Korrespondenz Abwasser · Abfall - COOPERATIVE Infrastruktur und ...
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www.dwa.de/KA<br />
Grußwort zur DWA-<br />
B<strong>und</strong>estagung<br />
DWA-Aktionstag<br />
Netzwerk GEKa_NET<br />
Sanierung von<br />
<strong>Abwasser</strong>schächten<br />
Membranbelebungs-<br />
anlagen: Ressourcen-<br />
schonender Betrieb<br />
Gefährliche Stoffe<br />
in kommunalen<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />
Niederschlagswasser-/Kleineinleiterabgabe<br />
Kommunale Ab-<br />
wasserinfrastukturen<br />
58. Jahrgang <strong>·</strong> Nr. 9 <strong>·</strong> September 2011 <strong>·</strong> 10889<br />
<strong>Korrespondenz</strong><br />
<strong>Abwasser</strong> <strong>·</strong> <strong>Abfall</strong><br />
9/11<br />
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<strong>Korrespondenz</strong><br />
<strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong><br />
Organ der DWA <strong>und</strong> des Güteschutz Kanalbau<br />
Herausgeber <strong>und</strong> Verlag:<br />
GFA<br />
Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef<br />
Postfach 11 65, D-53758 Hennef<br />
Telefon (0 22 42) 8 72-0, Telefax (0 22 42) 8 72-1 51<br />
Internet: www.gfa-ka.de<br />
Redaktionsbeirat:<br />
1. Bauass. Dipl.-Ing. Otto Schaaf, DWA-Präsident<br />
2. Ltd. BD Dipl.-Ing. Arndt Bock, DWA-HA<br />
„Gewässer <strong>und</strong> Boden“<br />
3. Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, DWA-Vorstand<br />
4. Prof. Dr.-Ing. Markus Disse, DWA-HA<br />
„Hydrologie <strong>und</strong> Wasserbewirtschaftung“<br />
5. Prof. Dr.-Ing. Albert Göttle, DWA-Vizepräsident<br />
6. Prof. Dr.-Ing. Hans-B. Horlacher, DWA-HA<br />
„Wasserbau <strong>und</strong> Wasserkraft“<br />
7. Ltd. BD Dipl.-Ing. Werner Kristeller, DWA-HA<br />
„Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung“<br />
8. Bauass. Dipl.-Ing. Johannes Lohaus, DWA-Geschäftsführer<br />
9. Reg.-Baum. Dipl.-Ing. Sven Lüthje, DWA-Vorstand<br />
10. Prof. Dr.-Ing. E. h. Armin K. Melsa, DWA-HA<br />
„<strong>Abfall</strong> / Klärschlamm“<br />
11. Prof. Dr.-Ing. Heribert Nacken, Fachgemeinschaft<br />
Hydrologische Wissenschaften in der DWA<br />
12. Prof. Dr.-Ing. Johannes Pinnekamp, DWA-HA<br />
„Entwässerungssysteme“<br />
13. Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinz Rosenwinkel, DWA-HA<br />
„Industrieabwässer <strong>und</strong> anlagenbezogener Gewässerschutz“<br />
14. Dr. Frank Andreas Schendel, DWA-HA „Recht“<br />
15. StadtDir Dipl.-Ing. Robert Schmidt, DWA-HA<br />
„Bildung <strong>und</strong> Internationale Zusammenarbeit“<br />
16. Dr. Jochen Stemplewski, DWA-HA „Wirtschaft“<br />
17. Rolf Usadel, GFA-Geschäftsführer<br />
Redaktion:<br />
Dr. Frank Bringewski (ChR, v. i. S. d. P.), Tel. (0 22 42) 8 72-1 90,<br />
E-Mail: bringewski@dwa.de<br />
Dipl.-Ing. Christian Schneider, M. Sc., Tel. (0 22 42) 8 72-1 05,<br />
E-Mail: christian.schneider@dwa.de<br />
Anzeigenleitung:<br />
Andrea Vogel, Tel. (0 22 42) 8 72-1 29, E-Mail: vogel@dwa.de<br />
Sekretariat:<br />
Gabriele Kriese-Elfgen, Annette Wollny<br />
Tel. (0 22 42) 8 72-1 30, -138<br />
E-Mail: kriese-elfgen@dwa.de, wollny@dwa.de<br />
Erscheinungsweise: monatlich<br />
vierteljährliche Beilage KA-Betriebs-Info<br />
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vom 1. Oktober 2010.<br />
Satz, Druck, Bindung: Bonner Universitäts-Buchdruckerei,<br />
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Die Weitergabe von Vervielfältigungen, gleichgültig zu welchem Zweck sie<br />
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wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren, Herausgeber <strong>und</strong><br />
Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen <strong>und</strong> Ratschlägen sowie für<br />
eventuelle Druckfehler keine Haftung. Insbesondere unterliegen die Angaben in<br />
Industrie- <strong>und</strong> Produktberichten nicht der Verantwortung der Redaktion.<br />
Richtlinien zur Abfassung von Manuskripten können beim Redaktionssekretariat<br />
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© GFA<br />
D-53773 Hennef ISSN 1866-0029
Inhalt<br />
Seite 802<br />
Unter dem Motto<br />
„Netzwerke <strong>und</strong> Berufschancen<br />
in der<br />
Wasserwirtschaft“<br />
fand am 14. April<br />
2011 in Aachen der<br />
erste DWA-Aktionstag<br />
an Hochschulen<br />
statt. Er richtete sich<br />
an wissenschaftliche Mitarbeiter, Tutoren, Assistenten <strong>und</strong><br />
Vertiefer aus den Bereichen Siedlungswasserwirtschaft, Ingenieurhydrologie,<br />
Wasserbau- <strong>und</strong> Wasserwirtschaft sowie<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft. DWA-Mandatsträger berichteten über ihre<br />
eigene Facharbeit in der DWA <strong>und</strong> veranschaulichten so das<br />
vielseitige Netzwerk.<br />
Seite 814<br />
Der Bau, der Betrieb <strong>und</strong><br />
die Sanierung von <strong>Abwasser</strong>schächten<br />
fordern zuverlässige<br />
Produkte <strong>und</strong><br />
Verfahren. Vor diesem<br />
Hintergr<strong>und</strong> hat das IKT,<br />
gemeinsam mit kommunalen<br />
Netzbetreibern <strong>und</strong><br />
der maßgeblichen Unterstützung<br />
des nordrhein-westfälischen Umweltministeriums,<br />
den Forschungsschwerpunkt „<strong>Abwasser</strong>schächte“ entwickelt.<br />
Teil 2 der Beitragsreihe befasst sich mit den Ergebnissen aus<br />
der Untersuchung lokaler Abdichtungsmaßnahmen.<br />
Beiträge in<br />
KW – <strong>Korrespondenz</strong> Wasserwirtschaft 9/2011<br />
Schwerpunktausgabe „Hydrologie“<br />
H. Bormann et al.: Modellkonzept vs. Modellierer – wer<br />
oder was ist wichtiger?<br />
K. Röttcher: Dezentrale Maßnahmen zur Hochwasserminderung<br />
– ein Beitrag zur nachhaltigen Wasserwirtschaft<br />
S. Theobald, F. Roland, A. Kreil <strong>und</strong> M. Marburger:<br />
Hochwasserrisikomanagementplanung für das hessische<br />
Einzugsgebiet der Fulda<br />
G. Kutschera, H. Barneveld, B. Mehlig, M. Brinkmann <strong>und</strong><br />
R. Lammersen: Abfluss- <strong>und</strong> Strukturverbesserung am<br />
Niederrhein – Ein hydraulischer Ansatz zur Vereinbarkeit<br />
von Hochwasserschutz <strong>und</strong> Strukturverbesserung<br />
H. Nacken: Blended-Learning-Ansätze zur Kompetenzvermittlung<br />
im Kontext des hydrologischen Wandels in<br />
der MENA-Region<br />
Grußwort<br />
Wasserwirtschaft <strong>und</strong> Politik im Dialog. . . . . . . . . . . . . . 795<br />
Otto Schaaf (Köln)<br />
Berichte<br />
Erster DWA-Aktionstag in Aachen<br />
Gelungener Anfang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 802<br />
Elke Uhe (Hennef)<br />
Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungskanal_Netzwerk<br />
GEKa_NET im DWA-Landesverband<br />
Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland . . . . . . . . . . . . . . . . . 804<br />
Vera Heckeroth <strong>und</strong> Roland Weisz (Mainz)<br />
Nutrient Recovery and Management:<br />
Inside and Outside the Fence<br />
Konferenz der WEF <strong>und</strong> der IWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . 809<br />
Christian Sartorius (Karlsruhe)<br />
Entwässerungssysteme<br />
Sanierung von <strong>Abwasser</strong>schächten –<br />
Untersuchung von Materialien <strong>und</strong> Systemen<br />
zur Abdichtung <strong>und</strong> Beschichtung<br />
Teil 2: Lokale Abdichtungsmaßnahmen . . . . . . . . . . . . . 814<br />
Martin Liebscher, Markus Gillar<br />
<strong>und</strong> Bert Bosseler (Gelsenkirchen)<br />
Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Untersuchungen zum ressourcen schonenden Betrieb<br />
von Membran belebungsanlagen<br />
Optimierungen hinsichtlich Energie-<br />
<strong>und</strong> Chemikalienbedarf. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 827<br />
Stefan Krause (Darmstadt), Barbara Zimmermann<br />
<strong>und</strong> Christoph Thiemig (Wiesbaden)<br />
Rubriken<br />
9/2011<br />
Spektrum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .796<br />
DIN-Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .860<br />
Personalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .865<br />
Rechtsprechung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .868<br />
Dissertationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .869<br />
Bücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .869<br />
Veranstaltungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .871<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Untersuchungen zu Vorkommen, Quellen <strong>und</strong><br />
Eliminationsmöglichkeiten bestimmter gefährlicher<br />
Stoffe in kommunalen <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />
in Sachsen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 838<br />
Petra Schneider, Nicole Gottschalk (Chemnitz),<br />
Thomas Günther, Daniel Zänder (Jena) <strong>und</strong><br />
Uwe Engelmann (Dresden)<br />
Recht<br />
Zur Zukunft von Niederschlagswasser- <strong>und</strong><br />
Kleineinleiterabgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 846<br />
Erik Gawel (Leipzig)<br />
Wirtschaft<br />
Effi zienz <strong>und</strong> Nachhaltigkeit<br />
kommunaler Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>en. . . . . . . . . . . . . . . . 850<br />
Jörg Felmeden, Thomas Kluge (Frankfurt a. M.)<br />
<strong>und</strong> Bernhard Michel (Darmstadt)<br />
DWA<br />
Regelwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 861<br />
Fachgremien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 862<br />
Landesverbände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 863<br />
Publikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 864<br />
Industrie <strong>und</strong> Technik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .872<br />
Verkaufsanzeigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .863<br />
Stellenanzeigen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .875<br />
Adressenbörse für die <strong>Abfall</strong>wirtschaft . . . . . . . . .882<br />
Beratende Ingenieure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .882<br />
Güteschutz Kanalbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .893<br />
Beilagenhinweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .849<br />
<strong>Korrespondenz</strong><br />
<strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong><br />
Seite 827<br />
Im Beitrag werdenMaßnahmen<br />
vorgestellt,<br />
die den Energie-<br />
<strong>und</strong> Chemikalienbedarf<br />
von<br />
Membranbelebungsverfahren<br />
signifikant reduzieren<br />
können. Ein optimierter Prozess basiert auf einer angepassten<br />
Steuerung der Membranmodule, so dass diese in<br />
einem energetisch günstigen Bereich betrieben werden. Des<br />
Weiteren wird ein neues mechanisches Reinigungsverfahren<br />
(MCP) vorgestellt, das aufgr<strong>und</strong> der kontinuierlichen mechanischen<br />
Reinigung höhere Membrandurchsätze erlaubt.<br />
Seite 850<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> klimatischer <strong>und</strong> demografischer Veränderungen<br />
stellt sich die Frage, inwieweit eine Umstrukturierung<br />
(Transformation) der kommunalen Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>systeme<br />
zu ökonomisch <strong>und</strong> ökologisch nachhaltigen <strong>und</strong><br />
effizienten Lösungen beitragen kann. Ökoeffizienz-Analysen<br />
unterschiedlicher Szenarien zeigen, dass ein <strong>Infrastruktur</strong>umbau<br />
hin zu einer nachhaltigeren <strong>und</strong> effizienteren Ressourcennutzung<br />
technisch <strong>und</strong> kostenseitig realisierbar ist.<br />
KA 10/2011<br />
Erscheinungstermin: 30. September 2011<br />
Anzeigenschluss: 7. September 2011<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9
Grußwort<br />
Wasserwirtschaft <strong>und</strong> Politik im Dialog<br />
In diesem Jahr findet die DWA-B<strong>und</strong>estagung<br />
zum ersten Mal in Berlin statt. Berlin<br />
ist B<strong>und</strong>eshauptstadt <strong>und</strong> Regierungssitz.<br />
B<strong>und</strong>estag, B<strong>und</strong>esrat, viele Ministerien<br />
<strong>und</strong> Ländervertretungen haben hier<br />
ihren Sitz. Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung<br />
<strong>und</strong> Verbände sind in Berlin prominent<br />
vertreten. So ergibt sich das diesjährige<br />
Motto der B<strong>und</strong>estagung am 26.<br />
<strong>und</strong> 27. September 2011 „Wasserwirtschaft<br />
<strong>und</strong> Politik im Dialog“ fast wie von<br />
selbst.<br />
Die DWA läutet mit den Berlin-Tagungen<br />
eine Neuerung ein: Die DWA-B<strong>und</strong>estagung,<br />
einer der bedeutendsten<br />
Treffpunkte der deutschen Wasserwirtschaft,<br />
findet künftig jährlich wechselnd<br />
in Berlin <strong>und</strong> im bekannten Format an<br />
anderen Orten in Deutschland statt. Damit<br />
wird die DWA ihren satzungsgemäßen<br />
Aufträgen gerecht, sowohl als Fachverband<br />
den technischen Anforderungen<br />
<strong>und</strong> Weiterentwicklungen in der Wasserwirtschaft<br />
gerecht zu werden als auch<br />
die Beratung der Politik zu verstärken<br />
<strong>und</strong> professioneller zu gestalten. Ein erster<br />
Schritt in diese Richtung war der Aufbau<br />
des Berliner DWA-Büros vor einigen<br />
Jahren. Die Neuausrichtung der DWA-<br />
B<strong>und</strong>estagung ist die konsequente Fortsetzung<br />
dieser Entwicklung. Für die Wasserwirtschaft<br />
ist die verstärkte Präsenz<br />
<strong>und</strong> Sichtbarkeit der DWA durch eine regelmäßige<br />
DWA-Berlin-Tagung ein wichtiger<br />
Schritt.<br />
Das Programm der Tagung in Berlin<br />
soll straffer sein als das der anderen B<strong>und</strong>estagungen.<br />
Es ist geprägt durch die<br />
Nähe „der Politik“: Die Veranstaltung<br />
wird am Montagabend mit einem „Umweltpolitischen<br />
Auftakt“ eingeleitet, der<br />
mit einem Impulsvortrag des Präsidenten<br />
des Umweltb<strong>und</strong>esamtes, Jochen Flasbarth,<br />
über „Beiträge der Wasser- <strong>und</strong><br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft zu einer nachhaltigen<br />
Energieversorgung“ beginnt. Eine Diskussion<br />
mit Abgeordneten des Deutschen<br />
B<strong>und</strong>estags schließt sich an, moderiert<br />
vom Leiter des Berliner DWA-Büros <strong>und</strong><br />
Mitglied des DWA-Vorstands Dr. Frank<br />
Andreas Schendel. Der Dienstag beginnt,<br />
nachdem Katherina Reiche, Parlamentarische<br />
Staatssekretärin beim B<strong>und</strong>esumweltminister,<br />
die Teilnehmer <strong>und</strong> DWA-<br />
Mitglieder begrüßt hat, mit einem seltenen<br />
Ereignis, das ebenfalls im Umfeld<br />
der Politik anzusiedeln ist: der Verleihung<br />
des William-Lindley-Rings der<br />
DWA an den Physiker, Biologen, Klimaschutzexperten<br />
<strong>und</strong> Umweltpolitiker<br />
Prof. Dr. Dr. h. c. Ernst Ulrich von Weizsäcker.<br />
Von Weizsäcker ist erst die vierte<br />
Persönlichkeit (nach Klaus Töpfer, Hans<br />
Tietmeyer <strong>und</strong> Kurt Biedenkopf), die die<br />
DWA mit dem William-Lindley-Ring auszeichnet.<br />
Die DWA würdigt damit von<br />
Weizsäckers langjährigen Einsatz für den<br />
Klimaschutz. Der frisch Geehrte wird anschließend<br />
eine Festansprache halten.<br />
Mit dem William-Lindley-Ring zeichnet<br />
die DWA solche prominenten Persönlichkeiten<br />
aus, die nicht unmittelbar in den<br />
Fachgebieten der DWA, der Wasser- <strong>und</strong><br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft, arbeiten, die die Ziele<br />
der Vereinigung aber trotzdem maßgeblich<br />
gefördert haben. Ernst Ulrich von<br />
Weizsäcker hatte bereits auf den DWA-<br />
Energietagen in Potsdam am 19. Mai<br />
2010 mit dem Vortrag „Klimaschutz –<br />
was heißt das für Strom <strong>und</strong> Wasser, ja<br />
für unsere Zivilisation?“ einen Höhepunkt<br />
der Tagung gesetzt.<br />
Das weitere Vortragsprogramm fällt,<br />
dem neuen Konzept der B<strong>und</strong>estagungen<br />
folgend, vergleichsweise kurz aus, ist dafür<br />
aber umso prominenter <strong>und</strong> transdisziplinär<br />
besetzt: MinDirig Dr. Fritz<br />
Holzwarth, Leiter der Unterabteilung<br />
Wasserwirtschaft im B<strong>und</strong>esumweltministerium,<br />
berichtet über „Wasserwirtschaft<br />
gestalten – in Deutschland <strong>und</strong><br />
Europa“. Der Vorstand Technik der Berliner<br />
Wasserbetriebe, Dr.-Ing. Georg Grunwald,<br />
trägt vor über „Wasserwirtschaftliche<br />
Herausforderungen einer modernen<br />
Großstadt“ – hierzu dürfte er qualifiziert<br />
sein wie kaum ein anderer Deutscher, ist<br />
Berlin doch die flächen- <strong>und</strong> einwohnermäßig<br />
größte deutsche Stadt. In den<br />
1920er-Jahren, als sicher auch Teile der<br />
noch bestehenden <strong>Infrastruktur</strong> Berlins<br />
in ihren Gr<strong>und</strong>zügen angelegt wurden,<br />
war Berlin sogar – nach New York <strong>und</strong><br />
London – die drittgrößte Stadt der Welt.<br />
Angesichts dessen <strong>und</strong> der heutigen Bedeutung<br />
Berlins <strong>und</strong> seiner Rolle als<br />
auch international attraktiver Metropole<br />
ist es nur passend, dass anschließend<br />
von Stefan Opitz von der Deutschen Gesellschaft<br />
für Internationale Zusammenarbeit<br />
(GIZ) über Chancen für die deutsche<br />
Wasserwirtschaft auf internationalem<br />
Parkett referiert wird. In dieselbe<br />
Richtung zielt der abschließende Vortrag:<br />
Hier stellt Prof. Dr. Max Huber, Vizepräsident<br />
des Deutschen Akademischen<br />
Austauschdienstes (DAAD), die Arbeit<br />
seiner Organisation im nationalen<br />
<strong>und</strong> internationalen Wassersektor vor.<br />
Insgesamt bietet die DWA-B<strong>und</strong>estagung<br />
somit ein kompaktes, hochkarätiges<br />
Programm, abger<strong>und</strong>et durch eine<br />
Mitgliederversammlung, eine Fachausstellung<br />
<strong>und</strong> ein Rahmenprogramm. Es<br />
bestehen also beste Voraussetzungen für<br />
eine anregende Tagung. Willkommen in<br />
der B<strong>und</strong>eshauptstadt Berlin!<br />
Bauass. Dipl.-Ing. Otto Schaaf<br />
Präsident der DWA<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />
795
796 Spektrum<br />
Umbau im Energiesektor<br />
Die Europäische Union setzt neue Maßstäbe<br />
bei dem Einsatz alternativer Energien.<br />
Bis zum Jahr 2020 soll der Anteil erneuerbarer<br />
Energien am Endenergieverbrauch<br />
auf 20 Prozent steigen; im Jahr<br />
2005 lag dieser Anteil erst bei neun Prozent.<br />
Jeder Mitgliedstaat kann frei entscheiden,<br />
welche Energieart – zum Beispiel<br />
Biomasse, Sonnen-, Wind- oder Wasserkraft<br />
– ausgebaut werden soll. Nur für<br />
den Transportbereich gibt die EU ihren<br />
Mitgliedern eine Zielmarke vor: Bis 2020<br />
soll der Anteil von Biokraftstoffen in je-<br />
EHEC/HUS O104: H4-Ausbruch<br />
wird als beendet betrachtet<br />
Das Robert Koch-Institut (RKI) betrachtet<br />
den EHEC/HUS-Ausbruch laut einer Pressemitteilung<br />
vom 26. Juli 2011 als beendet.<br />
Der letzte Erkrankungsbeginn, der<br />
dem Ausbruch zuzuordnen ist, sei für den<br />
4. Juli 2011 übermittelt worden. In den<br />
drei Wochen danach sei dem RKI kein<br />
neuer Erkrankungsfall bekannt geworden.<br />
dem EU-Staat mindestens zehn Prozent<br />
betragen. Im Jahr 2005 lag Deutschland<br />
mit einem Anteil von r<strong>und</strong> sechs Prozent<br />
alternativer Energien am Endenergieverbrauch<br />
noch deutlich unter dem EU-<br />
Durchschnitt. Bis 2020 soll dieser Anteil<br />
auf mindestens 18 Prozent steigen. Um<br />
dieses Ziel zu erreichen, sind große Umbauten<br />
im Energiesektor nötig; so soll unter<br />
anderem der Anteil von erneuerbaren<br />
Energien im Stromsektor auf mindestens<br />
30 Prozent <strong>und</strong> der Anteil von Biokraftstoffen<br />
auf r<strong>und</strong> zwölf Prozent steigen.<br />
(Globus, statistische Angaben:<br />
B<strong>und</strong>esumweltministerium) A<br />
Die drei Wochen berücksichtigen die Inkubationszeit,<br />
die Zeit für die Diagnosestellung<br />
sowie die Zeit für die Übermittlung<br />
eines Falls. Die intensivierte Überwachung<br />
von EHEC O104:H4 wird noch fortgesetzt.<br />
Auch nach dem Ende des Ausbruchs sollen<br />
etwaige Erkrankungen durch Infektion<br />
mit EHEC O104:H4 intensiv nachverfolgt<br />
<strong>und</strong> zeitnah dem RKI übermittelt werden.<br />
Im Verlauf des Ausbruchsgeschehens wurden<br />
dem RKI insgesamt 4321 Fälle gemel-<br />
det, davon 3469 EHEC-Fälle <strong>und</strong> 852<br />
HUS-Fälle. Insgesamt 50 Patienten sind<br />
gestorben, darunter 18 EHEC-Erkrankte<br />
<strong>und</strong> 32 HUS-Patienten (Stand 25. Juli<br />
2011, 10:00 Uhr). Nach Angaben des European<br />
Centre for Disease Prevention and<br />
Control waren durch den Ausbruch in der<br />
Europäischen Union außerhalb Deutschlands<br />
76 EHEC-Fälle mit einem Todesfall<br />
<strong>und</strong> 49 HUS-Fälle aufgetreten (Stand 22.<br />
Juli 2011). A<br />
Studie von Universität Leipzig<br />
<strong>und</strong> HypoVereinsbank zur<br />
Rekommunalisierung<br />
Die Universität Leipzig <strong>und</strong> die HypoVereinsbank<br />
haben am 8. Juli 2011 in Leipzig<br />
eine Studie zur Rekommunalisierung<br />
öffentlicher Dienstleistungen mit dem Titel<br />
„Renaissance der Kommunalwirtschaft<br />
– Rekommunalisierung öffentlicher<br />
Dienstleistungen“ vorgestellt. Gemeinsam<br />
mit dem Kompetenzzentrum<br />
Öffentliche Wirtschaft <strong>und</strong> Daseinsvorsorge<br />
wurden alle Kommunen über<br />
20 000 Einwohner angefragt. Als Ziel der<br />
Rekommunalisierung ehemals öffentlicher<br />
Leistungen identifiziert die Studie<br />
vor allem die Rückgewinnung des kommunalen<br />
Steuerungseinflusses. Dies erklärten<br />
etwa 50 Prozent der befragten<br />
Kommunen. Die Haushaltslage der Kommunen<br />
sei in Deutschland flächendeckend<br />
angespannt, weshalb Rekommunalisierung<br />
auch als Instrument der<br />
Haushaltssanierung im längeren Zeitverlauf<br />
ins Auge gefasst würde. Trotz angespannter<br />
Haushaltslage sei die Rückführung<br />
wichtiger <strong>Infrastruktur</strong>leistungen in<br />
kommunaler Regie derzeit eine bedeutende<br />
Option für die Gemeinden.<br />
www.wifa.uni-leipzig.de/<br />
kompetenzzentrum A<br />
Oberflächengewässerverordnung<br />
verkündet<br />
Die „Verordnung zum Schutz der Oberflächengewässer(Oberflächengewässerverordnung<br />
– OgewV)“ wurde am 25. Juli<br />
2011 im B<strong>und</strong>esgesetzblatt Teil I, Nr. 37,<br />
Seite 1429–1469 veröffentlicht. Die Verordnung<br />
ist am 26. Juli 2011 in Kraft getreten.<br />
www.bgbl.de, dort: Bürgerzugang<br />
www.gesetze-im-internet.de/b<strong>und</strong>esrecht/<br />
ogewv/gesamt.pdf A<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
B<strong>und</strong>eskartellamt beurteilt<br />
Rekommunalisierung nicht<br />
immer positiv<br />
Das B<strong>und</strong>eskartellamt steht Tendenzen<br />
zur Rekommunalisierung von Aufgaben<br />
der Daseinsvorsorge kritisch gegenüber.<br />
Wie es in dem von der B<strong>und</strong>esregierung<br />
als Unterrichtung (B<strong>und</strong>estags-Drucksache<br />
17/6640) vorgelegten Tätigkeitsbericht<br />
des Amts für die Jahre 2009 <strong>und</strong><br />
2010 heißt, müsse ein zunehmendes<br />
wirtschaftliches Engagement der öffentlichen<br />
Hand hinterfragt werden. „Sofern<br />
einzelne Leistungen gr<strong>und</strong>sätzlich auch<br />
von privaten Anbietern erbracht werden<br />
können oder bereits durchgeführt werden,<br />
müssen die Rahmenbedingungen<br />
für alle Marktteilnehmer einheitlich sein<br />
<strong>und</strong> auch die Kommunen müssen sich im<br />
Wettbewerb mit der privaten Konkurrenz<br />
behaupten. Nur unter diesen Voraussetzungen<br />
können durch eine stärkere kommunale<br />
Betätigung weitere Effizienzen,<br />
Kosteneinsparungen <strong>und</strong> Qualitätsverbesserungen<br />
erzielt werden“, heißt es in<br />
dem Bericht.<br />
Die Auswirkungen einer Rekommunalisierung<br />
werden je nach Wirtschaftsbereich<br />
unterschiedlich bewertet. So<br />
könne kommunales Engagement im Bereich<br />
der Energieerzeugung wettbewerbsbelebend<br />
wirken, schreibt das Kartellamt.<br />
Dagegen sei eine Rekommunalisierung<br />
der Energienetze „wettbewerblich<br />
nicht unproblematisch“. Es drohe die<br />
Gefahr einer Zersplitterung, die sich<br />
nachteilig für neue Stromanbieter <strong>und</strong><br />
die Verbraucher auswirken könne. Bei einer<br />
Rekommunalisierung der Wasserversorgung<br />
sieht das Kartellamt in vielen<br />
Fällen „Fluchtgedanken“, um einer kartellrechtlichen<br />
Überprüfung der Wasserpreise<br />
durch einen Wechsel in das Gebührenrecht<br />
zu entgehen. Auch im Bereich<br />
der Entsorgungswirtschaft sieht das<br />
B<strong>und</strong>eskartellamt angesichts der gesetzlichen<br />
Ausgestaltung des Kreislaufwirtschafts-<br />
<strong>und</strong> <strong>Abfall</strong>rechts die „Gefahr einer<br />
wettbewerblich problematischen Privilegierung<br />
der Kommunen“.<br />
Das Handelsblatt zitierte den Präsidenten<br />
des B<strong>und</strong>eskartellamts, Andreas<br />
M<strong>und</strong>t, bei der Vorstellung des Tätigkeitsberichts<br />
so: „Der Wasserbereich ist<br />
aus meiner Sicht eines der letzten großen<br />
Monopole“, während die Financial<br />
Times Deutschland M<strong>und</strong>t statt „Wasserbereich“<br />
„Wasserversorgung“ sagen<br />
ließ. Nach einer Meldung der Nachrichtenagentur<br />
Reuters soll M<strong>und</strong>t noch<br />
hinzugefügt haben: „Ich glaube schon,<br />
dass es staatliche Stellen geben sollte,<br />
die ganz konkret in diesen Bereich hinsehen.“<br />
http://dipbt.b<strong>und</strong>estag.de/dip21/<br />
btd/17/066/1706640.pdf<br />
www.b<strong>und</strong>eskartellamt.de/wDeutsch/<br />
publikationen/Taetigkeitsbericht.php A<br />
Phosphat-Dünger aus<br />
Klärschlamm nach dem<br />
Mephrec ® -Verfahren zum<br />
Inverkehrbringen genehmigt<br />
Mit einer Machbarkeitsstudie zur Anwendung<br />
des Mephrec ® -Verfahrens bei<br />
der Klärschlamm-Verwertung im Klärwerk<br />
1 der Stadt Nürnberg konnte nachgewiesen<br />
werden, dass sich die bisherige<br />
kostenintensive Entsorgung des anfallenden<br />
Klärschlamms durch seine<br />
Verwertung im Klärwerk selbst wirkungsvoll<br />
ersetzen lässt. Die Wirtschaftlichkeit<br />
des Verfahrens wird dabei bereits<br />
durch die Einsparung der Klärschlamm-Entsorgungskosten<br />
<strong>und</strong> durch<br />
die Erlöse aus der Eigenstromerzeugung<br />
getragen. Zusätzliche Erlöse sollen aus<br />
dem Verkauf der erzeugten Phosphat-<br />
Schlacke erwirtschaftet werden (vgl. KA<br />
9/2010, S. 902–915). Die hierzu erforderlichen<br />
rechtlichen Voraussetzungen<br />
wurden jetzt durch die Thüringer Landesstelle<br />
für Landwirtschaft TLL Jena<br />
mit einer Konformitätsbescheinigung<br />
bestätigt. Dabei wird die Schmelzvergasung<br />
gleichgesetzt dem Prozess der Verbrennung<br />
von Klärschlamm entsprechend<br />
Düngemittel verordnung, Anlage<br />
2, Punkt 6.2.1. Das als „Phosphat-Dünger<br />
aus der Hochtemperatur-Schmelzbehandlung<br />
von Klärschlamm nach dem<br />
Mephrec®-Ver fahren“ bezeichnete Produkt<br />
besteht aus 90 % Asche aus der<br />
Verbrennung von Klärschlamm (<strong>Abwasser</strong><br />
einer kommunalen Kläranlage entsprechend<br />
AbfKlärV) unter Zusatz von<br />
10 % Kalkstein zur Steuerung der Schlackenzusammensetzung.<br />
Das Produkt ist<br />
beim Inverkehrbringen mit einer entsprechenden<br />
Warendeklaration zu<br />
kennzeichnen.<br />
Als Nebenbestimmung ist zu beachten,<br />
dass die zur Konformitätsbescheinigung<br />
herangezogenen Laborergebnisse<br />
der TLL Jena nach Inbetriebnahme der zu<br />
errichtenden Demo-Anlage <strong>und</strong> vor dem<br />
erstmaligen Inverkehrbringen im Sinne<br />
Spektrum<br />
des § 2 Punkt 10 Düngegesetz (DüG) abschließend<br />
zu bewerten sind. Dazu sind<br />
die Untersuchungsergebnisse des produzierten<br />
Düngemittels der TLL Jena bzw.<br />
der für Nürnberg zuständigen DVK-Stelle<br />
(Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft,<br />
Freising) vorzulegen. A<br />
Pilotanlagen zum Phosphor-<br />
Recycling in Neuburg<br />
Eine Pilotanlage zum Phosphor-Recycling<br />
wurde am 12. Mai 2011 auf der<br />
Kläranlage der Stadt Neuburg an der Donau<br />
(Bayern) in Betrieb genommen. Die<br />
technisch-wissenschaftliche Koordination<br />
des Projekts, das im Frühjahr 2010<br />
startete, liegt in Händen des Kompetenzzentrums<br />
für Materialfeuchte (CMM) am<br />
Karlsruher Institut für Technologie (KIT).<br />
Ziel des Projekts ist es, Phosphor aus <strong>Abwasser</strong><br />
rückzugewinnen <strong>und</strong> einen Rohphosphat-Ersatzstoff<br />
zu erzeugen. Bei<br />
dem in Neuburg angewandten <strong>und</strong> vom<br />
KIT entwickelten P-Roc-Verfahren (phosphorus<br />
recovery from waste and process<br />
water by crystallisation) wird gelöstes<br />
Phosphat durch Kristallisation an Calcium-Silicat-Hydrat-Phasen<br />
(CSH) zurückgewonnen.<br />
Das erhaltene Produkt sei<br />
pflanzenverfügbar <strong>und</strong> könne ohne weitere<br />
Aufbereitung als Düngemittel eingesetzt<br />
werden. Kooperationspartner im<br />
Projekt sind auch die Firma Cirkel aus<br />
Rheine <strong>und</strong> die HeidelbergCement AG.<br />
Die Pilotphase in Neuburg soll in etwa einem<br />
halben Jahr abgeschlossen sein. Danach<br />
soll eine Evaluierung erfolgen, die<br />
auch Aufschluss geben soll über die Effizienz<br />
<strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit des Verfahrens.<br />
www.cmm.kit.edu/297_325.php A<br />
Altmedikamente<br />
in den Hausmüll<br />
„Die B<strong>und</strong>esregierung sieht keine Notwendigkeit<br />
für eine b<strong>und</strong>eseinheitliche<br />
Regelung zur Entsorgung von Altmedikamenten.<br />
Die Entsorgung über den<br />
Restmüll stellt einen sicheren Entsorgungsweg<br />
für diese Abfälle dar.“ Dies ist<br />
der Schlusssatz der B<strong>und</strong>esregierung in<br />
ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage<br />
der B<strong>und</strong>estagsfraktion der Grünen zur<br />
Entsorgung von Altmedikamenten (B<strong>und</strong>estags-Drucksache<br />
17/6708). Und weiter<br />
vorne in der Antwort: „Nach Auffassung<br />
der B<strong>und</strong>esregierung entstehen<br />
durch die Entsorgung von Medikamen-<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />
797
798 Spektrum<br />
ten über den Hausmüll für Menschen<br />
(auch Kinder) keinerlei über das normale<br />
Lebensrisiko hinausgehende Risiken.<br />
… Für die Umwelt bestehen aus Sicht<br />
der B<strong>und</strong>esregierung ebenfalls keine Bedenken,<br />
da Siedlungsabfälle seit dem 1.<br />
Juni 2005 nur noch nach thermischer<br />
oder mechanisch biologischer Vorbehandlung<br />
abgelagert werden dürfen. …<br />
Auch auf Deponien bestehen durch Ablagerung<br />
von Medikamentenresten im<br />
Hinblick auf das Gr<strong>und</strong>wasser keine Gefahren<br />
mehr. Aufwendige Deponieabdichtungssysteme<br />
<strong>und</strong> Sickerwassererfassungen<br />
sorgen dafür, dass Schadstoffe<br />
aufgehalten werden, sollten sich diese<br />
trotz der Vorbehandlungsmaßnahmen<br />
noch in den abgelagerten Abfällen<br />
befinden.“<br />
http://dip21.b<strong>und</strong>estag.de/dip21/<br />
btd/17/067/1706708.pdf A<br />
Änderung der<br />
Deponieverordnung<br />
Die B<strong>und</strong>esregierung hat eine „Erste Verordnung<br />
zur Änderung der Deponieverordnung“<br />
erlassen (B<strong>und</strong>estags-Drucksache<br />
17/6641). Sie enthalte unter anderem<br />
eine „Gleichwertigkeitsklausel für<br />
Erzeugnisse für Deponieabdichtungssysteme<br />
aus anderen Mitgliedsstaaten“ der<br />
EU. Mit der Aufnahme dieser Klausel in<br />
die Deponieverordnung reagiert die Regierung<br />
auf eine Stellungnahme der EU-<br />
Kommission, „um den Anforderungen<br />
des Binnenmarkts <strong>und</strong> der Warenverkehrsfreiheit<br />
zu entsprechen“.<br />
http://dipbt.b<strong>und</strong>estag.de/dip21/<br />
btd/17/066/1706641.pdf A<br />
Stellungnahme der B<strong>und</strong>esregierung<br />
zum <strong>Abfall</strong>recht<br />
Die B<strong>und</strong>esregierung hat sich in einer<br />
Unterrichtung (B<strong>und</strong>estags-Drucksache<br />
17/6645) zur Stellungnahme des B<strong>und</strong>esrats<br />
bezüglich des Entwurfs eines Gesetzes<br />
zur Neuordnung des Kreislaufwirtschafts-<br />
<strong>und</strong> <strong>Abfall</strong>rechts (B<strong>und</strong>estags-<br />
Drucksache 17/6052) geäußert. Die Vorschläge<br />
des B<strong>und</strong>esrats nimmt die B<strong>und</strong>esregierung<br />
teils an, teils lehnt sie diese<br />
ab. Unter anderem wird die Regierung<br />
der Bitte des B<strong>und</strong>esrats nachkommen,<br />
Unternehmen hinsichtlich ihrer „Informationspflichten<br />
beim künftigen Erlass<br />
von Rechtsverordnungen auf Gr<strong>und</strong>lage<br />
des Kreislaufwirtschaftsgesetzes“ zu<br />
überprüfen.<br />
http://dipbt.b<strong>und</strong>estag.de/dip21/<br />
btd/17/066/1706645.pdf<br />
http://dipbt.b<strong>und</strong>estag.de/dip21/<br />
btd/17/060/1706052.pdf A<br />
PILLS-Kläranlage in Gelsenkirchen<br />
an den Start gegangen<br />
Die Spezialkläranlage, die am Marienhospital<br />
im Rahmen des EU-Projekts<br />
„PILLS“ (Pharmaceutical Input and Elimination<br />
from Local Sources) entstanden<br />
ist, wurde am 22. Juli 2011 offiziell<br />
in Betrieb genommen. Dr. Jochen Stemplewski<br />
(Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft),<br />
Peter Weingarten<br />
(Geschäftsführer des Marienhospitals),<br />
Udo Paschedag (Staatssekretär im nordrhein-westfälischen<br />
Umweltministerium)<br />
<strong>und</strong> Gelsenkirchens Oberbürgermeister<br />
Frank Baranowski gaben den Startschuss<br />
für das nach eigenen Angaben „europaweit<br />
einmalige Klärwerk“, das künftig<br />
die Krankenhaus-Abwässer von Spurenstoffen<br />
befreien soll. Die Kläranlage verfügt<br />
neben einer mechanischen <strong>und</strong> biologischen<br />
Klärung über weitergehende<br />
Reinigungsstufen wie Membranfiltration,<br />
Ozonung <strong>und</strong> Aktivkohlefiltration. Im<br />
Marienhospital mit seinen r<strong>und</strong> 560<br />
Planbetten, r<strong>und</strong> 75 000 Patienten pro<br />
Jahr <strong>und</strong> 1200 Mitarbeitern fallen pro<br />
Tag r<strong>und</strong> 200 Kubikmeter Abwässer an.<br />
Die PILLS-Kläranlage ist auf einem r<strong>und</strong><br />
250 Quadratmeter großen Gr<strong>und</strong>stück<br />
errichtet worden, das vom Gelsenkirchener<br />
Marienhospital zur Verfügung gestellt<br />
wurde. Die Projektkosten betragen<br />
r<strong>und</strong> zwei Millionen Euro.<br />
www.pills-project.eu A<br />
Befristung des Wasserentnahmeentgelts<br />
in Nordrhein-<br />
Westfalen aufgehoben<br />
Die vor gut einem Jahr beschlossene<br />
schrittweise Abschaffung des Wasserentnahmeentgelts<br />
in Nordrhein-Westfalen<br />
bis zum 31. Dezember 2018 wurde am<br />
20. Juli 2011 vom Landtag aufgehoben.<br />
Die heutige nordrhein-westfälische Landesregierung<br />
möchte mit den Mitteln die<br />
Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie<br />
konsequent umzusetzen. Künftig soll das<br />
Wasserentnahmeentgelt 4,5 Cent pro Kubikmeter<br />
betragen. Für Entnahmen zum<br />
Zwecke der Kühlwassernutzung oder<br />
Durchlaufkühlung sind reduzierte Entgeltsätze<br />
vorgesehen. Das entsprechende<br />
Gesetz wurde im Gesetz- <strong>und</strong> Verordnungsblatt<br />
(GV NRW), Nr. 18 vom 29. Juli<br />
2011, Seite 390, veröffentlicht.<br />
https://recht.nrw.de<br />
www.landtag.nrw.de/portal/WWW/<br />
dokumentenarchiv/Dokument/<br />
MMD15-2119.pdf A<br />
Keine Wassergebühren für<br />
ein ehemaliges Rittergut<br />
Das Verwaltungsgericht Osnabrück hat<br />
am 12. Juli 2011 die Klage eines Ehepaares,<br />
das Eigentümer von am Gut Sandfort<br />
(Osnabrück Voxtrup) gelegenen Flurstücken<br />
ist, gegen die Stadt Osnabrück verhandelt<br />
(Az. 1 A 85/11). Die Kläger<br />
machten Ansprüche auf unentgeltliche<br />
<strong>Abwasser</strong>abnahme gegen die Stadt <strong>und</strong><br />
teilweise unentgeltliche Frischwasserbelieferung<br />
durch die Stadtwerke Osnabrück<br />
geltend. Sie hatten ihre Klage mit<br />
Verträgen aus 1906 bis 1909 begründet,<br />
in denen die Stadt Osnabrück dem ehemaligen<br />
Rittergutsbesitzer das Recht eingeräumt<br />
hatte, sein <strong>Abwasser</strong> in die Kanalisationsanlagen<br />
der Stadt einzuleiten<br />
<strong>und</strong> frisches Wasser aus der Rohrleitung<br />
der Stadt zu entnehmen. Im Gegenzug<br />
hatte der Rittergutsbesitzer der Stadt die<br />
Möglichkeit eingeräumt, auf seinen<br />
Gr<strong>und</strong>stücken bestimmte Wasserrohrleitungen<br />
zu verlegen, Wasserwerksanlagen<br />
zu betreiben <strong>und</strong> Regenwasserkanäle<br />
zu unterhalten. Die Rechte zugunsten<br />
der Stadt <strong>und</strong> der Stadtwerke sind seitdem<br />
im Gr<strong>und</strong>buch eingetragen <strong>und</strong><br />
werden auch bis heute von der Stadt sowie<br />
den Stadtwerken wahrgenommen.<br />
Die Stadtwerke Osnabrück haben in der<br />
mündlichen Verhandlung unter Widerrufsvorbehalt<br />
erklärt, die Kläger jährlich<br />
kostenlos mit einer Frischwassermenge<br />
von 500 m³ pro Jahr zu beliefern <strong>und</strong> sie<br />
darüber hinaus von ihren <strong>Abwasser</strong>gebühren<br />
freizustellen. Im Gegenzug behält<br />
insbesondere die Stadtwerke Osnabrück<br />
AG die Möglichkeit, die Flächen<br />
der Kläger zur städtischen Wasserversorgung<br />
weiterhin zu nutzen; aus diesem<br />
Wasservorkommen wird ein relevanter<br />
Anteil der Osnabrücker Trinkwasserversorgung<br />
sichergestellt. A<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
EIB finanziert Emscher-Umbau<br />
mit 450 Millionen Euro<br />
Für den Emscher-Umbau stellt die Europäische<br />
Investitionsbank (EIB) einen<br />
Darlehensrahmen in Höhe von 450 Millionen<br />
Euro zur Verfügung. EIB <strong>und</strong> Emschergenossenschaft,<br />
Betreiberin des<br />
Entwicklungsvorhabens, haben den Finanzierungsvertrag<br />
am 20. Juli 2011 in<br />
Essen unterzeichnet. Mit dem Festzinsdarlehen<br />
über eine Laufzeit von bis zu 45<br />
Jahren kofinanziert die Förderbank der<br />
Europäischen Union eines der aufwendigsten<br />
Stadt- <strong>und</strong> Regionalentwicklungsprojekte<br />
Deutschlands. Die Emscher<br />
<strong>und</strong> ihre Nebenläufe wurden über<br />
Jahrzehnte als offenes <strong>Abwasser</strong>system<br />
genutzt. Künftig wird das <strong>Abwasser</strong> unterirdisch<br />
<strong>und</strong> in geschlossenen Kanälen<br />
abgeleitet. Auf diese Weise können der<br />
Fluss <strong>und</strong> seine Nebenläufe wieder naturnah<br />
gestaltet werden. Der jetzt von<br />
Emschergenossenschaft <strong>und</strong> EIB unterzeichnete<br />
Darlehensvertrag bezieht sich<br />
auf das Kernstück des umfangreichen <strong>Infrastruktur</strong>vorhabens,<br />
den <strong>Abwasser</strong>kanal<br />
Emscher. Über eine Strecke von 51<br />
Kilometern, von Dortm<strong>und</strong>-Deusen bis<br />
zur Emschermündung in Dinslaken, wird<br />
in bis zu 40 Metern Tiefe ein neues <strong>Abwasser</strong>system<br />
entstehen. Der Vertrag mit<br />
der EIB bedeutet für die Emschergenossenschaft<br />
neben der Förderung durch<br />
das Land Nordrhein-Westfalen das zweite<br />
Standbein der Finanzierung des Emscher-Umbaus.<br />
www.emschergenossenschaft.de<br />
www.abwasserkanal-emscher.de A<br />
EU-Kommission stellt<br />
244 Millionen Euro für 183<br />
neue Umweltprojekte bereit<br />
Die Europäische Kommission hat am 19.<br />
Juli 2011 der Förderung von 183 neuen<br />
Projekten im Rahmen des LIFE�-<br />
Programms, dem Umweltfonds der Europäischen<br />
Union, zugestimmt. Die Projekte<br />
umfassen alle EU-Mitgliedstaaten <strong>und</strong><br />
betreffen Maßnahmen in den Bereichen<br />
Naturschutz, Klimawandel, saubere<br />
Technologien <strong>und</strong> Umweltpolitik sowie<br />
Information <strong>und</strong> Kommunikation in Umweltfragen.<br />
Zusammen entsprechen sie<br />
einer Investition von insgesamt 530 Millionen<br />
Euro, von denen die EU 244 Millionen<br />
Euro beisteuern wird. 748 Anträge<br />
waren eingegangen. Mit neun ausgewählten<br />
Projekten ist Wasser ein wichtiger<br />
Schwerpunktbereich.<br />
Aus Deutschland werden zehn Projekte<br />
mit 66,3 Millionen Euro gefördert,<br />
darunter beim Europäischen Institut für<br />
Energieforschung in Karlsruhe die Entwicklung<br />
eines neuen Karbonisierungsverfahrens<br />
für die Umwandlung von Abfällen<br />
<strong>und</strong> Aufschlussprodukten von Biogasanlagen<br />
im Pilotmaßstab. Ziel ist die<br />
Entwicklung einer „Biokohle“. Weiter<br />
wird der Hamburg Water Cycle (HWC) –<br />
Jenfelder Au der Hamburger Stadtentwässerung<br />
gefördert: Ziel des Projekts<br />
„HWC – Jenfelder Au“ ist es, die technische,<br />
ökologische <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />
Machbarkeit eines integrierten <strong>und</strong> dezentralisierten<br />
<strong>Abwasser</strong>entsorgungs-<br />
<strong>und</strong> Energieerzeugungssystems für ein<br />
städtisches Wohnviertel in Hamburg zu<br />
demonstrieren.<br />
http://ec.europa.eu/environment/life/<br />
news/press/documents/annex.DE.pdf A<br />
B<strong>und</strong>eskabinett<br />
verabschiedet 6. Energieforschungs<br />
programm<br />
Das B<strong>und</strong>eskabinett hat am 3. August<br />
2011 das 6. Energieforschungsprogramm<br />
der B<strong>und</strong>esregierung mit dem Titel „Forschung<br />
für eine umweltschonende, zuverlässige<br />
<strong>und</strong> bezahlbare Energieforschung“<br />
verabschiedet. Das Programm<br />
ist ein gemeinsames Projekt des federführenden<br />
B<strong>und</strong>esministeriums für Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Technologie <strong>und</strong> des B<strong>und</strong>esministeriums<br />
für Umwelt, Naturschutz<br />
<strong>und</strong> Reaktorsicherheit, des B<strong>und</strong>esministeriums<br />
für Ernährung, Landwirtschaft<br />
<strong>und</strong> Verbraucherschutz sowie des B<strong>und</strong>esministeriums<br />
für Bildung <strong>und</strong> Forschung.<br />
Es legt die Gr<strong>und</strong>linien <strong>und</strong><br />
Schwerpunkte der Förderpolitik der B<strong>und</strong>esregierung<br />
im Bereich innovativer<br />
Energietechnologien für die kommenden<br />
Jahre fest. Das B<strong>und</strong>esumweltministerium<br />
teilte hierzu mit, es werde die Mittel<br />
einsetzen, um die Technologieentwicklung<br />
in allen Bereichen der erneuerbaren<br />
Energien voranzubringen. Ein Schwerpunkt<br />
werde dabei die Forschungsförderung<br />
für Speicher- <strong>und</strong> Netztechnologien<br />
<strong>und</strong> regenerative Kombikraftwerke sein.<br />
Das B<strong>und</strong>eslandwirtschaftsministerium<br />
kündigte an, es werde von 2011 bis 2014<br />
r<strong>und</strong> 180 Millionen Euro für die Bioenergieforschung<br />
bereitstellen. Von 2011 bis<br />
Spektrum<br />
2014 stehen insgesamt seitens der B<strong>und</strong>esregierung<br />
r<strong>und</strong> 3,4 Milliarden Euro<br />
für die Förderung der Energieforschung<br />
zur Verfügung.<br />
www.bmbf.de/de/12337.php<br />
www.bmwi.de/BMWi/Navigation/<br />
energie,did�427698.html<br />
www.bmwi.de/BMWi/Navigation/<br />
Energie/energieforschung.html<br />
www.bmu.de/erneuerbare_energien/<br />
forschung/doc/47653.php<br />
www.nachwachsenderohstoffe.de/<br />
projekte-foerderung/foerderschwerpunkte<br />
A<br />
Umweltinformationssystem<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
freigeschaltet<br />
Am 9. August 2011 wurde das Umweltinformationssystem<br />
(UIS) Mecklenburg-<br />
Vorpommern freigeschaltet. Dieses Internet-Portal<br />
vernetzt die Informationen<br />
verschiedener Anbieter mit Bezug zur<br />
Umwelt, zunächst vor allem aus dem behördlichen<br />
Bereich, <strong>und</strong> erschließt sie<br />
über einen zentralen Zugang.<br />
www.uis-mv.de A<br />
Auslandsmesseprogramm<br />
2012 festgelegt<br />
Das B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Technologie plant im nächsten Jahr<br />
r<strong>und</strong> 240 Messebeteiligungen in 39 Ländern.<br />
Dies ist ein Ergebnis der Frühjahrssitzung<br />
des Arbeitskreises für Auslandsmessebeteiligungen<br />
beim Ausstellungs-<br />
<strong>und</strong> Messe-Ausschuss der Deutschen<br />
Wirtschaft (AUMA) am 13. April 2011 in<br />
Berlin. Als Etat für die Auslandsmessebeteiligungen<br />
der deutschen Wirtschaft<br />
sind zunächst 42 Millionen Euro vorgesehen.<br />
An diesen German Pavilions können<br />
sich deutsche Unternehmen zu günstigen<br />
Bedingungen beteiligen. Die wichtigste<br />
Zielregion im Auslandsmesseprogramm<br />
2012 bleibt Süd-Ost- <strong>und</strong> Zentralasien.<br />
Das Ministerium plant dort Beteiligungen<br />
an 103 Messen, darunter 51 in China<br />
<strong>und</strong> Hongkong.<br />
www.auma.de A<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />
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49,00 *)<br />
50,00<br />
232,80 **)<br />
43,40<br />
Preise inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten; Preisänderungen <strong>und</strong> Irrtümer vorbehalten
Besuchen Sie die HochwasserTage am 8. <strong>und</strong> 9. November 2011 in Regensburg<br />
Bildungshotline: 02242 872-222<br />
Bitte kreuzen Sie bei Interesse an einer oder mehreren Veranstaltungen<br />
das entsprechende Kästchen an <strong>und</strong> senden diese<br />
Seite per Post oder Fax an die DWA.<br />
Sie bekommen dann unverbindlich weiteres Informa tionsmaterial<br />
zugesandt.<br />
DWA<br />
Bildung / Intern. Zusammenarbeit<br />
Theodor-Heuss-Allee 17<br />
53773 Hennef<br />
Teilnehmer, Vor- <strong>und</strong> Zuname, Titel<br />
Firma/Behörde<br />
Kurse <strong>·</strong> Seminare <strong>·</strong> Tagungen<br />
Termin Thema Ort<br />
� November 2011<br />
� 21.–23.11. Mikroskopier-Aufbaukurs (13KA101/11) Lollar<br />
� 21.–25.11. Geprüfte Kanalfachkraft – Modul 2 (10ES191/11) Siegburg<br />
� 22.11. Praxisseminar „<strong>Abwasser</strong>abgabe aus Sicht der Einleiter“ (16RE683/11) Düsseldorf<br />
� 22./23.11. Deponietage – Betrieb, Stilllegung <strong>und</strong> Nachsorge (10AB150/11) Neuss<br />
� 22.–25.11. Sachk<strong>und</strong>e-Anpassungsschulung „Dichtheitsprüfung von Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen“<br />
für Absolventen des Lehrgangs Ki-Inspekteure<br />
Feuchtwangen<br />
� 22.–25.11. Gr<strong>und</strong>lagen Kanalbetrieb (Kanalwärter-Gr<strong>und</strong>kurs) (17ES002/11) Dresden<br />
� 23.11. Weitergehende <strong>Abwasser</strong>reinigung (10KA050/11-2) Lehrte<br />
� 24./25.11. Kanalinspektions-Aufbaukurs „Europa-Norm in der Praxis,<br />
DWA-M 149-2/Europa-Norm EN 13508-2“ (Ki-Aufbaukurs) (10ES140/11-5)<br />
Köln<br />
� 28.–30.11. Sachk<strong>und</strong>elehrgang „Bekämpfung von Ratten in der Kanalisation mit<br />
fertigen Fraßködern“ (10ES201/11-2)<br />
Kempen<br />
� 28.11.–2.12. DACH-Kanalinspektions-Kurs für Inspekteure: DWA-M 149-2/Europa-Norm<br />
EN 13508-2 (Ki-Kurs) (10ES130/11-9)<br />
Köln<br />
� 28.11.–2.12. Sachk<strong>und</strong>e für die Durchführung der Dichtheitsprüfung von Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen<br />
– Neueinsteigerkurs (11ES176/11)<br />
Stuttgart<br />
� 29./30.11. Gr<strong>und</strong>lagen der <strong>Abwasser</strong>beseitigung für Verwaltungsmitarbeiter aus<br />
Betrieben, Ämtern <strong>und</strong> Behörden (15KA071/11)<br />
Magdeburg<br />
� 29.11.–1.12. Geprüfter Kanalreiniger – Modul 2 (10ES181/11-2) Lehrte<br />
� 30.11. Personalentwicklung – Auftreten <strong>und</strong> Selbstpräsentation für Fach- <strong>und</strong><br />
Führungskräfte (10OG307/11)<br />
Hamburg<br />
� Dezember 2011<br />
� 1.12. Fortbildungsseminar Bekämpfung von Ratten in der Kanalisation mit<br />
fertigen Fraßködern (10ES202/11-2)<br />
Kempen<br />
� 1.12. Personalentwicklung – Freie Präsentation für Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte Hamburg<br />
� 5.–9.12. Dichtheitsprüfung von Entwässerungssystemen außerhalb von Gebäuden<br />
– Kursteil „Fachtheorie <strong>und</strong> Praxis“ (10ES170/11-3)<br />
Fürth<br />
� 7./8.12. Kanalinspektionstage (10ES151/11) Dortm<strong>und</strong><br />
� 7./8.12. 10. Sanierungstage (10ES215/11) Dortm<strong>und</strong><br />
� 8.12. Neues Wasserrecht: Seminar zum Gesetz zur Neuregelung des Wasserrechts Würzburg<br />
� 12.–16.12. Geprüfte Kanalfachkraft – Modul 3 (10ES192/11) Siegburg<br />
