Prozessrechentechnik - Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland ...
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Vorlesung<br />
<strong>Prozessrechentechnik</strong><br />
(PRT)<br />
für Studenten<br />
des<br />
7. Semesters<br />
Standort Wilhelmshaven<br />
Fachbereich Ingenieurwissenschaften<br />
Bereich Elektrotechnik<br />
Prof. Dr.-Ing. W. Schumacher<br />
Prof. Dr.-Ing. H. Ahlers
II<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd
Vorwort<br />
Ziel der vierstündigen Vorlesung ist es, in die Theorie der Abtastregelungen und deren Verwirklichung mit<br />
Prozessrechnern einzuführen. Dieser Stoff wird anhand von Beispielen vertieft und es werden Aufgaben<br />
empfohlen, ohne deren selbständige Lösung die Vorlesung weniger verstanden wird.<br />
Im zweistündigen Praktikum zur Veranstaltung wird das Wissen aus der Vorlesung vertieft durch selbständige<br />
Lösung von regelungstechnische Aufgaben unter Anwendung von professionellen Simulations- und<br />
Entwicklungswerkzeugen und Prozessrechnern. Dabei wird der Weg über Entwurf, Simulation, Erprobung<br />
beschritten am Beispiel von realen Labormodellen durch Beschreibung, Analyse, Synthese der zugehörigen<br />
Systeme und Prozesse.<br />
Die vorliegende Unterlage bildet das Gerüst der <strong>Prozessrechentechnik</strong>. Das Skript besitzt nicht die Ausführlichkeit<br />
eines Lehrbuches, sondern es werden, i. a. ohne mathematische Ableitungen und Beweise, Methoden und<br />
Verfahren in angepasster fachlicher Tiefe dargelegt, wie es für Verständnis und Fähigkeit der Anwendung des<br />
Stoffes notwendig erscheint. Zur Vertiefung des Lehrstoffes wird das in der Vorlesung angegebene Schrifttum<br />
empfohlen. In diesem Vorlesungsmanusskript fehlen bewusst einige Übungsbeispiele. Dies ist beabsichtigt, diese<br />
Aufgaben werden in den Vorlesungen an der Tafel vorgerechnet, bzw. von den Studierenden selbst bearbeitet.<br />
Da dieses die zweite elektronisch dokumentierte Ausgabe des Vorlesungsmanusskripts ist, wäre es nett, wenn Sie<br />
etwaige redaktionelle Fehler mitteilen würden.<br />
Wilhelmshaven im September 2003<br />
Literaturhinweise:<br />
[1] Schumacher, W.:<br />
Vorlesung Prozesssteuerung 1,<br />
<strong>Fachhochschule</strong> <strong>Oldenburg</strong>/<strong>Ostfriesland</strong>/Wilhelmshaven, Standort Wilhelmshaven.<br />
[2] Schumacher, W.:<br />
Vorlesungsskript Regelungstechnik,<br />
<strong>Fachhochschule</strong> <strong>Oldenburg</strong>/<strong>Ostfriesland</strong>/Wilhelmshaven, Standort Wilhelmshaven., 2002.<br />
[3] Ahlers, H. :<br />
Vorlesungsskript “Mathematik III”;<br />
http://www.fh-wilhelmshaven.de/fbe/download.shtml<br />
[4] Brauch, W.; Dreyer, H.J.; Haacke, W. :<br />
Mathematik für Ingenieure;<br />
Teubner Verlag, Stuttgart 1990.<br />
[5] Papula, L.:<br />
Mathematik für Ingenieure 1;<br />
Vieweg Verlag, Braunschweig 1990.<br />
[6] Ahlers, H. :<br />
Vorlesungsskript “Mathematik “II”;<br />
http://www.fh-wilhelmshaven.de/fbe/download.shtml<br />
[7] Wendt, Lutz:<br />
Taschenbuch der Regelungstechnik,<br />
Verlag Harri Deutsch, Thun und Frankfurt am Main, 1998, 2. Auflage.<br />
[8] Dörscheidt, F., Latzel, W.<br />
Grundlagen der Regelungstechnik,<br />
Teubner Verlag, Stuttgart 1993, 2. Auflage.<br />
[9] Latzel, Wolfgang:<br />
Einführung in die digitalen Regelung,<br />
VDI Verlag, Düsseldorf 1995.<br />
Kommentar: [7], [8] und [9] sind als Vertiefung des Vorlesungsstoffes zu empfehlen.<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
III
IV<br />
Gliederung: <strong>Prozessrechentechnik</strong><br />
1. Einführung<br />
1.1. Der Begriff <strong>Prozessrechentechnik</strong><br />
1.2. Ziele der Vorlesung<br />
1.3. Unterschied zwischen analogen und diskreten Regelungen<br />
1.4. Inhalt der Vorlesung<br />
2. Wiederholung analoge Theorie<br />
2.1. Formeln zur Laplace-Transformation<br />
2.2. Der ideale Einheitsstoß �(t) und die Einheitssprungfunktion �(t)<br />
2.3. Beschreibung von linearen System<br />
2.4. Übertragungsfunktionen elementarer Übertragungsglieder<br />
2.5. Reglerdimensionierungsverfahren<br />
2.6. Kaskadenregelung<br />
3. Theorie diskreter Systeme<br />
3.1. Was ist ein diskretes System, wie wird es beschrieben?<br />
3.2. Diskretisierung analoger Signale<br />
3.3. Entwurf von quasikont. Regelungen mit Abtastreglern für kontinuierliche Strecken, Teil 1<br />
3.4. Die z-Transformation<br />
3.5. Differenzengleichungen<br />
3.6. Bilineare Transformation<br />
3.7. Diskrete Beschreibung analoger Strecken<br />
3.8. Entwurf von quasikont. Regelungen mit Abtastreglern für kontinuierliche Strecken, Teil 2<br />
4. Diskrete Regelung einfacher Strecken<br />
4.1. Regelung einer PT1-Strecke mit digitalem I-Regler<br />
4.2. Regelung einer PT3-Strecke mit PI-Regler bei Polstellenkompensation und Vorgabe des<br />
Dämpfungsgrades<br />
4.3. Regelung einer schwingungsfähigen PT3-Strecke, PI-Regler-Entwurf im Bodediagramm<br />
5. Modellbildung für Gleichstrommotoren<br />
5.1. Konzepte von Antriebsregelungen<br />
5.2. Prinzip der Regelung von Gleichstrommaschinen<br />
5.3. Modellbildung der fremderregten Gleichstrommaschine<br />
5.4. Unnormiertes Modell der fremderregten Gleichstrommaschine<br />
5.5. Normierung der fremderregten Gleichstrommaschine<br />
6. Analoge Regelung des Gleichstrommotors<br />
6.1. Beschreibung der vorhanden Komponenten des Antriebs<br />
6.2. Direkte Synthese der Regelkreise<br />
6.3. Reglerentwurf mit Bodediagramm<br />
6.4. Direkte Drehzahlregungen<br />
6.5. Zeitoptimale Regelung<br />
7. Abtastregler mit zeitdiskreten Modellen der Regelstrecke<br />
7.1. Beschreibung linearer Systeme, n-ter Ordnung<br />
7.2. Diskretisierung analoger Strecken mittels Zustandsgleichungen<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd
Inhaltsverzeichnis: <strong>Prozessrechentechnik</strong><br />
1. Einführung ............................................................................ 1<br />
1.1. Der Begriff <strong>Prozessrechentechnik</strong>.................................................. 1<br />
1.2. Ziele der Vorlesung............................................................. 1<br />
1.3. Unterschied zwischen analogen und diskreten Regelungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1<br />
1.4. Inhalt der Vorlesung ............................................................ 2<br />
2. Wiederholung analoge Theorie ............................................................ 3<br />
2.1. Formeln zur Laplace-Transformation ............................................... 3<br />
2.1.1. Laplace-Transformation................................................. 3<br />
2.1.2. Rücktransformation .................................................... 3<br />
2.1.3. Transformation von y und dessen Ableitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
2.1.4. Transformation und Rücktransformation mit Tabelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
2.1.5. Verschiebungssatz ..................................................... 4<br />
2.1.6. Dämpfungssatz........................................................ 5<br />
2.1.7. Faltungsintegral ....................................................... 5<br />
2.1.8. Faltungssatz .......................................................... 5<br />
2.1.9. Grenzwertsätze........................................................ 6<br />
2.2. Der ideale Einheitsstoß und die Einheitssprungfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
2.2.1. Definition des idealen Einheitsstoßes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
2.2.2. Beschreibung des Impulses mit Hilfe von e-Funktionen und Grenzübergang . . . . . . . . 6<br />
2.2.3. Beschreibung des idealen Einheitsstoßes mit Hilfe von Rechtecken und Grenzübergang<br />
.................................................................. 7<br />
2.2.4. Die Einheitssprungfunktion .............................................. 7<br />
2.2.5. Zusammenhang zwischen Einheitssprung und Dirac-Impuls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
2.3. Beschreibung von linearen System ................................................. 8<br />
2.3.1. Beschreibung durch Differentialgleichungen (DGLn) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
2.3.2. Beschreibung durch die Übertragungsfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
2.3.3. Impulsantwort/Gewichtsfunktion.......................................... 8<br />
2.3.4. Sprungantwort/Übergangsfunktion ........................................ 9<br />
2.3.5. Zusammenhang Übergangsfunktion h(t) und Gewichtsfunktion g(t) . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
2.3.6. Berechnung der Systemantwort bei beliebiger Anregung mit Hilfe der und<br />
Gewichtsfunktion .................................................... 9<br />
2.4. Übertragungsfunktionen elementarer Übertragungsglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
2.4.1. Proportionalglied, P-Glied, P-Regelglied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
2.4.2. Integrierglied, I-Glied, I-Regelglied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
2.4.3. Verzögerungsglied 1. Ordnung, PT1-Glied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
2.4.4. Reales Differenzierglied mit Verzögerung 1. Ordnung, DT1-Glied . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
2.4.5. Verzögerungsglied 2. Ordnung, PT2-Glied, nicht schwingungsfähig . . . . . . . . . . . . . 12<br />
2.4.6. Verzögerungsglied 2. Ordnung, PT2-Glied, schwingungsfähig . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
2.4.7. PI-Regelglied ........................................................ 13<br />
2.4.8. PIDT1-Regler........................................................ 13<br />
2.5. Reglerdimensionierungsverfahren ................................................ 14<br />
2.5.1. Ersatzübertragungsfunktion ............................................. 14<br />
2.5.1.1. Vereinfachung der Übertragungsfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
2.5.1.2. Ersatzübertragungsfunktion des Totzeitgliedes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
2.5.1.3. Überführung der Sprungantwort/Übergangsfunktion in eine<br />
Übertragungsfunktion ........................................ 15<br />
2.5.1.3.1. PT1-Glied.......................................... 15<br />
2.5.1.3.2. PT2-Glied nicht schwingungsfähig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
2.5.1.3.3. PT2-Glied, leicht schwingungsfähig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />
2.5.1.3.4. PT2-Glied stark schwingungsfähig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
2.5.2. Dämpfung einer Strecke 2. Ordnung ...................................... 20<br />
2.5.3. Regelung einer PT1-Strecke mit einem I-Regler durch Vorgabe der Dämpfung . . . . 21<br />
2.5.4. Reglerentwurf im Bodediagramm ........................................ 22<br />
2.5.4.1. Merkmale des Bodediagramms.................................. 22<br />
2.5.4.2. Syntheseaufgabe ............................................. 23<br />
2.5.4.3. Einstellung der Phasenreserve mit P-Regler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
2.5.4.4. Einstellung der Phasenreserve mit PI-Regler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
2.5.4.5. Einstellung der Phasenreserve mit PD-Regler (real: PDT1-Regler, Lead-Glied)<br />
.......................................................... 23<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
V
VI<br />
2.5.4.6. Einstellung der Phasenreserve mit PID-Regler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
2.5.5. Reglerentwurf PI-Regler mit Polstellenkompensation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
2.5.6. Reglerentwurf symmetrisches Optimum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
2.6. Kaskadenregelung............................................................. 24<br />
3. Theorie diskreter Systeme ............................................................... 26<br />
3.1. Was ist ein diskretes System, wie wird es beschrieben? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
3.2. Diskretisierung analoger Signale ................................................. 26<br />
3.2.1. Funktion des Abtasthaltegliedes ......................................... 26<br />
3.2.2. Einsatz des Abtasthaltegliedes in digitalen Regelungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
3.2.3. Übertragungsfunktion des Abtasthaltegliedes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
3.2.4. Einfluss der Abtastzeit, Shannon-Theorem, Anti-Aliasing-Filter . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />
3.3. Entwurf von quasikontinuierlichen Regelungen mit Abtastreglern für kontinuierliche Strecken, Teil<br />
1<br />
........................................................................ 32<br />
3.4. Die z-Transformation .......................................................... 33<br />
3.4.1. Definition der z-Transformation ......................................... 33<br />
3.4.2. z-Transformation spezieller Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />
3.4.2.1. Einheitssprung............................................... 34<br />
3.4.2.2. Rampenfunktion ............................................. 34<br />
3.4.2.3. e-Funktion .................................................. 35<br />
3.4.2.4. Übergangsfunktion eines PT1-Glied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
3.4.2.5. Kosinus-Funktionen .......................................... 36<br />
3.4.3. z-Transformation mit Tabelle ........................................... 37<br />
3.4.4. z-Übertragungsfunktion ................................................ 38<br />
3.4.4.1. Definition .................................................. 38<br />
3.4.4.2. z-Übertragungsfunktion eines PT1-Gliedes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
3.4.4.3. z-Übertragungsfunktion eines Integrierers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
3.4.4.4. Übliche der Bestimmung von G(z) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />
3.4.5. z-Übertragungsfunktion des Totzeitgliedes / Laufzeitgliedes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />
3.5. Differenzengleichungen ........................................................ 40<br />
3.5.1. Allgemeine Form ..................................................... 40<br />
3.5.2. z-Transformierte ..................................................... 40<br />
3.5.3. Realisierung eines digitalen Filters / Regelalgorithmus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
3.5.4. Stabilität von Differenzengleichungen für rationale Übertragungsglieder . . . . . . . . . 41<br />
3.6. Bilineare Transformation ....................................................... 42<br />
3.7. Diskrete Beschreibung analoger Strecken........................................... 42<br />
3.7.1. Proportionalglied, P-Glied, P-Regelglied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
3.7.2. Integrierglied, I-Glied, I-Regelglied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
3.7.2.1. Bilineare Transformation ...................................... 43<br />
3.7.2.2. Integration durch Rechteckregel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />
3.7.2.3. Trapez-Regel................................................ 45<br />
3.7.2.4. Vergleich der Integrationsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
3.7.3. Verzögerungsglied 1. Ordnung, PT1-Glied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />
3.7.3.1. Bilineare Transformation ...................................... 48<br />
3.7.3.2. Linksseitige Rechteckregel ..................................... 49<br />
3.7.3.3. Trapez-Regel................................................ 49<br />
3.7.3.4. Vereinfachte Lösung der DGL .................................. 49<br />
3.7.3.5. Verbesserte Lösung der DGL ................................... 50<br />
3.7.3.6. Vergleich der Verfahren ....................................... 51<br />
3.7.4. Reales Differenzierglied mit Verzögerung 1. Ordnung, DT1-Glied . . . . . . . . . . . . . . 53<br />
3.7.5. Verzögerungsglied 2. Ordnung, PT2-Glied, nicht schwingungsfähig . . . . . . . . . . . . . 54<br />
3.7.6. Verzögerungsglied 2. Ordnung, PT2-Glied, schwingungsfähig . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />
3.7.7. PI-Glied, PI-Regelglied ................................................ 56<br />
3.7.8. PIDT1-Regelglied .................................................... 56<br />
3.8. Entwurf von quasikontinuierlichen Regelungen mit Abtastreglern für kontinuierliche Strecken, Teil<br />
2 ....................................................................... 57<br />
4. Diskrete Regelung einfacher Strecken ...................................................... 58<br />
4.1. Regelung einer PT1-Strecke mit digitalem I-Regler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />
4.1.1. Aufgabe ............................................................ 58<br />
4.1.2. Vorgehensweise ...................................................... 58<br />
4.1.3. Entwurf der kontinuierlichen Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />
4.1.4. Bestimmung der Parameter für einen digitalen Regler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd
4.1.5. Simulationsergebnisse ................................................. 59<br />
4.2. Regelung einer PT3-Strecke mit PI-Regler bei Polstellenkompensation und Vorgabe des<br />
Dämpfungsgrades ......................................................... 61<br />
4.2.1. Aufgabe ............................................................ 61<br />
4.2.2. Vorgehensweise ...................................................... 61<br />
4.2.3. Entwurf der kontinuierlichen Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />
4.2.4. Bestimmung der digitalen Reglerparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />
4.3. Regelung einer schwingungsfähigen PT3-Strecke, PI-Regler-Entwurf im Bodediagramm . . . . . 65<br />
4.3.1. Aufgabe ............................................................ 65<br />
4.3.2. Vorgehensweise ...................................................... 65<br />
4.3.3. Entwurf der kontinuierlichen Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />
4.3.4. Bestimmung der digitalen Reglerparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />
4.3.5. Simulationsergebnisse ................................................. 67<br />
5. Modellbildung für Gleichstrommotoren .................................................... 68<br />
5.1. Konzepte von Antriebsregelungen ................................................ 68<br />
5.2. Prinzip der Regelung von Gleichstrommaschinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />
5.3. Modellbildung der fremderregten Gleichstrommaschine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69<br />
5.3.1. Stellglied ........................................................... 69<br />
5.3.2. Elektrischer Teil der fremderregten Gleichstrommaschine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />
5.3.3. Induzierte Spannung u G ................................................ 70<br />
