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Korrespondenz Abwasser · Abfall - COOPERATIVE Infrastruktur und ...

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www.dwa.de/KA<br />

Grußwort zur DWA-<br />

B<strong>und</strong>estagung<br />

DWA-Aktionstag<br />

Netzwerk GEKa_NET<br />

Sanierung von<br />

<strong>Abwasser</strong>schächten<br />

Membranbelebungs-<br />

anlagen: Ressourcen-<br />

schonender Betrieb<br />

Gefährliche Stoffe<br />

in kommunalen<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />

Niederschlagswasser-/Kleineinleiterabgabe<br />

Kommunale Ab-<br />

wasserinfrastukturen<br />

58. Jahrgang <strong>·</strong> Nr. 9 <strong>·</strong> September 2011 <strong>·</strong> 10889<br />

<strong>Korrespondenz</strong><br />

<strong>Abwasser</strong> <strong>·</strong> <strong>Abfall</strong><br />

9/11<br />

Sicherer Datenaustausch zwischen<br />

Labor- <strong>und</strong> Prozess-Messgeräten<br />

Ihr kompetenter Partner für die Wasseranalytik<br />

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<strong>Korrespondenz</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong><br />

Organ der DWA <strong>und</strong> des Güteschutz Kanalbau<br />

Herausgeber <strong>und</strong> Verlag:<br />

GFA<br />

Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef<br />

Postfach 11 65, D-53758 Hennef<br />

Telefon (0 22 42) 8 72-0, Telefax (0 22 42) 8 72-1 51<br />

Internet: www.gfa-ka.de<br />

Redaktionsbeirat:<br />

1. Bauass. Dipl.-Ing. Otto Schaaf, DWA-Präsident<br />

2. Ltd. BD Dipl.-Ing. Arndt Bock, DWA-HA<br />

„Gewässer <strong>und</strong> Boden“<br />

3. Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, DWA-Vorstand<br />

4. Prof. Dr.-Ing. Markus Disse, DWA-HA<br />

„Hydrologie <strong>und</strong> Wasserbewirtschaftung“<br />

5. Prof. Dr.-Ing. Albert Göttle, DWA-Vizepräsident<br />

6. Prof. Dr.-Ing. Hans-B. Horlacher, DWA-HA<br />

„Wasserbau <strong>und</strong> Wasserkraft“<br />

7. Ltd. BD Dipl.-Ing. Werner Kristeller, DWA-HA<br />

„Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung“<br />

8. Bauass. Dipl.-Ing. Johannes Lohaus, DWA-Geschäftsführer<br />

9. Reg.-Baum. Dipl.-Ing. Sven Lüthje, DWA-Vorstand<br />

10. Prof. Dr.-Ing. E. h. Armin K. Melsa, DWA-HA<br />

„<strong>Abfall</strong> / Klärschlamm“<br />

11. Prof. Dr.-Ing. Heribert Nacken, Fachgemeinschaft<br />

Hydrologische Wissenschaften in der DWA<br />

12. Prof. Dr.-Ing. Johannes Pinnekamp, DWA-HA<br />

„Entwässerungssysteme“<br />

13. Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinz Rosenwinkel, DWA-HA<br />

„Industrieabwässer <strong>und</strong> anlagenbezogener Gewässerschutz“<br />

14. Dr. Frank Andreas Schendel, DWA-HA „Recht“<br />

15. StadtDir Dipl.-Ing. Robert Schmidt, DWA-HA<br />

„Bildung <strong>und</strong> Internationale Zusammenarbeit“<br />

16. Dr. Jochen Stemplewski, DWA-HA „Wirtschaft“<br />

17. Rolf Usadel, GFA-Geschäftsführer<br />

Redaktion:<br />

Dr. Frank Bringewski (ChR, v. i. S. d. P.), Tel. (0 22 42) 8 72-1 90,<br />

E-Mail: bringewski@dwa.de<br />

Dipl.-Ing. Christian Schneider, M. Sc., Tel. (0 22 42) 8 72-1 05,<br />

E-Mail: christian.schneider@dwa.de<br />

Anzeigenleitung:<br />

Andrea Vogel, Tel. (0 22 42) 8 72-1 29, E-Mail: vogel@dwa.de<br />

Sekretariat:<br />

Gabriele Kriese-Elfgen, Annette Wollny<br />

Tel. (0 22 42) 8 72-1 30, -138<br />

E-Mail: kriese-elfgen@dwa.de, wollny@dwa.de<br />

Erscheinungsweise: monatlich<br />

vierteljährliche Beilage KA-Betriebs-Info<br />

Anzeigenpreise: Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 42<br />

vom 1. Oktober 2010.<br />

Satz, Druck, Bindung: Bonner Universitäts-Buchdruckerei,<br />

Justus-von-Liebig-Straße 6, D-53121 Bonn<br />

Bezugspreis: Der Verkaufspreis ist durch den DWA-Mitglieds bei trag<br />

abgegolten. DWA-Mitglieder, die Mehrexemplare der KA erwerben<br />

möchten oder die sich für die Zeitschrift KW – <strong>Korrespondenz</strong> Wasserwirtschaft<br />

als kostenlose Mitgliederzeitschrift entschieden haben,<br />

können die KA zusätzlich für 100,80 Euro zzgl. Versandkosten<br />

bestellen.<br />

Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten.<br />

Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in<br />

irgendeiner Form – durch Photokopie, Mikrofilm oder irgendein anderes Verfah -<br />

ren – reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen<br />

verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Von<br />

einzelnen Beiträgen oder Teilen von ihnen dürfen nur einzelne Vervielfältigungsstücke<br />

für den persönlichen <strong>und</strong> sonstigen eigenen Gebrauch hergestellt werden.<br />

Die Weitergabe von Vervielfältigungen, gleichgültig zu welchem Zweck sie<br />

hergestellt werden, ist eine Urheberrechtsverletzung. – Der Inhalt dieses Heftes<br />

wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren, Herausgeber <strong>und</strong><br />

Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen <strong>und</strong> Ratschlägen sowie für<br />

eventuelle Druckfehler keine Haftung. Insbesondere unterliegen die Angaben in<br />

Industrie- <strong>und</strong> Produktberichten nicht der Verantwortung der Redaktion.<br />

Richtlinien zur Abfassung von Manuskripten können beim Redaktionssekretariat<br />

angefordert werden.<br />

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier mit 100% Recyclingfasern.<br />

© GFA<br />

D-53773 Hennef ISSN 1866-0029


Inhalt<br />

Seite 802<br />

Unter dem Motto<br />

„Netzwerke <strong>und</strong> Berufschancen<br />

in der<br />

Wasserwirtschaft“<br />

fand am 14. April<br />

2011 in Aachen der<br />

erste DWA-Aktionstag<br />

an Hochschulen<br />

statt. Er richtete sich<br />

an wissenschaftliche Mitarbeiter, Tutoren, Assistenten <strong>und</strong><br />

Vertiefer aus den Bereichen Siedlungswasserwirtschaft, Ingenieurhydrologie,<br />

Wasserbau- <strong>und</strong> Wasserwirtschaft sowie<br />

<strong>Abfall</strong>wirtschaft. DWA-Mandatsträger berichteten über ihre<br />

eigene Facharbeit in der DWA <strong>und</strong> veranschaulichten so das<br />

vielseitige Netzwerk.<br />

Seite 814<br />

Der Bau, der Betrieb <strong>und</strong><br />

die Sanierung von <strong>Abwasser</strong>schächten<br />

fordern zuverlässige<br />

Produkte <strong>und</strong><br />

Verfahren. Vor diesem<br />

Hintergr<strong>und</strong> hat das IKT,<br />

gemeinsam mit kommunalen<br />

Netzbetreibern <strong>und</strong><br />

der maßgeblichen Unterstützung<br />

des nordrhein-westfälischen Umweltministeriums,<br />

den Forschungsschwerpunkt „<strong>Abwasser</strong>schächte“ entwickelt.<br />

Teil 2 der Beitragsreihe befasst sich mit den Ergebnissen aus<br />

der Untersuchung lokaler Abdichtungsmaßnahmen.<br />

Beiträge in<br />

KW – <strong>Korrespondenz</strong> Wasserwirtschaft 9/2011<br />

Schwerpunktausgabe „Hydrologie“<br />

H. Bormann et al.: Modellkonzept vs. Modellierer – wer<br />

oder was ist wichtiger?<br />

K. Röttcher: Dezentrale Maßnahmen zur Hochwasserminderung<br />

– ein Beitrag zur nachhaltigen Wasserwirtschaft<br />

S. Theobald, F. Roland, A. Kreil <strong>und</strong> M. Marburger:<br />

Hochwasserrisikomanagementplanung für das hessische<br />

Einzugsgebiet der Fulda<br />

G. Kutschera, H. Barneveld, B. Mehlig, M. Brinkmann <strong>und</strong><br />

R. Lammersen: Abfluss- <strong>und</strong> Strukturverbesserung am<br />

Niederrhein – Ein hydraulischer Ansatz zur Vereinbarkeit<br />

von Hochwasserschutz <strong>und</strong> Strukturverbesserung<br />

H. Nacken: Blended-Learning-Ansätze zur Kompetenzvermittlung<br />

im Kontext des hydrologischen Wandels in<br />

der MENA-Region<br />

Grußwort<br />

Wasserwirtschaft <strong>und</strong> Politik im Dialog. . . . . . . . . . . . . . 795<br />

Otto Schaaf (Köln)<br />

Berichte<br />

Erster DWA-Aktionstag in Aachen<br />

Gelungener Anfang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 802<br />

Elke Uhe (Hennef)<br />

Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungskanal_Netzwerk<br />

GEKa_NET im DWA-Landesverband<br />

Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland . . . . . . . . . . . . . . . . . 804<br />

Vera Heckeroth <strong>und</strong> Roland Weisz (Mainz)<br />

Nutrient Recovery and Management:<br />

Inside and Outside the Fence<br />

Konferenz der WEF <strong>und</strong> der IWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . 809<br />

Christian Sartorius (Karlsruhe)<br />

Entwässerungssysteme<br />

Sanierung von <strong>Abwasser</strong>schächten –<br />

Untersuchung von Materialien <strong>und</strong> Systemen<br />

zur Abdichtung <strong>und</strong> Beschichtung<br />

Teil 2: Lokale Abdichtungsmaßnahmen . . . . . . . . . . . . . 814<br />

Martin Liebscher, Markus Gillar<br />

<strong>und</strong> Bert Bosseler (Gelsenkirchen)<br />

Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Untersuchungen zum ressourcen schonenden Betrieb<br />

von Membran belebungsanlagen<br />

Optimierungen hinsichtlich Energie-<br />

<strong>und</strong> Chemikalienbedarf. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 827<br />

Stefan Krause (Darmstadt), Barbara Zimmermann<br />

<strong>und</strong> Christoph Thiemig (Wiesbaden)<br />

Rubriken<br />

9/2011<br />

Spektrum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .796<br />

DIN-Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .860<br />

Personalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .865<br />

Rechtsprechung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .868<br />

Dissertationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .869<br />

Bücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .869<br />

Veranstaltungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .871<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


Untersuchungen zu Vorkommen, Quellen <strong>und</strong><br />

Eliminationsmöglichkeiten bestimmter gefährlicher<br />

Stoffe in kommunalen <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />

in Sachsen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 838<br />

Petra Schneider, Nicole Gottschalk (Chemnitz),<br />

Thomas Günther, Daniel Zänder (Jena) <strong>und</strong><br />

Uwe Engelmann (Dresden)<br />

Recht<br />

Zur Zukunft von Niederschlagswasser- <strong>und</strong><br />

Kleineinleiterabgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 846<br />

Erik Gawel (Leipzig)<br />

Wirtschaft<br />

Effi zienz <strong>und</strong> Nachhaltigkeit<br />

kommunaler Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>en. . . . . . . . . . . . . . . . 850<br />

Jörg Felmeden, Thomas Kluge (Frankfurt a. M.)<br />

<strong>und</strong> Bernhard Michel (Darmstadt)<br />

DWA<br />

Regelwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 861<br />

Fachgremien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 862<br />

Landesverbände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 863<br />

Publikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 864<br />

Industrie <strong>und</strong> Technik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .872<br />

Verkaufsanzeigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .863<br />

Stellenanzeigen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .875<br />

Adressenbörse für die <strong>Abfall</strong>wirtschaft . . . . . . . . .882<br />

Beratende Ingenieure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .882<br />

Güteschutz Kanalbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .893<br />

Beilagenhinweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .849<br />

<strong>Korrespondenz</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong><br />

Seite 827<br />

Im Beitrag werdenMaßnahmen<br />

vorgestellt,<br />

die den Energie-<br />

<strong>und</strong> Chemikalienbedarf<br />

von<br />

Membranbelebungsverfahren<br />

signifikant reduzieren<br />

können. Ein optimierter Prozess basiert auf einer angepassten<br />

Steuerung der Membranmodule, so dass diese in<br />

einem energetisch günstigen Bereich betrieben werden. Des<br />

Weiteren wird ein neues mechanisches Reinigungsverfahren<br />

(MCP) vorgestellt, das aufgr<strong>und</strong> der kontinuierlichen mechanischen<br />

Reinigung höhere Membrandurchsätze erlaubt.<br />

Seite 850<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> klimatischer <strong>und</strong> demografischer Veränderungen<br />

stellt sich die Frage, inwieweit eine Umstrukturierung<br />

(Transformation) der kommunalen Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>systeme<br />

zu ökonomisch <strong>und</strong> ökologisch nachhaltigen <strong>und</strong><br />

effizienten Lösungen beitragen kann. Ökoeffizienz-Analysen<br />

unterschiedlicher Szenarien zeigen, dass ein <strong>Infrastruktur</strong>umbau<br />

hin zu einer nachhaltigeren <strong>und</strong> effizienteren Ressourcennutzung<br />

technisch <strong>und</strong> kostenseitig realisierbar ist.<br />

KA 10/2011<br />

Erscheinungstermin: 30. September 2011<br />

Anzeigenschluss: 7. September 2011<br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9


Grußwort<br />

Wasserwirtschaft <strong>und</strong> Politik im Dialog<br />

In diesem Jahr findet die DWA-B<strong>und</strong>estagung<br />

zum ersten Mal in Berlin statt. Berlin<br />

ist B<strong>und</strong>eshauptstadt <strong>und</strong> Regierungssitz.<br />

B<strong>und</strong>estag, B<strong>und</strong>esrat, viele Ministerien<br />

<strong>und</strong> Ländervertretungen haben hier<br />

ihren Sitz. Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung<br />

<strong>und</strong> Verbände sind in Berlin prominent<br />

vertreten. So ergibt sich das diesjährige<br />

Motto der B<strong>und</strong>estagung am 26.<br />

<strong>und</strong> 27. September 2011 „Wasserwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Politik im Dialog“ fast wie von<br />

selbst.<br />

Die DWA läutet mit den Berlin-Tagungen<br />

eine Neuerung ein: Die DWA-B<strong>und</strong>estagung,<br />

einer der bedeutendsten<br />

Treffpunkte der deutschen Wasserwirtschaft,<br />

findet künftig jährlich wechselnd<br />

in Berlin <strong>und</strong> im bekannten Format an<br />

anderen Orten in Deutschland statt. Damit<br />

wird die DWA ihren satzungsgemäßen<br />

Aufträgen gerecht, sowohl als Fachverband<br />

den technischen Anforderungen<br />

<strong>und</strong> Weiterentwicklungen in der Wasserwirtschaft<br />

gerecht zu werden als auch<br />

die Beratung der Politik zu verstärken<br />

<strong>und</strong> professioneller zu gestalten. Ein erster<br />

Schritt in diese Richtung war der Aufbau<br />

des Berliner DWA-Büros vor einigen<br />

Jahren. Die Neuausrichtung der DWA-<br />

B<strong>und</strong>estagung ist die konsequente Fortsetzung<br />

dieser Entwicklung. Für die Wasserwirtschaft<br />

ist die verstärkte Präsenz<br />

<strong>und</strong> Sichtbarkeit der DWA durch eine regelmäßige<br />

DWA-Berlin-Tagung ein wichtiger<br />

Schritt.<br />

Das Programm der Tagung in Berlin<br />

soll straffer sein als das der anderen B<strong>und</strong>estagungen.<br />

Es ist geprägt durch die<br />

Nähe „der Politik“: Die Veranstaltung<br />

wird am Montagabend mit einem „Umweltpolitischen<br />

Auftakt“ eingeleitet, der<br />

mit einem Impulsvortrag des Präsidenten<br />

des Umweltb<strong>und</strong>esamtes, Jochen Flasbarth,<br />

über „Beiträge der Wasser- <strong>und</strong><br />

<strong>Abfall</strong>wirtschaft zu einer nachhaltigen<br />

Energieversorgung“ beginnt. Eine Diskussion<br />

mit Abgeordneten des Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estags schließt sich an, moderiert<br />

vom Leiter des Berliner DWA-Büros <strong>und</strong><br />

Mitglied des DWA-Vorstands Dr. Frank<br />

Andreas Schendel. Der Dienstag beginnt,<br />

nachdem Katherina Reiche, Parlamentarische<br />

Staatssekretärin beim B<strong>und</strong>esumweltminister,<br />

die Teilnehmer <strong>und</strong> DWA-<br />

Mitglieder begrüßt hat, mit einem seltenen<br />

Ereignis, das ebenfalls im Umfeld<br />

der Politik anzusiedeln ist: der Verleihung<br />

des William-Lindley-Rings der<br />

DWA an den Physiker, Biologen, Klimaschutzexperten<br />

<strong>und</strong> Umweltpolitiker<br />

Prof. Dr. Dr. h. c. Ernst Ulrich von Weizsäcker.<br />

Von Weizsäcker ist erst die vierte<br />

Persönlichkeit (nach Klaus Töpfer, Hans<br />

Tietmeyer <strong>und</strong> Kurt Biedenkopf), die die<br />

DWA mit dem William-Lindley-Ring auszeichnet.<br />

Die DWA würdigt damit von<br />

Weizsäckers langjährigen Einsatz für den<br />

Klimaschutz. Der frisch Geehrte wird anschließend<br />

eine Festansprache halten.<br />

Mit dem William-Lindley-Ring zeichnet<br />

die DWA solche prominenten Persönlichkeiten<br />

aus, die nicht unmittelbar in den<br />

Fachgebieten der DWA, der Wasser- <strong>und</strong><br />

<strong>Abfall</strong>wirtschaft, arbeiten, die die Ziele<br />

der Vereinigung aber trotzdem maßgeblich<br />

gefördert haben. Ernst Ulrich von<br />

Weizsäcker hatte bereits auf den DWA-<br />

Energietagen in Potsdam am 19. Mai<br />

2010 mit dem Vortrag „Klimaschutz –<br />

was heißt das für Strom <strong>und</strong> Wasser, ja<br />

für unsere Zivilisation?“ einen Höhepunkt<br />

der Tagung gesetzt.<br />

Das weitere Vortragsprogramm fällt,<br />

dem neuen Konzept der B<strong>und</strong>estagungen<br />

folgend, vergleichsweise kurz aus, ist dafür<br />

aber umso prominenter <strong>und</strong> transdisziplinär<br />

besetzt: MinDirig Dr. Fritz<br />

Holzwarth, Leiter der Unterabteilung<br />

Wasserwirtschaft im B<strong>und</strong>esumweltministerium,<br />

berichtet über „Wasserwirtschaft<br />

gestalten – in Deutschland <strong>und</strong><br />

Europa“. Der Vorstand Technik der Berliner<br />

Wasserbetriebe, Dr.-Ing. Georg Grunwald,<br />

trägt vor über „Wasserwirtschaftliche<br />

Herausforderungen einer modernen<br />

Großstadt“ – hierzu dürfte er qualifiziert<br />

sein wie kaum ein anderer Deutscher, ist<br />

Berlin doch die flächen- <strong>und</strong> einwohnermäßig<br />

größte deutsche Stadt. In den<br />

1920er-Jahren, als sicher auch Teile der<br />

noch bestehenden <strong>Infrastruktur</strong> Berlins<br />

in ihren Gr<strong>und</strong>zügen angelegt wurden,<br />

war Berlin sogar – nach New York <strong>und</strong><br />

London – die drittgrößte Stadt der Welt.<br />

Angesichts dessen <strong>und</strong> der heutigen Bedeutung<br />

Berlins <strong>und</strong> seiner Rolle als<br />

auch international attraktiver Metropole<br />

ist es nur passend, dass anschließend<br />

von Stefan Opitz von der Deutschen Gesellschaft<br />

für Internationale Zusammenarbeit<br />

(GIZ) über Chancen für die deutsche<br />

Wasserwirtschaft auf internationalem<br />

Parkett referiert wird. In dieselbe<br />

Richtung zielt der abschließende Vortrag:<br />

Hier stellt Prof. Dr. Max Huber, Vizepräsident<br />

des Deutschen Akademischen<br />

Austauschdienstes (DAAD), die Arbeit<br />

seiner Organisation im nationalen<br />

<strong>und</strong> internationalen Wassersektor vor.<br />

Insgesamt bietet die DWA-B<strong>und</strong>estagung<br />

somit ein kompaktes, hochkarätiges<br />

Programm, abger<strong>und</strong>et durch eine<br />

Mitgliederversammlung, eine Fachausstellung<br />

<strong>und</strong> ein Rahmenprogramm. Es<br />

bestehen also beste Voraussetzungen für<br />

eine anregende Tagung. Willkommen in<br />

der B<strong>und</strong>eshauptstadt Berlin!<br />

Bauass. Dipl.-Ing. Otto Schaaf<br />

Präsident der DWA<br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />

795


796 Spektrum<br />

Umbau im Energiesektor<br />

Die Europäische Union setzt neue Maßstäbe<br />

bei dem Einsatz alternativer Energien.<br />

Bis zum Jahr 2020 soll der Anteil erneuerbarer<br />

Energien am Endenergieverbrauch<br />

auf 20 Prozent steigen; im Jahr<br />

2005 lag dieser Anteil erst bei neun Prozent.<br />

Jeder Mitgliedstaat kann frei entscheiden,<br />

welche Energieart – zum Beispiel<br />

Biomasse, Sonnen-, Wind- oder Wasserkraft<br />

– ausgebaut werden soll. Nur für<br />

den Transportbereich gibt die EU ihren<br />

Mitgliedern eine Zielmarke vor: Bis 2020<br />

soll der Anteil von Biokraftstoffen in je-<br />

EHEC/HUS O104: H4-Ausbruch<br />

wird als beendet betrachtet<br />

Das Robert Koch-Institut (RKI) betrachtet<br />

den EHEC/HUS-Ausbruch laut einer Pressemitteilung<br />

vom 26. Juli 2011 als beendet.<br />

Der letzte Erkrankungsbeginn, der<br />

dem Ausbruch zuzuordnen ist, sei für den<br />

4. Juli 2011 übermittelt worden. In den<br />

drei Wochen danach sei dem RKI kein<br />

neuer Erkrankungsfall bekannt geworden.<br />

dem EU-Staat mindestens zehn Prozent<br />

betragen. Im Jahr 2005 lag Deutschland<br />

mit einem Anteil von r<strong>und</strong> sechs Prozent<br />

alternativer Energien am Endenergieverbrauch<br />

noch deutlich unter dem EU-<br />

Durchschnitt. Bis 2020 soll dieser Anteil<br />

auf mindestens 18 Prozent steigen. Um<br />

dieses Ziel zu erreichen, sind große Umbauten<br />

im Energiesektor nötig; so soll unter<br />

anderem der Anteil von erneuerbaren<br />

Energien im Stromsektor auf mindestens<br />

30 Prozent <strong>und</strong> der Anteil von Biokraftstoffen<br />

auf r<strong>und</strong> zwölf Prozent steigen.<br />

(Globus, statistische Angaben:<br />

B<strong>und</strong>esumweltministerium) A<br />

Die drei Wochen berücksichtigen die Inkubationszeit,<br />

die Zeit für die Diagnosestellung<br />

sowie die Zeit für die Übermittlung<br />

eines Falls. Die intensivierte Überwachung<br />

von EHEC O104:H4 wird noch fortgesetzt.<br />

Auch nach dem Ende des Ausbruchs sollen<br />

etwaige Erkrankungen durch Infektion<br />

mit EHEC O104:H4 intensiv nachverfolgt<br />

<strong>und</strong> zeitnah dem RKI übermittelt werden.<br />

Im Verlauf des Ausbruchsgeschehens wurden<br />

dem RKI insgesamt 4321 Fälle gemel-<br />

det, davon 3469 EHEC-Fälle <strong>und</strong> 852<br />

HUS-Fälle. Insgesamt 50 Patienten sind<br />

gestorben, darunter 18 EHEC-Erkrankte<br />

<strong>und</strong> 32 HUS-Patienten (Stand 25. Juli<br />

2011, 10:00 Uhr). Nach Angaben des European<br />

Centre for Disease Prevention and<br />

Control waren durch den Ausbruch in der<br />

Europäischen Union außerhalb Deutschlands<br />

76 EHEC-Fälle mit einem Todesfall<br />

<strong>und</strong> 49 HUS-Fälle aufgetreten (Stand 22.<br />

Juli 2011). A<br />

Studie von Universität Leipzig<br />

<strong>und</strong> HypoVereinsbank zur<br />

Rekommunalisierung<br />

Die Universität Leipzig <strong>und</strong> die HypoVereinsbank<br />

haben am 8. Juli 2011 in Leipzig<br />

eine Studie zur Rekommunalisierung<br />

öffentlicher Dienstleistungen mit dem Titel<br />

„Renaissance der Kommunalwirtschaft<br />

– Rekommunalisierung öffentlicher<br />

Dienstleistungen“ vorgestellt. Gemeinsam<br />

mit dem Kompetenzzentrum<br />

Öffentliche Wirtschaft <strong>und</strong> Daseinsvorsorge<br />

wurden alle Kommunen über<br />

20 000 Einwohner angefragt. Als Ziel der<br />

Rekommunalisierung ehemals öffentlicher<br />

Leistungen identifiziert die Studie<br />

vor allem die Rückgewinnung des kommunalen<br />

Steuerungseinflusses. Dies erklärten<br />

etwa 50 Prozent der befragten<br />

Kommunen. Die Haushaltslage der Kommunen<br />

sei in Deutschland flächendeckend<br />

angespannt, weshalb Rekommunalisierung<br />

auch als Instrument der<br />

Haushaltssanierung im längeren Zeitverlauf<br />

ins Auge gefasst würde. Trotz angespannter<br />

Haushaltslage sei die Rückführung<br />

wichtiger <strong>Infrastruktur</strong>leistungen in<br />

kommunaler Regie derzeit eine bedeutende<br />

Option für die Gemeinden.<br />

www.wifa.uni-leipzig.de/<br />

kompetenzzentrum A<br />

Oberflächengewässerverordnung<br />

verkündet<br />

Die „Verordnung zum Schutz der Oberflächengewässer(Oberflächengewässerverordnung<br />

– OgewV)“ wurde am 25. Juli<br />

2011 im B<strong>und</strong>esgesetzblatt Teil I, Nr. 37,<br />

Seite 1429–1469 veröffentlicht. Die Verordnung<br />

ist am 26. Juli 2011 in Kraft getreten.<br />

www.bgbl.de, dort: Bürgerzugang<br />

www.gesetze-im-internet.de/b<strong>und</strong>esrecht/<br />

ogewv/gesamt.pdf A<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


B<strong>und</strong>eskartellamt beurteilt<br />

Rekommunalisierung nicht<br />

immer positiv<br />

Das B<strong>und</strong>eskartellamt steht Tendenzen<br />

zur Rekommunalisierung von Aufgaben<br />

der Daseinsvorsorge kritisch gegenüber.<br />

Wie es in dem von der B<strong>und</strong>esregierung<br />

als Unterrichtung (B<strong>und</strong>estags-Drucksache<br />

17/6640) vorgelegten Tätigkeitsbericht<br />

des Amts für die Jahre 2009 <strong>und</strong><br />

2010 heißt, müsse ein zunehmendes<br />

wirtschaftliches Engagement der öffentlichen<br />

Hand hinterfragt werden. „Sofern<br />

einzelne Leistungen gr<strong>und</strong>sätzlich auch<br />

von privaten Anbietern erbracht werden<br />

können oder bereits durchgeführt werden,<br />

müssen die Rahmenbedingungen<br />

für alle Marktteilnehmer einheitlich sein<br />

<strong>und</strong> auch die Kommunen müssen sich im<br />

Wettbewerb mit der privaten Konkurrenz<br />

behaupten. Nur unter diesen Voraussetzungen<br />

können durch eine stärkere kommunale<br />

Betätigung weitere Effizienzen,<br />

Kosteneinsparungen <strong>und</strong> Qualitätsverbesserungen<br />

erzielt werden“, heißt es in<br />

dem Bericht.<br />

Die Auswirkungen einer Rekommunalisierung<br />

werden je nach Wirtschaftsbereich<br />

unterschiedlich bewertet. So<br />

könne kommunales Engagement im Bereich<br />

der Energieerzeugung wettbewerbsbelebend<br />

wirken, schreibt das Kartellamt.<br />

Dagegen sei eine Rekommunalisierung<br />

der Energienetze „wettbewerblich<br />

nicht unproblematisch“. Es drohe die<br />

Gefahr einer Zersplitterung, die sich<br />

nachteilig für neue Stromanbieter <strong>und</strong><br />

die Verbraucher auswirken könne. Bei einer<br />

Rekommunalisierung der Wasserversorgung<br />

sieht das Kartellamt in vielen<br />

Fällen „Fluchtgedanken“, um einer kartellrechtlichen<br />

Überprüfung der Wasserpreise<br />

durch einen Wechsel in das Gebührenrecht<br />

zu entgehen. Auch im Bereich<br />

der Entsorgungswirtschaft sieht das<br />

B<strong>und</strong>eskartellamt angesichts der gesetzlichen<br />

Ausgestaltung des Kreislaufwirtschafts-<br />

<strong>und</strong> <strong>Abfall</strong>rechts die „Gefahr einer<br />

wettbewerblich problematischen Privilegierung<br />

der Kommunen“.<br />

Das Handelsblatt zitierte den Präsidenten<br />

des B<strong>und</strong>eskartellamts, Andreas<br />

M<strong>und</strong>t, bei der Vorstellung des Tätigkeitsberichts<br />

so: „Der Wasserbereich ist<br />

aus meiner Sicht eines der letzten großen<br />

Monopole“, während die Financial<br />

Times Deutschland M<strong>und</strong>t statt „Wasserbereich“<br />

„Wasserversorgung“ sagen<br />

ließ. Nach einer Meldung der Nachrichtenagentur<br />

Reuters soll M<strong>und</strong>t noch<br />

hinzugefügt haben: „Ich glaube schon,<br />

dass es staatliche Stellen geben sollte,<br />

die ganz konkret in diesen Bereich hinsehen.“<br />

http://dipbt.b<strong>und</strong>estag.de/dip21/<br />

btd/17/066/1706640.pdf<br />

www.b<strong>und</strong>eskartellamt.de/wDeutsch/<br />

publikationen/Taetigkeitsbericht.php A<br />

Phosphat-Dünger aus<br />

Klärschlamm nach dem<br />

Mephrec ® -Verfahren zum<br />

Inverkehrbringen genehmigt<br />

Mit einer Machbarkeitsstudie zur Anwendung<br />

des Mephrec ® -Verfahrens bei<br />

der Klärschlamm-Verwertung im Klärwerk<br />

1 der Stadt Nürnberg konnte nachgewiesen<br />

werden, dass sich die bisherige<br />

kostenintensive Entsorgung des anfallenden<br />

Klärschlamms durch seine<br />

Verwertung im Klärwerk selbst wirkungsvoll<br />

ersetzen lässt. Die Wirtschaftlichkeit<br />

des Verfahrens wird dabei bereits<br />

durch die Einsparung der Klärschlamm-Entsorgungskosten<br />

<strong>und</strong> durch<br />

die Erlöse aus der Eigenstromerzeugung<br />

getragen. Zusätzliche Erlöse sollen aus<br />

dem Verkauf der erzeugten Phosphat-<br />

Schlacke erwirtschaftet werden (vgl. KA<br />

9/2010, S. 902–915). Die hierzu erforderlichen<br />

rechtlichen Voraussetzungen<br />

wurden jetzt durch die Thüringer Landesstelle<br />

für Landwirtschaft TLL Jena<br />

mit einer Konformitätsbescheinigung<br />

bestätigt. Dabei wird die Schmelzvergasung<br />

gleichgesetzt dem Prozess der Verbrennung<br />

von Klärschlamm entsprechend<br />

Düngemittel verordnung, Anlage<br />

2, Punkt 6.2.1. Das als „Phosphat-Dünger<br />

aus der Hochtemperatur-Schmelzbehandlung<br />

von Klärschlamm nach dem<br />

Mephrec®-Ver fahren“ bezeichnete Produkt<br />

besteht aus 90 % Asche aus der<br />

Verbrennung von Klärschlamm (<strong>Abwasser</strong><br />

einer kommunalen Kläranlage entsprechend<br />

AbfKlärV) unter Zusatz von<br />

10 % Kalkstein zur Steuerung der Schlackenzusammensetzung.<br />

Das Produkt ist<br />

beim Inverkehrbringen mit einer entsprechenden<br />

Warendeklaration zu<br />

kennzeichnen.<br />

Als Nebenbestimmung ist zu beachten,<br />

dass die zur Konformitätsbescheinigung<br />

herangezogenen Laborergebnisse<br />

der TLL Jena nach Inbetriebnahme der zu<br />

errichtenden Demo-Anlage <strong>und</strong> vor dem<br />

erstmaligen Inverkehrbringen im Sinne<br />

Spektrum<br />

des § 2 Punkt 10 Düngegesetz (DüG) abschließend<br />

zu bewerten sind. Dazu sind<br />

die Untersuchungsergebnisse des produzierten<br />

Düngemittels der TLL Jena bzw.<br />

der für Nürnberg zuständigen DVK-Stelle<br />

(Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft,<br />

Freising) vorzulegen. A<br />

Pilotanlagen zum Phosphor-<br />

Recycling in Neuburg<br />

Eine Pilotanlage zum Phosphor-Recycling<br />

wurde am 12. Mai 2011 auf der<br />

Kläranlage der Stadt Neuburg an der Donau<br />

(Bayern) in Betrieb genommen. Die<br />

technisch-wissenschaftliche Koordination<br />

des Projekts, das im Frühjahr 2010<br />

startete, liegt in Händen des Kompetenzzentrums<br />

für Materialfeuchte (CMM) am<br />

Karlsruher Institut für Technologie (KIT).<br />

Ziel des Projekts ist es, Phosphor aus <strong>Abwasser</strong><br />

rückzugewinnen <strong>und</strong> einen Rohphosphat-Ersatzstoff<br />

zu erzeugen. Bei<br />

dem in Neuburg angewandten <strong>und</strong> vom<br />

KIT entwickelten P-Roc-Verfahren (phosphorus<br />

recovery from waste and process<br />

water by crystallisation) wird gelöstes<br />

Phosphat durch Kristallisation an Calcium-Silicat-Hydrat-Phasen<br />

(CSH) zurückgewonnen.<br />

Das erhaltene Produkt sei<br />

pflanzenverfügbar <strong>und</strong> könne ohne weitere<br />

Aufbereitung als Düngemittel eingesetzt<br />

werden. Kooperationspartner im<br />

Projekt sind auch die Firma Cirkel aus<br />

Rheine <strong>und</strong> die HeidelbergCement AG.<br />

Die Pilotphase in Neuburg soll in etwa einem<br />

halben Jahr abgeschlossen sein. Danach<br />

soll eine Evaluierung erfolgen, die<br />

auch Aufschluss geben soll über die Effizienz<br />

<strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit des Verfahrens.<br />

www.cmm.kit.edu/297_325.php A<br />

Altmedikamente<br />

in den Hausmüll<br />

„Die B<strong>und</strong>esregierung sieht keine Notwendigkeit<br />

für eine b<strong>und</strong>eseinheitliche<br />

Regelung zur Entsorgung von Altmedikamenten.<br />

Die Entsorgung über den<br />

Restmüll stellt einen sicheren Entsorgungsweg<br />

für diese Abfälle dar.“ Dies ist<br />

der Schlusssatz der B<strong>und</strong>esregierung in<br />

ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage<br />

der B<strong>und</strong>estagsfraktion der Grünen zur<br />

Entsorgung von Altmedikamenten (B<strong>und</strong>estags-Drucksache<br />

17/6708). Und weiter<br />

vorne in der Antwort: „Nach Auffassung<br />

der B<strong>und</strong>esregierung entstehen<br />

durch die Entsorgung von Medikamen-<br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />

797


798 Spektrum<br />

ten über den Hausmüll für Menschen<br />

(auch Kinder) keinerlei über das normale<br />

Lebensrisiko hinausgehende Risiken.<br />

… Für die Umwelt bestehen aus Sicht<br />

der B<strong>und</strong>esregierung ebenfalls keine Bedenken,<br />

da Siedlungsabfälle seit dem 1.<br />

Juni 2005 nur noch nach thermischer<br />

oder mechanisch biologischer Vorbehandlung<br />

abgelagert werden dürfen. …<br />

Auch auf Deponien bestehen durch Ablagerung<br />

von Medikamentenresten im<br />

Hinblick auf das Gr<strong>und</strong>wasser keine Gefahren<br />

mehr. Aufwendige Deponieabdichtungssysteme<br />

<strong>und</strong> Sickerwassererfassungen<br />

sorgen dafür, dass Schadstoffe<br />

aufgehalten werden, sollten sich diese<br />

trotz der Vorbehandlungsmaßnahmen<br />

noch in den abgelagerten Abfällen<br />

befinden.“<br />

http://dip21.b<strong>und</strong>estag.de/dip21/<br />

btd/17/067/1706708.pdf A<br />

Änderung der<br />

Deponieverordnung<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung hat eine „Erste Verordnung<br />

zur Änderung der Deponieverordnung“<br />

erlassen (B<strong>und</strong>estags-Drucksache<br />

17/6641). Sie enthalte unter anderem<br />

eine „Gleichwertigkeitsklausel für<br />

Erzeugnisse für Deponieabdichtungssysteme<br />

aus anderen Mitgliedsstaaten“ der<br />

EU. Mit der Aufnahme dieser Klausel in<br />

die Deponieverordnung reagiert die Regierung<br />

auf eine Stellungnahme der EU-<br />

Kommission, „um den Anforderungen<br />

des Binnenmarkts <strong>und</strong> der Warenverkehrsfreiheit<br />

zu entsprechen“.<br />

http://dipbt.b<strong>und</strong>estag.de/dip21/<br />

btd/17/066/1706641.pdf A<br />

Stellungnahme der B<strong>und</strong>esregierung<br />

zum <strong>Abfall</strong>recht<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung hat sich in einer<br />

Unterrichtung (B<strong>und</strong>estags-Drucksache<br />

17/6645) zur Stellungnahme des B<strong>und</strong>esrats<br />

bezüglich des Entwurfs eines Gesetzes<br />

zur Neuordnung des Kreislaufwirtschafts-<br />

<strong>und</strong> <strong>Abfall</strong>rechts (B<strong>und</strong>estags-<br />

Drucksache 17/6052) geäußert. Die Vorschläge<br />

des B<strong>und</strong>esrats nimmt die B<strong>und</strong>esregierung<br />

teils an, teils lehnt sie diese<br />

ab. Unter anderem wird die Regierung<br />

der Bitte des B<strong>und</strong>esrats nachkommen,<br />

Unternehmen hinsichtlich ihrer „Informationspflichten<br />

beim künftigen Erlass<br />

von Rechtsverordnungen auf Gr<strong>und</strong>lage<br />

des Kreislaufwirtschaftsgesetzes“ zu<br />

überprüfen.<br />

http://dipbt.b<strong>und</strong>estag.de/dip21/<br />

btd/17/066/1706645.pdf<br />

http://dipbt.b<strong>und</strong>estag.de/dip21/<br />

btd/17/060/1706052.pdf A<br />

PILLS-Kläranlage in Gelsenkirchen<br />

an den Start gegangen<br />

Die Spezialkläranlage, die am Marienhospital<br />

im Rahmen des EU-Projekts<br />

„PILLS“ (Pharmaceutical Input and Elimination<br />

from Local Sources) entstanden<br />

ist, wurde am 22. Juli 2011 offiziell<br />

in Betrieb genommen. Dr. Jochen Stemplewski<br />

(Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft),<br />

Peter Weingarten<br />

(Geschäftsführer des Marienhospitals),<br />

Udo Paschedag (Staatssekretär im nordrhein-westfälischen<br />

Umweltministerium)<br />

<strong>und</strong> Gelsenkirchens Oberbürgermeister<br />

Frank Baranowski gaben den Startschuss<br />

für das nach eigenen Angaben „europaweit<br />

einmalige Klärwerk“, das künftig<br />

die Krankenhaus-Abwässer von Spurenstoffen<br />

befreien soll. Die Kläranlage verfügt<br />

neben einer mechanischen <strong>und</strong> biologischen<br />

Klärung über weitergehende<br />

Reinigungsstufen wie Membranfiltration,<br />

Ozonung <strong>und</strong> Aktivkohlefiltration. Im<br />

Marienhospital mit seinen r<strong>und</strong> 560<br />

Planbetten, r<strong>und</strong> 75 000 Patienten pro<br />

Jahr <strong>und</strong> 1200 Mitarbeitern fallen pro<br />

Tag r<strong>und</strong> 200 Kubikmeter Abwässer an.<br />

Die PILLS-Kläranlage ist auf einem r<strong>und</strong><br />

250 Quadratmeter großen Gr<strong>und</strong>stück<br />

errichtet worden, das vom Gelsenkirchener<br />

Marienhospital zur Verfügung gestellt<br />

wurde. Die Projektkosten betragen<br />

r<strong>und</strong> zwei Millionen Euro.<br />

www.pills-project.eu A<br />

Befristung des Wasserentnahmeentgelts<br />

in Nordrhein-<br />

Westfalen aufgehoben<br />

Die vor gut einem Jahr beschlossene<br />

schrittweise Abschaffung des Wasserentnahmeentgelts<br />

in Nordrhein-Westfalen<br />

bis zum 31. Dezember 2018 wurde am<br />

20. Juli 2011 vom Landtag aufgehoben.<br />

Die heutige nordrhein-westfälische Landesregierung<br />

möchte mit den Mitteln die<br />

Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie<br />

konsequent umzusetzen. Künftig soll das<br />

Wasserentnahmeentgelt 4,5 Cent pro Kubikmeter<br />

betragen. Für Entnahmen zum<br />

Zwecke der Kühlwassernutzung oder<br />

Durchlaufkühlung sind reduzierte Entgeltsätze<br />

vorgesehen. Das entsprechende<br />

Gesetz wurde im Gesetz- <strong>und</strong> Verordnungsblatt<br />

(GV NRW), Nr. 18 vom 29. Juli<br />

2011, Seite 390, veröffentlicht.<br />

https://recht.nrw.de<br />

www.landtag.nrw.de/portal/WWW/<br />

dokumentenarchiv/Dokument/<br />

MMD15-2119.pdf A<br />

Keine Wassergebühren für<br />

ein ehemaliges Rittergut<br />

Das Verwaltungsgericht Osnabrück hat<br />

am 12. Juli 2011 die Klage eines Ehepaares,<br />

das Eigentümer von am Gut Sandfort<br />

(Osnabrück Voxtrup) gelegenen Flurstücken<br />

ist, gegen die Stadt Osnabrück verhandelt<br />

(Az. 1 A 85/11). Die Kläger<br />

machten Ansprüche auf unentgeltliche<br />

<strong>Abwasser</strong>abnahme gegen die Stadt <strong>und</strong><br />

teilweise unentgeltliche Frischwasserbelieferung<br />

durch die Stadtwerke Osnabrück<br />

geltend. Sie hatten ihre Klage mit<br />

Verträgen aus 1906 bis 1909 begründet,<br />

in denen die Stadt Osnabrück dem ehemaligen<br />

Rittergutsbesitzer das Recht eingeräumt<br />

hatte, sein <strong>Abwasser</strong> in die Kanalisationsanlagen<br />

der Stadt einzuleiten<br />

<strong>und</strong> frisches Wasser aus der Rohrleitung<br />

der Stadt zu entnehmen. Im Gegenzug<br />

hatte der Rittergutsbesitzer der Stadt die<br />

Möglichkeit eingeräumt, auf seinen<br />

Gr<strong>und</strong>stücken bestimmte Wasserrohrleitungen<br />

zu verlegen, Wasserwerksanlagen<br />

zu betreiben <strong>und</strong> Regenwasserkanäle<br />

zu unterhalten. Die Rechte zugunsten<br />

der Stadt <strong>und</strong> der Stadtwerke sind seitdem<br />

im Gr<strong>und</strong>buch eingetragen <strong>und</strong><br />

werden auch bis heute von der Stadt sowie<br />

den Stadtwerken wahrgenommen.<br />

Die Stadtwerke Osnabrück haben in der<br />

mündlichen Verhandlung unter Widerrufsvorbehalt<br />

erklärt, die Kläger jährlich<br />

kostenlos mit einer Frischwassermenge<br />

von 500 m³ pro Jahr zu beliefern <strong>und</strong> sie<br />

darüber hinaus von ihren <strong>Abwasser</strong>gebühren<br />

freizustellen. Im Gegenzug behält<br />

insbesondere die Stadtwerke Osnabrück<br />

AG die Möglichkeit, die Flächen<br />

der Kläger zur städtischen Wasserversorgung<br />

weiterhin zu nutzen; aus diesem<br />

Wasservorkommen wird ein relevanter<br />

Anteil der Osnabrücker Trinkwasserversorgung<br />

sichergestellt. A<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


EIB finanziert Emscher-Umbau<br />

mit 450 Millionen Euro<br />

Für den Emscher-Umbau stellt die Europäische<br />

Investitionsbank (EIB) einen<br />

Darlehensrahmen in Höhe von 450 Millionen<br />

Euro zur Verfügung. EIB <strong>und</strong> Emschergenossenschaft,<br />

Betreiberin des<br />

Entwicklungsvorhabens, haben den Finanzierungsvertrag<br />

am 20. Juli 2011 in<br />

Essen unterzeichnet. Mit dem Festzinsdarlehen<br />

über eine Laufzeit von bis zu 45<br />

Jahren kofinanziert die Förderbank der<br />

Europäischen Union eines der aufwendigsten<br />

Stadt- <strong>und</strong> Regionalentwicklungsprojekte<br />

Deutschlands. Die Emscher<br />

<strong>und</strong> ihre Nebenläufe wurden über<br />

Jahrzehnte als offenes <strong>Abwasser</strong>system<br />

genutzt. Künftig wird das <strong>Abwasser</strong> unterirdisch<br />

<strong>und</strong> in geschlossenen Kanälen<br />

abgeleitet. Auf diese Weise können der<br />

Fluss <strong>und</strong> seine Nebenläufe wieder naturnah<br />

gestaltet werden. Der jetzt von<br />

Emschergenossenschaft <strong>und</strong> EIB unterzeichnete<br />

Darlehensvertrag bezieht sich<br />

auf das Kernstück des umfangreichen <strong>Infrastruktur</strong>vorhabens,<br />

den <strong>Abwasser</strong>kanal<br />

Emscher. Über eine Strecke von 51<br />

Kilometern, von Dortm<strong>und</strong>-Deusen bis<br />

zur Emschermündung in Dinslaken, wird<br />

in bis zu 40 Metern Tiefe ein neues <strong>Abwasser</strong>system<br />

entstehen. Der Vertrag mit<br />

der EIB bedeutet für die Emschergenossenschaft<br />

neben der Förderung durch<br />

das Land Nordrhein-Westfalen das zweite<br />

Standbein der Finanzierung des Emscher-Umbaus.<br />

www.emschergenossenschaft.de<br />

www.abwasserkanal-emscher.de A<br />

EU-Kommission stellt<br />

244 Millionen Euro für 183<br />

neue Umweltprojekte bereit<br />

Die Europäische Kommission hat am 19.<br />

Juli 2011 der Förderung von 183 neuen<br />

Projekten im Rahmen des LIFE�-<br />

Programms, dem Umweltfonds der Europäischen<br />

Union, zugestimmt. Die Projekte<br />

umfassen alle EU-Mitgliedstaaten <strong>und</strong><br />

betreffen Maßnahmen in den Bereichen<br />

Naturschutz, Klimawandel, saubere<br />

Technologien <strong>und</strong> Umweltpolitik sowie<br />

Information <strong>und</strong> Kommunikation in Umweltfragen.<br />

Zusammen entsprechen sie<br />

einer Investition von insgesamt 530 Millionen<br />

Euro, von denen die EU 244 Millionen<br />

Euro beisteuern wird. 748 Anträge<br />

waren eingegangen. Mit neun ausgewählten<br />

Projekten ist Wasser ein wichtiger<br />

Schwerpunktbereich.<br />

Aus Deutschland werden zehn Projekte<br />

mit 66,3 Millionen Euro gefördert,<br />

darunter beim Europäischen Institut für<br />

Energieforschung in Karlsruhe die Entwicklung<br />

eines neuen Karbonisierungsverfahrens<br />

für die Umwandlung von Abfällen<br />

<strong>und</strong> Aufschlussprodukten von Biogasanlagen<br />

im Pilotmaßstab. Ziel ist die<br />

Entwicklung einer „Biokohle“. Weiter<br />

wird der Hamburg Water Cycle (HWC) –<br />

Jenfelder Au der Hamburger Stadtentwässerung<br />

gefördert: Ziel des Projekts<br />

„HWC – Jenfelder Au“ ist es, die technische,<br />

ökologische <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

Machbarkeit eines integrierten <strong>und</strong> dezentralisierten<br />

<strong>Abwasser</strong>entsorgungs-<br />

<strong>und</strong> Energieerzeugungssystems für ein<br />

städtisches Wohnviertel in Hamburg zu<br />

demonstrieren.<br />

http://ec.europa.eu/environment/life/<br />

news/press/documents/annex.DE.pdf A<br />

B<strong>und</strong>eskabinett<br />

verabschiedet 6. Energieforschungs<br />

programm<br />

Das B<strong>und</strong>eskabinett hat am 3. August<br />

2011 das 6. Energieforschungsprogramm<br />

der B<strong>und</strong>esregierung mit dem Titel „Forschung<br />

für eine umweltschonende, zuverlässige<br />

<strong>und</strong> bezahlbare Energieforschung“<br />

verabschiedet. Das Programm<br />

ist ein gemeinsames Projekt des federführenden<br />

B<strong>und</strong>esministeriums für Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Technologie <strong>und</strong> des B<strong>und</strong>esministeriums<br />

für Umwelt, Naturschutz<br />

<strong>und</strong> Reaktorsicherheit, des B<strong>und</strong>esministeriums<br />

für Ernährung, Landwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Verbraucherschutz sowie des B<strong>und</strong>esministeriums<br />

für Bildung <strong>und</strong> Forschung.<br />

Es legt die Gr<strong>und</strong>linien <strong>und</strong><br />

Schwerpunkte der Förderpolitik der B<strong>und</strong>esregierung<br />

im Bereich innovativer<br />

Energietechnologien für die kommenden<br />

Jahre fest. Das B<strong>und</strong>esumweltministerium<br />

teilte hierzu mit, es werde die Mittel<br />

einsetzen, um die Technologieentwicklung<br />

in allen Bereichen der erneuerbaren<br />

Energien voranzubringen. Ein Schwerpunkt<br />

werde dabei die Forschungsförderung<br />

für Speicher- <strong>und</strong> Netztechnologien<br />

<strong>und</strong> regenerative Kombikraftwerke sein.<br />

Das B<strong>und</strong>eslandwirtschaftsministerium<br />

kündigte an, es werde von 2011 bis 2014<br />

r<strong>und</strong> 180 Millionen Euro für die Bioenergieforschung<br />

bereitstellen. Von 2011 bis<br />

Spektrum<br />

2014 stehen insgesamt seitens der B<strong>und</strong>esregierung<br />

r<strong>und</strong> 3,4 Milliarden Euro<br />

für die Förderung der Energieforschung<br />

zur Verfügung.<br />

www.bmbf.de/de/12337.php<br />

www.bmwi.de/BMWi/Navigation/<br />

energie,did�427698.html<br />

www.bmwi.de/BMWi/Navigation/<br />

Energie/energieforschung.html<br />

www.bmu.de/erneuerbare_energien/<br />

forschung/doc/47653.php<br />

www.nachwachsenderohstoffe.de/<br />

projekte-foerderung/foerderschwerpunkte<br />

A<br />

Umweltinformationssystem<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

freigeschaltet<br />

Am 9. August 2011 wurde das Umweltinformationssystem<br />

(UIS) Mecklenburg-<br />

Vorpommern freigeschaltet. Dieses Internet-Portal<br />

vernetzt die Informationen<br />

verschiedener Anbieter mit Bezug zur<br />

Umwelt, zunächst vor allem aus dem behördlichen<br />

Bereich, <strong>und</strong> erschließt sie<br />

über einen zentralen Zugang.<br />

www.uis-mv.de A<br />

Auslandsmesseprogramm<br />

2012 festgelegt<br />

Das B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Technologie plant im nächsten Jahr<br />

r<strong>und</strong> 240 Messebeteiligungen in 39 Ländern.<br />

Dies ist ein Ergebnis der Frühjahrssitzung<br />

des Arbeitskreises für Auslandsmessebeteiligungen<br />

beim Ausstellungs-<br />

<strong>und</strong> Messe-Ausschuss der Deutschen<br />

Wirtschaft (AUMA) am 13. April 2011 in<br />

Berlin. Als Etat für die Auslandsmessebeteiligungen<br />

der deutschen Wirtschaft<br />

sind zunächst 42 Millionen Euro vorgesehen.<br />

An diesen German Pavilions können<br />

sich deutsche Unternehmen zu günstigen<br />

Bedingungen beteiligen. Die wichtigste<br />

Zielregion im Auslandsmesseprogramm<br />

2012 bleibt Süd-Ost- <strong>und</strong> Zentralasien.<br />

Das Ministerium plant dort Beteiligungen<br />

an 103 Messen, darunter 51 in China<br />

<strong>und</strong> Hongkong.<br />

www.auma.de A<br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />

799


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76,00 *)<br />

71,00 *)<br />

35,00 *)<br />

49,00 *)<br />

50,00<br />

232,80 **)<br />

43,40<br />

Preise inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten; Preisänderungen <strong>und</strong> Irrtümer vorbehalten


Besuchen Sie die HochwasserTage am 8. <strong>und</strong> 9. November 2011 in Regensburg<br />

Bildungshotline: 02242 872-222<br />

Bitte kreuzen Sie bei Interesse an einer oder mehreren Veranstaltungen<br />

das entsprechende Kästchen an <strong>und</strong> senden diese<br />

Seite per Post oder Fax an die DWA.<br />

Sie bekommen dann unverbindlich weiteres Informa tionsmaterial<br />

zugesandt.<br />

DWA<br />

Bildung / Intern. Zusammenarbeit<br />

Theodor-Heuss-Allee 17<br />

53773 Hennef<br />

Teilnehmer, Vor- <strong>und</strong> Zuname, Titel<br />

Firma/Behörde<br />

Kurse <strong>·</strong> Seminare <strong>·</strong> Tagungen<br />

Termin Thema Ort<br />

� November 2011<br />

� 21.–23.11. Mikroskopier-Aufbaukurs (13KA101/11) Lollar<br />

� 21.–25.11. Geprüfte Kanalfachkraft – Modul 2 (10ES191/11) Siegburg<br />

� 22.11. Praxisseminar „<strong>Abwasser</strong>abgabe aus Sicht der Einleiter“ (16RE683/11) Düsseldorf<br />

� 22./23.11. Deponietage – Betrieb, Stilllegung <strong>und</strong> Nachsorge (10AB150/11) Neuss<br />

� 22.–25.11. Sachk<strong>und</strong>e-Anpassungsschulung „Dichtheitsprüfung von Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen“<br />

für Absolventen des Lehrgangs Ki-Inspekteure<br />

Feuchtwangen<br />

� 22.–25.11. Gr<strong>und</strong>lagen Kanalbetrieb (Kanalwärter-Gr<strong>und</strong>kurs) (17ES002/11) Dresden<br />

� 23.11. Weitergehende <strong>Abwasser</strong>reinigung (10KA050/11-2) Lehrte<br />

� 24./25.11. Kanalinspektions-Aufbaukurs „Europa-Norm in der Praxis,<br />

DWA-M 149-2/Europa-Norm EN 13508-2“ (Ki-Aufbaukurs) (10ES140/11-5)<br />

Köln<br />

� 28.–30.11. Sachk<strong>und</strong>elehrgang „Bekämpfung von Ratten in der Kanalisation mit<br />

fertigen Fraßködern“ (10ES201/11-2)<br />

Kempen<br />

� 28.11.–2.12. DACH-Kanalinspektions-Kurs für Inspekteure: DWA-M 149-2/Europa-Norm<br />

EN 13508-2 (Ki-Kurs) (10ES130/11-9)<br />

Köln<br />

� 28.11.–2.12. Sachk<strong>und</strong>e für die Durchführung der Dichtheitsprüfung von Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen<br />

– Neueinsteigerkurs (11ES176/11)<br />

Stuttgart<br />

� 29./30.11. Gr<strong>und</strong>lagen der <strong>Abwasser</strong>beseitigung für Verwaltungsmitarbeiter aus<br />

Betrieben, Ämtern <strong>und</strong> Behörden (15KA071/11)<br />

Magdeburg<br />

� 29.11.–1.12. Geprüfter Kanalreiniger – Modul 2 (10ES181/11-2) Lehrte<br />

� 30.11. Personalentwicklung – Auftreten <strong>und</strong> Selbstpräsentation für Fach- <strong>und</strong><br />

Führungskräfte (10OG307/11)<br />

Hamburg<br />

� Dezember 2011<br />

� 1.12. Fortbildungsseminar Bekämpfung von Ratten in der Kanalisation mit<br />

fertigen Fraßködern (10ES202/11-2)<br />

Kempen<br />

� 1.12. Personalentwicklung – Freie Präsentation für Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte Hamburg<br />

� 5.–9.12. Dichtheitsprüfung von Entwässerungssystemen außerhalb von Gebäuden<br />

– Kursteil „Fachtheorie <strong>und</strong> Praxis“ (10ES170/11-3)<br />

Fürth<br />

� 7./8.12. Kanalinspektionstage (10ES151/11) Dortm<strong>und</strong><br />

� 7./8.12. 10. Sanierungstage (10ES215/11) Dortm<strong>und</strong><br />

� 8.12. Neues Wasserrecht: Seminar zum Gesetz zur Neuregelung des Wasserrechts Würzburg<br />

� 12.–16.12. Geprüfte Kanalfachkraft – Modul 3 (10ES192/11) Siegburg<br />

� 13.12. Druck-<strong>und</strong> Unterdruckentwässerung (10ES096/11) Essen<br />

Antwort • Fax: 02242 872-135<br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />

Straße<br />

PLZ/Ort<br />

Telefon/Fax/E-Mail<br />

Ja, ich willige ein, weitere Unterlagen der DWA zum Zwecke der Information zu erhalten.<br />

� Nein, ich möchte künftig keine weiteren Informationen per E-Mail erhalten.<br />

DWA-Mitgliedsnummer<br />

Datum/Unterschrift<br />

801


802 Berichte<br />

Erster DWA-Aktionstag in Aachen<br />

Gelungener Anfang<br />

Elke Uhe (Hennef)<br />

Unter dem Motto „Netzwerke <strong>und</strong> Berufschancen<br />

in der Wasserwirtschaft“<br />

fand am 14. April 2011 der erste DWA-<br />

Aktionstag an Hochschulen statt. Er<br />

richtete sich an wissenschaftliche Mitarbeiter,<br />

Tutoren, Assistenten <strong>und</strong> Vertiefer<br />

aus den Bereichen Siedlungswasserwirtschaft,<br />

Ingenieurhydrologie,<br />

Wasserbau- <strong>und</strong> Wasserwirtschaft <strong>und</strong><br />

<strong>Abfall</strong>wirtschaft. Erfreulich war, dass<br />

die Professoren Heribert Nacken, Johannes<br />

Pinnekamp <strong>und</strong> Holger Schüttrumpf<br />

als Vertreter ihrer Institute persönlich<br />

anwesend waren. DWA-Mandatsträger<br />

berichteten über ihre eigene<br />

Facharbeit in der DWA <strong>und</strong> veranschaulichten<br />

so das vielseitige Netzwerk.<br />

Die DWA – ein starkes Netzwerk<br />

Dipl.-Ing. Johannes Lohaus, B<strong>und</strong>esgeschäftsführer<br />

der DWA, stellte in seinem<br />

Beitrag „Die DWA – ein starkes Netzwerk“<br />

die Vereinigung vor. Hier wurde<br />

deutlich, dass es die engagierten persönlichen<br />

Mitglieder <strong>und</strong> Repräsentanten<br />

von fördernden Mitgliedern der DWA<br />

sind, welche die Schwerpunkte <strong>und</strong> Inhalte<br />

der Facharbeit bestimmen. Die<br />

Ein neues Mitglied im Begriff, das Aufnahmeformular<br />

auszufüllen<br />

Bernd Wille, Vorstand des Wupperverbands<br />

<strong>und</strong> Vorsitzender des DWA-Landesverbands<br />

Nordrhein-Westfalen, wirbt für<br />

die Wasserwirtschaft <strong>und</strong> um junge Mitglieder<br />

Facharbeit vollzieht sich vor allem in den<br />

über 300 Fachgremien. Die Fachausschüsse<br />

<strong>und</strong> Arbeitsgruppen bilden ein<br />

starkes Netzwerk <strong>und</strong> Informationsforen<br />

<strong>und</strong> sind das fachliche Rückgrat der Regelwerksarbeit<br />

der DWA.<br />

Die Fachgemeinschaft<br />

Hydro logische Wissenschaften<br />

(FgHW) in der DWA<br />

Anschließend stellte Prof. Heribert<br />

Nacken als Leiter der Fachgemeinschaft<br />

Hydrologische Wissenschaften (FgHW)<br />

in der DWA die FgHW vor. Die Fachgemeinschaft<br />

ist der Zusammenschluss der<br />

deutschsprachigen Hydrologen im Rahmen<br />

der DWA. In ihr werden die verschiedenen<br />

Sichtweisen zur Hydrologie,<br />

die Partnerschaft naturwissenschaftlicher<br />

<strong>und</strong> ingenieurwissenschaftlicher<br />

Hydrologen <strong>und</strong> Wasserwirtschaftler gefördert<br />

<strong>und</strong> die Eigenverantwortung für<br />

das Fachgebiet gestärkt. Die Zusammenarbeit<br />

<strong>und</strong> der Gedankenaustausch zwischen<br />

Geographen, Geophysikern, Hydrogeologen,<br />

Bau- <strong>und</strong> Umweltingenieuren,<br />

Limnologen, Ökologen, Wasserwirtschaftlern<br />

<strong>und</strong> Wasserbauern ist Ziel der<br />

Fachgemeinschaft. Nacken lud die Teilnehmer<br />

ein, einmal an den Veranstaltungen<br />

der FgHW wie zum Beispiel dem<br />

jährlich stattfindendem „Tag der Hydrologie“<br />

teilzunehmen.<br />

„Berufschancen in der Wasserwirtschaft“<br />

Zum Abschluss der Veranstaltung referierte<br />

der Vorsitzende des DWA-Landesverbands<br />

NRW, Dipl.-Ing. Bernd Wille,<br />

über „Berufschancen in der Wasserwirtschaft“.<br />

Hier stellte Wille, der im Hauptamt<br />

Vorstand des Wupperverbands ist,<br />

den Teilnehmern das breite Arbeitsspektrum<br />

der Wasserwirtschaft vor <strong>und</strong> verdeutlichte<br />

so die enormen Berufschancen,<br />

die hier bestehen.<br />

Ein gelungener Tag – im nächsten<br />

Jahr sehen wir uns wieder<br />

Im anschließenden Erfahrungsaustausch<br />

wurde nochmal verdeutlicht, welche Vorteile<br />

eine aktive Mitarbeit innerhalb der<br />

DWA hat <strong>und</strong> welche Chancen sich hierdurch<br />

bieten können. Eine Mitarbeit kostet<br />

sicher viel Zeit – aber sie lohnt sich!<br />

Dies sahen viele Teilnehmer auch so <strong>und</strong><br />

wurden noch am gleichen Tag „Jungmitglied“<br />

in der DWA.<br />

Der DWA-Aktionstag war so für alle<br />

Beteiligten eine gelungene Aktion. Gesamttenor<br />

war, dass dies nicht die einzige<br />

Veranstaltung dieser Art bleiben soll.<br />

Autorin<br />

Elke Uhe, M. A.<br />

DWA-B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle<br />

Abteilung Mitgliederservice <strong>und</strong><br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Theodor-Heuss-Allee 17<br />

53773 Hennef<br />

E-Mail: uhe@dwa.de A<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


804 Berichte<br />

Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungskanal_<br />

Netzwerk GEKa_NET<br />

im DWA-Landesverband<br />

Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland<br />

Vera Heckeroth <strong>und</strong> Roland Weisz (Mainz)<br />

Es gibt derzeit auf dem Entwässerungssektor<br />

kein Thema, das mehr im Fokus<br />

steht als die privaten Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen.<br />