� 13.12. Druck-<strong>und</strong> Unterdruckentwässerung (10ES096/11) Essen<br />
Antwort • Fax: 02242 872-135<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />
Straße<br />
PLZ/Ort<br />
Telefon/Fax/E-Mail<br />
Ja, ich willige ein, weitere Unterlagen der DWA zum Zwecke der Information zu erhalten.<br />
� Nein, ich möchte künftig keine weiteren Informationen per E-Mail erhalten.<br />
DWA-Mitgliedsnummer<br />
Datum/Unterschrift<br />
801
802 Berichte<br />
Erster DWA-Aktionstag in Aachen<br />
Gelungener Anfang<br />
Elke Uhe (Hennef)<br />
Unter dem Motto „Netzwerke <strong>und</strong> Berufschancen<br />
in der Wasserwirtschaft“<br />
fand am 14. April 2011 der erste DWA-<br />
Aktionstag an Hochschulen statt. Er<br />
richtete sich an wissenschaftliche Mitarbeiter,<br />
Tutoren, Assistenten <strong>und</strong> Vertiefer<br />
aus den Bereichen Siedlungswasserwirtschaft,<br />
Ingenieurhydrologie,<br />
Wasserbau- <strong>und</strong> Wasserwirtschaft <strong>und</strong><br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft. Erfreulich war, dass<br />
die Professoren Heribert Nacken, Johannes<br />
Pinnekamp <strong>und</strong> Holger Schüttrumpf<br />
als Vertreter ihrer Institute persönlich<br />
anwesend waren. DWA-Mandatsträger<br />
berichteten über ihre eigene<br />
Facharbeit in der DWA <strong>und</strong> veranschaulichten<br />
so das vielseitige Netzwerk.<br />
Die DWA – ein starkes Netzwerk<br />
Dipl.-Ing. Johannes Lohaus, B<strong>und</strong>esgeschäftsführer<br />
der DWA, stellte in seinem<br />
Beitrag „Die DWA – ein starkes Netzwerk“<br />
die Vereinigung vor. Hier wurde<br />
deutlich, dass es die engagierten persönlichen<br />
Mitglieder <strong>und</strong> Repräsentanten<br />
von fördernden Mitgliedern der DWA<br />
sind, welche die Schwerpunkte <strong>und</strong> Inhalte<br />
der Facharbeit bestimmen. Die<br />
Ein neues Mitglied im Begriff, das Aufnahmeformular<br />
auszufüllen<br />
Bernd Wille, Vorstand des Wupperverbands<br />
<strong>und</strong> Vorsitzender des DWA-Landesverbands<br />
Nordrhein-Westfalen, wirbt für<br />
die Wasserwirtschaft <strong>und</strong> um junge Mitglieder<br />
Facharbeit vollzieht sich vor allem in den<br />
über 300 Fachgremien. Die Fachausschüsse<br />
<strong>und</strong> Arbeitsgruppen bilden ein<br />
starkes Netzwerk <strong>und</strong> Informationsforen<br />
<strong>und</strong> sind das fachliche Rückgrat der Regelwerksarbeit<br />
der DWA.<br />
Die Fachgemeinschaft<br />
Hydro logische Wissenschaften<br />
(FgHW) in der DWA<br />
Anschließend stellte Prof. Heribert<br />
Nacken als Leiter der Fachgemeinschaft<br />
Hydrologische Wissenschaften (FgHW)<br />
in der DWA die FgHW vor. Die Fachgemeinschaft<br />
ist der Zusammenschluss der<br />
deutschsprachigen Hydrologen im Rahmen<br />
der DWA. In ihr werden die verschiedenen<br />
Sichtweisen zur Hydrologie,<br />
die Partnerschaft naturwissenschaftlicher<br />
<strong>und</strong> ingenieurwissenschaftlicher<br />
Hydrologen <strong>und</strong> Wasserwirtschaftler gefördert<br />
<strong>und</strong> die Eigenverantwortung für<br />
das Fachgebiet gestärkt. Die Zusammenarbeit<br />
<strong>und</strong> der Gedankenaustausch zwischen<br />
Geographen, Geophysikern, Hydrogeologen,<br />
Bau- <strong>und</strong> Umweltingenieuren,<br />
Limnologen, Ökologen, Wasserwirtschaftlern<br />
<strong>und</strong> Wasserbauern ist Ziel der<br />
Fachgemeinschaft. Nacken lud die Teilnehmer<br />
ein, einmal an den Veranstaltungen<br />
der FgHW wie zum Beispiel dem<br />
jährlich stattfindendem „Tag der Hydrologie“<br />
teilzunehmen.<br />
„Berufschancen in der Wasserwirtschaft“<br />
Zum Abschluss der Veranstaltung referierte<br />
der Vorsitzende des DWA-Landesverbands<br />
NRW, Dipl.-Ing. Bernd Wille,<br />
über „Berufschancen in der Wasserwirtschaft“.<br />
Hier stellte Wille, der im Hauptamt<br />
Vorstand des Wupperverbands ist,<br />
den Teilnehmern das breite Arbeitsspektrum<br />
der Wasserwirtschaft vor <strong>und</strong> verdeutlichte<br />
so die enormen Berufschancen,<br />
die hier bestehen.<br />
Ein gelungener Tag – im nächsten<br />
Jahr sehen wir uns wieder<br />
Im anschließenden Erfahrungsaustausch<br />
wurde nochmal verdeutlicht, welche Vorteile<br />
eine aktive Mitarbeit innerhalb der<br />
DWA hat <strong>und</strong> welche Chancen sich hierdurch<br />
bieten können. Eine Mitarbeit kostet<br />
sicher viel Zeit – aber sie lohnt sich!<br />
Dies sahen viele Teilnehmer auch so <strong>und</strong><br />
wurden noch am gleichen Tag „Jungmitglied“<br />
in der DWA.<br />
Der DWA-Aktionstag war so für alle<br />
Beteiligten eine gelungene Aktion. Gesamttenor<br />
war, dass dies nicht die einzige<br />
Veranstaltung dieser Art bleiben soll.<br />
Autorin<br />
Elke Uhe, M. A.<br />
DWA-B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle<br />
Abteilung Mitgliederservice <strong>und</strong><br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Theodor-Heuss-Allee 17<br />
53773 Hennef<br />
E-Mail: uhe@dwa.de A<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
804 Berichte<br />
Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungskanal_<br />
Netzwerk GEKa_NET<br />
im DWA-Landesverband<br />
Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland<br />
Vera Heckeroth <strong>und</strong> Roland Weisz (Mainz)<br />
Es gibt derzeit auf dem Entwässerungssektor<br />
kein Thema, das mehr im Fokus<br />
steht als die privaten Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen.<br />
Unzählige Modelle<br />
<strong>und</strong> unterschiedliche Regelungen in<br />
Bezug auf Kosten- <strong>und</strong> Gebührenumlage,<br />
Zeitrahmen sowie Art <strong>und</strong> Weise<br />
der Durchführung von Dichtheitsprüfungen<br />
werden b<strong>und</strong>esweit diskutiert<br />
<strong>und</strong> angewendet. Die privaten Betreiber<br />
von Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen,<br />
meist Hauseigentümer ohne entsprechende<br />
Fachkenntnis, haben daher<br />
mehr Fragen als Antworten. Dies gilt<br />
auch für viele Sachbearbeiter in Kommunen,<br />
die derzeit mit der Umsetzung<br />
entsprechend der Eigenkontrollverordnung<br />
in Hessen befasst sind. Um diese<br />
Fragen zu beantworten <strong>und</strong> praktikable<br />
Lösungen aufzuzeigen, haben Kommunen<br />
das Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungskanal_Netzwerk<br />
(GEKa_NET) unter<br />
der Federführung des DWA-LandesverbandsHessen/Rheinland-Pfalz/Saarland<br />
ins Leben gerufen.<br />
Die Gründung von GEKa_NET<br />
Erste Aktivitäten der hessischen Landesregierung,<br />
die Eigenkontrollverordnung<br />
(EKVO) um einen Anhang zur Klarstellung<br />
der Überwachung der Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />
zu erweitern, resultieren<br />
aus den Jahren vor 2007. Es dauerte je-<br />
Logo des GEKa_NET<br />
doch bis Juli 2010, ehe die EKVO in Hessen<br />
verabschiedet wurde <strong>und</strong> damit im<br />
§ 1 die Zuleitungskanäle zu den öffentlichen<br />
Kanälen aufgenommen wurden.<br />
Die Zuleitungskanäle sind die Anschlusskanäle<br />
<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>leitungen nach der Begriffsdefinition<br />
der DIN 1986 Teil 100.<br />
Bereits im Vorfeld des Inkrafttretens<br />
der EKVO Hessen erkannten die verantwortlichen<br />
Vertreter großer Städte <strong>und</strong><br />
Verbände in Hessen, dass die gesetzlich<br />
vorgeschriebene Kontrolle der öffentlichen<br />
Kanalisation, die seit langem klar<br />
geregelt ist, nur ein Teil des gesamtheitlichen<br />
Aspektes „Umweltschutz <strong>und</strong> Gewässerschutz“<br />
ist.<br />
Viele Entwässerungsbetriebe befanden<br />
sich inzwischen in der Vorbereitungsphase<br />
zur Zweitbefahrung der öffentlichen<br />
Kanalisation <strong>und</strong> befassten<br />
sich aus fachlicher Sicht mit der Notwendigkeit<br />
zur Untersuchung der Zuleitungskanäle.<br />
Man hatte erkannt, dass bei hohem<br />
Fremdwasseranteil die Sanierung<br />
der öffentlichen Kanäle zu keinem befriedigenden<br />
Ergebnis führte, <strong>und</strong> begann,<br />
das Entwässerungssystem gesamtheitlich<br />
zu betrachten.<br />
Bei einem Treffen von einigen großen<br />
Städten <strong>und</strong> Verbänden beim Entsorgungsbetrieb<br />
der Landeshauptstadt<br />
Wiesbaden im Jahr 2009 wurde der<br />
Gr<strong>und</strong>stein zum „Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungskanal_Netzwerk<br />
“ gelegt. Im Juli<br />
2009 nahmen bereits Vertreter/innen<br />
von 23 Kommunen an der ersten GEKa_<br />
NET-Sitzung bei den Kasseler Entwässerungsbetrieben<br />
teil.<br />
Von Anfang an wirken im GEKa_NET<br />
auch Vertreter/innen von Kommunen<br />
aus Rheinland-Pfalz mit, wo man bei der<br />
Untersuchung von Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen<br />
(GEA) auf eine freiwillige<br />
Kooperation von Kommune <strong>und</strong> Hauseigentümern<br />
setzt. Auch die Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen des Saarlandes sind in den<br />
Erfahrungsaustausch mit einbezogen.<br />
Ziele von GEKa_NET<br />
Uwe Neuschäfer, Abteilungsleiter Technik<br />
der Kasseler Entwässerungsbetriebe, formulierte<br />
die Zielvorstellungen des Netzwerks<br />
wie folgt: „Wir wollen mit diesem<br />
Netzwerk den gesamten Wissens- <strong>und</strong><br />
Erfahrungsschatz der Kommunen zusammenführen,<br />
gemeinsame Standards erarbeiten<br />
<strong>und</strong> dabei Synergieeffekte nutzen,<br />
damit das Rad nicht mehrmals neu erf<strong>und</strong>en<br />
werden muss“.<br />
Aufkleber „Alles klar im Kanal“<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Informationsanhänger mit Exponaten<br />
Auf der Basis bisheriger Erfahrungen<br />
aller Beteiligten sollen zu Schwerpunktthemen<br />
fachlich f<strong>und</strong>ierte <strong>und</strong> praxisnahe<br />
Umsetzungsmöglichkeiten erarbeitet<br />
<strong>und</strong> allen Mitgliedern zur Verfügung<br />
gestellt werden. Hier ist die Erarbeitung<br />
von Konzepten für die Vorgehensweise<br />
bei der Öffentlichkeitsarbeit als erstes zu<br />
nennen, denn eine reibungslose Umsetzung<br />
entsprechend der EKVO kann nur<br />
erfolgen, wenn der Bürger mit eingeb<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> von der Maßnahme überzeugt<br />
ist. Ebenso wichtig ist die Überzeugung<br />
der Entscheidungsgremien.<br />
Für die Vorgehensweise zur Überprüfung<br />
<strong>und</strong> Sanierung der Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsleitungen<br />
wird die Erarbeitung<br />
länderübergreifender Standards<br />
(für den Landesverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland)<br />
in Anlehnung an<br />
die allgemein anerkannten Regeln der<br />
Technik vorangetrieben, die unabhängig<br />
von den unterschiedlichen rechtlichen<br />
Regelungen sind. Ziel ist es, die Erfahrungen<br />
nicht nur von den großen an die<br />
kleinen Kommunen weiterzugeben, sondern<br />
durch einen Erfahrungsaustausch<br />
bisher gemachte Erfahrungen, positiv<br />
wie negativ, in das Netzwerk einzubringen.<br />
Dadurch entsteht eine breite Palette<br />
an Lösungsmöglichkeiten, sodass jede<br />
Kommune die auf sie zutreffende Alternative<br />
zur Umsetzung der Überwachung<br />
der GEA wählen kann.<br />
Aufgr<strong>und</strong> des regen Erfahrungsaustausches<br />
beim ersten Treffen wurde folgende<br />
Vorgehensweise vereinbart:<br />
Der Erfahrungsaustausch im GEKa_NET<br />
wird, solange der Bedarf hierzu besteht,<br />
ein- bis zweimal pro Jahr stattfinden.<br />
Der DWA-Landesverband wird – mit Zustimmung<br />
der Beteiligten – die Organisation<br />
des Erfahrungsaustausches unter<br />
dem Dach des Landesverbands durchführen<br />
<strong>und</strong> leiten.<br />
Die festgelegten Schwerpunktthemen<br />
werden in Arbeitsgruppen von Mitarbei-<br />
www.dwa.de/KA<br />
Berichte<br />
tern der Kommunen, die in diesen Bereichen<br />
bereits Erfahrungen vorweisen können,<br />
bearbeitet.<br />
Aktivitäten von GEKa_NET<br />
Beim zweiten GEKa_NET-Treffen wurden<br />
vier Arbeitsgruppen mit jeweils acht bis<br />
zehn Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern<br />
aus den Mitgliedskommunen eingerichtet.<br />
Aufgabe war es, das im jeweiligen<br />
Bereich eingebrachte Wissen <strong>und</strong> die bereits<br />
vorhandenen Erfahrungen zu sammeln,<br />
zu strukturieren <strong>und</strong> so darzustellen,<br />
dass jedes Mitglied darauf zurückgreifen<br />
kann.<br />
Aufgabenbereiche der Arbeitsgruppen<br />
sind:<br />
● AG Bürgerinformation <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit,<br />
● AG Gebühren, Kosten, Satzungsrecht,<br />
● AG Datenmanagement/Datenerfassung,<br />
● AG Ausschreibungstexte, Sanierung.<br />
Zur Information der Bürger wurden<br />
Broschüren, Flyer <strong>und</strong> Musterschreiben<br />
verschiedener Kommunen zusammengestellt,<br />
die je nach Bedarf von den Mitgliedern<br />
genutzt werden können. Zur<br />
Unterstützung der Kommunen im Bereich<br />
der Öffentlichkeitsarbeit hat der<br />
DWA-Landesverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland<br />
einen Informationsanhänger<br />
nach dem Vorbild des<br />
DWA-Landesverbands Baden-Württemberg<br />
konzipiert <strong>und</strong> stellt ihn den Kommunen<br />
für Bürgerveranstaltungen wie<br />
zum Beispiel Tag der offenen Tür, Fachtagungen<br />
oder Regionalmessen zur Verfügung.<br />
Das Thema Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />
wird in diesem Hänger mit<br />
viel Informationsmaterial, Fotos <strong>und</strong> einem<br />
Demofilm auch den nicht fachk<strong>und</strong>igen<br />
Besuchern anschaulich dargestellt,<br />
<strong>und</strong> die Erfahrungen zeigen, dass<br />
mit dem wachsenden Wissen über die<br />
GEA auch die Einsicht zur Untersuchung<br />
<strong>und</strong> Instandhaltung der GEA sowohl<br />
bei den Bürgern als auch bei den<br />
Entscheidungsträgern innerhalb der<br />
Kommunen zunimmt.<br />
Desweiteren wurden von der AG<br />
„Bürgerinformation <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit“<br />
Argumentationshilfen für die drei<br />
nach § 43 (2) des Hessischen Wassergesetzes<br />
möglichen Vorgehensweisen der<br />
Städte <strong>und</strong> Gemeinden, dem<br />
● Gebührenverfahren,
806 Berichte<br />
● Erstattungsverfahren,<br />
● Nachweisverfahren,<br />
erarbeitet, sodass die Kommunen Vergleichsmöglichkeiten<br />
haben <strong>und</strong> Rückschlüsse<br />
aus den bereits gemachten Erfahrungen<br />
ziehen können.<br />
Dieser Teil ist natürlich eng verknüpft<br />
mit der Arbeit der AG „Gebühren, Kosten,<br />
Satzungsrecht“. In diese Arbeitsgruppe<br />
sind auch der Hessische Städte-<br />
<strong>und</strong> Gemeindeb<strong>und</strong> sowie der Hessische<br />
Städtetag eingeb<strong>und</strong>en.<br />
Bei der Frage nach unterschiedlichen<br />
Verfahren der Kostenumlegung ist zunächst<br />
die Rechtssicherheit der kommunalen<br />
Satzungen zu überprüfen bzw. die<br />
Satzungen entsprechend anzupassen.<br />
Daher wurden Mustersatzungstexte erarbeitet<br />
<strong>und</strong> Kriterien alternativ für die Gebühren-<br />
<strong>und</strong> Erstattungsfinanzierung sowie<br />
das Nachweisverfahren einschließlich<br />
Kostenvergleichen aus Pilotprojekten<br />
zusammengestellt.<br />
Auf der Basis von Pilotprojekten wurden<br />
auch in den AGs „Datenmanagement“<br />
<strong>und</strong> „Ausschreibungstexte, Sanierung“<br />
unterschiedliche Alternativen ausgearbeitet<br />
<strong>und</strong> gegenübergestellt. Auch<br />
hier wird der Aufbau eines Kanalinformationssystems<br />
nach den verschiedenen<br />
Umlageverfahren, aber auch nach der zu<br />
erfassende Datenmenge (zwei- oder dreidimensionale<br />
Darstellung, Anzahl <strong>und</strong><br />
Länge der Anschluss- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>leitungen<br />
etc.) differenziert.<br />
Im Hinblick auf die Einhaltung von<br />
fachlichen Standards werden Empfehlungen<br />
von Leistungspositionen für die<br />
Ausschreibung von Beratungs-, Inspektions-<br />
<strong>und</strong> Sanierungsleistungen erarbeitet<br />
<strong>und</strong> Qualitätskriterien festgelegt.<br />
Parallel zu diesen Aktivitäten wurde<br />
am 11. Mai 2011 in Hennef die Gütegemeinschaft<br />
Güteschutz Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />
gegründet. Ziel der neuen<br />
Gütegemeinschaft ist die Verbesserung<br />
der Qualität von Anlagen der Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />
<strong>und</strong> insbesondere<br />
die Vermeidung von eventuellen Verunreinigungen<br />
von Gr<strong>und</strong>wasser, Gewässern<br />
<strong>und</strong> Boden durch <strong>und</strong>ichte Anlagen.<br />
Sie ist eine Gütegemeinschaft im<br />
Sinne der RAL-Gr<strong>und</strong>sätze für Gütezeichen.<br />
Die von den Mitgliedern der Arbeitsgruppen<br />
erarbeiteten <strong>und</strong> zielgerichteten<br />
Ergebnisse <strong>und</strong> Vorschläge zur Bearbeitung<br />
des Themas Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />
als Aufgabe der entsorgungspflichtigen<br />
Städte, Kommunen <strong>und</strong> Verbände<br />
Regionalveranstaltung Südhessen am 12.<br />
Mai 2011 in Darmstadt<br />
werden in den regelmäßig stattfindenden<br />
Sitzungen der GEKa_NET-Mitglieder<br />
diskutiert <strong>und</strong> ergänzt. Die daraus folgenden<br />
Anregungen gehen dann zur<br />
weiteren Bearbeitung wieder zurück in<br />
die Arbeitsgruppen.<br />
Alle GEKa_NET-Mitglieder haben Zugriff<br />
auf die in den Arbeitsgruppen erarbeiteten<br />
Ergebnisse, sodass gerade auch<br />
die kleineren Kommunen mit wenig<br />
Fachpersonal davon profitieren können.<br />
Die Mitgliederzahl ist mittlerweile auf 61<br />
Mitglieder angewachsen, ein deutliches<br />
Zeichen für das große Interesse an der<br />
Mitarbeit <strong>und</strong> natürlich an den daraus<br />
resultierenden Ergebnissen.<br />
Inzwischen haben die von den Arbeitsgruppen<br />
erarbeiteten Ergebnisse<br />
einen qualitativ so hohen Standard erreicht,<br />
dass diese Handlungsempfehlungen<br />
auch den nicht im GEKa_NET registrierten<br />
Kommunen sowie den Fachfirmen,<br />
Ingenieurbüros, Fachleuten aus der<br />
Immobilienwirtschaft <strong>und</strong> anderen Interessierten<br />
vorgestellt werden können.<br />
Daher werden innerhalb des Landesverbands<br />
derzeit Regionalveranstaltungen<br />
„Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung“ durchgeführt.<br />
Die Resonanz der ersten Regionalveranstaltung<br />
in Darmstadt war so groß,<br />
dass der Veranstaltungsraum mit über<br />
100 Teilnehmern bis auf den letzten<br />
Platz gefüllt war.<br />
Damit das Wissen des Netzwerks den<br />
anderen Fachleuten aber nicht nur bei<br />
Fachveranstaltungen übermittelt wird,<br />
das heißt, damit aus dieser Einbahnstraße<br />
ein weiterer zusätzlicher Austausch<br />
von Erfahrungen entsteht, wurde von<br />
den GEKa_NET-Mitgliedern entschieden,<br />
dass auch Fachleute von Firmen<br />
<strong>und</strong> Ingenieurbüros in den Arbeitsgruppen<br />
als Gäste mitarbeiten <strong>und</strong> ihr Wissen<br />
einbringen können <strong>und</strong> sollen, um<br />
einen umfassenden Güteschutz zu erreichen.<br />
Ausblick<br />
Im Sinne des „Open-source“-Gedankens,<br />
den die registrierten Teilnehmer des<br />
GEKa_NET verfolgen, soll im Herbst des<br />
Jahres 2011 ein Praxisleitfaden zum<br />
Thema erscheinen, der gemeinsam von<br />
GEKa_NET, DWA-Landesverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland,Hessischem<br />
Städte- <strong>und</strong> Gemeindeb<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
Hessischem Städtetag getragen wird.<br />
Zeitgleich werden die praxisnahen Handlungsempfehlungen<br />
der vier Arbeitsgruppen<br />
veröffentlicht.<br />
In Rheinland-Pfalz werden mit Unterstützung<br />
des Ministerium für Umwelt,<br />
Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau<br />
<strong>und</strong> Forsten, des Gemeinde- <strong>und</strong> Städteb<strong>und</strong>es<br />
<strong>und</strong> des Städtetages vergleichbare<br />
Aktivitäten, basierend auf der Rechtslage<br />
in Rheinland-Pfalz, durchgeführt.<br />
Weitere Fachveranstaltungen in den<br />
drei Ländern unseres Landesverbandes<br />
(Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland)<br />
werden folgen, denn die Erfahrungen,<br />
die mit jedem Projekt größer werden,<br />
sollen auch zukünftig von den Arbeitsgruppen<br />
aufgearbeitet werden, damit sie<br />
den Mitgliedern zur Verfügung gestellt<br />
werden können.<br />
Schulungen für Mitarbeiter der Kommunen<br />
in zwei- bis dreitägigen Veranstaltungen<br />
sind geplant. Hier soll der<br />
Umgang mit den bisher erarbeiteten<br />
Standards <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen<br />
der Arbeitsgruppen intensiv <strong>und</strong> praxisnah<br />
vermittelt werden.<br />
Der DWA-Landesverband Hessen/<br />
Rheinland-Pfalz/Saarland möchte alle<br />
Kommunen, Verbände <strong>und</strong> Entsorgungspflichtigen<br />
aufrufen, die Möglichkeiten<br />
zur Teilnahme am Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungskanal-Netzwerk<br />
(GEKa_NET) zum<br />
Wohle ihrer Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger <strong>und</strong><br />
auch im Interesse der eigenen Weiterbildung<br />
zu nutzen.<br />
Weitere Informationen<br />
www.dwa-hrps.de (dort: Erfahrungsaustausche,<br />
Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung)<br />
E-Mail: info@dwa-hrps.de<br />
Autoren<br />
Dipl.-Ing. (FH) Vera Heckeroth<br />
Dipl.-Ing. Roland Weisz<br />
DWA-Landesverband Hessen/<br />
Rheinland-Pfalz/Saarland<br />
Frauenlobplatz 2, 55118 Mainz<br />
E-Mail: weisz@dwa-hrps.de A<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Nutrient Recovery and Management:<br />
Inside and Outside the Fence<br />
Konferenz der WEF <strong>und</strong> der IWA<br />
Christian Sartorius (Karlsruhe) *)<br />
Vom 9. bis 12. Januar 2011 fand in<br />
Miami/Florida (USA) die von der USamerikanischen<br />
Water Environment Federation<br />
(WEF) <strong>und</strong> der International<br />
Water Association (IWA) gemeinsam<br />
ausgerichtete Konferenz „Nutrient Recovery<br />
and Management 2011: Inside<br />
and Outside the Fence“ statt. 320 Teilnehmer<br />
wurden gezählt, etwa ein Viertel<br />
der Teilnehmer kamen aus ca. 30<br />
Ländern außerhalb der USA, davon<br />
knapp 30 aus Kanada <strong>und</strong> über 40 aus<br />
Europa – davon wiederum sechs aus<br />
Deutschland.<br />
Eröffnungssession<br />
Nach dem Willkommensgruß durch zwei<br />
Repräsentanten der örtlichen Florida<br />
Water Environment Association, die diese<br />
Veranstaltung organisiert hatten, <strong>und</strong><br />
durch die Präsidentin bzw. den Präsidenten<br />
der ausrichtenden Organisationen,<br />
Jeanette Brown (WEF) <strong>und</strong> Glen Daigger<br />
(IWA), an die etwa 320 Teilnehmer begann<br />
der inhaltliche Teil der Konferenz<br />
mit zwei Plenarvorträgen. Im ersten<br />
Plenarvortrag hob Steven Hamburg, Chef-<br />
Wissenschaftler am Environmental Defense<br />
F<strong>und</strong> hervor, wie wichtig das Thema<br />
der Nährstoffeinträge in die Umwelt<br />
ist. Er zeigte am Beispiel des Stickstoffs<br />
(N), wie der Eintrag anorganischen<br />
Stickstoffs in die Umwelt seit Jahren zunimmt,<br />
ohne dass klar wäre, welche Konsequenzen<br />
für die Umwelt dies zur Folge<br />
habe. Die Wechselwirkungen seien vielfältig<br />
<strong>und</strong> interagierten miteinander, wo-<br />
*) Der Autor stellte auf der Konferenz Ergebnisse<br />
aus dem vom B<strong>und</strong>esministerium für<br />
Bildung <strong>und</strong> Forschung geförderten Verb<strong>und</strong>projekt<br />
„Phosphorrecycling – Bewertung<br />
von Verfahren <strong>und</strong> deren Produkten<br />
sowie Entwicklung eines Verwertungskonzeptes<br />
für Deutschland“ (02WA0807) vor.<br />
Skyline von Miami (Foto: Tom Schaefer, miamitom)<br />
bei er drei Interaktionsbereiche besonders<br />
hervorhob: die Emission von Stickoxiden<br />
bei der Stromproduktion in fossilen<br />
Kraftwerken, den Energiebedarf <strong>und</strong><br />
die damit verb<strong>und</strong>ene Emission von<br />
Treibhausgasen bei der industriellen<br />
Stickstofffixierung sowie Algenblüten in<br />
Gewässern. Ansatzpunkte zur Reaktion<br />
auf diese Herausforderungen sah er unter<br />
anderem im Umgang der Landwirtschaft<br />
mit Stickstoffdüngemitteln <strong>und</strong> in<br />
der Reinigung von Abwässern. An diesen<br />
Beispielen machte er deutlich, was es mit<br />
dem Motto „Nutrient recovery: inside<br />
and outside the fence“ auf sich hat. Die<br />
Reinigung des <strong>Abwasser</strong>s in Kläranlagen<br />
könne nur ein Ansatz zur Reduktion der<br />
N-Einträge in die Umwelt sein. Andere<br />
Ansätze müssten auch in anderen betroffenen<br />
Sektoren gesucht werden. Beispielsweise<br />
dort, wo die Einträge geschehen.<br />
Wichtig sei daher eine integrierte<br />
Betrachtungsweise, die auch den Phosphor<br />
(P) mit einbeziehe.<br />
Auch Peter Vanrolleghem (Université<br />
Laval, Québec/Kanada) hob im zweiten<br />
Vortrag die Wichtigkeit eines integrierten<br />
Vorgehens hervor, wobei in seinem Vortrag<br />
die Regulierungsinstrumente <strong>und</strong><br />
die Verwaltungsstrukturen im Vordergr<strong>und</strong><br />
standen, die dieses Vorgehen im<br />
Berichte<br />
Zweifelsfall befördern müssten. Als Beispiel<br />
führte er den Gegensatz zwischen<br />
der technologie- <strong>und</strong> wasserqualitätsorientierten<br />
Festlegung von Einleitungsgrenzwerten<br />
auf. Ein qualitätsorientierter<br />
Ansatz könnte, wie auch in der europäischen<br />
Wasserrahmenrichtlinie, unterschiedlichen<br />
regionalen Gegebenheiten<br />
besser Rechnung tragen <strong>und</strong> verschiedene<br />
Maßnahmen jeweils dort forcieren,<br />
wo sie die größte Wirkung entfalten. Allerdings<br />
ist dieser Ansatz aus administrativen<br />
Gründen schwerer umsetzbar <strong>und</strong><br />
wird oft auch von den Betroffenen als<br />
weniger fair angesehen, weil an verschiedene<br />
Betroffene je nach den jeweiligen<br />
Möglichkeiten unterschiedliche Anforderungen<br />
gestellt würden.<br />
Im zweiten Teil der Eröffnungssession<br />
ging es in einer Panel-Diskussion um das<br />
Thema „Nutrient Trading“. Dabei stellten<br />
Dave Bailey vom Energieversorger EPRI<br />
<strong>und</strong> Cy Jones vom World Resources Institute<br />
Beispiele vor, wo mithilfe des Nutrient<br />
Trading (das heißt eines Handels mit<br />
Nährstoffemissionszertifikaten) der Kostenvorteil<br />
ausgenutzt wird, den Landwirtschaftsbetriebe<br />
gegenüber Stromversorgern<br />
oder Kläranlagenbetreibern bei<br />
der Vermeidung beispielsweise von Stickstoffemissionen<br />
haben. In den dargestell-<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />
809
810 Berichte<br />
ten Fällen bewegen sich die Unterschiede<br />
zwischen einem Faktor von 2 <strong>und</strong><br />
mehr als 10. Die Regulierung besteht darin,<br />
dass <strong>Abwasser</strong>entsorger oder Energieversorger<br />
dazu verpflichtet werden,<br />
weniger Stickstoff zu emittieren. Sie können<br />
dieser Verpflichtung aber auch dadurch<br />
entsprechen, dass sie Landwirten<br />
Zertifikate abkaufen, die diese durch eigene<br />
(kostengünstigere) Reduktionsmaßnahmen<br />
erwirtschaftet haben. In der<br />
Folge wurde von Cy Jones selbst, vor allem<br />
aber von Kurt Stephenson, Ökonom<br />
an der VirginiaTech University, eine Reihe<br />
von Problemen aufgeführt, die dazu<br />
führen könnten, dass die beabsichtigten<br />
Ziele am Ende doch nicht erreicht werden.<br />
Dazu zählt, dass die Wirksamkeit<br />
des Trading-Mechanismus durch die parallele<br />
Existenz verschiedener Teilmärkte<br />
beeinträchtigt wird. Gleiches gilt aus<br />
Sicht der regulierenden Behörde für die<br />
zu erwartenden Mitnahmeeffekte auf<br />
Seiten der Landwirtschaft. Auch könnten<br />
die Kostenvorteile der Landwirte am Ende<br />
kleiner sein als erwartet. Außerdem<br />
sei es teilweise schon von vorneherein<br />
absehbar, dass die verfügbaren landwirtschaftlichen<br />
Flächen zu klein sind, um<br />
den Reduktionsbedarf in den anderen<br />
Sektoren abzudecken. Schließlich stelle<br />
sich die Frage, warum <strong>Abwasser</strong>ent- <strong>und</strong><br />
Energieversorger Emissionen reduzieren<br />
oder entsprechende Zertifikate vorweisen<br />
müssen, die Landwirtschaft solche<br />
Reduktionen jedoch durchführen kann,<br />
um damit ihre Einnahmen zu erhöhen.<br />
Im Folgenden wurde die Konferenz in<br />
Parallelsessions fortgeführt. Dieser Bericht<br />
kann demzufolge nur die vom Autor<br />
besuchten Sessions darstellen.<br />
Algen-Technologien für ein<br />
Nährstoffmanagement<br />
Die Session begann mit einem Vortrag<br />
von J. R. Benemann von MicroBio Engineering,<br />
der sich seit mehr als zwei Jahrzehnten<br />
mit der Nutzung von Algen für<br />
den Rückhalt <strong>und</strong> die Rückgewinnung<br />
von Nährstoffen beschäftigt hat. Er stellte<br />
dar, mit welchen Schwierigkeiten das<br />
Heranziehen von Algen in großen (bis<br />
100 ha), flachen (60 cm) Teichen zu<br />
diesem Zweck verb<strong>und</strong>en ist. Eine besondere<br />
Herausforderung stelle die Ernte<br />
der Algen dar, wofür in der Regel die<br />
Flockung genutzt wird. Die Flockung mit<br />
chemischen Agenzien funktioniere gut,<br />
sei aber teuer. Seiner Arbeitsgruppe<br />
(bzw. der von T. J. L<strong>und</strong>quist) sei es nun<br />
gelungen, die Bio-Flockung zuverlässig<br />
zum Einsatz zu bringen. Damit werden<br />
im Ablauf der Anlage Nährstoffkonzentrationen<br />
von 0,5 mg/L TN <strong>und</strong><br />
0,025 mg/L TP eingehalten. Eine entsprechende<br />
Großanlage wird in Christchurch<br />
in Neuseeland betrieben.<br />
Ein anderer Ansatz, der von A. K. Sahu<br />
von Aquateam vorgestellt wurde, zielt<br />
nicht darauf ab, die Nährstoffemissionen<br />
im Kläranlagenablauf zu reduzieren,<br />
sondern die im Klärschlamm enthaltenen<br />
Nährstoffe dazu zu nutzen, Biomasse zu<br />
erzeugen, die mit dem Schlamm (co-)<br />
vergoren <strong>und</strong> damit zur Energieerzeugung<br />
genutzt werden kann. Die Nährstoffe<br />
akkumulieren im System bis zu<br />
einer gewissen Gleichgewichtskonzentration;<br />
die Überschüsse werden mit den<br />
Gärresten ausgeschleust.<br />
In weiteren Vorträgen wurde dargestellt,<br />
wie auch die Abwässer von Aqua-<br />
kulturen (Fischzucht) mittels Algen gereinigt<br />
werden können <strong>und</strong> wie mittels<br />
Algen anstelle von „bloßer“ Biomasse<br />
(zur Co-Vergärung) auch Öl <strong>und</strong> Bio-Diesel<br />
hergestellt werden können. In der<br />
Diskussion stellte sich aber heraus, dass<br />
die Ansätze zur Herstellung von Öl noch<br />
weniger weit entwickelt sind. Für die<br />
Verfahren der Nährstoffreduktion im <strong>Abwasser</strong><br />
<strong>und</strong> Algenproduktion zur Co-Vergärung<br />
ist eine Umsetzung innerhalb der<br />
nächsten fünf bis zehn Jahre zu erwarten.<br />
Es wurde auch erwähnt, dass in der<br />
EU drei große Algenprojekte mit dem<br />
Ziel einer erfolgreichen Umsetzung innerhalb<br />
der nächsten fünf Jahre gefördert<br />
würden.<br />
Ansätze zur Erzielung besonders<br />
niedriger Nährstoffkonzentrationen<br />
im Kläranlagenablauf<br />
Hier handelt es sich um eine Spezialität<br />
der Amerikaner, die in Europa kaum zum<br />
Einsatz kommt. Ziel ist die Wiederherstellung<br />
ökologisch besonders sensibler<br />
Gewässer, die aufgr<strong>und</strong> zu starker Nährstoffbelastung<br />
in der Vergangenheit heute<br />
eine starke Eutrophierung aufweisen.<br />
Mittels einer Denitrifikation auf Biofilm-<br />
Basis, die der in Nordamerika üblichen<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung mit Nitrifikation<br />
nachgeschaltet ist, soll die Ablaufkonzentration<br />
von Stickstoff auf Werte von<br />
3 mg/L <strong>und</strong> weniger gesenkt werden. D.<br />
Parker von Brown & Caldwell zeigte hier<br />
anhand statistischer Daten existierender<br />
Anlagen in den letzten drei Jahren, dass<br />
ein solches Ziel mit einer gewissen Restunsicherheit<br />
erreichbar ist. Ein besonderes<br />
Problem ist, wie von J. P. Boltz von<br />
CH2M HILL dargestellt, dass im Zuge der<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung dem <strong>Abwasser</strong> so viel<br />
Phosphat entzogen wird, dass die Mikroorganismen<br />
im Biofilm beeinträchtigt<br />
werden <strong>und</strong> so teilweise ihre Aufgabe<br />
nicht erfüllen können. In diesem Fall<br />
muss ein hoher Mess- <strong>und</strong> Regelaufwand<br />
betrieben werden, um die genannten Beeinträchtigungen<br />
zu vermeiden. Das Problem<br />
des Mangels besteht bei nachgeschalteter<br />
Denitrifikation natürlich auch<br />
für Kohlenstoff, weshalb in großem Umfang<br />
Methanol oder Acetat zugeführt<br />
werden müssen. Die nachgeschaltete Denitrifikation<br />
auf Biofilmbasis wird den<br />
Ausführungen von M. Steichen von Black<br />
& Veach zufolge auch zur Reinigung des<br />
Konzentrats von Reverse-Osmose-Anlagen<br />
zur Wasseraufbereitung benutzt, wie<br />
sie beispielsweise in Australien im Ein-<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
satz sind. Hier stellt die hohe Salzkonzentration<br />
eine Herausforderung dar, die<br />
aber lösbar erscheint.<br />
Phosphorrückgewinnung aus<br />
Klärschlammasche<br />
Die Rückgewinnung von Phosphor aus<br />
Klärschlammasche ist ein Thema, das in<br />
Amerika momentan keine Rolle spielt,<br />
weil dort Klärschlamm nicht verbrannt<br />
wird. Folglich stammten alle Vortragenden<br />
dieser Session aus Europa.<br />
Den Auftakt machte C. Sartorius vom<br />
Fraunhofer ISI mit einem Überblick über<br />
die Ergebnisse der Umfrage zu möglichen<br />
Ansätzen des P-Recyclings aus <strong>Abwasser</strong><br />
<strong>und</strong> ihren Potenzialen. Die Kernaussagen<br />
bestanden darin, dass ein baldiger<br />
Beginn des verbreiteten P-Recyclings<br />
von den Experten mehrheitlich gefordert<br />
wird <strong>und</strong> dass sie in der Tat eine<br />
Umsetzung schon in näherer Zukunft<br />
(bis 2030) erwarten. Im Vordergr<strong>und</strong><br />
werden dabei relativ einfache (weil kostengünstige)<br />
Verfahren stehen, wobei die<br />
Fällung des P aus dem Schlammwasser<br />
(siehe nächste Session) <strong>und</strong> die Gewinnung<br />
eines P-haltigen Düngers aus der<br />
Klärschlammasche im Vordergr<strong>und</strong> stehen.<br />
Eine Diskussion entspann sich dann<br />
um die Frage, wie den Recycling-Verfahren<br />
zu weiterer Verbreitung verholfen<br />
werden kann. Hinsichtlich staatlicher<br />
Unterstützung nehmen die Amerikaner<br />
kulturell bedingt eine zurückhaltendere<br />
Rolle ein als die Europäer. Es wurde aber<br />
anerkannt, dass durch das alleinige Warten<br />
auf steigende Rohphosphatpreise<br />
<strong>und</strong> (preissenkende) Fortschritte in der<br />
Technologie viel Zeit verloren gehen<br />
könnte. Als Hemmnis für die Einführung<br />
von P-Recycling <strong>und</strong> Ansatzpunkt für die<br />
Unterstützung der Politik wurde auch<br />
das Risiko starker Schwankungen der<br />
Rohstoffpreise angesehen. Dieser Punkt<br />
wurde auch von L. Hermann von der proman<br />
management gmbh (jetzt: Outotec<br />
GmbH) bestätigt, der das Projekt AshDec<br />
vorstellte. In diesem Verfahren wird die<br />
Klärschlammasche einer chloridischen<br />
Kalzinierung unterzogen, wodurch die<br />
Schwermetallfracht verringert <strong>und</strong> die<br />
Pflanzenverfügbarkeit erhöht wird. Die<br />
Kosten lägen mit 1 US-$/kg P im Preisbereich<br />
handelsüblicher Dünger; ein Problem<br />
bereiten aber noch die Konfektionierung<br />
<strong>und</strong> der Vertrieb, da es sich nicht<br />
um ein standardisiertes Phosphatprodukt<br />
handelt, das ohne Weiteres in vorhandene<br />
Düngemittel integriert werden könne.<br />
Berichte<br />
Im dritten Vortrag dieser Session stellte<br />
S. Petzet vom IWAR der TU Darmstadt<br />
das Verfahren SESAL-Phos vor, in dem es<br />
darum geht, die Zugänglichkeit des<br />
Phosphors in Al-haltigen Klärschlammaschen<br />
zu erhöhen. In (der häufig nicht<br />
vermeidbaren) Anwesenheit von Calciumionen<br />
bildet sich Calciumphosphat,<br />
das kaum rücklösbar ist. Der Versuch der<br />
direkten Rücklösung mit Säure hat daher<br />
nur geringe Ausbeuten zur Folge. Stattdessen<br />
wird im SESAL-Phos-Verfahren<br />
Phosphat durch eine saure Vorbehandlung<br />
zunächst weitgehend in Aluminiumphosphat<br />
umgewandelt, das dann alkalisch<br />
gelöst wird. Ein weiterer Vorteil<br />
dieses Verfahrens ist der geringe Chemikalienverbrauch.<br />
Phosphorrückgewinnung mittels<br />
Struvit-Fällung<br />
Eine weitere Möglichkeit zur P-Rückgewinnung<br />
ist die Struvitfällung aus Klärschlamm<br />
bzw. Zentratwasser. Hier präsentierte<br />
erneut S. Petzet vom IWAR der<br />
TU-Darmstadt den FIX-Phos-Prozess, in<br />
dem das bei der Vergärung stark P-haltigen<br />
Schlamms (vor allem nach Bio-P)<br />
rückgelöste Phosphat unmittelbar im<br />
Faulbehälter mithilfe von Partikeln aus<br />
Calciumsilicathydrat (CSH) auskristallisiert<br />
wird. Dadurch wird die P-Konzentration<br />
im Klärschlamm so weit gesenkt,<br />
dass es anschließend nicht mehr zu den<br />
unerwünschten Struvit-Inkrustrationen<br />
in Rohren <strong>und</strong> Behältern kommt. Diese<br />
Herangehensweise ähnelt der des in<br />
einer späteren Session dargestellten<br />
Pearl-Prozesses der Firma Ostara mit<br />
dem Unterschied, dass die Kristallbildung<br />
dort in einem eigenen Reaktor<br />
stattfindet <strong>und</strong> stark P- <strong>und</strong> N-haltiges<br />
Zentratwasser als Ausgangsmaterial<br />
dient. M. S. Rahaman von der Yale-Universität<br />
stellte ein Modell vor, mit dem<br />
die Kristallisationsprozesse detailliert berechnet<br />
werden können, um die Produktqualität<br />
der auf Struvit-Fällung basierenden<br />
Verfahren weiter zu verbessern.<br />
In weiteren Vorträgen dieser Session<br />
wurde dargestellt, wie die Prozesse<br />
der Struvit-Fällung modifiziert werden<br />
müssen, um damit auch Abwässer aus<br />
der Schweine- oder Hühnerhaltung zu<br />
behandeln. Ein wichtiger Aspekt war in<br />
diesem Zusammenhang die Qualität des<br />
Recyclingprodukts. Es weise in der Regel<br />
niedrige Schwermetallgehalte auf, organische<br />
Spurenstoffe seien aber bislang<br />
weniger untersucht. Hier zeigten die Un-<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />
811
812 Berichte<br />
tersuchungen von D. Antakyali von der<br />
Universität Stuttgart, dass zum Beispiel<br />
Nonylphenol <strong>und</strong> in Waschmitteln verwendete<br />
synthetische Duftstoffe durchaus<br />
nachweisbar sind.<br />
Nährstoffrückgewinnung aus dem<br />
Kläranlagenablauf<br />
In Deutschland weist die Nährstoffrückgewinnung<br />
aus dem Kläranlagenablauf<br />
ein geringeres Potenzial auf, da die nach<br />
P-Eliminierung <strong>und</strong> Denitrifikation verbleibenden<br />
Nährstoffmengen relativ gering<br />
sind. In Amerika sind die Voraussetzungen<br />
diesbezüglich etwas günstiger,<br />
weil die Nährstoffeliminierung in Standardkläranlagen<br />
nicht so weit getrieben<br />
wird. Dennoch sind es auch hier eher Adsorptions-<br />
als Kristallisationsprozesse,<br />
die für den Rückhalt <strong>und</strong> die Rückgewinnung<br />
von Phosphat eingesetzt werden.<br />
So stellte J. Fitzpatrick von der Firma<br />
Black & Veatch einen Adsorptionsprozess<br />
für Phosphat vor, der auf einer Kombination<br />
von Metalloxiden <strong>und</strong> Polymeren<br />
mit Ionenaustauschkapazität beruht <strong>und</strong><br />
sehr niedrige Ablaufwerte erziele. Er benötigt<br />
feststofffreies Wasser als Zulauf<br />
<strong>und</strong> sei, was die Kosten angeht, konkurrenzfähig<br />
mit der P-Fällung mittels Aluminiumsalz.<br />
Eine weitere Möglichkeit,<br />
dem <strong>Abwasser</strong> in der Kläranlage Phosphat<br />
zu entziehen, besteht nach Darstellung<br />
von M. Sperandio von der Universität<br />
Toulouse darin, im Zuge der Bio-P-<br />
Eliminierung sogenannten körnigen<br />
Schlamm (granular sludge) zu erzeugen.<br />
In diesen Körnern komme es zum Ausfällen<br />
von Hydroxylapatit (einer Form von<br />
Calciumphosphat), das eng mit dem Prozess<br />
der Bildung von Bio-P verb<strong>und</strong>en sei<br />
<strong>und</strong> von den dafür verantwortlichen Bakterien<br />
unterstützt werde. Andererseits<br />
erhöhe das ausgefällte Hydroxylapatit<br />
die Ausbeute an Phosphat, das mit dem<br />
Nachklärschlamm dem Kläranlagenablauf<br />
entzogen wird. Eine Möglichkeit,<br />
Stickstoff aus dem Ablauf zu entfernen,<br />
besteht B. Beler-Baykal von der TU Istanbul<br />
zufolge in der Nutzung des natürlichen<br />
Zeoliths Clinoptilolit, das eine hohe<br />
Selektivität für Ammonium aufweise.<br />
Aufgr<strong>und</strong> dieser Selektivität muss der<br />
Reinigungsgrad des Ablaufs nicht sehr<br />
hoch sein. In den durchgeführten Versuchen<br />
wurden 90 Prozent des Ammoniums<br />
geb<strong>und</strong>en. Da Clinoptilolit auch als<br />
Bodenverbesserer in der Landwirtschaft<br />
verwendet wird, könne es nach der Erschöpfung<br />
seiner Kapazität zur Nutzung<br />
des Stickstoffs direkt – mit Stickstoff beladen<br />
– auf die Äcker aufgebracht werden.<br />
Nährstoffrückhalt mittels<br />
natürlicher Systeme<br />
Den Abschluss der Konferenz bildete<br />
eine Session, die sich noch einmal mit<br />
Nährstoffmanagement „outside the<br />
fence“ beschäftigte. Diskutiert wurden<br />
vom Menschen geschaffene oder beeinflusste<br />
natürliche Systeme, die dazu die-<br />
nen (sollen), hohe Nährstoffbelastungen,<br />
die wegen unzureichender <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
in Gewässer eingeleitet werden<br />
oder dort auftreten, wieder zurückzuführen.<br />
R. Newell von Horn Point Laboratory<br />
stellte in diesem Zusammenhang<br />
Versuche in der stark von Eutrophierung<br />
betroffenen Chesapeake Bucht an der<br />
Ostküste der USA vor, bei denen durch<br />
die Wiederansiedlung von Muscheln versucht<br />
wird, die Konzentration suspendierter<br />
Algen zu senken <strong>und</strong> dadurch die<br />
anoxischen Zonen zu vermeiden, die in<br />
eutrophierten Gewässern die Hauptschadensursache<br />
darstellen. Dieser Ansatz<br />
kann nur lokal begrenzt <strong>und</strong> als einer<br />
von mehreren Ansätzen funktionieren,<br />
da so viele Muscheln gar nicht angesiedelt<br />
werden können, dass damit alle aktuellen<br />
Schäden beseitigt werden könnten.<br />
Im Gegensatz zu diesem Ansatz geht<br />
J. S. Moore von der Vermont Agency of<br />
Natural Resources das Problem der Eutrophierung<br />
eher von der Ursachenseite<br />
an. Da in Vermont, wie in weiten Bereichen<br />
der USA, die diffusen Quellen den<br />
überwiegenden Teil der Nährstoffeinträge<br />
darstellen, versucht sie dem Problem<br />
durch die (in Deutschland lange bewährte)<br />
Einrichtung landwirtschaftlich nicht<br />
bewirtschafteter Gewässerrandstreifen<br />
entlang der Flüsse <strong>und</strong> Seen sowie Retentionsflächen<br />
für den Schlammrückhalt<br />
im Fall von Überschwemmungen<br />
entgegen zu treten. Einen weiteren, vor<br />
allem in Florida zunehmend verbreiteten<br />
Ansatz zur Nährstoffreduktion stellte J.<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Bays von CH2M HILL vor: die auch bei<br />
uns bekannten Pflanzenkläranlagen<br />
(constructed wetlands). Sie stellen als<br />
Ergänzung der in den USA üblichen <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
mittels aeroben Abbaus<br />
organischer Stoffe <strong>und</strong> Nitrifikation<br />
eine Möglichkeit dar, eine weitergehende<br />
Reduktion von N-<strong>und</strong> P-Konzentrationen<br />
im Ablauf zu erreichen. Letztlich können<br />
auf diese Weise im Ablauf der Pflanzenkläranlagen<br />
Konzentrationen von weniger<br />
als 0,1 mg/L (in Einzelfällen sogar<br />
weniger als 0,02 mg/L) P gesamt <strong>und</strong> weniger<br />
als 1 mg/L N gesamt erreicht werden. Es<br />
sei aber zu bedenken, dass der Flächenbedarf<br />
mit 4 ha/1000 m 3 <strong>Abwasser</strong> recht<br />
hoch sei. Richteten sich die Bestrebungen<br />
dagegen weniger auf die Senkung<br />
der maximalen Ablaufkonzentrationen<br />
als auf die Reduktion der durchschnittlichen<br />
Nährstofffracht, dann seien die<br />
Flächenbedarfe nur halb so groß. In der<br />
Diskussion wurde außerdem zu bedenken<br />
gegeben, dass Pflanzenkläranlagen<br />
durch Stürme (Hurricans) oder Trockenheit<br />
geschädigt werden können <strong>und</strong> dass<br />
es daher im Hinblick auf eine mögliche<br />
Regulierung sinnvoll sei, eher auf eine<br />
Reduktion der Gesamtfracht als auf das<br />
Unterschreiten einer maximalen Ablaufkonzentration<br />
abzuzielen. Die Frage, in<br />
welchen Klimabereichen Pflanzenkläranlagen<br />
für die natürliche <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
einsetzbar sind, beantwortete<br />
R. Grosshans vom International Institute<br />
for Sustainable Development. Ihm <strong>und</strong><br />
anderen Teilnehmern an der Session zufolge<br />
seien diese natürlichen Rückhaltesysteme<br />
überall dort einsetzbar, wo ähnliche<br />
Feuchtgebiete auch natürlicherweise<br />
vorkommen, in Grosshans‘ Fall bis ins<br />
subpolare Kanada. Allerdings sei die<br />
Nährstoffrückhalteaktivität in diesem<br />
Fall nur in einem Teil des Jahres verfügbar.<br />
Interessant sind in diesem Beispiel<br />
auch die diskutierten Möglichkeiten der<br />
Refinanzierung: Grosshans beabsichtigt<br />
das Schilf zu ernten, zu Pellets zu verarbeiten<br />
<strong>und</strong> die dadurch entstehenden<br />
Kosten neben dem Erlös für die Pellets<br />
selbst sowohl durch den Verkauf von<br />
Treibhausgaszertifikaten für den erneuerbaren<br />
Energieträger als auch von Nährstoffzertifikaten<br />
für die dem Wasser entzogenen<br />
Nährstoffe zu refinanzieren.<br />
Bislang gibt es solche Zertifikate aber in<br />
Kanada noch nicht. In der Diskussion<br />
wurde an dieser Stelle darauf hingewiesen,<br />
dass es unter Umständen wichtig<br />
sein kann, der Nährstoffaufnahme dienende<br />
Feuchtgebiete regelmäßig abzu-<br />
Berichte<br />
ernten, da es sonst im Laufe der Zeit zu<br />
einer Verringerung der Nährstoffaufnahme<br />
oder schlimmstenfalls durch den Abbau<br />
alter, abgestorbener Pflanzensubstanz<br />
sogar zu einer erneuten Freisetzung<br />
der Nährstoffe kommen könne.<br />
Neben den im Detail dargestellten<br />
Sessions gab es noch eine Reihe von anderen<br />
Sessions, die sich mit verschiedenen<br />
Aspekten der Reduktion von Stickstoff-<br />
<strong>und</strong> Phosphatemissionen aus Kläranlagen<br />
beschäftigten. Dazu zählten Verfahren<br />
der Bio-P-Eliminierung <strong>und</strong> der<br />
Denitrifikation, aber auch übergeordnete<br />
methodische Ansätze – „outside the<br />
fence“ –, die sich vergleichend mit dem<br />
Ressourcenverbrauch <strong>und</strong> der Nachhaltigkeit<br />
der verschiedenen Verfahrensansätze<br />
beschäftigten. Ein wichtiger Teilaspekt<br />
der Nachhaltigkeit war auch die<br />
vom Betrieb der Kläranlagen ausgehende<br />
Emission von Treibhausgasen. Schließlich<br />
wurde der Modellierung von Nährstoffflüssen<br />
in Flusseinzugsgebieten eine<br />
Session gewidmet, da nur ein kleiner Teil<br />
der Nährstoffemissionen von Kläranlagen<br />
stammt. Vor allem Stickstoff wird in<br />
viel höherem Maße aus diffusen Quellen<br />
emittiert.<br />
Zusammenfassung<br />
Die Konferenz deckte mit ihren Sessions<br />
<strong>und</strong> Vorträgen ein breites Spektrum der<br />
Möglichkeiten der Reduktion der Nährstoffemissionen<br />
im Umfeld der <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
ab. Es wurden viele relevante<br />
Rahmenbedingungen dargestellt <strong>und</strong><br />
diskutiert. Dabei war es besonders interessant,<br />
wie aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher<br />
technischer, politischer oder sozialer Voraussetzungen<br />
in verschiedenen Teilen der<br />
Welt – insbesondere im Vergleich zwischen<br />
Europa <strong>und</strong> Nordamerika – unterschiedliche<br />
technische Ansätze zum Einsatz<br />
kommen. Insgesamt trug die Konferenz<br />
auch aus der europäischen bzw.<br />
deutschen Sicht des Berichterstatters dazu<br />
bei, das Verhältnis zwischen Technologieentwicklung<br />
im Bereich der P-Rückgewinnung<br />
<strong>und</strong> den politischen, gesellschaftlichen<br />
<strong>und</strong> natürlichen Rahmenbedingungen<br />
