TERMINE - Hanfjournal
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fun+action<br />
Lieber tot<br />
als Nichtraucher<br />
So fing damals im Februar alles an. Die Eröffnungsworte<br />
sprach Katrin mit dem denkwürdigen<br />
Satz: „Hey, wenn wir jetzt hier diskutieren,<br />
brauche ich dazu Mucke.“<br />
Aber es geht auch sinnvoller. Schon in der nächsten<br />
Ausgabe bekannte sie sich dramatisch zu<br />
politischen Geschehnissen: „Ich bin schon der<br />
Meinung, dass Kiffer gegen den Krieg sein müssen.<br />
Denn gerade Kiffer wissen, wie ungerecht<br />
die Politik ist. Eine Minderheit, die jeden Tag<br />
verfolgt wird, weil sie sich ständig strafbar macht,<br />
wenn Cannabis konsumiert wird. Gerade diese<br />
Leute müssen doch solidarisch gegenüber Ungerechtigkeiten<br />
sein, genau deshalb erwarte ich<br />
auch von Kiffern, dass sie sich für Frieden<br />
einsetzen.“<br />
Aber auch soziale Themen erhielten immer wieder<br />
ihre Aufmerksamkeit: „Die meisten Kiffercliquen<br />
sind sehr sozial, manche sogar sozialistisch. Echt<br />
süß, manche Kiffer zu sehen, wie sie das letzte<br />
Krümelchen Hasch mit ihren Freunden teilen,<br />
wäre doch nur die ganze Welt so nett zueinander.“<br />
„Is this love“ ertönt und erfreut Katrin. Die wippt<br />
begeistert auf dem Stuhl mit und fängt auch noch<br />
an laut mitzugrölen.<br />
Aber das soll jetzt natürlich nicht so wirken, als<br />
hätte Werner damals nichts zu sagen gehabt.<br />
Grosse Utopien waren schon immer seine Stärke:<br />
„Ich glaube wir schaffen die Legalisierung nur<br />
mit der Revolution. Das könnte doch klappen,<br />
wenn alle den Aufstand bauen. Viva la Revolution!<br />
Wir stürzen einfach die Regierung und bauen<br />
uns hier in Berlin so was wie Kristania in Kopenhagen.<br />
Stell dir vor, wie schön das dann hier wäre.<br />
Ich glaube wir sollten das so machen!“<br />
Und schon damals entwickelte er einen merkwürdigen<br />
Spleen: Die Matratzenläden.<br />
„Außerdem reden wir über Matratzenläden, es gibt nämlich<br />
jede Menge davon in Berlin. Und ich frage mich wie viele<br />
Matratzen da so wirklich gebraucht werden.“<br />
Zum Glück konnte Katrin dem damals noch relativ schnell<br />
Einhalt gebieten: „Nein, Werner, die Leute interessiert das<br />
nicht.“<br />
a<br />
Das Eckthema:<br />
Suizid<br />
Wenn Redaktionsmitglieder streiten<br />
Die elften werden die letzten sein!<br />
„Alle Hanf-Zeitungen und -Magazine schreiben über das Thema Hanf.<br />
Is ja logisch, oder? Aber niemand spricht über die scheinbar banalen<br />
Probleme und Themen eines Kiffers. Wie sieht der perfekte Joint aus?<br />
Sollten Kiffer politisch sein? Bedeutet Kiffen einfach nur Drogenspaß<br />
oder ist es eine Kultur? Fragen über Fragen, mit denen sich Kiffer<br />
immer wieder beschäftigen.“<br />
Tja, und irgendwann war es dann soweit, Katrin gab bekannt,<br />
dass sie aufhören wird: „Ich muss endlich mal studieren!“<br />
Werners adäquate Antwort: „Arme Katrin, ooohhh!“<br />
Aber zum Glück gab’s ja Ersatz, Martin kam dazu und Katrin<br />
ging auch nicht ohne uns noch ein paar verbale Kostbarkeiten<br />
mit auf den Weg zu geben: „Ich geh auch voll gern in den Wald<br />
zum Kiffen. Bekiffte Menschen achten immer<br />
voll auf die Details und wenn man bekifft in den<br />
Wald geht, erkennt man so voll die Kleinigkeiten<br />
