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Mitraclip Heft - Kardiologie Dresden

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Kathetergestützte<br />

Mitralklappenrekonstruktion<br />

MitraClip®<br />

Ein Leitfaden für die Kitteltasche


Autoren<br />

Dr. med. Stephan Wiedemann<br />

Bereichsfacharzt<br />

Innere Medizin & <strong>Kardiologie</strong><br />

Herzzentrum <strong>Dresden</strong>, Universitätsklinik<br />

Technische Universität <strong>Dresden</strong><br />

Univ.-Prof. Dr. med. Ruth H. Strasser<br />

Ärztliche Direktorin des<br />

Herzzentrum <strong>Dresden</strong>, Universitätsklinik<br />

Technische Universität <strong>Dresden</strong><br />

Fetscherstraße 76 • 01307 <strong>Dresden</strong><br />

Tel.: 0351 450-1704 • Fax: 0351 450-1702<br />

www.<strong>Kardiologie</strong>-TU-<strong>Dresden</strong>.de<br />

E-Mail: Ruth.Strasser@tu-dresden.de<br />

Erklärung zu Interessenkonflikte<br />

Es bestehen keinerlei Interessenkonflikte. Von Seiten der Industrie wurde<br />

kein Einfluss auf den Inhalt der Darstellung vorgenommen.<br />

In der bildlichen Darstellung wurden Grafiken der Firma Abbott Vascular<br />

Deutschland mit Genehmigung abgebildet.<br />

Die Firma Abbott Vascular Deutschland hat die Druckkosten der 1. Auflage<br />

übernommen.<br />

1. Auflage August 2013


Vorwort<br />

Liebe MitarbeiterInnen, liebe Kolleginnen und<br />

Kollegen, liebe Patientinnen und Patienen,<br />

sehr geehrte Damen und Herren,<br />

die transkutane, minimalinvasive Rekonstruktion<br />

mittels MitraClip® ist eine klappenerhaltende Therapie, die<br />

derzeit für Hochrisikopatienten oder Patienten, die einer<br />

herzchirurgischen Operation nicht zugeführt werden<br />

können, vorbehalten ist. Es ist eine Therapie, die eine<br />

hochgradige Mitralklappeninsuffizienz therapieren kann, aber nicht<br />

vollständig beseitigt. Die Selektion der Patienten hängt einmal von dem<br />

Gesamtrisiko des Patienten und zum Zweiten von der Klappenmorphologie<br />

ab. Zum Verständnis dieser Therapie, zur Selektion der Patienten, zur<br />

Nachbetreuung der Patienten aber auch zum Verständnis von möglichen<br />

Problemen haben wir diese Pocket-Guideline zusammengestellt und<br />

hoffen, dass diese sowohl für ärztliche Kollegen in allen Bereichen als auch<br />

Pflegepersonal aber auch für Erklärungen beim Patienten die eine oder<br />

andere Darstellung und Erläuterung hilfreich sein wird.<br />

Viel Spaß beim Lesen und Nachschlagen.<br />

Ihre<br />

Univ.-Prof. Dr. med. Ruth H. Strasser<br />

Ärztliche Direktorin<br />

Herzzentrum <strong>Dresden</strong>, Universitätsklinik<br />

an der Technischen Universität <strong>Dresden</strong><br />

1


„Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt.“<br />

Blaise Pascal (1623-1662)<br />

Pensées IV, 277<br />

2


Inhaltsverzeichnis<br />

I<br />

II<br />

Grundlagen<br />

Anatomie der Mitralklappe.....................................................................................5<br />

Mitralklappenschlussunfähigkeit – Mitralinsuffizienz..................................6<br />

Behandlungsmethoden der Mitralklappeninsuffizienz...............................8<br />

Typische Beschwerden bei Undichtigkeit der Mitralklappe......................9<br />

Konventionelle Therapie........................................................................................10<br />

– Medikamentös........................................................................................................10<br />

– Chirurgische Therapie.........................................................................................10<br />

Das MitraClip®-System<br />

Zugangsweg / Transseptale Punktion..............................................................12<br />

Durchführung.............................................................................................................13<br />

– Vorbereitung...........................................................................................................13<br />

– Technische Ausstattung.....................................................................................14<br />

III Patientenauswahl<br />

Echokardiographische Voraussetzungen.......................................................16<br />

Notwendige Voruntersuchungen......................................................................17<br />

Durchführung der MitraClip®-Implantation...................................................18<br />

Nachsorge des Patienten.......................................................................................19<br />

Mögliche Komplikationen.....................................................................................21<br />

IV Einweisung des Patienten<br />

Checkliste zur Einweisung des Patienten........................................................22<br />

Kontakt Mitralklappensprechstunde................................................................23<br />

Literaturnachweis.....................................................................................24<br />

3


Grundlagen<br />

I<br />

Grundlagen<br />

Aufsicht auf die Mitralklappe mit<br />

ihren 2 Segeln<br />

Das Herz, der „Motor des Lebens“ schlägt etwa 100.000 mal pro Tag und<br />

pumpt dabei etwa 7200 l Blut durch unseren Körper. Es besteht aus vier Kammern,<br />

nämlich jeweils einem rechten und linken Vorhof (Atrium) sowie einer<br />

rechten und linken Hauptkammer (Ventrikel), durch welche nacheinander<br />

das gesamte Blut gepumpt wird. Diese Kammern besitzen vier Herzklappen,<br />

nämlich die Trikuspidal-, Pulmonal-, Mitral- und Aortenklappe. Die Herzklappen<br />

sorgen dafür, dass das Blut in eine Richtung fließt und nicht „rückwärts“<br />

gepumpt wird.<br />

Die Trikuspidalklappe trennt den rechten Vorhof von der rechten Hauptkammer.<br />

Hier fließt sauerstoffarmes Blut aus dem gesamten Körperkreislauf in das<br />

rechte Herz.<br />

Die Pulmonalklappe trennt die rechte Hauptkammer von der Pulmonalarterie,<br />

durch welche das Blut durch die Lungen geleitet und mit Sauerstoff gesättigt<br />

wird.<br />

Die Mitralklappe trennt den linken Vorhof von der linken Hauptkammer,<br />

durch die nun mit Sauerstoff angereichertes Blut fließt. Die Mitralklappe besitzt<br />

die höchste mechanische Beanspruchung mit einem Druckgradienten<br />

über der Klappe von 140 Hg zu 0-5 mmHg.<br />

Die Aortenklappe schließlich steuert das sauerstoffreiche Blut aus der linken<br />