Unzählige Modelle<br />

<strong>und</strong> unterschiedliche Regelungen in<br />

Bezug auf Kosten- <strong>und</strong> Gebührenumlage,<br />

Zeitrahmen sowie Art <strong>und</strong> Weise<br />

der Durchführung von Dichtheitsprüfungen<br />

werden b<strong>und</strong>esweit diskutiert<br />

<strong>und</strong> angewendet. Die privaten Betreiber<br />

von Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen,<br />

meist Hauseigentümer ohne entsprechende<br />

Fachkenntnis, haben daher<br />

mehr Fragen als Antworten. Dies gilt<br />

auch für viele Sachbearbeiter in Kommunen,<br />

die derzeit mit der Umsetzung<br />

entsprechend der Eigenkontrollverordnung<br />

in Hessen befasst sind. Um diese<br />

Fragen zu beantworten <strong>und</strong> praktikable<br />

Lösungen aufzuzeigen, haben Kommunen<br />

das Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungskanal_Netzwerk<br />

(GEKa_NET) unter<br />

der Federführung des DWA-LandesverbandsHessen/Rheinland-Pfalz/Saarland<br />

ins Leben gerufen.<br />

Die Gründung von GEKa_NET<br />

Erste Aktivitäten der hessischen Landesregierung,<br />

die Eigenkontrollverordnung<br />

(EKVO) um einen Anhang zur Klarstellung<br />

der Überwachung der Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />

zu erweitern, resultieren<br />

aus den Jahren vor 2007. Es dauerte je-<br />

Logo des GEKa_NET<br />

doch bis Juli 2010, ehe die EKVO in Hessen<br />

verabschiedet wurde <strong>und</strong> damit im<br />

§ 1 die Zuleitungskanäle zu den öffentlichen<br />

Kanälen aufgenommen wurden.<br />

Die Zuleitungskanäle sind die Anschlusskanäle<br />

<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>leitungen nach der Begriffsdefinition<br />

der DIN 1986 Teil 100.<br />

Bereits im Vorfeld des Inkrafttretens<br />

der EKVO Hessen erkannten die verantwortlichen<br />

Vertreter großer Städte <strong>und</strong><br />

Verbände in Hessen, dass die gesetzlich<br />

vorgeschriebene Kontrolle der öffentlichen<br />

Kanalisation, die seit langem klar<br />

geregelt ist, nur ein Teil des gesamtheitlichen<br />

Aspektes „Umweltschutz <strong>und</strong> Gewässerschutz“<br />

ist.<br />

Viele Entwässerungsbetriebe befanden<br />

sich inzwischen in der Vorbereitungsphase<br />

zur Zweitbefahrung der öffentlichen<br />

Kanalisation <strong>und</strong> befassten<br />

sich aus fachlicher Sicht mit der Notwendigkeit<br />

zur Untersuchung der Zuleitungskanäle.<br />

Man hatte erkannt, dass bei hohem<br />

Fremdwasseranteil die Sanierung<br />

der öffentlichen Kanäle zu keinem befriedigenden<br />

Ergebnis führte, <strong>und</strong> begann,<br />

das Entwässerungssystem gesamtheitlich<br />

zu betrachten.<br />

Bei einem Treffen von einigen großen<br />

Städten <strong>und</strong> Verbänden beim Entsorgungsbetrieb<br />

der Landeshauptstadt<br />

Wiesbaden im Jahr 2009 wurde der<br />

Gr<strong>und</strong>stein zum „Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungskanal_Netzwerk<br />

“ gelegt. Im Juli<br />

2009 nahmen bereits Vertreter/innen<br />

von 23 Kommunen an der ersten GEKa_<br />

NET-Sitzung bei den Kasseler Entwässerungsbetrieben<br />

teil.<br />

Von Anfang an wirken im GEKa_NET<br />

auch Vertreter/innen von Kommunen<br />

aus Rheinland-Pfalz mit, wo man bei der<br />

Untersuchung von Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen<br />

(GEA) auf eine freiwillige<br />

Kooperation von Kommune <strong>und</strong> Hauseigentümern<br />

setzt. Auch die Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen des Saarlandes sind in den<br />

Erfahrungsaustausch mit einbezogen.<br />

Ziele von GEKa_NET<br />

Uwe Neuschäfer, Abteilungsleiter Technik<br />

der Kasseler Entwässerungsbetriebe, formulierte<br />

die Zielvorstellungen des Netzwerks<br />

wie folgt: „Wir wollen mit diesem<br />

Netzwerk den gesamten Wissens- <strong>und</strong><br />

Erfahrungsschatz der Kommunen zusammenführen,<br />

gemeinsame Standards erarbeiten<br />

<strong>und</strong> dabei Synergieeffekte nutzen,<br />

damit das Rad nicht mehrmals neu erf<strong>und</strong>en<br />

werden muss“.<br />

Aufkleber „Alles klar im Kanal“<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


Informationsanhänger mit Exponaten<br />

Auf der Basis bisheriger Erfahrungen<br />

aller Beteiligten sollen zu Schwerpunktthemen<br />

fachlich f<strong>und</strong>ierte <strong>und</strong> praxisnahe<br />

Umsetzungsmöglichkeiten erarbeitet<br />

<strong>und</strong> allen Mitgliedern zur Verfügung<br />

gestellt werden. Hier ist die Erarbeitung<br />

von Konzepten für die Vorgehensweise<br />

bei der Öffentlichkeitsarbeit als erstes zu<br />

nennen, denn eine reibungslose Umsetzung<br />

entsprechend der EKVO kann nur<br />

erfolgen, wenn der Bürger mit eingeb<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> von der Maßnahme überzeugt<br />

ist. Ebenso wichtig ist die Überzeugung<br />

der Entscheidungsgremien.<br />

Für die Vorgehensweise zur Überprüfung<br />

<strong>und</strong> Sanierung der Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsleitungen<br />

wird die Erarbeitung<br />

länderübergreifender Standards<br />

(für den Landesverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland)<br />

in Anlehnung an<br />

die allgemein anerkannten Regeln der<br />

Technik vorangetrieben, die unabhängig<br />

von den unterschiedlichen rechtlichen<br />

Regelungen sind. Ziel ist es, die Erfahrungen<br />

nicht nur von den großen an die<br />

kleinen Kommunen weiterzugeben, sondern<br />

durch einen Erfahrungsaustausch<br />

bisher gemachte Erfahrungen, positiv<br />

wie negativ, in das Netzwerk einzubringen.<br />

Dadurch entsteht eine breite Palette<br />

an Lösungsmöglichkeiten, sodass jede<br />

Kommune die auf sie zutreffende Alternative<br />

zur Umsetzung der Überwachung<br />

der GEA wählen kann.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des regen Erfahrungsaustausches<br />

beim ersten Treffen wurde folgende<br />

Vorgehensweise vereinbart:<br />

Der Erfahrungsaustausch im GEKa_NET<br />

wird, solange der Bedarf hierzu besteht,<br />

ein- bis zweimal pro Jahr stattfinden.<br />

Der DWA-Landesverband wird – mit Zustimmung<br />

der Beteiligten – die Organisation<br />

des Erfahrungsaustausches unter<br />

dem Dach des Landesverbands durchführen<br />

<strong>und</strong> leiten.<br />

Die festgelegten Schwerpunktthemen<br />

werden in Arbeitsgruppen von Mitarbei-<br />

www.dwa.de/KA<br />

Berichte<br />

tern der Kommunen, die in diesen Bereichen<br />

bereits Erfahrungen vorweisen können,<br />

bearbeitet.<br />

Aktivitäten von GEKa_NET<br />

Beim zweiten GEKa_NET-Treffen wurden<br />

vier Arbeitsgruppen mit jeweils acht bis<br />

zehn Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern<br />

aus den Mitgliedskommunen eingerichtet.<br />

Aufgabe war es, das im jeweiligen<br />

Bereich eingebrachte Wissen <strong>und</strong> die bereits<br />

vorhandenen Erfahrungen zu sammeln,<br />

zu strukturieren <strong>und</strong> so darzustellen,<br />

dass jedes Mitglied darauf zurückgreifen<br />

kann.<br />

Aufgabenbereiche der Arbeitsgruppen<br />

sind:<br />

● AG Bürgerinformation <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit,<br />

● AG Gebühren, Kosten, Satzungsrecht,<br />

● AG Datenmanagement/Datenerfassung,<br />

● AG Ausschreibungstexte, Sanierung.<br />

Zur Information der Bürger wurden<br />

Broschüren, Flyer <strong>und</strong> Musterschreiben<br />

verschiedener Kommunen zusammengestellt,<br />

die je nach Bedarf von den Mitgliedern<br />

genutzt werden können. Zur<br />

Unterstützung der Kommunen im Bereich<br />

der Öffentlichkeitsarbeit hat der<br />

DWA-Landesverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland<br />

einen Informationsanhänger<br />

nach dem Vorbild des<br />

DWA-Landesverbands Baden-Württemberg<br />

konzipiert <strong>und</strong> stellt ihn den Kommunen<br />

für Bürgerveranstaltungen wie<br />

zum Beispiel Tag der offenen Tür, Fachtagungen<br />

oder Regionalmessen zur Verfügung.<br />

Das Thema Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />

wird in diesem Hänger mit<br />

viel Informationsmaterial, Fotos <strong>und</strong> einem<br />

Demofilm auch den nicht fachk<strong>und</strong>igen<br />

Besuchern anschaulich dargestellt,<br />

<strong>und</strong> die Erfahrungen zeigen, dass<br />

mit dem wachsenden Wissen über die<br />

GEA auch die Einsicht zur Untersuchung<br />

<strong>und</strong> Instandhaltung der GEA sowohl<br />

bei den Bürgern als auch bei den<br />

Entscheidungsträgern innerhalb der<br />

Kommunen zunimmt.<br />

Desweiteren wurden von der AG<br />

„Bürgerinformation <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit“<br />

Argumentationshilfen für die drei<br />

nach § 43 (2) des Hessischen Wassergesetzes<br />

möglichen Vorgehensweisen der<br />

Städte <strong>und</strong> Gemeinden, dem<br />

● Gebührenverfahren,


806 Berichte<br />

● Erstattungsverfahren,<br />

● Nachweisverfahren,<br />

erarbeitet, sodass die Kommunen Vergleichsmöglichkeiten<br />

haben <strong>und</strong> Rückschlüsse<br />

aus den bereits gemachten Erfahrungen<br />

ziehen können.<br />

Dieser Teil ist natürlich eng verknüpft<br />

mit der Arbeit der AG „Gebühren, Kosten,<br />

Satzungsrecht“. In diese Arbeitsgruppe<br />

sind auch der Hessische Städte-<br />

<strong>und</strong> Gemeindeb<strong>und</strong> sowie der Hessische<br />

Städtetag eingeb<strong>und</strong>en.<br />

Bei der Frage nach unterschiedlichen<br />

Verfahren der Kostenumlegung ist zunächst<br />

die Rechtssicherheit der kommunalen<br />

Satzungen zu überprüfen bzw. die<br />

Satzungen entsprechend anzupassen.<br />

Daher wurden Mustersatzungstexte erarbeitet<br />

<strong>und</strong> Kriterien alternativ für die Gebühren-<br />

<strong>und</strong> Erstattungsfinanzierung sowie<br />

das Nachweisverfahren einschließlich<br />

Kostenvergleichen aus Pilotprojekten<br />

zusammengestellt.<br />

Auf der Basis von Pilotprojekten wurden<br />

auch in den AGs „Datenmanagement“<br />

<strong>und</strong> „Ausschreibungstexte, Sanierung“<br />

unterschiedliche Alternativen ausgearbeitet<br />

<strong>und</strong> gegenübergestellt. Auch<br />

hier wird der Aufbau eines Kanalinformationssystems<br />

nach den verschiedenen<br />

Umlageverfahren, aber auch nach der zu<br />

erfassende Datenmenge (zwei- oder dreidimensionale<br />

Darstellung, Anzahl <strong>und</strong><br />

Länge der Anschluss- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>leitungen<br />

etc.) differenziert.<br />

Im Hinblick auf die Einhaltung von<br />

fachlichen Standards werden Empfehlungen<br />

von Leistungspositionen für die<br />

Ausschreibung von Beratungs-, Inspektions-<br />

<strong>und</strong> Sanierungsleistungen erarbeitet<br />

<strong>und</strong> Qualitätskriterien festgelegt.<br />

Parallel zu diesen Aktivitäten wurde<br />

am 11. Mai 2011 in Hennef die Gütegemeinschaft<br />

Güteschutz Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />

gegründet. Ziel der neuen<br />

Gütegemeinschaft ist die Verbesserung<br />

der Qualität von Anlagen der Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />

<strong>und</strong> insbesondere<br />

die Vermeidung von eventuellen Verunreinigungen<br />

von Gr<strong>und</strong>wasser, Gewässern<br />

<strong>und</strong> Boden durch <strong>und</strong>ichte Anlagen.<br />

Sie ist eine Gütegemeinschaft im<br />

Sinne der RAL-Gr<strong>und</strong>sätze für Gütezeichen.<br />

Die von den Mitgliedern der Arbeitsgruppen<br />

erarbeiteten <strong>und</strong> zielgerichteten<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Vorschläge zur Bearbeitung<br />

des Themas Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />

als Aufgabe der entsorgungspflichtigen<br />

Städte, Kommunen <strong>und</strong> Verbände<br />

Regionalveranstaltung Südhessen am 12.<br />

Mai 2011 in Darmstadt<br />

werden in den regelmäßig stattfindenden<br />

Sitzungen der GEKa_NET-Mitglieder<br />

diskutiert <strong>und</strong> ergänzt. Die daraus folgenden<br />

Anregungen gehen dann zur<br />

weiteren Bearbeitung wieder zurück in<br />

die Arbeitsgruppen.<br />

Alle GEKa_NET-Mitglieder haben Zugriff<br />

auf die in den Arbeitsgruppen erarbeiteten<br />

Ergebnisse, sodass gerade auch<br />

die kleineren Kommunen mit wenig<br />

Fachpersonal davon profitieren können.<br />

Die Mitgliederzahl ist mittlerweile auf 61<br />

Mitglieder angewachsen, ein deutliches<br />

Zeichen für das große Interesse an der<br />

Mitarbeit <strong>und</strong> natürlich an den daraus<br />

resultierenden Ergebnissen.<br />

Inzwischen haben die von den Arbeitsgruppen<br />

erarbeiteten Ergebnisse<br />

einen qualitativ so hohen Standard erreicht,<br />

dass diese Handlungsempfehlungen<br />

auch den nicht im GEKa_NET registrierten<br />

Kommunen sowie den Fachfirmen,<br />

Ingenieurbüros, Fachleuten aus der<br />

Immobilienwirtschaft <strong>und</strong> anderen Interessierten<br />

vorgestellt werden können.<br />

Daher werden innerhalb des Landesverbands<br />

derzeit Regionalveranstaltungen<br />

„Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung“ durchgeführt.<br />

Die Resonanz der ersten Regionalveranstaltung<br />

in Darmstadt war so groß,<br />

dass der Veranstaltungsraum mit über<br />

100 Teilnehmern bis auf den letzten<br />

Platz gefüllt war.<br />

Damit das Wissen des Netzwerks den<br />

anderen Fachleuten aber nicht nur bei<br />

Fachveranstaltungen übermittelt wird,<br />

das heißt, damit aus dieser Einbahnstraße<br />

ein weiterer zusätzlicher Austausch<br />

von Erfahrungen entsteht, wurde von<br />

den GEKa_NET-Mitgliedern entschieden,<br />

dass auch Fachleute von Firmen<br />

<strong>und</strong> Ingenieurbüros in den Arbeitsgruppen<br />

als Gäste mitarbeiten <strong>und</strong> ihr Wissen<br />

einbringen können <strong>und</strong> sollen, um<br />

einen umfassenden Güteschutz zu erreichen.<br />

Ausblick<br />

Im Sinne des „Open-source“-Gedankens,<br />

den die registrierten Teilnehmer des<br />

GEKa_NET verfolgen, soll im Herbst des<br />

Jahres 2011 ein Praxisleitfaden zum<br />

Thema erscheinen, der gemeinsam von<br />

GEKa_NET, DWA-Landesverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland,Hessischem<br />

Städte- <strong>und</strong> Gemeindeb<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Hessischem Städtetag getragen wird.<br />

Zeitgleich werden die praxisnahen Handlungsempfehlungen<br />

der vier Arbeitsgruppen<br />

veröffentlicht.<br />

In Rheinland-Pfalz werden mit Unterstützung<br />

des Ministerium für Umwelt,<br />

Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau<br />

<strong>und</strong> Forsten, des Gemeinde- <strong>und</strong> Städteb<strong>und</strong>es<br />

<strong>und</strong> des Städtetages vergleichbare<br />

Aktivitäten, basierend auf der Rechtslage<br />

in Rheinland-Pfalz, durchgeführt.<br />

Weitere Fachveranstaltungen in den<br />

drei Ländern unseres Landesverbandes<br />

(Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland)<br />

werden folgen, denn die Erfahrungen,<br />

die mit jedem Projekt größer werden,<br />

sollen auch zukünftig von den Arbeitsgruppen<br />

aufgearbeitet werden, damit sie<br />

den Mitgliedern zur Verfügung gestellt<br />

werden können.<br />

Schulungen für Mitarbeiter der Kommunen<br />

in zwei- bis dreitägigen Veranstaltungen<br />

sind geplant. Hier soll der<br />

Umgang mit den bisher erarbeiteten<br />

Standards <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen<br />

der Arbeitsgruppen intensiv <strong>und</strong> praxisnah<br />

vermittelt werden.<br />

Der DWA-Landesverband Hessen/<br />

Rheinland-Pfalz/Saarland möchte alle<br />

Kommunen, Verbände <strong>und</strong> Entsorgungspflichtigen<br />

aufrufen, die Möglichkeiten<br />

zur Teilnahme am Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungskanal-Netzwerk<br />

(GEKa_NET) zum<br />

Wohle ihrer Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger <strong>und</strong><br />

auch im Interesse der eigenen Weiterbildung<br />

zu nutzen.<br />

Weitere Informationen<br />

www.dwa-hrps.de (dort: Erfahrungsaustausche,<br />

Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung)<br />

E-Mail: info@dwa-hrps.de<br />

Autoren<br />

Dipl.-Ing. (FH) Vera Heckeroth<br />

Dipl.-Ing. Roland Weisz<br />

DWA-Landesverband Hessen/<br />

Rheinland-Pfalz/Saarland<br />

Frauenlobplatz 2, 55118 Mainz<br />

E-Mail: weisz@dwa-hrps.de A<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


Nutrient Recovery and Management:<br />

Inside and Outside the Fence<br />

Konferenz der WEF <strong>und</strong> der IWA<br />

Christian Sartorius (Karlsruhe) *)<br />

Vom 9. bis 12. Januar 2011 fand in<br />

Miami/Florida (USA) die von der USamerikanischen<br />

Water Environment Federation<br />

(WEF) <strong>und</strong> der International<br />

Water Association (IWA) gemeinsam<br />

ausgerichtete Konferenz „Nutrient Recovery<br />

and Management 2011: Inside<br />

and Outside the Fence“ statt. 320 Teilnehmer<br />

wurden gezählt, etwa ein Viertel<br />

der Teilnehmer kamen aus ca. 30<br />

Ländern außerhalb der USA, davon<br />

knapp 30 aus Kanada <strong>und</strong> über 40 aus<br />

Europa – davon wiederum sechs aus<br />

Deutschland.<br />

Eröffnungssession<br />

Nach dem Willkommensgruß durch zwei<br />

Repräsentanten der örtlichen Florida<br />

Water Environment Association, die diese<br />

Veranstaltung organisiert hatten, <strong>und</strong><br />

durch die Präsidentin bzw. den Präsidenten<br />

der ausrichtenden Organisationen,<br />

Jeanette Brown (WEF) <strong>und</strong> Glen Daigger<br />

(IWA), an die etwa 320 Teilnehmer begann<br />

der inhaltliche Teil der Konferenz<br />

mit zwei Plenarvorträgen. Im ersten<br />

Plenarvortrag hob Steven Hamburg, Chef-<br />

Wissenschaftler am Environmental Defense<br />

F<strong>und</strong> hervor, wie wichtig das Thema<br />

der Nährstoffeinträge in die Umwelt<br />

ist. Er zeigte am Beispiel des Stickstoffs<br />

(N), wie der Eintrag anorganischen<br />

Stickstoffs in die Umwelt seit Jahren zunimmt,<br />

ohne dass klar wäre, welche Konsequenzen<br />

für die Umwelt dies zur Folge<br />

habe. Die Wechselwirkungen seien vielfältig<br />

<strong>und</strong> interagierten miteinander, wo-<br />

*) Der Autor stellte auf der Konferenz Ergebnisse<br />

aus dem vom B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Bildung <strong>und</strong> Forschung geförderten Verb<strong>und</strong>projekt<br />

„Phosphorrecycling – Bewertung<br />

von Verfahren <strong>und</strong> deren Produkten<br />

sowie Entwicklung eines Verwertungskonzeptes<br />

für Deutschland“ (02WA0807) vor.<br />

Skyline von Miami (Foto: Tom Schaefer, miamitom)<br />

bei er drei Interaktionsbereiche besonders<br />

hervorhob: die Emission von Stickoxiden<br />

bei der Stromproduktion in fossilen<br />

Kraftwerken, den Energiebedarf <strong>und</strong><br />

die damit verb<strong>und</strong>ene Emission von<br />

Treibhausgasen bei der industriellen<br />

Stickstofffixierung sowie Algenblüten in<br />

Gewässern. Ansatzpunkte zur Reaktion<br />

auf diese Herausforderungen sah er unter<br />

anderem im Umgang der Landwirtschaft<br />

mit Stickstoffdüngemitteln <strong>und</strong> in<br />

der Reinigung von Abwässern. An diesen<br />

Beispielen machte er deutlich, was es mit<br />

dem Motto „Nutrient recovery: inside<br />

and outside the fence“ auf sich hat. Die<br />

Reinigung des <strong>Abwasser</strong>s in Kläranlagen<br />

könne nur ein Ansatz zur Reduktion der<br />

N-Einträge in die Umwelt sein. Andere<br />

Ansätze müssten auch in anderen betroffenen<br />

Sektoren gesucht werden. Beispielsweise<br />

dort, wo die Einträge geschehen.<br />

Wichtig sei daher eine integrierte<br />

Betrachtungsweise, die auch den Phosphor<br />

(P) mit einbeziehe.<br />

Auch Peter Vanrolleghem (Université<br />

Laval, Québec/Kanada) hob im zweiten<br />

Vortrag die Wichtigkeit eines integrierten<br />

Vorgehens hervor, wobei in seinem Vortrag<br />

die Regulierungsinstrumente <strong>und</strong><br />

die Verwaltungsstrukturen im Vordergr<strong>und</strong><br />

standen, die dieses Vorgehen im<br />

Berichte<br />

Zweifelsfall befördern müssten. Als Beispiel<br />

führte er den Gegensatz zwischen<br />

der technologie- <strong>und</strong> wasserqualitätsorientierten<br />

Festlegung von Einleitungsgrenzwerten<br />

auf. Ein qualitätsorientierter<br />

Ansatz könnte, wie auch in der europäischen<br />

Wasserrahmenrichtlinie, unterschiedlichen<br />

regionalen Gegebenheiten<br />

besser Rechnung tragen <strong>und</strong> verschiedene<br />

Maßnahmen jeweils dort forcieren,<br />

wo sie die größte Wirkung entfalten. Allerdings<br />

ist dieser Ansatz aus administrativen<br />

Gründen schwerer umsetzbar <strong>und</strong><br />

wird oft auch von den Betroffenen als<br />

weniger fair angesehen, weil an verschiedene<br />

Betroffene je nach den jeweiligen<br />

Möglichkeiten unterschiedliche Anforderungen<br />

gestellt würden.<br />

Im zweiten Teil der Eröffnungssession<br />

ging es in einer Panel-Diskussion um das<br />

Thema „Nutrient Trading“. Dabei stellten<br />

Dave Bailey vom Energieversorger EPRI<br />

<strong>und</strong> Cy Jones vom World Resources Institute<br />

Beispiele vor, wo mithilfe des Nutrient<br />

Trading (das heißt eines Handels mit<br />

Nährstoffemissionszertifikaten) der Kostenvorteil<br />

ausgenutzt wird, den Landwirtschaftsbetriebe<br />

gegenüber Stromversorgern<br />

oder Kläranlagenbetreibern bei<br />

der Vermeidung beispielsweise von Stickstoffemissionen<br />

haben. In den dargestell-<br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />

809


810 Berichte<br />

ten Fällen bewegen sich die Unterschiede<br />

zwischen einem Faktor von 2 <strong>und</strong><br />

mehr als 10. Die Regulierung besteht darin,<br />

dass <strong>Abwasser</strong>entsorger oder Energieversorger<br />

dazu verpflichtet werden,<br />

weniger Stickstoff zu emittieren. Sie können<br />

dieser Verpflichtung aber auch dadurch<br />

entsprechen, dass sie Landwirten<br />

Zertifikate abkaufen, die diese durch eigene<br />

(kostengünstigere) Reduktionsmaßnahmen<br />

erwirtschaftet haben. In der<br />

Folge wurde von Cy Jones selbst, vor allem<br />

aber von Kurt Stephenson, Ökonom<br />

an der VirginiaTech University, eine Reihe<br />

von Problemen aufgeführt, die dazu<br />

führen könnten, dass die beabsichtigten<br />

Ziele am Ende doch nicht erreicht werden.<br />

Dazu zählt, dass die Wirksamkeit<br />

des Trading-Mechanismus durch die parallele<br />

Existenz verschiedener Teilmärkte<br />

beeinträchtigt wird. Gleiches gilt aus<br />

Sicht der regulierenden Behörde für die<br />

zu erwartenden Mitnahmeeffekte auf<br />

Seiten der Landwirtschaft. Auch könnten<br />

die Kostenvorteile der Landwirte am Ende<br />

kleiner sein als erwartet. Außerdem<br />

sei es teilweise schon von vorneherein<br />

absehbar, dass die verfügbaren landwirtschaftlichen<br />

Flächen zu klein sind, um<br />

den Reduktionsbedarf in den anderen<br />

Sektoren abzudecken. Schließlich stelle<br />

sich die Frage, warum <strong>Abwasser</strong>ent- <strong>und</strong><br />

Energieversorger Emissionen reduzieren<br />

oder entsprechende Zertifikate vorweisen<br />

müssen, die Landwirtschaft solche<br />

Reduktionen jedoch durchführen kann,<br />

um damit ihre Einnahmen zu erhöhen.<br />

Im Folgenden wurde die Konferenz in<br />

Parallelsessions fortgeführt. Dieser Bericht<br />

kann demzufolge nur die vom Autor<br />

besuchten Sessions darstellen.<br />

Algen-Technologien für ein<br />

Nährstoffmanagement<br />

Die Session begann mit einem Vortrag<br />

von J. R. Benemann von MicroBio Engineering,<br />

der sich seit mehr als zwei Jahrzehnten<br />

mit der Nutzung von Algen für<br />

den Rückhalt <strong>und</strong> die Rückgewinnung<br />

von Nährstoffen beschäftigt hat. Er stellte<br />

dar, mit welchen Schwierigkeiten das<br />

Heranziehen von Algen in großen (bis<br />

100 ha), flachen (60 cm) Teichen zu<br />

diesem Zweck verb<strong>und</strong>en ist. Eine besondere<br />

Herausforderung stelle die Ernte<br />

der Algen dar, wofür in der Regel die<br />

Flockung genutzt wird. Die Flockung mit<br />

chemischen Agenzien funktioniere gut,<br />

sei aber teuer. Seiner Arbeitsgruppe<br />

(bzw. der von T. J. L<strong>und</strong>quist) sei es nun<br />

gelungen, die Bio-Flockung zuverlässig<br />

zum Einsatz zu bringen. Damit werden<br />

im Ablauf der Anlage Nährstoffkonzentrationen<br />

von 0,5 mg/L TN <strong>und</strong><br />

0,025 mg/L TP eingehalten. Eine entsprechende<br />

Großanlage wird in Christchurch<br />

in Neuseeland betrieben.<br />

Ein anderer Ansatz, der von A. K. Sahu<br />

von Aquateam vorgestellt wurde, zielt<br />

nicht darauf ab, die Nährstoffemissionen<br />

im Kläranlagenablauf zu reduzieren,<br />

sondern die im Klärschlamm enthaltenen<br />

Nährstoffe dazu zu nutzen, Biomasse zu<br />

erzeugen, die mit dem Schlamm (co-)<br />

vergoren <strong>und</strong> damit zur Energieerzeugung<br />

genutzt werden kann. Die Nährstoffe<br />

akkumulieren im System bis zu<br />

einer gewissen Gleichgewichtskonzentration;<br />

die Überschüsse werden mit den<br />

Gärresten ausgeschleust.<br />

In weiteren Vorträgen wurde dargestellt,<br />

wie auch die Abwässer von Aqua-<br />

kulturen (Fischzucht) mittels Algen gereinigt<br />

werden können <strong>und</strong> wie mittels<br />

Algen anstelle von „bloßer“ Biomasse<br />

(zur Co-Vergärung) auch Öl <strong>und</strong> Bio-Diesel<br />

hergestellt werden können. In der<br />

Diskussion stellte sich aber heraus, dass<br />

die Ansätze zur Herstellung von Öl noch<br />

weniger weit entwickelt sind. Für die<br />

Verfahren der Nährstoffreduktion im <strong>Abwasser</strong><br />

<strong>und</strong> Algenproduktion zur Co-Vergärung<br />

ist eine Umsetzung innerhalb der<br />

nächsten fünf bis zehn Jahre zu erwarten.<br />

Es wurde auch erwähnt, dass in der<br />

EU drei große Algenprojekte mit dem<br />

Ziel einer erfolgreichen Umsetzung innerhalb<br />

der nächsten fünf Jahre gefördert<br />

würden.<br />

Ansätze zur Erzielung besonders<br />

niedriger Nährstoffkonzentrationen<br />

im Kläranlagenablauf<br />

Hier handelt es sich um eine Spezialität<br />

der Amerikaner, die in Europa kaum zum<br />

Einsatz kommt. Ziel ist die Wiederherstellung<br />

ökologisch besonders sensibler<br />

Gewässer, die aufgr<strong>und</strong> zu starker Nährstoffbelastung<br />

in der Vergangenheit heute<br />

eine starke Eutrophierung aufweisen.<br />

Mittels einer Denitrifikation auf Biofilm-<br />

Basis, die der in Nordamerika üblichen<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung mit Nitrifikation<br />

nachgeschaltet ist, soll die Ablaufkonzentration<br />

von Stickstoff auf Werte von<br />

3 mg/L <strong>und</strong> weniger gesenkt werden. D.<br />

Parker von Brown & Caldwell zeigte hier<br />

anhand statistischer Daten existierender<br />

Anlagen in den letzten drei Jahren, dass<br />

ein solches Ziel mit einer gewissen Restunsicherheit<br />

erreichbar ist. Ein besonderes<br />

Problem ist, wie von J. P. Boltz von<br />

CH2M HILL dargestellt, dass im Zuge der<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigung dem <strong>Abwasser</strong> so viel<br />

