Leadership - sich selbst und andere gehirngerecht ... - Peoplebuilding

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

Die folgende Übung bietet Ihnen eine weitere Gelegenheit Ihr Gehirn beim Denken zu erleben. Sie werden in wenigen Zeilen ein Wort lesen und ohne dass Sie dies verhindern könnten, wird Ihr Gehirn Ihnen eine ganze Palette von weiteren Worten, Bildern und sonstigen Assoziationen anbieten. Beobachten Sie einfach, was passiert, wenn Sie nun folgendes Wort lesen: “Kuh” In Seminaren und bei Vorträgen rufen die Teilnehmer nun meistens Worte wie “Milch”, “Weide”, “Bauernhof”, “Steak” usw. in den Raum, oft folgt kurz darauf “lila”, “Schokolade“ und Ähnliches. Und selbstverständlich auch „UFO“. - Nein? UFO nicht? Warum nicht? Warum „lila“ aber nicht „UFO“? Was machen Ihre Neuronen, um Ihnen mitzuteilen, dass „Kuh plus Schokolade“ akzeptiert werden kann aber eine „Kuh – UFO – Kombination“ nicht? Es gab schon Teilnehmer die recht schnell eine Verbindung herstellen konnten, z.B.: Kuh – Milch – Milchstraße – UFO. Warum ist diese Verkettung für Ihr Hirn möglicherweise leichter annehmbar als der direkte Schritt von der Kuh zum UFO? Das Phänomen, das Sie gerade erlebt haben, nennt sich (englisch) „Priming“ – man könnte es unwissenschaftlich mit „Vorglühen“ übersetzen. Was glüht vor? Nun, wenn Ihr Gehirn ein Konzept (ein Wort, Bild, Gefühl, etc.) wahrnimmt, dann aktiviert es all die Konzepte, die Ihrer Erfahrung nach eine höhere Eintrittswahrscheinlichkeit haben. Denn wahrscheinlich wird ein Gespräch, das sich um eine Kuh dreht auch das Thema Milch, Bauernhof usw. umfassen und mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht plötzlich zum Thema Raumfahrt springen. Dieser Mechanismus erlaubt es uns, die Welt schneller logisch zu erschließen. Wir können schneller reagieren, indem wir auf unsere Erfahrungen zurückgreifen. Wir können Gesprächen leichter folgen und intuitiv Entscheidungen treffen. Das Ganze passiert meist so schnell und mühelos, dass wir es nicht bewusst wahrnehmen. Außer, wenn Ihre Wahrnehmung, wie gerade geschehen, auf diese Vorgänge gelenkt wird. Ihr Gehirn ist jetzt aktiviert und Sie haben hoffentlich eine neugierige Beobachterposition eingenommen, um die spannenden Vorgänge in Ihrem Denkorgan bewusster wahrzunehmen. Erstaunlich ist, dass dieses Organ, das seit Tausenden von Jahren relativ unverändert geblieben ist, auch in unserer heutigen Welt sinnvolle Dienste leistet. Wir nutzen ein Steinzeitwerkzeug um die Probleme der modernen Welt zu lösen. Wenn Sie einmal Ihre beiden Hände zu Fäusten ballen und diese so aneinanderhalten, dass Ihre Daumen parallel zueinander von unten nach oben verlaufen, dann können Sie sich eine Vorstellung davon machen, wie große Ihre beiden Gehirnhälften in etwa sind. (Keine Sorge, Intelligenz hat nichts mit der Größe des Gehirns und schon gar nichts mit der Größe Ihrer Hände zu tun). Neben der Einteilung in die beiden Gehirnhälften, kann man im Gehirn drei wesentliche Funktionsbereiche voneinander unterscheiden. 1. Das Stammhirn, auch Reptilienhirn genannt, ist (evolutionstheoretisch betrachtet) der innerste und älteste Teil Ihres Gehirns und befindet sich am oberen Ende Ihrer Wirbelsäule, als Ursprung des Rückenmarks. Interessant für das Thema Leadership sind hauptsächlich zwei Funktionen dieses Hirnareals: Erstens sitzen hier die Reflexe für Angriff und Flucht und zweitens finden wir hier das sogenannte RAS (Reticular Activating System). Das RAS filtert permanent aus allen Sinneseindrücken, die auf uns hereinprasseln diejenigen aus, die aktuell hilfreich sind. Sie können Ihr RAS durch ein schnelles Experiment auf die Probe stellen. Sehen Sie sich um, betrachten Sie Ihre Umgebung. Welche geraden Linien (z.B. Fensterrahmen, Kanten, Fugen im Boden oder Stromleitungen) nehmen Sie wahr? Und nun schauen Sie sich erneut um und achten Sie auf alle Farben und deren Schattierungen. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat Ihr RAS Ihnen im ersten Teil des Versuchs Linien präsentiert und im zweiten Teil Farben. Gleichzeitig wurden im ersten Teil die Farben kaum wahrgenommen und im zweiten Teil waren die Linien plötzlich herausgefiltert. Vortrag gehirngerechtes Führen. // Autor: Sebastian Quirmbach //11.05.2012 Glücksburg