Hauptkammer in den gesamten Körper und zu allen Organen.<br />

4


Grundlagen<br />

Anatomie der Mitralklappe<br />

(Quelle: www. jameda.de)<br />

Die Mitralklappe ist eine zweizipflige Segelklappe, die als Ventil zwischen<br />

dem linken Vorhof und der linken Herzkammer liegt. Zu Beginn der Systole<br />

schließt sich die Mitralklappe durch die Druckerhöhung in der Herzkammer<br />

passiv, sodass kein Blut aus der Herzkammer zurück in den linken Vorhof gelangt.<br />

In der diastolischen Entspannungsphase der Herzkammer öffnet sich<br />

die Klappe und das Blut fließt passiv aus dem Vorhof in die Kammer. Anschließend<br />

kommt es durch aktive Anspannung des Vorhofes (Vorhofkontraktion)<br />

zu einem weiteren Bluteinstrom aus dem Vorhof in die linke Herzkammer.<br />

Die beiden Segel sind über Sehnenfäden und Papillarmuskeln an der Innenwand<br />

der linken Herzkammer befestigt. Nach der Entleerung des Vorhofblutes<br />

in die linke Hauptkammer schließen die beiden Segel der Klappe durch<br />

Zug der Papillarmuskeln und Sehnenfäden an den Rändern der Segel. Dadurch<br />

verhindert die geschlossene Klappe, dass das Blut während der Systole<br />

in der Austreibungsphase des Herzens wieder in den Vorhof zurückfließt.<br />

5


Grundlagen<br />

Mitralklappenschlussunfähigkeit – Mitralinsuffizienz<br />

Die Schlussunfähigkeit der Mitralklappe ist mit 10 – 15 % aller Klappenerkrankungen<br />

ein häufiges Problem, welches bei Patienten mit eingeschränkter<br />

Pumpfunktion mit zunehmendem Alter in der Häufigkeit ansteigt. Bei 89 %<br />

der über 70-jährigen Patienten mit bestehender Herzmuskelschwäche (LVEF<br />

< 40 % – Herzmuskelschwäche) wurde eine Mitralinsuffizienz festgestellt, die<br />

bei 20 % ein bedeutsames Ausmaß erreichte (Schweregrad II-III oder III) [1].<br />

Durchblutungsstörungen des Herzens, die bei koronarer Herzerkrankung<br />

und stattgehabtem Herzinfarkt auftreten, sind eine der Hauptursachen für<br />

eine Mitralklappeninsuffizienz (MI). Die sog. „ischämisch bedingte MI“ entsteht<br />

infolge Papillarmuskeldysfunktion bei KHK (30 %), Abriss der Haltesehnenfäden<br />

(Chordaeruptur) oder infolge Verschlechterung der linksventrikulären<br />

Pumpfunktion (LV-EF) und Erweiterung der linken Kammer.<br />

Häufig ist die Schlussunfähigkeit der Klappe auch bedingt durch eine Dilatation<br />

(Erweiterung) der linken Kammer oder des Klappenringes durch andere<br />

Ursachen, wie z.B. Herzmuskelentzündung (Myokarditis) und Herzmuskelschwäche<br />

und wird als „relative/funktionelle MI“ bezeichnet. Hauptursache<br />

dieser funktionellen MI ist meist eine Vergrößerung der Herzkammer. Man<br />

kann sich das so vorstellen, als wäre ein zu kleiner Deckel für einen zu großen<br />

Topf oder Ring gewählt.<br />

Degenerative Mitralinsuffizienz<br />

– Prolaps<br />

Degenerative Mitralinsuffizienz<br />

– Flail bei Sehnenfadenruptur<br />

6<br />

Funktionelle Mitralinsuffizienz<br />

bei Ringdilatation


Grundlagen<br />

Weitere Ursachen können eine Entzündung der Klappe durch Bakterien (Endokarditis<br />

5 %), Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises (SLE, Sklerodermie,<br />

Rheumatisches Fieber) oder selten auch angeborene Klappendefekte<br />

sein (Cleft eines Segels, Fehlanlage, komplexe angeborene Herzfehler<br />

(DORV, Transposition ect., angeborener Mitralklappenprolaps).<br />

Auch kardiotoxische Medikamente (u.a. Anthrazykline bei Chemotherapie)<br />

oder eine Bestrahlung (Radiatio) können die Klappenschlussfähigkeit beeinträchtigen.<br />

Das Maß einer Insuffizienz wird in Graden von I° (leicht) bis III°<br />

(schwer) angegeben.<br />

Leitsymptom der schweren MI ist meist die Atemnot. Als klinische Zeichen<br />

können zudem bläuliches Hautkolorit (Zyanose), Herzrhythmusstörungen<br />

(Vorhofflimmern) und z. T. zusätzliche Herztöne (lautes Systolikum) festgestellt<br />

