P.T. MAGAZIN 02/2009
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung
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5. Jahrgang Ausgabe 2 l <strong>2009</strong> ISSN 1860-501x l 3,oo Euro www.pt-magazin.de<br />
für Wirtschaft, Politik und Kultur<br />
Offizielles Magazin des Wettbewerbs „Großer Preis des Mittelstandes“<br />
Mittelstandspreis<br />
Rekord bei<br />
Nominierungen<br />
Lissabon-Vertrag<br />
Europas schlechte<br />
Verfassung<br />
Finanzkrise<br />
Rettung durch<br />
Realwirtschaft<br />
Familienfreund<br />
Volvo zum<br />
Wohlfühlen
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/2008
Editorial 3<br />
Der billigste Krieg<br />
der Welt<br />
Nach dem 11. September machten<br />
sich Panik vor weiteren Anschlägen<br />
und Angst vor einer massiven Rezession<br />
breit. Als Therapie drehte die<br />
US-Notenbank die Geldhähne sperrangelweit<br />
auf und überschwemmte<br />
die USA und den Rest der Welt zum<br />
wiederholten Male mit Unmengen<br />
ungedeckter Dollars. Mit Inflation<br />
ließen sich Militärausgaben, Investitionen<br />
und Konsum leichter<br />
„finanzieren“. Der Subprime-Markt<br />
minderwertiger Immobilien wurde<br />
mehr und mehr aufgebläht. Das Risiko<br />
ausfallender Zins- und Tilgungszahlungen<br />
schaukelte sich immer<br />
mehr auf.<br />
Noch im Sommer 2001 führte die US-<br />
Regierung geheime Verhandlungen<br />
mit den Taliban wegen der Erdöllagerstätten<br />
in Mittelasien, obwohl<br />
bereits Monate zuvor ein UN-<br />
Waffenembargo gegen die Taliban<br />
bestand. Doch nach den Anschlägen<br />
vom 11. September mit 3 000 Toten<br />
war „nichts mehr so wie vorher“.<br />
Schon neun Tage später sprach George<br />
W. Bush von einem „möglicherweise<br />
langen Feldzug“.<br />
Bereits im Oktober deklarierten die<br />
USA mit dem „Patriot Act“ die Einschränkung<br />
von Bürger- und Persönlichkeitsrechten<br />
als Terrorismusabwehr<br />
im Inneren. Im Dezember 2001<br />
kündigten die USA den 1972 mit der<br />
Sowjetunion geschlossenen ABM-<br />
Vertrag zur Begrenzung strategischer<br />
Nuklearwaffen und versiebenfachten<br />
im Januar 20<strong>02</strong> den offiziellen<br />
US-Militäretat auf 379 Mrd. Dollar.<br />
Bush sprach erstmals von der „Achse<br />
des Bösen“ Nordkorea-Iran-Irak.<br />
Die WTC-Türme in New York galten<br />
als das Symbol der westlichen Wirtschafts-<br />
und Lebensweise schlechthin.<br />
Ihre Zertrümmerung beeinträchtigte<br />
das Selbstbewusstsein des<br />
Westens unabänderlich. Ganz wie in<br />
der alttestamentarischen Sage von<br />
Samson und Delila. Der unbesiegbare<br />
Samson glaubte, dass seine Kraft von<br />
seinen langen Haaren herrührte – er<br />
wurde überwältigt, nachdem ihm<br />
Delila nachts seine Haarpracht mit<br />
Messer und Schere raubte.<br />
Dieses Risiko wurde in alle Welt<br />
gestreut. „Innovative“ Finanzinstrumente<br />
wurden dafür konstruiert,<br />
mit Renditen jenseits von 20 Prozent<br />
– drei bis viermal so viel wie die<br />
belächelte „Realwirtschaft“ abwarf.<br />
Groß- und Staatsbanken, führende<br />
Rating-Agenturen, Fonds und Pensionskassen<br />
mutierten zu Drückerkolonnen.<br />
Es ging nicht um ein paar<br />
Tausender, es ging um Milliarden.<br />
Milliarden an Scheinwerten. Als<br />
dann die Kreditsicherheiten nicht<br />
mehr das Papier wert waren, auf das<br />
die Bilanzen gedruckt wurden, brach<br />
das Kartenhaus zusammen. Übrig<br />
blieben Bankenpleiten, Staatsbankrotte<br />
und eine weltweite Finanzmarkt-<br />
und Wirtschaftskrise.<br />
Verglichen mit dem US-Militäretat,<br />
den Kriegsausgaben und erst recht<br />
mit den weltweiten Krisenschäden<br />
in Billionenhöhe waren die Selbstkosten<br />
der Bin-Laden-Aktion am<br />
11.9.2001 Peanuts. Die vier entführten<br />
vollgetankten Flugzeuge kosteten<br />
nichts, die Ausbildung der Kamikaze-<br />
Piloten bezahlten diese selbst, und<br />
die Logistikkosten der Aktion waren<br />
überschaubar. Mit dem WTC-Attentat<br />
zerschlug Bin Laden nur einen<br />
Gordischen Knoten und führte den<br />
(für ihn) billigsten Krieg der Weltgeschichte.<br />
Tausendfache Zerstörung<br />
aber besorgte der Westen sehenden<br />
Auges selbst, während er sich schützen<br />
und verteidigen wollte.<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
4<br />
Inhalt<br />
Politik<br />
Wirtschaft<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
6 Täuschen, tricksen, tarnen<br />
Wie offizielle Statistiken<br />
manipuliert werden<br />
14 Lehren aus der Finanzkrise<br />
Rettung kommt aus der<br />
Realwirtschaft<br />
28 Die Nominierungen <strong>2009</strong><br />
Erneut Rekordbeteiligung beim<br />
„Großen Preis des Mittelstandes“<br />
10 Seid realistisch – fordert das<br />
Unwahrscheinliche!<br />
Wer hätte das vor 30 Jahren<br />
gedacht?<br />
12 EU –Superstaat 2010?<br />
Von der Hüterin zur Herrin<br />
der Verträge<br />
23 Hart im Nehmen<br />
Schwieriges Jahr für<br />
Maschinenbauer<br />
38 Der Preis des Geldes<br />
Freiwirtschaftler warnt vor<br />
Goldbindung<br />
44 Frau Schulz hat Kopfschmerzen…<br />
Mentalcoaching für Unternehmer<br />
32 Das ist Grevenbroich!<br />
Nominierte Unternehmen<br />
vorgestellt<br />
34 Triple A<br />
Netzwerktalk in Dessau<br />
35 Balleinladung<br />
…für die Auszeichnungsveranstaltungen<br />
der<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
(Cover-Foto: © Gerd Gropp/PIXELIO)<br />
EU – Superstaat<br />
2010?<br />
Hart im Nehmen<br />
Nominierungs-<br />
Rekord <strong>2009</strong><br />
(Foto: © Gerd Altmann/PIXELIO)<br />
■ Irland hat zum Lissabon-Vertrag<br />
nein gesagt und damit die EU in<br />
eine schwere Krise gestürzt. Polens<br />
Präsident will als Letzter unterzeichnen,<br />
Tschechien nur mit Irland<br />
zusammen. In Deutschland klärt<br />
das Bundesverfassungsgericht bis<br />
Juni die Verfassungskonformität<br />
des Lissabon-Vertrages für Deutschland.<br />
Bis dahin will auch Horst<br />
Köhler nicht unterschreiben, und<br />
der ganze Vorgang liegt auf Eis. In<br />
Irland wandelt sich in der Krise<br />
die Stimmung, ein Referendum für<br />
Oktober ist geplant. Doch ist der<br />
Lissabon-Vertrag wirklich demokratisch?<br />
Seite 12<br />
■ <strong>2009</strong> wird für den mittelständischen<br />
Maschinen- und Anlagenbau<br />
ein schwieriges Jahr. Die<br />
Erwartungen unterscheiden sich von<br />
Firma zu Firma sowie in Abhängigkeit<br />
vom jeweiligen Sektor erheblich.<br />
Z. B. die NESTRO Lufttechnik GmbH<br />
aus Schkölen/Thüringen erwartet ein<br />
Wachstum von drei bis fünf Prozent,<br />
ein bayerischer Maschinenbauer<br />
dagegen rechnet mit einem Umsatzrückgang<br />
von bis zu 15 Prozent. Umso<br />
erstaunlicher ist es, dass viele Unternehmer<br />
bereits ab 2010 wieder mit<br />
einem Aufschwung rechnen – manche<br />
erwarten dann sogar die Rückkehr<br />
zum Rekordniveau von 2008.<br />
Seiten 23-24<br />
(Foto: © Böhm Fertigungstechnik Suhl GmbH)<br />
■ Der 15. Wettbewerb um den „Großen<br />
Preis des Mittelstandes“ <strong>2009</strong><br />
hat fulminant begonnen: 3 366 Nominierungen<br />
aus allen Bundesländern<br />
gingen in der Bundesgeschäftsstelle<br />
der Oskar-Patzelt-Stiftung in Leipzig<br />
ein. Rekord! Vorstandschef Helfried<br />
Schmidt ist davon überzeugt, dass<br />
der Mittelstand auch aus der gegenwärtigen<br />
Krise gestärkt hervorgehen<br />
wird: „Die Resonanz auf die Wettbewerbsausschreibung<br />
zeigt, dass man<br />
dem unternehmerischen Mittelstand<br />
in Deutschland zutraut, trotz<br />
unvermeidbarer Blessuren letztlich<br />
die aktuelle Weltfinanz- und -wirtschaftskrise<br />
gestärkt zu überstehen.“<br />
Seiten 28-30<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
Inhalt 5<br />
Regionalia<br />
50 Regional-Special Saarland,<br />
Rheinland-Pfalz und Hessen<br />
Kultur I Lifestyle<br />
60 Der Schweden-„Drover“<br />
als Familienfreund<br />
Auch als Business-Partner edel<br />
62 Fürstliches Zusammentreffen<br />
Liebermann, von Lenbach und<br />
von Stuck in Berlin<br />
(Foto: © Olaf Schneider/PIXELIO)<br />
66 Leserbriefe / Impressum<br />
Regional-Special<br />
■ Die Banken bekommen es,<br />
die Firmen wollen es, die Länder<br />
kriegen es: Sie können das Geld<br />
aus dem Konjunkturpaket gut<br />
gebrauchen. Das soll die Krise<br />
abfedern und gleichzeitig Gutes für<br />
Infrastruktur und Schulen tun.<br />
Ob`s funktioniert? Z. B. Hessen:<br />
Bei Opel müssen andere ran, der<br />
Finanzplatz Frankfurt steht sogar<br />
gut da. Die Landesbanken sortieren<br />
sich. Die Stadt Kassel muss<br />
den Geldsegen von oben erstmal<br />
verarbeiten. Die kleinen Firmen<br />
brauchen bald die Aufträge der<br />
öffentlichen Hand, denn niemand<br />
will zurückfallen.<br />
Seiten 50-57<br />
(Foto: © Joachim Reisig/PIXELIO)<br />
Fürstliches<br />
Zusammentreffen<br />
(Foto: Staatliche Museen zu Berlin/Andres Kilger)<br />
■ Unter dem Titel „Künstlerfürsten“<br />
wird die Ausstellung der Stiftung<br />
Brandenburger Tor im Berliner Max-<br />
Liebermann-Haus den Aspekt der<br />
Repräsentation und Inszenierung<br />
der Maler Max Liebermann, Franz<br />
von Lenbach und Franz von Stuck<br />
besonders hervorheben. Sie will<br />
dabei auch untersuchen, inwieweit<br />
die Entwicklung der drei Künstler<br />
möglicherweise voneinander<br />
abhing. Zu sehen sind u. a. Darstellungen<br />
von Kaiser Wilhlem I.,<br />
Otto Fürst von Bismarck, Gerhard<br />
Hauptmann, Richard Strauss, Marie<br />
Gräfin Schleinitz und Klara Baronin<br />
von Leipzig.<br />
Seite 62<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
206<br />
September I Oktober<br />
Politik Regional<br />
Täuschen, tricksen,<br />
tarnen<br />
(Foto: © Gerd Gropp/PIXELIO)<br />
Wie offizielle Statistiken manipuliert werden – und wie das<br />
wissenschaftlich begründet wird<br />
Wer ist schuld an der gegenwärtigen<br />
Weltfinanzkrise? Die Antwort scheint<br />
klar: der unregulierte Kapitalmarkt,<br />
die gierigen Banker, der Turbokapitalismus.<br />
Dabei zeigt die öffentliche<br />
Debatte immer wieder Anzeichen<br />
von Hysterie. Im aufgeklärten<br />
Abendland des 21. Jahrhunderts<br />
sollten wir jedoch etwas vorsichtiger<br />
urteilen, etwas weniger Hysterie<br />
ertragen, ein paar mehr Informationen<br />
suchen.<br />
Lizenz zum Wohlstand<br />
Zu diesen Informationen gehört<br />
das von Bill Clinton durchgedrückte<br />
Gesetz, dass amerikanischen Banken<br />
verbot, Arme bei der Kreditfinanzierung<br />
fürs Eigenheim zu „diskriminieren“.<br />
Mit diesem Gesetz wurden die<br />
Schleusen für billiges Geld und Inflation<br />
der Scheinwerte geöffnet. Die<br />
Clintonsche Forderung stand noch<br />
vor wenigen Jahren auch im Wahlprogramm<br />
von Nicolas Sarkozy.<br />
Seit die Geldmenge M3 in den USA 2005<br />
erstmals 10 Bio. Dollar überschritt, veröffentlicht<br />
die FED keine aktuellen Zahlen mehr.<br />
(Quelle: Wikipedia/GFDL/Thomas Müller)<br />
Zu diesen Informationen gehört<br />
auch, dass alle westeuropäischen<br />
Staaten sich drängelten, um ihren<br />
Anteil am sprudelnden Überfluss<br />
zu sichern. Warum sollten Landesbanken<br />
ihre Milliarden im einheimischen<br />
Mittelstand investieren, wo<br />
höchstens fünf bis sieben Prozent<br />
Rendite zu erwarten waren, wenn in<br />
Irland, an der Wall Street und überall<br />
sonst 25 Prozent Rendite fürs reine<br />
Geldgeschäft warteten?<br />
Solange die Staaten am Monopoly<br />
verdienten, wurden die Kapitalmärkte<br />
vorsätzlich unreguliert gelassen,<br />
und potenzierte Kreditverbriefungen<br />
erschienen als Lizenz zum Wohlstand.<br />
Solange das „Tischlein deck<br />
dich!“ funktionierte, war die Politik<br />
in allen heute betroffenen Ländern<br />
gern dabei. Wenn nach dem Crash<br />
nun das „Knüppel aus dem Sack!“<br />
ertönt, sind natürlich nur die anderen<br />
schuld.<br />
Hoffnungslos überbewertet<br />
Dieses kurzsichtige Handeln geißelte<br />
der französische Kardinal de<br />
Retz schon im 17. Jahrhundert: „Der<br />
gewöhnliche Grund für die Fehler der<br />
Menschen ist, dass sie zu viel Angst<br />
vor den gegenwärtigen Gefahren<br />
haben und nicht genug vor jenen, die<br />
noch in weiter Ferne sind.“ Es scheint<br />
eine allgemein menschliche Schwäche<br />
zu sein.<br />
Diese Schwäche hat in den vergangenen<br />
zehn Jahren zweimal dazu<br />
geführt, dass billionenfach Werte<br />
vernichtet wurden. Beim Desaster<br />
am Aktienmarkt um die Jahrtausendwende<br />
und beim gegenwärtigen<br />
Finanzmarktchaos nach dem Subprime-Immobiliengau<br />
in den USA: In<br />
beiden Fällen kann man die Krisen<br />
auch als Vernichtung von Scheinwerten<br />
deklarieren.<br />
Denn sowohl die zusammengebrochenen<br />
Dotcoms als auch der Häusermarkt<br />
waren vorm Zusammenbruch<br />
hoffnungslos überbewertet.<br />
Dass der Zusammenbruch kommen<br />
musste, war allen Insidern schon lange<br />
klar. Wann er kommen und welche<br />
Folgeschäden er nach sich ziehen<br />
würde, das musste die Zeit zeigen.<br />
Falsch verstandener Sozialismus<br />
Volkswirtschaftlich bedauerlich ist<br />
dabei vor allem, dass wichtige Tatsachen<br />
einfach übersehen werden.<br />
Sie scheinen unwichtig zu sein. Sie<br />
spielen in den öffentlichen Debatten<br />
keine Rolle. Eine solche „übersehene“<br />
Tatsache ist z. B., dass die kleinen und<br />
mittleren Unternehmen in dieser<br />
Zeit ca. drei Millionen Arbeitsplätze<br />
geschaffen haben. Hinter dieser Zahl<br />
stecken hunderttausende unternehmerische<br />
Schicksale, hunderttausendfache<br />
familiäre Entbehrungen.<br />
Dreihunderttausend gewerbliche<br />
Insolvenzen pflastern den Weg dieser<br />
Schaffung von Arbeitsplätzen. In fast<br />
jedem Falle ist eine Familie ruiniert,<br />
die für den Erfolg einer unternehmerischen<br />
Idee, für den Erfolg eines<br />
Beschäftigungsaufbaus im wahrsten<br />
Sinne gehaftet hat. Das ist mehr, als<br />
man von Managern, Politikern oder<br />
Bankern erwarten kann. Vom unternehmerischen<br />
Mittelstand dagegen<br />
wird das erwartet.<br />
Wenn Clinton und Sarkozy Arme<br />
nicht bei der Kreditvergabe diskriminieren<br />
wollen, hat das nichts mit<br />
Turbokapitalismus zu tun. Eher mit<br />
– allerdings falsch verstandenem –<br />
Sozialismus. Und wohin sozialistische<br />
Wirtschaftspolitik führt, das<br />
konnten wir in den vergangenen 100<br />
Jahren zur Genüge beobachten.<br />
Als Lenin vor 90 Jahren in der Sowjetunion<br />
in einem großen Feldexperiment<br />
das Geld abschaffen wollte,<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
Politik 7<br />
(Foto: © Barbara Eckholdt/PIXELIO)<br />
löste er eine Hungersnot aus, der Millionen<br />
zum Opfer fielen wie später in<br />
Mao Tse Tungs chinesischer Kulturrevolution.<br />
Als Ernesto Che Guevara<br />
unter Fidel Castro vor 50 Jahren Wirtschaftsminister<br />
war, brachte er es<br />
innerhalb kürzester Zeit fertig, dass<br />
auf der Zuckerinsel der Zucker knapp<br />
wurde und zog danach lieber als<br />
Berufsrevolutionär durch die Welt.<br />
Brillante Außenseiter<br />
Kennen Sie das Gleichnis mit den<br />
Weihnachtsgänsen? Sie werden<br />
jeden Tag gefüttert, getränkt, ihr Stall<br />
wird gesäubert, sie werden vorm<br />
Fuchs beschützt…Für die Weihnachtsgänse<br />
ergibt sich zweifelsfrei, dass<br />
die Menschen, die sich um sie sorgen,<br />
ihre besten Freunde sind. Bis dann<br />
Weihnachten kommt. Peter Sloterdijk<br />
nennt das die Macht der unvorhersehbaren<br />
Ereignisse, denen wir<br />
ausgeliefert sind, weil wir eben alle<br />
nicht in die Zukunft blicken können.<br />
Alles, was wir für die Zukunftsvorhersage<br />
haben, sind Zahlen und<br />
Fakten aus der Vergangenheit. Die<br />
ergeben manchmal eine Tendenz.<br />
Aber schon bei der Bestimmung dieser<br />
Tendenz kann man sich streiten,<br />
wie die Klimakatastrophendiskussionen<br />
zeigen. Bei der Interpretation<br />
dieser Tendenz erst recht. Und wenn<br />
es darum geht, aus der Tendenz einer<br />
Vergangenheit Voraussagen für die<br />
Zukunft abzuleiten, scheiden sich die<br />
Geister erst recht.<br />
Es ist daher kein Wunder, dass es<br />
häufig Außenseiter waren, die<br />
brillante Entdeckungen machten.<br />
Charles Darwin z. B. war eigentlich<br />
Pfarrer und als Naturwissenschaftler<br />
ein Laie. Er fand auf seiner<br />
ersten Weltreise, was allen anderen<br />
Gelehrten verborgen blieb. Albert<br />
Der US-amerikanische Immobilienmarkt funktionierte nach der Devise: Jahresgehalt<br />
12.000 Dollar, Eigenheim 120.000 Dollar – Der ganze Irrsinn: Unbezahlbar!<br />
Einstein konnte gerade deshalb die<br />
ganze Physik überblicken und revolutionieren,<br />
weil er kein Experte war<br />
und statt auf staatlich alimentierten<br />
Hochschulen nur abends nach seiner<br />
Patentamtsarbeit forschen und nachdenken<br />
konnte.<br />
Hedonische Methoden<br />
In unserer auf Konsens und Harmonie<br />
ausgelegten Gesellschaft, in<br />
der Meinungsdebatten ritualisiert<br />
in Fernseh-Talkshows ablaufen,<br />
muss man sich vor abweichenden<br />
Meinungen hüten. Schnell kann es<br />
einem ergehen wie Eva Herman.<br />
Schnell ist man auch als angeblicher<br />
Verschwörungstheoretiker unglaubwürdig<br />
geworden. Gegen solche<br />
Vorwürfe musste sich auch Prof.<br />
Eberhard Hamer wehren, der bereits<br />
seit Jahren den Zusammenbruch<br />
des Weltfinanzsystems voraussagte<br />
und sogar in den Einzelheiten Recht<br />
behielt.<br />
Und so ging es denjenigen, die<br />
bereits seit Jahren die offizielle staatliche<br />
Statistik der USA anzweifelten.<br />
Dabei sind die Fakten auch hier seit<br />
Langem bekannt. Alles begann mit<br />
der Sozialpolitik von Bill Clinton. Der<br />
wollte seine Regierungserfolge in<br />
der Statistik ablesen. Also begann<br />
das Bureau of Labor Statistics, das<br />
die Inflation in Amerika misst, zu<br />
tricksen: Teurer gewordene Güter im<br />
Warenkorb wurden einfach durch<br />
billigere ersetzt, weil man davon<br />
ausging, dass der Verbraucher „preisbewusst“<br />
sei. Die BSE-Krise schlug<br />
nicht auf die Inflationsstatistik<br />
durch, weil teureres Rindfleisch im<br />
Warenkorb nicht mehr vorkam! Noch<br />
erstaunlicher ist eine andere „wissenschaftliche“<br />
Neuerung der Inflationsberechnung<br />
– die Gruppe der sog.<br />
hedonischen Methoden. Hier wird<br />
unterstellt, dass Verbraucher eine<br />
Verteuerung aufgrund technischer<br />
Neuerungen als „Gewinn“ sehen.<br />
Denn – so die abstruse Logik – sie<br />
bekommen ja jetzt mehr für ihr Geld.<br />
Ein Computer, der bei doppelter Leistungsfähigkeit<br />
zehn Prozent teurer<br />
geworden ist, wird dann mit komplizierten<br />
multivariaten Regressionsanalysen<br />
als scheinbare Verbilligung<br />
im Warenkorb abgelegt. In den USA<br />
ist damit seit Mitte der 90er Jahre<br />
die Inflationsrate systematisch um<br />
etwa drei bis acht Prozent unterschätzt<br />
worden.<br />
Gefälschtes BIP<br />
Und das passiert nicht bloß in den<br />
USA, sondern seit einigen Jahren<br />
auch in Deutschland und im gesamten<br />
Euroraum. Das Statistische<br />
Bundesamt schreibt jedes Jahr einen<br />
Wettbewerb für Nachwuchswissenschaftler<br />
aus. Raten sie mal, welche<br />
Arbeiten ausgezeichnet wurden?<br />
Richtig, Arbeiten zur Anwendung der<br />
Kaum wurde Che Guevara in Kuba<br />
Wirtschaftsminister, wurde auf der<br />
Zuckerinsel der Zucker knapp.<br />
(Foto: Wikipedia/Public Domain/Korda)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
208<br />
September I Oktober<br />
Politik Regional<br />
(Foto: © Andreas Morlok/PIXELIO)<br />
Tricksen mit Statistik: Ein Computer, der bei doppelter Leistungsfähigkeit 10% teurer<br />
geworden ist, wird mit Regressionsanalysen als scheinbare Verbilligung im Warenkorb<br />
abgelegt. So werden Inflationsraten systematisch „runtergerechnet“.<br />
hedonischen Methoden! Es kommt<br />
aber noch besser: Auch das Bruttoinlandsprodukt<br />
wird durch diese<br />
Methoden verfälscht.<br />
Die Menge der verkauften Waren<br />
und Dienstleistungen, multipliziert<br />
mit dem jeweiligen Preis, ergibt<br />
das gesamte im Jahresverlauf produzierte<br />
BIP. Erst wenn dies um die<br />
Inflation bereinigt wurde, kann<br />
man sehen, ob eine Volkswirtschaft<br />
wächst oder schrumpft. Wird die<br />
Inflationsrate systematisch unterschätzt,<br />
dann wird natürlich das BIP<br />
systematisch überschätzt.<br />
Das wiederum hat die Folge, dass<br />
Staatsanleihen weit weniger sicher<br />
sind und für den Anleger weit weniger<br />
Ertrag abwerfen, als es bei korrekter<br />
– altmodischer – Berechnung<br />
der Fall wäre.<br />
Inflation heißt Ausweitung der<br />
Geldmenge<br />
Eine weitere Verschleierung der tatsächlichen<br />
Verhältnisse liegt schon<br />
im Ansatz der statistischen Erhebungen.<br />
Inflation entsteht nämlich<br />
nicht einfach durch Preissteigerung.<br />
Bei einer konstanten Geldmenge<br />
in einem abgeschlossenen Markt<br />
würde die Preissteigerung einzelner<br />
Waren stets zu Preissenkungen anderer<br />
Waren führen müssen, denn die<br />
Geldmenge ist ja gerade konstant.<br />
Inflation ist ursächlich nicht die<br />
Preissteigerung als solche, sondern<br />
die Geldmengenausweitung.<br />
Dies ist eine originäre Aufgabe<br />
der nationalen Notenbanken, der<br />
Europäischen Zentralbank und der<br />
amerikanischen Federal Reserve.<br />
Sie sollen Preissteigerungen durch<br />
Ausweitungen der Geldmenge „abfedern“<br />
und mit geldpolitischen Maßnahmen<br />
– d. h. Zinsfestlegungen, die<br />
Konjunktur anheizen oder bremsen.<br />
Die Geldmenge M3 im Euroraum<br />
wuchs im Juli 2008 im Vergleich<br />
zum Vorjahreszeitraum um 9,1 Prozent,<br />
drei- bis viermal schneller als<br />
die klassische Inflationsstatistik.<br />
Schuldner als Profiteure<br />
Was sind die Folgen dieser Statistik-<br />
Täuschungen? Die Zentralbanken<br />
halten das Image als „Hüter der<br />
Preisstabilität“, obwohl die tatsächlich<br />
gefühlte Inflation weit stärker<br />
ist als die offiziell ausgewiesene.<br />
Da Mietpreisentwicklungen an die<br />
Inflationsrate gekoppelt werden,<br />
gehen die steigenden Belastungen zu<br />
Lasten der Vermieter.<br />
Die Ausweitung der Geldmenge<br />
lässt die Gewinne und das Kapital<br />
der Unternehmer höher erscheinen,<br />
als sie auf realwirtschaftlicher Basis<br />
sind. Ursache ist die Zeitdifferenz<br />
zwischen der anfänglichen Investition<br />
zu alten niedrigen Preisen, z. B.<br />
in eine Maschine, und den durch<br />
Inflation künstlich aufgeblasenen<br />
Verkaufspreisen. Da die Abschreibungsverluste<br />
zu heutigen – höheren<br />
– Preisen ausgeglichen werden<br />
müssen, konsumieren Unternehmen<br />
häufig bereits ihren Kapitalstock,<br />
ohne dass das in der Bilanz sichtbar<br />
würde.<br />
Profiteure der Entwicklung sind die<br />
Schuldner. Wenn die tatsächliche<br />
Inflation höher ist als der Darlehenszins,<br />
muss er immer weniger<br />
zurückzahlen. Der größte Schuldner<br />
ist daher der größte Profiteur<br />
einer verschleierten Inflation. ln<br />
Deutschland wie in Amerika ist das<br />
der Staat. Finanzsprachlich heißt<br />
das: „Der Realwert der Verschuldung<br />
nimmt ab.“<br />
Scheiternde Ökonomie<br />
In der verdeckten Zerstörung des<br />
Kapitalstocks und damit der Erodierung<br />
der Grundlage des materiellen<br />
Wohlstands durch verschleierte Inflation<br />
sind uns die Amerikaner wieder<br />
weit voraus. Seit dem Vietnamkrieg<br />
und erst recht unter Alan Greenspan<br />
als FED-Chef wurde die Geldmenge<br />
immer mehr ausgeweitet.<br />
Immer, wenn die USA Geld<br />
brauchten, druckten sie es einfach.<br />
Nachdem die Dollar-Geldmenge im<br />
Oktober 2005 erstmals die Menge<br />
von 10 Bio. Dollar überschritten hatte,<br />
gab die FED am 10. November 2005<br />
bekannt, ab März 2006 die seit 1959<br />
regelmäßig publizierte Geldmenge<br />
M3 nicht mehr veröffentlichen zu<br />
wollen.<br />
So konnte die neuerliche Entwertungsrunde<br />
des Dollars nach der<br />
Subprime-Krise im Häusermarkt<br />
verschleiert werden, und die Gläubiger<br />
außerhalb der USA können die<br />
Verluste nicht mehr einschätzen, die<br />
ihnen durch eine weitere Dollarinflation<br />
entstehen. Die Geschichte zeigt,<br />
dass nur scheiternde Ökonomien ihre<br />
Daten nicht mehr veröffentlichen. In<br />
der DDR wurde 1982 die Veröffentlichung<br />
von Umweltbelastungsdaten<br />
eingestellt. Sieben Jahre später war<br />
die DDR Geschichte. n<br />
Teures Geschenk<br />
„Die Politik ist zu einer Kunst geworden,<br />
die es versteht, den Bürgern auf<br />
unauffällige Weise ihr Geld abzunehmen<br />
und es nach Abzug steigender<br />
Verwaltungskosten in einem Zeremoniell<br />
so zu verteilen, dass jeder sich noch für<br />
beschenkt hält.“<br />
Manfred Rommel, Stuttgarts<br />
Oberbürgermeister 1974-1996<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
Sparkassen in der<br />
Finanzkrise noch<br />
wichtiger<br />
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Die Stabilität der Sparkassen angesichts<br />
der Finanzmarktkrise überzeugt<br />
die Bürger in Deutschland. Dies<br />
ergab eine aktuelle Forsa-Umfrage.<br />
Für neun von zehn Bürgern ist die<br />
Bedeutung der Sparkassen als öffentlich-rechtliche<br />
Kreditinstitute durch<br />
die Krise der Finanzmärkte noch<br />
größer geworden oder unverändert<br />
hoch geblieben. Bereits im Jahr 2006<br />
lag den befragten Privatpersonen und<br />
Unternehmen die Kreditversorgung<br />
der regionalen Wirtschaft besonders<br />
am Herzen (s. Abbildung).<br />
„Sparkassen müssen sich im intensiven<br />
und zunehmend globalen<br />
kreditwirtschaftlichen Wettbewerb<br />
um den Kunden behaupten, auch<br />
im Erzgebirge…“, so Hans Perry,<br />
Vorstandsvorsitzender der Sparkasse<br />
Aue-Schwarzenberg, ausgezeichnet<br />
als „Bank des Jahres“ 2007<br />
im Wettbewerb „Großer Preis des<br />
Mittelstandes“.<br />
Als eigenständige Unternehmen<br />
müssen Sparkassen ihre Geschäftspolitik<br />
nicht gegenüber fernen Konzernzentralen<br />
oder anonymen Investoren<br />
rechtfertigen. „Wohin die von Banken<br />
und anderen börsennotierten Unternehmen<br />
häufig geforderte, kurzfristige<br />
Maximierung der Renditen<br />
führen kann, hat uns die Finanzkrise<br />
drastisch vor Augen geführt. Dies<br />
kann und darf für eine Sparkasse<br />
nicht im Vordergrund unserer Geschäftspolitik<br />
stehen…“, so Perry.<br />
Für Bürger und Unternehmen<br />
auch ihrem öffentlichen Auftrag: ein<br />
kreditwirtschaftliches Angebot für<br />
alle Gruppen der Bevölkerung und<br />
den Mittelstand in allen Regionen<br />
Deutschlands sicherzustellen.<br />
Sparkassen betreuen und beraten<br />
ihre Kunden langfristig und verlässlich<br />
– sowohl in Vorsorgefragen als<br />
auch beim Vermögensaufbau oder<br />
dem Erwerb einer Immobilie. Ihre<br />
Kundenberater sind mit den Lebensbedingungen<br />