Phosphat entzogen wird, dass die Mikroorganismen<br />

im Biofilm beeinträchtigt<br />

werden <strong>und</strong> so teilweise ihre Aufgabe<br />

nicht erfüllen können. In diesem Fall<br />

muss ein hoher Mess- <strong>und</strong> Regelaufwand<br />

betrieben werden, um die genannten Beeinträchtigungen<br />

zu vermeiden. Das Problem<br />

des Mangels besteht bei nachgeschalteter<br />

Denitrifikation natürlich auch<br />

für Kohlenstoff, weshalb in großem Umfang<br />

Methanol oder Acetat zugeführt<br />

werden müssen. Die nachgeschaltete Denitrifikation<br />

auf Biofilmbasis wird den<br />

Ausführungen von M. Steichen von Black<br />

& Veach zufolge auch zur Reinigung des<br />

Konzentrats von Reverse-Osmose-Anlagen<br />

zur Wasseraufbereitung benutzt, wie<br />

sie beispielsweise in Australien im Ein-<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


satz sind. Hier stellt die hohe Salzkonzentration<br />

eine Herausforderung dar, die<br />

aber lösbar erscheint.<br />

Phosphorrückgewinnung aus<br />

Klärschlammasche<br />

Die Rückgewinnung von Phosphor aus<br />

Klärschlammasche ist ein Thema, das in<br />

Amerika momentan keine Rolle spielt,<br />

weil dort Klärschlamm nicht verbrannt<br />

wird. Folglich stammten alle Vortragenden<br />

dieser Session aus Europa.<br />

Den Auftakt machte C. Sartorius vom<br />

Fraunhofer ISI mit einem Überblick über<br />

die Ergebnisse der Umfrage zu möglichen<br />

Ansätzen des P-Recyclings aus <strong>Abwasser</strong><br />

<strong>und</strong> ihren Potenzialen. Die Kernaussagen<br />

bestanden darin, dass ein baldiger<br />

Beginn des verbreiteten P-Recyclings<br />

von den Experten mehrheitlich gefordert<br />

wird <strong>und</strong> dass sie in der Tat eine<br />

Umsetzung schon in näherer Zukunft<br />

(bis 2030) erwarten. Im Vordergr<strong>und</strong><br />

werden dabei relativ einfache (weil kostengünstige)<br />

Verfahren stehen, wobei die<br />

Fällung des P aus dem Schlammwasser<br />

(siehe nächste Session) <strong>und</strong> die Gewinnung<br />

eines P-haltigen Düngers aus der<br />

Klärschlammasche im Vordergr<strong>und</strong> stehen.<br />

Eine Diskussion entspann sich dann<br />

um die Frage, wie den Recycling-Verfahren<br />

zu weiterer Verbreitung verholfen<br />

werden kann. Hinsichtlich staatlicher<br />

Unterstützung nehmen die Amerikaner<br />

kulturell bedingt eine zurückhaltendere<br />

Rolle ein als die Europäer. Es wurde aber<br />

anerkannt, dass durch das alleinige Warten<br />

auf steigende Rohphosphatpreise<br />

<strong>und</strong> (preissenkende) Fortschritte in der<br />

Technologie viel Zeit verloren gehen<br />

könnte. Als Hemmnis für die Einführung<br />

von P-Recycling <strong>und</strong> Ansatzpunkt für die<br />

Unterstützung der Politik wurde auch<br />

das Risiko starker Schwankungen der<br />

Rohstoffpreise angesehen. Dieser Punkt<br />

wurde auch von L. Hermann von der proman<br />

management gmbh (jetzt: Outotec<br />

GmbH) bestätigt, der das Projekt AshDec<br />

vorstellte. In diesem Verfahren wird die<br />

Klärschlammasche einer chloridischen<br />

Kalzinierung unterzogen, wodurch die<br />

Schwermetallfracht verringert <strong>und</strong> die<br />

Pflanzenverfügbarkeit erhöht wird. Die<br />

Kosten lägen mit 1 US-$/kg P im Preisbereich<br />

handelsüblicher Dünger; ein Problem<br />

bereiten aber noch die Konfektionierung<br />

<strong>und</strong> der Vertrieb, da es sich nicht<br />

um ein standardisiertes Phosphatprodukt<br />

handelt, das ohne Weiteres in vorhandene<br />

Düngemittel integriert werden könne.<br />

Berichte<br />

Im dritten Vortrag dieser Session stellte<br />

S. Petzet vom IWAR der TU Darmstadt<br />

das Verfahren SESAL-Phos vor, in dem es<br />

darum geht, die Zugänglichkeit des<br />

Phosphors in Al-haltigen Klärschlammaschen<br />

zu erhöhen. In (der häufig nicht<br />

vermeidbaren) Anwesenheit von Calciumionen<br />

bildet sich Calciumphosphat,<br />

das kaum rücklösbar ist. Der Versuch der<br />

direkten Rücklösung mit Säure hat daher<br />

nur geringe Ausbeuten zur Folge. Stattdessen<br />

wird im SESAL-Phos-Verfahren<br />

Phosphat durch eine saure Vorbehandlung<br />

zunächst weitgehend in Aluminiumphosphat<br />

umgewandelt, das dann alkalisch<br />

gelöst wird. Ein weiterer Vorteil<br />

dieses Verfahrens ist der geringe Chemikalienverbrauch.<br />

Phosphorrückgewinnung mittels<br />

Struvit-Fällung<br />

Eine weitere Möglichkeit zur P-Rückgewinnung<br />

ist die Struvitfällung aus Klärschlamm<br />

bzw. Zentratwasser. Hier präsentierte<br />

erneut S. Petzet vom IWAR der<br />

TU-Darmstadt den FIX-Phos-Prozess, in<br />

dem das bei der Vergärung stark P-haltigen<br />

Schlamms (vor allem nach Bio-P)<br />

rückgelöste Phosphat unmittelbar im<br />

Faulbehälter mithilfe von Partikeln aus<br />

Calciumsilicathydrat (CSH) auskristallisiert<br />

wird. Dadurch wird die P-Konzentration<br />

im Klärschlamm so weit gesenkt,<br />

dass es anschließend nicht mehr zu den<br />

unerwünschten Struvit-Inkrustrationen<br />

in Rohren <strong>und</strong> Behältern kommt. Diese<br />

Herangehensweise ähnelt der des in<br />

einer späteren Session dargestellten<br />

Pearl-Prozesses der Firma Ostara mit<br />

dem Unterschied, dass die Kristallbildung<br />

dort in einem eigenen Reaktor<br />

stattfindet <strong>und</strong> stark P- <strong>und</strong> N-haltiges<br />

Zentratwasser als Ausgangsmaterial<br />

dient. M. S. Rahaman von der Yale-Universität<br />

stellte ein Modell vor, mit dem<br />

die Kristallisationsprozesse detailliert berechnet<br />

werden können, um die Produktqualität<br />

der auf Struvit-Fällung basierenden<br />

Verfahren weiter zu verbessern.<br />

In weiteren Vorträgen dieser Session<br />

wurde dargestellt, wie die Prozesse<br />

der Struvit-Fällung modifiziert werden<br />

müssen, um damit auch Abwässer aus<br />

der Schweine- oder Hühnerhaltung zu<br />

behandeln. Ein wichtiger Aspekt war in<br />

diesem Zusammenhang die Qualität des<br />

Recyclingprodukts. Es weise in der Regel<br />

niedrige Schwermetallgehalte auf, organische<br />

Spurenstoffe seien aber bislang<br />

weniger untersucht. Hier zeigten die Un-<br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />

811


812 Berichte<br />

tersuchungen von D. Antakyali von der<br />

Universität Stuttgart, dass zum Beispiel<br />

Nonylphenol <strong>und</strong> in Waschmitteln verwendete<br />

synthetische Duftstoffe durchaus<br />

nachweisbar sind.<br />

Nährstoffrückgewinnung aus dem<br />

Kläranlagenablauf<br />

In Deutschland weist die Nährstoffrückgewinnung<br />

aus dem Kläranlagenablauf<br />

ein geringeres Potenzial auf, da die nach<br />

P-Eliminierung <strong>und</strong> Denitrifikation verbleibenden<br />

Nährstoffmengen relativ gering<br />

sind. In Amerika sind die Voraussetzungen<br />

diesbezüglich etwas günstiger,<br />

weil die Nährstoffeliminierung in Standardkläranlagen<br />

nicht so weit getrieben<br />

wird. Dennoch sind es auch hier eher Adsorptions-<br />

als Kristallisationsprozesse,<br />

die für den Rückhalt <strong>und</strong> die Rückgewinnung<br />

von Phosphat eingesetzt werden.<br />

So stellte J. Fitzpatrick von der Firma<br />

Black & Veatch einen Adsorptionsprozess<br />

für Phosphat vor, der auf einer Kombination<br />

von Metalloxiden <strong>und</strong> Polymeren<br />

mit Ionenaustauschkapazität beruht <strong>und</strong><br />

sehr niedrige Ablaufwerte erziele. Er benötigt<br />

feststofffreies Wasser als Zulauf<br />

<strong>und</strong> sei, was die Kosten angeht, konkurrenzfähig<br />

mit der P-Fällung mittels Aluminiumsalz.<br />

Eine weitere Möglichkeit,<br />

dem <strong>Abwasser</strong> in der Kläranlage Phosphat<br />

zu entziehen, besteht nach Darstellung<br />

von M. Sperandio von der Universität<br />

Toulouse darin, im Zuge der Bio-P-<br />

Eliminierung sogenannten körnigen<br />

Schlamm (granular sludge) zu erzeugen.<br />

In diesen Körnern komme es zum Ausfällen<br />

von Hydroxylapatit (einer Form von<br />

Calciumphosphat), das eng mit dem Prozess<br />

der Bildung von Bio-P verb<strong>und</strong>en sei<br />

<strong>und</strong> von den dafür verantwortlichen Bakterien<br />

unterstützt werde. Andererseits<br />

erhöhe das ausgefällte Hydroxylapatit<br />

die Ausbeute an Phosphat, das mit dem<br />

Nachklärschlamm dem Kläranlagenablauf<br />

entzogen wird. Eine Möglichkeit,<br />

Stickstoff aus dem Ablauf zu entfernen,<br />

besteht B. Beler-Baykal von der TU Istanbul<br />

zufolge in der Nutzung des natürlichen<br />

Zeoliths Clinoptilolit, das eine hohe<br />

Selektivität für Ammonium aufweise.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Selektivität muss der<br />

Reinigungsgrad des Ablaufs nicht sehr<br />

hoch sein. In den durchgeführten Versuchen<br />

wurden 90 Prozent des Ammoniums<br />

geb<strong>und</strong>en. Da Clinoptilolit auch als<br />

Bodenverbesserer in der Landwirtschaft<br />

verwendet wird, könne es nach der Erschöpfung<br />

seiner Kapazität zur Nutzung<br />

des Stickstoffs direkt – mit Stickstoff beladen<br />

– auf die Äcker aufgebracht werden.<br />

Nährstoffrückhalt mittels<br />

natürlicher Systeme<br />

Den Abschluss der Konferenz bildete<br />

eine Session, die sich noch einmal mit<br />

Nährstoffmanagement „outside the<br />

fence“ beschäftigte. Diskutiert wurden<br />

vom Menschen geschaffene oder beeinflusste<br />

natürliche Systeme, die dazu die-<br />

nen (sollen), hohe Nährstoffbelastungen,<br />

die wegen unzureichender <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

in Gewässer eingeleitet werden<br />

oder dort auftreten, wieder zurückzuführen.<br />

R. Newell von Horn Point Laboratory<br />

stellte in diesem Zusammenhang<br />

Versuche in der stark von Eutrophierung<br />

betroffenen Chesapeake Bucht an der<br />

Ostküste der USA vor, bei denen durch<br />

die Wiederansiedlung von Muscheln versucht<br />

wird, die Konzentration suspendierter<br />

Algen zu senken <strong>und</strong> dadurch die<br />

anoxischen Zonen zu vermeiden, die in<br />

eutrophierten Gewässern die Hauptschadensursache<br />

darstellen. Dieser Ansatz<br />

kann nur lokal begrenzt <strong>und</strong> als einer<br />

von mehreren Ansätzen funktionieren,<br />

da so viele Muscheln gar nicht angesiedelt<br />

werden können, dass damit alle aktuellen<br />

Schäden beseitigt werden könnten.<br />

Im Gegensatz zu diesem Ansatz geht<br />

J. S. Moore von der Vermont Agency of<br />

Natural Resources das Problem der Eutrophierung<br />

eher von der Ursachenseite<br />

an. Da in Vermont, wie in weiten Bereichen<br />

der USA, die diffusen Quellen den<br />

überwiegenden Teil der Nährstoffeinträge<br />

darstellen, versucht sie dem Problem<br />

durch die (in Deutschland lange bewährte)<br />

Einrichtung landwirtschaftlich nicht<br />

bewirtschafteter Gewässerrandstreifen<br />

entlang der Flüsse <strong>und</strong> Seen sowie Retentionsflächen<br />

für den Schlammrückhalt<br />

im Fall von Überschwemmungen<br />

entgegen zu treten. Einen weiteren, vor<br />

allem in Florida zunehmend verbreiteten<br />

Ansatz zur Nährstoffreduktion stellte J.<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


Bays von CH2M HILL vor: die auch bei<br />

uns bekannten Pflanzenkläranlagen<br />

(constructed wetlands). Sie stellen als<br />

Ergänzung der in den USA üblichen <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

mittels aeroben Abbaus<br />

organischer Stoffe <strong>und</strong> Nitrifikation<br />

eine Möglichkeit dar, eine weitergehende<br />

Reduktion von N-<strong>und</strong> P-Konzentrationen<br />

im Ablauf zu erreichen. Letztlich können<br />

auf diese Weise im Ablauf der Pflanzenkläranlagen<br />

Konzentrationen von weniger<br />

als 0,1 mg/L (in Einzelfällen sogar<br />

weniger als 0,02 mg/L) P gesamt <strong>und</strong> weniger<br />

als 1 mg/L N gesamt erreicht werden. Es<br />

sei aber zu bedenken, dass der Flächenbedarf<br />

mit 4 ha/1000 m 3 <strong>Abwasser</strong> recht<br />

hoch sei. Richteten sich die Bestrebungen<br />

dagegen weniger auf die Senkung<br />

der maximalen Ablaufkonzentrationen<br />

als auf die Reduktion der durchschnittlichen<br />

Nährstofffracht, dann seien die<br />

Flächenbedarfe nur halb so groß. In der<br />

Diskussion wurde außerdem zu bedenken<br />

gegeben, dass Pflanzenkläranlagen<br />

durch Stürme (Hurricans) oder Trockenheit<br />

geschädigt werden können <strong>und</strong> dass<br />

es daher im Hinblick auf eine mögliche<br />

Regulierung sinnvoll sei, eher auf eine<br />

Reduktion der Gesamtfracht als auf das<br />

Unterschreiten einer maximalen Ablaufkonzentration<br />

abzuzielen. Die Frage, in<br />

welchen Klimabereichen Pflanzenkläranlagen<br />

für die natürliche <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

einsetzbar sind, beantwortete<br />

R. Grosshans vom International Institute<br />

for Sustainable Development. Ihm <strong>und</strong><br />

anderen Teilnehmern an der Session zufolge<br />

seien diese natürlichen Rückhaltesysteme<br />

überall dort einsetzbar, wo ähnliche<br />

Feuchtgebiete auch natürlicherweise<br />

vorkommen, in Grosshans‘ Fall bis ins<br />

subpolare Kanada. Allerdings sei die<br />

Nährstoffrückhalteaktivität in diesem<br />

Fall nur in einem Teil des Jahres verfügbar.<br />

Interessant sind in diesem Beispiel<br />

auch die diskutierten Möglichkeiten der<br />

Refinanzierung: Grosshans beabsichtigt<br />

das Schilf zu ernten, zu Pellets zu verarbeiten<br />

<strong>und</strong> die dadurch entstehenden<br />

Kosten neben dem Erlös für die Pellets<br />

selbst sowohl durch den Verkauf von<br />

Treibhausgaszertifikaten für den erneuerbaren<br />

Energieträger als auch von Nährstoffzertifikaten<br />

für die dem Wasser entzogenen<br />

Nährstoffe zu refinanzieren.<br />

Bislang gibt es solche Zertifikate aber in<br />

Kanada noch nicht. In der Diskussion<br />

wurde an dieser Stelle darauf hingewiesen,<br />

dass es unter Umständen wichtig<br />

sein kann, der Nährstoffaufnahme dienende<br />

Feuchtgebiete regelmäßig abzu-<br />

Berichte<br />

ernten, da es sonst im Laufe der Zeit zu<br />

einer Verringerung der Nährstoffaufnahme<br />

oder schlimmstenfalls durch den Abbau<br />

alter, abgestorbener Pflanzensubstanz<br />

sogar zu einer erneuten Freisetzung<br />

der Nährstoffe kommen könne.<br />

Neben den im Detail dargestellten<br />

Sessions gab es noch eine Reihe von anderen<br />

Sessions, die sich mit verschiedenen<br />

Aspekten der Reduktion von Stickstoff-<br />

<strong>und</strong> Phosphatemissionen aus Kläranlagen<br />

beschäftigten. Dazu zählten Verfahren<br />

der Bio-P-Eliminierung <strong>und</strong> der<br />

Denitrifikation, aber auch übergeordnete<br />

methodische Ansätze – „outside the<br />

fence“ –, die sich vergleichend mit dem<br />

Ressourcenverbrauch <strong>und</strong> der Nachhaltigkeit<br />

der verschiedenen Verfahrensansätze<br />

beschäftigten. Ein wichtiger Teilaspekt<br />

der Nachhaltigkeit war auch die<br />

vom Betrieb der Kläranlagen ausgehende<br />

Emission von Treibhausgasen. Schließlich<br />

wurde der Modellierung von Nährstoffflüssen<br />

in Flusseinzugsgebieten eine<br />

Session gewidmet, da nur ein kleiner Teil<br />

der Nährstoffemissionen von Kläranlagen<br />

stammt. Vor allem Stickstoff wird in<br />

viel höherem Maße aus diffusen Quellen<br />

emittiert.<br />

Zusammenfassung<br />

Die Konferenz deckte mit ihren Sessions<br />

<strong>und</strong> Vorträgen ein breites Spektrum der<br />

Möglichkeiten der Reduktion der Nährstoffemissionen<br />

im Umfeld der <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

ab. Es wurden viele relevante<br />

Rahmenbedingungen dargestellt <strong>und</strong><br />

diskutiert. Dabei war es besonders interessant,<br />

wie aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher<br />

technischer, politischer oder sozialer Voraussetzungen<br />

in verschiedenen Teilen der<br />

Welt – insbesondere im Vergleich zwischen<br />

Europa <strong>und</strong> Nordamerika – unterschiedliche<br />

technische Ansätze zum Einsatz<br />

kommen. Insgesamt trug die Konferenz<br />

auch aus der europäischen bzw.<br />

deutschen Sicht des Berichterstatters dazu<br />

bei, das Verhältnis zwischen Technologieentwicklung<br />

im Bereich der P-Rückgewinnung<br />

<strong>und</strong> den politischen, gesellschaftlichen<br />

<strong>und</strong> natürlichen Rahmenbedingungen<br />

besser einschätzen zu können.<br />

Autor<br />

Dr. Dr. Christian Sartorius<br />

Fraunhofer-Institut für System- <strong>und</strong><br />

Innovationsforschung ISI<br />

Breslauer Straße 48, 76139 Karlsruhe<br />

E-Mail: c.sartorius@isi.fraunhofer.de A<br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />

813


814 Fachbeiträge<br />

Entwässerungssysteme<br />

Sanierung von <strong>Abwasser</strong>schächten –<br />

Untersuchung von Materialien<br />

<strong>und</strong> Systemen zur Abdichtung <strong>und</strong><br />

Beschichtung<br />

Teil 2: Lokale Abdichtungsmaßnahmen<br />

Martin Liebscher, Markus Gillar <strong>und</strong> Bert Bosseler (Gelsenkirchen)<br />

Zusammenfassung<br />

Die Gesamtzahl der <strong>Abwasser</strong>schächte in öffentlichen Verkehrsflächen<br />

in Deutschland wird auf mindestens zehn Millionen geschätzt.<br />

Bau, Betrieb <strong>und</strong> Sanierung dieser Bauwerke fordern<br />

zuverlässige Produkte <strong>und</strong> Verfahren. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

hat das IKT gemeinsam mit kommunalen Netzbetreibern den<br />

Forschungsschwerpunkt „<strong>Abwasser</strong>schächte“ entwickelt, der<br />

maßgeblich durch das nordrhein-westfälische Umweltministerium<br />

unterstützt wird. Im Teilprojekt „Sanierung von <strong>Abwasser</strong>schächten“<br />

wurden zwei wesentliche Fragestellungen des Forschungsschwerpunkts<br />

intensiv erforscht: die Abdichtung des<br />

Schachtkörpers <strong>und</strong> der Zu- <strong>und</strong> Abläufe sowie die Beschichtung<br />

mit mineralischen <strong>und</strong> polymeren Systemen. Die Robustheit der<br />

eingesetzten Verfahren <strong>und</strong> Materialien für den Praxiseinsatz sowie<br />

die Leistungsfähigkeit gegenüber Außenwasserdruck im Zuge<br />

der Fremdwassersanierung standen dabei im Vordergr<strong>und</strong>. In<br />

der vierteiligen Artikelserie werden Inhalte <strong>und</strong> Ergebnisse dieses<br />

Forschungsprojektes präsentiert. Teil 2 befasst sich mit den<br />

Ergebnissen aus der Untersuchung lokaler Abdichtungsmaßnahmen,<br />

zum Beispiel mittels Injektion <strong>und</strong> Stopfmörtel.<br />

Schlagwörter: Entwässerungssysteme, Schacht, Sanierung, Beschichtung,<br />

Versuch, in-situ, Abdichtung, Polymer, mineralisch, Außendruck,<br />

Fremdwasser, Injektionsverfahren, Harz, Gel, Mörtel<br />

DOI: 10.3242/kae2011.09.001<br />

1 Veranlassung <strong>und</strong> Problemstellung<br />

Undichtigkeiten im Bereich der Zu- <strong>und</strong> Abläufe stellen eines<br />

der häufigsten Schadensbilder an <strong>Abwasser</strong>schächten dar<br />

(vgl. [1]). Für die Sanierung dieser Bereiche bestehen besondere<br />

Anforderungen, da in der Regel ein gelenkiger <strong>und</strong> dichter<br />

Verb<strong>und</strong> zwischen zwei gleichen oder unterschiedlichen Materialien<br />

hergestellt werden muss, der darüber hinaus auch langfristig<br />

beständig gegenüber betrieblichen Belastungen, wie zum<br />

Beispiel der Kanalreinigung, sein muss. Zusätzlich müssen die<br />

Arbeiten häufig unter hohem Zeitdruck ausgeführt werden,<br />

Abstract<br />

Rehabilitation of Sewer Manholes – Testing of<br />

Sealing and Coating Materials and Systems<br />

Part 2: Local Sealing Measures<br />

The total number of sewer manholes in public traffic areas in<br />

Germany is estimated to amount at least to ten millions. The<br />

construction, operation, and rehabilitation of these structures<br />

require reliable products and processes. Against this backgro<strong>und</strong>,<br />

IKT – together with municipal network operators – has<br />

developed a research project focussing on sewer manholes,<br />

which receives significant support from the North Rhine Westphalia<br />

Ministry of the Environment. The sub-project “Rehabilitation<br />

of sewer manholes” has taken a very close look at two essentials<br />

issues: sealing of shaft bodies and inlets and outlets as<br />

well as coating with mineral and polymer systems. The focus<br />

was on the robustness of processes and materials for practical<br />

use as well as on their ability to resist external water pressure<br />

during infiltration water rehabilitation. The contents and results<br />

of this research project are presented in a series of four articles.<br />

Part 2 discusses the results of a study of local sealing<br />

measures, e.g. by means of injection and fill mortar.<br />

Key words: drainage systems, shaft, rehabilitation, coating, test, in<br />

situ, sealing, polymer, mineral, external pressure, infiltration water,<br />

injection method, resin, gel, mortar<br />

zum Beispiel wenn der <strong>Abwasser</strong>schacht in einer stark frequentierten<br />

Verkehrsfläche liegt. Hinzu kommen beengte Arbeitsverhältnisse,<br />

flächige Ausprägungen von Undichtigkeiten in alten<br />

Mauerwerksschächten sowie wechselnde Gr<strong>und</strong>wasserstände<br />

mit zum Teil stark drückendem Gr<strong>und</strong>wasserzufluss, der die Anforderungen<br />

an Abdichtungsarbeiten erheblich erhöht.<br />

In der Praxis werden zur Sanierung dieser Zu- <strong>und</strong> Abläufe<br />

häufig Kurzliner, Injektionen auf PU-, Epoxid- oder Acrylatharzbasis<br />

<strong>und</strong>/oder mineralische „Stopfmörtel“ eingesetzt. Der<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


Fachbeiträge<br />

Nachweis, inwieweit die eingesetzten Verfahren die gewünschte<br />

(gelenkige <strong>und</strong> langfristige) Dichtwirkung erzielen <strong>und</strong> auch<br />

bei drückendem Gr<strong>und</strong>wasser anwendbar sind, steht noch aus.<br />

Insbesondere bei Werkstoffwechseln ist auch die Verb<strong>und</strong>- <strong>und</strong><br />

somit die Dichtwirkung der oben genannten Verfahren zu hinterfragen.<br />

Im Gesamtblick bleiben die Einsatzgrenzen <strong>und</strong><br />

Qualitätseinflüsse bei der Abdichtung des Schachtkörpers <strong>und</strong><br />

der Zu- <strong>und</strong> Abläufe von <strong>Abwasser</strong>schächten noch unklar.<br />

Im Teil 1 dieser Artikelserie [2] wurden bereits die Aufgabenstellung<br />

<strong>und</strong> das vollstän dige Untersuchungsprogramm des<br />

Forschungsprojekts [3] vorgestellt. Es zeichnet sich durch seine<br />

praxisnahen Untersuchungsstrategien <strong>und</strong> -methoden unter<br />

Einbindung eines aus über 30 Netzbetreibern bestehenden<br />

Lenkungskreises aus. Im Vordergr<strong>und</strong> stehen die Robustheit<br />

der Verfahren beim oft schwierigen Einsatz in <strong>Abwasser</strong>schächten<br />

<strong>und</strong> die Beständigkeit des Sanierungsergebnisses unter Außenwasserdruck,<br />

wie er für Fremdwassersanierungen typisch<br />

ist. Im Rahmen des Projekts wurden auch Großversuche durchgeführt.<br />

Durch den hierbei gewählten Aufbau identischer Sanierungsaufgaben<br />

für sämtliche untersuchten Systeme können<br />

die einzelnen Verfahrensgruppen erstmals in nachvollziehbarer<br />

Weise hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Robustheit gegenüber<br />

Ausführungsschwankungen <strong>und</strong> Außenwasserdruckbelas-<br />

Entwässerungssysteme 815<br />

tungen verglichen werden. Der detaillierte Versuchsaufbau, die<br />

untersuchten Schadensbilder <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>wasserstände <strong>und</strong><br />

Belastungsdauern sind Teil 1 zu entnehmen [2].<br />

Zunächst wurden Abdichtungsmaßnahmen an Rohreinbindungen<br />

<strong>und</strong> Schachtkörpern in situ begleitet. Die Erkenntnisse<br />

aus diesen Untersuchungen dienten der praxisnahen Festlegung<br />

der Randbedingungen für die anschließenden Großversuche.<br />

2 In-situ-Maßnahmen<br />

Der Einsatz aller für Abdichtungen relevanten Materialgruppen,<br />

wie Schäume, Harze <strong>und</strong> Gele auf polymerer Basis sowie<br />

Mörtel <strong>und</strong> Zementleime, wurde zunächst unter Praxisbedingungen,<br />

das heißt im Zuge von In-situ-Maßnahmen, beobachtet.<br />

Es sollten die prinzipielle Einsetzbarkeit der Verfahren<br />

bzw. Materialien verifiziert <strong>und</strong> gegebenenfalls die maßgeblichen<br />

Einflussfaktoren für die praktische Umsetzung identifiziert<br />

werden. Insgesamt wurden drei Abdichtungsmaßnahmen<br />

an Schachtkörpern, hier im Vorfeld von Beschichtungsmaßnahmen,<br />

näher ausgewertet. Dies betraf zwei Mauerwerkschächte<br />

<strong>und</strong> einen Betonschacht (Abbildung 1, unten). An<br />

weiteren drei Schächten wurden Abdichtungsmaßnahmen an


816 Fachbeiträge<br />

Entwässerungssysteme<br />

Abb. 1: Eindruck aus In-situ-Maßnahmen: Abdichtung der Rohranbindung, gesetzte Packer (oben, links) <strong>und</strong> Sanierungsergebnis<br />

(oben, rechts); Abdichtung des Schachtkörpers, Einsatz von Stopfmörtel (unten, links) Injektion (unten, rechts)<br />

<strong>und</strong>ichten Rohranbindungen verfolgt <strong>und</strong> bewertet (Abbildung<br />

1, oben).<br />

Die Dichtwirkung sämtlicher Maßnahmen wurde unmittelbar<br />

nach Abschluss der Sanierungsarbeiten sowie ein weiteres<br />

Mal im Verlauf der Projektlaufzeit nach einigen Monaten optisch<br />

überprüft. Im Ergebnis ließen sich zwei dominante Einflussfaktoren<br />

für den Sanierungserfolg erkennen: der während<br />

der Sanierung anstehende Außenwasserdruck sowie Ort, Ausmaß<br />

<strong>und</strong> Geometrie der Schadensbilder. Der Aufbau der Großversuche<br />

für die Abdichtungsmaßnahmen orientierte sich entsprechend<br />

an den in situ typischerweise vorgef<strong>und</strong>en Bedingungen.<br />

3 Großversuche<br />

Im Großversuchsstand des IKT wurden vergleichende Untersuchungen<br />

unter definierten, für alle Sanierungsmaßnahmen<br />

gleichen Randbedingungen im Maßstab 1 : 1 durchgeführt. Im<br />

Vordergr<strong>und</strong> stand die Variation geometrischer <strong>und</strong> verfahrenstechnischer<br />

Kennwerte <strong>und</strong> äußerer Belastungen, wie beispielsweise<br />

die Ausbildung von Fehlstellen oder die Höhe des<br />

Gr<strong>und</strong>wasserstands (vgl. [2]). Folgende Gr<strong>und</strong>wasserzustände<br />

wurden unterschieden:<br />

● GW I – Kurzzeit: Wasserstand bei 2,9 m über Schachtsohle<br />

für eine Woche,<br />

● GW II – Kurzzeit: Wasserstand bei 4,7 m über Schachtsohle<br />

für eine Woche,<br />

● GW II – Langzeit: Wasserstand bei 4,7 m über Schachtsohle<br />

für 20 Wochen.<br />

Unter Gr<strong>und</strong>wasserzufluss wurden unterschiedliche Verfahren<br />

<strong>und</strong> Materialien zur Abdichtung der Zu- <strong>und</strong> Abläufe sowie der<br />

Schachtkörper eingesetzt (Tabelle 1). Während der gesamten<br />

Versuchsdauer wurden die Abdichtungen in regelmäßigen Abständen<br />

kontrolliert, Zustandsveränderungen dokumentiert <strong>und</strong><br />

gegebenenfalls die Menge des eindringenden Wassers stichprobenhaft<br />

gemessen. Nach Ablauf der Beobachtungszeit wurden<br />

das Wasser aus dem Versuchsstand abgelassen, die Schachtbauteile<br />

freigelegt <strong>und</strong> die bei den Abdichtungsmaßnahmen erzeugten<br />

Injektionskörper auch von außen inspiziert (Abbildung 2).<br />

Die Abdichtung der Rohreinbindungen erfolgte im Großversuchsstand<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich mit Injektionsverfahren. Verwendet<br />

wurden Gele, Harze <strong>und</strong> Zementleim. Außer hinsichtlich der verwendeten<br />

Materialien wurden den Firmen keine Vorgaben bezüglich<br />

der Ausführung gemacht. Entsprechend wurden zur Vorabdichtung<br />

sehr unterschiedliche Maßnahmen getroffen. Einige<br />

Anbieter platzierten Dichtblasen in den Rohreinbindungen, andere<br />

setzten Blitzmörtel zur Vorabdichtung ein. Der gesamte Arbeitsablauf<br />

der Maßnahmen war jedoch vergleichbar: Zunächst<br />

wurden Injektionspacker im Umfeld der Rohreinbindung gesetzt.<br />

Dann wurde die Vorabdichtung mit Dichtblasen oder Blitzmörtel<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


Fachbeiträge<br />

vorgenommen. In deren Anschluss wurde das Injektionsmaterial<br />

bis zur vollständigen Abdichtung injiziert (Abbildung 3, unten).<br />

Diese Vorgehensweise erschien durchaus praxisnah; allerdings<br />

wurden bei der Zementleiminjektion auf Empfehlung der ausführenden<br />

Firma die Dichtblasen erst drei Tage später entfernt. In si-<br />

Entwässerungssysteme 817<br />

Anwendung Abdichtungsmaterial Materialgruppe Hersteller Applikationstechnik<br />

SK<br />

IPA Unimörtel Rapid,<br />

IPANEX Stopfmörtel,<br />

IPANEX Flächendicht WF<br />

Mörtel<br />

IPA Bauchemische Produkte GmbH,<br />

Egling<br />

Abdichtung von Hand<br />

SK Spesan WS Polyurethanharz Spesan Handels-GmbH, A-Linz Injektion<br />

SK<br />

SK<br />

SK; RA<br />

AUTO SIL RAPID,<br />

AUTO SIL WATER<br />

Xypex Patch´n Plug,<br />

Xypex Concentrate<br />

Carbo Stop U,<br />

Carbo Crack Seal H<br />

Blitzzement,<br />

Dichtschlämme auf<br />

Silicatbasis<br />

Mörtel/Schlämme mit<br />

Kristallbildnern<br />

ASAG Umwelttechnik,<br />

Neukirchen-Vluyn<br />

Abdichtung von Hand<br />

Bawax GmbH, Celle Abdichtung von Hand<br />

Polyurethanharz Minova Carbo Tech GmbH, Essen Injektion<br />

SK cft-Harz Polyurethanharz Minova Carbo Tech GmbH, Essen Injektion<br />

SK, RA Carbo Cryl Wv Acrylatgel Minova Carbo Tech GmbH, Essen Injektion<br />

SK E 2 F Zementleim<br />

Pagel Spezial-Beton GmbH Co. KG,<br />

Essen<br />

Injektion<br />

RA E 1 F Zementleim<br />

Pagel Spezial-Beton GmbH Co. KG,<br />

Essen<br />

Injektion<br />

SK = Schachtkörper; RA = Rohranbindung<br />

T abelle 1: Abdichtung von Rohranbindungen <strong>und</strong> Schachtkörper – verwendete Materialien<br />

tu müsste hier eine Dichtblase mit Durchgangsöffnung eingesetzt<br />

werden, um die Vorflut aufrechtzuerhalten.<br />

Bei der Abdichtung der Schachtkörper wurden Stopf- <strong>und</strong><br />

Flächenmörtel für die händische Verarbeitung <strong>und</strong> Gele, Harze<br />

bzw. Zementleim zur Injektion eingesetzt. Die Anwendung der<br />

Abb. 2: Freilegung der Versuchskörper im Großversuchsstand: Gesamt-Injektionskörper (links); Injektionskörper an PVC-Rohr DN 150<br />

(oben, rechts) <strong>und</strong> Steinzeugrohr DN 150 (unten, rechts)<br />

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818 Fachbeiträge<br />

Entwässerungssysteme<br />

Abb. 3: Applikation im Großversuchsstand: Abdichtung mittels Stopfmörtel, Eindrücken des Reparaturmörtels von Hand in eine<br />

Schachtringfuge (oben links) <strong>und</strong> von Stopfmörtel in eine Schadstelle (oben rechts); Abdichtung mittels Injektion, Bohren eines Packerlochs<br />

(unten links) <strong>und</strong> ausgetretenes Polyurethanharz aus der verdämmten Schachtringfuge (unten rechts)<br />