werden. Bestätigt wird die Diagnose in aller Regel durch eine spezielle<br />

Ultraschall-Untersuchung, die transthorakale Echokardiografie bzw. die<br />

transösophageale Echokardiografie.<br />

Sehnenfadenabriss, z.B. infolge eines<br />

Herzinfarkts (Quelle: med.uni-jena.de)<br />

Schwere bakterielle Mitralklappenentzündung<br />

(Quelle: med.uni-jena.de)<br />

7


Grundlagen<br />

Behandlungsmethoden der Mitralklappeninsuffizienz<br />

Mitralklappeninsuffizienz<br />

Medikamentöse Therapie<br />

Konservativ<br />

Operativer<br />

Mitralklappenersatz<br />

keine Beseitigung<br />

möglich<br />

–<br />

nur Symptomverbesserung<br />

bisheriges Standardverfahren<br />

für operationsfähige<br />

Patienten<br />

mechanische<br />

Klappenprothese<br />

Bioprothese Rekonstruktion<br />

Katheterbasierte<br />

MitraClip®-Implantation<br />

transfemoral<br />

minimalinvasiv<br />

8


Grundlagen<br />

Typische Beschwerden bei Undichtigkeit der Mitralklappe sind:<br />

• Müdigkeit oder auch Schwächegefühl und Luftnot bei alltäglichen<br />

Tätigkeiten<br />

• Appetitlosigkeit<br />

• Reizhusten, der sich oft verschlechtert, wenn Sie flach liegen<br />

• Luftnot, insbesondere nachts und im Liegen<br />

• Kurze Bewusstlosigkeit und Schwarzwerden vor den Augen<br />

• Zunahme des Körpergewichts durch Einlagerung von Wasser im Gewebe,<br />

z. B. in den Beinen<br />

Konventionelle Therapie – Medikamentös<br />

Die medikamentöse Behandlung der Mitralklappeninsuffizienz zielt darauf<br />

ab, die entstehenden Symptome wie Wassereinlagerungen im Bauch (Aszites),<br />

in den Beinen (Beinödeme) oder der Lunge zu mindern. Eine Verbesserung<br />

der Schlussfähigkeit der Klappe kann damit nur partiell erreicht werden.<br />

Zum Einsatz kommen daher neben entwässernden Medikamenten (Diuretika)<br />

vor allem auch blutdrucksenkende Mittel (ACE-Hemmer, AT-1-Blocker)<br />

sowie sog. Blutverdünner (Antikoagulantien), um bei den häufig infolge der<br />

Mitralklappeninsuffizienz auftretenden Herzrhythmusstörungen einen wirksamen<br />

Schutz vor Schlaganfällen zu gewährleisten. Die blutdrucksenkenden<br />

Medikamente werden genutzt, um es dem Herzen zu erlauben gegen einen<br />

niedrigen Druck und damit weniger Widerstand zu pumpen, da dadurch<br />

weniger Blut „rückwärts“ fließt. Diese Therapie nennt sich „Nachlastreduktion“.<br />

Es gibt Patienten, bei denen eine solche Therapie hinreichend ist und<br />

dadurch die Mitralklappeninsuffizienz weiter abnimmt. Bei inoperablen Patienten<br />

oder Patienten, die für die heutigen minimalinvasiven Methoden nicht<br />

geeignet sind, ist diese konservative Variante die Therapie der Wahl.<br />

9


Grundlagen<br />

Chirurgische Therapie<br />

Mit 31 % aller Herzklappenoperationen ist die Mitralinsuffizienz in Deutschland<br />

der am zweithäufigsten operierte Herzklappenfehler und tritt oft in Begleitung<br />

einer notwendigen Bypass-Operation auf [2].<br />

Verschiedene Operationsverfahren ermöglichen eine Klappenrekonstruktion<br />

und – je nach Schwere der Klappenschädigung – den operativen Ersatz. Dabei<br />

besteht die Möglichkeit des Ersatzes entweder durch mechanische oder<br />

biologische Prothesen. Beide Klappentypen existieren in unterschiedlichen<br />

technischen Ausführungen. Mechanische Klappen sind vor allem aus Metall<br />

und Kunststoff, biologische Klappen aus Perikard von Rind, Pferd oder Schwein<br />

gefertigt. Manchmal wird auch ein Homograft (menschliche Spenderklappe)<br />

verwendet.<br />

Nach der Implantation einer mechanischen Klappe ist der Patient lebenslang<br />

auf gerinnungshemmende Medikamente (OAK oder NOAK) und die Kontrolle<br />

des INR-Wertes angewiesen. Biologische Klappen oder Homografts können<br />

verkalken und müssen dann ersetzt werden. Bei der Mitralklappenrekonstruktion<br />

gibt es verschiedene technische Verfahren, den Klappenring z. B. durch<br />

einen Kunststoffring zu verengen und dadurch die Schlussfähigkeit der Klappe<br />

zu verbessern.<br />

Zerstörte Sehnenfäden können entweder durch Transposition benachbarter<br />

Sehnenfäden oder durch Einsatz künstlicher Sehnenfäden, sogenannte Neochordae,<br />

ersetzt werden.<br />

Mittlerweile kann auch eine minimalinvasive Operation an der Mitralklappe<br />

über einen 5 cm langen Schnitt unterhalb der rechten Brustwarze erfolgen, dadurch<br />

ist der Patient besser mobilisierbar und der stationäre Aufenthalt kann<br />

so verkürzt werden.<br />

10


Grundlagen<br />

mechanischer Klappenersatz<br />

(Quelle: Sorin)<br />

biologischer Klappenersatz<br />

(Quelle: Medtronic)<br />

Klappenring zur Rekonstruktion<br />

(Quelle: Carpentier-Edwards)<br />

Die Mitralklappenchirurgie hat in den vergangen Jahrzehnten große Fortschritte<br />

bei klappenerhaltenden Operationen der Mitralklappe gemacht<br />

und hohe Standards erreicht. Trotzdem wird jeder 2. bis 3. Patient mit einer<br />

schweren, symptomatischen Mitralinsuffizienz der Operation nicht zugeführt.<br />

Gründe hierfür sind eine eingeschränkte linksventrikuläre Funktion, relevante<br />

Begleiterkrankungen und insbesondere ein fortgeschrittenes Lebensalter.<br />

Aufgrund steigender Lebenserwartung und steigendem Alter der Bevölkerung<br />

wird die Mitralklappenchirurgie diese Behandlungslücke in den kommenden<br />

Jahren voraussichtlich nicht schließen.<br />

Mitralklappenersatz durch Operation am offenen Herzen<br />

Vollnarkose<br />

Herz wird stillgelegt/Patient an Herz-Lungen-Maschine<br />

Brustkorb wird entlang des Brustbeines geöffnet<br />

Ersatz der Klappe in einem 2- bis 4-stündigen Verfahren<br />

5 – 10 Tage Krankenhausaufenthalt<br />

6 – 8 Wochen Genesungszeit<br />

11


Das MitraClip®-System<br />

II<br />

Das MitraClip®-System<br />

Seit wenigen Jahren hat sich das MitraClip®-Verfahren (Firma Abbott Vascular),<br />

eine kathetergestützte Methode am schlagenden Herzen, zur Behandlung<br />

der Mitralinsuffizienz etabliert. Gerade für ältere, multimorbide Patienten,<br />

die aufgrund eines zu großen Operationsrisikos bisher nicht versorgt<br />

werden konnten, bedeutet die MitraClip®-Implantation eine Chance. Der<br />

kathetergestützte Eingriff wird am schlagenden Herzen durchgeführt und<br />

kommt ohne Eröffnung des Brustkorbes oder den Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine<br />

