Mitteldeutschland<br />
(Foto: Ferropolis/Christiane Eisler)<br />
(Foto: © Martin Wolf (BSD)/PIXELIO)<br />
(Foto: © Martin Wolf (BSD)/PIXELIO)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong><br />
(Foto: © TU Berlin/Ulrich Dahl)<br />
(Foto: © Daniela B./PIXELIO)<br />
(Foto: WikipediaGFDLM62)<br />
(Foto: © Finni/PIXELIO)
Regional-Special 51<br />
Der Drang nach oben<br />
Jeder will Sonnenkönig sein<br />
(Foto: Wikipedia/gemeinfrei/Louis le Grand)<br />
Das klassische Zitat „L‘État c‘est<br />
moi“ – Der Staat bin ich! – des „Sonnenkönigs“<br />
Ludwig des XIV. scheint<br />
sich heute umzukehren. Bedingt<br />
durch die Globalisierung seien heute<br />
nicht mehr nur die Staaten und<br />
die Gemeinschaftsinstitutionen die<br />
anerkannten „Mitspieler in der European<br />
Governance“, sondern gleichberechtigt<br />
auch die Regionen und<br />
Gemeinden, die Zivilgesellschaft, ja<br />
sogar der einzelne Bürger, so das Institut<br />
für Föderalismus EURAC, Bozen.<br />
Seit Ende der der 90er Jahre ist in der<br />
regionalen Strukturpolitik mit der<br />
Renaissance der Regionen ein neues<br />
Kapitel aufgeschlagen worden.<br />
Hurra<br />
Berlin z. B. steht im Städte-Ranking<br />
ganz unten. Obwohl der Senat seit<br />
Jahren die Ausgaben kürzte, stiegen die<br />
Schulden immer weiter an. Ein Patentrezept<br />
dafür, wie die Milliarden-Verluste<br />
der Bankgesellschaft, der Wasserbetriebe,<br />
der Krankenhausgesellschaft<br />
oder der Verkehrsbetriebe ausgeglichen<br />
werden konnten, gab es nicht.<br />
Aber Hurra! Das ist schon für Berlin<br />
ein Grund zur Freude, dass im Jahre<br />
2007 erstmals in der Finanzgeschichte<br />
des Landes keine neuen Schulden<br />
aufgenommen werden mussten.<br />
Globalisierung heißt Regionalisierung<br />
Berlins Wirtschaftsstrategie steht<br />
auf zwei Säulen: Mit der Kompetenzfeldstrategie<br />
sollen die fünf<br />
Technologien Gesundheitswirtschaft,<br />
Kommunikation, Medien, Kulturwirtschaft<br />
sowie Verkehr und Mobilität<br />
besonders gestärkt werden. Zugleich<br />
sollen die Innovationsfähigkeit traditioneller<br />
Branchen gefördert und die<br />
Vernetzung von Wissenschaft und<br />
Wirtschaft verbessert werden.<br />
Die Vereinigung der Unternehmensverbände<br />
in Berlin und Brandenburg<br />
UVB schätzt, dass in den<br />
Berliner Kompetenzfeldern über<br />
160 000 Beschäftigte tätig sind. Das<br />
tatsächliche Beschäftigungsniveau<br />
dürfte noch weitaus höher liegen,<br />
da viele Arbeitskräfte in diesen<br />
Zukunftsbranchen keinem sozialversicherungspflichtigen<br />
Beschäftigungsverhältnis<br />
nachgehen, sondern<br />
freie Mitarbeiter und Selbstständige<br />
sind.<br />
Polen holen Prozente<br />
Allein 130 Millionen Tagesgäste<br />
schauen sich die Stadt jährlich an.<br />
Vom Berlin-Tourismus ist das Einkommen<br />
von 255 000 Arbeitnehmern<br />
abhängig.<br />
Die Bankenkrise schlug im Berlin-<br />
Tourismus erstmalig im August<br />
durch. Die Zahl der Übernachtungen<br />
durch amerikanische Besucher sank<br />
um 13,6 Prozent. Aus Großbritannien<br />
– ebenfalls stark von der Krise<br />
betroffen – gab es in den ersten acht<br />
Monaten 2008 6,4 Prozent weniger<br />
Übernachtungen. Durch Länder<br />
wie Russland (plus 35 Prozent) oder<br />
Polen (plus 43 Prozent) konnte dieses<br />
Minus noch ausgeglichen werden.<br />
Insgesamt stieg die Zahl der Übernachtungen<br />
um 2,5 Prozent.<br />
Berlin billig, billig<br />
London und Paris wurden in diesem<br />
Jahr weitaus heftiger getroffen, dort<br />
gab es deutliche Einbrüche. Offensichtlich<br />
profitiert Berlin derzeit von<br />
den deutlich niedrigeren Preisen.<br />
Hoffnung setzt die Berlin Tourismus<br />
Marketing Gesellschaft BTM auf den<br />
20. Jahrestag des Mauerfalls. „Vor<br />
allem in den USA ist das Interesse<br />
riesig“, sagte BTM-Geschäftsführer<br />
Hanns Peter Nerger. Fragt sich nur,<br />
Der „Sonnenkönig“ Ludwig XIV.<br />
wie viele Amerikaner sich die Reise<br />
noch leisten können, fragt der Berliner<br />
TAGESSPIEGEL.<br />
„Die Auswirkungen dieser Krise<br />
sind sehr schwer vorherzusagen“, so<br />
Nerger. Das von ihm für 2008 prognostizierte<br />
Plus von fünf Prozent im<br />
Berlin-Tourismus sei nicht mehr zu<br />
erreichen, stellte er klar.<br />
Totegesagte leben länger<br />
Treiber des Wachstums in der Stadt<br />
war die oft schon totgesagte Industrie.<br />
Um 7,5 Prozent wuchs preisbereinigt<br />
die Bruttowertschöpfung<br />
2008 im verarbeitenden Gewerbe<br />
– fast doppelt so stark wie im Rest<br />
des Landes.<br />
Die Berliner Industrie hatte aber<br />
schon im August deutlich weniger<br />
Aufträge als im Vormonat. Grund:<br />
der Rückgang der Auslandsbestellungen<br />
um 19,2 Prozent. Das Inlands-<br />
Super-Beispiele<br />
Adlershof: zählt zu den erfolgreichsten<br />
Hochtechnologiestandorten<br />
Europas, Gesamtumsatz 2007: rund<br />
1,4 Mrd. Euro<br />
Biomedizinischer Campus Berlin-<br />
Buch: bringt 13,1 Mio. Euro jährlich an<br />
Steuern<br />
Flughafen: Inbetriebnahme des neuen<br />
„Berlin Brandenburg International“<br />
2<strong>01</strong>1 in Schönefeld<br />
Krisenerprobt<br />
Berliner Hypotheken- und<br />
Pfandbriefbank AG ging pleite<br />
9. April 2002: Risikoabschirmung<br />
mit einer Garantie in Höhe von<br />
21,6 Mrd. Euro für die verlustreichen<br />
Immobiliengeschäfte<br />
nach fünf Jahren: Verkauf der Anteile<br />
des Landes Berlin an der Landesbank<br />
Berlin Holding AG für rund 4,5 Mrd.<br />
Euro<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
20 52<br />
September I Oktober<br />
Regional-Special<br />
(Foto: © Berlin Partner - FTB-Werbefotografie)<br />
Berlin habe die Chance, einigermaßen<br />
glimpflich aus der weltweiten Finanzmarktkrise<br />
herauszukommen, glauben<br />
die Experten.<br />
geschäft verfehlte mit 0,5 Prozent<br />
knapp das Vorjahresergebnis. Insgesamt<br />
lag das Auftragsvolumen preisbereinigt<br />
10,9 Prozent unter dem<br />
Niveau des Vorjahres.<br />
Vorzeigebeispiele<br />
Berlin ist stolz auf seinen Biomedizinischen<br />
Campus Berlin-Buch. Dieses<br />
Forschungs-Zentrum startete mit<br />
einer Keimzelle vor 17 Jahren. Rund<br />
7 500 Arbeitsplätze hängen heute<br />
von diesem Campus direkt und indirekt<br />
ab.<br />
2%<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
Jeder Arbeitnehmer zählt. Adlershof<br />
mit zwölf außeruniversitären<br />
Forschungseinrichtungen und rund<br />
1 600 Mitarbeitern hat es geschafft.<br />
Hinzu kommen die mathematischnaturwissenschaftlichen<br />
Fachbereiche<br />
der Humboldt-Universität mit<br />
ihren 865 Mitarbeitern und mehr<br />
als 6 600 Studenten. Darüber hinaus<br />
sind rund 13 500 Menschen in über<br />
700 Unternehmen im gesamten Wissenschafts-,Wirtschafts-<br />
und Medienstandort<br />
Adlershof beschäftigt.<br />
Biotech-Landschaft<br />
„Insgesamt arbeiten in Berlin 10 000<br />
Menschen in der Pharmaindustrie,<br />
die im ersten Halbjahr 2008 2,5 Mrd.<br />
Euro Umsatz machten, davon drei<br />
Viertel im Ausland. Im Vergleich zum<br />
Vorjahreszeitraum haben wir eine<br />
sechsprozentige Steigerung“, freut<br />
sich Dr. Paul Kriegelsteiner, Hauptgeschäftsführer<br />
der Chemieverbände<br />
Nordost. Die Pharmawirtschaft ist die<br />
Basisbranche der Gesundheitswirtschaft<br />
Berlins. „Wir sind die Pharmahauptstadt“,<br />
so Kriegelsteiner.<br />
Aber eine Pille gegen die Finanzkrise<br />
hat auch der Pharma-Riese Pfizer<br />
noch nicht erfunden. „Die Pharma-<br />
1999 2000 20<strong>01</strong> 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
Veränderung BIP Berlin preisbereinigt<br />
Industrie wird sich den Wellen, die<br />
die Finanzkrise derzeit schlägt, wohl<br />
auch nicht ganz entziehen können.<br />
Wir leben ja nicht in einer isolierten<br />
Welt. In den Gesundheitsetats<br />
der Staaten und der Krankenkassen<br />
werden die Turbulenzen sicherlich<br />
Spuren hinterlassen“, meinte Pfizer-<br />
Europachef Pedro Lichtinger in der<br />
Online-Ausgabe der MORGENPOST.<br />
Der US-Konzern hat gerade seine<br />
Deutschlandzentrale nach Berlin<br />
verlegt.<br />
Und nun die Krise<br />
(Quelle: Amt für Statistik Berl.-Br.)<br />
Gerade war Berlins Wirtschaft im ersten<br />
Halbjahr 2008 stärker gewachsen<br />
als der Bundesdurchschnitt. Wenn<br />
auch nur minimal. Damit hatte Berlin<br />
sein Etappenziel erreicht, denn jahrelang<br />
hatte sich die Wirtschaft in der<br />
Stadt deutlich schlechter entwickelt<br />
als im übrigen Deutschland.<br />
Vom Einbruch des internationalen<br />
Geschäftes waren besonders exportorientierte<br />
Wirtschaftsbranchen<br />
betroffen wie die chemische Industrie<br />
und der Maschinenbau. Beide<br />
Sparten verzeichneten schon im<br />
Sommer einen Rückgang bei den<br />
Auslandsbestellungen von über<br />
30 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.<br />
Die andere Seite<br />
FOCUS-Online titelte im Dezember:<br />
„Arm, alt, wenig sexy“ und nannte<br />
Berlin „die Hauptstadt der Verlierer“.<br />