Injektionsverfahren ähnelte der bei den Abdichtungen der<br />

Rohreinbindungen, allerdings erfolgten Vorabdichtungen ausschließlich<br />

mit Blitzmörtel. Die Anwendung der Stopf- <strong>und</strong> Flächenmörtel<br />

erfolgte in folgenden zwei Schritten: Zunächst<br />

wurde der Untergr<strong>und</strong> gereinigt, anschließend wurden die Materialien<br />

so lange händisch auf die Schadstellen aufgetragen,<br />

bis eine Dichtwirkung erzielt werden konnte (Abbildung 3,<br />

oben). Die ausführenden Firmen waren mit den anfallenden<br />

Arbeiten vertraut <strong>und</strong> kamen auch mit den beengten Arbeitsbedingungen<br />

im Schachtbauwerk gut zurecht.<br />

Da sanierte Rohreinbindungen nachträglichen Verformungen<br />

<strong>und</strong> besonderen Betriebsbelastungen ausgesetzt sein können,<br />

wurden ergänzend die Auswirkungen von Abwinkelungen<br />

<strong>und</strong> Kanalreinigungsmaßnahmen auf die Dichtheit dieser<br />

Rohranbindungen untersucht (Abbildung 4).<br />

4 Abdichtung von Rohreinbindungen<br />

Direkt nach der Injekti on konnte bei allen Verfahren ein Abdichtungserfolg<br />

verzeichnet werden. Die zeitabhängigen Abdichtungsergebnisse<br />

mit den zugehörigen Wasserdrücken sind<br />

in Tabelle 2 dargestellt. Für GW I – <strong>und</strong> GW II – Kurzzeit ist zu<br />

erkennen, dass die Zementleiminjektion an den Einbindungen<br />

DN 150 bereits nach kurzer Zeit <strong>und</strong>icht wurde <strong>und</strong> auch bei<br />

GW II <strong>und</strong>icht blieb. Bei DN 300 waren auch nach dem Anstieg<br />

des Gr<strong>und</strong>wasserstands auf GW II keine Undichtigkeiten zu erkennen.<br />

Die Gelinjektionen waren in allen Fällen in der Kurzzeitbetrachtung<br />

dicht. Die bei GW I durchgeführten Harzinjektionen<br />

zeigten an den Einbindungen DN 150 innerhalb der<br />

ersten Woche nach Sanierung Feuchtefahnen ohne abflusswirksame<br />

Infiltration. Auch die Erhöhung des Gr<strong>und</strong>wasserstands<br />

auf GW II brachte keine Verschlechterung dieses Zustands. Die<br />

Einbindungen DN 300 waren dicht. Die bei Gr<strong>und</strong>wasserstand<br />

GW II durchgeführten Harzinjektionen zeigten in der Kurzzeitbetrachtung<br />

keinerlei Auffälligkeiten <strong>und</strong> waren somit dicht.<br />

Die abgedichteten Rohranbindungen wurden im Anschluss<br />

an die Kurzzeitbelastung weitere fünf Monate mit der Gr<strong>und</strong>wasserstufe<br />

II (GW II – Langzeit) beaufschlagt. Im Ergebnis<br />

blieben alle Rohranbindungen DN 300 dicht. Mit einer Ausnahme<br />

zeigten alle Rohreinbindungen DN 150 einen Wassereindrang,<br />

in sieben Fällen als Feuchtefahne (keine abflussrelevante<br />

Infiltration) <strong>und</strong> in zwei Fällen (Zementleim) als abflusswirksame<br />

Undichtigkeit (Abbildung 5, oben).<br />

Das schlechtere Ergebnis bei der kleineren Nennweite<br />

DN 150 ist vermutlich auf die im Vergleich zu den Einbindungen<br />

DN 300 deutlich kleineren zu injizierenden Ringräume zu-<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


Fachbeiträge<br />

rückzuführen. Die Injektionspacker müssen hier in die Schachtwand<br />

gesetzt werden. Abbildung 6 verdeutlicht die Situation<br />

bei den unterschiedlichen Nennweiten. Während bei den Zuläufen<br />

mit kleineren Nennweiten (DN 150) einfach zylindrische<br />

Durchgänge vorlagen, fanden sich beim Anschluss der<br />

größeren Nennweite auch größere Ringräume mit abgestuften<br />

Durchgängen. Hier wäre zu hinterfragen, ob durch Erhöhung<br />

der Packer-Anzahl bei kleinerer Nennweite eventuell bessere<br />

Ergebnisse erzielt werden können.<br />

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Injektionsmaßnahmen<br />

auch langfristig stets zu einer deutlichen Verringerung<br />

des Wassereindrangs führten. Nur im Fall des Zementleims<br />

wurden abflusswirksame Undichtigkeiten beobachtet. Überwiegend<br />

zeigten sich vollständig dichte Sanierungsergebnisse<br />

oder lediglich Feuchtefahnen.<br />

5 Abdichtung des Schachtkör pers<br />

Direkt nach den Maßnahmen am Schachtkörper waren alle<br />

Fehlstellen erfolgreich abgedichtet. Die zeitabhängigen Abdichtungsergebnisse<br />

mit den zugehörigen Wasserdrücken sind in<br />

den Tabellen 3 <strong>und</strong> 4 dargestellt.<br />

Zementleiminjektionen sowie<br />

Stopf- <strong>und</strong> Flächenmörtel (Tabelle 3)<br />

Im Beobachtungszeitraum GW II – Kurzzeit zeigten sich unterschiedliche<br />

Dichtwirkungen. Die Zementleiminjektionen<br />

Entwässerungssysteme 819<br />

waren nur an drei Schadstellen bei einem Außenwasserdruck<br />

zwischen 0,5 <strong>und</strong> 1,0 mWs eingesetzt worden. Unter diesen<br />

Randbedingungen konnten in der Kurzzeitbetrachtung gute<br />

Ergebnisse erzielt werden. Bei den zementgeb<strong>und</strong>enen Stopf-<br />

<strong>und</strong> Flächenmörteln traten unabhängig von der Art der Fehlstelle<br />

<strong>und</strong> vom anstehenden Wasserdruck feuchte Stellen auf.<br />

Dies muss im Zusammenhang mit anschließenden Beschichtungsmaßnahmen<br />

kritisch bewertet werden. Auch wenn der<br />

Wassereindrang an diesen Feuchtefahnen nicht messbar bzw.<br />

abflusswirksam ist, liegt dann dennoch drückendes Wasser<br />

vor, welches den Abbinde- bzw. Aushärtevorgang der Beschichtung<br />

stören kann. Im Fall des Silicatmörtels wurden unabhängig<br />

von der Fehlstellenart <strong>und</strong> dem Wasserdruck in der<br />

Kurzzeitbetrachtung keine Undichtigkeiten festgestellt. Inwieweit<br />

dies allein auf die Materialeigenschaften zurückzuführen<br />

ist, bleibt offen.<br />

In der Beobachtungsphase GW II – Langzeit kam es an den<br />

exemplarisch mit Zementleiminjektion abgedichteten Stellen<br />

lediglich an einem Packer zu Feuchtefahnen, die jedoch keine<br />

abflusswirksame Infiltration zur Folge hatten. Ähnliche<br />

Feuchtefahnen stellten sich unabhängig von Fehlstellenart <strong>und</strong><br />

Wasserdruck auch bei den Stopf- <strong>und</strong> Flächenmörteln ein. Hier<br />

war nun im Bereich der vorgeschädigten Schachtringfugen<br />

auch der Silicatmörtel betroffen, der hier im Zeitraum GW II –<br />

Kurzzeit noch keine Auffälligkeiten gezeigt hatte. Gr<strong>und</strong> hierfür<br />

war vermutlich die nicht vollständig umlaufende Verfüllung<br />

der Schacht ringfuge. So konnte es dort zu Hinterläufigkeiten<br />

kommen.<br />

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820 Fachbeiträge<br />

Entwässerungssysteme<br />

Abb. 4: Betriebsbelastung bei Abdichtungen an Rohranbindungen: sanierte Rohranbindungen zur Dichtheitsprüfung freigelegt (oben,<br />

links); Fahrzeug für Hochdruckreinigung (oben, rechts); Versuchsaufbau Abwinkelungsversuch (unten, links); Undichtigkeit einer<br />

Acryl-Injektion infolge Hochdruck-Reinigung (unten, rechts)<br />

Harz- <strong>und</strong> Gelinjektionen sowie<br />

Mörtel mit Kristallbildnern (Tabelle 4)<br />

Bei den Harzinjektionen wurden drei Varianten der Vorabdichtung<br />

ausgeführt: ohne, mit Mörtel oder mit PU-Schaum. Die<br />

Harz- <strong>und</strong> die Gelinjektionen waren bei allen Fehlstellen <strong>und</strong><br />

Wasserdrücken im Beobachtungszeitraum GW II – Kurzzeit<br />

dicht <strong>und</strong> zeigten keinerlei Auffälligkeiten. Diese Verfahren<br />

scheinen damit zur unmittelbaren Vorbereitung von Beschichtungsmaßnahmen<br />

mit Blick auf die Abdichtungswirkung sehr<br />

gut geeignet zu sein. Hier bleibt jedoch zu berücksichtigen,<br />

dass auf der Schachtwandung anhaftende Materialreste von<br />

zum Beispiel injizierten Harzen <strong>und</strong> Gelen entfernt werden<br />

sollten, um den Haftverb<strong>und</strong> der nachfolgend aufzutragenden<br />

Beschichtung nicht negativ zu beeinflussen. Der Mörtel mit<br />

Kristallbildnern zeigte ebenfalls ein sehr gutes Abdichtungsergebnis.<br />

Es waren keine <strong>und</strong>ichten Bereiche zu erkennen. Jedoch<br />

wies die Oberfläche optisch eine sehr unregelmäßige<br />

Struktur mit stellenweiser Verfärbung auf.<br />

Im Beobachtungszeitraum GW II – Langzeit traten bei den<br />

Harzinjektionen weitgehend unabhängig von Fehlstellenart<br />

<strong>und</strong> Wasserdruck Feuchtefahnen mit nicht abflussrelevantem<br />

Wassereindrang auf, die teilweise im Lauf des Beobachtungszeitraums<br />

wieder abtrockneten. Bei den Gelinjektionen zeigten<br />

sich beim Schadensbild „lokale Schädigung“ keine Feuchtefahnen,<br />

an allen anderen Schadstellen hingegen Feuchtefahnen<br />

mit nicht abflussrelevantem Wassereindrang. Der Mörtel mit<br />

Kristallbildnern zeigte demgegenüber ein sehr gutes Abdichtungsergebnis.<br />

Es waren keine Undichtigkeiten zu erkennen.<br />

Festgestellte dunkle Bereiche in der Abdichtung hellten sich im<br />

Lauf der Zeit etwas auf. Bei Feuchtemessungen konnten jedoch<br />

keine erhöhten Messwerte gegenüber den restlichen Bereichen<br />

festgestellt werden (Abbildung 5, unten). Offen ist, inwieweit<br />

die Oberflächenbeschaffenheit (körnig, lose) bei diesem Material<br />

durch weitere Maßnahmen so verbessert werden kann,<br />

dass zum Beispiel durch weitere Beschichtung mit anderen<br />

Werkstoffen eine Schutzwirkung oder Verbesserung der Tragwirkung<br />

möglich wird.<br />

6 Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Ausblick<br />

Harze <strong>und</strong> Gele zeigten im Großversuch unter mehrtägigem<br />

Außenwasserdruck eine gute Abdichtung der schadhaften<br />

Schächte. Sie eignen sich daher auch zur Vorbereitung von Beschichtungsmaßnahmen.<br />

Bei längerer Außenwasserdruckbelastung<br />

kam es jedoch bei fast allen Harzen <strong>und</strong> Gelen zu geringfügigen<br />

Undichtigkeiten.<br />

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Fachbeiträge<br />

Material Schadstelle<br />

Zementleiminjektion<br />

(saniert bei GW I)<br />

Gelinjektion<br />

(saniert bei GW I)<br />

Harzinjektion<br />

(saniert bei GW I)<br />

Gelinjektion<br />

(saniert bei GW II)<br />

Harzinjektion<br />

(saniert bei GW II)<br />

GW I: Wasserstand bei 2,9 m über Schachtsohle<br />

F: Feuchtefahnen, D: dicht, U: <strong>und</strong>icht<br />

GW II: Wasserstand bei 4,7 m über Schachtsohle<br />

Druck<br />

[mWs]<br />

Zementleiminjektion<br />

Stopf- <strong>und</strong> Flächenmörtel<br />

(mineralisch)<br />

Entwässerungssysteme 821<br />

Stopf- <strong>und</strong> Flächenmörtel<br />

auf Schadstelle begrenzt<br />

(silicatisch)<br />

GW II – GW II –<br />

Kurzzeit Langzeit<br />

Schadstelle<br />

Druck<br />

[mWs]<br />

GW II –<br />

Kurzzeit<br />

GW II –<br />

Langzeit<br />

GW II –<br />

Kurzzeit<br />

GW II –<br />

Langzeit<br />

LS 7 0,2<br />

D D D D<br />

„Lokale LS 5 1,2 F F D D<br />

Schädigung“ LS 3 2,7 nicht saniert<br />

D F D D<br />

(LS)<br />

LS 1 3,7 D D D D<br />

LS SU 4,2 D D D D<br />

SF 7 0,5 D D F entfällt D F<br />

„Schädgung SF 5 1,5<br />

D F D F<br />

Schachtring- SF 4 2,5 F entfällt D D<br />

fuge“<br />

SF 3 3,0 nicht saniert<br />

D F D D<br />

(SF)<br />

SF 2 3,5 F entfällt D F<br />

SF 1 4,0 F F D F<br />

„Flächige FU 6 0,8 D D D D D D<br />

Undichtigkeit“<br />

(FU)<br />

FU 4<br />

FU 2<br />

2,0<br />

3,3<br />

nicht saniert<br />

F<br />

F<br />

entfällt<br />

entfällt<br />

D<br />

D<br />

D<br />

D<br />

unplanmäßig Undichte<br />

Schachtringfuge (SF 6)<br />

Schädigungen LS, SF, FU: vgl. [2]<br />

1,0 D<br />

Feuchtefahnen<br />

am Packer<br />

F D entfällt<br />

F: Feuchtefahnen, D: dicht, U: <strong>und</strong>icht; GW I: Wasserstand bei 2,9 m über Schachtsohle; GW II: Wasserstand bei 4,7 m über Schachtsohle<br />

Tabell e 3: Großversuche unter Außenwasserdruck – Abdichtung Schachtkörper (1)<br />

GW I – Kurzzeit GW II – Kurzzeit GW II – Langzeit<br />

Prüfergebnis<br />

Druck<br />

[mWs]<br />

Prüfergebnis<br />

Druck<br />

[mWs]<br />

Prüfergebnis<br />

DN 150, Steinzeug<br />

DN 150, PVC<br />

0,3<br />

U<br />

U<br />

2,1<br />

U<br />

U<br />

2,1<br />

U<br />

U<br />

DN 300, Steinzeug<br />

DN 300, PVC<br />

2,9<br />

D<br />

D<br />

4,7<br />

D<br />

D<br />

4,7<br />

D<br />

D<br />

DN 150, Steinzeug<br />

DN 150, PVC<br />

0,3<br />

D<br />

D<br />

2,1<br />

D<br />

D<br />

2,1<br />

F<br />

F<br />

DN 300, Steinzeug<br />

DN 300, PVC<br />

2,9<br />

D<br />

D<br />

4,7<br />

D<br />

D<br />

4,7<br />

D<br />

D<br />

DN 150, Steinzeug<br />

DN 150, PVC<br />

0,3<br />

F<br />

F<br />

2,1<br />

F<br />

F<br />

2,1<br />

F<br />

F<br />

DN 300, Steinzeug<br />

DN 300, PVC<br />

2,9<br />

D<br />

D<br />

4,7<br />

D<br />

D<br />

4,7<br />

D<br />

D<br />

DN 150, Steinzeug<br />

DN 150, PVC<br />

2,1<br />

D<br />

D<br />

2,1<br />

F<br />

D<br />

DN 300, Steinzeug<br />

DN 300, PVC<br />

DN 150, Steinzeug<br />

DN 150, PVC<br />

entfällt<br />

4,7<br />

2,1<br />

D<br />

D<br />

D<br />

D<br />

4,7<br />

2,1<br />

D<br />

D<br />

F<br />

F<br />

DN 300, Steinzeug<br />

DN 300, PVC<br />

4,7<br />

D<br />

D<br />

4,7<br />

D<br />

D<br />

Tabel le 2: Großversuche unter Außenwasserdruck – Abdichtung der Rohreinbindungen<br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9


822 Fachbeiträge<br />

Entwässerungssysteme<br />

Abb. 5: Ergebnisse der Großversuche unter Außenwasserdruck: Rohranbindungen DN 150 mit Feuchtefahne (oben, links) <strong>und</strong> mit abflusswirksamer<br />

Undichtigkeit (oben, rechts); Injektionsstellen im Schachtkörper mit Feuchtefahnen, saniert mit Harz (Mitte, links) <strong>und</strong><br />

mit Gel (Mitte, rechts); Mörtel mit Kristallbildnern nach Auftrag mit dunkler Verfärbung <strong>und</strong> größerer Ausdehnung (unten, links) sowie<br />

nach 13 Wochen mit hellerer Oberfläche <strong>und</strong> geringerer Ausdehnung (unten, rechts)<br />

Bei den Stopf- <strong>und</strong> Flächenmörteln traten unabhängig von<br />

der Art der Fehlstelle <strong>und</strong> vom anstehenden Wasserdruck<br />

Feuchtefahnen auf. Diese müssen insbesondere bei im Anschluss<br />

aufgebrachten Beschichtungen kritisch bewertet werden.<br />

Auch wenn der Wassereindrang an diesen Feuchtefahnen<br />

nicht messbar bzw. abflusswirksam ist, liegt doch drückendes<br />

Wasser hinter der Beschichtung, das den Abbinde- bzw. Aushärtevorgang<br />

beeinflussen <strong>und</strong> somit auch den Haftverb<strong>und</strong><br />

stören kann. Der Einsatz von Stopf- <strong>und</strong> Flächenmörteln empfiehlt<br />

sich demnach vorwiegend für eine Erstabdichtung gegenüber<br />

starkem Wasserzustrom, zum Beispiel zur Vorbereitung<br />

einer weiterführenden Injektionsmaßnahme. Deutlich<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


Fachbeiträge<br />

Entwässerungssysteme<br />

Abb. 6: Aufbau der Großversuche, Detailansicht der Rohreinbindungen:<br />

kleine Ringräume bei DN 150 (oben) <strong>und</strong> größere, abgestufte<br />

Ringräume bei DN 300 (unten)<br />

besser als Stopf- <strong>und</strong> Flächenmörtel schnitt der Silicatmörtel<br />

ab. Hier waren alle Fehlstellen in der Kurzzeitbetrachtung<br />

dicht. Lediglich in der Langzeitbetrachtung an nicht vollständig<br />

verfüllten Schachtringfugen wurden hier Feuchtefahnen<br />

festgestellt.<br />

Die Abdichtung der Rohranbindungen mit kleinerem<br />

Durchmesser (DN 150) zeigte sich auch bei Einsatz von Harzen<br />

<strong>und</strong> Gelen als wenig zuverlässig. Vermutlich ist dies auf<br />

die geometrische Ausbildung des zu sanierenden Schachtfutters<br />

zurückzuführen. Die zu injizierenden Ringräume sind<br />

hier deutlich kleiner als bei größeren Rohranbindungen (DN<br />

300), sodass die Injektionspacker nicht direkt in den Ringraum,<br />

sondern in die Schachtwand gesetzt werden müssen.<br />

Anzahl <strong>und</strong> Positionen der Packer sind gegebenenfalls hierauf<br />

abzustimmen.<br />

Eine Sonderstellung nahm die oberflächliche Anwendung<br />

eines kristallbildenden Mörtels zur Abdichtung des Schachtkörpers<br />

ein. Der Anwendungsbereich ist hier noch ungeklärt.<br />

Im Versuch wurde die Dichtwirkung zwar unterstützt, ein Beitrag<br />

zur Trag- bzw. Schutzwirkung (Korrosion) war aber nicht<br />

zu erkennen. Auch ist offen, inwieweit die Oberflächenbe-<br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />

823


824 Fachbeiträge<br />

Schadstelle<br />

Druck<br />

[mWs]<br />

GW II –<br />

Kurzzeit<br />

Harzinjektion Gelinjektion<br />

GW II –Langzeit<br />

Vorabdichtung: alle ohne Mörtel<br />

„Lokale<br />

Schädigung“<br />

(LS)<br />

„Schädigung<br />

Schachtringfuge“<br />

(SF)<br />

„Flächige<br />

Undichtigkeit“<br />

(FU)<br />

Undichte Schachtringfuge<br />

(SF 6)<br />

PU-<br />

Schaum<br />

GW II –<br />

Kurzzeit<br />

GW II –<br />

Langzeit<br />

Entwässerungssysteme<br />

Mörtel mit<br />

Kristallbildner<br />

GW II –<br />

Kurzzeit<br />

keine keine keine<br />

GW II –<br />

Langzeit<br />

LS 7 0,2 D D entfällt D D D D D<br />

LS 5 1,2 D D entfällt D D D D D<br />

LS 3 2,7 D D entfällt F �� D D D D D<br />

LS 1 3,7 D D entfällt D D D D D<br />

LS SU 4,2 D F �� D entfällt F �� D D D D D<br />

SF 7 0,5 D F F F �� D D F D D<br />

SF 5 1,5 D F entfällt F D F D D<br />

SF 4 2,5 D F F D D D D D<br />

SF 3 3,0 D F entfällt F D D D D<br />

SF 2 3,5 D F F D D D D D<br />

SF 1 4,0 D D entfällt D D D D D<br />

FU 6 0,8 D F entfällt D D D D D<br />

FU 4 2,0 D F F F D F D D<br />

FU 2 3,3 D F F F D F D D<br />

1,0 D F F D D F ungleichmäßige<br />

Optik (helle <strong>und</strong><br />

dunkle Stellen)<br />

Packer an SF 4 2,5 U<br />

Schädigungen LS, SF, FU: vgl. [2]<br />

F: Feuchtefahnen, D: dicht, U: <strong>und</strong>icht GW I: Wasserstand bei 2,9 m über Schachtsohle GW II: Wasserstand bei 4,7 m über Schachtsohle<br />

Tabell e 4: Großversuche unter Außenwasserdruck – Abdichtung Schachtkörper (2)<br />

schaffenheit (körnig, lose) bei diesem Material durch weitere<br />

Maßnahmen so verbessert werden kann, dass zum Beispiel<br />

durch weitere Beschichtung mit anderen Werkstoffen eine<br />

Schutzwirkung oder Verbesserung der Tragwirkung möglich<br />

wird.<br />

Im Gesamtblick der Ergebnisse zeigte sich, dass die beobachteten<br />

Abdichtungsmaßnahmen am Schachtkörper – mit<br />

Ausnahme des Stopf- <strong>und</strong> Flächenmörteleinsatzes – gute<br />

Kurzzeiterfolge zeigten <strong>und</strong> damit gr<strong>und</strong>sätzlich zur vorbereitenden<br />

Abdichtung bei Beschichtungsmaßnahmen geeignet<br />

sind. Die Langzeitwirkung bleibt allerdings mit Blick auf den<br />

Schutz von Beschichtungsmaßnahmen vor Außenwasserdruck<br />

zweifelhaft. Die Maßnahmen an Rohreinbindungen<br />

führten – mit Ausnahme von Zementleiminjektionen – zu<br />

langfristig guten Ergebnissen mit nahezu vollständigem Ausschluss<br />

von Wassereindrang.<br />

Weitere Projektergebnisse werden in den folgenden Teilen<br />

der Artikelserie vorgestellt. KA 11/2011 befasst sich mit Beschichtungsverfahren<br />

unter Einsatz mineralischer <strong>und</strong> polymerer<br />

Systeme. In KA 12/2011 werden die praxisrelevanten Erkenntnisse<br />

<strong>und</strong> Schlussfolgerungen unter anderem zu Planungshinweisen<br />

für Netzbetreiber zusammengefasst.<br />

Literatur<br />

[1] IKT: <strong>Abwasser</strong>schächte – Überwachung, Prüfung <strong>und</strong> Sanierung,<br />

Teil 1: Voruntersuchungen, Endbericht zum Forschungsvorhaben,<br />

gefördert durch das MUNLV NRW, IKT – Institut für Unterirdische <strong>Infrastruktur</strong>,<br />

Gelsenkirchen, 2006<br />

[2] Liebscher, M., Gillar, M., Bosseler, B.: Sanierung von <strong>Abwasser</strong>schächten<br />

– Untersuchung von Materialien <strong>und</strong> Systemen zur Abdichtung<br />

<strong>und</strong> Beschichtung. Teil 1: Aufgabenstellung <strong>und</strong> Untersuchungsprogramm,<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> 2011, 58 (8),<br />

734–742<br />

[3] IKT: Sanierung von <strong>Abwasser</strong>schächten – Untersuchung von Materialien<br />

<strong>und</strong> Systemen zur Abdichtung <strong>und</strong> Beschichtung, Endbericht<br />

zum Forschungsvorhaben, gefördert durch das MKULNV NRW, IKT –<br />

Institut für Unterirdische <strong>Infrastruktur</strong>, Gelsenkirchen, 2011<br />

Autoren<br />

Dipl.-Ing. Martin Liebscher<br />

Dipl.-Ing. Markus Gillar<br />

PD Dr.-Ing. Bert Bosseler<br />

IKT – Institut für Unterirdische <strong>Infrastruktur</strong> gGmbH<br />

Exterbruch 1, 45886 Gelsenkirchen<br />

E-Mail: info@ikt.de A<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


Fachbeiträge<br />

Untersuchungen zum<br />

ressourcen schonenden Betrieb<br />

von Membran belebungsanlagen<br />

Optimierungen hinsichtlich Energie- <strong>und</strong> Chemikalienbedarf<br />

Zusammenfassung<br />

Das Membranbelebungsverfahren wird aufgr<strong>und</strong> seiner exzellenten<br />

Ablaufqualität <strong>und</strong> des geringen Platzbedarfs vermehrt<br />

eingesetzt. Im Zentrum der Diskussion stehen einerseits der erhöhte<br />

Energiebedarf dieser Technologie im Vergleich zu konventionellen<br />

Belebungsanlagen <strong>und</strong> andererseits das Foulingverhalten<br />

der Membranen – das heißt die Permeabilitätsabnahme der<br />

Membranen über die Zeit, ausgelöst durch eine Verschmutzung<br />

(Deckschichtbildung) der Membranen. Der erhöhte Energiebedarf<br />

resultiert aus der erforderlichen Überströmung der Membranen<br />

mit belebtem Schlamm, um ein Eindicken des Schlamms<br />

an der Membranoberfläche zu verhindern. Um einem Membranfouling<br />

entgegenzuwirken, sind derzeit chemische Reinigungen<br />

der Membranen mit hohem Chemikalien- <strong>und</strong> Personaleinsatz<br />

Stand der Technik. Hierbei werden in der Regel chlorbasierende<br />

Reinigungsmittel eingesetzt, die zu einer Entstehung von adsorbierbaren<br />

organisch geb<strong>und</strong>enen Halogenverbindungen (AOX)<br />

führen können. Im vorliegenden Artikel werden Maßnahmen<br />

vorgestellt, die den Energie- <strong>und</strong> Chemikalienbedarf signifikant<br />

reduzieren. Ein optimierter Prozess basiert auf einer angepassten<br />

Steuerung der Membranmodule, sodass diese in einem energetisch<br />

günstigen Bereich betrieben werden. Des Weiteren wird<br />

ein neues mechanisches Reinigungsverfahren (MCP) vorgestellt,<br />

das aufgr<strong>und</strong> der kontinuierlichen mechanischen Reinigung höhere<br />

Membrandurchsätze erlaubt. Mit dieser neuen Technologie<br />

lässt sich eine kommunale Membranbelebungsanlage mit einem<br />

Energiebedarf in derselben Größenordnung wie konventionelle<br />

Verfahren betreiben.<br />

Schlagwörter: <strong>Abwasser</strong>reinigung, kommunal, Membranbelebungsverfahren,<br />

Optimierung, Energieverbrauch, Chemikalie, AOX, Fouling,<br />

Reinigung, mechanisch, Versuchsanlage<br />

DOI: 10.3242/kae2011.09.002<br />

Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung 827<br />

Stefan Krause (Darmstadt), Barbara Zimmermann <strong>und</strong> Christoph Thiemig (Wiesbaden)<br />

1 Einleitung<br />

Das Membranbelebungsverfahren (MBR-Verfahren � Membran-Bio-Reaktor-Verfahren)<br />

ist ein modernes, leistungsfähiges<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlungsverfahren, das einen Fortschritt gegenüber<br />

konventionellen Belebungsverfahren darstellt. Im Rahmen<br />

des vorliegenden Artikels werden ausschließlich getauch-<br />

Abstract<br />

Study on a Resource-Friendly Operation<br />

of Membrane Bioreactors<br />

Optimization of Energy and Chemicals Demand<br />

Due to their small footprint and superior effluent quality, the<br />

use of membrane bioreactors (MBR) in wastewater treatment is<br />

increasing. However, the higher energy demand of MBR compared<br />

to conventional activated sludge processes (CASP) as well<br />

as the fouling of membranes – i.e. a decrease in membrane permeability<br />

over time due to the formation of a top layer on the<br />

membranes – is a drawback that is currently discussed very<br />

much. The higher energy demand is mainly due to additional<br />

energy required to maintain a “cross-flow” at the membrane<br />

surface to prevent the sludge from thickening at the membrane<br />

surface. To prevent membrane fouling, membranes must be<br />

cleaned chemically, which requires a lot of manpower and chemicals.<br />

Usually chlorine-based cleaning agents are used, which<br />

may lead to the formation of absorbable organically bo<strong>und</strong> halides<br />

(AOX). The paper discusses various measures to significantly<br />

reduce the energy and chemicals demand. An energy-optimized<br />

process is based on an adjustment of the control system<br />

of the membrane modules, so that they can be operated in a<br />

more efficient energy range. Furthermore, this paper describes a<br />

unique non-chemical mechanical cleaning process (MCP) that<br />

allows for a higher membrane flux. With this new technology,<br />

the energy demand of MBR is comparable to that of conventional<br />

methods.<br />

Key words: wastewater treatment, municipal, membrane bioreactors,<br />

optimization, energy demand, chemical, AOX, fouling, treatment,<br />

mechanical, pilot plant<br />

te Membranmodule betrachtet, die entweder direkt im Belebungsbecken<br />

oder in einem separaten Filtrationsbecken angeordnet<br />

sein können.<br />

Durch die Membranfiltration ergeben sich gegenüber der<br />

konventionellen Technik wesentliche Vorteile. Hier sind insbe-<br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9


828 Fachbeiträge<br />

sondere zu nennen die vollständige <strong>und</strong> zu jeder Zeit sichere<br />

Abtrennung der Biomasse vom gereinigten <strong>Abwasser</strong>, wodurch<br />

hohe hygienische Anforderungen erfüllt werden <strong>und</strong> die Biomassekonzentration<br />

erhöht werden kann. Aufgr<strong>und</strong> der hervorragenden<br />

Ablaufqualität <strong>und</strong> des geringen Platzbedarfs wegen<br />

der höheren Biomassekonzentration werden MBR-Anlagen<br />

vermehrt eingesetzt.<br />

In Industrieanwendungen sind die Gründe für den Einzug<br />

dieser Technologie oftmals wirtschaftlicher Art, da die Kosten<br />

für die <strong>Abwasser</strong>behandlung <strong>und</strong> die Bezugskosten für Trinkwasser<br />

gestiegen sind <strong>und</strong> Wassereinsparungs- bzw. Wasserrückgewinnungsgedanken<br />

in den Vordergr<strong>und</strong> treten. Mit MBR<br />

lässt sich ein Wasserrecycling im Prozess leichter realisieren, da<br />

das abfließende Wasser feststofffrei ist <strong>und</strong> sich für weitere<br />