besser einschätzen zu können.<br />
Autor<br />
Dr. Dr. Christian Sartorius<br />
Fraunhofer-Institut für System- <strong>und</strong><br />
Innovationsforschung ISI<br />
Breslauer Straße 48, 76139 Karlsruhe<br />
E-Mail: c.sartorius@isi.fraunhofer.de A<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />
813
814 Fachbeiträge<br />
Entwässerungssysteme<br />
Sanierung von <strong>Abwasser</strong>schächten –<br />
Untersuchung von Materialien<br />
<strong>und</strong> Systemen zur Abdichtung <strong>und</strong><br />
Beschichtung<br />
Teil 2: Lokale Abdichtungsmaßnahmen<br />
Martin Liebscher, Markus Gillar <strong>und</strong> Bert Bosseler (Gelsenkirchen)<br />
Zusammenfassung<br />
Die Gesamtzahl der <strong>Abwasser</strong>schächte in öffentlichen Verkehrsflächen<br />
in Deutschland wird auf mindestens zehn Millionen geschätzt.<br />
Bau, Betrieb <strong>und</strong> Sanierung dieser Bauwerke fordern<br />
zuverlässige Produkte <strong>und</strong> Verfahren. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />
hat das IKT gemeinsam mit kommunalen Netzbetreibern den<br />
Forschungsschwerpunkt „<strong>Abwasser</strong>schächte“ entwickelt, der<br />
maßgeblich durch das nordrhein-westfälische Umweltministerium<br />
unterstützt wird. Im Teilprojekt „Sanierung von <strong>Abwasser</strong>schächten“<br />
wurden zwei wesentliche Fragestellungen des Forschungsschwerpunkts<br />
intensiv erforscht: die Abdichtung des<br />
Schachtkörpers <strong>und</strong> der Zu- <strong>und</strong> Abläufe sowie die Beschichtung<br />
mit mineralischen <strong>und</strong> polymeren Systemen. Die Robustheit der<br />
eingesetzten Verfahren <strong>und</strong> Materialien für den Praxiseinsatz sowie<br />
die Leistungsfähigkeit gegenüber Außenwasserdruck im Zuge<br />
der Fremdwassersanierung standen dabei im Vordergr<strong>und</strong>. In<br />
der vierteiligen Artikelserie werden Inhalte <strong>und</strong> Ergebnisse dieses<br />
Forschungsprojektes präsentiert. Teil 2 befasst sich mit den<br />
Ergebnissen aus der Untersuchung lokaler Abdichtungsmaßnahmen,<br />
zum Beispiel mittels Injektion <strong>und</strong> Stopfmörtel.<br />
Schlagwörter: Entwässerungssysteme, Schacht, Sanierung, Beschichtung,<br />
Versuch, in-situ, Abdichtung, Polymer, mineralisch, Außendruck,<br />
Fremdwasser, Injektionsverfahren, Harz, Gel, Mörtel<br />
DOI: 10.3242/kae2011.09.001<br />
1 Veranlassung <strong>und</strong> Problemstellung<br />
Undichtigkeiten im Bereich der Zu- <strong>und</strong> Abläufe stellen eines<br />
der häufigsten Schadensbilder an <strong>Abwasser</strong>schächten dar<br />
(vgl. [1]). Für die Sanierung dieser Bereiche bestehen besondere<br />
Anforderungen, da in der Regel ein gelenkiger <strong>und</strong> dichter<br />
Verb<strong>und</strong> zwischen zwei gleichen oder unterschiedlichen Materialien<br />
hergestellt werden muss, der darüber hinaus auch langfristig<br />
beständig gegenüber betrieblichen Belastungen, wie zum<br />
Beispiel der Kanalreinigung, sein muss. Zusätzlich müssen die<br />
Arbeiten häufig unter hohem Zeitdruck ausgeführt werden,<br />
Abstract<br />
Rehabilitation of Sewer Manholes – Testing of<br />
Sealing and Coating Materials and Systems<br />
Part 2: Local Sealing Measures<br />
The total number of sewer manholes in public traffic areas in<br />
Germany is estimated to amount at least to ten millions. The<br />
construction, operation, and rehabilitation of these structures<br />
require reliable products and processes. Against this backgro<strong>und</strong>,<br />
IKT – together with municipal network operators – has<br />
developed a research project focussing on sewer manholes,<br />
which receives significant support from the North Rhine Westphalia<br />
Ministry of the Environment. The sub-project “Rehabilitation<br />
of sewer manholes” has taken a very close look at two essentials<br />
issues: sealing of shaft bodies and inlets and outlets as<br />
well as coating with mineral and polymer systems. The focus<br />
was on the robustness of processes and materials for practical<br />
use as well as on their ability to resist external water pressure<br />
during infiltration water rehabilitation. The contents and results<br />
of this research project are presented in a series of four articles.<br />
Part 2 discusses the results of a study of local sealing<br />
measures, e.g. by means of injection and fill mortar.<br />
Key words: drainage systems, shaft, rehabilitation, coating, test, in<br />
situ, sealing, polymer, mineral, external pressure, infiltration water,<br />
injection method, resin, gel, mortar<br />
zum Beispiel wenn der <strong>Abwasser</strong>schacht in einer stark frequentierten<br />
Verkehrsfläche liegt. Hinzu kommen beengte Arbeitsverhältnisse,<br />
flächige Ausprägungen von Undichtigkeiten in alten<br />
Mauerwerksschächten sowie wechselnde Gr<strong>und</strong>wasserstände<br />
mit zum Teil stark drückendem Gr<strong>und</strong>wasserzufluss, der die Anforderungen<br />
an Abdichtungsarbeiten erheblich erhöht.<br />
In der Praxis werden zur Sanierung dieser Zu- <strong>und</strong> Abläufe<br />
häufig Kurzliner, Injektionen auf PU-, Epoxid- oder Acrylatharzbasis<br />
<strong>und</strong>/oder mineralische „Stopfmörtel“ eingesetzt. Der<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Fachbeiträge<br />
Nachweis, inwieweit die eingesetzten Verfahren die gewünschte<br />
(gelenkige <strong>und</strong> langfristige) Dichtwirkung erzielen <strong>und</strong> auch<br />
bei drückendem Gr<strong>und</strong>wasser anwendbar sind, steht noch aus.<br />
Insbesondere bei Werkstoffwechseln ist auch die Verb<strong>und</strong>- <strong>und</strong><br />
somit die Dichtwirkung der oben genannten Verfahren zu hinterfragen.<br />
Im Gesamtblick bleiben die Einsatzgrenzen <strong>und</strong><br />
Qualitätseinflüsse bei der Abdichtung des Schachtkörpers <strong>und</strong><br />
der Zu- <strong>und</strong> Abläufe von <strong>Abwasser</strong>schächten noch unklar.<br />
Im Teil 1 dieser Artikelserie [2] wurden bereits die Aufgabenstellung<br />
<strong>und</strong> das vollstän dige Untersuchungsprogramm des<br />
Forschungsprojekts [3] vorgestellt. Es zeichnet sich durch seine<br />
praxisnahen Untersuchungsstrategien <strong>und</strong> -methoden unter<br />
Einbindung eines aus über 30 Netzbetreibern bestehenden<br />
Lenkungskreises aus. Im Vordergr<strong>und</strong> stehen die Robustheit<br />
der Verfahren beim oft schwierigen Einsatz in <strong>Abwasser</strong>schächten<br />
<strong>und</strong> die Beständigkeit des Sanierungsergebnisses unter Außenwasserdruck,<br />
wie er für Fremdwassersanierungen typisch<br />
ist. Im Rahmen des Projekts wurden auch Großversuche durchgeführt.<br />
Durch den hierbei gewählten Aufbau identischer Sanierungsaufgaben<br />
für sämtliche untersuchten Systeme können<br />
die einzelnen Verfahrensgruppen erstmals in nachvollziehbarer<br />
Weise hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Robustheit gegenüber<br />
Ausführungsschwankungen <strong>und</strong> Außenwasserdruckbelas-<br />
Entwässerungssysteme 815<br />
tungen verglichen werden. Der detaillierte Versuchsaufbau, die<br />
untersuchten Schadensbilder <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>wasserstände <strong>und</strong><br />
Belastungsdauern sind Teil 1 zu entnehmen [2].<br />
Zunächst wurden Abdichtungsmaßnahmen an Rohreinbindungen<br />
<strong>und</strong> Schachtkörpern in situ begleitet. Die Erkenntnisse<br />
aus diesen Untersuchungen dienten der praxisnahen Festlegung<br />
der Randbedingungen für die anschließenden Großversuche.<br />
2 In-situ-Maßnahmen<br />
Der Einsatz aller für Abdichtungen relevanten Materialgruppen,<br />
wie Schäume, Harze <strong>und</strong> Gele auf polymerer Basis sowie<br />
Mörtel <strong>und</strong> Zementleime, wurde zunächst unter Praxisbedingungen,<br />
das heißt im Zuge von In-situ-Maßnahmen, beobachtet.<br />
Es sollten die prinzipielle Einsetzbarkeit der Verfahren<br />
bzw. Materialien verifiziert <strong>und</strong> gegebenenfalls die maßgeblichen<br />
Einflussfaktoren für die praktische Umsetzung identifiziert<br />
werden. Insgesamt wurden drei Abdichtungsmaßnahmen<br />
an Schachtkörpern, hier im Vorfeld von Beschichtungsmaßnahmen,<br />
näher ausgewertet. Dies betraf zwei Mauerwerkschächte<br />
<strong>und</strong> einen Betonschacht (Abbildung 1, unten). An<br />
weiteren drei Schächten wurden Abdichtungsmaßnahmen an
816 Fachbeiträge<br />
Entwässerungssysteme<br />
Abb. 1: Eindruck aus In-situ-Maßnahmen: Abdichtung der Rohranbindung, gesetzte Packer (oben, links) <strong>und</strong> Sanierungsergebnis<br />
(oben, rechts); Abdichtung des Schachtkörpers, Einsatz von Stopfmörtel (unten, links) Injektion (unten, rechts)<br />
<strong>und</strong>ichten Rohranbindungen verfolgt <strong>und</strong> bewertet (Abbildung<br />
1, oben).<br />
Die Dichtwirkung sämtlicher Maßnahmen wurde unmittelbar<br />
nach Abschluss der Sanierungsarbeiten sowie ein weiteres<br />
Mal im Verlauf der Projektlaufzeit nach einigen Monaten optisch<br />
überprüft. Im Ergebnis ließen sich zwei dominante Einflussfaktoren<br />
für den Sanierungserfolg erkennen: der während<br />
der Sanierung anstehende Außenwasserdruck sowie Ort, Ausmaß<br />
<strong>und</strong> Geometrie der Schadensbilder. Der Aufbau der Großversuche<br />
für die Abdichtungsmaßnahmen orientierte sich entsprechend<br />
an den in situ typischerweise vorgef<strong>und</strong>en Bedingungen.<br />
3 Großversuche<br />
Im Großversuchsstand des IKT wurden vergleichende Untersuchungen<br />
unter definierten, für alle Sanierungsmaßnahmen<br />
gleichen Randbedingungen im Maßstab 1 : 1 durchgeführt. Im<br />
Vordergr<strong>und</strong> stand die Variation geometrischer <strong>und</strong> verfahrenstechnischer<br />
Kennwerte <strong>und</strong> äußerer Belastungen, wie beispielsweise<br />
die Ausbildung von Fehlstellen oder die Höhe des<br />
Gr<strong>und</strong>wasserstands (vgl. [2]). Folgende Gr<strong>und</strong>wasserzustände<br />
wurden unterschieden:<br />
● GW I – Kurzzeit: Wasserstand bei 2,9 m über Schachtsohle<br />
für eine Woche,<br />
● GW II – Kurzzeit: Wasserstand bei 4,7 m über Schachtsohle<br />
für eine Woche,<br />
● GW II – Langzeit: Wasserstand bei 4,7 m über Schachtsohle<br />
für 20 Wochen.<br />
Unter Gr<strong>und</strong>wasserzufluss wurden unterschiedliche Verfahren<br />
<strong>und</strong> Materialien zur Abdichtung der Zu- <strong>und</strong> Abläufe sowie der<br />
Schachtkörper eingesetzt (Tabelle 1). Während der gesamten<br />
Versuchsdauer wurden die Abdichtungen in regelmäßigen Abständen<br />
kontrolliert, Zustandsveränderungen dokumentiert <strong>und</strong><br />
gegebenenfalls die Menge des eindringenden Wassers stichprobenhaft<br />
gemessen. Nach Ablauf der Beobachtungszeit wurden<br />
das Wasser aus dem Versuchsstand abgelassen, die Schachtbauteile<br />
freigelegt <strong>und</strong> die bei den Abdichtungsmaßnahmen erzeugten<br />
Injektionskörper auch von außen inspiziert (Abbildung 2).<br />
Die Abdichtung der Rohreinbindungen erfolgte im Großversuchsstand<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich mit Injektionsverfahren. Verwendet<br />
wurden Gele, Harze <strong>und</strong> Zementleim. Außer hinsichtlich der verwendeten<br />
Materialien wurden den Firmen keine Vorgaben bezüglich<br />
der Ausführung gemacht. Entsprechend wurden zur Vorabdichtung<br />
sehr unterschiedliche Maßnahmen getroffen. Einige<br />
Anbieter platzierten Dichtblasen in den Rohreinbindungen, andere<br />
setzten Blitzmörtel zur Vorabdichtung ein. Der gesamte Arbeitsablauf<br />
der Maßnahmen war jedoch vergleichbar: Zunächst<br />
wurden Injektionspacker im Umfeld der Rohreinbindung gesetzt.<br />
Dann wurde die Vorabdichtung mit Dichtblasen oder Blitzmörtel<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Fachbeiträge<br />
vorgenommen. In deren Anschluss wurde das Injektionsmaterial<br />
bis zur vollständigen Abdichtung injiziert (Abbildung 3, unten).<br />
Diese Vorgehensweise erschien durchaus praxisnah; allerdings<br />
wurden bei der Zementleiminjektion auf Empfehlung der ausführenden<br />
Firma die Dichtblasen erst drei Tage später entfernt. In si-<br />
Entwässerungssysteme 817<br />
Anwendung Abdichtungsmaterial Materialgruppe Hersteller Applikationstechnik<br />
SK<br />
IPA Unimörtel Rapid,<br />
IPANEX Stopfmörtel,<br />
IPANEX Flächendicht WF<br />
Mörtel<br />
IPA Bauchemische Produkte GmbH,<br />
Egling<br />
Abdichtung von Hand<br />
SK Spesan WS Polyurethanharz Spesan Handels-GmbH, A-Linz Injektion<br />
SK<br />
SK<br />
SK; RA<br />
AUTO SIL RAPID,<br />
AUTO SIL WATER<br />
Xypex Patch´n Plug,<br />
Xypex Concentrate<br />
Carbo Stop U,<br />
Carbo Crack Seal H<br />
Blitzzement,<br />
Dichtschlämme auf<br />
Silicatbasis<br />
Mörtel/Schlämme mit<br />
Kristallbildnern<br />
ASAG Umwelttechnik,<br />
Neukirchen-Vluyn<br />
Abdichtung von Hand<br />
Bawax GmbH, Celle Abdichtung von Hand<br />
Polyurethanharz Minova Carbo Tech GmbH, Essen Injektion<br />
SK cft-Harz Polyurethanharz Minova Carbo Tech GmbH, Essen Injektion<br />
SK, RA Carbo Cryl Wv Acrylatgel Minova Carbo Tech GmbH, Essen Injektion<br />
SK E 2 F Zementleim<br />
Pagel Spezial-Beton GmbH Co. KG,<br />
Essen<br />
Injektion<br />
RA E 1 F Zementleim<br />
Pagel Spezial-Beton GmbH Co. KG,<br />
Essen<br />
Injektion<br />
SK = Schachtkörper; RA = Rohranbindung<br />
T abelle 1: Abdichtung von Rohranbindungen <strong>und</strong> Schachtkörper – verwendete Materialien<br />
tu müsste hier eine Dichtblase mit Durchgangsöffnung eingesetzt<br />
werden, um die Vorflut aufrechtzuerhalten.<br />
Bei der Abdichtung der Schachtkörper wurden Stopf- <strong>und</strong><br />
Flächenmörtel für die händische Verarbeitung <strong>und</strong> Gele, Harze<br />
bzw. Zementleim zur Injektion eingesetzt. Die Anwendung der<br />
Abb. 2: Freilegung der Versuchskörper im Großversuchsstand: Gesamt-Injektionskörper (links); Injektionskörper an PVC-Rohr DN 150<br />
(oben, rechts) <strong>und</strong> Steinzeugrohr DN 150 (unten, rechts)<br />
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818 Fachbeiträge<br />
Entwässerungssysteme<br />
Abb. 3: Applikation im Großversuchsstand: Abdichtung mittels Stopfmörtel, Eindrücken des Reparaturmörtels von Hand in eine<br />
Schachtringfuge (oben links) <strong>und</strong> von Stopfmörtel in eine Schadstelle (oben rechts); Abdichtung mittels Injektion, Bohren eines Packerlochs<br />
(unten links) <strong>und</strong> ausgetretenes Polyurethanharz aus der verdämmten Schachtringfuge (unten rechts)<br />
Injektionsverfahren ähnelte der bei den Abdichtungen der<br />
Rohreinbindungen, allerdings erfolgten Vorabdichtungen ausschließlich<br />
mit Blitzmörtel. Die Anwendung der Stopf- <strong>und</strong> Flächenmörtel<br />
erfolgte in folgenden zwei Schritten: Zunächst<br />
wurde der Untergr<strong>und</strong> gereinigt, anschließend wurden die Materialien<br />
so lange händisch auf die Schadstellen aufgetragen,<br />
bis eine Dichtwirkung erzielt werden konnte (Abbildung 3,<br />
oben). Die ausführenden Firmen waren mit den anfallenden<br />
Arbeiten vertraut <strong>und</strong> kamen auch mit den beengten Arbeitsbedingungen<br />
im Schachtbauwerk gut zurecht.<br />
Da sanierte Rohreinbindungen nachträglichen Verformungen<br />
<strong>und</strong> besonderen Betriebsbelastungen ausgesetzt sein können,<br />
wurden ergänzend die Auswirkungen von Abwinkelungen<br />
<strong>und</strong> Kanalreinigungsmaßnahmen auf die Dichtheit dieser<br />
Rohranbindungen untersucht (Abbildung 4).<br />
4 Abdichtung von Rohreinbindungen<br />
Direkt nach der Injekti on konnte bei allen Verfahren ein Abdichtungserfolg<br />
verzeichnet werden. Die zeitabhängigen Abdichtungsergebnisse<br />
mit den zugehörigen Wasserdrücken sind<br />
in Tabelle 2 dargestellt. Für GW I – <strong>und</strong> GW II – Kurzzeit ist zu<br />
erkennen, dass die Zementleiminjektion an den Einbindungen<br />
DN 150 bereits nach kurzer Zeit <strong>und</strong>icht wurde <strong>und</strong> auch bei<br />
GW II <strong>und</strong>icht blieb. Bei DN 300 waren auch nach dem Anstieg<br />
des Gr<strong>und</strong>wasserstands auf GW II keine Undichtigkeiten zu erkennen.<br />
Die Gelinjektionen waren in allen Fällen in der Kurzzeitbetrachtung<br />
dicht. Die bei GW I durchgeführten Harzinjektionen<br />
zeigten an den Einbindungen DN 150 innerhalb der<br />
ersten Woche nach Sanierung Feuchtefahnen ohne abflusswirksame<br />
Infiltration. Auch die Erhöhung des Gr<strong>und</strong>wasserstands<br />
auf GW II brachte keine Verschlechterung dieses Zustands. Die<br />
Einbindungen DN 300 waren dicht. Die bei Gr<strong>und</strong>wasserstand<br />
GW II durchgeführten Harzinjektionen zeigten in der Kurzzeitbetrachtung<br />
keinerlei Auffälligkeiten <strong>und</strong> waren somit dicht.<br />
Die abgedichteten Rohranbindungen wurden im Anschluss<br />
an die Kurzzeitbelastung weitere fünf Monate mit der Gr<strong>und</strong>wasserstufe<br />
II (GW II – Langzeit) beaufschlagt. Im Ergebnis<br />
blieben alle Rohranbindungen DN 300 dicht. Mit einer Ausnahme<br />
zeigten alle Rohreinbindungen DN 150 einen Wassereindrang,<br />
in sieben Fällen als Feuchtefahne (keine abflussrelevante<br />
Infiltration) <strong>und</strong> in zwei Fällen (Zementleim) als abflusswirksame<br />
Undichtigkeit (Abbildung 5, oben).<br />
Das schlechtere Ergebnis bei der kleineren Nennweite<br />
DN 150 ist vermutlich auf die im Vergleich zu den Einbindungen<br />
DN 300 deutlich kleineren zu injizierenden Ringräume zu-<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Fachbeiträge<br />
rückzuführen. Die Injektionspacker müssen hier in die Schachtwand<br />
gesetzt werden. Abbildung 6 verdeutlicht die Situation<br />
bei den unterschiedlichen Nennweiten. Während bei den Zuläufen<br />
mit kleineren Nennweiten (DN 150) einfach zylindrische<br />
Durchgänge vorlagen, fanden sich beim Anschluss der<br />
größeren Nennweite auch größere Ringräume mit abgestuften<br />
Durchgängen. Hier wäre zu hinterfragen, ob durch Erhöhung<br />
der Packer-Anzahl bei kleinerer Nennweite eventuell bessere<br />
Ergebnisse erzielt werden können.<br />
Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Injektionsmaßnahmen<br />
auch langfristig stets zu einer deutlichen Verringerung<br />
des Wassereindrangs führten. Nur im Fall des Zementleims<br />
wurden abflusswirksame Undichtigkeiten beobachtet. Überwiegend<br />
zeigten sich vollständig dichte Sanierungsergebnisse<br />
oder lediglich Feuchtefahnen.<br />
5 Abdichtung des Schachtkör pers<br />
Direkt nach den Maßnahmen am Schachtkörper waren alle<br />
Fehlstellen erfolgreich abgedichtet. Die zeitabhängigen Abdichtungsergebnisse<br />
mit den zugehörigen Wasserdrücken sind in<br />
den Tabellen 3 <strong>und</strong> 4 dargestellt.<br />
Zementleiminjektionen sowie<br />
Stopf- <strong>und</strong> Flächenmörtel (Tabelle 3)<br />
Im Beobachtungszeitraum GW II – Kurzzeit zeigten sich unterschiedliche<br />
Dichtwirkungen. Die Zementleiminjektionen<br />
Entwässerungssysteme 819<br />
waren nur an drei Schadstellen bei einem Außenwasserdruck<br />
zwischen 0,5 <strong>und</strong> 1,0 mWs eingesetzt worden. Unter diesen<br />
Randbedingungen konnten in der Kurzzeitbetrachtung gute<br />
Ergebnisse erzielt werden. Bei den zementgeb<strong>und</strong>enen Stopf-<br />
<strong>und</strong> Flächenmörteln traten unabhängig von der Art der Fehlstelle<br />
<strong>und</strong> vom anstehenden Wasserdruck feuchte Stellen auf.<br />
Dies muss im Zusammenhang mit anschließenden Beschichtungsmaßnahmen<br />
kritisch bewertet werden. Auch wenn der<br />
Wassereindrang an diesen Feuchtefahnen nicht messbar bzw.<br />
abflusswirksam ist, liegt dann dennoch drückendes Wasser<br />
vor, welches den Abbinde- bzw. Aushärtevorgang der Beschichtung<br />
stören kann. Im Fall des Silicatmörtels wurden unabhängig<br />
von der Fehlstellenart <strong>und</strong> dem Wasserdruck in der<br />
Kurzzeitbetrachtung keine Undichtigkeiten festgestellt. Inwieweit<br />
dies allein auf die Materialeigenschaften zurückzuführen<br />
ist, bleibt offen.<br />
In der Beobachtungsphase GW II – Langzeit kam es an den<br />
exemplarisch mit Zementleiminjektion abgedichteten Stellen<br />
lediglich an einem Packer zu Feuchtefahnen, die jedoch keine<br />
abflusswirksame Infiltration zur Folge hatten. Ähnliche<br />
Feuchtefahnen stellten sich unabhängig von Fehlstellenart <strong>und</strong><br />
Wasserdruck auch bei den Stopf- <strong>und</strong> Flächenmörteln ein. Hier<br />
war nun im Bereich der vorgeschädigten Schachtringfugen<br />
auch der Silicatmörtel betroffen, der hier im Zeitraum GW II –<br />
Kurzzeit noch keine Auffälligkeiten gezeigt hatte. Gr<strong>und</strong> hierfür<br />
war vermutlich die nicht vollständig umlaufende Verfüllung<br />
der Schacht ringfuge. So konnte es dort zu Hinterläufigkeiten<br />
kommen.<br />
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820 Fachbeiträge<br />
Entwässerungssysteme<br />
Abb. 4: Betriebsbelastung bei Abdichtungen an Rohranbindungen: sanierte Rohranbindungen zur Dichtheitsprüfung freigelegt (oben,<br />
links); Fahrzeug für Hochdruckreinigung (oben, rechts); Versuchsaufbau Abwinkelungsversuch (unten, links); Undichtigkeit einer<br />
Acryl-Injektion infolge Hochdruck-Reinigung (unten, rechts)<br />
Harz- <strong>und</strong> Gelinjektionen sowie<br />
Mörtel mit Kristallbildnern (Tabelle 4)<br />
Bei den Harzinjektionen wurden drei Varianten der Vorabdichtung<br />
ausgeführt: ohne, mit Mörtel oder mit PU-Schaum. Die<br />
Harz- <strong>und</strong> die Gelinjektionen waren bei allen Fehlstellen <strong>und</strong><br />
Wasserdrücken im Beobachtungszeitraum GW II – Kurzzeit<br />
dicht <strong>und</strong> zeigten keinerlei Auffälligkeiten. Diese Verfahren<br />
scheinen damit zur unmittelbaren Vorbereitung von Beschichtungsmaßnahmen<br />
mit Blick auf die Abdichtungswirkung sehr<br />
gut geeignet zu sein. Hier bleibt jedoch zu berücksichtigen,<br />
dass auf der Schachtwandung anhaftende Materialreste von<br />
zum Beispiel injizierten Harzen <strong>und</strong> Gelen entfernt werden<br />
sollten, um den Haftverb<strong>und</strong> der nachfolgend aufzutragenden<br />
Beschichtung nicht negativ zu beeinflussen. Der Mörtel mit<br />
Kristallbildnern zeigte ebenfalls ein sehr gutes Abdichtungsergebnis.<br />
Es waren keine <strong>und</strong>ichten Bereiche zu erkennen. Jedoch<br />
wies die Oberfläche optisch eine sehr unregelmäßige<br />
Struktur mit stellenweiser Verfärbung auf.<br />
Im Beobachtungszeitraum GW II – Langzeit traten bei den<br />
Harzinjektionen weitgehend unabhängig von Fehlstellenart<br />
<strong>und</strong> Wasserdruck Feuchtefahnen mit nicht abflussrelevantem<br />
Wassereindrang auf, die teilweise im Lauf des Beobachtungszeitraums<br />
wieder abtrockneten. Bei den Gelinjektionen zeigten<br />
sich beim Schadensbild „lokale Schädigung“ keine Feuchtefahnen,<br />
an allen anderen Schadstellen hingegen Feuchtefahnen<br />
mit nicht abflussrelevantem Wassereindrang. Der Mörtel mit<br />
Kristallbildnern zeigte demgegenüber ein sehr gutes Abdichtungsergebnis.<br />
Es waren keine Undichtigkeiten zu erkennen.<br />
Festgestellte dunkle Bereiche in der Abdichtung hellten sich im<br />
Lauf der Zeit etwas auf. Bei Feuchtemessungen konnten jedoch<br />
keine erhöhten Messwerte gegenüber den restlichen Bereichen<br />
festgestellt werden (Abbildung 5, unten). Offen ist, inwieweit<br />
die Oberflächenbeschaffenheit (körnig, lose) bei diesem Material<br />
durch weitere Maßnahmen so verbessert werden kann,<br />
dass zum Beispiel durch weitere Beschichtung mit anderen<br />
Werkstoffen eine Schutzwirkung oder Verbesserung der Tragwirkung<br />
möglich wird.<br />
6 Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Ausblick<br />
Harze <strong>und</strong> Gele zeigten im Großversuch unter mehrtägigem<br />
Außenwasserdruck eine gute Abdichtung der schadhaften<br />
Schächte. Sie eignen sich daher auch zur Vorbereitung von Beschichtungsmaßnahmen.<br />
Bei längerer Außenwasserdruckbelastung<br />
kam es jedoch bei fast allen Harzen <strong>und</strong> Gelen zu geringfügigen<br />
Undichtigkeiten.<br />
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Fachbeiträge<br />
Material Schadstelle<br />
Zementleiminjektion<br />
(saniert bei GW I)<br />
Gelinjektion<br />
(saniert bei GW I)<br />
Harzinjektion<br />
(saniert bei GW I)<br />
Gelinjektion<br />
(saniert bei GW II)<br />
Harzinjektion<br />
(saniert bei GW II)<br />
GW I: Wasserstand bei 2,9 m über Schachtsohle<br />
F: Feuchtefahnen, D: dicht, U: <strong>und</strong>icht<br />
GW II: Wasserstand bei 4,7 m über Schachtsohle<br />
Druck<br />
[mWs]<br />
Zementleiminjektion<br />
Stopf- <strong>und</strong> Flächenmörtel<br />
(mineralisch)<br />
Entwässerungssysteme 821<br />
Stopf- <strong>und</strong> Flächenmörtel<br />
auf Schadstelle begrenzt<br />
(silicatisch)<br />
GW II – GW II –<br />
Kurzzeit Langzeit<br />
Schadstelle<br />
Druck<br />
[mWs]<br />
GW II –<br />
Kurzzeit<br />
GW II –<br />
Langzeit<br />
GW II –<br />
Kurzzeit<br />
GW II –<br />
Langzeit<br />
LS 7 0,2<br />
D D D D<br />
„Lokale LS 5 1,2 F F D D<br />
Schädigung“ LS 3 2,7 nicht saniert<br />
D F D D<br />
(LS)<br />
LS 1 3,7 D D D D<br />
LS SU 4,2 D D D D<br />
SF 7 0,5 D D F entfällt D F<br />
„Schädgung SF 5 1,5<br />
D F D F<br />
Schachtring- SF 4 2,5 F entfällt D D<br />
fuge“<br />
SF 3 3,0 nicht saniert<br />
D F D D<br />
(SF)<br />
SF 2 3,5 F entfällt D F<br />
SF 1 4,0 F F D F<br />
„Flächige FU 6 0,8 D D D D D D<br />
Undichtigkeit“<br />
(FU)<br />
FU 4<br />
FU 2<br />
2,0<br />
3,3<br />
nicht saniert<br />
F<br />
F<br />
entfällt<br />
entfällt<br />
D<br />
D<br />
D<br />
D<br />
unplanmäßig Undichte<br />
Schachtringfuge (SF 6)<br />
Schädigungen LS, SF, FU: vgl. [2]<br />
1,0 D<br />
Feuchtefahnen<br />
am Packer<br />
F D entfällt<br />
F: Feuchtefahnen, D: dicht, U: <strong>und</strong>icht; GW I: Wasserstand bei 2,9 m über Schachtsohle; GW II: Wasserstand bei 4,7 m über Schachtsohle<br />
Tabell e 3: Großversuche unter Außenwasserdruck – Abdichtung Schachtkörper (1)<br />
GW I – Kurzzeit GW II – Kurzzeit GW II – Langzeit<br />
Prüfergebnis<br />
Druck<br />
[mWs]<br />
Prüfergebnis<br />
Druck<br />
[mWs]<br />
Prüfergebnis<br />
DN 150, Steinzeug<br />
DN 150, PVC<br />
0,3<br />
U<br />
U<br />
2,1<br />
U<br />
U<br />
2,1<br />
U<br />
U<br />
DN 300, Steinzeug<br />
DN 300, PVC<br />
2,9<br />
D<br />
D<br />
4,7<br />
D<br />
D<br />
4,7<br />
D<br />
D<br />
DN 150, Steinzeug<br />
DN 150, PVC<br />
0,3<br />
D<br />
D<br />
2,1<br />
D<br />
D<br />
2,1<br />
F<br />
F<br />
DN 300, Steinzeug<br />
DN 300, PVC<br />
2,9<br />
D<br />
D<br />
4,7<br />
D<br />
D<br />
4,7<br />
D<br />
D<br />
DN 150, Steinzeug<br />
DN 150, PVC<br />
0,3<br />
F<br />
F<br />
2,1<br />
F<br />
F<br />
2,1<br />
F<br />
F<br />
DN 300, Steinzeug<br />
DN 300, PVC<br />
2,9<br />
D<br />
D<br />
4,7<br />
D<br />
D<br />
4,7<br />
D<br />
D<br />
DN 150, Steinzeug<br />
DN 150, PVC<br />
2,1<br />
D<br />
D<br />
2,1<br />
F<br />
D<br />
DN 300, Steinzeug<br />
DN 300, PVC<br />
DN 150, Steinzeug<br />
DN 150, PVC<br />
entfällt<br />
4,7<br />
2,1<br />
D<br />
D<br />
D<br />
D<br />
4,7<br />
2,1<br />
D<br />
D<br />
F<br />
F<br />
DN 300, Steinzeug<br />
DN 300, PVC<br />
4,7<br />
D<br />
D<br />
4,7<br />
D<br />
D<br />
Tabel le 2: Großversuche unter Außenwasserdruck – Abdichtung der Rohreinbindungen<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9
822 Fachbeiträge<br />
Entwässerungssysteme<br />
Abb. 5: Ergebnisse der Großversuche unter Außenwasserdruck: Rohranbindungen DN 150 mit Feuchtefahne (oben, links) <strong>und</strong> mit abflusswirksamer<br />
Undichtigkeit (oben, rechts); Injektionsstellen im Schachtkörper mit Feuchtefahnen, saniert mit Harz (Mitte, links) <strong>und</strong><br />
mit Gel (Mitte, rechts); Mörtel mit Kristallbildnern nach Auftrag mit dunkler Verfärbung <strong>und</strong> größerer Ausdehnung (unten, links) sowie<br />
nach 13 Wochen mit hellerer Oberfläche <strong>und</strong> geringerer Ausdehnung (unten, rechts)<br />
Bei den Stopf- <strong>und</strong> Flächenmörteln traten unabhängig von<br />
der Art der Fehlstelle <strong>und</strong> vom anstehenden Wasserdruck<br />
Feuchtefahnen auf. Diese müssen insbesondere bei im Anschluss<br />
aufgebrachten Beschichtungen kritisch bewertet werden.<br />
Auch wenn der Wassereindrang an diesen Feuchtefahnen<br />
nicht messbar bzw. abflusswirksam ist, liegt doch drückendes<br />
Wasser hinter der Beschichtung, das den Abbinde- bzw. Aushärtevorgang<br />
beeinflussen <strong>und</strong> somit auch den Haftverb<strong>und</strong><br />
stören kann. Der Einsatz von Stopf- <strong>und</strong> Flächenmörteln empfiehlt<br />
sich demnach vorwiegend für eine Erstabdichtung gegenüber<br />
starkem Wasserzustrom, zum Beispiel zur Vorbereitung<br />
einer weiterführenden Injektionsmaßnahme. Deutlich<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Fachbeiträge<br />
Entwässerungssysteme<br />
Abb. 6: Aufbau der Großversuche, Detailansicht der Rohreinbindungen:<br />
kleine Ringräume bei DN 150 (oben) <strong>und</strong> größere, abgestufte<br />
Ringräume bei DN 300 (unten)<br />
besser als Stopf- <strong>und</strong> Flächenmörtel schnitt der Silicatmörtel<br />
ab. Hier waren alle Fehlstellen in der Kurzzeitbetrachtung<br />
dicht. Lediglich in der Langzeitbetrachtung an nicht vollständig<br />
verfüllten Schachtringfugen wurden hier Feuchtefahnen<br />
festgestellt.<br />
Die Abdichtung der Rohranbindungen mit kleinerem<br />
Durchmesser (DN 150) zeigte sich auch bei Einsatz von Harzen<br />
<strong>und</strong> Gelen als wenig zuverlässig. Vermutlich ist dies auf<br />
die geometrische Ausbildung des zu sanierenden Schachtfutters<br />
zurückzuführen. Die zu injizierenden Ringräume sind<br />
hier deutlich kleiner als bei größeren Rohranbindungen (DN<br />
300), sodass die Injektionspacker nicht direkt in den Ringraum,<br />
sondern in die Schachtwand gesetzt werden müssen.<br />
Anzahl <strong>und</strong> Positionen der Packer sind gegebenenfalls hierauf<br />
abzustimmen.<br />
Eine Sonderstellung nahm die oberflächliche Anwendung<br />
eines kristallbildenden Mörtels zur Abdichtung des Schachtkörpers<br />
ein. Der Anwendungsbereich ist hier noch ungeklärt.<br />
Im Versuch wurde die Dichtwirkung zwar unterstützt, ein Beitrag<br />
zur Trag- bzw. Schutzwirkung (Korrosion) war aber nicht<br />
zu erkennen. Auch ist offen, inwieweit die Oberflächenbe-<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />
823
824 Fachbeiträge<br />
Schadstelle<br />
Druck<br />
[mWs]<br />
GW II –<br />
Kurzzeit<br />
Harzinjektion Gelinjektion<br />
GW II –Langzeit<br />
Vorabdichtung: alle ohne Mörtel<br />
„Lokale<br />
Schädigung“<br />
(LS)<br />
„Schädigung<br />
Schachtringfuge“<br />
(SF)<br />
„Flächige<br />
Undichtigkeit“<br />
(FU)<br />
Undichte Schachtringfuge<br />
(SF 6)<br />
PU-<br />
Schaum<br />
GW II –<br />
Kurzzeit<br />
GW II –<br />
Langzeit<br />
Entwässerungssysteme<br />
Mörtel mit<br />
Kristallbildner<br />
GW II –<br />
Kurzzeit<br />
keine keine keine<br />
GW II –<br />
Langzeit<br />
LS 7 0,2 D D entfällt D D D D D<br />
LS 5 1,2 D D entfällt D D D D D<br />
LS 3 2,7 D D entfällt F �� D D D D D<br />
LS 1 3,7 D D entfällt D D D D D<br />
LS SU 4,2 D F �� D entfällt F �� D D D D D<br />
SF 7 0,5 D F F F �� D D F D D<br />
SF 5 1,5 D F entfällt F D F D D<br />
SF 4 2,5 D F F D D D D D<br />
SF 3 3,0 D F entfällt F D D D D<br />
SF 2 3,5 D F F D D D D D<br />
SF 1 4,0 D D entfällt D D D D D<br />
FU 6 0,8 D F entfällt D D D D D<br />
FU 4 2,0 D F F F D F D D<br />
FU 2 3,3 D F F F D F D D<br />
1,0 D F F D D F ungleichmäßige<br />
Optik (helle <strong>und</strong><br />
dunkle Stellen)<br />
Packer an SF 4 2,5 U<br />
Schädigungen LS, SF, FU: vgl. [2]<br />
F: Feuchtefahnen, D: dicht, U: <strong>und</strong>icht GW I: Wasserstand bei 2,9 m über Schachtsohle GW II: Wasserstand bei 4,7 m über Schachtsohle<br />
Tabell e 4: Großversuche unter Außenwasserdruck – Abdichtung Schachtkörper (2)<br />
schaffenheit (körnig, lose) bei diesem Material durch weitere<br />
Maßnahmen so verbessert werden kann, dass zum Beispiel<br />
durch weitere Beschichtung mit anderen Werkstoffen eine<br />
Schutzwirkung oder Verbesserung der Tragwirkung möglich<br />
wird.<br />
Im Gesamtblick der Ergebnisse zeigte sich, dass die beobachteten<br />
Abdichtungsmaßnahmen am Schachtkörper – mit<br />
Ausnahme des Stopf- <strong>und</strong> Flächenmörteleinsatzes – gute<br />
Kurzzeiterfolge zeigten <strong>und</strong> damit gr<strong>und</strong>sätzlich zur vorbereitenden<br />
Abdichtung bei Beschichtungsmaßnahmen geeignet<br />
sind. Die Langzeitwirkung bleibt allerdings mit Blick auf den<br />
Schutz von Beschichtungsmaßnahmen vor Außenwasserdruck<br />
zweifelhaft. Die Maßnahmen an Rohreinbindungen<br />
führten – mit Ausnahme von Zementleiminjektionen – zu<br />
langfristig guten Ergebnissen mit nahezu vollständigem Ausschluss<br />
von Wassereindrang.<br />
Weitere Projektergebnisse werden in den folgenden Teilen<br />
der Artikelserie vorgestellt. KA 11/2011 befasst sich mit Beschichtungsverfahren<br />
unter Einsatz mineralischer <strong>und</strong> polymerer<br />
Systeme. In KA 12/2011 werden die praxisrelevanten Erkenntnisse<br />
<strong>und</strong> Schlussfolgerungen unter anderem zu Planungshinweisen<br />
für Netzbetreiber zusammengefasst.<br />
Literatur<br />
[1] IKT: <strong>Abwasser</strong>schächte – Überwachung, Prüfung <strong>und</strong> Sanierung,<br />
Teil 1: Voruntersuchungen, Endbericht zum Forschungsvorhaben,<br />
gefördert durch das MUNLV NRW, IKT – Institut für Unterirdische <strong>Infrastruktur</strong>,<br />
Gelsenkirchen, 2006<br />
[2] Liebscher, M., Gillar, M., Bosseler, B.: Sanierung von <strong>Abwasser</strong>schächten<br />
– Untersuchung von Materialien <strong>und</strong> Systemen zur Abdichtung<br />
<strong>und</strong> Beschichtung. Teil 1: Aufgabenstellung <strong>und</strong> Untersuchungsprogramm,<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> 2011, 58 (8),<br />
734–742<br />
[3] IKT: Sanierung von <strong>Abwasser</strong>schächten – Untersuchung von Materialien<br />
<strong>und</strong> Systemen zur Abdichtung <strong>und</strong> Beschichtung, Endbericht<br />
zum Forschungsvorhaben, gefördert durch das MKULNV NRW, IKT –<br />
Institut für Unterirdische <strong>Infrastruktur</strong>, Gelsenkirchen, 2011<br />
Autoren<br />
Dipl.-Ing. Martin Liebscher<br />
Dipl.-Ing. Markus Gillar<br />
PD Dr.-Ing. Bert Bosseler<br />
IKT – Institut für Unterirdische <strong>Infrastruktur</strong> gGmbH<br />
Exterbruch 1, 45886 Gelsenkirchen<br />
E-Mail: info@ikt.de A<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Fachbeiträge<br />
Untersuchungen zum<br />
ressourcen schonenden Betrieb<br />
von Membran belebungsanlagen<br />
Optimierungen hinsichtlich Energie- <strong>und</strong> Chemikalienbedarf<br />
Zusammenfassung<br />
Das Membranbelebungsverfahren wird aufgr<strong>und</strong> seiner exzellenten<br />
Ablaufqualität <strong>und</strong> des geringen Platzbedarfs vermehrt<br />
eingesetzt. Im Zentrum der Diskussion stehen einerseits der erhöhte<br />
Energiebedarf dieser Technologie im Vergleich zu konventionellen<br />
Belebungsanlagen <strong>und</strong> andererseits das Foulingverhalten<br />
der Membranen – das heißt die Permeabilitätsabnahme der<br />
Membranen über die Zeit, ausgelöst durch eine Verschmutzung<br />
(Deckschichtbildung) der Membranen. Der erhöhte Energiebedarf<br />
resultiert aus der erforderlichen Überströmung der Membranen<br />
mit belebtem Schlamm, um ein Eindicken des Schlamms<br />
an der Membranoberfläche zu verhindern. Um einem Membranfouling<br />
entgegenzuwirken, sind derzeit chemische Reinigungen<br />
der Membranen mit hohem Chemikalien- <strong>und</strong> Personaleinsatz<br />
Stand der Technik. Hierbei werden in der Regel chlorbasierende<br />
Reinigungsmittel eingesetzt, die zu einer Entstehung von adsorbierbaren<br />
organisch geb<strong>und</strong>enen Halogenverbindungen (AOX)<br />
führen können. Im vorliegenden Artikel werden Maßnahmen<br />
vorgestellt, die den Energie- <strong>und</strong> Chemikalienbedarf signifikant<br />
reduzieren. Ein optimierter Prozess basiert auf einer angepassten<br />
Steuerung der Membranmodule, sodass diese in einem energetisch<br />
günstigen Bereich betrieben werden. Des Weiteren wird<br />
ein neues mechanisches Reinigungsverfahren (MCP) vorgestellt,<br />
das aufgr<strong>und</strong> der kontinuierlichen mechanischen Reinigung höhere<br />
Membrandurchsätze erlaubt. Mit dieser neuen Technologie<br />
lässt sich eine kommunale Membranbelebungsanlage mit einem<br />
Energiebedarf in derselben Größenordnung wie konventionelle<br />
Verfahren betreiben.<br />
Schlagwörter: <strong>Abwasser</strong>reinigung, kommunal, Membranbelebungsverfahren,<br />
Optimierung, Energieverbrauch, Chemikalie, AOX, Fouling,<br />
Reinigung, mechanisch, Versuchsanlage<br />
DOI: 10.3242/kae2011.09.002<br />
Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung 827<br />
Stefan Krause (Darmstadt), Barbara Zimmermann <strong>und</strong> Christoph Thiemig (Wiesbaden)<br />
1 Einleitung<br />
Das Membranbelebungsverfahren (MBR-Verfahren � Membran-Bio-Reaktor-Verfahren)<br />
ist ein modernes, leistungsfähiges<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlungsverfahren, das einen Fortschritt gegenüber<br />
konventionellen Belebungsverfahren darstellt. Im Rahmen<br />
des vorliegenden Artikels werden ausschließlich getauch-<br />
Abstract<br />
Study on a Resource-Friendly Operation<br />
of Membrane Bioreactors<br />
Optimization of Energy and Chemicals Demand<br />
Due to their small footprint and superior effluent quality, the<br />
use of membrane bioreactors (MBR) in wastewater treatment is<br />
increasing. However, the higher energy demand of MBR compared<br />
to conventional activated sludge processes (CASP) as well<br />
as the fouling of membranes – i.e. a decrease in membrane permeability<br />
over time due to the formation of a top layer on the<br />
membranes – is a drawback that is currently discussed very<br />
much. The higher energy demand is mainly due to additional<br />
energy required to maintain a “cross-flow” at the membrane<br />
surface to prevent the sludge from thickening at the membrane<br />
surface. To prevent membrane fouling, membranes must be<br />
cleaned chemically, which requires a lot of manpower and chemicals.<br />
Usually chlorine-based cleaning agents are used, which<br />
may lead to the formation of absorbable organically bo<strong>und</strong> halides<br />
(AOX). The paper discusses various measures to significantly<br />
reduce the energy and chemicals demand. An energy-optimized<br />
process is based on an adjustment of the control system<br />
of the membrane modules, so that they can be operated in a<br />
more efficient energy range. Furthermore, this paper describes a<br />
unique non-chemical mechanical cleaning process (MCP) that<br />
allows for a higher membrane flux. With this new technology,<br />
the energy demand of MBR is comparable to that of conventional<br />
methods.<br />
Key words: wastewater treatment, municipal, membrane bioreactors,<br />
optimization, energy demand, chemical, AOX, fouling, treatment,<br />
mechanical, pilot plant<br />
te Membranmodule betrachtet, die entweder direkt im Belebungsbecken<br />
oder in einem separaten Filtrationsbecken angeordnet<br />
sein können.<br />
Durch die Membranfiltration ergeben sich gegenüber der<br />
konventionellen Technik wesentliche Vorteile. Hier sind insbe-<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9
828 Fachbeiträge<br />
sondere zu nennen die vollständige <strong>und</strong> zu jeder Zeit sichere<br />
Abtrennung der Biomasse vom gereinigten <strong>Abwasser</strong>, wodurch<br />
hohe hygienische Anforderungen erfüllt werden <strong>und</strong> die Biomassekonzentration<br />
erhöht werden kann. Aufgr<strong>und</strong> der hervorragenden<br />
Ablaufqualität <strong>und</strong> des geringen Platzbedarfs wegen<br />
der höheren Biomassekonzentration werden MBR-Anlagen<br />
vermehrt eingesetzt.<br />
In Industrieanwendungen sind die Gründe für den Einzug<br />
dieser Technologie oftmals wirtschaftlicher Art, da die Kosten<br />
für die <strong>Abwasser</strong>behandlung <strong>und</strong> die Bezugskosten für Trinkwasser<br />
gestiegen sind <strong>und</strong> Wassereinsparungs- bzw. Wasserrückgewinnungsgedanken<br />
in den Vordergr<strong>und</strong> treten. Mit MBR<br />
lässt sich ein Wasserrecycling im Prozess leichter realisieren, da<br />
das abfließende Wasser feststofffrei ist <strong>und</strong> sich für weitere<br />
Aufbereitungsschritte wie zum Beispiele eine Desinfektion,<br />
Nanofiltration oder Umkehrosmose sehr gut verwenden lässt.<br />
In kommunalen Anwendungen haben sich MBR-Anlagen in<br />
Deutschland kaum durchgesetzt, werden aber weltweit in wasserarmen<br />
Regionen vermehrt eingesetzt, da auch hier der<br />
Zwang zum Wasserrecycling gegeben ist.<br />
Trotz der hohen Akzeptanz <strong>und</strong> steigender Anwendung befinden<br />
sich Teilaspekte des Verfahrens noch in der Weiterentwicklung.<br />
Im Zentrum der Diskussion steht erstens das Foulingverhalten<br />
der Membranen, ausgelöst durch extrapolymere Substanzen<br />
(EPS) (zum Beispiel [1–4]), das heißt die Permeabilitätsabnahme<br />
der Membranen über die Zeit, ausgelöst durch<br />
eine Verschmutzung (Deckschichtbildung) der Membranen. Als<br />
zweites wesentliches Optimierungspotenzial steht der erhöhte<br />
Energiebedarf dieser Technologie im Fokus zahlreicher Publikationen<br />
(zum Beispiel [5–7]).<br />
Um die filtrationsbedingt gebildete Deckschicht wirkungsvoll<br />
zu minimieren <strong>und</strong> somit den Membrandurchsatz aufrecht<br />
zu erhalten, werden derzeit verschiedene, aufeinander aufbauende<br />
Reinigungsstrategien angewendet:<br />
1. Die Membranen werden, induziert durch eine Belüftung<br />
unterhalb der Membranmodule, mit einem Luft/Wasser-<br />
Gemisch (Crossflow) überströmt.<br />
2. Die Membranen werden in regelmäßigen Abständen mit<br />
Permeat rückgespült bzw. je nach Membrantyp wird der<br />
Filtrationsprozess kurzzeitig unterbrochen (Relaxationsphasen).<br />
3. Dann werden die Membranen entgegen der Filtrationsrichtung<br />
mit einem Chemikaliengemisch gespült (Zwischenreinigung).<br />
4. Als letzter Schritt wird bedarfsweise eine Intensivreinigung<br />
durchgeführt, bei der die Membranen in ein Chemikalienbad<br />
über einen längeren Zeitraum (mehrere St<strong>und</strong>en) getaucht<br />
werden.<br />
Die chemischen Reinigungen ziehen einen hohen Chemikalien-<br />
<strong>und</strong> Personalbedarf sowie Außerbetriebnahmezeiten nach sich,<br />
zudem altert die Membran durch den Chemikalienangriff<br />
schneller, <strong>und</strong> die Membranersatzkosten steigen somit an. Zusätzlich<br />
sind damit neben den erhöhten Kosten auch negative<br />
Umweltauswirkungen verb<strong>und</strong>en, zum Beispiel durch Bildung<br />
adsorbierbarer organisch geb<strong>und</strong>ener Halogenverbindungen<br />
(AOX).<br />
Der erhöhte Energiebedarf von Membranbelebungsanlagen<br />
wird hauptsächlich durch die zusätzliche Belüftung zur Erzeugung<br />
eines Crossflows an der Membrane hervorgerufen. Der<br />
Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Luftvolumenstrom für die Verminderung der Deckschicht ist<br />
deutlich höher als der Luftvolumenstrom für die Sauerstoffversorgung<br />
der biologischen Stufe.<br />
Ziel der Untersuchungen war es, die chemischen Reinigungen<br />
möglichst zu minimieren <strong>und</strong> die Verfügbarkeit der Membranen<br />
deutlich zu erhöhen. Durch die höhere Verfügbarkeit<br />
soll als weiteres Ziel der Energiebedarf optimiert werden. Insgesamt<br />
sollte somit ein ökologisch <strong>und</strong> ökonomisch verbesserter<br />
Prozess entwickelt werden.<br />
Die nachstehenden Untersuchungsergebnisse wurden auch<br />
mithilfe von Forschungsprojekten ermittelt: Die gr<strong>und</strong>sätzliche<br />
Herstellung einer Wirbelschicht mit Partikeln zur mechanischen<br />
Reinigung der Membranen wurden in Rahmen eines Pro-<br />
Inno II-Projekts (B<strong>und</strong>eswirtschaftsministerium) in Kooperation<br />
mit der Fachhochschule Osnabrück durchgeführt. Langzeituntersuchungen<br />
an einer Versuchsanlage wurden durch die<br />
Willy-Hager-Stiftung in Kooperation mit der TU Darmstadt unterstützt.<br />
2 Erkenntnisse aus kommunalen MBR<br />
2.1 Energiebedarf<br />
Kommunale MBR-Anlagen weisen einen etwa doppelt so hohen<br />
Energiebedarf wie konventionelle Belebungsanlagen mit Nachklärung<br />
auf. Laut dem nordrhein-westfälischen Umweltministerium<br />
[8] beträgt der Energiebedarf von aeroben Stabilisierungsanlagen<br />
etwa 0,44 kWh/m³. Dieser Vergleichswert wird<br />
herangezogen, da die in Deutschland betriebenen kommunalen<br />
MBR-Anlagen auf eine aerobe Stabilisierung bemessen<br />
sind.<br />
Kommunale Membranbelebungsanlagen weisen in der Praxis<br />
einen mittleren spezifischen Energiebedarf von etwa<br />
1 kWh/m³ auf. Beispiele aus der Literatur werden in Tabelle 1<br />
genannt.<br />
Hauptenergieverbraucher ist bei kommunalen MBR-Anlagen<br />
die Erzeugung des Crossflows zur Überströmung der Module.<br />
Krause [5] hat die einzelnen Stufen einer MBR energetisch<br />
untersucht (Vorbehandlung, biologische Stufe, Filtration)<br />
<strong>und</strong> alleine für Crossflow-Belüftung einen theoretischen Bedarf<br />
etwa 0,4–0,5 kWh/m³ ermittelt. In der Praxis werden diese<br />
Werte bestätigt: Auf der MBR Nordkanal werden etwa 70 %<br />
der Gesamtenergie für den Crossflow benötigt [6], das entspricht<br />
etwa 0,7 kWh/m³. Die MBR-Anlage Markranstädt weist<br />
für die Crossflow-Belüftung einen Energiebedarf von etwa 0,4–<br />
0,5 kWh/m³ auf, in Monheim entfallen etwa 0,35 bis<br />
0,6 kWh/m³ auf die Crossflow-Belüftung [13].<br />
Insgesamt ist ersichtlich, dass ein Konzept zur Energieoptimierung<br />
von MBR-Anlagen auf der Optimierung der Crossflow-<br />
Belüftung basieren muss, da hier 50–70 % der Gesamtenergie<br />
erforderlich sind.<br />
Anlage Größe Energiebedarf<br />
[kWh/m3 ]<br />
Literatur<br />
Nordkanal 80 000 EW 0,9–1,0 [6]<br />
BeiXiaoHe 60 000 m3 /d 0,73 [9]<br />
Seelscheid 11 000 EW 0,87–1,74 [10]<br />
Monheim 6000 EW 1,0 [11]<br />
Markranstädt 12 000 EW 0,94 [12]<br />
Tabelle 1: Energiebedarf kommunaler Membranbelebungs anlagen<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Fachbeiträge<br />
2.2 Chemikalienbedarf<br />
Für die Aufrechterhaltung einer möglichst freien Membranoberfläche<br />
werden in regelmäßigen Abständen Chemikalien verwendet.<br />
Für die Entfernung organischer Beläge (Biofouling)<br />
hat sich Natriumhypochlorit (NaOCl) durchgesetzt – dieses<br />
Reinigungsmittel wird auf nahezu allen MBR-Anlagen eingesetzt.<br />
Alternativ wird beispielsweise auf der MBR Monheim<br />
Wasserstoffperoxid [11] in hohen Konzentrationen verwendet.<br />
Die AOX-Problematik entfällt hierbei, dagegen fallen höhere<br />
Chemikalienkosten an.<br />
Die übliche Zwischenreinigung von MBR-Modulen (Rückspülung<br />
mit Permeat <strong>und</strong> Chemikalie) wird in Abhängigkeit von der<br />
Wasserqualität in Abständen von wenigen Tagen bis zu mehreren<br />
Wochen durchgeführt. Für kommunale Anlagen hat sich ein<br />
Zyklus von etwa zwei bis vier Wochen für eine alkalische Zwischenreinigung<br />
mit 250 ppm Natriumhypochlorit bewährt. Zudem<br />
werden die Membranen je nach <strong>Abwasser</strong>zusammensetzung<br />
<strong>und</strong> Fällmittelbedarf regelmäßig mit etwa 1000 ppm Zitronensäure<br />
rückgespült (abhängig vom Membranhersteller).<br />
Intensivreinigungen, in denen das komplette Membranmodul<br />
in die Chemikalienlösung getaucht wird, werden etwa jährlich<br />
mit Natriumhypochlorit (500–1000 ppm), Wasserstoffperoxid<br />
(bis 5 %) <strong>und</strong> Zitronensäure (1–2 %) durchgeführt. Nichtrückspülbare<br />
Membranen werden in der Regel häufiger (zum<br />
Beispiel zweimal jährlich) intensiv gereinigt.<br />
Für eine Zwischenreinigung mit 250 ppm NaOCl (berechnet<br />
auf freies Chlor) im Rhythmus von 14 Tagen <strong>und</strong> eine jährliche<br />
Intensivreinigung mit 1000 ppm Cl werden nach eigenen<br />
Berechnungen theoretisch etwa 0,3 bis 0,6 Liter je m² Membranfläche<br />
<strong>und</strong> Jahr verbraucht. Für die Reinigungen mit Zitronensäure<br />
(1000 ppm im Dreimonats-Rhythmus <strong>und</strong> jährliche<br />
Intensivreinigung mit 2500 ppm) fallen etwa 0,2 bis<br />
0,4 L/(m² � a) an.<br />
Die Kosten für die Reinigungschemikalien sind sehr gering,<br />
