Bericht zur Lebenssituation von aus Deutschland ... - Pro Asyl
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Familie Adjari<br />
Familie Adjari lebte in Gifhorn in Niedersachsen, bevor sie 2007 abgeschoben wurde. Die Eltern<br />
waren früher Musiker. Beide sind an die 60 Jahre alt, krank, haben Bluthochdruck und Herzprobleme.<br />
Sie können nicht arbeiten, haben auch kaum eine Chance, in ihrem Alter Arbeit zu finden. Meist<br />
redet die älteste Tochter, die nicht mehr in die Schule geht und hervorragend Deutsch spricht. Ihre<br />
zwei jüngeren, in <strong>Deutschland</strong> geborenen Geschwister gehen <strong>zur</strong> Schule. Das H<strong>aus</strong> gehört ihnen<br />
nicht, sie bezahlen Miete. Auch vor dem Krieg haben sie <strong>zur</strong> Miete gewohnt. Jetzt sagt der Besitzer,<br />
er wolle das H<strong>aus</strong> verkaufen. Sämtliche Verwandten der Familie wohnen in <strong>Deutschland</strong>, Geldüberweisungen<br />
<strong>von</strong> dort sind die einzige Einnahmequelle der Familie.<br />
Toxische Abraumhalde<br />
des ehemaligen Bleiwerks<br />
in nächster Nähe des<br />
Camps Osterode<br />
Familie Ajeti<br />
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Familie Ajeti wohnt im Camp Osterode, einer ehemaligen Kaserne französischer KFOR am Rande<br />
<strong>von</strong> Nord-Mitrovica. In dieses Camp wurden Roma Familien <strong>aus</strong> drei anderen Lagern, die auf bleiverseuchtem<br />
Boden errichtet worden waren, umgesiedelt. Auch Camp Osterode ist nicht frei <strong>von</strong><br />
Schwermetallbelastungen. die <strong>von</strong> den Abraumhalden der stillgelegten Bleimine Trepca herrühren.<br />
Das Lager ist für IDPs (Internally Displaced Persons) errichtet worden, <strong>aus</strong> Westeuropa Abgeschobene<br />
werden dort eigentlich nicht aufgenommen. Nur 2005, bei der Einrichtung des Camps, wurde<br />
dies für eine kurze Zeit toleriert. So kommt es, dass Familie Ajeti dort nach ihrer Abschiebung 2005<br />
eine Bleibe fand. Die Familie bewohnt ein geräumiges Zimmer im ersten Stock eines zweistöckigen<br />
Backsteingebäudes, und ist damit komfortabel untergebracht im Gegensatz zu vielen anderen der<br />
insgesamt noch 90 Familien, die zum großen Teil in ehemaligen Garagen der Kaserne leben. Niemand<br />
in der Familie hat eine feste Arbeit, allerdings ist der älteste Sohn täglich unterwegs, um Gelegenheitsjobs<br />
zu bekommen, wo er ein paar Euro verdienen kann. Vier der sieben Kinder sind in<br />
<strong>Deutschland</strong> geboren. Die älteste Tochter hat ein wenige Monate altes Kind. Die Eltern sind beide<br />
krank. Die Mutter hat eine Darmerkrankung und sollte dringend operiert werden, was der Rom e.V.<br />
in Köln mit einer Spende unterstützt. Die Familie hat Verwandte in <strong>Deutschland</strong> und im Kosovo. Von<br />
Verwandten in <strong>Deutschland</strong> erhält sie in unregelmäßigen Abständen Überweisungen, auf die sie <strong>zur</strong><br />
Sicherung des Lebensunterhalts angewiesen sind. Bis vor kurzem hatten die Verwandten im Kosovo<br />
den Kontakt <strong>zur</strong> abgeschobenen Familie gemieden.