Aufbereitungsschritte wie zum Beispiele eine Desinfektion,<br />

Nanofiltration oder Umkehrosmose sehr gut verwenden lässt.<br />

In kommunalen Anwendungen haben sich MBR-Anlagen in<br />

Deutschland kaum durchgesetzt, werden aber weltweit in wasserarmen<br />

Regionen vermehrt eingesetzt, da auch hier der<br />

Zwang zum Wasserrecycling gegeben ist.<br />

Trotz der hohen Akzeptanz <strong>und</strong> steigender Anwendung befinden<br />

sich Teilaspekte des Verfahrens noch in der Weiterentwicklung.<br />

Im Zentrum der Diskussion steht erstens das Foulingverhalten<br />

der Membranen, ausgelöst durch extrapolymere Substanzen<br />

(EPS) (zum Beispiel [1–4]), das heißt die Permeabilitätsabnahme<br />

der Membranen über die Zeit, ausgelöst durch<br />

eine Verschmutzung (Deckschichtbildung) der Membranen. Als<br />

zweites wesentliches Optimierungspotenzial steht der erhöhte<br />

Energiebedarf dieser Technologie im Fokus zahlreicher Publikationen<br />

(zum Beispiel [5–7]).<br />

Um die filtrationsbedingt gebildete Deckschicht wirkungsvoll<br />

zu minimieren <strong>und</strong> somit den Membrandurchsatz aufrecht<br />

zu erhalten, werden derzeit verschiedene, aufeinander aufbauende<br />

Reinigungsstrategien angewendet:<br />

1. Die Membranen werden, induziert durch eine Belüftung<br />

unterhalb der Membranmodule, mit einem Luft/Wasser-<br />

Gemisch (Crossflow) überströmt.<br />

2. Die Membranen werden in regelmäßigen Abständen mit<br />

Permeat rückgespült bzw. je nach Membrantyp wird der<br />

Filtrationsprozess kurzzeitig unterbrochen (Relaxationsphasen).<br />

3. Dann werden die Membranen entgegen der Filtrationsrichtung<br />

mit einem Chemikaliengemisch gespült (Zwischenreinigung).<br />

4. Als letzter Schritt wird bedarfsweise eine Intensivreinigung<br />

durchgeführt, bei der die Membranen in ein Chemikalienbad<br />

über einen längeren Zeitraum (mehrere St<strong>und</strong>en) getaucht<br />

werden.<br />

Die chemischen Reinigungen ziehen einen hohen Chemikalien-<br />

<strong>und</strong> Personalbedarf sowie Außerbetriebnahmezeiten nach sich,<br />

zudem altert die Membran durch den Chemikalienangriff<br />

schneller, <strong>und</strong> die Membranersatzkosten steigen somit an. Zusätzlich<br />

sind damit neben den erhöhten Kosten auch negative<br />

Umweltauswirkungen verb<strong>und</strong>en, zum Beispiel durch Bildung<br />

adsorbierbarer organisch geb<strong>und</strong>ener Halogenverbindungen<br />

(AOX).<br />

Der erhöhte Energiebedarf von Membranbelebungsanlagen<br />

wird hauptsächlich durch die zusätzliche Belüftung zur Erzeugung<br />

eines Crossflows an der Membrane hervorgerufen. Der<br />

Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Luftvolumenstrom für die Verminderung der Deckschicht ist<br />

deutlich höher als der Luftvolumenstrom für die Sauerstoffversorgung<br />

der biologischen Stufe.<br />

Ziel der Untersuchungen war es, die chemischen Reinigungen<br />

möglichst zu minimieren <strong>und</strong> die Verfügbarkeit der Membranen<br />

deutlich zu erhöhen. Durch die höhere Verfügbarkeit<br />

soll als weiteres Ziel der Energiebedarf optimiert werden. Insgesamt<br />

sollte somit ein ökologisch <strong>und</strong> ökonomisch verbesserter<br />

Prozess entwickelt werden.<br />

Die nachstehenden Untersuchungsergebnisse wurden auch<br />

mithilfe von Forschungsprojekten ermittelt: Die gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Herstellung einer Wirbelschicht mit Partikeln zur mechanischen<br />

Reinigung der Membranen wurden in Rahmen eines Pro-<br />

Inno II-Projekts (B<strong>und</strong>eswirtschaftsministerium) in Kooperation<br />

mit der Fachhochschule Osnabrück durchgeführt. Langzeituntersuchungen<br />

an einer Versuchsanlage wurden durch die<br />

Willy-Hager-Stiftung in Kooperation mit der TU Darmstadt unterstützt.<br />

2 Erkenntnisse aus kommunalen MBR<br />

2.1 Energiebedarf<br />

Kommunale MBR-Anlagen weisen einen etwa doppelt so hohen<br />

Energiebedarf wie konventionelle Belebungsanlagen mit Nachklärung<br />

auf. Laut dem nordrhein-westfälischen Umweltministerium<br />

[8] beträgt der Energiebedarf von aeroben Stabilisierungsanlagen<br />

etwa 0,44 kWh/m³. Dieser Vergleichswert wird<br />

herangezogen, da die in Deutschland betriebenen kommunalen<br />

MBR-Anlagen auf eine aerobe Stabilisierung bemessen<br />

sind.<br />

Kommunale Membranbelebungsanlagen weisen in der Praxis<br />

einen mittleren spezifischen Energiebedarf von etwa<br />

1 kWh/m³ auf. Beispiele aus der Literatur werden in Tabelle 1<br />

genannt.<br />

Hauptenergieverbraucher ist bei kommunalen MBR-Anlagen<br />

die Erzeugung des Crossflows zur Überströmung der Module.<br />

Krause [5] hat die einzelnen Stufen einer MBR energetisch<br />

untersucht (Vorbehandlung, biologische Stufe, Filtration)<br />

<strong>und</strong> alleine für Crossflow-Belüftung einen theoretischen Bedarf<br />

etwa 0,4–0,5 kWh/m³ ermittelt. In der Praxis werden diese<br />

Werte bestätigt: Auf der MBR Nordkanal werden etwa 70 %<br />

der Gesamtenergie für den Crossflow benötigt [6], das entspricht<br />

etwa 0,7 kWh/m³. Die MBR-Anlage Markranstädt weist<br />

für die Crossflow-Belüftung einen Energiebedarf von etwa 0,4–<br />

0,5 kWh/m³ auf, in Monheim entfallen etwa 0,35 bis<br />

0,6 kWh/m³ auf die Crossflow-Belüftung [13].<br />

Insgesamt ist ersichtlich, dass ein Konzept zur Energieoptimierung<br />

von MBR-Anlagen auf der Optimierung der Crossflow-<br />

Belüftung basieren muss, da hier 50–70 % der Gesamtenergie<br />

erforderlich sind.<br />

Anlage Größe Energiebedarf<br />

[kWh/m3 ]<br />

Literatur<br />

Nordkanal 80 000 EW 0,9–1,0 [6]<br />

BeiXiaoHe 60 000 m3 /d 0,73 [9]<br />

Seelscheid 11 000 EW 0,87–1,74 [10]<br />

Monheim 6000 EW 1,0 [11]<br />

Markranstädt 12 000 EW 0,94 [12]<br />

Tabelle 1: Energiebedarf kommunaler Membranbelebungs anlagen<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


Fachbeiträge<br />

2.2 Chemikalienbedarf<br />

Für die Aufrechterhaltung einer möglichst freien Membranoberfläche<br />

werden in regelmäßigen Abständen Chemikalien verwendet.<br />

Für die Entfernung organischer Beläge (Biofouling)<br />

hat sich Natriumhypochlorit (NaOCl) durchgesetzt – dieses<br />

Reinigungsmittel wird auf nahezu allen MBR-Anlagen eingesetzt.<br />

Alternativ wird beispielsweise auf der MBR Monheim<br />

Wasserstoffperoxid [11] in hohen Konzentrationen verwendet.<br />

Die AOX-Problematik entfällt hierbei, dagegen fallen höhere<br />

Chemikalienkosten an.<br />

Die übliche Zwischenreinigung von MBR-Modulen (Rückspülung<br />

mit Permeat <strong>und</strong> Chemikalie) wird in Abhängigkeit von der<br />

Wasserqualität in Abständen von wenigen Tagen bis zu mehreren<br />

Wochen durchgeführt. Für kommunale Anlagen hat sich ein<br />

Zyklus von etwa zwei bis vier Wochen für eine alkalische Zwischenreinigung<br />

mit 250 ppm Natriumhypochlorit bewährt. Zudem<br />

werden die Membranen je nach <strong>Abwasser</strong>zusammensetzung<br />

<strong>und</strong> Fällmittelbedarf regelmäßig mit etwa 1000 ppm Zitronensäure<br />

rückgespült (abhängig vom Membranhersteller).<br />

Intensivreinigungen, in denen das komplette Membranmodul<br />

in die Chemikalienlösung getaucht wird, werden etwa jährlich<br />

mit Natriumhypochlorit (500–1000 ppm), Wasserstoffperoxid<br />

(bis 5 %) <strong>und</strong> Zitronensäure (1–2 %) durchgeführt. Nichtrückspülbare<br />

Membranen werden in der Regel häufiger (zum<br />

Beispiel zweimal jährlich) intensiv gereinigt.<br />

Für eine Zwischenreinigung mit 250 ppm NaOCl (berechnet<br />

auf freies Chlor) im Rhythmus von 14 Tagen <strong>und</strong> eine jährliche<br />

Intensivreinigung mit 1000 ppm Cl werden nach eigenen<br />

Berechnungen theoretisch etwa 0,3 bis 0,6 Liter je m² Membranfläche<br />

<strong>und</strong> Jahr verbraucht. Für die Reinigungen mit Zitronensäure<br />

(1000 ppm im Dreimonats-Rhythmus <strong>und</strong> jährliche<br />

Intensivreinigung mit 2500 ppm) fallen etwa 0,2 bis<br />

0,4 L/(m² � a) an.<br />

Die Kosten für die Reinigungschemikalien sind sehr gering,<br />

Wedi [13] gibt für die Kläranlage Monheim eine Größenordnung<br />

von 0,01–0,02 €/m³ an. Ein Vergleich zu den Gesamtbetriebskosten<br />

von etwa 0,28 €/m³ [14] zeigt, dass die Chemikalien<br />

nur etwa 3–7 % der Betriebskosten ausmachen. Neben den<br />

Kosten für die Chemikalien fallen jedoch auch Personalkosten<br />

an. Diese sind in der Praxis nur schwer monetär zu bewerten, da<br />

die St<strong>und</strong>en für die Reinigung nicht gesondert erfasst werden<br />

<strong>und</strong> Personalkosten variieren. Letztendlich ist eine Bewertung<br />

der negativen Umweltauswirkungen problematisch, beispielsweise<br />

durch die Bildung von AOX beim Einsatz von NaOCl.<br />

3 Ressourcenschonender MBR<br />

3.1 Energieeinsparungen durch eine angepasste Steuerung<br />

Membranbelebungsanlagen werden biologisch analog zu konventionellen<br />

Belebungsanlagen nach dem Schlammalter bzw.<br />

der Schlammbelastung bemessen. Nach dem DWA-Arbeitsbericht<br />

„Membranbelebungsverfahren“ [15] kann die Ermittlung<br />

der Größe des Belebungsbeckens nach dem Arbeitsblatt<br />

ATV-A 131 erfolgen, wobei ein erhöhter Feststoffbedarf bis zu<br />

12 g/L anzusetzen ist. Trotz der konventionellen Vorgaben wurden<br />

<strong>und</strong> werden in Deutschland bislang kommunale MBR überwiegend<br />

mit Schlammaltern größer 25 Tagen betrieben [16].<br />

Ursache hierfür ist meist nicht die Erfordernis einer simultan aeroben<br />

Schlammstabilisierung, sondern der Umstand, dass die<br />

www.dwa.de/KA<br />

Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung


830 Fachbeiträge<br />

spez. Energiebedarf Spülluft kWh/m³]<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

realisierte<br />

Flussbereiche<br />

5 - 8 L/(m²h)<br />

theoretischer Energiebedarf für die Spülluft:<br />

Druckverlust400 mbar<br />

spezifische Belüftungsrate 0,35 m³/(m²h)<br />

Auslegungsfluss<br />

25 L/(m²h)<br />

0,0<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

Netto-Membranfluss [L/m²/h]<br />

Abb. 1: Abhängigkeit des Energiebedarfs (Spülluft) vom Mem branfluss<br />

Beckenvolumina größer als erforderlich gebaut werden. Wird<br />

die Anlage dann dennoch mit der bei der Bemessung angesetzten<br />

hohen Feststoffkonzentration betrieben, sinkt die Schlammbelastung<br />

bzw. es steigt das Schlammalter. Die Ursache für die<br />

häufige Vergrößerung des Beckenvolumens liegt in der Sorge,<br />

dass MBR aufgr<strong>und</strong> ihrer deutlich kleineren Belebungsbecken-<br />

<strong>und</strong> der fehlenden Nachklärbeckenvolumina eine geringere<br />

Pufferkapazität gegenüber konventionellen Anlagen aufweisen<br />

<strong>und</strong> deshalb empfindlich auf Konzentrations stöße im Zulauf reagieren<br />

[15]. In diesem Zusammenhang wird diskutiert, ob für<br />

kommunale MBR eine minimale hydraulische Aufenthaltszeit<br />

(HRT � Hydraulic Retention Time) sicherzustellen ist, um dieses<br />

Risiko zu reduzieren. Bislang existieren nur wenige Bemessungsempfehlungen<br />

bzw. Kommentare, die sich der Bemessung<br />

<strong>und</strong> dem Design kommunaler MBR annehmen (zum Beispiel<br />

[17–19, 15]). Eine Konsequenz aus der oben erläuterten Stoßbelastungsproblematik<br />

ziehen Pinnekamp <strong>und</strong> Friedrich, die die<br />

Empfehlung einer pauschalen Mindestaufenthaltszeit im Fall<br />

der kritischen Belastungssituation aussprechen [18]. Diese<br />

Empfehlung basiert auf Simulationsstudien, da zum Zeitpunkt<br />

der Veröffentlichung noch keine Erfahrungen zum Anlagenverhalten<br />

bei Stoßbelastungen vorlagen. Alt <strong>und</strong> Wedi sprechen<br />

sich dagegen nicht für eine pauschale Mindestaufenthaltszeit<br />

aus, sondern empfehlen lastfallabhängige Nachweise, zum Beispiel<br />

für die Stick stoff elimination, insbesondere die Nitrifikation<br />

<strong>und</strong> gegebenenfalls auch für die Durchmischung <strong>und</strong> Verweilzeit<br />

[19]. In eigenen Untersuchungen an kommunalen<br />

MBR verschiedener Größen hat sich gezeigt, dass bei hydraulischen<br />

Aufenthaltszeiten unter sechs St<strong>und</strong>en die Wahrscheinlichkeit<br />

für das Auftreten von Ammonium-Spitzen im Ablauf signifikant<br />

steigen kann [20–22, 28]. Ob <strong>und</strong> wie sich dieser Umstand<br />

jedoch auf die zukünftige Bemessung kommunaler MBR<br />

auswirkt, wird derzeit noch kontrovers diskutiert.<br />

Die zu installierende Membranfläche wird analog zur Nachklärung<br />

beim konventionellen Verfahren auf den maximalen<br />

hydraulischen Durchsatz bemessen. Das der Kläranlage zufließende<br />

<strong>Abwasser</strong> muss zu jedem Zeitpunkt durch die vorhandene<br />

Membranfläche filtrierbar sein. Daher müssen Außerbetriebnahmezeiten,<br />

Reinigungszeiten, Störfälle etc. mitberücksichtigt<br />

werden. Für kommunale Anwendungen in<br />

Deutschland hat sich je nach eingesetztem Modulsystem eine<br />

Bemessung auf einen Netto-Permeatfluss von etwa 20 bis 30 L/<br />

(m² � h) für diesen Lastfall bewährt.<br />

Allerdings wird dieser Lastfall nur an wenigen Tagen im<br />

Jahr erreicht. Auf der Kläranlage Xanten-Vynen beispielsweise<br />

Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

betragen die Zuflüsse in 80 % der Tage weniger als 14 m³/h<br />

(Maximum etwa 19 m³/h) [20, 21] – dies bedeutet, dass die<br />

Anlage zu 80 % der Zeit mit maximal 70 % der Kapazität betrieben<br />

wird. Auch auf der MBR-Anlage Eitorf fallen an 90 %<br />

der Tage nur 135 m³/h von möglichen 296 m³/h an [22]. Diese<br />

Erkenntnisse bestätigen sich auch auf der größten MBR in<br />

Deutschland: An der MBR Nordkanal wurden an 637 Tagen<br />

von 1400 ausgewerteten Tagen Zuflüsse von etwa 25 % der<br />

maximalen Kapazität gemessen [6].<br />

Dies bedeutet insgesamt, dass die Membranfläche auf wenige<br />

Regenwetterereignisse pro Jahr bemessen ist <strong>und</strong> in der<br />

Hauptzeit, in denen nicht der maximale Zufluss vorherrscht,<br />

der Membranfluss deutlich unterhalb des Bemessungsflusses<br />

liegt. Zahlen von realisierten kommunalen MBR in Deutschland<br />

zeigen, dass der Netto-Membranfluss im Mittel nur 5 bis<br />

8 L/(m² � h) betragen (Kläranlage Nordkanal: [6], Kläranlage<br />

Monheim [11, 22], Kläranlage Hünxe – eigene Auswertung).<br />

Da der Hauptenergiebedarf einer MBR-Anlage durch die<br />

Spülluft (Crossflow) bestimmt wird, muss es daher aus energetischen<br />

Gesichtspunkten das Ziel sein, möglichst wenig Membranfläche<br />

bei möglichst hohem Fluss zu betreiben.<br />

In Abbildung 1 ist der spezifische Energiebedarf in Abhängigkeit<br />

vom Membranfluss dargestellt. Es ist zu erkennen, dass<br />

bei Membranflüssen um etwa 7 L/(m² � h) der Energiebedarf<br />

für die Spülluft etwa 1 kWh/m³ beträgt, bei einem Auslegungsfluss<br />

von 25 L/(m² � h) sich dieser jedoch auf etwa 0,3 kWh/<br />

m³ reduziert.<br />

Daher sollte die Steuerung von Membranbelebungsanlagen<br />

so ausgelegt sein, dass die Membranen auch in hydraulischen<br />

Schwachlastphasen bei hohen Flüssen betrieben werden. Dies<br />

kann bei schwankenden Kläranlagenzuflüssen beispielsweise<br />

durch eine Pufferkapazität über die Variation der Füllstände im<br />

Belebungsbecken erfolgen <strong>und</strong> programmtechnisch durch Setpoints<br />

realisiert werden. Die Filtration startet erst bei einem gewissen<br />

Füllstand (Setpoint 1 – Beispiel 4,0 m) mit dem Membranfluss<br />

1 [Beispiel 20 L/(m² � h)]. Wird der Füllstand unterschritten,<br />

stoppen die Filtration <strong>und</strong> die zugehörige Spülluft,<br />

sodass für die Filtration keine Energie erforderlich ist. Zudem<br />

sollte die Steuerung einen weiteren Setpoint aufweisen (Beispiel<br />

4,20 m), ab dem die maximale Filtrationsleistung [Beispiel<br />

30 L/(m² � h)] abverlangt wird.<br />

Versuchsreihen am MBR Xanten-Vynen (eigene Untersuchungen)<br />

sowie eigene Untersuchungen der Micordyn-Nadir<br />

GmbH (Wiesbaden) haben ergeben, dass sich die Membrane<br />

während der Außerbetriebnahmezeiten erholt, sodass der Betrieb<br />

bei höheren Flüssen keinen negativen Einfluss auf die Reinigungsintervalle<br />

aufweist.<br />

Zusätzlich ist zu beachten, dass die Membranen – sofern<br />

diese in ein externes Filtrationsbecken integriert sind – in Intervallen<br />

(Beispiel 5 min pro St<strong>und</strong>e) mit der Crossflow-Belüftung<br />

überströmt werden, um ein Absetzten des belebten<br />

Schlamms in den Filterbecken zu vermeiden. Mit einer solchen<br />

Steuerung der Membranfiltration kann der Energiebedarf für<br />

die Crossflow-Belüftung in Abhängigkeit vom Modulhersteller<br />

auf etwa 0,2–0,4 kWh/m² reduziert werden.<br />

3.2 Energieeinsparungen<br />

durch Modulintegration im Belebungsbecken<br />

Die Membranmodule können entweder direkt in die Nitrifikationsbecken<br />

oder separat in ein nachgeschaltetes Filtrationsbe-<br />

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Fachbeiträge<br />

Feinsieb<br />

Hebewerk<br />

0,003 kWh/m³<br />

0,012 kWh/m³ Sandfang<br />

0,007 kWh/m³<br />

Rechen<br />

0,0015 kWh/m³<br />

Rechen, Sieb - <strong>und</strong><br />

Sandfanggut<br />

Vorbehandlung<br />

0,024 kWh/m³<br />

Belebungsbecken Filtration<br />

0,21 kWh/m³ 0,43 kWh/m³<br />

cken integriert werden. In beiden Varianten sind hinsichtlich Filtrationsleistung<br />

<strong>und</strong> Membranfouling keine Unterschiede bekannt.<br />

In den meisten Fällen wird die Variante „Filtrationsbecken“<br />

angewendet, da hier die Intensivreinigung der<br />

Membranmodule ohne einen Ausbau möglich ist. Bei der Intensivreinigung<br />

wird in dieser Anordnung der belebte Schlamm aus<br />

dem Filtrationsbecken abgelassen <strong>und</strong> mit Wasser (Permeat)<br />

wieder aufgefüllt. Die Reinigung kann dann durch Zugabe von<br />

Chemikalien im Filtrationsbecken teilautomatisiert durchgeführt<br />

DN<br />

iRZ 0,016 kWh/m³<br />

<strong>Infrastruktur</strong>: 0,022 kWh/m³<br />

0,71 kWh/m³<br />

N<br />

Belebung<br />

0,23 kWh/m³<br />

ÜSS<br />

0,0004 kWh/m³<br />

Filtration<br />

0,43 kWh/m³<br />

Krause, 2005<br />

Abb. 2: Theoretischer Energiebedarf von kommunalen MBR-<br />

Anlagen [5]<br />

Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung 831<br />

Abb. 3: Prinzip des Mechanischen Reinigungskonzepts (MCP)<br />

werden. Diese Variante eignet sich daher besonders für Anlagen<br />

mit mehreren (� 20) Membranmodulen. Bei der Anordnung der<br />

Membranmodule direkt im Belebungsbecken ist die Intensivreinigung<br />

der Membranmodule deutlich Personalintensiver, da die<br />

einzelnen Membranmodule dem Belebungsbecken entnommen<br />

werden müssen <strong>und</strong> in einer separaten Reinigungskammer chemisch<br />

gereinigt werden. Hinsichtlich der chemischen Reinigung<br />

ergeben sich daher Vorteile für die Anordnung der Module in einem<br />

zusätzlichen Filtrationsbecken.<br />

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832 Fachbeiträge<br />

Werden die Membranmodule direkt in die Nitrifikationszone<br />

getaucht, ergeben sich jedoch energetische Vorteile. Durch<br />

die Crossflow-Belüftung wird als Nebeneffekt Sauerstoff eingetragen,<br />

dieser wird dann für die biologischen Prozesse genutzt.<br />

Zunächst waren die meisten Membranmodule mit grobblasigen<br />

Belüftern zur Crossflow-Erzeugung ausgerüstet, einige Hersteller<br />

von Membranmodulen statten die Module neuerdings mit<br />

fein- bis mittelblasigen Belüftungselementen aus, um neben<br />

der effizienten Überströmung der Module zusätzlich den Sauerstoffeintrag<br />

zu erhöhen. Mit diesen Belüftungselementen, die<br />

einen spezifischen Sauerstoffeintrag von etwa 10 g/(m³ � m)<br />

aufweisen, können bis zu 90 % des erforderlichen Sauerstoffbedarfs<br />

bei kommunalen Kläranlagen abgedeckt werden. Dies<br />

bedeutet, dass die Prozessbelüftung zur Sauerstoffversorgung<br />

dementsprechend kleiner geplant <strong>und</strong> betrieben werden kann.<br />

Bei einer Anordnung der Membranmodule in separaten Filtrationsbecken<br />

wird der Sauerstoff signifikant weniger genutzt.<br />

Der Sauerstoffgehalt in den Filtrationsbecken, die spezifisch<br />

sehr hoch beaufschlagt werden (in Größenordnungen von 10<br />

bis 20 m³ Luft je m³ Beckenvolumen), ist nahe der Sauerstoff-<br />

Sättigungskonzentration, daher kann nur ein geringer Teil des<br />

Sauerstoffs eingetragen werden. Hier kann lediglich das Volumen<br />

der Filtrationsbecken als biologisch aktiv gerechnet werden.<br />

Die Sauerstoffverschleppung zurück in die Belebungsstufe<br />

ist bei einer Rückführung des Rücklaufschlamms in die Nitrifikationszone<br />

als gering anzusehen (etwa 5 % des erforderlichen<br />

Sauerstoffbedarfs). Allerdings ist zu beachten, dass der<br />

Rezirkulationsstrom aus den Filtrationsbecken zurück in die<br />

Belebungsstufe nicht in die Denitrifikationszone geleitet wird,<br />

da hier die Sauerstoffrückführung aus den sauerstoffgesättigten<br />

Filtrationsbecken zu einer Beeinflussung der Denitrifikation<br />

führen kann [23].<br />

Der energetische Unterschied, resultierend aus der höheren<br />

Sauerstoffausnutzung <strong>und</strong> dem Wegfall der Rezirkulation, bei<br />

der Anordnung im Belebungsbecken beträgt in kommunalen<br />

Anwendungen etwa 0,1 kWh/m³. In Abbildung 2 ist der Energiebedarf<br />

für eine kommunale MBR theoretisch berechnet [5]<br />

– demnach können MBR-Anlagen mit einer Anordnung der<br />

Membranmodule im Belebungsbecken mit einem spezifischen<br />

Energiebedarf von etwa 0,7 kWh/m³ betrieben werden. Für eine<br />

Variante mit der Integration der Membranmodule in separaten<br />

Filtrationsbecken ergibt sich ein theoretischer Energiebedarf<br />

von etwa 0,8 kWh/m³.<br />

3.3 Chemikalienreduktion<br />

durch mechanische Membranreinigung (MCP)<br />

Um den Nachteilen der regelmäßigen chemischen Reinigungen<br />

entgegenzuwirken, wurde ein Verfahren zur mechanischen Reinigung<br />

(Mechanical Cleaning Process � MCP) entwickelt. In<br />

diesem Verfahren werden Kunststoffgranulate dem belebten<br />

Schlamm zugegeben, die im Becken zirkulieren <strong>und</strong> über die<br />

Crossflow-induzierte Aufströmung in den Modulen eine Wirbelschicht<br />

ausbilden [24–26]. Das Granulat tritt zwischen den<br />

Membranplatten mit der filtrationsbedingt ausgebildeten Deckschicht<br />

aus Schlammpartikeln in Wechselwirkung (Abbildung<br />

3). Dabei löst die Impulsenergie der einzelnen Granulatpartikel<br />

Teile der Deckschicht von der Membran ab. Dieser Effekt<br />

verstärkt so nachhaltig die Reinigung aus der Membranüberströmung<br />

durch den Crossflow. Neben der Minimierung des<br />

Membranfoulings wird auf diese Weise zudem der kritische<br />

Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

MCP (Straße#2)<br />

Referenz (Straße#1)<br />

Zwischenreinigung Referenz<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Abb. 4: Versuchsphase I: Parallelbetrieb mit <strong>und</strong> ohne Granulatzugabe<br />

Fluss, also der spezifische Fluss, bei dem die Deckschicht nicht<br />

mehr durch den normalen Crossflow resuspendiert werden<br />

kann, deutlich erhöht. Weiterführende Erläuterungen zur Problematik<br />

des kritischen Flusses sind [28] zu entnehmen. In einem<br />

zweijährigen Pilotversuch wurde untersucht, inwieweit eine<br />

Deckschichtbildung durch die mechanische Reinigung minimiert<br />

werden kann. Das Verfahren wurde in einer Versuchsanlage<br />

der Microdyn-Nadir GmbH erprobt.<br />

Versuchsanlage zur Erprobung der mechanischen Reinigung<br />

Die Versuchsanlage (Belebungsvolumen 3,0 m³) besteht aus<br />

zwei parallel angeordneten Filterkammern (je 0,33 m³), einem<br />

Nitrifikationsbecken <strong>und</strong> einem Denitrifikationsbecken. Die<br />

Versuchsanlage wurde mit getauchten Flachmembranen (PES)<br />

BIO-CEL ® der Firma Microdyn-Nadir mit einer effektiven Fläche<br />

von jeweils 10 m² ausgestattet. Die Trenngrenze der Membran<br />

wird mit nominal 150 kDa angegeben. Dies entspricht in<br />

etwa einem Porendurchmesser von 0,04 μm. Es wurden zwei<br />

Module parallel mit gleichen Zeitzyklen (Filtration 8,5 min, Relaxation/Rückspülen/Relaxation<br />

jeweils 0,5 min) betrieben,<br />

wobei ein Modul ohne <strong>und</strong> ein Modul mit der mechanischen<br />

Reinigung (MCP) betrieben wurde.<br />

Die Untersuchungen wurden über einen Zeitraum von zwei<br />

Jahren mit synthetischem <strong>Abwasser</strong> durchgeführt. Straße 1<br />

<strong>und</strong> 2 wurden mit identischem belebtem Schlamm aus der Belebungsstufe<br />

mit einer TS-Konzentration von ca. 10 g/L <strong>und</strong><br />

mit einem Schlammalter von über 50 Tagen betrieben.<br />

Straße 1 fungierte als Referenzstraße. In die Filtrationskammer<br />

der Straße 2 wurden Granulate mit einer Konzentration<br />

von 4 kg/m³ zugegeben, um die Foulingschicht kontinuierlich<br />

abzulösen. Die Granulate wurden abgesiebt <strong>und</strong> verbleiben<br />

ausschließlich in der Filtrationskammer. Im Ablauf der Straße<br />

2 wurde eine Trübungsmesssonde installiert, um den Membranzustand<br />

kontinuierlich zu überwachen.<br />

Analysen<br />

Während des Versuchszeitraums wurden die Ablaufqualität<br />

(Trübung, CSB), die Betriebsbedingungen (O 2, Temperatur, TS,<br />

pH-Wert) sowie Fluss <strong>und</strong> Transmembrandruck (TMP) messtechnisch<br />

online erfasst <strong>und</strong> registriert. Anhand des TMP <strong>und</strong><br />

des Flusses wurde die Permeabilität berechnet <strong>und</strong> für die Beurteilung<br />

des aktuellen Membranzustands verwendet.<br />

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Permeabilität [%]<br />

140%<br />

120%<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

Betriebstage


Fachbeiträge<br />

Aus der Versuchsanlage wurden nach 18 <strong>und</strong> nach 24 Monaten<br />

Betrieb einzelne Membrantaschen ausgebaut <strong>und</strong> analysiert.<br />

An den ausgebauten Membranen wurden zum einen<br />

Rückhaltsmessungen durchgeführt (Integritätstest), um festzustellen,<br />

ob der Rückhalt an einer Testsubstanz sich im Vergleich<br />

zu der neuen Membran verändert hat. Des Weiteren wurden<br />

Aufnahmen mit einem Raster-Elektronenmikroskop (REM)<br />

durchgeführt, um die Oberfläche der Membranen visuell auf<br />

Beschädigungen begutachten zu können.<br />

4 Ergebnisse aus der Versuchsanlage<br />

4.1 Betriebsergebnisse<br />

Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Die Granulatstraße (MCP Straße#2) wurde parallel zur Referenzstraße<br />

(Straße#1) betrieben. In den ersten drei Monaten<br />

der Versuche wurden beide Straßen bei gleichem Fluss von<br />

14 L/(m 2 � h) <strong>und</strong> TS-Gehalt von ca. 10 g/L betrieben (Versuchsphase<br />

I). Die Permeabilität der mit Granulaten betriebenen<br />

Straße blieb während dieser dreimonatigen Phase I annähernd<br />

konstant im Bereich von 100 bis 120 % der Anfangspermeabilität<br />

[Anfangswert entspricht etwa 320 L/<br />

(m 2 � h � bar)] (Abbildung 4). Hingegen zeigt die Referenzstraße<br />

einen deutlichen Permeabilitätsrückgang von der Anfangspermeabilität<br />

(100 %) auf ca. 40 % während dieser ersten<br />

Versuchsphase. Ab diesem Zustand war die Permeabilität<br />

der Referenzstraße nur noch durch chemische Zwischenreinigungen<br />

(Rückspülung mit NaOCl für 5 min) aufrecht zu halten.<br />

Nach der etwa dreimonatigen ersten Versuchsphase wurde<br />

der Membranfluss der Granulatstraße auf bis zu 40 L/(m² � h)<br />

erhöht. Bis auf den höheren Fluss wurden beide Straßen weiterhin<br />

parallel mit ansonsten identischen Einstellungen betrieben.<br />

Bis zu einem Fluss von 35 L/(m 2 � h) in der Granulatstraße<br />

blieb die Permeabilität konstant bei ca. 300 L/<br />

(m² � h � bar). Erst bei einem Fluss von ≥ 40 L/(m 2 � h)<br />

wurde eine Permeabilitätsabnahme auf ca. 200 L/<br />

(m² � h � bar) beobachtet. Dieser Rückgang ist durch eine<br />

Konzentrationspolarisation an der Membrane zu erklären. Im<br />

weiteren Verlauf des Betriebs konnte die Anfangspermeabilität,<br />

wahrscheinlich aufgr<strong>und</strong> des Auftretens von irreversiblem<br />

Fouling, auch bei Reduzierung des Flusses nicht mehr erreicht<br />

werden.<br />

Das Membranmodul der Granulatstraße wurde über den<br />

kompletten zweijährigen Versuchszeitraum chemisch nicht gereinigt.<br />

Insgesamt blieb die Permeabilität auf hohem Niveau<br />

bei einem Membranfluss von durchschnittlich 19,8 L/(m² � h)<br />

(24 h Dauerbetrieb ohne Unterbrechungen).<br />

Die Referenzstraße (ohne den Einsatz von Granulaten) hingegen<br />

zeigte eine deutliche Abnahme der Permeabilität <strong>und</strong><br />

wurde mit chemischen Zwischenreinigungen betrieben. Trotz<br />

der chemischen Reinigungen konnte das hohe Durchsatzniveau<br />

der Straße mit den Granulaten nicht erzielt werden. Der durchschnittliche<br />

Membranfluss der Referenzstraße betrug 16,6 L/<br />

(m² � h). In der Straße, in denen die Granulate für die physikalische<br />

Reinigung eingesetzt wurden, konnte in diesem Versuchszeitraum<br />

der hydraulische Durchsatz um etwa 20 % im<br />

Vergleich zur Referenzstraße (chemische Reinigung) gesteigert<br />

werden. Tabelle 2 fasst die Ergebnisse des Versuchs zusammen.<br />

Der Einsatz von Granulatzugaben zum belebten Schlamm<br />

hat insgesamt positive Effekte auf den Anlagenbetrieb, da bei<br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />

833


834 Fachbeiträge<br />

Parameter Referenzstraße #1 Granulatstraße #2<br />

Betriebstage 700 700<br />

Gesamtdurchfluss<br />

2262 m³ 2700 m³<br />

Differenz 438 m³ (� 19 %)<br />

Peak-Fluss 25 L/(m² � h) 40 L/(m² � h)<br />

durchschnittlicher<br />

Fluss<br />

16,6 L/(m² � h) 19,8 L/(m² � h)<br />

Tabelle 2: Zusammenfassung der Versuchsergebnisse<br />

gleicher Ablaufqualität weniger Reinigungen durchzuführen<br />

<strong>und</strong> höhere Flussleistungen realisierbar sind. Im Vergleich zu einer<br />

parallel betriebenen Referenzanlage konnte eine Steigerung<br />

des Flusses um etwa 20 %, bezogen auf den Durchschnittsfluss,<br />

erzielt werden. Insbesondere die Steigerung des maximalen<br />

Durchflusses (peak flow) auf 40 L/(m² � h) führt dazu, dass die<br />

Membranfläche insgesamt deutlich kleiner bemessen werden<br />

kann. Dadurch sind Energieeinsparungen möglich, da insgesamt<br />

weniger Membranfläche überströmt werden muss.<br />

Die Granulate zeigen keinerlei Beeinflussung auf Funktion<br />

der Membranen, die durch die Trennwirkung der Membran<br />

von belebtem Schlamm <strong>und</strong> gereinigtem <strong>Abwasser</strong> vorgegeben<br />

ist.<br />

Im Sinne einer Nachhaltigkeit können mit dieser Verfahrenstechnik<br />

sowohl die Umwelt geschont werden (keine/weniger<br />

Chemikalien <strong>und</strong> keine Chemikaliennebenprodukte, zum<br />

Beispiel AOX) als auch Kosten reduziert werden, da sich die<br />

Kosten für Membranreinigungen verringern. Zudem können<br />

die Membranmodule hydraulisch deutlich höher beansprucht<br />

werden, sodass aufgr<strong>und</strong> des höheren Betriebsflusses einerseits<br />

erhebliche Energieeinsparungen realisiert werden können <strong>und</strong><br />

andererseits Investitionskosten reduziert werden.<br />

4.2 Untersuchungen der Membranen<br />

Nach einem Versuchszeitraum von etwa 18 Monaten wurde eine<br />

Membrantasche aus dem mit Granulaten betriebenen Membranmodul<br />

ausgebaut <strong>und</strong> gegen eine neue Tasche ersetzt.<br />

Nach etwa 24 Monaten Betrieb wurde eine weitere Membrantasche<br />

ausgebaut. Die gebrauchten Membrantaschen wurden<br />

hinsichtlich ihres Rückhalts an einer Testsubstanz überprüft.<br />

Neue Membranen weisen einen Rückhalt von mehr als 90 %<br />

der Testsubstanz auf. Die ausgebauten Membranen wiesen<br />

Testsubstanz-Rückhalte von etwa 94 % (nach 18 Monaten Betrieb)<br />

bzw. 90 % (nach 24 Monaten Betrieb) auf. Dies bedeutet,<br />

dass sich der Rückhalt von der eingesetzten Testsubstanz<br />

durch den Betrieb mit Granulaten nicht signifikant ändert. Es<br />

ist zu beachten, dass jeweils nur kleine Membranstücke mit einer<br />

Oberfläche von etwa 42 cm² untersucht werden können<br />

(Rührzellentest). Diese Rückhaltsmessungen deuten darauf<br />

hin, dass sich die Membranporen gegenüber neuen Membranen<br />

nicht verändern.<br />

An den gebrauchten Membranen wurden zudem REM-<br />

Analysen zur visuellen Beurteilung der Membranoberfläche<br />

durchgeführt (Abbildung 5). Anhand der REM-Aufnahmen lassen<br />

sich in einigen Bereichen keine Veränderungen der Membranoberfläche<br />

nachweisen (Abbildung 5, links), in anderen<br />

Bereichen sind Gebrauchsspuren an der Membranoberfläche<br />

zu beobachten (Abbildung 5, rechts). Diese Spuren wurden je-<br />

Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Abb. 5: REM-Aufnahmen (l.: keine Gebrauchsspuren, r.: Gebrauchsspuren)<br />

doch auch bei der Referenzstraße beobachtet <strong>und</strong> lassen sich<br />

nicht mit der Reinigung mit Granulaten erklären.<br />

Insgesamt können anhand der REM-Analyse die Ergebnisse<br />

des Betriebs (keine Veränderung der Permeatqualität) <strong>und</strong> der<br />

Rückhaltsmessungen (keine Veränderungen) bestätigt <strong>und</strong> nur<br />

unwesentliche Veränderungen durch die mechanische Reinigung<br />

beobachtet werden.<br />

5 Vision eines<br />

ressourcenschonenden MBR-Betriebs<br />

Mit den zuvor beschriebenen Optimierungen zum Betrieb von<br />

Membranbelebungsanlagen können MBR-Anlagen in Zukunft<br />

mit einem Energiebedarf, der konventionellen Belebungsanlagen<br />

entspricht, betrieben werden.<br />

1. Erhöhung des Betriebsflusses auf 25 L/(m² � h)<br />

Durch das mechanischer Reinigungsverfahren kann der Betriebsfluss<br />

auf 25 L/(m² � h) bis zu 30 L/(m² � h) gesteigert<br />

werden. Das bedeutet, dass die Anlage ausschließlich<br />

in zwei Flussbereichen betrieben wird:<br />

F 1: 25 bis 30 L/(m² � h) (geregelt über den Füllstand des<br />

Belebungsbeckens) für Trockenwetter<br />

F 2: 40 L/(m² � h) für Regenwetter<br />

Wenn der Füllstand einen gewissen Wert (Setpoint) unterschreitet,<br />

schaltet die Anlage in den Stand-by-Zustand – die<br />

Filtration <strong>und</strong> die Crossflow-Belüftung sind inaktiv.<br />

2. Integration der Membranmodule direkt in die<br />

Belebungsbecken<br />

Durch die neue mechanische Reinigung ist eine Intensivreinigung<br />

der Membranmodule nach heutiger Kenntnis nicht<br />

erforderlich. Daher entfällt der Vorteil der Anordnung im<br />

Filtrationsbecken, <strong>und</strong> die Module können energiesparend<br />

in die Belebungsstufe integriert werden. Dadurch wird der<br />

Sauerstoffeintrag der Crossflow-Gebläse für den biologischen<br />

Abbau der Inhaltsstoffe voll ausgenutzt.<br />

3. Einsatz der neu-entwickelten mechanischen Reinigung<br />

(MCP)<br />

Mit dem MCP-Verfahren können die Membranflüsse signifikant<br />

gesteigert werden <strong>und</strong> führen zu den oben genannten<br />

Optimierungen. Zudem werden ehebliche Mengen an Chemikalien<br />

eingespart, da die Membranreinigung mechanisch<br />

durchgeführt wird.<br />

Auf Gr<strong>und</strong>lage der Optimierungen lässt sich der Energiebedarf<br />

für die Crossflow-Belüftung wie folgt berechnen:<br />

� � ��� ��<br />

�� ��<br />

� ���� � ����<br />

�� �� �� � �� �� �� ��<br />

� ���<br />

�� �� KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


Fachbeiträge<br />

Feinsieb<br />

Hebewerk<br />

0,003 kWh/m³<br />

0,012 kWh/m³ Sandfang<br />

0,007 kWh/m³<br />

Rechen<br />

0,0015 kWh/m³<br />

Rechen, Sieb - <strong>und</strong><br />

Sandfanggut<br />

Vorbehandlung<br />

0,024 kWh/m³<br />

Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Belebungsbecken Filtration<br />

0,21 kWh/m³ 0,26 kWh/m³<br />

DN<br />

iRZ 0,016 kWh/m³<br />

<strong>Infrastruktur</strong>: 0,022 kWh/m³<br />

0,54 kWh/m³<br />

Abb. 6: Energieoptimierter MBR-Prozess<br />

N<br />

Belebung<br />

0,23 kWh/m³<br />

ÜSS<br />

0,0004 kWh/m³<br />

Filtration<br />

0,26 kWh/m³<br />

Mit:<br />

5,4 Wh/(m³ � m) theoretischer Energiebedarf zum Einblasen<br />

von Luft (nach [27])<br />

3,5 m Einblastiefe der BIO-CEL ® -Membranmodule<br />

0,35 m³/(m² � h) spezifischer Luftbedarf der BIO-CEL ® -<br />

Membranmodule<br />

40 (m² � h)/m³ Kehrwert des Durchschnittsflusses von 25<br />

L/(m² � h)<br />

[Bei einem Betriebsfluss von 30 L/(m² � h)<br />

ergibt sich ein Energiebedarf von etwa 220<br />

Wh/m³.].<br />

In Abbildung 6 ist der Energiebedarf eines optimierten MBR-<br />

Prozesses mit einem Betriebsfluss von 25 L/(m² � h) dargestellt.<br />

Mit diesen Optimierungen wäre es möglich, zukünftig<br />

MBR-Anlagen im Bereich von 0,5 kWh/m³ zu betreiben.<br />

Der Chemikalienbedarf dieser Verfahrenstechnik lässt sich<br />

zum derzeitigen Kenntnisstand nur schwer einschätzten. In der<br />

Versuchsanlage konnte ein zweijähriger Betrieb ohne Chemikalienzugabe<br />

zur Reinigung aufrecht erhalten werden. Ob sich<br />

dies unter realen Bedingungen ebenso erweisen wird, kann<br />

letztendlich nur durch großtechnische Versuche bestätigt werden.<br />

Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die Intensivreinigungen<br />

komplett entfallen können. Die Zwischenreinigungen<br />

sollten zunächst in reduzierter Form aufrechterhalten werden,<br />

da hierdurch neben der Permeatseite der Membrane auch die<br />

Rohrleitungen von Zeit zu Zeit desinfiziert werden. Somit wird<br />

einer Rückverkeimung von der Permeatseite vorgebeugt. Wird<br />

eine monatliche präventive Zwischenreinigung angewendet,<br />

reduziert sich der Chemikalienbedarf von etwa 0,3 L/(m² � a)<br />

um etwa 50 % auf 0,15 L/(m² � a).<br />

Das entwickelte Verfahren wird derzeit unter realen Bedingungen<br />

(kommunales <strong>Abwasser</strong>) im Rahmen eines von der<br />

Deutsches B<strong>und</strong>esstiftung Umwelt geförderten Projekts in Kooperation<br />

der Microdyn-Nadir GmbH mit der Hochschule Osnabrück<br />

(Prof. Frank P. Helmus <strong>und</strong> Prof. Sandra Rosenberger)<br />

optimiert. Kontakt zu diesem Projekt ist Herr Bareth (E-Mail:<br />

A.Bareth@microdyn-nadir.de).<br />

Dank<br />

Die Autoren bedanken sich bei der Willy-Hager-Stiftung <strong>und</strong><br />

der TU Darmstadt (Fachgebiet <strong>Abwasser</strong>technik, Prof. Peter<br />

Cornel). In einem gemeinsamen Projekt wurden wesentliche<br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />

835


836 Fachbeiträge<br />

Erkenntnisse über die MCP-Technologie gemeinsam entwickelt.<br />

Des Weiteren bedanken sich die Autoren bei der Arbeitsgemeinschaft<br />

industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von<br />

Guericke“ e. V. (AiF; ProInno II-Projekt des B<strong>und</strong>esministeriums<br />

für Bildung <strong>und</strong> Forschung) <strong>und</strong> der Hochschule Osnabrück<br />

(Prof. Frank P. Helmus) für die gr<strong>und</strong>legenden Untersuchungen.<br />

Literatur<br />

[1] Bouhabila, E. H., Ben Aim, R., Buisson, H.: Fouling characterisation<br />

in membrane bioreactors, Sep. Purif. Technol. 2000, 22/23, 123–<br />

132<br />

[2] Cicek, N., Suidan, M. T., Ginestet, P., Audic, J. M.: Impact of soluble<br />

organic compo<strong>und</strong>s on permeate flux in an aerobic membrane bioreactor,<br />

Environ. Technol. 2003, 24 (2), 249–256<br />

[3] Drews, A., Vocks, M., Iversen, V., Lesjean, B., Kraume, M.: Influence<br />

of unsteady membrane bioreactor operation on EPS formation and<br />

filtration resistance, Desalination 2006, 192 (1–3), 1–9, Vortrag auf<br />

dem International Congress on Membranes and Membrane Processes<br />

(ICOM 2005, Seoul)<br />

[4] Rosenberger, S., Laabs, C., Lesjean, B., Gnirss, R., Amy, G., Jekel,<br />

M., Schrotter, J.-C.: Impact of colloidal and soluble organic material<br />

on membrane performance in membrane bioreactors for municipal<br />

wastewater treatment, Water Res. 2006, 40 (4), 710–720<br />

[5] Krause, S.: Untersuchungen zum Energiebedarf von Membranbelebungsanlagen,<br />

Verein zur Förderung des Institutes WAR der Technischen<br />

Universität Darmstadt, Band 166, Dissertation, Darmstadt,<br />

2005<br />

[6] Janot, A., Drensla, K., Engelhardt, N.: Energieeinsparung bei Membranbelebungsanlagen<br />

durch ein wirtschaftliches Steuerungssystem,<br />

Vortrag, 8. Aachener Tagung Wasser <strong>und</strong> Membranen,<br />

Tagungsband, Aachen, 2009<br />

[7] Verrecht, B., Judd, S., Guglielmi, G., Brepols, C., Mulder, J. W.: An<br />

aeration energy model for an immersed membrane bioreactor,<br />

Water Res. 2008, 42 (19), 4761–4770<br />

[8] Ministerium für Umwelt, Raumordnung <strong>und</strong> Landwirtschaft des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Energie in Kläranlagen, Handbuch,<br />

Düsseldorf, 1999<br />

[9] Lindner, M., Klegraf, F.: Kläranlage BeiXiaoHe – Design <strong>und</strong> Betrieb<br />

eines der größten Membran-Bioraktoren, Vortrag, 8. Aachener Tagung<br />

Wasser <strong>und</strong> Membranen, Tagungsband, Aachen, 2009<br />

[10] Kanai, M., Churchouse, S., Renvoise, L., Warren, S., Weber, M. Ferre,<br />

V.: Energy saving operation of full-scale municipal MBR wastewater<br />

treatment plants, Vortrag, 8. Aachener Tagung Wasser <strong>und</strong> Membranen,<br />

Tagungsband, Aachen, 2009<br />

[11] Wedi, D., Wild, W., Schade, M., Bleisteiner, S.: Vierjähriger Betrieb<br />

der Membranbelebungsanlage Monheim, Vortrag, 7. Aachener Tagung<br />

Wasser <strong>und</strong> Membranen, Tagungsband, Aachen, 2007<br />

[12] Stein, S., Meyer, J., Ritter, K.: Siebenjährige Betriebserfahrungen mit<br />

Membranbelebungsanlagen – Stand der Optimierungsmaßnahmen,<br />

Vortrag, 7. Aachener Tagung Wasser <strong>und</strong> Membranen, Tagungsband,<br />

Aachen, 2007<br />

[13] Wedi, D., Kexel, S., Resch, H.: Betriebserfahrungen der Kläranlage<br />

Monheim <strong>und</strong> Auswirkungen der Reinigungsleistung auf das Gewässer,<br />

5. Aachener Tagung Siedlungswasserwirtschaft <strong>und</strong> Verfahrenstechnik,<br />

Tagungsband, Aachen, 2003<br />

[14] Engelhardt, N., Janot, A., Drensla, K., Gröning, N.: Die Membranbelebungsanlage<br />

GKW Nordkanal – Betriebsergebnisse mit neuer mechanischer<br />

Vorreinigung, Vortrag, 7. Aachener Tagung Wasser <strong>und</strong><br />

Membranen, Tagungsband, Aachen, 2007<br />

[15] Membranbelebungsverfahren, Merkblatt DWA-M 227 (in Vorbereitung<br />

Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

[16] Itokawa, H., Thiemig, C., Pinnekamp, J.: Design and Operating Experiences<br />

of Municipal MBR in Europe, Water Sci. Technol. 2008, 58<br />

(12), 2319–2327<br />

[17] Seyfried, A.: Bemessung von Membranbioreaktoren kommunaler<br />

Kläranlagen, Schriftenreihe „Gewässerschutz Wasser <strong>Abwasser</strong>“<br />

der RWTH Aachen, Band 188, 27/1, Aachen, 2002<br />

[18] Pinnekamp, J., Friedrich, H. (Hrsg.): Membrantechnik für die <strong>Abwasser</strong>reinigung,<br />

FiW Verlag, Aachen, 2006<br />

[19] Alt, K., Wedi, D.: Bemessung, Konstruktion <strong>und</strong> Ausschreibung kommunaler<br />

Membranbelebungsanlagen, Vortrag, 7. Aachener Tagung<br />

Wasser <strong>und</strong> Membranen, Tagungsband, Aachen, 2007<br />

[20] Thiemig, C., Pinnekamp, J., Schubert, M., Faber, M.: Modeling of a<br />

Membrane Bioreactor using Bayesian Probabilistic Networks, Proceedings,<br />

IWA Regional Conference for Membrane Technologies in<br />

Water and Wastewater Treatment, Moskau, 2008<br />

[21] Thiemig, C., Pinnekamp, J., Kuehn, W., Bruess, U., Schaepers, D.:<br />

Development of design criteria for municipal membrane bioreactors<br />

by a detailed evaluation of critical load situations, Proceedings, IWA<br />

Conference Design and Operation of Membrane Plants for Water,<br />

Wastewater and Industrial Water, Amsterdam, 2008<br />

[22] Thiemig, C., Pinnekamp, J.: Stickstoff-Stoßbelastungen bei kommunalen<br />

MBR – ein Praxisbeispiel, Vortrag, 8. Aachener Tagung Wasser<br />

<strong>und</strong> Membranen, Tagungsband, Aachen, 2009<br />

[23] Niemann, K., Thiemig, C.: Betriebsoptimierung des kommunalen<br />

Membranbioreaktors Eitorf, Vortrag, 8. Aachener Tagung Wasser<br />

<strong>und</strong> Membranen, Tagungsband, Aachen, 2009<br />

[24] Krause, S., Tournier, R., Cornel, P., Siembida, B.: Granulate-driven<br />

Fouling Control in a Submerged Membrane Module for MBR application,<br />

Proceedings IWA World Water Congress and Exhibition,<br />

Wien, 2008<br />

[25] Helmus, F.-P., Krause, S., Meyer-Blumenroth, U., Schirmbeck, M.:<br />

Untersuchungen zum Einsatz der Wirbelschicht in der biologischen<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung mit Membranbelebungsverfahren, Vortrag, 8.<br />

Aachener Tagung Wasser <strong>und</strong> Membranen, Tagungsband, Aachen,<br />

2009<br />

[26] Siembida, B., Cornel, P., Krause, S., Zimmermann, B.: Effect of mechjanical<br />

cleaning with granular material on the permeability of<br />

submerged membranes in the MBR process; Water Research Volume<br />

44, Issue 14, Issue 14, Juli 2010, ISSN 0043-1354<br />

[27] Pöpel, H. J.: Gr<strong>und</strong>lagen zur Optimierung der Belüftung <strong>und</strong> Energieeinsparung,<br />

Verein zur Förderung des Institutes WAR der Technischen<br />

Universität Darmstadt, Band 23, Darmstadt, 1985, 5–31<br />

[28] Thiemig, C.: Die Bedeutung der Filtrationseigenschaften von belebten<br />

Schlämmen beim Betrieb von Membranbioreaktoren, Gesellschaft<br />

zur Förderung der Siedlungswasserwirtschaft an der RWTH<br />

Aachen, Band 226, Dissertation, Aachen, 2011<br />

Autoren<br />

Prof. Dr.-Ing. Stefan Krause<br />

Hochschule Darmstadt<br />

Fachbereich Bauingenieurwesen<br />

Schöfferstraße 3, 64295 Darmstadt<br />

Barbara Zimmermann, M. Sc.<br />

Dr.-Ing. Christoph Thiemig<br />

Microdyn-Nadir GmbH<br />

Rheingaustraße 190–196<br />

65203 Wiesbaden<br />

E-Mail: stefan.krause@h-da.de A<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


838 Fachbeiträge<br />

Zusammenfassung<br />

Im Rahmen eines Forschungsvorhabens wurden Untersuchungen<br />

im Labormaßstab durchgeführt, um die Eliminierungsraten gefährlicher<br />

Stoffe in kommunalen <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />

zu ermitteln. Gr<strong>und</strong>lage der Methodik waren Belebtschlamm-Simulationstests<br />

in Laborkläranlagen in Anlehnung an DIN EN<br />

ISO 11733 („Wasserbeschaffenheit – Bestimmung der Elimination<br />

<strong>und</strong> der biologischen Abbaubarkeit organischer Verbindungen<br />

in einem wässrigen Medium – Belebtschlamm-Simulationstest“<br />

(Stand August/November 2004). Das Untersuchungsprogramm<br />

bestand aus Teilversuchen mit parallelem Betrieb einer<br />

Labor kläranlage mit Nachklärstufe (Modell für konventionelle<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen) <strong>und</strong> einer Laborkläranlage mit<br />

vorgeschalteter Denitrifikation (Modell für weitergehende <strong>Abwasser</strong>behandlung).<br />

Schlagwörter: <strong>Abwasser</strong>reinigung, kommunal, Spurenstoff, anthropogen,<br />

Elimination, Laborversuch, belebter Schlamm, Belebungsverfahren<br />

DOI: 10.3242/kae2011.09.003<br />

Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Untersuchungen zu Vorkommen,<br />

Quellen <strong>und</strong> Eliminationsmöglichkeiten<br />

bestimmter gefährlicher Stoffe in<br />

kommunalen <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />

in Sachsen<br />

Petra Schneider, Nicole Gottschalk (Chemnitz), Thomas Günther, Daniel Zänder (Jena) <strong>und</strong><br />

Uwe Engelmann (Dresden)<br />

1 Veranlassung<br />

Untersuchungen zur Umsetzung der Sächsischen Gewässerverschmutzungsverringerungsverordnung<br />

(SächsGewVVO) [1]<br />

<strong>und</strong> der Sächsischen Wasserrahmenrichtlinienverordnung<br />

(SächsWRRLVO) [2] ermittelten gefährliche Stoffe, die im Ablauf<br />

kommunaler <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen in Sachsen<br />

vorkommen <strong>und</strong> die Qualität der Gewässer potenziell beeinträchtigen.<br />

Zur Planung künftiger Maßnahmen des Gewässerschutzes<br />

werden Kenntnisse der Herkunft <strong>und</strong> der Reduzierungspotenziale<br />

für diese gefährlichen Stoffe benötigt. Hierfür<br />

wurden im Rahmen einer Studie, die im Auftrag des Sächsischen<br />

Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong> Geologie<br />

erarbeitet wurde [3], folgende Schwerpunkte behandelt:<br />

Abstract<br />

Studies on the Presence, Sources, and Removal<br />

Potential of Certain Hazardous Substances in<br />

Municipal Wastewater Treatment Plants in Saxony<br />

Within the framework of a research project, laboratory-scale<br />

tests were carried out to study removal rates of hazardous substances<br />

in municipal wastewater treatment plants. The method<br />

was based on activated sludge simulation tests in laboratoryscale<br />

wastewater treatment plants according to DIN EN ISO<br />

11733 (“Water Quality – Determination of the elimination and<br />

biodegradability of organic compo<strong>und</strong>s in an aqueous medium<br />

– Activated sludge simulation test”) as of August/November<br />

2004. The test programme consisted of partial tests covering the<br />

parallel operation of a laboratory-scale wastewater treatment<br />

plant with a secondary stage (model for conventional wastewater<br />

treatment plants) and a laboratory-scale wastewater treatment<br />

plant with an upstream denitrification stage (model for<br />

advanced wastewater treatment).<br />

Key words: wastewater treatment, municipal, trace element, anthropogenic,<br />

removal, laboratory test, activated sludge, aeration process<br />

● Herkunfts- <strong>und</strong> Eliminationsstudie für 61 gefährliche Stoffe,<br />

● Entwicklung einer Methodik, mit der die Eliminierungsrate<br />

für bestimmte gefährliche Stoffe im Rahmen der biologischen<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung experimentell ermittelt werden<br />

kann (die Labormethode wurde beispielhaft anhand des<br />

Stoffs Nonylphenol verifiziert <strong>und</strong> das Eliminationsverhalten<br />

bei der biologischen <strong>Abwasser</strong>behandlung (ohne <strong>und</strong><br />

mit weitergehender Behandlung) experimentell bestimmt),<br />

● Anwendung der entwickelten Methodik zur Eliminierungsratenbestimmung<br />

auf folgende Stoffgruppen: Nonylphenole,<br />

Nonylphenolethoxylate, hormonaktive Stoffe, Phthalate,<br />

bromierte Diphenylether, Phenoxycarbonsäuren, leicht-<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


Fachbeiträge<br />

flüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe (LHKW), Cyanide<br />

<strong>und</strong> Zinnorganika.<br />

Im Rahmen der Laborversuche wurden mit einer Methodik in<br />

Anlehnung an Belebtschlamm-Simulationstests in Laborkläranlagen<br />

gemäß DIN EN ISO 11733 [4] Eliminationsversuche bezüglich<br />

gefährlicher Stoffe während der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

durchgeführt. Besonderes Augenmerk wurde darauf gerichtet,<br />

Bedingungen im Labor zu simulieren, die den Verbleib von gefährlichen<br />

Stoffen während der Zweit- <strong>und</strong> der weitergehenden<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung wiederspiegeln. Die entwickelte Methodik<br />

ermöglicht eine Simulation von kommunalen <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />

mit mechanisch-biologischer <strong>und</strong> weiterführender<br />

Behandlung. Sie erlaubt es außerdem, den Anteil<br />

von biologischen Abbauprozessen einzuschätzen <strong>und</strong> das Eliminierungsverhalten<br />

von einstufigen Anlagen mit biologischer<br />

Gr<strong>und</strong>reinigung <strong>und</strong> von zweistufigen Anlagen mit weitergehender<br />

Behandlung (Stickstoffeliminierung) zu unterscheiden.<br />

2 Gefährliche Stoffe im Kontext<br />

der EG-Wasserrahmenrichtlinie<br />

Der mit der EG-Wasserrahmenrichtlinie (Richtlinie 2000/60/<br />

EG; EG-WRRL) angestrebte gute Zustand der Oberflächen-,<br />

Gr<strong>und</strong>-, Mündungs- <strong>und</strong> Küstengewässer vereinigt den guten<br />

ökologischen <strong>und</strong> den guten chemischen Zustand. Erstgenann-<br />

Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung 839<br />

ter basiert auf biologischen Merkmalen, die durch hydromorphologische<br />

<strong>und</strong> physikochemische Kenngrößen unterstützt<br />

werden. Der gute chemische Zustand leitet sich anhand der Europäischen<br />

Umweltqualitätsstandards (EQS) für Gewässer ab.<br />

In der Richtlinie 2008/105/EG des Europäischen Parlaments<br />

<strong>und</strong> des Rates vom 16. Dezember 2008 über Umweltqualitätsnormen<br />

im Bereich der Wasserpolitik wurden im Anhang I solche<br />

Umweltqualitätsnormen für prioritäre Stoffe <strong>und</strong> bestimmte<br />

andere Schadstoffe festgelegt.<br />

In der EG-WRRL werden „gefährliche Stoffe“ als Stoffe oder<br />

Gruppen von Stoffen definiert, die persistent, bioakkumulierbar<br />

<strong>und</strong> toxisch sind, <strong>und</strong> sonstige Stoffe oder Gruppen von<br />

Stoffen in diese Definition einbezogen, die in ähnlichem Maß<br />

Anlass zu Besorgnis geben. Als „prioritäre Stoffe“ werden von<br />

der EU-Kommission Stoffe benannt, die ein erhebliches Risiko<br />

für die aquatische Umwelt darstellen. In Sachsen sind 2005 für<br />

viele gefährliche Stoffe Qualitätsnormen in der SächsWRRLVO<br />

festgeschrieben worden.<br />

Im Rahmen von Untersuchungen zur Umsetzung der Sächs-<br />

GewVVO <strong>und</strong> der SächsWRRLVO wurden auch gefährliche<br />

Stoffe ermittelt, die im Ablauf kommunaler <strong>und</strong> industrieller<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen in Sachsen vorkommen. <strong>Abwasser</strong>emissionen<br />

können sowohl aus kommunalen <strong>und</strong> industriell-gewerblichen<br />

Punktquellen als auch aus nicht genau lokalisierbaren,<br />

diffusen Quellen, sogenannten „urbanen Flächen“,<br />

stammen (vgl. [5]). Fast alle in Sachsen betriebenen Kläranla-<br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9


840 Fachbeiträge<br />

Gruppen ge fährlicher<br />

Stoffe<br />

gen gehören den Kläranlagenkategorien 1 oder 2 an [6]. Entweder<br />

erfolgt in ihnen die gezielte Kohlenstoffeliminierung<br />

durch eine mechanisch-biologische Gr<strong>und</strong>reinigung der Abwässer<br />

(Kategorie 1) oder in den Anlagen wird neben dem<br />

Kohlenstoffabbau auch eine gezielte Stickstoff- <strong>und</strong>/oder Phosphorelimination<br />

betrieben (weitergehende <strong>Abwasser</strong>reinigung,<br />

Kategorie 2). Bisher fehlen für viele der gefährlichen Stoffe<br />

Kenntnisse zur Eliminierbarkeit, die als Gr<strong>und</strong>lage für Maßnahmen<br />

zur Verbesserung der Reinigungsleistung der Anlagen<br />

verwendet werden können. Für die Untersuchungen wurden<br />

die in der Tabelle 1 aufgeführten Stoffe ausgewählt.<br />

3 Methodisches Konzept <strong>und</strong> Versuchsdurchführung<br />

der Eliminationsratenbestimmung<br />

3.1 Methodisches Konzept<br />

für die Untersuchungen<br />

ausgewählte Vertreter<br />

Nonylphenole 4-Nonylphenol<br />

Isononylphenol<br />

Nonylphenolethoxylate<br />

Nonylphenolmonoethoxylat<br />

Nonylphenoldiethoxylat<br />

hormonaktive Stoffe Bisphenol A<br />

Estron<br />

17�-Estradiol<br />

17�-Ethinylestradiol<br />

Phthalate DEHP [Di-(2-ethylhexyl)-phthalat]<br />

bromierte<br />

Diphenylether<br />

Phenoxycarbonsäuren<br />

2,2',4,4',5-Penta-BDE<br />

(Pentabromdiphenylether)<br />

Mecoprop<br />

Dichlorprop<br />

Bentazon<br />

MCPA<br />

Diclofenac<br />

LHKW Trichlormethan<br />

Cyanide Cyanid<br />

Zinnorganika Tributylzinn<br />

Dibutylzinn<br />

Dioctylzinn<br />

Tetrabutylzinn<br />

Triphenylzinn<br />

Tabelle 1: Gruppen gefährlicher Stoffe sowie die für die Versuche<br />

ausgewählten Substanzen<br />

Als Gr<strong>und</strong>lage wurde ein Belebtschlamm-Simulationstest in<br />

Laborkläranlagen in Anlehnung an DIN EN ISO 11733 verwendet.<br />

Dieses normierte Verfahren ist dafür ausgelegt, die<br />

Elimination (das heißt das „Verschwinden“ einer zu prüfenden<br />

Substanz durch Adsorption, Abbau <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />

Aus gasen) zu erfassen. Aus dem Vergleich von Zu- <strong>und</strong> Ablaufwerten<br />

der Prüfsubstanz-Konzentration wird der Eliminierungsgrad<br />

der Substanz ermittelt. Als Kohlenstoff- <strong>und</strong><br />

Energiequellen für die Mikroorganismen dienen ein kontinuierlich<br />

zu- <strong>und</strong> abfließendes synthetisches <strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> die<br />

zugemischte Prüfsubstanz. Die Prüfsubstanz muss dabei wasserlöslich<br />

bzw. dispergierbar sein, <strong>und</strong> sie darf bei der geprüf-<br />

Parameter einstufiger<br />

Reaktor<br />

Reaktorkonfiguration Belebung mit<br />

Nachklärung<br />

Arbeitsvolumen<br />

Denitrifikation (Liter)<br />

Arbeitsvolumen<br />

Belebung (Liter)<br />

Arbeitsvolumen<br />

Nachklärung (Liter)<br />

Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

zweistufiger<br />

Reaktor<br />

Belebung mit<br />

Denitrifikation<br />

<strong>und</strong> Nachklärung<br />

– 4<br />

3 4<br />

1,8 2,3<br />

Tabelle 2: Dimensionen der Laborkläranlagen<br />

a: einstufige Laborkläranlage, b: zweistufige Laborkläranlage, LW: Leitungswasser,<br />