Wedi [13] gibt für die Kläranlage Monheim eine Größenordnung<br />
von 0,01–0,02 €/m³ an. Ein Vergleich zu den Gesamtbetriebskosten<br />
von etwa 0,28 €/m³ [14] zeigt, dass die Chemikalien<br />
nur etwa 3–7 % der Betriebskosten ausmachen. Neben den<br />
Kosten für die Chemikalien fallen jedoch auch Personalkosten<br />
an. Diese sind in der Praxis nur schwer monetär zu bewerten, da<br />
die St<strong>und</strong>en für die Reinigung nicht gesondert erfasst werden<br />
<strong>und</strong> Personalkosten variieren. Letztendlich ist eine Bewertung<br />
der negativen Umweltauswirkungen problematisch, beispielsweise<br />
durch die Bildung von AOX beim Einsatz von NaOCl.<br />
3 Ressourcenschonender MBR<br />
3.1 Energieeinsparungen durch eine angepasste Steuerung<br />
Membranbelebungsanlagen werden biologisch analog zu konventionellen<br />
Belebungsanlagen nach dem Schlammalter bzw.<br />
der Schlammbelastung bemessen. Nach dem DWA-Arbeitsbericht<br />
„Membranbelebungsverfahren“ [15] kann die Ermittlung<br />
der Größe des Belebungsbeckens nach dem Arbeitsblatt<br />
ATV-A 131 erfolgen, wobei ein erhöhter Feststoffbedarf bis zu<br />
12 g/L anzusetzen ist. Trotz der konventionellen Vorgaben wurden<br />
<strong>und</strong> werden in Deutschland bislang kommunale MBR überwiegend<br />
mit Schlammaltern größer 25 Tagen betrieben [16].<br />
Ursache hierfür ist meist nicht die Erfordernis einer simultan aeroben<br />
Schlammstabilisierung, sondern der Umstand, dass die<br />
www.dwa.de/KA<br />
Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung
830 Fachbeiträge<br />
spez. Energiebedarf Spülluft kWh/m³]<br />
1,4<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
realisierte<br />
Flussbereiche<br />
5 - 8 L/(m²h)<br />
theoretischer Energiebedarf für die Spülluft:<br />
Druckverlust400 mbar<br />
spezifische Belüftungsrate 0,35 m³/(m²h)<br />
Auslegungsfluss<br />
25 L/(m²h)<br />
0,0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35<br />
Netto-Membranfluss [L/m²/h]<br />
Abb. 1: Abhängigkeit des Energiebedarfs (Spülluft) vom Mem branfluss<br />
Beckenvolumina größer als erforderlich gebaut werden. Wird<br />
die Anlage dann dennoch mit der bei der Bemessung angesetzten<br />
hohen Feststoffkonzentration betrieben, sinkt die Schlammbelastung<br />
bzw. es steigt das Schlammalter. Die Ursache für die<br />
häufige Vergrößerung des Beckenvolumens liegt in der Sorge,<br />
dass MBR aufgr<strong>und</strong> ihrer deutlich kleineren Belebungsbecken-<br />
<strong>und</strong> der fehlenden Nachklärbeckenvolumina eine geringere<br />
Pufferkapazität gegenüber konventionellen Anlagen aufweisen<br />
<strong>und</strong> deshalb empfindlich auf Konzentrations stöße im Zulauf reagieren<br />
[15]. In diesem Zusammenhang wird diskutiert, ob für<br />
kommunale MBR eine minimale hydraulische Aufenthaltszeit<br />
(HRT � Hydraulic Retention Time) sicherzustellen ist, um dieses<br />
Risiko zu reduzieren. Bislang existieren nur wenige Bemessungsempfehlungen<br />
bzw. Kommentare, die sich der Bemessung<br />
<strong>und</strong> dem Design kommunaler MBR annehmen (zum Beispiel<br />
[17–19, 15]). Eine Konsequenz aus der oben erläuterten Stoßbelastungsproblematik<br />
ziehen Pinnekamp <strong>und</strong> Friedrich, die die<br />
Empfehlung einer pauschalen Mindestaufenthaltszeit im Fall<br />
der kritischen Belastungssituation aussprechen [18]. Diese<br />
Empfehlung basiert auf Simulationsstudien, da zum Zeitpunkt<br />
der Veröffentlichung noch keine Erfahrungen zum Anlagenverhalten<br />
bei Stoßbelastungen vorlagen. Alt <strong>und</strong> Wedi sprechen<br />
sich dagegen nicht für eine pauschale Mindestaufenthaltszeit<br />
aus, sondern empfehlen lastfallabhängige Nachweise, zum Beispiel<br />
für die Stick stoff elimination, insbesondere die Nitrifikation<br />
<strong>und</strong> gegebenenfalls auch für die Durchmischung <strong>und</strong> Verweilzeit<br />
[19]. In eigenen Untersuchungen an kommunalen<br />
MBR verschiedener Größen hat sich gezeigt, dass bei hydraulischen<br />
Aufenthaltszeiten unter sechs St<strong>und</strong>en die Wahrscheinlichkeit<br />
für das Auftreten von Ammonium-Spitzen im Ablauf signifikant<br />
steigen kann [20–22, 28]. Ob <strong>und</strong> wie sich dieser Umstand<br />
jedoch auf die zukünftige Bemessung kommunaler MBR<br />
auswirkt, wird derzeit noch kontrovers diskutiert.<br />
Die zu installierende Membranfläche wird analog zur Nachklärung<br />
beim konventionellen Verfahren auf den maximalen<br />
hydraulischen Durchsatz bemessen. Das der Kläranlage zufließende<br />
<strong>Abwasser</strong> muss zu jedem Zeitpunkt durch die vorhandene<br />
Membranfläche filtrierbar sein. Daher müssen Außerbetriebnahmezeiten,<br />
Reinigungszeiten, Störfälle etc. mitberücksichtigt<br />
werden. Für kommunale Anwendungen in<br />
Deutschland hat sich je nach eingesetztem Modulsystem eine<br />
Bemessung auf einen Netto-Permeatfluss von etwa 20 bis 30 L/<br />
(m² � h) für diesen Lastfall bewährt.<br />
Allerdings wird dieser Lastfall nur an wenigen Tagen im<br />
Jahr erreicht. Auf der Kläranlage Xanten-Vynen beispielsweise<br />
Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
betragen die Zuflüsse in 80 % der Tage weniger als 14 m³/h<br />
(Maximum etwa 19 m³/h) [20, 21] – dies bedeutet, dass die<br />
Anlage zu 80 % der Zeit mit maximal 70 % der Kapazität betrieben<br />
wird. Auch auf der MBR-Anlage Eitorf fallen an 90 %<br />
der Tage nur 135 m³/h von möglichen 296 m³/h an [22]. Diese<br />
Erkenntnisse bestätigen sich auch auf der größten MBR in<br />
Deutschland: An der MBR Nordkanal wurden an 637 Tagen<br />
von 1400 ausgewerteten Tagen Zuflüsse von etwa 25 % der<br />
maximalen Kapazität gemessen [6].<br />
Dies bedeutet insgesamt, dass die Membranfläche auf wenige<br />
Regenwetterereignisse pro Jahr bemessen ist <strong>und</strong> in der<br />
Hauptzeit, in denen nicht der maximale Zufluss vorherrscht,<br />
der Membranfluss deutlich unterhalb des Bemessungsflusses<br />
liegt. Zahlen von realisierten kommunalen MBR in Deutschland<br />
zeigen, dass der Netto-Membranfluss im Mittel nur 5 bis<br />
8 L/(m² � h) betragen (Kläranlage Nordkanal: [6], Kläranlage<br />
Monheim [11, 22], Kläranlage Hünxe – eigene Auswertung).<br />
Da der Hauptenergiebedarf einer MBR-Anlage durch die<br />
Spülluft (Crossflow) bestimmt wird, muss es daher aus energetischen<br />
Gesichtspunkten das Ziel sein, möglichst wenig Membranfläche<br />
bei möglichst hohem Fluss zu betreiben.<br />
In Abbildung 1 ist der spezifische Energiebedarf in Abhängigkeit<br />
vom Membranfluss dargestellt. Es ist zu erkennen, dass<br />
bei Membranflüssen um etwa 7 L/(m² � h) der Energiebedarf<br />
für die Spülluft etwa 1 kWh/m³ beträgt, bei einem Auslegungsfluss<br />
von 25 L/(m² � h) sich dieser jedoch auf etwa 0,3 kWh/<br />
m³ reduziert.<br />
Daher sollte die Steuerung von Membranbelebungsanlagen<br />
so ausgelegt sein, dass die Membranen auch in hydraulischen<br />
Schwachlastphasen bei hohen Flüssen betrieben werden. Dies<br />
kann bei schwankenden Kläranlagenzuflüssen beispielsweise<br />
durch eine Pufferkapazität über die Variation der Füllstände im<br />
Belebungsbecken erfolgen <strong>und</strong> programmtechnisch durch Setpoints<br />
realisiert werden. Die Filtration startet erst bei einem gewissen<br />
Füllstand (Setpoint 1 – Beispiel 4,0 m) mit dem Membranfluss<br />
1 [Beispiel 20 L/(m² � h)]. Wird der Füllstand unterschritten,<br />
stoppen die Filtration <strong>und</strong> die zugehörige Spülluft,<br />
sodass für die Filtration keine Energie erforderlich ist. Zudem<br />
sollte die Steuerung einen weiteren Setpoint aufweisen (Beispiel<br />
4,20 m), ab dem die maximale Filtrationsleistung [Beispiel<br />
30 L/(m² � h)] abverlangt wird.<br />
Versuchsreihen am MBR Xanten-Vynen (eigene Untersuchungen)<br />
sowie eigene Untersuchungen der Micordyn-Nadir<br />
GmbH (Wiesbaden) haben ergeben, dass sich die Membrane<br />
während der Außerbetriebnahmezeiten erholt, sodass der Betrieb<br />
bei höheren Flüssen keinen negativen Einfluss auf die Reinigungsintervalle<br />
aufweist.<br />
Zusätzlich ist zu beachten, dass die Membranen – sofern<br />
diese in ein externes Filtrationsbecken integriert sind – in Intervallen<br />
(Beispiel 5 min pro St<strong>und</strong>e) mit der Crossflow-Belüftung<br />
überströmt werden, um ein Absetzten des belebten<br />
Schlamms in den Filterbecken zu vermeiden. Mit einer solchen<br />
Steuerung der Membranfiltration kann der Energiebedarf für<br />
die Crossflow-Belüftung in Abhängigkeit vom Modulhersteller<br />
auf etwa 0,2–0,4 kWh/m² reduziert werden.<br />
3.2 Energieeinsparungen<br />
durch Modulintegration im Belebungsbecken<br />
Die Membranmodule können entweder direkt in die Nitrifikationsbecken<br />
oder separat in ein nachgeschaltetes Filtrationsbe-<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Fachbeiträge<br />
Feinsieb<br />
Hebewerk<br />
0,003 kWh/m³<br />
0,012 kWh/m³ Sandfang<br />
0,007 kWh/m³<br />
Rechen<br />
0,0015 kWh/m³<br />
Rechen, Sieb - <strong>und</strong><br />
Sandfanggut<br />
Vorbehandlung<br />
0,024 kWh/m³<br />
Belebungsbecken Filtration<br />
0,21 kWh/m³ 0,43 kWh/m³<br />
cken integriert werden. In beiden Varianten sind hinsichtlich Filtrationsleistung<br />
<strong>und</strong> Membranfouling keine Unterschiede bekannt.<br />
In den meisten Fällen wird die Variante „Filtrationsbecken“<br />
angewendet, da hier die Intensivreinigung der<br />
Membranmodule ohne einen Ausbau möglich ist. Bei der Intensivreinigung<br />
wird in dieser Anordnung der belebte Schlamm aus<br />
dem Filtrationsbecken abgelassen <strong>und</strong> mit Wasser (Permeat)<br />
wieder aufgefüllt. Die Reinigung kann dann durch Zugabe von<br />
Chemikalien im Filtrationsbecken teilautomatisiert durchgeführt<br />
DN<br />
iRZ 0,016 kWh/m³<br />
<strong>Infrastruktur</strong>: 0,022 kWh/m³<br />
0,71 kWh/m³<br />
N<br />
Belebung<br />
0,23 kWh/m³<br />
ÜSS<br />
0,0004 kWh/m³<br />
Filtration<br />
0,43 kWh/m³<br />
Krause, 2005<br />
Abb. 2: Theoretischer Energiebedarf von kommunalen MBR-<br />
Anlagen [5]<br />
Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung 831<br />
Abb. 3: Prinzip des Mechanischen Reinigungskonzepts (MCP)<br />
werden. Diese Variante eignet sich daher besonders für Anlagen<br />
mit mehreren (� 20) Membranmodulen. Bei der Anordnung der<br />
Membranmodule direkt im Belebungsbecken ist die Intensivreinigung<br />
der Membranmodule deutlich Personalintensiver, da die<br />
einzelnen Membranmodule dem Belebungsbecken entnommen<br />
werden müssen <strong>und</strong> in einer separaten Reinigungskammer chemisch<br />
gereinigt werden. Hinsichtlich der chemischen Reinigung<br />
ergeben sich daher Vorteile für die Anordnung der Module in einem<br />
zusätzlichen Filtrationsbecken.<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9
832 Fachbeiträge<br />
Werden die Membranmodule direkt in die Nitrifikationszone<br />
getaucht, ergeben sich jedoch energetische Vorteile. Durch<br />
die Crossflow-Belüftung wird als Nebeneffekt Sauerstoff eingetragen,<br />
dieser wird dann für die biologischen Prozesse genutzt.<br />
Zunächst waren die meisten Membranmodule mit grobblasigen<br />
Belüftern zur Crossflow-Erzeugung ausgerüstet, einige Hersteller<br />
von Membranmodulen statten die Module neuerdings mit<br />
fein- bis mittelblasigen Belüftungselementen aus, um neben<br />
der effizienten Überströmung der Module zusätzlich den Sauerstoffeintrag<br />
zu erhöhen. Mit diesen Belüftungselementen, die<br />
einen spezifischen Sauerstoffeintrag von etwa 10 g/(m³ � m)<br />
aufweisen, können bis zu 90 % des erforderlichen Sauerstoffbedarfs<br />
bei kommunalen Kläranlagen abgedeckt werden. Dies<br />
bedeutet, dass die Prozessbelüftung zur Sauerstoffversorgung<br />
dementsprechend kleiner geplant <strong>und</strong> betrieben werden kann.<br />
Bei einer Anordnung der Membranmodule in separaten Filtrationsbecken<br />
wird der Sauerstoff signifikant weniger genutzt.<br />
Der Sauerstoffgehalt in den Filtrationsbecken, die spezifisch<br />
sehr hoch beaufschlagt werden (in Größenordnungen von 10<br />
bis 20 m³ Luft je m³ Beckenvolumen), ist nahe der Sauerstoff-<br />
Sättigungskonzentration, daher kann nur ein geringer Teil des<br />
Sauerstoffs eingetragen werden. Hier kann lediglich das Volumen<br />
der Filtrationsbecken als biologisch aktiv gerechnet werden.<br />
Die Sauerstoffverschleppung zurück in die Belebungsstufe<br />
ist bei einer Rückführung des Rücklaufschlamms in die Nitrifikationszone<br />
als gering anzusehen (etwa 5 % des erforderlichen<br />
Sauerstoffbedarfs). Allerdings ist zu beachten, dass der<br />
Rezirkulationsstrom aus den Filtrationsbecken zurück in die<br />
Belebungsstufe nicht in die Denitrifikationszone geleitet wird,<br />
da hier die Sauerstoffrückführung aus den sauerstoffgesättigten<br />
Filtrationsbecken zu einer Beeinflussung der Denitrifikation<br />
führen kann [23].<br />
Der energetische Unterschied, resultierend aus der höheren<br />
Sauerstoffausnutzung <strong>und</strong> dem Wegfall der Rezirkulation, bei<br />
der Anordnung im Belebungsbecken beträgt in kommunalen<br />
Anwendungen etwa 0,1 kWh/m³. In Abbildung 2 ist der Energiebedarf<br />
für eine kommunale MBR theoretisch berechnet [5]<br />
– demnach können MBR-Anlagen mit einer Anordnung der<br />
Membranmodule im Belebungsbecken mit einem spezifischen<br />
Energiebedarf von etwa 0,7 kWh/m³ betrieben werden. Für eine<br />
Variante mit der Integration der Membranmodule in separaten<br />
Filtrationsbecken ergibt sich ein theoretischer Energiebedarf<br />
von etwa 0,8 kWh/m³.<br />
3.3 Chemikalienreduktion<br />
durch mechanische Membranreinigung (MCP)<br />
Um den Nachteilen der regelmäßigen chemischen Reinigungen<br />
entgegenzuwirken, wurde ein Verfahren zur mechanischen Reinigung<br />
(Mechanical Cleaning Process � MCP) entwickelt. In<br />
diesem Verfahren werden Kunststoffgranulate dem belebten<br />
Schlamm zugegeben, die im Becken zirkulieren <strong>und</strong> über die<br />
Crossflow-induzierte Aufströmung in den Modulen eine Wirbelschicht<br />
ausbilden [24–26]. Das Granulat tritt zwischen den<br />
Membranplatten mit der filtrationsbedingt ausgebildeten Deckschicht<br />
aus Schlammpartikeln in Wechselwirkung (Abbildung<br />
3). Dabei löst die Impulsenergie der einzelnen Granulatpartikel<br />
Teile der Deckschicht von der Membran ab. Dieser Effekt<br />
verstärkt so nachhaltig die Reinigung aus der Membranüberströmung<br />
durch den Crossflow. Neben der Minimierung des<br />
Membranfoulings wird auf diese Weise zudem der kritische<br />
Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
MCP (Straße#2)<br />
Referenz (Straße#1)<br />
Zwischenreinigung Referenz<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Abb. 4: Versuchsphase I: Parallelbetrieb mit <strong>und</strong> ohne Granulatzugabe<br />
Fluss, also der spezifische Fluss, bei dem die Deckschicht nicht<br />
mehr durch den normalen Crossflow resuspendiert werden<br />
kann, deutlich erhöht. Weiterführende Erläuterungen zur Problematik<br />
des kritischen Flusses sind [28] zu entnehmen. In einem<br />
zweijährigen Pilotversuch wurde untersucht, inwieweit eine<br />
Deckschichtbildung durch die mechanische Reinigung minimiert<br />
werden kann. Das Verfahren wurde in einer Versuchsanlage<br />
der Microdyn-Nadir GmbH erprobt.<br />
Versuchsanlage zur Erprobung der mechanischen Reinigung<br />
Die Versuchsanlage (Belebungsvolumen 3,0 m³) besteht aus<br />
zwei parallel angeordneten Filterkammern (je 0,33 m³), einem<br />
Nitrifikationsbecken <strong>und</strong> einem Denitrifikationsbecken. Die<br />
Versuchsanlage wurde mit getauchten Flachmembranen (PES)<br />
BIO-CEL ® der Firma Microdyn-Nadir mit einer effektiven Fläche<br />
von jeweils 10 m² ausgestattet. Die Trenngrenze der Membran<br />
wird mit nominal 150 kDa angegeben. Dies entspricht in<br />
etwa einem Porendurchmesser von 0,04 μm. Es wurden zwei<br />
Module parallel mit gleichen Zeitzyklen (Filtration 8,5 min, Relaxation/Rückspülen/Relaxation<br />
jeweils 0,5 min) betrieben,<br />
wobei ein Modul ohne <strong>und</strong> ein Modul mit der mechanischen<br />
Reinigung (MCP) betrieben wurde.<br />
Die Untersuchungen wurden über einen Zeitraum von zwei<br />
Jahren mit synthetischem <strong>Abwasser</strong> durchgeführt. Straße 1<br />
<strong>und</strong> 2 wurden mit identischem belebtem Schlamm aus der Belebungsstufe<br />
mit einer TS-Konzentration von ca. 10 g/L <strong>und</strong><br />
mit einem Schlammalter von über 50 Tagen betrieben.<br />
Straße 1 fungierte als Referenzstraße. In die Filtrationskammer<br />
der Straße 2 wurden Granulate mit einer Konzentration<br />
von 4 kg/m³ zugegeben, um die Foulingschicht kontinuierlich<br />
abzulösen. Die Granulate wurden abgesiebt <strong>und</strong> verbleiben<br />
ausschließlich in der Filtrationskammer. Im Ablauf der Straße<br />
2 wurde eine Trübungsmesssonde installiert, um den Membranzustand<br />
kontinuierlich zu überwachen.<br />
Analysen<br />
Während des Versuchszeitraums wurden die Ablaufqualität<br />
(Trübung, CSB), die Betriebsbedingungen (O 2, Temperatur, TS,<br />
pH-Wert) sowie Fluss <strong>und</strong> Transmembrandruck (TMP) messtechnisch<br />
online erfasst <strong>und</strong> registriert. Anhand des TMP <strong>und</strong><br />
des Flusses wurde die Permeabilität berechnet <strong>und</strong> für die Beurteilung<br />
des aktuellen Membranzustands verwendet.<br />
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Permeabilität [%]<br />
140%<br />
120%<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
Betriebstage
Fachbeiträge<br />
Aus der Versuchsanlage wurden nach 18 <strong>und</strong> nach 24 Monaten<br />
Betrieb einzelne Membrantaschen ausgebaut <strong>und</strong> analysiert.<br />
An den ausgebauten Membranen wurden zum einen<br />
Rückhaltsmessungen durchgeführt (Integritätstest), um festzustellen,<br />
ob der Rückhalt an einer Testsubstanz sich im Vergleich<br />
zu der neuen Membran verändert hat. Des Weiteren wurden<br />
Aufnahmen mit einem Raster-Elektronenmikroskop (REM)<br />
durchgeführt, um die Oberfläche der Membranen visuell auf<br />
Beschädigungen begutachten zu können.<br />
4 Ergebnisse aus der Versuchsanlage<br />
4.1 Betriebsergebnisse<br />
Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Die Granulatstraße (MCP Straße#2) wurde parallel zur Referenzstraße<br />
(Straße#1) betrieben. In den ersten drei Monaten<br />
der Versuche wurden beide Straßen bei gleichem Fluss von<br />
14 L/(m 2 � h) <strong>und</strong> TS-Gehalt von ca. 10 g/L betrieben (Versuchsphase<br />
I). Die Permeabilität der mit Granulaten betriebenen<br />
Straße blieb während dieser dreimonatigen Phase I annähernd<br />
konstant im Bereich von 100 bis 120 % der Anfangspermeabilität<br />
[Anfangswert entspricht etwa 320 L/<br />
(m 2 � h � bar)] (Abbildung 4). Hingegen zeigt die Referenzstraße<br />
einen deutlichen Permeabilitätsrückgang von der Anfangspermeabilität<br />
(100 %) auf ca. 40 % während dieser ersten<br />
Versuchsphase. Ab diesem Zustand war die Permeabilität<br />
der Referenzstraße nur noch durch chemische Zwischenreinigungen<br />
(Rückspülung mit NaOCl für 5 min) aufrecht zu halten.<br />
Nach der etwa dreimonatigen ersten Versuchsphase wurde<br />
der Membranfluss der Granulatstraße auf bis zu 40 L/(m² � h)<br />
erhöht. Bis auf den höheren Fluss wurden beide Straßen weiterhin<br />
parallel mit ansonsten identischen Einstellungen betrieben.<br />
Bis zu einem Fluss von 35 L/(m 2 � h) in der Granulatstraße<br />
blieb die Permeabilität konstant bei ca. 300 L/<br />
(m² � h � bar). Erst bei einem Fluss von ≥ 40 L/(m 2 � h)<br />
wurde eine Permeabilitätsabnahme auf ca. 200 L/<br />
(m² � h � bar) beobachtet. Dieser Rückgang ist durch eine<br />
Konzentrationspolarisation an der Membrane zu erklären. Im<br />
weiteren Verlauf des Betriebs konnte die Anfangspermeabilität,<br />
wahrscheinlich aufgr<strong>und</strong> des Auftretens von irreversiblem<br />
Fouling, auch bei Reduzierung des Flusses nicht mehr erreicht<br />
werden.<br />
Das Membranmodul der Granulatstraße wurde über den<br />
kompletten zweijährigen Versuchszeitraum chemisch nicht gereinigt.<br />
Insgesamt blieb die Permeabilität auf hohem Niveau<br />
bei einem Membranfluss von durchschnittlich 19,8 L/(m² � h)<br />
(24 h Dauerbetrieb ohne Unterbrechungen).<br />
Die Referenzstraße (ohne den Einsatz von Granulaten) hingegen<br />
zeigte eine deutliche Abnahme der Permeabilität <strong>und</strong><br />
wurde mit chemischen Zwischenreinigungen betrieben. Trotz<br />
der chemischen Reinigungen konnte das hohe Durchsatzniveau<br />
der Straße mit den Granulaten nicht erzielt werden. Der durchschnittliche<br />
Membranfluss der Referenzstraße betrug 16,6 L/<br />
(m² � h). In der Straße, in denen die Granulate für die physikalische<br />
Reinigung eingesetzt wurden, konnte in diesem Versuchszeitraum<br />
der hydraulische Durchsatz um etwa 20 % im<br />
Vergleich zur Referenzstraße (chemische Reinigung) gesteigert<br />
werden. Tabelle 2 fasst die Ergebnisse des Versuchs zusammen.<br />
Der Einsatz von Granulatzugaben zum belebten Schlamm<br />
hat insgesamt positive Effekte auf den Anlagenbetrieb, da bei<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />
833
834 Fachbeiträge<br />
Parameter Referenzstraße #1 Granulatstraße #2<br />
Betriebstage 700 700<br />
Gesamtdurchfluss<br />
2262 m³ 2700 m³<br />
Differenz 438 m³ (� 19 %)<br />
Peak-Fluss 25 L/(m² � h) 40 L/(m² � h)<br />
durchschnittlicher<br />
Fluss<br />
16,6 L/(m² � h) 19,8 L/(m² � h)<br />
Tabelle 2: Zusammenfassung der Versuchsergebnisse<br />
gleicher Ablaufqualität weniger Reinigungen durchzuführen<br />
<strong>und</strong> höhere Flussleistungen realisierbar sind. Im Vergleich zu einer<br />
parallel betriebenen Referenzanlage konnte eine Steigerung<br />
des Flusses um etwa 20 %, bezogen auf den Durchschnittsfluss,<br />
erzielt werden. Insbesondere die Steigerung des maximalen<br />
Durchflusses (peak flow) auf 40 L/(m² � h) führt dazu, dass die<br />
Membranfläche insgesamt deutlich kleiner bemessen werden<br />
kann. Dadurch sind Energieeinsparungen möglich, da insgesamt<br />
weniger Membranfläche überströmt werden muss.<br />
Die Granulate zeigen keinerlei Beeinflussung auf Funktion<br />
der Membranen, die durch die Trennwirkung der Membran<br />
von belebtem Schlamm <strong>und</strong> gereinigtem <strong>Abwasser</strong> vorgegeben<br />
ist.<br />
Im Sinne einer Nachhaltigkeit können mit dieser Verfahrenstechnik<br />
sowohl die Umwelt geschont werden (keine/weniger<br />
Chemikalien <strong>und</strong> keine Chemikaliennebenprodukte, zum<br />
Beispiel AOX) als auch Kosten reduziert werden, da sich die<br />
Kosten für Membranreinigungen verringern. Zudem können<br />
die Membranmodule hydraulisch deutlich höher beansprucht<br />
werden, sodass aufgr<strong>und</strong> des höheren Betriebsflusses einerseits<br />
erhebliche Energieeinsparungen realisiert werden können <strong>und</strong><br />
andererseits Investitionskosten reduziert werden.<br />
4.2 Untersuchungen der Membranen<br />
Nach einem Versuchszeitraum von etwa 18 Monaten wurde eine<br />
Membrantasche aus dem mit Granulaten betriebenen Membranmodul<br />
ausgebaut <strong>und</strong> gegen eine neue Tasche ersetzt.<br />
Nach etwa 24 Monaten Betrieb wurde eine weitere Membrantasche<br />
ausgebaut. Die gebrauchten Membrantaschen wurden<br />
hinsichtlich ihres Rückhalts an einer Testsubstanz überprüft.<br />
Neue Membranen weisen einen Rückhalt von mehr als 90 %<br />
der Testsubstanz auf. Die ausgebauten Membranen wiesen<br />
Testsubstanz-Rückhalte von etwa 94 % (nach 18 Monaten Betrieb)<br />
bzw. 90 % (nach 24 Monaten Betrieb) auf. Dies bedeutet,<br />
dass sich der Rückhalt von der eingesetzten Testsubstanz<br />
durch den Betrieb mit Granulaten nicht signifikant ändert. Es<br />
ist zu beachten, dass jeweils nur kleine Membranstücke mit einer<br />
Oberfläche von etwa 42 cm² untersucht werden können<br />
(Rührzellentest). Diese Rückhaltsmessungen deuten darauf<br />
hin, dass sich die Membranporen gegenüber neuen Membranen<br />
nicht verändern.<br />
An den gebrauchten Membranen wurden zudem REM-<br />
Analysen zur visuellen Beurteilung der Membranoberfläche<br />
durchgeführt (Abbildung 5). Anhand der REM-Aufnahmen lassen<br />
sich in einigen Bereichen keine Veränderungen der Membranoberfläche<br />
nachweisen (Abbildung 5, links), in anderen<br />
Bereichen sind Gebrauchsspuren an der Membranoberfläche<br />
zu beobachten (Abbildung 5, rechts). Diese Spuren wurden je-<br />
Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Abb. 5: REM-Aufnahmen (l.: keine Gebrauchsspuren, r.: Gebrauchsspuren)<br />
doch auch bei der Referenzstraße beobachtet <strong>und</strong> lassen sich<br />
nicht mit der Reinigung mit Granulaten erklären.<br />
Insgesamt können anhand der REM-Analyse die Ergebnisse<br />
des Betriebs (keine Veränderung der Permeatqualität) <strong>und</strong> der<br />
Rückhaltsmessungen (keine Veränderungen) bestätigt <strong>und</strong> nur<br />
unwesentliche Veränderungen durch die mechanische Reinigung<br />
beobachtet werden.<br />
5 Vision eines<br />
ressourcenschonenden MBR-Betriebs<br />
Mit den zuvor beschriebenen Optimierungen zum Betrieb von<br />
Membranbelebungsanlagen können MBR-Anlagen in Zukunft<br />
mit einem Energiebedarf, der konventionellen Belebungsanlagen<br />
entspricht, betrieben werden.<br />
1. Erhöhung des Betriebsflusses auf 25 L/(m² � h)<br />
Durch das mechanischer Reinigungsverfahren kann der Betriebsfluss<br />
auf 25 L/(m² � h) bis zu 30 L/(m² � h) gesteigert<br />
werden. Das bedeutet, dass die Anlage ausschließlich<br />
in zwei Flussbereichen betrieben wird:<br />
F 1: 25 bis 30 L/(m² � h) (geregelt über den Füllstand des<br />
Belebungsbeckens) für Trockenwetter<br />
F 2: 40 L/(m² � h) für Regenwetter<br />
Wenn der Füllstand einen gewissen Wert (Setpoint) unterschreitet,<br />
schaltet die Anlage in den Stand-by-Zustand – die<br />
Filtration <strong>und</strong> die Crossflow-Belüftung sind inaktiv.<br />
2. Integration der Membranmodule direkt in die<br />
Belebungsbecken<br />
Durch die neue mechanische Reinigung ist eine Intensivreinigung<br />
der Membranmodule nach heutiger Kenntnis nicht<br />
erforderlich. Daher entfällt der Vorteil der Anordnung im<br />
Filtrationsbecken, <strong>und</strong> die Module können energiesparend<br />
in die Belebungsstufe integriert werden. Dadurch wird der<br />
Sauerstoffeintrag der Crossflow-Gebläse für den biologischen<br />
Abbau der Inhaltsstoffe voll ausgenutzt.<br />
3. Einsatz der neu-entwickelten mechanischen Reinigung<br />
(MCP)<br />
Mit dem MCP-Verfahren können die Membranflüsse signifikant<br />
gesteigert werden <strong>und</strong> führen zu den oben genannten<br />
Optimierungen. Zudem werden ehebliche Mengen an Chemikalien<br />
eingespart, da die Membranreinigung mechanisch<br />
durchgeführt wird.<br />
Auf Gr<strong>und</strong>lage der Optimierungen lässt sich der Energiebedarf<br />
für die Crossflow-Belüftung wie folgt berechnen:<br />
� � ��� ��<br />
�� ��<br />
� ���� � ����<br />
�� �� �� � �� �� �� ��<br />
� ���<br />
�� �� KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Fachbeiträge<br />
Feinsieb<br />
Hebewerk<br />
0,003 kWh/m³<br />
0,012 kWh/m³ Sandfang<br />
0,007 kWh/m³<br />
Rechen<br />
0,0015 kWh/m³<br />
Rechen, Sieb - <strong>und</strong><br />
Sandfanggut<br />
Vorbehandlung<br />
0,024 kWh/m³<br />
Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Belebungsbecken Filtration<br />
0,21 kWh/m³ 0,26 kWh/m³<br />
DN<br />
iRZ 0,016 kWh/m³<br />
<strong>Infrastruktur</strong>: 0,022 kWh/m³<br />
0,54 kWh/m³<br />
Abb. 6: Energieoptimierter MBR-Prozess<br />
N<br />
Belebung<br />
0,23 kWh/m³<br />
ÜSS<br />
0,0004 kWh/m³<br />
Filtration<br />
0,26 kWh/m³<br />
Mit:<br />
5,4 Wh/(m³ � m) theoretischer Energiebedarf zum Einblasen<br />
von Luft (nach [27])<br />
3,5 m Einblastiefe der BIO-CEL ® -Membranmodule<br />
0,35 m³/(m² � h) spezifischer Luftbedarf der BIO-CEL ® -<br />
Membranmodule<br />
40 (m² � h)/m³ Kehrwert des Durchschnittsflusses von 25<br />
L/(m² � h)<br />
[Bei einem Betriebsfluss von 30 L/(m² � h)<br />
ergibt sich ein Energiebedarf von etwa 220<br />
Wh/m³.].<br />
In Abbildung 6 ist der Energiebedarf eines optimierten MBR-<br />
Prozesses mit einem Betriebsfluss von 25 L/(m² � h) dargestellt.<br />
Mit diesen Optimierungen wäre es möglich, zukünftig<br />
MBR-Anlagen im Bereich von 0,5 kWh/m³ zu betreiben.<br />
Der Chemikalienbedarf dieser Verfahrenstechnik lässt sich<br />
zum derzeitigen Kenntnisstand nur schwer einschätzten. In der<br />
Versuchsanlage konnte ein zweijähriger Betrieb ohne Chemikalienzugabe<br />
zur Reinigung aufrecht erhalten werden. Ob sich<br />
dies unter realen Bedingungen ebenso erweisen wird, kann<br />
letztendlich nur durch großtechnische Versuche bestätigt werden.<br />
Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die Intensivreinigungen<br />
komplett entfallen können. Die Zwischenreinigungen<br />
sollten zunächst in reduzierter Form aufrechterhalten werden,<br />
da hierdurch neben der Permeatseite der Membrane auch die<br />
Rohrleitungen von Zeit zu Zeit desinfiziert werden. Somit wird<br />
einer Rückverkeimung von der Permeatseite vorgebeugt. Wird<br />
eine monatliche präventive Zwischenreinigung angewendet,<br />
reduziert sich der Chemikalienbedarf von etwa 0,3 L/(m² � a)<br />
um etwa 50 % auf 0,15 L/(m² � a).<br />
Das entwickelte Verfahren wird derzeit unter realen Bedingungen<br />
(kommunales <strong>Abwasser</strong>) im Rahmen eines von der<br />
Deutsches B<strong>und</strong>esstiftung Umwelt geförderten Projekts in Kooperation<br />
der Microdyn-Nadir GmbH mit der Hochschule Osnabrück<br />
(Prof. Frank P. Helmus <strong>und</strong> Prof. Sandra Rosenberger)<br />
optimiert. Kontakt zu diesem Projekt ist Herr Bareth (E-Mail:<br />
A.Bareth@microdyn-nadir.de).<br />
Dank<br />
Die Autoren bedanken sich bei der Willy-Hager-Stiftung <strong>und</strong><br />
der TU Darmstadt (Fachgebiet <strong>Abwasser</strong>technik, Prof. Peter<br />
Cornel). In einem gemeinsamen Projekt wurden wesentliche<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />
835
836 Fachbeiträge<br />
Erkenntnisse über die MCP-Technologie gemeinsam entwickelt.<br />
Des Weiteren bedanken sich die Autoren bei der Arbeitsgemeinschaft<br />
industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von<br />
Guericke“ e. V. (AiF; ProInno II-Projekt des B<strong>und</strong>esministeriums<br />
für Bildung <strong>und</strong> Forschung) <strong>und</strong> der Hochschule Osnabrück<br />
(Prof. Frank P. Helmus) für die gr<strong>und</strong>legenden Untersuchungen.<br />
Literatur<br />
[1] Bouhabila, E. H., Ben Aim, R., Buisson, H.: Fouling characterisation<br />
in membrane bioreactors, Sep. Purif. Technol. 2000, 22/23, 123–<br />
132<br />
[2] Cicek, N., Suidan, M. T., Ginestet, P., Audic, J. M.: Impact of soluble<br />
organic compo<strong>und</strong>s on permeate flux in an aerobic membrane bioreactor,<br />
Environ. Technol. 2003, 24 (2), 249–256<br />
[3] Drews, A., Vocks, M., Iversen, V., Lesjean, B., Kraume, M.: Influence<br />
of unsteady membrane bioreactor operation on EPS formation and<br />
filtration resistance, Desalination 2006, 192 (1–3), 1–9, Vortrag auf<br />
dem International Congress on Membranes and Membrane Processes<br />
(ICOM 2005, Seoul)<br />
[4] Rosenberger, S., Laabs, C., Lesjean, B., Gnirss, R., Amy, G., Jekel,<br />
M., Schrotter, J.-C.: Impact of colloidal and soluble organic material<br />
on membrane performance in membrane bioreactors for municipal<br />
wastewater treatment, Water Res. 2006, 40 (4), 710–720<br />
[5] Krause, S.: Untersuchungen zum Energiebedarf von Membranbelebungsanlagen,<br />
Verein zur Förderung des Institutes WAR der Technischen<br />
Universität Darmstadt, Band 166, Dissertation, Darmstadt,<br />
2005<br />
[6] Janot, A., Drensla, K., Engelhardt, N.: Energieeinsparung bei Membranbelebungsanlagen<br />
durch ein wirtschaftliches Steuerungssystem,<br />
Vortrag, 8. Aachener Tagung Wasser <strong>und</strong> Membranen,<br />
Tagungsband, Aachen, 2009<br />
[7] Verrecht, B., Judd, S., Guglielmi, G., Brepols, C., Mulder, J. W.: An<br />
aeration energy model for an immersed membrane bioreactor,<br />
Water Res. 2008, 42 (19), 4761–4770<br />
[8] Ministerium für Umwelt, Raumordnung <strong>und</strong> Landwirtschaft des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Energie in Kläranlagen, Handbuch,<br />
Düsseldorf, 1999<br />
[9] Lindner, M., Klegraf, F.: Kläranlage BeiXiaoHe – Design <strong>und</strong> Betrieb<br />
eines der größten Membran-Bioraktoren, Vortrag, 8. Aachener Tagung<br />
Wasser <strong>und</strong> Membranen, Tagungsband, Aachen, 2009<br />
[10] Kanai, M., Churchouse, S., Renvoise, L., Warren, S., Weber, M. Ferre,<br />
V.: Energy saving operation of full-scale municipal MBR wastewater<br />
treatment plants, Vortrag, 8. Aachener Tagung Wasser <strong>und</strong> Membranen,<br />
Tagungsband, Aachen, 2009<br />
[11] Wedi, D., Wild, W., Schade, M., Bleisteiner, S.: Vierjähriger Betrieb<br />
der Membranbelebungsanlage Monheim, Vortrag, 7. Aachener Tagung<br />
Wasser <strong>und</strong> Membranen, Tagungsband, Aachen, 2007<br />
[12] Stein, S., Meyer, J., Ritter, K.: Siebenjährige Betriebserfahrungen mit<br />
Membranbelebungsanlagen – Stand der Optimierungsmaßnahmen,<br />
Vortrag, 7. Aachener Tagung Wasser <strong>und</strong> Membranen, Tagungsband,<br />
Aachen, 2007<br />
[13] Wedi, D., Kexel, S., Resch, H.: Betriebserfahrungen der Kläranlage<br />
Monheim <strong>und</strong> Auswirkungen der Reinigungsleistung auf das Gewässer,<br />
5. Aachener Tagung Siedlungswasserwirtschaft <strong>und</strong> Verfahrenstechnik,<br />
Tagungsband, Aachen, 2003<br />
[14] Engelhardt, N., Janot, A., Drensla, K., Gröning, N.: Die Membranbelebungsanlage<br />
GKW Nordkanal – Betriebsergebnisse mit neuer mechanischer<br />
Vorreinigung, Vortrag, 7. Aachener Tagung Wasser <strong>und</strong><br />
Membranen, Tagungsband, Aachen, 2007<br />
[15] Membranbelebungsverfahren, Merkblatt DWA-M 227 (in Vorbereitung<br />
Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
[16] Itokawa, H., Thiemig, C., Pinnekamp, J.: Design and Operating Experiences<br />
of Municipal MBR in Europe, Water Sci. Technol. 2008, 58<br />
(12), 2319–2327<br />
[17] Seyfried, A.: Bemessung von Membranbioreaktoren kommunaler<br />
Kläranlagen, Schriftenreihe „Gewässerschutz Wasser <strong>Abwasser</strong>“<br />
der RWTH Aachen, Band 188, 27/1, Aachen, 2002<br />
[18] Pinnekamp, J., Friedrich, H. (Hrsg.): Membrantechnik für die <strong>Abwasser</strong>reinigung,<br />
FiW Verlag, Aachen, 2006<br />
[19] Alt, K., Wedi, D.: Bemessung, Konstruktion <strong>und</strong> Ausschreibung kommunaler<br />
Membranbelebungsanlagen, Vortrag, 7. Aachener Tagung<br />
Wasser <strong>und</strong> Membranen, Tagungsband, Aachen, 2007<br />
[20] Thiemig, C., Pinnekamp, J., Schubert, M., Faber, M.: Modeling of a<br />
Membrane Bioreactor using Bayesian Probabilistic Networks, Proceedings,<br />
IWA Regional Conference for Membrane Technologies in<br />
Water and Wastewater Treatment, Moskau, 2008<br />
[21] Thiemig, C., Pinnekamp, J., Kuehn, W., Bruess, U., Schaepers, D.:<br />
Development of design criteria for municipal membrane bioreactors<br />
by a detailed evaluation of critical load situations, Proceedings, IWA<br />
Conference Design and Operation of Membrane Plants for Water,<br />
Wastewater and Industrial Water, Amsterdam, 2008<br />
[22] Thiemig, C., Pinnekamp, J.: Stickstoff-Stoßbelastungen bei kommunalen<br />
MBR – ein Praxisbeispiel, Vortrag, 8. Aachener Tagung Wasser<br />
<strong>und</strong> Membranen, Tagungsband, Aachen, 2009<br />
[23] Niemann, K., Thiemig, C.: Betriebsoptimierung des kommunalen<br />
Membranbioreaktors Eitorf, Vortrag, 8. Aachener Tagung Wasser<br />
<strong>und</strong> Membranen, Tagungsband, Aachen, 2009<br />
[24] Krause, S., Tournier, R., Cornel, P., Siembida, B.: Granulate-driven<br />
Fouling Control in a Submerged Membrane Module for MBR application,<br />
Proceedings IWA World Water Congress and Exhibition,<br />
Wien, 2008<br />
[25] Helmus, F.-P., Krause, S., Meyer-Blumenroth, U., Schirmbeck, M.:<br />
Untersuchungen zum Einsatz der Wirbelschicht in der biologischen<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung mit Membranbelebungsverfahren, Vortrag, 8.<br />
Aachener Tagung Wasser <strong>und</strong> Membranen, Tagungsband, Aachen,<br />
2009<br />
[26] Siembida, B., Cornel, P., Krause, S., Zimmermann, B.: Effect of mechjanical<br />
cleaning with granular material on the permeability of<br />
submerged membranes in the MBR process; Water Research Volume<br />
44, Issue 14, Issue 14, Juli 2010, ISSN 0043-1354<br />
[27] Pöpel, H. J.: Gr<strong>und</strong>lagen zur Optimierung der Belüftung <strong>und</strong> Energieeinsparung,<br />
Verein zur Förderung des Institutes WAR der Technischen<br />
Universität Darmstadt, Band 23, Darmstadt, 1985, 5–31<br />
[28] Thiemig, C.: Die Bedeutung der Filtrationseigenschaften von belebten<br />
Schlämmen beim Betrieb von Membranbioreaktoren, Gesellschaft<br />
zur Förderung der Siedlungswasserwirtschaft an der RWTH<br />
Aachen, Band 226, Dissertation, Aachen, 2011<br />
Autoren<br />
Prof. Dr.-Ing. Stefan Krause<br />
Hochschule Darmstadt<br />
Fachbereich Bauingenieurwesen<br />
Schöfferstraße 3, 64295 Darmstadt<br />
Barbara Zimmermann, M. Sc.<br />
Dr.-Ing. Christoph Thiemig<br />
Microdyn-Nadir GmbH<br />
Rheingaustraße 190–196<br />
65203 Wiesbaden<br />
E-Mail: stefan.krause@h-da.de A<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
838 Fachbeiträge<br />
Zusammenfassung<br />
Im Rahmen eines Forschungsvorhabens wurden Untersuchungen<br />
im Labormaßstab durchgeführt, um die Eliminierungsraten gefährlicher<br />
Stoffe in kommunalen <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />
zu ermitteln. Gr<strong>und</strong>lage der Methodik waren Belebtschlamm-Simulationstests<br />
in Laborkläranlagen in Anlehnung an DIN EN<br />
ISO 11733 („Wasserbeschaffenheit – Bestimmung der Elimination<br />
<strong>und</strong> der biologischen Abbaubarkeit organischer Verbindungen<br />
in einem wässrigen Medium – Belebtschlamm-Simulationstest“<br />
(Stand August/November 2004). Das Untersuchungsprogramm<br />
bestand aus Teilversuchen mit parallelem Betrieb einer<br />
Labor kläranlage mit Nachklärstufe (Modell für konventionelle<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen) <strong>und</strong> einer Laborkläranlage mit<br />
vorgeschalteter Denitrifikation (Modell für weitergehende <strong>Abwasser</strong>behandlung).<br />
Schlagwörter: <strong>Abwasser</strong>reinigung, kommunal, Spurenstoff, anthropogen,<br />
Elimination, Laborversuch, belebter Schlamm, Belebungsverfahren<br />
DOI: 10.3242/kae2011.09.003<br />
Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Untersuchungen zu Vorkommen,<br />
Quellen <strong>und</strong> Eliminationsmöglichkeiten<br />
bestimmter gefährlicher Stoffe in<br />
kommunalen <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />
in Sachsen<br />
Petra Schneider, Nicole Gottschalk (Chemnitz), Thomas Günther, Daniel Zänder (Jena) <strong>und</strong><br />
Uwe Engelmann (Dresden)<br />
1 Veranlassung<br />
Untersuchungen zur Umsetzung der Sächsischen Gewässerverschmutzungsverringerungsverordnung<br />
(SächsGewVVO) [1]<br />
<strong>und</strong> der Sächsischen Wasserrahmenrichtlinienverordnung<br />
(SächsWRRLVO) [2] ermittelten gefährliche Stoffe, die im Ablauf<br />
kommunaler <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen in Sachsen<br />
vorkommen <strong>und</strong> die Qualität der Gewässer potenziell beeinträchtigen.<br />
Zur Planung künftiger Maßnahmen des Gewässerschutzes<br />
werden Kenntnisse der Herkunft <strong>und</strong> der Reduzierungspotenziale<br />
für diese gefährlichen Stoffe benötigt. Hierfür<br />
wurden im Rahmen einer Studie, die im Auftrag des Sächsischen<br />
Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong> Geologie<br />
erarbeitet wurde [3], folgende Schwerpunkte behandelt:<br />
Abstract<br />
Studies on the Presence, Sources, and Removal<br />
Potential of Certain Hazardous Substances in<br />
Municipal Wastewater Treatment Plants in Saxony<br />
Within the framework of a research project, laboratory-scale<br />
tests were carried out to study removal rates of hazardous substances<br />
in municipal wastewater treatment plants. The method<br />
was based on activated sludge simulation tests in laboratoryscale<br />
wastewater treatment plants according to DIN EN ISO<br />
11733 (“Water Quality – Determination of the elimination and<br />
biodegradability of organic compo<strong>und</strong>s in an aqueous medium<br />
– Activated sludge simulation test”) as of August/November<br />
2004. The test programme consisted of partial tests covering the<br />
parallel operation of a laboratory-scale wastewater treatment<br />
plant with a secondary stage (model for conventional wastewater<br />
treatment plants) and a laboratory-scale wastewater treatment<br />
plant with an upstream denitrification stage (model for<br />
advanced wastewater treatment).<br />
Key words: wastewater treatment, municipal, trace element, anthropogenic,<br />
removal, laboratory test, activated sludge, aeration process<br />
● Herkunfts- <strong>und</strong> Eliminationsstudie für 61 gefährliche Stoffe,<br />
● Entwicklung einer Methodik, mit der die Eliminierungsrate<br />
für bestimmte gefährliche Stoffe im Rahmen der biologischen<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung experimentell ermittelt werden<br />
kann (die Labormethode wurde beispielhaft anhand des<br />
Stoffs Nonylphenol verifiziert <strong>und</strong> das Eliminationsverhalten<br />
bei der biologischen <strong>Abwasser</strong>behandlung (ohne <strong>und</strong><br />
mit weitergehender Behandlung) experimentell bestimmt),<br />
● Anwendung der entwickelten Methodik zur Eliminierungsratenbestimmung<br />
auf folgende Stoffgruppen: Nonylphenole,<br />
Nonylphenolethoxylate, hormonaktive Stoffe, Phthalate,<br />
bromierte Diphenylether, Phenoxycarbonsäuren, leicht-<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Fachbeiträge<br />
flüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe (LHKW), Cyanide<br />
<strong>und</strong> Zinnorganika.<br />
Im Rahmen der Laborversuche wurden mit einer Methodik in<br />
Anlehnung an Belebtschlamm-Simulationstests in Laborkläranlagen<br />
gemäß DIN EN ISO 11733 [4] Eliminationsversuche bezüglich<br />
gefährlicher Stoffe während der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
durchgeführt. Besonderes Augenmerk wurde darauf gerichtet,<br />
Bedingungen im Labor zu simulieren, die den Verbleib von gefährlichen<br />
Stoffen während der Zweit- <strong>und</strong> der weitergehenden<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung wiederspiegeln. Die entwickelte Methodik<br />
ermöglicht eine Simulation von kommunalen <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />
mit mechanisch-biologischer <strong>und</strong> weiterführender<br />
Behandlung. Sie erlaubt es außerdem, den Anteil<br />
von biologischen Abbauprozessen einzuschätzen <strong>und</strong> das Eliminierungsverhalten<br />
von einstufigen Anlagen mit biologischer<br />
Gr<strong>und</strong>reinigung <strong>und</strong> von zweistufigen Anlagen mit weitergehender<br />
Behandlung (Stickstoffeliminierung) zu unterscheiden.<br />
2 Gefährliche Stoffe im Kontext<br />
der EG-Wasserrahmenrichtlinie<br />
Der mit der EG-Wasserrahmenrichtlinie (Richtlinie 2000/60/<br />
EG; EG-WRRL) angestrebte gute Zustand der Oberflächen-,<br />
Gr<strong>und</strong>-, Mündungs- <strong>und</strong> Küstengewässer vereinigt den guten<br />
ökologischen <strong>und</strong> den guten chemischen Zustand. Erstgenann-<br />
Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung 839<br />
ter basiert auf biologischen Merkmalen, die durch hydromorphologische<br />
<strong>und</strong> physikochemische Kenngrößen unterstützt<br />
werden. Der gute chemische Zustand leitet sich anhand der Europäischen<br />
Umweltqualitätsstandards (EQS) für Gewässer ab.<br />
In der Richtlinie 2008/105/EG des Europäischen Parlaments<br />
<strong>und</strong> des Rates vom 16. Dezember 2008 über Umweltqualitätsnormen<br />
im Bereich der Wasserpolitik wurden im Anhang I solche<br />
Umweltqualitätsnormen für prioritäre Stoffe <strong>und</strong> bestimmte<br />
andere Schadstoffe festgelegt.<br />
In der EG-WRRL werden „gefährliche Stoffe“ als Stoffe oder<br />
Gruppen von Stoffen definiert, die persistent, bioakkumulierbar<br />
<strong>und</strong> toxisch sind, <strong>und</strong> sonstige Stoffe oder Gruppen von<br />
Stoffen in diese Definition einbezogen, die in ähnlichem Maß<br />
Anlass zu Besorgnis geben. Als „prioritäre Stoffe“ werden von<br />
der EU-Kommission Stoffe benannt, die ein erhebliches Risiko<br />
für die aquatische Umwelt darstellen. In Sachsen sind 2005 für<br />
viele gefährliche Stoffe Qualitätsnormen in der SächsWRRLVO<br />
festgeschrieben worden.<br />
Im Rahmen von Untersuchungen zur Umsetzung der Sächs-<br />
GewVVO <strong>und</strong> der SächsWRRLVO wurden auch gefährliche<br />
Stoffe ermittelt, die im Ablauf kommunaler <strong>und</strong> industrieller<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen in Sachsen vorkommen. <strong>Abwasser</strong>emissionen<br />
können sowohl aus kommunalen <strong>und</strong> industriell-gewerblichen<br />
Punktquellen als auch aus nicht genau lokalisierbaren,<br />
diffusen Quellen, sogenannten „urbanen Flächen“,<br />
stammen (vgl. [5]). Fast alle in Sachsen betriebenen Kläranla-<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9
840 Fachbeiträge<br />
Gruppen ge fährlicher<br />
Stoffe<br />
gen gehören den Kläranlagenkategorien 1 oder 2 an [6]. Entweder<br />
erfolgt in ihnen die gezielte Kohlenstoffeliminierung<br />
durch eine mechanisch-biologische Gr<strong>und</strong>reinigung der Abwässer<br />
(Kategorie 1) oder in den Anlagen wird neben dem<br />
Kohlenstoffabbau auch eine gezielte Stickstoff- <strong>und</strong>/oder Phosphorelimination<br />
betrieben (weitergehende <strong>Abwasser</strong>reinigung,<br />
Kategorie 2). Bisher fehlen für viele der gefährlichen Stoffe<br />
Kenntnisse zur Eliminierbarkeit, die als Gr<strong>und</strong>lage für Maßnahmen<br />
zur Verbesserung der Reinigungsleistung der Anlagen<br />
verwendet werden können. Für die Untersuchungen wurden<br />
die in der Tabelle 1 aufgeführten Stoffe ausgewählt.<br />
3 Methodisches Konzept <strong>und</strong> Versuchsdurchführung<br />
der Eliminationsratenbestimmung<br />
3.1 Methodisches Konzept<br />
für die Untersuchungen<br />
ausgewählte Vertreter<br />
Nonylphenole 4-Nonylphenol<br />
Isononylphenol<br />
Nonylphenolethoxylate<br />
Nonylphenolmonoethoxylat<br />
Nonylphenoldiethoxylat<br />
hormonaktive Stoffe Bisphenol A<br />
Estron<br />
17�-Estradiol<br />
17�-Ethinylestradiol<br />
Phthalate DEHP [Di-(2-ethylhexyl)-phthalat]<br />
bromierte<br />
Diphenylether<br />
Phenoxycarbonsäuren<br />
2,2',4,4',5-Penta-BDE<br />
(Pentabromdiphenylether)<br />
Mecoprop<br />
Dichlorprop<br />
Bentazon<br />
MCPA<br />
Diclofenac<br />
LHKW Trichlormethan<br />
Cyanide Cyanid<br />
Zinnorganika Tributylzinn<br />
Dibutylzinn<br />
Dioctylzinn<br />
Tetrabutylzinn<br />
Triphenylzinn<br />
Tabelle 1: Gruppen gefährlicher Stoffe sowie die für die Versuche<br />
ausgewählten Substanzen<br />
Als Gr<strong>und</strong>lage wurde ein Belebtschlamm-Simulationstest in<br />
Laborkläranlagen in Anlehnung an DIN EN ISO 11733 verwendet.<br />
Dieses normierte Verfahren ist dafür ausgelegt, die<br />
Elimination (das heißt das „Verschwinden“ einer zu prüfenden<br />
Substanz durch Adsorption, Abbau <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />
Aus gasen) zu erfassen. Aus dem Vergleich von Zu- <strong>und</strong> Ablaufwerten<br />
der Prüfsubstanz-Konzentration wird der Eliminierungsgrad<br />
der Substanz ermittelt. Als Kohlenstoff- <strong>und</strong><br />
Energiequellen für die Mikroorganismen dienen ein kontinuierlich<br />
zu- <strong>und</strong> abfließendes synthetisches <strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> die<br />
zugemischte Prüfsubstanz. Die Prüfsubstanz muss dabei wasserlöslich<br />
bzw. dispergierbar sein, <strong>und</strong> sie darf bei der geprüf-<br />
Parameter einstufiger<br />
Reaktor<br />
Reaktorkonfiguration Belebung mit<br />
Nachklärung<br />
Arbeitsvolumen<br />
Denitrifikation (Liter)<br />
Arbeitsvolumen<br />
Belebung (Liter)<br />
Arbeitsvolumen<br />
Nachklärung (Liter)<br />
Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
zweistufiger<br />
Reaktor<br />