Warum? Über 40 Prozent des verfügbaren<br />
Einkommens aller Berliner<br />
werden vom Staat gezahlt. 13,4 Prozent<br />
der Berliner sind Harz-IV-Empfänger.<br />
Das ist der höchste Satz in<br />
Deutschland. Gehört das zum Hauptstadtbonus<br />
dazu?<br />
Der Klassiker: In den Branchen Biotechnologie,<br />
Medizintechnik oder<br />
Verkehrstechnik fehlen die Fachkräfte,<br />
und auf der anderen Seite<br />
bleiben die schlecht ausgebildeten<br />
Langzeitarbeitslosen mit Migrationshintergrund.<br />
Der FOCUS entwirft ein<br />
düsteres Bild für die Zukunft. Immer<br />
mehr Rentner mit zu wenig Rente<br />
erwarten Hilfe, und demgegenüber<br />
stehen Berlin sinkende Einnahmen<br />
allein durch die schrumpfenden Solidarpaktmittel<br />
Ost bevor.<br />
Hop oder Top<br />
Hartmut Mertens, Chefvolkswirt<br />
der landeseigenen Investitionsbank<br />
Berlin (IBB), die der Senat mit der<br />
Förderung von Unternehmen beauftragt<br />
hat, sah die Berliner Wirtschaft<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
Regional-Special 53<br />
Berlin und Brandenburg:<br />
„Gemeinsam sind wir stärker“<br />
(Foto: © Christian Seidel/PIXELIO)<br />
„wesentlich besser aufgestellt“ als<br />
noch vor zwei, drei Jahren. „Berliner<br />
Produkte werden konkurrenzfähiger<br />
auf dem Weltmarkt.“ Das gelte nicht<br />
nur für die kleinen Hochtechnologie-<br />
Unternehmen etwa in Adlershof,<br />
sondern auch für die klassische<br />
Industrie. Die Analyse aus der September-Ausgabe<br />
der Berliner MOR-<br />
GENPOST hat sich überholt.<br />
Jeder Steuer-Euro zählt. Städte sind<br />
Brennpunkte zukünftiger Entwicklungen,<br />
deren Bedeutung steigt.<br />
Metropolen müssen die Chancen der<br />
Globalisierung nutzen, um negativen<br />
Trends entgegenzuwirken. Kann das<br />
Berlin? Es sieht im Moment nicht so<br />
aus.<br />
Ehe ohne Trauschein<br />
Um oben mitspielen zu können,<br />
braucht Berlin das Umland. Und<br />
Brandenburg braucht Berlin. Die<br />
Mitgift von Berlin war kein Hinderungsgrund<br />
für Brandenburg, sich<br />
mit Berlin zu verbinden. Auch Brandenburg<br />
hat schweres Gepäck beim<br />
Aufstieg. Entertainer Rainald Grebe<br />
über Brandenburg:<br />
In Brandenburg, in Brandenburg<br />
ist wieder jemand gegen einen Baum gegurkt,<br />
was soll man auch machen mit 17, 18 in Brandenburg?<br />
Es ist nicht alles Chanel, es ist meistens Schlecker,<br />
kein Wunder, dass so viele von hier weggehen,<br />
aus Brandenburg.<br />
Aus der Not eine Tugend machen<br />
Im Landesportal preist Brandenburg<br />
unter dem Slogan „Brandenburg.<br />
Neue Perspektiven entdecken“ überzeugend:<br />
„Gerade die dünn besiedelten,<br />
landwirtschaftlich geprägten<br />
Regionen Brandenburgs bilden<br />
dabei einen attraktiven Kontrast<br />
zur hoch verdichteten Metropole<br />
Berlin.“<br />
Die Landesregierungen von Berlin<br />
und Brandenburg haben sich im<br />
August 2006 auf ein gemeinsames<br />
Leitbild „Hauptstadtregion Berlin-<br />
Brandenburg“ verständigt. Motto:<br />
„Berlin und Brandenburg. Gemeinsam<br />
sind wir stärker.“<br />
2 x aber…<br />
Die Arbeitslosigkeit in der Hauptstadtregion<br />
ist auf hohem Niveau<br />
rückläufig. In Brandenburg sank<br />
die Erwerbslosigkeit 2008 auf den<br />
niedrigsten Stand in einem Oktober<br />
seit der Wiedervereinigung. Aber<br />
spätestens in der zweiten Hälfte<br />
<strong>2009</strong> werde die Arbeitslosigkeit<br />
wieder steigen: „Wir rechnen mit<br />
einem Anstieg der Arbeitslosigkeit,<br />
allerdings nicht in dem Maß wie<br />
in früheren Abschwungphasen“,<br />
sagte der Chef der Bundesagentur<br />
für Arbeit Frank-Jürgen Weise,<br />
allerdings auf ganz Deutschland<br />
bezogen.<br />
Kurze Freude?<br />
Trotz der Bankenkrise und der Angst<br />
vor einer bevorstehenden Rezession<br />
sahen die Daten der brandenburgischen<br />
Wirtschaft Ende des Jahres<br />
2008 sogar gut aus: Die Auftragshefte<br />
waren deutlich besser gefüllt<br />
als im Vorjahr. Auch im Ausland<br />
stieg die Nachfrage nach brandenburgischen<br />
Produkten. Brandenburg<br />
wuchs insgesamt um 1,8 Prozent,<br />
die märkische Industrie legte um 8,7<br />
Prozent zu. Berlins Wirtschaftssenator<br />
Harald Wolf sprach von einer<br />
5%<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
1999 2000 20<strong>01</strong> 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
Veränderung BIP Brandenburg preisbereinigt<br />
„sehr erfreulichen Entwicklung“,<br />
obwohl die Halbjahresstatistik noch<br />
wenig darüber aussage, wie die<br />
einzelnen Länder am Jahresende<br />
abschnitten. „Ich warne vor überschäumendem<br />
Optimismus“, sagte<br />
Wolf schon im Herbst 2008.<br />
Rückenwind<br />
(Quelle: Amt für Statistik Berl.-Br.)<br />
Immerhin. Das Land hat Ambitionen<br />
mit erneuerbarer Energie. Brandenburg<br />
bietet von allen Bundesländern<br />
die besten Voraussetzungen für den<br />
Ausbau der erneuerbaren Energien.<br />
Bei einem Bundesländer-Ranking<br />
belegte das Land den Spitzenplatz,<br />
im Gegensatz zum Vorletzten Berlin.<br />
Windenergie ist Brandenburgs Markenzeichen.<br />
Aufwind auch für die<br />
klassische Wirtschaft wird dringend<br />
gebraucht. Schlusslicht Berlin baut<br />
sich nun ein Stadtschloss. Es will<br />
hoch hinaus, aber ist ein Schloss<br />
noch das richtige Zeichen in der<br />
Renaissance des Regionalen? <br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
20 54<br />
September I Oktober<br />
Regional-Special<br />
(Foto: Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland)<br />
Stand-Orte<br />
Der Versuch einer gemeinsamen Identität: Mitteldeutschland<br />
„Wenn es nur darum gehen würde,<br />
zu fusionieren, um Geld zu sparen<br />
und sonstige Aufwendungen, dann<br />
könnte man sich auch ganz andere<br />
Zusammenschlüsse denken – etwa<br />
Thüringen-Hessen oder Sachsen-<br />
Bayern“, meint Jochen Lohse vom<br />
Bundesverband mittelständische<br />
Wirtschaft (BVMW).<br />
Er legt aber darauf wert: „Wir sind<br />
für Mitteldeutschland, weil eine<br />
Wirtschaft dieser Region in den letzten<br />
120 Jahren gemeinsam gewachsen<br />
ist, gelitten hat, aufgestanden ist<br />
und jetzt wieder um einen wichtigen<br />
Stellenwert ringt. Die Unternehmer<br />
der Region Mitteldeutschland<br />
können miteinander, haben immer<br />
schon Geschäfte miteinander gemacht<br />
und wollen dies auch in Zukunft.”<br />
Mit dem linken Fuß<br />
Es ist ein Jammer: Die Europastadt<br />
Görlitz-Zgorzelec wurde nicht zur<br />
Kulturhauptstadt Europas 2<strong>01</strong>0<br />
gekürt. Die Jury in Brüssel empfahl<br />
Essen, der EU-Ministerrat schloss<br />
sich dem Votum an und entschied<br />
sich im November 2006 damit für<br />
das Modell des Strukturwandels im<br />
Ruhrgebiet. Es hat den Anschein,<br />
als ob „Mitteldeutschland“ mit dem<br />
linken Fuß aufgestanden sei. Die<br />
„Initiative Mitteldeutschland“ zum<br />
Ausbau der länderübergreifenden<br />
Zusammenarbeit von Sachsen-Anhalt,<br />
Thüringen und Sachsen wurde<br />
am 5. Juni 2002 von den CDU-Ministerpräsidenten<br />
beschlossen. Ziel war<br />
es, die drei mitteldeutschen Länder<br />
auch angesichts der damals bevorstehenden<br />
Osterweiterung der Eu-<br />
Regional-Special in unserer nächsten Ausgabe:<br />
Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland<br />
Im Blickpunkt: Kohle war gestern – die Energiepolitik der drei Bundesländer<br />
Zwischen Tradition und Moderne: Kultur, Tourismus, Technologien<br />
Wer den unternehmerischen Mittelstand anspricht, kommt am P.T. Magazin<br />
nicht vorbei. Hier können Inserenten einem interessierten Leserkreis Marken,<br />
Innovationen, Problemlösungen, Produkte und Dienstleistungen präsentieren.<br />
Von klassischen Anzeigenschaltungen über Firmenpräsentationen bis zum<br />
Cross Marketing mit unserem Online-Magazin www.pt-magazin.de reicht das<br />
Spektrum der Möglichkeiten.<br />
Ihr Werbepartner:<br />
Unsere Ansprechpartner:<br />
(Foto: © Michael Ottersbach/PIXELIO)<br />
Mit dem P.T. Magazin erreichen Sie<br />
bundesweit mehr als<br />
40.000 interessierte Leser, von<br />
denen<br />
95% selbst Unternehmer oder Entscheider<br />
sind. Es gehört zu den<br />
TOP 10 der branchenübergreifenden<br />
Wirtschaftsmagazine Deutschlands.<br />
Gerald Thiele<br />
Tel. 0341 24061-16<br />
g.thiele@op-pt.de<br />
Maria Sehrig<br />
Tel. 0341 24061-18<br />
m.sehrig@op-pt.de<br />
Susann Brinkmann<br />
Tel. 0341 24061-20<br />
s.brinkmann@op-pt.de
Regional-Special 55<br />
ropäischen Union zu einer wettbewerbsstarken,<br />
sozial und ökologisch<br />
fortschrittlichen Region in der Mitte<br />
Europas zu machen.<br />
Und?<br />
Wirtschaftlich ist Mitteldeutschland<br />
heute noch nicht in der Champions<br />
League, der Wandel ist aber trotzdem<br />
erstaunlich. Musste die Großregion<br />
doch die Wende zur Marktwirtschaft<br />
gleichzeitig mit der Wende zur Globalisierung<br />
absolvieren. Die Kohleindustrie<br />
verschwand, wie zuvor<br />