aus und ist daher auch bei Risikopatienten möglich. In einer<br />

gemeinsamen Klappenkonferenz wird in Zusammenarbeit mit den Herzchirurgen<br />

und Anästhesisten die individuell angepasste Operationsmethode für<br />

den Patienten empfohlen.<br />

Zugangsweg / Transseptale Punktion<br />

Der klassische Zugangsweg für die Einführung der Schleuse ist die rechte<br />

Vena femoralis kurz unterhalb des Leistenbandes. Dazu wird nach venöser<br />

Punktion ein kleiner Hautschnitt von ca. 2 cm gesetzt und anschließend die<br />

Schleuse zur transseptalen Punktion vorgebracht.<br />

Rechter Vorhof<br />

Linker Vorhof mit<br />

Punktionsnadel<br />

Untere Hohlvene<br />

Die transseptale Punktion, das Übertreten vom rechten in den linken Vorhof<br />

mit einer Schleuse, stellt einen wichtigen und schwierigen Teil der Prozedur<br />

dar. Unter gleichzeitiger echokardiographischer Kontrolle und Durchleuchtung<br />

wird dabei die Herzscheidewand zwischen den beiden Vorhöfen an einer<br />

genau definierten Stelle punktiert und anschließend die Schleuse in den<br />

linken Vorhof geschoben.<br />

12


Das MitraClip®-System<br />

Nach Beendigung des Eingriffes wird die Schleuse des MitraClip®-Systems<br />

wieder aus der Leistenvenen entfernt und der Schnitt durch eine kleine<br />

Hautnaht verschlossen. Eine Entfernung der Fäden kann nach 10 Tagen beim<br />

Hausarzt/Kardiologen erfolgen.<br />

Durchführung<br />

Vorbereitung<br />

Alle Patienten werden spätestens am Vortag der geplanten Intervention stationär<br />

eingewiesen. Es erfolgen Aufklärungen durch die <strong>Kardiologie</strong> sowie<br />

Anästhesie. Die Patienten erhalten eine Blutabnahme, um Infektionen oder<br />

Gerinnungsstörungen auszuschließen. Des Weiteren werden zur Sicherheit<br />

mehrere Blutkonserven „gekreuzt“, d. h. auf Verträglichkeit getestet und für<br />

den Notfall im Haus bereitgestellt.<br />

Beim Einsatz des MitraClip®-Systems kann der behandelnde Arzt einen oder<br />

mehrere Clips zwischen die beiden Segel der Mitralklappe setzen ohne dabei<br />

das Herz bei seiner Arbeit stören zu müssen. Ein solcher Clip kann gesetzt<br />

werden ohne, dass der Brustraum chirurgisch eröffnet werden muss und<br />

ohne, dass eine Herz-Lungen-Maschine mit künstlicher Kreislaufzirkulation<br />

eingesetzt werden muss. Dieses ist möglich, weil der behandelnde Arzt mit<br />

Hilfe kleiner Katheter über eine Vene in der Leiste bis in das linke Herz gelangen<br />

kann. Nach der transseptale Punktion wird der an der Katheterspitze<br />

sitzende MitraClip® ausgefahren.<br />

Ultraschallsonde<br />

steuerbare<br />

Schleuse<br />

MitraClip<br />

13


Das MitraClip®-System<br />

Der Clip wird unter Anfertigung eines Röntgenbildes zwischen den Segeln<br />

der Mitralklappe platziert. Mittels gleichzeitiger transösophagealer Echokardiographie<br />

(TEE) (Ultraschall durch die Speiseröhre) wird der Clip in die optimale<br />

Position gesteuert. Beim Zurückziehen des Katheters „schnappt“ sich<br />

der MitraClip® die Segel der Mitralklappe und fixiert sie. Sobald sich der Arzt<br />

von dem richtigen Sitz des Clips überzeugt hat, kann er den Clip freilassen<br />

und die Katheter aus dem Herzen zurückziehen. Die Intervention findet unter<br />

Vollnarkose im sogenannten interdisziplinären Eingriffsraum unter Leitung<br />

eines erfahrenen Kardioanästhesisten statt. Der Cobalt-Chrom-Clip mit Polyesterbeschichtung<br />

verbleibt dauerhaft im Herzen und wächst mit der Zeit in<br />

das umliegende Gewebe ein.<br />

Links: Die Segel der Mitralklappe<br />

liegen optimal in Position<br />

zwischen den Cliparmen<br />

Rechts: Der Clip wird geschlossen<br />

und fixiert die Segel der<br />

Mitralklappe an der Stelle der<br />

größten Undichtigkeit<br />

Technische Ausstattung<br />

Das MitraClip®-System besteht aus folgenden Komponenten:<br />

1<br />

2<br />

4<br />

3<br />

1 cm<br />

a<br />

b<br />

a<br />

1 – steuerbare Schleuse 3 – MitraClip®<br />

2 – Clipsteuerungseinheit 4 – Stabilisator<br />

MitraClip® in Vergrößerung, man sieht die geöffneten<br />

Cliparme (a) und die Gripper (b), zwischen denen die<br />

Segel der Mitralklappe gefangen werden<br />

(Quelle: [3] Rogers J H , Franzen O Eur Heart J 2011)<br />

14


Patientenauswahl<br />

III Patientenauswahl<br />

Viele Menschen haben eine gering ausgeprägte Undichtigkeit der Mitralklappe,<br />

die keine Beschwerden verursacht und meistens auch nicht behandelt<br />

werden muss. Wenn die Undichtigkeit der Herzklappe allerdings ausgeprägter<br />

ist, führt dies zu einer Belastung der Lunge und letztlich aller anderen<br />

Organe des Menschen. Sehr oft entwickelt sich eine deutliche Vergrößerung<br />

der linken Herzkammer, da diese über lange Zeit mehr arbeiten muss. Letztlich<br />

kann es, bedingt durch die Schädigung des Herzmuskels, zu einer ausgeprägten<br />