5.3.4. Antriebsmoment m A ................................................... 70<br />
5.3.5. Mechanische Leistung P ............................................... 71<br />
5.3.6. Stationäres Drehzahlverhalten ........................................... 71<br />
5.3.7. Nennbetrieb ......................................................... 72<br />
5.3.8. Mechanischer Teil des Antriebes ......................................... 72<br />
5.3.9. Lageberechnung...................................................... 74<br />
5.3.10. Weitere Einflüsse .................................................... 74<br />
5.4. Unnormiertes Modell der fremderregten Gleichstrommaschine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75<br />
5.4.1. Zusammenfassung der Formeln der fremderregten Gleichstrommaschine . . . . . . . . . 75<br />
5.4.2. Wirkungsplan für den Gleichstrommotor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75<br />
5.5. Normierung der fremderregten Gleichstrommaschine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76<br />
5.5.1. Normierung des Ankerkreises ........................................... 76<br />
5.5.2. Normierung induzierte Spannung ........................................ 77<br />
5.5.3. Normierung Antriebsdrehmoment ........................................ 77<br />
5.5.4. Normierung Last- und Beschleunigungsmoment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />
5.5.5. Normierung mechanischer Teil .......................................... 78<br />
5.5.6. Zusammenfassung der normierten Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />
6. Analoge Regelung des Gleichstrommotors .................................................. 84<br />
6.1. Beschreibung der vorhanden Komponenten des Antriebs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84<br />
6.1.1. Kenndaten der Gleichstrommaschine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85<br />
6.1.2. Messglieder ......................................................... 86<br />
6.1.2.1. Strommessung............................................... 86<br />
6.1.2.2. Drehzahlmessung ............................................ 87<br />
6.1.2.3. Lagemessung................................................ 88<br />
6.1.3. Thyristorsteller ....................................................... 88<br />
6.1.4. PI-Regelglied ........................................................ 90<br />
6.2. Direkte Synthese der Regelkreise ................................................. 90<br />
6.2.1. Stromregelkreis ...................................................... 90<br />
6.2.2. Ersatzübertragungsfunktion des Stromregelkreises . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92<br />
6.2.3. Drehzahlregelkreis, Teil 1 .............................................. 93<br />
6.2.4. Regelung eines IT1-Gliedes und Symmetrisches Optimum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93<br />
6.2.4.1. Herleitung der Formeln........................................ 93<br />
6.2.4.2. Zusammenfassung zu „Symmetrisches Optimum“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />
6.2.5. Drehzahlregelkreis, Teil 2 .............................................. 99<br />
6.2.6. Ergebnisse der Strom-und Drehzahlregelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100<br />
6.2.7. Ersatzübertragungsfunktion Drehzahlregelkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102<br />
6.2.8. Lageregelung ....................................................... 102<br />
6.2.9. Ergebnisse der Lageregelung ........................................... 103<br />
6.3. Reglerentwurf mit Bodediagramm ............................................... 106<br />
6.3.1. Stromregelkreis ..................................................... 106<br />
6.3.2. Ersatzübertragungsfunktion des Stromregelkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107<br />
6.3.3. Drehzahlregelkreis ................................................... 108<br />
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VII
VIII<br />
6.3.4. Ergebnisse der Strom-und Drehzahlregelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109<br />
6.4. Direkte Drehzahlregungen ..................................................... 111<br />
6.5. Zeitoptimale Regelung ........................................................ 111<br />
6.5.1. Prinzip der zeitoptimalen Regelung ...................................... 111<br />
6.5.2. Grundlagen der zeitoptimalen Steuerung und der zeitoptimalen Regelung . . . . . . . . 111<br />
6.5.2.1. Behandlung in Zeitbereich .................................... 111<br />
6.5.2.2. Behandlung im Zustandsraum ................................. 112<br />
6.5.3. Zeitoptimale Steuerung ............................................... 113<br />
6.5.4. Prinzip der zeitoptimalen Regelung ...................................... 116<br />
6.5.5. Realisierung einer Regelung ........................................... 117<br />
6.5.6. Zustandsregelung .................................................... 119<br />
6.5.7. Strukturumschaltbare Regelung ........................................ 120<br />
7. Abtastregler mit zeitdiskreten Modellen der Regelstrecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121<br />
7.1. Beschreibung linearer Systeme, n-ter Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121<br />
7.1.1 Zustands-DGL....................................................... 121<br />
7.1.2. Herkömmliche Lösung der DGLn ....................................... 123<br />
7.1.2.1. Lösung im Zeitbereich ....................................... 123<br />
7.1.2.2. Lösung im Laplace Bereich ................................... 123<br />
7.1.3. Homogene Lösung der Vektor DGL ..................................... 124<br />
7.1.4. Eigenwerte ......................................................... 124<br />
7.1.5. Beispiel 2.Ordnung .................................................. 125<br />
7.1.6. Umformung von DGLn n-ter Ordnung nach n DGLn 1. Ordnung . . . . . . . . . . . . . . 126<br />
7.1.7. Allgemeine Lösung der Zustands DGLn mitteles Laplace Transformation . . . . . . . . 129<br />
7.2. Diskretisierung analoger Strecken mittels Zustandsgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130<br />
7.2.1 Lösung der Zustands-DGL für einen Abtastschritt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130<br />
7.3. Diskrete Regelung einer PT1-Strecken ............................................ 133<br />
Aufgaben ............................................................................. 139<br />
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1. Einführung<br />
1.1. Der Begriff <strong>Prozessrechentechnik</strong><br />
1.1. Der Begriff <strong>Prozessrechentechnik</strong> 1<br />
Laut Norm (IEV 351-18-3A) ist ein Prozessrechner ein Rechner, der direkt mit einem (meist physikalischen)<br />
Prozess über Prozessschnittstellen zum Echtzeitdatenaustausch gekoppelt ist. Bild 2 zeigt das allgemeine Prinzip<br />
eines Prozessrechners.<br />
Bild 2: Allgemeines Prinzip eines Prozessrechners<br />
1.2. Ziele der Vorlesung<br />
Nach Bild 2 sind bei einem allgemeinen Prozessrechner analoge und digitale Ein- und Ausgänge und z.B. zusätzliche<br />
Schnittstellen für eine Anbindung an Busysteme vorhanden. Im Rahmen dieser Vorlesung soll der Prozessrechner<br />
schwerpunktmäßig als digitaler Regler genutzt werden. Ziel dabei ist, den Rechenalgorithmus nach Bild<br />
2 theoretisch und praktisch zu verwirklichen, um den Prozess aus Informationen seiner Zustands- und Führungsgrößen,<br />
die ggf. A/D-gewandelt werden, über einen D/A-Wandler durch analoge Stellgrößen zu beeinflussen.<br />
Kenntnisse über Hard- und Software von Rechnern sind aus mehreren Veranstaltungen vorhanden und in der<br />
Vorlesung Prozesssteuerung I [1] wird Wissen über Echtzeitdatenverarbeitung mit Standardrechnern vermittelt.<br />
Deshalb wird in dieser Vorlesung nicht auf Hardware von Datenverarbeitungsanlagen und Schnittstellen eingegangen.<br />
1.3. Unterschied zwischen analogen und diskreten Regelungen<br />
Die Struktur eines analogen Regelkreises ist u.a. aus der Vorlesung Regelungstechnik [2] bekannt, siehe Bild 3:<br />
Bild 3: Wirkungsplan eines analogen Standardregelkreises<br />
In Bild 3 bedeuten:<br />
c - Zielgröße<br />
w - Führungsgröße<br />
e - Regeldifferenz, Regelfehler<br />
m - Reglerausgangsgröße (Eingangsgröße Stelleinrichtung)<br />
y - Stellgröße (Ausgangsgröße Steller, Eingangsgröße Steller)<br />
x - Regelgröße<br />
r - Rückführgröße<br />
q - Aufgabengröße<br />
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2 1. Einführung<br />
Die Regelung mit einem digitalen Regler ist der analogen Struktur nach Bild 3 ähnlich. Unterschiede:<br />
1. Der Regelalgorithmus erfolgt digital.<br />
2. Beim analogen Regler hat jeder Signalzeitpunkt Bedeutung für die Berechnung der analogen Stellgröße.<br />
Der digitale Regler arbeitet taktweise in den Zeitabständen der Abtastzeit T (Rechnertaktzeit).<br />
3. Soll- und Istwerte müssen diskretesiert werden. D.h für den Bereich einer Abtastzeit T werden Sollund<br />
Istwerte als konstant angenommen. Der Begriff Taster in Bild 4 bedeutet somit, dass aus dem<br />
Messsignal x(t) die diskreten Werte<br />
x(t=0) = x0<br />
x(t=T) = x1<br />
x(t=2T) = x2<br />
....<br />
gebildet werden müssen.<br />
4. Der Sollwert für die Regelung kann entweder analog oder digital vorgegeben werden. Bei analogen<br />
Vorgaben ist dieser zu diskretisieren.<br />
Bild 4: Möglicher Wirkungsplan einer Abtastregelung<br />
1.4. Inhalt der Vorlesung<br />
In Kapitel 2 werden einige Grundlagen der Vorlesung Regelungstechnik [2] kurz zusammengefasst, die in spätere<br />
Abschnitten der <strong>Prozessrechentechnik</strong> benötigt werden. Kapitel 2 dient somit den Studierenden zur Überprüfung<br />
ihrer Vorkenntnisse und es wird empfohlen, den Stoff aus Kapitel 2 zu wiederholen, damit Unklarheiten in der<br />
Vorlesung beseitigt werden können.<br />
Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Theorie von Abtastregelungen. Hier werden diskrete Regelalgorithmen (siehe<br />
Bild 4) beschrieben. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Beschreibung von Taster und Speicher (siehe Bild 4),<br />
später Abtasthalteglied genannt. Aufbauend auf bekannte analoge Reglerentwurfsverfahren ([1], bzw. Kap. 2) wird<br />
die Umsetzung von analog ermittelten Reglerkennwerten in Parameterwerte für digitale Regelalgorithmendargestellt.<br />
Zur Beschreibung der diskreten Systeme (u.a. digitaler diskreter Regler) werden allgemein Differenzengleichungen<br />
und z-Transformation benutzt. Diese Beschreibungsformen werden hier vorgestellt.<br />
In Kapitel 4 erfolgt eine Vertiefung des in Kap. 3 vermittelten Stoffes durch Anwendung der Theorie anhand<br />
zweier einfacher Systeme:<br />
S Abschnitt 4.1: Diskrete Regelung einer PT1-Strecke mit einem I-Regler<br />
S Abschnitt 4.2: Diskrete Regelung einer PT2-Strecke mit einem PI-Regler<br />
Ziel ist es (auch in der parallelverlaufenden Laborveranstaltung), die Theorie der Abtastregelungen anhand eines<br />
praktischen Beispiels zu erläutern. Grundlage bilden dabei die in Kapitel 5 dargestellte Modellbildung und analoge<br />
Regelung eines Antriebs mit Gleichstrommotor. Vermittlung von Theorie und Erläuterung einer zugehörigen<br />
Regelung für Drehzahl und Lage erfolgen in Kapitel 6.<br />
Abschließend wird in Kapitel 7 die Regelung von zeitdiskreten Systemen mit Digitalreglern beschrieben.<br />
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2. Wiederholung analoge Theorie<br />
2.1. Formeln zur Laplace-Transformation<br />
2.1. Formeln zur Laplace-Transformation 3<br />
In diesem Abschnitt werden die wichtigsten Formel der Laplace-Transformation wiederholt. Ausführliche Herleitung<br />
der angegeben Formel erfolgen u.a. in [3] bis [5]. Es sei darauf hingewiesen, dass für die Symbole der Laplacevariablen<br />
sowohl „p“ als auch „s“ benutzt werden können.<br />
2.1.1. Laplace-Transformation<br />
Zeit-Bereich => Frequenz-Bereich oder Bildbereich<br />
2.1.2. Rücktransformation<br />
Frequenz-Bereich => Zeit-Bereich<br />
Y(p) = £{y(t)} Y(p) M-------F y(t) (1)<br />
-1<br />
y(t) = £ {Y(p)} y(t) F-------M Y(p) (2)<br />
Anmerkung: Zeitgrößen klein y(t)<br />
Frequenzgrößen, Bildbereichsgrößen groß Y(p)<br />
Sowohl die Laplace-Transformation (Abschnitt 2.1.1) als auch deren Rücktransformation (Abschnitt 2.1.2) werden<br />
in der Praxis mit Hilfe von Tabellen (siehe Abschnitt 2.1.4) und Partialbruchzerlegung (siehe u.a.[3] bis [5])<br />
durchgeführt.<br />
2.1.3. Transformation von y und dessen Ableitung<br />
y(t) F-------M Y(p) (3)<br />
F-------M p*Y(p) - y 0<br />
(4)<br />
F-------M (5)<br />
F-------M (6)<br />
F-------M (7)<br />
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4 2. Wiederholung analoge Theorie<br />
2.1.4. Transformation und Rücktransformation mit Tabelle<br />
y(t) Y(p) Nummer<br />
1 = �(t) (8)<br />
t = t*�(t) = r(t) (9)<br />
e -at<br />
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(10)<br />
cos(�1t) (11)<br />
sin(�1t) (12)<br />
1 - e -t/T<br />
1 - e -at<br />
t*e -at<br />
-at<br />
e *cos(�1t) -at<br />
e *sin(�1t) (13)<br />
(14)<br />
(15)<br />
(16)<br />
(17)<br />
cos(�1t +�) (18)<br />
-at<br />
e *cos(�1t + �)<br />
Tabelle 1: Korrespondenztabelle der Laplace-Transformation<br />
2.1.5. Verschiebungssatz<br />
Bild 5<br />
£ T 0 > 0 (21)<br />
Eine Verschiebung von y(t) um T 0 in Richtung der Zeitachse bewirkt im Bildbereich eine Multiplikation mit<br />
.<br />
Anmerkung: Die Verschiebung im Zeitbereich kann physikalisch als Totzeit (Laufzeit) gedeutet werden.<br />
Beispiel: Förderband, Signallaufzeit. Daher erscheinen physikalisch sinnvoll nur Totzeiten (Laufzeiten) größer<br />
Null, welches eine Verschiebung nach rechts bedeutet.<br />
(19)<br />
(20)
2.1.6. Dämpfungssatz<br />
2.1. Formeln zur Laplace-Transformation 5<br />
gegeben: y(t) Y(p)<br />
gesucht:<br />
-at<br />
£{y(t)*e }<br />
Lösung:<br />
-at<br />
£{y(t)*e } = Y(p+a)<br />
-at<br />
y(t)*e F---M Y(p+a) (22)<br />
2.1.7. Faltungsintegral<br />
Das Faltungsintegrals verknüpft zwei gegebene Funktionen y 1(t) und y 2(t)<br />
mit Hilfe der Definition<br />
zu einer dritten Funktion. Die Aussage des Faltungsintegrals soll nun anschaulich verdeutlicht werden, siehe Bild<br />
6. Die von der Variablen t abhängigen Funktionen y 1(t) und y 2(t)<br />
werden überführt in von der Variablen � abhängigen<br />
Funktionen. Bei der Funktion y (t) wird “t” nur durch “�” ersetzt:<br />
y 1(t) y 1(�)<br />
In der Funktion y 2(t)<br />
wird “t” ersetzt durch “t-�”:<br />
y 2(t) y 2(t-�)<br />
1<br />
Die Funktion y 2wird somit verschoben und gespiegelt. Die Funktion y 2ist somit im Vergleich zur Funktion y 1um<br />
den Parameter “t” gefaltet. Sowohl y 1(�) als auch y 2(t-�)<br />
sind Funktionen, die von der Variablen � abhängig sind.<br />
Die Zeit t ist in der Funktion y nur noch als konstanter Parameter anzusehen, siehe Bild 6, Teilbild b.<br />
Bild 6: Anschauliche Bedeutung des Faltungsintegrals<br />
2<br />
Das Integral (23) kann für einen bestimmten (im Moment konstanten) Zeitpunkt t gedeutet werden. Die Integration<br />
erfolgt über �, t ist nur konstanter Parameter für das Integral. Um das Faltungsintegral (23) für einen t-Wert zu<br />
bestimmen, müssen die zwei in Bild 6b darstellten Funktionen multipliziert und integriert werden. Die Integration<br />
erfolgt von � = 0 bis � = t. Das Ergebnis wird durch die obere Integrationsgrenze wieder eine Funktion von t. Ohne<br />
Beweis: Die Funktionen y und y dürfen auch getauscht werden, ohne dass sich das Ergebnis ändert.<br />
2.1.8. Faltungssatz<br />
y 1(t) F---M Y 1(p)<br />
y (t) F---M Y (p)<br />
2 2<br />
1 2<br />
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(23)<br />
Y(p) = Y 1(p)*Y 2(p)<br />
(24)<br />
Fazit: Die Transformation des Faltungsintegrals zweier Funktionen ergibt die Multiplikation der<br />
Laplace-Transformierten der Einzelfunktionen.
6 2. Wiederholung analoge Theorie<br />
2.1.9. Grenzwertsätze<br />
2.2. Der ideale Einheitsstoß und die Einheitssprungfunktion<br />
2.2.1. Definition des idealen Einheitsstoßes<br />
Anderer Name: Dirac-Impuls, Diracsche Funktion, Impulsfunktion der Fläche „1"<br />
Die spezielle Impulsfunktion Dirac-Impuls �(t) ist definiert durch folgende Eigenschaften:<br />
- nur bei t = 0 von Null verschieden,<br />
- Amplitude unendlich,<br />
- Breite infinitesimal klein,<br />
- Impulsfläche A = 1.<br />
Anschaulich darstellen lässt sich der Impuls entweder durch ein Rechteck oder durch eine e-Funktion der Fläche<br />
1.<br />
2.2.2. Beschreibung des Impulses mit Hilfe von e-Funktionen und Grenzübergang<br />
=> =><br />
Bild 7 verdeutlicht den Einfluss von kleineren �. Bei kleiner werdenden � steigt die Amplitude und die Impulsform<br />
wird deutlicher.<br />
Bild 7:<br />
Grenzübergang von � gegen Null ergibt:<br />
Laplace-Transformieren von �(t)<br />
£{�(t)} = £ £*<br />
£{�(t)} = 1 �(t) F------M 1 (28)<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(25)<br />
(26)<br />
(27)
2.2. Der ideale Einheitsstoß und die Einheitssprungfunktion 7<br />
2.2.3. Beschreibung des idealen Einheitsstoßes mit Hilfe von Rechtecken und Grenzübergang<br />
Bild 8 zeigt Rechtecke mit der Fläche 1.<br />
Laplace-Transformieren von �(t)<br />
£{�(t)} = £ £<br />
£<br />
£<br />
�(t) F------M 1<br />
Bild 8: Impulsfunktion Diriac-Impuls erklärt anhand<br />
von Rechtecken der Fläche 1<br />
Praktische Anwendung von Impulsfunktionen (ideale Einheitsstöße, multipliziert mit<br />
Fläche ungleich eins) :<br />
- Einschalten einer idealen Spannungsquelle an C,<br />
- Kraftstoß in der Mechanik ,<br />
- Impulsantwort in der Regelungstechnik.<br />
2.2.4. Die Einheitssprungfunktion<br />
Der Einheitssprung �(t) nach Bild 9 ist definiert als:<br />
Bild 9: Einheitssprungfunktion<br />
u(t) = 0 für t < 0<br />
u(t) = 1 für t > 0 (30)<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(29)
8 2. Wiederholung analoge Theorie<br />
2.2.5. Zusammenhang zwischen Einheitssprung und Dirac-Impuls<br />
Der Einheitssprung (30) lässt sich mit Hilfe des Grenzwertes auch als eine Funktion angeben:<br />
Differenzieren von (31) ergibt:<br />
Der Vergleich von (32) und (27) lässt erkennen<br />
dass die zeitliche Ableitung des Einheitssprunges �(t) die Gewichtsfunktion �(t) ist.<br />
2.3. Beschreibung von linearen System<br />
2.3.1. Beschreibung durch Differentialgleichungen (DGLn)<br />
Für die dynamische Beschreibung von Systemen benutzt man DGLn. Für ein System n. Ordnung nach Bild 10<br />
ergibt sich für die Ausgangsgröße v die folgende DGL:<br />
In der Regel sind in (34) mehrere b i gleich Null.<br />
2.3.2. Beschreibung durch die Übertragungsfunktion<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(31)<br />
(32)<br />
(33)<br />
(34)<br />
Bild 10: System n. Ordnung mit u als Eingangs- und v<br />
als Ausgangsgröße<br />
Mit v(t=0) ergibt sich z.B. unter Anwendung von (3) bis (7) auf (34) für ein System 4. Ordnung :<br />
4 3 2 3 2<br />
V(p)[a 4*p + a 3*p + a 2*p + a 1*p + a 0] = U(p)[b 3*p + b 2*p + b 1*p + b 0]<br />
