7279 Smart text Beilege Kopie (Page 3) - Schule-Studium.de

Prof. Hans-Eberhard Piepho
Handreichung zum SMART text trainer
Writing can be fun
Schreiben im Englischunterrricht ist für Schülerinnen und Schüler oft mit
Unlust und Angst verbunden. Einsatz- und Umformungsübungen empfinden
sie als langweilig und bei allem Schriftlichen dominiert die Angst vor
Fehlern. Freude am Schreiben kann aber durch Freiwilligkeit erzeugt und
durch Kontinuität erhalten werden. Häufige Textproduktionen bewirken eine
wachsende Sicherheit im schriftlichen Ausdruck und motivieren dadurch zu
weiterem Schreiben. Um zu erfahren, worüber und in welchen Formen
Lernende in englischer Sprache schreiben, wenn sie sich – unbefangen und
ohne Auflagen – schriftlich äußern, bat ich Lehrkräfte von 4. – 7. Klassen
aller Schularten, ihre Lerngruppen aufzufordern, aus 18 Themen solche
auszuwählen, zu denen sie spontan etwas schreiben möchten. Die Kinder
und Jugendlichen durften sich außerdem entscheiden, für welchen Zweck
sie Texte verfassen wollten: Briefe, Erzählungen, Schilderungen eigener
Erlebnisse oder „short essays prompted by topics of the coursebook“.
Erstaunlicherweise kamen in drei Monaten 1538 Texte zurück, geschrieben
von Kindern im Alter zwischen 9 und 12 Jahren aus neun Bundesländern.
Alle haben meinen Fragebogen über ihre Lehrer und Lehrerinnen zurückgesandt
und ein bis drei spontan geschriebene Texte zu ihrem Lieblingsthema
beigefügt. Die Spontantexte habe ich jeweils nach Themen zusammengestellt
und aus den Entwürfen Modelltexte entwickelt, die sich ausschließlich
der originalen Sprachmittel bedienen, jeweils eine eigene Schemastruktur
haben und einfache strukturelle Syntaxelemente enthalten. Diese Texte
sind die Vorlagen für die Wortsammlungen, Textschemata und Strukturmuster
im SMART text trainer.
Mit diesem Übungsprogramm wird den Lernenden ein Arbeitsmittel an die
Hand gegeben, das sie beim Schreiben eigener Texte anleitet und begleitet.
Im SMART text trainer können sie sich Anregungen zu 18 Themen mit den
entsprechenden Wortübersichten und Textrastern holen oder sich von den
zahlreichen Modelltexten inspirieren lassen. Die angebotenen Themen richten
sich vorwiegend nach Auswahl und Neigung der Schüler und Schülerinnen.
Ein „Signalwort“ führt die Benutzer sehr schnell zu der jeweiligen Einheit,
über die sie schreiben wollen und zu der sie Sprachanregungen und
Beispiele suchen. Die Inhalte decken darüber hinaus alles ab, was im Lehrmaterial
der Klassen 4 – 7 vorkommt.

Wann beginnen Kinder im Englischunterricht mit dem Schreiben?
Der Zeitpunkt ist individuell höchst unterschiedlich. Eine konsequente
Schreibschulung beginnt ab Klasse 4, zunächst durch Ermutigung derjenigen
Kinder, die gern Zeichnungen, Reißbilder oder Knetbilder mit
eigenen Texten versehen. Die Ergebnisse sollten ausgehängt und diskutiert
werden. Schon in der Grundschule kann damit begonnen werden, „fantasy
stories“ zu entwickeln, die vom Lehrer auf Zuruf an die Tafel geschrieben
werden.
Ab Klasse 5 ist das Schreiben systematisch und kontinuierlich zu betreiben.
Es sollte sich auch parallel zum Lehrwerk entwickeln, wobei man sich nach
den Themen des Buches richten kann. Das generiert höchst unterschiedliche
Resultate: Einzelne Kinder schreiben einfach drauflos, andere suchen
sich zunächst den Wortschatz zusammen, wieder andere Kinder halten sich
eng an vorgegebene Strukturmuster und eine weitere Gruppe lässt sich
durch die Schemata im SMART text trainer anregen. Die Lehrkräfte sind
Schreibberater und -beraterinnen, d. h. alle Texte werden redigiert, auch
grammatisch und lexikalisch erörtert, bis sie ins „writing logbook“ der
Schülerinnen und Schüler gelangen, also eine „imprimatur“ erhalten haben.
Wo so konsequent, geduldig und bewusst trainiert worden ist, entfaltet und
verbessert sich die Schreibkompetenz ab Klasse 7 rasch und bis zu einem
Niveau, das als ausbaufähige Fertigkeit auch in Bereichen fachlich-sachlicher
Darstellungen Ende Klasse 9/10 in allen Schularten erreicht worden
sein muss.
Schreiben lernt man nur durch die Freude am Schreiben. Dabei ist gerade
am Anfang Korrektheit kein Kriterium und vor allem nicht „Lernziel“. Man
schreibt als Kind im Alter zwischen 9 und 12 Jahren gern, wenn das Ergebnis
lustig, treffend oder stimmig ist. Die Befriedigung über die Lösung einer
Schreibaufgabe stellt sich dann von selbst ein. Es gibt aber auch Mädchen
und Jungen, die lediglich die Texte aus dem Lehrbuch wiederholen oder rekonstruieren.
Die Vielfalt und die subjektive Freude, auf Englisch etwas zu
Papier zu bringen, sind für die Motivation entscheidend. Übrigens kann das,
was Schüler und Schülerinnen ausdrücken wollen, sehr wohl auch Gegenstand
des gemeinsamen Übens und der Reflexion von Sprache werden,
also den formalen Lehrgang mitbestimmen oder durch ihn bestimmt werden.