Belebung mit<br />
Denitrifikation<br />
<strong>und</strong> Nachklärung<br />
– 4<br />
3 4<br />
1,8 2,3<br />
Tabelle 2: Dimensionen der Laborkläranlagen<br />
a: einstufige Laborkläranlage, b: zweistufige Laborkläranlage, LW: Leitungswasser,<br />
NL: Nähr- <strong>und</strong> Analytlösung, BB: Belebungsbecken (Nitrifikation),<br />
DN: Denitrifikation, NK: Nachklärgefäß (Absetzgefäß), AL: Ablauf,<br />
B: Belüftung, RS: Rücklaufschlamm, RZ: Rezirkulation, ÜS: Überschussschlamm<br />
Abb. 1: Schematischer Aufbau de r Laborkläranlagen [3]<br />
ten Konzentration auf Belebtschlamm-Organismen nicht hemmend<br />
wirken.<br />
Das Untersuchungsprogramm bestand aus Teilversuchen<br />
mit parallelem Betrieb einer Laborkläranlage mit Nachklärstufe<br />
(einstufige Anlage, Modell für konventionelle <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen)<br />
<strong>und</strong> einer Laborkläranlage mit vorgeschalteter<br />
Denitrifikation (zweistufige Anlage, Modell für weitergehende<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung). Für die Untersuchungen wurden<br />
zwei baugleiche Laborbelebungsanlagen verwendet (KLD 4N/<br />
SR-Laborkläranlage, Behr Labortechnik), die Parameter der<br />
eingesetzten Anlagen sind in Tabelle 2 genannt.<br />
Die einstufige Laborkläranlage wurde zur Simulation der<br />
Zweitbehandlung (Kohlenstoffeliminierung) betrieben, die<br />
zweistufige Anlage diente zur Simulation der gezielten Stickstoffeliminierung<br />
im Rahmen der weitergehenden <strong>Abwasser</strong>behandlung.<br />
Der prinzipielle Ablauf des <strong>Abwasser</strong>behandlungsprozesses<br />
folgte dem in Abbildung 1 dargestellten Schema. Der<br />
zu untersuchende Analyt wurde dem Zulauf in definierten Konzentrationen<br />
beigemischt. Bei der einstufigen Anlage fließt das<br />
analythaltige <strong>Abwasser</strong> direkt vom Zulauf in die Belebung <strong>und</strong><br />
wird einer aeroben Behandlung durch Rührung <strong>und</strong> Belüftung<br />
unterzogen. Im Nachklärer erfolgt eine Trennung von Schlamm<br />
<strong>und</strong> behandeltem <strong>Abwasser</strong>, das über den Ablauf die Kläranlage<br />
verlässt. Der abgesetzte Schlamm des Nachklärers wurde regelmäßig<br />
in die Belebung rezirkuliert. Bei der Anlage mit Denitrifikation<br />
fließt das <strong>Abwasser</strong> in die Denitrifikation <strong>und</strong> wird<br />
dort ohne zusätzliche Belüftung mit dem belebten Schlamm<br />
durch Rührung vermischt. Die Schlammsuspension fließt per<br />
Überlauf aus der Denitrifikation in die Belebung. In dieser Stu-<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Fachbeiträge<br />
Eintrag<br />
(Anlagenzulauf)<br />
[mg/Woche]<br />
Transformation / Endabbau / Ausgasung<br />
(berechnete Bilanzlücke)<br />
Austrag Schlamm<br />
(Schlammentnahme)<br />
[mg/Woche]<br />
Austrag<br />
(Anlagenablauf)<br />
[mg/Woche]<br />
Abb. 2: Vereinfachte Darstellung der Bilanzströme der g efährlichen<br />
Stoffe in der Kläranlage<br />
fe wird eine aerobe Behandlung durch intensive Rührung <strong>und</strong><br />
Belüftung erreicht. Im Nachklärer erfolgt eine Trennung von<br />
Schlamm <strong>und</strong> behandeltem <strong>Abwasser</strong>, Letzteres wird über den<br />
Ablauf aus der Anlage abgegeben. Der abgesetzte Schlamm des<br />
Nachklärers sowie der Schlamm aus dem Belebungsgefäß werden<br />
intern rezirkuliert <strong>und</strong> in das Denitrifikationsgefäß zurückgeführt.<br />
An der Verteilung <strong>und</strong> Eliminierung von gefährlichen Stoffen<br />
in <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen sind mehrere physikalische<br />
<strong>und</strong> biologische Prozesse beteiligt (Abbildung 2). Die der<br />
Kläranlage zugeführte Fracht der gefährlichen Stoffe (Eintrag)<br />
kann durch biologischen Abbau bzw. Biotransformation<br />
eliminiert werden. Bedingung hierfür ist, dass ihre prinzipielle<br />
biologische Abbaubarkeit gegeben ist. Außerdem können<br />
Sorptionsprozesse zu einer Abscheidung <strong>und</strong> Anreicherung<br />
der Substanz an der Schlamm-Matrix beitragen. In Form der<br />
Überschussschlamm-Entnahme wird die geb<strong>und</strong>ene Targetsubstanz<br />
auf diesem Weg eliminiert. Die Anteile der Substanz,<br />
die weder abgebaut werden noch geb<strong>und</strong>en vorliegen,<br />
verlassen über den Ablauf die Anlage als nicht eliminierter<br />
Rest (Austrag). Für die Bilanzierung der Eliminierung der gefährlichen<br />
Stoffe werden die Analysenwerte von Wochenmischproben<br />
zugr<strong>und</strong>e gelegt. Die Notwendigkeit dafür ergibt<br />
sich aus dem begrenzten täglichen Anfall an Überschussschlamm,<br />
der für Einzelmessungen zu gering ist. Die Zusammenfassung<br />
von arbeitstäglich gewonnenen Proben zu<br />
Wochenmischproben gewährleistet gleichzeitig eine Vereinheitlichung<br />
von Messwerten.<br />
Die Frachtberechnung erfolgte auf Wochenbasis <strong>und</strong> bezog<br />
den mittleren Wochenvolumenstrom, die wöchentliche Schlammentnahme<br />
<strong>und</strong> die Konzentration der Targetsubstanzen im<br />
Zu- <strong>und</strong> Ablauf ein. Die Bilanzlücke zwischen Ein- <strong>und</strong> Austragsfracht<br />
wurde als Eliminierung bewertet. Diese umfasst sowohl<br />
den biologischen Abbau als auch physikalische Eliminierungspozesse<br />
(Ausgasen). Der Bewertungszeitraum der Untersuchungen<br />
muss ausreichend lang gewählt sein, um sicherzustellen,<br />
dass der Prozess der <strong>Abwasser</strong>reinigung unter dem<br />
Einfluss der gefährlichen Stoffe nicht wesentlich beeinflusst<br />
wird <strong>und</strong> um außerdem eine ausreichende Anzahl von Wochenmischproben<br />
zu erlangen.<br />
3.2 Versuchsbedingungen<br />
Prozessparameter der Kläranlagen<br />
Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Als wesentliche Prozessfaktoren wurden die hydraulische<br />
Verweilzeit <strong>und</strong> das Schlammalter der Anlagen geregelt. Beide<br />
Parameter unterscheiden sich deutlich in Kläranlagen mit me-<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />
841
842 Fachbeiträge<br />
Parameter Einheit einstufige zweistufige<br />
Anlage Anlage<br />
mittlere hydraulische<br />
Verweilzeit<br />
h 6 14<br />
Schlammalter<br />
(gesamt)<br />
Verhältnis Zufluss :<br />
d 8 20<br />
Rückführung<br />
(Nachklärgefäß)<br />
Verhältnis Zufluss :<br />
% 225 240<br />
Rückführung<br />
(von Belebung in<br />
Denitrifikation)<br />
% – 240<br />
Konzentration des<br />
belebten Schlamms<br />
g TM/l 3–5 3–5<br />
O2-Konzentration im<br />
Belebungsgefäß<br />
mg/l 2–4 2–4<br />
O2-Konzentration im<br />
Denitrifikationsgefäß<br />
mg/l – � 0,3<br />
pH-Wert 7,5 ± 0,5 7,5 ± 0,5<br />
Temperatur °C 20–25 20–25<br />
Tabelle 3: Prozessparameter der Versuchsanlagen<br />
chanisch-biologischer bzw. mit weitergehender Reinigung<br />
(Tabelle 3).<br />
Das Schlammalter wurde auf Werte � 8 Tage eingestellt.<br />
Unter diesen Bedingungen ist ein Kohlenstoffabbau, jedoch<br />
keine gezielte Stickstoffeliminierung erreichbar. In der zweistufigen<br />
Anlage sollte eine Stickstoffeliminierung durch Nitrifikation/Denitrifikation<br />
erreicht werden. Es wurde deshalb<br />
mit verlängerten hydraulischen Verweilzeiten des <strong>Abwasser</strong>s<br />
von 14 h <strong>und</strong> mit einem Gesamtschlammalter von 20 Tagen<br />
gearbeitet. Unter diesen Bedingungen ist es auch langsam<br />
wachsenden nitrifizierenden Bakterien möglich, eine stabile<br />
Populationsdichte aufrechtzuerhalten. Als Impfschlamm der<br />
beiden Anlagen wurde Rücklaufschlamm der Kläranlage Je-<br />
Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
na-Zwätzen verwendet. Der Zusatz der gefährlichen Stoffe<br />
zum synthetischen <strong>Abwasser</strong> erfolgte in Form einer Methanol-<br />
Stammlösung, die ein definiertes Gemisch der Verbindungen<br />
enthielt.<br />
Das den Reaktoren zulaufende synthetische <strong>Abwasser</strong> bestand<br />
aus definierten Substraten. Der CSB-Nominalwert des<br />
synthetischen <strong>Abwasser</strong>s betrug ca. 300 mg O 2/l. Das entspricht<br />
einem DOC von ca. 130 mg C/l. Über zwei parallel betriebene<br />
Schlauchpumpen wurden den Reaktoren das Nährlösungskonzentrat<br />
sowie Leitungswasser getrennt in definierten<br />
Volumenströmen zugeführt, die nach Vereinigung im Anlagenzulauf<br />
das synthetische <strong>Abwasser</strong> ergaben (Tabelle 4).<br />
Das Probenahmeregime gliederte sich in arbeitstägliche,<br />
dreitägige <strong>und</strong> wöchentliche Probenahmen. Die im wöchentlichen<br />
Rhythmus entnommenen Proben wurden als Wochenmischprobe<br />
analysiert (bestehend aus fünf arbeitstäglich gewonnenen<br />
Einzelproben). Die erfassten Messwerte bzw. Parameter<br />
sowie die verwendeten Methoden sind in Tabelle 5 zusammengefasst.<br />
Jeweils ein Liter dieser Wochenmischprobe<br />
wurde zur Bestimmung der gefährlichen Stoffe verwendet. Zur<br />
Gewinnung von Feststoffproben wurden arbeitstäglich aus den<br />
Belebungsanlagen Schlammsuspensionen entnommen, die zu<br />
Wochenmischproben vereinigt wurden. In der zweistufigen Anlage<br />
wurde sowohl das Belebungs- als auch das Denitrifikationsgefäß<br />
beprobt.<br />
Parameter Einheit Häufigkeit Methode<br />
Anlagenzufluss ml/min arbeitstäglich Erfassung des Volumenstromes pro Minute<br />
Anlagenabfluss l/d arbeitstäglich Erfassung des Ablaufvolumens pro Tag<br />
Temperatur °C arbeitstäglich DIN 38 404 (C4)<br />
pH-Wert arbeitstäglich DIN 38 404 (C5) 1984-01<br />
Gelöst-Sauerstoff mg/l arbeitstäglich DIN EN 25814 (G22) 1992-11<br />
Abfiltrierbare Stoffe g/l 2 � pro Woche DIN 38409 (H2) 1987-03<br />
Schlammvolumenindex ml/g 3 � pro Woche DEV S 10<br />
CSB mg O2/l WMP DIN 38 409 (H41) 1980-12<br />
DOC mg/l WMP DIN EN 1484 (H3) 1997-08<br />
Ammoniumstickstoff (NH4-N) mg/l WMP DIN EN ISO 11 732 (E23) 1997-09<br />
Nitratstickstoff (NO3-N) mg/l WMP DIN EN ISO 10 304-1 (D19) 1995-03<br />
Nitritstickstoff (NO2-N) mg/l WMP DIN EN 26 777 (D10) 1993-04<br />
Kjeldahl-Stickstoff (TKN) mg/l nach Bedarf DIN EN 25 663 (H11)<br />
WMP: Wochenmischproben<br />
Tabelle 5: Erfasste Messwerte <strong>und</strong> chemisch-analytische Parameter<br />
Parameter Konzentration [mg/l]<br />
Pepton 160<br />
Fleischextrakt 110<br />
Harnstoff 30<br />
Dikaliumhydrogenphosphat 28<br />
Natriumchlorid 7<br />
Calciumchlorid-dihydrat 4<br />
Magnesiumsulfat-heptahydrat 2<br />
Natriumhydrogencarbonat 196<br />
Tabelle 4: Zusammensetzung des synthetischen <strong>Abwasser</strong>s (nach<br />
DIN 38412 L26)<br />
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Fachbeiträge<br />
Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung 843<br />
Substanz Bestimmungsmethode Bestimmungsgrenze nominale<br />
Wasser<br />
[μg/l]<br />
Schlamm<br />
[mg/kg]<br />
Zulaufkonzentration<br />
[μg/l]<br />
4-Nonylphenol, Isononylphenol in Anlehnung an ISO/CD 18857 1 1 100<br />
Nonylphenolethoxylat<br />
(Mono-, Di-)<br />
in Anlehnung an ISO/CD 18857 50 10 1000<br />
Diethylhexylphthalat (DEHP) nach Extraktion Analyse des DEHP mittels<br />
GC/MS<br />
1 5 500<br />
Bisphenol A mittels Festphasenextraktion an LiChrolut<br />
EN angereichert <strong>und</strong> mit Methanol/<br />
Essigsäureethylester eluiert, nach Derivatisierung<br />
GC/MS quantifiziert<br />
0,1 0,1 50<br />
Estron, 17�-Estradiol,<br />
17�-Ethinylestradiol<br />
mittels Festphasenextraktion an LiChrolut<br />
EN angereichert <strong>und</strong> mit Methanol/Essig -<br />
säureethylester eluiert, nach Derivatisierung<br />
Bestimmung der Analyten mittels LC/MS<br />
0,1 1 10<br />
Pentabromdiphenylether DEV S 20 bzw. DIN 38414-20 0,1 0,1 50<br />
Mecoprop, Dichlorprop,<br />
Bentazon, MCPA<br />
DEV F 20 bzw. DIN EN ISO 15913 0,1 0,01 20<br />
Diclofenac DEV F 20 bzw. DIN EN ISO 15913 0,1 0,01 10<br />
Trichlormethan DIN EN ISO 10 301 (F4) 1 0,1 500<br />
Cyanid DIN EN ISO 14403 (Flüssigphase);<br />
DIN ISO 11262 (Festphase)<br />
2 0,1 100<br />
Tributylzinn, Dibutylzinn, Nach Extraktion mittels GC-MS analysiert.<br />
Dioctylzinn, Tetrabutylzinn, Das Verfahren wurde in Anlehnung nach 0,01 0,01 10<br />
Triphenylzinn<br />
DIN ISO 23161 durchgeführt.<br />
Tabelle 6: Bestimmungsmethoden <strong>und</strong> -grenzen der gefährlichen Stoffe für Wasser- <strong>und</strong> Feststoffproben <strong>und</strong> nominale Konzentration<br />
der Substanzen im Zulauf der Kläranlagen<br />
Die zu untersuchenden gefährlichen Substanzen kommen<br />
im <strong>Abwasser</strong> in meist sehr geringen Konzentrationen vor (μg/l-<br />
bis ng/l-Bereich). Die Elimination der Stoffe muss deshalb über<br />
eine sehr empfindliche, substanzspezifische Analytik im Wasser<br />
<strong>und</strong> im Schlamm quantifiziert werden. Daraus ergeben sich<br />
spezifische Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Analytik.<br />
In Tabelle 6 sind Bestimmungsgrenzen der gefährlichen<br />
Versuchs- Dauer eingesetzte Stoffe<br />
durchlauf [Wochen]<br />
A 12 p-Isononylphenol<br />
B 12 Pentabromdiphenylether, Bisphenol<br />
A, 4-Nonylphenol<br />
C 16 Trichlormethan, Mecoprop,<br />
4-Nonylphenol<br />
D 11 Nonylphenolethoxylate, Tributylzinn,<br />
DEHP, Cyanid<br />
E 11 17�-Estradiol, 17�-Ethinylestradiol,<br />
Estron, Tetrabutylzinn, Dibutylzinn,<br />
Dioctylzinn, Dichlorprop, MCPA,<br />
Bentazon<br />
F 11 17b-Estradiol, 17��-Ethinylestradiol,<br />
Estron, Bisphenol A, Diclofenac<br />
G 10 Triphenylzinn, Tributylzinn,<br />
Tetrabutylzinn, Dibutylzinn,<br />
Dioctylzinn<br />
Tabelle 7: Eingesetzte Stoffe pro Versuchsdurchlauf<br />
Stoffe für die Matrizes Wasser <strong>und</strong> Schlamm aufgeführt. Die<br />
für die Untersuchungen verwendeten Analysenmethoden<br />
sollten die in Tabelle 6 aufgeführten Mindestanforderungen<br />
erfüllen.<br />
Versuchsdurchführung <strong>und</strong> Ergebnisse<br />
Die Untersuchungen wurden im Zeitraum 2006 bis 2009 sukzessive<br />
in sieben Versuchsdurchläufen durchgeführt (Tabelle<br />
7). Die Mehrzahl der gefährlichen Stoffe wurde einmal getestet,<br />
für einige Verbindungen wurde die Testung wiederholt.<br />
Auf der Gr<strong>und</strong>lage der entwickelten Methodik wurde für<br />
zahlreiche gefährliche Stoffe das Eliminierungsverhalten bei<br />
der biologischen <strong>Abwasser</strong>behandlung (ohne sowie mit weitergehender<br />
Behandlung) unter definierten Bedingungen experimentell<br />
ermittelt. Tabelle 8 zeigt die im Labor ermittelten Eliminationsraten<br />
der gefährlichen Stoffe aus dem <strong>Abwasser</strong> der<br />
einstufigen <strong>und</strong> der zweistufigen Labor-Belebungsanlage.<br />
Für alle Stoffe, ausgenommen Pentabromdiphenylether,<br />
wurden die Versuche erfolgreich durchgeführt. Für 2,2',4,4',5-<br />
Pentabromdiphenylether konnten während des Versuchsdurchlaufes<br />
keine belastbaren Eliminationswerte ermittelt werden.<br />
Die geringe Wasserlöslichkeit <strong>und</strong> der hohe logK OW-Wert der<br />
Substanz bedingten experimentelle Schwierigkeiten. Es ergaben<br />
sich Hinweise, dass die Substanz im zulaufenden <strong>Abwasser</strong><br />
nicht homogen verteilt war <strong>und</strong> sich wahrscheinlich in starkem<br />
Maß an Oberflächen der Versuchseinrichtung anlagerte.<br />
Eine Bilanzierung der Elimination von Pentabromdiphenylether<br />
war damit nicht möglich.<br />
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844 Fachbeiträge<br />
Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Gruppen gefährlicher Stoffe untersuchte Stoffe Eliminationsrate [%]<br />
einstufige Anlage<br />
(Belebung)<br />
zweistufige Anlage<br />
(Denitrifikation<br />
<strong>und</strong> Belebung)<br />
Nonylphenole 4-Nonylphenol 81 91<br />
p-Isononylphenol 83 88<br />
Nonylphenol ethoxylate Nonylphenolmono- <strong>und</strong> diethoxylat 96 99<br />
hormonaktive Stoffe Estron 94 91<br />
17�-Estradiol 62 78<br />
17�-Ethinylestradiol 68 71<br />
Bisphenol A 85 93<br />
Phthalate DEHP 90 97<br />
bromierte Diphenylether 2,2',4,4',5-Penta-BDE n. b. n. b.<br />
Phenoxycarbonsäuren MCPA 60 40<br />
Bentazon 19 35<br />
Dichlorprop 28 27<br />
Mecoprop 58 83<br />
Diclofenac 58 48<br />
LHKW Trichlormethan 95 97<br />
Cyanide Cyanid 63 100<br />
Zinnorganika Tetrabutylzinn 89 94<br />
n. b.: nicht ermittelbar<br />
Dioctylzinn 84 96<br />
Dibutylzinn 50 47<br />
Tributylzinn 70 79<br />
Triphenylzinn 62 69<br />
T abelle 8: Eliminationsraten der gefährlichen Stoffe aus dem <strong>Abwasser</strong> der einstufigen <strong>und</strong> der zweistufigen Labor-Belebungs anlagen.<br />
Die Werte sind als Ablaufkonzentration in % des Zulaufs angegeben.<br />
4 Schlussfolgerungen<br />
Als Fazit der Laborversuche ist abzuleiten, dass die Eliminationsraten<br />
gefährlicher Stoffe in Kläranlagen sehr unterschiedlich<br />
sind. Während ausgewählte Pestizide nur in geringem Umfang<br />
eliminiert werden, werden für Nonylphenolethoxylate,<br />
Phthalate <strong>und</strong> Trichlormethan hohe Eliminationsraten mit bis<br />
zu 99 % ermittelt. Dabei wurde festgestellt, dass diese Stoffe<br />
sowohl in der einstufigen als auch der zweistufigen Anlage mit<br />
hoher Effizienz eliminiert werden, während für andere gefährliche<br />
Stoffe signifikante Unterschiede ermittelt wurden. Dies<br />
betrifft beispielsweise Mecoprop (der Unterschied in der Eliminationsrate<br />
zwischen einfacher <strong>und</strong> weitergehender Behandlung<br />
beträgt 25 Prozentpunkte), Bentazon (16 Prozentpunkte)<br />
sowie Cyanid, das nur mit weitergehender Behandlung vollständig<br />
entfernt werden konnte (der Unterschied zur einstufigen<br />
Behandlung beträgt 37 Prozentpunkte). Für folgende Stoffe<br />
sind unterdurchschnittliche Eliminationsraten festzustellen:<br />
Bentazon (� 40 %), Dichlorprop (� 30 %) <strong>und</strong> Dibutylzinn<br />
(� 50 %).<br />
Stellt man eine Reihenfolge oder Klassifizierung der gefährlichen<br />
Stoffe bezüglich ihrer Eliminierbarkeit auf, dann ist die<br />
Mehrzahl der Stoffe der Gruppe mit der höchsten Eliminierungsrate<br />
(� 80 %) zuzuordnen: 4-Nonylphenol, p-Isononylphenol,<br />
Nonylphenolethoxylate, DEHP, Estron, Bisphenol A,<br />
Trichlormethan, Tetrabutylzinn <strong>und</strong> Dioctylzinn.<br />
Zur Gruppe von gefährlichen Stoffen mit mittleren Eliminierungsraten<br />
(60 % bis 80 %) gehören: 17�-Estradiol,<br />
17�-Ethinyl estradiol, MCPA, Mecoprop, Diclofenac, Tributylzinn<br />
<strong>und</strong> Triphenylzinn.<br />
Die folgenden gefährlichen Stoffe zeigten geringe Eliminierungsraten<br />
(� 50 %): Bentazon, Dichlorprop <strong>und</strong> Dibutylzinn.<br />
Aus den Laborversuchen ist abzuleiten, dass bei der Eliminierung<br />
der meisten untersuchten Stoffe kein belegbarer<br />
signifikanter Unterschied zwischen einstufiger biologischer<br />
Behandlung <strong>und</strong> weitergehender Behandlung festgestellt<br />
werden kann. Ausgenommen hiervon sind ausgewählte Pestizide,<br />
wie Mecoprop <strong>und</strong> Bentazon, sowie Cyanid. Weiterhin<br />
ist festzuhalten, dass in der Regel keine vollständige Elimination<br />
erfolgt. Trotz <strong>Abwasser</strong>reinigung in der Kläranlage<br />
können gefährliche Stoffe in Konzentrationen oberhalb der<br />
gewässerbezogenen Qualitätskennwerte die Vorfluter erreichen.<br />
Literatur<br />
[1] Verordnung des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt <strong>und</strong><br />
Landwirtschaft über die Verringerung der Gewässerverschmutzung<br />
durch Qualitätsziele <strong>und</strong> Programme (Gewässerverschmutzungsverringerungsverordnung<br />
– SächsGewVVO) vom 1. Juni 2001, SächsGV-<br />
Bl., S. 202, zuletzt geändert durch Verordnung vom 7. Dezember<br />
2004, SächsGVBl., S. 610<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Fachbeiträge<br />
[2] Verordnung des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt <strong>und</strong><br />
Landwirtschaft zur Bestandsaufnahme, Einstufung <strong>und</strong> Überwachung<br />
der Gewässer (Sächsische Wasserrahmenrichtlinienverordnung –<br />
SächsWRRLVO) vom 7. Dezember 2004, SächsGVBl., S. 610, zuletzt<br />
geändert durch Verordnung vom 26. Juni 2008, SächsGVBl., S. 456<br />
[3] Schneider, P., Günther, T., Gottschalk, N., Zänder, D.: Gefährliche<br />
Stoffe in Kläranlagen – Untersuchungen zu Vorkommen, Quellen <strong>und</strong><br />
Eliminationsmöglichkeiten bestimmter gefährlicher Stoffe in kommunalen<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen in Sachsen, Schriftenreihe des<br />
Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong> Geologie,<br />
Heft 5/2010<br />
www.smul.sachsen.de/lfl/publikationen/download/4673_1.pdf<br />
[4] DIN EN ISO 11733: Wasserbeschaffenheit – Bestimmung der Elimination<br />
<strong>und</strong> der biologischen Abbaubarkeit organischer Verbindungen in<br />
einem wässrigen Medium – Belebtschlamm-Simulationstest, Beuth,<br />
Berlin, 2004<br />
[5] Sächsisches Landesamt für Umwelt <strong>und</strong> Geologie: Emissionsbericht<br />
<strong>Abwasser</strong> – Zweite Bestandsaufnahme der <strong>Abwasser</strong>emissionen im<br />
Freistaat Sachsen, 2005/2006, Dresden, 2007<br />
www.umwelt.sachsen.de/umwelt/wasser/download/EBAbw2007.pdf<br />
[6] Sächsisches Staatsministerium für Umwelt <strong>und</strong> Landwirtschaft:<br />
Lagebericht 2008 – Kommunale <strong>Abwasser</strong>beseitigung im Freistaat<br />
Sachsen, Dresden, 2009<br />
www.smul.sachsen.de/umwelt/wasser/download/<br />
Lagebericht_2008_SMUL(1).pdf<br />
Autoren<br />
Dr. Petra Schneider, Dipl.-Ing. Nicole Gottschalk<br />
C&E Consulting <strong>und</strong> Engineering GmbH<br />
Jagdschänkenstraße 52, 09117 Chemnitz<br />
Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung 845<br />
Dr. Thomas Günther, Dipl.-Ing. (FH) Daniel Zänder, M. Sc.<br />
Eurofins Umwelt Ost GmbH<br />
Löbstedter Straße 78, 07749 Jena<br />
Dr. Uwe Engelmann<br />
Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong><br />
Geologie<br />
Pillnitzer Platz 3, 01326 Dresden<br />
E-Mail: p.schneider@cue-chemnitz.de A<br />
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846 Fachbeiträge<br />
Zur Zukunft von Niederschlagswasser-<br />
<strong>und</strong> Kleineinleiterabgabe<br />
Erik Gawel (Leipzig)<br />
Zusammenfassung<br />
Das <strong>Abwasser</strong>abgabengesetz sieht neben der Belastung von<br />
Schmutzwassereinleitungen durch Direkteinleiter auch pauschalierte<br />
Abgabepflichten für Niederschlagswasser <strong>und</strong> sogenannte<br />
Kleineinleitungen vor. Im Zuge einer Überprüfung der<br />
<strong>Abwasser</strong>abgabe auf ihre Lenkungseignung <strong>und</strong> konzeptionelle<br />
Stimmigkeit im Rahmen einer fortentwickelten Gewässer-Bewirtschaftungskonzeption<br />
durch die europäische Wasserrahmenrichtlinie<br />
stellt sich auch die Frage, ob <strong>und</strong> in welcher Form<br />
die pauschalierten Abgabepflichten für Niederschlagswasser <strong>und</strong><br />
Kleineinleitungen lenkungspolitisch fortzuentwickeln sind.<br />
Schlagwörter: Recht, <strong>Abwasser</strong>abgabengesetz, <strong>Abwasser</strong>abgabe, Niederschlagswasserabgabe,<br />
Kleineinleiterabgabe<br />
DOI: 10.3242/kae2011.09.004<br />
1 Problemstellung<br />
Das <strong>Abwasser</strong>abgabengesetz (AbwAG) sieht neben der Belastung<br />
von Schmutzwassereinleitungen durch Direkteinleiter (§<br />
3) auch pauschalierte Abgabepflichten für Niederschlagswasser<br />
(§ 7) <strong>und</strong> sogenannte Kleineinleitungen (§ 8) vor. Damit<br />
hält das AbwAG streng genommen drei verschiedene Abgabeformen<br />
bereit [1], wobei die jeweils pauschalierten Heranziehungen<br />
von Niederschlagsentwässerungen <strong>und</strong> Kleineinleitungen<br />
stets im Schatten der gewässergütepolitisch bedeutsameren<br />
Schmutzwasserabgabe stehen. Im Zuge einer Überprüfung<br />
der <strong>Abwasser</strong>abgabe auf ihre Lenkungseignung <strong>und</strong> konzeptionelle<br />
Stimmigkeit im Rahmen einer fortentwickelten Gewässer-Bewirtschaftungskonzeption<br />
durch die Wasserrahmenrichtlinie<br />
(WRRL) [2] stellt sich auch die Frage, ob <strong>und</strong> in welcher<br />
Form die bislang eher unter Verwaltungsvereinfachungsgesichtspunkten<br />
grob pauschalierten Abgabepflichten für Niederschlagswasser<br />
<strong>und</strong> Kleineinleitungen lenkungspolitisch fortzuentwickeln<br />
sind.<br />
2 Niederschlagswasserabgabe nach § 7 AbwAG<br />
Die Berechnung <strong>und</strong> Festsetzung der <strong>Abwasser</strong>abgabe auf Niederschlagswassereinleitungen<br />
(Niederschlagswasserabgabe –<br />
Abstract<br />
The Future of Rainwater Fees and Fees<br />
for Small Discharger<br />
Recht<br />
In addition to levies on the discharge of wastewater by direct<br />
discharges, the German Wastewater Charges Act also contains<br />
the obligation to pay a lump-sum fee for rainwater discharge<br />
and for so-called small discharges. In the wake of a review of<br />
wastewater levies to determine whether they are a suitable control<br />
tool and whether they are in line with an updated water resources<br />
management approach enshrined in the European Water<br />
Framework Directive, the question arises whether or not,<br />
and in which way, the obligation to pay a lump-sum fee for<br />
rainwater and small discharges should be further developed as<br />
a control tool.<br />
Key words: law, Wastewater Charges Act, wastewater levy, rainwater<br />
fee, small discharger fee<br />
§ 7 AbwAG) (hierzu auch [3, 4]) erfolgt im Vergleich zur Veranlagung<br />
des Schmutzwassers stark vereinfacht <strong>und</strong> pauschaliert,<br />
indem es gr<strong>und</strong>sätzlich weder auf tatsächliche Schadparameter<br />
noch auf eine gemessene <strong>Abwasser</strong>menge ankommt. Zudem haben<br />
die Länder nach § 7 Abs. 2 AbwAG die Möglichkeit zu bestimmen<br />
„unter welchen Voraussetzungen die Einleitung von<br />
Niederschlagswasser ganz oder zum Teil abgabefrei bleibt“. Für<br />
die Veranlagung unterscheidet das AbwAG zwischen öffentlicher<br />
<strong>und</strong> privater Niederschlagswasserbeseitigung, ohne Einleitungen<br />
im Misch- oder Trennsystem zu differenzieren:<br />
● Öffentliche Niederschlagswasserbeseitigung: Die über eine<br />
öffentliche Kanalisation mit dem Niederschlagswasser einleitbaren<br />
bzw. eingeleiteten Schmutzfrachten werden nicht<br />
spezifiziert, sondern pauschal berechnet. Es wird unterstellt,<br />
dass 12 % der anfallenden Schmutzfracht über Niederschlagswassereinleitungen<br />
in die Gewässer gelangen:<br />
Die Zahl der an die Kanalisationsnetze angeschlossenen<br />
Einwohner wird dazu mit 0,12 multipliziert (§ 7 Abs. 1 Satz<br />
1 AbwAG).<br />
● Private Niederschlagswasserbeseitigung: Mithilfe einer anderen<br />
Berechnungsformel, doch ebenfalls pauschal, erfolgt die<br />
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Fachbeiträge<br />
Ermittlung der Niederschlagswasserabgabe für die Entwässerung<br />
von gewerblichen Flächen. Hier werden 18 Schadeinheiten<br />
je Hektar zu Gr<strong>und</strong>e gelegt (§ 7 Abs. 1 Satz 2 AbwAG).<br />
Gemäß § 10 Abs. 1 Nr. 4 AbwAG entfällt eine Abgabepflicht<br />
für die Entwässerung von kleineren gewerblich genutzten<br />
Flächen von bis zu 3 ha.<br />
Gewässerschutzrelevant wird Niederschlagswasser, das von befestigten<br />
<strong>und</strong> abflusswirksamen Flächen abgeleitet wird, einerseits<br />
durch erhöhte hydraulische Belastungen, die sowohl die<br />
Gewässermorphologie schädigen als auch zu einer unnatürlich<br />
hohen Abdrift der Organismen führen können (siehe dazu<br />
[5]). Zudem kann eine signifikante stoffliche Belastung des Gewässerökosystems<br />
eintreten. Für die ökologischen Auswirkungen<br />
sind das Verhältnis des Volumenstroms zum Gewässerabfluss<br />
sowie die Häufigkeit <strong>und</strong> die Dauer der Ereignisse relevant<br />
(vgl. [6]). Vor dem Hintergr<strong>und</strong> des in Deutschland andauernden<br />
Flächenverbrauchs für Siedlung <strong>und</strong> Verkehr, der<br />
immer noch bei leicht rückläufiger Tendenz bei etwa 100 ha pro<br />
Tag liegt [7], bleiben Niederschlagswasserableitung <strong>und</strong> -behandlung<br />
künftig noch verstärkt auf der gewässergütepolitischen<br />
Agenda. Zugleich werden die rechtlichen Anforderungen<br />
an die Niederschlagswasserbehandlung zunehmend aus Sicht<br />
des Gewässerschutzes formuliert (zum Beispiel in den Anhängen<br />
zur <strong>Abwasser</strong>verordnung – AbwV). Hinsichtlich der Lenkungswirkung<br />
einer <strong>Abwasser</strong>abgabe auf Niederschlagswassereinleitungen<br />
ist eine Abkopplung von abflusswirksamen Flächen,<br />
die gezielte Nutzung von Retentionsbodenfilterung (vgl.<br />
[8, 9]), die allgemeine Reinigungsleistung des Einleiters sowie<br />
die technische Getrenntführung von Niederschlagswasser<br />
(Trennsystem) relevant.<br />
Die Pauschalierung der <strong>Abwasser</strong>abgabe im Bereich der<br />
Niederschlagsentwässerung ist zunächst dem Umstand geschuldet,<br />
dass bisher keine flächendeckende Erfassung der eingeleiteten<br />
Schadstofffrachten möglich ist. Eine kontinuierliche<br />
Messung ist weder für die Volumenströme noch für die Schad-<br />
Recht 847<br />
stoffkonzentrationen mit vertretbarem Aufwand möglich. Mangels<br />
geeigneter technischer Lösungen <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> der Vielzahl<br />
der Einleitungsstellen ist eine flächendeckende Ermittlung<br />
illusorisch. Dennoch lässt sich auch bei pauschalierter Bemessung<br />
die Frage nach einer verursachungsgerechten Lenkungskonzeption<br />
stellen. Kritisch wird in diesem Zusammenhang an<br />
der derzeitigen Niederschlagswasserveranlagung der fehlende<br />
Flächenbezug bei der öffentlichen Niederschlagswassereinleitung,<br />
die Nichtberücksichtigung von Trenn- <strong>und</strong> Mischsystem<br />
der Einleitung, die fehlende Referenz auf die ordnungsrechtlichen<br />
Anforderungen <strong>und</strong> die Ausnahmeregelungen der Länder<br />
gesehen (dazu insbesondere [10]):<br />
● Die angeschlossene, abflusswirksame Fläche wird als wesentliche,<br />
verursachungsgerechte Einflussgröße für den<br />
Niederschlagswasserabfluss gesehen, bleibt aber bei den<br />
Kommunen, die über den größten Anteil der insgesamt angeschlossenen<br />
Flächen verfügen, gänzlich unberücksichtigt.<br />
● Weiterhin ist für die Abgabenbemessung gemäß AbwAG<br />
nicht relevant, ob die Flächen im Trenn- oder im Mischsystem<br />
entwässern. Die <strong>Abwasser</strong>abgabe kann insoweit nur<br />
eingeschränkt eine verursachergerechte Heranziehung zu<br />
den Umwelt- <strong>und</strong> Ressourcenkosten im Gewässer bewirken.<br />
● Bislang fehlt eine Referenz auf die ordnungsrechtlichen Anforderungen<br />
an die Niederschlagswasserbehandlung, die<br />
für die Schmutzwasserabgabe im AbwAG typisch ist. Eine<br />
vollzugsunterstützende Funktion entfällt soweit.<br />
● Die Länder machen in unterschiedlicher Weise Gebrauch<br />
von der vollständigen oder teilweisen Befreiung von der<br />
Niederschlagswasserabgabe gemäß § 7 Abs. 2 AbwAG: So<br />
ermöglicht etwa § 73 Abs. 2 LWG NW eine vollständige Befreiung<br />
von der Niederschlagswasserabgabe, wenn die „Anlagen<br />
zur Beseitigung des Niederschlagswassers <strong>und</strong> deren<br />
Betrieb den dafür in Betracht kommenden Regeln der Technik“<br />
entsprechen. Im Vergleich zur Schmutzwasserabgabe,<br />
wo nach § 9 Abs. 5 AbwAG maximal eine Reduzierung um<br />
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848 Fachbeiträge<br />
50 % möglich ist, wird hier eine besondere Begünstigung<br />
geschaffen, obwohl die Einleitung <strong>und</strong> die damit einhergehende<br />
Belastung des Gewässers auch bei Einhaltung der vorausgesetzten<br />
Anforderungen weniger quantifizierbar ist als<br />
bei kontinuierlichen Schmutzwasser-Einleitungen [11]. Im<br />
Schrifttum wird daher „eine Vielzahl länderspezifischer<br />
Ausnahmeregelungen“ beklagt [12], die bis zu einer völligen<br />
Abgabebefreiung reichen.<br />
Zwar ist eine Pauschalierung der Veranlagung auf absehbare<br />
Zeit aus Transaktionskostengründen unabwendbar; aufgr<strong>und</strong><br />
der tendenziell zunehmenden Relevanz der Niederschlagsentwässerung<br />
für den Gewässerschutz (Klimawandel, Versiegelung,<br />
steigende ordnungsrechtliche Anforderungen) ist aber eine<br />
Prüfung der Verursachergerechtigkeit der Lenkungswirkung<br />
angezeigt, soweit dies ohne unvertretbaren Bürokratieaufwand<br />
leistbar erscheint. Dies betrifft die Heranziehung der (notfalls<br />
geschätzten) abflusswirksamen Fläche bei öffentlicher Entwässerung<br />
<strong>und</strong> die Berücksichtigung des technischen Ableitungssystems<br />
(Trenn- oder Mischsystem). Eine gezielte Referenz auf<br />
ordnungsrechtliche Anforderungen erscheint weniger sinnvoll,<br />
um der Niederschlagswasserabgabe eigenständige Lenkungspotenziale<br />
zu erhalten [13]. Die gegenwärtigen Befugnisse der<br />
Länder zur Suspendierung der Niederschlagswasserabgabe erscheinen<br />
vor dem Hintergr<strong>und</strong> des Auftrages aus Art. 9 WRRL<br />
als zu weitgehend.<br />
3 Kleineinleiterabgabe nach § 8 AbwAG<br />
Auch die Festsetzung der <strong>Abwasser</strong>abgabe für sogenannte<br />
Kleineinleitungen (hierzu auch [14, 15, 3, 4] im Sinne der §§<br />
8 Abs. 1 Satz 1, 9 Abs. 2 Satz 1 AbwAG, das heißt für solche<br />
<strong>Abwasser</strong>einleitungen, bei denen weniger als acht Kubikmeter<br />
je Tag Schmutzwasser aus Haushaltungen <strong>und</strong> ähnliches<br />
Schmutzwasser eingeleitet werden, erfolgt pauschal (§ 8 Abs.<br />
1 Satz 1 AbwAG). Dabei wird zunächst nicht der Einleiter<br />
selbst, sondern die entsorgungspflichtigen Körperschaft des öffentlichen<br />
Rechts abgabepflichtig (§ 9 Abs. 2 Satz 2 AbwAG).<br />
Als Bemessungsgr<strong>und</strong>lage dient die Hälfte der nicht an die öffentliche<br />
Kanalisation angeschlossenen Einwohner als Anzahl<br />
der Schadeinheiten (§ 8 Abs. 1 Satz 1 AbwAG). Dem liegt die<br />
Annahme zugr<strong>und</strong>e, dass die dezentralen <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />
die Hälfte der zugeführten Schmutzfracht eliminieren<br />
[16].<br />
Obgleich der Anschlussgrad an die öffentliche Kanalisation<br />
b<strong>und</strong>esweit 2004 bei 96 % lag (bei allerdings starker länderspezifischer<br />
Streuung von 83 bis 100 %) [17], wird in den r<strong>und</strong><br />
1,5 Millionen Kleinkläranlagen (<strong>und</strong> abflusslosen Gruben [18])<br />
vor allem im ländlichen Raum <strong>und</strong> Siedlungsrandlagen [19]<br />
ein Risiko für das Gr<strong>und</strong>wasser gesehen, soweit der Reinigungsgrad<br />
von dezentralen Kleinkläranlagen gering <strong>und</strong> deren<br />
Dichte pro Flächeneinheit groß ist [20].<br />
Kritisch bezüglich der gewässerschonenden Lenkungswirkung<br />
dieser Konstruktion werden insbesondere die Veranlagung<br />
der Kommunen anstelle der Einleiter, die fehlende Berücksichtigung<br />
der Reinigungsleistung der Anlagen, der zu geringe<br />
Abgabesatz, gesetzessystematische Unzulänglichkeiten<br />
sowie die umfassenden Befreiungsregelungen gesehen [21]:<br />
● Durch die ersatzweise <strong>und</strong> einwohnerpauschale Heranziehung<br />
der entsorgungspflichtigen Kommunen ist der Len-<br />
Recht<br />
kungsanreiz – analog zur Indirekteinleiterproblematik – für<br />
die Betreiber der Kleinkläranlagen fraglich: Den Kommunen<br />
ist freigestellt, wie sie die Weitergabe des Abgabenanteils an<br />
die betroffenen Einwohner gestaltet; eine Differenzierung<br />
nach Reinigungsgraden der unterschiedlichen Anlagen findet<br />
in der Regel nicht statt. Anreize, die Ablaufergebnisse<br />
zu verbessern <strong>und</strong> den Schmutzfrachtanfall zu reduzieren,<br />
werden durch eine Bemessung nach angeschlossenen Einwohnern<br />
<strong>und</strong> eine Heranziehung nur der Kommunen nicht<br />
gesetzt [22]. Für den Anlagenbetreiber entsteht insbesondere<br />
auch keine Anreizwirkung, die Anlagentechnik den<br />
ordnungsrechtlich geforderten Mindeststandards anzupassen<br />
[23]. In diesem Zusammenhang wird angemahnt,<br />
durch Schaffung einer unmittelbaren Lenkungswirkung<br />
beim Anlagenbetreiber (durch verursachergerechte Überwälzung)<br />
eine Reduzierung der emittierten Schmutzfrachten<br />
zu erzielen [24]. Zwar ist eine direkte Veranlagung einer<br />
siebenstelligen Anzahl von Klein- <strong>und</strong> Kleinstanlagen zu<br />
einer individuellen Abgabe (anstelle der r<strong>und</strong> 10 000 zentralen<br />
Kläranlagen) angesichts des damit verb<strong>und</strong>enen Verwaltungsaufwandes<br />
illusorisch; mit Blick auf den „Verwaltungsaufwand,<br />
der in Kommunen für die Erhebung einer<br />
gesplitteten <strong>Abwasser</strong>gebühr aufgr<strong>und</strong> des zu pflegenden<br />
Datenumfangs zu leisten ist,“ erscheint aber die „Forderung<br />
einer anlagenspezifischen Bemessung“ durchaus zumutbar<br />
[24].<br />
● Die Bemessung nach § 8 Abs. 1 Satz 1 AbwAG (halbe Einwohnerzahl<br />
als Schadeinheitenanzahl) erscheint angesichts<br />
der typischen Reinigungsleistung der Anlagen zu gering<br />
[22]. Zudem ergebe sich ein Wertungswiderspruch, da nach<br />
§ 8 Abs. 1 Satz 1 bereits relativ hohe Reinigungswirkungen<br />
von Kleinkläranlagen zugr<strong>und</strong>e gelegt würden, die von dem<br />
in § 8 Abs. 2 Satz 2 AbwAG vorausgesetzten Anforderungsniveau<br />
zwecks Entfallens der Abgabepflicht (allgemein anerkannte<br />
Regeln der Technik, ordnungsgemäße Schlammentsorgung)<br />
nicht überboten werden könne [25].<br />
● Die umfassenden Befreiungsregeln nach § 8 Abs. 2 Satz 1<br />
AbwAG (Ermächtigung der Länder zur Freistellung von der<br />
Abgabepflicht) <strong>und</strong> § 8 Abs. 2 Satz 2 AbwAG (b<strong>und</strong>esrechtliche<br />
Freistellung bei Einhaltung der allgemein anerkannten<br />
Regeln der Technik <strong>und</strong> ordnungsgemäßer Schlammbeseitigung)<br />
erscheinen ebenfalls zu weitgehend [26]. So entlässt<br />
§ 73 Abs. 1 LWG NW Kleineinleitungen unter den an §<br />
8 Abs. 2 Satz 2 AbwAG angelehnten Voraussetzungen aus<br />
der Abgabepflicht. Nisipeanu [22] kritisiert, dass dies geschehe,<br />
„unabhängig davon, ob die Anlage genehmigt oder<br />
überhaupt genehmigungsfähig ist, <strong>und</strong> unabhängig davon,<br />
ob aus dieser Anlage legal oder illegal eingeleitet wird.“<br />
Trotz aller Kritik wird auch die gegenwärtige Ausgestaltung als<br />
wichtiger Beitrag zum Lastenausgleich (Ausgleichsfunktion der<br />
Abgabe) <strong>und</strong> zur Gleichbehandlung der Einleitungen gesehen<br />
[22].<br />
Im Lichte des Auftrags aus Art. 9 WRRL <strong>und</strong> zur stimmigen<br />
Stärkung des Lenkungsauftrags der <strong>Abwasser</strong>abgabe sollte eine<br />
Überprüfung stattfinden mit Blick auf eine differenzierte<br />
Veranlagung nach Reinigungsleistung der Kleinkläranlagen<br />
<strong>und</strong> die im Vergleich zu anderen Einleitungen angemessene<br />
Höhe der Abgabenlast; die Befreiungsregelungen sollten vereinheitlicht<br />
<strong>und</strong> auf ein lenkungspolitisch angemessenes Maß<br />
zurückgeführt werden.<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Fachbeiträge<br />
Anmerkungen/Literatur<br />
[1] Dazu auch: Nisipeanu, P.: Einsparpotenziale bei der <strong>Abwasser</strong>abgabe<br />
– Hinweise für Betreiber, Natur <strong>und</strong> Recht 2007 (2), 148–155<br />
[2] Siehe dazu den Abschlussbericht des diesbezüglichen UBA-Forschungsvorhabens:<br />
Gawel, E., Köck, W., et al.: Weiterentwicklung<br />
von <strong>Abwasser</strong>abgabe <strong>und</strong> Wasserentnahmeentgelten zu einer umfassenden<br />
Wassernutzungsabgabe, Berlin, 2011<br />
[3] Köhler, H., Meyer, C. C.: <strong>Abwasser</strong>abgabengesetz (AbwAG) – Kommentar,<br />
2. Aufl., Beck, München, 2006<br />
[4] Kotulla, M.: <strong>Abwasser</strong>abgabengesetz, Kohlhammer, Stuttgart, 2005<br />
[5] Ministerium für Umwelt, Raumordnung <strong>und</strong> Landwirtschaft des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen (MUNLV): Richtlinie für naturnahe Unterhaltung<br />
<strong>und</strong> naturnahen Ausbau der Fließgewässer in Nordrhein-<br />
Westfalen, RdErl. d. MUNLV v. 6. April 1999 – IV B 8-2512-22898<br />
[6] Arbeitsblatt ATV-A 128: Richtlinien für die Bemessung <strong>und</strong> Gestaltung<br />
von Regenentlastungsanlagen in Mischwasserkanälen, Hennef,<br />
1992<br />
[7] www.umweltb<strong>und</strong>esamt.de/boden-<strong>und</strong>-altlasten/boden/gefaehrdungen/flaeche.htm,<br />
Ziel der B<strong>und</strong>esregierung ist eine Begrenzung<br />
auf 30 ha pro Tag bis zum Jahr 2020.<br />
[8] Hillenbrand, T., Böhm, E.: Kosten-Wirksamkeit von Maßnahmen im<br />
Bereich der Regenwasserbehandlung <strong>und</strong> -bewirtschaftung, KA<br />
2004, 51 (8), 837–843<br />
[9] Brunner, P. G.: Bodenfilter zur Regenwasserbehandlung im Misch<strong>und</strong><br />
Trennsystem, Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg,<br />
Handbuch Wasser 4, Heft 10, 1998<br />
[10] Palm, N. J.: Beitrag zur Erweiterung des Einsatzes ökonomischer Instrumente<br />
im Rahmen einer gesamtheitlichen Flussgebietsbewirtschaftung,<br />
Reihe „Gewässerschutz – Wasser – <strong>Abwasser</strong>“ (GWA),<br />
Aachen, 2006; S. 56 f., 78 ff.<br />
[11] Weiß, G., Brombach, H.: Kritische Bewertung der Immissionsbelastung<br />
der Gewässer durch Regenwassereinleitungen, in: Dohmann,<br />
M. (Hrsg.): 37. Essener Tagung für Wasser- <strong>und</strong> <strong>Abfall</strong>wirtschaft, Aachen,<br />
2004<br />
[12] Lit. [10], S. 79<br />
[13] Hierzu mit Blick auf das AbwAG insgesamt: Lit. [2], Kapitel 2<br />
Recht 849<br />
[14] Tiemann, J.: Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung durch Kleinkläranlagen <strong>und</strong><br />
abflußlose Gruben, Städte- <strong>und</strong> Gemeinderat 1989, 279–284<br />
[15] Dedy, H., Herra, W.: Die Kleineinleiterabgabe nach der Änderung<br />
des § 53 Abs. 4 LWG, Städte- <strong>und</strong> Gemeinderat 1993, 78–87<br />
[16] Nisipeanu, P.: <strong>Abwasser</strong>abgabenrecht – Ein Wegweiser durch b<strong>und</strong>es-<br />
<strong>und</strong> landesrechtliche Vorschriften sowie durch den Vollzug des<br />
<strong>Abwasser</strong>abgabenrechts, Blackwell, Berlin, 1997, S. 94 ff.<br />
[17] www.bmu.de/gewaesserschutz/fb/abwasser_priv_haushalte/<br />
doc/3145.php<br />
[18] Das in abflusslosen Gruben gesammelte <strong>Abwasser</strong> wird in der Regel<br />
nach Sammlung <strong>und</strong> Transport vollständig den zentralen kommunalen<br />
Kläranlagen zugeführt, ist infolgedessen dort im Rahmen der Abgabenbemessung<br />
erfasst <strong>und</strong> somit hier nicht weiter relevant.<br />
[19] Dohmann, M.: Perspektiven der Membrantechnik – Anlagen in der<br />
<strong>Abwasser</strong>technik – Anwendungen in der dezentralen <strong>Abwasser</strong>behandlung,<br />
Internationales <strong>Abwasser</strong>symposium „Wasser – wesentlich<br />
für das Leben, aber schwer zugänglich für viele Menschen“,<br />
Berching, 24. September 2004<br />
[20] Nisipeanu, Lit. [16], S. 101, spricht von Anlagen, „deren baulicher<br />
Zustand […] <strong>und</strong> deren Betrieb <strong>und</strong> Reinigungsleistung wie auch<br />
letztlich die aus solchen Anlagen erfolgende Einleitung in ein Gewässer<br />
[vielfach] wasserwirtschaftlich völlig unbefriedigend“ seien.<br />
[21] Dazu auch Lit. [10], S. 81 f., Lit. [16], S. 101 f.<br />
[22] So auch Lit. [16], S. 101<br />
[23] Lit. [10], S. 56<br />
[24] Lit. [10], S. 81<br />
[25] Lit. [16], S. 102<br />
[26] So auch Lit. [16], S. 101, der die landesrechtlichen Ausnahmetatbestände<br />
für „unbefriedigend“ hält.<br />
Autor<br />
Prof. Dr. Erik Gawel<br />
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ<br />
Department Ökonomie<br />
Permoserstraße 15, 04318 Leipzig<br />
E-Mail: erik.gawel@ufz.de A<br />
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850 Fachbeiträge<br />
Effizienz <strong>und</strong> Nachhaltigkeit<br />
kommunaler Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>en<br />
Jörg Felmeden, Thomas Kluge (Frankfurt a. M.) <strong>und</strong> Bernhard Michel (Darmstadt)<br />
Zusammenfassung<br />
Die kommunale Wasserversorgung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>entsorgung mit<br />
ihren überwiegend zentral ausgerichteten, kapital- <strong>und</strong> energieintensiven<br />
Strukturen stehen aufgr<strong>und</strong> klimatischer <strong>und</strong> demografischer<br />
Veränderungen, einer teilweise erheblichen Verringerung<br />
des Wasserbedarfs, aber auch wegen den sich verändernden<br />
energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Anforderungen<br />
vor großen Herausforderungen. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />
stellt sich die Frage, inwieweit eine Umstrukturierung (Transformation)<br />
der kommunalen Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>systeme zu ökonomisch<br />
<strong>und</strong> ökologisch nachhaltigen <strong>und</strong> effizienten Lösungen<br />
beitragen kann. Ökoeffizienz-Analysen unterschiedlicher Szenarien<br />
zeigen, dass ein <strong>Infrastruktur</strong>umbau hin zu einer nachhaltigeren<br />
<strong>und</strong> effizienteren Ressourcennutzung technisch <strong>und</strong> kostenseitig<br />
realisierbar ist. Voraussetzungen dafür sind unter anderem<br />
die Einbindung bestehender Netze <strong>und</strong> Anlagen, die Substitution<br />
von Trinkwasser durch Betriebswasser (aufbereitetes<br />
Regen-/Grauwasser), die Mobilisierung der Energiepotenziale<br />
des <strong>Abwasser</strong>s <strong>und</strong> die stoffliche Verwertung von <strong>Abwasser</strong>inhaltsstoffen.<br />
Ein solcher Transformationsprozess wird aufgr<strong>und</strong><br />
der langen Lebensdauer der vorhandenen Netze <strong>und</strong> Anlagen sowie<br />
der damit verb<strong>und</strong>enen Kapitalbindung nur schrittweise<br />
umgesetzt werden können <strong>und</strong> mehrere Jahrzehnte erfordern.<br />
Schlagwörter: Wirtschaft, <strong>Abwasser</strong>reinigung, Wasseversorgung,<br />
kommunal, <strong>Infrastruktur</strong>, zentral, dezentral, Ökoeffizienz, Stoffbilanz,<br />
Energiebilanz, Kosten, Umweltökonomie, Varianten, Transformation,<br />
Ressource, Demographie, eneuerbare Energien<br />
DOI: 10.3242/kae2011.09.005<br />
1 Einleitung<br />
Die heutige kommunale Wasserwirtschaft beruht auf einem<br />
über lange Zeiträume gewachsenen <strong>und</strong> zentral ausgerichteten<br />
<strong>Infrastruktur</strong>system, bestehend aus Netzen <strong>und</strong> Anlagen der<br />
Wasserversorgung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>beseitigung. Etwa 99 % der<br />
Bevölkerung in Deutschland werden von der öffentlichen Wasserversorgung<br />
mit Trinkwasser versorgt, etwa 95 % leiten ihr<br />
<strong>Abwasser</strong> über die öffentliche Kanalisation in entsprechende<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen ein [1]. Die Wasserversorgungsleitungen<br />
in Deutschland haben ohne Berücksichtigung der<br />
Hausanschlussleitungen eine Länge von schätzungsweise r<strong>und</strong><br />
500 000 km [2]. Die Gesamtlänge der öffentlichen <strong>Abwasser</strong>kanalisation<br />
beträgt etwa 541 000 km, wobei Mischwasserkanäle<br />
mit ca. 44 % überwiegen [1]. Die einzelnen Systemkomponenten<br />
der Wasserinfrastruktur weisen sehr unterschiedliche<br />
Wirtschaft<br />
Abstract<br />
Efficiency and Sustainability of Municipal Water<br />
Infrastructures<br />
Due to climate as we as demographic change, a substantial decline<br />
in water demand in some areas, but also due to changing<br />
framework conditions and requirements for the energy sector,<br />
municipal water supply and disposal companies with their<br />
largely centralized, capital intensive and energy intensive structures<br />
are facing great challenges. Against this backgro<strong>und</strong>, the<br />
question is to what extent a restructuring (transformation) of<br />
municipal water infrastructure systems can contribute to economically<br />
and ecologically sustainable and efficient solutions.<br />
Eco-efficiency analyses of different scenarios have shown that it<br />
is technically and economically feasible to upgrade existing infrastructures<br />
to facilitate a sustainable and efficient use of resources.<br />
This requires, inter alia, the integration of existing networks<br />
and plants, the substitution of drinking water by process<br />
water (rainwater/grey water), mobilizing the energy potential<br />
of wastewater and recycling the materials contained in wastewaters.<br />
Due to the long life span of existing networks and plants<br />
and the associated tied-up capital, such a transformation process<br />