der Menschen in ihrem<br />
Geschäftsgebiet vertraut und kennen<br />
sowohl deren Bedürfnisse als auch<br />
deren wirtschaftliche Verhältnisse<br />
und Möglichkeiten. Als regional und<br />
kommunal verankerte Kreditinstitute<br />
können Sparkassen sich nicht aus ihren<br />
Geschäftsgebieten zurückziehen,<br />
um sich vermeintlich lukrativeren<br />
Standorten zuzuwenden.<br />
Stark für die Region<br />
Die deutsche Wirtschaft zeichnet sich<br />
durch einen hohen Anteil an kleinen<br />
und mittleren Unternehmen aus. Diese<br />
mittelständischen Betriebe bilden<br />
das wirtschaftliche Rückgrat überall<br />
in den Regionen. In den meisten Städten,<br />
Gemeinden und Landkreisen bieten<br />
kleine und mittlere Unternehmen<br />
einen Großteil der Arbeitsplätze und<br />
Ausbildungsmöglichkeiten.<br />
Jede Sparkasse macht sich daher in<br />
erster Linie für den eigenen Wirtschaftsraum<br />
stark. Zugleich stärken<br />
die Sparkassen die regionalen und<br />
lokalen Geldkreisläufe, denn ihr<br />
Hans Perry, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse<br />
Aue-Schwarzenberg<br />
Geschäftserfolg kommt über zusätzliche<br />
Möglichkeiten zur Vergabe von<br />
Krediten dem örtlichen Mittelstand<br />
zugute. Für kleine und mittlere Unternehmen<br />
bilden die örtlichen Geschäftsstellen<br />
der Sparkassen ein „Tor<br />
zur Welt der Finanzen“.<br />
„Mittelständische Unternehmen<br />
benötigen Kreditinstitute, die ihren<br />
spezifischen Beratungs- und Finanzierungsbedarf<br />
kennen und befriedigen<br />
können…“, schätzt Hans Perry ein.<br />
„Wir halten mehr als 60% Marktanteil<br />
bei Unternehmenskunden in unserer<br />
Region.“ Kleine und mittlere Betriebe<br />
legen großen Wert auf den persönlichen<br />
Kontakt zu ihrer Sparkasse.<br />
Die wichtigste Anlaufstelle hierfür<br />
ist – auch in Zeiten von Internet- und<br />
Telefonbanking – die Geschäftstelle<br />
vor Ort. Hingegen stehen Geschäftsstellen<br />
der Großbanken den Unternehmen<br />
in vielen Regionen gar nicht<br />
mehr zur Verfügung. Denn diese Banken<br />
haben sich in den vergangenen<br />
Jahren aus der Fläche zurückgezogen<br />
und konzentrieren sich auf die Ballungsgebiete<br />
und auf wirtschaftlich<br />
besonders starke Regionen. ■<br />
(Foto: Kreissparkasse Aue-Schwarzenberg)<br />
Ihrem öffentlichen Auftrag gemäß<br />
konzentrieren die Sparkassen sich auf<br />
Geschäfte, die eine realwirtschaftliche<br />
Anbindung haben und sich nicht –<br />
losgelöst von den Bedürfnissen der<br />
Unternehmen und Menschen aus<br />
der eigenen Region – weitgehend an<br />
den internationalen Finanzmärkten<br />
abspielen. Seit ihrer Gründung konzentrieren<br />
sich Sparkassen auf private<br />
Kunden sowie mittelständische<br />
Unternehmen in ihrem regionalen<br />
Geschäftsgebiet. Dies entspricht
20 10<br />
September I Oktober<br />
Politik Regional<br />
Seid realistisch – fordert das<br />
Unwahrscheinliche!<br />
Ein kurzer Blick zurück rechtfertigt Hoffnung statt Resignation<br />
(Foto: Wikipedia/Public Domain/David Shapinsky)<br />
Lebenstraum erfüllt: Physik-Genie Stephen Hawking genießt bei einem NASA-Flug 2007 die Schwerelosigkeit.<br />
Es gibt bekanntlich zwei Gruppen<br />
von Bürgern in Deutschland. Die eine<br />
besteht aus Resignierten, die nicht<br />
mehr an irgendwelche Änderungen<br />
zum Guten glauben. Die andere ist<br />
die der notorisch Hoffenden. Die<br />
Mitglieder dieser Gruppe nehmen<br />
an, die Lage werde sich eines Tages<br />
vielleicht doch wieder bessern. Letztere<br />
sind derzeit in der dramatischen<br />
Unterzahl.<br />
Zu festgefahren?<br />
In der Tat fällt auch auf den ersten<br />
Blick die Vorstellung schwer, es<br />
könne der überverwalteten und<br />
regelungsverliebten Republik<br />
gelingen, sich aus den Fesseln ihrer<br />
irrationalen Statik und Architektur<br />
zu befreien. Zu festgefahren erscheinen<br />
die Strukturen und zu groß die<br />
mächtigen Beharrungskräfte all<br />
Ursula von der Leyen, Bundesministerin<br />
für alle außer Männer – wurde<br />
von den Massenmedien gefeiert,<br />
weil sie Mütter unterstützt, die<br />
Erwerbsarbeit der Kindererziehung<br />
vorziehen.<br />
(Foto: BMFSFJ)<br />
derjenigen, die in den Nischen der<br />
marodierenden Teilsysteme noch<br />
immer irgendwie ihr Auskommen<br />
finden. Gleichwohl besteht dennoch<br />
Anlass zur Hoffnung, dass unser<br />
bis zum Atemstillstand ersticktes,<br />
bewegungsunfähig gefesseltes und<br />
mit den absurdesten Denkverboten<br />
gehemmtes Gemeinwesen durchaus<br />
eine Befreiung erfahren kann. Nichts<br />
lässt diese Hoffnung mehr keimen<br />
und sprießen als ein einfacher Blick<br />
auf die jüngste Geschichte unseres<br />
Kulturkreises. Das, was einstmals<br />
völlig undenkbar erschien, kann in<br />
übersehbaren Zeiträumen Realität<br />
werden – wenn Menschen es nur<br />
wirklich wollen.<br />
Die Welt vor 30 Jahren<br />
Versetzen wir uns zu diesem Zweck<br />
exemplarisch um 30 Jahre zurück.<br />
Eva Herman, Lieblingsmoderatorin<br />
für alle außer Kerner – wurde von<br />
den Massenmedien gesteinigt,<br />
weil sie Mütter unterstützt, die<br />
Kindererziehung der Erwerbsarbeit<br />
vorziehen.<br />
Das Jahr 1979 begann in Deutschland<br />
damit, dass der Norden im Schnee<br />
versank. Die deutschen „Grünen“<br />
wurden gegründet. Im Iran übernahm<br />
der Ayatollah Khomeini die<br />
Macht und im Irak Saddam Hussein.<br />
Die Herrschaft Idi Amins dagegen<br />
wurde beendet. Die Sowjet-Armee<br />
besetzte Afghanistan, die NATO<br />
fasste ihren „Doppelbeschluss“, und<br />
Michael Ende veröffentlichte „Die<br />
unendliche Geschichte“. In Harrisburg<br />
havarierte ein Atomkraftwerk,<br />
und in Gorleben protestierten die<br />
Massen nicht nur deswegen gegen<br />
den Vater Ursulas von der Leyen.<br />
Undenkbar!<br />
Was hätten wir damals gesagt, wenn<br />
uns angekündigt worden wäre, dass<br />
in 30 Jahren Hoffenheim als Bundesliga-Herbstmeister<br />
in das Jahr <strong>2009</strong><br />
starten würde? Hätten wir geglaubt,<br />
dass es eine innerdeutsche Mauer<br />
nicht mehr geben würde? Wäre uns<br />
die Prognose realistisch erschienen,<br />
dass ganz Deutschland dann von<br />
einer Bundeskanzlerin regiert werden<br />
würde, die aus der DDR stammt?<br />
Was hätten wir dem geantwortet,<br />
der uns prophezeit hätte: In 30 Jahren<br />
wird ein ungeteiltes Berlin von<br />
einem bekennenden homosexuellen<br />
Bürgermeister regiert, der mit den<br />
Stimmen der SED-Nachfolgepartei in<br />
sein Amt gewählt worden sein wird?<br />
Herdprämie und Umweltzonen<br />
Würden wir für möglich gehalten<br />
haben, dass eine Tagesschau-Sprecherin<br />
wegen der Ansicht, Frauen dürften<br />
durchaus auch Mutter sein und<br />
müssten nicht ausschließlich Karriere<br />
machen, der Sympathie mit nationalsozialistischer<br />
Familienpolitik geziehen<br />
werden könnte, während gleichzeitig<br />
die Bundesfamilienministerin<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
Politik 11<br />
28. März 1979: Das Horrorszenario der<br />
Atomkraftgegner wird Realität.<br />
Im Kernkraftwerk Three Mile Island bei<br />
Harrisburg (Pennsylvania) kommt es zur<br />
Kernschmelze. Es folgen weltweit teilweise<br />
hysterische Proteste. Eine Langzeitstudie<br />
über 18 Jahre bescheinigt 30 000<br />
Anwohnern keine gesundheitlichen<br />
Folgeschäden.<br />
(Foto: Wikipedia/Gemeinfrei/ChristianBier)<br />
für mutterschaftswillige berufstätige<br />
Frauen eine staatliche „Herdprämie“<br />
auslobt? Wir hätten uns bestimmt<br />
auch nicht vorstellen können, dass<br />
die allmächtige EU uns 30 Jahre später<br />
den Besitz und den Gebrauch von<br />
Glühbirnen verbieten würde. Es hätte<br />
unsere Vorstellungskraft gesprengt,<br />
dass für unsere Autos „Umweltzonen“<br />
in Städten eingerichtet würden.<br />
Internet und Rauchverbot<br />
Niemand hätte geglaubt, dass in<br />
30 Jahren ein jeder von uns seine<br />
Urlaubsbilder, Bankdaten und Korrespondenzen<br />
in einem kleinen elektronischen<br />
Kästchen aufbewahren<br />
könnte, das mit einer Telefonleitung<br />
verbunden sein würde – und dass<br />
der Bundesinnenminister jederzeit<br />
Zugriff auf diese Informationen<br />
haben wollte.<br />
Die Vorstellung, den eigenen Fingerabdruck<br />
digital erfasst in einem Reisepass<br />
präsentieren zu müssen, wäre<br />
uns 1979 ebenso absurd erschienen<br />
wie die Ankündigung, es werde in<br />
Kneipen nicht mehr geraucht werden<br />
dürfen.<br />
Verstand besiegt Irrtum – auch ohne<br />
Messias<br />
Wer schließlich hätte für möglich<br />
gehalten, dass die USA im Jahre <strong>2009</strong><br />
einen Schwarzen zu ihrem Präsidenten<br />
wählen, den eine überwältigende<br />
Mehrheit aller Amerikaner als<br />
Messias verehrt?<br />
Es lässt sich erkennbar kaum plastischer<br />
vergegenwärtigen, welche<br />
massiven Änderungen unserer Welt<br />
binnen weniger Jahre möglich sind.<br />
Es besteht daher kein Grund zu<br />
der Annahme, dass die über viele<br />
Jahrzehnte krankhaft gewucherten<br />
Strukturen eines überverwalteten<br />
und in Lebensängsten erstarrten<br />
Gemeinwesens nicht ebenso eine<br />
grundlegende Änderung erfahren<br />
könnten. Statt zu resignieren, bedarf<br />
es nur der Hoffnung, der tragfähigen<br />
Gegenmodelle und – zuletzt – der<br />
17. Februar <strong>2009</strong>: Die Angsttrompeter von<br />
damals sitzen heute in den Parlamenten und<br />
beschließen die Abschaffung der Glühbirne in<br />
der Europäischen Union. „Hauptfeind“ heute ist<br />
nicht mehr das Atom, sondern das Kohlendioxid.<br />
mutig umsetzenden Tat. So wird<br />
sich das scheinbar Unrealistische<br />
umsetzen lassen, auch ohne dass erst<br />
weitere 30 Jahre vergehen müssen.<br />
Der Verstand kann den Irrtum besiegen.<br />
Wir müssen es nur für möglich<br />
halten. ■<br />
Carlos A. Gebauer
20 12<br />
September I Oktober<br />
Politik Regional<br />
(Montage: P.T., Quellen: Gerd Altmann/PIXELIO,<br />
Wikimedia Commons/Public Domain/N.A.)<br />
EU – Superstaat 2010?<br />
Der Lissabon-Vertrag hebelt nationale Verfassungen und das<br />
deutsche Grundgesetz aus<br />
Regierungschefs entscheiden eigenmächtig,<br />
die Völker werden nicht gefragt: Ist Europa<br />
auf dem Weg zur Diktatur?<br />
Der tschechische Präsident Vaclav<br />
Klaus erntet Johlen und Buhrufe im<br />
Brüsseler EU-Parlament. „Hier wird<br />
nur eine Alternative durchgesetzt.<br />
Wer über andere Alternativen nachdenkt,<br />
wird als Feind der europäischen<br />
Integration angesehen. Wo<br />
es aber keine Opposition gibt, verkommt<br />
die Freiheit“, wettert Klaus<br />
in seiner Rede vom 19. Februar gegen<br />
die EU und ihre Vertreter, die seiner<br />
Einschätzung nach allein der Selbstzweck<br />
treibt.<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel und<br />
Außenminister Frank-Walter Steinmeier<br />
haben den Lissabon-Vertrag<br />
bereits im Dezember 2007 unterzeichnet.<br />
Der neue EU-Vertrag sei<br />
eine notwendige und konkrete Antwort<br />
auf unabweisbare Zukunftsaufgaben,<br />
meint der Außenminister.<br />
Die Bekämpfung des Terrorismus,<br />
die weltweite Wirtschaftskrise oder<br />
den Klimawandel könne keines der<br />
27 EU-Mitgliedsländer mehr allein<br />
bewältigen. Der Vertrag sei daher<br />
kein Selbstzweck, sondern sichere<br />
die Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit<br />
der EU in ihrem heutigen<br />
Umfang. Das deutsche Parlament<br />
hatte im Oktober 2008 „Ja“ gesagt.<br />
Deutsche Bedenken<br />
Zuerst wagte es nur ein einziger<br />
Politiker, gegen den Lissabon-Vertrag<br />
zu streiten. Peter Gauweiler, CSU-<br />
Bundestagsabgeordneter, hat gegen<br />
den Vertrag Verfassungsbeschwerde<br />
eingelegt. Bundespräsident Horst<br />
Köhler hat das Gesetz vorerst nicht<br />
unterschrieben. Gegen das Regelwerk<br />
haben neben dem CSU-Politiker<br />
der ÖDP-Vorsitzende Klaus Buchner,<br />
die Bundestagsfraktion der Linkspartei<br />
sowie 53 Bundestagsabgeordnete<br />
geklagt. Die Karlsruher Richter wollen<br />
bis Juni ein Urteil verkünden. Der<br />
zweite Senat hatte Anfang Februar<br />
in der mündlichen Verhandlung<br />
erkennen lassen, dass er das Regelwerk<br />
wohl nur mit Auflagen passieren<br />
lassen werde.<br />
Die Kläger<br />
Durch den Vertrag bekomme die EU<br />
weitreichende Befugnisse und werde<br />
so einem Staat immer ähnlicher,<br />
äußerte sich Gauweilers juristischer<br />
Vertreter Dietrich Murswiek. Des<br />
Weiteren würden die Gesetzgebungskompetenzen<br />
des Bundestags<br />
drastisch beschnitten und der Wille<br />
der Wähler über das EU-Parlament<br />
nicht hinreichend zum Ausdruck<br />
gebracht.<br />
Die Linksfraktion fürchtet um das<br />
Sozialstaatsgebot im Grundgesetz.<br />
Darüber hinaus gebe der Bundestag<br />
sein alleiniges Recht ab, über Bundeswehreinsätze<br />
zu entscheiden. Die<br />
EU-Kommission maße sich zunehmend<br />
Kompetenzen auf Gebieten<br />
an, auf denen ihre Befugnis zweifelhaft<br />
sei. Sie werde von einer „Hüterin“<br />
zu einer „Herrin der Verträge“,<br />
fasst Markus Kerber von der TU Berlin,<br />
Prozessbevollmächtigter einer<br />
Juristengruppe, im Deutschlandfunk<br />
zusammen.<br />
„In Brüssel herrscht…ein Gewaltenkonglomerat.<br />
Alles geht durcheinander,<br />
Kommission, Ministerrat,<br />
Europäischer Gerichtshof. Das sind<br />
überhaupt nicht mehr die Kriterien<br />
der Gewaltenteilung, die für<br />
die Ausübung von Staatsgewalt in<br />
Deutschland gelten. Sie müssen aber<br />
minimal zumindest erhalten werden.<br />
Praktisch spielt die Europäische<br />
Kommission Regierung, sie ist zu<br />
einer autokratischen, selbstgenügsamen<br />
Regierungsbehörde geworden.“<br />
Diese Neigung, Regierung zu<br />
spielen, werde durch den Vertrag<br />
von Lissabon noch zunehmen, so<br />
Kerber.<br />
Irland schwenkt um<br />
Der tschechische Präsident will<br />
nur unterzeichnen, falls Irland<br />
dem Abkommen zustimmt. Lech<br />
Ka czynski, der polnische Präsident:<br />
„Ich werde den Lissabon-Vertrag<br />
unterzeichnen, aber als Letzter.“<br />
Die Entscheidung auf der Grünen<br />
Insel hat die EU in eine schwere Krise<br />
gestürzt. Die Iren sollen bis spätestens<br />
Oktober in einem Referendum<br />
erneut über den Vertrag abstimmen.<br />
Die Mehrheit der Iren würde nun<br />
bei einem neuen Referendum laut<br />
einer Umfrage im Auftrag der „Irish<br />
Times“ zustimmen. ■<br />
Anette Runge<br />
Wie steht es um die Ratifizierung?<br />
■ Ratifikation abgeschlossen und<br />
hinterlegt: 23 Staaten<br />
■ Noch nicht hinterlegt: 3 Staaten<br />
(Deutschland, Tschechien, Polen)<br />
■ Ratifikation in Referendum abgelehnt:<br />
1 Staat (Irland)<br />
(Foto: Wikipedia/Gemeinfrei/S. Solberg J.)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
Erste deutsche Dampflokomotive „Saxonia“<br />
Konstrukteur: Prof. Johann Andreas Schubert<br />
Deutschland, Wernesgrün (Vogtland), 1838<br />
Antrieb. Made in Germany.<br />
Mit der regional verwurzelten Sachsen Bank.<br />
Die Dampflokomotive steht für Antriebskraft und Fortschritt. So<br />
wie die Sachsen Bank mit ihrem leistungsstarken und zukunftsweisenden<br />
Produkt- und Dienstleistungsangebot. Als ein Unternehmen<br />
der LBBW-Gruppe bietet sie Ihnen die umfassende Kompetenz eines<br />
flexiblen, weltweit engagierten Finanzdienstleisters und die besondere<br />
Kundennähe einer eigenständig agierenden Regionalbank.<br />
Weitere Informationen unter www.sachsenbank.de<br />
Ein Unternehmen der LBBW-Gruppe
14<br />
Wirtschaft<br />
Lehren aus der<br />
Finanzkrise<br />
(Foto: © RainerSturm/PIXELIO)<br />
Nur die konsequente Unterstützung der Realwirtschaft<br />
kann aus der Sackgasse führen<br />
Was bisher zum Thema Finanz-und<br />
Wirtschaftskrise verfasst wurde,<br />
war oft schon bei der Veröffentlichung<br />
überholt. So schnell wurden<br />
aus Milliardenverlusten Billionenverluste,<br />
wurden von den Zentralbanken<br />
Zinsen auf historische<br />
Tiefststände gesenkt, pumpten<br />
Regierungen und Zentralbanken<br />
neues Geld in den Wirtschaftskreislauf.<br />
All dies erinnerte an den Versuch,<br />
einen Wasserrohrbruch mit<br />
immer mehr Wasser zu beseitigen<br />
und bleibt bis heute ineffektiv.<br />
Jetzt hat man die Wahl: Glaubt man<br />
den Beschwichtigern und Propheten,<br />
die schon gestern irrten und<br />
heute sagen: „Wartet ab, das wirkt<br />
schon noch“? Oder glaubt man<br />
den hektisch agierenden Eliten im<br />
Bereich Finanz- und Wirtschaftspolitik<br />
lieber nicht? Im letzteren Fall<br />
analysiert man das – zugegebenermaßen<br />
komplexe – Geschehen, um<br />
künftig Lösungen mit Hand und<br />
Fuß zu gewinnen, was hier versucht<br />
werden soll.<br />
Finanzkrise – Wirtschaftskrise –<br />
Staatskrise<br />
Es ist keine sehr alte Erfahrung, dass<br />
Finanzkrisen zu Wirtschaftskrisen<br />
und Wirtschaftskrisen zu Staatskrisen<br />
führen. Denn das Finanzsystem<br />
ist eigentlich nur ein Hilfsmittel<br />
der Realwirtschaft, eine Krücke, ein<br />
Transportmittel oder wie man es<br />
sonst beschreiben will. Der Staat ist<br />
ein Organisationssystem, das mit<br />
der Realwirtschaft und dem Finanzsystem<br />
innerhalb der Staatsgrenzen<br />
in einer Wechselbeziehung steht,<br />
eher ein Oberbau von beidem.<br />
Wann immer der Staat, das Finanzsystem<br />
oder beide versagen,<br />
bestimmt die Lebendigkeit der Realwirtschaft<br />
das Gesetz des Handelns,<br />
wie die Pflanze, die in morschem<br />
Bauwerk Wurzeln fasst. Gehen<br />
im realwirtschaftlichen System<br />
Wirtschaftszweige kaputt, weil die<br />
gesetzlichen Abgaben zu hoch sind,<br />
folgt die innere Emigration – in die<br />
Schwarzarbeit, die Tauschgesellschaft<br />
usw. oder die äußere Emigration;<br />
man wandert – am besten mit<br />
seinem ganzen Unternehmen – aus.<br />
Gleiches passiert, wenn das Finanzsystem<br />
versagt. Dann führt der Weg<br />
zu Sachwerten, Gold, Landwirtschaft,<br />
Tauschwirtschaft. Die Realwirtschaft<br />
kann ohne Finanz-und<br />
Staatssystem existieren, aber nicht<br />
umgekehrt. Das Finanzsystem und<br />
das Staatssystem haben kein Interesse<br />
an „weißen Flecken“ auf ihrer<br />
Landkarte.<br />
Folgen des Versagens<br />
Also entstand das, was früher als<br />
staatsmonopolistischer Kapitalismus<br />
bezeichnet wurde. Staat, Banken<br />
und zentrale Wirtschaftszweige<br />
(Stahl, Kohle, Automobile etc.)<br />
vereinbaren ein dicht geflochtenes<br />
Netz aus gegenseitigem Geben und<br />
Nehmen. Der Staat versorgt die<br />
Arbeitslosen, das Unternehmen<br />
zahlt Steuern usw. So entstand das<br />
heutige Finanzsystem als schon<br />
lange symbiotisches System der<br />
Kooperation von Eliten in Staat und<br />
Wirtschaft.<br />
Das hat Folgen: Versagen diese<br />
Eliten durch Fehleinschätzung, Korruption<br />
oder warum auch immer,<br />
ist das ganze Netz betroffen, die<br />
ganze Wirtschaft, der ganze Staat,<br />
alles. Die Globalisierung ist nichts<br />
weiter als die prinzipiell identische<br />
Vernetzung, nur dass sie über die<br />
nationalen Grenzen hinaus reicht.<br />
Sie verkompliziert die Aufgaben des<br />
Finanz- und des Staatssystems, weil<br />
die Realwirtschaft mehr Optionen<br />
hat, misslichen Entwicklungen<br />
lokaler Systeme auszuweichen und<br />
alternativ zu wachsen.<br />
Erklärungsversuch<br />
Solange in Europa und den USA<br />
noch andere Mitspieler als die<br />
Finanzwirtschaft die Wirtschaft<br />
beherrschten, war das Finanzsystem<br />
zwar auch schon von großer<br />
Wichtigkeit, jedoch war die Wirtschaftselite<br />
noch nicht durch die<br />
Eliten des Finanzsystems dominiert,<br />
die Staatselite wechselnden und<br />
nicht einseitigen Einflüssen ausgesetzt.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es,<br />
mit Ausnahme des Ostblocks, eine<br />
weltweite Globalisierung, mit der<br />
Folge, dass die Realwirtschaft weitaus<br />
mehr Möglichkeiten hatte, nationale<br />
Grenzen zu überschreiten und<br />
auch die Grenzen von Nordamerika<br />
und Westeuropa zu verlassen.<br />
Die weltweite Gewinnung von<br />
Rohstoffen, Produktion und Generierung<br />
von Dienstleistungen<br />
außerhalb von Europa und den USA<br />
führten dazu, dass ehemals beherrschende<br />
Wirtschaftsunternehmen,<br />
z. B. Kohle- und Stahlindustrie, national<br />
bedeutungslos wurden.<br />
Selbst Unternehmen, die im Land<br />
verblieben waren, sich aber auf globale<br />
Produktion und Gewinnung<br />
von Rohstoffen stützen mussten,<br />
um konkurrenzfähig zu bleiben, verloren<br />
an Einfluss auf die Politik und<br />
den Staat ihres Sitzes. Sie konnten<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
Wirtschaft 15<br />
Die Hypo Real Estate entwickelt sich<br />
„erwartungsgemäß“ zum Fass ohne<br />
Boden. Die Hilfen für den Staatsfinanzierer<br />
belaufen sich mittlerweile auf 92<br />
Mrd. Euro (Stand: 23.01.<strong>2009</strong>)<br />
(Foto: Hypo Real Estate Holding AG)<br />
aus Gründen globaler Konkurrenz<br />
weder genug Mitarbeiter/Wähler<br />
noch genug Geld/Steuern liefern.<br />
Andere (Landwirtschaft in der EU,<br />
Automobilindustrie in den USA etc.)<br />
verkamen zu reinen Bittstellern, die<br />
gut „gefüttert“, aber realwirtschaftlich<br />
ideenlos wurden.<br />
Leistungsempfänger entscheiden<br />
über Mehrheiten<br />
Dieser Verlust von Einfluss erklärt<br />
sich auch aus dem demokratischen<br />
System, das sich global nicht als<br />
überlegen erwiesen hat, was die<br />
Förderung von Realwirtschaft und<br />
Wachstum angeht. Denn die Politiker<br />
als Hauptakteure der betreffenden<br />
Staaten sind von Wählern abhängig.<br />
Wenn die Realwirtschaft keine<br />
Arbeitsplätze mehr zur Verfügung<br />
stellt, weil der Konkurrenzdruck<br />
dazu zwingt, sie woanders zu<br />
suchen, entscheiden Leistungsempfänger<br />
des Staates und nicht mehr<br />
Steuerzahler über Mehrheiten.<br />
Der einzige Wirtschaftszweig, der in<br />
einer solchen Gesellschaft überlebt,<br />
ist die Finanzwirtschaft, darin enthalten<br />
die Versicherungswirtschaft.<br />
Auch der Arbeitslose und der Rentner<br />
brauchen Konten, wollen sparen,<br />
Kredite aufnehmen, sich versichern<br />
etc. Deren Ökonomie ist zwar redundant,<br />
weil sie nichts wirklich Neues<br />
(Turbo terrific quanto X-Zertifikat<br />
etc.) schafft, bringt im Dienstleistungssektor<br />
aber Arbeitsplätze und,<br />
solange Gewinne – wie auch immer<br />
– erzeugt werden, Steuereinnah-<br />
Personalsuche<br />
Marc Becker<br />
Mediation<br />
Winfried E. Schmid<br />
Wirtschaftsprüfung<br />
Thomas Buck<br />
Eine runde Sache.<br />
Nachfolgeberatung<br />
Stefan Crivellin<br />
Controlling<br />
Stephan Tausch<br />
Internationales Steuerrecht<br />
Lissy Zink<br />
Rechtsberatung<br />
diverse Anwälte/Notare<br />
Erbschaftsteuer<br />
Jochen Schneider<br />
Existenzgründung<br />
Christian Lamers<br />
Strategisches Marketing<br />
Hans-Jörg Bley<br />
Seminare<br />
WSS-Akademie<br />
Marktexperte China<br />
Jörg Schüler/Shanghai<br />
Kontakte Österreich und Osteuropa<br />
Hübner & Hübner/Wien<br />
Netzwerkpartner USA<br />
Brix & Partner/New York<br />
Spezialist Europa<br />
AEC/Colmar<br />
78628 Rottweil | 70565 Stuttgart | www.aktivberaten.eu
16<br />
Wirtschaft<br />
Abschreibung im Gefolge<br />
der Finanzkriese<br />
Mrd. USD<br />
1009<br />
Welt<br />
748<br />
Europa<br />
Amerika<br />
Asien<br />
300<br />
281<br />
31<br />
29<br />
438<br />
678<br />
Finanzinstitute insg.<br />
Banken<br />
0 300 600 900 1200<br />
Quelle: Bloomberg , DB Research<br />
Deutschland:<br />
Wirtschaftswachstum<br />
% gg. Vj. 2007 2008 <strong>2009</strong><br />
Reales BIP 2,5 1,3 -2,0<br />
Privater Konsum -0,4 0,0 -0,3<br />
Staatsausgaben 2,2 2,2 2,0<br />
Anlageinvestitionen 4,1 3,9 -5,2<br />
Ausrüstungen 6,9 5,3 -7,3<br />
Bau 1,8 2,7 -3,5<br />
Exporte 7,5 3,9 -2,9<br />
Importe 5,0 5,2 -0,3<br />
Konsumentenpreise 2,3 2,8 0,8<br />
Budgetsaldo, % BIP -0,2 0,1 -4,0<br />
Arbeitslosenquote, % 9,0 7,8 9,0<br />
Quellen: Statistisches Bundesamt, DB Research<br />
Leitzinsen<br />
%<br />
6<br />
UK<br />
5<br />
4<br />
Eurozone<br />
3<br />
2<br />
1<br />
USA<br />
0<br />
Jan Apr Jul Okt Jan Apr Jul Okt Jan<br />
2007 2008<br />
Quellen: Fed, EZB, Bank of England , DB Research<br />
men. Das förderte eine Münchhausenökonomie:<br />
Man zieht sich am eigenen Zopf<br />
aus dem Sumpf, weil man in Kooperation<br />
mit Staat und Zentralbank<br />
beliebig Geld erschaffen kann. Man<br />
bildet Blasen aus Buchwerten, z. B.<br />
angeblich immer werthaltigeren<br />
Immobilien und Wertpapieren, alles<br />
kreditfinanziert natürlich. Dass<br />
man vom Zertifikatemarkt nur<br />
noch im Multibillionenbereich redet<br />
und die Wette auf die Wette auf die<br />
Option auf den Betrag X soviel gilt<br />
wie der Wert X selbst, zeigt den artifiziellen<br />
Standard dieser virtuellen<br />
Reichtümer.<br />
Machtverschiebung<br />
Zugleich verkleisterte sich zunehmend<br />
der klare Blick auf die<br />
Realwirtschaft, in die die neuen<br />
Geldmengen nicht mehr investiert<br />
wurden, weil es ja ein neues System<br />
zur Generierung von attraktiven<br />
Blasengewinnen gab.<br />
Der übermächtige Einfluss der künstlich<br />
boomenden Finanzwirtschaft<br />
in den USA und Europa hat dazu<br />
geführt, dass die Regierungsbeamten<br />
und die Politik weitgehend willenlos<br />
die jeweiligen Wünsche der Finanzwirtschaft<br />
zu Staatszielen und Gesetzen<br />
machten: Verlangte die Branche<br />
Freiheit und Deregulierung, bekam<br />
sie dies. Verlangt sie, wie jetzt, mehr<br />
Geld der Zentralbanken, staatliches<br />
Eingreifen und Verstaatlichung von<br />
Privatbanken, bekommt sie auch das.<br />
Die Folgen sind überhaupt nicht<br />
durchdacht, weil jede staatliche<br />
Maßnahme im Rahmen der Finanzkrise<br />
mit dem Symbol versehen ist:<br />
„Wir handeln!“ Daran klammert sich<br />
die Hoffnung: „Wird schon klappen.“<br />
Bevor man festgestellt hat, dass<br />
die Maßnahmen von gestern völlig<br />
erfolglos waren, kommt schon die<br />
nächste angeblich besonders wirksame<br />
Maßnahme.<br />
Domino-Logik<br />
Durch die enge Vernetzung sind alle<br />
mit allen verbunden. Sparkassen<br />
leihen Privatbanken Geld, Privatbanken<br />
finanzieren Spekulationsgeschäfte<br />
und Derivat-Kunststücke<br />
von Hedgefonds, Spekulanten kaufen<br />
Optionsscheine auf Kredit etc.<br />
Es herrscht die Logik des Dominosteins.<br />
Fällt ein Stein, etwa die Hypo<br />
Real Estate, fallen alle anderen mit.<br />
Also muss der Stein gehalten werden,<br />
koste es, was es wolle. Die Logik<br />
dieses Systems besteht in einem „es<br />
muss alles so weitergehen wie bisher,<br />
sonst ist alles aus“. Dies ist die<br />
Logik der Sackgasse, die nachhaltig<br />
nicht funktionieren kann. „Zu groß,<br />
um es fallen zu lassen“ ersetzt die<br />
Logik der Realwirtschaft bzw. den<br />
Darwinismus des Marktes:<br />
Fette, alte und kranke Truthähne<br />
werden nicht geschlachtet, sondern<br />
gefüttert, reanimiert etc., sie dürfen<br />
weiter das Falsche fressen, in Kot<br />
umwandeln und den Hof versauen.<br />
Die Staatsverschuldung, die die<br />
Wohltaten gegenüber den Banken<br />
finanziert, wird zum großen Teil<br />
über Staatsanleihen und neue Kredite<br />
bei Banken finanziert. Die Folge<br />
ist absehbar:<br />
Bricht der Markt für Staatsanleihen<br />
mangels Nachfrage zusammen<br />
oder scheitert die Spekulation auf<br />
ein erfolgreiches Staatshandeln<br />
mit neuen Schulden, haben wir die<br />
Situation wie nach dem Ersten Weltkrieg<br />
(wertlose Kriegsanleihen, die<br />
auf den Sieg Deutschlands setzten)<br />
oder dem Zweiten Weltkrieg (Kriegskosten<br />
mussten auf die Bürger<br />
umgelegt werden). Dann kommt<br />
der Währungsschnitt. Zahlen werden<br />
diejenigen, die das meiste Geld<br />
haben, das sind nun mal die Sparer,<br />
die Besitzer von Anleihen usw.<br />
Rettung nur durch Realwirtschaft<br />
Wie aufgezeigt wurde, gehen Politik<br />
und Finanzwirtschaft bisher<br />
den Weg in die Sackgasse. Das<br />
kann – vielleicht – Erfolg im Sinne<br />
einer kurz- oder mittelfristigen<br />
Entlastung haben. Mit einer hohen<br />
Wahrscheinlichkeit wird aber selbst<br />
ein kurzfristiger Erfolg zur nächsten<br />
Krise führen, weil man die Ursachen<br />
(Wasserrohrbruch) nicht beseitigt,<br />
sondern nur zusätzlich Wasser<br />
verschüttet hat.<br />
Die Rettung, d. h. das kleinere Übel,<br />
kann eigentlich nur aus dem Bereich<br />
der Realwirtschaft kommen. Der<br />
Staat hat jetzt noch die einmalige<br />
Chance, die Finanzwirtschaft zu<br />
zähmen und die Realwirtschaft so<br />
zu regulieren, dass alles kontrolliert<br />
wächst und gedeiht. Im Falle der<br />
großen Wirtschafts- und Staatskrise<br />
mit dem endgültigen Zusammenbruch<br />
des früher funktionierenden<br />
Netzes ist jede Regulationsmöglichkeit<br />
dahin.<br />
Man kann die Situation ein wenig<br />
mit der des Ostblocks nach dem Fall<br />
der Mauer vergleichen: In der dortigen<br />
Ökonomie war es unerheblich,<br />
ob 14 Leute eine Ziege bewachten,<br />
auch wenn diese nur wenig Milch<br />
gab – Hauptsache, alle hatten einen<br />
Job und dienten dem Sozialismus.<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
Wirtschaft 17<br />
Globales<br />
Wirtschaftswachstum<br />
Reales BIP, % gg. Vj. 2007 2008 <strong>2009</strong><br />
USA 2,0 1,2 -2,2<br />
Japan 2,4 -0,2 -2,5<br />
Eurozone 2,6 0,8 -2,0<br />
Asien 9,1 7,1 5,1<br />
Lateinamerika 5,4 4,4 2,3<br />
Osteuropa 6,7 5,0 2,0<br />
Naher Osten 5,2 5,7 5,1<br />
Welt 3,5 2,0 -0,7<br />
Quellen: IWF, DB Research<br />
Wenn die Ziege tot war, behielten<br />
die 14 ihren Job, nur bewachten<br />
sie dann das Grab der Ziege und<br />
führten Touristen dorthin.<br />
Separate Systeme schaffen<br />
Wenn man nun verhindern will,<br />
dass die USA und Europa zu großen<br />
Bed-and-Breakfast-Regionen für<br />
Touristen aus China, Indien und<br />
Arabien werden, muss man sich von<br />
solchen (politischen) Ökonomiegedanken<br />
entfernen. Dabei ist es<br />
unerheblich, ob die Zentralbanken<br />
oder der Staat in Ost oder West die<br />
Ziegenhirten mit Gehalt versorgen<br />
und das ganze als Erhöhung des<br />
Bruttosozialprodukts ausweisen.<br />
Es ist auch egal, ob die Hirten statt<br />
des Beschriebenen das Derivat oder<br />
die Option auf eine Ziegenleiche<br />
verwalten, auf die Vermarktung<br />
wetten oder damit Handel treiben.<br />
Es bleibt alles realwirtschaftlich<br />
Unfug. Wie aber kann man trotz<br />
der bestehenden Vernetzungen nun<br />
hier und jetzt separate Systeme<br />
schaffen, die auch dann funktionieren,<br />
wenn das Hauptsystem kollabiert<br />
bzw. kurz davor steht?<br />
In der Finanzwirtschaft Deutschlands<br />
gab es so ein System schon<br />
einmal: Ursprünglich hatten die Privatbanken<br />
andere Aufgaben als die<br />
Sparkassen und Volksbanken. Erstere<br />
konnten Investmentbanking betreiben,<br />
im globalen Casino mitspielen<br />
und beiläufig auch Vermögende<br />
beraten oder Kredite vergeben.<br />
Finanzwirtschaft beschneiden<br />
Letztere, insbesondere die Sparkassen,<br />
mussten auch dem Ärmsten ein<br />
Konto zur Verfügung stellen und<br />
dem Mittelstand die Finanzausstattung<br />
geben, die er nach seinen<br />
realwirtschaftlichen Erfordernissen<br />
benötigte. Die eigene Region durfte<br />
so wenig verlassen werden wie der<br />
eigene Aufgabenbereich.<br />
Hätten wir heute dieses System<br />
und dürfte nicht noch die inkompetenteste<br />
Sparkasse oder Landesbank<br />
versuchen, als Global Player mitzuspielen,<br />
bräuchten wir den Zusammenbruch<br />
des Gesamtnetzes nicht<br />
zu fürchten, weil ein funktionierendes<br />
Notaggregat zur Verfügung<br />
stünde.<br />
Weiterhin stellt sich die Frage, ob<br />
die Finanzwirtschaft nicht generell<br />
in ihren Möglichkeiten zu beschneiden<br />
ist. Wie beschrieben, sind die<br />
Luftblasenprodukte der Abteilungen<br />
Derivate, Optionen, Asset backed<br />
Securities, Zweckgesellschaften etc.<br />
im Kern (Ziegenhirtbeispiel) nichts<br />
anderes als Ostblockökonomie. Man<br />
schafft Wirtschaftszweige, die realwirtschaftlich<br />
keinerlei relevanten<br />
Mehrwert erwirtschaften, sondern<br />
über die Vernetzung und ihren<br />
vampiristischen Charakter die Realwirtschaft<br />
infizieren.<br />
Subventionen weg<br />
Der Finanzsektor ist nicht der einzige<br />
Wirtschaftssektor, dem gestattet<br />
wird, immer neue Pseudoprodukte<br />
zu erschaffen, die realwirtschaftlich<br />
keinen sinnvollen Zweck erfüllen.<br />
Alle Subventionsmodelle, die nur<br />
bestimmte Lobby- und Wählergruppen<br />
befriedigen, gehören dazu.<br />
Dass sich der Spekulant oder subventionierte<br />
Landwirt zehn Ferraris<br />
(oder früher: Steuersparmodelle)<br />
kaufen kann, wird dabei vom Autor<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
18<br />
Wirtschaft<br />
- 480 Mrd. Euro zur Stützung der Banken<br />
- 31 Mrd. für das Konjunkturpaket I<br />
- 50 Mrd. für das Konjunkturpaket II<br />
- 100 Mrd. als Rettungsschirm für die<br />
Realwirtschaft<br />
Wer soll das bezahlen?<br />
Die Staaten verschulden sich vorwiegend<br />
über Anleihen vom Kapitalmarkt.<br />
Nach Schätzung der Barclays Bank<br />
(GB) werden die USA, Großbritannien<br />
die EU-Staaten und Japan allein <strong>2009</strong><br />
Anleihen im Volumen von 2,6 Bio. Euro<br />
emittieren.<br />
(Quelle: ARD)<br />
(Foto: © Gerd Altmann/PIXELIO)<br />
nicht als sinnvoller Effekt betrachtet,<br />
da die Fehlallokation von Ressourcen<br />
bei weitem den beiläufig<br />
entstehenden realwirtschaftlichen<br />
Nutzen übersteigt.<br />
Die Kumpanei aus Staat und Finanzwirtschaft<br />
hat, strukturell logisch,<br />
dazu geführt, dass der Staat seine<br />
Ordnungsfunktion als Elementarfunktion<br />
nicht mehr wahrnimmt,<br />
sondern halb willig, halb zögernd,<br />
alle Lobbyisten und Wählergruppen<br />
mit Geld füttert. Das ist nichts<br />
anderes als die Oligarchie im Ostblock,<br />
entstanden überwiegend aus<br />
der Wucherung eines nicht wirklich<br />
regulierten Finanzsystems.<br />
Lehren aus der Weimarer Bankenkrise<br />
Hier muss der Staat seine eigentliche<br />
Ordnungsfunktion wieder übernehmen<br />
und die völlig uneffiziente<br />
Lenkung mit Geld abseits der Realwirtschaft<br />
einstellen. 1931, als die<br />
Dresdner Bank zu 90 und die Commerzbank<br />
zu 70 Prozent verstaatlicht<br />
wurden, nahm man – gegen den<br />
Widerstand des Finanzsystems – die<br />
Ordnungsfunktion ernst:<br />
„Durch die Bankenkrise wurden die<br />
strukturellen Mängel des deutschen<br />
Bankwesens offenbar. Das größte<br />
Defizit bestand im Fehlen einer wirksamen<br />
staatlichen Bankenaufsicht…<br />
Eine Modernisierung des Aktienrechts<br />
untersagte den Unternehmen, ihr<br />
Eigenkapital durch den Kauf eigener<br />
Aktien zu verringern…Die Aufsichtsratsmitglieder<br />
des Reiches griffen<br />
besonders energisch gegen spekulative<br />
Wertpapiergeschäfte durch,<br />
die 1931 zu hohen Verlusten geführt<br />
hatten. Sie untersagten den alten und<br />
neu ernannten Vorstandsmitgliedern<br />
der Großbanken Spekulationsgeschäfte<br />
kategorisch...verzichtete die<br />
Reichsregierung auf eine politische<br />
Beeinflussung des Bankgeschäfts,<br />
wohl wissend, dass politisch moti-
Wirtschaft 19<br />
vierte Kreditwünsche des Staates eine<br />
Bank in die Krise treiben konnten.<br />
Der Beinahe-Konkurs der Landesbank<br />
der Rheinprovinz zeigte nachdrücklich,<br />
welche schlimmen Folgen die<br />
Einflussnahme der Provinzen und<br />
der Städte auf die Kreditgebung der<br />
öffentlichen Banken haben konnte.“<br />
(aus: Christopher Kopper, „Bankiers<br />
unterm Hakenkreuz“, Hanser-Verlag<br />
2005, S. 23 ff.)<br />
Über den Autor<br />
Dr. Volker Gallandi (Jg. 1955) ist als Rechtsanwalt in<br />
Gorxheimertal (Hessen) tätig. Sein Spezialgebiet ist<br />
das Wirtschaftsstrafrecht.<br />
Gallandi promovierte 1982 zum Thema<br />
„Staatsschutzdelikte und Pressefreiheit“<br />
beim späteren Vizepräsidenten des<br />
Bundesverfassungsgerichts Prof. Winfried Hassemer.<br />
1984 arbeitete er für die Kanzlei Bossi in München<br />
und wurde 1985 Mitglied der Außensozietät. 1988<br />
folgte die Gründung einer eigenen Kanzlei.<br />
Land der Ideen gefragt<br />
Dem ist eigentlich wenig hinzuzufügen,<br />
was die notwendigen<br />
Maßnahmen für die Finanzwirtschaft/Großbanken<br />
betrifft. Die<br />
Realwirtschaft kann und muss mit<br />
Maßnahmen gefördert werden, die<br />
im globalen Netz wirksam sind. Nur<br />
das Wachsen einer neuen Produktivität<br />
– z. B. Deutschland als Land<br />
der Ideen, Patente etc. und ihrer<br />
Anwendung – kann die Fehlbalance,<br />
die in der Vergangenheit durch die<br />
Vernachlässigung der Mehrwert<br />
erwirtschaftenden Realwirtschaft<br />
entstanden ist, ausgleichen. Dabei<br />
wird man allerdings zur Vermeidung<br />
der Vernichtung nicht erneuerbarer<br />
Ressourcen genau auswählen müssen,<br />
was als Realwirtschaft objektiviert<br />
wünschenswert ist.<br />
Wenn der Staat bei diesen beiden<br />
Aufgaben – Schaffung eines neuen<br />
Bereichs dominierender Realwirtschaft<br />
und eines auch in globalen<br />
Notzeiten funktionierenden Finanzierungs-<br />
und Geldflusssystems –<br />
versagt, wird dem Zusammenbruch<br />
des aktuellen Systems eine Entwicklung<br />
wie in Russland nach der Wende<br />
folgen, nur in wesentlich größerem<br />
Ausmaß. Die Realwirtschaft<br />
wird sich dann archaisch ihre Bahn<br />
brechen. ■<br />
Dr. Volker Gallandi<br />
(www.gallandi.de)
20<br />
September I Oktober<br />
Wirtschaft<br />
Regional<br />
Bruchstelle:<br />
Mittleres Management<br />
(Foto: Dr. oec. habil. Jörg Schumann)<br />
Teil 14 der Reihe „Führungskompetenz im Mittelstand“<br />
von Dr. oec. habil. Jörg Schumann<br />
Dr. oec. habil. Jörg Schumann<br />
„Also gut, ich folge Ihrem Vorschlag:<br />
Sie erhalten für Ihren Job mehr<br />
Freiraum! Das Know-how haben<br />
Sie ja. Und die persönliche Verantwortung<br />
für einen erweiterten<br />
Aufgabenbereich erteile ich Ihnen<br />
gern.“ Das versprach kürzlich ein<br />
cleverer Firmenchef den Mitarbeitern<br />
seiner beiden Vertriebsbereiche.<br />
Er stimmte sich dazu mit<br />
den zuständigen Vertriebsleitern ab<br />
und erfüllte sein Versprechen. Doch<br />
schon beim Probelauf wurde eine<br />
Bruchstelle erlebbar – das mittlere<br />
Management, genauer gesagt: die<br />
Vertriebsleiter. Hierzu mein Bericht:<br />
Workshopreihe<br />
Der Chef hatte alles angestoßen:<br />
Unter dem Motto „Das Leitbild<br />
leben!“ (siehe P.T. Magazin 1/<strong>2009</strong>)<br />
bat er die Vertriebsleiter und Mitarbeiter,<br />
sich mit mehr Engagement<br />
und Eigeninitiative in die Prozesse<br />
des Vertriebs einzubringen. Den<br />
Rahmen dafür gab er durch zwei<br />
Fragen vor: „Wie kann Ihr persönlicher<br />
Aufgabenbereich bereichert<br />
und erweitert werden?“<br />
Und: „Welches Know-how und welche<br />
Handlungskompetenz benötigen<br />
Sie, um das von Ihnen Vorgeschlagene<br />
umzusetzen?“ Klar, dass diese<br />
Fragen nicht mit alltäglichem „Bla<br />
bla“ beantwortet werden konnten.<br />
Und so legten sich die Angesprochenen<br />
kräftig ins Zeug und brachten<br />
verwertbare Vorschläge ein.<br />
„Wir könnten ja, wenn ‚die’ uns lassen<br />
würden…“<br />
Die besten Vorschläge kamen von<br />
jenen Mitarbeitern, welche sich<br />
Unter der Rubrik „Für die Zukunft gerüstet?“ bietet die Oskar-Patzelt-Stiftung die aus<br />
6 Modulen bestehende Work shop reihe zur Nutzung an<br />
(Durchführender: Dr. oec. habil. Jörg Schumann):<br />
n Führungspersönlichkeit und<br />
Unternehmenserfolg 06.03.<strong>2009</strong><br />
n Das Unternehmen in die Zukunft<br />
führen 27.03.<strong>2009</strong><br />
n Den Kunden mehr Nutzwert bieten<br />
17.04.<strong>2009</strong><br />
n Das Leistungspotenzial der Mitarbeiter<br />
erschließen 15.05.<strong>2009</strong><br />
n Die Wertschöpfungsprozesse<br />
effektivieren 05.06.<strong>2009</strong><br />
n Die Wirtschaftlichkeit des<br />
Unternehmens erhöhen 26.06.<strong>2009</strong><br />
Mehr: www.mut-zum-aufbruch.de | Information und Anmeldung: info@op-pt.de<br />
irgendwie „unter Wert behandelt“<br />
fühlten. Sie hatten die Nase voll von<br />
der etablierten Hierarchie und dem<br />
Dienst nach Vorschrift. Nein, das<br />
waren keine Revoluzzer! Im Gegenteil:<br />
Das sind Mitarbeiter, in diesem<br />
Fall mehrheitlich Damen, die „nach<br />
vorn“ dachten und Klartext sprachen:<br />
„Wir könnten ja, wenn ‚die’<br />
uns lassen würden, ein deutliches<br />
Mehr an Know-how einbringen als<br />
das, was uns bislang von den Vertriebsleitern<br />
abverlangt wird“, so<br />
die Botschaft. Leistungspotenziale<br />
lassen grüßen!<br />
Klar, dass der clevere Chef die Potenziale<br />
erschließen wollte. Und so tat<br />
er, was Klugheit gebietet: Er bat die<br />
Mitarbeiter, ihre Vorschläge auf<br />
einem Vertriebsmeeting vorzustellen.<br />
Die Wortführer überzeugten<br />
durch Konstruktivität. Sie regten<br />
an, nicht nur Bestehendes zu verbessern,<br />
sondern vielmehr Neues zu<br />
gestalten. Sie wollten kein simples<br />
Aufwärmen von Stellenbeschreibungen<br />
und Normvorschriften. Was<br />
sie wollten, war das Neugestalten<br />
ihres ureigenen Betätigungsfelds<br />
– des Prozesses „Kunden gewinnen<br />
und binden“.<br />
Kurzum: Die „Vordenker“ wollten<br />
weg von der Innensicht. Weg von
Wirtschaft 21<br />
der Trennung des Vertriebs in<br />
Innen- und Außendienst. Weg von<br />
der Allmacht der Bürokratie, besonders<br />
davon, für jede Kleinigkeit eine<br />
Unterschrift einholen zu müssen.<br />
Sie wollten hin zur Außensicht:<br />
Hin zu den Kunden! Hin zu deren<br />
Anforderungen, Bedürfnissen und<br />
Wünschen. Hin zu Kundennutzwerten.<br />
Hin zu zufriedenen und<br />
begeisterten Kunden.<br />
Die Mitarbeiter erreichten, was sie<br />
wollten. Der Chef ließ den Vertriebsprozess<br />
neu gestalten. Und er berief<br />
aus dem Kreis der „Vordenker“ vier<br />
Teamleiter. Sie erhielten Prozessverantwortung:<br />
Von der Auftragsakquisition<br />
über die Auftragsabwicklung<br />
bis zum Kundenservice – so ihr Aufgabenbereich,<br />
den sie eigenverantwortlich<br />
mit ihren Teams zu bearbeiten<br />
hatten. So begann der Probelauf.<br />
„Nun sind wir ja wohl überflüssig…“<br />
Doch schon in den ersten Wochen<br />
wurde eine Bruchstelle erlebbar: Die<br />
„entfesselte“ Eigenverantwortung<br />
der Mitarbeiter verschaffte sich<br />
Stimme und Gehör. Dadurch fühlten<br />
sich die Vertriebsleiter in ihren<br />
gewohnten Bahnen gestört.<br />
Sie erkannten die „Gefahr“, dass<br />
der Vertriebsprozess künftig ohne<br />
sie ablaufen könnte. Gleichwohl<br />
spürten sie den Erneuerungsdruck<br />
„von unten“. Das waren sie nicht<br />
gewohnt. Damit konnten sie nicht<br />
umgehen.<br />
Zwar hatte der Chef die neue Aufgabenverteilung<br />
mit den Vertriebsund<br />
Teamleitern abgestimmt: Die<br />
Vertriebsleiter sollten sich künftig<br />
mehr um jene Aufgaben kümmern,<br />
welche dem eigentlichen Vertriebsprozess<br />
vorgelagert sind oder ihn<br />
begleiten, wie Branchenrecherche,<br />
Bedarfsträgerermittlung und<br />
A-Kundenpflege.<br />
Doch die Befindlichkeiten seiner<br />
„lang gedienten“ Mitstreiter hatte<br />
er übersehen. „Nun sind wir ja wohl<br />
überflüssig! Nur im Weg stehen<br />
wollen wir nicht!“, ließen die Vertriebsleiter<br />
ihren Chef wissen.<br />
Klar, „Besitzstände“ aufzugeben, ist<br />
immer schwer – das verstand der<br />
Chef. Mit Zuwendung und Einfühlungsvermögen<br />
verdeutlichte er<br />
den Vertriebsleitern, dass sie lernen<br />
müssen, künftig ohne die Krücke<br />
der Hierarchie auszukommen und<br />
auf Augenhöhe mit den Vertriebsteams<br />
zu arbeiten. Die Vertriebsleiter<br />
verstanden die Botschaft.<br />
Fazit<br />
Die Befindlichkeiten der „Betroffenen“<br />
spielen bei Brüchen, Erneuerungen<br />
und Wandel eine entscheidende<br />
Rolle. Der Firmenchef ist<br />
gefordert, sich hier mit emotionaler<br />
Kompetenz einzubringen. Einerseits<br />
soll er das Neue befördern und<br />
andererseits Bewährtes erhalten.<br />
Letzteres gilt auch für gestandene<br />
Vertriebsleiter, wenn sie erkennen<br />
lassen, dass sie lernfähig sind.<br />
Mehr: www.mut-zum-aufbruch.de n
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
(Fotos: Stahl-Zentrum, VDMA/Schaeffler/MAN, Siemens-Pressebild)
Wirtschaft 23<br />
Frust am Fahren<br />
Warum die Automobilkrise hausgemacht ist und neue<br />
Steuer-Milliarden nicht helfen werden<br />
(Foto: © Jürgen Nießen/PIXELIO)<br />
Autoland ist abgebrannt. Was der<br />
Journalist Ansgar Lange vor wenigen<br />
Monaten noch in eine Frage kleidete,<br />
kann man inzwischen getrost als<br />
Feststellung formulieren. Der Absatz<br />
ist insbesondere bei Neuwagen<br />
drastisch eingebrochen, Produktionsstopps<br />
waren die Folge, Massenentlassungen<br />
sind angekündigt.<br />
Wie das passieren konnte? Grob<br />
gesagt: Weil die Chefpiloten der<br />
deutschen Automobilindustrie<br />
– begünstigt und befeuert von einer<br />
irrationalen und marktfeindlichen<br />
Politik im Land der selbsternannten<br />
„Exportweltmeister“, „Technologieführer“<br />
und „Klimaretter“ – so lange<br />
in selbstverliebter Augenwischerei<br />
schwelgten, bis sie ihre gesamte<br />
Branche mit Vollgas gegen die Wand<br />
gefahren hatten. Diagnose: Totalschaden.<br />
Finanzkrise? Blödsinn!<br />
„Man nenne mir einen einzigen<br />
Grund, warum ich derzeit ein Auto<br />
kaufen soll? In Zeiten, wo sich der<br />
Ölpreis während der Nutzungsdauer<br />
verfünffacht, wo der Dieselkraftstoff<br />
pro Liter innerhalb eines halben<br />
Jahres um 30 Cent steigt, wo<br />
alle möglichen und unmöglichen<br />
Umwelt- und Technikexperimente<br />
angesagt werden, wo die Preise für<br />
Anschaffung, Betrieb und Unterhalt<br />
im Schweinsgalopp davonrennen,<br />
gehe ich…nicht das Risiko ein, 20.000,<br />
30.000 oder 40.000 für ein Auto auszugeben,<br />
das sich nach einigen Jahren<br />
als unverkäuflich herausstellt.“<br />
Mit diesen Worten verschaffte ein<br />
Leser der Online-Ausgabe des Magazins<br />
„Autohaus“ seinem Ärger Luft.<br />
Zitiert wurde er vom Automobilexperten<br />
Uwe Röhrig im TOP Magazin<br />
Hannover (Sommerausgabe 2008).<br />
Darin nennt Röhrig, Inhaber des<br />
Beratungsunternehmens International<br />
Car Concept (ICC), einen weiteren<br />
Grund für das Fiasko der Branche:<br />
„Händler und Hersteller müssen<br />
sich wieder stärker mit den Kunden<br />
beschäftigen. Viel zu oft kommen<br />
zuerst die Kosten, dann die Finanzen,<br />
die Organisation und die Mitarbeiter.<br />
Und am Ende tauchen auch mal die<br />
Kunden in den Überlegungen der<br />
Manager auf.“ Kurz gesagt: Neue<br />
Autos sind nicht nur zu teuer, sie<br />
werden auch an den Wünschen der<br />
potenziellen Käufer vorbei entwickelt<br />
und produziert.<br />
Die bösen Verbraucher<br />
So beklagt beispielsweise Prof. Wolfgang<br />
Meinig von der Forschungsstelle<br />
Automobilwirtschaft der<br />
Otto-Friedrich-Universität Bamberg<br />
gegenüber der Deutschen Welle,<br />
„dass die Industrie schon schlechte<br />
Erfahrungen mit den Verbrauchern<br />
gemacht hatte.“ Zur Begründung<br />
heißt es in dem Bericht unter<br />
www.dw-world.de: „Denn sparsame<br />
Autos, wie den Drei-Liter-Corsa von<br />
Opel oder den Öko-Golf von Volkswagen,<br />
wie sie vor Jahren schon angeboten<br />
wurden, wollte einfach keiner<br />
haben.“<br />
Na sowas, die bösen „Verbraucher“<br />
aber auch – kaufen einfach nicht<br />
die Autos, die sie kaufen sollen!<br />
Vielleicht hätte man sie mal gefragt,<br />
bevor eine möglicherweise etwas zu<br />
kompakte, „rundgelutschte“ Hässlichkeit<br />
auf Rädern in den Markt<br />
gedrückt wird, die einfach nicht billig<br />
genug ist, um über ihr inakzeptables<br />
Äußeres hinwegzusehen.<br />
Milliardengrab Forschung<br />
Von den 800 Mrd. Euro Forschungsgeld,<br />
die bis 2015 in der Autoindustrie<br />
ausgegeben werden, würden<br />
40 Prozent für die falschen Projekte<br />
vergeudet. Das jedenfalls stellte Jan<br />
Dannenberg, Direktor der Managementberatung<br />
Oliver Wyman, bereits<br />
2007 laut einem Bericht der Nachrichtenagentur<br />
Pressetext fest.<br />
Die von der Managementberatung<br />
herausgegebene Studie „Car Innovation<br />
2015” prognostiziert, dass von<br />
den 315 kommenden Innovationen<br />
lediglich zehn Prozent das Potenzial<br />
hätten, gut beim Kunden anzukommen.<br />
Der ehemalige Mercedes-Vertriebschef<br />
Röhrig sieht sich bestätigt:<br />
„Die Hersteller sollten, bevor sie die<br />
Geldhähne öffnen und Innovationen<br />
auf den Markt bringen wollen, erst<br />
mal genau ‚in den Kunden hineinhorchen’.<br />
Was der Kunde will, ist<br />
entscheidend. Was die Abteilung<br />
für Forschung und Entwicklung sich<br />
wünscht und auf den Weg bringen<br />
will, muss sich immer und ausschließlich<br />
am Kunden orientieren.“<br />
Am Heck vorbei<br />
Insofern macht es natürlich auch<br />
keinen Sinn, neue Steuer-Milliarden<br />
in die Automobilindustrie zu pumpen,<br />
wie von der Bundesregierung<br />
Anfang November 2008 beschlossen.<br />
Demzufolge soll u. a. mit 10 Mrd.<br />
Euro aus Mitteln der Europäischen<br />
Investitionsbank (EIB) die Entwicklung<br />
„schadstoffarmer“ Fahrzeugtechnologien<br />
gefördert werden.<br />
Mit „Schadstoff“ meint die deutsche<br />
Politik bekanntlich parteiübergreifend<br />
Kohlendioxid. Dass das<br />
aus naturwissenschaftlicher Sicht<br />
Unsinn ist, dürfte zumindest jenen<br />
nicht entgangen sein, deren Lektüre<br />
zum Thema CO2 sich nicht auf<br />
die Pamphlete des „Weltklimarats“<br />
IPCC oder des Potsdam-Instituts für<br />
Inlandsproduktion<br />
deutscher Hersteller<br />
von PKW<br />
Jahr<br />
Anzahl<br />
1987 4.373.629<br />
1997 4.678.<strong>02</strong>2<br />
2007 5.709.139<br />
(Quelle: VDA)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>
20 24<br />
September I Oktober<br />
Wirtschaft<br />
Regional<br />
Trotz Zweifel am Schutzschirm keine<br />
Kreditklemme im Maschinen- und Anlagenbau<br />
Gespräch mit<br />
Banken geführt<br />
ja<br />
nein<br />
79,5 20,5<br />
Exportfinanzierung wird wichtiger –<br />
Probleme nehmen zu<br />
Abhängigkeit von<br />
Akkreditiven für<br />
Auslandsgeschäft<br />
ja<br />
56,4<br />
nein<br />
43,9<br />
Banken stehen zu<br />
Zusagen<br />
95,4<br />
Sehe aktuell<br />
Probleme bei<br />
Unterstützung<br />
durch Banken<br />
14,4<br />
85,6<br />
Banken bereit zur<br />
Engagementausweitung<br />
45,9 54,1<br />
Hermesgedeckte<br />
Exportfinanzierung wird<br />
wichtiger<br />
28,2<br />
71,8<br />
Schutzschirm positiv für<br />
Kreditvergabe<br />
48,9 51,1<br />
(in %, 251 Meldungen)<br />
(Quelle: VDMA)<br />
Erwarte Probleme<br />
bei Unterstützung<br />
durch Banken<br />
12,8<br />
87,2<br />
(in %, 251 Meldungen)<br />
(Quelle: VDMA)<br />
konten oder Flex-Arbeitszeitkonten<br />
erlauben eine feinfühlige Steuerung,<br />
um auf Kapazitätsschwankungen<br />
reagieren zu können“, gibt sich VOLL-<br />
MER-Chef Stefan Brand gelassen.<br />
Kreditklemme bei Kunden<br />
Eine sog. „Kreditklemme“ im Zuge<br />
der Finanzkrise beklagt kaum ein<br />
mittelständischer Maschinen- und<br />
Anlagenbauer, was seine eigene Firma<br />
betrifft.<br />
Lediglich ein norddeutsches Pumpenbau-Unternehmen<br />
stellt fest:<br />
„Tatsächlich werden Finanzanlagen<br />
insbesondere für größere Projekte<br />
schwieriger.“ Kritischer schätzen<br />
die Unternehmer die Situation bei<br />
ihren Abnehmern ein. So z. B. Dr.-Ing.<br />
Bernd Hentschel, Geschäftsführer<br />
der HENKA Werkzeuge + Werkzeugmaschinen<br />
GmbH aus Rittersgrün/<br />
Sachsen: „Wir für uns sehen keine<br />
Kreditklemme, wohl aber für unsere<br />
Kunden, die Vorlieferungen zukaufen<br />
müssen.“ Ähnlich oder sogar<br />
noch drastischer beurteilen zahlreiche<br />
Mittelständler die Lage ihrer<br />
Kunden.<br />
Neuer Aufschwung schon 2010<br />
Wachstumsprognosen für das laufende<br />
Jahr bilden die Ausnahme im<br />
mittelständischen Maschinen- und<br />
Anlagenbau. Zu groß ist die allgemeine<br />
Verunsicherung, befeuert<br />
nicht zuletzt durch permanente Negativ-Schlagzeilen<br />
in den Massenmedien.<br />
Umso erstaunlicher ist es,<br />
dass viele Unternehmer bereits ab<br />
2010 wieder mit einem Aufschwung<br />
rechnen – manche erwarten dann<br />
sogar die Rückkehr zum Rekordniveau<br />
von 2008.<br />
Schließlich wollte P.T. von den Unternehmern<br />
noch wissen, welche Auswirkungen<br />
sie von den milliardenschweren<br />
Konjunkturpro grammen<br />
der Bundesregierung auf ihr Unternehmen<br />
und ihre Branche erwarten.<br />
In diesem Punkt waren sich die Mittelständler<br />
fast ausnahmslos einig:<br />
Keine! ■<br />
Zerspanende Werkzeuge<br />
in Bestform zum:<br />
➤ Fräsen<br />
➤ Bohren<br />
➤ Reiben<br />
➤ Drehen<br />
➤ Senken<br />
Preisträger 2008<br />
„Großer Preis des<br />
Mittelstandes“<br />
Kästner<br />
Präzisionswerkzeuge GmbH<br />
Im Erlich 4a<br />
98587 Steinbach-Hallenberg<br />
Tel.: 036847 / 356 - 0<br />
Fax: 036847 / 356 - 11<br />
e-mail: info@kaestner-tools.de<br />
www.zerspanungswerkzeuge.net
Wirtschaft 25<br />
Ausgelastet und<br />
zufrieden<br />
Während sich im Branchenverband der Metall- und<br />
Elektroindustrie Paniksymptome ausbreiten, blicken erfahrene<br />
Mittelständler gelassen auf die wirtschaftliche Großwetterlage<br />
(Foto: Siemens-Pressebild)<br />
Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall<br />
zeichnet ein düsteres Lagebild<br />
der deutschen Metall- und Elektroindustrie:<br />
„Die Nachfrage nach<br />
M+E-Erzeugnissen brach im Herbst<br />
2008 auf fast allen Märkten ein und<br />
zog die Produktion mit in die Tiefe.<br />
Die Urteile der Firmen über ihre<br />
Geschäftslage sprangen innerhalb<br />
kürzester Zeit von extrem gut auf<br />
extrem schlecht.“ Arbeitsplätze würden<br />
im Laufe des Jahres <strong>2009</strong> abgebaut<br />
und Prognosen für die nähere<br />
Zukunft seien hochspekulativ.<br />
Zahlen einer Katastrophe?<br />
Der Nachfragerückgang begann laut<br />
Gesamtmetall schon Anfang 2008.<br />
Im Verlauf des ersten Halbjahres<br />
gingen die Bestellungen um sechs<br />
Prozent zurück, was hauptsächlich<br />
auf das Ausland zurückzuführen sei.<br />
Die Inlandsnachfrage blieb zu dieser<br />
Zeit noch einigermaßen stabil.<br />
Der Absturz begann im September.<br />
Bis Dezember verlor die M+E-Industrie<br />
mehr als ein Viertel ihrer Aufträge,<br />
im Ausland fast ein Drittel. So<br />
lag das Bestellvolumen im vierten<br />
Quartal um 25 Prozent unter dem<br />
Niveau des Vorjahres, beim Export<br />
sogar um fast 30 Prozent. Für das<br />
ganze Jahr 2008 steht insgesamt ein<br />
Minus von sechs Prozent zu Buche.<br />
Auch am Arbeitsmarkt mache sich<br />
die Rezession schon bemerkbar. Im<br />
Januar <strong>2009</strong> gab es für gewerbliche<br />
M+E-Tätigkeiten nur noch 65 600<br />
offene Stellen, ein Viertel weniger<br />
als ein Jahr zuvor.<br />
Die Zahl der Arbeitslosen mit vorheriger<br />
gewerblicher M+E-Tätigkeit<br />
(Industrie, Handwerk, Zeitarbeit) lag<br />
im Januar <strong>2009</strong> bei 257 300 (+10,4<br />
Prozent). Stark zugenommen hat die<br />
Kurzarbeit. Im Dezember gab es bei<br />
den Arbeitsagenturen Anzeigen von<br />
mehr als 2 500 M+E-Betrieben für<br />
über 200 000 Mitarbeiter.<br />
Willkommene Atempause<br />
Man könnte glauben, eine gestern<br />
noch hervorragend aufgestellte
26 20 September I Oktober<br />
Wirtschaft<br />
Regional<br />
Auftragseingang (Herkunft)<br />
180<br />
160<br />
Aufträge brechen weg<br />
Indexwerte 2000 = 100, saison- u. preisbereinigte Quartalswerte<br />
Ausland<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt<br />
Gesamt<br />
Inland<br />
1999 2000 2001 20<strong>02</strong> 2003 2004 2005 2006 2007 2008 <strong>2009</strong><br />
Industriebranche ist über Nacht<br />
zusammengebrochen. Doch das ist<br />
schlichtweg Unfug. Nüchtern betrachtet<br />
ist nichts weiter passiert<br />
als das: Ein vier Jahre andauernder,<br />
vorher nie dagewesener Boom ist zu<br />
Ende gegangen. Wer einen Blick auf<br />
die Auftragseingänge der Branche<br />
wirft, stellt fest, dass sich diese Ende<br />
2008 wieder auf dem Niveau von<br />
2005 bewegen – dem Beginn des<br />
letzten Aufschwungs.<br />
Für bisher erfolgreiche Mittelständler<br />
besteht deshalb auch kein Grund<br />
zur Panik. Bei der Dockweiler AG in<br />
Mecklenburg-Vorpommern, einem<br />
Hersteller von Edelstahlrohren und<br />
Formteilen für den Anlagenbau mit<br />
über 100 Beschäftigten, gibt man<br />
sich von der derzeitigen Situation<br />
völlig unbeeindruckt:<br />
„2006 bis 2008 haben durch sehr<br />
gute Auftragslage alle Kräfte gefordert<br />
und das Unternehmen in<br />
einzelnen Bereichen an den Rand der<br />
Kapazität gebracht. Auch die Organisation<br />
hat ihre Grenzen erreicht“,<br />
teilte der Mittelstandspreisträger<br />
dem P.T. Magazin mit.<br />
Deshalb werde man nun „einige Unternehmensbereiche<br />
umstrukturieren<br />
und erweitern“ – und eine neue<br />
Halle bauen. Verzweiflung klingt<br />
irgendwie anders. Jedenfalls nicht<br />
so: „Ein ‚ruhiges’ <strong>2009</strong> schafft uns<br />
die personelle Kapazität für die Weiterentwicklung<br />
in den kommenden<br />
Jahren.“<br />
„Relativ entspannt“<br />
Ähnlich gelassen beurteilt Stephan<br />
Findeisen die Situation. Für den<br />
Geschäftsführer der ELMO – Elektromontagen<br />
Leipzig GmbH kommt der<br />
Abschwung auch nicht ganz unerwartet:<br />
„Es gibt bestimmte Regeln,<br />
an denen man sich als Unternehmer<br />
orientieren sollte, und eine davon ist:<br />
‚In guten Zeiten für schlechte Zeiten<br />
vorsorgen’. Das haben wir getan, und<br />
deshalb sehe ich der kommenden Rezession<br />
relativ entspannt entgegen.“<br />
Es gibt sogar Unternehmen, bei<br />
denen sich die Krise anscheinend<br />
überhaupt nicht bemerkbar macht,<br />
z. B. die Heinz Soyer Bolzenschweißtechnik<br />
GmbH aus dem bayerischen<br />
Wörthsee-Etterschlag. Senior-Chef<br />
Heinz Soyer erklärte im Januar<br />
gegenüber P.T.: „Die gegenwärtige<br />
Geschäftslage ist nach wie vor gut<br />
und vergleichbar mit dem Stand<br />
Die Luft für Höhenflüge<br />
Die Luft für Höhenflüge<br />
Die airkom Druckluft GmbH aus Wildau (Brandenburg)<br />
gehört zu den regionalen Marktführern<br />
der Hauptstadtregion<br />
Mit der „richtigen“ Luft betreut airkom<br />
seit der Unternehmensgründung<br />
im Jahr 2000 mehr als 500 Kunden<br />
in der Industrie mit wirtschaftlichen<br />
und effektiven Ideen für deren Prozesse.<br />
Innerhalb von acht Jahren ist airkom<br />
zu einem der führenden Anbieter von<br />
Druckluft- und Vakuumtechnik, Pneumatik<br />
und Prozesskühlung aufgestiegen.<br />
Ein wesentlicher Bestandteil der<br />
Leistungen sind die Projektierung und<br />
der schlüsselfertige Anlagen- und Rohrleitungsbau.<br />
Als einer der regionalen Marktführer in<br />
Berlin und Brandenburg arbeitete das<br />
Unternehmen u. a. an der Entwicklung<br />
der Versuchsanlagen für die Produktion<br />
des Airbus A 380 mit. In der Luft- und<br />
Raumfahrtindustrie ist airkom als Zulieferer<br />
für seine Kunden u. a. bis in die<br />
USA tätig. Die Zertifizierung nach DIN<br />
EN ISO 9001 : 2000 ist selbstverständlich<br />
und gewährleistet einen hohen<br />
Qualitätsstandard. In den vergangenen<br />
vier Jahren konnte die Beschäftigtenzahl<br />
auf rund 45 Mitarbeiter, darunter<br />
vier Auszubildende, verdoppelt werden.<br />
Ein Teil des Umsatzes von fast<br />
sieben Mio. Euro wird im europäischen<br />
Ausland erzielt.<br />
Mit dem „airkomGuard” wurde ein<br />
eigenes innovatives Instrument zur permanenten<br />
Überwachung von Kompressoren<br />
und Maschinen entwickelt. Vom<br />
Netzwerk Luft- und Raumfahrttechnik<br />
(BBAA) bis zur Fachhochschule Wildau<br />
reichen intensive Kooperationen. Breit<br />
ist das soziale Engagement: von der<br />
Grundschule<br />
Wildau bis<br />
zum Arbeiter-Samari-<br />
ter-Bund. Im Rahmen des Wettbewerbs<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“ wurde<br />
Geschäftsführerin Petra Damm im<br />
Herbst 2007 von der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
als „Unternehmerin des Jahres“<br />
ausgezeichnet.<br />
Kontakt<br />
airkom Druckluft GmbH<br />
Bahnhofstraße 1/Halle 29<br />
15745 Wildau<br />
Tel. 03375 5205-0<br />
Fax 03375 5205-29<br />
info@airkom24.de<br />
www.airkom24.de<br />
Preisträger 2007<br />
„Großer Preis des<br />
Mittelstandes“<br />
(Foto: Igor Pastierovic)<br />
Dipl.-Ing. Petra Damm,<br />
Geschäftsführerin der airkom<br />
Druckluft GmbH<br />
Firmenpräsentation
Wirtschaft 27<br />
Beschäftigte in der M+E-Industrie<br />
3700<br />
3650<br />
saisonbereinigte Entwicklung,<br />
in Tausend<br />
Noch stabil<br />
Nov.<br />
3.642<br />
3600<br />
der Vorjahre. Die Geschäftslage für<br />
<strong>2009</strong> wird sich weiterhin auf hohem<br />
Niveau bewegen, allerdings in etwas<br />
abgeschwächter Form. Die Auftragslage<br />
entwickelt sich normal, und der<br />
Auftragsbestand liegt immer bei ca.<br />
drei Monaten.“<br />
Ganz normale Krise<br />
Auch die etwa 100 Beschäftigten des<br />
mittelständischen Unternehmens<br />
müssten sich keine Sorgen machen:<br />
„Umsatz und Mitarbeiterzahl werden<br />
auch in diesem Jahr stabil bleiben.<br />
Es wurde kein einziger Auftrag storniert,<br />
und dies wird auch im Laufe<br />
des Jahres so bleiben. Wir erwarten<br />
weiterhin eine zufriedenstellende<br />
Auslastung unseres Unternehmens“,<br />
so Soyer.<br />
Ebenso wie der bayerische sieht auch<br />
der sächsische Firmenchef Stephan<br />
Findeisen keine drohende Kreditklemme:<br />
„Keine Problem, alle unsere<br />
Aufträge werden mit Eigenkapital<br />
abgewickelt, und derzeit sind auch<br />
Finanzierungsprobleme unserer<br />
Kunden nicht absehbar. Ich gehe von<br />
einer weiteren stabilen Entwicklung<br />
aus, auch über das Jahr <strong>2009</strong> hinaus.“<br />
Überhaupt sei die gegenwärtige<br />
Krise für Mittelständler nichts<br />
besonderes. Heinz Soyer formuliert<br />
das so:<br />
„Die kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen sind es gewohnt, eigenverantwortlich<br />
und erfolgreich<br />
für Wohlstand und Wachstum zu<br />
sorgen. Wer in Vergangenheit und<br />
Zukunft seine Strategie auf die ‚altmodischen<br />
Tugenden’ Beständigkeit,<br />
Verlässlichkeit, Fleiß und Leistungsbereitschaft<br />
stützt und dazu noch innovative<br />
und qualitativ hochwertige<br />
Produkte erzeugt, braucht sich vor<br />
Finanz- und Wirtschaftskrisen nicht<br />
zu fürchten.“ ■<br />
ifo-Konjunkturtest<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
-50<br />
-60<br />
-70<br />
3550<br />
3500<br />
3450<br />
3400<br />
3350<br />
1999 2000 2001 20<strong>02</strong> 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Gesamtmetall-Berechnungen<br />
M+E-Industrie Deutschland<br />
saisonbereinigte Entwicklung<br />
Quelle: ifo-Konjunkturtest<br />
Absturz<br />
Erwartungen<br />
Lage<br />
Saldo der Firmenmeldungen über gute (+) und schlechte (-) Geschäftslage bzw. günstigere (+) und<br />
ungünstigere (-) Geschäftserwartungen<br />
2000 2001 20<strong>02</strong> 2003 2004 2005 2006 2007 2008 <strong>2009</strong><br />
Jan.
20 28<br />
September I Oktober<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Regional<br />
Die Nominierungen <strong>2009</strong><br />
Abermals Rekordbeteiligung beim „Großen Preis des Mittelstandes“<br />
Der 15. Wettbewerb um den „Großen Preis des Mittelstandes“ <strong>2009</strong> hat wie in<br />
den Vorjahren mit einem Paukenschlag begonnen: 3 366 Nominierungen aus<br />
allen 16 Bundesländern gingen in der Bundesgeschäftsstelle der Oskar-Patzelt-<br />
Stiftung in Leipzig ein. Das ist erneut ein Rekord.<br />
1 388 Institutionen haben sich an der Nominierung beteiligt – darunter<br />
Ministerien, Kommunen, Kammern, Bundesverbände, Wirtschaftsförderungsgesellschaften<br />
und Vereine sowie Persönlichkeiten aus Politik und<br />
Verwaltung. Bis 15. April <strong>2009</strong> haben die nominierten Unter neh men nun Gelegenheit,<br />
ihre wettbe werbsrelevanten Angaben für die Juroren in einem Online-<br />
Portal einzutragen.<br />
180 Vorschläge betreffen die Sonderpreise „Premier“, „Premier-Finalist“,<br />
„Unternehmerin des Jahres“, „Kommune des Jahres“ und „Bank des Jahres“.<br />
Diese Sonderpreise werden auf dem Bundesball der Oskar-Patzelt-Stiftung am<br />
24. Oktober <strong>2009</strong> in Berlin verliehen.<br />
Nominiert zum „Premier“ bzw. „Premier-Finalist“<br />
n Radeberger Fleisch- und Wurstwaren Korch GmbH, 01454<br />
Radeberg, Preisträger 1998, Sachsen n BuS Elektronik GmbH &<br />
Co. KG, 01589 Riesa, Preisträger 1996, Sachsen n Sachsenküchen<br />
Hans-Joachim Ebert GmbH, 01762 Schmiedeberg, Preisträger 1999,<br />
Premier-Finalist 2007, Sachsen n Schmiedeberger Gießerei GmbH,<br />
01762 Schmiedeberg, Preisträger 2003, Sachsen n Mühle und<br />
Bäckerei Bärenhecke Raiffeisengen.e.G., 01768 Bärenhecke, Preisträger<br />
2006, Sachsen n Sachsen Fahnen GmbH & Co. KG, 01917<br />
Kamenz, Preisträger 1996, Sachsen<br />
n Textilpflege & Wäscherei Helbig GmbH & Co. KG, 04416 Markkleeberg,<br />
Preisträger 2003, Sachsen n Heinz Kühne GmbH & Co.<br />
KG, 04509 Wiedemar, Preisträger 2007, Sachsen n AllTec GmbH,<br />
04552 Borna, Preisträger 1996, Sachsen n SONOTEC Ultraschallsensorik<br />
Halle GmbH, 06112 Halle, Preisträger 1996, Sachsen-Anhalt n<br />
Halloren Schokoladenfabrik GmbH, 06112 Halle, Preisträger 20<strong>02</strong>,<br />
Sachsen-Anhalt n Kathi Rainer Thiele GmbH, 06116 Halle, Preisträger<br />
1998, Premier-Finalist 2003, Sachsen-Anhalt n Probiodrug AG,<br />
06120 Halle, Preisträger 1999, Sachsen-Anhalt<br />
n VKK Standardkessel Köthen GmbH, 06366 Köthen, Preisträger<br />
2004, Sachsen-Anhalt n FEAG Sangerhausen GmbH, 06526<br />
Sangerhausen, Preisträger 2005, Sachsen-Anhalt n Q-Cells AG,<br />
06766 Bitterfeld-Wolfen, Preisträger 2006, Sachsen-Anhalt n<br />
Vetter GmbH, 06780 Zörbig OT Salzfurtkapelle, Preisträger 1997,<br />
Sachsen-Anhalt n Stahlbau Brehna GmbH, 06796 Brehna, Preisträger<br />
2007, Sachsen-Anhalt n NiRoVe Industrie Service GmbH,<br />
06844 Dessau-Roßlau, Preisträger 20<strong>02</strong>, Sachsen-Anhalt n Königsee<br />
Implantate u. Instr. zur Osteosynthese GmbH, 07426 Aschau/<br />
Königsee, Preisträger 2000, Thüringen n VACOM Vakuum Komponenten<br />
und Messtechnik GmbH, 07749 Jena, Preisträger 2003,<br />
Thüringen n Vowalon Beschichtung GmbH Kunstleder-Folie-Bonding,<br />
08233 Treuen, Preisträger 1999, Sachsen n Curt Bauer GmbH,<br />
08280 Aue, Preisträger 1998, Sachsen n CAWI Stanztechnik GmbH,<br />
08340 Schwarzenberg, Preisträger 20<strong>02</strong>, Sachsen n Kartonagen<br />
Schwarzenberg GmbH, 08340 Schwarzenberg, Preisträger 2003,<br />
Sachsen n Lehmann Maschinenbau GmbH, 08543 Pöhl, Preisträger<br />
1997, Sachsen<br />
n Strickmoden Bruno Barthel GmbH & Co. KG, 09116 Chemnitz,<br />
Preisträger 1997, Sachsen n Ruther & Einenkel KG, 09456 Annaberg-Buchholz,<br />
Preisträger 2004, Sachsen n Ute Schlieder Metallwarenfabrik<br />
GmbH, 09517 Zöblitz, Preisträger 2000, Sachsen n<br />
SPIGA - Spitzen und Gardinenfabrikation GmbH, 09569 Falkenau,<br />
Preisträger 20<strong>02</strong>, Sachsen n IMM Holding GmbH(MM Gruppe),<br />
09648 Mittweida, Preisträger 2005, Sachsen n FMA Frankenberger<br />
Maschinen- u. Anlagenbau GmbH, 09669 Frankenberg, Preisträger<br />
1999, Sachsen<br />
n WOLFRAM Bürokommunikation GmbH & Co. KG, 10409 Berlin,<br />
Preisträger 2003, Premier-Finalist 2006, Berlin/Brandenburg n<br />
Weihe Früchte & Salate KG, 10553 Berlin, Preisträger 2007, Berlin/<br />
Brandenburg n F.R. Hauk Stahl- und Leichtmetallbau GmbH,<br />
10585 Berlin, Preisträger 2003, Berlin/Brandenburg n OTTO Richter<br />
GmbH, 12555 Berlin, Preisträger 2003, Berlin/Brandenburg n<br />
Akzent-Hotel Kolumbus GmbH, 13055 Berlin, Preisträger 2006,<br />
Berlin/Brandenburg n Körber GmbH Präzisionstechnik, 13407<br />
Berlin, Preisträger 20<strong>02</strong>, Berlin/Brandenburg n Havelländische<br />
Zink-Druckguss GmbH & Co. KG, 14727 Premnitz, Preisträger 2004,<br />
Berlin/Brandenburg n „REUTER Präzisionsteile GmbH - REUTER<br />
Manufacturing AG,“ 14943 Luckenwalde, Preisträger 2003, Berlin/<br />
Brandenburg n Institut für Medizinische Diagnostik Oderland,<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
Oskar-Patzelt-Stiftung 29<br />
(Foto: eventDiary)<br />
Dr. Helfried Schmidt, Vorstand der Oskar-Patzelt-Stiftung, ist davon überzeugt, dass der Mittelstand auch aus der gegenwärtigen<br />
Krise gestärkt hervorgehen wird: „Die Resonanz auf die Wettbewerbsausschreibung zeigt, dass man dem unternehmerischen<br />
Mittelstand in Deutschland zutraut, trotz unvermeidbarer Blessuren letztlich die aktuelle Weltfinanz- und<br />
-wirtschaftskrise gestärkt zu überstehen. Und das zu Recht. Er hat im letzten Jahrhundert mehrere Kriege, Krisen, Revolutionen<br />
und Währungsreformen überlebt, sich dabei immer wieder neu organisiert und immer wieder Arbeit für Millionen<br />
geschaffen.“<br />
15230 Frankfurt (Oder), Preisträger 2005, Berlin/Brandenburg n<br />
Dahlewitzer Landbäckerei GmbH, 15827 Dahlewitz, Unternehmerin<br />
des Jahres 2003, Berlin/Brandenburg n Fleesensee SPA &<br />
Hotel GmbH, 17213 Göhren-Lebbin OT Untergöh, Preisträger 2005,<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
n Jörn Weiß Einzelunternehmen - TRIHOTEL, Weiß-Hotel GmbH,<br />
AQUA Bad- und Sauna, 18055 Rostock, Preisträger 2006, Mecklenburg-Vorpommern<br />
n SIV.AG, 18184 Roggentin, Preisträger 2003,<br />
Mecklenburg-Vorpommern n vendingControl Telemedia GmbH &<br />
Co. KG, 19246 Zarrentin, Preisträger 2005, Mecklenburg-Vorpommern<br />
n Dockweiler AG, 19306 Neustadt-Glewe, Preisträger 2007,<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
n m.u.t. AG, 22880 Wedel, Preisträger 2004, Premier-Finalist 2007,<br />
Schleswig-Holstein/Hamburg n Salzwedeler Kerzenfabrik GmbH,<br />
29410 Salzwedel, Preisträger 20<strong>02</strong>, Sachsen-Anhalt n Gummiwerk<br />
KRAIBURG RELASTEC GmbH, 29410 Salzwedel, Preisträger 2006,<br />
Sachsen-Anhalt<br />
n Autohaus Beil GmbH - Reifen Beil GmbH & Co. KG, 35066 Frankenberg<br />
(Eder), Preisträger 2007, Hessen n FingerHaus GmbH,<br />
35066 Frankenberg, Preisträger 2000, Premier-Finalist 2006, Hessen<br />
n Meissner AG, 35216 Biedenkopf-Wallau, Preisträger 2006,<br />
Hessen n Aschenbrenner Werkzeug- und Maschinenbau GmbH,<br />
35274 Kirchhain, Preisträger 20<strong>02</strong>, Premier-Finalist 2005, Hessen<br />
n DUO PLAST AG, 36341 Lauterbach, Preisträger 2003, Hessen n<br />
Krieger und Schramm GmbH & Co. KG, 37351 Dingelstädt, Preisträger<br />
2004, Thüringen n PSFU Profilschleif-, Fertigungs- & Umwelt.<br />
GmbH, 38855 Wernigerode, Preisträger 2003, Sachsen-Anhalt<br />
n GETEC AG, 39108 Magdeburg, Preisträger 2003, Sachsen-Anhalt<br />
n AKTUELL BAU GmbH, 39128 Magdeburg, Preisträger 2005,<br />
Sachsen-Anhalt n Ambulanz Mobile GmbH & Co. KG, 39218 Schönebeck,<br />
Preisträger 2007, Sachsen-Anhalt n Elektroanlagenbau<br />
Schubert GmbH, 39517 Uetz, Preisträger 1998, Sachsen-Anhalt n<br />
Stendaler Landbäckerei GmbH, 39576 Stendal, Preisträger 2007,<br />
Sachsen-Anhalt<br />
n Ulrich Walter GmbH (Lebensbaum), 49356 Diepholz, Preisträger<br />
2003, Niedersachsen/Bremen n FELUWA Pumpen GmbH, 54570<br />
Mürlenbach, Preisträger 2007, Rheinland-Pfalz/Saarland<br />
n Kistenpfennig AG, 55120 Mainz, Preisträger 2003, Rheinland-<br />
Pfalz/Saarland n UD CHEMIE GmbH, 55286 Wörrstadt, Preisträger<br />
2006, Rheinland-Pfalz/Saarland n Meyer/Stemmle GmbH & Co.<br />
KG, 56218 Mülheim-Kärlich, Preisträger 2003, Rheinland-Pfalz/Saarland<br />
n RHODIUS Schleifwerkzeuge GmbH & Co. KG, 56659 Burgbrohl,<br />
Preisträger 2005, Rheinland-Pfalz/Saarland n MK Metallfolien<br />
GmbH, 58089 Hagen, Preisträger 2003, Nordrhein-Westfalen<br />
n Röder Präzision GmbH, 63329 Egelsbach, Preisträger 2004,<br />
Hessen n Jäger Direkt GmbH & Co. KG, 64385 Reichelsheim,<br />
Preisträger 2006, Hessen n ALPHA Business Solutions AG, 67657<br />
Kaiserslautern, Preisträger 2004, Rheinland-Pfalz/Saarland n<br />
Endress+Hauser Conducta GmbH & Co. KG, 70839 Gerlingen,<br />
Preisträger 2005, Baden-Württemberg n EROGLU Präzisionswerkzeuge<br />
GmbH, 72116 Mössingen, Preisträger 2007, Baden-Württemberg<br />
n Michael Koch GmbH, 76698 Ubstadt-Weiher, Preisträger<br />
2007, Baden-Württemberg<br />
n Unternehmensgruppe Bachner Elektro, 84048 Mainburg, Preisträger<br />
2005, Bayern n Schreiner Group GmbH & Co. KG, 85764<br />
Oberschleißheim, Preisträger 2005, Bayern n VOLLMER WERKE<br />
Maschinenfabrik GmbH, 88400 Biberach, Preisträger 2007, Baden-<br />
Württemberg<br />
n ILIOTEC SOLAR GmbH, 93055 Regensburg, Preisträger 2006,<br />
Bayern n Sturm Holding GmbH, SMP Maschinenbau GmbH,<br />
94330 Salching, Preisträger 2005, Bayern n ROTO FRANK Bauelemente<br />
GmbH, 97980 Bad Mergentheim, Preisträger 2004, Baden-<br />
Württemberg<br />
n Kern Technik GmbH & Co. KG, 98553 Schleusingen, Preisträger<br />
1999, Thüringen n VOSSELER Umformtechnik GmbH, 98646 Hildburghausen,<br />
Preisträger 2004, Thüringen n Feintechnik GmbH<br />
Eisfeld, 98673 Eisfeld, Preisträger 2005, Thüringen n Frischmann<br />
Kunststoffe GmbH, 98678 Saargrund, Preisträger 2006, Thüringen<br />
n Heinemann Etiketten GmbH, 99189 Witterda, Preisträger 2007,<br />
Thüringen n Jahn GmbH Umform- & Zerspanungstechnik, 99897<br />
Tambach-Dietharz, Preisträger 2000, Thüringen n TMP Fenster +<br />
Türen GmbH, 99947 Bad Langensalza, Preisträger 2003, Thüringen<br />
n ADIB Agrar-, Dienstleist.-,Industrie -und Bau GmbH, 99947 Bad<br />
Langensalza, Preisträger 2006, Thüringen<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
30<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Weder den nominierenden Institutionen noch den teilnehmenden Unternehmen entstehen Anmelde- oder Bearbeitungsgebühren.<br />
Nur die Teilnahme an den festlichen Preisverleihungen ist kostenpflichtig. Mehr als 200 Personen aus allen<br />
Bereichen des gesellschaftlichen Lebens sind gegenwärtig in 13 Jurys, fünf weiteren Gremien der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
und bundesweit über 35 regionalen Servicestellen aktiv engagiert. Die Stiftung wurde 2008 von Ministerpräsident Prof.<br />
Dr. Wolfgang Böhmer im Auftrag des Bundespräsidenten Horst Köhler mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der<br />
Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet<br />
Nominiert zur „Unternehmerin des Jahres“<br />
n Mauersberger & Fritzsche GmbH & Co. KG, 01683 Nossen, Finalist<br />
2004, Sachsen n Pako Non-Food Warenhandelsgesellschaft<br />
mbH, 06188 Landsberg, Sachsen-Anhalt n Hospital , 06632 Freyburg,<br />
Sachsen-Anhalt<br />
n Druckhaus Blochwitz Zeitz, Point-Mediendesign, 06712 Zeitz,<br />
Sachsen-Anhalt n Institut für Neuwertwirtschaft GmbH Tröglitz,<br />
06729 Elsteraue/Tröglitz, Sachsen-Anhalt n Hermsdorfer Institut<br />
für technische Keramik e.V., 07629 Hermsdorf, Thüringen n SCB<br />
GmbH & Co. KG, 08527 Plauen, Sachsen n Vertriebsservice Christel<br />
Knoll GmbH, 08527 Plauen-Oberlosa, Finalist 2005, Sachsen<br />
n Schlesier Glas- und Gebäudereinigung GmbH, 14050 Berlin,<br />
Berlin/Brandenburg n Brita Marx GmbH, 14943 Luckenwalde,<br />
Berlin/Brandenburg n AMBAU Personalservice GmbH, 14974 Ludwigsfelde,<br />
Berlin/Brandenburg n Holztreppen Derstappen GmbH,<br />
19209 Lützow, Mecklenburg-Vorpommern<br />
n KUDA Phonebase GmbH, 49401 Damme, Niedersachsen/Bremen<br />
n GEBA Kunststoff-Recycling und Handels GmbH, 59320<br />
Ennigerloh, Nordrhein-Westfalen n Dittgen Bauunternehmen<br />
GmbH, 66839 Schmelz, Rheinland-Pfalz/Saarland n Felss GmbH,<br />
75203 Königsbach-Stein, Baden-Württemberg n Sharon von<br />
Wietersheim, 80638 München, Bayern n I.K. Hofmann GmbH,<br />
Hofmann Personalleasing, 90471 Nürnberg, Bayern n Lynn`s<br />
Best GmbH, 95369 Untersteinach, Bayern n Papenfuss Atelier für<br />
Gestaltung, 99423 Weimar, Thüringen<br />
Nominiert zur „Kommune des Jahres“<br />
n Stadt Markranstädt n Stadt Bitterfeld-Wolfen n Stadtverwaltung<br />
Falkenstein/Vogtl. n Stadtverwaltung Meerane n Stadtverwaltung<br />
Reichenbach/Vogtl. n Stadt Plauen n Landratsamt Vogtlandkreis<br />
n Stadtverwaltung Oelsnitz n Stadtverwaltung Adorf-Vogtland<br />
n Stadtverwaltung Mittweida n Stadtverwaltung Frankenberg/<br />
Sachsen n Stadt Luckenwalde n Stadt Eisenhüttenstadt n Stadt<br />
Pasewalk n Wirtschaftsförderungsgesellschaft Ludwigslust n<br />
Wirtschaftsförderung Waldeck-Frankenberg GmbH n Gemeinde<br />
Hüttenberg n Landkreis Göttingen n Landkreis Northeim<br />
n Landeshauptstadt Magdeburg n Gemeinde Barleben n Stadt<br />
Hückeswagen n Gemeindeverwaltung Morbach n Landkreis<br />
Bernkastel-Wittlich n WFG Wirtschaftsförderungsgesellschaft am<br />
Mittelrhein mbH n Westerwaldkreis n OREG Odenwald-Regional-<br />
Gesellschaft mbH n Stadt St. Ingbert<br />
n Verbandsgemeinde Eisenberg n Stadt Speyer n WFG Schwäbisch<br />
Hall GmbH n Tiernahrung Deuerer GmbH n Stadt Landau in der<br />
Pfalz n Stadt Nürnberg n Gr.Kreisstadt Neumarkt i.d.Opf. n Stadt<br />
Regensburg n Gemeinde Niederwinkling n Stadt Kemnath n Stadt<br />
Bamberg n Stadt Coburg n Stadt Schweinfurt n Stadtverwaltung<br />
Steinbach-Hallenberg<br />
Nominiert zur „Bank des Jahres“<br />
n Kreissparkasse Saale-Orla n Merkur Bank KGaA n Kreissparkasse<br />
Mittweida n VR-Bank Fläming eG n Kreis-Sparkasse Northeim<br />
n Volksbank Jerichower Land eG n GLS Gemeinschaftsbank eG n<br />
Sparkasse Westmünsterland n TaunusSparkasse n SIKB Saarländische<br />
Investitionskreditbank Aktiengesellschaft<br />
n Volksbank Neckartal eG n Merkur Bank n Kreissparkasse Ludwigsburg<br />
n Enztalbank n Volksbank Beilstein n Raiffeisenbank<br />
Oberstenfeld n Volksbank Mössingen eG n Raiffeisenbank Kieselbronn<br />
eG n Raiffeisenbank Pfaffenhausen eG n Sparkasse Forchheim<br />
n Kulmbacher Bank eG Raiffeisen-Volksbank n Sparkasse<br />
Coburg - Lichtenfels n Sparkasse Unstrut-Hainich<br />
Seit der Erstverleihung 1995 hat sich der „Große Preis des<br />
Mittelstandes“ zum wichtigsten deutschen Mittelstandswettbewerb<br />
entwickelt. Alle nominierten Unternehmen<br />
sind auf www.mittelstandspreis.com veröffentlicht.<br />
Auszeichnungsgalas<br />
n 05. September <strong>2009</strong>, Maritim Hotel Magdeburg (Preisverleihung<br />
für Berlin/Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-<br />
Anhalt und Sachsen)<br />
n 12. September <strong>2009</strong>, Maritim Hotel Würzburg (Preisverleihung<br />
für Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Thüringen)<br />
n 26. September <strong>2009</strong>, Maritim Hotel Düsseldorf (Preisverleihung<br />
für Niedersachsen/Bremen, Schleswig-Holstein/Hamburg,<br />
Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz/Saarland)<br />
n 24. Oktober <strong>2009</strong>, Maritim Hotel Berlin (Bundesball mit<br />
Verleihung der Sonderpreise und der Ehrenplaketten)<br />
Übersicht der nominierten<br />
Unternehmen nach Wettbewerbsregion<br />
Wettbewerbs region <strong>2009</strong> 2008 2007<br />
Baden-Württemberg 333 334 331<br />
Bayern 650 386 359<br />
Berlin/Brandenburg 4<strong>02</strong> 369 343<br />
Hessen 208 203 167<br />
Mecklenburg-Vorpommern 100 110 114<br />
Niedersachsen/Bremen 162 160 170<br />
Nordrhein-Westfalen 299 314 307<br />
Rheinland-Pfalz/Saarland 330 354 350<br />
Sachsen 349 418 369<br />
Sachsen-Anhalt 246 255 243<br />
Schleswig-Holstein/Hamburg 90 87 63<br />
Thüringen 197 194 195<br />
Gesamt 3366 3184 3011<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
„Kein Kunde kauft jemals ein Erzeugnis.<br />
Er kauft immer nur das, was das Erzeugnis leistet.“<br />
2007<br />
Preisträger<br />
„Großer Preis des<br />
Mittelstandes“<br />
Heckmann Abgastechnik-HAT zuverlässiger Partner der Industrie<br />
Zum HAT-Lieferprogramm gehören Abgasschalldämpfer, Ansaug-Luftschalldämpfer, Schalldämpfer<br />
für Abblaseleitungen, Rauchrohrschalldämpfer und Funkenfänger für Kesselanlagen<br />
sowie Rußabscheider für Schornsteine.<br />
Einsatzgebiete sind die Verkehrstechnik mit ihren Fachgebieten Schiff- und Eisenbahn -<br />
verkehr, Industrieanlagen und Kraftwerksanlagen.<br />
Alle Schalldämpfer und Funkenfänger sind in Standardausführungen lieferbar.<br />
Auf Kundenwunsch werden maßgeschneiderte Ausführungen angefertigt.<br />
Absorptionsschalldämpfer ES40-500<br />
Unsere Standorte<br />
Dörverden-Hülsen<br />
Heckmann Maschinenbauund<br />
Verfahrens technik GmbH<br />
Heckmann Abgastechnik- HAT<br />
Hespenweg 20<br />
27313 Dörverden-Hülsen<br />
Tel.: +49 (0) 4239 89-0<br />
Fax: +49 (0) 4239 89-89<br />
E-Mail: info-hul@heckmann-mt.de<br />
Verden<br />
Heckmann Metall- und Maschinenbau GmbH<br />
Max-Planck-Straße 4<br />
27283 Verden<br />
Tel.: +49 (0) 4231 9540-0<br />
Fax: +49 (0) 4239 9540-20<br />
E-Mail: info-ver@heckmann-mt.de<br />
Bremen<br />
Heckmann Metall- und Maschinenbau GmbH<br />
Hermann-Funk-Straße 10<br />
28309 Bremen<br />
Tel.: +49 (0) 421 41090-0<br />
Fax: +49 (0) 421 455189<br />
E-Mail: info-hb@heckmann-mt.de<br />
Hoppegarten<br />
Wirkungsweise:<br />
Der Schalldämpfer arbeitet<br />
nach dem Absorptionsprinzip.<br />
Das Abgas wird durch einen<br />
mindestens mit Anschlussquerschnitt<br />
bemessenen Strömungskanal<br />
aus gelochtem<br />
Stahlblech geradlinig durch<br />
den Schalldämpfer geführt,<br />
wodurch der Strömungswiderstand<br />
sehr gering ist.<br />
Die zwischen Strömungskanal<br />
und Schalldämpfergehäuse<br />
vorhandene Packung aus<br />
langfaserigem, mechanisch<br />
und thermisch besonders<br />
widerstandsfähigem Schallschluckmaterial<br />
vernichtet die<br />
Schallenergie.<br />
Ausführung:<br />
Das vollständig geschweißte<br />
Schalldämpfergehäuse besteht<br />
aus einem Stahlblechzylinder<br />
mit gewölbten Böden und<br />
Rohrstutzen, wodurch eine<br />
sehr formstabile Konstruktion<br />
gegeben ist.<br />
Für den allgemeinen Bedarf<br />
wird unlegierter Stahl<br />
verwandt. Für Betriebstemperaturen<br />
über 500°C werden<br />
die Innenteile auf Wunsch aus<br />
hitzebeständigem Stahl hergestellt,<br />
Sonderausführungen<br />
auch aus rost- und säurebeständigem<br />
Material.<br />
Einbau:<br />
Der Schalldämpfer kann in<br />
senkrechter bis waagerechter<br />
Lage eingebaut werden. Für<br />
die Schalldämpferbefestigung<br />
können am Stahlblechzylinder<br />
oder –boden geeignete<br />
Aufhänge- bzw. Tragkonsolen<br />
angeschweißt werden. Auf Wärmeausdehnungsmöglichkeiten<br />
ist zu achten. Die Übertragung<br />
der Motorschwingungen und<br />
des Körperschalls in den<br />
Schalldämpfer ist durch ein geeignetes<br />
elastisches Rohrstück<br />
zu vermeiden.<br />
Isolierung:<br />
Der Schalldämpfer kann nach<br />
dem Einbau mit einer Wärmeisolierung<br />
versehen werden,<br />
wodurch sich die Lebensdauer<br />
aufgrund der Vermeidung von<br />
Taupunktunterschreitungen<br />
erhöht wird.<br />
Heckmann Stahl- und Metallbau GmbH<br />
Digitalstraße 15<br />
15366 Hoppegarten<br />
Tel.: +49 (0) 3342 4206-0<br />
Fax: +49 (0) 3342 4206-50<br />
E-Mail: info-b@heckmann-mt.de<br />
Eisenhüttenstadt<br />
Heckmann Stahl- und Metallbau Ost GmbH<br />
Oderlandstraße 3<br />
15890 Eisenhüttenstadt<br />
Tel.: +49 (0) 3364 7539-0<br />
Fax: +49 (0) 3364 7539-19<br />
E-Mail: info-ehs@heckmann-mt.de<br />
Krzesyce - Polen<br />
Heckmann Polska<br />
Produkcja Metalowa Maszyn SP.z.o.o.<br />
ul. Sulecinska 1a<br />
66-435 Krzesyce<br />
Tel.: +48 (0) 95-7573-311<br />
Fax: +48 (0) 95-7573-312<br />
E-Mail: info-pl@heckmann-mt.de
32<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Das ist Grevenbroich!<br />
(Foto: © Rolf Lüpertz)<br />
Sieben Unternehmen aus dem Rhein-Kreis Neuss für den<br />
„Großen Preis des Mittelstandes“ <strong>2009</strong> nominiert<br />
Die nominierten Unternehmen (v.l.n.r.):<br />
Hintzen GmbH, Reuter Bauunternehmen<br />
GmbH, T. Hoffmann GmbH & Co. KG,<br />
Albrecht GmbH, FWG-IHW techn. Federn<br />
GmbH, Idee Werbehaus KG und pro-data<br />
Service GmbH<br />
Anfang Februar war es wieder<br />
soweit: Bürgermeister Dr. Axel J.<br />
Prümm und Robert Jordan vom<br />
Stadtmarketing luden zum 7. Mal<br />
zur Netzwerkveranstaltung „Das<br />
ist Grevenbroich“ ein. Gastgeber<br />
waren an diesem Abend Giuliano<br />
und Francesco Gammuto, die 130<br />
Besucher in ihren Räumen von „GFG<br />
Hair & Styling“ an der Zuckerfabrik<br />
empfingen.<br />
Die Veranstaltung, die sich mittlerweile<br />
zum In-Treff für Wirtschaft,<br />
Einzelhandel, Politik, Vereine und<br />
Dienstleister entwickelt hat, erfreut<br />
sich immer größerer Beliebtheit.<br />
Obwohl der Abend meist ohne Programm<br />
abläuft und vorwiegend der<br />
Kommunikation dient, gab es dieses<br />
Mal einen Programmpunkt. Vorgestellt<br />
wurden sieben Unternehmen<br />
aus Grevenbroich und Jüchen, die für<br />
den „Großen Preis des Mittelstandes“<br />
der Oskar-Patzelt-Stiftung nominiert<br />
wurden. Als Servicestellenleiter der<br />
Stiftung betreut Wolfram Kuhnen<br />
aus Grevenbroich seit drei Jahren die<br />
Region Mittlerer Niederrhein.<br />
Nach offizieller Begrüßung der Gäste<br />
und Gastgeber hatte ich die Möglicheit,<br />
unser neues Kulturmagazin<br />
BELLEVIEW vorzustellen. Als neuer<br />
Medienpartner von „Das ist Grevenbroich“<br />
werden wir nicht nur regelmäßig<br />
über die Treffen berichten,<br />
sondern bieten auch eine Plattform<br />
für Kommunikation, welche für Meinungen,<br />
Anregungen oder Fragen<br />
genutzt werden kann. Sie haben<br />
etwas zu sagen? Dann sprechen Sie<br />
mich gerne an. Treten Sie mit BELLE-<br />
VIEW in einen persönlichen Dialog.<br />
Für die kommende Netzwerkveranstaltung<br />
möchte ich gerne von Ihnen<br />
wissen: „Was fehlt Ihnen in Grevenbroich?<br />
Was tun Sie für diese Region?<br />
Und was finden Sie hier besonders<br />
gut?“ Ich freue mich schon auf<br />
einen regen Austausch mit Ihnen<br />
beim nächsten Netzwerktreffen am<br />
5. Mai <strong>2009</strong>. n<br />
Britta Tewes (www.belleview.de)
Oskar-Patzelt-Stiftung 33<br />
Hoffnung<br />
Endlich wieder mehr Licht! Die Tage<br />
werden länger, die Vögel zwitschern<br />
„Frühling“, und ein Anflug von guter<br />
Laune kommt schon am Morgen<br />
geflogen. Naja, dann höre ich die<br />
Nachrichten… Aber warum muss man<br />
sich der verflixten Krisenstimmung<br />
hingeben? Frühling sei Dank, die positiven<br />
Kräfte warten darauf, geweckt<br />
zu werden. So wie sich das erste<br />
Schneeglöckchen ungeduldig unter<br />
dem Schnee versteckt.<br />
Der Winter war wirklich hart und<br />
hatte zeitweise das ganze Land im<br />
Griff. Aber die Sonne musste einfach<br />
kommen. Bis dahin geht es nicht nur<br />
ums Durchhalten, sondern darum, die<br />
guten Gelegenheiten vorzubereiten;<br />
warten wie die zarten Frühblüher.<br />
Es ist doch immer wieder verwunderlich,<br />
wie gerade diese sanften,<br />
scheinbar verletzlichen Pflänzchen<br />
auf die Sonne geeicht sind und tatsächlich<br />
die kalten Nächte und den<br />
Schnee überleben, um dann auszutreiben<br />
und die ersten Farbtupfer in<br />
die Welt zu setzen. Jeder arbeitet auf<br />
die besseren Tage hin, was wäre denn<br />
alles – ohne Hoffnung! Nun ist zwar<br />
das Auf und Ab der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung von Menschen gemacht,<br />
aber von so vielen, dass nicht immer<br />
klar ist, wann dieses oder jenes eintreten<br />
wird. Aus dem Handeln vieler<br />
zeichnet sich aber mit Sicherheit dieser<br />
oder jener Trend, diese oder jene<br />
Richtung ab. Kann man selbst etwas<br />
tun? Ja, besser als nur warten ist das<br />
immer!<br />
Bisher hatte die Konjunktur immer<br />
eine Aufschwungphase, sozusagen<br />
einen Frühling, immer einen Boom<br />
– den Sommer, um bei diesem Bild<br />
zu bleiben, dann den Herbst und den<br />
Winter. Noch ist der Winter nicht<br />
vorbei. Wie tief eine Rezession oder<br />
Depression ist und wie lange sie dauert,<br />
darüber spekulieren Spezialisten<br />
in einem fort. Die Regierungen versuchen<br />
inzwischen, die Wirtschaft wieder<br />
so hinzukriegen, wie sie war. War<br />
sie gut? Die Finanzbosse versuchen,<br />
ihre Stellungen zu halten. Sind die<br />
Boni so mancher Banker schon auf<br />
Nachhaltigkeit und nicht auf kurzfristigen<br />
Erfolg angelegt? Hoffen wir für<br />
alle! Das können wir doch besser! Der<br />
Mittelstand müht sich ohne große Publicity<br />
– wie so ein Schneeglöckchen<br />
unterm Schnee: robust, unaufhaltsam,<br />
trotz Kälte, Eis und Rückschlägen.<br />
Ist er dann endlich Vorbote einer<br />
guten Konjunkturentwicklung, fragt<br />
keiner, wie er das geschafft hat.<br />
Keine Frühjahrsmüdigkeit<br />
wünscht Ihnen<br />
Ihre Petra Tröger<br />
(Foto: Detlev Müller)
20 34<br />
September I Oktober<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Regional<br />
Triple A<br />
(Foto: DLR/Archiv GBSL)<br />
GfM führt erfolgreiche Mittelstandsinitiative in<br />
Sachsen-Anhalt fort<br />
Das erste vollständig aus Metall gebaute<br />
Verkehrsflugzeug gilt als Begründer der<br />
modernen Luftfahrt.<br />
Dessau ist nicht nur bekannt durch<br />
das Bauhaus oder Kurt Weill, auch<br />
Hugo Junkers, Technikpionier und<br />
Freigeist, arbeitete in Dessau. Unter<br />
großen Druck gesetzt, musste Hugo<br />
Junkers 1933 die Mehrheit an seinem<br />
Flugzeug- und Motorenbau an den<br />
Staat abgeben. Junkers erhielt Hausund<br />
Stadtverbot und musste Dessau<br />
verlassen.<br />
Eine ganze Reihe von Ausstellungen<br />
erinnert anlässlich seines<br />
150. Geburtstages in diesem Jahr<br />
an Hugo Junkers‘ technische Pionierleistungen,<br />
aber auch an seine<br />
moralische Standhaftigkeit, die dazu<br />
führte, dass er von den Nazis enteignet<br />
wurde. Der erste Netzwerktalk<br />
<strong>2009</strong> fand im Rahmen eines wissenschaftlichen<br />
Kolloquiums zu Ehren<br />
Hugo Junkers im Technikmuseum in<br />
Dessau statt.<br />
Hochkarätige Besetzung<br />
Der Veranstalter Peter Kuras, Vizepräsident<br />
des Landesverwaltungsamtes<br />
Sachsen-Anhalt und Vorsitzender des<br />
Fördervereins für das Technikmuseum<br />
„Hugo Junkers“, hieß die Anwesenden<br />
willkommen. Das Jubiläum<br />
gebe Anlass, sich der industriellen<br />
Wurzeln der Region zu besinnen,<br />
hieß es im Grußwort des Schirmherren<br />
Dr. Reiner Haseloff, Minister<br />
für Wirtschaft und Arbeit des Landes<br />
Sachsen-Anhalt.<br />
Netzwerktalk erfolgreich<br />
Als einen „außergewöhnlichen Erfinder,<br />
technischen Pionier und eine<br />
beeindruckende Persönlichkeit“ charakterisierte<br />
Unternehmer Matthias<br />
Freiling den Ingenieur. Freiling<br />
sprach als Kooperationspartner und<br />
Vertreter der Oskar-Patzelt-Stiftung.<br />
Im vergangenen Jahr startete der<br />
erste Netzwerktalk erfolgreich.<br />
„Die Idee, Chancenthemen für den<br />
Mittelstand anzubieten und sie als<br />
Plattform für praktizierte Netzwerke<br />
zu nutzen, hat sich bewährt“, resümierte<br />
damals Matthias Freiling<br />
in seiner Eigenschaft als Initiator<br />
dieser Initiative und als Botschafter<br />
des Wettbewerbs „Großer Preis des<br />
Mittelstandes“. Nach den Beiträgen<br />
des Vorsitzenden des Magdeburger<br />
Bezirksvereins des VDI, Dr. Jürgen<br />
Ude, und von Ulrich Petzold, Mitglied<br />
des Deutschen Bundestages, führte<br />
Prof. Dr. Mathias Tullner, Leiter des<br />
Institutes für Geschichte an der Ottovon-Guericke-Universität<br />
Magdeburg,<br />
durch das Programm.<br />
Experten-Thema<br />
Wohlwollen verfolgt. Schon zu<br />
Beginn des vergangenen Jahrhunderts<br />
hat er sich sehr intensiv mit<br />
alternativen Werkstoffen beschäftigt,<br />
die das Gewicht von Flugzeugen<br />
verringern und mit der Junkers J7<br />
im Jahr 1917 erstmals ein Flugzeug<br />
gebaut, das mit einer Startmasse von<br />
836 kg komplett in Leichtmetallbauweise<br />
gefertigt wurde.<br />
Cluster-Thema<br />
Dieses Thema ist eng mit der Regionalwirtschaft<br />
verbunden, denn die<br />
Forschung und Entwicklung des<br />
kohlefaserverstärkten Kunststoffes<br />
(CFK) gehört in den thematischen<br />
Bereich Chemie/Kunststoffe, der in<br />
Sachsen-Anhalt den Status eines<br />
Clusters hat und damit eine Schlüsselrolle<br />
in der wirtschaftlichen Entwicklung<br />
spielt.<br />
Nach der vorliegenden ClusterPotenzialanalyse,<br />
die das Wirtschaftsministerium<br />
in Auftrag gegeben hat,<br />
gehören zu diesem Bereich derzeit<br />
22 500 Arbeitsplätze und über 300<br />
Unternehmen. Damit ist dieses Thema<br />
auch ein Wirtschaftsthema und<br />
ein Mittelstandsthema. Einmal mehr<br />
ein Grund, dass sich die GfM hier<br />
gerade in ihrer Eigenschaft als Servicestelle<br />
der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
für den „Großen Preis des Mittelstandes“<br />
engagiert. n<br />
Netzwerktalk Dessau<br />
(Foto: GfM-Unternehmensgruppe)<br />
Mit Herrn Prof. Dr.-Ing. Wilm Unckenbold<br />
von der Privaten Fachhochschule<br />
Göttingen konnte ein ausgewiesener<br />
Experte als Referent gewonnen<br />
werden. In seinem Vortrag drehte<br />
sich alles um CFK, den Werkstoff der<br />
Zukunft, der aus der modernen Flugzeug-<br />
und Automobilindustrie nicht<br />
mehr wegzudenken ist.<br />
Hugo Junkers hätte sicher diese<br />
technologische und unternehmerische<br />
Entwicklung mit großem<br />
Matthias Freiling<br />
n geschäftsführender<br />
Gesellschafter<br />
der GfM-Unternehmens<br />
gruppe<br />
(Gesellschaft für<br />
Mikroelektronik<br />
Geschäfts führungsund<br />
Verwaltungs<br />
GmbH)<br />
n Botschafter des<br />
Wettbewerbs<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“<br />
(Foto: GFM-Unternehmensgruppe)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
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Großer Preis des Mittelstandes <strong>2009</strong><br />
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Baden-Württemberg, Hessen und Thüringen<br />
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■ 26. September <strong>2009</strong>, Maritim Hotel Düsseldorf<br />
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Niedersachsen/Bremen, Schleswig-Holstein/Hamburg und<br />
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Euro 140,– zzgl. MwSt. pro Karte<br />
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Unterschrift
36<br />
Wirtschaft<br />
(Foto: © Gerd Altmann/celestia/PIXELIO)<br />
Energie- und<br />
Umweltmanagement<br />
Mittelstand erkennt zwar die Chancen, nutzt sie aber zu wenig<br />
(DIKMU) - In Zeiten steigender Energiepreise<br />
und zunehmenden Drucks<br />
aufgrund von Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
ist ein professionelles<br />
Management in allen Bereichen<br />
– also auch in Energie- und Umweltfragen<br />
– essentiell für den unternehmerischen<br />
Erfolg gerade auch<br />
kleiner und mittlerer Unternehmen<br />
(KMU). Überdies zwingen gesetzliche<br />
Vorgaben und gesellschaftliche Erwartungen<br />
KMU verstärkt zu einem<br />
entsprechenden Energie- und Umweltverhalten.<br />
Analyse<br />
Studien zeigen jedoch, dass gerade<br />
einmal ein Prozent der KMU ein systematisches<br />
Energie- und Umweltmanagement<br />
(EUM) betreibt. Vielfach<br />
bleibt es bei Einzelmaßnahmen<br />
wie Müllsortierung oder Einsatz von<br />
Energiesparlampen. Dabei stehen<br />
KMU mittlerweile eine Reihe von<br />
Ratgebern und Förderangeboten zur<br />
Verfügung, die den Weg zu einem<br />
professionellen und durchdachten<br />
EUM ebnen sollen.<br />
Das Deutsche Institut für kleine<br />
und mittlere Unternehmen (DIK-<br />
Energieverbrauch der<br />
Unternehmen<br />
n Nur 331 Befragte (65%) konnten überhaupt<br />
eine Einschätzung abgeben, 177<br />
(35%) konnten keine Angaben machen.<br />
n Nur 159 Befragte (31%) konnten exakte<br />
Angaben (auf 10 TKWh p. a. genau)<br />
machen, deren Mittelwert 320 000<br />
KWh p. a. betrug.<br />
n Alle diejenigen Unternehmen, zu<br />
denen ein exakter Wert benannt<br />
werden konnte, befanden sich in der<br />
Gruppe der Unternehmen mit über<br />
100 000 KWh p. a. Verbrauch, die insgesamt<br />
322 Unternehmen umfasste.<br />
Neun Unternehmen lagen unter<br />
diesem Wert, aber wohl nur gering, so<br />
dass sie im Sample verbleiben können.<br />
(Quelle: DIKMU)<br />
MU) hat daher in Kooperation mit<br />
der GDF Suez Energie Deutschland<br />
AG den aktuellen Stand des EUM<br />
in deutschen KMU sowie die gebotenen<br />
Hilfen für diese auf dem Weg<br />
zum EUM analysiert. Dazu wurden<br />
bereits im Sommer 2008 aktuelle<br />
Studienergebnisse, Statements aus<br />
Wissenschaft, Politik und Wirtschaft,<br />
vorhandene Ratgeber, Hilfs-, Förderund<br />
Beratungsangebote umfangreich<br />
zusammengetragen, analysiert<br />
und bewertet.<br />
Erkenntnisse<br />
Weiterhin wurde diese Analyse um<br />
eine qualitativ-explorative Befragung<br />
ausgewiesener Experten aus<br />
Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltungen<br />
ergänzt. Daraus konnten<br />
bereits folgende Erkenntnisse gewonnen<br />
werden:<br />
n Die angebotenen komplexen und<br />
kostenintensiven EUM-Konzepte<br />
sind bis auf wenige kaum geeignet,<br />
gerade kleine Unternehmen<br />
zur dauerhaften Umsetzung zu<br />
bewegen. Anfänglich begonnene<br />
Konzepte geraten schnell in Vergessenheit.<br />
n Auch Gesetze können die notwendige<br />
intrinsische Motivation nicht<br />
bewirken. Vielmehr sind es die sich<br />
auch aus den Gesetzen ergebenden<br />
Chancen zur Kosteneinsparung<br />
und im Marketing, die Unternehmen<br />
bewegen können.<br />
n Dies gilt auch für die vielen, kaum<br />
mehr zu überschauenden Förderprogramme,<br />
unter denen nur diejenigen<br />
sinnvoll erscheinen, die auch<br />
einen deutlichen ökonomischen<br />
Anreiz wie einen finanziellen Zuschuss<br />
anbieten. Zudem darf deren<br />
Beantragung keine Kompetenz-,<br />
Kosten- und Zeithürde für die Unternehmen<br />
darstellen.<br />
n Aber auch der großen Zahl von<br />
Beratungen und Ratgebern, die sich<br />
den Unternehmen anbieten, fehlt<br />
insbesondere eines: ein neutraler,<br />
leichter, und verständlicher Einstieg,<br />
z. B. als Ratgeber für die ersten<br />
Schritte, der die Unternehmen<br />
von Nutzen und Notwendigkeit<br />
zum EUM überzeugt.<br />
Ergebnisse<br />
Zur Überprüfung dieser und weiterer<br />
Hypothesen, die sich aus den<br />
Recherchen und Interviews ableiten<br />
ließen, wurde von September bis<br />
November 2008 eine umfangreiche,<br />
bundesweite Erhebung bei über 500<br />
kleinen und mittleren Unternehmen<br />
durchgeführt. Folgende zentrale<br />
Erkenntnisse der Erhebung können<br />
festgehalten werden:<br />
n Energie- und Umweltmanagement<br />
wird von KMU im Mittel als<br />
wichtig angesehen. So sind in den<br />
meisten Unternehmen auch die<br />
Geschäftsleitung (36,8%) oder die<br />
jeweilige Abteilungsleitung (33,3%)<br />
dafür verantwortlich.<br />
n 35% der befragten Unternehmen<br />
konnten jedoch keine Einschätzung<br />
ihres Energieverbrauchs abgeben!<br />
Lediglich 31% konnten eine exakte<br />
Angabe machen.<br />
n In einer Schlüsselrolle beim Vorantreiben<br />
von EUM sehen die<br />
Unternehmen primär sich selbst<br />
(83%) und die Politik (80%). Mehr<br />
Unterstützung dabei fordern sie<br />
hauptsächlich von Politik (46%)<br />
sowie Kammern und Verbänden<br />
(77%).<br />
n Primär die medial stark präsenten<br />
Gesetze und Verordnungen sind<br />
bei den Unternehmen bekannt und<br />
werden so auch als relevant eingeschätzt.<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
Wirtschaft 37<br />
Was bestimmt das EUM in den Unternehmen?<br />
600<br />
500<br />
2,65<br />
2,56<br />
Mittelwerte Rating<br />
2,45<br />
2,83<br />
3,00<br />
2,50<br />
400<br />
1,90<br />
2,00<br />
300<br />
1,50<br />
Wertung des Einflusses von Faktoren auf<br />
das Energie- und Umweltverhalten in den<br />
Unternehmen (Mittelwerte sowie abs.<br />
Häufigkeiten der Nennungen dazu)<br />
200<br />
100<br />
0<br />
0,80<br />
507 503 426 487 157 105<br />
gesetzliche<br />
Vorgaben<br />
Umwelt- und<br />
Klimaschutz<br />
Einflu<br />
gesellschaftliche<br />
Erwartungen<br />
Kosteneinsparungen<br />
Konkurrentenverhalten<br />
abs.<br />
Häufigkeiten<br />
Kundenwünsche<br />
1,00<br />
0,50<br />
0,00<br />
(Quelle: DIKMU)<br />
n Die Förderprogramme von KfW<br />
und BAFA sind am bekanntesten.<br />
Der Spread zwischen Bekanntheit<br />
und Nutzung ist jedoch enorm: Nur<br />
40% derjenigen, die ein Programm<br />
kennen, nutzen es auch.<br />
n EUM-Ratgeber müssen den Unternehmen<br />
vor allem „Erste Schritte“<br />
aufzeigen. Weniger wichtig ist<br />
ihre Überzeugungsfähigkeit, was<br />
impliziert, dass viele Unternehmen<br />
die Notwendigkeit eines systematischen<br />
EUM bereits erkannt haben.<br />
n Dennoch setzten nur 2% EUM systematisch<br />
um. Fehlender Druck<br />
von außen und Personalmangel<br />
werden dabei als die stärksten<br />
Hemmnisse eines EUM genannt,<br />
Kosteneinsparungen und gesetzliche<br />
Vorgaben als die stärksten<br />
Treiber.<br />
Handlungsbedarf<br />
Die Befragungsergebnisse zeigen,<br />
dass das Gros der kleinen und<br />
mittleren Unternehmen bereits für<br />
Energieeffizienz und Umweltschutz<br />
sensibilisiert ist.<br />
Da KMU aufgrund ihrer besonderen<br />
Rahmenbedingungen (z. B. geringe<br />
personelle und finanzielle Ressourcen)<br />
oftmals jedoch eher kurzfristig<br />
planen und dem Tagesgeschäft<br />
oberste Priorität einräumen, bedarf<br />
es effektiver, ökonomischer Anreize,<br />
um die Unternehmen in der Breite<br />
zu einem systematischen EUM zu<br />
bewegen.<br />
Politik, Kammern und Verbände<br />
sowie Energieversorger sind hier<br />
gefordert, KMU-gerechte Hilfen und<br />
Förderprogramme zu bieten. Speziell<br />
die Unternehmen in den neuen<br />
Bundesländern fordern stärkere<br />
Unterstützung durch andere Institutionen.<br />
n
38<br />
Wirtschaft<br />
Der Preis des Geldes<br />
(Foto: Bundesbank)<br />
Tristan Abromeit, Anhänger der Freiwirtschaftsschule, hält eine<br />
Golddeckung als Voraussetzung einer stabilen Währung für<br />
überflüssig und schädlich<br />
Das, was wir heute sozialökonomisch<br />
erleben, ist durch die Ignoranz der<br />
Elite der Wissenschaft, der Politik, der<br />
Gewerkschaften und der Unternehmerschaft<br />
vorbereitet worden, und<br />
die Klärung der Probleme wird durch<br />
die gleichen „Seilschaften“ behindert.<br />
Es ist auch eine falsche Annahme,<br />
die Wirtschaftstheorie und -politik<br />
der alten BRD sei weniger von ideologischen<br />
Fehlschlüssen bestimmt gewesen<br />
als die der untergegangenen<br />
DDR.<br />
Feinde der Marktwirtschaft<br />
Das ordnungspolitisch Notwendige<br />
wurde und wird bei uns verdrängt<br />
oder verzerrt. In einer verkrampften<br />
Abwehrhaltung gegenüber dem real<br />
existierenden Sozialismus wurden<br />
in der Alt-BRD Versuche von Arbeitnehmern,<br />
das in Konkurs gegangene<br />
Unternehmen ihrer Arbeitgeber als<br />
Genossenschaft weiterzuführen,<br />
durch die Politik und Arbeitgeberverbände<br />
als „sozialistisch“ diffamiert<br />
und von den Gewerkschaften aus<br />
Angst vor Klientelverlusten gemieden.<br />
Leerformelhaft bekennen sich<br />
heute alle in den Parlamenten vertretenen<br />
Parteien zur Marktwirtschaft.<br />
Konkret sind sie aber alle Feinde der<br />
Marktwirtschaft, weil sie nicht willens<br />
und in der Lage sind, die Systemfehler<br />
zu erkennen und zu beseitigen,<br />
sondern diese nur – wie aktuell geschehen<br />
– durch weitere Fehler, Rettungspakete<br />
genannt, zu vergrößern<br />
bzw. zu vertuschen.<br />
Freiwirtschaft<br />
n Die Freiwirtschafts-Theorie entwickelte<br />
Silvio Gesell Anfang des 20.<br />
Jahrhunderts.<br />
n Seine wichtigsten Thesen veröffentlichte<br />
er erstmals 1916 im Buch „Die<br />
natürliche Wirtschaftsordnung“.<br />
n Die Idee fand viele Anhänger in<br />
Deutschland und Österreich.<br />
n Die Freiwirtschaftslehre distanziert<br />
sich sowohl vom Kapitalismus als<br />
auch vom Sozialismus.<br />
Zwei Systeme<br />
Der Ökonom und als Begründer des<br />
Ordoliberalismus geltende Walter<br />
Eucken hat unser Verständnis dafür<br />
geschärft, dass wir wirtschaftliche<br />
Tätigkeiten nur in einer dezentralen<br />
oder zentralen Organisation<br />
(Ordnung) oder in einer Mischform<br />
ablaufen lassen können. Die<br />
dezentrale Wirtschaftsordnung<br />
nennen wir Marktwirtschaft oder<br />
Verkehrswirtschaft und die zentrale<br />
Wirtschaftsordnung (seit Eucken)<br />
Zentralverwaltungswirtschaft oder<br />
Kommandowirtschaft.<br />
Beide Ordnungen haben ihre Systemelemente,<br />
und wenn die nicht alle<br />
stimmen, ist das jeweilige System<br />
auch nicht voll funktionsfähig. Generell<br />
kann man vermuten oder beobachten,<br />
dass die jeweilige Ordnung<br />
nur dann stabil ist, wenn sie sich auf<br />
ihre reine Form hin entwickelt. Theoretisch<br />
und praktisch ableiten kann<br />
man auch, dass der Freiheitsgrad der<br />
Menschen mit einem zunehmenden<br />
Verwirklichungsgrad bei der Marktwirtschaft<br />
zunimmt und bei der Zentralverwaltungswirtschaft<br />
abnimmt.<br />
Problem Kapitalismus<br />
Die Wirklichkeit ist aber ein Widerspruch<br />
zu den (beschönigenden)<br />
Beschwörungen. Die Väter der sozialen<br />
Marktwirtschaft gingen davon<br />
aus, dass sich bei Realisierung ihres<br />
Modells die Kapitalertragsquote in<br />
der Einkommensverteilung zu einer<br />
Restgröße entwickeln und so das ursprüngliche<br />
sozialistische Ziel, der Arbeit<br />
den vollen Ertrag zu sichern, auf<br />
freiheitlichem Weg erreicht würde.<br />
Dass diese Entwicklung nicht eingetreten<br />
ist, erfahren wir täglich aus<br />
den Medien. Und damit sind wir<br />
beim eigentlichen Problem, das eben<br />
den Namen „Kapitalismus“ trägt. Im<br />
Kapitalismus ist der Kapitalertrag<br />
die dominante Steuerungsgröße, die<br />
keine Moral kennt, nicht von Gesetzesnormen<br />
oder durch ethische Forderungen<br />
aufgehoben werden kann.<br />
Der Kapitalismus ist aber keine<br />
Wirtschaftsordnung im Sinne der<br />
Verkehrs- oder Kommandowirtschaft,<br />
sondern eine Systemüberlagerung.<br />
Diese Überlagerung nennen wir in<br />
Verbindung mit der Marktwirtschaft<br />
Privatkapitalismus und in Verbindung<br />
mit der Zentralverwaltungswirtschaft<br />
Staatskapitalismus. Der<br />
Kapitalismus ist aber kein Gespenst,<br />
sondern seine Wirkungen (die nicht<br />
nur die Verteilung, sondern auch die<br />
Konzentration, die Konjunktur und<br />
die Umwelt betreffen) sind messbar,<br />
und seine Ursachen oder Instrumente<br />
sind benennbar.<br />
Kriminelle Ausmaße<br />
Keine Sorge, es sind nicht die „bösen“<br />
Unternehmer, die den Kapitalismus<br />
und seine antreibende wie<br />
zerstörende Kraft verursachen. Es<br />
sind schlicht Systemfehler, die den<br />
Kapitalismus hervorrufen und die<br />
Entfaltung der Marktwirtschaft<br />
verhindern. Zu benennen sind das<br />
falsche Bodenrecht, eine fehlerhafte<br />
Geldverfassung und auch das Patentrecht,<br />
die die Konzentrations- und<br />
Zerstörungsprozesse auslösen. Über<br />
die Wirkungszusammenhänge gibt<br />
es genügend Literatur.<br />
Die ökonomischen Probleme, die<br />
uns heute Schwierigkeiten machen,<br />
die bei uns den Unternehmern den<br />
Schlaf rauben, Menschen ins Elend<br />
stürzen und anderswo in den Tod,<br />
sind alle uralt. Die Schlamperei der<br />
Wissenschafts- und Wirtschaftspolitik<br />
und die der Wissenschaft hat<br />
kriminelle Ausmaße.<br />
Golddeckungswahn<br />
Aber auch die Unternehmerschaft ist<br />
nicht unschuldig an dem Zustand.<br />
Sie vertraut zu sehr dem volkswirt-<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
Wirtschaft 39<br />
Streitobjekt: Freiwirtschaftler halten die<br />
Rückkehr zum Goldstandard für zwecklos.<br />
Auch dann sei die Umlaufsicherung<br />
des Geldes nicht gewährt, d. h., Geld<br />
könne weiterhin der Realwirtschaft<br />
entzogen werden.<br />
(Foto: Bundesbank)<br />
s chaftlichen Urteil ihrer Verbandsfunktionäre<br />
oder interessiert sich zu<br />
wenig für die ökonomischen Rahmenbedingungen<br />
und Wirkungen<br />
ihres Tuns. Solange ihre eigene Kasse<br />
stimmt und nicht zu viel in ihre Unternehmen<br />
hineingeredet wird, verhält<br />
sie sich still. Erst durch zwei Leserbriefe<br />
bin ich auf den Beitrag von<br />
Carlos A. Gebauer mit dem Titel „Die<br />
Implosion des Als-Ob-Kapitalismus“<br />
in der Ausgabe 6/2008 des P.T. Magazins<br />
aufmerksam geworden.<br />
Die verneinende Kommentierung des<br />
einen Lesers zu Gebauers Lob einer<br />
Goldwährung ist richtig. Die Zuordnung<br />
dieser Gedankengänge zur Freiwirtschaftsschule<br />
ist völlig daneben.<br />
Der Golddeckungswahn zu Zeiten der<br />
Weimarer Republik hat die Deflation<br />
mit ihren verheerenden Folgen und<br />
den daraus resultierenden Aufstieg<br />
der Nationalsozialisten verursacht.<br />
Nachzulesen ist das in „Inflation und<br />
Deflation zerstören die Demokratie“<br />
von Gerhard Ziemer, 1971. Neben<br />
Hochschulprofessoren in kleiner<br />
Zahl waren es vor allem die freiwirtschaftlichen<br />
Gruppen, die verzweifelt<br />
gegen den Golddeckungswahn angekämpft<br />
haben.<br />
Untaugliche Instrumente<br />
Der zweite Leserbrief-Schreiber, ein<br />
Professor, hat mit dem ersten Teil<br />
seiner Aussage recht: „Das Geldsystem<br />
ist systemisch instabil“, mit der<br />
zweiten Hälfte der Aussage, „seit die<br />
Goldwährung über Bord gegangen<br />
ist“, liegt er völlig daneben.<br />
Die Goldwährungen waren in Bezug<br />
auf die Kaufkraft und Konjunkturen<br />
immer instabil, weil die Goldfunde<br />
nicht immer dem Geldmengenerfordernis<br />
entsprachen, weil das Gold bei<br />
guter Konjunktur verschatzt wurde<br />
und so deflatorische Tendenzen auslöste.<br />
Nachzulesen u. a. im Buch „Das<br />
Geld in der Geschichte“ (1959) meines<br />
verstorbenen Freundes Karl Walker.<br />
Aber die Aussagen der meisten<br />
Ökonomen über das Geld sind auch<br />
verwirrend oder konfus. Es ist heute<br />
nicht einmal mehr klar, was Geld ist.<br />
Ansprüche, Forderungen auf Geld<br />
(also von der Bank eingeräumte Kredite<br />
und kurzfristige Kundeneinlagen,<br />
sog. Giralgeld) werden auch zum<br />
Geld gezählt, nur weil man damit<br />
auch Rechnungen begleichen kann.<br />
Ist das Geld aber nicht mehr bestimmbar,<br />
ist auch die Geldmenge<br />
nicht mehr bestimmbar. Ist die Geldmenge<br />
nicht mehr bestimmbar, dann<br />
ist – in Verbindung mit dem Tatbestand,<br />
dass die Umlaufgeschwindigkeit<br />
des Geldes heute mit den<br />
angewandten Instrumenten nicht<br />
beherrschbar ist – keine Herstellung<br />
der Geldwertstabilität möglich.<br />
Bedrohung der Volkswirtschaften<br />
Carlos A. Gebauer ist aber dafür zu<br />
loben, dass er im erwähnten P.T.-<br />
Artikel die Währung als Ursache für<br />
die derzeitige Krise unserer Ökonomie<br />
sieht und darum diesen Beitrag<br />
verfasst hat. Dass er in der Analyse<br />
und bei der empfohlenen Problemlösung<br />
völlig daneben liegt, ist da nur<br />
ein Schönheitsfehler, der in weiteren<br />
Beiträgen behoben werden kann.<br />
Die Einlösungspflicht der USA – Gold<br />
gegen Dollar – wurde 1971 aufgehoben,<br />
weil die FED dieser Verpflichtung<br />
gar nicht mehr nachkommen<br />
konnte. Die Inflationierung des<br />
Dollars trotz Gold-Teil-Deckung zeigt,<br />
dass Gold nicht die Fähigkeit hat, eine<br />
Währung stabil zu halten. Die Freigabe<br />
des Wechselkurses war einfach<br />
erforderlich, weil die Falschbewertungen<br />
der Nichtdollarwährungen in<br />
Verbindung mit der Ankaufspflicht<br />
der Nichtdollar-Notenbanken zu<br />
einer Bedrohung der anderen Volkswirtschaften<br />
geworden war. Obwohl<br />
die Fakten damals eindeutig auf dem<br />
Tisch lagen, war es ein hartes Ringen<br />
um die Freigabe der Wechselkurse.<br />
Quasi-Weltwährung<br />
Als ich 1966 meine Examensarbeit<br />
über Wechselkurse an der Akademie<br />
für Wirtschaft und Politik in Hamburg<br />
schrieb, musste ich gegen die<br />
Lehrmeinung der Prüfer für flexible<br />
Wechselkurse plädieren. Marktwirtschaftlich<br />
gesehen sind fixierte<br />
Wechselkurse wie eine staatlich<br />
verordnete Preisbindung z. B. für<br />
Lebensmittel. Dass für den Im- und<br />
Export und auch für die Touristik<br />
stabile Wechselkurse für eine sichere<br />
Kalkulation vorteilhaft sind, steht<br />
außer Frage.<br />
Aber fixierte und stabile Wechselkurse<br />
sind zwei verschiedene Dinge.<br />
Stabile Wechselkurse erreicht man,<br />
wenn nicht manipulierend in den<br />
Devisenmarkt eingegriffen wird und<br />
wenn die am Austausch beteiligten<br />
Währungen selbst stabil sind. Zu<br />
Alan Greenspan und der FED: Es ist<br />
richtig, dass die Zentralbank der USA<br />
(vermutlich im Zusammenspiel mit<br />
den US-Regierungen) die Stellung des<br />
US-Dollars als Quasi-Weltwährung<br />
ausgebeutet hat. Dabei ist klar, dass<br />
bei einer erheb lichen Geldvermehrung<br />
das Preisniveau nur stabil bleiben<br />
kann, wenn das zusätzliche Geld,<br />
das auf der Güterseite keine Entsprechung<br />
findet, in die Horte geht, also<br />
nicht nachfragewirksam wird. Die<br />
Horte sind in diesem Fall die Reserven<br />
der Nicht-US-Zentralbanken und<br />
der Wirtschaftsteilnehmer, im US-<br />
Markt und vor allem im Ausland.<br />
Es ist natürlich verführerisch, wenn<br />
aufgrund der Tatsache, dass die US-<br />
Nationalwährung als Weltwährung<br />
fungiert, Importe getätigt werden<br />
können, ohne in vollem Umfang Exporte<br />
dafür tätigen zu müssen, weil<br />
die zusätzlich gedruckten Dollars –<br />
jedenfalls vorläufig – verschwinden.<br />
Da aber auch die Binnenkonjunktur<br />
der USA lahmte und eine schwache<br />
Konjunktur eine Kreislaufschwäche<br />
des Geldes ist, hat man hier versucht,<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
40<br />
Wirtschaft<br />
(Quelle: Bundesarchiv/Wikipedia)<br />
Weimarer Republik 1924: Nach Einführung der Rentenmark wurde täglich zentnerweise<br />
wertloses Papiergeld vernichtet.<br />
durch eine binnenwirtschaftliche<br />
Geldvermehrung diese ökonomische<br />
Schwäche zu überwinden.<br />
Betrug nicht ausgeschlossen<br />
Es zeigt sich in diesem Zusammenhang<br />
einmal mehr, dass es nicht<br />
nur auf die Geldmenge ankommt,<br />
sondern eine Notenbank kann nur<br />
dann die Geldwertstabilität und die<br />
Nachfragewirksamkeit des Geldes als<br />
Voraussetzung einer guten Konjunktur<br />
(Vollbeschäftigung) garantieren,<br />
wenn sie auch die Umlaufgeschwindigkeit<br />
(Umschlaghäufigkeit/Ausnutzungsgrad)<br />
des Geldes beherrscht.<br />
Für mich stellt sich die Notenbankpolitik<br />
der USA, die zu der jetzigen<br />
Krise wesentlich beigetragen hat, so<br />
dar, dass sie versucht hat, das von<br />
John Maynard Keynes entwickelte<br />
Deficitspending auf Privathaushalte<br />
anzuwenden. Wenn das so ist, war<br />
die Notenbankpolitik der USA weniger<br />
der Versuch, den USA-Staat zu<br />
bereichern, als vielmehr der Versuch,<br />
auf diesem Wege eine Deflation zu<br />
vermeiden. Die Finanzprobleme der<br />
Banken sind nach meiner Einsicht<br />
aber nicht nur auf die Politik der<br />
Notenbank zurückzuführen. Ich<br />
vermute, dass die Banken und die<br />
Geldanleger – unter dem Druck, eine<br />
möglichst hohe Rendite vorweisen zu<br />
können – einfach mit Luft spekuliert<br />
haben. Ich will nicht ausschließen,<br />
dass da manchmal bewusste Blindheit<br />
und auch Betrug im Spiel waren.<br />
Der Regelfall dürfte aber sein, wenn<br />
die Konkurrenz für Einlagen oder<br />
Wertpapiere überdurchschnittliche<br />
Renditen anbietet, dann müssen sich<br />
die Mitbewerber ebenfalls bemühen,<br />
diese Sätze ihren Kunden zu offerieren.<br />
Und bekanntlich können nicht<br />
nur Individuen und Gruppen, sondern<br />
auch ganze Völker den Sinn für<br />
Realitäten verlieren.<br />
100 Jahre Aufklärung umsonst?<br />
Nochmals zur Goldwährung: Eine<br />
stabile Währung auf dem „althergebrachten<br />
Goldstandard“, wie Gebauer<br />
behauptet, hat es noch nie gegeben.<br />
Der Satz „Wahren Kapitalismus<br />
gibt es nur mit wertstabilem Warengeld.“<br />
bekommt erst seine Richtigkeit,<br />
wenn das Wort Kapitalismus gegen<br />
Marktwirtschaft und Warengeld<br />
gegen Währung ausgetauscht wird.<br />
Der Kapitalismus als Möglichkeit,<br />
sich leis tungsloses Einkommen anzueignen,<br />
ist immer wahr, wenn er<br />
feststellbar ist. Der Kapitalismus lebt<br />
von dem Mangel, von der Not.<br />
Jede neue Produktionsanlage, jede<br />
neue Wohnung in einer Situation der<br />
Dauerkonjunktur mit Vollbeschäftigung<br />
und stabilem Preisniveau<br />
drückt auf die Rendite und ist somit<br />
der Tod des Kapitalismus. Ein Krieg<br />
mit seinen Realkapitalzerstörungen<br />
ist ein Fest für den Kapitalismus.<br />
Die Neutronenbombe hat deshalb<br />
keine Chance, im großen Stil produziert<br />
zu werden, weil diese die Güter<br />
nachfragender Menschen umbringt<br />
und das Realkapital nicht zerstört. Es<br />
zeigt sich in der Argumentation von<br />
Gebauer, dass die 100-jährige Aufklärung<br />
der Freiwirtschaftsschule,<br />
anderer Quantitätstheoretiker und<br />
marktwirtschaftlich orientierter Kapitalismuskritiker<br />
immer noch nicht<br />
gefruchtet hat.<br />
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Finalist<br />
„Großer Preis des<br />
Mittelstandes“ 2007
Wirtschaft 41<br />
USA <strong>2009</strong>: Bis zu 2 Billionen Dollar will<br />
Finanzminister Timothy F. Geithner<br />
in die amerikanischen Pleite-Banken<br />
pumpen.<br />
(Foto: © Claus-P. Schulz/PIXELIO)<br />
„Charakter einer Utopie“<br />
Der Preis des Geldes – ausgedrückt in<br />
der Menge der Ware, die man dafür<br />
eintauschen kann – bildet sich eben<br />
nicht durch seinen Stoffwert, z. B. Silber<br />
oder Gold, und auch nicht durch<br />
eine Hinterlegung von Waren (Gold,<br />
Silber, Getreide etc.) bei der Notenbank<br />
(Zentralbank), sondern durch<br />
seine Funktion, durch das Verhältnis<br />
seiner (aktiven) Menge zur Menge<br />
der im oder auf dem Markt befindlichen<br />
Güter.<br />
Die Menge der Güter kann dabei in<br />
der Marktwirtschaft von der übergeordneten<br />
Ebene Staat/Zentralbank<br />
nicht bestimmt werden, wohl aber<br />
die Geldmenge. Diese aber nur dann,<br />
wenn sie tatsächlich umläuft: „Taler,<br />
Taler, du musst wandern, von dem einen<br />
zu dem andern!“ Gemessen wird<br />
die richtige Geldmenge – die für das<br />
stabile Preisniveau erforderlich ist –<br />
mit dem Warenindex oder mehreren<br />
Indices. Darum hat eine solche Währung<br />
die Bezeichnung Indexwährung,<br />
die vor allem von der Freiwirtschaftsschule<br />
propagiert wurde. F. J. Clauß<br />
schreibt in „Wirtschaftskonjunktur<br />
6/74“ des Ifo-Instituts: „Diese erste<br />
Indexwährungs-Konzeption war<br />
einer der größten theoretischen<br />
Fortschritte der Nationalökonomie<br />
– wenn sie auch kaum jemals mehr<br />
als den Charakter einer Utopie gehabt<br />
hat wie zur Zeit in fast allen<br />
Industrie ländern.“<br />
Klärung der Begriffe dringend nötig<br />
„Als Richard Nixon dann 1971 die<br />
Goldbindung vollends löste, zog er<br />
gleichsam auch noch den letzten leitwährenden<br />
Haken aus dem Nichts.<br />
An die Stelle freien Wirtschaftens<br />
traten endgültig die ungezügelten<br />
Bereiche politischer Zusicherungen<br />
und Heilsversprechen. Der Staatsdampfer<br />
Inflation erzeugt sich selbst<br />
die Bugwelle Kreditgeld. Doch statt<br />
in die Stabilität des Goldes zurückzukehren,<br />
haben sich auch deutsche Politbanken<br />
immer tiefer in den Rausch<br />
des überschwappenden Papier- und<br />
Kreditgeldes gestürzt.“<br />
Diese Sätze Gebauers im besagten<br />
P.T.-Artikel assoziieren bei mir eher<br />
„Dichtung“ als „Sachbeschreibung“.<br />
Die Aufgabe der Goldbindung löste<br />
keine Inflation aus, sondern der<br />
inflationierte Dollar machte das<br />
Einlösungsversprechen „Banknoten<br />
gegen Gold“ unmöglich. Das Wort<br />
Kreditgeld ist ein Un-Begriff. Es ist so,<br />
als wenn man Wasser und Feuer zu<br />
einem Begriff addiert. Nun kennen<br />
wir aus den Indianergeschichten<br />
zwar den Begriff Feuerwasser, dieser<br />
meint aber nicht die Verbindung von<br />
Feuer und Wasser, sondern von Alkohol<br />
und Wasser.<br />
Geld und Kredit sind zwei verschiedene<br />
Dinge, die man wohl solange<br />
als Zahlungsmittel zusammenfassen<br />
kann, wie noch nicht über die Kreditsumme<br />
verfügt wurde, aber nicht<br />
Buch-Tipp<br />
Karl Walker:<br />
„Das Geld in der Geschichte“<br />
Gebundene Ausgabe:<br />
196 Seiten<br />
Oesch Verlag (1999)<br />
ISBN-10: 3905267128<br />
ISBN-13: 978-3905267129<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
42<br />
Wirtschaft<br />
Margrit Kennedy/Bernard A. Lietaer:<br />
„Regionalwährungen:<br />
Neue Wege zu nachhaltigem Wohlstand“<br />
Broschiert: 301 Seiten<br />
Verlag: Riemann, 2006<br />
ISBN-10: 3570500527<br />
ISBN-13: 978-3570500521<br />
unter der Bezeichnung Geld. Die Bezeichnungen<br />
Giralgeld und Buchgeld<br />
haben für große Verwirrung – bis<br />
hinein in die Freiwirtschaftsschule –<br />
gesorgt.<br />
Die Klärung dieses Themenkomplexes<br />
wäre für unser Überleben<br />
wichtiger als die Frage, ob noch andere<br />
Planeten unseres Sonnensystems<br />
Wasser aufweisen. Ich verweise an<br />
dieser Stelle nur auf zwei Veröffentlichungen<br />
zum Thema: Karl Walker,<br />
„Das Buchgeld – Ein Beitrag zur theoretischen<br />
Klärung“, 1951 und Martin<br />
Scheytt, „Theoretische Grundlagen<br />
der bankgeschäftlichen Kreditgewährung<br />
– Krisischer Beitrag zur Kreditschöpfungstheorie“,<br />
1962.<br />
Stabile Währung ohne Gold<br />
Und Gebauer stellt ja selber fest, dass<br />
Staaten die Goldbindung der Währungen<br />
aufheben können. Das Gold<br />
ist somit kein Garant für eine stabile<br />
und funktionierende Währung. Es<br />
ist auch zu bedenken, dass der Preis<br />
der Ware Gold selbst Schwankungen<br />
unterliegt und völlig in den Keller gehen<br />
würde, wenn die Notenbanken<br />
aufhören würden, Gold in ihre Tresore<br />
zu sperren.<br />
Noch einmal Carlos A. Gebauer: „Wer,<br />
wie schon 1925, politisch manipulierbares<br />
Papiergeld in Zahlkraft setzt,<br />
verursacht monetäre Expansion, beseitigt<br />
den Kapitalismus und pflanzt<br />
den Keim des Kollapses…“ Ich korrigiere:<br />
Wer das sachlich richtige manipulierte<br />
Papiergeld in Umlauf setzt,<br />
reduziert die monetäre, zinsbedingte<br />
Expansion und Vermögenskonzentration,<br />
beseitigt damit eine wesentliche<br />
Ursache des Kapitalismus und<br />
ermöglicht die Entwicklung einer<br />
störungsfreien Marktwirtschaft.<br />
1923 zeigte man mit der Einführung<br />
der Rentenmark, dass auch ohne Gold<br />
und ohne staatlich garantierte Annahmepflicht<br />
eine stabile Währung<br />
zu haben ist. Die zur Sicherung der<br />
Rentenmark dienenden Zwangshypotheken<br />
waren dabei nur währungspolitische<br />
Kosmetik, eine Beruhigungspille<br />
für die Bürger und die<br />
Goldwährungsgläubigen. Die zweite<br />
Zerstörungswelle der damaligen Republik<br />
nach der Entwertung aller auf<br />
Geld lautenden Werte begann dann<br />
mit der Wiedereinführung der Goldkernwährung.<br />
Importierte Deflation<br />
Die Goldwährungsgläubigen hatten<br />
sich politisch mal wieder durchgesetzt.<br />
Deutschland nahm Kredite in<br />
den USA auf, um sich Gold zu kaufen<br />
und es nutzlos in die Tressore<br />
der Reichsbank zu legen, um sich<br />
aber mit hohen Zinszahlungen zu<br />
belasten. Man stelle sich mal einen<br />
Unternehmer vor, der sich mit einem<br />
Kredit einen Maschinenpark zulegt,<br />
ihn in einer Halle aufbaut und dann<br />
die Tore verschließt.<br />
So einen Unsinn wird kein Unternehmer<br />
tätigen, wird jeder sagen, der das<br />
liest. Die Zentralbanken machen das<br />
aber, und viele Menschen halten das<br />
für vernünftig. Aber ein größeres Problem<br />
war, dass die für die Währung<br />
verantwortlichen Zentralbanker und<br />
Politiker nun fest daran glaubten,<br />
dass die Geldausgabe in einem<br />
bestimmten Verhältnis zur vorhan-<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
Wirtschaft 43<br />
Helmut Creutz:<br />
„Das Geld-Syndrom –<br />
Wege zu einer krisenfreien Marktwirtschaft“<br />
464 Seiten,<br />
Verlag: Econ Tb., 2001<br />
ISBN-10: 3548700063<br />
ISBN-13: 978-3548700069<br />
denen Goldmenge zu sein habe. Als<br />
dann 1929 die von den USA ausgehende<br />
Weltwirtschaftskrise einsetzte,<br />
wurden die Deutschland zur<br />
Goldbeschaffung gewährten Kredite<br />
gekündigt. Die Goldbestände mussten<br />
reduziert werden, und folglich<br />
glaubte man, auch die Geldmenge reduzieren<br />
zu müssen. Auf diese Weise<br />
hatte man die Deflation „importiert“.<br />
Was dann folgte, beschämt uns heute<br />
noch.<br />
Unwillig zur Analyse<br />
Das Verhalten der Regierungen und<br />
Notenbanken von heute unterscheidet<br />
sich von jenem im Jahr 1928 dadurch,<br />
dass das Signal auf Geld- und<br />
Kaufkraftvermehrung und nicht auf<br />
Sparen und Geldmengenschrumpfung<br />
gestellt wurde. Das ist allemal<br />
besser, als eine Deflation zu riskieren.<br />
Darüber hinaus sind Politik und<br />
Wissenschaft genauso unwillig, den<br />
Dingen auf den Grund zu gehen und<br />
sachlich richtige Maßnahmen zu<br />
treffen, wie in der Zeit, als von Demokraten<br />
die Republik zerstört wurde.<br />
Wer diese, meine Ausführungen<br />
gelesen hat, sollte sich selber weitergehend<br />
informieren. Der vollständige<br />
Beitrag mit Literaturhinweisen und<br />
Links findet sich unter<br />
www.tristan-abromeit.de,<br />
Text 68.0. ■<br />
Tristan Abromeit<br />
Über den Autor<br />
Tristan Abromeit<br />
(geb. 1934)<br />
stieß über die<br />
Friedensbewegung<br />
auf das Thema<br />
Freiwirtschaft.<br />
Nachdem er fast<br />
ein Jahrzehnt<br />
Mitglied der FDP<br />
war, gehörte<br />
er 1980 zu den<br />
Gründern der<br />
Grünen. Gemeinsam mit Georg Otto<br />
versuchte er, die Grünen in die freiwirtschaftliche<br />
Richtung zu lenken.<br />
Nachdem das misslang, publiziert er<br />
aus freiwirtschaftlicher Sicht zu ökonomischen<br />
Themen.<br />
Mehr unter www.tristan-abromeit.de<br />
(Foto: Tristan Abromeit)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
44<br />
Wirtschaft<br />
Frau Schulz hat<br />
Kopfschmerzen…<br />
(Foto: Orthomol GmbH)<br />
Erfolgsdruck, Dauerstress und keine Zeit zur Regeneration:<br />
Wie Mentalcoaching Unternehmern helfen kann<br />
Eine Unternehmerin, die in Berlin<br />
vielleicht Sabine Schulz heißt, könnte<br />
in Baden-Württemberg Christine<br />
Meier, in Hamburg Svenja Hansen,<br />
in Frankfurt Astrid Müller und in<br />
Bayern Helga Huber heißen.<br />
Doch Name und Geschlecht spielen<br />
hier keine Rolle, denn im gleichen<br />
Fall könnte es sich um einen Mann<br />
handeln, der Harald Liebermann<br />
heißt. Alle diese Personen sind<br />
erfolgreiche Unternehmer, Manager,<br />
Selbstständige und Führungspersönlichkeiten,<br />
die gerne viel und ausdauernd<br />
arbeiten.<br />
Es begann ganz harmlos<br />
Die agile Unternehmerin Sabine<br />
Schulz hat seit vielen Jahren Kopfschmerzen.<br />
Inzwischen kennt sie<br />
alle Kopfschmerzmedikamente und<br />
weiß, dass alle immer nur kurze Zeit<br />
optimal wirken, deshalb wechselt sie<br />
oft. Sie ist sich zwar dessen bewusst,<br />
dass sie viel Stress hat, aber sie sagt<br />
sich, dass man ohne Herausforderungen<br />
im Leben nicht wirklich vorwärts<br />
kommt.<br />
Ihr Lieblingsspruch, der ihr bereits<br />
von ihren Eltern mitgegeben wurde,<br />
lautet: „Nur die Harten kommen in<br />
den Garten.“ Zudem liebt sie ihren<br />
Stress genauso wie ihre weltweiten<br />
Geschäftsreisen, ihr schnelles Auto,<br />
Events und gute Partys.<br />
Ärzte<br />
Sie war schon bei vielen Ärzten. Ihr<br />
Hausarzt hat ihr gesagt, dass sie sich<br />
vor zu viel Stress schützen soll, ihr<br />
Neurologe war der Meinung, dass<br />
die Nervenbahnen noch gesund<br />
seien, doch sie solle auf jeden Fall<br />
kürzertreten. Der Psychiater war der<br />
Ansicht, dass es nicht gut für sie sei,<br />
wenn sie sich aufregt.<br />
Jeder der Ärzte verschreibt der<br />
Unternehmerin Sabine Schulz<br />
andere Medikamente. Die Präparate<br />
helfen alle nur für eine relativ kurze<br />
Zeit, dann muss jedes Mal die Dosis<br />
erhöht werden. Sabine Schulz weiß,<br />
dass die zweithäufigste Krankheitsund<br />
Todesursache mittlerweile auf<br />
der Nichtmiteinanderverträglichkeit<br />
verschiedener Medikamente beruht<br />
und entscheidet sich irgendwann,<br />
alles abzusetzen.<br />
Der Psychotherapeut, den sie dann<br />
auch noch konsultierte, wollte mit<br />
ihr nur über ihre Kindheit reden.<br />
Dafür hatte sie überhaupt kein<br />
Verständnis. Der anschließend konsultierte<br />
Heilpraktiker empfahl eine<br />
Eigenbluttherapie, Kinesiologie und<br />
Homöopathie. Kurzfristig fühlte sie<br />
sich befreit, doch auch das half nur<br />
zeitlich begrenzt.<br />
Action<br />
Die Unternehmerin Sabine Schulz<br />
hat am wenigsten Probleme, wenn<br />
sie ständig unterwegs und in Aktion<br />
ist. Ihre Firma hatte nach ihrer Scheidung<br />
bereits schon einmal finanzielle<br />
Probleme, darum denkt sie bei<br />
Tag und Nacht darüber nach, was<br />
alles passieren könnte, wenn sich<br />
das wiederholt.<br />
Seitdem sie noch mehr arbeitet,<br />
dazwischen Hausaufgaben mit den<br />
Kindern macht und ihren Haushalt<br />
organisiert, läuft es ganz gut:<br />
Die Banken sind zufrieden, doch<br />
die Ängste bleiben. Also hat sie<br />
beschlossen, zu expandieren. Danach<br />
muss sie zwar noch mehr Stunden<br />
in den Betrieb investieren, und es ist<br />
ihr noch nicht klar, wie viel Zeit für<br />
die Kinder bleibt, aber volle Action<br />
tut ihr ja gut. Denn die schlimmsten<br />
Kopfschmerzen hat sie in den Ruhephasen.<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
Wirtschaft 45<br />
(Foto: © Siegfried Baier/PIXELIO)<br />
Keine Zeit<br />
Sabine Schulz treibt Raubbau mit<br />
ihrem Körper und verweigert sich<br />
die nötigen Regenerierungszeiten.<br />
Mit der Zeit häufen sich die Ausfallerscheinungen:<br />
Sie ist oft gereizt und<br />
ungerecht – und sie explodiert bei<br />
der kleinsten Kleinigkeit. Es gibt viele<br />
Probleme im Betrieb, mit den Mitarbeitern,<br />
ihrem neuen Mann und den<br />
Kindern. Manchmal würde sie am<br />
liebsten davonlaufen. Abends schläft<br />
sie zwar immer sofort erschöpft ein,<br />
liegt aber manche Stunde in der<br />
Nacht wach. Sie ist sehr froh, dass sie<br />
sehr früh aufstehen kann, auch wenn<br />
sie sich wie gerädert fühlt. Sie hat<br />
jetzt große Rücken- und Bandscheibenprobleme<br />
und muss zum Orthopäden,<br />
der sie dreimal wöchentlich<br />
zum Physiotherapeuten schickt.<br />
Immer weiter...<br />
Als die Unternehmerin entdeckt,<br />
dass ihr Mann ein Verhältnis mit<br />
seiner Sekretärin hat, bekommt<br />
sie einen Hörsturz – das Pfeifen im<br />
Ohr ist bis heute geblieben. Dafür<br />
hat sie sich entschieden, etwas für<br />
sich selbst zu tun. Als Mensch, der<br />
Höchstleistungen liebt, läuft Sabine<br />
Schulz jetzt Marathon, was leider<br />
ihre Rückenprobleme noch verschlimmert.<br />
Auf jedem Event und auf jeder Party<br />
ist sie ein gern gesehener Gast, da<br />
sie hier ihre elegante Erscheinung<br />
zur Schau stellt. Sabine Schulz erobert<br />
hier und da auch mal eine nette<br />
Liebschaft. Nichts ernstes, alles nur<br />
wegen der Anerkennung und weil<br />
zuhause nicht mehr so viel läuft.<br />
Als ihr Mann auszieht und die Scheidung<br />
einreicht, bricht sie an ihrem<br />
Arbeitsplatz zusammen. Ihr Internist<br />
empfiehlt der Unternehmerin<br />
dringend, einen Psychotherapeuten<br />
aufzusuchen. Das möchte sie jedoch<br />
nicht, da sie nicht in ihrer Vergangenheit<br />
herumwühlen möchte. Eine<br />
Freundin empfiehlt Sabine Schulz<br />
daraufhin einen Mentalcoach, der<br />
gleichzeitig auch Psychotherapeut<br />
ist. Hier sind die Probleme der<br />
Gegenwart gefragt.<br />
Mentalcoaching<br />
Sabine Schulz beklagt – im ersten<br />
Coaching-Gespräch – die Untreue<br />
ihres Mannes, seine Charakterschwäche<br />
und die seiner gesamten Familie.<br />
Sie lässt sich ausführlich über die<br />
Rücksichtslosigkeit des Geschäftslebens<br />
in ihrer Branche und im allgemeinen<br />
aus. Die Unternehmerin<br />
kann den Druck ihres Berufes, ihrer<br />
Familie und ihrer Verantwortung<br />
kaum mehr aushalten.<br />
Sie sieht sich in einer Falle zwischen<br />
den Banken, ihrem Unternehmen,<br />
ihren Angestellten, und nebenbei<br />
jammert sie ein ganz klein wenig<br />
über ihre Willensschwäche. Sie klagt<br />
weiter über die Wirkungslosigkeit<br />
von Kopfschmerzpräparaten und<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
46<br />
Wirtschaft<br />
dass sie manchmal glaubt, einen<br />
Tumor zu haben. Ihre Bandscheibenprobleme<br />
sind inzwischen so groß,<br />
dass sie über eine operative Versteifung<br />
der Wirbel nachdenkt, was<br />
ihre Golferkarriere mit einem Schlag<br />
beenden würde.<br />
Zwei Stunden und viele Fragen später<br />
Die Unternehmerin Sabine Schulz<br />
wundert sich, warum sie nach ihren<br />
Gefühlen gefragt wird, diese übergeht<br />
sie normalerweise sehr viel<br />
lieber.<br />
Der Coach kann ihr viele Dinge, die<br />
sie erlebt hat, aus dem Stehgreif<br />
erklären, z. B. warum Medikamente<br />
nichts bewirken können, warum sie<br />
sich unter Stress und Adrenalin so<br />
wohl fühlt. Dass das alles sinnvolle<br />
Schutzfunktionen ihres Unterbewusstseins<br />
sind. Es tut ihr sehr gut<br />
zu hören, dass es vielen anderen<br />
Leuten, egal ob Mann oder Frau, auch<br />
so geht.<br />
Sabine Schulz dachte schon, sie sei<br />
mit ihren Problemen allein, nun<br />
kann sie erkennen, warum bei ihr<br />
alles so und nicht anders laufen<br />
musste. Seit langer Zeit fühlt sie sich<br />
zum ersten Mal verstanden und ist<br />
sehr erleichtert.<br />
Hilfe<br />
Danach bekommt sie einen Bericht,<br />
wie sie ihn noch nie gesehen hat.<br />
Hier ist das äußere Problem von<br />
Sabine Schulz genauso dargestellt<br />
(Foto: Öko Planet)<br />
wie das eigentliche Problem. Hier<br />
werden die Fehler ihrer Lebensweise<br />
beschrieben und nicht, was in ihrer<br />
Kindheit schiefgelaufen ist. Sie erhält<br />
gleichzeitig einen Coachingplan, der<br />
auf ihre Arbeitsgewohnheiten Rücksicht<br />
nimmt.<br />
Das heißt: Einzelgespräche am<br />
späten Abend, Zwischenberatung<br />
per Skype, E-Mail und SMS, ergänzt<br />
um Gruppentrainings. Die Unternehmerin<br />
Sabine Schulz freut sich über<br />
die Trainings und die interessanten<br />
anderen Geschäftsleute, die sie dabei<br />
trifft. Als sie erfährt, dass ein großer<br />
Teil auch ihre Partner da hinschicken,<br />
beschließt sie, ihrem getrennt<br />
lebenden Mann auch diesen Kurs zu<br />
schenken.<br />
Und siehe da – es gibt einen Neuanfang.<br />
Nach den ganzen Selbstwertund<br />
den Körper stärkenden Maßnahmen<br />
erzählt sie ihrem Coach von<br />
ihren finanziellen Sorgen.<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
Wirtschaft 47<br />
Sie hat aus dem Konkurs ihres ersten<br />
Ehemannes noch eine Bürgschaft<br />
laufen und eine sechsstellige Summe<br />
abzuzahlen, wofür sie sich bis<br />
heute schämt. Nachdem sie das endlich<br />
mal jemandem sagen konnte,<br />
verschwinden ihre Kopfschmerzen<br />
sofort und endgültig. Ihr Coach<br />
weiß auch da Hilfe, er vermittelt ihr<br />
jemanden, der sich da auskennt.<br />
Die „neue“ Sabine<br />
Sabine Schulz hat die Kopfschmerzen<br />
und die Ursachen dafür beseitigt,<br />
ihre zweite Ehe konnte sie retten. Ihr<br />
Mann war auch beim Training, das<br />
Paar hat wieder gemeinsame Interessen<br />
und Ziele. Ihr Rücken ist wieder<br />
in Ordnung, sie läuft so viel, wie<br />
ihr gut tut. Ihr finanzielles Problem<br />
löst sie aktiv und Schritt für Schritt.<br />
(Foto: Essilor)<br />
Die Unternehmerin entspannt sich<br />
regelmäßig, wenn nötig, mehrmals<br />
täglich, mit den erlernten Tiefentspannungsmethoden.<br />
So erhält sie<br />
sich selbst arbeitsfähig und kann<br />
sich immer besser neben sich und<br />
ihre Gefühle stellen. Sie macht regelmäßig<br />
Kurzurlaube mit ihrem Mann,<br />
zusätzlich zu den Familienurlauben.<br />
Sie geht am Wochenende nicht mehr<br />
in ihr Unternehmen, dafür gibt es<br />
unter der Woche eine Kinderfrau, die<br />
ihr Aufgaben abnimmt. Dies ermöglicht<br />
Sabine Schulz, ihr Tagespensum<br />
in geregelten Bürozeiten zu absolvieren.<br />
Das gemeinsame Abendessen<br />
der ganzen Familie ist ein festes<br />
Ritual. Sabine Schulz ist wieder eine<br />
glückliche, entspannte und erfolgreiche<br />
Frau, Mutter und Ehepartnerin,<br />
die dem Leben, ihrem Beruf und<br />
ihren Aufgaben gelassen gegenüber<br />
steht.<br />
Über den Autor<br />
■ 1951 geboren in Halle/Saale<br />
■ 1969 Facharbeiterabschluss bzw.<br />
Gesellenbrief als Koch<br />
■ 1976 Diplom an der Friedrich-Schiller-<br />
Universität Jena als Sozialpsychologe<br />
■ 1985 Diplom als Fachpsychologe der Medizin<br />
(entspricht dem Facharzt für Psychotherapie<br />
in der Medizin)<br />
■ 1986 Promotion zum Doktor der Pädagogik<br />
an der Pädagogischen Hochschule Erfurt<br />
■ 1990 Anerkennung als Klinischer Psychologe<br />
BDP<br />
■ seit 1993 1. Firma – Dr. Ehrhardt Lebensstil-<br />
Trainings<br />
■ seit 1995 2. Firma – Dr. Ehrhardt Akademie<br />
für Mentale Fitness<br />
■ seit 1999 3. Firma – 1. Mentale<br />
Führungsakademie Deutschlands<br />
■ 1999 Erteilung der Approbation (staatliche<br />
Heilerlaubnis) als Psychologischer<br />
Psychotherapeut durch die Bayerische<br />
Staatsregierung<br />
Mentalcoach<br />
Dr. Karl Werner Ehrhardt<br />
(Foto: Dr. Karl Werner Ehrhardt)<br />
Kontakt:<br />
Dr. Karl Werner Ehrhardt<br />
Der Coach für’s ganze Leben<br />
Akademie für Mentale Fitness<br />
Wilhelm-Leibl-Straße 4 | 83607 Holzkirchen<br />
Tel. 08<strong>02</strong>4 9939-0<br />
Fax 08<strong>02</strong>4 9939-12<br />
info@ehrhardt-coaching.de<br />
www.mental-fit.de<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
48<br />
Wirtschaft<br />
Analyse<br />
Welche Faktoren können in eine<br />
solche Spirale von äußeren und inneren<br />
Faktoren führen? Bei Sabine<br />
Schulz war es Folgendes: Seit vielen<br />
Jahren hat sie Existenzängste, die<br />
sie sich nicht eingesteht. Sie arbeitet<br />
pausenlos, gibt ihrem Körper keine<br />
Chance auf natürliche Regeneration.<br />
Überfordernde äußere Stressoren<br />
hat sie positiv umgedeutet (ich brauche<br />
das, erst dadurch laufe ich zur<br />
Höchstform auf). Sie putscht sich<br />
im Adrenalinrausch immer wieder<br />
über ihre natürlichen Leistungsgrenzen<br />
hinaus und überfordert sich<br />
selbst damit kontinuierlich.<br />
Um die dauerhaften psychischen<br />
und körperlichen Spannungen<br />
nicht mehr wahrzunehmen, hat sie<br />
die Wahrnehmungsschwellen für<br />
„Schmerzen“ deutlich nach oben<br />
korrigiert. Dadurch merkt sie zwar<br />
jetzt nichts mehr von Stress, Spannungen<br />
und Schmerzen, muss sich<br />
aber pausenlos beschäftigen, weil<br />
sie in Ruhephasen von negativen<br />
Gefühlen, Unwohlseinszuständen<br />
und Gedanken überflutet wird.<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
Wirtschaft 49<br />
Um diesen pausenlosen Beschäftigungen<br />
eine positive Bedeutung<br />
zu geben, sucht sie immer neue,<br />
noch mehr fordernde körperlichseelische<br />
Herausforderungen, läuft<br />
Marathons, besucht viele Partys, hat<br />
gleichzeitig mehrere Beziehungen<br />
und nimmt sich immer intensivere<br />
und noch größere berufliche Aufgaben<br />
vor.<br />
Stressbedingte Einzelkrankheiten,<br />
wie Kopfschmerzen, Herzbeschwerden,<br />
Einschlafstörungen usw. werden<br />
mit Medikamenten und Alkohol<br />
„mundtot“ gemacht.<br />
Fazit<br />
Durch das Übergehen natürlicher<br />
Signale merkte sie nicht mehr, wie<br />
sehr sie sich selbst ständig überforderte.<br />
Da die ersten Ausfallerscheinungen<br />
des Körpers mit Medikamenten,<br />
etwas Alkohol, weiterem<br />
Adrenalinrausch und immer mehr<br />
Arbeit „zugeschüttet“ wurden und<br />
das Ganze ideologisch positiv umgedeutet<br />
wurde, war das System bis<br />
zum völligen Systemcrash offenbar<br />
„stabil“.<br />
Es ist heute in dieser extrem<br />
schnelllebigen Zeit ein sehr hohes<br />
Gut, sich selbst über viele Jahre in<br />
einem arbeitsfähigen Zustand zu<br />
erhalten. Arbeitsfähig heißt, einen<br />
Mix zwischen Arbeit und Entspannung<br />
zu finden, der den Körper und<br />
den Geist gesund erhält. Das Erlernen<br />
von Tiefentspannungs- und<br />
mentalen Führungsmethoden hilft<br />
hierbei im Höchstmaß, Stress, Ärger<br />
und finanziellen Belastungen mit<br />
Gelassenheit zu begegnen.<br />
Zufällige Ähnlichkeiten mit lebenden<br />
oder verstorbenen Persönlichkeiten<br />
sind rein zufällig und nicht<br />
beabsichtigt. Sich selbst wiedererkennen<br />
ist erwünscht! n<br />
Dr. Karl Werner Ehrhardt<br />
(Foto: Victory Spa)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
(Fotos: obs/Ford, Friedrich Stark; Pressefoto BASF; Klaus-Uwe Gerhardt, Olaf Schneider, terramara/PIXELIO)
Regional-Special 53 51<br />
Hessen sortiert<br />
Finanzplatz<br />
Der Weg vom „bad“ zum „good“ Land<br />
(Foto: © Joachim Reisig/PIXELIO)<br />
Alles war gut bis vor Kurzem. Die<br />
Konjunktur lief, bis sie stolperte,<br />
klassischer Verlauf: Expansion,<br />
Boom, Rezession, Depression. Dass<br />
sich jetzt alle nicht mehr wundern,<br />
sondern meinen, es schon geahnt zu<br />
haben, was soll´s.<br />
Aber dass die Banken sich unter<br />
einem gigantischen Rettungsschirm<br />
kuscheln, ein Superreicher sich auf<br />
die Bahngleise wirft und eine Firma,<br />
die sich vergaloppiert hat (Schaeffler),<br />
gleich nach staatlicher Alimentation<br />
verlangt und Konsumchecks<br />
für jeden in Erwägung gezogen wurden<br />
– das ist gewöhnungsbedürftig.<br />
Das ganze Problem ist hochpolitisch.<br />
Wenn die Banken mehr Geld vom<br />
Staat bekommen, könnten auch andere<br />
Industrien schon bald vorstellig<br />
werden, so WELT ONLINE Ende Januar:<br />
„Wir fürchten ein Rattenrennen<br />
um Subventionen“, heißt es aus<br />
Berlin. Das zweite Konjunkturpaket<br />
wurde erst einmal beschlossen.<br />
Vom Westpaket zum Konjunkturpaket<br />
Ob ein Konjunkturprogramm funktioniert,<br />
das hängt von vielen Faktoren<br />
ab. Es sieht so aus, als sei John<br />
Maynard Keynes wieder zum Mann<br />
der Stunde geworden. Dabei schien<br />
der Keynesianismus als wirtschaftliche<br />
Leitideologie der westlichen<br />
Nachkriegsgesellschaften seit Ende<br />
der 70er Jahre bereits ausgedient zu<br />
haben.<br />
Kritische Hinweise auf langfris tige<br />
negative Auswirkungen massiver<br />
staatlicher Eingriffe in das Marktgeschehen<br />
konterte Keynes 1930 mit<br />
der Bemerkung, in „stürmischen<br />
Zeiten“ sei es „nicht gerade hilfreich,<br />
auf eine langfristige Tendenz hinzuweisen“.<br />
Denn: „Auf lange Sicht sind<br />
wir alle tot.“<br />
Nun hat Deutschland in diesem<br />
Winter viele Milliarden gegen die<br />
Krise in Stellung gebracht, darunter<br />
zwei Konjunkturpakete. Sie wurden<br />
nötig, weil z. B. solche Leute wie Tim<br />
Smith aus Terrace Park, Ohio, Republikaner,<br />
Familienvater, 2003 einen<br />
Kredit bekommen haben. Sein Haus<br />
hat er ausgebaut, hat nichts gespart,<br />
wurde arbeitslos. Er landete dann<br />
bei der Deutschen Bank als Gläubiger,<br />
weil sie seinen Kreditvertrag<br />
gekauft hatte.<br />
Kein VEB<br />
Im hessischen „Kraftzentrum“<br />
Mainhatten kündete stolz Josef<br />
Ackermann vom Überlebenswillen:<br />
„Wir haben noch einen Restbetrag<br />
von 10 Mrd. Euro, den wir dieses<br />
Jahr refinanzieren müssen am Kapitalmarkt.<br />
Das werden wir ohne<br />
Probleme schaffen“, sagte der Bankchef<br />
bei der Jahrespressekonferenz<br />
in Frankfurt Anfang Februar. „Garantien<br />
haben wir nicht nötig.“ Auch<br />
eine „Bad Bank“ komme für die<br />
Bank nicht in Frage. Bis 2010 will er<br />
Chef der DB bleiben, vielleicht geht<br />
er dann zur Schweizer Großbank<br />
UBS (hatte gerade mit minus 19,7<br />
Mrd. CHF das schlechteste Ergebnis<br />
in ihrer Geschichte). Soll sich aber<br />
schnell wieder erholen, und die Boni<br />
sind ausgezeichnet.<br />
Denn die einen sind im Dunkeln/Und die<br />
andern sind im Licht./Und man siehet die<br />
im Lichte./Die im Dunkeln sieht man nicht<br />
(B. Brecht)<br />
Seid verschlungen Millionen<br />
Hessen hat nun vor Freiheit und<br />
Fortschritt das Wort Vertrauen im<br />
Slogan des Koalitionsvertrages stehen.<br />
Kommunen und Gemeinden<br />
haben kein großes Finanzpolster. Das<br />
Konjunkturpaket II soll die Auswirkungen<br />
der Finanzkrise hier abfedern<br />
und die Wirtschaft am Laufen halten.<br />
Die FTD hat schon mal untersucht,<br />
wie das im Einzelnen aussieht, unter<br />
der Überschrift „Seid verschlungen,<br />
Millionen“:<br />
„Kassel, eine mittelgroße Stadt. Hier<br />
hoffen Schulen auf ein Ende der<br />
Not und Handwerksbetriebe auf ein<br />
gutes Geschäft, an der Uni freuen<br />
sich Forscher auf neue Gebäude,<br />
und im Rathaus spüren Politiker,<br />
dass mit den Millionen auch der<br />
Druck wächst. Oberbürgermeister<br />
Bertram Hilgen: ‚Jetzt werden aus<br />
19 auf einmal 70 Mio., die dazu viel<br />
schneller ausgegeben werden sollen.‘<br />
Vor zwei Jahren hat eine Schule<br />
vor dem Rathaus demonstriert, weil<br />
(Quelle: obs Randstad Deutschland GmbH & Co)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
Knapp 80 Prozent der Beschäftigten haben trotz Finanzkrise Vertrauen in ihren Arbeitgeber
52<br />
Regional-Special<br />
Standorte auch in Hessen und Rheinland-<br />
Pfalz gefährdet<br />
die Renovierung immer wieder<br />
verschoben wurde. An diesem Tag<br />
eine gute Nachricht: Grundsanierung,<br />
4 Mio. Euro, das Kollegium<br />
darf eine Wunschliste schreiben für<br />
die neuen Räume. ‚Ihr könnt euch<br />
freuen, Kinder‘, sagt der Chef des<br />
städtischen Gebäudemanagements<br />
Joachim Neukäter zum Abschied. So<br />
gefällt ihm der Job, er durfte noch<br />
nie so viel Geld ausgeben wie in diesem<br />
Jahr.“<br />
An Hessen führt kein Weg vorbei<br />
(Foto: © Gerd Altmann/PIXELIO)<br />
Von 719 Mio. Euro im Paket für<br />
Hessen war die Rede. Mit dem Geld<br />
sollen vor allem Straßen ausgebaut<br />
und öffentliche Gebäude wie Schulen,<br />
Hochschulen und Krankenhäuser<br />
modernisiert werden, erläuterte<br />
Staatskanzlei-Chef Stefan Grüttner.<br />
Außerdem soll das Geld in das<br />
Breitband-Kabelnetz in ländlichen<br />
Regionen und in die Kinderbetreuung<br />
fließen.<br />
An Hessen als Finanzzentrum und<br />
als exportstarker Standort führen<br />
die negativen Entwicklungen nicht<br />
vorbei. „Die deutsche Konjunktur<br />
wird von der internationalen Finanzmarktkrise<br />
stärker betroffen<br />
als zunächst angenommen. Auch<br />
in Hessen wird die Krise zur Bewährungsprobe<br />
für die Wirtschaft“,<br />
schätzte Eckart Hohmann, Präsident<br />
des Hessischen Statistischen Landesamtes,<br />
ein.<br />
Andererseits steht das Land immer<br />
noch gut da. Die Wirtschaft dürfte<br />
allerdings in diesem Jahr ebenso<br />
wie die gesamtdeutsche kaum noch<br />
zulegen.<br />
Hessen hat traditionelle Stärken in<br />
wichtigen Industrie- und Dienstleistungsbranchen,<br />
kleine und mittlere<br />
Unternehmen sowie Handel und<br />
Handwerk sind das Rückgrat der<br />
hessischen Wirtschaft.<br />
Keine Dauersubventionen<br />
„Wir werden nicht zulassen, dass<br />
kurzfristige Markterschütterungen<br />
diese Branchen in ihrem gesunden<br />
Bestand gefährden. Unser Grundsatz<br />
dabei lautet: Überbrückungshilfen<br />
ja, Dauersubventionen nein “, so das<br />
Statement der CDU in der Koalitionsvereinbarung<br />
mit der FDP.<br />
Alle helfen Opel<br />
Der Fahrzeugbau in Rüsselsheim<br />
wird sehr unterstützt. Der Mutterkonzern<br />
General Motors ist in der<br />
Krise. Der hessische Landtag verabschiedete<br />
ein Gesetz, das die Summe<br />
für Landesbürgschaften auf 500 Mio.<br />
Euro erhöht. Die Abwrack-Prämie<br />
kommt in Hessen besonders gut an.<br />
Alain Visser, für die Marke Opel zuständiger<br />
Vize-Präsident von General<br />
Motors Europe, preschte vor: „Wir<br />
wollen eine Initiative zur Verlängerung<br />
der Abwrackprämie starten<br />
und werden dazu Kontakt mit der<br />
Politik aufnehmen", sagt der hochrangige<br />
Automobil-Manager im Gespräch<br />
mit dem Wirtschaftsmagazin<br />
„Der Handel“. Im Januar sei es zu 50<br />
Prozent mehr Verkäufen an Privatpersonen<br />
gegenüber dem Vorjahresmonat<br />
gekommen.<br />
Megaprojekt läuft<br />
Der Ausbau des Frankfurter Flughafens<br />
ist Hessens größtes Wirtschafts-<br />
und Infrastrukturprojekt.<br />
Mit der Entscheidung des Hessischen<br />
Verwaltungsgerichtshofes<br />
ist nun sichergestellt, dass es auf<br />
keinen Fall mehr, eher weniger<br />
Flüge in der Nacht gibt, als die<br />
17 gewährten Nachtflüge. „Noch<br />
wichtiger ist: Der Weg für 40 000<br />
Arbeitsplätze ist nun frei“, so der<br />
hessische Ministerpräsident Roland<br />
Koch im FOCUS.<br />
Der Frankfurter Flughafen ist der<br />
verkehrsreichste in Deutschland und<br />
der drittgrößte in Europa. Knapp 54,2<br />
Millionen Passagiere wurden 2007<br />
gezählt. Der Flughafen gilt als größte<br />
lokale Arbeitsstelle Deutschlands.<br />
Seit mehr als zehn Jahren macht der<br />
Ausbau des Frankfurter Flughafens<br />
Schlagzeilen. Immer wieder war er<br />
Gegenstand höchster politischer<br />
Auseinandersetzungen.<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
Regional-Special 53<br />
Aus sieben mach drei<br />
Die Finanzbranche trägt rund 5,5<br />
Prozent zum hessischen BIP bei,<br />
so Hohmann. Hessen muss seinen<br />
Finanzplatz ordnen, denn die EU<br />
und die BaFin sitzt dem Land im<br />
Nacken. Die CDU-Länder ackern für<br />
die Konsolidierung, denn die Ministerpräsidenten<br />
wollen nicht von der<br />
Finanzaufsicht und Peer Steinbrück<br />
gedrängt werden. Die Frage „Wer<br />
mit wem?“ stellt sich schon seit<br />
Langem.<br />
Saldo [Prozentpunkte]<br />
Geschäftslage Verarbeitendes Gewerbe Deutschland<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
-50<br />
Auch in den Ländern, an denen Fusionspläne<br />
in der Vergangenheit meist<br />
gescheitert waren, zeichnet sich nach<br />
FTD-Informationen angesichts der<br />
Belastungen durch die Finanzkrise<br />
zurzeit ein Sinneswandel ab. Die<br />
Sparkassen wollen die sieben – bisher<br />
noch eigenständigen – Landesbanken<br />
neu ordnen. Sie sollen in drei<br />
großen Blöcken zusammengefasst<br />
werden. Die Bündelung wird Arbeitsplätze<br />
kosten.<br />
Frankfurt bleibt vorn?<br />
Großunternehmen<br />
2006 2007 2008<br />
Mittelstand<br />
Die Landesbank Hessen-Thüringen<br />
hat bislang vergleichsweise gut<br />
in der Finanzkrise abgeschnitten.<br />
Die DekaBank gehört ebenfalls zur<br />
Sparkassen-Finanzgruppe und führt<br />
bereits seit Längerem Gespräche mit<br />
der WestLB. Allerdings ist sie nur am<br />
Kapitalmarktgeschäft interessiert<br />
und hat das Gespräch Anfang Februar<br />
ausgesetzt. Ob die Helaba und<br />
die DekaBank mit der WestLB verschmelzen?<br />
Dazu müsste die WestLB<br />
die Staatsanleihen und US-Studentendarlehen<br />
abgeben. Sie steht unter<br />
massivem Zeitdruck. Düsseldorf verliert,<br />
Frankfurt bleibt? n<br />
Wohin fließen<br />
die Millionen <strong>2009</strong>?<br />
n 150 kommunale Straßenbauprojekte:<br />
Verkehrskreisel, Teilortsumgehungen,<br />
neue Zufahrtsstraßen<br />
n Sanierung öffentlicher Gebäude, vor<br />
allem zur Energieeinsparung<br />
n Krankenhäuser<br />
(Quelle: KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Dez. 2008)
54<br />
Regional-Special<br />
Mainz wackelt<br />
Noch gute Laune<br />
BASF drosselt die Produktion. Der größte<br />
Arbeitgeber will die insgesamt 5000<br />
Beschäftigten in Ludwigshafen mit dem<br />
Abbau von Arbeitszeitkonten und Urlaubstagen<br />
halten<br />
(Foto: Pressefoto BASF)<br />
Beim Jahresempfang der Wirtschaft<br />
Anfang Februar in der Mainzer<br />
Rheingoldhalle verbreiteten alle<br />
Redner optimistische Stimmung, so<br />
RZ-Online. Norbert Schindler, Präsident<br />
der Landwirtschaftskammer,<br />
schwärmt vom Mittelstand, von<br />
Handwerk und Landwirtschaft, die er<br />
gut aufgestellt in der Krise sieht. Karl<br />
Josef Wirges, Präsident der Handwerkskammer<br />
Rheinhessen, lobt das<br />
Konjunkturpaket der Bundesregierung:<br />
„Wir gehen trotz Krise gut ins<br />
neue Jahr“, meint er. Die Bundeskanzlerin<br />
lehnte nach der Veranstaltung<br />
eine Einladung zum Brezelessen mit<br />
rheinhessischem Wein im Foyer ab.<br />
Dachte sie an 100, 480, 50, 31?<br />
Drastisch<br />
Die Finanz- und Wirtschaftskrise ist<br />
nach Angaben der Industrie- und<br />
Handelskammer Koblenz im nördlichen<br />
Rheinland-Pfalz angekommen:<br />
Die Industrie verzeichne einen<br />
Einbruch bei den Bestellungen aus<br />
dem Ausland, teilte die Kammer<br />
Mitte Februar das Ergebnis einer<br />
Umfrage unter 2 000 Unternehmen<br />
zum Jahresbeginn mit. Besonders<br />
drastisch sei die Lage bei Zulieferern<br />
und im Maschinenbau. Für die<br />
Zukunft rechne die Industrie weiter<br />
mit sinkenden Exporten. Insgesamt<br />
rechne die Wirtschaft der Region<br />
für <strong>2009</strong> mit einem deutlichen<br />
Geschäftsrückgang.<br />
Neue Handelspartner<br />
Wirtschaftsminister Hendrik Hering<br />
orientiert um: „Die Wirtschaft Kanadas<br />
birgt für rheinland-pfälzische<br />
Unternehmen auch in der Zukunft<br />
gute Exportmöglichkeiten.“ 167<br />
Unternehmen unterhielten bereits<br />
Wirtschaftsbeziehungen nach Kanada.<br />
Neue Kontakte wollen Rheinland-<br />
Pfalz und das Saarland im kommenden<br />
Mai knüpfen, wenn eine<br />
gemeinsame Wirtschaftsdelegation<br />
in die Provinzen British Columbia<br />
und Ontario reist.<br />
Verliert Mainz?<br />
Besonders schlecht steht offenbar<br />
die Landesbank Rheinland-Pfalz<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
Regional-Special 55<br />
Industrieumsätze Rheinland-Pfalz 2001–2007<br />
80<br />
in Mrd. EUR<br />
70<br />
da, eine hundertprozentige Tochter<br />
der LBBW. Auf ihr Konto ginge dem<br />
Vernehmen nach rund die Hälfte der<br />
Belastungen, obwohl sie sechs Mal<br />
kleiner ist als das Stuttgarter Mutterhaus.<br />
Der Konzernvorstand sähe<br />
sich deshalb in seinem Vorhaben bestärkt,<br />
die LRP enger an die LBBW zu<br />
binden. Allerdings wird auch spekuliert,<br />
ob in Rheinland-Pfalz besonders<br />
strenge Maßstäbe angelegt wurden,<br />
um Mainz im Konkurrenzkampf<br />
mit den baden-württembergischen<br />
Standorten zu schwächen, vermutet<br />
WELT ONLINE.<br />
Ministerpräsident Kurt Beck geht<br />
in seiner Regierungserklärung<br />
davon aus, „…dass keine rheinlandpfälzische<br />
Sparkasse oder Volksbank<br />
Hilfen nach dem Finanzmarktstabilisierungsgesetz<br />
wird in Anspruch<br />
nehmen müssen. Es erweist sich,<br />
meine Damen und Herren, als goldrichtig,<br />
dass das Land seine Anteile<br />
an der Landesbank Rheinland-Pfalz<br />
bereits vor 16 Jahren veräußert hat.“<br />
Krisenbewusst<br />
Ein Doppelhaushalt im Zeichen der<br />
Krise: Unter diesem Motto stand die<br />
Beratung über den Etat des Finanzministeriums.<br />
„Dass die Konjunktur<br />
nicht in bester Verfassung ist, wurde<br />
intensiv besprochen“, kommentierte<br />
Finanzminister Ingolf Deubel die<br />
Haushaltsberatungen.<br />
Aus den Investitionen des Konjunkturpakets<br />
sollen für <strong>2009</strong> bis<br />
2011 rund 625 Mio. Euro für Projekte<br />
in Rheinland-Pfalz fließen. Davon<br />
stammten etwa 469 Mio. Euro vom<br />
Bund. Land und Kommunen sollen<br />
für 156 Mio. Euro aufkommen, so<br />
RZ-Online. Aber eins ist sicher: Nach<br />
anfänglichen Sorgen durch einige<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
25,4 27,5<br />
31,8<br />
32,1 31,1 33,4<br />
2001<br />
2003<br />
2005<br />
Wochen Dauerregen im Spätsommer<br />
2008, beruhigte sich das Wetter, und<br />
die Winzer konnten nach einem<br />
ruhigen Herbstverlauf einen guten<br />
Jahrgang einfahren. n<br />
38,0<br />
37,6<br />
2007<br />
Inlandsumsatz Auslandsumsatz<br />
Zahlen und Fakten<br />
n Zukunftsinvestitionsfonds Rheinland-<br />
Pfalz: <strong>2009</strong> und 2010 je 312,5 Mio. Euro<br />
n Schulden: voraussichtlich<br />
464 Mio. Euro <strong>2009</strong> und<br />
498 Mio. Euro 2010<br />
n Lage am Arbeitsmarkt noch stabil: im<br />
Februar <strong>2009</strong> rund 1 500 Arbeitslose<br />
weniger als im Februar 2008<br />
(Quelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
20 56<br />
September I Oktober<br />
Regional-Special<br />
(Foto: obs/Ford-Werke GmbH)<br />
Saarland im Wahlkampf<br />
Stahl im Tal<br />
Der neue Ford Focus RS läuft in Saarlouis vom Band<br />
Die Stahlindustrie muss nach einem<br />
beispiellosen globalen Boom zurzeit<br />
heftig auf die Bremse treten. Nach<br />
SZ-Meinung leidet vor allem die<br />
Saarstahl AG, deren Langprodukte als<br />
Reifendraht, Schrauben oder Halterungen<br />
bei den krisengeschüttelten<br />
Autobauern gebraucht werden.<br />
Im Februar wurde bereits auf Kurzarbeit<br />
umgestellt. Andere wie die Dillinger<br />
Hütte mit ihren Grobblechen<br />
seien besser dran. Wohin die Reise<br />
in der Stahlindustrie geht, ist offen.<br />
Kein Grund zur Panik, meint die<br />
SZ. Die deutsche Stahlindustrie sei<br />
längst nicht mehr so krisenanfällig<br />
wie vor Jahrzehnten.<br />
Autofrühling in der Krise<br />
Beim Saarbrücker Getriebe-Produzenten<br />
ZF muss von Februar bis<br />
Juni kurz gearbeitet werden, sagte<br />
Anfang Februar der Vorsitzende der<br />
Geschäftsführung, Gerhard Wagner.<br />
Davon betroffen sind 5 300 der 5 500<br />
Mitarbeiter, so die SZ. Die ZF-Beschäftigten<br />
haben eine Trumpfkarte in<br />
(Quelle: Statistisches Amt Saarland)<br />
der Hand: In ihrem Werk läuft im<br />
April mit der Serienproduktion der<br />
Acht-Gang-Automat-Getriebe eine<br />
Weltneuheit an. Jetzt schon stehen<br />
weltweit renommierte Autohersteller<br />
„auf der Matte“, die die Getriebe<br />
bestellt haben. Es besteht also<br />
Hoffnung, dass ZF die Folgen der<br />
Autokrise besser bewältigen kann als<br />
andere.<br />
Der Autozulieferer Bosch schließt<br />
auch den Abbau von Arbeitsplätzen<br />
nicht mehr aus. Für <strong>2009</strong> werde<br />
eines der schwierigsten Jahre seit<br />
langem erwartet. „Wie das nachfolgende<br />
Geschäftsjahr 2010 wird,<br />
können wir aus heutiger Sicht noch<br />
nicht beantworten“, sagte der Vorsitzende<br />
der Geschäftsführung, Franz<br />
Fehrenbach. Bosch wolle „…ohne<br />
dras tische Einschnitte beim Personal<br />
auskommen“.<br />
Der Neunkircher Automobilzulieferer<br />
J.P.B. Prometall (vormals Decoma)<br />
hat Insolvenzantrag gestellt. Im<br />
Wirt schaftsministerium hatte man<br />
schon länger nach einem neuen<br />
Eigentümer für die Firma gesucht, so<br />
die SZ.<br />
Auch der Autozulieferer Iwesa meldete<br />
Insolvenz an. Auch hier sind die<br />
Aufträge massiv zurückgegangen. „In<br />
einigen Bereichen ist unser Umsatz<br />
um bis zu 60 Prozent eingebrochen“,<br />
sagt Iwesa-Geschäftsführer Bernhard<br />
Toussaint. „Das Saarland hat die<br />
dritt stärkste Dichte an Auto mobilzulieferern<br />
in Deutschland“, so<br />
automotive.saarland-Direktor Armin<br />
Gehl.<br />
Investieren, Qualifizieren,<br />
Stabilisieren<br />
Die Landesregierung erwartet aus<br />
dem Konjunkturpaket II des Bundes<br />
128 Mio. Euro, so der saarländische<br />
Auch die Landesbank Saar wird neu ausgerichtet.<br />
Das Land will seine Anteile aufstocken,<br />
denn der Haupteigner Bayern-LB<br />
muss sich gesundschrumpfen<br />
Minister für Bundes angelegenheiten<br />
Karl Rauber. Das Geld soll schnell<br />
in Projekte fließen, an die auch die<br />
Unternehmen heran kom men.<br />
Nur so würden Jobs gerettet. Die<br />
Landesregierung will im laufenden<br />
Jahr zwischen 35 und 40 Mio. Euro<br />
für das Investitionsprogramm Saar<br />
zusätzlich zum Konjunkturpaket II<br />
des Bundes bereit stellen. Das teilte<br />
das saarländische Finanzministerium<br />
mit. Minis ter Peter Jacoby<br />
erklärte, dass das Geld in nahezu<br />
100 Bauprojekte an landeseigenen<br />
Gebäuden fließen soll.<br />
Im Saarland wird am 30. August<br />
<strong>2009</strong> ein neuer Landtag gewählt,<br />
Herausforderer des saarländischen<br />
Ministerpräsidenten Peter Müller<br />
ist dann Ex-Bundesfinanzminister<br />
Oskar Lafontaine, der als Spitzenkandidat<br />
der Linken ins Rennen geht.<br />
Umfragen sagen im Saarland ein<br />
Patt zwischen dem bürgerlichen und<br />
dem linken Lager voraus, so das Handelsblatt.<br />
Müller: „Natürlich werden<br />
jetzt Fragen der Wirtschaft, wird jetzt<br />
die Angst vor Arbeitsplatzverlust den<br />
Wahlkampf dominieren.“ ■<br />
Erwartungen<br />