Wozu dient der SMART text trainer und wie benutzt man ihn?
Die Textensembles im SMART text trainer repräsentieren das „natürliche“
Ausdrucksbemühen von Kindern und Jugendlichen. Sie wurden im Experiment
vorher erprobt und auf die unterschiedlichste Weise genutzt. Einzelne
Schüler und Schülerinnen schrieben zunächst ihre eigenen Texte und verglichen
sie dann mit denen im SMART text trainer. Manche suchten einen
Text heraus, der ihren Absichten entsprach und fügten dann Begriffe aus
den Wortsammlungen ein, ehe sie einen eigenen Text konstruierten. Etliche
schrieben einen geeigneten Text einfach ab und richteten ihn beim Schreiben
lexikalisch aus. Einige bastelten aus drei Texten einen eigenen. Immerhin
wurden in den Versuchsklassen im 5., 6. und 7. Schuljahr zwischen 90
und 300 Texte nach den Vorgaben des SMART text trainers verfasst – in
der Regel freiwillig und in einem „logbook“ gesammelt. Deutlich wurde,
dass bis zur Klasse 6 die Inhalte vorwiegend sachlich geschildert wurden,
und dass ab Klasse 6 die Texte zunehmend Äußerungen wertender und
emotionaler Natur enthielten. Es war auch festzustellen, dass immer mehr
Kinder gegen Ende Klasse 6 aus freien Stücken Texte schrieben und sich
dabei nur noch wenig Hilfe aus dem SMART text trainer holten.
Gezeigt hat sich bei dem Versuch auch, dass ein deutlicher Lernzuwachs in
der Rechtschreibung und Grammatik festzustellen war, wenn beim Schreiben
der SMART text trainer zur Verfügung stand und intensiv genutzt
wurde. Ideal ist es darum, wenn alle Lernenden einer Klasse den SMART
text trainer besitzen und kontinuierlich mit dessen Hilfe Texte verfassen.
Jede Einheit des Buches kann mit der Frage enden: „What sort of texts can
we write now?“ Das ist dann eine gute Gelegenheit, das Vokabular und die
neuen Strukturen integrativ zu verwenden.
Sehr nützlich sind Aushänge der redigierten Texte zu einem Themenkomplex.
Manche Schüler- und Schülerinnen lassen die Texte kopieren,
sodass im „logbook“ auch die Produkte anderer abgeheftet sind.
Wenn in der Klasse nur wenige SMART text trainer vorhanden sind, ist das
ein Anlass zu gelegentlichen „writing workshops“. Es bilden sich Gruppen
um ein Exemplar, in denen entweder ein gemeinsamer Text entsteht oder
jedes Gruppenmitglied seine Version schreibt. Es kann trainiert werden,
Texte selbstständig und partnerschaftlich zu redigieren und zu edieren.
„Editors“ können ernannt werden, die dabei helfen. Bei nicht lösbaren
Fragen wird die Lehrkraft hinzugezogen.

Muss man als Lehrer oder Lehrerin jeden Text „korrigieren“? Nein, „müssen“
unter keinen Umständen, denn je häufiger Kinder frei schreiben, desto
mehr verlieren sich Fehler quasi von selbst. Lernende fragen allerdings bei
Unsicherheit sehr viel häufiger und gezielter nach, wenn sie mit dem
SMART text trainer zu arbeiten gewohnt sind.
Entscheidend ist es, Mut zu fassen und Freude daran zu entwickeln, Textideen,
spontane Albernheiten, eigene Fabuliergeschichten, aber auch Briefund
E-Mail-Entwürfe niederzuschreiben. Die meisten werden dabei erfahren,
dass sie bedeutende Fortschritte im Schreiben machen.
All das dient dem Zweck, die Schüler und Schülerinnen für „the skill of
writing“ zu motivieren und das Verfassen von Texten zur Selbstverständlichkeit
werden zu lassen, damit sie sich von einer soliden Basis aus im
Gebrauch der Fremdsprache stetig weiterentwickeln.
Eine gute Möglichkeit ist es auch, Eltern den SMART text trainer zu empfehlen,
um Lernrückstände durch häusliche Übung auszugleichen.
Übrigens ...
SMART heißt der „text trainer“ nicht von ungefähr!
S = significant → Die Texte folgen dem Sprachwachstum der Lernenden
und sind deutlich mit einer verbesserten Leistung in den kursbestimmten
Bereichen des Curriculums verbunden.
M = meaningful → Die Texte machen die Sprachmittel des Unterrichts in
sinnfälliger Weise deutlich und motivieren dadurch auch Schüler und Schülerinnen,
die sich durch die Themen des Lehrwerks weniger angesprochen
fühlen.
A = achievable → Die schreibenden Lerner drücken nur das aus, was sie
sich zutrauen. Sie machen die Erfahrung, dass es ihnen gelingt, Erlebtes auf
Englisch zu formulieren.
R = relevant → Schreiben ist in vieler Hinsicht für das Sprachwachstum bedeutsam.
Es fördert die sprachlichen Leistungen und vertieft das Verstehen
der Sprache.
T = time-related → Texte entstehen spontan, in kurzer Zeit und zu vielen Anlässen.
Dies gilt auch für die Übungen während der gemeinsamen Schreibkonferenzen.
SMART text trainer Best.-Nr. 2502 Finken Verlag, Oberursel
W17279 – 03/03