will have to be implemented step by step and over several<br />
decades.<br />
Key words: economy, wastewater treatment, water supply, municipal,<br />
infrastructure, centralized, decentralized, eco-efficiency, materials<br />
balance, energy balance, costs, environmental economics, variants,<br />
transformation, resource, demography, renewable energies<br />
Nutzungsdauern auf. Sie liegen für die Bauwerke in der Regel<br />
bei 50 Jahren, für die technischen Anlagen in der Größenordnung<br />
von 25 Jahren <strong>und</strong> für die Leitungsinfrastruktur (<strong>Abwasser</strong>kanäle;<br />
Wasserleitungen) bei bis zu 100 Jahren.<br />
Die Schadensraten bei den Versorgungsleitungen, den<br />
Hausanschlussleitungen <strong>und</strong> den Rohrnetzarmaturen lagen in<br />
den letzten Jahren auf einem konstant niedrigen Niveau von<br />
durchschnittlich weniger als zehn Schäden je 100 km Versorgungsleitung<br />
<strong>und</strong> Jahr. Im Bereich der <strong>Abwasser</strong>beseitigung<br />
sind jedoch beispielsweise ca. 20 % der öffentlichen <strong>Abwasser</strong>kanalisation<br />
kurz- bis mittelfristig <strong>und</strong> zusätzlich ca. 21,5 %<br />
langfristig sanierungsbedürftig [2]. Für den daraus ersichtlichen<br />
hohen Sanierungsbedarf wird angenommen, dass sich<br />
dieser in den kommenden Jahren weiter verschärfen wird, da<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Fachbeiträge<br />
die derzeitige Investitionstätigkeit als nicht nachhaltig gilt [3].<br />
Die Investitionen der <strong>Abwasser</strong>wirtschaft in die entsprechenden<br />
<strong>Infrastruktur</strong>systeme betrugen im Jahr 2009 ca. 4,6 Milliarden<br />
Euro [4]. Der jährliche Aufwand umfasst vor allem Aufwendungen<br />
für die Substanzerhaltung sowie die Anpassung<br />
<strong>und</strong> Optimierung der vorhandenen Systeme.<br />
Die auf zentralen Strukturen basierende Wasserwirtschaft<br />
ist sehr energieintensiv. Dies gilt insbesondere für <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen.<br />
So gehören Kläranlagen mit ca. 20 % des<br />
kommunalen Strombedarfs zu den größten kommunalen Energieverbrauchern<br />
noch vor Schulen, Krankenhäusern oder Straßenbeleuchtung<br />
[5]. Das Energieeinsparpotenzial ist entsprechend<br />
hoch <strong>und</strong> gerät zunehmend in den betriebs- <strong>und</strong> energiewirtschaftlichen<br />
Fokus.<br />
Bisher wenig genutzt wird zudem die im <strong>Abwasser</strong> enthaltene<br />
Wärme. <strong>Abwasser</strong> verlässt die Gebäude mit Temperaturen<br />
von über 20 °C. Dieses „regenerative“ Energiepotenzial nicht zu<br />
nutzen, würde bedeuten, ein massives Wärmeloch in unseren<br />
zunehmend energieeffizienten Gebäuden bestehen zu lassen.<br />
Ähnliches gilt für die im <strong>Abwasser</strong> enthaltenen biogenen Inhaltsstoffe,<br />
die ebenfalls einer energetischen Verwertung zugeführt<br />
werden können.<br />
Das gemessen an seinen gesellschaftlichen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />
sowie den erreichten Umwelt- <strong>und</strong> Hygienestandards erfolgreiche<br />
<strong>Infrastruktur</strong>modell steht gegenwärtig vor unterschiedlichen<br />
Herausforderungen. Seine Rahmenbedingungen<br />
verändern sich zum Teil deutlich <strong>und</strong> werden sich auf die künftige<br />
Konzeption <strong>und</strong> Auslegung der <strong>Infrastruktur</strong> auswirken [6,<br />
7]. Hierzu zählen unter anderem:<br />
● abnehmende Bevölkerungszahlen <strong>und</strong> sinkende spezifische<br />
Wasserbedarfe der Haushalte <strong>und</strong> der Gewerbebetriebe,<br />
● Verknappung von natürlichen Ressourcen <strong>und</strong> Anstieg der<br />
Preise für Energie <strong>und</strong> Rohstoffe,<br />
● Klimawandel mit seinen globalen <strong>und</strong> regionalen Auswirkungen<br />
auf die Wasserwirtschaft,<br />
● veränderter energiepolitischer Rahmen aufgr<strong>und</strong> von Zielvorgaben<br />
<strong>und</strong> rechtlichen Entwicklungen auf europäischer<br />
<strong>und</strong> nationaler Ebene.<br />
Die kapitalintensiven Systeme der Wasser-<strong>Infrastruktur</strong> mit hoher<br />
Lebensdauer <strong>und</strong> ausgeprägten Pfadabhängigkeiten (Leitungsgeb<strong>und</strong>enheit)<br />
besitzen eine eingeschränkte Flexibilität<br />
<strong>und</strong> können nur sehr schwerfällig an sich verändernde Rahmenbedingungen<br />
angepasst werden [8].<br />
Andererseits haben in den letzten Jahren, teilweise ausgehend<br />
von der Industriewasserwirtschaft, neue Technologien<br />
<strong>und</strong> veränderte Vorgehensweisen in die Siedlungswasserwirtschaft<br />
Einzug gehalten, sodass vereinzelt auch schon von einem<br />
„Paradigmenwechsel“ gesprochen wird [9]. Der Forschungsverb<strong>und</strong><br />
netWORKS hat im Rahmen einer Technikrecherche<br />
eine Bestandsaufnahme ausgewählter nationaler <strong>und</strong><br />
internationaler Erfahrungen <strong>und</strong> Projekte zu technischen Möglichkeiten<br />
der alternativen Gestaltung städtischer Ver- <strong>und</strong> Entsorgungsinfrastruktur<br />
durchgeführt. Darin werden die verfügbaren<br />
technischen Möglichkeiten aufgezeigt <strong>und</strong> Praxisbeispiele<br />
nachhaltiger Sanitärkonzepte hinsichtlich ihrer Chancen <strong>und</strong><br />
Risiken bewertet [10]. Pilotvorhaben haben deutlich gemacht,<br />
dass Stofftrennung <strong>und</strong> neuartige Kombinationen von <strong>Abwasser</strong><br />
<strong>und</strong> Frischwasser prinzipiell möglich sind (vgl. [11]).<br />
Wirtschaft 851<br />
Diese Innovationen im Bereich alternativer Wasserver- <strong>und</strong><br />
-entsorgungstechnologien wurden bisher allerdings ausschließlich<br />
auf der Ebene von wenigen, kleinskaligen Modellprojekten<br />
umgesetzt. Aus den punktuellen Erfahrungen dieser Projekte eines<br />
experimentellen Wohnungs- <strong>und</strong> Städtebaus heraus alleine<br />
können jedoch noch keine verallgemeinernden Schlüsse <strong>und</strong> Hinweise<br />
für eine Einführung in größerem Maßstab <strong>und</strong> die Kombination<br />
mit vorhandenen Anlagen <strong>und</strong> Netzen gezogen werden.<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> hat der Forschungsverb<strong>und</strong> net-<br />
WORKS mit dem Projekt „Transformationsmanagement für eine<br />
nachhaltige Wasserwirtschaft“ gemeinsam mit Ver- <strong>und</strong> Entsorgungsunternehmen<br />
aus sechs Untersuchungskommunen langfristig<br />
tragfähige Angebots- <strong>und</strong> <strong>Infrastruktur</strong>konzepte entwickelt<br />
[12]. Einen Untersuchungsschwerpunkt bildete die Frage,<br />
inwieweit semi- <strong>und</strong> dezentrale Lösungen ökonomisch <strong>und</strong> ökologisch<br />
effizienter sind <strong>und</strong> im existierenden betrieblichen Rahmen<br />
sukzessive angewandt bzw. umgesetzt werden können. Die<br />
Bewertung unterschiedlicher Systemalternativen (Szenarien)<br />
zum Transformationsmanagement umfasst die betriebswirtschaftlichen<br />
Aspekte aus Sicht der Ver- <strong>und</strong> Entsorgung, volkswirtschaftliche<br />
Kosten-Nutzen-Bewertungen von Systemvarianten<br />
sowie die umweltökonomischen Kriterien der Ressourcennutzung.<br />
Auf der Gr<strong>und</strong>lage dreier Systemvarianten (Ausgangszustand<br />
<strong>und</strong> zwei Szenarien) wurde hierzu das Verfahren der<br />
Ökoeffizienz-Analyse zur Bewertung der strategischen Alternativen<br />
von kommunalen Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>en weiterentwickelt<br />
<strong>und</strong> an die spezifische Fragestellung angepasst [13].<br />
2 Konzeption <strong>und</strong> Vorgehensweise<br />
2.1 Modellstadt „netWORKS“<br />
Um eine systematische Analyse <strong>und</strong> Bewertung von Szenarien<br />
der kommunalen Wasser-<strong>Infrastruktur</strong> zu ermöglichen, wurde,<br />
ausgehend von generalisierbaren, städtebaulichen Gegebenheiten<br />
in nahezu allen deutschen Großstädten, das Siedlungsstrukturmodell<br />
„netWORKS“ konzipiert. Diese Modellstadt ist<br />
monozentrisch gegliedert <strong>und</strong> weist die in Tabelle 1 beschriebenen<br />
siedlungsstrukturellen <strong>und</strong> wasserwirtschaftlichen Eckdaten<br />
auf.<br />
Merkmal Wert<br />
Siedlungsfläche<br />
(Bruttobauland – BBL)<br />
5000 ha<br />
Besiedlungsdichte 100 Einwohner/ha BBL<br />
Arbeitsplatzdichte 50 Arbeitsplätze/ha BBL<br />
mittlerer Jahresniederschlag 650 mm/a<br />
Anteil versiegelter Fläche 35 %<br />
Abflussbeiwert 0,8<br />
Verhältnis Misch-/Trennsystem 60/40<br />
spezifischer Trinkwasserbedarf<br />
(Einwohner)<br />
45 m3 /(E � a)<br />
spezifischer Trinkwasserbedarf<br />
(Arbeitsplatz)<br />
10,5 m3 /(AP � a)<br />
Fremdwasseranfall 2000 m3 /ha BBL<br />
Tabelle 1: Siedlungsstrukturelle <strong>und</strong> wasserwirtschaftliche Eckdaten<br />
der Modellstadt „netWORKS“<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9
852 Fachbeiträge<br />
9<br />
10<br />
Peripherie<br />
Geschoss-<br />
wohnungen 11<br />
Peripherie p<br />
Peripherie p<br />
Freizeit-/<br />
Streu-<br />
8<br />
Sportparks<br />
2<br />
siedlungen 12<br />
Peripherie<br />
Innenstadt-<br />
Innenstadt<br />
Peripherie<br />
1- <strong>und</strong> 2-<br />
randlage<br />
Industrie-<br />
Familienhäuser 7<br />
Innenstadt- InnenstadtrandlageMischgebiet<br />
3<br />
Innenstadtrandlage<br />
gebiet<br />
Geschosswohnungen<br />
g<br />
1<br />
Innenstadt<br />
Gewerbegebiet<br />
13<br />
Peripherie<br />
6<br />
KKern<br />
gebiet<br />
4<br />
Konversions<br />
gebiet<br />
InnenstadtInnenstadt-<br />
randlage<br />
randlage<br />
16<br />
Außengebiet<br />
Industrie-<br />
gebiet b<br />
5<br />
InnenstadtEntwicklungs-<br />
gebiet biGewerbe-<br />
randlage<br />
ggebiet 15<br />
Außengebiet<br />
Dorf<br />
Konversions-<br />
gebiet<br />
14<br />
Außengebiet g<br />
Kleinstadt<br />
Abb. 1: Stadtmodell „netWORKS“ mit potenziellen Teilräumen<br />
Teilräumlich wurde das Stadtmodell „netWORKS“ nach<br />
insgesamt 16 unterschiedlichen Stadtteilen mit ihren jeweils<br />
typischen Merkmalen differenziert (Abbildung 1), wie sie in<br />
deutschen Groß- oder Mittelstädten vorfindbar sind. Unabhängig<br />
von den spezifischen örtlichen Gegebenheiten einer<br />
konkreten Stadt wird jeweils nur ein Teilraum dargestellt. In<br />
der Realität wird es der Fall sein, dass Teilräume gar nicht<br />
oder mehrfach vorkommen. Für die Beschreibung der Modellstadt<br />
„netWORKS“ wird zunächst vereinfachend davon<br />
ausgegangen, dass die Teilräume eine weitgehend homogene<br />
Struktur aufweisen. Damit wird es möglich, typische teilräumliche<br />
Gegebenheiten, sozio-ökonomische Entwicklungslinien<br />
<strong>und</strong> Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>systeme zugr<strong>und</strong>e zu legen. Im<br />
konkreten Fall müssen diese jeweils ermittelt <strong>und</strong> definiert<br />
werden.<br />
Die teilräumlichen Eckdaten hinsichtlich der Siedlungsstruktur<br />
(Besiedlungs- <strong>und</strong> Arbeitsplatzdichte, Gebäudeleerstand,<br />
Bebauungsdichte, Bausubstanz <strong>und</strong> Eigentümerstruktur)<br />
<strong>und</strong> der Wasserinfrastruktur (spezifischer Wasserbedarf<br />
<strong>und</strong> Leitungsdichte, Anteil Misch-/Trennsystem <strong>und</strong> Auslastung<br />
Schmutzwassernetz) sind in [13] zusammenfassend dargestellt<br />
<strong>und</strong> um die Eigenschaften der Teilräume in Form von<br />
Steckbriefen ausführlicher dokumentiert. Diese Daten <strong>und</strong> Informationen<br />
wurden in Fachgesprächen mit den Vertretern der<br />
Partnerstädte Bielefeld, Chemnitz, Cottbus, Essen, Hamburg<br />
<strong>und</strong> Schwerin diskutiert <strong>und</strong> abgestimmt.<br />
2.2 Szenarien kommunaler Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>en<br />
Gr<strong>und</strong>lage der Ökoeffizienz-Analyse waren die drei folgenden<br />
Systemvarianten kommunaler Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>en, bestehend<br />
aus dem Ausgangszustand <strong>und</strong> zwei darauf aufbauenden<br />
unterschiedlichen Systementwicklungen (Szenarien). Aufgr<strong>und</strong><br />
des hohen Anteils der Kapitalkosten <strong>und</strong> der langen Ausreifungszeit<br />
der kommunalen Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>, aber auch<br />
wegen der Dauerhaftigkeit städtischer Strukturen <strong>und</strong> der<br />
Wirtschaft<br />
Langfristigkeit räumlicher Entwicklungen, wurde dazu ein<br />
Zeithorizont von 70 Jahren gewählt:<br />
● Status quo 2010 (System im Ist-Zustand),<br />
● Referenz 2080 (Szenario der Systemoptimierung/-anpassung)<br />
<strong>und</strong><br />
● Transformation 2080 (Szenario der gr<strong>und</strong>legenden Systemumgestaltung).<br />
Für die Entwicklung der Systemvarianten bzw. der Szenarien<br />
gelten gr<strong>und</strong>sätzlich die nachstehenden Randbedingungen:<br />
● Bevölkerungsrückgang von 25 %,<br />
● identische städtebauliche Entwicklung,<br />
● keine Änderung der jährlichen Niederschlagsmenge,<br />
● Fortführung der zentralen Trinkwasserversorgung,<br />
● Bezug ausschließlich auf häusliche Abwässer,<br />
● Systemgrenzen auf der <strong>Abwasser</strong>seite schließen die Klärschlammentwässerung<br />
ein. Klärschlammentsorgung <strong>und</strong><br />
Mitbehandlung häuslicher Bioabfälle werden qualitativ/argumentativ,<br />
jedoch nicht quantitativ berücksichtigt.<br />
Die Systemvariante „Status quo 2010“ beschreibt eine heute übliche<br />
Systemstruktur der zentralen Wasserversorgung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>beseitigung.<br />
Diese besteht aus einer zentralen Trinkwasserversorgung<br />
(inklusive Löschwasserbereitstellung), die einen<br />
spezifischen Trinkwasserverbrauch von 45 m 3 /(E � a) bzw. 124<br />
L/(E � d) deckt. Anfallendes Niederschlagswasser wird häufig<br />
zur Gartenbewässerung, vereinzelt auch für Toilettenspülung<br />
<strong>und</strong> sonstige Nutzungen verwendet. Die zentral ausgerichtete<br />
<strong>Abwasser</strong>ableitung ist überwiegend im Mischsystem mit klassischer<br />
Schwerkraftentwässerung ausgestaltet. Kohlenstoff- <strong>und</strong><br />
Stickstoffverbindungen werden mittels aerober <strong>und</strong> anoxischer<br />
Verfahren (Denitrifikation) entfernt, der anfallende Klärschlamm<br />
wird anaerob stabilisiert <strong>und</strong> das entsprechende Faulgas intern<br />
energetisch verwertet (Eigenversorgung). Mittels Simultanfällung<br />
<strong>und</strong> ergänzend vermehrt biologisch wird der Nährstoff<br />
Phosphor aus dem <strong>Abwasser</strong> entfernt. Es erfolgt eine stoffliche<br />
<strong>und</strong> thermische Klärschlammentsorgung.<br />
Die zugehörige Systemskizze zeigt Abbildung 2. Hier sind<br />
aufbauend zum Status quo (konventionelle Techniken, bestehendes<br />
System) die wesentlichen Systemkomponenten bzw.<br />
Änderungen im Referenz-Szenario (alternative Techniken, neues<br />
System) vergleichend dargestellt.<br />
Das Referenz-Szenario für den Bezugshorizont 2080 stellt<br />
eine Fortschreibung des bestehenden Wasserinfrastruktursystems<br />
der Ausgangslage des Status quo 2010 dar (Abbildung 2)<br />
<strong>und</strong> unterscheidet sich hiervon im Wesentlichen durch:<br />
● einen verringerten einwohnerspezifischen Trinkwasserverbrauch<br />
von 34 m 3 /(E � a) bzw. 93 L/(E � d) (wassersparende<br />
Armaturen <strong>und</strong> Geräte),<br />
● eine Trinkwassersubstitution durch erhöhte Regenwassernutzung,<br />
● teilweise Abkopplung der Löschwasser- von der Trinkwasserversorgung,<br />
● eine vermehrte Ableitung des <strong>Abwasser</strong>s im Trennsystem,<br />
● die Nutzung eines Teils des Wärmepotenzials des <strong>Abwasser</strong>s,<br />
● eine Energieeffizienzsteigerung in der <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
<strong>und</strong> energetische Faulgasverwertung,<br />
● eine Mitbehandlung von Bioabfällen auf der <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlage,<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Fachbeiträge<br />
● einer Rückgewinnung von Nährstoffen aus dem Schlammwasser<br />
(Magnesiumammoniomphosphat – MAP, Ammoniumsulfatlösung<br />
– ASL) <strong>und</strong><br />
● eine rein thermische Klärschlammentsorgung.<br />
Abb. 2: Systemskizze Referenz 2080<br />
Abb. 3: Systemskizze Transformation 2080<br />
Wirtschaft 853<br />
Das Szenario Transformation 2080 untersche idet sich in vielen<br />
Aspekten wesentlich von der Ausgangsvariante bzw. dem Referenz-Szenario<br />
(Abbildung 3). Die maßgeblichen Punkte für eine<br />
gr<strong>und</strong>legende Unterscheidung sind:<br />
● die Verwendung qualitativ hochwertigen Trinkwassers für<br />
die Nutzungsarten Trinken <strong>und</strong> Kochen, Körperpflege <strong>und</strong><br />
Geschirrspülen,<br />
● erhebliche Verringerung des einwohnerspezifischen Trinkwasserverbrauchs<br />
auf 16 m 3 /(E � a) bzw. 45 L/(E � d),<br />
● die Trinkwassersubstitution durch Betriebswasser (Niederschlagswasser;<br />
aufbereitetes Grauwasser) für die Nutzungsarten<br />
Wäschewaschen, Toilettenspülung, sonstige Nutzungen<br />
<strong>und</strong> Gartenbewässerung,<br />
● eine separate Löschwasserversorgung<br />
(Löschwasserbehälter/-teiche),<br />
● eine semizentrale <strong>und</strong> stoffstromorientierte Ableitung <strong>und</strong><br />
Behandlung des häuslichen Schmutzwassers (Grau- <strong>und</strong><br />
Schwarzwassertrennung),<br />
● eine Vakuumentwässerung (inklusive Vakuumtoiletten mit<br />
Spülvolumen ≤ 1,5 L) zur gemeinsamen Ableitung des<br />
Schwarzwassers <strong>und</strong> der Bioabfälle,<br />
● die Mitbehandlung von Bioabfällen in der anaeroben<br />
Schwarzwasserbehandlung,<br />
● eine Nutzung des Wärmepotenzials des Grauwassers,<br />
● die weitgehende Rückgewinnung von Nährstoffen (MAP,<br />
ASL) aus dem Schwarzwasser <strong>und</strong><br />
● der Wegfall bzw. die Umnutzung der zentralen <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlage.<br />
Die wesentlichen Eckdaten der einzelnen Systemvarianten hinsichtlich<br />
ihrer Wasser-<strong>Infrastruktur</strong> sind in Tabelle 2 vergleichend<br />
zusammengefasst. Ergänzend werden die Anteile der jeweiligen<br />
Verwendungszwecke der unterschiedlichen Wasserressourcen<br />
(Trinkwasser, Regenwasser, Grauwasser) aufgeführt.<br />
Merkmal Einheit Status quo 2010 Referenz 2080 Transformation 2080<br />
Mischwasserentlastung 0,2 0,15 –<br />
Anteil Trennsystem 0,4 0,6 1,00 1)<br />
Anteil Mischsystem 0,6 0,4 –<br />
Einwohnerdichte E/ha 100 75 75<br />
Arbeitsplatzdichte AP/ha 50 30 30<br />
Verwendungszweck TW 2) RW 3) GRW 4) � TW RW GRW � TW RW GRW �<br />
Kochen, Trinken<br />
2,5 0 0 2,5 2,5 0 0 2,5 2,5 0 0 2,5<br />
Körperpflege 15,5 0 0 15,5 12,5 0 0 12,5 12,5 0 0 12,5<br />
Geschirrspülen 3,5 0 0 3,5 2,5 0 0 2,5 2,5 0 0 2,5<br />
m3 Wäschewaschen /(E + 6,0 0 0 6,0 4,0 0 0 4,0 0,0 1,0 3,0 4,0<br />
Toilettenspülung AP)/a 18,0 0,5 0 18,5 13,5 2,0 0 15,5 0,0 1,0 2,0 3,0<br />
s onstige Nutzungen 5,0 0,5 0 5,5 5,0 0,5 0 5,5 0,0 1,0 4,5 5,5<br />
Gartenbewässerung 5,0 2,0 0 7,0 3,0 4,0 0 7,0 0,0 5,0 2,0 7,0<br />
Summe 55,5 3,0 0 58,5 43,0 6,5 0 49,5 17,5 8,0 11,5 37,0<br />
1) Stoffstromtrennung in Regen-, Grau- <strong>und</strong> Schwarzwasser, 2) Trinkwasser, 3) Regenwasser, 4) Grauwasser<br />
Tabelle 2: Siedlungsstrukturelle <strong>und</strong> wasserwirtschaftliche Eckdaten der Systemvarianten<br />
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854 Fachbeiträge<br />
3 Wirkungsabschätzung der Systemvarianten<br />
3.1 Annahmen<br />
Die zugr<strong>und</strong>e gelegten gesamtstädtischen Eckdaten beruhen<br />
auf plausiblen Annahmen der städtebaulichen <strong>und</strong> technischen<br />
Entwicklung. Die Systemvarianten Referenz <strong>und</strong> Transformation<br />
berücksichtigen Veränderungen in der demografischen Entwicklung<br />
<strong>und</strong> des spezifischen Wasserverbrauchs sowie eine<br />
Anpassung der <strong>Infrastruktur</strong> (Netze <strong>und</strong> Anlagen) an den veränderten<br />
Bedarf.<br />
Für die Erstellung der Mengen- <strong>und</strong> Kostenbilanzen sind eine<br />
Vielzahl unterschiedlicher Kenndaten erforderlich. Die wesentlichen<br />
Annahmen hierzu sind in Tabelle 3 aufgeführt. Die<br />
Werte sind der aktuellen Literatur entnommen <strong>und</strong> aus geplanten<br />
oder bereits umgesetzten Modellprojekten abgeleitet <strong>und</strong><br />
sofern erforderlich durch eigene Annahmen ergänzt worden.<br />
3.2 Wasser-, Stoff- <strong>und</strong> Energiebilanzen<br />
Durch die demografische Entwicklung (Annahme eines Bevölkerungsrückgangs<br />
um 25 %) <strong>und</strong> die Verminderung des spezifischen<br />
Trinkwasserverbrauchs (wassersparende Armaturen<br />
<strong>und</strong> Geräte, erhöhte Niederschlagswassernutzung) wird sich<br />
der jährliche Trinkwasserbedarf im Referenz-Szenario bis zum<br />
Jahr 2080 von 25,1 auf 14,1 Millionen m 3 nahezu halbieren.<br />
Diese Entwicklung ist im Szenario Transformation 2080 durch<br />
die gr<strong>und</strong>legende Systemumgestaltung (differenzierte Wassernutzung<br />
<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>ableitung bzw. -behandlung) noch stärker<br />
ausgeprägt <strong>und</strong> führt zu einer Verminderung der benötigten<br />
Trinkwassermenge um circa 75 Prozent auf jährlich nur<br />
noch 6,2 Millionen m 3 (Tabelle 4). Hinsichtlich der <strong>Abwasser</strong>-<br />
Annahmen Merkmal Einheit Status<br />
quo 2010<br />
Referenz<br />
2080<br />
Transformation<br />
2080<br />
Erläuterungen<br />
Wirtschaft<br />
beseitigung ist mit einem Rückgang des ursprünglichen <strong>Abwasser</strong>volumenstromes<br />
(<strong>Abwasser</strong>entsorgung, Mischwasserentlastung)<br />
um r<strong>und</strong> 35 % im Referenz-Szenario bzw. um r<strong>und</strong> 65<br />
Prozent im Transformations-Szenario (Grauwasser <strong>und</strong><br />
Schwarzwasser) zu rechnen.<br />
Die Szenarien Referenz <strong>und</strong> Transformation weisen aufgr<strong>und</strong><br />
der Nährstoff-Rückgewinnung <strong>und</strong> der gleichzeitigen<br />
„Nährstoff-Veredelung“ zu landwirtschaftlichen Düngermitteln<br />
(MAP <strong>und</strong> ASL) insgesamt eine positive Stoffbilanz auf, wohingegen<br />
sich diese im Status quo durch die Elimination von Nährstoffen<br />
entsprechend negativ ausprägt. Die Stickstoffelimination<br />
ist im Status quo nicht dargestellt, da der wesentliche Ressourceneinsatz<br />
(elektrische Energie) in den Energiebilanzen<br />
enthalten ist.<br />
Das heutige Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>system (Status quo 2010)<br />
weist einen Energieverbrauch von insgesamt circa 35 000<br />
MWh/Jahr auf. Die Energiebilanzen der Szenarien Referenz<br />
2080 <strong>und</strong> Transformation 2080 sind demgegenüber positiv<br />
ausgeprägt, was vor allem auf die Abwärmenutzung – insbesondere<br />
des Grauwassers im Szenario Transformation 2080 –<br />
zurückzuführen ist. Durch Effizienzsteigerungen <strong>und</strong> insgesamt<br />
geringe Volumenströme fällt der elektrische Energieverbrauch,<br />
trotz qualitativer <strong>und</strong> quantitativer Zunahme des<br />
Behandlungsniveaus, in den Szenarien Referenz <strong>und</strong> Transformation<br />
gegenüber dem Ist-Zustand geringer aus.<br />
Ergänzend zu den Bilanzen der einzelnen Systemvarianten<br />
in Tabelle 4 ist die Analyse der entsprechenden Wasserflüsse<br />
im Referenz- <strong>und</strong> Transformations-Szenario mittels schematischer<br />
Fließbilder grafisch in den Abbildungen 4 <strong>und</strong> 5 aufgeführt.<br />
Ausgehend von den Wasserressourcen auf der linken<br />
Seite werden die Arten der unterschiedlichen Wassernutzungen,<br />
die Systeme der <strong>Abwasser</strong>ableitung <strong>und</strong> -behandlung so-<br />
Energiebedarf Trinkwasserversorgung kWh/m³ 0,5 0,5 0,5 Gewinnung, Aufbereitung, Verteilung<br />
Betriebswassernutzung kWh/m³ – – 0,3 Druckhaltung [14]<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlungsanlage kWh/(E × a) 32,0 30,0 – Status quo: Mittelwert Größenklasse 5,<br />
Referenz: Toleranzwert Größenklasse 4<br />
<strong>und</strong> 5 [5]<br />
Mischwasserbehandlung kWh/m3 0,5 1,0 – Referenz: weitergehende Behandlung<br />
Regenwasserbehandlung kWh/m3 – 0,5 0,5 weitergehende Behandlung<br />
Grauwasserbehandlung kWh/m3 – – 0,6 inklusive UV-Desinfektion [14]<br />
Vakuumsystem kWh/(E × a) – – 10 Ableitung Schwarzwasser<br />
Vergärung Schwarzwasser kWh/(E × a) – – 10 [15]<br />
Vergärung Schwarzwasser kWh/(E × a) – – 88 thermisch [15]<br />
Luftstrippung (N) kWh/m3 – 1,7 1,7 Mittelwert [16]<br />
Luftstrippung (N) kWh/m3 – 9 9 thermisch; Mittelwert [16]<br />
Fällung (P) kWh/m3 – 1,6 1,6 Mittelwert [16]<br />
CSB-Restelimination kWh/m3 – – 1,5 Behandlung Schwarzwasser<br />
Energieertrag Faulgas kWh/m³ 6,5 6,5 6,5 [5]<br />
Wirkungsgrad BHKW (el.) – 0,26 0,40 0,40 elektrisch [17]<br />
Wirkungsgrad BHKW (th.) – 0,5 0,45 0,45 thermisch [17]<br />
Abwärmenutzung (ΔT) K – 2 15 Referenz: <strong>Abwasser</strong>, Transformation:<br />
Grauwasser<br />
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Fachbeiträge<br />
Annahmen Merkmal Einheit Status<br />
quo 2010<br />
Referenz<br />
2080<br />
Transformation<br />
2080<br />
Volumenströme Fäzes L/(E × d) – – 0,14 [11]<br />
Urin L/(E × d) – – 1,37 [11]<br />
Erläuterungen<br />
Faulgasanfall m³/(E × d) 0,02 0,02 0,02 Status quo, Referenz: [5],<br />
Transformation: [15]<br />
Wirtschaft 855<br />
Schlammwässer (P, N) L/(E × d) – 5,65 – Eindicker=5,5<br />
Klärschlammentwässerung = 0,15 [18]<br />
Einsatzstoffe P-Fällung g/g P 22 2,1 2,1 Status quo: Eisen-Chlorid-Sulfat<br />
(FeClSO 4), Referenz <strong>und</strong> Transformation:<br />
Magnesiumoxid (MgO)<br />
N-Lufstrippung g/g N – 3,8 3,8 78%ige Schwefelsäure, Mittelwert [16]<br />
Wertstoffe spez. P-Fracht g P/(E × d) – – 0,5 Fäzes [11]<br />
spez. P-Fracht g P/(E × d) – – 1 Urin [11]<br />
spez. P-Fracht g P/(E × d) – – 0,5 Grauwasser [11]<br />
Wirkungsgrad P, MAP – – 0,90 0,90 Referenz: MAP-Kistallisation [18],<br />
Transformation: Schwarzwasser [11]<br />
spez. N-Fracht g N/(E × d) – 1,5 10,4 Referenz: Schlammwässer [16],<br />
Transformation: Urin [11]<br />
Wirkungsgrad N, ASL – – 0,90 0,90 [11]<br />
Kosten Trinkwasserversorgung €/m³ 2,00 – – Referenz <strong>und</strong> Transformation:<br />
Kostenentwicklung siehe Kostenbilanz<br />
fix (Kapitalkosten) – 0,60 0,50 0,40 Status quo: [19], Referenz/Transformation:<br />
Anpassung Netze/Anlagen<br />
variabel (Betriebskosten) – 0,40 0,50 0,60 Status quo: [19], Referenz/Transformation:<br />
Anpassung Netze/Anlagen<br />
<strong>Abwasser</strong>entsorgung €/m³ 2,50 – – Referenz, Transformation: Kostenentwicklung<br />
siehe Kostenbilanz<br />
fix (Kapitalkosten) – 0,70 0,60 0,50 Status quo: [19], Referenz/Transformation:<br />
Anpassung Netze/Anlagen<br />
variabel (Betriebskosten) – 0,30 0,40 0,50 Status quo: [19], Referenz/Transformation:<br />
Anpassung Netze/Anlagen<br />
Anteil Ableitung – 0,50 0,50 0,50 Status quo: [19]<br />
Anteil Behandlung – 0,50 0,50 0,50 Status quo: [19]<br />
Regenwasserentsorgung €/m³ 2,50 – – inklusive Mischwasser, Referenz <strong>und</strong><br />
Transformation: Kostenentwicklung<br />
siehe Kostenbilanz<br />
fix (Kapitalkosten) – 0,90 0,90 0,90<br />
variabel (Betriebskosten) – 0,10 0,10 0,10<br />
Regenwasserbehandlung €/m³ – 0,50 0,50 weitergehende Behandlung<br />
Mischwasserbehandlung €/m³ – 0,50 – weitergehende Behandlung<br />
Betriebswassernutzung €/m³ – – 1,00 Speicherung, Druckhaltung, Verteilung<br />
Grauwasserentsorgung €/m³ – – 1,25 Behandlung<br />
Abwärmerückgewinnung €/m³ – 0,75 0,75 Referenz: <strong>Abwasser</strong>, Transformation:<br />
Grauwasser<br />
Schlammwasserbehandlung €/m³ – 2,00 – Nährstoffrückgewinnung (PRISA,<br />
N-Luftstrippung)<br />
Schwarzwasserentsorgung €/m³ – – 20,00 Vakuumableitung, anaerobe <strong>und</strong> aerobe<br />
(Rest-CSB) Behandlung, P-Fällung,<br />
N-Luftstrippung<br />
Erlöse thermische Energie €/MWh 70 70 70<br />
elektrische Energie €/MWh 140 140 140<br />
relative Preissteigerung %/a – 0,0 0,0 bezüglich thermischer <strong>und</strong> elektrischer<br />
Energie, über Betrachtungszeitraum 70<br />
Jahre<br />
MAP €/t 100 100 100 Magnesium-Ammonium-Phosphat [20]<br />
ASL €/t 20 20 20 Ammonium-Sulfat-Lösung<br />
Tabelle 3: Wesentliche Annahmen der Mengen- <strong>und</strong> Kostenbilanzen<br />
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856 Fachbeiträge<br />
Wirtschaft<br />
Wasserbilanz [Mio. m 3 /a] Status quo 2010 Referenz 2080 Transformation 2080<br />
Trinkwasserversorgung 25,1 14,1 6,2<br />
Betriebswassernutzung 0,0 0,0 10,8<br />
Regenwasserentsorgung 4,7 6,4 12,9<br />
Grauwasserentsorgung 0,0 0,0 12,8<br />
Mischwasserentlastung 4,8 1,8 0,0<br />
<strong>Abwasser</strong>entsorgung 30,7 21,8 0,0<br />
Schlammwasserbehandlung 0,0 0,9 0,0<br />
Schwarzwasserentsorgung 0,0 0,0 1,8<br />
Stoffbilanz [t/a]<br />
P-Fällmittelbedarf (FeClSO 4) – 5019 0 0<br />
P-Fällmittelbedarf (MgO) 0 – 227 – 310<br />
N-Fällmittelbedarf (H 2SO 4) 0 – 843 – 5842<br />
P-Rückgewinnung 0 108 148<br />
N-Rückgewinnung 0 222 1537<br />
Magnesium-Ammonium-Phosphat (MAP) 0 475 650<br />
Ammonium-Sulfat-Lösung (ASL) 0 2661 18449<br />
Energiebilanz [MWh/a]<br />
Trinkwasserversorgung – 12563 – 7050 – 3113<br />
Betriebswassernutzung (Druckerhöhung) 0 0 – 3240<br />
weitergehende Regenwasserbehandlung 0 – 3206 – 6450<br />
Grauwasserentsorgung 0 0 – 7680<br />
weitergehende Mischwasserbehandlung – 2415 – 1802 0<br />
<strong>Abwasser</strong>entsorgung – 20000 – 8728 0<br />
P-Rückgewinnung (Strom) 0 – 1485 – 2917<br />
N-Rückgewinnung (Strom) 0 – 1531 – 3008<br />
N-Rückgewinnung (Wärme) 0 – 8352 – 16 407<br />
CSB-Restelimination (Strom) 0 0 – 2735<br />
Vakuumsystem 0 0 – 4500<br />
Abwärme (<strong>Abwasser</strong>, Grauwasser) 0 43642 183600<br />
Vergärung Schwarzwasser (thermisch) 0 0 – 29991<br />
Vergärung Schwarzwasser (elektrisch) 0 0 4041<br />
Summe elektrisch – 34978 – 23 803 – 29 601<br />
Summe thermisch 0 35290 137201<br />
Gesamtsumme – 34978 11487 107601<br />
Tabelle 4: Wasser-, Stoff- <strong>und</strong> Energiebilanzen der Systemvarianten auf Ebene der Gesamtstadt<br />
Kostenbilanz<br />
(inklusive Erlöse)<br />
[Millionen €/a]<br />
Status<br />
quo 2010<br />
Referenz<br />
2080<br />
Transformation<br />
2080<br />
Trinkwasserversorgung<br />
Betriebswassernutzung<br />
50,3 39,2 27,6<br />
(behandeltes Grau-/<br />
Regenwasser)<br />
– – 10,8<br />
Regenwasserentsorgung<br />
23,9 19,5 35,4<br />
Grauwasserentsorgung – – 31,7<br />
<strong>Abwasser</strong>entsorgung 76,7 79,7 –<br />
Schlammwasserbehandlung<br />
– 1,9 –<br />
Schwarzwasserentsorgung<br />
– – 35,5<br />
Summe 150,9 140,3 140,9<br />
Tabelle 5: Kostenbilanzen der Systemvarianten<br />
wie die Emissionen (Einleitungen ins Gewässer) dargestellt.<br />
Die einzelnen Wasserflüsse sind durch unterschiedlich farbige<br />
Pfeile visualisiert, deren Breite sich proportional zur Flussmenge<br />
verhält.<br />
In der Transformation 2080 werden die bisherigen Wasserressourcen<br />
Trinkwasser <strong>und</strong> Regenwasser (Fremdwasser)<br />
durch die neu erschlossene Ressource Betriebswasser (aufbereitetes<br />
Grau- <strong>und</strong> Regenwasser) ergänzt. Der „One-way“-Charakter<br />
(linear von der Ressource zur Emission) der Wasserflüsse<br />
in den Systemvarianten Status quo <strong>und</strong> Referenz wird durch<br />
die Aufbereitung <strong>und</strong> teilweise Wiederverwendung bzw.<br />
Nachnutzung (Re-Use) von „<strong>Abwasser</strong>“ aufgebrochen, <strong>und</strong><br />
Wasserkreisläufe im System werden teilweise geschlossen.<br />
Neben der nutzungsorientierten Verwendung unterschiedlicher<br />
Wasserqualitäten (Trink-, Betriebs- <strong>und</strong> Regenwasser) erfo<br />
lgt zudem eine Reduzierung <strong>und</strong> Konzentrierung hoch belasteter<br />
<strong>Abwasser</strong>ströme (Schwarzwasser). Zugleich wird das im<br />
System befindliche Fremdwasser aufgr<strong>und</strong> der Umnutzung der<br />
vorhandenen Kanäle größtenteils über die Niederschlagsentwässerung<br />
dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt. Das<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Fachbeiträge<br />
Fremdwasser wird aufgr<strong>und</strong> seiner<br />
Menge als relevante „Ressource“<br />
in allen drei Wasserbilanzen<br />
bzw. Wasserfluss-Analysen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
mit betrachtet <strong>und</strong> bei Änderungen<br />
im Entwässerungssystem<br />
(zum Beispiel Nutzung von<br />
Mischwasserkanälen als Regenwasserkanäle)<br />
anteilig berücksichtigt.<br />
3.3 Kostenbilanzen<br />
Die nachfolgenden Kostenbilanzen<br />
der Systemvarianten gehen<br />
von den zuvor dargestellten Mengenbilanzen<br />
aus <strong>und</strong> verknüpfen<br />
diese mit plausiblen Annahmen<br />
hinsichtlich der wesentlichen ökonomischen<br />
Rahmenbedingungen:<br />
Bau- <strong>und</strong> Betriebskosten von Systemkomponenten<br />
<strong>und</strong> Energiepreise.<br />
Diese gehen von heutigen<br />
Verhältnissen bzw. Kostenansätzen<br />
aus, die aus realisierten Projekten,<br />
Pilot- <strong>und</strong> Modellprojekten abgeleitet wurden.<br />
Die in Tabelle 5 dargestellten Jahreskosten der wasserwirtschaftlichen<br />
Ver- <strong>und</strong> Entsorgung berücksichtigen zusätzlich zu<br />
den Kosten der Umstrukturierung die erzielbaren Erlöse hinsichtlich<br />
der erzeugten Produkte Energie <strong>und</strong> Stoffe. Den Kostengruppen<br />
<strong>Abwasser</strong>entsorgung (Referenz) <strong>und</strong> Grau- bzw.<br />
Schwarzwasserentsorgung (Transformation) sind die aus diesen<br />
Systemkomponenten entstehenden Erlöse, durch die Vermarktung<br />
der entsprechenden Wertstoffe (MAP, ASL) <strong>und</strong> Energie<br />
(thermisch <strong>und</strong> elektrisch), zugeordnet. Die Kostenermittlung<br />
für die unterschiedlichen Kostengruppen kann in [13]<br />
nachvollzogen werden.<br />
Abb. 5: Wasserfluss-Analyse Transformation 2080<br />
Abb. 4: Wasserfluss-Analyse Referenz 2080<br />
Wirtschaft 857<br />
Das wasserwirtschaftliche <strong>Infrastruktur</strong>system des Status<br />
quo 2010 weist Jahreskosten in Höhe von ca. 151 Millionen<br />
Euro auf, die sich auf drei Kostengruppen (Trinkwasserversorgung,<br />
Regenwasser- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>entsorgung) verteilen. Die<br />
Gesamtkosten im Szenario Referenz 2080 (Fortschreibung bzw.<br />
Optimierung des bestehenden Systems) fallen mit circa 140<br />
Millionen €/a etwas geringer aus als im Ausgangszustand (Status<br />
quo 2010). Wird das Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>system gr<strong>und</strong>legend<br />
umgestaltet (Transformation 2080), so ist mit vergleichbaren<br />
Jahreskosten von circa 141 Millionen Euro wie im Referenz-Szenario<br />
zu rechnen, wobei sich die jeweiligen Kostengruppen<br />
innerhalb der Gesamtkostenbilanz im Szenario<br />
Referenz <strong>und</strong> Transformation<br />
deutlich voneinander unterscheiden.<br />
Eine Sensitivitätsanalyse hinsichtlich<br />
der ökonomischen Auswirkungen<br />
zeigte, dass die Ergebnisse<br />
der Kostenvergleiche relativ<br />
stabil sind (vgl. [13]).<br />
Werden die Jahreskosten der<br />
einzelnen Kostengruppen in den<br />
Szenarien Referenz <strong>und</strong> Transformation<br />
auf die entsprechenden<br />
Wassermengen umgelegt, ergeben<br />
sich die in Tabelle 6 dargestellten<br />
Entwicklungen der spezifischen<br />
Kosten. Gegenüber dem<br />
Status quo 2010 sind zum Teil<br />
deutliche Kostensteigerungen für<br />
Trinkwasser, <strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Regenwasser<br />
zu verzeichnen, die<br />
bei der Kostengruppe Trinkwasser<br />
im Transformations-Szenario<br />
bis zu 120 Prozent betragen. Bei<br />
der Kostengruppe Betriebswasser<br />
(Betriebswassernutzung <strong>und</strong><br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9
858 Fachbeiträge<br />
spezifische Kosten<br />
(Gebühren)<br />
[€/m³]<br />
Status quo<br />
2010<br />
Grauwasserentsorgung) im Transformations-Szenario werden<br />
die reinen Entstehungskosten von 3,0 €/m 3 durch die Einrechnung<br />
der erzielten Erlöse (Abwärmenutzung Grauwasser)<br />
auf 1,8 €/m 3 verringert.<br />
4 Umweltökonomische Bewertung<br />
Referenz<br />
2080<br />
Transformation<br />
2080<br />
Trinkwasser<br />
Betriebswasser<br />
(Betriebswasser-<br />
2,0 2,8 4,4<br />
nutzung <strong>und</strong><br />
Grauwasserentsorgung)<br />
– – 1,8<br />
<strong>Abwasser</strong> 2,5 3,6<br />
Schwarzwasser – – 19,5<br />
Regenwasser (inklusive<br />
Misch wasser)<br />
2,5 2,4 2,7<br />
Tabelle 6: Spezifische Kosten der Systemvarianten<br />
In der Ökoeffizienz-Analyse werden die wirtschaftlichen <strong>und</strong><br />
die umweltseitigen Aspekte einer Maßnahme bzw. eines Szenarios<br />
verknüpft <strong>und</strong> integriert bewertet. Als Ergebnis wird ein<br />
Ökoeffizienz-Faktor für die jeweiligen Szenarien <strong>und</strong> Maßnahmen<br />
ermittelt:<br />
Kostenbilanz (Nutzung/Verbrauch<br />
Ökoeffizienz – wirtschaftlicher Ressourcen)<br />
Faktor (ÖEF) � Umweltbilanz (Nutzung/Verbrauch<br />
natürlicher Ressourcen)<br />
Die Umweltbilanz basiert auf den Ergebnissen der Mengenbilanzen<br />
hinsichtlich Wasser, Energie <strong>und</strong> Stoffe. Dabei werden<br />
der Ressourcenverbrauch (Input in das Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>system)<br />
<strong>und</strong> die erzeugten Emissionen bzw. Produkte (Output<br />
aus dem Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>system) berücksichtigt. Die<br />
Summen des In- <strong>und</strong> Outputs für die Ausprägungen Wasser,<br />
Energie <strong>und</strong> Stoffe des Referenz- <strong>und</strong> Transformations-Szenarios<br />
werden zur Vergleichbarkeit auf die Summen Status quo<br />
normiert <strong>und</strong> gehen zu gleichen Teilen in je eine zusammenfassende<br />
Maßzahl für die unterschiedlichen Systemvarianten<br />
ein. Analog hierzu werden bei der Kostenbilanz die Gesamtkosten<br />
(inklusive der Erlöse) der Systemvarianten Referenz<br />
<strong>und</strong> Transformation auf den entsprechenden Ist-Zustand normiert.<br />
Als Ergebnis sind in Abbildung 6 die drei Systemvarianten<br />
Status quo, Referenz <strong>und</strong> Transformation hinsichtlich ihrer<br />
Ökoeffizienz (Integration von Umwelt- <strong>und</strong> Kostenbilanz) vergleichend<br />
dargestellt. Der I. Quadrant (rechts oben) <strong>und</strong> der<br />
III. Quadrant (links unten) kennzeichnen die Bereiche, in denen<br />
sich jeweils die Kostenbilanz <strong>und</strong> die Umweltbilanz positiv<br />
bzw. negativ (vom Status quo ausgehend) entwickeln. In den<br />
ergänzenden zwei Quadranten (links oben <strong>und</strong> rechts unten)<br />
stellt sich jeweils eine der beiden Bilanzen entsprechend positiv<br />
bzw. negativ dar.<br />
Die Szenarien Referenz <strong>und</strong> Transformation liegen hinsichtlich<br />
der Kosten auf einem vergleichbaren (bezogen auf<br />
Wirtschaft<br />
0,0<br />
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA<br />
quo)<br />
Umweltbilanz (normiert auf Status<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
Status quo Referenz Transformation<br />
Kostenbilanz (normiert auf Status quo)<br />
Abb. 6: Vergleich ende Ökoeffizienz-Analyse der Systemvarianten<br />
Teilräumliche Entwicklungsdynamik<br />
5 Innenstadtrandlage<br />
Konversionsgebiet<br />
13 Peripherie<br />
Konversionsgebiet<br />
9 Peripherie<br />
Freizeit-/Sportparks<br />
16 Außengebiet<br />
Gewerbegebiet<br />
4 Innenstadtrandlage<br />
Entwicklungsgebiet<br />
3 Innenstadtrandlage<br />
Gewerbegebiet<br />
6 Innenstadtrandlage<br />
Industriegebiet<br />
8 Peripherie<br />
1- <strong>und</strong> 2-Familienhausgebiet<br />
10 Peripherie<br />
Geschosswohnungen<br />
14 Außengebiet<br />
Kleinstadt<br />
2 Innenstadtrandlage<br />
Mischgebiet<br />
umittelbar kurzfristig mittelfristig<br />
langfristig<br />
Teilräumlicher Transformationsaufwand<br />
1 Innenstadt<br />
Kerngebiet<br />
7 Innenstadtrandlage<br />
Geschosswohnungen<br />
11 Peripherie<br />
Streusiedlungen<br />
12 Peripherie<br />
Industriegebiet<br />
15 Außengebiet<br />
Dorf<br />
Abb. 7: Teilräumliche Priorisierung der Transformation der Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>en<br />
den Status quo auf einem etwas geringeren) Niveau. Sie unterscheiden<br />
sich aber erheblich in ihren Auswirkungen auf die<br />
Umwelt, bei der sich das Transformations-Szenario gegenüber<br />
dem Referenz-Szenario wesentlich günstiger darstellt bzw. eine<br />
deutlich geringe Beanspruchung der Umweltressourcen<br />
aufweist.<br />
5 Fazit<br />
Auf Gr<strong>und</strong>lage der h ier betrachteten Szenarien ist die Umstrukturierung<br />
der kommunalen Wasser-<strong>Infrastruktur</strong> hin zu<br />
einer nachhaltigeren <strong>und</strong> effizienteren Ressourcennutzung<br />
technisch <strong>und</strong> kostenseitig realisierbar. Voraussetzungen für<br />
die Transformation sind neben der gebotenen Einbindung der<br />
bestehenden Netze <strong>und</strong> Anlagen die Verringerung des Trinkwasserverbrauchs<br />
durch Verwendung von aufbereitetem Niederschlags-<br />
<strong>und</strong> Grauwasser für Betriebswasserzwecke, die<br />
Mobilisierung der thermischen <strong>und</strong> biochemischen Energiepotenziale<br />
des <strong>Abwasser</strong>s <strong>und</strong> die stoffliche Verwertung von<br />
<strong>Abwasser</strong>inhaltsstoffen <strong>und</strong> gewinnbarer Verwertungsprodukte.<br />
Gelingt diese Umstrukturierung, so wird die siedlungswasserwirtschaftliche<br />
<strong>Infrastruktur</strong> künftig eng mit der kommunalen<br />
Energieversorgung verknüpft sein. Sie wird sich aus zahlreichen<br />
Modulen zusammensetzen, auf die Schließung von<br />
Stoffkreisläufen abstellen <strong>und</strong> flexibler auf sich verändernde<br />
Umweltbedingungen reagieren können. Sie wird vor allem<br />
auch die Ebene des einzelnen Haushalts oder Gebäudes (dezentrale<br />
Lösung) bzw. die Ebene des einzelnen Blocks (semi
Fachbeiträge<br />
zentrale Lösung) betreffen <strong>und</strong> Konsequenzen für die Haustechnologie<br />
<strong>und</strong> die Ausstattung der Gebäude haben (vgl.<br />
[21]).<br />
Die Einführung differenzierter Wasser-/<strong>Abwasser</strong>kreisläufe<br />
(zum Beispiel Grauwasserseparation zur Betriebswassernutzung)<br />
wird als Chance einer Markterweiterung auf erhöhter<br />
technischer Stufenleiter für die im Wasser-/<strong>Abwasser</strong>bereich<br />
tätigen Unternehmen eingestuft.<br />
Die Bilanzierung <strong>und</strong> Bewertung der wirtschaftlichen <strong>und</strong><br />
ökologischen Folgen der Erhaltung, der Optimierung oder des<br />
Umbaus der kommunalen Wasser-<strong>Infrastruktur</strong> erfordert eine<br />
eingehende Erfassung <strong>und</strong> Dokumentation der stadträumlichen<br />
Entwicklungsdynamik sowie der technischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />
Verhältnisse der vorhandenen Netze <strong>und</strong> Anlagen.<br />
Beide Aspekte können nicht isoliert voneinander behandelt<br />
werden, sondern erfordern bereits bei der Analyse <strong>und</strong> Bewertung<br />
der Ausgangsbedingungen die Zusammenarbeit aller am<br />
Stadtentwicklungsprozess <strong>und</strong> der flankierenden <strong>Infrastruktur</strong>planung<br />
fachlich Beteiligten.<br />
Die Umsetzung der hier auf Gesamtstadtebene beschriebenen<br />
Transformation der Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>en ist ein<br />
schrittweiser Prozess, der maßgeblich von den Kriterien<br />
Entwicklungsdynamik <strong>und</strong> Transformationsaufwand der<br />
einzelnen städtischen Teilräume abhängig sein wird. Teilräume<br />
mit hoher Entwicklungsdynamik bzw. hohem Investitionsgeschehen<br />
<strong>und</strong> geringem Transformationsaufwand<br />
werden eher für eine Transformation zugänglich sein als andere.<br />
Eine erste Einstufung dieser zeitlichen <strong>und</strong> räumlichen<br />
Umstrukturierung der Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>en ist in<br />
Abbildung 7 dargestellt. Die in diesem Prioritätenraster vorgenommene<br />
Positionierung der Teilräume ist als eine generalisierende<br />
Einschätzung zu verstehen, die im Einzelfall im<br />
Rahmen einer städtebaulichen Analyse konkretisiert werden<br />
muss.<br />
Es besteht weiterer Untersuchungsbedarf, um die rechtlichorganisatorischen<br />
<strong>und</strong> städtebaulich-infrastrukturellen Rahmenbedingungen<br />
<strong>und</strong> Umsetzungsanforderungen zu klären<br />
<strong>und</strong> im Kontext mit allen Beteiligten zu erörtern <strong>und</strong> zu definieren<br />
(vgl. [22]).<br />
Literatur<br />
[1] Statistisches B<strong>und</strong>esamt: Öffentliche Wasserversorgung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
2004, Fachserie 19, Reihe 2.1, Wiesbaden,<br />
2009<br />
[2] ATT, BDEW, DBVW, DVGW, DWA, VKU: Branchenbild der deutschen<br />
Wasserwirtschaft 2008, wvgw Wirtschafts- <strong>und</strong> Verlagsgesellschaft<br />
Gas <strong>und</strong> Wasser, Bonn, 2008<br />
[3] Umweltb<strong>und</strong>esamt (Hrsg.): Demografischer Wandel als Herausforderung<br />
für die Sicherung <strong>und</strong> Entwicklung einer kosten- <strong>und</strong> ressourceneffizienten<br />
<strong>Abwasser</strong>infrastruktur, UBA-Texte 36/2010, Dessau-Roßlau,<br />
2010<br />
[4] C. Leptien, K. Bellefontaine, H. Breitenbach, P, Graf, P. Meyer: Wirtschaftsdaten<br />
der <strong>Abwasser</strong>beseitigung 2009, Ergebnisse einer gemeinsamen<br />
Umfrage der DWA <strong>und</strong> des Deutschen Städtetages sowie<br />
des Deutschen Städte- <strong>und</strong> Gemeindeb<strong>und</strong>es, KA 2010, 57 (9),<br />
916–925<br />
[5] Umweltb<strong>und</strong>esamt (Hrsg.): Steigerung der Energieeffizienz auf kommunalen<br />
Kläranlagen, UBA-Texte 11/2008, Dessau-Roßlau, 2008<br />
[6] T. Hillenbrand, H. Hiessl: Sich ändernde Planungsgr<strong>und</strong>lagen für<br />
Wasserinfrastruktursysteme, Teil 1: Klimawandel, demographischer<br />
Wandel, neue ökologische Anforderungen, KA 2006, 53 (12),<br />
1265–1271<br />
Wirtschaft 859<br />
[7] T. Hillenbrand, H. Hiessl: Sich ändernde Planungsgr<strong>und</strong>lagen für<br />
Wasserinfrastruktursysteme, Teil 2: Technologischer Fortschritt <strong>und</strong><br />
sonstige Veränderungen, KA 2007, 54 (1), 47–53<br />
[8] T. Kluge, U. Scheele: Räumliche Dimensionen des Transformationsprozesses<br />
in der Wasserwirtschaft, in: T. Moss, M. Naumann, M.<br />
Wissen (Hrsg.): Zwischen Universalisierung <strong>und</strong> Differenzierung.<br />
Räumliche Dimensionen des Wandels technischer <strong>Infrastruktur</strong>systeme,<br />
oekom, München, 2008, 138–162<br />
[9] H. Hiessl: Wassertechnologien für eine Nachhaltige Zukunft, in: Erde<br />
2.0 — Technologische Innovationen als Chance für eine Nachhaltige<br />
Entwicklung?, Springer, Berlin, 2005, 140–173<br />
[10] N. Staben: Technische Möglichkeiten der alternativen Gestaltung<br />
städtischer Wasser- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>infrastruktur. Eine Technikrecherche<br />
im Rahmen des Projekts „Transformationsmanagement für eine<br />
nachhaltige Wasserwirtschaft“, Berlin, 2008 (netWORKS-Papers,<br />
Nr. 24)<br />
[11] DWA (Hrsg.): Neuartige Sanitärsysteme, DWA-Themen, Hennef,<br />
2008<br />
[12] T. Kluge, J. Libbe (Hrsg.): Transformationsmanagement für eine<br />
nachhaltige Wasserwirtschaft, Handreichung zur Realisierung neuartiger<br />
<strong>Infrastruktur</strong>lösungen im Bereich Wasser <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>, Difu-Sonderveröffentlichung.<br />
Berlin, 2010<br />
[13] J. Felmeden, T. Kluge, M. Koziol, J. Libbe, B. Michel, U. Scheele: Öko-<br />
Effizienz kommunaler Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>en. Bilanzierung <strong>und</strong> Bewertung<br />
bestehender <strong>und</strong> alternativer Systeme, netWORKS-Paper<br />
Nr. 26, Berlin, 2010<br />
[14] H. Herbst: Bewertung zentraler <strong>und</strong> dezentraler <strong>Abwasser</strong>infrastruktursysteme,<br />
Reihe GWA, Band 213, Aachen, 2008<br />
[15] C. Wendland: Anaerobic Digestion of Blackwater and Kitchen Refuse,<br />
Hamburger Berichte zur Siedlungswasserwirtschaft, Band 66,<br />
Hamburg, 2008<br />
[16] DWA (Hrsg.): Rückbelastung aus der Schlammbehandlung, Verfahren<br />
zur Schlammwasserbehandlung, Arbeitsbericht der Arbeitsgruppe<br />
AK-1.3, Hennef, 2005<br />
