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Arbeiten mit Gespür - Arbeiterkammer Wien

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thema<br />

AUCH SIE ZAHLEN REGELMÄSSIG STEUER: Die<br />

VerpackerInnen in einer Großfleischerei in <strong>Wien</strong><br />

bekommen 1.600 Euro brutto, gehen am Monatsende<br />

<strong>mit</strong> 1.200 Euro netto heim. Und: „Je höher<br />

die Arbeitslosigkeit, desto weniger wird gekauft.<br />

Das trifft dann wieder uns“, sagt Betriebsrat Karl<br />

Dober. Spart der Bund im Budget, „kanns nicht<br />

sein, dass nur bei den Arbeitern gespart wird“,<br />

sagt er. Und ein Bankenabgabe „gehört sowieso“.<br />

sondern „jene, die am meisten von den Krisenmaßnahmen<br />

profitert haben“. Das, so<br />

Tumpel, seien in erster Linie die Banken.<br />

Banken sollen zahlen<br />

Im Zuge der Krise wurde ein Schutzschirm<br />

über die Finanzwirtschaft gestülpt. Insgesamt<br />

wurden 90 Milliarden Euro zur Verfügung<br />

gestellt, <strong>mit</strong> denen der Staat entweder<br />

für Kredite zwischen den Banken haftet<br />

oder sich direkt an Banken beteiligt, um sie<br />

zu stützen. Durch die Haftungen wurde der<br />

Geldmarkt zwischen den Banken wiederbelebt,<br />

und von den Direktzuwendungen<br />

an die Banken profitieren auch jene Institute,<br />

die in der Folge ebenfalls <strong>mit</strong>gerissen<br />

worden wären.<br />

Für die direkte Beteiligung an Banken<br />

sind bereits 6,9 Milliarden Euro geflossen.<br />

Zwei Banken musste der Staat komplett<br />

übernehmen, die Kommunalkredit und die<br />

Hypo Alpe Adria. Und bei der ganzen Aktion<br />

könnte der Bund bereits drei Milliarden<br />

Euro verloren haben: eventuell 2,7 Milliarden<br />

für die Beteiligung an Kommunalkredit<br />

und Hypo Alpe Adria – und sicher 294 Millionen<br />

Euro Dividendenausfall von Banken,<br />

die aktuell nicht zahlen können.<br />

„Vom Bankenpaket hat der ganze<br />

Bankensektor profitiert, also muss auch<br />

der gesamte Banksektor einen Beitrag zur<br />

6 A K F Ü R S I E | F E B R U A R 2 0 1 0<br />

Bewältigung der Krise leisten“, sagt Tumpel.<br />

Er fordert deshalb, wie in den USA, eine<br />

Bankenabgabe.<br />

Zur Bewältigung der Krise ist es auch<br />

höchste Zeit, die Steuerbelastung gerecht<br />

zu verteilen. Die Gewinn- und Besitzeinkommen<br />

sind zwischen 2000 und 2008<br />

um 56 Prozent gestiegen, die Gewinn- und<br />

Unternehmenssteuern aber nur um 44<br />

Prozent. Bei den Löhnen war die Entwikklung<br />

umgekehrt – obwohl die Bruttolöhne<br />

nur um 31 Prozent zunahmen, wurde um<br />

47 Prozent mehr Lohnsteuer gezahlt. „Das<br />

ist ungerecht. Wir brauchen eine gerechtere<br />

Lastenverteilung“, sagt Tumpel.<br />

Bei den vermögensbezogenen Steuern<br />

ist Österreich eine Steueroase. Im Durchschnitt<br />

der EU-Länder werden dreimal so<br />

hohe vermögensbezogene Steuern eingehoben<br />

wie in Österreich. Tumpel: „Hätten<br />

wir hier EU-Niveau, hätten wir vier Milliarden<br />

Euro Mehreinnahmen pro Jahr.“ Und<br />

dabei ginge es keinesfalls darum, dass<br />

kleine Häuslbauer zahlen müssten.<br />

Vermögen besteuern<br />

Das reichste Tausendstel in Österreich hat<br />

genauso viel Geldvermögen wie die komplette<br />

untere Hälfte der Haushalte. Oder eine<br />

andere Zahl: Nur auf vier Prozent der<br />

Sparkonten liegen mehr als 20.000 Euro.<br />

Von den wenigen, die mehr haben, besitzen<br />

einige aber oft Unsummen.<br />

„Besteuern wir Vermögen“, sagt deshalb<br />

der AK Präsident, „das können wir tun<br />

ohne Gefahr für Konunktur und Arbeitsplätze.“<br />

Dafür hat die AK ein Paket, das 2,8<br />

Milliarden Euro bringt. Mehr im Kasten<br />

rechts. ■ T.A./P.M./O.W.<br />

Foto: Thomas Lehmann<br />

√<br />

vorgestellt<br />

AK Präsident Herbert Tumpel:<br />

„Besteuern wir Vermögen“<br />

So sollen<br />

Reiche zahlen<br />

EINEN BEITRAG DER REICHEN UND<br />

DER BANKEN ZUR BEWÄLTIGUNG DER<br />

KOSTEN DER KRISE: Das fordert die AK.<br />

Denn noch wird in Österreich Arbeit zu<br />

hoch, Vermögen zu gering besteuert. Die<br />

AK hat ein Paket, das 2,8 Milliarden Euro<br />

zusätzlich bringt.<br />

■ Vermögenszuwachssteuer: Wenn<br />

Privatpersonen in Österreich derzeit<br />

Wertpapiere wie Aktien kaufen und mindestens<br />

ein Jahr halten, dann ist ihr Gewinn<br />

komplett steuerfrei. Das entspricht<br />

nicht internationalem Standard.<br />

■ Gerechte Besteuerung von Privatstiftungen:<br />

Wer sein Vermögen in eine<br />

Privatstiftung einbringt, zahlt derzeit<br />

nur bei der Gründung Steuer. Kassiert<br />

die Privatstiftung aber zum Beispiel Dividenden<br />

aus Firmenbeteiligungen, ist<br />

keine Steuer mehr fällig. Das muss geändert<br />

werden, fordert die AK.<br />

■ Finanztransaktionssteuer: Derzeit ist<br />

keine Steuer auf den Umsatz fällig, wenn<br />

etwa an der Börse Aktien verkauft werden<br />

– in zwölf EU-Ländern und der Schweiz<br />

gibt es so eine Steuer allerdings schon.<br />

■ Banken-Abgabe: Das milliardenschwere<br />

Bankenpaket nutzt vor allem<br />

den Banken selber. Dafür sollen sie eine<br />

Abgabe zahlen.<br />

■ Manager-Gehälter begrenzen: An<br />

der Spitze der großen Unternehmen wird<br />

immer noch verdient, als gäbe es keine<br />

Krise. Die Forderung der AK: Mehr als<br />

500.000 Euro Monatsgage sollen die Firmen<br />

nicht mehr von der Steuer absetzen<br />

können.<br />

Foto: Lukas Beck

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