In Führungssituationen ist dieser Mechanismus besonders wichtig, da natürlich nur die Information, die vom RAS durchgelassen wird auch beim anderen etwas bewirken kann. Herausgefiltert wird in der Regel all das, was als „unbedeutend“ eingestuft wird. Wie unterscheidet das Stammhirn bedeutend und unbedeutend? Über die emotionale Ladung, die eine Information besitzt. Alle Wahrnehmungen, die zu wenig emotional aufgeladen sind, werden also aussortiert. Es muss demnach eine gewisse Schwelle überschritten werden, bevor das, was wir sagen, überhaupt in das Gehirn des anderen aufgenommen wird! Der ein oder andere erinnert sich vielleicht daran, wie schwer die Informationsaufnahme in besonders langweiligen Besprechungen, oder auch früher, in langweiligen Schulstunden sein kann. Zu starke emotionale Aufladung ist jedoch auch nicht von Vorteil, denn sobald ein emotionaler Grenzwert überschritten wird, löst das RAS das bereits genannten Angriffs- oder Fluchtverhalten aus und ein rationales Denken ist nicht mehr möglich. Sicher werden Sie auch Erinnerungen an Momente haben, in denen Sie z.B. so aufgeregt oder verärgert waren, dass Sie nicht mehr richtig nachdenken und erst recht keine sachlichen Argumente mehr beisteuern konnten. Als ersten Rückschluss für Ihr Führungsverhalten können Sie nun also bereits feststellen, dass der richtige emotionale Rahmen notwendig ist, um überhaupt in Ihr eigenes Gehirn oder das Gehirn Ihres Gegenübers vorzudringen. 2. Das limbische System, auch Säugetierhirn genannt, liegt um das Stammhirn herum und ist unter anderem für emotionale Vorgänge zuständig. Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einer Cocktailparty und eine neue Person betritt den Raum. Dann wird ein Teil Ihres Gehirns sofort den Versuch unternehmen, diese Person zu identifizieren und Ihnen möglicherweise die Rückmeldung geben. „Das ist Frau Maier aus der Buchhaltung...“ Ein anderer Teil wird dann die entsprechende emotionale Färbung hinzufügen, die Sie zu dieser Person abgespeichert haben: „...die immer nett und freundlich zu mir ist.“ In Sekundenbruchteilen entscheidet diese emotionale Bewertung darüber, wie Sie sich nun weiter verhalten werden, ob Sie z.B. lächeln und auf Frau Maier zugehen, oder ob Sie so tun als hätten Sie sie nicht bemerkt. Die meisten Entscheidungen im täglichen Leben und auch in unserem Arbeitsumfeld treffen wir auf diese emotionale Weise und rechtfertigen unser Verhalten dann später durch rationale Argumente. Diese emotionalen Reaktionen treten sehr schnell und direkt ein. Sie geschehen unbewusst und lassen sich nicht unterdrücken oder umgehen. Allerdings bestimmt die Emotionsebene zu großen Teilen das rationale Denken, das Handeln und unsere gesamte Kommunikation. Darum ist es gerade für Führungspersonen besonders wichtig, eine stabile Beziehungsebene zu den Mitarbeitern aufzubauen. Denn eine gesunde emotionale Grundlage ermöglicht effektive Kommunikation auf der Sachebene. Sie können diesen Teil Ihres Gehirns aktivieren, wenn Sie sich zum Beispiel an einen sehr schönen Moment in Ihrem letzten Urlaub zurückerinnern. Sobald Sie die Entspannung noch einmal spüren, vielleicht das Rauschen des Meeres genießen, dann ist der emotionale Teil Ihres Gehirns aktiv. 3. Die Großhirnrinde und hier vor allem der frontale Teil des Neokortex dienen dem rationalen Denken. Nur wir Menschen verfügen über ein so ausgeprägtes rationales Denkwerkzeug. Wenn Sie eine Hand auf Ihre Stirn legen, dann können Sie sich vorstellen, dass auf der Innenseite Ihr Stirnlappen liegt und die Denkarbeit leistet, die Sie zum Lesen dieser Zeilen befähigt. Dieser Teil des Gehirns versteht logische Zusammenhänge, plant die Zukunft und kann komplexe Rechenaufgaben lösen. Wenn wir uns selbst und vor allem andere führen, dann tun wird dies sehr häufig über rationale Argumente, über logische Erklärungen und durch praktische Handlungsanweisungen. Wir sprechen also in aller Regel direkt den Neokortex an. Oft funktioniert das gut, aber nur dann, wenn erstens das Stammhirn und das limbisches System damit einverstanden sind und wenn zweitens die von uns vorgegebene Logik von unserem Gesprächspartner nachvollzogen werden kann. Gehirngerechte Kommunikation - und damit auch gehirngerechte Führung - muss also die emotionalen Teile des Gehirns zufriedenstellen und gleichzeitig an die logischen Modelle des anderen anknüpfen können. Rechnen Sie nun bitte 17 x 8 im Kopf aus – selbst wenn Sie den Versuch nach wenigen Sekunden abbrechen, ist der rationale Teil Ihres Gehirns bereits aktiviert. Im Zusammenspiel aller Bereiche kann Ihr Gehirn Erstaunliches leisten. Zum Beispiel können Sie Erfahrungen simulieren und sich die Zukunft auf Jahre und Jahrzehnte hinaus vorstellen. Das ist einmalig in der Natur. Selbst bei weit entwickelten Menschenaffen reicht die Vorstellungskraft nur wenige Stunden in die Zukunft – eine Planung darüber hinaus ist nur uns Menschen möglich. Vortrag gehirngerechtes Führen. // Autor: Sebastian Quirmbach //11.05.2012 Glücksburg
Seite 1: Leadership - sich selbst und andere
Seite 5 und 6: Der metaphorische Ursprung des Mode
Seite 7 und 8: der Fähigkeit die eigenen Emotione
Seite 9 und 10: jetzt, einen Schritt weiterzugehen.

Leadership - sich selbst und andere gehirngerecht ... - Peoplebuilding

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?