(35)<br />
Die Übertragungsfunktion eines Systems wird definiert als das Verhältnis der Laplace-transformierten Zeitfunktionen<br />
von Ausgangs- zu Eingangsgröße:<br />
Für das System nach Bild 10 ergibt sich durch Anwendung von (36) auf (35) die Übertragungsfunktion.<br />
2.3.3. Impulsantwort/Gewichtsfunktion<br />
Wird auf das System nach Bild 10 auf den Eingang der Einheitsimpuls nach Abschnitt 2.2 (27) gegeben<br />
u(t) = �(t) (Idealer Einheitsstoß) (38)<br />
antwortet das System mit der speziellen Impulsantwort, der Gewichtsfunktion<br />
v(t) = g(t) (Gewichtsfunktion) (39)<br />
Einsetzen von (38) und (39) unter Anwendung von (28) in (36) ergibt:<br />
G(p) = £{g(t)} (40)<br />
Die Laplace-Transformierte der Gewichtsfunktion ist die Übertragungsfunktion.<br />
(36)<br />
(37)
2.3.4. Sprungantwort/Übergangsfunktion<br />
2.3. Beschreibung von linearen System 9<br />
Wird auf das System nach Bild 10 auf den Eingang der Einheitssprung nach Abschnitt 2.2.4 (30) gegeben<br />
u(t) = �(t) (Einheitssprung) (41)<br />
antwortet das System mit der speziellen Sprungantwort, genannt Übergangsfunktion:<br />
v(t) = h(t) (Übergangsfunktion) (42)<br />
Einsetzen von (41) und (42) unter Anwendung von (8) in (36) ergibt:<br />
H(p) = £{h(t)} (43)<br />
2.3.5. Zusammenhang Übergangsfunktion h(t) und Gewichtsfunktion g(t)<br />
Die Gleichung (33) aus Abschnitt 2.2.4 besagt, dass die Ableitung des Einheitssprunges �(t) der Dirac-Impuls �(t)<br />
ist. Bei linearen Systemen lässt sich dieses auf die Antwort übertragen. Damit ist die Gewichtsfunktion g(t) die<br />
Ableitung der Übergangsfunktion h(t):<br />
2.3.6. Berechnung der Systemantwort bei beliebiger Anregung mit Hilfe der und Gewichtsfunktion<br />
Das Eingangssignal u(�) des Systems nach Bild 10 wird für einen infinitesimal kleinen Zeitraum dt zur Zeit t<br />
betrachtet, siehe Bild 11.<br />
Bild 11: Beliebiges Anregungssignal eines Systems<br />
Der in Bild 11 schraffierte Teil des Signals u(�) kann angesehen werden als ein Teilimpuls der Fläche<br />
u(�) d � (45)<br />
der zum Zeitpunkt � erfolgt. Die Teilantwort des Systems auf den Teilimpuls (45) lautet:<br />
dv = g(t-�)*u(�) d� (46)<br />
Zur Berechnung von v(t) muss (46) über � integriert werden:<br />
Nach (47) lasst sich die Systemantwort mit Hilfe des Faltungsintegrals, siehe (23), berechnen.<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(44)<br />
(47)
10 2. Wiederholung analoge Theorie<br />
2.4. Übertragungsfunktionen elementarer Übertragungsglieder<br />
Diese Übertragungsglieder wurden sehr ausführlich in [2] behandelt, siehe dort. Die Darstellungen hier erleichtert<br />
die Wiederholung des Stoffes.<br />
2.4.1. Proportionalglied, P-Glied, P-Regelglied<br />
Blocksymbol Übergangsfunktion<br />
DGL/Gleichung<br />
v = K p*u<br />
(49)<br />
Übertragungsfunktion<br />
G(p) = K p<br />
(51)<br />
h(t) = K p*�(t)<br />
(48)<br />
Gewichtsfunktion<br />
g(t) = K *�(t) (50)<br />
Tabelle 2: Proportionalglied, P-Glied, P-Regelglied, K p Proportionalbeiwert<br />
2.4.2. Integrierglied, I-Glied, I-Regelglied<br />
Blocksymbol Übergangsfunktion<br />
h(t) = t/T (52)<br />
DGL/Gleichung<br />
Übertragungsfunktion<br />
(53)<br />
(53)<br />
(54)<br />
(54)<br />
(56)<br />
p<br />
Gewichtsfunktion<br />
I<br />
Bodediagramm<br />
F = 20dB*ln(K )<br />
Bodediagramm<br />
Steigung in F<br />
-20 dB/Dekade<br />
Tabelle 3: Integrierglied, I-Glied, I-Regelglied, K I - Integrierbeiwert, T I=1/K I - Integrierzeit<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(55)<br />
p
2.4.3. Verzögerungsglied 1. Ordnung, PT1-Glied<br />
Blocksymbol Übergangsfunktion<br />
DGL/Gleichung<br />
Übertragungsfunktion<br />
(58)<br />
-t/T<br />
h(t) = K p*(1-<br />
e ) (57)<br />
(59) Gewichtsfunktion<br />
(61)<br />
Tabelle 4: Verzögerungsglied 1. Ordnung, PT1-Glied<br />
2.4. Übertragungsfunktionen elementarer Übertragungsglieder 11<br />
Bodediagramm<br />
F = 20*lg(K )<br />
Max P<br />
Steigung für F (�T >> 1)<br />
-20 dB/Dekade<br />
2.4.4. Reales Differenzierglied mit Verzögerung 1. Ordnung, DT1-Glied<br />
Blocksymbol Übergangsfunktion Bodediagramm<br />
DGL/Gleichung<br />
Übertragungsfunktion<br />
Gewichtsfunktion<br />
Tabelle 5: Reales Differenzierglied mit Verzögerung 1. Ordnung, DT1-Glied<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(60)
12 2. Wiederholung analoge Theorie<br />
2.4.5. Verzögerungsglied 2. Ordnung, PT2-Glied, nicht schwingungsfähig<br />
Blocksymbol Übergangsfunktion<br />
DGL/Gleichung<br />
Übertragungsfunktion<br />
(63)<br />
(64)<br />
(65)<br />
(67)<br />
(68)<br />
Gewichtsfunktion<br />
Bodediagramm<br />
F m = 20*lg(K P)<br />
Tabelle 6: Verzögerungsglied 2. Ordnung, PT2-Glied, nicht schwingungsfähig (� >1)<br />
2.4.6. Verzögerungsglied 2. Ordnung, PT2-Glied, schwingungsfähig<br />
Blocksymbol Übergangsfunktion<br />
DGL/Gleichung<br />
Übertragungsfunktion<br />
(70)<br />
(71)<br />
(72)<br />
(74)<br />
Gewichtsfunktion<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(66)<br />
(73)<br />
Bodediagramm<br />
F m = 20*lg(K P)<br />
Tabelle 7: Verzögerungsglied 2. Ordnung, PT2-Glied, schwingungsfähig (� < 1)<br />
(62)<br />
(69)
2.4.7. PI-Regelglied<br />
Blocksymbol Übergangsfunktion<br />
DGL/Gleichung<br />
(76)<br />
v=x + K P*u<br />
(77)<br />
Übertragungsfunktion<br />
(78)<br />
(79)<br />
(80)<br />
(81)<br />
Gewichtsfunktion<br />
Tabelle 8: PI-Regelglied K I = K P/T i = 1/ TI<br />
2.4.8. PIDT1-Regler<br />
2.4. Übertragungsfunktionen elementarer Übertragungsglieder 13<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(75)<br />
(82)<br />
Bodediagramm<br />
F m = 20*lg(K P)<br />
Blocksymbol Übergangsfunktion Bodediagramm<br />
DGL/Gleichung<br />
Übertragungsfunktion<br />
Tabelle 9: PIDT1-Regler<br />
Gewichtsfunktion
14 2. Wiederholung analoge Theorie<br />
2.5. Reglerdimensionierungsverfahren<br />
2.5.1. Ersatzübertragungsfunktion<br />
Im allgemeinen sind die zu regelnden Strecken dynamische Systeme höherer Ordnung. Um für diese Strecken<br />
Regler zu entwerfen, erfolgt i.A. eine Vereinfachung der Strecke. Dieses ist mit einer Verringerung der Ordnung<br />
verbunden. Vereinfachen, bzw. die Strecke beschreiben, kann man entweder mit Hilfe<br />
- der Übertragungsfunktion oder des Frequenzgangs (Abschnitt 2.5.1.1)<br />
- oder mit Hilfe der Sprungantwort/Übergangsfunktion (Abschnitt 2.5.1.3)<br />
2.5.1.1. Vereinfachung der Übertragungsfunktion<br />
Das allgemeine System n-ter Ordnung<br />
lässt sich mit Hilfe von Reihenentwicklungen annähern durch ein System 2. Ordnung als PDT2-Glied<br />
oder einfacher als PT2-Glied<br />
oder durch ein System 1. Ordnung<br />
Die Näherungen (84) und (85) können später für einen Reglerentwurf genutzt werden. Bei Näherungen ist immer<br />
auf den Gültigkeitsbereich zu achten. Dieses soll am Beispiel gezeigt werden. Die Übertragungsfunktion<br />
wird mit Hilfe von (84) und (85) angenähert:<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(83)<br />
(84)<br />
(85)<br />
(86)<br />
(87)<br />
(88)<br />
Zum Vergleich sind (86), (87) und (88) in einem<br />
Bodediagramm dargestellt. Bild 12 zeigt, dass im<br />
unterem Frequenzbereich (� < 1/9 s) die Näherung<br />
mit den PT1-Glied (87) noch gute Ergebnisse<br />
liefert. Die Näherung mit den PT2-Glied (88) zeigt<br />
noch für etwas größere Frequenzen eine gute Näherung.<br />
Bild 12: Bodediagramm, Einfluss der Näherung<br />
a) Originalfunktion (PT3)<br />
b) Näherung PT2<br />
c) Näherung PT1
2.5.1.2. Ersatzübertragungsfunktion des Totzeitgliedes<br />
Das Totzeitglied mit der Übertragungsfunktion in p<br />
wird in eine Reihe entwickelt:<br />
und nach den ersten Glied abgebrochen:<br />
2.5. Reglerdimensionierungsverfahren 15<br />
Nach (90) kann ein Totzeitglied mit der Laufzeit T t in erster Näherung durch ein PT1-Glied mit Ersatzzeitkon-<br />
stanten T an genähert werden.<br />
t<br />
2.5.1.3. Überführung der Sprungantwort/Übergangsfunktion in eine Übertragungsfunktion<br />
Bei vielen Systemen kann man eine Sprungantwort/Übergangsfunktion aufnehmen und aus dieser eine Ersatzübertragungsfunktion<br />
herleiten. Als Ersatzübertragungsfunktionen werden im allgemeinen verwendet:<br />
- PT1-Glied (Abschnitt 2.5.1.3.1)<br />
- PT2-Glied nicht schwingungsfähig, � > 1 (Abschnitt 2.5.1.3.2)<br />
- PT2-Glied leicht schwingungsfähig, 0.6 < � < 1 (Abschnitt 2.5.1.3.3)<br />
- PT2-Glied stark schwingungsfähig, � < 0.6 (Abschnitt 2.5.1.3.4)<br />
- Totzeitglied<br />
- oder eine Kombination oberer Näherungen.<br />
Das Totzeitglied ist leicht aus der Sprungantwort zu beschreiben und soll hier nicht behandelt werden.<br />
2.5.1.3.1. PT1-Glied<br />
Verläuft die Übergangsfunktion in der Form nach Bild 13, kann diese durch ein PT1-Glied mit der Zeitkonstanten<br />
T und der Verstärkung K angenähert werden:<br />
e Pe<br />
Die Werte K Pe und T e können aus Bild 13 abgelesen werden.<br />
2.5.1.3.2. PT2-Glied nicht schwingungsfähig<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(89)<br />
(90)<br />
(91)<br />
Bild 13: Annäherung der Übergangsfunktion durch<br />
ein PT1-Glied hier: K = 6, T = 40 ms<br />
Pe e<br />
Verläuft die Übergangsfunktion in der Form nach Bild 14, kann diese durch ein PT2-Glied, (siehe (67)/(68)) mit<br />
den Zeitkonstanten T und T sowie der Verstärkung K angenähert werden:<br />
e1 e2 Pe<br />
(92)
16 2. Wiederholung analoge Theorie<br />
Bild 14: Annäherung der Übergangsfunktion<br />
durch ein PT2-Glied, � >1<br />
Die Ersatzverstärkung K Pe kann aus Bild 14, aus dem Endwert direkt abgelesen werden. Die Ersatzzeitkonstanten<br />
T e1 und T e2 werden mit Hilfe der zwei Zeiten T 01 und T 08 (siehe Bild 14) identifiziert. Die beiden Zeiten geben die<br />
Stellen an, bei denen die Übergangsfunktion 0.1 und 0.8 vom Endwert erreicht haben. Aus dem Verhältnis T 01 und<br />
T werden nach Bild 15 die Werte T /T und T /T abgelesen.<br />
08 1 08 2 08<br />
Bild 15: Zeitkonstante T e1 und T e2 eines PT2-Gliedes (� > 1) als Funktion vom Verhältnis T 01/T08 Für die Ersatzzeitkonstanten T e1 und T e2 aus (263) erhält man<br />
T e1 = (T 1/T 08)*T 08 = a*T08<br />
T e2 = (T 2/T 08)*T 08 = b*T08<br />
wobei sich T 1/T 08 und T 2/T 08 aus Bild 15 ergeben; T 08 wird aus der Übergangsfunktion (Bild 14) abgelesen. Hinweis:<br />
Dieses Verfahren kann nur bei Systemen ohne Totzeit angewendet werden.<br />
Beispiel:<br />
Für die Übergangsfunktion nach Bild 14 lassen sich ablesen:<br />
T 01 = 1.2 s T 08 = 7.2 s K Pe = 10<br />
Das Verhältnis wird berechnet:<br />
T 01/T 08 = 1.2 s/7.2 s = 0.167<br />
Aus Bild 15 kann abgelesen werden:<br />
a = T 1/T 08 = 0.21<br />
b = T 2/T 08 = 0.46<br />
Die Ersatzzeitkonstanten ergeben sich dann zu:<br />
T e1 = 0.21*7.2 s = 1.5 s<br />
T = 0.46*7.2 s = 3.3 s<br />
e2<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(93)
2.5.1.3.3. PT2-Glied, leicht schwingungsfähig<br />
2.5. Reglerdimensionierungsverfahren 17<br />
Bild 16: Annäherung der Übergangsfunktion<br />
durch ein PT2-Glied, 0.6 < � < 1<br />
Verläuft die Übergangsfunktion nach Bild 16, kann diese durch ein PT2-Glied nach (74) angenähert werden:<br />
Die Ersatzverstärkung K Pe kann nach Bild 16 aus dem Endwert direkt abgelesen werden. Da die Übergangsfunktion<br />
aus Bild 16 stärk gedämpft ist, kann der Überschwingungsgrad schlecht ermittelt werden. Deshalb werden wie<br />
in Abschnitt 2.5.1.3.2 die Zeiten T 01 und T 08 ermittelt, an denen die Übergangsfunktion 0.1 bzw. 0.8 des Endwertes<br />
erreicht. Aus dem Verhältnis der Zeiten T /T werden aus Bild 17 die Kenngrößen ablesen:<br />
- �<br />
01 08<br />
- (95)<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(94)
18 2. Wiederholung analoge Theorie<br />
Bild 17: Kenngrößen eines schwingungsfähigen PT2-Gliedes aus dem Verhältnis der Zeiten T 01/T08 a) Dämpfung �<br />
b) � , bezogen auf T<br />
0 08<br />
Beispiel:<br />
Aus der Übergangsfunktion nach Bild 16 lassen sich ablesen:<br />
K Pe = 10 T 01 = 0.747 s T 08 = 3.870 s<br />
Das Verhältnis wird berechnet:<br />
T 01/T 08 = 0747 s/3.870 s = 0.193.<br />
Damit kann aus Bild 17 abgelesen werden:<br />
� = 0.9 � o*T 08 = 2.7<br />
Berechnung von � ergibt nach (95):<br />
0<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd
2.5.1.3.4. PT2-Glied stark schwingungsfähig<br />
2.5. Reglerdimensionierungsverfahren 19<br />
Verläuft die Übergangsfunktion in der Form nach Bild 18, kann diese auch durch ein PT2-Glied nach (94) angenähert<br />
werden. Die Ersatzverstärkung K Pe kann auch hier aus den Endwert der Übergangsfunktion (Beharrungswert)<br />
abgelesen werden.<br />
Aus Bild 18 kann der relative Maximalwert<br />
Bild 18: Annäherung der Übergangsfunktion<br />
durch ein PT2-Glied, � < 0.6<br />
abgelesen werden. Aus Bild 19 kann mit dem Wert von (96) direkt in die gesuchte Dämpfung � abgelesen werden.<br />
Weiterhin ist aus Bild 18 die Periodendauer abzulesen bzw. T /2. Nach (69) beträgt die Kreisfrequenz<br />
Aus (97) kann das gesuchte � 0 bestimmt werden:<br />
Bild 19: Dämpfung eines PT2-Gliedes als Funktion des relativen Maximalwertes<br />
Beispiel:<br />
Für die Übergangsfunktion nach Bild 18 lassen sich ablesen:<br />
K e = 10<br />
Aus Bild 19 lässt sich mit<br />
h max = 11.6 T p/2<br />
= 8.6 s - 3.4 s = 5.2 s<br />
ablesen: � = 0.5<br />
Nach (98) ergibt sich:<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
p<br />
(96)<br />
(97)<br />
(98)
20 2. Wiederholung analoge Theorie<br />
2.5.2. Dämpfung einer Strecke 2. Ordnung<br />
Eine Übertragungsfunktion 2. Ordnung<br />
kann auch angegeben werden in der Form<br />
Durch Koeffizientenvergleich von (99) und (100) ergibt sich<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(99)<br />
(100)<br />
=> (101)<br />
=> (102)<br />
Die Nullstellen von (100) bestimmen den Eingangsvorgang und ergeben sich zu:<br />
Die Lage der Nullstellen (103) in der komplexen Ebene verdeutlicht Bild 20.<br />
Aus (103) ergibt sich:<br />
(103)<br />
Bild 20: Lage der Pole (Eigenwerte) in der komplexen Ebene<br />
Nach (104) ist der Betrag der Nullstellen gleich � 0.<br />
Dann kann � auch als Kosinus des Winkels � aus Bild 20<br />
angesehen werden:<br />
� = cos(�) (105)<br />
Aus (103) kann abgelesen werden:<br />
Die homogene Lösung (Einschwingvorgang) zu (99/100) lautet:<br />
(104)<br />
�-Abklingzeitkonstante, �0-Abklingkonstante (106)<br />
Eigenfrequenz (107)
Mit (106) und (107) lässt sich (108) angeben als:<br />
2.5. Reglerdimensionierungsverfahren 21<br />
Je größer der Faktor �, desto gedämpfter ist die Schwingung. Bei � = 1 stellt sich der aperiodische Grenzfall ein,<br />
der Übergang von konjungiert komplexen zu reellen Nullstellen. � = 1 bedeutet die Grenze zum Überschwingungen,<br />
� = 0.7 etwa nur 4 % Überschwingungen bei der Sprungantwort.<br />
Stabilität<br />
Die Stabilität lässt sich aus der homogen Lösung der DGL herleiten. Ist (108/109)abklingend, stellt sich Stabilität<br />
ein. Aus (103) und (108) folgt:<br />
Re(p K ) < 0 => Stabilität (110)<br />
Re(p K ) = 0 => Stabilitätsgrenze, labil (111)<br />
Re(p ) > 0 => Instabilität, aufklingend (112)<br />
K<br />
Die oben angegebenen Stabilitätsbedingungen (110) bis (112) gelten nicht nur für eine Strecke 2. Ordnung (wie<br />
hergeleitet), sondern allgemein für Strecken n-ter Ordnung. Dabei sind alle n-Pole der Strecke zu bestimmen. Nur<br />
ein Pol kann schon die Instabilität oder die Stabilitätsgrenze bewirken.<br />
Hinweis 1:<br />
Die Nullstellen des Nennerpolynoms der Übertragungsfunktion sind auch die Nullstellen des charakteristischen<br />
Polynoms in � bei der Bestimmung der homogen Lösung der zu gehörigen DGL.<br />
Hinweis 2:<br />
Ein passives Element (z.B. R-L-C-Schwingkreise) weist immer Stabilität auf (L-C bedeutet nur theoretisch die<br />
Stabilitätsgrenze). Sind aktive Elemente (z.B. Verstärker) vorhanden, kann Instabilität auftreten. Theoretisch gibt<br />
es auch bei passiven Strecken (z.B. magnetischen Aufhängung) Instabilität. Nur wird hier ohne aktive Elemente<br />
der instabile Arbeitspunkt nicht erreicht.<br />
2.5.3. Regelung einer PT1-Strecke mit einem I-Regler durch Vorgabe der Dämpfung<br />
Eine Strecke mit einer Ersatzübertragungsfunktion nach Abschnitt 2.5.1 kann mit einem I-Regler geregelt werden,<br />
siehe Bild 21.<br />
Mit der Übertragungsfunktion des Regelgliedes<br />
und der Strecke mit der Verstärkung K P und der Ersatzzeitkonstanten Te<br />
Bild 21: Regelung einer PT1-Strecke mit I-Regler<br />
ergibt sich aus (113) und (114) für die Übertragungsfunktion des offenen Kreises:<br />
Mit der Abkürzung<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(108)<br />
(109)<br />
(113)<br />
(114)<br />
(115)
22 2. Wiederholung analoge Theorie<br />
lässt sich (115) angeben durch:<br />
Die Übertragungsfunktion des geschlossen Kreises für ein System nach Bild 21 ohne Übertragungsfunktion im<br />
Rückführzweig kann sich wie folgt berechnet werden:<br />
Durch Einsetzen von (117) in (118) ergibt sich:<br />
Die Integrationszeit T IK soll durch Vorgabe der Dämpfung � nach Abschnitt 2.5.1 erfolgen. Der Vergleich von<br />
(119) mit (100) lässt erkennen:<br />
Durch Einsetzen von (121) in (120) ergibt sich:<br />
2<br />
T IK = 4*� *T e<br />
(122)<br />
Durch Verknüpfung von (116) und (122) bzw. (121) und (122) lässt sich die Integrierzeit T I bzw. der Integrierbeiwert<br />
K des Regelgliedes bestimmen:<br />
I<br />
2<br />
T I = K p*4*� *T e ; K I = 1/T I . (123)<br />
2.5.4. Reglerentwurf im Bodediagramm<br />
In diesem Abschnitt werden die Reglerentwurfsverfahren aus der Vorlesung Regelungstechnik [2] aufgeführt, die<br />
in der Veranstaltung <strong>Prozessrechentechnik</strong> angewendet werden. Zunächst wird der Entwurf im Bodediagramm<br />
dargestellt, bei dem durch ein Regelglied eine definierte Phasenreserve � moder Amplitudenreserve G meingestellt<br />
o<br />
wird. Die Phasenreserve ist die Differenz des Phasengangs des aufgeschnittenen Regelkreises zu -180 bei der<br />
Durchtrittsfrequenz � .<br />
2.5.4.1. Merkmale des Bodediagramms<br />
c<br />
Anschauliche Darstellung des Systemverhaltens mit<br />
S Abschätzung des Verstärkungs- und Zeitverhaltens (Phasenverschiebung, "Schnelligkeit") in Abhängigkeit<br />
der Kreisfrequenz,<br />
S Abschätzung des Einflusses von Parameteränderungen,<br />
S Reglerentwurf erfolgt über Darstellung der Kreisübertragungsfunktion des offenen Kreises<br />
G o(s)=G R(s)*Gs(s),<br />
S Streckenfrequenzgang. G (s) kann analytisch oder experimentell gefunden werden.<br />
s |jw<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(116)<br />
(117)<br />
(118)<br />
(119)<br />
(120)<br />
(121)
2.5.4.2. Syntheseaufgabe<br />
2.5. Reglerdimensionierungsverfahren 23<br />
Wie muss der Reglerfrequenzgang von G R(s) die Kreisübertragungsfunktion des offenen Kreise G o(s)<br />
verändern,<br />
damit der geschlossene Kreis folgende Anforderungen erfüllt:<br />
a) Stabilität, Dämpfung<br />
Ortskurve von G 0 (s) muss in hinreichendem Abstand vom kritischen Punkt verlaufen (s. Nyquistkriterium)<br />
=><br />
S<br />
S<br />
Pasenreserve � m (Betragsreserve G m)<br />
muss angemessen groß sein für<br />
o o<br />
gutes Führungsverhalten: 50 < � m < 80 (12dB < G m < 20dB)<br />
o o<br />
gutes Störverhalten: 20 < � < 60 ( 4dB < G < 12dB)<br />
b) Bleibende Regeldifferenz<br />
m m<br />
e � soll hinreichend klein sein (Verstärkung bei t => � sehr groß), am besten G o(s=0)<br />
� � (I-Anteil(e)).<br />
c) Schnelligkeit, Anstiegszeit (z.B. der Führungssprungantwort)<br />
Für die Anstiegszeit T sr gilt (Näherungsbetrachtung für G 0 (s) durch hinreichend gedämpftes System zweiter Ordnung):<br />
, mit � g : 3dB-Bandbreite<br />
Achtung: Stellgliedverhalten bzgl. Bandbreite und Beschränkung.<br />
S Parameterunempfindlichkeit<br />
20*lg (| G (s)|) durchdringt mit möglichst geringer Steigung die 0db-Linie ( > -20 db / Dekade ).<br />
o<br />
2.5.4.3. Einstellung der Phasenreserve mit P-Regler<br />
Wirkung: nur Einfluss auf Betragsgang, Phase bleibt unverändert!<br />
Entwurf: | G o | mit K PR verschieben, bis gewünschte Phasenreserve � m erreicht wird.<br />
Fragen:<br />
S |G o (0)| für gewünschte Regeldifferenz groß genug? nein: PI- (PID-) Regler wählen<br />
S � groß genug? nein: PD- (PID-) Regler wählen<br />
c<br />
2.5.4.4. Einstellung der Phasenreserve mit PI-Regler<br />
Wirkung: Regelung wird genauer, jedoch nicht schneller<br />
Entwurf:<br />
S | G | für die Ermittlung von K wie beim P-Regler einstellen, dabei � durch zusätzliche Phasenreserve<br />
o PR m<br />
größer als gewünscht wählen.<br />
S Knickfrequenz 1/T n des PI-Reglers so legen, dass zusätzliche Phasenreserve �� durch Phasengang dieses<br />
Regelgliedes aufgehoben wird .<br />
Achtung: 1/T n nicht zu klein wählen (T n zu groß), sonst tritt einschleichendes (kriechendes) Verhalten auf!<br />
Fragen: � c groß genug? nein: PID-Regler wählen<br />
2.5.4.5. Einstellung der Phasenreserve mit PD-Regler (real: PDT1-Regler, Lead-Glied)<br />
Wirkung: Regelung wird schneller, ggf. stabiler, nicht genauer<br />
Entwurf: Phase anheben, damit � c größer werden kann ( 1/T d in die Nähe der Durchtrittsfrequenz � c des<br />
unkompensierten Falles)<br />
Achtung: D-Anteil problematisch: Störungen werden verstärkt; große Stellgrößen bei schnellen Änderungen der<br />
Regeldifferenz.<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd
24 2. Wiederholung analoge Theorie<br />
2.5.4.6. Einstellung der Phasenreserve mit PID-Regler<br />
Wirkung: vereint die Merkmale von P-, PI-, PD-Regler.<br />
2.5.5. Reglerentwurf PI-Regler mit Polstellenkompensation<br />
xxx noch<br />
2.5.6. Reglerentwurf symmetrisches Optimum<br />
xxx noch<br />
2.5.7. Reglerentwurf Betragsoptimum<br />
xxx noch<br />
2.6. Kaskadenregelung<br />
Bild 22: Mögliche Reihenschaltung einer zu regelnden Strecke<br />
Lässt sich eine zu regelnde Strecke gemäß Bild 22 als Reihenschaltung mehrerer Übertragungsfunktionen mit<br />
kleiner werdender Dynamik darstellen, d.h. die Verzögerungszeit von G S1 ist kleiner als die von G s2 und die ist<br />
wiederum kleiner als die von G S3,<br />
kann jede Ausgangsgröße einzeln geregelt werden, die Regelungen bilden dann<br />
eine Kaskade. In diesem Fall kann die Regelung für x 3 langsamer sein als die für die erste und zweite Größe, die<br />
Regelung für x 2 kann wiederum langsamer sein als für die erste Größe. Anwendung findet die Kaskadenregelung<br />
sehr häufig bei der Regelung von Antriebsmaschinen. Bei einer Gleichstrommaschine wäre y die Spannung und<br />
x 1die Größe Strom oder Moment. Das Moment wird integriert zur Größe Geschwindigkeit (Drehzahl), Größe x 2.<br />
Nochmalige Integration ergibt die Position (Drehwinkel), Größe x 3. Für jede der Größen x 1, x 2 und x 3 wird ein<br />
eigener Regler dimensioniert. Bild 23 zeigt die Struktur.<br />
Bild 23: Wirkungsplan einer dreischleifigen Kaskadenregelung<br />
Für die Strecke nach Bild 22 wir unter Nichtbeachtung der Größen x 2 und x 3 der x1-Regler für die Große x 1 nach<br />
bekannten Verfahren dimensioniert, Struktur siehe Bild 24. Ist der x1-Regler dimensioniert, ergibt sich für den<br />
geschossenen Kreis zwischen m und x deren Übertragungsfunktion des geschlossenen Kreises:<br />
1 1<br />
(124)<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd
Bild 24: Wirkplan der inneren Kaskade<br />
2.6. Kaskadenregelung 25<br />
Im allgemeinen ist (124) von höherer Ordnung. Damit die Dimensionierung des x2-Reglers einfacher wird, kann<br />
z.B. (124) mit Hilfe einer Ersatzübertragungsfunktion G e1(p)<br />
(siehe Abschnitt 2.5.1) vereinfacht werden. Mit<br />
G eW1(p), G Mess2(p) und G S2(p)<br />
kann der Regler der zweiten Kaskade ausgelegt werden. Zur besseren Übersicht ist<br />
dieser Teil aus Bild 23 nochmals in Bild 25 dargestellt.<br />
Bild 25: Wirkungsplan der mittleren Kaskade<br />
Nach bekannten Verfahren wird der x2-Regler nach Bild 25 entworfen. Danach wiederholt sich das gleiche Schema:<br />
- Bilden der Übertragungsfunktion von m 3 nach x2,<br />
- Beschreibung der Ersatzübertragungsfunktion,<br />
- Dimensionierung der nächsten Kaskade.<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd
26 3. Theorie diskreter Systeme<br />
3. Theorie diskreter Systeme<br />
3.1. Was ist ein diskretes System, wie wird es beschrieben?<br />
In einem diskretem System werden dessen Prozessgrößen entweder nur zu definierten, meist periodisch mit einer<br />
Zeitdauer, der Abtastdauer, auftretenden Zeitpunkten betrachtet (zeitdiskret) oder die Prozessgrößen besitzen einen<br />
diskreten, nicht reellen Wertebereich (wertediskret). Die Periodendauer, also das Zeitraster, in dem der Vorgang<br />
seinen Wert ändert, heißt die Abtastdauer T. Für diesen Zeitraum werden die Größen des Prozesses des Systems<br />
meist als konstant angenommen oder sie sind konstant. Wie später (Abschnitt 3.7) gezeigt wird, können auch<br />
analoge Systeme diskret beschrieben werden. Ein nichttechnisches Bespiel aus dem Bereich der diskreten Prozesse<br />
ist die Zinsrechnung. Ein Sparer zahlt am Beginn eines jeden Jahres i den Betrag/Einsatz E(i) ein. Das Kapital K<br />
wird mit dem Zinssatz � verzinst. Am Beginn des nächsten Jahres i+1 hat er somit das Kapital<br />
K(i+1) = K(i) + K(i)�+ E(i+1) (125)<br />
welches sich aus altem Kapital K(i), Zinsen plus Spareinsatz ergibt. Nach Umformung erhält man<br />
K(i+1) - (1+ �)*K(i) = E(i+1). (126)<br />
Auf der linken Seite steht die Prozessgröße „Kapital“ als Differenz, auf der rechten Seite die Anregung, die Eingangsgröße<br />
„Einsatz“. In Anlehnung an lineare DGLn mit konstanten Koeffizienten wird Gleichung (126) eine<br />
lineare Differenzengleichung mit konstanten Koeffizienten genannt. Da in (126) nur eine Differenz zweier Werte<br />
auftritt, ist (126) eine Differenzengleichung 1. Ordnung.<br />
Kontinuierliche Systeme, die durch DGLn gegeben sind, können z.B. für die Behandlung in Abtastregelungen<br />
näherungsweise durch Differenzengleichungen beschrieben werden, siehe Abschnitt 3.7. Die Eingangsgrößen der<br />
kontinuierlichen Systeme sind analoge Signale. Für deren Verarbeitung im Prozessrechner eingelesen müssen diese<br />
Signale diskretisiert werden, siehe nächsten Abschnitt 3.2.<br />
3.2. Diskretisierung analoger Signale<br />
3.2.1. Funktion des Abtasthaltegliedes<br />
Bild 26: Werdegang eines Abtastsignals<br />
S analoges Signal,<br />
k<br />
S Abtastung zu den Zeiten t = k*T,<br />
S Abtastwerte,<br />
S Speicherwerte.<br />
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3.2. Diskretisierung analoger Signale 27<br />
Bild 27: Prinzip des Abtasthaltegliedes<br />
Nach Bild 4 in Abschnitt 1.3 ist für die Diskretisierung u.a. des analogen Signales x(t) in die Wertfolge x 0, x 1, x 2....<br />
ein Block “Taster” vorgesehen. Die Bilder 26 und 27 veranschaulichen diesen Prozess der Diskretisierung. Dazu<br />
wird das analoge Signal x(t) abgetastet, Bild 26a, dies ergibt die abgetasteten Punkte als Wertefolge x* nach Bild<br />
26b. Die diskreten Werte x(k) nach Bild 26c müssen für die Abtastzeit T nach dem Abtasten zwischengespeichert<br />
werden. Dafür muss im Prozessrechner ein Speicher (siehe Bild 27) vorhanden sein. Am Ausgang des Speichers<br />
ist die Treppenfunktion nach Bild 26d vorhanden, der Prozessrechner besitzt hierbei die Funktion eines<br />
Abtasthaltegliedes.<br />
Die Funktion x*(k) nach Bild 26c kann auch als Impulsfunktion der Fläche x k zu den Zeitpunkten k*T, ,<br />
angesehen werden:<br />
Schreibweise: x 0 = x(t=0)<br />
x 1 = x(t=T)<br />
x 2 = x(t=2T)<br />
x = x(t=3T)<br />
3<br />
x k = x(t=kT)<br />
Wertefolge: x 0, x 1, x 3, x 4, x 5,<br />
.......<br />
Der Wert von x wird abgetastet und gehalten, daher der Name Abtasthalteglied.<br />
Die Wahl der Abtastdauer richtet sich nach den dominierenden Verzögerungszeiten im Prozess (später), Tabelle<br />
10 zeigt Anhaltswerte hierfür in einem Überblick.<br />
Art der Regelung dominierende Zeitkonstanten<br />
Durchfluss ~ 1 s<br />
Druck ~ 1 s<br />
Füllstand 2 s - 5 s<br />
Temperatur 10 s - 20 s<br />
Drehzahl 5 ms - 100 ms<br />
Strom 1 ms -10 ms<br />
Tabelle 10: Dominierende Verzögerungszeiten von Regelungen<br />
Im Blockschaltbild der diskreten Regelung einer analogen Strecke wird das Abtasthalteglied nach Bild 27 zu einen<br />
Block zusammengefasst, siehe Bild 28.<br />
Bild 28: Blockschaltbild des Abtasthaltegliedes<br />
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(128)
28 3. Theorie diskreter Systeme<br />
3.2.2. Einsatz des Abtasthaltegliedes in digitalen Regelungen<br />
Bild 29: Blockschaltbild digitaler Regelungen mit zwei Abtasthalteglieder<br />
Den Einsatz des Abtasthaltegliedes für den Regelkreis nach Bild 4 zeigt Bild 29. In Bild 29 sind sowohl für den<br />
Sollwert der Führungsgröße als auch für den Istwert der Rückführgröße Abtasthalteglieder vorgesehen. Da Abtasten<br />
und Addieren lineare Operationen sind, können diese in der Reihenfolge vertauscht werden. Deshalb können<br />
die zwei Abtasthalteglieder zu einem zusammengefasst werden, s. Bild 30. Die Struktur nach Bild 30 gilt für die<br />
Vorgabe analoger Werte für die Führungsgröße. Wird diese digital oder vom Prozessrechner vorgeben, ergibt sich<br />
die Struktur nach Bild 31.<br />
Bild 30: Blockschaltbild einer digitalen Regelung mit Vorgabe einer analogen Führungsgröße<br />
Bild 31: Blockschaltbild einer digitalen Regelung mit Vorgabe einer digitalen Führungsgröße<br />
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3.2.3. Übertragungsfunktion des Abtasthaltegliedes<br />
3.2. Diskretisierung analoger Signale 29<br />
Für die Betrachtung der Übertragungsfunktion des Abtasthaltegliedes von Signal x(t) nach Bild 26a zum Signal<br />
nach Bild 26d soll von der Treppenfunktion ein Einzelsignal nach Bild 32 betrachtet werden.<br />
Bild 32: Betrachtung Einzelwert zur Her- Bild 33: Zerlegung des Einzelwertes<br />
leitung der Übertragungsfunktion aus Bild 32 in zwei<br />
des Abtasthaltegliedes Sprungfunktionen<br />
Nach Bild 33 lässt sich der Einzelwert nach Bild 32 durch die Überlagerung zweier Sprungfunktionen darstellen:<br />
y(t) = y k*�[t - k*T] - y k*�[t<br />
- (k + 1)*T] (129)<br />
Alle Treppenwerte nach Bild 26d erhält man, wenn alle Stufen mit Hilfe von (129) aufsummiert werden:<br />
Gleichung (130) wird Laplace-transformiert:<br />
In (131) werden alle von k unabhängigen Terme vor die Summe gezogen:<br />
Wendet man auf die Transformations-Vorschrift der Laplace-Transformation (1) die Rechteckregel mit der Breite<br />
T auf die Größe x an, ergibt sich:<br />
Durch Einsetzen von (133) in (132) lässt sich die Laplace-Transformierte des abgetasteten Signal angeben:<br />
Bild 34: Abtasthalteglied im Wirkungsplan als Übertragungsfunktion<br />
Nach Bild 34 kann das Abtasthalteglied als ein Übertragungsglied angesehen werden. Aus (134) ergibt sich die<br />
Übertragungsfunktion des Abtasthaltegliedes:<br />
Der Frequenzgang von (135) kann angegeben werden:<br />
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(130)<br />
(131)<br />
(132)<br />
(133)<br />
(134)<br />
(135)
30 3. Theorie diskreter Systeme<br />
Die Umformung von (136) mit<br />
ergibt<br />
Der Frequenzgang des Abtasthaltegliedes (139) entspricht im Betrag einer sin(x)/x-Funktion mit der Phase -x.<br />
Betrachtet werden darf (139) wegen Shannon nur im Bereich:<br />
Die Bedingung (140) stellt die theoretische Grenze dar, an der das Abtasthalteglied betrieben werden sollte. Der<br />
Frequenzgang (139) ist keine bekannte Standardfunktion. Im Abschnitt 2.5.1 wurden Ersatzübertragungsfunktionen<br />
beschrieben. Wie könnte (139) durch eine bekannte Standardfunktion im Bereich der Grenze (140) ersetzt<br />
werden? Für x = �T/2 = �/4 (von der Grenze (140) um den Faktor 2 entfernt, praktische Grenze mit vier Abtastungen<br />
pro Periode) weist die Funktion sin(x)/x den Wert 0.90 auf. Vernachlässigt man den Wert 0.9 (gegenüber 1),<br />
kann (139) als Totzeitglied angesehen werden:<br />
Nach Abschnitt 2.5.1.2 kann ein Laufzeitglied durch ein PT1-Glied angenähert werden:<br />
Das Bodediagramm in Bild 35 weist Abszissenwerte in � auf bis zur Grenze (140). Zum Vergleich der Näherungen<br />
sind in Bild 35 dargestellt der Frequenzgang von:<br />
S Abtasthalteglied nach (139)<br />
S Totzeitglied mit der Laufzeit T t = T/2 nach (141)<br />
S PT1-Glied mit der Verstärkung K P=1<br />
und der Verzögerungszeit T/2 nach (142)<br />
Bild 35 lässt erkennen, dass sowohl Totzeitglied als auch PT1-Glied bis zur praktischen Grenze �T = �/2 eine<br />
relativ gute Näherung ergeben. Im Winkel sind, wie erwartet, Totzeitglied und Abtasthalteglied identisch.<br />
Physikalische Erklärung des Abtasthaltegliedes:<br />
Der Einfluss des Abtasthaltegliedes lässt sich nach Bild 26 auch als Laufzeit erklären. Für Signale im rechten<br />
Bereich des Abtastzeitraumes ist die Laufzeit kürzer und im linken Abtastzeitraum länger. Im Mittel ergibt sich<br />
eine Totzeit der halben Abtastperiode T.<br />
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(136)<br />
(137)<br />
(138)<br />
(139)<br />
(140)<br />
(141)<br />
(142)
3.2. Diskretisierung analoger Signale 31<br />
Bild 35: Bodediagramm<br />
a) Abtasthalteglied nach (139)<br />
b) Näherung PT1-Glied T e = T/2 nach (142)<br />
c) Totzeitglied T = T/2 nach (141)<br />
3.2.4. Einfluss der Abtastzeit, Shannon-Theorem, Anti-Aliasing-Filter<br />
Bild 36: Diskretisierung analoger Signale<br />
a1) ohne Störgröße als Messfehler a2) Nutzsignal niedriger Frequenz<br />
b1) mit Störgröße als Messfehler b2) Nutzsignal höherer Frequenz<br />
Bild 36 zeigt den Einfluss der Abtastzeit auf die Diskretisierung.<br />
Das Shannon-Theorem für die Abtastung digitaler Signale sagt aus, dass theoretisch pro Periode mindestens zweimal<br />
abgetastet werden muss.<br />
Shannon-Theorem (143)<br />
In (143) bedeutet T p die Periodedauer der höchsten Frequenzkomponente, die im abgetasteten Signal vorhanden<br />
ist.<br />
Nach Bild 36a ist das Shannon-Theorem erfüllt, für Bild 36b nicht. Schon aus Bild 36b lässt sich optisch erkennen,<br />
dass die Abtastung zu Fehlern führt. Jetzt stellt sich die Frage nach der Abhilfe. Dabei sind zwei Fälle zu unterscheiden:<br />
1 - Hochfrequente Anteile sind Störgrößen als Messfehler<br />
2 - Hochfrequente Anteile sind Nutzgrößen<br />
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L
32 3. Theorie diskreter Systeme<br />
Fall 1: Hochfrequenter Anteil ist ein Messfehlerprozess als Störgröße<br />
Wenn nach Bild 36b die hochfrequenten Anteile Störgrößen des Messfehlerprozesses sind, lassen sich diese analog<br />
herausfiltern. Der Fachausdruck hierfür heißt Anti-Aliasing-Filter(ung) (AAF). Meist reicht hierfür ein Filter erster<br />
Ordnung aus, z.B. ein RC-Tiefpass (PT1-Glied); aber auch Tschebicheff-Filter und Butterworth-Filter werden<br />
eingesetzt. Die Grenzfrequenz des Filters sollte etwas größer sein als die des Nutzsignals. Für die Regelung ist<br />
somit für jedes Abtasteglied (im Prozessrechner) ein analoges Anti-Aliasing-Filter außerhalb des Prozessrechners<br />
zu berücksichtigen, siehe Bild 37.<br />
Bild 37: Diskretisierung analoger Signale mit Anti-Aliasing-Filter und Abtasthalteglied<br />
Fall 2: Hochfrequente Anteile gehören zum Nutzsignal<br />
Sind nach Bild 36b im Nutzsignal höhere Frequenzen vorhanden als bei der Wahl der Abtastdauer vorgesehen<br />
wurde, wäre des Nutzsignal aus den diskreten Werten mit Hilfe eines idealen Tiefpasses nicht reproduzierbar. Es<br />
würden sich Anti-Aliasing-Fehler durch Überlappung hoher Frequenzanteile des periodischen Spektrums des<br />
abgetasteten Signals ergeben. Deshalb muss die Abtastdauer entsprechend verkleinert werden. Dabei ist zu beachten:<br />
Theoretisch sagt das Shannon-Theorem aus, dass pro Periode mindestens zweimal abgetastet werden soll. Praktisch<br />
ist aber mindestens der Faktor 5 bis 10 zu wählen:<br />
Tp- Periodendauer der höchsten Frequenzkomponente des Nutzsignals (144)<br />
3.3. Entwurf von quasikontinuierlichen Regelungen mit Abtastreglern<br />
für kontinuierliche Strecken, Teil 1<br />
Die Blockschaltbilder digitaler Regelungen wurden in den Bildern 30 und 31 gezeigt. Aus Gleichung (135) (Abschnitt<br />
3.2.3) ist die Übertragungsfunktion G AH(p)<br />
des Abtasthaltegliedes bekannt und in Abschnitt 3.2.4 wurde auf<br />
die Notwendigkeit des Anti-Aliasing-Filter (AFF) hingewiesen. Berücksichtigt man in den Bildern 30 und 31 die<br />
oben zwei genannten Übertragungsfunktionen, ergeben sich die Wirkungspläne der Abtastregelung, siehe Bild 38<br />
und 39.<br />
Bild 38 : Wirkungsplan einer Abtastregelung mit analoger Führungsgröße<br />
Bild 39: Wirkungsplan einer Abtastregelung mit digitaler Führungsgröße<br />
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3.4. Die z-Transformation 33<br />
Für den Reglerentwurf ist in vielen Fällen die Übertragungsfunktion des offenen Kreises G O(p)<br />
von Interesse. Nach<br />
Bild 38 sowohl als auch nach Bild 39 ergibt sich die gleiche Kreisübertragungsfunktion:<br />
G O(p) = G AAF(p)*G AH(p)*G Regler(p)*G Stell(p)*G Strecke (p)*G Mess(p)<br />
(137)<br />
In (145) ist noch die kontinuierliche Übertragungsfunktion des Regelgliedes G Regler(p)<br />
festzulegen. Der zugehörige<br />
Reglerentwurf kann mit den aus [2] bzw. Kap. 2 bekannten Reglerentwurfsverfahren erfolgen. Weil der Regler<br />
jedoch als Abtastregler in einem Prozessrechner verwirklicht werden soll, sind Parameterwerte für ein diskretes<br />
Regelglied zu bestimmen. Das kann für diese sogenannte quasikontinuierliche Regelung durch eine Transformation<br />
der Differentialgleichung des Regelgliedes in eine zugehörige Differenzengleichung erfolgen. Wie bei diesem<br />
Entwurf einer Abtastregelung der Einfluss des Abtasthaltegliedes zu berücksichtigen ist, wird in Abschnitt 3.8<br />
dargestellt.<br />
3.4. Die z-Transformation<br />
3.4.1. Definition der z-Transformation<br />
Bild 40: Diskretes Signal a) Impulsfunktion b) Treppenfunktion<br />
Ein diskretes Signal lässt sich im Zeitbereich nach Bild 40 durch seine abgetasteten Werte als Impulsfunktion (Bild<br />
40a) beschreiben<br />
oder, bei Speicherung der abgetasteten Werte über das Abtastintervall, durch eine Treppenfunktion (Bild 40b)<br />
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(146)<br />
. (147)<br />
Die z-Transformation wird definiert als die Laplace-Transformierte der Impulsfunktion (146):<br />
*<br />
X (p) = £<br />
[x k*£{�(t-kT)}]<br />
(148)<br />
Unter Anwendung von (28) und des Verschiebungssatzes (21) auf (148) ergibt sich:<br />
Der Ausdruck in (149) wird durch die Signalverschiebungen oft benutzt und daher abgekürzt zu:<br />
T*p<br />
z = e (150)<br />
Setzt man (150) in (149) ein, ergibt sich die Vorschrift der z-Transformation:<br />
(149)<br />
(151)
34 3. Theorie diskreter Systeme<br />
3.4.2. z-Transformation spezieller Funktion<br />
3.4.2.1. Einheitssprung<br />
Bild 41:<br />
Diskreter Einheitssprung, dargestellt als Impulsfolgefunktion<br />
Die diskrete Sprungfunktion nach Bild 41 weist die folgenden Funktionswerte auf:<br />
x K = 1 k = 0, 1, 2 ... (152)<br />
Die Werte von (152) in die Transformationsvorschrift (151) eingesetzt, ergibt:<br />
Mit Hilfe der geometrischen Reihe, u.a. [6]<br />
lasst sich (153) umformen und man erhält die z-Transformierte des Einheitssprungs:<br />
3.4.2.2. Rampenfunktion<br />
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(153)<br />
(154)<br />
(155)<br />
Bild 42: Diskrete Rampenfunktion, dargestellt als Impulsfolgefunktion<br />
Die diskrete Rampenfunktion nach Bild 42, die auch als Übergangsfunktion eines Integrierers nach (52) (Abschnitt<br />
2.4.3) mit dem Integrierzeit T angesehen werden kann, besitzt folgende Funktionswerte :<br />
I<br />
Die Werte von (156) in die Transformationsvorschrift (151) eingesetzt, ergibt:<br />
Mit Hilfe der Abelschen Summation (u.a. [6]) lässt sich herleiten:<br />
(156)<br />
(157)
3.4. Die z-Transformation 35<br />
Unter Anwendung von (158) auf (157) ergibt sich die Laplace-Transformierte der Rampenfunktion:<br />
3.4.2.3. e-Funktion<br />
Die diskrete e-Funktion nach Bild 43 weist die folgenden Funktionswerte auf:<br />
Die Werte von (160) mit<br />
in die Transformationsvorschrift (151) eingesetzt, ergibt:<br />
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(158)<br />
(159)<br />
Bild 43:<br />
Diskrete e-Funktion als Impulsfolgefunktion dargestellt<br />
Unter Anwendung der Formel für die geometrische Reihe (154) lasst sich die Laplace-Transformierte der diskreten<br />
e-Funktion angeben:<br />
(160)<br />
(161)<br />
(162)
36 3. Theorie diskreter Systeme<br />
3.4.2.4. Übergangsfunktion eines PT1-Glied<br />
Der diskrete Zeitverlauf<br />
Bild 44: Diskrete Übergangsfunktion des PT1-Gliedes<br />
(K p = 1, t = 8T) als Impulsfolgefunktion dargestellt<br />
ergibt sich aus der Subtraktion von Einheitssprung (152) und e-Funktion (160). Somit lässt sich auch die z-Transformierte<br />
als Subtraktion von (155) und (162) angeben:<br />
3.4.2.5. Kosinus-Funktionen<br />
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(163)<br />
(164)<br />
Bild 45: Diskrete Kosinus-Funktionen als Impulsfolgefunktion<br />
dargestellt<br />
Die diskrete Kosinus-Funktionen nach Bild 45 weist die folgenden Funktionswerte auf:<br />
x K = cos(�kt) (165)<br />
Wird (165) mit<br />
umgeformt, ergibt sich<br />
Durch Einsetzen von (167) in die Transformationsvorschrift der z-Transformation (151) lasst sich angeben:<br />
Unter Anwendung der Formel für die geometrische Reihe (154) kann (168) umgeformt werden:<br />
(166)<br />
(167)<br />
(168)
Mit (166) lässt sich (169) als z-Transformierte der Kosinus-Funktion angeben:<br />
3.4.3. z-Transformation mit Tabelle<br />
3.4. Die z-Transformation 37<br />
Im letzten Abschnitt 3.4.2 wurden exemplarisch einige Funktionen z-tranformiert. In der Regel wird dazu eine<br />
Tabelle verwendet. Tabelle 11 gibt einen Überblick. Weitere Funktion sind u.a. in [7] und [8] dargestellt.<br />
x(t) X(p) xk X(z)<br />
Formel<br />
Nr.<br />
�(t) 1 (171)<br />
t kT (172)<br />
e -at<br />
-akT<br />
e (173)<br />
sin(�0t) sin(�0kT) (174)<br />
cos(�0t) cos(�0kT) (175)<br />
-at<br />
e sin(�0t) -at<br />
e cos(�0t) a -t/T<br />
-akT<br />
e sin(�0kT) -akT<br />
e cos(�0kT) Tabelle 11: Korrespondenzen von z-Transformierten<br />
a -k<br />
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(176)<br />
(177)<br />
(178)<br />
(169)<br />
(170)
38 3. Theorie diskreter Systeme<br />
3.4.4. z-Übertragungsfunktion<br />
3.4.4.1. Definition<br />
Nach Abschnitt 2.3.2 lässt sich ein lineares System durch die Übertragungsfunktion in p beschreiben. Die Definition<br />
der Übertragungsfunktion (36) ist dabei das Verhältnis von Laplace-transformierter Ausgangsfunktion zu<br />
Laplace-transformierter Eingangsfunktion.<br />
Analog zur Übertragungsfunktion in p wird die Übertragungsfunktion in z eines System (siehe Bild 46) definiert<br />
als das Verhältnis der z-transformierten Ausgangs- zur Eingangsfunktion:<br />
Bild 46: Beschreibung eines linearen Systems mit Übertragungsfunktion a) in p b) in z<br />
3.4.4.2. z-Übertragungsfunktion eines PT1-Gliedes<br />
Für ein kontinuierliches PT1-Glied ergibt sich nach (179) die zugehörige z-Übertragungsfunktion aus dem Quotienten<br />
der z-transformierten Übergangsfunktion eines PT1-Gliedes nach (164) und dem z-transformierten Einheitssprung<br />
nach (155):<br />
3.4.4.3. z-Übertragungsfunktion eines Integrierers<br />
Ein Integrierer mit der Gleichung im Zeitbereich<br />
und Übertragungsfunktion in p-Bereich<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(179)<br />
z 1 = e -T/�<br />
weist als Reaktion auf den Einheitssprung am Ausgang die Rampe nach Bild 42 bzw. den Zeitverlauf nach (156)<br />
auf. Nach (179) ergibt sich für ein System nach (181) und (182) die Übertragungsfunktion als Quotient von (159)<br />
und (155):<br />
(180)<br />
(181)<br />
(182)<br />
(183)
3.4.4.4. Übliche der Bestimmung von G(z)<br />
3.4. Die z-Transformation 39<br />
Der in den Abschnitten 3.4.4.2 und 3.4.4.3 vorgestellte Weg zur Bestimmung von Z-Übertragsfunktionen ist nicht<br />
die übliche Methode. Analog zur Laplace-Transformation von DGLn wird normalerweise zur Bestimmung von Z-<br />
Übertragungsfunktionen die Differenzengleichung z-transformiert. Dazu erfolgt im nächsten Abschnitt die Beschreibung<br />
von Differenzengleichungen und deren z-Transformation.<br />
3.4.5. z-Übertragungsfunktion des Totzeitgliedes / Laufzeitgliedes<br />
Bild 47: Antwort v k eines Totzeitgliedes auf Eingang uk<br />
Ein Totzeitglied verschiebt das Signal um die Laufzeit T t nach rechts im Zeitbereich (in Bild 47 um T t = 12*T).<br />
Damit eine Diskretisierung möglich ist wird angenommen, dass um Vielfaches der Abtastzeit T verschoben wird:<br />
T t = m*T (184)<br />
Die Laplace Transformation der u k nach Bild 47 ergibt mit (151):<br />
Das Signal v k nach Bild 47 lasst sich als Impulsfolgefunktion beschreiben:<br />
Die Laplace-Transformation unter Anwendung von (28) und (21) auf (186) ergibt:<br />
Tp<br />
In (187) wird e durch z nach (150) ersetzt:<br />
Wird (185) in (188) eingesetzt, erhält man:<br />
-m<br />
V(z) = z * U(z) (189)<br />
Mit (179) ergibt sich aus (189) die z-Transformierte eines Laufzeitgliedes<br />
-m<br />
G(z) = z T t = m*T (190)<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(185)<br />
(186)<br />
(187)<br />
(188)
40 3. Theorie diskreter Systeme<br />
3.5. Differenzengleichungen<br />
3.5.1. Allgemeine Form<br />
In der Einführung (Abschnitt 3.1) wurde schon auf Differenzengleichungen hingewiesen. Die allgemeine Form<br />
einer Differenzengleichung n. Ordnung für ein System nach Bild 48 lautet:<br />
a n*v(k-n)+a n-1*v(k-n+1)+a n-2*v(k-n+2)+...+a 1*v(k-1)+a 0 *v(k)=b m*u(k-m)+...+b 1*u(k-1)+b 0*u(k)<br />
(191)<br />
3.5.2. z-Transformierte<br />
Bild 48: Allgemeines diskretes System<br />
-1<br />
Die Verschiebung um T bewirkt nach (190) eine Multiplikation mit z . Wird z.B. eine Differenzengleichung<br />
4.Ordnung z-transformiert erhält man:<br />
-4 -3 -2 -1 -4 -3 -2 -1<br />
[a 4*z + a 3*z + a 2*z + a 1*z + a 0]*V(z) = [b 4*z + b 3*z + b 2*z + b 1*z + b 0]*U(z)<br />
(192)<br />
Nach (179) und (192) lasst sich die z-Transformierte eines Systems nach (191) berechnen:<br />
3.5.3. Realisierung eines digitalen Filters / Regelalgorithmus<br />
Ein diskreter Regelalgorithmus z.B. für die in Bilder 38, 39 gezeigten Regelungen lässt sich mittels der Differenzengleichung<br />
(191) verwirklichen. Die Aufgabe besteht darin, aus der Vergangenheit der Systemgröße v und der<br />
Vergangenheit der Anregung u den aktuellen Wert v(k) zu berechnen. Dazu wird z.B. die Differenzengleichung<br />
aus (191) mit a =1 nach v(k) umgestellt:<br />
0<br />
v(k) = -a 4*v(k-4)-a 3*v(k-3)-a 2*v(k-2)-a 1*v(k-1)+b 4*u(k-4)+b 3*u(k-3)+b 2*u(k-2)+b 1*u(k-1)+b 0*u(k)<br />
(194)<br />
Bild 49: Realisierung der Differenzengleichung (191/193) 4. Ordnung im Digitalrechner<br />
Die Realisierung des Filteralgorithmus gemäß Differenzengleichungen (191/194), bzw. der Übertragungsfunktion<br />
in z (193) im Digitalrechner zeigt Bild 49. Zu empfehlen ist, sich für die Werte der Ein- und Ausgangsgrößen u<br />
und v ein Feld zu deklarieren. Bei DGLn n-ter Ordnung sind n Anfangsbedingungen zu berücksichtigen, analog<br />
dazu sind bei Differenzengleichen n-ter Ordnung n Anfangswerte zu beachten. Wenn aber, wie später gezeigt,<br />
spezielle Funktionen simuliert werden, sind diese Anfangswerte angepasst festzulegen, weil sich sonst Abwei-<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(193)
3.5. Differenzengleichungen 41<br />
chungen zur exakten Lösung ergeben. In der allgemeinen Praxis werden diese Anfangswerte jedoch mit Nullen<br />
vorbelegt. Zur Programmierung von (191) nach Bild 49 ist folgende Reihenfolge pro Abtastschritt unbedingt<br />
einzuhalten:<br />
Schritt 1: Schieben der Werte u k und v k rechts. Mit 1/z wird dieses durch die Laufzeit eines Abtastschrittes angedeutet.<br />
Schritt 2: Eintragen der aktuellen Eingangsgröße u(k).<br />
Schritt 3: Berechnen und Eintragen des aktuellen v(k) nach Bild 49 oder nach (194).<br />
Die Bestimmung der Filterparameter a i und b i soll in den nächsten zwei Abschnitten 3.6 und 3.7 beschrieben<br />
werden; in Abschnitt 3.6 mit Hilfe einer Transformation der Übertragungsfunktion G(p) und in Abschnitt 3.7<br />
anhand mathematischer und physikalischer Gleichungen.<br />
3.5.4. Stabilität von Differenzengleichungen für rationale Übertragungsglieder<br />
Über Stabilität von linearen DGLn mit konstanten Koeffizienten (LZI-linear-zeitinvariante Systeme) wurde in<br />
Abschnitt 2.5.2 berichtet. Danach lautete die Stabilitätsbedingung:<br />
alle k = 1 ... n Re(p oK ) < 0 => Stabilität (Kopie 110)<br />
Alle Nullstellen des Nennerpolynoms p ok der Übertragungsfunktion in p (gleich der Eigenwerte � k der Lösung der<br />
zugehörigen homogenen DGL) müssen in der linken Halbebene der komplexen Polebene liegen.<br />
Auch Differenzengleichungen können stabil oder instabil sein. DGLn können in Differenzengleichungen gewandelt<br />
werden und umgekehrt. Der Übergang von DGLn auf Differenzengleichen kann auch mit Hilfe der Übertragungsfunktion<br />
erfolgen. Dabei wurde die Laplace Variable p durch z ersetzt:<br />
T*p<br />
z = e (Kopie 150)<br />
Betrachtet man die komplexe Polebene in p, kann die gesamte Ebene in eine z-Ebene abgebildet werden, siehe Bild<br />
50. Dieses ist eine Abbildung einer komplexen Ebene auf eine andere komplexe Ebene. Die Abbildung (150) ist<br />
auch noch ein Sonderfall: Rechte Winkel bleiben erhalten. Der Mathematiker nennt diese Abbildungsart “konforme<br />
Abbildungen”. Der Stabilitätsrand in p, die imaginäre Achse, wird bei einem Realteil von Null mit (150) auf<br />
den Einheitskreis abgebildet. Nach (150) ergeben negative Realteile Beträge kleiner eines. Damit wird die linke<br />
Halbebene der p-Ebene auf das Innere des Einheitskreises abgebildet. Die Nullstellen des Nennerpolynoms von<br />
(193) sind entscheidend für die Stabilität. Liegen alle Nullstellen der Übertragungsfunktion in z im Einheitskreis,<br />
ist die Differenzengleichung stabil.<br />
i = 1 ... n => Stabilität (195)<br />
Bild 50: Konforme Abbildung der p- auf die z-Ebene,<br />
Stabilität in der linken p-Ebene bzw. innerhalb des z-Einheitskreises,<br />
Stabilität: p 3, p 4, p7 bzw. z 3, z 4, z7<br />
Stabilitätsgrenze: p 1, p2 bzw. z 1, z2<br />
Instabilität: p , p , p bzw. z , z , z<br />
5 6 8 5 6 8<br />
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42 3. Theorie diskreter Systeme<br />
3.6. Bilineare Transformation<br />
Hierbei wird aus einer bekannten Übertragungsfunktion G(p) die Übertragungsfunktion G(z) näherungsweise<br />
bestimmt und somit werden die Filterkoeffizienten a und b festgelegt.<br />
Der Ausdruck z wurde in (150) definiert:<br />
i i<br />
T*p<br />
z = e (Kopie 149)<br />
Umformung der Gleichung (150) ergibt:<br />
ln(z) aus (196) wird in eine Pade-Reihe entwickelt:<br />
Bricht man die Reihe (197) nach dem ersten Glied ab, ergibt sich die Formel für die bilineare Transformation:<br />
Zur Übung der bilinearen Transformation werden in der Vorlesung an dieser Stelle zwei Beispiele aus Abschnitt<br />
3.7 berechnet.<br />
3.7. Diskrete Beschreibung analoger Strecken<br />
Die in Abschnitt 2.4 beschriebenen analogen Übertragungsglieder sollen in diesem Abschnitt in Differenzgleichungen<br />
bzw. in z-Übertragungsfunktionen überführt werden, einen Überblick zeigt Tabelle 12.<br />
Übertragungsglied analoge<br />
Beschreibung<br />
Proportionalglied, P-Glied, P-Regelglied 2.4.1 3.7.1<br />
Integrierglied, I-Glied, I-Regelglied 2.4.2 3.7.2<br />
Verzögerungsglied 1. Ordnung, PT1-Glied 2.4.3 3.7.3<br />
Reales Differenzierglied mit Verzögerung 1. Ordnung, DT1-Glied 2.4.4 3.7.4<br />
Verzögerungsglied 2. Ordnung, PT2-Glied, nicht schwingungsfähig (�>1) 2.4.5 3.7.5<br />
Verzögerungsglied 2. Ordnung, PT2-Glied, schwingungsfähig (�
3.7.1. Proportionalglied, P-Glied, P-Regelglied<br />
Hier muss weder gerechnet noch transformiert werden.<br />
3.7. Diskrete Beschreibung analoger Strecken 43<br />
Bild 51: Proportionalglied<br />
a) Blocksymbol<br />
b) diskretes Filter<br />
Sowohl das kontinuierliche als auch das diskrete P-Glied nach Bild 51 (siehe auch Abschnitt 2.4.1) besitzen als<br />
Koeffizienten den Proportionalbeiwert Kp. In der Filterstruktur nach Bild 51b ist also nur noch der Koeffizient<br />
b 0 = Kp<br />
von Null verschieden.<br />
3.7.2. Integrierglied, I-Glied, I-Regelglied<br />
Bild 52: I-Glied<br />
Das I-Glied nach Bild 52 mit der DGL nach (53)<br />
soll in eine Differenzengleichung überführt werden. Fünf verschiedene Arten zur Diskretisierung werden vorgestellt<br />
und verglichen:<br />
S z-Übertragungsfunktion (Verhältnis der z-Transformierten von Ausgang zu Eingang)<br />
schon in Abschnitt 3.4.4.3<br />
S bilineare Transformation in Abschnitt 3.7.2.1<br />
S Integration durch Rechteckregel (jeweils linker und rechter Funktionswert) in Abschnitt 3.7.2.2<br />
S Integration durch Trapezregel in Abschnitt 3.7.2.3<br />
S Vergleich der Verfahren in Abschnitt 3.7.2.4<br />
3.7.2.1. Bilineare Transformation<br />
Die Übertragungsfunktion des Integrierers lautet nach Gleichung (199) bzw. nach (56):<br />
Bei der bilinearen Transformation wird in der Laplace Übertragungsfunktion die Variabel p ersetzt durch<br />
Einsetzen von (198) in (200) ergibt<br />
die Übertragungsfunktion des Integrators in z:<br />
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(199)<br />
(200)<br />
(198, Kopie)<br />
(201)
44 3. Theorie diskreter Systeme<br />
Zur Bestimmung der Filterkoeffizienten in der Form nach (193) wird (201) umgeformt:<br />
Aus (202) lassen sich die Filterkoeffizienten ablesen:<br />
Dieses ergibt die Filterstruktur nach Bild 53<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(202)<br />
a 1 = -1 (203)<br />
Bild 53: Realisierung der Differenzengleichung eines Integrators<br />
Die Differenzengleichung nach Bild 53 sowie nach Gleichung (194) lautet:<br />
v(k) = - a 1*v(k-1) + b 0*u(k) + b 1*u(k-1)<br />
(204)<br />
3.7.2.2. Integration durch Rechteckregel<br />
Bild 54: Veranschaulichung der Integration nach der Rechteckregel<br />
a) Berücksichtigung des linksseitigen Funktionswertes<br />
b) Berücksichtigung des rechtsseitigen Funktionswertes<br />
Die Integration von (199) ergibt:<br />
v(t) = v(k-1) + K I*A<br />
(205)<br />
Die Fläche A aus (205) lässt sich ablesen:<br />
für Bild 54a: A = u(k-1)*T (206)<br />
für Bild 54b: A = u(k)*T (207)
3.7. Diskrete Beschreibung analoger Strecken 45<br />
Einsetzen von (206) bzw. (207) in (205) ergibt:<br />
aus Bild 54a: (208)<br />
aus Bild 54b: (209)<br />
Der Vergleich von (208) und (209) mit der Normform (204) liefert die Filterkoeffizienten für die Integration nach<br />
der linksseitigen Rechteckregel (Bild 54a):<br />
a 1 = -1 b 0 = 0 (210)<br />
und für die Integration nach der rechtsseitigen Rechteckregel (Bild 54b):<br />
a 1 = -1 b 1 = 0 (211)<br />
Die Realisierung der Filterstruktur zeigt Bild 55.<br />
Bild 55: Realisierung der Differenzengleichung<br />
a) linksseitige Rechteckregel b) rechtsseitige Rechteckregel<br />
3.7.2.3. Trapez-Regel<br />
Die Fläche A lässt sich aus Bild 56 ablesen:<br />
Einsetzen von (212) in (205) ergibt:<br />
Bild 56:Veranschaulichung der Integration nach der Trapez-Regel<br />
Durch Vergleich von (213) mit der Normalform (204) lassen sich die Filterkoeffizienten für die Integration nach<br />
der Trapez-Regel bestimmen:<br />
a 1 = -1 (214)<br />
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(212)<br />
(213)
46 3. Theorie diskreter Systeme<br />
3.7.2.4. Vergleich der Integrationsverfahren<br />
Nr Methode G(z)<br />
1 Übertragungsfunktion<br />
nach Abschnitt 3.4.4.3<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
linksseitige Rechteckregel<br />
(Abschnitt 3.7.2.2)<br />
rechtsseitige Rechteckregel<br />
(Abschnitt 3.7.2.2)<br />
Trapez-Regel<br />
(Abschnitt 3.7.2.3)<br />
Bilineare Transformation<br />
(Abschnitt 3.7.2.1)<br />
Koeffizienten<br />
a b b<br />
1 0 1<br />
-1 0<br />
-1 0<br />
-1 0<br />
Tabelle 13: Übersicht der Integrationsverfahren und Filterkoeffizienten beim I-Glied<br />
Aus Tabelle 13 ist zu erkennen, dass folgende Integrationsverfahren gleich sind:<br />
Übertragungsfunktion nach Abschnitt 3.4.4.3 und linksseitige Rechteckregel, sowie<br />
S Trapez-Regel und bilineare Transformation.<br />
Die Übertragungsfunktion nach Abschnitt 3.4.4.3 basiert auf der Annahme einer Impulsfolge am Eingang der<br />
Strecke. Der Einzelimpuls zum Zeitpunkt (k-1)*T beschreibt daher das Signal im Zeitraum (k-1)*T < t < k*T.<br />
Integriert wird daher der beschreibende linksseitige Funktionswert. Deshalb ist das Verfahren identisch mit der<br />
linksseitigen Rechteckregel.<br />
Der Vergleich der Bilder 54 und 56 lasst erkennen, dass die Trapez-Integration eine erheblich bessere Näherung<br />
darstellt als die Rechteckregel. Weil die Filterkoeffizienten unter Nutzung der bilinearen Transformation verhältnismäßig<br />
einfach zu berechnen sind und das Ergebnis identisch mit der hochwertigen Trapezintegration ist, empfiehlt<br />
sich die Anwendung dieses Verfahrens.<br />
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-1<br />
-1
Bild 57: Ergebnis der diskreten Integration mit T i = 5s<br />
a) Testeingangssignal 1 (Rampe) u(t) = -0.8 + t/10 s<br />
b) Testeingangssignal 2 (Kosinus) u(t) = cos(2 � t/12 s)<br />
c) Integrationsergebnis Rampe Abtastzeit T = 2.5 s<br />
d) Integrationsergebnis Rampe Abtastzeit T = 5 s<br />
e) Integrationsergebnis Kosinus Abtastzeit T = 2 s<br />
f) Integrationsergebnis Kosinus Abtastzeit T = 4 s<br />
______ exakter Zeitverlauf<br />
X linksseitige Rechteckregel<br />
G Trapez-Regel<br />
� rechtsseitige Rechteckregel<br />
3.7. Diskrete Beschreibung analoger Strecken 47<br />
Bild 57 verdeutlicht die Güte der Integrationsverfahren. Als Testeingangsignal wurde zum einen eine Rampenfunktion<br />
(Bild 57a) und zum anderen eine Kosinusfunktion verwendet. Nach Bild 57 ist die Trapez-Integration<br />
(bilineare Transformation) die eindeutig beste Methode. Ist die Eingangsfunktion eine Rampe (lineare Funktion),<br />
liefert die Trapezintegration die exakten Werte. Dieses ist nach Bild 56 auch zu erklären, denn bei der Trapezintegration<br />
wird die Funktion zwischen den Stützstellen durch eine Gerade ersetzt. Mit Vergrößerung der Abtastdauer<br />
wird nach Bild 57 die Qualität des Ergebnisses schlechter. Für die Integration der Kosinusfunktion liefern die<br />
Rechteckintegrationen schlechte Ergebnisse. Bei einer Periodendauer von 12 s ergibt sich bei einer Abtastzeit von<br />
T = 2 s (siehe Bild 57e) noch ein recht gutes Ergebnis mit der Trapezintegration. Bei einer Abtastzeit von T = 4 s<br />
ergeben sich nach Bild 57f etwas größere Abweichungen, aber die Kosinusform ist noch zu erkennen.<br />
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48 3. Theorie diskreter Systeme<br />
3.7.3. Verzögerungsglied 1. Ordnung, PT1-Glied<br />
Bild 58: PT1-Glied<br />
Für das PT1-Glied nach Bild 58 mit der DGL nach (59)<br />
und der Übertragungsfunktion (61)<br />
sollen die Filterkoeffizienten nach verschiedenen Methoden bestimmt werden:<br />
S z-Übertragungsfunktion (z-Transformierte von Ausgang zu Eingang) schon in Abschnitt<br />
3.4.4.2<br />
S bilineare Transformation in Abschnitt 3.7.3.1<br />
S Linksseitige Rechteckregel in Abschnitt 3.7.3.2<br />
S Trapezregel in Abschnitt 3.7.3.3<br />
S Vereinfachte Lösung der DGL in Abschnitt 3.7.3.4<br />
S Exakte Lösung der DGL in Abschnitt 3.7.3.5<br />
S Vergleich der Verfahren in Abschnitt 3.7.3.6.<br />
3.7.3.1. Bilineare Transformation<br />
Durch Einsetzen von:<br />
in (217) ergibt sich die Übertragungsfunktion in z für das PT1-Glied:<br />
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(216)<br />
(217)<br />
(198, Kopie)<br />
Der Vergleich von (218) und (193) liefert die Filterkoeffizienten bei Anwendung der bilinearen Transformation:<br />
Die Realisierung von (219) lasst sich mit der schon bekannten Struktur nach Bild 53 bzw. der Differenzengleichung<br />
(204) beschreiben. Damit weist das PT1-Glied die gleiche Struktur wie ein Integrierer auf, allerdings sind<br />
die Koeffizienten unterschiedlich.<br />
(218)<br />
(219)
3.7.3.2. Linksseitige Rechteckregel<br />
Die Integration von (216) ergibt:<br />
3.7. Diskrete Beschreibung analoger Strecken 49<br />
Die Integration von (220) wird nach der Rechteckregel ausgeführt, indem der linksseitige Funktionswert mit der<br />
Abtastzeit T multipliziert wird:<br />
Der Vergleich von (221) mit der Normalform der Filterdifferenzengleichung (204) ergibt die Koeffizienten:<br />
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(220)<br />
(221)<br />
b 0 = 0 (222)<br />
Realisieren lasst sich die linksseitige Rechteckregel des PT1-Gliedes mit den Koeffizienten (222) und der Filterstruktur<br />
nach Bild 55a.<br />
3.7.3.3. Trapez-Regel<br />
Die Integrale von (220) werden nach der Trapezregel ausgeführt, indem der Mittelwert aus links- und rechtsseitigem<br />
Funktionswert mit der Abtastzeit T multipliziert wird:<br />
Der Vergleich von (223) mit der Normalform der Filterdifferenzengleichung (204) ergibt die Koeffizienten:<br />
Realisieren lasst sich die Trapez-Regel des PT1-Gliedes mit den Koeffizienten (224) und der Filterstruktur nach<br />
Bild 53.<br />
3.7.3.4. Vereinfachte Lösung der DGL<br />
Zur Vereinfachung soll der Eingang des PT1 Gliedes nach Bild 58 im Abtastzeitraum auf den Mittelwert von linksund<br />
rechtsseitigem Funktionswert gesetzt werden:<br />
(223)<br />
(224)<br />
für (k-1)*T < t < kT (225)<br />
Die Annahme (225) entspricht einer Eingangsgröße wie für die Trapezintegration. Für das Übertragungsglied soll<br />
die DGL (216) mit diesem Eingangssignal (225) gelöst werden. Dieses erbringt die spezielle Lösung der DGL.<br />
Stabilität von DGLn ist bekanntlich durch die homoge Lösung bestimmt. Es ist zu erwarten, dass sich bei Stabilität<br />
der DGL. auch die Differenzengleichung stabil ist.<br />
Für ein konstantes Eingangssignal lässt sich die Lösung der DGL (216) beschreiben durch Anfangswert v(k-1),<br />
Endwert nach (225) und Verzögerungszeit t:
50 3. Theorie diskreter Systeme<br />
Einsetzen von t = k*T und (225) in (226) ergibt die Differenzengleichung:<br />
Der Vergleich von (227) mit der Normalform der Filterdifferenzengleichung (204) liefert die Filterkoeffizienten<br />
für die vereinfachte Lösung der DGL:<br />
Die Differenzengleichung wird verwirklicht durch die Filterstruktur nach Bild 55.<br />
3.7.3.5. Verbesserte Lösung der DGL<br />
Hier soll die DGL für den ersten Abtastschritt (0 < t < T) gelöst werden. Aus dem Zusammenhang zwischen Funktionswert<br />
auf der linken Seite v(t=0) = v 0 und dem auf der rechten Seite v(t=T) = v 1 ergibt sich dann die Differenzengleichung.<br />
Für die Anregung, die Eingangsgröße u(t), erfolgt ein Geradenansatz gewählt:<br />
Der Ausdruck (229) wird in die DGL (216) eingesetzt:<br />
Die Laplace Transformation von (230) ergibt unter Anwendung von (3), (4), (8) und (9):<br />
Aus einer Tabelle (z.B. in [3]) kann die folgende Korrespondenz entnommen werden:<br />
Die Rücktransformation von (231) mit Hilfe von (13), (10) und (232) ergibt:<br />
Durch Einsetzen von t = T in (233) folgt:<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(226)<br />
(227)<br />
(228)<br />
(229)<br />
(230)<br />
(231)<br />
")))! (232)<br />
Werden die Indizes in (234) allgemein durch k ersetzt, ergibt sich für die gesuchte Differenzengleichung:<br />
(235)<br />
Der Vergleich von (235) mit der Normalform der Filterdifferenzengleichung (204) ergibt die Koeffizienten:<br />
Die zugehörige Filterstruktur wird in Bild 55 gezeigt.<br />
(233)<br />
(234)<br />
(236)
3.7.3.6. Vergleich der Verfahren<br />
Nr Methode<br />
1 Übertragungsfunktion<br />
nach Abschnitt 3.4.4.2<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
linksseitige Rechteckregel<br />
(Abschnitt 3.7.3.2)<br />
Trapez-Regel<br />
(Abschnitt 3.7.3.3)<br />
Bilineare Transformation<br />
(Abschnitt 3.7.3.1)<br />
Einfache DGL<br />
(Abschnitt 3.7.3.4)<br />
verbesserte DGL<br />
(Abschnitt 3.7.3.5)<br />
Koeffizienten<br />
a b b<br />
1 0 1<br />
0<br />
0<br />
3.7. Diskrete Beschreibung analoger Strecken 51<br />
Tabelle 14: Vergleich der Filterkoeffizienten bei Diskretisierung eines PT1-Gliedes nach unterschiedlichen<br />
Verfahren<br />
Aus Tabelle 14 ist zu erkennen, dass (wie beim Integrierer nach Abschnitt 3.7.2) folgende Verfahren identisch sind:<br />
S Trapez-Regel und bilineare Tranformation.<br />
Die gleiche homogene Lösung der Differenzengleichung (Faktoren a i, hier nur Faktor a 1)<br />
weisen auf:<br />
S Übertragungsfunktion nach Abschnitt 3.4.4.2<br />
S einfache DGL und<br />
S verbesserte DGL<br />
Das Verfahren der Übertragungsfunktion nach Abschnitt 3.4.4.2 basiert auf einer konstanten Eingangsgröße u(k-1)<br />
für den Zeitraum (k-1) k*T. Somit ist auch b 0 = 0, weil der rechtsseitige Funktionswert keinen Einfluss hat.<br />
Zu erwarten ist Folgendes:<br />
S Trapez-Regel ist besser als die Rechteckregel,<br />
S verbesserte DGL ergibt die beste Beschreibung.<br />
Die Qualität der Verfahren soll anhand der in Bild 59 dargestellten Simulation diskutiert werden. Die Reaktion des<br />
PT1-Gliedes auf die drei Testsignale<br />
S Sprung der Größe 5<br />
S Rampe nach Bild 59a<br />
S Kosinusfunktion nach Bild 59b<br />
wurden nach Bild 59 untersucht.<br />
Bei der Simulation der Sprungantwort (Bild 59c und 59d) zeigt sich bei relativ großen Abtastzeiten:<br />
S Die DGL-Verfahren ergeben immer den korrekten Wert. Dieses war zu erwarten, weil der Eingang ein<br />
Sprung ist und die homogene Lösung exakt simuliert wird.<br />
S Aber auch die Trapez-Regel liefert relativ gute Ergebnisse, sogar bei Abtastzeiten, die in der Größenordnung<br />
der Verzögerungszeit des PT1-Gliedes liegen.<br />
S Bei Anwendung der Rechteckregel müssten für gute Ergebnisse die Abtastzeiten kleiner als die in der<br />
Simulation benutzten (Bildern 59c und 59d) gewählt werden.<br />
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52 3. Theorie diskreter Systeme<br />
Bild 59: Ergebnis der diskreten Simulation eines PT1-Gliedes mit K P = 2 und � = 5s<br />
a) Testsignal 2 (Rampe) u(t) = -0.8 + t/10 s<br />
b) Testsignal 3 (Kosinus) u(t) = cos(2� t/12 s)<br />
c) Sprungantwort Abtastzeit T = 5 s u(t) = 5<br />
d) Sprungantwort Abtastzeit T = 10 s u(t) = 5<br />
e) Antwort auf Rampe Abtastzeit T = 2.5 s<br />
f) Antwort auf Rampe Abtastzeit T = 10 s<br />
g) Antwort auf Kosinus Abtastzeit T = 2 s<br />
h) Antwort auf Kosinus Abtastzeit T = 4 s<br />
______ Zeitverlauf (exakt)<br />
X Rechteckregel<br />
G Trapez-Regel<br />
� einfache DGL<br />
verbesserte DGL<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd
3.7. Diskrete Beschreibung analoger Strecken 53<br />
Bei der Simulation „Rampe als Eingangsgröße“ (Bild 59e und 59f) zeigen sich Ergebnisse mit ähnlichen<br />
Merkmalen: Die Rechteckregel ist nicht zu empfehlen. Bei hinreichend kleinen Abtastdauern sind die restlichen<br />
Verfahren etwa gleichwertig. Wieder liefert das Verfahren “verbesserte DGL” den exakten Zeitverlauf, weil die<br />
Koeffizienten unter Annahme einer linearen Eingangsfunktion bestimmt wurden.<br />
Auch die Simulation der Kosinusfunktion zeigt nach den Bildern 59g und 59h ähnliche Merkmale: Die Rechteckregel<br />
ist qualitativ schlecht. Die Lösungen mit den anderen Verfahren sind etwa gleichwertig. Hier sind die<br />
Verfahren „verbesserte DGL-Lösung“ und „Trapez-Regel“ ungefähr gleichwertig. Die Ursache liegt darin, dass die<br />
Voraussetzung einer linearen Eingangsfunktion für die Anwendung der erstgenannten Methode nicht mehr erfüllt<br />
ist.<br />
Fazit:<br />
Weil die Anwendung der bilinearen Transformation den wenigsten Aufwand erfordert, ist diese Berechnungsart der<br />
Filterkoeffizienten zu empfehlen. Dies gilt in besonderem Maße für Übertragungsfunktionen höherer Ordnung.<br />
3.7.4. Reales Differenzierglied mit Verzögerung 1. Ordnung, DT1-Glied<br />
Für das DT1-Glied (K D = T D)<br />
sind die digitalen Filterkoeffizienten zu bestimmen. Wird die bilineare Transformationsvorschrift<br />
in (237) eingesetzt ergibt sich die Übertragungsfunktion in z:<br />
-1<br />
Die Gleichung (238, 452) wird mit z multipliziert:<br />
und in die funktionelle Normalform gebracht:<br />
Aus (239, 453) können die Filterkoeffizienten der Differenzengleichung<br />
m K = -a 1*m k-1 + b 0*e k + b k-1*e k-1<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(237)<br />
(198, Kopie)<br />
(238)<br />
(239)
54 3. Theorie diskreter Systeme<br />
abgelesen werden:<br />
In Abschnitt 3.7.4 verwendete Größen:<br />
mK Regelausgangsgröße<br />
ek Regeldifferenz, Regeleingangsgröße<br />
KD Differenzierbeiwert<br />
� Verzögerungszeit<br />
T Abtastdauer<br />
3.7.5. Verzögerungsglied 2. Ordnung, PT2-Glied, nicht schwingungsfähig<br />
Für das Verzögerungsglied 2. Ordnung mit Übertragungsfunktion<br />
sind die Koeffizienten eines digitalen Filters zu bestimmen. Wird die bilineare Transformations-Vorschrift<br />
in (241) eingesetzt, ergibt sich die Übertragungsfunktion in z:<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(240)<br />
(241)<br />
(198, Kopie)<br />
Aus (242) lassen sich die Filterkoeffizienten des PT1-Gliedes nach (241) durch Vergleich mit der Normalform (193)<br />
ablesen:<br />
Die zugehörige Filterstruktur ergibt sich gemäß Bild 60 zu:<br />
(242)<br />
(243)
Für die zugehörige Differenzengleichung gilt nach (194):<br />
3.7. Diskrete Beschreibung analoger Strecken 55<br />
Bild 60: Filterstruktur 2. Ordnung<br />
v(k) = - a 2*v(k-2) - a 1*v(k-1) + b 2*u(k-2) + b 1*u(k-1) + b 0*u(k)<br />
(244)<br />
Durch Vergleich von (241) mit dem nicht schwingungsfähigen System nach Tabelle 6, Abschnitt 2.4.5, ergeben<br />
sich für die Übertragungsfunktion nach (67) die Koeffizienten:<br />
c 2 = T 1*T2 c 1 = T 1 + T 2<br />
(245)<br />
Aufgabe:<br />
Für die DGL mit der Ausgangsgröße v und der Eingangsgröße u<br />
ist ein digitales Filter zu entwickeln. Geben Sie Struktur und Koeffizienten an.<br />
Hinweis: Vorgehensweise:<br />
S Übertragungsfunktion ermitteln,<br />
S Bilineare Tranformation anwenden,<br />
S in funktionelle Normalform bringen,<br />
S Koeffizienten ablesen.<br />
3.7.6. Verzögerungsglied 2. Ordnung, PT2-Glied, schwingungsfähig<br />
Der Vergleich von (74) und (241) liefert für ein schwingungsfähiges System 2. Ordnung die Koeffizienten<br />
. (247)<br />
Die Simulation des schwingungsfähigen Systems 2. Ordnung erfolgt mit der gleichen Struktur wie beim nicht<br />
schwingungsfähigen Systems. Mit (247) lassen sich die Filterkoeffizienten (243) berechnen. Die Realisierung<br />
erfolgt gemäß Bild 60 oder mit Hilfe der Differenzengleichung (244).<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd
56 3. Theorie diskreter Systeme<br />
3.7.7. PI-Glied, PI-Regelglied<br />
Für das PI-Glied mit der Übertragungsfunktion nach (81)<br />
sind die Koeffizienten des Filters zu bestimmen. Wird die biliniare Transformations-Vorschrift<br />
in (248) eingesetzt, ergibt sich für die Übertragungsfunktion in z:<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(248)<br />
(198, Kopie)<br />
Aus (249) lassen sich die Filterkoeffizienten des PI-Gliedes nach (248) durch Vergleich mit der Normalform (193)<br />
ablesen:<br />
3.7.8. PIDT1-Regelglied<br />
(249)<br />
a 1 = -1 (250)<br />
Für eine Verwirklichung im Prozessrechner werden PI-Glied und DT1-Glied häufig parallelgeschaltet zum PI-DT1-<br />
Glied und als Differenzengleichungen gemäß Abschnitt 3.7.7 und 3.7.4. dargestellt. Beim Entwurf quasikontinuierlicher<br />
Regelungen ist zu beachten, dass die für das kontinuierliche System gefundenen Reglerkennwerte ggf. aus<br />
Reihenschaltungs- in Parallelschaltungsdarstellung umgerechnet werden müssen, s. [2].
3.8. Entwurf von quasikontinuierlichen Regelungen mit Abtastreglern für kontinuierliche Strecken, Teil 2 57<br />
3.8. Entwurf von quasikontinuierlichen Regelungen mit Abtastreglern<br />
für kontinuierliche Strecken, Teil 2<br />
Ab Abschnitt 3.3 wurden die Grundlagen für Verwirklichung einer quasikontinuierlichen Regelung dargestellt, das<br />
bedeutet einen Reglerentwurf für ein kontinuierliches System mit Regelstrecke, AH-Glied und Anti-Aliasing- Filter<br />
im offenen Kreis und Umrechnung der gefundenen Reglerparameterwerte für einen diskreten Regler. Das Verhalten<br />
des AH-Gliedes kann dabei näherungsweise durch ein Totzeit- oder ein PT1-Glied beschrieben werden. Diese<br />
Vorgehensweise führt nur bei geeignet gewählter Abtastzeit zu guten Ergebnissen.<br />
In Abschnitt 3.3 wurde das Abtasthalteglied vor den digitalen Regler plaziert. In Abschnitt 3.7 wurde gezeigt, dass<br />
der Abtastregler (digitales Filter) nach der bilinearen Transformation (Trapez-Regel) bei geeignet gewählter Abtastzeit<br />
zu den Abtastzeitpunkten sehr gut das Verhalten des analogen Reglers annähert. Als wesentlicher Unterschied<br />
zur kontinuierlichen Reglung wird bei der quasikontinuierlichen Regelung die Stellgröße für die Abtastdauer konstant<br />
gehalten. Signaltechnisch wirkt das Abtasthalteglied damit am Ausgang des digitalen Reglers, also am Eingang<br />
der Stellers. Verschiebt man die Übertragungsfunktion des Abtasthaltegliedes der Bilder 38 und 39 in der erwähnten<br />
Weise, ergeben sich die Wirkungspläne der Bilder 61 und 62. Die Übertragungsfunktion des offenen Kreises nach<br />
(145) wird durch diese Verschiebungen nicht beeinflusst.<br />
Bild 61: Wirkungsplan einer quasikontinuierlichen Regelung mit Vorgabe einer analoge Führungsgröße, tatsächliche<br />
Wirkung des Abtasthaltegliedes<br />
Bild 62: Wirkungsplan einer quasikontinuierlichen Regelung mit Vorgabe einer diskreten (digitalen) Führungsgröße,<br />
tatsächliche Wirkung des Abtasthaltegliedes<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd
58 4. Diskrete Regelung einfacher Strecken<br />
4. Diskrete Regelung einfacher Strecken<br />
4.1. Regelung einer PT1-Strecke mit digitalem I-Regler<br />
4.1.1. Aufgabe<br />
Eine PT1-Strecke mit der Übertragungsfunktion<br />
und mit den Parameterwerten K P = 4 und T S = 0.5 s soll mit Hilfe eines digitalen I-Reglers geregelt werden.<br />
4.1.2. Vorgehensweise<br />
In Abschnitt 4.1.3 wird zunächst ein Entwurf des analogen Regelkreises mit Berücksichtigung des AH-Gliedes<br />
durchgeführt. Danach werden in Abschnitt 4.1.4 die gefundenen Reglerparameter in Parametern eines diskreten<br />
Filters umgesetzt (i.A. mit der bilinearen Tranformation) und die Abtastzeit wird festgelegt. Abschnitt 4.1.5 zeigt<br />
Simulationsergebnisse.<br />
4.1.3. Entwurf der kontinuierlichen Regelung<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(251)<br />
Bild 63: Kontinuierlicher (analoger) Regelkreis<br />
mit PT1-Strecke<br />
Nach Abschnitt 3.8 wirkt am Ausgang des Reglers ein Abtasthalteglied. Dieses kann nach Abschnitt 3.2.3 z.B.<br />
näherungsweise durch ein PT1-Glied beschrieben werden. Platziert man die Regelstrecke (hier PT1-Glied) an den<br />
Ausgang des Regelgliedes, ergibt sich die Struktur gemäß Bild 64 .<br />
Bild 64: Wirkungsplan der quasikontinuierlichen Regelung (vereinfacht, weil Messglied und AAF nicht berücksichtigt<br />
sind)<br />
Nach Abschnitt 2.5.1.1 werden die Übertragungsfunktion von Abtasthalteglied und Strecke zusammengefasst und<br />
eine Ersatzübertragungsfunktion gebildet:<br />
Die Kombination von zu regelnder Strecke und Abtasthalteglied lasst sich nach der Ersatzfunktion (252) durch ein<br />
PT1-Glied mit der Verstärkung K und der Ersatzzeitkonstanten<br />
annähern.<br />
P<br />
Nach (123) ergibt sich für die Integrierzeit des Reglers:<br />
2<br />
T I = K*4*� *(T e +T/2)<br />
2 2<br />
T I = 4*4*� *(T e +T/2) = 16*� *(T e +T/2)<br />
Bei Wahl des Dämpfungsgrades für das Verhalten des geschlossenen Regelkreises ergibt sich bei<br />
(254)<br />
(255)<br />
� 1 = 0.707 eine Integrierzeit von T I_1 = 8*(0.5 s + T/2) (256)<br />
bei � = 1.0 eine Integrierzeit von T = 16*(0.5 s + T/2) (257)<br />
2 I_2<br />
(252)<br />
(253)
4.1. Regelung einer PT1-Strecke mit digitalem I-Regler 59<br />
4.1.4. Bestimmung der Parameter für einen digitalen Regler<br />
Nach Tabelle 13 (Abschnitt 3.7.2.4) ergeben sich die digitalen Reglerkoeffizienten mit der bilinearen Tranformation<br />
zu:<br />
a 1 = -1 (258)<br />
Die Differenzengleichung lautet:<br />
v(k) = - a 1*v(k-1) + b 0*u(k) + b 1*u(k-1)<br />
(Kopie, 204)<br />
Die Integrierzeiten (256/257) sind schon aus dem letzten Abschnitt 4.1.3 bekannt. Für die Ermittlung der<br />
Parameterwerte des digitalen Reglers muss noch die Abtastzeit T festgelegt werden.<br />
Die analoge Reglerstruktur nach Bild 64 wird umgesetzt in eine digitale Struktur für den Regler nach (258), (204)<br />
bzw. Bild 60. Weil dieses Beispiel als Einführung lediglich das Prinzip der Vorgehensweise beim Entwurf<br />
quasikontinuierlicher Regelungen zeigt, wurde auf ein Anti-Aliasing-Filter verzichtet. Dieses ist in diesem Beispiel<br />
möglich, weil die Regelgröße x hier eine Zustandsgröße darstellt und bei der Simulation keine höherfrequenten<br />
Störgrößen vorhanden sind.<br />
Die Abtastzeit wird in diesem Beispiel zehnmal kleiner als die dominierde Zeitkonstante des geschlossenen<br />
Regelkreises gewählt. Im Folgenden wird erläutert, wie diese dominierende Verzögerungszeit des geschlossen<br />
Regelkreises ermittelt werden kann: Bekanntlich ist die Kennkreisfrequenz � 0 bei einem System zweiter Ordnung<br />
ein Maß für die Schnelligkeit des Systems, s. Abschnitt 2.5.2, [2]. Im aperiodischen Grenzfall (� = 1) entspricht �0<br />
der inversen Zeitkonstanten; bei nicht zu kleinen Dämpfungsgraden kann dies als Näherung für die dominierende<br />
Verzögerungszeit gelten:<br />
- Dominierende Zeitkonstante (259)<br />
Mit dem Entwurf der kontinuierliche Regelung in Abschnitt 2.5.3 erhält man � 0 aus (121) und (122):<br />
Aus (260) und (259) ergibt sich die dominierde Zeitkonstante des geschlossenen Regelkreises zu:<br />
T Dz = 2*�*(T e + T/2) (261)<br />
Die Abtastzeit wird 1/10 der dominierden Zeitkonstante (261) gewählt:<br />
Für die gewählten Dämpfungen ergeben daraus folgende Abtastzeiten:<br />
� 1 = 0.7071 T = 0.2*0.7071*0.5 s = 0.0707 s (263)<br />
� = 1.0 T = 0.2*1*0.5 s = 0.1 s (264)<br />
2<br />
Mit (258), (263), (264) und (256/257) werden die Parameterwerte des digitalen Reglers berechnet:<br />
� 1 = 0.707 a 1 = -1 (265)<br />
� 2 = 1.0 a 1 = -1 (266)<br />
4.1.5. Simulationsergebnisse<br />
Die Ergebnisse der Simulation der quasikontinuierlichen Regelung mit den gefundenen Parameterwerten für das<br />
Verhalten des geschlossenen Kreises mit den zwei gewählten Dämpfungsgraden und der Wahl verschiedener<br />
Abtastzeiten werden im Bild 65 gezeigt. Bilder 65 a, c, e, g zeigen die Ergebnisse für Dämpfungsgrad � 2 = 1.0,<br />
Bilder 65 b, d, f, h bei � 2 = 0.707. Die Abtastzeiten wurden dabei von T=T Dz/10 bis T=T Dz vergrößert. Bis zur<br />
Abtastzeit T Dz/4 erhält man in diesem Beispiel noch relativ gute Ergebnisse. T=T Dz verletzt das Shannon-Theorem,<br />
dies wird durch die Ergebnisse in den Bildern 65g und 65h bestätigt.<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(260)<br />
(262)
60 4. Diskrete Regelung einfacher Strecken<br />
Bild 65: Übergangsfunktionen der digitalen Regelstrecke PT1-Glied mit I-Regler<br />
zum Vergleich analoger Regelung und quasikontinuierlicher Regelung bei unterschiedlichen<br />
Abtastzeiten<br />
a) � = 1 T = 0.1 s T/T Dz = 1/10 � 0 = 0.833 s-1<br />
c) � = 1 T = 0.25 s T/T Dz = 1/4 � 0 = 0.66 s-1<br />
e) � = 1 T = 0.5 s T/T Dz = 1/2 � 0 = 0.5 s-1<br />
g) � = 1 T = 1 s T/T Dz = 1 � 0 = 0.25 s-1<br />
b) � = 0.707 T = 0.0707 s T/T Dz = 1/10 � 0 = 1.18 s-1<br />
d) � = 0.707 T = 0.1785 s T/T Dz = 1/4 � 0 = 0.933 s-1<br />
f) � = 0.707 T = 0.3571 s T/T Dz = 1/2 � 0 = 0.707 s-1<br />
h) � = 0.707 T = 0.7142 s T/T Dz = 1 � 0 = 0.354 s-1<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd
4.2. Regelung einer PT3-Strecke mit PI-Regler bei Polstellenkompensation und Vorgabe des Dämpfungsgrades 61<br />
4.2. Regelung einer PT3-Strecke mit PI-Regler bei Polstellenkompensation und Vorgabe<br />
des Dämpfungsgrades<br />
4.2.1. Aufgabe<br />
Eine PT3-Strecke mit der Übertragungsfunktion<br />
und den Kennwerten<br />
T 1 = 0.5 s , T 2 = 0.7 s, T 3 = 2.0 s, K S = 3 (268)<br />
soll mit Hilfe eines digitalen PI-Reglers geregelt werden. Die Verzögerungszeit T 3 kann als die eines Messgliedes<br />
oder die eines Anti-Aliasing-Filters angenommen werden. Der Reglerentwurf erfolgt durch Vorgabe des<br />
Dämpfungsgrades � = 0.707 bzw. � = 1.<br />
4.2.2. Vorgehensweise<br />
2 1<br />
In Abschnitt 4.2.3 wird zunächst ein Entwurf des analogen Regelkreises mit Berücksichtigung des AH-Gliedes<br />
durchgeführt. Danach werden in Abschnitt 4.2.4 die gefundenen Reglerparameter in Parametern für ein diskretes<br />
Filter umgesetzt (i.A. mit der bilinearen Tranformation) und die Abtastzeit wird festgelegt. Abschnitt 4.2.5 zeigt<br />
zugehörige Simulationsergebnisse.<br />
4.2.3. Entwurf der kontinuierlichen Regelung<br />
Bild 66: Wirkungsplan der quasikontinuierlichen Regelung<br />
Bild 66 zeigt die Struktur der zu regelnden Anordnung unter Berücksichtung des Abtasthaltegliedes. Aus Bild 66<br />
ergibt sich mit (267), (142) und (81) die Übertragungsfunktion des offenen Kreises:<br />
Die Übertragungsfunktion (269) ist 5. Ordnung. Leicht berechenbar bei Polvorgabe ist ein System 2. Ordnung. Die<br />
Ordnung von (269) ist also auf 2.Ordnung zu reduzieren! In einem ersten Schritt werden durch Bilden der<br />
Ersatzfunktionen die kleinste und die größte Zeitkonstante, im zweiten Schritt die beiden mittleren<br />
Verzögerungszeiten mit der Methode „Ersatzübertragungsfunktion“ (siehe Abschnitt 2.5.1.1) zusammengefasst:<br />
T 12 = T 1 + T 2<br />
(273)<br />
Einsetzen von (270) und (272) in (269) ergibt:<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(267)<br />
(269)<br />
(270)<br />
(271)<br />
(272)<br />
(274)
62 4. Diskrete Regelung einfacher Strecken<br />
eine Übertragungsfunktion 3. Ordnung. Durch Polnullstellenkompensation der Zeitkonstante in (274)<br />
T i = T e<br />
(275)<br />
und der Zusammenfassung<br />
lässt sich (274) als ein System 2. Ordnung angeben:<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(276)<br />
. (277)<br />
Damit kann nach der in Abschnitt 2.5.3 gezeigten Vorgehensweise der Reglerentwurf erfolgen: Regelung einer PT1-<br />
Strecke mit einem I-Regler. Durch die Polkompensation ist der PI-Anteil weggefallen. Durch Vergleich von (277)<br />
mit (117) ergibt sich aus (122):<br />
2<br />
T IK = 4*� *T 12<br />
(278)<br />
Durch Gleichsetzen von (278) und (276) unter Verwendung von (271) und (275) kann die Verstärkung des PI-<br />
Reglers angegeben werden:<br />
Für eine Abschätzung der dominierenden Zeitkonstanten des Systems kann die klein zu wählende Abtastzeit T in<br />
(279) vernachlässigt werden. Analog zur Vorgehensweise in Abschnitt 4.1.4 folgt aus (264) für das vorliegenden<br />
Systems bei Abtastung mit 1/10 der dimensionierten Verzögerungszeit:<br />
T = 0.2*�*T12<br />
T = 0.2*�*(0.5 s + 0.7 s) = �*0.24 s<br />
� = 0.7071 T = 0.1697 s<br />
� = 1 T = 0.2400 s<br />
Damit kann mit (275), (271) und (280) die Integrierzeit angegeben werden:<br />
T I = T e = T 3+T/2<br />
� = 0.7071 T I = 2 s + 0.1697 s/2 = 2.085 s<br />
� = 1 T I = 2 s + 0.2400 s/2 = 2.120 s<br />
Die Verstärkung wird aus (279) und (280) bestimmt:<br />
� = 0.7071<br />
� = 1<br />
(279)<br />
(280)<br />
(281)<br />
(282)
4.2. Regelung einer PT3-Strecke mit PI-Regler bei Polstellenkompensation und Vorgabe des Dämpfungsgrades 63<br />
4.2.4. Bestimmung der digitalen Reglerparameter<br />
Mit Hilfe der bilinearen Tranformation sind in (250) die Filterkoeffizienten für einen PI-Regler angegeben:<br />
a 1 = -1 (Kopie, 250)<br />
Durch Einsetzen von (280) bis (282) in (250) lassen sich Filterkoeffizienten des PI-Regler angegeben:<br />
� 1 = 0.7071 � 2 = 1.0<br />
4.2.5. Simulationsergebnisse<br />
Die Ergebnisse der Simulation der quasikontinuierlichen Regelung mit den gefundenen Parameterwerten für das<br />
Verhalten des geschlossenen Kreises mit den zwei gewählten Dämpfungsgraden und der Wahl verschiedener<br />
Abtastzeiten werden im Bild 67 gezeigt. Bilder 67a, c, e, g zeigen die Ergebnisse für Dämpfungsgrad � 2 = 1.0,<br />
Bilder 67b, d, f, h bei � 2 = 0.707. Die Abtastzeiten wurden dabei von T=T Dz/10 bis T=T Dz vergrößert. Bis zur<br />
Abtastzeit T Dz/4 erhält man in diesem Beispiel noch relativ gute Ergebnisse. T=T Dz verletzt das Shannon-Theorem,<br />
dies wird durch die Ergebnisse in den Bildern 67g und 67h bestätigt.<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd
64 4. Diskrete Regelung einfacher Strecken<br />
Bild 67: Übergangsfunktionen der digitalen Regelstrecke PT3-Glied mit I-Regler,<br />
Vergleich analoger und digitaler Regler<br />
a) � = 1 T = 0.24 s T/T Dz = 1/10 b) � = 0.7071 T = 0.1697 s T/T Dz = 1/10<br />
c) � = 1 T = 0.6 s T/T Dz = 1/4 d) � = 0.7071 T = 0.42 s T/T Dz = 1/4<br />
e) � = 1 T = 1.2 s T/T Dz = 1/2 f) � = 0.7071 T = 0.85 s T/T Dz = 1/2<br />
g) � = 1 T = 2.4 s T/T = 1 h) � = 0.7071 T = 1.70 s T/T = 1<br />
Dz Dz<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd
4.3. Regelung einer schwingungsfähigen PT3-Strecke, PI-Regler-Entwurf im Bodediagramm 65<br />
4.3. Regelung einer schwingungsfähigen PT3-Strecke, PI-Regler-Entwurf im<br />
Bodediagramm<br />
4.3.1. Aufgabe<br />
Eine schwingungsfähige PT3-Strecke mit der Übertragungsfunktion<br />
und mit den Daten<br />
-1<br />
T 1 = 0.002 s , � 0 = 10 s , � = 0.6, K S = 8 (285)<br />
soll mit Hilfe eines digitalen PI-Reglers geregelt werden. Der Reglerentwurf soll im Bodediagramm erfolgen.<br />
4.3.2. Vorgehensweise<br />
In Abschnitt 4.3.3 wird zunächst ein Entwurf des analogen Regelkreises mit Berücksichtigung des AH-Gliedes<br />
durchgeführt. Danach werden in Abschnitt 4.3.4 die gefundenen Reglerparameter in Parametern für ein diskretes<br />
Filter umgesetzt (i.A. mit der bilinearen Tranformation) und die Abtastzeit wird festgelegt. Abschnitt 4.3.5 zeigt<br />
zugehörige Simulationsergebnisse.<br />
4.3.3. Entwurf der kontinuierlichen Regelung<br />
Bild 68: Wirkungsplan der Regelung mit Abtasthaltglied<br />
Bild 68 zeigt die Struktur der zu regelnden Anordnung unter Berücksichtung des Abtasthalteglieds. Daraus ergibt<br />
sich mit (284) und (141) die Übertragungsfunktion des offenen Kreises ohne Regler:<br />
Für die Darstellung von (286) im Bodediagramm ist die Kenntnis der Abtastzeit T zur Berücksichtigung des<br />
Totzeitgliedes erforderlich. Eine grobe Abschätzung erhält man wiederum aus der Kennkreisfrequenz des<br />
charakteristischen Polynoms von G :<br />
Mit 4 Abtastungen pro dominier der Zeitkonstante ergibt sich:<br />
0<br />
Mit den Werten (285) und (287) kann nun (286) im Bodediagramm dargestellt werden, siehe Bild 69. Der PI-Regler<br />
o<br />
soll mit Hilfe von Bild 69 dimensioniert werden. Für eine Phasenreserve von � = 60 lässt sich aus Bild 69 ablesen:<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
R<br />
(284)<br />
(286)<br />
(287)<br />
=> K R = 0.20 (288)<br />
(289)
66 4. Diskrete Regelung einfacher Strecken<br />
Durch die Verschiebung des Betragsganges mit Hilfe von K R stellt sich nach Bild 69 bei � C die gewünschte<br />
Phasenreserve ein. Für die Festlegung der Nachstellzeit T i , 1/T i ist die Eckkreisfrequenz des PI-Gliedes, wird bei<br />
o o<br />
� die Phase um 10 bis 15 zurückgedreht. .<br />
C<br />
Daraus ergibt sich für die Nachstellzeit:<br />
Mit (287), (288) und (291) können die Parameter eines digitalen Filters (PI-Regler) bestimmt werden.<br />
Bild 69: Bodediagramm der zu regelnden Strecke mit Abtasthaltglied, ohne Regler<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(290)<br />
(291)
4.3.4. Bestimmung der digitalen Reglerparameter<br />
4.3. Regelung einer schwingungsfähigen PT3-Strecke, PI-Regler-Entwurf im Bodediagramm 67<br />
Mit Hilfe der bilinearen Tranformation ergeben sich aus (250) die Filterkoeffizienten für einen PI-Regler:<br />
a 1 = -1 (Kopie, 250)<br />
Durch Einsetzen von (287) bis (288) in (291) die Parameterwerte:<br />
4.3.5. Simulationsergebnisse<br />
Bild 70 zeigt das Ergebnis der Simulation durch die Übergangsfunktion des geschlossenen Kreises. Dabei ist eine<br />
kurze Anregelzeit zu vermuten, allerdings bei etwas kriechendem Verhalten. In der Praxis müssen also die<br />
Parameter noch etwas angepasst werden.<br />
Bild 70: Übergansfunktion des geregelten Kreises<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd
68 5. Modellbildung für Gleichstrommotoren<br />
5. Modellbildung für Gleichstrommotoren<br />
5.1. Konzepte von Antriebsregelungen<br />
In der Automatisierungstechnik werden Antriebsregelungen in Werkzugmaschinen, Robotern, Montage- und<br />
Transportsystemen angewendet. Dabei sind Positionen von Vorschubachsen bei translatorischen Bewegungen und<br />
Winkeln bei rotatorischen Bewegungen anzufahren bzw. einzuhalten. Es sind sogenannte Lageregelungen zu<br />
verwirklichen. Weiter zu regelnde Prozessgrößen sind Geschwindigkeiten bzw. Drehzahlen, Beschleunigungen bzw.<br />
Drehmomente. Diese Größen können bei Lageregelungen als Hilfsgrößen in sogenannte Kaskadenregelungen zur<br />
Erhöhung des Dynamik durch frühe Kompensation von Störeinflüssen dienen. Allgemein wird unterschieden in<br />
- Lageregelungen<br />
- Geschwindigkeitsregelungen bzw. Drehzahlregelungen<br />
- Beschleunigungsregelungen bzw. Momentenregelungen<br />
die einschleifig oder bei Lage und Drehzahlregelungen als Kaskadenregelungen (oder Zustandsregelungen)<br />
verwirklicht werden können. Bild 71 zeigt das Prinzip einer Lageregelung.<br />
Bild 71: Struktur einer Lagereglung (Positionsregelung)<br />
5.2. Prinzip der Regelung von Gleichstrommaschinen<br />
In dieser Vorlesung mit zugehörigem Praktikum soll die digitale Regelung an einer Gleichstrommaschine verwirklicht<br />
werden. Die Wirkungsweise einer Gleichstrommaschine zeigt Bild 72.<br />
Bild 72: Gleichstrommaschine mit Eingangsgröße und Ausgangsgröße, ohne Last<br />
Die Gleichstrommaschine (fremderregt) wird über die Ankerspannung geregelt (selten gesteuert). Es stellen sich die<br />
Zustandgrößen Strom ~ Moment, Drehzahl und Lage ein. Da zwischen dem Zeitverhalten der Zustandsgrößen in<br />
der Regel Größenordnungen liegen, bietet sich zur Regelung die in Abschnitt 2.6 erläuterte Kaskadenreglung an.<br />
Konzipiert man für die Gleichstrommaschine nach Bild 72 eine dreischleifige Kaskadenregelung, erhält man den<br />
Wirkungsplan nach Bild 73. In der inneren Schleife wird der Ankerstrom der Maschine geregelt. Danach ist für die<br />
Übertragung von der Führungsgröße w iA zur Ausgangsgröße i A eine Ersatzübertragungsfunktion (meist PT1-Glied)<br />
zu bilden Mit Hilfe der Ersatzübertragungsfunktion wird der Geschwindigkeit(Drehzahl)-Regelkreis ausgelegt. Jetzt<br />
erfolgt wieder die Bildung der Ersatzübertragungsfunktion von nach �. Diese Funktion bildet dann die<br />
Grundlage für den Entwurf des Lageregelkreises.<br />
Nur Hinweis: In zunehmenden Maße (mit der Weiterentwicklung der Stromrichtertechnik) werden auch die<br />
robusteren (wegen fehlender Bürsten) Asynchronmaschinen eingesetzt. Hier erfolgt mit Hilfe einer Transformation<br />
die Abbildung auf eine Gleichstrommaschine, deren Struktur eine übersichtlichere Regelung erlaubt.<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd
5.3. Modellbildung der fremderregten Gleichstrommaschine 69<br />
Bild 73: Wirkungsplan der in Kaskade geregelten Gleichstrommaschine, hier als Lagereglung<br />
5.3. Modellbildung der fremderregten Gleichstrommaschine<br />
Bei fremderregten Gleichstrommaschinen erfolgt der Aufbau des Ständermagnetfeldes mit Hilfe einer konstanten<br />
Spannungsquelle im Erregerkreis. Der konstante Gleichstrom verursacht einen konstanten magnetischen Fluss. Bei<br />
kleinen Antriebsmaschinen erfolgt die Erregung durch Dauermagnete. Hier lautet die Bezeichnung permanent<br />
erregte Gleichstrommaschine. Beide Erregungsarten weisen die gleichen mathematischen Modelle auf. In einigen<br />
Lehrbüchern gibt es die Theorie der Feldschwächung der fremderregten Gleichstrommaschine. Dabei ist in einigen<br />
Betriebsbereichen durch Verkleinerung des Erregerfeldes eine Drehzahlerhöhung möglich. Da diese Maßnahme<br />
praktisch kaum angewandt wird, kann mit einem konstantem Fluss gerechnet werden. Damit kann die Theorie der<br />
fremderregten und der permanent erregten Maschinen gleich behandelt werden. Der Unterschied zwischen großen<br />
und kleinen Maschinen ist zu beachten: Bei großen Maschinen wirkt sich die Reibung praktisch nicht aus. Würde<br />
ein großer Motor/Generator mit konstantem Moment angetrieben, führt dieses aufgrund der Zentrifugalkräfte zur<br />
Zerstörung. Ein kleiner Motor weist so viel Reibung auf, dass eine Enddrehzahl erreicht wird.<br />
Vereinbarung:<br />
In der Regelungstechnik wird oftmals mit normierten Größen gearbeitet. Da die Schreibweise der Normierung nicht<br />
genormt ist, wird hier vereinbart:<br />
A) Zeitabhängige nicht normierte Größen werden mit kleinen Buchstaben dargestellt.<br />
B) Für normierte zeitabhängige Größen werden große Buchstaben benutzt.<br />
5.3.1. Stellglied<br />
Als Stellglied für Antriebsregelungen mit unterschiedlichen Motoren (GM, AM, SM) werden verwendet:<br />
GM - Transistorstellglied<br />
- getaktete Verstärker (Chopper) (PWM)<br />
- netzgeführte Stromrichter<br />
ASM, SM - Wechselrichter<br />
Genaue Modelle für die Stellglieder sind wegen des nichtlinearen Verhaltens sehr komplex. Als<br />
Näherungsbeschreibung werden für Transistorstellglieder und getaktete Verstärker PT1-Verhalten modelliert:<br />
Für netzgeführte Stromrichter wird Totzeitverhalten angenähert:<br />
Bei einem Thyristor Stromrichter wird mit<br />
pZ - Pulszahl<br />
f - Netzfrequenz<br />
für T t in (293) die mittlere Totzeit eingesetzt:<br />
Das Totzeitglied (293) wird i.A. nach Abschnitt 2.5.1 wieder durch ein PT1-Glied nach (292) angenähert mit der<br />
Zeitkonstanten T = T des Totzeitgliedes nach (294).<br />
ST t<br />
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(292)<br />
(293)<br />
(294)
70 5. Modellbildung für Gleichstrommotoren<br />
Der Proportionalbeiwert K ST in (292) und (293) kann unter Berücksichtigung der Normierung aus den<br />
Steuerkennlinien der Stromrichter ermittelt werden. In der Regel wird ein Stromrichter nicht im linearen<br />
Arbeitsbereich betrieben. Dann ist zur Bestimmung von K ST die differentielle Steigung der Steuerkennlinie<br />
auszuwerten.<br />
Bild 74 zeigt den Wirkungsplan des Stellgliedes.<br />
Bild 74: Wirkungsplan des Stellers<br />
5.3.2. Elektrischer Teil der fremderregten Gleichstrommaschine<br />
In diesem Abschnitt soll der Zusammenhang zwischen der Eingangsgröße der Gleichstrommaschine (Ankerspannung<br />
u , Ausgangsgröße des Stellgliedes) und dem Ankerstrom, bzw dem Antriebsmoment m hergeleitet werden.<br />
A A<br />
Bild 75: ESB des elektrischen Teils der Gleichstrommaschine<br />
Die DGL für den Eingangskreis ergibt sich aus dem in Bild 75 dargestelltem ESB durch Maschenumlauf:<br />
In (296) bedeuten:<br />
iA - Ankerstrom<br />
uA - Ankerspannung<br />
uG - Gegenspannung (durch Drehung des Rotors induzierte Spannung)<br />
RA - ohmscher Widerstand der Ankerwicklung<br />
L - Induktivität der Ankerwicklung<br />
A<br />
Bild 76 zeigt den Wirkungsplan für die DGL (296) des Ankerkreises<br />
5.3.3. Induzierte Spannung uG<br />
Bild 76: Wirkungsplan des Ankerkreises<br />
Die induzierte Spannung im Anker einer fremderregten Gleichstrommaschine ist proportional der Flusskonstanten<br />