[17] DWA (Hrsg.): Energiepotenziale in der deutschen Wasserwirtschaft<br />
– Schwerpunkt <strong>Abwasser</strong>, DWA-Themen, Hennef, 2010<br />
[18] H. Herbst, D. Montag, K. Gethke, J. Pinnekamp: Potenziale, Techniken<br />
<strong>und</strong> Kosten der Phosphorrückgewinnung aus kommunalem <strong>Abwasser</strong>,<br />
KA 2007, 54 (10), 1013–1024<br />
[19] BKWasser: Betrieblicher Kennzahlenvergleich für die öffentliche<br />
Wasserversorgung <strong>und</strong> die kommunale <strong>Abwasser</strong>entsorgung, Wiesbaden,<br />
2007, www.bkwasser.de/images/uploads/pdf/bkwasser-<br />
5jahre_2000-2005.pdf<br />
[20] Umweltb<strong>und</strong>esamt (Hrsg.): Rückgewinnung eines schadstofffreien,<br />
mineralischen Kombinationsdüngers „Magnesiumammoniumphosphat<br />
– MAP“ aus <strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Klärschlamm, UBA-Texte<br />
25/07, Dessau-Roßlau, 2007<br />
[21] Internationale Bauausstellung Hamburg: IBA-Labor Ressource Wasser:<br />
Klimaanpassung <strong>und</strong> Energieeffizienz, Dokumentation der<br />
Fachtagung am 5. <strong>und</strong> 6. November 2009, Berlin, 2010<br />
[22] T. Kluge, J. Libbe: Effiziente kommunale Wasserinfrastruktur, Planerin<br />
2011, Heft 3, 10–12<br />
Autoren<br />
Dipl.-Ing. Jörg Felmeden<br />
PD Dr. Thomas Kluge<br />
Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) GmbH<br />
Hamburger Allee 45, 60486 Frankfurt a. M.<br />
Dr.-Ing. Bernhard Michel<br />
<strong>COOPERATIVE</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> Umwelt<br />
Heidelberger Landstraße 31, 64297 Darmstadt<br />
E-Mail: felmeden@isoe.de A<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9
860<br />
DIN-Normen<br />
Neue DIN-Normen <strong>und</strong> Norm-Entwürfe<br />
Normen<br />
DIN EN<br />
ISO 11296-1<br />
DIN EN<br />
ISO 11296-3<br />
DIN EN<br />
ISO 11296-4<br />
DIN ISO/TS<br />
29843-1<br />
Kunststoff-Rohrleitungssysteme für die Renovierung<br />
von erdverlegten drucklosen Entwässerungsnetzen<br />
(Freispiegelleitungen) – Teil 1:<br />
Allgemeines (ISO 11296-1:2009); Deutsche<br />
Fassung EN ISO 11296-1:2011<br />
Ausgabe: Juli 2011<br />
Kunststoff-Rohrleitungssysteme für die Renovierung<br />
von erdverlegten drucklosen Entwässerungsnetzen<br />
(Freispiegelleitungen) – Teil 3:<br />
Close-Fit-Lining (ISO 11296-3:2009�<br />
Cor.1:2011); Deutsche Fassung EN ISO 11296-<br />
3:2011<br />
Ausgabe: Juli 2011<br />
Kunststoff-Rohrleitungssysteme für die Renovierung<br />
von erdverlegten drucklosen Entwässerungsnetzen<br />
(Freispiegelleitungen) – Teil 4:<br />
Vor Ort härtendes Schlauch-Lining (ISO<br />
11296-4:2009, korrigierte Fassung 2010-06-<br />
01); Deutsche Fassung EN ISO 11296-4:2011<br />
Ausgabe: Juli 2011<br />
Bodenbeschaffenheit – Bestimmung der Diversität<br />
von Bodenmikroorganismen – Teil 1: Verfahren<br />
mittels Phospholipidfettsäure(PLFA)-<br />
Analyse <strong>und</strong> Phospholipidetherlipid(PLEL)-<br />
Analyse (ISO/TS 29843-1:2010)<br />
Ausgabe: Juli 2011<br />
DIN 19687 Bodenbeschaffenheit – Berechnung der Sickerwasserrate<br />
aus dem Boden<br />
Ausgabe: August 2011<br />
DIN 38409-46 Deutsche Einheitsverfahren zur Wasser-, <strong>Abwasser</strong>-<br />
<strong>und</strong> Schlammuntersuchung – Summarsche<br />
Wirkungs- <strong>und</strong> Stoffkenngrößen<br />
(Gruppe H) – Teil 46: Bestimmung des ausblasbaren<br />
organischen Kohlenstoffs (POC) (H 46)<br />
Ausgabe: August 2011<br />
DIN 38414-14 Deutsche Einheitsverfahren zur Wasser-, <strong>Abwasser</strong>-<br />
<strong>und</strong> Schlammuntersuchung – Schamm<br />
<strong>und</strong> Sedimente (Gruppe S) – Teil 14: Bestimmung<br />
ausgewählter polyfluorierter Verbindungen<br />
(PFC) in Schlamm, Kompost <strong>und</strong> Boden –<br />
Verfahren mittels Hochleistungs-Flüssigkeitschromatographie<br />
<strong>und</strong> massenspektrometrischer<br />
Detektion (HPLC-MS/MS) (S 14)<br />
Ausgabe: August 2011<br />
DIN EN<br />
13508-2<br />
DIN EN<br />
ISO 5667-13<br />
Norm-Entwürfe<br />
DIN<br />
ISO 14238<br />
DIN<br />
ISO 17155<br />
DIN EN<br />
14364<br />
DIN EN<br />
ISO 10523<br />
DIN EN ISO<br />
16265<br />
DIN-Normen<br />
Untersuchung <strong>und</strong> Beurteilung von Entwässerungssystemen<br />
außerhalb von Gebäuden – Teil<br />
2: Kodiersystem für die optische Inspektion;<br />
Deutsche Fassung EN 13508-2:2003�A1:2011<br />
Ausgabe: August 2011<br />
Wasserbeschaffenheit – Probenahme – Teil 13:<br />
Anleitung zur Probenahme von Schlämmen<br />
(ISO 5667-13:2011); Deutsche Fassung EN<br />
ISO 5667-13:2011<br />
Ausgabe: August 2011<br />
Bodenbeschaffenheit – Biologische Verfahren –<br />
Bestimmung der Stickstoffmineralisierung <strong>und</strong><br />
-nitrifizierung in Böden <strong>und</strong> der Einflüsse von<br />
Chemikalien auf diese Prozesse (ISO/DIS<br />
14238:2011)<br />
Ausgabe: Juni 2011<br />
Bodenbeschaffenheit – Bestimmung der Ab<strong>und</strong>anz<br />
<strong>und</strong> Aktivität der Bodenmikroflora mit Hilfe<br />
von Atmungskurven (ISO/DIS 17155: 2011)<br />
Ausgabe: Juni 2011<br />
Kunststoff-Rohrleitungssysteme für <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
<strong>und</strong> -kanäle mit oder ohne Druck –<br />
Glasfaserverstärkte duroplastische Kunststoffe<br />
(GFK) auf der Basis von ungesättigtem Polyesterharz<br />
(UP) – Festlegungen für Rohre, Formstücke<br />
<strong>und</strong> Verbindungen; Deutsche Fassung<br />
prEN 14364:2011<br />
Ausgabe: Juli 2011<br />
Einsprüche bis zum 18. September 2011<br />
Wasserbeschaffenheit – Bestimmung des pH-<br />
Werts (ISO 10523:2008); Deutsche Fassung<br />
FprEN ISO 10523:2011<br />
Ausgabe: August 2011<br />
Einsprüche bis zum 1. Oktober 2011<br />
Wasserbeschaffenheit – Bestimmung des Indexes<br />
von methylenblauaktiven Substanzen<br />
(MBAS) – Verfahren mittels kontinuierlicher<br />
Durchflussanalyse (CFA) (ISO 16265:2009);<br />
Deutsche Fassung FprEN ISO 16265:2011<br />
Ausgabe: August 2011<br />
Einsprüche bis zum 1. Oktober 2011<br />
Bezug<br />
Beuth Verlag, Burggrafenstraße 6, 10787 Berlin<br />
Tel. (030) 26 01-22 60, www.beuth.de<br />
Norm-Entwurfsportal: www.entwuerfe.din.de<br />
DIN EN 13508-2 ist auch über die DWA zu beziehen<br />
E-Mail: info@dwa.de, Tel. (0 22 42) 872-333<br />
DWA-Mitgliedern wird ein Rabatt von 10 % gewährt. A<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Regelwerk<br />
Vorhabensbeschreibung<br />
Abscheider- <strong>und</strong> Rückstausicherungsanlagen<br />
in der<br />
Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung:<br />
Überarbeitung der<br />
Merkblattreihe DWA-M 167<br />
Die im Dezember 2007 veröffentlichte<br />
Merkblattreihe DWA-M 167 „Abscheider-<br />
<strong>und</strong> Rückstausicherungsanlagen in der<br />
Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung: Einbau, Betrieb,<br />
Wartung <strong>und</strong> Kontrolle von Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen“<br />
mit ihren<br />
fünf Teilen<br />
● DWA-M 167-1 „Rechtliche <strong>und</strong> technische<br />
Bestimmungen“,<br />
● DWA-M 167-2 „Abscheideranlagen<br />
für Leichtflüssigkeiten“,<br />
● DWA-M 167-3 „Abscheideranlagen<br />
für Fette <strong>und</strong> Abscheideranlagen für<br />
Stärke“,<br />
● DWA-M 167-4 „Abscheideranlagen<br />
für Amalgam“,<br />
● DWA-M 167-5 „Rückstausicherung<br />
<strong>und</strong> Leichtflüssigkeitssperren“<br />
soll neben der Verdeutlichung der Zusammenhänge<br />
geltender Normen <strong>und</strong><br />
Vorschriften insbesondere Empfehlungen<br />
zur sachgerechten Anwendung der bestehenden<br />
Regelwerke (zum Beispiel<br />
DIN-Normen, DWA-Regelwerk) <strong>und</strong> zu<br />
rechtlichen Vorschriften für die jeweiligen<br />
Produktgruppen geben.<br />
Seit der Veröffentlichung erfolgten einerseits<br />
wesentliche Veränderungen im<br />
verwaltungsrechtlichen Bereich (zum<br />
Beispiel Wasserhaushaltsgesetz, Indirekteinleiterverordnung<br />
<strong>und</strong> Verordnung<br />
zum Umgang mit wassergefährdenden<br />
Stoffen), <strong>und</strong> andererseits führen die bei<br />
der Generalinspektion <strong>und</strong> Dichtheitsprüfung<br />
von zum Beispiel Abscheideranlagen<br />
gewonnenen Erkenntnisse häufig<br />
zu Fragen bezüglich des erforderlichen<br />
Umfangs <strong>und</strong> der Vorgehensweise bei<br />
der angemessenen Sanierung dieser Anlagen.<br />
Die bestehenden Teile der Merkblattreihe<br />
sollen daher inhaltlich überar-<br />
beitet <strong>und</strong> jeweils ergänzt werden, insbesondere<br />
auch, um Hinweise <strong>und</strong> Empfehlungen<br />
zum Umgang mit festgestellten<br />
Mängeln bzw. zur Sanierung der Anlagen<br />
<strong>und</strong> des spezifischen Entwässerungssystems<br />
einzuarbeiten, wobei eine enge Verknüpfung<br />
mit den jeweiligen Produktnormen<br />
vorgesehen ist.<br />
Die Überarbeitung wird im Fachausschuss<br />
ES-6 „Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung“<br />
(Obmann: Dipl.-Ing. Karsten<br />
Selleng) durch die Arbeitsgruppe ES-<br />
6.2 „Einbau, Betrieb, Wartung <strong>und</strong><br />
Kon trolle von Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen“<br />
(Sprecher: Dipl.-Ing. Ulrich<br />
Bachon) erfolgen. Hierzu soll die<br />
Arbeitsgruppe neu formiert werden<br />
<strong>und</strong> möglichst Vertreter aus den BereichenKommunen/Netzbetreiber/Wasserbehörden,<br />
Prüf- <strong>und</strong> Ingenieurbüros,<br />
Hersteller, bauausführende bzw.<br />
Sanierungs-Fachunternehmen <strong>und</strong> dem<br />
Kreis der betroffenen Anlagenbetreiber<br />
der jeweiligen Produktgruppen beinhalten.<br />
An der Mitarbeit interessierte Fachleute<br />
werden gebeten, sich an die DWA-<br />
B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle zu wenden, die<br />
auch Hinweise für die Überarbeitung<br />
entgegennimmt. Die Überarbeitung ist<br />
bis 2013 geplant.<br />
DWA-B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle<br />
Dipl.-Ing. Christian Berger<br />
Theodor-Heuss-Allee 17<br />
53773 Hennef<br />
Tel. (0 22 42) 872-126, Fax 872-184<br />
E-Mail: berger@dwa.de A<br />
Vorhabensbeschreibung<br />
TSM für Stauanlagenbetreiber –<br />
Erarbeitung des Merkblatts<br />
DWA-M 1002<br />
Das Technische Sicherheitsmanagement<br />
(TSM) hat sich mittlerweile im Bereich<br />
der Wasserversorgung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
als ein nützliches Instrument<br />
zur Überprüfung der Aufbau- <strong>und</strong> Ablauf<br />
organisation eines Unternehmens bewährt<br />
<strong>und</strong> wurde bereits auf den Bereich<br />
Gewässerunterhaltung ausgedehnt. Aufgr<strong>und</strong><br />
der positiven Erfahrungen soll es<br />
Bitte umbenennen 861<br />
nun auch um den Bereich Stauanlagen<br />
erweitert werden. Als Gr<strong>und</strong>lage dafür<br />
ist ein Merkblatt DWA-M 1002 „Anforderungen<br />
an die Qualifikation <strong>und</strong> Organisation<br />
von Stauanlagenbetreibern als<br />
Gr<strong>und</strong>lage für ein Technisches Sicherheitsmanagement<br />
(TSM)“ erforderlich,<br />
in dem die Anforderungen an die Betreiber<br />
von Stauanlagen hinsichtlich der Organisation<br />
sowie der Qualifikation der<br />
beschäftigten Personen sowie die sicherheitstechnischen<br />
<strong>und</strong> betriebstechnischen<br />
Belange für den Betrieb, die Unterhaltung<br />
<strong>und</strong> die Überwachung dargestellt<br />
werden. Des Weiteren soll zur<br />
Erläuterung ein branchenspezifischer<br />
Fragenkatalog erarbeitet werden.<br />
Mit den Arbeiten werden folgende<br />
Ziele angestrebt:<br />
1. Formulierung der Anforderungen an<br />
das TSM im Kontext zu Aufgaben <strong>und</strong><br />
Nutzungen von Stauanlagen<br />
2. Definition von Anforderungen an die<br />
Aufbau- <strong>und</strong> Ablauforganisation<br />
3. Erstellung eines Anhangs mit einer<br />
Matrix, die die notwendigen Anforderungen<br />
an die Technische Führungskraft<br />
definiert in Abhängigkeit von<br />
Art, Aufgaben <strong>und</strong> Größe des Unternehmens<br />
4. Formulierung der erforderlichen Personalqualifikationen<br />
5. Erstellung eines branchenspezifischen<br />
Leitfadens zur Beschreibung<br />
der erforderlichen Anforderungen<br />
<strong>und</strong> Unterstützung der Umsetzung<br />
Eine neue verbändeübergreifende Arbeitsgruppe<br />
WW-4.8 „TSM-Stauanlagen“<br />
der Verbände DWA, Deutsches TalsperrenKomitee<br />
(DTK), Deutsche Gesellschaft<br />
für Geotechnik (DGGT) <strong>und</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />
der Trinkwassertalsperren<br />
(ATT) erarbeitet im DWA-Fachausschuss<br />
WW-4 „Fluss- <strong>und</strong> Talsperren“<br />
dieses Merkblatt unter der Leitung von<br />
BauAss. Dipl.-Ing. Antje Nielinger, stellvertretende<br />
Abteilungsleiterin der Betriebsabteilung<br />
Talsperren <strong>und</strong> Stauseen<br />
beim Ruhrverband.<br />
Angesprochen werden sollen Stauanlagenbetreiber,<br />
Ingenieurbüros, Wasserwirtschaftsverwaltungen,<br />
Kommunen<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9
862<br />
Bitte umbenennen<br />
<strong>und</strong> die Länderverwaltungen. Hinweise<br />
<strong>und</strong> Anregungen zu diesem Vorhaben<br />
nimmt die DWA-B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle<br />
gerne entgegen:<br />
DWA-B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle<br />
Dipl.-Ing. Anett Baum<br />
Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef<br />
Tel. (0 22 42) 872-124, Fax 872-135<br />
E-Mail: baum@dwa.de A<br />
Neu erschienen<br />
Merkblatt DWA-M 731:<br />
„<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfälle aus<br />
der Papierherstellung“<br />
Nach der Veröffentlichung des umfangreichen<br />
BREF-Dokuments „Pulp and Paper<br />
Industry“ <strong>und</strong> des Hintergr<strong>und</strong>papiers zu<br />
Anhang 28 der AbwV, das im Wesentlichen<br />
auf den behördlichen Vollzug ausgerichtet<br />
ist, wurde ein Merkblatt für<br />
sinnvoll erachtet, das einen praxisbezogenen<br />
Überblick über die Produktions-<br />
<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>verhältnisse der Papier-<br />
<strong>und</strong> Pappenherstellung gibt <strong>und</strong> produktionsintegrierte<br />
Maßnahmen zur Reduzierung<br />
der <strong>Abwasser</strong>belastung darstellt.<br />
Dem integrierten Ansatz folgend wurde<br />
darüber hinaus das bestehende Merkblatt<br />
ATV-DVWK-M 364 überarbeitet <strong>und</strong><br />
in das Merkblatt „<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfälle<br />
aus der Papierherstellung“ integriert.<br />
Auch Aspekte anderer Umweltbereiche<br />
wie der Energieverbrauch der Branche,<br />
das Vorkommen gefährlicher Stoffe sowie<br />
Emissionen aus der <strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Abfall</strong>behandlung (Abluft, Gerüche,<br />
Lärm, Abwärme) wurden mitbehandelt.<br />
Die im Merkblatt DWA-M 731 „<strong>Abwasser</strong><br />
<strong>und</strong> Abfälle aus der Papiererstellung“<br />
beschriebenen Verfahren zur Verminderung,<br />
Behandlung <strong>und</strong> Entsorgung<br />
von Abwässern <strong>und</strong> Abfällen entsprechen<br />
sowohl dem Stand der Technik<br />
(S. d. T.) nach den einschlägigen deutschen<br />
Wasser- <strong>und</strong> <strong>Abfall</strong>gesetzen als<br />
auch der nach der IED-Richtlinie geforderten<br />
Anwendung der besten verfügbaren<br />
Techniken (BVT) bzw. gehen zum<br />
Teil auch darüber hinaus.<br />
Dieses Merkblatt soll Fachbehörden<br />
der Wasser- <strong>und</strong> <strong>Abfall</strong>wirtschaft, Planern,<br />
Ingenieur- <strong>und</strong> Beratungsbüros,<br />
Anlagenherstellern <strong>und</strong> betroffenen Betrieben<br />
als Arbeitshilfe dienen <strong>und</strong> einen<br />
fachspezifischen Überblick vermitteln.<br />
Merkblatt DWA-M 731<br />
„<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfälle aus der<br />
Papierherstellung“, August 2011<br />
78 Seiten, ISBN 978-3-941897-93-9<br />
Ladenpreis: 71,00 Euro<br />
fördernde DWA-Mitglieder: 56,80 Euro<br />
Zu beziehen bei:<br />
DWA-B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle<br />
Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef<br />
Tel. (0 22 42) 872-333, Fax 872-100<br />
E-Mail: info@dwa.de<br />
DWA-Shop: www.dwa.de/shop A<br />
Neu erschienen<br />
Merkblatt DWA-M 805:<br />
„Technische Leistungsfähigkeit<br />
von Bauunternehmen“<br />
Öffentliche <strong>und</strong> auch private Auftraggeber<br />
müssen sich vergewissern, dass beauftragte<br />
Unternehmen für die anstehende<br />
Aufgabe geeignet sind. In Abhängigkeit<br />
vom jeweiligen Projekt dürfen <strong>und</strong><br />
müssen Anforderungen an die Eignung<br />
von Unternehmen gestellt <strong>und</strong> im Rahmen<br />
der Vergabeentscheidung deren Vorliegen<br />
geprüft werden. Die Eignung von<br />
Bauunternehmen wird anhand der Kriterien<br />
Fachk<strong>und</strong>e, Leistungsfähigkeit <strong>und</strong><br />
Zuverlässigkeit bewertet. Die Vergabe-<br />
<strong>und</strong> Vertragsordnungen, aber auch DIN-<br />
Normen enthalten zahlreiche Hinweise<br />
<strong>und</strong> Regelungen dazu.<br />
Das neu vorliegende Merkblatt DWA-<br />
M 805 „Technische Leistungsfähigkeit als<br />
besonderes Merkmal der Eignung von<br />
Bauunternehmen bei der Herstellung <strong>und</strong><br />
Sanierung von Rohrleitungen <strong>und</strong> Kanälen“<br />
beschränkt sich auf Hinweise zu Normen<br />
<strong>und</strong> vergaberechtlichen Regelungen<br />
des Abschnitts 1 der VOB/A (sogenannter<br />
„Unterschwellenbereich“, Basisparagraphen)<br />
<strong>und</strong> befasst sich damit bewusst nur<br />
mit diesem Teilbereich des gesamten Ausschreibungs-<br />
<strong>und</strong> Vergabeprozesses. Es<br />
werden Hinweise zur technischen Leistungsfähigkeit<br />
gegeben <strong>und</strong> erläutert,<br />
welche Inhalte mit vorhandenen Präqualifizierungsverfahren<br />
(PQ-Verfahren) bestätigt<br />
werden. Das Merkblatt soll eine<br />
Hilfestellung bei der sicheren Handhabung<br />
von Anforderungen an die fachliche<br />
Eignung <strong>und</strong> bei der Bewertung von Ausweisen<br />
(Zertifikaten) zu Qualifikation<br />
<strong>und</strong> Präqualifizierung sein.<br />
Erstellt wurde das Merkblatt von der<br />
DWA-Arbeitsgruppe WI-4.3 „Qualifikation<br />
von Organisationen“, Sprecher Dipl.-<br />
Ing. Hans-Joachim Purde, im Fachausschuss<br />
WI-4 „Leistungsqualität <strong>und</strong> Ver-<br />
gabeverfahren“, Obfrau Dipl.-Ing. Gabriele<br />
Köller. Weiterführende Hinweise enthält<br />
auch das Merkblatt DWA-M 808<br />
„Handreichungen zur Ausschreibung<br />
<strong>und</strong> zur Wertung von Angeboten“, das<br />
Anfang 2011 wegen Aktualisierungsbedarfs<br />
zurückgezogen wurde <strong>und</strong> sich<br />
derzeit in Überarbeitung befindet. Das<br />
Merkblatt DWA-M 808 wird also demnächst<br />
neu aufgelegt werden.<br />
Merkblatt DWA-M 805 „Technische<br />
Leistungsfähigkeit als besonderes<br />
Merkmal der Eignung von Bauunternehmen<br />
bei der Herstellung <strong>und</strong> Sanierung<br />
von Rohrleitungen <strong>und</strong> Kanälen“<br />
August 2011, 26 Seiten<br />
ISBN 978-3-941897-98-4<br />
Ladenpreis: 35,00 Euro, fördernde<br />
DWA-Mitglieder: 28,00 Euro<br />
Zu beziehen bei:<br />
DWA-B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle<br />
Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef<br />
Tel. (0 22 42) 872-333, Fax 872-100<br />
E-Mail: info@dwa.de<br />
DWA-Shop: www.dwa.de/shop A<br />
Fachgremien<br />
Aufruf zur Mitarbeit<br />
DWA-Arbeitsgruppe ES-7.4<br />
„Betrieb <strong>und</strong> Unterhalt von<br />
<strong>Abwasser</strong>pumpanlagen“<br />
Die seit vielen Jahren bestehende DWA-<br />
Arbeitsgruppe ES-7.4, Sprecher: Dipl.-<br />
Ing. Gert Bamler (Dresden), bearbeitet<br />
innerhalb des Fachausschusses ES-7 „Betrieb<br />
<strong>und</strong> Unterhalt“ im Hauptausschuss<br />
Entwässerungssysteme unterschiedliche<br />
Fragen der Instandhaltung <strong>und</strong> des Betriebs<br />
von <strong>Abwasser</strong>pumpanlagen. Dazu<br />
zählen insbesondere Dienst- <strong>und</strong> Betriebsanweisungen<br />
(DWA-A 199-3), Betriebskosten,<br />
Energieoptimierung, Explosionsschutz,<br />
Inspektion <strong>und</strong> Wartung von<br />
Druckleitungen <strong>und</strong> ähnliche Themen.<br />
Mitglieder der Arbeitsgruppe wirken<br />
auch als Referenten bei Weiterbildungsangeboten<br />
der DWA mit.<br />
Um die kompetente Besetzung der<br />
Arbeitsgruppe auch zukünftig sichern<br />
zu können, ist eine Verstärkung mit neuen<br />
Mitgliedern vorgesehen, nachdem<br />
mehrere bisherige Mitglieder altersbedingt<br />
leider nicht mehr zur Verfügung<br />
stehen.<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Aufgerufen zur Mitarbeit sind vorrangig<br />
Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte aus Kommunen,<br />
Verbänden <strong>und</strong> Unternehmen,<br />
die für Betrieb <strong>und</strong> Instandhaltung von<br />
Pumpanlagen zuständig sind <strong>und</strong> entsprechende<br />
Informationen <strong>und</strong> Erfahrungen<br />
in die Arbeitsgruppe einbringen können.<br />
Besonders erwünscht sind dabei<br />
Meldungen kleinerer <strong>und</strong> mittelgroßer<br />
Betreiber, um deren spezifische Rahmenbedingungen<br />
besser berücksichtigen zu<br />
können. Bei entsprechendem Tätigkeits-<br />
<strong>und</strong> Erfahrungsspektrum besteht auch<br />
Interesse an Meldungen aus Hochschulen<br />
<strong>und</strong> Ingenieurbüros.<br />
Kontaktadresse für nähere Auskünfte<br />
<strong>und</strong> bei Interesse an einer Mitarbeit:<br />
DWA-B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle<br />
Dipl.-Ing. Christian Berger<br />
Theodor-Heuss-Allee 17<br />
53773 Hennef<br />
Tel. (0 22 42) 872-126, Fax 872-184<br />
E-Mail: berger@dwa.de A<br />
Landesverbände<br />
Baden-Württemberg<br />
DWA Landesverbandstagung<br />
Baden-Württemberg am<br />
20. <strong>und</strong> 21. Oktober 2011<br />
in Fellbach<br />
Der DWA-Landesverband Baden-Württemberg<br />
empfängt im Rahmen seines<br />
60-jährigen Jubiläums am 20. <strong>und</strong> 21. Oktober<br />
2011 in der Schwabenlandhalle<br />
Fellbach die Fachleute aus dem Bereich<br />
der <strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong> Wasserwirtschaft zu<br />
seiner Landesverbandstagung. Die Fachtagung,<br />
zu der mehr als 600 Teilnehmer<br />
erwartet werden, wird in Kooperation mit<br />
dem Wasserwirtschaftsverband Baden-<br />
Württemberg e. V. (WBW) sowie dem<br />
Landesverband Baden-Württemberg des<br />
B<strong>und</strong>es der Ingenieure für Wasserwirtschaft,<br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaft <strong>und</strong> Kulturbau<br />
e. V. (BWK) durchgeführt.<br />
In der reizvollen Umgebung des<br />
Wein anbaugebietes unter dem Kappelberg<br />
erwartet die Besucher auch in diesem<br />
Jahr ein interessantes Fachprogramm,<br />
das sich an den aktuellen Fragestellungen<br />
aus Wissenschaft <strong>und</strong> Praxis<br />
orientiert.<br />
Im Anschluss an das Grußwort des<br />
baden-württembergischen Ministerialdirektors<br />
Helmfried Meinel sowie dem<br />
Festvortrag von Prof. Stefan Rahmstorf<br />
vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung<br />
widmet sich das Fachsymposium<br />
den vielfältigen Aufgaben der Wasserwirtschaft.<br />
So werden Fragen zu<br />
Starkniederschlägen <strong>und</strong> „Katastrophenregen“<br />
<strong>und</strong> deren Auswirkungen auf urbane<br />
Gebiete thematisiert. Die Zukunft<br />
der Kläranlage, neue Technologien <strong>und</strong><br />
verfahrenstechnische Innovationen finden<br />
im Rahmen eines Umwelttechnologieforums<br />
Beachtung. Die Themen des<br />
Betriebs von abwassertechnischen Anlagen<br />
<strong>und</strong> die b<strong>und</strong>esweit diskutierten Fragen<br />
der Inspektion <strong>und</strong> Sanierung von<br />
Kanälen <strong>und</strong> privaten Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen<br />
r<strong>und</strong>en das Tagungsprogramm<br />
ab.<br />
Die zweitägige Fachausstellung, zu<br />
der r<strong>und</strong> 100 Aussteller ihre Produkte<br />
<strong>und</strong> Dienstleistungen präsentieren, komplettiert<br />
die Tagung.<br />
Für die Nachwuchskräfte der Wasserwirtschaft<br />
wird ein Forum für Studenten<br />
der Fachrichtungen Siedlungswasserwirtschaft,<br />
Verfahrenstechnik <strong>und</strong> Umweltwissenschaften<br />
angeboten, um mit<br />
Geschäftsführern <strong>und</strong> Traineeverantwortlichen<br />
von Ingenieurbüros, Anlagenherstellern,<br />
kommunalen <strong>Abwasser</strong>entsorgern<br />
<strong>und</strong> Tiefbauunternehmen die<br />
Anforderungen <strong>und</strong> Möglichkeiten für<br />
einen Berufseintritt in regional, national<br />
<strong>und</strong> international agierende Unternehmen<br />
zu diskutieren <strong>und</strong> erste Kontakte<br />
zu knüpfen.<br />
Im Anschluss an die Fachtagung finden<br />
am 21. Oktober 2011 zwei interessante<br />
Fachexkursionen statt. Bei einem<br />
R<strong>und</strong>gang auf der Kläranlage Fellbach<br />
können die Teilnehmer unter anderem<br />
die beiden Blockheizkraftwerke besichtigen.<br />
Im Rahmen einer Werksbesichti-<br />
Bitte umbenennen 863<br />
gung der Firma Stihl werden unter fachk<strong>und</strong>iger<br />
Leitung die Produktion <strong>und</strong><br />
Produktpalette des bekannten Herstellers<br />
für Motorsägen vorgestellt.<br />
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme an<br />
den Fachvorträgen <strong>und</strong> Ihr Interesse an<br />
der Fachausstellung.<br />
Weitere Informationen erhalten Sie<br />
auf der Internet-Seite<br />
www.landesverbandstagung.dwa-bw.de<br />
oder telefonisch unter (07 11) 89 66 31-0.<br />
Mitgliederversammmlung 2011<br />
Anlässlich der 35. DWA-Landesverbandstagung<br />
Baden-Württemberg findet am<br />
Donnerstag, 20. Oktober 2011 um 16:15<br />
Uhr im Uhlandsaal der Schwabenlandhalle<br />
in Fellbach die diesjährige Mitgliederversammlung<br />
statt. Dazu lade ich<br />
herzlich ein <strong>und</strong> freue mich auf Ihre Teilnahme.<br />
Tagesordnung<br />
1. Begrüßung <strong>und</strong> Genehmigung der<br />
Tagesordnung<br />
2. Wahl eines Mitglieds zur Mitunterzeichnung<br />
der Niederschrift<br />
3. Bericht aus der Landesverbandsarbeit<br />
4. Bericht des Rechnungsprüfers<br />
5. Entlastung des Landesverbandsvorsitzenden<br />
6. Wahl des Landesverbandsvorsitzenden<br />
7. Wahl des stellvertretenden Landesverbandsvorsitzenden<br />
8. Wahl von Beiratsmitgliedern<br />
9. Wahl des Rechnungsprüfers<br />
10. Verschiedenes<br />
Wolfgang Schanz, Vorsitzender<br />
des DWA-Landesverbandes<br />
Baden-Württemberg A<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9
864<br />
Bitte umbenennen<br />
Baden-Württemberg<br />
10. AG-Sitzung des geanetz<br />
Baden-Württemberg in<br />
Stuttgart: Das Netzwerk wächst<br />
Die 10. Arbeitsgruppensitzung des geanetz<br />
Baden-Württemberg fand am 19. Mai<br />
2011 im Mittleren Sitzungssaal des Stuttgarter<br />
Rathauses statt. Weit über zwanzig<br />
Teilnehmer des interkommunalen<br />
Netzwerkes trafen sich zum Erfahrungsaustausch.<br />
Wolfgang Schanz als Gastgeber<br />
<strong>und</strong> Vorsitzender des DWA-Landesverbandes<br />
Baden-Württemberg konnte<br />
auch neue Mitglieder begrüßen. Zentraler<br />
Inhalt des Treffens war die Frage, wie<br />
sich der Umgang mit dem Thema Kanalsanierung<br />
<strong>und</strong> dem damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Handlungsbedarf durch systematische<br />
Öffentlichkeitsarbeit kommunizieren<br />
lässt <strong>und</strong> welche Maßnahmen im<br />
Hinblick auf eine nachhaltige Bewusstseinsbildung<br />
Sinn machen. Im weiteren<br />
Verlauf des Workshops ausführlich diskutiert<br />
wurden unter anderem der Entwurf<br />
zu einem Masterplan zur Kanalsanierung<br />
als Arbeitshilfe für Kommunen sowie die<br />
Gütesicherung durch Zertifizierung von<br />
Ingenieurbüros <strong>und</strong> Sanierungsbetrieben.<br />
Die Teilnehmer nutzten darüber hinaus<br />
die Gelegenheit zum ausführlichen<br />
Erfahrungsaustausch, in dem verschiedene<br />
Fallbeispiele <strong>und</strong> konstruktive Lösungsansätze<br />
aus der Praxis der beteiligten<br />
Kommunen im Land erörtert werden<br />
konnten. Die nächste AG-Sitzung des geanetz<br />
Baden-Württemberg mit Fokus auf<br />
das Thema Fremdwasserkonzepte ist für<br />
den 10. November 2011 in Karlsruhe geplant.<br />
Christiane Prögel<br />
Weitere Informationen:<br />
www.geanetz-bw.de A<br />
Sachsen/Thüringen<br />
Einweihung der Teststrecke<br />
zur „Dichtheitsprüfung von<br />
Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen“<br />
in Dresden<br />
Am 24. Juni 2011 wurde die Teststrecke<br />
zur Dichtheitsprüfung von Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen<br />
des DWA-Landesverbandes<br />
Sachsen/Thüringen an der<br />
Sächsischen Bildungsgesellschaft für<br />
Vorführung der Kamerainspektion durch<br />
den Kursleiter Dipl.-Ing. Torsten Schulz<br />
Umweltschutz <strong>und</strong> Chemieberufe Dresden<br />
mbH (SBG) offiziell eingeweiht.<br />
Zur Veranschaulichung fanden eine<br />
Kamerainspektion durch den öffentlich<br />
bestellten <strong>und</strong> vereidigten Gutachter<br />
Dipl.-Ing. Torsten Schulz (Ingenieur- <strong>und</strong><br />
Gutachterbüro Schulz, Dresden) <strong>und</strong><br />
eine Dichtheitsprüfung durch Jörg<br />
L ippmann (städtler � beck GmbH, Prüf-<br />
<strong>und</strong> Absperrtechnik, Speyer) statt.<br />
Der Zustand der Kanalisation in<br />
Deutschland ist im öffentlichen Bereich<br />
gut untersucht <strong>und</strong> bekannt. Für den Bereich<br />
der privaten Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen<br />
ist die Kenntnis über den<br />
Zustand derzeit noch sehr gering. Auch<br />
im Hinblick darauf, dass zum Beispiel<br />
Kleinkläranlagen auch zukünftig, insbesondere<br />
außerhalb von Verdichtungsgebieten,<br />
zur <strong>Abwasser</strong>behandlung eingesetzt<br />
werden, ist neben dem fachgerechten<br />
Betrieb <strong>und</strong> der Wartung solcher Anlagen<br />
auch eine einwandfreie Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />
für einen sachgemäßen<br />
Betrieb der Kleinkläranlagen<br />
dringend erforderlich.<br />
Da alle einschlägigen Normen <strong>und</strong><br />
Regelwerke für die Durchführung von<br />
Dichtheitsprüfungen an Entwässerungssystemen<br />
einen Nachweis der Qualifikation<br />
für die Ausführung dieser Arbeiten<br />
fordern, soll der Kurs „Dichtheitsprüfung<br />
von Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen“<br />
Ingenieure, Meister <strong>und</strong> Facharbeiter<br />
(mit entsprechender mehrjähriger Berufspraxis)<br />
ansprechen, sich auf dem Gebiet<br />
der Dichtheitsprüfung von Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen<br />
aus- <strong>und</strong><br />
weiterzubilden <strong>und</strong> die entsprechende<br />
Sachk<strong>und</strong>e zu erwerben.<br />
Der Kurs „Dichtheitsprüfung von<br />
Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen“ vermittelt<br />
die Gr<strong>und</strong>lagen der Inspektion,<br />
Reinigung <strong>und</strong> Dichtheitsprüfung von<br />
kleinen Gr<strong>und</strong>stücksleitungen. Rechtliche<br />
Anforderungen <strong>und</strong> Arbeitsschutzbestimmungen<br />
ergänzen den Kurs.<br />
Die Teststrecke für die Ausbildung<br />
im Sachk<strong>und</strong>ekurs „Dichtheitsprüfung<br />
von Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen“<br />
des Landesverbandes Sachsen/<br />
Thüringen der DWA konnte nun fertig<br />
gestellt werden <strong>und</strong> steht den Teilnehmern<br />
für die Durchführung von Kanalinspektionen<br />
<strong>und</strong> Dichtheitsprüfungen<br />
zur Verfügung.<br />
Weitere Termine:<br />
28. November bis 2. Dezember 2011; 23.<br />
bis 27. April 2012 sowie 17. bis 21. September<br />
2012. Kursort ist jeweils die<br />
Sächsische Bildungsgesellschaft für Umweltschutz<br />
<strong>und</strong> Chemieberufe mbH in<br />
Dresden.<br />
Information <strong>und</strong> Anmeldung unter<br />
www.dwa-st.de A<br />
Publikationen<br />
Neu erschienen<br />
DWA-Themenband „Entscheidungsunterstützungssysteme<br />
für die nachhaltige Flussgebietsbewirtschaftung“<br />
In den letzten Jahren haben sich die Anforderungen<br />
an die Wasserwirtschaft<br />
deutlich erweitert. Die Ursachen sind einerseits<br />
neue rechtliche Rahmenbedingungen<br />
<strong>und</strong> andererseits der globale<br />
Wandel, der sowohl Klimaänderungen<br />
als auch Änderungen der sozio-ökonomische<br />
Bedingungen umfasst.<br />
Die im Jahr 2000 in Kraft getretene<br />
Europäische Wasserrahmenrichtlinie fordert<br />
die Aufstellung von Bewirtschaftungsplänen<br />
<strong>und</strong> Maßnahmenprogrammen<br />
für Flussgebiete unter Berücksichtigung<br />
der Kosteneffizienz mit dem Ziel,<br />
den guten ökologischen Zustand der Gewässer<br />
zu erreichen. Die Europäische<br />
Richtlinie über die Bewertung <strong>und</strong> das<br />
Management von Hochwasserrisiken, die<br />
2007 in Kraft getreten ist, fordert die<br />
Entwicklung von Managementplänen<br />
zur Minderung von Hochwasserrisiken<br />
bis zum Jahr 2015 ein. Beide Richtlinien<br />
sind in nationales Recht umgesetzt. Die<br />
Öffentlichkeit ist bestmöglich in die Entscheidungsprozesse<br />
bei der praktischen<br />
Umsetzung dieser Rechtsnormen einzubeziehen.<br />
Die Maßnahmen, die aus den genannten<br />
rechtlichen Vorgaben [Richtlini-<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
en] resultieren, sind oftmals wechselseitig<br />
voneinander abhängig. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
wird die integrale Betrachtung der Wechselwirkungen<br />
zwischen Maßnahmen<br />
zum Hochwasserschutz <strong>und</strong> der ökologischen<br />
Verbesserung der Gewässer von<br />
den Akteuren gefordert.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der komplexen Rahmenbedingungen,<br />
in denen die Flussgebietsbewirtschaftung<br />
agiert, können gr<strong>und</strong>sätzliche<br />
Entscheidungen zwischen mehreren<br />
Handlungsalternativen notwendig<br />
werden. Dabei muss zwischen mehreren<br />
Kriterien abgewogen werden. Die „richtige“<br />
Entscheidung ist bei der gegebenen<br />
Komplexität in der Regel nicht ohne weiteres<br />
offensichtlich.<br />
Eine Möglichkeit zur Unterstützung<br />
des erforderlichen Entscheidungsprozesses<br />
sind Entscheidungsunterstützungssysteme<br />
(EUS). In dem neuen<br />
DWA-Themenband T 2/2011 werden<br />
Gr<strong>und</strong>lagen von EUS sowie Anforderungen<br />
an EUS vorgestellt. Dabei stehen<br />
Funktionalitäten von EUS als Hilfsmittel<br />
für die Entscheidungsfindung im Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Des Weiteren wird auf die<br />
Entwicklung von EUS-Software sowie<br />
auf die Herausforderung einer Einbindung<br />
in die institutionellen Strukturen<br />
eingegangen. Ausgewählte Beispiele für<br />
EUS aus Praxis <strong>und</strong> Forschung werden<br />
kurz vorgestellt. Der neue Band der<br />
DWA-Themen richtet sich an die mit der<br />
Bewirtschaftung von Einzugsgebieten<br />
befassten Fachleute in der Wasserwirtschaftsverwaltung<br />
<strong>und</strong> in Ingenieurbüros.<br />
Es bietet darüber hinaus auch weiteren<br />
interessierten Fachkollegen, die<br />
sich über den aktuellen Stand der Werkzeuge<br />
für die Entscheidungsunterstützung<br />
informieren möchten, eine Handreichung.<br />
DWA-Themen 2/2011 „Entscheidungsunterstützungssysteme<br />
für die nachhaltige<br />
Flussgebietsbewirtschaftung“<br />
August 2011, 54 Seiten<br />
ISBN 978-3-941897-96-0<br />
Ladenpreis: 49,00 Euro, fördernde<br />
DWA-Mitglieder: 39,20 Euro<br />
Zu beziehen bei:<br />
DWA-B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle<br />
Theodor-Heuss-Allee 17<br />
53773 Hennef<br />
Tel. (0 22 42) 872-333<br />
Fax 872-100<br />
E-Mail: info@dwa.de<br />
DWA-Shop: www.dwa.de/shop A<br />
Personalien<br />
Pertti Seuna Präsident der EWA<br />
Der Finne Prof. Pertti Seuna, Ph. D., übernahm<br />
am 1. Juli 2011 das Amt des Präsidenten<br />
der European Water Association<br />
(EWA) von Dr. Jean Philippe Torterotot<br />
(Frankreich). Seuna war Direktor des<br />
Umweltmonitorings bei der finnischen<br />
Wasser- <strong>und</strong> Umweltbehörde. Seit zehn<br />
Jahren berät er außerdem den obersten<br />
finnischen Verwaltungsgerichtshof in<br />
Umweltfragen. Nachdem er viele Jahre<br />
Präsident des nationalen finnischen Wasserverbands<br />
(Suomen Vesiyhdistys) gewesen<br />
war, ist er derzeit dessen Vizepräsident.<br />
Neuer Vizepräsident der EWA ist der<br />
Österreicher BR h. c. DI Dr. techn. Werner<br />
Flögl. Flögl ist auch Vizepräsident der International<br />
Commission on Large Dams<br />
<strong>und</strong> Inhaber eines Ingenieurbüros in<br />
Linz/Österreich sowie Mitglied des Vorstands<br />
des Österreichischen Wasser- <strong>und</strong><br />
<strong>Abfall</strong>wirtschaftsverbands (ÖWAV). A<br />
Peter Matthews<br />
Ehrenmitglied der EWA<br />
/ Personalien<br />
Der Brite Prof. Peter Matthews, Ph. D.,<br />
(68) wurde am 1. Juli 2011 von der<br />
European Water Association (EWA) zu<br />
ihrem Ehrenmitglied gewählt. Matthews<br />
ist seit Gründung der EWA im Jahr 1981<br />
dort aktiv. Mit der Ehrung wird sein<br />
langjähriger, vielfältiger <strong>und</strong> engagierter<br />
Einsatz für den Verein gewürdigt. 1997<br />
war Matthews Präsident der EWA, <strong>und</strong><br />
2010 wurde ihm im Rahmen der IFAT<br />
ENTSORGA in München die William-Dunbar-Medaille<br />
verliehen. Er hatte verschiedene<br />
Führungspositionen in der<br />
britischen Wasserwirtschaft inne. A<br />
Münchner Kommunalreferentin<br />
wird Staatsrätin in Bremen<br />
Die Münchner Kommunalreferentin<br />
Gabriele Friderich (59) wird ab voraussichtlich<br />
September 2011 Staatsrätin im<br />
Bremer Umweltressort. Damit ist auch<br />
der zweite Staatsräteposten im Ressort<br />
besetzt. Friderich übernimmt die Verantwortung<br />
über den Ressortbereich Umwelt<br />
<strong>und</strong> Energie. 13 Jahre, seit dem<br />
1. Juli 1998, war Gabriele Friderich als<br />
Kommunalreferentin in München tätig.<br />
Dort war sie für das Immobilienmanagement<br />
der Stadt sowie die städtischen Eigenbetriebe<br />
„<strong>Abfall</strong>wirtschaftsbetrieb<br />
München“, die „Markthallen München“,<br />
die „Stadtgüter München“ <strong>und</strong> die städtische<br />
Forstverwaltung verantwortlich.<br />
2200 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />
waren in ihrem Bereich tätig. Die in Berlin<br />
geborene Gabriele Friderich hat an<br />
der TU München Geographie, Städtebau<br />
sowie Raumordnung <strong>und</strong> Landesplanung<br />
studiert. Danach arbeitete sie als Fraktionsassistentin<br />
der Grünen in München,<br />
war persönliche Mitarbeiterin des Kommunalreferenten<br />
<strong>und</strong> im Planungsreferat<br />
tätig. Sie war Mitarbeiterin im „Regionalen<br />
Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum<br />
München“ <strong>und</strong> Referentin in<br />
der Kommunalen Gemeinschaftsstelle<br />
für Verwaltungsmanagement (KGSt)<br />
Köln. A<br />
Paul Uwe Thamsen<br />
1. Vizepräsident der TU Berlin<br />
Der Strömungsmechaniker Prof. Dr.-Ing.<br />
Paul Uwe Thamsen (Jahrgang 1960) wurde<br />
am 13. Juli 2011 in das Amt des 1. Vizepräsidenten<br />
der TU Berlin gewählt. Er<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />
865
866 Personalien<br />
Foto: TU Berlin/Pressestelle/Dahl<br />
ist für die Ressorts Forschung <strong>und</strong> Berufung<br />
zuständig <strong>und</strong> vertritt den Präsidenten<br />
bei dessen Abwesenheit. Thamsen, in<br />
der DWA als Referent mit Vorträgen über<br />
<strong>Abwasser</strong>pumpen bekannt, studierte Maschinenbau<br />
an der TU Braunschweig <strong>und</strong><br />
promovierte im Jahre 1992 am Pfleiderer-Institut<br />
für Strömungsmaschinen.<br />
Danach wirkte er in verschiedenen Positionen<br />
im Bereich Technik, Marketing<br />
<strong>und</strong> Management bei der Firma Pleuger<br />
Worthington GmbH in Hamburg, wo er<br />
umfangreiche Erfahrungen mit Kreisel-<br />
<strong>und</strong> Tauchmotorpumpen sammelte. Seit<br />
November 2003 leitet Paul Uwe Thamsen<br />
den Lehrstuhl Fluidsystemdynamik –<br />
Strömungstechnik in Maschinen <strong>und</strong> Anlagen<br />
an der TU Berlin. Er war Geschäftsführender<br />
Direktor des Instituts für Strömungsmechanik<br />
<strong>und</strong> Technische Akustik<br />
<strong>und</strong> ist derzeit Forschungsdekan der Fakultät<br />
V „Verkehrs- <strong>und</strong> Maschinensysteme“.<br />
A<br />
Henning R. Deters Vorstandsvorsitzender<br />
der Gelsenwasser AG<br />
Dipl.-Kfm. Henning R. Deters, MBA (42)<br />
wurde am 15. Juli 2011 zum neuen Vorstandsvorsitzenden<br />
der Gelsenwasser AG<br />
bestellt. Er wird seine Tätigkeit voraus-<br />
sichtlich zum 1. Oktober 2011 aufnehmen.<br />
Deters ist derzeit als Vorstand für<br />
den Bereich <strong>Infrastruktur</strong> bei E.ON Ruhrgas<br />
AG tätig, zuvor verantwortete er dort<br />
den Bereich Vertrieb. Nach dem Studium<br />
der Betriebswirtschaft an der Universität<br />
Münster begann er seine Laufbahn bei<br />
der Ruhrgas AG. Seit 1997 im Bereich<br />
Gaseinkauf eingesetzt, zeichnete er ab<br />
2002 als Direktor des Gaseinkaufs Zentraleuropa<br />
verantwortlich. Es folgte eine<br />
zweijährige Zeit als Sprecher der<br />
Gastransportgesellschaft, der heutigen<br />
Open Grid Europe, <strong>und</strong> die anschließende<br />
Bestellung als Vorstand der Muttergesellschaft.<br />
Der bisherige Vorstandsvorsitzende<br />
von Gelsenwasser, Dr. Manfred<br />
Scholle, wird zum 30. September 2011<br />
mit Vollendung des 65. Lebensjahres aus<br />
dem Amt ausscheiden. A<br />
Katharina C. Hamma wird<br />
Koelnmesse-Geschäftsführerin<br />
Dipl.-Ing. (FH) Katharina C. Hamma (45)<br />
wird neue Geschäftsführerin der Koelnmesse.<br />
Sie besetzt in der dreiköpfigen Geschäftsführung<br />
die neu geschaffene Position<br />
des Chief Operating Officer (COO).<br />
Ihr erster Arbeitstag in Köln ist der 1. Oktober<br />
2011. Katharina Hamma trat nach<br />
dem Studium der Betriebswirtschaft <strong>und</strong><br />
der Bekleidungstechnik 1997 bei der<br />
Messe München ein. Dort leitete sie seit<br />
2005 den Geschäftsbereich Investitionsgütermessen,<br />
zu dem bedeutende Messen<br />
wie die bauma, die EXPO REAL, die IFAT<br />
ENTSORGA <strong>und</strong> die transport logistic zählen.<br />
Seit 2008 war sie auch Prokuristin<br />
der Messe München. Die Koelnmesse<br />
schließt mit der Bestellung von Katharina<br />
Hamma eine umfassende Reorganisation<br />
der früher fünfköpfigen Führungsspitze<br />
ab. Mit der Funktion des COO liegt erstmals<br />
die operative Zuständigkeit für alle<br />
Messen in einer Hand. A<br />
UMSICHT-Wissenschaftspreis<br />
an Andreas Fath<br />
Die Hansgrohe AG <strong>und</strong> ihr „Chefchemiker“<br />
Dr. Andreas Fath wurden am 6. Juli<br />
2011 mit dem mit 10 000 Euro dotierten<br />
UMSICHT-Wissenschaftspreis ausgezeichnet,<br />
den der Förderverein des<br />
Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits-<br />
<strong>und</strong> Energietechnik jährlich<br />
vergibt. Prämiert wurde eine von dem<br />
Schwarzwälder Armaturen- <strong>und</strong> Brausenspezialisten<br />
entwickelte, umweltfre<strong>und</strong>liche<br />
Technologie, mit der es gelingt,<br />
die Schadstoffbelastung von Galvanikabwässern<br />
deutlich zu reduzieren.<br />
Andreas Fath <strong>und</strong> sein Team haben die<br />
Jury – so heißt es in deren Begründung<br />
– mit der „hohen Praxisrelevanz“ ihres<br />
Projekts zur Zersetzung von perfluorierten<br />
Tensiden (PFT) im Galvanikabwasser<br />
<strong>und</strong> „wegen des Nutzens für<br />
Umwelt <strong>und</strong> Gesellschaft“ überzeugt.<br />
PFT kommen in galvanischen Prozessen<br />
zum Einsatz – beispielsweise bei der<br />
Verchromung. Sie gewährleisten nicht<br />
nur eine gleichmäßige <strong>und</strong> stabile Beschichtung,<br />
sondern sind auch aus<br />
Gründen der Arbeitssicherheit unverzichtbar,<br />
um die Tröpfchenbildung aus<br />
gefährlichen Lösungen <strong>und</strong> das Entweichen<br />
giftiger Chromdämpfe am Arbeitsplatz<br />
zu vermeiden. In dem von der<br />
Hansgrohe AG gemeinsam mit dem<br />
Umweltministerium des Landes Baden-<br />
Württemberg durchgeführten Pilotprojekt<br />
wurde eine automatisierte Anlage<br />
zur Reduzierung der PFT aus dem<br />
Galavanik abwasser entwickelt. Dabei<br />
kommt ein elektrochemischer Prozess<br />
zum Einsatz, der die Tenside in Flusssäure<br />
(HF), Wasser <strong>und</strong> Kohlendioxid<br />
mineralisiert. Die Hansgrohe AG setzt<br />
das Verfahren bereits seit 2010 erfolgreich<br />
in ihren Werken in Schiltach <strong>und</strong><br />
Offenburg ein. A<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Karl Heinz Hunken gestorben<br />
Am 6. Juli 2011 verstarb Prof. Dr.-Ing. Dr.<br />
h. c. Karl Heinz Hunken im Alter von 91<br />
Jahren.<br />
Geboren am 5. Oktober 1919 in<br />
Mannheim, legte er dort 1938 das Abitur<br />
ab. Die Jahre danach bis 1945 wurden<br />
von Arbeits- <strong>und</strong> Kriegsdienst beansprucht.<br />
1950 absolvierte er das Bauingenieurstudium<br />
an der TH Stuttgart mit<br />
dem Abschluss Diplom. Zwischen 1952<br />
<strong>und</strong> 1959 arbeitete er als Assistent bei<br />
Prof. Franz Pöpel am Lehrstuhl für Siedlungswasserbau<br />
<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitstechnik<br />
der TH Stuttgart.<br />
1959 promovierte er mit der richtungweisenden<br />
Arbeit „Untersuchungen<br />
über den Reini gungsverlauf <strong>und</strong> den<br />
Sauerstoffverbrauch bei der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
durch das Belebtschlammverfahren“<br />
zum Dr.-Ing. Ebenfalls 1959 wurde<br />
er Oberingenieur <strong>und</strong> erhielt Lehraufträge<br />
für Industrieabwasserbehandlung<br />
<strong>und</strong> biologische <strong>Abwasser</strong>reinigung.<br />
1965 übernahm er den außerordentlichen<br />
Lehrstuhl für Technologie des Industriewasserbaus<br />
<strong>und</strong> 1967 den Lehrstuhl<br />
II für Siedlungswasserbau <strong>und</strong><br />
Wassergütewirtschaft; gleichzeitig wurde<br />
Prof. Hunken zusammen mit Prof.<br />
Franz Pöpel Direktor des Instituts für<br />
Siedlungswasserbau <strong>und</strong> Wassergütewirtschaft.<br />
Von 1971 bis 1980 war er<br />
Rektor der Universität Stuttgart.<br />
Als Forscher <strong>und</strong> Hochschullehrer erwarb<br />
sich Karl Heinz Hunken aufgr<strong>und</strong><br />
seines hervorragenden Fachwissens, seiner<br />
vorausschauenden, die Beteiligten<br />
mit einschließenden Art <strong>und</strong> seiner Fähigkeit,<br />
kritisch Dinge zu hinterfragen<br />
<strong>und</strong> f<strong>und</strong>ierte Lösungen zu entwickeln,<br />
höchste Anerkennung bei Studierenden,<br />
Mitarbeitern <strong>und</strong> Fachkollegen im In-<br />
<strong>und</strong> Ausland.<br />
Als Ordinarius hat er sieben Dissertationen<br />
auch in den Jahren seiner Rektoratszeit<br />
betreut, darunter die mit dem<br />
Imhoff-Preis ausgezeichnete Arbeit von<br />
Kh. Krauth, 1971: „Der Abfluß <strong>und</strong> die<br />
Verschmutzung des <strong>Abwasser</strong>s in Mischkanalisationen<br />
bei Regen“. Seine Innovationsfreude<br />
kam mit zum Ausdruck<br />
durch Beteiligung an Arbeiten über Algen<br />
(Dissertation Sekoulov, 1972) <strong>und</strong><br />
den erstmalig erfolgreichen Einsatz von<br />
Wasserstoffperoxid in der Sauerstoffversorgung<br />
von Belebtschlamm (Hunken,<br />
Sekoulov <strong>und</strong> Bardtke, 1973).<br />
Nach seiner Rektoratszeit initiierte er<br />
1980 eine Wiederaufnahme des DFG-<br />
Sonderforschungsbereichs 82 „Qualitätsverbesserungen<br />
<strong>und</strong> Weiterbehandlung<br />
gereinigter Abwässer“ <strong>und</strong> war dessen<br />
engagierter Sprecher. Schon kurz nach<br />
der Gründung des ATV-Fachausschusses<br />
2.6 „Belebungsverfahren“ wurde er dort<br />
Mitglied.<br />
Intensiv widmete er sich auch wasserwirtschaftlichen<br />
Fragestellungen im<br />
Land Baden-Württemberg. Diese Arbeiten<br />
wurden in Gutachten zum Bodensee<br />
niedergelegt <strong>und</strong> umfassten beispielhaft<br />
den Stoffeintrag durch die Stockacher<br />
Aach, Überlegungen zu einer <strong>Abwasser</strong>ringleitung<br />
(1963) <strong>und</strong> den heiß diskutierten<br />
Bodensee-Neckarstollen (1973).<br />
Die letzte von ihm geleitete gutachterliche<br />