die Städte vor den Abraumbaggern<br />
wichen. Die lauten und schmutzigen<br />
Braunkohletagebaue sind nun als<br />
stille „Mondkrater“ und erholsame<br />
Seen-Landschaft Wirtschaftsfaktor.<br />
Der Veranstaltungsort Ferropolis, die<br />
Stadt aus Eisen östlich von Dessau,<br />
ist eine Hommage an die Braunkohlezeit.<br />
Strukturwandel im Osten.<br />
Wirtschaftsgeschichte<br />
Er begann mit dem Auseinanderbrechen<br />
der großen Massenbetriebe.<br />
Z. B. das Kombinat Mikroelektronik<br />
Erfurt mit 56 000 Mitarbeitern verschwand.<br />
Es gibt heute einige erfolgreiche<br />
Ausgründungen. Das Kombinat<br />
Carl Zeiss Jena mit bis zu 70 000<br />
Beschäftigten hat als Carl Zeiss 1 000<br />
Mitarbeiter. Zwei Braunkohletagebaue<br />
hat die MIBRAG heute, stillgelegt<br />
wurden ca. 40.<br />
Opel, Bosch oder Jenoptik bewegen<br />
sich heute im Mittel bei ca. 1 500<br />
Mitarbeitern. Bahn, Post oder Telekom<br />
sind in Mitteldeutschland die<br />
Arbeitgeber. Strukturwechsel pur.<br />
Mit Direktinvestitionen von Porsche,<br />
Die Luft für Höhenflüge<br />
Die airkom Druckluft GmbH aus Wildau (Brandenburg)<br />
gehört zu den regionalen Marktführern<br />
der Hauptstadtregion<br />
(Foto: Igor Pastierovic)<br />
Firmenpräsentation<br />
enta<br />
tion<br />
Mit der „richtigen“ Luft betreut airkom<br />
seit der Unternehmensgründung<br />
im Jahr 2000 mehr als 500 Kunden<br />
in der Industrie mit wirtschaftlichen<br />
und effektiven Ideen für deren Prozesse.<br />
Innerhalb von acht Jahren ist airkom<br />
zu einem der führenden Anbieter von<br />
Druckluft- und Vakuumtechnik, Pneumatik<br />
und Prozesskühlung aufgestiegen.<br />
Ein wesentlicher Bestandteil der<br />
Leistungen sind die Projektierung und<br />
der schlüsselfertige Anlagen- und Rohrleitungsbau.<br />
Als einer der regionalen Marktführer in<br />
Berlin und Brandenburg arbeitete das<br />
Unternehmen u. a. an der Entwicklung<br />
der Versuchsanlagen für die Produktion<br />
des Airbus A 380 mit. In der Luft- und<br />
Raumfahrtindustrie ist airkom als Zulieferer<br />
für seine Kunden u. a. bis in die<br />
USA tätig. Die Zertifizierung nach DIN<br />
EN ISO 90<strong>01</strong> : 2000 ist selbstverständlich<br />
und gewährleistet einen hohen<br />
Qualitätsstandard. In den vergangenen<br />
vier Jahren konnte die Beschäftigtenzahl<br />
auf rund 45 Mitarbeiter, darunter<br />
vier Auszubildende, verdoppelt werden.<br />
Ein Teil des Umsatzes von fast<br />
sieben Mio. Euro wird im europäischen<br />
Ausland erzielt.<br />
Mit dem „airkomGuard” wurde ein<br />
eigenes innovatives Instrument zur permanenten<br />
Überwachung von Kompressoren<br />
und Maschinen entwickelt. Vom<br />
Netzwerk Luft- und Raumfahrttechnik<br />
(BBAA) bis zur Fachhochschule Wildau<br />
reichen intensive Kooperationen. Breit<br />
ist das soziale Engagement: von der<br />
Grundschule<br />
Wildau bis<br />
zum Arbeiter-Samari-<br />
ter-Bund. Im Rahmen des Wettbewerbs<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“ wurde<br />
Geschäftsführerin Petra Damm im<br />
Herbst 2007 von der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
als „Unternehmerin des Jahres“<br />
ausgezeichnet.<br />
Kontakt<br />
airkom Druckluft GmbH<br />
Bahnhofstraße 1/Halle 29<br />
15745 Wildau<br />
Tel. 03375 5205-0<br />
Fax 03375 5205-29<br />
info@airkom24.de<br />
www.airkom24.de<br />
Dipl.-Ing. Petra Damm,<br />
Geschäftsführerin der airkom<br />
Druckluft GmbH<br />
Preisträger 2007<br />
„Großer Preis des<br />
Mittelstandes“
20 56<br />
September I Oktober<br />
Regional-Special<br />
(Foto: Tom Schulze/ Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland)<br />
Die Urkunde vom BMBF an Prof. Ralph Wehrspohn für das Spitzencluster „Solarvalley<br />
Mitteldeutschland” bedeutet eine Millionenförderung für die Solarbranche bei Halle/S.<br />
BMW, AMD, Dow Chemical, Bayer<br />
oder DHL hat sich die Region aufgewertet,<br />
Aufsteiger wie Q-Cells, Jenoptik<br />
oder Infineon sind die Neuen<br />
in dieser Liga.<br />
Gewachsene Region<br />
Die Region Mitteldeutschland ist<br />
ein seit Jahrhunderten eng verflochtener<br />
Kultur- und Wirtschaftsraum<br />
auf dem Gebiet der heutigen Bundesländer<br />
Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />
und Thüringen. Die Geschichte war<br />
geprägt von Glanz, Krieg und Wende.<br />
Heute hat Mitteldeutschland so einige<br />
Probleme.<br />
Seit der Wiedervereinigung werden<br />
mit dem Marker Mitteldeutschland<br />
meist die drei deutschen Bundesländer<br />
Sachsen, Sachsen-Anhalt und<br />
Thüringen bezeichnet, insbesondere<br />
aufgrund des damals von diesen Ländern<br />
neu gegründeten Mitteldeutschen<br />
Rundfunks.<br />
Kein Copyright<br />
Aber der Begriff ist nicht exakt definiert.<br />
In der ersten Hälfte des 20.<br />
Jahrhunderts wurde er z. B. für das<br />
Gebiet um Halle-Leipzig gebraucht,<br />
wo man vom „Mitteldeutschen Industrierevier“,<br />
dem heutigen Mitteldeutschen<br />
Chemiedreieck, sprach.<br />
Zum anderen hat die sehr lange<br />
Industriegeschichte eine eher dezentrale,<br />
mittelstandsgeprägte<br />
Wirtschaftsstruktur geschaffen.<br />
Die einzelnen Zentren sind dabei<br />
Schwerpunkte verschiedener Branchen,<br />
wie der Halbleiterindustrie<br />
(Dresden), der optischen Industrie<br />
und der Medizintechnik (Jena), des<br />
Maschinenbaus (Chemnitz) und des<br />
Fahrzeugbaus (Eisenach, Zwickau).<br />
Im Thüringer Becken und Teilen<br />
Sachsens spielt die Ernährungswirtschaft<br />
eine wichtige Rolle. Ein Zentrum<br />
fehlt.<br />
Defizite<br />
Die Region Mitteldeutschland liegt<br />
nicht am mitteleuropäischen Hochgeschwindigkeitsnetz,<br />
die ICE-Trasse<br />
Nürnberg – Erfurt – Halle/Leipzig<br />
– Berlin wird noch bis 2<strong>01</strong>7 auf sich<br />
warten lassen. Die Einbindung Mitteldeutschlands<br />
in das europäische<br />
Hochgeschwindigkeitsnetz ist überfällig.<br />
Nach Angabe der Statistischen<br />
Landesämter sinkt die Bevölkerung<br />
Mitteldeutschlands bis zum Jahr<br />
2020 um eine Million Einwohner.<br />
Wie schon in unserer November-<br />
Ausgabe 2006 unter dem Titel<br />
„Abmarsch durch die Mitte“ hingewiesen<br />
wurde, war das alleinige<br />
staatliche Fördern von „Leuchttürmen“<br />
nicht langfristig sinnvoll.<br />
Schon damals wiesen wir auf die<br />
Einschätzung von Thomas Jurk, der<br />
im Herbst 2004 Wirtschaftsminister<br />
in Sachsen wurde, hin:<br />
„Ganz einfach: Sie hat den heimischen<br />
Mittelstand vernachlässigt<br />
zugunsten der einseitigen Förderung<br />
von Großinvestitionen mit riesigen<br />
Subventionen aus Steuergeldern.<br />
Wollten wir nur mit Leuchttürmen<br />
die wirtschaftlichen Defizite lösen,<br />
brauchten wir noch 100 BMW-Ansiedlungen<br />
in Sachsen. Wie realistisch<br />
ist das?...Viel gesünder wäre ein<br />
in die Tiefe angelegter Mittelstand<br />
mit funktionierenden regionalen<br />
Wirtschaftskreisläufen.“<br />
So kritisierte auch Sachsen-Anhalts<br />
Ministerpräsident Wolfgang Böhmer<br />
bereits 2004 das Cluster-Konzept,<br />
weil sich Branchenschwerpunkte<br />
unabhängig von einer Förderung<br />
nach marktwirtschaftlicher Logik<br />
herausbilden.<br />
Projekt Mitteldeutschland<br />
Dr. Reiner Haseloff, Minister für<br />
Wirtschaft und Arbeit aus Sachsen-Anhalt<br />
erklärte 2007: „Mitteldeutschland<br />
hat eine hervorragende<br />
Perspektive. Wichtige Voraussetzung<br />
dafür ist eine zielorientierte Kooperation<br />
der Länder. Hier gibt es sehr<br />
gute Ansätze, die es auszubauen gilt.<br />
Ob eine Länderfusion zum gegenwärtigen<br />
Zeitpunkt sinnvoll wäre, ist<br />
zu bezweifeln. Ein Zusammengehen<br />
der drei Länder wäre eher kontraproduktiv,<br />
würden doch erforderliche<br />
Umstrukturierungsprozesse die Verwaltungskraft<br />
der Länder auf mittlere<br />
Frist in erheblichem Maß binden.<br />
Von politisch auszugestaltenden<br />
Umverteilungs- und Ausgleichsprozessen<br />
ganz zu schweigen.“<br />
Renaissance des Örtlichen<br />
Die Regionen stehen im Wettbewerb.<br />
Die eigene Stadt, Gemeinde und<br />
selbst oftmals der Landkreis kann die<br />
Kombination von guten Standortbedingungen<br />
nicht allein anbieten. Es<br />
wäre daher ein großer Fehler, seine<br />
Süppchen wieder allein kochen zu<br />
wollen, trotz Rezession. Aber im Moment<br />
scheint sich der Rückzug von<br />
der Globalisierung à la Schneckenhaus<br />
zu vollziehen.<br />
Städte und Gemeinden sind verunsichert.<br />
Sinkende Gewerbesteuereinnahmen<br />
von Banken, Autobauern<br />
und Zulieferern treffen ins Mark:<br />
„Die Sehnsucht der Leute nach Heimat<br />
und Schutz ist sehr stark“, so<br />
Gerd Landsberg, Geschäftsführer des<br />
deutschen Städte- und Gemeindebundes<br />
im FOCUS. „Es wird eine Renaissance<br />
des Örtlichen geben.“ <br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
Maßgeschneidert für den Kunden: Die micro resist technology GmbH<br />
ist ein international erfolgreicher Dienstleister und Materialausrüster<br />