Herzschwäche kommen. Gleichzeitig können sich als Folge Herzrhythmusstörungen<br />

entwickeln.<br />

Wenn die Undichtigkeit der Klappe nur gering ausgeprägt ist, können Beschwerden<br />

völlig fehlen. Es ist sehr wichtig, dass Sie mit dieser Herzklappenveränderung<br />

regelmäßig zu einem Spezialisten gehen, der eine Ultraschalluntersuchung<br />

Ihrer Herzklappe durchführt.<br />

In der Regel sind es ältere Patienten, die aufgrund kardialer Voroperationen,<br />

hohem Alters, vieler Beleiterkrankungen oder einer schwer eingeschränkten<br />

Herzleistung von ihrem Allgemeinzustand her schlecht für eine offene Operation<br />

geeignet sind. Als Risikoscores gelten hier ein hoher log. Euroscore/<br />

STS-Score. Zudem sollten die Patienten eine nachgewiesene mittel- bis<br />

hochgradige Mitralklappeninsuffizienz, rezidivierende kardiale Dekompensationen<br />

oder starke Luftnot oder einen hohen Leidensdruck aufweisen. Die<br />

Patienten werden gemeinsam mit Kardiochirurgen in einem Herzteam besprochen.<br />

Dabei sollte nach ausführlichem Gespräch mit dem Patienten auch<br />

eine erwartete Lebensdauer > 1 Jahr als Voraussetzung für die Clipimplantation<br />

bestehen.<br />

15


Patientenauswahl<br />

Echokardiographische Voraussetzungen<br />

Zur Implantation eines MitraClip® sollten im Vorfeld durch eine transthorakale<br />

und transösophageale Echokardiographie notwendige Voraussetzungen abgeklärt<br />

werden, ob eine Clipimplantation überhaupt technisch durchführbar<br />

und möglich ist. Zu den echokardiographischen Voraussetzungen zählen<br />

• ein ausreichend großer, dilatierter linker Vorhof,<br />

• eine Mitralklappenöffnungsfläche (MÖF) von mehr als 4 cm² sowie<br />

• ein ausreichender Abstand der Fossa ovalis zur Klappenebene, um eine<br />

erfolgreiche transseptale Punktion zu gewährleisten.<br />

Als Ausschlusskriterien zählen<br />

• stark sklerosierte oder unterschiedlich verdickte Segel und<br />

• eine kleine MÖF oder vorbestehende Mitralstenose.<br />

• Auch sollten die Segel eine Mindestlänge von ca. 8 mm aufweisen und<br />

nicht schwerst retrahiert sein.<br />

Optimale Voraussetzungen sind ein zentraler Jetdurchtritt im Segment A2/<br />

P2, oft bei funktionell bedingter Mitralklappeninsuffizienz oder ein Prolaps<br />

von Teilsegmenten der Segel(A2/P2).<br />

Sehr fragile Segel, bestehende Lücken zwischen den Segeln > 3 mm oder<br />

ein bestehendes posteriorem Wandaneurysma mit posteriorer Orientierung<br />

der Segel gelten eher als Kontraindikationen. In jedem Fall sollte die Untersuchung<br />

von einem auf das MitraClip®-System geschulten Untersucher durchgeführt<br />

werden und beinhaltet auch eine dreidimensionale Darstellung der<br />

Klappe und des Insuffizienzjets (3D-TEE und 3D-Farbdopplerdarstellung).<br />

linker Vorhof<br />

Rückstromjet der<br />

undichten Klappe<br />

linke Hauptkammer<br />

Klappe in dreidimensionaler<br />

Ultraschalldarstellung<br />

Schwere Mitralklappeninsuffizienz mit breitem<br />

Rückstrom in den Vorhof<br />

16


Patientenauswahl<br />

Notwendige Voruntersuchungen<br />

1. Vor einer geplanten interventionellen Mitralklappenreparatur steht eine<br />

Reihe von Voruntersuchungen. Zum Einen muss die Öffnungsfläche und<br />

der Mechanismus der undichten Klappe echokardiographisch, d.h. mittels<br />

Unterschall bestimmt werden. Dies erfolgt in der Regel durch eine<br />

transthorakale Echokardiographie, welche von außen durch den Brustkorb<br />

erfolgt. Zum Anderen ist eine transösophageale Echokardiographie<br />

(d.h. über die Speiseröhre) notwendig, da dadurch die Größe der Mitralklappe<br />

sowie deren Beschaffenheit genauer bestimmt werden kann und<br />

ob eine dreidimensionale Ultraschalldarstellung (3D-TEE) der Mitralklappe<br />

erfolgen kann. Beide Untersuchungen dauern ca. 10 Minuten und sind<br />

auch ambulant durchführbar.<br />

2. Zum Ausschluss einer operationspflichtigen koronaren Herzerkrankung<br />

sollte eine Koronarangiographie („Herzkatheter“) durchgeführt werden.<br />

Dabei werden durch Injektion von Kontrastmittel in die Koronargefäße<br />

diese unter Röntgendurchleuchtung dargestellt. Alternativ können die<br />

Gefäße auch mittels Computertomographie oder Magnetresonanz-Tomographie<br />

(MRT) dargestellt werden.<br />

3. Des Weiteren erfolgen Untersuchungen der Lungenfunktion, der Halsgefäße<br />

sowie Blutuntersuchungen. Sind alle Voruntersuchungen abgeschlossen<br />

und zeigen eine Eignung für eine interventionelle Mitralklappenreparatur,<br />

kann diese innerhalb weniger Tage durchgeführt werden.<br />

4. Alle Patienten erhalten einen kurzfristigen Einbestellungstermin.<br />

17


Patientenauswahl<br />

Durchführung der MitraClip®-Implantation<br />

Nach der Narkoseeinleitung erfolgt eine femorale venöse Punktion und das<br />

Vorbringen der 18F-Schleuse über die V. femoralis rechts bis in die V. cava<br />

inferior.<br />

Nach Einbringen der Schleuse kommt es anschließend zur transseptalen<br />

Punktion parallel unter Durchleuchtung und unter Echokontrolle in der posterioren,<br />

proximalen Fossa ovalis. Anschließend wird ein extra steifer Draht<br />

in die linke obere Pulmonalvene eingelegt und der Patient erhält Heparin i.v.<br />

zur Vermeidung thrombembolischer Komplikationen. Nach Spülung und Präparation<br />

des MitraClip®-Systems wird die Führungsschleuse gewechselt und<br />

der Dilatator und die Schleuse des MitraClip®-Systems in den linken Vorhof<br />

eingebracht. Unter TEE-Kontrolle wird nun das Clipsystems im LA gesteuert<br />

und über der Mitralklappe positioniert. Nach Positionierung und Clipentfaltung<br />

kann das Greifen der Segel erfolgen. Nach der Implantation des ersten<br />

Clips erfolgt eine Lage-Kontrolle und Beurteilung der Reduktion der MI auch<br />

im Farbduplex. Nach Kontrolle der eingefangenen Segelanteile im Clip wird<br />

dieser endgültig von den Sicherungsleinen freigelassen. Anschließend wird<br />

über eine notwendige weitere Chipimplantation entschieden. Danach wird<br />

das Systems und die Schleuse aus dem Vorhof entfernt. Nach echokardiographischer<br />