� und der Winkelgeschwindigkeit � der Welle:<br />
u G = c 1*�*� c 1 - erste Maschinenkonstante (297)<br />
5.3.4. Antriebsmoment mA<br />
Das Antriebsmoment m A einer fremderregten Gleichstrommaschine ist proportional der Flusskonstanten � und dem<br />
Ankerstrom i :<br />
A<br />
m A = c 2*�* iA c 2 - zweite Maschinenkonstante (298)<br />
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(296)
5.3.5. Mechanische Leistung P<br />
5.3. Modellbildung der fremderregten Gleichstrommaschine 71<br />
Im Ersatzschaltbild nach Bild 75 repräsentiert die Spannungsquelle u G die mechanische Leistung:<br />
P el = P = i A*u G<br />
(299)<br />
Durch Einsetzen von (297) in (299) ergibt sich:<br />
P el = P = i A* c 1*<br />
�*� (300)<br />
An der Welle kann die mechanische Leistung aus Winkelgeschwindigkeit � und Drehmoment m A berechnet werden:<br />
P = �*m (301)<br />
A<br />
Durch Einsetzen von (298) in (301) folgt:<br />
P = �* c 2*�*i A<br />
(302)<br />
Aus dem Vergleich von (300) und (302) ist zu erkennen, dass die Maschinenkonstanten c 1 und c 2 gleich sein müssen:<br />
c 1 = c 2 = c (303)<br />
Mit (303) werden (297) und (298) vereinfacht:<br />
u G = c*�*� (304)<br />
m A = c*�*i A<br />
(305)<br />
Mit<br />
K c = c*� (306)<br />
folgt aus den Gleichungen (304) und (305):<br />
u G = K c*�<br />
(307)<br />
m A = K c*i A<br />
(308)<br />
Die Bilder 77 und 78 zeigen die Wirkungspläne für die algebraischen Gleichungen (307) und (308).<br />
Bild 77: Wirkungsplan für die Ermittlung<br />
der induzierte Spannung<br />
5.3.6. Stationäres Drehzahlverhalten<br />
Für den stationären Fall (di A/dt<br />
= 0) ergibt sich aus (296) der Ankerstrom:<br />
Durch Einsetzen von (304) und in (309) erhält man:<br />
Bild 78: Wirkungsplan für die Ermittlung<br />
des Antriebsdrehmoments<br />
Durch Einsetzen von (310) in (305) kann die Drehmoment-Drehzahl-Charakteristik der fremderregten Gleichstrommaschine<br />
angegeben werden:<br />
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(309)<br />
(310)
72 5. Modellbildung für Gleichstrommotoren<br />
Bild 79 zeigt die grafische Darstellung der Gleichung (311). Der normale Arbeitsbereich mit positivem Antriebsmoment<br />
(m A>0 identisch i A>0) und positiver Drehzahl (u A>0<br />
identisch n>0) liegt im ersten Quadranten. Im Normalfall<br />
ist das Vorzeichen der Drehzahl auch das Vorzeichen der Ankerspannung. Das Antriebsmoment weist nach<br />
(305) immer das gleiche Vorzeichen wie der Ankerstrom auf.. Im vierten Quadranten kehrt sich im Gegensatz zum<br />
ersten Quadranten das Vorzeichen der Drehzahl und damit der Ankerspannung um. Um diesen Quadranten zu<br />
erreichen, muss der Stromrichter als sogenannter Zwei-Quadranten-Stromrichter ausgeführt sein. Physikalisches<br />
Beispiel für diesen Betriebszustand wäre beim Aufzug das Absenken der Last: Bei positiven Drehmoment erfolgt<br />
beim Absenken durch negative Drehzahlen eine Leistungsrückspeisung der Gleichstrommaschine. Soll der Motor<br />
auch von sich aus abbremsen können, muss ein negatives Antriebsmoment aufgebracht werden. Dieses ist mit<br />
Betrieb im zweiten oder dritten Quadranten verbunden. Dabei ist zu beachten, dass der Stromrichter auch negative<br />
Ströme liefern kann (Vier-Quadranten-Stromrichter). Stromrichter mit Kreisstrom weisen eine schnellere Reaktion<br />
auf als Stromrichter ohne Kreisstrom.<br />
5.3.7. Nennbetrieb<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(311)<br />
Bild 79: Drehmoment-Drehzahl Verhalten der fremderregten<br />
Gleichstrommaschine mit der Ankerspannung als<br />
Parameter.<br />
Für den Nennbetrieb müssen zwei Nenngrößen gegeben werden. Hier sollen folgende Nenngrößen gegeben sein:<br />
uAN - Ankernennspannung<br />
i - Ankernennstrom<br />
AN<br />
Nach (310) ergibt sich dann die Nenn-Winkelgeschwindigkeit bzw. die Nenndrehzahl:<br />
Mit (305) kann das Nenn-Antriebsmoment angegeben werden:<br />
m N = K c*i AN<br />
(314)<br />
5.3.8. Mechanischer Teil des Antriebes<br />
Der mechanische Teil des Motors besteht aus einem Anker mit dem Trägheitsmoment J A,<br />
der in Lagern läuft, die<br />
Haft- und Rollreibmomente als Reibmomente erzeugen können.<br />
An die Motorwelle können beliebige mechanische Systeme (Walzen, Schlitten, Getriebe u.s.w.) gekoppelt werden.<br />
Deren Trägheitsmomente (bzw. Massen) werden auf die Antriebsachse mit dem Quadrat der Getriebeübersetzung<br />
umgerechnet. Daraus resultiert ein Gesamtträgheitsmoment:<br />
(312)<br />
(313)<br />
. (315)<br />
Außer den in Abschnitt 5.3.4 beschriebenen elektrischen Antriebsmoment m Atragen Lastmoment m L und Reibmoment<br />
m R zur Momentenbilanz bei. Außerdem treten auf: Steifigkeitskräfte, Verbindungskräfte, Dämpfungskräfte,<br />
Massenkräfte, Schnittkräfte u.s.w. Diese werden zum Lastmoment m zugeschlagen. Reibungskräfte (-momente)<br />
L
5.3. Modellbildung der fremderregten Gleichstrommaschine 73<br />
können mit denen des Ankers zusammengefasst oder getrennt berücksichtig werden. Daraus folgt die Momentengleichung:<br />
Das Beschleunigungsmoment m B ergibt sich aus (316) zu:<br />
Mit m R = 0 (keine Reibung oder in m L berücksichtigt) ergibt sich aus (316) :<br />
Bild 80 zeigt den Wirkungsplan für die DGL (318) ohne Berücksichtigung der Reibung.<br />
Bild 80: Wirkungsplan für Verhalten Moment/Drehzahl ohne Berücksichtigung der Reibung<br />
Reibungskräfte/Reibungsmomente<br />
Bei großen Maschinen (> 5 kW) können im allgemeinen die Reibungskräfte/Reibungsmomente vernachlässigt<br />
werden. Diese Maschinen würden bei einem konstanten Antriebsmoment m A soweit beschleunigen, dass die Zentrifugalkräfte<br />
die Wicklungen aus den Nuten drücken und die Maschine zerstört wird. Bei einer fremderregten<br />
Maschine kann dieses wegen der Gegenspannung u G nicht passieren, wenn das Erregerfeld eingeschaltete ist. Bei der<br />
Steuerung von großen Maschinen ist unbedingt darauf zu achten, dass das Erregerfeld vor der Ankerspannung<br />
eingeschaltet wird. Sonst würde ein kleines Remanenzfeld bei geringer Reibung und kleiner Gegenspannung die<br />
Maschine in den zu hohen Drehzahlbereich beschleunigen.<br />
Bei der im Labor verwendeten Gleichstrommaschine ist so viel Reibung vorhanden, dass aufgrund der Reibung eine<br />
Enddrehzahl erreicht wird. Bild 81 zeigt eine mögliche Abhängigkeit des Reibmomentes von der Drehzahl bzw der<br />
Winkelgeschwindigkeit der Welle.<br />
Bild 81: Reibungsmoment als Funktion der Drehzahl<br />
Nach Bild 81 setzt sich das Reibungsmoment aus der Haftreibung und der Rollreibung zusammen:<br />
m R = m Haft + mRoll<br />
Die Haftreibung ist vom Vorzeichen der Drehzahl abhängig und bewirkt eine Art Hysterese. Die Haftreibung ist<br />
nichtlinear und soll daher in erster Näherung vernachlässigt werden. Nach Bild 81 ist die Rollreibung linear von der<br />
Drehzahl/Winkelgeschwindigkeit der Welle abhängig. Unter Vernachlässigung der Haftreibung ergibt sich das<br />
Reibungsmoment.<br />
m R = r*� (319)<br />
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(316)<br />
(317)<br />
(318)
74 5. Modellbildung für Gleichstrommotoren<br />
Durch konstruktive Maßnahmen sollte das Antriebsmoment m A sehr viel größer als das Haftreibungsmoment mH<br />
sein<br />
m A >> mH<br />
damit kein “Stick-Slip-Effekt” auftritt. Maßnahmen zur Verbesserung der Regelung der Reibung sind<br />
- konstruktive Maßnahmen<br />
- Störrauschen auf mechanisches Systems geben, damit die Masse nicht in den Haftreibungszustand gerät<br />
- Kompensation der Haftreibung bei � = 0 (M = -M *sin(�)).<br />
komp H<br />
Bild 81 zeigt den Wirkungsplan der DGL (316) mit Berücksichtigung der Reibung aus (319).<br />
Bild 82: Wirkungsplan für Übertragungsfunktion Moment/Drehzahl bei Berücksichtigung der Rollreibung<br />
5.3.9. Lageberechnung<br />
Die Winkellage ��ergibt sich aus der Integration der Winkelgeschwindigkeit:<br />
Bild 83 zeigt die der DGL (320) als Wirkungsplan.<br />
5.3.10. Weitere Einflüsse<br />
Bild 83: Integration der Winkelgeschwindigkeit zur Lage<br />
Weitere hier nicht erwähnte Einflüsse auf das Verhalten der Gleichstrommaschine sind u.a.:<br />
- Mehrmassenschwinger bei elastischer Kopplung von Motor und Last,<br />
- Getriebelose (tote Zone, Laufzeit, Hysterese),<br />
- Mechanische Konstruktion des Antriebs (z.B. Zahnriemenantrieb),<br />
Man kann obige Einflüsse, auch die Reibung, als Störgrößen annehmen und deshalb evtl. vernachlässigen.<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(320)
5.4. Unnormiertes Modell der fremderregten Gleichstrommaschine 75<br />
5.4. Unnormiertes Modell der fremderregten Gleichstrommaschine<br />
5.4.1. Zusammenfassung der Formeln der fremderregten Gleichstrommaschine<br />
Im Folgenden werden die zum Zeichnen des Wirkungsplans notwendigen Gleichungen aus Abschnitt 5.3 wiederholt:<br />
(Kopie 296)<br />
u G = K c*�<br />
(Kopie 307)<br />
m A = K c*i A<br />
(Kopie 308)<br />
(Kopie 316)<br />
(Kopie 317)<br />
m R = r*� (Kopie 319)<br />
5.4.2. Wirkungsplan für den Gleichstrommotor<br />
(Kopie 320)<br />
Unter Auswertung der im letzten Abschnitt 5.4.1 zusammengefassten Gleichungen ergibt sich der Wirkungsplan<br />
nach Bild 84. Die Einzelauswertung der Gleichungen (296), (307), (308), (316), (319) und (320) erfolgte schon in<br />
den Bildern 76, 77, 78, 80 und 82.<br />
Bild 84: Unnormierter Wirkungsplan der Gleichstrommaschine<br />
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76 5. Modellbildung für Gleichstrommotoren<br />
5.5. Normierung der fremderregten Gleichstrommaschine<br />
5.5.1. Normierung des Ankerkreises<br />
Die DGL (296) wird normiert.<br />
Mit<br />
lautet die DGL (321)<br />
Die Darstellung der DGL (328) als Wirkungsplan zeigt Bild 85.<br />
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(321)<br />
normierte Ankerzeitkonstante (322)<br />
auf i AN normierter Ankerstrom (323)<br />
auf u AN normierte Ankerspannung (324)<br />
auf u AN normierte induzierte Spannung (325)<br />
Proportionalbeiwert des Ankerkreises (326)<br />
auf 1 s normierte Zeit (327)<br />
. (328)<br />
Bild 85: Wirkungsplan des Ankerkreises<br />
Die Übertragungsfunktion des Ankerkreises ergibt sich durch Laplace-Transformation von (328) oder aus Bild 74:<br />
(329)
5.5.2. Normierung induzierte Spannung<br />
Die induzierte Spannung<br />
5.5. Normierung der fremderregten Gleichstrommaschine 77<br />
u = K c*�<br />
(Kopie 307)<br />
wird, wie die Ankerspannung, auf die Ankerspannung normiert. Nach (307) ergibt sich:<br />
u AN = K c*� 0N<br />
(330)<br />
Dabei bedeutet:<br />
� 0N - Leerlaufdrehzahl bei Ankernennspannung ohne den Einfluss der Reibung. Der Betriebspunkt (u AN, � 0N)<br />
ohne fiktive Reibung ist nach Bild 79 der Schnittpunkt der n-Achse beim Parameter u = u .<br />
Dividiert man (307) durch (330) erhält man:<br />
Mit<br />
kann (331) wie folgt angegeben werden:<br />
A AN<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(331)<br />
auf Ankernennspannung u AN normierte induzierte Spannung (332)<br />
normierte Drehzahl bzw. Winkelgeschwindigkeit (333)<br />
U G = � = N (334)<br />
Die Gleichung (334) zeigt, dass durch geschickte Normierung normierte induzierte Spannung gleich normierter<br />
Drehzahl gleich normierter Winkelgeschwindigkeit ist.<br />
5.5.3. Normierung Antriebsdrehmoment<br />
Werden in die Gleichung<br />
m A = K c*i A<br />
(Kopie 308)<br />
die Nenngrößen eingesetzt, ergibt sich:<br />
m AN = K c*i AN<br />
(335)<br />
Dividiert man (308) durch (335), ergibt sich:<br />
Mit (323) und<br />
kann (336) wie folgt angegeben werden:<br />
(336)<br />
auf Nennmoment normiertes Antriebsmoment (337)<br />
M A = I A<br />
(338)<br />
Die Gleichung (338) besagt, dass durch geschickte Normierung erreicht wird, das normierter Ankerstrom und<br />
normiertes Antriebsmoment gleich sind.
78 5. Modellbildung für Gleichstrommotoren<br />
5.5.4. Normierung Last- und Beschleunigungsmoment<br />
Auch das Last- und Beschleunigungsmoment wird auf Nennantriebsmoment normiert:<br />
5.5.5. Normierung mechanischer Teil<br />
Einsetzen von (319) in (316) ergibt:<br />
Die Gleichung (341) wird normiert:<br />
Mit (337), (339), (333), (327) und<br />
kann die DGL (342) folgendermaßen ausgedrückt werden:<br />
Aus Gleichung (320) folgt:<br />
Die Normierung von (346) ergibt:<br />
Mit (327), (333) und<br />
kann (347) angegeben werden als:<br />
auf Nennantriebsmoment normiertes Lastmoment (339)<br />
auf Nennantriebsmoment normiertes Beschleunigungsmoment (340)<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(341)<br />
(342)<br />
Hochlaufzeit bei Antriebsnennmoment (343)<br />
normierte Reibungskonstante (344)<br />
(345)<br />
(346)<br />
(347)<br />
(348)<br />
auf eine Umdrehung normierter Winkel (349)
5.5. Normierung der fremderregten Gleichstrommaschine 79<br />
Die Auswertung der Gleichungen (345) und (350) ergeben den Wirkungsplan nach Bild 86.<br />
Bild 86: Wirkungsplan des mechanischen Teils der Gleichstrommaschine mit Berücksichtigung der Reibung,<br />
Drehzahlbildung als rückgekoppelter Integrierer; normiert<br />
Der rückgekoppelte Integrierer nach Bild 86 ergibt bekanntlich ein PT1-Glied. Die Übertragungsfunktion zwischen<br />
M A und � wäre daher ein PT1-Glied. Da aber der Faktor R für die Rollreibung, insbesondere bei großen Gleichstrommaschinen,<br />
sehr viel kleiner ist als eins, würden Verzögerungszeit und Proportionalbeiwert des PT1-Gliedes<br />
große Werte annehmen, deren Deutung physikatisch unanschaulich wäre. Bei vielen Entwürfen für Regelungen wird<br />
R gleich Null gesetzt. Das Übertragungsglied von M A zu � ist damit ein Integrierer. Dieses ist auch physikalisch<br />
plausibel. Berücksichtigt man die Reibung nach Bild 86, wird der rückgekoppelte Integrierer zum PT1-Glied mit<br />
den Parametern<br />
Bild 87 zeigt den zugehörigen Wirkungsplan.<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(350)<br />
Proportionalbeiwert des mechanischen Teiles des Motors (351)<br />
Verzögerungszeit des mechanischen Teiles des Motors. (352)<br />
Bild 87: Wirkungsplan des mechanischen Teils der Gleichstrommaschine mit Berücksichtigung der Reibung,<br />
Drehzahlbildung als PT1-Glied; normiert<br />
Wird die Reibung nach Bild 86 vernachlässigt, ergibt sich für den mechanischen Teil zwischen Drehmoment und<br />
Lage ein Doppelintegrierer, siehe Bild 88.<br />
Bild 88: Wirkungsplan des mechanischen Teils der Gleichstrommaschine mit Berücksichtigung der Reibung;<br />
Drehzahlbildung durch Integrator; normiert
80 5. Modellbildung für Gleichstrommotoren<br />
5.5.6. Zusammenfassung der normierten Gleichungen<br />
A] Normierte Größen<br />
B] Zeitkontanten und Verstärkungen<br />
auf i AN normierter Ankerstrom (Kopie 323)<br />
auf u AN normierte Ankerspannung (Kopie 324)<br />
auf u AN normierte induzierte Spannung (Kopie 325)<br />
auf 1 s normierte Zeit (Kopie 327)<br />
auf Ankernennspannung u AN normierte induzierte Spannung (Kopie 332)<br />
normierte Drehzahl bzw. Winkelgeschwindigkeit (Kopie 333)<br />
auf Nennmoment normiertes Antriebsmoment (Kopie 337)<br />
auf Nennantriebsmoment normiertes Lastmoment (Kopie 339)<br />
auf Nennantriebsm. normiertes Beschleunigungsmoment (Kopie 340)<br />
auf eine Umdrehung normierter Winkel (Kopie 349)<br />
normierte Ankerzeitkonstante (Kopie 322)<br />
Proportionalbeiwert des Ankerkreises (Kopie 326)<br />
Hochlaufzeit bei Antriebsnennmoment (Kopie 343)<br />
normierte Reibungskonstante (Kopie 344)<br />
Integrierzeit des Lagebildners (Kopie 348)<br />
Proportionalbeiwert des mech. Motorteiles (Kopie 351)<br />
Verzögerungszeit des mech. Motorteiles (Kopie 352)<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd
C] Gleichungen<br />
5.5. Normierung der fremderregten Gleichstrommaschine 81<br />
Ankerkreisgleichung (Kopie 328)<br />
U G = � = N normierte Spannung, Drehwinkelgeschwindigkeit, Drehzahl (Kopie 334)<br />
M A = IA normiertes Antriebsmoment, normierter Strom (Kopie 338)<br />
normierte Ankerkreisgleichung (Kopie 345)<br />
Verhalten Drehwinkelgeschwindigkeit zur Lage (Kopie 350)<br />
D] Wirkungsplan des normierten Modells des Gleichstrommotors<br />
Bild 89: Wirkungsplan der Gleichstrommaschine mit Berücksichtigung der Rollreibung, normiert<br />
Bild 90 Wirkungsplan der Gleichstrommaschine ohne Berücksichtigung der Rollreibung, normiert<br />
E] Übertragungsfunktionen für das Verhalten des Gleichstrommotors<br />
E1] Gleichstrommotor mit Berücksichtigung der Rollreibung<br />
Nach Bild 89 ergibt sich die Übertragungsfunktion mit der Ausgangsgröße Strom zu Eingangsgröße Spannung:<br />
Mit<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(353)<br />
(354)
82 5. Modellbildung für Gleichstrommotoren<br />
Für den aperiodischen Fall gilt:<br />
lässt sich (354) angeben als:<br />
Proportionalbeiwert von G IAR<br />
(355)<br />
Verzögerungszeiten von G IAR (356)<br />
Die Übertragungsfunktion zwischen Beschleunigungsmoment M B und Drehzahl/Winkelgeschwindigkeit N=� lässt<br />
sich aus Bild 89 ablesen:<br />
Die Übertragungsfunktion zwischen Ankerspannung und Drehzahl<br />
erhält man durch Multiplikation der Übertragungsfunktionen (357) und (358):<br />
E2] Gleichstrommotor ohne Berücksichtigung der Rollreibung<br />
Nach Bild 90 ergibt sich für die Übertragungsfunktion zwischen Ausgangsgröße Strom und Eingangsgröße Spannung<br />
ohne Berücksichtigung der Reibung:<br />
Mit<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
(357)<br />
(358)<br />
(359)<br />
(360)<br />
(361)<br />
(362)
ergibt sich aus (362)<br />
5.5. Normierung der fremderregten Gleichstrommaschine 83<br />
(aperiodischer Fall) (363)<br />
( KD Differenzierbeiwert von G IA = K D ) (364)<br />
Die Übertragungsfunktion zwischen Beschleunigungsmoment M B und Drehzahl/Winkelgeschwindigkeit N=� ergibt<br />
gemäß Bild 90:<br />
Die Übertragungsfunktion zwischen Ankerspannung und Drehzahl<br />
erhält man durch Multiplikation mit der Übertragungsfunktionen (364) und (365):<br />
Unabhängig vom Reibungseinfluss ergibt sich durch Integration aus der Drehzahl N die Lage �. Für die zugehörige<br />
Übertragungsfunktion gilt:<br />
Hinweis:<br />
Die charakteristischen Polynome aller dargestellten Übertragungsfunktionen des Motors sind zweiter Ordnung.<br />
Damit sind die Übertragungsglieder prinzipiell schwingungsfähig. Beim dem im Praktikum behandelten Motor<br />
ergibt sich durch seine Kennwerte jedoch eine aperiodische Lösung (Nullstellen der charakteristischen Gleichung<br />
sind reell). Dieser Fall gilt im Allgemeinen in der Praxis für Gleichstrommotoren.<br />
Alternativ zu den Bildern 89 bzw. 90 können mit Hilfe der Übertragungsfunktionen (357), (358) und (367) bzw.<br />
(361), (365) und (367) die normierten Wirkungspläne der Gleichstrommaschine angegeben werden, siehe Bild 91<br />
bzw. Bild 92.<br />
Bild 91: Normierter Wirkungsplan der Gleichstrommaschine mit Berücksichtigung der Rollreibung, Darstellung<br />
mit Übertragungsfunktionen<br />
Bild 92: Normierter Wirkungsplan der Gleichstrommaschine ohne Berücksichtigung der Rollreibung, Darstellung<br />
mit Übertragungsfunktionen<br />
Version 1.3 25.02.2005, 8.47 Uhr D:\Vorl\PRT\PRT_Skript_WS_04_05.wpd<br />
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