P.T. MAGAZIN 06/2009
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung
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Wirtschaft 19<br />
Dumme<br />
Sprachcomputer<br />
Veraltete Geräte schaden der Self Service-Branche<br />
(Foto: © Paul Georg Meister/PIXELIO)<br />
(www.ne-na.de) - Auf dem Fachkongress<br />
Voice Days plus in Nürnberg<br />
kritisierte Prof. Wolfgang Wahlster,<br />
Chef des Deutschen Forschungszentrums<br />
für Künstliche Intelligenz<br />
(DFKI), eine Vielzahl von veralteten<br />
Sprachcomputern, die noch im telefonischen<br />
Kundenservice zum Einsatz<br />
kommen.<br />
„Rund die Hälfte der Systeme hat<br />
mittlerweile zehn bis 15 Jahre auf<br />
dem Buckel. Hier gibt es einen extremen<br />
Investitionsstau. Diese Technologien<br />
verkümmern und sollten lieber<br />
abgeschaltet werden. Auch Mitarbeiter<br />
im Call Center müssen ständig<br />
geschult werden. Gleiches gilt für<br />
Sprachcomputer“, sagte Wahlster.<br />
Die Branche leidet<br />
Leider komme das Thema Self Service<br />
in vielen Firmen nicht in den<br />
Top-Etagen an. Folgeinvestitionen in<br />
smarte Dialogsysteme würden daher<br />
ausbleiben. An den dummen und alten<br />
Systemen leide die gesamte Branche.<br />
Der völlige Verzicht auf moderne<br />
Sprachsysteme, wie er in Werbefilmen<br />
proklamiert wird, sei allerdings<br />
ein Schuss in den Ofen.<br />
„Bei der Auslegung des Bürgertelefons<br />
115 wurde Sprachtechnologie<br />
völlig ausgeblendet. Das kann nicht<br />
funktionieren. Es gibt nicht den allwissenden<br />
und jederzeit verfügbaren<br />
Mitarbeiter im Call Center. Das ist der<br />
große Vorteil des Sprachcomputers,<br />
was man am Sprachportal der Deutschen<br />
Telekom, dem Hauptsieger des<br />
diesjährigen Voice Award-Wettbewerbs<br />
gut nachvollziehen kann.<br />
ein Inkassofall als Grund für den Leitungsausfall<br />
verantwortlich ist. Hier<br />
wird eindrucksvoll nachgewiesen,<br />
wie man eine Vielzahl von Standardfragen<br />
sofort über automatische<br />
Systeme beantworten kann. So etwas<br />
ginge auch mit Abholterminen für<br />
Sperrmüll, Öffnungszeiten, Tarifen<br />
und vielen weiteren Bürgeranliegen“,<br />
erklärte Wahlster, der den Vorsitz der<br />
Voice Award-Jury innehatte.<br />
Dialekte<br />
War heute der Abholtermin für Sperrmüll?<br />
In der Spracherkennung sei man sehr<br />
viel weiter. So könnten die Applikationen<br />
kontinuierlich gesprochene<br />
Sprache, die sog. Spontansprache,<br />
sehr gut analysieren. „Sie brauchen<br />
also nicht mehr abgehackt mit dem<br />
Computer reden und hinter jedem<br />
Wort eine Pause machen, sondern<br />
können in ganzen Sätzen flüssig<br />
sprechen und sich sogar versprechen,<br />
was im Alltag ja häufig vorkommt.<br />
Das haben die modernen Sprachportale<br />
gut im Griff“, so Wahlster. Selbst<br />
Dialekte, wie im fränkischen Nürnberg,<br />
seien kein Problem mehr für die<br />
Mensch-Maschine-Kommunikation.<br />
Allerdings seien Computer keine<br />
Übermenschen. Nachfragen bei Verständnisproblemen<br />
gehörten auch<br />
im normalen Call Center zum Tagesgeschäft.<br />
Städtenamen<br />
„So sind beispielsweise Städtenamen<br />
in Deutschland in einem hohen Grad<br />
mehrdeutig. Diese Herausforderung<br />
hat ein weiterer Voice Award-<br />
Gewinner gut gelöst. So erkennt der<br />
Apotheken-Notdienstfinder 22833<br />
über 15 000 Ortsnamen. So etwas<br />
wäre noch vor fünf Jahren technisch<br />
nicht möglich gewesen.<br />
Da gibt es einen enormen Entwicklungssprung.<br />
Bei zu großen Orten mit<br />
Es bewältigt 250 000 Anrufe pro<br />
Tag und spart den Kundenberatern<br />
durch die Voraberkennung der relevanten<br />
Rufnummer viel Zeit. Das<br />
System führt bei Störungsmeldungen<br />
einen automatisierten Leitungstest<br />
durch und überprüft, ob vielleicht<br />
Selbst ist der Mann: 43 % haben im letzten Jahr virtuelle Grüße zum Fest gesendet<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 6/<strong>2009</strong>