auf dem Gebiet der Mikro- und Nanotechnologie<br />
Firmenpräsentation<br />
enta<br />
tion<br />
Die Mikro- und Nanotechnologie ist ein<br />
sehr schnell wachsender Zukunftsmarkt, der<br />
ständig Erneuerung, Ergänzung und Vervollkommnung<br />
erfordert. Auf diesem Markt<br />
agiert die micro resist technology GmbH<br />
(mrt) aus Berlin, die sich auf die Entwicklung<br />
und Produktion besonderer Photoresiste<br />
spezialisiert hat. Das Portfolio findet Eingang<br />
in der Informations- und Kommunikationstechnik,<br />
Automobilindustrie, Pharmaindustrie,<br />
Medizin und Biotechnologie sowie der<br />
Luft- und Raumfahrt. Weltweit gibt es nur<br />
etwa ein Dutzend Unternehmen mit einem<br />
vergleichbaren Angebot.<br />
Die stärkste Motivation der mrt liegt darin,<br />
ihren Kunden maßgeschneiderte Lösungen<br />
für deren spezielle technologische Anforderungen<br />
zu bieten. Dabei ist es mrt gelungen,<br />
besonders dicke Schichten für hohe Formen<br />
zu schaffen, die im gesamten lithographischen<br />
Prozess ihre Stabilität und Präzision<br />
behalten. Zu den Kunden des Unternehmens<br />
zählt mittlerweile die gesamte internationale<br />
Elektronikbranche. So finden die Photoresiste<br />
beispielsweise in Chips für Mobiltelefone<br />
und Airbag-Sensoren Verwendung. Mit<br />
etwa 40 Mitarbeitern ist mrt immer noch<br />
relativ klein, aber dennoch ein „Global Player“,<br />
der mehr als 50 Prozent des Umsatzes<br />
durch Kunden im Ausland generiert. Beliefert<br />
wird nicht nur der europäische Markt, sondern<br />
auch Korea, Japan, die USA, Kanada,<br />
Australien und Südamerika.<br />
Oberste Priorität haben Qualität, Innovation<br />
und Kundenorientierung. „Wir liefern<br />
dem Kunden nicht nur sein Fläschchen Photoresist<br />
und sagen ihm, er könne es nun auf<br />
seinen Wafer packen, sondern wir betreuen<br />
bis zum Schluss, bis zur Einführung in die<br />
Produktion vor Ort”, stellt Geschäftsführerin<br />
Gabi Grützner den Service bei mrt heraus.<br />
Um dauerhaft am Markt bestehen zu können,<br />
leistet das Unternehmen einen sehr<br />
hohen Aufwand für Forschung und Entwicklung.<br />
„Wir betreiben hier ein halbes Institut<br />
und eine halbe Firma”, sagt die Chefin.<br />
Rund ein Drittel der Arbeit entfällt dabei auf<br />
die Forschung. Der Anteil der Ausgaben für<br />
FuE liegt sogar bei knapp 50 Prozent.<br />
Zudem setzen die Berliner auf konsequentes<br />
Produkt- und Qualitätsmanagement. Seit<br />
1997 existiert ein zertifiziertes Qualitätsmanagementsystem<br />
nach DIN EN ISO<br />
90<strong>01</strong>. Ein Team von Qualitätsfachleuten<br />
aus allen Bereichen sorgt seit 2006 für die<br />
Verbreitung des Qualitätsgedankens im Unternehmen.<br />
Alle Bereiche definieren jährlich<br />
messbare Qualitätsziele, die sie von den<br />
Zielen der Geschäftsführung ableiten.<br />
95 Prozent der Kunden, davon 53 Prozent<br />
Anwender und 47 Prozent Einkäufer,<br />
empfehlen mrt gern weiter. Service und<br />
Kundendienst werden als gut bis sehr gut<br />
eingeschätzt, wobei besonders die Lieferzeiten<br />
des Unternehmens gelobt werden.<br />
Die Erfolgsgeschichte des 1993 gegründeten<br />
mittelständischen Unternehmens aus<br />
der Bundeshauptstadt ist beeindruckend:<br />
Nachdem die micro resist technology<br />
GmbH 2005 als „Familienfreundlicher Betrieb<br />
Treptow-Köpenick” geehrt wurde, gab<br />
es ein Jahr später bereits zum zweiten Mal<br />
den Qualitätspreis Berlin-Brandenburg. Und<br />
obendrein wurde Gabi Grützner 2006 als<br />
„Unternehmerin des Jahres“ im Wettbewerb<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“ ausgezeichnet<br />
und 2008 ist das Unternehmen<br />
zum Innovationspreis in Berlin/Brandenburg<br />
nominiert.<br />
(Foto: Igor Pastierovic)<br />
Kontakt: micro resist technology GmbH<br />
Köpenicker Straße 325, Haus 211 | 12555 Berlin<br />
Tel. 030 657621-92 | Fax 030 657621-93<br />
mrt@microresist.de | www.microresist.de
20 58<br />
September I Oktober<br />
Innovation<br />
Regional<br />
(Foto: Wolfgang Beisert)<br />
Kampf um<br />
Unabhängigkeit<br />
Energiekrise schürt Run auf Bioenergie<br />
Jühnde - Deutschlands erstes<br />
Bioenergiedorf<br />
20 Prozent ihres gesamten Energiebedarfs<br />
wollen die Regierungschefs der<br />
Europäischen Union bis 2020 durch<br />
erneuerbare Energien decken. Die<br />
regenerativen Energien sollen nicht<br />
nur effizienter, sondern auch weitaus<br />
intensiver genutzt werden. Deshalb<br />
gibt es in Deutschland die Bioenergie-<br />
Regionen.<br />
Das Bundesministerium für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
hat den Bundeswettbewerb<br />
„Bioenergie-Regionen“ ausgelobt,<br />
der Regionen ermöglicht, strategisch<br />
Bioenergie zu forcieren und dadurch<br />
mittelständische Betriebe zu fördern.<br />
Ziel ist neben Klimaschutz auch die<br />
Stärkung der regionalen Wirtschaftskraft<br />
und die Schaffung von Arbeitsplätzen<br />
in hochtechnologisierten und<br />
innovativen Branchen.<br />
Alternativ<br />
Die Energiekosten nehmen einen<br />
immer größeren Anteil der Kalkulation<br />
ein. Darum sind alternative<br />
Konzepte außerhalb von Öl und<br />
Gas gefragt. Die Nutzung biogener<br />
Reststoffe zur Energiegewinnung/<br />
Wärmeerzeugung ist gerade für das<br />
holzverarbeitende Gewerbe und für<br />
die Lebensmittelindustrie eine Alternative.<br />
Was früher Abfall war, wird<br />
jetzt zum wertvollen Energierohstoff.<br />
Erneuerbare Energien deckten 2007<br />
bereits 9,1 Prozent des deutschen<br />
Gesamtenergieverbrauchs. Die<br />
Bioenergie aus Biomasseheizkraftwerken,<br />
Biogasanlagen oder auch<br />
Biokraftstoffen haben dabei mit<br />
Bioenergie-Region<br />
„Thüringer Vogtland“<br />
„Auf dem Weg zur 100%-Region“<br />
Region soll Innovationsmotor für<br />
Bioenergie in Thüringen werden<br />
keine Saison-, sondern Vollarbeit in der<br />
Land- und Forstwirtschaft<br />
Abwanderung der Jugend aus den<br />
Dörfern soll gestoppt werden<br />
71 Prozent den größten Anteil. Von<br />
geschätzten 235 000 Arbeitsplätzen<br />
im Bereich der erneuerbaren Energien<br />
werden knapp 100 000 allein der<br />
Bioenergie zugerechnet.<br />
Vorzeigeregionen<br />
Symbol des Aufbruchs der Region<br />
im Göttingerland: Bioenergieanlage<br />
in Jühnde. Die Ortschaft ist<br />
Deutschlands erstes Bioenergiedorf,<br />
das seinen Wärmebedarf und den<br />
verbrauchten Strom selbst über nachwachsende<br />
Rohstoffe erzeugt.<br />
„Öl zu verbrennen ist zu einfach, einen<br />
Pullover würde man ja auch nicht einfach<br />
nur verbrennen.“ So appellierte<br />
Prof. Dr. Christian Juckenack, Staatssekretär<br />
im Thüringer Ministerium für<br />
Wirtschaft, Technologie und Arbeit an<br />
die Innovationskraft in einer Bioenergie-Region.<br />
Weiter hob er auf dem<br />
15. Umwelt- und Technologietag in<br />
Gera im November 2008 hervor, dass<br />
die Energieimporte gewachsen seien<br />
und dass die einzige natürliche Energiequelle<br />
in Thüringen die erneuerbare<br />
Energie sei.<br />
Die Bioenergie leistet dabei einen<br />
bedeutenden Beitrag. Pahren-Agrar<br />
aus Zeulenroda ist eine auf hohem<br />
technologischen Stand bestehende<br />
Kooperation von Agrarbetrieben, die<br />
mit dem EMAS-Zertifikat ausgezeichnet<br />
wurde. Mit einer Biogasanlage<br />
mit 340 kW wird die Abwärme u. a.<br />
zur Kühlung der produzierten Milch<br />
verwandt. Die Gülle der Milchkühe<br />
dient der Biogasanlage als Rohstoff.<br />
Thüringen machts<br />
Die Bioenergie-Region „Thüringer<br />
Vogtland“ führt vorhandene kleine<br />
Netzwerke zu einem die Region<br />
umspannenden Netzwerk zusammen.<br />
Daraus folgt eine bessere<br />
Identifizierung und Umsetzung von<br />
Innovationen und der Nutzung weitreichender<br />
Kooperationspotenziale<br />
(z.B. modernisierungsbedürftige<br />
Fernwärmenetze, Erdgasnetze, Handwerks-<br />
und Industriebetriebe diverser<br />
energiebezogener Branchen usw.).<br />
Die Region wird dabei durch die<br />
Agro-Öko-Consult fachlich begleitet.<br />
Ende April 2008 fiel der Startschuss<br />
für die Gründung der Bioenergie-<br />
Region „Thüringer Vogtland.“ Sie baut<br />
auf der Initiative von regionalen Pionieren<br />
auf, die sich schon seit längerer<br />
Zeit mit der Nutzung von Biomasse<br />
und nachwachsenden Rohstoffen<br />
beschäftigen.<br />
Die Wertschöpfungsketten<br />
Die Region „Thüringer Vogtland“, die<br />
die zweite Phase des Wettbewerbs<br />
geschafft hat, ist charakterisiert von<br />
einer starken Landwirtschaft und<br />
einer innovativen mittelständischen<br />
Wirtschaft. Ziel der Region ist die<br />
Etablierung von Wertschöpfungsketten<br />
in der Region. Im Ergebnis einer<br />
Analyse wurden fünf Wertschöpfungsketten<br />
identifiziert:<br />
Landwirtschaftliche Biogaserzeugung<br />
und vielfältige energetische<br />
Nutzung<br />
Anbau und energetische Nutzung<br />
von Holz<br />
Nutzung von biogenen Reststoffen<br />
aus dem Landschaftsschutz sowie<br />
der industriellen Verarbeitung<br />
Anbau, Herstellung und Verwendung<br />
von Pflanzenölkraftstoff<br />
Anbau, Herstellung und Verwendung<br />
biogener Dämmstoffe<br />
…und weiter<br />
Im Frühjahr <strong>2009</strong> will die Initiative<br />
eine von den 25 Regionen sein, die für<br />
drei Jahre insgesamt 400.000 Euro<br />
bekommen, um ihr Konzept umzusetzen.<br />
Bisher wurden neun neue<br />
Pilotprojekte der dezentralen Energienutzung<br />
etabliert.<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
Innovation 59<br />
(Foto: ARENA für NACHHALTIGKEIT)<br />
Arena für Nachhaltigkeit 2008 in Zeulenroda: Ulrich Wickert, Pater Anselm Grün<br />
und Stephan Bode (Bio-Seehotel) Referenten<br />
Fünf F&E-Vorhaben zur Entwicklung<br />
und Umsetzung technischer Innovationen<br />
mit regionalen und überregionalen<br />
Partnern sind gestartet, 50 neue<br />
Arbeitsplätze wurden geschaffen.<br />
Unterstützung<br />
Auch von anderer Seite wird das<br />
Thema Nachhaltigkeit angepeilt: Die<br />
„ARENA für NACHHALTIGKEIT“ wirbt<br />
mit großen Buchstaben für nachhaltiges<br />
und erfolgreiches Wirtschaften.<br />
Diese Zukunfts-Konferenz für Mittelstand<br />
und Familienunternehmen hat<br />
den uneingeschränkten Support der<br />
Bundeskanzlerin. Hier wird das Problem<br />
theoretisch untermauert und in<br />
Zusammenkünften mit Leben erfüllt.<br />
Bei der 2. ARENA für NACHHALTIG-<br />
KEIT stehen die Themen<br />
Radikale Ressourcenproduktivität,<br />
Ganzheitliches Innovationsmanagement,<br />
Intelligente Netzwerke und<br />
Nachhaltigkeitskultur<br />
im Vordergrund. Diese branchenübergreifende<br />
Konferenz versteht sich als<br />
Think- und Act-Tank für alle, die die<br />
Potenziale der Nachhaltigkeit jetzt<br />
nutzen wollen.<br />
Pioniere<br />
Nicht zufällig wird auch die zweite<br />
Veranstaltung im Bio-Seehotel Zeulenroda,<br />
Thüringen, stattfinden, das<br />
sich auch als PR-Plattform für die<br />
o. g. Initiative „Thüringer Vogtland“<br />
versteht. Prof. Dr. Claudia Kemfert,<br />
Umweltökonomin und Energieexpertin<br />
im Deutschen Institut für<br />
Wirtschaftsforschung, prognostiziert<br />
„eine umweltgetriebene neue Phase<br />
des Strukturwandels, bei der es<br />
Gewinner und Verlierer geben wird<br />
– je nachdem, wie erfolgreich das<br />
Management das Unternehmen auf<br />
Nachhaltigkeit trimmt.“<br />
Für mittelständische Betriebe kommt<br />
es darauf an, ihren Standort in einer<br />
der 25 zukünftigen Bioenergie-Regionen<br />
zu haben. Pioniere – dieses<br />
Wort mit der noch nachhallenden<br />
sozialistischen Komponente gewinnt<br />
in diesem Zusammenhang wieder<br />
an neuem Profil. Bezeichnen sich<br />
die Bewerber aus Thüringen doch<br />
bewusst als Pioniere, die neue Wege<br />
gehen im Bioenergie-Bereich.<br />
Der Osten ist grüner<br />
Eine Studie des DIW Berlin und des<br />
ZSW Stuttgart zum Vergleich der<br />
Bundesländer bei dem Ausbau erneuerbarer<br />
Energien hat gezeigt, dass alle<br />
Bundesländer ihre Anstrengungen<br />
künftig noch verstärken müssen,<br />
wenn die auf europäischer und nationaler<br />
Ebene gesetzten Ziele bis 2020<br />
erreicht werden sollen.<br />
Die neuen Bundesländer (einschließlich<br />
Berlin) schneiden in der Gesamtbewertung<br />
insgesamt besser ab als<br />
die alten Bundesländer. Im Osten<br />
sind zum einen die Anstrengungen<br />
zur Nutzung erneuerbarer Energien<br />
und zum anderen die Erfolge beim<br />
technologischen und wirtschaftlichen<br />
Wandel deutlich stärker ausgeprägt.<br />
<br />
Termin<br />
Arena für Nachhaltigkeit<br />
19. März <strong>2009</strong><br />
Bio-Seehotel Zeulenroda<br />
Branchenübergreifender<br />
Wissenstransfer für eine erfolgreiche<br />
Nachhaltigkeitskultur<br />
Zukunfts-Konferenz für Mittelstand<br />
und Familienunternehmen<br />
*<br />
* Megagramm ohne Trockensubstanz<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
60<br />
Kultur | Lifestyle<br />
Der Leuchtende und die Dichterin<br />
Deutschland ist das Land der Erfinder,<br />
Konstrukteure und Ingenieure.<br />
Noch heute führen wir die Statistik<br />
für Erfindungen und Patente in Europa<br />
an. Als die Herren Badur und<br />
Rottstedt, zwei Maschinenbauer aus<br />
Garbsen, 2005 bei einem Vortrag in<br />
der Niedersächsischen Landesbibliothek<br />
Hannover auf die Rechenmaschine,<br />
die Gottfried Wilhelm Leibniz<br />
um 1672 konstruierte, aufmerksam<br />
wurden, fassten sie den Entschluss,<br />
eben diese Rechenmaschine des Universalgelehrten<br />
nachzubauen.<br />
In der Folge wurden über 500 Einzelteile<br />
angefertigt, die höchste<br />
Präzision und Materialkenntnis voraussetzten<br />
und eine funktionierende<br />
Rechenmaschine zum Vorschein<br />
brachten. Der Respekt vor Leibniz als<br />
Ideengeber und vor den Leistungen<br />
seiner Mechaniker wuchs. Leibniz<br />
erschuf das duale Zahlensystem und<br />
entwickelte die Gesetze der binären<br />
Arithmetik.<br />
Das duale Zahlensystem wurde 1938<br />
erstmals von Konrad Zuse in der Z1,<br />
dem ersten Computer der Welt,<br />
angewendet und bildet heute die<br />
Grundlage der elektronischen Datenverarbeitung.<br />
Die Überzeugung<br />
von Leibniz, dass die Welt eine harmonische<br />
Einheit ist, beschreibt er<br />
als Summe von unendlich vielen, unendlich<br />
kleinen Krafteinheiten, sog.<br />
Monaden, die Harmonie schaffen.<br />
Ob Ferdinand Piëch dies spürte, als<br />
er seine Ingenieure den Phaeton<br />
konstruieren ließ, sei dahingestellt.<br />
Dass man aber beim Fahren eines<br />
VW Phaeton die Harmonie im Zusammenspiel<br />
der unendlich kleinen<br />
Krafteinheiten spürt, ist unbestritten.<br />
Der Phaeton fährt mich<br />
2008. Ich fahre den Testwagen<br />
Phaeton V6 nach Hannover zu einer<br />
Buchpremiere. Dass ich den Wagen<br />
fahre, ist so nicht richtig, denn der<br />
Wagen fährt eher mich. Ich lenke<br />
nur. Mehr brauche ich nicht zu tun.<br />
Dank Leibniz und Zuse ist man heute<br />
so weit, dass ein „Front Assist“ im Zusammenspiel<br />
mit der automatischen<br />
Distanzregelung ACC das Fahren<br />
übernimmt.<br />
Ich habe im Geschwindigkeitsregler<br />
200 km/h eingestellt. Der<br />
Phaeton passt sich der eingestellten<br />
Geschwindigkeit an und sorgt für<br />
einen konstanten Abstand zu vorausfahrenden<br />
Fahrzeugen. Ist die<br />
Autobahnspur frei, beschleunigt er<br />
auf 200. Kommt jemand von rechts<br />
auf die Spur, bremst der Wagen ab<br />
und nimmt die Geschwindigkeit des<br />
vorderen Fahrzeuges auf.<br />
Ordnet sich dieser wieder rechts<br />
ein, beschleunigt der Phaeton. Das<br />
funktioniert auch in der Stadt. Der<br />
Wagen passt sich der Geschwindigkeit<br />
des Vorausfahrers an. Bleibt<br />
dieser an der Ampel stehen, halte ich<br />
automatisch hinter ihm. Der Phaeton<br />
ist ein handgefertigter Bentley, der<br />
die Understatementmarke VW auf<br />
seinem harmonischen Designerkleid<br />
trägt. 2008 ist das Krisenjahr – nicht<br />
für den Phaeton, denn Understatement<br />
ist Philosophie: Phaeton – der<br />
Leuchtende.<br />
Die Verkaufszahlen des Modells in<br />
Deutschland sind 2008 rasant gestiegen.<br />
Zwar liegt der Phae ton damit<br />
immer noch deutlich hinter seinem<br />
schärfsten Konkurrenten – der<br />
Mercedes-Benz S-Klasse, aber dem<br />
japanischen Nobody Lexus zeigt er<br />
schon mal den dicken Daumen. Als<br />
Grund für den Erfolg des Phaetons ist<br />
die technische Aufwertung des Wagens<br />
zu nennen.<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
Kultur | Lifestyle 61<br />
(Fotos: Prof. Arnd Joachim Garth)<br />
Vor allem mit dem neuen V6-Turbodieselmotor<br />
verkaufte sich das<br />
Auto gut. Es verbindet Leistung mit<br />
Sparsamkeit (176 kW/240 PS) und<br />
verfügt über ein höheres Drehmoment<br />
(500 Nm). Verbrauch (9,0 l/100<br />
km) und Abgas-Emissionen (Euro 5:<br />
239 g CO2/km) wurden gesenkt. Dem<br />
Geschäft dürfte auch nicht abträglich<br />
sein, dass der Phaeton bei technisch<br />
fast gleichwertiger Ausstattung mit<br />
einem Startpreis von 64.500 Euro unter<br />
den Einstiegspreisen der S-Klasse<br />
(70.000 Euro) und des 7er-BMW<br />
(66.000 Euro) liegt. Und: Welches<br />
Automobil verfügt schon über eine<br />
eigene gläserne Fabrik?<br />
Individualität ist das<br />
Phaeton-Zauberwort<br />
Die Phaeton-Individualisierung bietet<br />
edle Ausstattungsmöglichkeiten<br />
wie beim Bentley: von exklusiven<br />
Lederpaketen und Lackierungen über<br />
elegante Dekore von Echthölzern und<br />
Klavierlacken bis hin zu einem High-<br />
End-Multimediasystem mit Klangwelten.<br />
Außergewöhnlich vielseitig<br />
und dank Touchscreen einfach und<br />
intuitiv bedienbar, präsentiert sich<br />
das neue Radio-Navigationssystem<br />
„RNS 810“ des Testwagens.<br />
Sein großer Bildschirm kann in Karte<br />
und Zusatzinformationen aufgeteilt<br />
und in 2D oder 3D angezeigt werden.<br />
Eine integrierte Festplatte mit 30<br />
GB Kapazität erlaubt das Speichern<br />
von Navigationsdaten, von CDs und<br />
DVDs im MP3- und WMA-Format.<br />
Darüber hinaus steht ein SD-Kartenschacht<br />
zur Verfügung. Die<br />
Zielführung erfolgt dynamisch über<br />
einen separaten RDS TMC-Tuner. Die<br />
Fernseh- und Video/DVD-Funktion<br />
ist bei stehendem Fahrzeug aktiv.<br />
Das Mobiltelefon bediene ich wahlweise<br />
über das Infotainment-System<br />
oder über Spracherkennung – das gilt<br />
auch für Bluetooth-Handys.<br />
Die Rückfahrkamera „Rear Assist“<br />
inklusive Parkdistanzkontrolle erleichtert<br />
das Einparken und trägt zu<br />
größerer Sicherheit in unübersichtlichen<br />
Situationen bei. Der ebenfalls<br />
optionale Spurwechselassistent „Side<br />
Assist“ verringert die Gefahr durch<br />
den toten Winkel auf mehrspurigen<br />
Straßen.<br />
Wenn Leibniz das gewusst hätte…<br />
Das Handling, die bequemen Sitze<br />
mit Rückenmassage, die Fahrassistenten<br />
und der gute Sound meiner<br />
Lieblings-CDs lassen mich entspannt<br />
die anmutige Autorin Dr. Annette<br />
Antoine in Empfang nehmen. Frau<br />
Antoine und ihre Mitautorin Annette<br />
von Boetticher haben wie der Phaeton<br />
eine Nische besetzt. „Leibniz für<br />
Kinder“ heißt der Titel ihres Buches.<br />
Wer sich mit dem Lebenswerk von<br />
Gottfried Wilhelm Leibniz auseinandergesetzt<br />
hat, wird sich fragen, wie<br />
die Komplexität und Vielschichtigkeit<br />
dieses Universalgelehrten Kindern<br />
nahegebracht werden kann. Der<br />
Wissensdurst von Kindern gipfelt in<br />
der Frage „Warum?“ Dieses Warum<br />
hat Leibniz getrieben, möglichst viele<br />
Antworten in vielen Bereichen zu<br />
finden. So ist ein Buch entstanden,<br />
das kleine Frager und einen großen<br />
Antwortgeber zusammenführt – für<br />
wissensdurstige Kinder ab zehn Jahren<br />
und kluge Eltern. Und für 14,80<br />
Euro, erschienen im Georg Olms Verlag<br />
Hildesheim.<br />
Der Phaeton ist eine typisch deutsche<br />
Erfindung. Perfekt, durchdacht<br />
und ein Status-Symbol trotz deutscher<br />
Bescheidenheit. Eine Rechnung,<br />
die längerfristig aufgeht.<br />
Prof. A. J. Garth<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
62 20 September I Oktober<br />
Kultur Regional I Lifestyle<br />
Die Jagd nach dem<br />
Orgasmus-Hormon<br />
(Foto: © Birne x./PIXELIO)<br />
Dem Oxytocin kommt man auf die Spur.<br />
Ist es das Liebes-Hormon?<br />
Biologische Basis von Vertrauen entdeckt<br />
(LifeGen.de/eigBer.) - Das Sozialhormon<br />
Oxytocin ist zu einem Star in<br />
der Verhaltensforschung geworden.<br />
Dazu beigetragen hat eine Studie, die<br />
der Psychologe Markus Heinrichs gemeinsam<br />
mit den Ökonomen Ernst<br />
Fehr und Michael Kosfeld in der Wissenschaftszeitschrift<br />
„Nature“ veröffentlicht<br />
hat.<br />
In diversen Experimenten zeigte Prof.<br />
Markus Heinrichs vom Psychologischen<br />
Institut der Universität Zürich,<br />
dass das Neuropeptid nicht wie<br />
bekannt nur für das Auslösen der Geburtswehen<br />
und das Einschießen der<br />
Milch in der Mutterbrust zuständig<br />
ist, sondern auch unser Beziehungsleben<br />
anregt. „Oxytocin hat eine zentrale<br />
Bedeutung für alle Formen positiver<br />
sozialer Interaktion“, sagt<br />
Heinrichs.<br />
Die zweite Entdeckung<br />
Nachdem vor rund zehn Jahren<br />
amerikanische Tierforscher an Präriewühlmäusen<br />
den Einfluss des<br />
Hormons auf das Sozialverhalten<br />
belegen konnten, war Heinrichs<br />
weltweit einer der ersten, der die<br />
Verhaltenswirkung von Oxytocin in<br />
Studien am Menschen untersuchte<br />
und die Resultate aus der Tierforschung<br />
bestätigen konnte.<br />
In einem ökonomischen Spielexperiment<br />
konnten die Forscher der<br />
Universität Zürich zeigen, dass eine<br />
höhere Oxytocinverfügbarkeit im Gehirn<br />
das Vertrauen in einen fremden<br />
Spielpartner wesentlich erhöht. Testpersonen,<br />
die unter dem Einfluss des<br />
Hormons standen, gingen viel eher<br />
Risiken ein. Sie waren schneller bereit,<br />
einem Geschäftspartner Geld<br />
anzuvertrauen, ohne darauf zählen<br />
zu können, dass dieser den Gewinn<br />
letztendlich mit ihnen teilen wird.<br />
Vertrauens-Hormon<br />
„Mit unserer Studie haben wir die<br />
ersten Bausteine der biologischen Basis<br />
von Vertrauen entdeckt“, erläutert<br />
Mitautor Michael Kosfeld, und:<br />
„Unsere Ergebnisse eröffnen die aufregende<br />
Aussicht, bald noch weitere<br />
Bausteine der Biologie des prosozialen<br />
Verhaltens zu finden.“ Die Studie<br />
sorgte für internationales Aufsehen.<br />
Sie hatte zur Folge, dass sich<br />
immer mehr Wissenschaftler mit<br />
den Fähigkeiten des Hormons beschäftigen.<br />
„Inzwischen gibt es weltweit<br />
mehrere Arbeitsgruppen, die<br />
sich mit dem Einfluss von Oxytocin<br />
auf unser Sozialverhalten auseinandersetzen“,<br />
sagt Heinrichs.<br />
Stress-Killer<br />
Wie komplex die Zusammenhänge<br />
zwischen Liebe, Orgasmus und<br />
Hormonen sind, schildert nun Rolf<br />
Froböse in seinem Buch „Lust und<br />
Liebe - alles nur Chemie?“ – Mehr als<br />
300 Seiten waren nötig, um den globalen<br />
Status quo in Sachen Liebesforschung<br />
zu erfassen. Zu den bekanntesten<br />
Forschern auf diesem<br />
Gebiet zählt Richard Ivell, Professor<br />
am Institut für Hormonforschung<br />
der Universität Melbourne. Für Ivell,<br />
der in Froböses Buch ausführlich<br />
über seine Arbeiten berichtet, ist der<br />
Segen des Hormons unübersehbar:<br />
„Es dürfte am Oxytocin liegen, dass<br />
sich selbst der schlimmste Beziehungsstress<br />
oftmals nach einem erfolgreichen<br />
Schäferstündchen wieder<br />
abkühlt.“<br />
Chemie des Sex<br />
Ivell hat sich viel vorgenommen,<br />
denn gemeinsam mit seinen Kollegen<br />
möchte er Licht ins Dunkel der<br />
Schlafzimmer bringen. „Wir wollen<br />
ergründen, wie die Chemie der Leidenschaft<br />
funktioniert”, sagt er. In<br />
den vergangenen Jahren haben Ivell<br />
und seine Kollegen ergründet, an<br />
welchen Stellen des menschlichen<br />
Körpers Oxytocin freigesetzt wird.<br />
„Tatsächlich fanden wir, dass das<br />
Hormon nicht nur im Gehirn, sondern<br />
auch in den Eierstöcken, der<br />
Prostata und den Hoden gebildet<br />
wird”, unterstreicht er.<br />
Ohne geht gar nichts<br />
Als Liebes- und Wohlfühlhormon,<br />
so Ivell, werde Oxytocin bei zarten<br />
oder angenehmen Berührungen, vor<br />
allem aber bei sexueller Erregung in<br />
ziemlich großen Mengen aktiv. Einen<br />
kräftigen Schub des Hormons produziere<br />
das Gehirn nach dem Orgasmus<br />
und sorge auf diese Weise für ein Gefühl<br />
tiefer Geborgenheit.<br />
Manche Männer fragen sich, warum<br />
Frauen nach dem sexuellen Höhepunkt<br />
noch eine Weile kuscheln<br />
möchten? „Ganz einfach”, kommentiert<br />
Ivell, „das beim Orgasmus ausgeschüttete<br />
Sexualhormon Oxytocin<br />
lässt Frauen in eine eigene Welt<br />
der intensiven Gefühle eintauchen,<br />
in ein Paradies der größtmöglichen<br />
Nähe und Verbundenheit, in dem sie<br />
möglichst lange verweilen möchten.”<br />
Oxygasmus<br />
Experte Ivell hat auch die weitaus<br />
schwierigere Frage zu klären versucht,<br />
in welcher Form Oxytocin ei-<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
kultur I Regional Lifestyle 63<br />
September I Oktober 21<br />
(Foto: RUB)<br />
(Foto: © clandestino_fem/aboutpixel.de)<br />
Das Oxytocin wurde 1953 isoliert. Der amerikanische Biochemiker Vincent du<br />
Vigneaud bekam dafür den Nobelpreis.<br />
nen Einfluss auf die Gefühlswelt hat.<br />
In einer Studie ließen sich Studenten,<br />
die sich als Freiwillige für einen Test<br />
gemeldet hatten, zunächst ihr Blut<br />
untersuchen.<br />
Danach wurden sie aufgefordert,<br />
zu masturbieren. Eine erneute Blutkontrolle,<br />
die nach erfolgtem Orgasmus<br />
vorgenommen wurde, bestätigte<br />
die Vermutung: Der Oxytocingehalt<br />
des Blutes war bei allen Teilnehmern<br />
um ein Mehrfaches angewachsen. „Es<br />
erfolgte ein regelrechter Oxytocinstoß<br />
ins Blut”, erläutert Ivell.<br />
Gefühlsecht nur mit Oxytocin<br />
Das eigentlich verblüffende und entscheidende<br />
Resultat wurde mit der<br />
gleichen Gruppe jedoch bei einem<br />
nachfolgenden Termin erzielt. Auch<br />
diesmal wurden die Freiwilligen gebeten,<br />
im Dienste von Wissenschaft<br />
und Forschung zu masturbieren.<br />
Allerdings bekamen sie vorab einen<br />
Oxytocin-Blocker verabreicht – ein<br />
Medikament also, welches die Oxytocinproduktion<br />
gezielt hemmt.<br />
Als die Studenten anschließend befragt<br />
wurden, ob sie einen Unterschied<br />
verspürt hätten, berichteten<br />
sie übereinstimmend, dass rein körperlich<br />
zwar alles normal gewesen<br />
sei, es ihnen im Gegensatz zur ersten<br />
Sitzung aber überhaupt keine Freude<br />
bereitet habe.<br />
Frauen haben mehr<br />
„Was den Männern recht ist, ist den<br />
Frauen billig”, sagte sich die amerikanische<br />
Psychologin Mary Carmichael<br />
von der Stanford Universität in Kalifornien.<br />
In einer Studie hatte die<br />
Wissenschaftlerin mit Hilfe von Venenkathedern<br />
Studien über den Oxytocin-Spiegel<br />
während des Orgasmus<br />
von Frauen und Männern untersucht.<br />
Dabei stieß sie auf ein überraschendes<br />
Ergebnis: So stellte sich heraus,<br />
dass der Spiegel während der Selbststimulation<br />
bei Frauen höher als bei<br />
Männern war. Des Weiteren erreichten<br />
Frauen, die zu multiplen Orgasmen<br />
befähigt waren, während des<br />
zweiten Orgasmus ein höheres Level.<br />
Alles Oxy?<br />
Ist Oxytocin demnach eine Art<br />
„Amuse Gueule” unter den Hormonen,<br />
welches „Appetit auf Sex”<br />
macht? „Ja – aber nicht nur das”,<br />
stellt Forscher Ivell klar. Vielmehr sei<br />
Oxytocin ein ganz erstaunliches Molekül,<br />
welches überall dort zum Tragen<br />
komme, wo es um Partnerschaft<br />
gehe. So habe es bereits zahllose Versuche<br />
mit Oxytocin an Tieren gegeben.<br />
Wenn z. B. Hühnern oder Tauben<br />
Oxytocin injiziert werde, würden<br />
die Tiere binnen einer Minute balzen,<br />
ihre Kämme bearbeiten oder sich sogar<br />
bespringen.<br />
Eine verblüffende soziale Komponente<br />
des Hormons offenbare sich dagegen,<br />
wenn man es in das Gehirn<br />
von „jungfräulichen” Ratten injiziere.<br />
„Legt man diesen Tieren anschließend<br />
rattenähnliche Attrappen hin,<br />
so beginnen sich die weiblichen Ratten<br />
um die Puppen zu kümmern und<br />
wie Mütter zu verhalten”, berichtet<br />
Ivell. <br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong><br />
Buchtipp<br />
Gabriele und Rolf Froböse:<br />
„Lust und Liebe -<br />
alles nur Chemie?“<br />
Wiley-VCH Verlag,<br />
Weinheim<br />
24,90 Euro<br />
ISBN 3-527-30823-7<br />
(Foto: © Frank Faasen/aboutpixel.de)<br />
(Foto: © Ferdinand Lacour/PIXELIO)
64<br />
Kultur I Lifestyle<br />
Sushi<br />
Keine Angst vor rohem Fisch auf einem Häufchen Reis!<br />
(Foto: © svair/aboutpixel.de)<br />
Roher Fisch, kalter Reis, gepresste<br />
Algen – für europäische Gaumen eigentlich<br />
keine verlockende Aussicht.<br />
Brötchen mit Marmelade, Döner, Big<br />
Mäc oder Kassler mit Sauerkraut, vergessen<br />
Sie das trotzdem mal! Hier geht<br />
es um 2000 Jahre alte Kultur, Reis als<br />
Statussymbol und langes Leben.<br />
Japan ist in weiten Teilen sehr bergig<br />
und das wenige Land, das landwirtschaftlich<br />
genutzt werden kann, dient<br />
in der Regel dem Anbau von Reis. Diese<br />
zwei Umstände lassen es dann<br />
auch logisch erscheinen, dass im Land<br />
der aufgehenden Sonne die Kombination<br />
von Reis und rohem Fisch eine<br />
sehr beliebte Mahlzeit ist – Sushi.<br />
Meisterliche Kunst<br />
Fünf bis zehn Jahre brauchen angehende<br />
Sushi-Meister für ihre Ausbildung.<br />
Bevor sie ihre ersten kunstvollen<br />
Sushis rollen, üben sie erst<br />
einmal jahrelang Fisch schneiden<br />
und Reis kochen. Auch die Auswahl<br />
der richtigen Zutaten ist eine Kunst.<br />
Wer am Ende den richtigen Dreh<br />
raus hat, bekleidet in Japan ein hoch<br />
angesehenes Amt. Von Meisterhand<br />
gefertigte Sushis sind eine exklusive<br />
Kost.<br />
Wenn Sie je Sushi selbst zubereiten,<br />
werden Sie sie wahrscheinlich nie so<br />
exakt hinbekommen, wie in einem<br />
japanischen Restaurant. Das ist auch<br />
kein Wunder und kein Grund zur Besorgnis.<br />
Frisch gepresst<br />
Um den frischen rohen Fisch mit Hilfe<br />
der Gärung haltbar zu machen,<br />
wurde er noch vor einigen hundert<br />
Jahren gesalzen und in Lagen<br />
von Reis gepresst. Mit Hilfe eines<br />
schweren Steines wurde der nötige<br />
Druck erzeugt. Noch Monate später<br />
konnte der so fermentierte Fisch gegessen<br />
werden. Der Reis wurde zunächst<br />
weggeworfen, später dann allerdings<br />
mitgegessen. Diese älteste<br />
Art Sushi gibt es heute noch, und sie<br />
wird Nare-Sushi genannt. Das Nomen<br />
Sushi kommt auch deshalb von<br />
sushi – säuerlich.<br />
Nur 45 Kalorien pro Sushi<br />
Maki<br />
(Foto: © Angela Huth/aboutpixel.de)<br />
Die zwei bekanntesten und beliebtesten<br />
Formen sind Nigiri-Sushi und<br />
Maki-Sushi. Bei Maki-Sushi wird der<br />
Reis auf einer Bambusmatte ausgebreitet,<br />
mit dem Fisch belegt und<br />
dann gerollt. Sushi wird üblicherweise<br />
als vollständige Mahlzeit verzehrt.<br />
Die „gerollten Sushi“ sind in Japan<br />
Japans Leibspeise<br />
in Gefahr<br />
Die weltweit gnadenlose Jagd auf<br />
Thunfische gefährdet den Bestand –<br />
und damit das Sushi.<br />
Billiger Thunfisch kostet 20 Euro,<br />
auf dem Tokioter Fischmarkt zahlt<br />
der Kunde mehr als 200 Euro pro<br />
Kilo.<br />
Japan selbst hat Fangquoten für<br />
Blauflossenthunfische jahrelang<br />
überschritten, mittlerweile trägt<br />
es weltweite Einschnitte bei den<br />
Quoten mit.<br />
(Foto: © bernhard aichinger/aboutpixel.de)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
kultur I Lifestyle 65<br />
Maki-Sushi<br />
(Foto: © Angela Huth/aboutpixel.de)<br />
California Roll<br />
(Foto: © bettina nagl/aboutpixel.de)<br />
und in den Vereinigten Staaten die<br />
beliebteste Sushi-Art. Dafür wird aus<br />
einem Blatt Nori-Algen, gewürztem<br />
Reis und weiteren Zutaten mit Hilfe<br />
einer Bambusmatte eine Rolle geformt<br />
und dann in Scheibchen geschnitten.<br />
Traditionelles Maki-Sushi<br />
hat stets eine Algenhülle, der Sushi-<br />
Reis und die anderen Zutaten bilden<br />
die Füllung.<br />
Nigiri-Sushi<br />
Nigiri<br />
(Foto: © BrandtMarke/aboutpixel.de)<br />
Als in den 60er Jahren Nigiri-Sushi<br />
aufkam, wurde Sushi in den USA zu<br />
einem regelrechten Kult. Nigiri-Sushi<br />
werden mit der Hand aus dem Reis<br />
geformt und mit dem Fisch belegt.<br />
„American-style“-Sushi behält die<br />
traditionellen Nigiri-, Maki- und Temaki-Formen<br />
bei (für Temaki-Sushi<br />
dreht man einfach eine kleine Nori-<br />
Tüte von Hand und füllt sie dann<br />
mit Reis und sonstigen Zutaten),<br />
nimmt aber neue Zutaten und Aromen<br />
hinzu. Moderne amerikanische<br />
Sushi-Köche profilieren sich gern<br />
durch eigenständige Sushi-Kreationen,<br />
die ihren persönlichen Stempel<br />
tragen.<br />
Uramaki<br />
Im Zuge der neuen Sushi-Welle erfand<br />
man in Amerika das Uramaki<br />
(Inside-Out Roll). Im Gegensatz zu traditionellen<br />
Maki-Rollen befinden sich<br />
das Nori-Blatt und weitere Zutaten<br />
im Inneren der Rolle, die Hülle bildet<br />
Sushi-Reis. Das bekannteste Beispiel<br />
für ein Uramaki ist die California Roll.<br />
Im Tausch mit der westlichen Esskultur<br />
kamen die Japaner aber leider<br />
schlecht weg. Viele Japaner, die die<br />
westliche Küche probierten, wurden<br />
davon dick und krank. Ihre Esskultur<br />
hingegen bringt Europäer und Amerikaner<br />
auf den lukullischen Gesundheitstrip.<br />
Also los! <br />
Sojasoße: Das bekannteste und am<br />
häufigsten verwendete Würzmittel, die<br />
Sojasauce, wurde vor 2 500 Jahren in<br />
China erfunden. Im 16. Jahrhundert entstand<br />
die japanische Sojasauce durch<br />
eine Verbesserung des Rezepts – neben<br />
Sojabohnen fügte man die gleiche Menge<br />
Weizen hinzu.<br />
Wasabi: scharfer grüner Meerrettich<br />
Ingwer: süßsauer eingelegt, Neutralisator<br />
zwischen zwei verschiedenen<br />
Sushi-Stücken<br />
Reis: mit Reisessig gesäuert, allein die<br />
originale Reiszubereitung der Japaner<br />
ist weitaus aufwendiger und ähnelt<br />
schon fast einem Ritual<br />
Basiswissen<br />
Stäbchen: Gräberfunde belegen, dass<br />
diese Form des Bestecks in China<br />
bereits um 1500 v. Chr. Verwendung<br />
fand. Im 7. Jahrhundert gelangten<br />
die Essstäbchen durch buddhistische<br />
Priester und Missionare aus China nach<br />
Korea und Japan. Wenn es nicht klappt,<br />
dann mit der Hand, Abbeißen geht,<br />
Besteck geht nicht.<br />
Roher Fisch: wichtig: frisch, fast jedes<br />
Meeresgetier eignet sich, die Japaner<br />
bevorzugen Thunfisch, Europäer den<br />
Lachs<br />
Getränke: Grüner Tee, Sake, japanisches<br />
Bier oder nach gusto<br />
(Foto: © Uwe Dreßler/aboutpixel.de)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
66<br />
Impressum<br />
Zu: „Die Implosion des<br />
Als-Ob-Kapitalismus“<br />
„Mit dem Artikel von Carlos A.<br />
Gebauer kann ich nicht einverstanden<br />
sein. Er ist mit dem Verständnis der<br />
Freiwirte geschrieben und bewusst<br />
oder unbewusst falsch. Die Aussage<br />
‚Ein Geldsystem ohne Gold- oder<br />
Silberdeckung ist denknotwendig<br />
dem Tode geweiht. Das Abgehen vom<br />
althergebrachten Goldstandard war<br />
und ist die Ursache des Chaos...’ ist<br />
völlig falsch, für die Menschen sehr<br />
gefährlich, verfälscht die Tatsachen<br />
und arbeitet der Hochfinanz durch<br />
Verdummung des Volkes in die<br />
Hände.“<br />
Günter Burkhardt (per E-Mail)<br />
„Wieder einmal gratuliere ich zu<br />
einem Volltreffer! Herr Gebauer hat<br />
Recht: Das Geldsystem ist systemisch<br />
instabil, seit die Goldwährung über<br />
Bord gegangen ist. Nur eine letztlich<br />
einflusslose Minderheit scheint zu<br />
wissen, dass Geld, Kapital, Aktien und<br />
Devisenmärkte gleichgewichtslos sind.<br />
Bleiben Sie also dran!“<br />
Prof. Dr. Peter Heimann, Halle/S.<br />
Zu: „Gott mit dir, du Land der Bayern“<br />
„Leider ist Ihnen hier ein Fehler<br />
unterlaufen: Das Max-Planck-Institut<br />
für Biochemie besteht schon seit 1973<br />
auf dem Campus Martinsried und<br />
ist die Keimzelle der Entwicklung.<br />
Es kann unmöglich sein, dass unser<br />
Institut, das damals gebaut wurde<br />
und rund 87 Mio. DM gekostet hat, ein<br />
Teil der 200 Mio. Euro-Initiative ist.<br />
Auch kürzt sich das Innovations- und<br />
Gründerzentrum IZB und nicht IBZ<br />
ab.“<br />
Eva-Maria Diehl (per E-Mail)<br />
Zu: Auto-Seiten<br />
„Neben der super Auswahl von<br />
sportlichen wie auch luxuriösen Automobilen<br />
sind die Artikel und Berichte<br />
von Prof. A. J. Garth sehr interessant,<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong><br />
leserbriefe<br />
Leser-Tel.: 0341 24061-00 Leser-Fax: 0341 24061-66<br />
Leserbriefe auch unter: www.pt-magazin.de/service/leserbriefe<br />
detailreich und versetzen den Leser in<br />
eine Situation, in der man am liebsten<br />
das beschriebene Fahrzeug auf der<br />
Stelle besitzen möchte. An der Stelle<br />
möchte ich mein Lob an die Redaktion<br />
und den Autor richten.“<br />
Artur Koter (per E-Mail)<br />
Zu: Leserbriefe<br />
„Ich finde es sehr mutig von Ihnen,<br />
zu veröffentlichen: ‚In Zukunft wollen<br />
Sie uns bitte von der Zusendung<br />
Ihrer Zeitschrift verschonen’.<br />
Meine Mitarbeiter und ich finden Ihr<br />
Magazin sehr gut. Gern würden wir<br />
von dem Kunden, der wegen eines<br />
Artikels gleich kündigt, die Zeitung<br />
übernehmen. Übrigens gefiel uns in<br />
Ihrer letzten Ausgabe der Artikel ‚Zwei<br />
Mütter – ein Job’ ganz besonders.“<br />
W. Wegener (per E-Mail)<br />
„Mit Interesse habe ich die Leserbriefe<br />
der mit Unverständnis und z. T.<br />
Ignoranz reagierenden Leser studiert<br />
– aber viele Mitmenschen sind leider<br />
Opfer der massiven Medienarbeit, die<br />
ein Weltuntergangsszenario daherbringen,<br />
was Kohlendioxid-Gefahr<br />
angeht. Ich habe von Anfang an so<br />
etwas skeptisch gesehen. Leider finden<br />
die Kritiker am ‚Klimaschwindel’ noch<br />
nicht genug Gehör. Danke für Ihren<br />
Mut, gegen den volkvserdummenden<br />
Mainstream mutig Position zu<br />
beziehen.“<br />
Heinz Christian Fischer (per E-Mail)<br />
Zu: P.T. Magazin<br />
„Die bisherigen Magazine und all<br />
die verschiedenen Dokumentationen<br />
waren immer sehr aufschlussreich. Als<br />
Leserin möchte ich mich hiermit dafür<br />
bedanken.“<br />
Steffi Blunk (per E-Mail)<br />
„Wir sind stolz auf Ihre Kraft, der<br />
Krise zu trotzen. Wir brauchen die<br />
Mutmacher und die ehrlichen Helden!<br />
Das ist auch unsere Devise.“<br />
Annette Müller (per E-Mail)<br />
Das P.T. Magazin ist das offizielle Magazin<br />
des Wettbewerbs „Großer Preis des<br />
Mittelstandes“ der Oskar-Patzelt-Stiftung,<br />
eingetragen im Stiftungsregister<br />
des Regierungsbezirkes Leipzig unter Nr.<br />
2/1998.<br />
Verlag:<br />
P.T. Verlag GmbH & Co. KG<br />
Melscher Str. 1, 04299 Leipzig<br />
Tel. 0341 24061 - 00<br />
Fax 0341 24061 - 66<br />
E-Mail: info@op-pt.de<br />
Internet: www.pt-magazin.de<br />
Geschäftsführung:<br />
Petra Tröger<br />
Redaktion:<br />
Dr. Helfried Schmidt (V. i. S. d. P.)<br />
Ullrich Rothe, Anette Runge<br />
Regionalkorrespondenten:<br />
Rolf Becker (Halle/Saale)<br />
Dr. Franz Frantzen (München)<br />
Dr. Silvia Kossmann (Mörfelden-Walldorf)<br />
Bernd Schenke (Berlin)<br />
Satz/Layout:<br />
Frank Heinitz (Satzleiter)<br />
Janine Huber, Ronny Kind<br />
Anzeigenleitung:<br />
Petra Tröger (V. i. S. d. P.)<br />
Anzeigen:<br />
Gerald Thiele, Maria Sehrig,<br />
Susann Brinkmann<br />
Druck:<br />
Druckerei Vetters GmbH & Co. KG<br />
Gutenbergstraße 2, <strong>01</strong>471 Radeburg<br />
Erscheinungsweise:<br />
6 mal jährlich, Einzelpreis 3 inkl.<br />
7% MwSt.; Abonnement 16 inkl. 7%<br />
MwSt. sowie inkl. Versand und Porto für<br />
6 Ausgaben. Unser Magazin erhalten Sie<br />
in unserem Verlag sowie im Abo und in<br />
ausgewählten öffentlichen Einrichtungen.<br />
Mehrfachlieferungen auf Anfrage.<br />
Konditionen unter www.pt-magazin.de<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 1/<strong>2009</strong>,<br />
gültig seit 20.10.2008.<br />
©<strong>2009</strong> P.T. Verlag GmbH & Co. KG.<br />
Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung<br />
des Verlages.<br />
Alle Angaben ohne Gewähr. Namentlich<br />
gekennzeichnete Beiträge müssen nicht<br />
die Meinung der Redaktion wiedergeben.<br />
Der Verlag behält sich vor, Leserzuschriften<br />
bearbeitet zu veröffentlichen. Für unverlangt<br />
eingesandte Manuskripte und für<br />
Anzeigeninhalte übernehmen der Verlag<br />
oder seine Mitarbeiter keine Haftung.<br />
Leser-Fax: 0341 24061 - 66<br />
E-Mail: redaktion@op-pt.de<br />
Mitteilung nach § 8 SächsPresseG:<br />
P.T. Verlag Beteiligungs GmbH, Leipzig<br />
(Oskar-Patzelt-Stiftung)<br />
Dr. Helfried Schmidt, Petra Tröger
Krise?<br />
Krise?<br />
Krise? Gehen Sie doch zur<br />
Quelle des Erfolgs!<br />
Tagungs-Highlights <strong>2009</strong> der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Aufbruch Mittelstand<br />
Es ist Zeit für Neues<br />
Frühjahrstagung am 20. März <strong>2009</strong>, Fulda<br />
Kraft statt Krise<br />
Wie Sie Gewinner bleiben<br />
Wirtschaftsforum am 08. Mai <strong>2009</strong>, Halle/S.<br />
Ankreuzen<br />
Ich bin interessiert<br />
und brauche weitere<br />
Informationen!<br />
Fit für die Zukunft –<br />
Erfolg kann man lernen<br />
Workshopreihe mit Dipl.-Ing. Volkmar Redlich,<br />
ab 09. März <strong>2009</strong>, Leipzig<br />
Globalisierung, Energieverteuerung, Rohstoffknappheit,<br />
Fachkräftemangel… Traditionelle Rezepte versagen.<br />
Es ist Zeit, Neues zu lernen und zu nutzen.<br />
Das Minimum-Prinzip – Von ALDI lernen<br />
Aufträge erfolgreich verhandeln<br />
Erfolgreich führen mit dem TOYOTA-Prinzip<br />
Effizientes Zeit- & Reklamationsmanagement<br />
Erfolgreich mit Banken<br />
verhandeln<br />
Erfolgreich präsentieren –<br />
Aufträge generieren<br />
Ankreuzen<br />
Ich bin interessiert<br />
und brauche weitere<br />
Informationen!<br />
Einfach ankreuzen und absenden!<br />
Purer Nutzwert<br />
Unsere Teilnehmer wissen mehr<br />
und sind VORBEREITET:<br />
Stichwort Weltfinanzkrise: Wie können Sie sich<br />
schützen? Bereits 2006 gab Prof. Dr. Eberhard<br />
Hamer bei uns die entscheidenden<br />
Sicherungs-Hinweise.<br />
Auswirkungen und Chancen<br />
für Unternehmen diskutierten<br />
unsere Teilnehmer bereits im<br />
Frühjahr 2008.<br />
Auch <strong>2009</strong> erwartet Sie komprimiertes<br />
Insiderwissen – sofort<br />
umsetzbar.<br />
Die Zukunft gestalten<br />
Workshopreihe mit Dr. oec. habil. Jörg Schumann,<br />
ab 06. März <strong>2009</strong>, Leipzig<br />
Nur bei uns: Integrierte Workshopreihe für Führungskräfte<br />
und -nachwuchs. Basierend auf Auswertungen<br />
mit Preisträgern „Großer Preis des Mittelstandes“.<br />
Führungspersönlichkeit & Unternehmenserfolg<br />
Das Unternehmen in die Zukunft führen<br />
Den Kunden mehr Nutzwert bieten<br />
Leistungspotenzial der Mitarbeiter erschließen<br />
Wertschöpfungsprozesse<br />
effektivieren<br />
Wirtschaftlichkeit erhöhen<br />
Ankreuzen<br />
Ich bin interessiert<br />
und brauche weitere<br />
Informationen!<br />
„Die Tagungs-<br />
Highlights bieten<br />
neue Ideen und<br />
Lösungen, welche<br />
mit herkömmlichen<br />
Strategien<br />
und Ratschlägen<br />
absolut nichts<br />
gemein haben. Ein<br />
Muss für jeden, der<br />
nicht nur an das<br />
Alltägliche denkt<br />
und eine Direktive<br />
zum Handeln<br />
sucht.“<br />
Petra Damm,<br />
airkom Druckluft<br />
GmbH, Preisträgeri n<br />
„Großer Preis des<br />
Mittelstandes“<br />
Nur wer handelt, gewinnt. Sichern Sie sich den Informationsvorsprung, der Ihnen zusteht!<br />
Informationsanforderung bei:<br />
Name, Vorname<br />
Firma, Anschrift<br />
Datum<br />
E-Mail-Adresse<br />
Telefon-Nr.<br />
Unterschrift<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Melscher Straße 1<br />
04299 Leipzig<br />
Fax 0341 240 61-66<br />
Weitere Infos unter:<br />
www.mittelstandspreis.com<br />
Tel. 0341 240 61-00<br />
info@op-pt.de
www.direktmarketingcenter.de<br />
Kommen Sie in das<br />
Erfolgreicher-werben-Center.<br />
Profitieren Sie von den Angeboten unserer Direkt Marketing Center.<br />
Wir begleiten Sie von der Ideenfindung und Zielgruppenselektion<br />
bis zur Gestaltung Ihrer Werbeaktion. Und sorgen dafür, dass sie dort<br />
ankommt, wo sie Ihnen nützt: in den Briefkästen der Menschen mit<br />
dem höchsten Potenzial für Ihr Unternehmen. Besuchen Sie uns im<br />
Direkt Marketing Center, unsere Experten beraten Sie gerne.<br />
Jetzt kostenlos persönliche<br />
Werbeberatung vereinbaren unter:<br />
<strong>01</strong>80 5 5555*<br />
*14 ct je angefangene Minute aus den deutschen Festnetzen; ggf. abweichende Mobilfunktarife.