und freut sich drüber. So Wunder der Natur und<br />
so.“<br />
Martin stellte schnell unter Beweis, dass er in<br />
der Lage ist komplexe Sachverhalte mit wenigen<br />
Worten klar zu umreißen. Das zeigt schon seine<br />
sachverständige und umfassende Antwort auf<br />
die Frage, ob Kiffer CDU wählen dürfen: „Nein!“.<br />
Zwischen Werner und Martin ging es die meiste<br />
Zeit, wie sollte es auch anders sein, ums Kiffen.<br />
Die ersten gemeinsamen Redaktionsstreitigkeiten<br />
nannten sie treffenderweise: Runde eins: Die<br />
ultimativste Rauchtechnik. Und der Name war<br />
Programm. Die verrücktesten Sachen wurden<br />
da aus der Trickkiste gezaubert. Werner: „Also<br />
ich finde das ja sehr angenehm, äh, sehr effektiv,<br />
wenn man den zwischen den Händen so einklemmt.<br />
Und so . . . . . .dran zieht. Weißte was<br />
ich meine?“<br />
Martin: „Ja. Und ich kenn da noch den, da nimmt<br />
man den Joint so mit den Fingerspitzen von<br />
beiden Händen zusammen, und . . . . . .ffffp.“<br />
Zahlreiche Rauchrunden später hängen Werner<br />
und Martin total lahm in der Ecke und können<br />
sich nicht mehr bewegen. Ja, das war’s dann<br />
wohl – technisches K.o. für beide.<br />
Dass man in diesem Zustand eher paranoid wirkt<br />
und sich Verschwörungstheorien ausdenkt<br />
wussten wir ja schon immer. Aber wer hätte<br />
ahnen sollen, dass die beiden total abdriften und<br />
eine ganze Ausgabe über Verschwörungstheorien<br />
zusammenbasteln.<br />
In diesem Zusammenhang trat auch Werners<br />
Spleen wieder auf, diesmal allerdings in beängstigend<br />
verschärfter Version:<br />
„Also in Wahrheit herrscht die Matratzenmafia über ganz<br />
Deutschland. Das müsst ihr euch mal vorstellen. Die haben<br />
sehr viele Läden aufgemacht, dann keine Kunden mehr<br />
bekommen weil sie so viele Läden hatten. So mussten sie<br />
sich überlegen, wie sie sonst Einfluss und Macht kriegen<br />
konnten und haben mit dem vielen Geld das sie hatten<br />
alles weitere aufgekauft. Die stellen jetzt die größte Mafia<br />
dar und bauen immer noch mehr Matratzenverkaufsgeschäfte,<br />
weil sie ja noch mehr Geld waschen müssen. Wenn<br />
man sich mal anguckt wie viele Matratzenläden es in Berlin<br />
allein schon gibt – das würde wohl für ganz Deutschland<br />
ausreichen.“<br />
Martin äußerte seine Paranoia eher in drogenpolitischer<br />
Hinsicht: „Ja, man braucht einen Feind um die Kontrolle<br />
aufrechtzuerhalten. „Der Krieg gegen Marihuana ist nicht<br />
so wichtig, aber Verbote stärken die Autorität.“ Hat<br />
Oberprohibitionist Anslinger mal gesagt.“<br />
Tja, und irgendwann kam es, wie es kommen musste. Alle<br />
Themen waren diskutiert, alle Rauchmethoden ausprobiert<br />
und das Interesse an Streit nahm immer weiter ab. „Ja, man<br />
muss immer damit rechnen, dass man – wenn man in ein<br />
System reingeht – nicht nur selbst das System verändert,<br />
sondern auch vom System verändert wird.“ Hat der schlaue<br />
Werner mal gesagt. Deshalb und wegen der schlichten<br />
Tatsache, dass wir „nie zu einem abschließenden Ergebnis<br />
kommen, warum der Scheiß-Joint konisch ist!“ (Martin)<br />
werden die Redaxstreitigkeiten euch nun verlassen. Ja, ihr<br />
habt richtig gehört. Das war das letzte Mal.<br />
R.I.P. Redaxstreitigkeiten – vielleicht buddeln wir euch<br />
irgendwann mal wieder aus.