■ Kurzarbeit für mehr als zwei Drittel<br />
der Automobilzulieferer<br />
■ Auftragseinbrüche zwischen 20<br />
und 40% für mehr als die Hälfte der<br />
Unternehmen<br />
(Quelle: automotive.saarland)<br />
■ Wachstumsrückgang: 2 - 2,5% im<br />
Jahresdurchschnitt (Industrie- und<br />
Handelskammer Saarland)<br />
■ Ein aufgestocktes rund 170 Mio.-Euro-<br />
Konjunkturpaket<br />
(Foto: Barbara Heinz)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
Regional-Special 57<br />
Erfolgs-Formel gefunden?<br />
Gesundschrumpfen contra Konjukturpaket<br />
(Foto: obs/Nürburgring)<br />
So sicher wie die Weinernte ausfällt,<br />
ist nichts sonst in Rheinland-Pfalz.<br />
Laut Ulrich Käser, dem Bevollmächtigten<br />
in der zuständigen Regionaldirektion<br />
der Bundesagentur für<br />
Arbeit, ist jedenfalls der rheinlandpfälzische<br />
Arbeitsmarkt auf die negative<br />
konjunkturelle Entwicklung gut<br />
vorbereitet, so „Antenne West“.<br />
Käser begrüßte das große Interesse<br />
an Kurzarbeitergeld: „Die Betriebe<br />
agieren in der aktuellen Krisensituation<br />
sehr weitsichtig. Denn indem<br />
sie solange wie möglich auf Entlassungen<br />
verzichten, stärken sie die<br />
Bindung der gut qualifizierten Kräfte<br />
an das Unternehmen.“ Aber wider<br />
Erwarten ist im Februar der große<br />
Einbruch auf dem Arbeitsmarkt ausgeblieben.<br />
Millionen für Nürburgring<br />
Die Formel-1-Rennen rechnen sich<br />
nicht. 10 Mio. Euro Minus pro Veranstaltung,<br />
schreibt der SPIEGEL.<br />
Deshalb gehe ein dreistelliger Millionenbetrag<br />
in ein neues Projekt<br />
zur Finanzierung der Rennstrecke<br />
am legendären Nürburgring. Auch<br />
das Prestigeprojekt Militärflughafen<br />
Hahn wird nach Rückzug des Flughafenbetreibers<br />
Fraport vom Steuerzahler<br />
finanziert. Hessen bleibt bei<br />
seinen Anteilen, die Verluste liegen<br />
bei Rheinland-Pfalz. Der SPIEGEL<br />
attestiert also Kurt Beck eine glücklose<br />
Hand bei Infrastrukturprojekten.<br />
Bei den Bankenbeteiligungen hatte<br />
dieser immerhin richtig gelegen. Mit<br />
der Verteilung der 625 Mio. Euro aus<br />
dem Konjunkturpaket wird das Land<br />
genug zu tun haben. Die Verteilung<br />
zu kontrollieren, darüber macht man<br />
sich jetzt noch keine Gedanken. ■<br />
Anette Runge
58<br />
Innovation<br />
Der dünnste Draht<br />
der Welt<br />
Mit einer Ultrahochvakuum-Apparatur<br />
erzeugen Prof. Ralph Claessen (links) und<br />
Privatdozent Jörg Schäfer Nanodrähte aus<br />
Goldatomen.<br />
(Foto: Robert Emmerich)<br />
(idw-online) - Er ist aus Gold<br />
gemacht und eine Million Mal feiner<br />
als das Haar eines Menschen: der<br />
dünnste Draht der Welt. Physiker der<br />
Universität Würzburg können ihn<br />
herstellen. Sie hoffen, dass er dank<br />
seiner verblüffenden Eigenschaften<br />
später einmal den Boden für Neuerungen<br />
in der Technik bereitet.<br />
Neues aus der Welt der Nanodrähte<br />
berichten sie im Fachblatt „Physical<br />
Review Letters“.<br />
Die winzigen Drähte entstehen am<br />
Lehrstuhl von Prof. Ralph Claessen.<br />
„Wir dampfen Goldatome auf<br />
Plättchen aus Germanium auf, die<br />
einen Zentimeter lang und drei<br />
Millimeter breit sind. Das geschieht<br />
im Ultrahochvakuum bei 500 Grad<br />
Celsius“, erklärt Privatdozent Jörg<br />
Schäfer im Labor.<br />
Dank eines ausgeklügelten Verfahrens<br />
können die Forscher die<br />
Plättchen so bestücken, dass die<br />
Goldatome sich von ganz allein zu<br />
geradlinigen, parallel verlaufenden<br />
Ketten anordnen: Fertig sind die<br />
Nanodrähte. Sie liegen weit genug<br />
voneinander entfernt, um sich nicht<br />
Würzburger Physiker träumen schon vom Quantencomputer<br />
gegenseitig zu beeinflussen, was für<br />
ihre weitere Erforschung wichtig ist.<br />
Mögliche Anwendungen<br />
Wozu die Drähte gut sind? „Sie<br />
bestehen aus einzelnen Atomen,<br />
und kleinere elektrische Leitungsbahnen<br />
kann man prinzipiell nicht<br />
bauen“, sagt Schäfer. Darum lassen<br />
sich aus den Nanodrähten vielleicht<br />
Bauelemente realisieren, die die<br />
Miniaturisierung von Computern an<br />
die Grenze treiben. Mit ihrer Arbeit<br />
später einmal den kleinsten Quantencomputer<br />
der Welt zu demonstrieren<br />
– das ist eine Vision, die den<br />
Wissenschaftlern gefällt.<br />
Derzeit aber benutzen sie die Nanodrähte<br />
vorrangig als atomare Spielwiese.<br />
„Wir können die Drähte an<br />
den Seiten um einzelne Goldatome<br />
erweitern. Oder gezielt Querbrücken<br />
zwischen ihnen schaffen. Und<br />
dann analysieren, wie sich dadurch<br />
die elektronischen Eigenschaften<br />
ändern“, erläutert Prof. Claessen.<br />
Das nächste Ziel? Die Würzburger<br />
hoffen darauf, die elektrische Leitfähigkeit<br />
der Nanodrähte beeinflussen<br />
zu können. „Das ist mit zusätzlichen<br />
Atomen möglich. Über die Spitze<br />
eines Rastertunnelmikroskops kann<br />
man aber auch elektrische Ladung<br />
in einen Draht hineintupfen. So<br />
könnte es gelingen, ihn kontrolliert<br />
auszuschalten. Entfernt man das<br />
zusätzliche Atom oder lässt die störende<br />
Ladung abfließen, wäre der<br />
Draht wieder angeschaltet“, erläutert<br />
Schäfer. Falls das funktioniert? Dann<br />
wäre schon einmal eine Grundvoraussetzung<br />
gegeben, um Nanodrähte<br />
als Bauteile für Quantencomputer<br />
verwenden zu können.<br />
Verblüffende Phänomene<br />
Die elektrische Schaltung der Nanodrähte<br />
kann aber auch zu neuen,<br />
eher grundlegenden Erkenntnissen<br />
führen. Denn je kleiner ein Festkörper<br />
gemacht wird, desto größer sind<br />
die Überraschungen, die er birgt. „In<br />
Nanostrukturen treten viele verblüffende<br />
Phänomene auf, die unserer<br />
Intuition als Physiker widersprechen“,<br />
staunt Schäfer.<br />
Woran das im Fall der Nanodrähte<br />
liegt? Die sind derart winzig, dass<br />
sich die Elektronen, die Träger der<br />
elektrischen Ladung, nur auf einem<br />
sehr eng begrenzten Pfad bewegen<br />
können – nämlich entlang der Drähte.<br />
In einem gewöhnlichen Stück<br />
Hauptlieferant für loses durchwachsenes Pilzsubstrat (Phase 3)<br />
sowie fruktifizierte Kisten<br />
(1280 Tonnen/Woche, 2500 fruktifizierte Kisten/Woche der Soerten weiß und braun)<br />
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Innovation 59<br />
Parallel verlaufende Nanodrähte aus Gold:<br />
Jeder „Hügel“ in den Reihen entspricht<br />
einem einzelnen Atom. Das Bild wurde mit<br />
einem Rastertunnelmikroskop erzeugt<br />
(Foto: Universität Würzburg)<br />
Metall können die Elektronen viele<br />
verschiedene Richtungen einschlagen.<br />
Wenn aber die Elektronen auf<br />
engstem Raum eingesperrt werden,<br />
so dass sie einander nicht ausweichen<br />
können, treten ungewöhnliche<br />
Quanteneffekte auf. Davon kann vor<br />
allem die elektrische Leitfähigkeit<br />
betroffen sein.<br />
Modell für Luttinger-Flüssigkeiten?<br />
Die Würzburger Physiker meinen,<br />
dass ihre Nanodrähte ein neuartiges<br />
Modellsystem für eindimensionale<br />
Elektronenflüssigkeiten darstellen.<br />
Konkret hoffen sie auf die Beobachtung<br />
einer sog. Luttinger-Flüssigkeit.<br />
So bezeichnen die Physik-Theoretiker<br />
Elektronen, die sich nur in einer<br />
Dimension bewegen können – in<br />
diesem Fall in der Längsrichtung der<br />
Nanodrähte.<br />
„Es ist aber sehr schwierig, die von<br />
den Theoretikern vorhergesagten<br />
Eigenschaften der Luttinger-Flüssigkeit<br />
mit Experimenten nachzuweisen“,<br />
meint Schäfer. „Doch wir<br />
haben jetzt erste Hinweise gefunden.<br />
Erfreulicherweise bleiben die neuartigen<br />
Nanodrähte auch bei den<br />
erforderlichen tiefen Temperaturen<br />
im leitfähigen Zustand, was die<br />
entsprechenden Messungen mit<br />
Tunnelspektroskopie erst möglich<br />
macht.“<br />
Ihre Argumente beschreiben die<br />
Würzburger detailliert in einem<br />
Beitrag für das Fachblatt „Physical<br />
Review Letters“. Die Herausgeber<br />
messen dem Artikel eine besondere<br />
Bedeutung bei und heben ihn darum<br />
als Editors‘ Suggestion hervor: Das<br />
soll den Lesern signalisieren, dass der<br />
Bericht für alle Sparten der Physik<br />
von besonderem Interesse ist. ■<br />
Ihr zuverlässiger Partner in der Versorgungswirtschaft<br />
Wir sind seit vielen Jahren ein zuverlässiger<br />
Partner für kommunale Versorger,<br />
Stadtwerke, Bauämter und die<br />
Industrie. Unsere hoch qualifzierten<br />
Mitarbeiter verfügen über langjährige<br />
Erfahrungen im Industrierohrleitungsund<br />
Anlagenbau sowie im erdverlegten<br />
Rohrleitungsbau der Sparten Gas,<br />
Wasser, Abwasser, Fernwärme. Seit<br />
April 2007 sind wir auch im Bereich<br />
Kabel- und Stationsbau (Strom) tätig.<br />
PRT Rohrtechnik Thüringen ist außerdem<br />
zuverlässiger Service-Partner<br />
wenn es um den Bereitschafts- und<br />
Störungsdienst geht.<br />
Auch für die Beratung bei Bauvorhaben<br />
„rund ums Rohr“ stehen<br />
wir Ihnen jederzeit als qualifzierter<br />
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Im Internet: www.prt-thueringen.de<br />
2008<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
60<br />
Kultur | Lifestyle<br />
Der Schweden-„Drover“<br />
Als ich meinen Sohn fragte, welches<br />
Auto er mir zum Kauf empfehlen<br />
würde, sagte er spontan: „Volvo XC<br />
90.“ Auf seinem Gesicht sah ich den<br />
Blick, der vor Begeisterung Bände<br />
spricht.<br />
Auf meine Frage nach dem Grund<br />
dafür, antwortete Salvadore-Hugo,<br />
kurz Salli genannt, folgendes: „Papa,<br />
der sieht mächtig nach Abenteuer<br />
aus, nach Gemütlichkeit, und kinderfreundlich<br />
ist er auch – sieben<br />
Sitze, für einen Geburtstagsausflug<br />
mit meinen Freunden. Und er ist<br />
nicht so angeberisch wie Phillips<br />
X5.“ So beschloss ich, für die Leser<br />
des P.T. Magazins den schwedischen<br />
Offroader in Begleitung meines<br />
Sohnes (11 Jahre) zu testen und<br />
damit nahezubringen.<br />
Im Fond ist es wie im Kino<br />
„Ich sitze gern oben, habe es ruhig<br />
und will auf langen Reisen mit<br />
Mama oder meinem Bruder Kinofilme<br />
sehen“, bemerkte er im Brustton<br />
der Überzeugung. Kinofilme<br />
sind ihm wichtig, schließlich ist er<br />
in seiner Freizeit Synchronsprecher<br />
und hat unlängst am australischen<br />
Kinosuperstreifen der Cinestar-<br />
Kinos gearbeitet.<br />
Die eigentliche Hauptrolle im Filmepos<br />
„Australia“ hat der Aboriginal-<br />
Junge Nullah, gespielt von Brandon<br />
Walters. Er ist auch der Erzähler,<br />
der die Geschichte von Lady Ashley<br />
(Nicole Kidman) und Drover (Hugh<br />
Jackman) um Liebe und Krieg,<br />
Outback und über die Geheimnisse<br />
dieses Kontinents erzählt.<br />
Brandon Walters wurde von Salli<br />
synchronisiert.<br />
Als der Testwagen angeliefert wird,<br />
streicht Salli um ihn herum, während<br />
sein Finger liebevoll einen<br />
großen Kombi zeichnet. „Das Platzangebot<br />
auf der ersten Rücksitzbank,<br />
alles weiches, anschmiegsames<br />
Leder, ist für selbst für Erwachsene<br />
mehr als ausreichend. Auch die hinteren<br />
Passagiere können jeglichen<br />
Luxus genießen, Luftdüsen der Klimaanlage<br />
gehören zum Standard<br />
und das DVD-System mit in den<br />
Kopfstützen versenkten Bildschirmen<br />
finde ich cool“, stellt er fest.<br />
Falls erforderlich, können die<br />
Rückenlehnen der beiden Rücksitze<br />
umgeklappt werden, dadurch entsteht<br />
ein riesiger Kofferraum. Als<br />
Siebensitzer bietet der XC 90 ein<br />
Kofferraumvolumen von 249 Litern.<br />
Verstaut man die dritte Sitzreihe im<br />
ebenen Gepäckraumboden, stehen<br />
483 Liter Stauraum zur Verfügung,<br />
und bei weggeklappter zweiter Sitzreihe<br />
kommen rund 1 000 weitere<br />
Liter hinzu.<br />
Dank seiner relativ niedrigen Ladekante<br />
und seiner zweigeteilten<br />
Kofferraumklappe, wie es früher in<br />
den großen amerikanischen Kombis<br />
Mode war, kann der Laderaum<br />
bequem erreicht werden, was meine<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong>
Kultur | Lifestyle 61<br />
als Familienfreund<br />
Frau freut. Und da finden wir den<br />
USP, den einzigartigen Vorteil des<br />
XC 90: Er ist der Familienfreund,<br />
um Sicherheit besorgt, mit Luxus<br />
verwöhnend, leise und stark. Ist das<br />
der schwedische Beitrag zur Verbesserung<br />
unserer schlechten demoskopischen<br />
Bevölkerungswerte?<br />
Allradantrieb<br />
Wir sind im Rothaargebirge unterwegs.<br />
Der Winterberg ist tief verschneit<br />
und gibt unserem Familienfreund<br />
die Möglichkeit des AWD, des<br />
Allradantriebes, der sich gerade im<br />
Frischschnee beweist. Bergfahrten,<br />
Wenden auf ungeräumten, verschneiten<br />
Parkplätzen und sicheres,<br />
stabiles Fahren im unwegsamen<br />
Gelände sind für den Volvo XC 90<br />
keine Widrigkeiten. Die 6-Stufen-<br />
„Geartronic“-Automatik kann den<br />
Überschuss an Leistung dosieren.<br />
Dies verdankt man u. a. der guten<br />
Lenkung und dem noch besseren<br />
Fahrwerk.<br />
Innen nordisches Design – ein wenig<br />
zurückhaltend, aber geschmackvoll<br />
Im XC 90 herrscht ein angenehmes<br />
Wohlfühl-Ambiente, obschon ich<br />
mir statt der Plastikmittelkonsole<br />
eher Holz oder Alu-Look vorstellen<br />
kann. Auf längeren Strecken erweist<br />
sich der Schwede als bequemes<br />
Reisefahrzeug.<br />
Zur Serienausstattung gehören u. a.<br />
sechs Airbags, ein Allradantrieb, ein<br />
Tempomat, eine Klimaautomatik,<br />
eine automatische Niveauregulierung,<br />
Bi-Xenon-Scheinwerfer mit<br />
Kurvenlicht, Sitzheizung vorn – und<br />
für mich ein USB-Eingang, damit<br />
ich beim Fahren meine Hörliteratur<br />
genießen kann, während hinten<br />
Kinoatmosphäre herrscht. Lohnende<br />
Extras sind das Navigationssystem,<br />
die Einparkhilfe hinten und das<br />
elektrische Schiebe-Hebedach.<br />
Der Familienfreund Volvo XC 90<br />
erweist sich aber auch gut als<br />
Business-Partner. Schwarz, innen<br />
edel und viel Platz – das muss ein<br />
Geschäftswagen haben. Als ich ein<br />
paar Geschäftsfreunde vom Tegeler<br />
Flughafen abhole und sie zu einer<br />
kleinen Stadtrundfahrt einlade,<br />
verschmelzen Mensch, Maschine<br />
und Stadt zu einem Ganzen. Aus<br />
Markensicht ein gelungener Effekt<br />
aus rationaler und emotionaler<br />
Marken-Erlebnis-Ebene. Der 5-Zylinder-Dieselmotor<br />
schnurrt dabei leise<br />
wie der einer Premiumlimousine. Er<br />
verbraucht 11,9 Liter in der Stadt und<br />
zeigt bei rund zwei Tonnen Eigengewicht<br />
erstaunlich viel Agilität.<br />
Was meinen Sohn noch interessiert,<br />
sind die Pferdchen, die der Motor<br />
leistet. „126 kW, das sind 185 Pferdestärken“,<br />
lautet meine Antwort. Dass<br />
das nicht in Elchen gemessen wird,<br />
macht uns schmunzeln. Ein solider<br />
Schwede ab 43.810 Euro mit viel<br />
Platz im hinteren Bereich für Ikeas<br />
Kisten. ■<br />
Prof. A. J. Garth<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
(Fotos: Prof. Arnd Joachim Garth)
62 20 September I Oktober<br />
Kultur Regional I Lifestyle<br />
Fürstliches<br />
Zusammentreffen<br />
Künstlerfürsten: Liebermann, Lenbach, Stuck<br />
Franz von Stuck: Mary von Stuck, Öl<br />
auf Holz, 19<strong>02</strong>, Museumslandschaft<br />
Hessen Kassel, Neue Galerie<br />
Max Liebermann: Selbstbildnis mit<br />
Palette, Öl auf Leinwand, 1912,<br />
Berlinische Galerie, Landesmuseum<br />
für Moderne Kunst, Fotografie und<br />
Architektur<br />
(ARTEFAKT) - In der Ausstellung der<br />
Stiftung Brandenburger Tor im Max-<br />
Liebermann-Haus werden vom 4.<br />
April bis 5. Juli <strong>2009</strong> erstmalig Werkgruppen<br />
und Zeugnisse der drei<br />
Künstlerfürsten Max Liebermann,<br />
Franz von Lenbach und Franz von<br />
Stuck gemeinsam zur Schau gestellt.<br />
Beleuchtet werden das künstlerische<br />
Schaffen sowie die gesellschaftliche<br />
Verankerung, die Verwandtschaften<br />
und Verschiedenheiten der drei<br />
Maler. Bei aller Unterschiedlichkeit<br />
ihrer künstlerischen Richtungen verbinden<br />
sie ihr Erfolg und ihre große<br />
Anerkennung zu Lebzeiten sowie<br />
ihr selbstbewusstes, durchaus inszeniertes<br />
Auftreten. Außerdem arbeitet<br />
die Schau die bei allen drei Künstlerfürsten<br />
charakteristische Übersteigerung<br />
des Einzelnen heraus.<br />
Zu sehen sind u. a. Darstellungen<br />
von Kaiser Wilhlem I., Otto Fürst<br />
von Bismarck, Reichspräsident<br />
Hindenburg, Gerhard Hauptmann,<br />
Richard Strauss, Carl Duisberg,<br />
Richard Wagner, Marie Gräfin<br />
Schleinitz, Klara Baronin von Leipzig<br />
oder Tilla Durieux.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.stiftung.brandenburgertor.de<br />
und www.artefakt-berlin.de. ■<br />
Franz von Lenbach: Mary Lindpaintner<br />
als Salomé, Öl auf Leinwand,<br />
1894, bpk/Bayerische Staatsgemäldesammlung,<br />
Neue Pinakothek<br />
Franz von Lenbach: Klara Baronin<br />
von Leipzig, Öl auf Pappe, 1898,<br />
Lenbachmuseum Schrobenhausen<br />
Franz von Stuck: Die Sünde, Öl auf Leinwand,<br />
um 1912, bpk/Nationalgalerie,<br />
Staatliche Museen zu Berlin/Andres<br />
Kilger<br />
Max Liebermann: Bildnis Frau<br />
Kommerzienrat Bertha Biermann,<br />
Öl auf Leinwand, 1908, Privatbesitz
Mehr als eine Küche<br />
(Fotos: SACHSENKÜCHEN/KIRA, EDDA)<br />
Tradition und Fortschritt sind Bausteine von SACHSENKÜCHEN<br />
Firmenpräsentation<br />
Der flexible Produktionsablauf und die<br />
hochqualifizierten Facharbeiter garantieren<br />
die gleichbleibend hohe Qualität<br />
und hervorragende Funktionalität der<br />
Produkte. Bei jedem einzelnen Modell<br />
spiegelt sich die Liebe bis ins Detail wider.<br />
Außergewöhnlicher Anspruch an<br />
Funktionalität und Variabilität mit vielen<br />
Extras in einem sehr guten Preis-/<br />
Leistungsverhältnis zeichnet eine Sachsenküche<br />
aus.<br />
Das Unternehmen hat sich hohe Ziele<br />
gesetzt. Es exportiert zurzeit in 14 verschiedene<br />
Länder. Dabei liefert Sachsenküchen<br />
ausschließlich an Küchenspezialisten<br />
mit hoher Kompetenz in<br />
Beratung, Planung und Montage.<br />
Einbauküchen hoch im Trend<br />
Küchen stehen bei den Verbrauchern<br />
derzeit ganz oben auf der Wunschliste<br />
– das ergab eine aktuelle Verbraucheranalyse.<br />
Wurden doch die Küchen in<br />
den vergangenen Jahren zu einem<br />
Bereich mit einer sehr hohen Wohnqualität,<br />
aber auch zu einem zentralen<br />
Treffpunkt der Familie. Zu Omas Zeiten<br />
galt die Küche noch als eine Arbeitsstelle,<br />
an der man für eine Mahlzeit<br />
sorgte. Heute ist die Küche ein Raum<br />
mit Lebensqualität.<br />
Qualität und Ihre Wünsche<br />
stehen im Mittelpunkt<br />
Eine Sachsenküche zeichnet sich durch<br />
hohe Vielfalt und individuelle Gestaltungsmöglichkeiten<br />
aus. Sie werden<br />
aus hochwertigen Materialien wie<br />
Echtholz sowie Kunststoff, Lack und<br />
Glas gefertigt und mit Elektrogeräten<br />
bekannter Markenhersteller ausgestattet.<br />
Ganz nach Ihren persönlichen<br />
Wünschen können Sie aus einer breiten<br />
Angebotspalette wählen. Extrawünsche<br />
werden selbstverständlich<br />
gern von uns realisiert. So entsteht eine<br />
individuelle Küche, an der Sie ein Leben<br />
lang Freude haben werden.<br />
Das besondere Wohngefühl<br />
– Die neuen Modelle EDDA und KIRA –<br />
individuell, maßgefertigt und hochwertig:<br />
Sachsenküchen gelingt es auf<br />
elegante Art, Tradition und Fortschritt<br />
miteinander zu verbinden. Der flexible<br />
Produktionsablauf und hochqualifizierte<br />
Facharbeiter garantieren gleichbleibend<br />
hohe Qualität und Funktionalität.<br />
So spiegelt sich bei jedem<br />
Modell die Liebe bis ins Detail wider.<br />
Die Kücheninnovati on KIRA. Die<br />
eleganten großformatigen Fronten<br />
unterstreichen die Horizontale der<br />
modernen Küchenplanung. Praktisch<br />
und schick: breite Unterschränke, die<br />
viel Stauraum und Übersicht bieten.<br />
Nebeneinander angeordnete Hängeund<br />
Hochschränke bilden bei diesem<br />
Modell mit durchgehendem Furnier<br />
aus indischem Apfel eine gestalterische<br />
Einheit.<br />
So setzt der Hersteller zum Beispiel<br />
für Schubladen und Schranktüren<br />
ausschließlich Scharnier-, Auszugsund<br />
Führungssysteme von führenden<br />
Markenherstellern ein. Und garantiert<br />
mit präzisen Dämpfungssystemen<br />
den leisen, leichten Lauf der Führungen<br />
sowie das sanfte, lautlose<br />
Schließen von Schubladen und<br />
Schranktüren.<br />
Ganz aktuell: ein komfortables<br />
Öffnungs- und Auszugssystem mit<br />
Sensomatic sowie innovative Beleuchtungssysteme<br />
auf LED-Basis.<br />
Neben Qualität punktet Sachsenküchen<br />
aber auch mit individueller<br />
Vielfalt. So sind 24 Korpusdekore mit<br />
Dekorgleichheit innen und außen im<br />
Unter-, Hänge- und Hochschrankbereich<br />
lieferbar. Auf Wunsch können<br />
außerdem die lackierten Fronten in<br />
allen RAL- und Sickensfarben angefertigt<br />
werden. Dar über hinaus schreibt<br />
das Unternehmen Umweltschutz groß<br />
und verwendet zur Herstellung seiner<br />
Küchen nur schadstoffunbedenkliche,<br />
recycelbare und TÜV-geprüfte Materialien.<br />
1999 wurde die SACHSENKÜCHEN<br />
Hans-Joachim Ebert GmbH mit dem<br />
„Großen Preis des Mittelstandes“<br />
ausgezeichnet. Das bedeutete damals<br />
Anerkennung für die zurückliegenden<br />
Leistungen und war zugleich Verpflichtung<br />
für die Zukunft. Seit der Auszeichnung<br />
hat das Unternehmen Umsatz<br />
und Beschäftigung erneut stark erhöht,<br />
Auslandsmärkte wurden erobert.<br />
Und so durfte sich das Traditionsunternehmen<br />
im Herbst 2007 über die<br />
Ehrung als Premier-Finalist im Wettbewerb<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“<br />
freuen. Um diesen Sonderpreis zu erhalten,<br />
müssen sich bereits ausgezeichnete<br />
Preisträger bedeutend weiterentwickeln.<br />
Sachsenküchen wird auch in<br />
Zukunft alle Kraft zur Sicherung der<br />
Arbeitsplätze einsetzen und zielstrebig<br />
durch Innovation und Rationalisierungsmaßnahmen<br />
den Fortbestand<br />
des Unternehmens sichern.<br />
Preisträger beim Wettbewerb<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“<br />
2007: „Premier-Finalist“<br />
Kontakt<br />
SACHSENKÜCHEN<br />
Hans-Joachim Ebert GmbH<br />
Dresdner Straße 78<br />
01762 Schmiedeberg<br />
Tel. 03504 6481-0<br />
Fax 03504 6481-35<br />
info@sachsenkuechen.de<br />
www.sachsenkuechen.de
www.pt-magazin.de<br />
für Wirtschaft, Politik und Kultur<br />
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des Wettbewerbs „Großer Preis des<br />
Mittelstandes“ der OskarPatzeltStiftung,<br />
eingetragen im Stiftungsregister<br />
des Re gie rungs be zir kes Leipzig unter Nr.<br />
2/1998.<br />
Zu: Editorial<br />
„Wie sollen sich Michael Sommer<br />
und andere Krisenverursacher entschuldigen?<br />
Wären ihre Sünden<br />
damit abgetan? Sicherlich – NEIN!<br />
Ist es nicht eher so, dass diese Herren<br />
die Menschen fragen müssten, ob<br />
sie eine Entschuldigung überhaupt<br />
annehmen? Wenn z. B. gewissenlose<br />
Banker das ihnen zur Förderung des<br />
Mittelstandes anvertraute Geld verzockten,<br />
haben sie möglicherweise<br />
kriminell – jedoch zumindest unethisch,<br />
unmoralisch gehandelt. Würde<br />
der Mittelstand deren Entschuldigung<br />
annehmen? Ich glaube JA,<br />
wenn es denn mit handfesten Wiedergutmachungen<br />
verbunden wäre!<br />
Es ist nicht ‚der Kapitalismus’, der<br />
versagt. Hinter den Versagern stehen<br />
dafür verantwortliche Personen! Der<br />
Beitrag ‚Alles schon vergessen?’ gibt<br />
ein gutes Beispiel dafür. Unter den<br />
Fleißigen, Anständigen und jenen,<br />
die etwas für die Allgemeinheit tun,<br />
gibt es unzählige Menschen, die für<br />
Erfolg stehen. Gegenüber den Versagern<br />
sind sie in der Mehrzahl. Es<br />
sind jene, die dem Kapitalismus ein<br />
konstruktives Gesicht geben. Sie gilt<br />
es zu fördern, zu stärken und in den<br />
Fokus der Öffentlichkeit zu stellen.<br />
Ihr Magazin tut dies in erfrischender<br />
Art und Weise.“<br />
Ernst Haberland (per E-Mail)<br />
Zu: „Alles schon vergessen?“<br />
„In diesem Beitrag wurden interessante<br />
Analysen zur Entstehung der<br />
aktuellen Finanzkrise geliefert. Ich<br />
stimme mit dem Verfasser überein,<br />
dass eine pauschale Verstaatlichung<br />
keine Lösung der Probleme bringt.<br />
Allerdings bin ich Meinung, dass<br />
es eine starke Vereinfachung der<br />
Realität darstellt, wenn man die<br />
Hauptursache der Finanzkrise darin<br />
sieht, ‚weil Politiker gern Gutes tun<br />
wollen’. Meiner Meinung nach spielt<br />
u. a. auch übertriebener Ehrgeiz und<br />
übermächtige Gier der Menschen<br />
eine Rolle, die in vielen Menschen<br />
Leserbriefe auch unter: www.pt-magazin.de/service/leserbriefe<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
potenziell vorhanden ist und bei<br />
entsprechenden Gelegenheiten zum<br />
Ausbruch kommt. Eine unsachliche<br />
Vereinfachung stellt die Darstellung<br />
des bedingungslosen Grundeinkommens<br />
als altkommunistische Forderung<br />
dar. Schon mit der Entstehung<br />
der Sowjetunion wurde dem Dogma<br />
der Arbeit gehuldigt. Das Bibel-Zitat<br />
‚Wer nicht arbeitet, soll auch nicht<br />
essen’ wurde in die Verfassung<br />
aufgenommen. In der DDR galt das<br />
‚Recht auf Arbeit’ als ‚ehrenvolle<br />
Pflicht’. Das Strafgesetzbuch der DDR<br />
ahndete ‚asoziales Verhalten’. Ich<br />
bin der Meinung, dass man sich mit<br />
einem Thema unvoreingenommen<br />
beschäftigen sollte, ehe man Pauschalurteile<br />
abgibt. Die Einführung<br />
des bedingungslosen Grundeinkommens<br />
ist in Bezug auf die aktuelle<br />
Entwicklung nicht nur ein ethisches<br />
Erfordernis, sondern würde auch<br />
die wirtschaftliche Entwicklung<br />
begünstigen und steht auch nicht im<br />
Widerspruch zur Marktwirtschaft.“<br />
Horst Liebermann (per E-Mail)<br />
Zu: P.T. Magazin<br />
„Sie gehören zu den wenigen, die<br />
investigativen Journalismus betreiben<br />
und eine journalistische Ehre im<br />
Leibe tragen. Die große Bundesrepublik<br />
DDR braucht das ungeschönte<br />
Wort, weil sonst die Bonzen im Staate<br />
der SED (Sozialkuschler, Entwurzler<br />
und Destabilisierungswirtschaftler)<br />
völlig die Oberhand bekommen<br />
und das schon ach so dumme Volk<br />
per Medien noch dümmer machen.<br />
Darum fordere ich Gutscheine für<br />
Jobs an die, die keine Steuern zahlen,<br />
sondern rumhartzen. Ich fordere<br />
Wahrheitszwang für die Medien und<br />
Steuererleichterungen für die, die<br />
hier überhaupt noch das Rad am Laufen<br />
halten...Wahrscheinlich rede ich<br />
von einem anderen Land als dem der<br />
fleißigen Deutschen, der rechtschaffenen<br />
Jornalisten, der aufrechten<br />
Politiker und der demokratischen<br />
Regierung mit Volksnähe.“<br />
Alfred Gärtner (per E-Mail)<br />
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