Ausarbeitung betraf die Behandlung<br />
der Sickerwässer der Sonderabfalldeponie<br />
Billigheim (1986).<br />
Neben seinem wissenschaftlichen<br />
Engagement war Karl Heinz Hunken<br />
hochschulpolitisch eingeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
ließ sich in bewegten Zeiten in die<br />
Pflicht nehmen. Ende der 1960er-Jahre<br />
war er von Anbeginn Mitglied der<br />
Gr<strong>und</strong>ordnungskommission der Universität<br />
<strong>und</strong> beeinflusste damit wesentlich<br />
ihre Umgestaltung. 1967 bis 1968 fun-<br />
Personalien<br />
gierte er als Dekan der heutigen Fakultät<br />
Bau- <strong>und</strong> Umweltingenieurwissenschaften.<br />
1970 als Dekan wiedergewählt,<br />
wurde er im April 1971 als Rektor<br />
berufen. Umsichtig <strong>und</strong> erfolgreich<br />
leitete er die Geschicke der Universität<br />
bis September 1980. Er war damit der<br />
am längsten amtierende Rektor der Universität<br />
Stuttgart seit Einführung der<br />
Rektoratsverfassung. Von 1977 bis 1980<br />
war er zusätzlich Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz.<br />
Karl Heinz Hunken, ein Visionär in<br />
Sachen Umweltschutztechnik, war von<br />
der Notwendigkeit <strong>und</strong> Bedeutung der<br />
fachübergreifenden engen Zusammenarbeit<br />
von Ingenieuren <strong>und</strong> Natur- <strong>und</strong><br />
Geisteswissenschaftlern im Umweltbereich<br />
überzeugt. Anfang der 1990er-Jahre<br />
hat er den bis heute hervorragend angenommenen,<br />
fakultätsübergreifenden<br />
Ingenieurstudiengang Umweltschutztechnik<br />
der Universität Stuttgart initiiert<br />
<strong>und</strong> diesen beratend lang über seine<br />
Amtszeit hinaus begleitet.<br />
Von der Ukrainischen Freien Universität<br />
erhielt er 1975 die Ehrendoktorwürde.<br />
Eine besondere Anerkennung für<br />
seine großen Verdienste erfuhr Prof.<br />
Hunken 1981 mit der Verleihung des<br />
Verdienstkreuzes Erster Klasse des Verdienstordens<br />
der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutsch land <strong>und</strong> 1987 mit der Verleihung<br />
der Verdienstmedaille des Landes<br />
Baden-Württemberg“.<br />
Auch nach der Emeritierung 1988<br />
blieb Karl Heinz Hunken der Universität<br />
<strong>und</strong> dem Institut weiterhin als Mentor<br />
eng verb<strong>und</strong>en.<br />
Mit seinem Tod haben wir, das Institut<br />
<strong>und</strong> die Fachwelt einen exzellenten<br />
Wissenschaftler <strong>und</strong> Hochschullehrer,<br />
aber auch einen mit Weitsicht politisch<br />
denkenden <strong>und</strong> handelnden, selbstlos an<br />
der Sache orientierten, sich nicht schonenden,<br />
hochintelligenten <strong>und</strong> überaus<br />
sensiblen Menschen mit höchster Überzeugungskraft<br />
verloren.<br />
Wir werden Karl Heinz Hunken ein<br />
ehrendes Gedenken bewahren.<br />
Heidrun Steinmetz (Stuttgart)<br />
Oktay Tabasaran (Stuttgart) A<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />
867
868 Rechtsprechung<br />
Rechtsprechung<br />
Anspruch auf Einsicht in<br />
Cross-Border-Leasing-<br />
Transaktions-Unterlagen<br />
In KA 1/2011, S. 74, wurde ein Beschluss<br />
des OVG Münster vom 3. Mai 2010 (Aktenzeichen<br />
13a F 31/09) veröffentlicht.<br />
Er befasste sich mit der Frage, ob ein Anspruch<br />
von Dritten besteht, Unterlagen<br />
einzusehen, die im Zusammenhang mit<br />
Cross-Border-Leasing-Aktionen mit amerikanischen<br />
Vertragspartnern stehen. Das<br />
OVG Münster hatte im Ergebnis entschieden,<br />
dass die Weigerung der Stadt (Recklinghausen),<br />
die angeforderten Unterlagen<br />
vorzulegen, rechtswidrig ist.<br />
Das B<strong>und</strong>esverwaltungsgericht hat<br />
mit Beschluss vom 8. Februar 2011 – Aktenzeichen<br />
20 F 13.10 – diese Auffassung<br />
des OVG Münster bestätigt. Aus den<br />
Gründen ergibt sich unter anderem Folgendes:<br />
Allein aus dem Abschluss einer Vertraulichkeitsvereinbarung<br />
ergibt sich<br />
nicht ein Geheimhaltungsgr<strong>und</strong>. Entscheidend<br />
ist nicht, ob eine Vertraulichkeit<br />
von Informationen vereinbart worden<br />
ist, sondern ob nach materiell-rechtlichen<br />
Maßstäben ein Geheimhaltungsgr<strong>und</strong><br />
vorliegt. Das B<strong>und</strong>esverwaltungsgericht<br />
macht dann noch folgende Ausführungen<br />
zu Betriebs- <strong>und</strong> Geschäftsgeheimnissen:<br />
„Bei Betriebs- <strong>und</strong> Geschäftsgeheimnissen<br />
handelt es sich um Vorgänge, die<br />
nach § 99 Abs. 1 Satz 2 VwGO ihrem Wesen<br />
nach geheim zu halten sind. Dass es<br />
nicht um den Schutz der Stadt, sondern<br />
um den Schutz des Vertragswerks <strong>und</strong><br />
damit die Schutzbedürftigkeit der Vertragspartner<br />
der Stadt geht, steht der Annahme<br />
eines Betriebs- <strong>und</strong> Geschäftsgeheimnisses<br />
nicht entgegen.<br />
Als Betriebs- <strong>und</strong> Geschäftsgeheimnis<br />
werden alle auf ein Unternehmen bezogenen<br />
Tatsachen, Umstände <strong>und</strong> Vorgänge<br />
verstanden, die nicht offenk<strong>und</strong>ig<br />
sind. Ein Geschäfts- oder Betriebsgeheimnis<br />
setzt neben dem Mangel an Offenk<strong>und</strong>igkeit<br />
der zugr<strong>und</strong>e liegenden Informationen<br />
ein berechtigtes Interesse des Unternehmens<br />
an deren Nichtverbreitung<br />
voraus. ein solches Interesse besteht,<br />
wenn die Offenlegung der Informationen<br />
geeignet ist, exklusives technisches oder<br />
kaufmännisches Wissen den Marktkon-<br />
kurrenten zugänglich zu machen <strong>und</strong> so<br />
die Wettbewerbsposition des Unternehmens<br />
nachteilig zu beeinflussen. Geschäftsgeheimnisse<br />
zielen auf den Schutz<br />
kaufmännischen Wissens; sie betreffen<br />
alle Konditionen, durch welche die wirtschaftlichen<br />
Verhältnisse eines Unternehmens<br />
maßgeblich bestimmt werden können.<br />
Dazu gehören unter anderem Umsätze,<br />
Ertragslagen, Geschäftsbücher,<br />
K<strong>und</strong>enlisten oder Bezugsquellen. Auch<br />
konkrete Vertragsgestaltungen, das heißt<br />
ein bestimmtes Vertragswerk, zu dem<br />
auch Angaben über beteiligte Kreditunternehmen<br />
<strong>und</strong> Finanzdienstleister, Modelle<br />
der Zwischenfinanzierung oder<br />
steuerrechtliche Abschreibungs modalitäten<br />
<strong>und</strong> sonstige Transaktionsbeschreibungen<br />
gehören, können als Geschäftsgeheimnis<br />
geschützt sein.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich setzt die Entscheidung<br />
über die Verweigerung der Aktenvorlage<br />
bei Geheimhaltungsbedarf eine Ermessensausübung<br />
gemäß § 99 Abs. 1 Satz 2<br />
VwGO voraus. Das Ergebnis der Ermessensausübung<br />
nach § 99 Abs. 1 Satz 2<br />
VwGO kann jedoch in bestimmten Fallkonstellationen<br />
durch den Gr<strong>und</strong>satz der<br />
Verhältnismäßigkeit rechtlich zwingend<br />
vorgezeichnet sein. Dies kommt namentlich<br />
dann in Betracht, wenn ein privates<br />
Interesse an der Geheimhaltung besteht,<br />
das gr<strong>und</strong>rechtlich geschützt ist. Die Frage<br />
nach der ausreichenden Rechtfertigung<br />
eines mit der Aktenvorlage verb<strong>und</strong>enen<br />
Gr<strong>und</strong>rechtseingriffs stellt sich vor<br />
allem in Dreieckskonstellationen, die dadurch<br />
gekennzeichnet sind, dass neben<br />
dem Kläger <strong>und</strong> dem beklagten Staat<br />
auch ein privater Dritter am Prozess beteiligt<br />
ist, dessen Interessen denen des<br />
Klägers entgegengesetzt sind. In solchen<br />
Fällen sind neben dem öffentlichen <strong>und</strong><br />
privaten Interesse an der Wahrheitsfindung<br />
<strong>und</strong> an effektivem Rechtsschutz<br />
auch die dem Rechtsstreit zugr<strong>und</strong>e liegenden<br />
<strong>und</strong> seinen Inhalt prägenden widerstreitenden<br />
Individualinteressen in<br />
die Entscheidung nach § 99 Abs. 1 Satz 2<br />
VwGO einzubeziehen <strong>und</strong> gegeneinander<br />
abzuwägen. Ergibt sich dabei, dass<br />
die auf die Aktenvorlage gerichteten <strong>und</strong><br />
durch die genannten öffentlichen Interessen<br />
verstärkten privaten Interessen an<br />
Bedeutung hinter dem gr<strong>und</strong>rechtlich<br />
gebotenen Geheimnisschutz zurückbleiben,<br />
muss sich dieser Schutz durchset-<br />
zen. Umgekehrt kann bei einem geringen<br />
Gewicht des Geheimhaltungsinteresses<br />
die Vorlage im Hinblick auf den Gr<strong>und</strong>satz<br />
der Verhältnismäßigkeit rechtlich<br />
geboten sein. In allen diesen Fällen verbleibt<br />
für die Ausübung des in § 99<br />
Abs. 1 Satz 2 VwGO um der Wahrheitsfindung<br />
<strong>und</strong> des effektiven Rechtsschutzes<br />
willen eröffneten Ermessens kein<br />
Raum. Dies kann bei Rechtsstreitigkeiten,<br />
die wie das Ausgangsverfahren einen<br />
Anspruch auf Informationszugang<br />
betreffen, dazu führen, dass sich das<br />
Prüfprogramm für die prozessuale Entscheidung<br />
nach § 99 Abs. 1 Satz 2 VwGO<br />
faktisch – nicht jedoch rechtlich – weitgehend<br />
den fachgesetzlichen Vorgaben<br />
der Hauptsache annähert.<br />
Gemessen an diesen Gr<strong>und</strong>sätzen<br />
hätte der Beigeladene bei seiner Entscheidung<br />
über die Vorlage der Vertragsunterlagen<br />
den öffentlichen <strong>und</strong> privaten<br />
Interessen an einer uneingeschränkten<br />
Aktenvorlage gegenüber den geltend gemachten<br />
privaten Interessen am Geheimnisschutz<br />
den Vorzug geben müssen. Das<br />
hat der Fachsenat des OVG im Ergebnis<br />
zutreffend erkannt.<br />
Zu Recht hat der Fachsenat des OVG<br />
unter Hinweis auf Ziel <strong>und</strong> Zweck des Informationsfreiheitsgesetzes<br />
betont, dass<br />
derjenige, der einen Anspruch auf Informationszugang<br />
geltend macht, (auch) als<br />
Sachwalter der Allgemeinheit tätig wird;<br />
seinem Interesse an der Verfolgung des<br />
Anspruchs im Prozess entspricht ein<br />
gleichgerichtetes öffentliches Interesse.<br />
Entgegen der Auffassung des Beigeladenen<br />
tritt das öffentliche Interesse an der<br />
Offenlegung nicht deswegen zurück, weil<br />
dadurch gr<strong>und</strong>rechtlich geschützte Rechte<br />
der Vertragspartner der Stadt verletzt<br />
würden. Denn es liegen hinreichende,<br />
dem Gr<strong>und</strong>satz der Verhältnismäßigkeit<br />
genügende Gründe für eine Offenlegung<br />
vor. Betreffen die Unterlagen, um deren<br />
Offenlegung gestritten wird, die Erfüllung<br />
einer öffentlichen Aufgabe <strong>und</strong> werden<br />
dabei zudem öffentliche Gelder in nicht<br />
unerheblichem Umfang zum Einsatz gebracht,<br />
besteht ein besonderes öffentliches<br />
Informa tionsinteresse an dem Vertragswerk.<br />
Das öffentliche Informationsinteresse<br />
zielt nicht nur auf Transparenz,<br />
um die sachgerechte Verwendung der öffentlichen<br />
Gelder nachvollziehen zu können,<br />
sondern bezieht sich auch auf alle<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
echtlichen Verpflichtungen, die die öffentliche<br />
Hand eingegangen ist, da vertragliche<br />
Bindungen Auswirkungen sowohl<br />
auf die in Rede stehende Aufgabenerfüllung<br />
als auch auf andere öffentliche<br />
Aufgaben, die die Stadt zu erfüllen hat,<br />
haben können. Die Kenntnis der Einflussmöglichkeiten<br />
<strong>und</strong> Mitwirkungsrechte aller<br />
am Vertragswerk Beteiligten zielt auf<br />
eine von der finanziellen Interessenslage<br />
der Kommune losgelöste <strong>und</strong> transparente<br />
Risikoabschätzung. Das öffentliche Interesse<br />
an der Offenlegung wiegt umso<br />
Dissertationen<br />
Sanierung von<br />
Rohrverbindungen<br />
Inspektionen des öffentlichen Kanalisationsnetzes<br />
belegen, dass die Sanierungsbedürftigkeit<br />
insbesondere im Bereich<br />
nicht begehbarer Kanäle aus Steinzeug-<br />
oder Betonrohren häufig aus <strong>und</strong>ichten<br />
Rohrverbindungen resultiert.<br />
Davon sind insbesondere Kanäle aus der<br />
Bauzeit vor 1960 betroffen, da bis dahin<br />
werkseitig in die Rohre integrierte Dichtungen<br />
aus verrottungsresistenten Elastomeren<br />
zum Beispiel auf Polyurethanbasis<br />
mit hoher Kompressionswirkung<br />
noch nicht verbreitet waren.<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> des großen Sanierungsbedarfs<br />
im öffentlichen Kanalisationsnetz<br />
der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />
<strong>und</strong> im Hinblick auf die Kostenvorteile<br />
einer Reparatur wurde im Rahmen<br />
der Dissertation von Daniel Humpohl als<br />
Bücher<br />
Wasser: Chemie, Mikrobiologie<br />
<strong>und</strong> nachhaltige Nutzung<br />
In Zeiten, in denen Energie <strong>und</strong> Klima<br />
die öffentliche Diskussion bestimmen, ist<br />
es sicher nicht falsch, daran zu erinnern,<br />
dass unser Leben ohne Wasser nicht<br />
möglich wäre <strong>und</strong> daher den Wissenschaftsdisziplinen,<br />
die sich dem Schutz<br />
dieser Naturressource verschrieben haben,<br />
ein hoher Stellenwert zukommt.<br />
mehr, wenn sich die öffentliche Hand aufgr<strong>und</strong><br />
langer Laufzeiten gleichsam über<br />
mehrere Generationen hinweg <strong>und</strong> damit<br />
in besonderer Weise zeitlich geb<strong>und</strong>en<br />
hat. Wie die aktuelle Finanzmarktlage<br />
<strong>und</strong> insbesondere das Problem der Nachbesicherung<br />
zeigen, können durch Cross-<br />
Border-Leasing-Verträge auch erhebliche<br />
finanzielle Risiken entstehen. Es liegt daher<br />
im öffentlichen Interesse, durch<br />
Kenntnis des gesamten Vertragswerks erkennen<br />
zu können, ob <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />
in welchem Umfang eine Kommune sich<br />
Alternative zur Erneuerung derartig geschädigter<br />
Kanäle ein Reparaturverfahren<br />
entwickelt, das sich im Qualitätsmaßstab<br />
an den Eigenschaften werkseitiger Kompressionsdichtungen<br />
heutiger Rohre orientiert.<br />
Um das anspruchsvolle Ziel der<br />
dauerhaften Abdichtungsqualität zu erreichen,<br />
bedarf es einer besonderen Verfahrens-<br />
<strong>und</strong> Materialkombination. Der hierzu<br />
gewählte Ansatz beruht auf dem Ergebnis<br />
der durchgeführten Untersuchungen<br />
<strong>und</strong> Bewertungen moderner werkseitig<br />
an den Rohren angebrachter Dichtungen<br />
sowie der bestehenden Reparaturverfahren.<br />
Die daraus resultierende Entwicklung<br />
für das neue Reparaturverfahren umfasst<br />
eine Kanalroboter-Verfahrenstechnik <strong>und</strong><br />
deren Abstimmung auf ein neuartiges Sanierungsmaterial,<br />
das als zweikomponentiges<br />
PUR-System mit pastöser Konsistenz<br />
in den Muffenspalt eingebracht werden<br />
Nachwuchs für das Wasserfach wird in<br />
den verschiedensten natur- <strong>und</strong> ingenieurwissenschaftlichen<br />
Studiengängen<br />
mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung<br />
ausgebildet. Die Autoren des vorliegenden<br />
Buches haben sich die Aufgabe<br />
gestellt, ein relativ breit angelegtes Lehrbuch<br />
zu schreiben, das in möglichst vielen<br />
wasser- <strong>und</strong> umweltbezogenen Studiengängen<br />
als Einstiegslektüre in die<br />
Thematik Wasser dienen kann. Man<br />
Rechtsprechung / Dissertationen / Bücher<br />
möglichen finanziellen Risiken ausgesetzt<br />
sehen könnte. Hinzu kommt, dass das<br />
‚Geschäftsmodell’ der Cross-Border-Leasing-Verträge<br />
– wie dargelegt – nicht mehr<br />
aktuell zum Einsatz kommt <strong>und</strong> daher<br />
dem Geschäftsgeheimnis – sofern ein solches<br />
zu bejahen wäre – nur ein geringes<br />
Gewicht zukommt. Auch aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> überwiegt im vorliegenden Fall das<br />
öffentliche Interesse an der Offenlegung.“<br />
Mitgeteilt von Rechtsanwalt<br />
Reinhart Piens (Essen) A<br />
kann. Die hohe Abdichtungswirkung wird<br />
einerseits durch die Adhäsion des Dichtstoffs,<br />
andererseits durch Kompression erreicht,<br />
indem integrierte Mikrokugeln<br />
über eine speziell entwickelte Mikrowelle<br />
zur Expansion gebracht werden. Umfangreiche<br />
Versuchsreihen <strong>und</strong> Einsatztests<br />
bestätigen die relevanten Materialkennwerte,<br />
deren Dauerhaftigkeit, das Funktionieren<br />
der Gerätetechnik <strong>und</strong> den praktischen<br />
Sanierungs erfolg.<br />
Sanierung von Rohrverbindungen in<br />
nicht begehbaren <strong>Abwasser</strong>kanälen –<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Erprobung eines<br />
Reparaturverfahrens mit elastischem <strong>und</strong><br />
expandierbarem Sanierungsmaterial,<br />
Dissertation von Daniel Humpohl<br />
Lehrstuhl für Baubetrieb <strong>und</strong> Projektmanagement<br />
der RWTH Aachen<br />
erschienen im Shaker Verlag, Aachen<br />
2010, ISBN 978-3-8322-9526-4 A<br />
kann vorwegnehmen, dass dies gut gelungen<br />
ist.<br />
In sechs Kapiteln werden auf 368 Seiten<br />
die wichtigsten Aspekte des Themas<br />
Wasser übersichtlich dargestellt, angefangen<br />
von der Herkunft <strong>und</strong> der Chemie des<br />
Wassers über Stoffe im Wasser <strong>und</strong> Wasser<br />
als Lebensraum bis hin zur Wassernutzung<br />
<strong>und</strong> dem zugehörigen Ordnungsrahmen.<br />
Das Buch ist didaktisch gut aufgebaut,<br />
hervorgehobene Begriffe <strong>und</strong> Merk-<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />
869
870 Bücher<br />
sätze erleichtern das schnelle Erfassen<br />
wesentlicher Fakten. Die 77 Abbildungen<br />
sind durchweg von sehr guter Qualität,<br />
was heute leider – trotz technischer Möglichkeiten<br />
– nicht mehr selbstverständlich<br />
ist. Die inhaltliche Auswahl ist dem Anspruch<br />
einer Einführung angemessen, tiefere<br />
Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.<br />
Die wasserchemischen Kapitel 2 <strong>und</strong><br />
3 hinterlassen allerdings einen etwas<br />
zwiespältigen Eindruck. Hier wird neben<br />
viel Interessantem auch sehr Randständiges<br />
geboten, wobei leider auch Ungenauigkeiten<br />
<strong>und</strong> Fehler auftreten, wie die<br />
falsche Aussage zur Stabilität von Redoxsystemen<br />
auf Seite 112, die unzutreffende<br />
Gleichsetzung von Carbonathärte <strong>und</strong><br />
Säurekapazität auf den Seiten 85 <strong>und</strong><br />
157 oder die falschen Zahlen in Tabelle<br />
3.2, um nur einige Beispiele zu nennen.<br />
Auch hätte man sich das eine oder andere<br />
charakteristische Diagramm zur Illustration<br />
gewünscht (zum Beispiel ein Stabilitätsdiagramm<br />
bei den Redoxprozessen<br />
oder die Tillmans-Kurve beim Kalk-<br />
Kohlensäure-Gleichgewicht). Dennoch<br />
überwiegt der positive Gesamteindruck.<br />
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass<br />
das vorliegende interdisziplinär angelegte<br />
Lehrbuch eine Lücke unterhalb der<br />
disziplinären Spezialliteratur schließt. Es<br />
ist allen Studierenden, die sich erstmals<br />
mit dem Thema Wasser auseinandersetzen,<br />
als Einstieg <strong>und</strong> guter Überblick zu<br />
empfehlen. Gleiches gilt auch für Praktiker<br />
<strong>und</strong> interessierte Laien.<br />
A. N. Grohmann, M. Jekel, A. Grohmann<br />
R. Szewzyk, U. Szewzyk:<br />
Wasser: Chemie, Mikrobiologie <strong>und</strong><br />
nachhaltige Nutzung, de Gruyter,<br />
Berlin, 2011, 369 Seiten, broschiert<br />
49,95 Euro, ISBN 978-3-11-021308-9<br />
Prof. Dr. Eckhard Worch<br />
Institut für Wasserchemie<br />
der TU Dresden A<br />
Rohrleitungs-Fibel<br />
Dieses Buch ist geschrieben für den Rohrleitungspraktiker.<br />
Zahlreiche Beispiele aus<br />
der täglichen Arbeitspraxis helfen Ingenieuren<br />
<strong>und</strong> Technikern bei der Lösung ihrer<br />
betrieblichen Aufgabenstellungen. Alltägliche<br />
Rohrleitungsprobleme vom<br />
Druckverlust bis zur Kavitation in Pumpen,<br />
Blenden oder Regelventilen werden<br />
detailliert beschrieben. Über die Darstellung<br />
von Beispielen hinaus werden konkrete<br />
Lösungsansätze aufgezeigt <strong>und</strong> ins-<br />
besondere auf relevante, zu beachtende<br />
Einflussgrößen hingewiesen. Der beispielhafte<br />
Charakter des Buches veranschaulicht,<br />
dass die praktische Wissensvermittlung<br />
anhand konkreter Problematiken aus<br />
der Arbeitspraxis effektiver ist als viele<br />
Seiten rein theoretischer Ausführungen.<br />
Die Rohrleitungs-Fibel basiert im Wesentlichen<br />
auf den beruflichen Erfahrungen<br />
des Autors sowie aus den Erkenntnissen<br />
zahlreicher Diskussionen in den Seminaren<br />
über die Rohrleitungsplanung, die der<br />
Autor im Haus der Technik gehalten hat.<br />
Nitsche, M. : Rohrleitungs-Fibel für<br />
die tägliche Praxis, 1. Auflage, 2011<br />
265 Seiten, Broschur, 79,00 Euro<br />
Vulkan Verlag, Essen<br />
ISBN 978-3-8027-2762-7 A<br />
Wasserautarkes Gr<strong>und</strong>stück<br />
Klimaveränderungen, demographischer<br />
Wandel <strong>und</strong> die zunehmende Übernutzung<br />
von regionalen Wasservorräten erfordern<br />
ein Umdenken im Umgang mit<br />
Wasser <strong>und</strong> Stoffströmen in Siedlungen.<br />
Es stellt sich daher die Frage, ob unsere<br />
bestehenden zentralen Wasserinfrastruktursysteme<br />
in der heutigen Form noch<br />
zukunftsfähig sind? Denken in Kreisläufen<br />
– auch auf dem Gr<strong>und</strong>stück – wird<br />
für die Siedlungswasserwirtschaft <strong>und</strong><br />
Haustechnik zukünftig stärker in den Focus<br />
rücken. Einzelne Bausteine für „wasserautarke“<br />
Gr<strong>und</strong>stücke sind bereits erprobt<br />
<strong>und</strong> marktgängig. Komplette Systemlösungen<br />
stehen dagegen erst am Anfang.<br />
Der vorliegende Band 15 der fbr-<br />
Schriftenreihe enthält aktuelle Aufsätze<br />
verschiedener Autoren über realisierte<br />
Praxisbeispiele bis hin zu einzelnen Bausteinen<br />
wasserautarker Lösungen, die<br />
auf einer fbr-Fachtagung im Mai 2011<br />
erstmals vorgestellt wurden.<br />
fbr (Hrsg.): Wasserautarkes Gr<strong>und</strong>stück<br />
fbr-Schriftenreihe, Band 15, 2011<br />
134 Seiten, kartoniert, 20,00 Euro<br />
Fachvereinigung Betriebs- <strong>und</strong><br />
Regenwassernutzung e. V., Darmstadt<br />
ISBN 3-9811727-4-4 A<br />
Automation in<br />
der Wasserbranche<br />
Im neuen atp-kompakt-Band „Automation<br />
in der Wasserbranche“ liegt der<br />
Schwerpunkt auf den Automatisierungskonzepten<br />
für das Wasser- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>fach.<br />
Hier werden aktuelle Methoden<br />
<strong>und</strong> Verfahren der Mess-, Steuer- <strong>und</strong> Regelungstechnik<br />
für Anwender in der Praxis<br />
anschaulich dargestellt. In einem einleitenden<br />
Artikel beschreibt Prof. Ulrich<br />
Jumar die Herausforderungen bei der<br />
Automation von <strong>Abwasser</strong>systemen. Bisher<br />
liegen die drei ersten Bände „Erfolgreiches<br />
Engineering“, „Effiziente Kommunikation“<br />
<strong>und</strong> „Praktische Messtechnik“<br />
vor. Darin werden innovative Methoden,<br />
Verfahren <strong>und</strong> Konzepte sowie<br />
aktuelle Trends der Automatisierungstechnik<br />
behandelt. Die vier vorliegenden<br />
Bücher enthalten wichtige Gr<strong>und</strong>lagen<br />
für junge Ingenieure, um sich fit für den<br />
Job in der Automatisierungstechnik zu<br />
machen sowie für Praktiker, um notwendige<br />
Informationen schnell <strong>und</strong> einfach<br />
zur Hand zu haben. Weitere Themen des<br />
vierten Bandes: Webbasierte Überwachung<br />
dezentraler Fernwirkstationen;<br />
Wasseraufbereitung im Zoo; Pumpen als<br />
Turbinen im Einsatz; Intelligente Regelung<br />
von <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen;<br />
pH- <strong>und</strong> Leitfähigkeitsmessung in Kläranlagen;<br />
Lösungen für die Online-Analytik;<br />
Optimale Auslegung für zuverlässigen<br />
Anlagenbetrieb; Pneumatische Abflussregelung;<br />
Gehäusetechnik in der<br />
Wasserwirtschaft; Effizienzsteigerung<br />
von Kläranlagen; Sichere Kommunikation<br />
für GPRS-Verbindungen; Energieeinsparung<br />
in der Schlammbehandlung;<br />
Modernisierung von Kläranlagen mit PCbased<br />
Control.<br />
Schiller, F. (Hrsg.): Automation in der<br />
Wasserbranche – Projekte aus der Praxis<br />
Reihe „atp kompakt“, 1. Auflage, 2010<br />
146 Seiten, CD-ROM, Broschur<br />
59,00 Euro, Oldenbourg Industrieverlag<br />
München, ISBN 978-3-8356-3226-4 A<br />
Asche, Kehricht, Saubermänner<br />
Neu erschienen ist der von der SASE<br />
(Studiensammlung aus Städtereinigung<br />
<strong>und</strong> Entsorgungswirtschaft) herausgegebene<br />
Band 1 der Schriftenreihe „Urbaner<br />
Umweltschutz“ mit dem Titel „Asche,<br />
Kehricht, Saubermänner – Stadtentwicklung,<br />
Stadthygiene <strong>und</strong> Städtereinigung<br />
in Deutschland bis 1945“.<br />
R. Breer, S. Mlodoch <strong>und</strong> H. Willms:<br />
Asche, Kehricht, Saubermänner –<br />
Stadtentwicklung, Stadthygiene <strong>und</strong><br />
Städtereinigung in Deutschland bis 1945<br />
Urbaner Umweltschutz, Band 1<br />
432 Seiten, 49,00 Euro, SASE, Iserlohn<br />
ISBN 978-3-9813894-0-1 A<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Veranstaltungen<br />
Unterwegs zu neuen Ufern<br />
Am 14. September 2011 findet in Lügde,<br />
Schwaney <strong>und</strong> Lippstadt das Seminar<br />
„Unterwegs zu neuen Ufern“ statt, eine<br />
Tagesfahrt zu drei umgesetzten wasserwirtschaftlichen<br />
Maßnahmen zu den<br />
Themen „Hochwasserschutz“, „guter Gewässerzustand“<br />
<strong>und</strong> „schöner Fluss/Erlebnisraum<br />
Gewässer“.<br />
Weitere Informationen <strong>und</strong> Anmeldung:<br />
Sönnichsen & Partner, Frau Kruse,<br />
Tel. (05 71) 4 52 26, E-Mail: petra.kruse@<br />
soe-ing.de A<br />
Karlsruher Deponie- <strong>und</strong><br />
Altlastenseminar<br />
Am 12. <strong>und</strong> 13. Oktober 2011 findet das<br />
21. Karlsruher Deponie- <strong>und</strong> Altlastenseminar<br />
2011 zum Thema „Abschluss <strong>und</strong><br />
Rekultivierung von Deponien <strong>und</strong> Altlasten<br />
– Praktische Erfahrungen im Vollzug<br />
der neuen Deponieverordnung“ statt.<br />
Folgende Themen werden behandelt:<br />
● Erste Änderungsverordnung zur Deponieverordnung,<br />
● aktueller Stand bei Erarbeitung b<strong>und</strong>eseinheitlicher<br />
Qualitätsstandards<br />
(BQS), Eignungsbeurteilungen,<br />
● Auswirkungen der geplanten ErsatzbaustoffV<br />
<strong>und</strong> der Änderung der BBodschV<br />
auf Deponiebetreiber,<br />
● Einführung des Deponieselbstüberwachungssystems<br />
ADDISweb in<br />
Nordrhein-Westfalen,<br />
● die SKZ/TÜV-LGA Güterichtlinie,<br />
● Perfluorierte Tenside (PFT) – eine<br />
neu erkannte Stoffgruppe in Deponiesickerwasser,<br />
● Dichtungskontrollsysteme als Alternative<br />
zur zweiten Dichtungskomponente<br />
nach DepV,<br />
● Wirtschaftlichkeit von Oberflächenabdichtungen,<br />
● Konzipierung von Wasserhaushaltsschichten,<br />
● standortspezifische Setzungsüberwachung,<br />
● Optimierung der Deponieentgasung,<br />
● mikrobielle Methanoxidation in Deponieabdeckschichten,<br />
● alternative Möglichkeiten zur<br />
Nachnutzung von Deponieflächen,<br />
● Deponien als Ressourcen für Wirtschaft,<br />
Freizeit <strong>und</strong> Naturschutz sowie<br />
● Einsatzmöglichkeiten von Kraftwerksrückständen<br />
bei Deponiebau <strong>und</strong><br />
-rekultivierung.<br />
ICP Ingenieurgesellschaft<br />
Prof. Czurda <strong>und</strong> Partner mbH<br />
Dr. Thomas Egloffstein<br />
Auf der Breit 11<br />
76227 Karlsruhe<br />
Tel. (07 21) 9 44 77-0<br />
Fax 9 44 77-70<br />
E-Mail: nachrichten@icp-ing.de<br />
www.icp-ing.de, Rubrik Aktuelles A<br />
Deutsch-Türkische <strong>Abfall</strong>tage<br />
Vom 27. bis 30. September 2011 findet<br />
in Stuttgart das fünfte internationale<br />
Deutsch-Türkische Symposium mit dem<br />
Titel „Handlungsstrategien <strong>und</strong> Technologien<br />
für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft“<br />
statt. Veranstaltet wird die Tagung<br />
vom Institut für Siedlungswasserbau,<br />
Wassergüte- <strong>und</strong> <strong>Abfall</strong>wirtschaft<br />
der Universität Stuttgart <strong>und</strong> dem Kompetenzzentrum<br />
Umwelttechnik – KURS<br />
e. V. unter der wissenschaftlichen Leitung<br />
von Prof. Martin Kranert <strong>und</strong> Hochschulkollegen<br />
aus der Türkei. Die Teilnehmer<br />
aus Ministerien, Behörden, Wissenschaft,<br />
Unternehmen <strong>und</strong> Verbänden, Vertretern<br />
der Metropol-Cities <strong>und</strong> -Regionen sowie<br />
Städten <strong>und</strong> Gemeinden beider Länder<br />
werden neben allgemeinen Umweltfragen<br />
insbesondere Fragestellungen zur<br />
Kreislaufwirtschaft <strong>und</strong> Lösungsansätze<br />
diskutieren. Im Rahmen dieser Tagung<br />
finden eine praxisorientierte Ausstellung<br />
von deutschen <strong>und</strong> türkischen Unternehmen<br />
sowie eine wissenschaftliche Poster-<br />
Session statt. Im Anschluss an die Veranstaltung<br />
wird eine zweitägige Fachexkursion<br />
zu <strong>Abfall</strong>behandlungsanlagen angeboten.<br />
Universität Stuttgart<br />
Institut für Siedlungswasserbau,<br />
Wassergüte- <strong>und</strong> <strong>Abfall</strong>wirtschaft<br />
Constanze Sanwald<br />
Tel. (07 11) 6 85-6 54 13<br />
E-Mail: takag@iswa.uni-stuttgart.de<br />
www.uni-stuttgart.de/takag A<br />
Re-Water<br />
Veranstaltungen<br />
Am 21. <strong>und</strong> 22. November 2011 findet in<br />
Braunschweig das 3. Internationale Symposium<br />
„Re-Water“ statt. Veranstalterin<br />
ist die Stadtentwässerung Braunschweig<br />
in Zusammenarbeit mit der TU Braunschweig,<br />
dem Kompetenzzentrum Wasser<br />
Berlin <strong>und</strong> dem <strong>Abwasser</strong>verband<br />
Braunschweig. Die Symposiumsreihe befasst<br />
sich mit der Wiederverwertung von<br />
Wasser <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>, der Rückgewinnung<br />
von Nährstoffen sowie dem Schließen<br />
von Energie- <strong>und</strong> Stoffkreisläufen,<br />
wobei das Symposium Re-Water 2011<br />
unter dem Motto „Implementierung <strong>und</strong><br />
Realisierung“ steht.<br />
Technische Universität Braunschweig<br />
Institut für Siedlungswasserwirtschaft<br />
Dipl.-Geoökol. Daniel Klein<br />
Pockelsstraße 2a, 38106 Braunschweig<br />
Tel. (05 31) 3 91 79 42, Fax 3 91 79 47<br />
E-Mail: d.klein@tu-bs.de<br />
www.tu-braunschweig.de/isww<br />
www.abwasser-recycling.de A<br />
Hochwasserdynamik <strong>und</strong><br />
Hochwasserrisikomanagement<br />
– Neue Ansätze für bekannte<br />
Probleme?<br />
Am 24. November 2011 lädt die Freie<br />
Universität Berlin zum Kolloquium<br />
„Hochwasserdynamik <strong>und</strong> Risikomanagement<br />
– Neue Ansätze für bekannte<br />
Probleme?“ ein. Die Tagung wird vom<br />
Kaiserslautern Institute for Flood Management<br />
and River Engineering der TU Kaiserslautern<br />
(KLIFF), dem Leichtweiß-Institut<br />
für Wasserbau der TU Braunschweig<br />
(LWI), dem Institut für Wasserwirtschaft<br />
<strong>und</strong> Ökotechnologie der Hochschule<br />
Magdeburg-Stendal (IWO) <strong>und</strong><br />
dem Institut für Geographische Wissenschaften<br />
der FU Berlin veranstaltet. Im<br />
Rahmen des Kolloquiums sollen ausgewählte<br />
Teilbereiche des Themenkomplexes<br />
Hochwasser sowohl aus wissenschaftlicher<br />
Sicht als auch aus dem Blickfeld<br />
der Praxis (Behörden, Firmen, Ingenieurbüros)<br />
vorgestellt <strong>und</strong> diskutiert<br />
werden. Obwohl der Schwerpunkt der<br />
Veranstaltung im Bereich des Risikomanagements<br />
liegt, werden im ersten der<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />
871
872 Veranstaltungen / Industrie <strong>und</strong> Technik<br />
vier Vortragsblöcke auch hydraulische<br />
Aspekte von Hochwasserereignissen betrachtet.<br />
Informationen zu Programm, Veranstaltungsort,<br />
Gebühren <strong>und</strong> Posterpräsentationen<br />
können unter der Adresse<br />
www.geo.fu-berlin.de/angeog abgerufen<br />
Industrie <strong>und</strong> Technik<br />
70 Jahre Robuschi<br />
2010 hatte die Fa. Robuschi dem Markt<br />
die Produktreihe Robox Screw vorgestellt,<br />
konzipiert, um die Eigenschaften<br />
eines Schraubenkompressors mit der<br />
Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Einfachheit eines<br />
Drehkolbens zu vereinen. Anlässlich ihres<br />
70. Geburtstags vervollständigt die<br />
Firma die Produktreihe Robox Screw mit<br />
Modellen bis 2,5 bar (g) Druck <strong>und</strong> Förderleistungen<br />
bis 10 500 m 3 /h mit der<br />
Ausführung Low Pressure, die sich durch<br />
ein vereinfachtes Layout <strong>und</strong> einen Maximaldruck<br />
von 1 bar (g) auszeichnet. Diese<br />
Baureihe zeichnet sich nach Angaben<br />
des Herstellers durch einen „extrem<br />
niedrigen Energieverbrauch“ aus.<br />
Von Reparaturarbeiten an Zentrifugalpumpen<br />
zu einem Unternehmen, das<br />
Produkte in die ganze Welt exportiert:<br />
Heute ist der 1941 von Giovanni Robuschi<br />
gegründete Betrieb auf internationaler<br />
Ebene in der Herstellung von Drehkolbengebläsen,Niederdruck-Schraubenkompressoren,<br />
Vakuum- <strong>und</strong> Zentrifugalpumpen<br />
tätig.<br />
Zwischen 1955 <strong>und</strong> 1960 begann die<br />
Produktion mit Niederdruckkompressoren<br />
(Roots-Gebläse): Anfänglich waren<br />
es Gebläse mit zweiflügeligen Drehkolben,<br />
die im Lauf der Jahre dank bedeutender<br />
technologischer Innovationen<br />
weiterentwickelt wurden. 1993 folgten<br />
Gebläse mit dreiflügeligen Drehkolben,<br />
Baureihe RB-LP, <strong>und</strong> 2000 ging die aktuelle<br />
Baureihe RBS in Produktion.<br />
Die Werkstatt der 1940er-Jahre ist<br />
heute ein Unternehmen mit 310 Mitarbeitern<br />
weltweit, einem Umsatz von<br />
mehr als 63 Millionen Euro im Jahr<br />
2010, Niederlassungen in Deutschland,<br />
Frankreich, Dänemark, Holland, China,<br />
werden. Interessenten können sich dort<br />
auch online registrieren. Anmeldeschluss<br />
ist der 12. November 2011.<br />
Freie Universität Berlin<br />
Institut für Geographische Wissenschaften<br />
FR Angewandte Geographie, Umwelt-<br />
den USA <strong>und</strong> Brasilien <strong>und</strong> einem dichten<br />
Vertriebsnetz aus Handelsvertretern<br />
<strong>und</strong> Vertriebsgesellschaften.<br />
www.robuschi.de A<br />
Universeller Zweikanal-<br />
Controller<br />
Der digitale Zweikanal-Controller SC<br />
200 von Hach Lange – jetzt optional mit<br />
fünf Stromausgängen – ist kompatibel<br />
mit allen digitalen <strong>und</strong> analogen Sensoren<br />
des Unternehmens. Mehr als 40 Sensoren<br />
<strong>und</strong> 14 Parameter stehen zur Auswahl<br />
– von Ammonium bis Trübung<br />
ebenso wie spezielle Parameter wie Öl in<br />
Wasser. Mit den entsprechenden Sonden<br />
überwacht der Universal-Controller alle<br />
Prozesse in den Einsatzbereichen <strong>Abwasser</strong>,<br />
Trinkwasser <strong>und</strong> Prozesswasser. Die<br />
Standardisierung auf einen universellen<br />
Controller spart Lagerkapazität, Wartungsaufwand,<br />
Zeit <strong>und</strong> somit Kosten.<br />
Der SC 200 ermöglicht mithilfe eines<br />
SD-Kartensteckplatzes das Auslesen von<br />
Messwerten <strong>und</strong> Diagnosedaten im XML-<br />
Format, wodurch Prozesse einfach analy-<br />
hydrologie <strong>und</strong> Ressourcenmanagement<br />
Prof. Dr. Achim Schulte<br />
Dr. Christian Reinhardt<br />
Malteserstraße 74-100<br />
12249 Berlin<br />
E-Mail: achim.schulte@fu-berlin.de<br />
christian.reinhardt@fu-berlin.de A<br />
siert <strong>und</strong> verbessert werden können.<br />
Auch wichtige Software-Updates können<br />
mithilfe der SD-Karten-Funktion durchgeführt<br />
werden.<br />
Über die Kommunikationsschnittstellen<br />
Profibus DP <strong>und</strong> Modbus RS232/<br />
RS485 kann der Controller in die digitale<br />
Welt eingeb<strong>und</strong>en werden. Das modulare<br />
Konzept (ein Steckplatz für eine frei<br />
wählbare Kommunikationskarte <strong>und</strong><br />
zwei Kartensteckplätze für alle analogen<br />
elektrochemischen Sensoren wie zum<br />
Beispiel pH, Leitfähigkeit <strong>und</strong> Sauerstoff)<br />
macht den SC 200 besonders flexibel<br />
<strong>und</strong> leistungsfähig.<br />
www.hach-lange.de A<br />
MBR-Labormodul<br />
für Versuchsanlagen<br />
Mit einer kleinen Version des MBR-Systems<br />
BIO-CEL ® (BIO-CEL ® Lab) stellt<br />
Microdyn-Nadir auf der Aquatech im<br />
November 2011 in Amsterdam einen<br />
neuen Modultyp vor, der es erlaubt, im<br />
Labormaßstab viele verschiedene Prozesse<br />
<strong>und</strong> Prozessvarianten zum Thema<br />
Membranbioreaktoren (MBR) zu untersuchen.<br />
An vielen Stellen werden die<br />
Möglichkeiten des Einsatzes von Membranverfahren<br />
zur Spurenstoffelimination,<br />
der biologische Abbau von Substanzen<br />
wie zum Beispiel Arzneimitteln <strong>und</strong><br />
Chemikalien <strong>und</strong> die Optimierung des<br />
biologischen Prozesses in MBR geprüft.<br />
Diese oder weitergehende Untersuchungen<br />
(zum Beispiel MBR als Vorstufe für<br />
eine weitere Behandlungsstufe …) sollen<br />
durch den Einsatz eines sehr kleinen<br />
<strong>und</strong> flexiblen Labor-MBR-Moduls gefördert<br />
werden.<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA
Das BIO-CEL ® Lab besitzt eine Membranfläche<br />
von 0,35 m 2 , die in einem<br />
PVC-Rahmen mit integrierter Belüftung<br />
über einen Membranrohrbelüfter installiert<br />
ist. Anschlüsse für Permeatabzug<br />
<strong>und</strong> Luftversorgung sind bereits vorhanden.<br />
Das Modul ist daher in Laboranlagen<br />
schnell einsatzbereit. Die eingesetzte<br />
Ultrafiltrationsmembran aus PES<br />
(Typ UP150) ist identisch mit der des<br />
„großen“ BIO-CEL ® -Moduls.<br />
www.microdyn-nadir.de A<br />
Kanalanschlusssystem bei<br />
IKT-Warentest ausgezeichnet<br />
Um den seitlichen Anschluss von Kunststoffrohren<br />
an glattwandige Kunststoffrohre<br />
zu vereinfachen, hat die Firma<br />
Rehau mit Awadock Polymer Connect ihr<br />
Kanalrohranschlusssystem erweitert.<br />
Dieser spezielle Kanalanschlusssattel<br />
wurde nun im Warentest des Instituts für<br />
unterirdische <strong>Infrastruktur</strong> (IKT) mit<br />
dem Prädikat „sehr gut“ (Note 1,0) ausgezeichnet.<br />
Industrie <strong>und</strong> Technik<br />
Der durchgeführte IKT-Warentest<br />
diente zur Überprüfung der Praxistauglichkeit<br />
von Anschlussstutzen in der Kanaltechnik.<br />
Das Hauptbewertungskriterium<br />
war dabei die dauerhafte Dichtheit –<br />
sowohl direkt nach dem Einbau der Anschlussstutzen<br />
als auch nach baulichen<br />
beziehungsweise betrieblichen Belastungen.<br />
Hierfür wurden Systemprüfungen<br />
durchgeführt sowie anhand einer Baustellenuntersuchung<br />
die Handhabbarkeit<br />
<strong>und</strong> Praxistauglichkeit getestet. Zudem<br />
wurden Herstellerinformationen untersucht.<br />
Für die vom IKT durchgeführten Systemprüfungen<br />
wurden insgesamt neun<br />
Awadock-Polymer-Connect-Stutzen in<br />
PP-Rohre DN/OD 630 eingebaut <strong>und</strong> anschließend<br />
auf ihre Dichtheit untersucht.<br />
Im Zuge dessen wurden verschiedene<br />
Bedingungen, wie Abwinklungen, Scherlast,<br />
Kanalreinigung <strong>und</strong> Wurzelentfernung<br />
simuliert. Der Rehau-Anschlussstutzen<br />
erwies sich hierbei als äußert robust:<br />
So konnte selbst nach einer Hochdruckreinigung<br />
zusammen mit Granulat<br />
nur ein minimaler Materialabrieb festgestellt<br />
werden, was zu keiner Beeinträchtigung<br />
der Funktionsfähigkeit führte.<br />
Das durch das Deutsche Institut für<br />
Bautechnik allgemein bauaufsichtlich zugelassene<br />
Anschlusssystem Awadock<br />
Polymer Connect wurde speziell für die<br />
Anbindung von Kunststoffrohren an<br />
glattwandige Kunststoffrohre aus PP, PE,<br />
PVC <strong>und</strong> GFK entwickelt. Der besondere<br />
Vorteil ist dabei, dass der vorhandene<br />
Hauptkanal weder komplett freigelegt<br />
noch durchtrennt werden muss <strong>und</strong> so<br />
der Zeit- <strong>und</strong> Kostenaufwand erheblich<br />
reduziert wird.<br />
Um Setzungsbewegungen, wie Scherlasten<br />
<strong>und</strong> Abwinklungen kompensieren<br />
zu können, ist der Anschlusssattel mit einem<br />
integrierten Kugelgelenk ausgestattet.<br />
Die Anforderungen eines gelenkigen<br />
Anschlusses aus ATV-DVWK-A 139 werden<br />
somit erfüllt. Das in das Anschlussoberteil<br />
integrierte Kugelgelenk<br />
ermöglicht, dass die angeschlossene Nebenrohrleitung<br />
um ±7,5° stufenlos horizontal<br />
oder vertikal abgewinkelt werden<br />
kann. Der Einbau wird dadurch gerade<br />
in beengten Rohrgräben erheblich vereinfacht.<br />
Beanspruchungen aus Scherlasten<br />
<strong>und</strong> Abwinklungen können reduziert<br />
werden, <strong>und</strong> der Anschluss bleibt<br />
dauerhaft lastfrei.<br />
Sollte eine Leckage zwischen Bohrloch<br />
<strong>und</strong> Dichtung entstehen, wurde mit<br />
einer speziellen Zusatzdichtung, die in<br />
der großvolumigen Anschlussdichtung<br />
des Awadock-Anschlusses integriert ist,<br />
eine zusätzliche Sicherheit geschaffen.<br />
Q-TE-C heißt die grüne „Airbag-<br />
Dichtung“, die das Fraunhofer Institut<br />
UMSICHT speziell für das Awadock-<br />
Anschlusssystem entwickelt hat. Das<br />
quellfähige thermoplastische Elastomer-<br />
Composite beginnt bei Wasserkontakt zu<br />
quellen <strong>und</strong> kann Leckagen innerhalb<br />
von 48 bis 72 St<strong>und</strong>en abdichten.<br />
www.rehau.com A<br />
www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />
873
874 Industrie <strong>und</strong> Technik<br />
Druckrohrspülanlage<br />
für eine geruchsarme<br />
<strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
Eine neue Generation von Druckrohrspülanlagen<br />
mit Namen „Breeze“ von<br />
Jung Pumpen ermöglicht es nach Angaben<br />
des Unternehmens, „die optimale<br />
Spüldauer <strong>und</strong> Fließgeschwindigkeit einer<br />
Druckleitung individuell herzustellen.“<br />
Die neuen Anlagen bieten dabei unterschiedliche<br />
Einsatzmöglichkeiten: Das<br />
<strong>Abwasser</strong> kann sowohl im Schacht als<br />
auch in der Druckleitung selbst mit Sauerstoff<br />
angereichert werden, oder die<br />
Druckleitung wird mittels Druckluft teilentleert.<br />
Vor Einsatz einer „Breeze“ Druckrohrspülanlage<br />
werden die optimale Spüldauer<br />
<strong>und</strong> Fließgeschwindigkeit im<br />
Druckentwässerungssystem individuell<br />
für jeden Abschnitt der Leitung mit einer<br />
speziellen Software berechnet <strong>und</strong> die<br />
„Breeze“-Anlage entsprechend programmiert.<br />
Die Auslegung der Anlage nach<br />
DWA-A 116 wird danach kostenfrei von<br />
Jung Pumpen ausgeführt.<br />
Alle „Breeze“ Anlagen verfügen über<br />
eine patentierte Mikroprozessorsteuerung<br />
mit Display <strong>und</strong> patentierter Software,<br />
die dafür sorgt, dass zusätzlich zu<br />
den programmierten festen Spülzeiten<br />
weitere in Abhängigkeit von der tatsächlichen<br />
<strong>Abwasser</strong>menge automatisch von<br />
der Steuerung ausgelöst werden. Für einen<br />
Betrieb am Wochenende oder in der<br />
Nacht lassen sich Sperrzeiten einstellen,<br />
um Belästigungen von Anwohnern durch<br />
Kompressorengeräusche zu vermeiden.<br />
Diese bedarfsgerechte Spülung sorgt, so<br />
Jung, für hohe Effizienz, niedrige Betriebskosten<br />
<strong>und</strong> die dauerhafte Reduzierung<br />
von Geruchsemissionen. Die Arbeit<br />
von bis zu drei herkömmlichen Druckrohrspülanlagen<br />
könne dabei eine einzige<br />
„Beeze“-Anlage übernehmen.<br />
Für den Einsatz in <strong>Abwasser</strong>sammelschächten<br />
wurde die „Breeze PSB“ entwickelt,<br />
die den Sauerstoffgehalt des <strong>Abwasser</strong>s<br />
auf einem gleichmäßigen Niveau<br />
hält. Über einen speziellen Schlauch perlt<br />
sie hierfür Luft in das <strong>Abwasser</strong> im Pumpensumpf,<br />
bis das Pumpniveau erreicht ist<br />
<strong>und</strong> die Pumpe das <strong>Abwasser</strong> durch die<br />
Druckleitung weiterfördert. Die Steuerung<br />
der „Breeze PSB“ sorgt dafür, dass<br />
die Anlage besonders energieeffizient arbeitet:<br />
Bei großen <strong>Abwasser</strong>mengen pausiert<br />
die Anlage, da in diesem Fall nur kurze<br />
Standzeiten bis zum nächsten Pumpvorgang<br />
entstehen. Bei geringen Abwas-<br />
sermengen hingegen <strong>und</strong> entsprechend<br />
langen Standzeiten wird vom ölfreien<br />
Kompressor ständig Luft in das <strong>Abwasser</strong><br />
gedrückt, um ein „Umkippen“ des Wassers<br />
<strong>und</strong> die Entstehung von Gerüchen zu<br />
verhindern. Für einen sicheren Betrieb<br />
sollte die im Schacht eingesetzte <strong>Abwasser</strong>pumpe<br />
zusätzlich mit einem Spülrohr<br />
entlüftet werden.<br />
„Breeze MH“-Druckrohrspülanlage<br />
Vor allem für Druckrohrleitungen<br />
mit stetig steigendem Verlauf empfiehlt<br />
Jung Pumpen den Einsatz einer „Breeze<br />
SH“-Anlage. Der Kompressor dieser Anlage<br />
drückt bis zum Hochpunkt der<br />
Rohrleitung Luft in die Druckleitung<br />
<strong>und</strong> reichert so das komplette <strong>Abwasser</strong><br />
mit Sauerstoff an. Um eine stete Sauerstoffkonzentration<br />
im <strong>Abwasser</strong> zu halten,<br />
empfiehlt der Hersteller, alle zwei<br />
St<strong>und</strong>en eine Luftzugabe im Volumen<br />
von zehn Prozent des Rohrinhalts vorzusehen.<br />
Je nach Größe des Druckrohrs<br />
<strong>und</strong> der zu fördernden Wassermenge<br />
bietet Jung Pumpen drei Anlagen dieses<br />
Typs mit verschiedenen Förderleistungen<br />
an: die „Breeze SH 1“, „SH 2“ <strong>und</strong><br />
„SH 3“.<br />
Auch zur Pflege von Druckrohren ist es<br />
nötig, die Aufenthaltszeiten des <strong>Abwasser</strong>s<br />
durch eine gezielte Spülung der Rohre<br />
mit hohen Fließgeschwindigkeiten zu<br />
reduzieren. So können Ablagerungen gelöst<br />
<strong>und</strong> die Bildung von Schwefelwasserstoff<br />
verhindert werden. Dabei ist es laut<br />
Jung besonders wichtig, in jedem Teil des<br />
Druckrohrs, auch im größten Querschnitt,<br />
die Mindestfließgeschwindigkeit von 0,7<br />
m/s einzuhalten. Dies sichere der Einsatz<br />
einer „Breeze MH“-Anlage unterstützend<br />
zur Pumpe. Die Druckluft wird von ihr direkt<br />
eingeblasen <strong>und</strong> so eine sofortige Teilentleerung<br />
der Rohrleitung gewährleistet.<br />
Durch eine optimale Standortwahl<br />
könne eine „Breeze MH“-Anlage mehrere<br />
Druckleitungsstränge zu unterschiedlichen<br />
Zeiten spülen.<br />
Je nach erforderlicher Druckleistung<br />
<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>menge ist die „Breeze MH“<br />
in sechs verschiedenen Ausführungen<br />
lieferbar. Für den Einsatz in der Nähe<br />
von Wohngebäuden sind die Modelle<br />
„MH 1 S“ bis „MH 4 S“ mit einer zusätzlichen<br />
Schalldämmung erhältlich. Sie<br />
senken die Geräuschemission um bis zu<br />
10 dB(A).<br />
www.jung-pumpen.de A<br />
Digitale Elektrochemie<br />
Die neue HQd-Laborserie von Hach erweitert<br />
die bestehende Produktfamilie für<br />
elektrochemische Messungen <strong>und</strong> ist für<br />
den Gebrauch im Labor bestimmt. Die digitalen<br />
HQd-Laborinstrumente bieten die<br />
Möglichkeit, pH-Wert, Redoxpotenzial,<br />
Leitfähigkeit, TDS <strong>und</strong> Sauerstoff sowie<br />
weitere Parameter über die Anwendung<br />
ionensensitiver Elektroden zu messen.<br />
Die hochwertigen, digitalen Laborinstrumente<br />
liefern exakte Messergebnisse,<br />
dank intelligenter Elektroden, so das Unternehmen.<br />
Digitale Intellical-Elektroden<br />
werden automatisch erkannt <strong>und</strong> sind<br />
einfach zu kalibrieren. Durch das „Mix<br />
and Match“-Prinzip ist jede Elektrode an<br />
jeder Buchse anschließbar. Daraus resultiert<br />
eine universelle Anwendbarkeit.<br />
Das Lumineszenz-Messverfahren zur<br />
Sauerstoffbestimmung wurde von Hach<br />
Lange im Jahre 2003 im Markt etabliert.<br />
Mit dem driftfreien Intellical-LDO-Sensor<br />
können bei geringem Aufwand mit<br />
den Worten der Anbieters „störungsfrei<br />
exakte Messergebnisse erzielt werden.“<br />
Der Sensor ist elektrolytfrei <strong>und</strong> braucht<br />
nicht kalibriert zu werden.<br />
Die intuitive Benutzerführung erspart<br />
weitgehend eine Bedienungsanleitung.<br />
Die Geräte erkennen automatisch den<br />
Endpunkt der Messung <strong>und</strong> protokollieren<br />
die Ergebnisse. Alle Informationen<br />
zu den Messungen werden automatisch<br />
gespeichert <strong>und</strong> sind jederzeit nach GLP<br />
dokumentierbar. Eine USB-Schnittstelle<br />
erlaubt die Kommunikation mit Drucker,<br />
PC oder Netzwerk.<br />
www.hach-lange.de A<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA