Mehr Natur in der Stadt - Biodiversität - schützen.nutzen.leben
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2.3 Was ist zu tun?<br />
Aus <strong>der</strong> bisherigen Darstellung geht hervor, dass die<br />
Potentiale für die Erhöhung <strong>der</strong> biologischen Vielfalt <strong>in</strong><br />
Hannover hoch s<strong>in</strong>d. In Zukunft geht es darum, diese<br />
Potentiale auf verschiedenen Ziel- und Arbeitsebenen<br />
noch stärker als bisher auszuschöpfen.<br />
2.3.1 Ziel: Artenvielfalt erhöhen<br />
Zur verbesserten Beobachtung <strong>der</strong> Entwicklungstendenzen<br />
wird zurzeit e<strong>in</strong> Monitor<strong>in</strong>g für artenreiches<br />
Grünland durchgeführt (Kap. 5, Proj.-Nr. 1.11) und e<strong>in</strong><br />
Monitor<strong>in</strong>g für bestimmte Tierartengruppen an Stillgewässern<br />
(z. B. Libellenfauna) vorbereitet (Kap. 5, Proj.-<br />
Nr. 1.09).<br />
Um die vorgenannten Defizite abzubauen, sollen Artenhilfsprogramme<br />
für Pflanzenarten und die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Tierartengruppen, z. B. Vögel und Amphibien, geme<strong>in</strong>sam<br />
mit <strong>der</strong> Unteren <strong>Natur</strong>schutzbehörde (UNB), dem<br />
Nie<strong>der</strong>sächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft,<br />
Küsten- und <strong>Natur</strong>schutz (NLWKN) und dem ehrenamtlichen<br />
<strong>Natur</strong>schutz erstellt und umgesetzt werden (Kap.<br />
5, Proj.-Nr. 1.02 und 1.03). E<strong>in</strong> Bauste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Artenhilfsprogramms<br />
für Amphibien ist z. B. die mittlerweile<br />
umgesetzte Amphibienleite<strong>in</strong>richtung an <strong>der</strong> Lenther<br />
Chaussee.<br />
E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamt naturnähere Grünflächenpflege (Kap. 5,<br />
Proj.-Nr. 1.05), die mehr „Wildnis“ und bewusst etwas<br />
„Unordnung“ zulässt, die die Pflege nicht nur ökonomischen<br />
und organisatorischen Zwängen unterordnet, und<br />
die die Pflegeh<strong>in</strong>weise aus <strong>der</strong> von <strong>der</strong> UNB beauftragten<br />
Arbeit umsetzt, kann viel für den Pflanzen- und Tierartenschutz<br />
tun. Schon vorhandene positive Beispiele<br />
s<strong>in</strong>d u. a. <strong>der</strong> Hermann-Löns-Park, <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>teilfriedhof<br />
am L<strong>in</strong>dener Berg und <strong>der</strong> Ro<strong>der</strong>bruch-Grünzug West.<br />
Um diesen Positivbeispielen weitere folgen zu lassen,<br />
ist e<strong>in</strong> umfassendes Programm notwendig. Neben e<strong>in</strong>er<br />
<strong>in</strong>tensiven Sensibilisierung und Fortbildung <strong>der</strong> für<br />
die Pflege Verantwortlichen und <strong>der</strong> MitarbeiterInnen<br />
vor Ort für Artenschutzbelange, ist beson<strong>der</strong>s e<strong>in</strong>e zielgruppengerechte<br />
Information <strong>der</strong> AnwohnerInnen über<br />
e<strong>in</strong>e naturnahe Grünflächenpflege zu geben, um so e<strong>in</strong><br />
Umdenken zu unterstützen.<br />
Um das Zurückdrängen heimischer Arten durch die wenigen<br />
wirklich kritischen <strong>in</strong>vasiven Pflanzen- und Tierarten<br />
(z. B. Riesen-Bärenklau Heracleum mantegazzianum,<br />
Sachal<strong>in</strong>-Staudenknöterich Reynoutria sachal<strong>in</strong>ensis) zu<br />
stoppen, s<strong>in</strong>d zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> den beson<strong>der</strong>s geschützten<br />
und wertvollen Flächen diese Arten (Neophyten) konsequent<br />
zu bekämpfen (Kap. 5, Proj.-Nr. 1.04).<br />
2.3.2 Ziel: Genetische<br />
Vielfalt erhalten<br />
Der Erhalt <strong>der</strong> genetischen <strong>in</strong>nerartlichen Vielfalt <strong>der</strong><br />
heimischen Arten ist e<strong>in</strong> wesentlicher Bestandteil <strong>der</strong><br />
Rio-Konvention.<br />
Um evolutionäre Prozesse nicht zu unterbrechen und<br />
die genetische Breite und Variabilität <strong>der</strong> Arten nicht<br />
e<strong>in</strong>zuschränken, muss diesem Punkt wesentlich mehr<br />
Aufmerksamkeit gewidmet werden.<br />
So s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong> Deutschland Arten durch E<strong>in</strong>kreuzung<br />
gebietsfrem<strong>der</strong> Arten wie bei <strong>der</strong> Schwarz-Pappel (Populus<br />
nigra) stark gefährdet. Die zurzeit laufenden Untersuchungen<br />
zur „Erfassung und Bewertung <strong>der</strong> relevanten<br />
Bestände aller Gehölzarten im <strong>Stadt</strong>gebiet Hannover <strong>in</strong><br />
H<strong>in</strong>blick auf ihre Eignung als Saatgut-Spen<strong>der</strong>“ zeigen,<br />
dass als weiteres Beispiel bei Weißdorn (Crataegus) e<strong>in</strong>e<br />
starke Hybridisierung e<strong>in</strong>gesetzt hat. Soweit die Elternarten<br />
gebietsheimisch s<strong>in</strong>d (bei Pflanzungen vor mehr<br />
als 50 Jahren anzunehmen), s<strong>in</strong>d die Gefahren für die<br />
genetische Vielfalt als nicht so groß e<strong>in</strong>zuschätzen. Problematisch<br />
ist allerd<strong>in</strong>gs die <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten<br />
auch bei <strong>Natur</strong>schutzmaßnahmen häufige Ausbr<strong>in</strong>gung<br />
von Weißdorn aus nicht gebietsheimischen Herkünften.<br />
Wegen fehlen<strong>der</strong> Kreuzungsbarrieren kommt es zu<br />
Hybridisierungen mit den hier heimischen Spezies und<br />
damit auch zum Verlust wichtiger genetischer Eigenschaften.<br />
Anpassungen an die Umweltbed<strong>in</strong>gungen des<br />
Gebietes gehen verloren und die Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit<br />
gegen Krankheiten und ungünstige Umweltbed<strong>in</strong>gungen<br />
ist oft herabgesetzt.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus führt die Verwendung nur sehr weniger<br />
Weißdorn(unter)arten und Formen zu e<strong>in</strong>er unnötigen<br />
Verarmung. Vergleichbar ist die Situation bei den diversen<br />
Rosenarten <strong>in</strong> und um Hannover.<br />
Blumenwiese im Hermann-Löns-Park Bild 6