Kontrolle des kleinen iatrogenen ASDs und des Gradienten über der<br />

Mitralklappe ist die Clipimplantation beendet.<br />

Intraoperativ erfolgt die Gabe von 1,5 g Cefuroxim i.v. nach der Kutannaht<br />

und Anlage eines Femostopp-Systems zur Vermeidung von Leisteneinblutungen<br />

wird die Narkose beendet und der Patient zeitnah extubiert. Eine Verlegung<br />

auf die Intensivstation zur Kontrolle des neurologischen Status, eines<br />

möglichen Perikardergusses und zum hämodynamischen Monitoring erfolgt<br />

im Anschluss an die Clipimplantation.<br />

18


Patientenauswahl<br />

Positionierung des geöffneten<br />

Clips mit der steuerbaren<br />

Führungsschleuse im linken<br />

Vorhof über der Mitralklappe.<br />

Die Segel der Klappe werden an<br />

der Insuffizienzstelle zwischen<br />

den Cliparmen fixiert.<br />

Der geschlossene Clip führt zu<br />

zwei Öffnungen der<br />

Mitralklappe.<br />

Nachsorge des Patienten<br />

Alle Patienten kommen nach der MitraClip®-Implantation zur Überwachung<br />

für 24 Stunden auf unsere Intensivstation. Dort erfolgt eine weitere Kontrolle<br />

des Kreislaufes und der Atmung sowie des Herzrhythmus. Am Tag nach<br />

der Implantation können die Patienten in der Regel wieder aufstehen und<br />

sich mobilisieren. Eine Herzrhythmusüberwachung erfolgt über weitere<br />

3 Tage. Für gewöhnlich bleiben die Patienten ca. 3 bis 5 Tage nach der Implantation<br />

im Krankenhaus. Allerdings werden die behandelnden Ärzte die<br />

Dauer des Aufenthaltes immer nach den individuellen Bedürfnissen und<br />

gesundheitlichen Erfordernissen der Patienten ausrichten. Bei den meisten<br />

Patienten tritt bereits direkt nach der Implantation eine Besserung der klinischen<br />

Symptome auf (Besserung der Luftnot und der Belastbarkeit). Nach<br />

der MitraClip®-Implantation müssen weiterhin Medikamente eingenommen<br />

werden, insbesondere zur Blutverdünnung und ggf. zur Behandlung einer<br />

evtl. bestehenden Herzinsuffizienz. Der behandelnde Kardiologe wird die<br />

Medikamentenverodnung individuell zusammenstellen.<br />

In vielen Fällen werden für einige Zeit (z. B. für sechs Monate) nach dem Einsatz<br />

des MitraClip®-Systems Plättchenhemmer verschrieben (ASS und Clopidogrel).<br />

Nach sechs Monaten kann eines der Medikamente nach Rücksprache<br />

mit dem Arzt abgesetzt werden. Ansonsten sind keine speziellen Medikamente<br />

erforderlich.<br />

19


Patientenauswahl<br />

Bei bestehender Indikation zur Einnahme von Blutverdünnern wie Marcumar,<br />

Warfarin oder neueren Substanzen (NOAK, z.B. Pradaxa, Rivaroxaban, Apixaban)<br />

muss in einigen Fällen für 1 Monat zusätzlich ein Medikament zur Blutplättchenhemmung<br />

(meist Copidogrel) eingenommen werden. Normalerweise<br />

können die Patienten bei Entlassung nach Hause gehen ohne, dass sie<br />

dort spezielle Hilfen in Anspruch nehmen müssen. Auf jeden Fall sollte etwa<br />

30 Tage nach der Prozedur stärkere körperliche Aktivität vermieden werden.<br />

Die optimale Weiterführung der medikamentösen Therapie ist auch nach Implantation<br />

des MitraClip® von großer Bedeutung. Das Herzzentrum <strong>Dresden</strong><br />

bietet ein spezielles Nachbeobachtungsprogramm für MitraClip® Patienten<br />

an, um die korrekte Funktion des Herzens und der Mitralklappe auch im Verlauf<br />

zu erfassen und die Medikation entsprechend anzupassen.<br />

Diese regelmäßigen, zunächst aller 3 Monate stattfindenden Kontrolluntersuchungen<br />

sehen neben der Durchführung eines Herzultraschalls, eines<br />

Elektrokardiogramms sowie einer Blutentnahme, die speziell der Einschätzung<br />

Ihrer Herzfunktion dienen sollen, auch weitere individualisierte Diagnostik<br />

sowie ein ausführliches Gespräch mit einem unserer Herzspezialisten<br />

vor. Weiterhin erhält im Rahmen der Clipimplantation jeder Patient einen MitraClip®<br />

Pass, der ähnlich wie ein Herzschrittmacherausweis zur Information<br />

anderer behandelnder Ärzte, aber auch für Notfallsituationen immer mitgeführt<br />

werden sollte. Selbstverständlich stehen wir Ihrem primär behandelndem<br />

Hausarzt und Kardiologen jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung.<br />

Ein zentraler Clip implantiert zwischen<br />

den zwei Segeln der Mitralklappe<br />

linker Vorhof<br />

minimale<br />

Undichtigkeit<br />

linker Ventrikel<br />

Nach der Clipimplantation ist im Ultraschall nur<br />

noch eine minimale Restundichtigkeit der Klappe<br />

erkennbar<br />

20


Patientenauswahl<br />

Weiterhin ist zu beachten, dass bei gewissen Eingriffen (z.B. zahnärztlichen<br />

Eingriffen) eine zusätzliche prophylaktische Antibiotikagabe im ersten Jahr<br />

nach <strong>Mitraclip</strong>implantation notwendig ist. Danach erfordert der Eingriff keine<br />

erhöhte Endokarditisprophylaxe. Dies muss mit dem jeweils behandelnden<br />

Arzt abgesprochen werden.<br />

Mögliche Komplikationen<br />

Die Komplikationen sind bei diesem Eingriff sehr gering (


Einweisung des Patienten<br />

IV Einweisung des Patienten<br />

Checkliste zur Einweisung des Patienten<br />

Folgende Voruntersuchungen sind notwendig:<br />

• Transthorakale Echokardiographie<br />

• Transösophageale Echokardiographie inkl. 3D-TEE<br />

• ggf. Koronarangiographie (alternativ: CT-Angiographie oder<br />

MRT-Angiographie)<br />

• Lungenfunktionmessung<br />

• Ultraschall der Halsgefäße<br />

• Blutuntersuchungen (Gerinnung, Blutbild, Nierenfunktion etc.)<br />

Diese Untersuchungen können auch gern über unser Haus organisiert und<br />

durchgeführt werden.<br />

Implantation von 2 parallelen Clips<br />

bei schwerer Undichtigkeit<br />

22


Einweisung des Patienten<br />

Kontakt Mitralklappensprechstunde<br />

Eine Anmeldung zum interventionellen MitraClip® kann über unsere<br />

Ambulanz oder das chefärztliche Sekretariat erfolgen<br />

(verantwortlicher Arzt Dr. med. S. Wiedemann).<br />

Anmeldung kann erfolgen:<br />

Telefon: 0351-450-1382 oder 0351-450-1703<br />

FAX: 0351-450-1702<br />

E-Mail: sekretariat2.mkk@mailbox.tu-dresden.de<br />

Anmeldebogen unter<br />

www.kardiologie-tu-dresden.de/Aktuelles/Anmeldung_komplett.pdf<br />

Schriftlich<br />

Herzzentrum <strong>Dresden</strong> Universitätsklinik<br />

Klinik Innere Medizin und <strong>Kardiologie</strong><br />

Sekretariat Frau Univ.-Prof. Dr. med. Ruth H. Strasser<br />

Fetscherstr. 76<br />

01307 <strong>Dresden</strong><br />

Weitere Ansprechpartner<br />

Herr Dr. med. S. Wiedemann<br />

Herr Krunoslav Sveric<br />

Frau U. Mix<br />

Frau A. Nedwig<br />

23


Anhang<br />

Aufklärungsbogen <strong>Mitraclip</strong><br />

Was der Arzt<br />

(Patientenaufkleber)<br />

<strong>Mitraclip</strong> – Therapie der Schlussunfähigkeit<br />

der Mitralklappe durch die Leistengefäße<br />

Erklärung des Herzfehlers und der Standardtherapie<br />

Bei Ihnen wurde eine Schlussunfähigkeit der Einlassklappe der linken Hauptkammer – der so genannten<br />

Mitralklappe – festgestellt. Hierdurch kommt es zum Rückstau von Blut in die Lunge. Typische Symptome<br />

sind Luftnot und Leistungsschwäche. Bei Hochgradigkeit des Klappenfehlers kann es zur Herzschwäche<br />

kommen bzw. eine bestehende Herzschwäche kann verstärkt werden. Die Standardtherapie dieses<br />

Klappenfehlers ist die herzchirurgische Rekonstruktion oder der Ersatz der Mitralklappe. Dieses Operationsverfahren<br />

hat gute Ergebnisse, ist allerdings immer mit der Eröffnung der Brusthöhle und dem<br />

Anschluss an die Herz-Lungen-Maschine verbunden. Bei Ihnen wurde das Risiko dieser Art des<br />

herzchirurgischen Eingriffes als zu hoch angesehen.<br />

Erklärung der für Sie vorgeschlagenen Alternativmethode<br />

Als Alternativeingriff zum herzchirurgischen Eingriff wurde für Sie eine Methode vorgeschlagen, die auf<br />

Kathetertechnik beruht und nicht mit der Eröffnung der Brusthöhle und dem Anschluss der Herz-<br />

Lungen-Maschine verbunden ist.<br />

Der Eingriff wird in Vollnarkose durchgeführt, um sicherzustellen, dass Sie während des Eingriffs<br />

vollkommen ruhig liegen. Ein Katheter (stabiler hohler Kunststoffschlauch) wird über die Leistenvene<br />

durch Punktion der Vorhofscheidewand in die linke Vorkammer gelegt. Auf dem Boden der linken<br />

Vorkammer befindet sich die Mitralklappe, welche therapiert werden soll. Über den Katheter wird eine Art<br />

Klammer – der MitraClip – zur Mitralklappe genau über die Stelle der Undichtigkeit geführt. Nach<br />

genauer Positionierung des Clips wird er an beiden Segeln der Mitralklappe genau an der Stelle der<br />

Schlussunfähigkeit befestigt. Dadurch werden beide Segel an dieser Stelle fest verbunden und die<br />

Schlussfähigkeit der Klappe verbessert. Sollte das Ergebnis nicht zufriedenstellend sein, kann der Clip<br />

wieder geöffnet werden und die Segel z.B. an geringfügig anderer Stelle verbunden werden. Ist das<br />

Ergebnis gut - d.h. wurde eine ausreichende Verbesserung der Klappenfunktion erzielt, wird der Clip<br />

von dem Katheter gelöst. Der Clip verbleibt dann an der Klappe. Der Katheter wird wieder entfernt.<br />

Sollte kein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden können, kann der Clip wieder entfernt werden,<br />

solange er mit dem Katheter verbunden ist. Zur Führung des Eingriffs werden Röntgendurchleuchtung<br />

und das Schluckecho (Ultraschall durch die Speiseröhre) benötigt. Um das Ergebnis des Eingriffs zu<br />

überprüfen, wird zusätzlich ein kleinerer Katheter in die Leistenarterie eingeführt (Linksherzkatheter),<br />

sowie ein Einspülkatheter in die Lunge (Rechtsherzkatheter) durchgeführt. Diese Untersuchungen sind<br />

möglicherweise bei Ihnen schon einmal durchgeführt worden.<br />

Aufklärungsbogen <strong>Mitraclip</strong><br />

Soweit wir überschauen können, kann der beschriebene Eingriff relativ schonend durchgeführt werden.<br />

Das System wurde an über 6000 Patienten bereits eingesetzt. Es gibt jedoch noch keine Langzeitergebnisse.<br />

24


Anhang<br />

Aufklärungsbogen <strong>Mitraclip</strong><br />

Mögliche Komplikationen des Eingriffs<br />

sind u.a.:<br />

Blutungen:<br />

Eine Gefäßverletzung kann zu einer Blutung führen.<br />

Diese Blutung könnte eine Operation, ggf. auch eine<br />

Notoperation notwendig machen. Die Gabe von<br />

Fremdblut könnte notwendig werden. Blutungen können<br />

auch aus z.B. Magengeschwüren oder anderen bereits<br />

bestehenden Blutungsquellen auftreten, da eine<br />

gewisse Blutverdünnung nach dem Eingriff notwendig<br />

erscheint, um Gerinnselauflagerungen an der Klammer<br />

zu verhindern. Eine zusätzliche Blutungsquelle könnte<br />

der lange Gebrauch der Ultraschallsonde in der<br />

Speiseröhre sein.<br />

Folgende Fragen helfen uns, das Risiko<br />

Herzbeutelerguss /-tamponade:<br />

des Eingriffs noch weiter zu senken:<br />

Durch die notwendige Punktion der Vorhofscheidewand<br />

kann es zu einer Verletzung der Herzwände kommen. Nehmen Sie gerinnungshemmende Substanzen<br />

Eine Blutung in den Herzbeutel könnte entstehen. Dieser (z.B. ASS, Marcumar, o.a.)? ja nein<br />

Herzbeutelerguss müsste ggf. drainiert werden oder<br />

durch eine Operation – auch akut – entlastet werden. Ist eine Funktionsstörung der Niere oder der Schilddrüse<br />

Wie bei jeder Blutung kann die Gabe von Fremdblut bekannt? ja nein<br />

mit den verbundenen Risiken (z.B. allergische Reaktion,<br />

Haben Sie Allergien? ja nein<br />

Ansteckung mit einer Infektionskrankheit) notwendig<br />

werden.<br />

Nehmen Sie Tabletten zur Einstellung einer Zuckerkrankheit?<br />

ja nein<br />

Cliplösung und -wanderung:<br />

Trotz genauer Überprüfung der Clipposition im Ultraschall<br />

ist es nicht absolut auszuschließen, dass es akut oder<br />

später zu einer teilweisen oder kompletten Lösung des<br />

Clips kommen kann. Der gewanderte Clip könnte<br />

Arterien verschließen und somit z.B. eine Schlaganfall<br />

auslösen. Eine Entfernung des Clips mittels Katheter<br />

oder Operation würde notwendig werden. Bei erneuter<br />

Verschlechterung der Schlussunfähigkeit müsste dann<br />

ggf. doch eine Herzoperation durchgeführt werden.<br />

Defekt der Vorhofscheidewand:<br />

Nach der Punktion der Vorhofscheidewand kann ein<br />

kleiner Defekt in der Scheidewand verbleiben, der im<br />

Allgemeinen keine Therapie erfordert. Denkbar wäre<br />

aber auch der Verschluss des Defektes mittels<br />

Herzkatheter oder Herzoperation.<br />

___________________________________________<br />

Andere mögliche Komplikationen wären z.B. eine<br />

Verletzung von Hautnerven, eine allergische Reaktion,<br />

eine Verstärkung einer Herzschwäche. Im Extremfall<br />

könnten die genannten Komplikationen zum Tod führen.<br />

Hatten Sie schon mal eine Thrombose oder<br />

Gerinnselverschleppung? ja nein<br />

Ist bei Ihnen eine Erkrankung des Magens oder der<br />

Speiseröhre bekannt? ja nein<br />

Sind noch andere Beschwerden vorhanden? ja nein<br />

Fragen an Ihre Ärztin / Ihren Arzt:<br />

Infektion:<br />

Durch Bakterien im Blut kann es zu einer Infektion im<br />

Bereich des Clips kommen. Daher wird Ihnen ein<br />

Herzpass ausgehändigt. In Situationen, in denen Wenn vorhanden, bitte Allergie / Röntgenpass<br />

Bakterien in relevanter Zahl ins Blut gelangen können, und Heparin-Ausweis mitbringen!<br />

sollten zumindest kurzzeitig Antibiotika gegeben werden.<br />

Eine Infektion des Clips würde ggf. eine herzchirurgische<br />

Entfernung und einen Klappenersatz Teilnahme an einer Klinischen Registerstudie zur Erhebung<br />

Mit Ihrer Unterschrift erklären Sie auch Ihre Bereitschaft zur<br />

notwendig machen.<br />

der periproceduralen Daten und der Nachverfolgung bis 1<br />

Jahr nach <strong>Mitraclip</strong>-Implantation.<br />

Luft-Gerinnselverschleppung:<br />

Aufklärender Arzt:<br />

Das Einführen der Katheter könnte die Verschleppung<br />

von Luft ermöglichen, wodurch es zum Verschluss von<br />

Ort/Datum: ______________________________________<br />

Gefäßen und somit z.B. zu einem Schlaganfall, einem Unterschrift: ______________________________________<br />

Herzinfarkt oder einem Schock kommen könnte.<br />

Patienteneinverständnis:<br />

Herzrhythmusstörungen:<br />

Durch die Einlage von Kathetern in die Herzhöhlen<br />

können Herzrhythmusstörungen ausgelöst werden,<br />

die eine medikamentöse oder elektrische Therapie<br />

notwendig machen könnten.<br />

Ich habe die Erklärung des Eingriffs und die möglichen<br />

Komplikationen verstanden. Meine Fragen wurden für mich<br />

verständlich beantwortet. Ich fühle mich gut aufgeklärt.<br />

Ort/Datum: ______________________________________<br />

Unterschrift: ______________________________________<br />

25


Literaturverzeichnis<br />

Literaturverzeichnis<br />

[1] Cioffi G et al.: Functional mitral regurgitation predicts 1-year mortality<br />

in elderly patients with systolic chronic heart failure. Eur J Heart Fail (2005)<br />

7:1112-1117.<br />

[2] Bursi F et al.: Mitral regurgitation after myocardial infarction: a review.<br />

Am J Med (2006) 119:103-112.<br />

[3] Rogers J H et al.: Percutaneous edge-to-edge MitraClip therapy in the<br />

management of mitral regurgitation. Eur Heart J (2011) 19:2350-2357.<br />

26


Notizen<br />

Notizen<br />

27


Notizen<br />

Notizen<br />

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