NL: Nähr- <strong>und</strong> Analytlösung, BB: Belebungsbecken (Nitrifikation),<br />

DN: Denitrifikation, NK: Nachklärgefäß (Absetzgefäß), AL: Ablauf,<br />

B: Belüftung, RS: Rücklaufschlamm, RZ: Rezirkulation, ÜS: Überschussschlamm<br />

Abb. 1: Schematischer Aufbau de r Laborkläranlagen [3]<br />

ten Konzentration auf Belebtschlamm-Organismen nicht hemmend<br />

wirken.<br />

Das Untersuchungsprogramm bestand aus Teilversuchen<br />

mit parallelem Betrieb einer Laborkläranlage mit Nachklärstufe<br />

(einstufige Anlage, Modell für konventionelle <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen)<br />

<strong>und</strong> einer Laborkläranlage mit vorgeschalteter<br />

Denitrifikation (zweistufige Anlage, Modell für weitergehende<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung). Für die Untersuchungen wurden<br />

zwei baugleiche Laborbelebungsanlagen verwendet (KLD 4N/<br />

SR-Laborkläranlage, Behr Labortechnik), die Parameter der<br />

eingesetzten Anlagen sind in Tabelle 2 genannt.<br />

Die einstufige Laborkläranlage wurde zur Simulation der<br />

Zweitbehandlung (Kohlenstoffeliminierung) betrieben, die<br />

zweistufige Anlage diente zur Simulation der gezielten Stickstoffeliminierung<br />

im Rahmen der weitergehenden <strong>Abwasser</strong>behandlung.<br />

Der prinzipielle Ablauf des <strong>Abwasser</strong>behandlungsprozesses<br />

folgte dem in Abbildung 1 dargestellten Schema. Der<br />

zu untersuchende Analyt wurde dem Zulauf in definierten Konzentrationen<br />

beigemischt. Bei der einstufigen Anlage fließt das<br />

analythaltige <strong>Abwasser</strong> direkt vom Zulauf in die Belebung <strong>und</strong><br />

wird einer aeroben Behandlung durch Rührung <strong>und</strong> Belüftung<br />

unterzogen. Im Nachklärer erfolgt eine Trennung von Schlamm<br />

<strong>und</strong> behandeltem <strong>Abwasser</strong>, das über den Ablauf die Kläranlage<br />

verlässt. Der abgesetzte Schlamm des Nachklärers wurde regelmäßig<br />

in die Belebung rezirkuliert. Bei der Anlage mit Denitrifikation<br />

fließt das <strong>Abwasser</strong> in die Denitrifikation <strong>und</strong> wird<br />

dort ohne zusätzliche Belüftung mit dem belebten Schlamm<br />

durch Rührung vermischt. Die Schlammsuspension fließt per<br />

Überlauf aus der Denitrifikation in die Belebung. In dieser Stu-<br />

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Fachbeiträge<br />

Eintrag<br />

(Anlagenzulauf)<br />

[mg/Woche]<br />

Transformation / Endabbau / Ausgasung<br />

(berechnete Bilanzlücke)<br />

Austrag Schlamm<br />

(Schlammentnahme)<br />

[mg/Woche]<br />

Austrag<br />

(Anlagenablauf)<br />

[mg/Woche]<br />

Abb. 2: Vereinfachte Darstellung der Bilanzströme der g efährlichen<br />

Stoffe in der Kläranlage<br />

fe wird eine aerobe Behandlung durch intensive Rührung <strong>und</strong><br />

Belüftung erreicht. Im Nachklärer erfolgt eine Trennung von<br />

Schlamm <strong>und</strong> behandeltem <strong>Abwasser</strong>, Letzteres wird über den<br />

Ablauf aus der Anlage abgegeben. Der abgesetzte Schlamm des<br />

Nachklärers sowie der Schlamm aus dem Belebungsgefäß werden<br />

intern rezirkuliert <strong>und</strong> in das Denitrifikationsgefäß zurückgeführt.<br />

An der Verteilung <strong>und</strong> Eliminierung von gefährlichen Stoffen<br />

in <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen sind mehrere physikalische<br />

<strong>und</strong> biologische Prozesse beteiligt (Abbildung 2). Die der<br />

Kläranlage zugeführte Fracht der gefährlichen Stoffe (Eintrag)<br />

kann durch biologischen Abbau bzw. Biotransformation<br />

eliminiert werden. Bedingung hierfür ist, dass ihre prinzipielle<br />

biologische Abbaubarkeit gegeben ist. Außerdem können<br />

Sorptionsprozesse zu einer Abscheidung <strong>und</strong> Anreicherung<br />

der Substanz an der Schlamm-Matrix beitragen. In Form der<br />

Überschussschlamm-Entnahme wird die geb<strong>und</strong>ene Targetsubstanz<br />

auf diesem Weg eliminiert. Die Anteile der Substanz,<br />

die weder abgebaut werden noch geb<strong>und</strong>en vorliegen,<br />

verlassen über den Ablauf die Anlage als nicht eliminierter<br />

Rest (Austrag). Für die Bilanzierung der Eliminierung der gefährlichen<br />

Stoffe werden die Analysenwerte von Wochenmischproben<br />

zugr<strong>und</strong>e gelegt. Die Notwendigkeit dafür ergibt<br />

sich aus dem begrenzten täglichen Anfall an Überschussschlamm,<br />

der für Einzelmessungen zu gering ist. Die Zusammenfassung<br />

von arbeitstäglich gewonnenen Proben zu<br />

Wochenmischproben gewährleistet gleichzeitig eine Vereinheitlichung<br />

von Messwerten.<br />

Die Frachtberechnung erfolgte auf Wochenbasis <strong>und</strong> bezog<br />

den mittleren Wochenvolumenstrom, die wöchentliche Schlammentnahme<br />

<strong>und</strong> die Konzentration der Targetsubstanzen im<br />

Zu- <strong>und</strong> Ablauf ein. Die Bilanzlücke zwischen Ein- <strong>und</strong> Austragsfracht<br />

wurde als Eliminierung bewertet. Diese umfasst sowohl<br />

den biologischen Abbau als auch physikalische Eliminierungspozesse<br />

(Ausgasen). Der Bewertungszeitraum der Untersuchungen<br />

muss ausreichend lang gewählt sein, um sicherzustellen,<br />

dass der Prozess der <strong>Abwasser</strong>reinigung unter dem<br />

Einfluss der gefährlichen Stoffe nicht wesentlich beeinflusst<br />

wird <strong>und</strong> um außerdem eine ausreichende Anzahl von Wochenmischproben<br />

zu erlangen.<br />

3.2 Versuchsbedingungen<br />

Prozessparameter der Kläranlagen<br />

Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Als wesentliche Prozessfaktoren wurden die hydraulische<br />

Verweilzeit <strong>und</strong> das Schlammalter der Anlagen geregelt. Beide<br />

Parameter unterscheiden sich deutlich in Kläranlagen mit me-<br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />

841


842 Fachbeiträge<br />

Parameter Einheit einstufige zweistufige<br />

Anlage Anlage<br />

mittlere hydraulische<br />

Verweilzeit<br />

h 6 14<br />

Schlammalter<br />

(gesamt)<br />

Verhältnis Zufluss :<br />

d 8 20<br />

Rückführung<br />

(Nachklärgefäß)<br />

Verhältnis Zufluss :<br />

% 225 240<br />

Rückführung<br />

(von Belebung in<br />

Denitrifikation)<br />

% – 240<br />

Konzentration des<br />

belebten Schlamms<br />

g TM/l 3–5 3–5<br />

O2-Konzentration im<br />

Belebungsgefäß<br />

mg/l 2–4 2–4<br />

O2-Konzentration im<br />

Denitrifikationsgefäß<br />

mg/l – � 0,3<br />

pH-Wert 7,5 ± 0,5 7,5 ± 0,5<br />

Temperatur °C 20–25 20–25<br />

Tabelle 3: Prozessparameter der Versuchsanlagen<br />

chanisch-biologischer bzw. mit weitergehender Reinigung<br />

(Tabelle 3).<br />

Das Schlammalter wurde auf Werte � 8 Tage eingestellt.<br />

Unter diesen Bedingungen ist ein Kohlenstoffabbau, jedoch<br />

keine gezielte Stickstoffeliminierung erreichbar. In der zweistufigen<br />

Anlage sollte eine Stickstoffeliminierung durch Nitrifikation/Denitrifikation<br />

erreicht werden. Es wurde deshalb<br />

mit verlängerten hydraulischen Verweilzeiten des <strong>Abwasser</strong>s<br />

von 14 h <strong>und</strong> mit einem Gesamtschlammalter von 20 Tagen<br />

gearbeitet. Unter diesen Bedingungen ist es auch langsam<br />

wachsenden nitrifizierenden Bakterien möglich, eine stabile<br />

Populationsdichte aufrechtzuerhalten. Als Impfschlamm der<br />

beiden Anlagen wurde Rücklaufschlamm der Kläranlage Je-<br />

Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

na-Zwätzen verwendet. Der Zusatz der gefährlichen Stoffe<br />

zum synthetischen <strong>Abwasser</strong> erfolgte in Form einer Methanol-<br />

Stammlösung, die ein definiertes Gemisch der Verbindungen<br />

enthielt.<br />

Das den Reaktoren zulaufende synthetische <strong>Abwasser</strong> bestand<br />

aus definierten Substraten. Der CSB-Nominalwert des<br />

synthetischen <strong>Abwasser</strong>s betrug ca. 300 mg O 2/l. Das entspricht<br />

einem DOC von ca. 130 mg C/l. Über zwei parallel betriebene<br />

Schlauchpumpen wurden den Reaktoren das Nährlösungskonzentrat<br />

sowie Leitungswasser getrennt in definierten<br />

Volumenströmen zugeführt, die nach Vereinigung im Anlagenzulauf<br />

das synthetische <strong>Abwasser</strong> ergaben (Tabelle 4).<br />

Das Probenahmeregime gliederte sich in arbeitstägliche,<br />

dreitägige <strong>und</strong> wöchentliche Probenahmen. Die im wöchentlichen<br />

Rhythmus entnommenen Proben wurden als Wochenmischprobe<br />

analysiert (bestehend aus fünf arbeitstäglich gewonnenen<br />

Einzelproben). Die erfassten Messwerte bzw. Parameter<br />

sowie die verwendeten Methoden sind in Tabelle 5 zusammengefasst.<br />

Jeweils ein Liter dieser Wochenmischprobe<br />

wurde zur Bestimmung der gefährlichen Stoffe verwendet. Zur<br />

Gewinnung von Feststoffproben wurden arbeitstäglich aus den<br />

Belebungsanlagen Schlammsuspensionen entnommen, die zu<br />

Wochenmischproben vereinigt wurden. In der zweistufigen Anlage<br />

wurde sowohl das Belebungs- als auch das Denitrifikationsgefäß<br />

beprobt.<br />

Parameter Einheit Häufigkeit Methode<br />

Anlagenzufluss ml/min arbeitstäglich Erfassung des Volumenstromes pro Minute<br />

Anlagenabfluss l/d arbeitstäglich Erfassung des Ablaufvolumens pro Tag<br />

Temperatur °C arbeitstäglich DIN 38 404 (C4)<br />

pH-Wert arbeitstäglich DIN 38 404 (C5) 1984-01<br />

Gelöst-Sauerstoff mg/l arbeitstäglich DIN EN 25814 (G22) 1992-11<br />

Abfiltrierbare Stoffe g/l 2 � pro Woche DIN 38409 (H2) 1987-03<br />

Schlammvolumenindex ml/g 3 � pro Woche DEV S 10<br />

CSB mg O2/l WMP DIN 38 409 (H41) 1980-12<br />

DOC mg/l WMP DIN EN 1484 (H3) 1997-08<br />

Ammoniumstickstoff (NH4-N) mg/l WMP DIN EN ISO 11 732 (E23) 1997-09<br />

Nitratstickstoff (NO3-N) mg/l WMP DIN EN ISO 10 304-1 (D19) 1995-03<br />

Nitritstickstoff (NO2-N) mg/l WMP DIN EN 26 777 (D10) 1993-04<br />

Kjeldahl-Stickstoff (TKN) mg/l nach Bedarf DIN EN 25 663 (H11)<br />

WMP: Wochenmischproben<br />

Tabelle 5: Erfasste Messwerte <strong>und</strong> chemisch-analytische Parameter<br />

Parameter Konzentration [mg/l]<br />

Pepton 160<br />

Fleischextrakt 110<br />

Harnstoff 30<br />

Dikaliumhydrogenphosphat 28<br />

Natriumchlorid 7<br />

Calciumchlorid-dihydrat 4<br />

Magnesiumsulfat-heptahydrat 2<br />

Natriumhydrogencarbonat 196<br />

Tabelle 4: Zusammensetzung des synthetischen <strong>Abwasser</strong>s (nach<br />

DIN 38412 L26)<br />

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Fachbeiträge<br />

Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung 843<br />

Substanz Bestimmungsmethode Bestimmungsgrenze nominale<br />

Wasser<br />

[μg/l]<br />

Schlamm<br />

[mg/kg]<br />

Zulaufkonzentration<br />

[μg/l]<br />

4-Nonylphenol, Isononylphenol in Anlehnung an ISO/CD 18857 1 1 100<br />

Nonylphenolethoxylat<br />

(Mono-, Di-)<br />

in Anlehnung an ISO/CD 18857 50 10 1000<br />

Diethylhexylphthalat (DEHP) nach Extraktion Analyse des DEHP mittels<br />

GC/MS<br />

1 5 500<br />

Bisphenol A mittels Festphasenextraktion an LiChrolut<br />

EN angereichert <strong>und</strong> mit Methanol/<br />

Essigsäureethylester eluiert, nach Derivatisierung<br />

GC/MS quantifiziert<br />

0,1 0,1 50<br />

Estron, 17�-Estradiol,<br />

17�-Ethinylestradiol<br />

mittels Festphasenextraktion an LiChrolut<br />

EN angereichert <strong>und</strong> mit Methanol/Essig -<br />

säureethylester eluiert, nach Derivatisierung<br />

Bestimmung der Analyten mittels LC/MS<br />

0,1 1 10<br />

Pentabromdiphenylether DEV S 20 bzw. DIN 38414-20 0,1 0,1 50<br />

Mecoprop, Dichlorprop,<br />

Bentazon, MCPA<br />

DEV F 20 bzw. DIN EN ISO 15913 0,1 0,01 20<br />

Diclofenac DEV F 20 bzw. DIN EN ISO 15913 0,1 0,01 10<br />

Trichlormethan DIN EN ISO 10 301 (F4) 1 0,1 500<br />

Cyanid DIN EN ISO 14403 (Flüssigphase);<br />

DIN ISO 11262 (Festphase)<br />

2 0,1 100<br />

Tributylzinn, Dibutylzinn, Nach Extraktion mittels GC-MS analysiert.<br />

Dioctylzinn, Tetrabutylzinn, Das Verfahren wurde in Anlehnung nach 0,01 0,01 10<br />

Triphenylzinn<br />

DIN ISO 23161 durchgeführt.<br />

Tabelle 6: Bestimmungsmethoden <strong>und</strong> -grenzen der gefährlichen Stoffe für Wasser- <strong>und</strong> Feststoffproben <strong>und</strong> nominale Konzentration<br />

der Substanzen im Zulauf der Kläranlagen<br />

Die zu untersuchenden gefährlichen Substanzen kommen<br />

im <strong>Abwasser</strong> in meist sehr geringen Konzentrationen vor (μg/l-<br />

bis ng/l-Bereich). Die Elimination der Stoffe muss deshalb über<br />

eine sehr empfindliche, substanzspezifische Analytik im Wasser<br />

<strong>und</strong> im Schlamm quantifiziert werden. Daraus ergeben sich<br />

spezifische Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Analytik.<br />

In Tabelle 6 sind Bestimmungsgrenzen der gefährlichen<br />

Versuchs- Dauer eingesetzte Stoffe<br />

durchlauf [Wochen]<br />

A 12 p-Isononylphenol<br />

B 12 Pentabromdiphenylether, Bisphenol<br />

A, 4-Nonylphenol<br />

C 16 Trichlormethan, Mecoprop,<br />

4-Nonylphenol<br />

D 11 Nonylphenolethoxylate, Tributylzinn,<br />

DEHP, Cyanid<br />

E 11 17�-Estradiol, 17�-Ethinylestradiol,<br />

Estron, Tetrabutylzinn, Dibutylzinn,<br />

Dioctylzinn, Dichlorprop, MCPA,<br />

Bentazon<br />

F 11 17b-Estradiol, 17��-Ethinylestradiol,<br />

Estron, Bisphenol A, Diclofenac<br />

G 10 Triphenylzinn, Tributylzinn,<br />

Tetrabutylzinn, Dibutylzinn,<br />

Dioctylzinn<br />

Tabelle 7: Eingesetzte Stoffe pro Versuchsdurchlauf<br />

Stoffe für die Matrizes Wasser <strong>und</strong> Schlamm aufgeführt. Die<br />

für die Untersuchungen verwendeten Analysenmethoden<br />

sollten die in Tabelle 6 aufgeführten Mindestanforderungen<br />

erfüllen.<br />

Versuchsdurchführung <strong>und</strong> Ergebnisse<br />

Die Untersuchungen wurden im Zeitraum 2006 bis 2009 sukzessive<br />

in sieben Versuchsdurchläufen durchgeführt (Tabelle<br />

7). Die Mehrzahl der gefährlichen Stoffe wurde einmal getestet,<br />

für einige Verbindungen wurde die Testung wiederholt.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage der entwickelten Methodik wurde für<br />

zahlreiche gefährliche Stoffe das Eliminierungsverhalten bei<br />

der biologischen <strong>Abwasser</strong>behandlung (ohne sowie mit weitergehender<br />

Behandlung) unter definierten Bedingungen experimentell<br />

ermittelt. Tabelle 8 zeigt die im Labor ermittelten Eliminationsraten<br />

der gefährlichen Stoffe aus dem <strong>Abwasser</strong> der<br />

einstufigen <strong>und</strong> der zweistufigen Labor-Belebungsanlage.<br />

Für alle Stoffe, ausgenommen Pentabromdiphenylether,<br />

wurden die Versuche erfolgreich durchgeführt. Für 2,2',4,4',5-<br />

Pentabromdiphenylether konnten während des Versuchsdurchlaufes<br />

keine belastbaren Eliminationswerte ermittelt werden.<br />

Die geringe Wasserlöslichkeit <strong>und</strong> der hohe logK OW-Wert der<br />

Substanz bedingten experimentelle Schwierigkeiten. Es ergaben<br />

sich Hinweise, dass die Substanz im zulaufenden <strong>Abwasser</strong><br />

nicht homogen verteilt war <strong>und</strong> sich wahrscheinlich in starkem<br />

Maß an Oberflächen der Versuchseinrichtung anlagerte.<br />

Eine Bilanzierung der Elimination von Pentabromdiphenylether<br />

war damit nicht möglich.<br />

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844 Fachbeiträge<br />

Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Gruppen gefährlicher Stoffe untersuchte Stoffe Eliminationsrate [%]<br />

einstufige Anlage<br />

(Belebung)<br />

zweistufige Anlage<br />

(Denitrifikation<br />

<strong>und</strong> Belebung)<br />

Nonylphenole 4-Nonylphenol 81 91<br />

p-Isononylphenol 83 88<br />

Nonylphenol ethoxylate Nonylphenolmono- <strong>und</strong> diethoxylat 96 99<br />

hormonaktive Stoffe Estron 94 91<br />

17�-Estradiol 62 78<br />

17�-Ethinylestradiol 68 71<br />

Bisphenol A 85 93<br />

Phthalate DEHP 90 97<br />

bromierte Diphenylether 2,2',4,4',5-Penta-BDE n. b. n. b.<br />

Phenoxycarbonsäuren MCPA 60 40<br />

Bentazon 19 35<br />

Dichlorprop 28 27<br />

Mecoprop 58 83<br />

Diclofenac 58 48<br />

LHKW Trichlormethan 95 97<br />

Cyanide Cyanid 63 100<br />

Zinnorganika Tetrabutylzinn 89 94<br />

n. b.: nicht ermittelbar<br />

Dioctylzinn 84 96<br />

Dibutylzinn 50 47<br />

Tributylzinn 70 79<br />

Triphenylzinn 62 69<br />

T abelle 8: Eliminationsraten der gefährlichen Stoffe aus dem <strong>Abwasser</strong> der einstufigen <strong>und</strong> der zweistufigen Labor-Belebungs anlagen.<br />

Die Werte sind als Ablaufkonzentration in % des Zulaufs angegeben.<br />

4 Schlussfolgerungen<br />

Als Fazit der Laborversuche ist abzuleiten, dass die Eliminationsraten<br />

gefährlicher Stoffe in Kläranlagen sehr unterschiedlich<br />

sind. Während ausgewählte Pestizide nur in geringem Umfang<br />

eliminiert werden, werden für Nonylphenolethoxylate,<br />

Phthalate <strong>und</strong> Trichlormethan hohe Eliminationsraten mit bis<br />

zu 99 % ermittelt. Dabei wurde festgestellt, dass diese Stoffe<br />

sowohl in der einstufigen als auch der zweistufigen Anlage mit<br />

hoher Effizienz eliminiert werden, während für andere gefährliche<br />

Stoffe signifikante Unterschiede ermittelt wurden. Dies<br />

betrifft beispielsweise Mecoprop (der Unterschied in der Eliminationsrate<br />

zwischen einfacher <strong>und</strong> weitergehender Behandlung<br />

beträgt 25 Prozentpunkte), Bentazon (16 Prozentpunkte)<br />

sowie Cyanid, das nur mit weitergehender Behandlung vollständig<br />

entfernt werden konnte (der Unterschied zur einstufigen<br />

Behandlung beträgt 37 Prozentpunkte). Für folgende Stoffe<br />

sind unterdurchschnittliche Eliminationsraten festzustellen:<br />

Bentazon (� 40 %), Dichlorprop (� 30 %) <strong>und</strong> Dibutylzinn<br />

(� 50 %).<br />

Stellt man eine Reihenfolge oder Klassifizierung der gefährlichen<br />

Stoffe bezüglich ihrer Eliminierbarkeit auf, dann ist die<br />

Mehrzahl der Stoffe der Gruppe mit der höchsten Eliminierungsrate<br />

(� 80 %) zuzuordnen: 4-Nonylphenol, p-Isononylphenol,<br />

Nonylphenolethoxylate, DEHP, Estron, Bisphenol A,<br />

Trichlormethan, Tetrabutylzinn <strong>und</strong> Dioctylzinn.<br />

Zur Gruppe von gefährlichen Stoffen mit mittleren Eliminierungsraten<br />

(60 % bis 80 %) gehören: 17�-Estradiol,<br />

17�-Ethinyl estradiol, MCPA, Mecoprop, Diclofenac, Tributylzinn<br />

<strong>und</strong> Triphenylzinn.<br />

Die folgenden gefährlichen Stoffe zeigten geringe Eliminierungsraten<br />

(� 50 %): Bentazon, Dichlorprop <strong>und</strong> Dibutylzinn.<br />

Aus den Laborversuchen ist abzuleiten, dass bei der Eliminierung<br />

der meisten untersuchten Stoffe kein belegbarer<br />

signifikanter Unterschied zwischen einstufiger biologischer<br />

Behandlung <strong>und</strong> weitergehender Behandlung festgestellt<br />

werden kann. Ausgenommen hiervon sind ausgewählte Pestizide,<br />

wie Mecoprop <strong>und</strong> Bentazon, sowie Cyanid. Weiterhin<br />

ist festzuhalten, dass in der Regel keine vollständige Elimination<br />

erfolgt. Trotz <strong>Abwasser</strong>reinigung in der Kläranlage<br />

können gefährliche Stoffe in Konzentrationen oberhalb der<br />

gewässerbezogenen Qualitätskennwerte die Vorfluter erreichen.<br />

Literatur<br />

[1] Verordnung des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt <strong>und</strong><br />

Landwirtschaft über die Verringerung der Gewässerverschmutzung<br />

durch Qualitätsziele <strong>und</strong> Programme (Gewässerverschmutzungsverringerungsverordnung<br />

– SächsGewVVO) vom 1. Juni 2001, SächsGV-<br />

Bl., S. 202, zuletzt geändert durch Verordnung vom 7. Dezember<br />

2004, SächsGVBl., S. 610<br />

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Fachbeiträge<br />

[2] Verordnung des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt <strong>und</strong><br />

Landwirtschaft zur Bestandsaufnahme, Einstufung <strong>und</strong> Überwachung<br />

der Gewässer (Sächsische Wasserrahmenrichtlinienverordnung –<br />

SächsWRRLVO) vom 7. Dezember 2004, SächsGVBl., S. 610, zuletzt<br />

geändert durch Verordnung vom 26. Juni 2008, SächsGVBl., S. 456<br />

[3] Schneider, P., Günther, T., Gottschalk, N., Zänder, D.: Gefährliche<br />

Stoffe in Kläranlagen – Untersuchungen zu Vorkommen, Quellen <strong>und</strong><br />

Eliminationsmöglichkeiten bestimmter gefährlicher Stoffe in kommunalen<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen in Sachsen, Schriftenreihe des<br />

Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong> Geologie,<br />

Heft 5/2010<br />

www.smul.sachsen.de/lfl/publikationen/download/4673_1.pdf<br />

[4] DIN EN ISO 11733: Wasserbeschaffenheit – Bestimmung der Elimination<br />

<strong>und</strong> der biologischen Abbaubarkeit organischer Verbindungen in<br />

einem wässrigen Medium – Belebtschlamm-Simulationstest, Beuth,<br />

Berlin, 2004<br />

[5] Sächsisches Landesamt für Umwelt <strong>und</strong> Geologie: Emissionsbericht<br />

<strong>Abwasser</strong> – Zweite Bestandsaufnahme der <strong>Abwasser</strong>emissionen im<br />

Freistaat Sachsen, 2005/2006, Dresden, 2007<br />

www.umwelt.sachsen.de/umwelt/wasser/download/EBAbw2007.pdf<br />

[6] Sächsisches Staatsministerium für Umwelt <strong>und</strong> Landwirtschaft:<br />

Lagebericht 2008 – Kommunale <strong>Abwasser</strong>beseitigung im Freistaat<br />

Sachsen, Dresden, 2009<br />

www.smul.sachsen.de/umwelt/wasser/download/<br />

Lagebericht_2008_SMUL(1).pdf<br />

Autoren<br />

Dr. Petra Schneider, Dipl.-Ing. Nicole Gottschalk<br />

C&E Consulting <strong>und</strong> Engineering GmbH<br />

Jagdschänkenstraße 52, 09117 Chemnitz<br />

Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung 845<br />

Dr. Thomas Günther, Dipl.-Ing. (FH) Daniel Zänder, M. Sc.<br />

Eurofins Umwelt Ost GmbH<br />

Löbstedter Straße 78, 07749 Jena<br />

Dr. Uwe Engelmann<br />

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft <strong>und</strong><br />

Geologie<br />

Pillnitzer Platz 3, 01326 Dresden<br />

E-Mail: p.schneider@cue-chemnitz.de A<br />

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846 Fachbeiträge<br />

Zur Zukunft von Niederschlagswasser-<br />

<strong>und</strong> Kleineinleiterabgabe<br />

Erik Gawel (Leipzig)<br />

Zusammenfassung<br />

Das <strong>Abwasser</strong>abgabengesetz sieht neben der Belastung von<br />

Schmutzwassereinleitungen durch Direkteinleiter auch pauschalierte<br />

Abgabepflichten für Niederschlagswasser <strong>und</strong> sogenannte<br />

Kleineinleitungen vor. Im Zuge einer Überprüfung der<br />

<strong>Abwasser</strong>abgabe auf ihre Lenkungseignung <strong>und</strong> konzeptionelle<br />

Stimmigkeit im Rahmen einer fortentwickelten Gewässer-Bewirtschaftungskonzeption<br />

durch die europäische Wasserrahmenrichtlinie<br />

stellt sich auch die Frage, ob <strong>und</strong> in welcher Form<br />

die pauschalierten Abgabepflichten für Niederschlagswasser <strong>und</strong><br />

Kleineinleitungen lenkungspolitisch fortzuentwickeln sind.<br />

Schlagwörter: Recht, <strong>Abwasser</strong>abgabengesetz, <strong>Abwasser</strong>abgabe, Niederschlagswasserabgabe,<br />

Kleineinleiterabgabe<br />

DOI: 10.3242/kae2011.09.004<br />

1 Problemstellung<br />

Das <strong>Abwasser</strong>abgabengesetz (AbwAG) sieht neben der Belastung<br />

von Schmutzwassereinleitungen durch Direkteinleiter (§<br />

3) auch pauschalierte Abgabepflichten für Niederschlagswasser<br />

(§ 7) <strong>und</strong> sogenannte Kleineinleitungen (§ 8) vor. Damit<br />

hält das AbwAG streng genommen drei verschiedene Abgabeformen<br />

bereit [1], wobei die jeweils pauschalierten Heranziehungen<br />

von Niederschlagsentwässerungen <strong>und</strong> Kleineinleitungen<br />

stets im Schatten der gewässergütepolitisch bedeutsameren<br />

Schmutzwasserabgabe stehen. Im Zuge einer Überprüfung<br />

der <strong>Abwasser</strong>abgabe auf ihre Lenkungseignung <strong>und</strong> konzeptionelle<br />

Stimmigkeit im Rahmen einer fortentwickelten Gewässer-Bewirtschaftungskonzeption<br />

durch die Wasserrahmenrichtlinie<br />

(WRRL) [2] stellt sich auch die Frage, ob <strong>und</strong> in welcher<br />

Form die bislang eher unter Verwaltungsvereinfachungsgesichtspunkten<br />

grob pauschalierten Abgabepflichten für Niederschlagswasser<br />

<strong>und</strong> Kleineinleitungen lenkungspolitisch fortzuentwickeln<br />

sind.<br />

2 Niederschlagswasserabgabe nach § 7 AbwAG<br />

Die Berechnung <strong>und</strong> Festsetzung der <strong>Abwasser</strong>abgabe auf Niederschlagswassereinleitungen<br />

(Niederschlagswasserabgabe –<br />

Abstract<br />

The Future of Rainwater Fees and Fees<br />

for Small Discharger<br />

Recht<br />

In addition to levies on the discharge of wastewater by direct<br />

discharges, the German Wastewater Charges Act also contains<br />

the obligation to pay a lump-sum fee for rainwater discharge<br />

and for so-called small discharges. In the wake of a review of<br />

wastewater levies to determine whether they are a suitable control<br />

tool and whether they are in line with an updated water resources<br />

management approach enshrined in the European Water<br />

Framework Directive, the question arises whether or not,<br />

and in which way, the obligation to pay a lump-sum fee for<br />

rainwater and small discharges should be further developed as<br />

a control tool.<br />

Key words: law, Wastewater Charges Act, wastewater levy, rainwater<br />

fee, small discharger fee<br />

§ 7 AbwAG) (hierzu auch [3, 4]) erfolgt im Vergleich zur Veranlagung<br />

des Schmutzwassers stark vereinfacht <strong>und</strong> pauschaliert,<br />

indem es gr<strong>und</strong>sätzlich weder auf tatsächliche Schadparameter<br />

noch auf eine gemessene <strong>Abwasser</strong>menge ankommt. Zudem haben<br />

die Länder nach § 7 Abs. 2 AbwAG die Möglichkeit zu bestimmen<br />

„unter welchen Voraussetzungen die Einleitung von<br />

Niederschlagswasser ganz oder zum Teil abgabefrei bleibt“. Für<br />

die Veranlagung unterscheidet das AbwAG zwischen öffentlicher<br />

<strong>und</strong> privater Niederschlagswasserbeseitigung, ohne Einleitungen<br />

im Misch- oder Trennsystem zu differenzieren:<br />

● Öffentliche Niederschlagswasserbeseitigung: Die über eine<br />

öffentliche Kanalisation mit dem Niederschlagswasser einleitbaren<br />

bzw. eingeleiteten Schmutzfrachten werden nicht<br />

spezifiziert, sondern pauschal berechnet. Es wird unterstellt,<br />

dass 12 % der anfallenden Schmutzfracht über Niederschlagswassereinleitungen<br />

in die Gewässer gelangen:<br />

Die Zahl der an die Kanalisationsnetze angeschlossenen<br />

Einwohner wird dazu mit 0,12 multipliziert (§ 7 Abs. 1 Satz<br />

1 AbwAG).<br />

● Private Niederschlagswasserbeseitigung: Mithilfe einer anderen<br />

Berechnungsformel, doch ebenfalls pauschal, erfolgt die<br />

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Fachbeiträge<br />

Ermittlung der Niederschlagswasserabgabe für die Entwässerung<br />

von gewerblichen Flächen. Hier werden 18 Schadeinheiten<br />

je Hektar zu Gr<strong>und</strong>e gelegt (§ 7 Abs. 1 Satz 2 AbwAG).<br />

Gemäß § 10 Abs. 1 Nr. 4 AbwAG entfällt eine Abgabepflicht<br />

für die Entwässerung von kleineren gewerblich genutzten<br />

Flächen von bis zu 3 ha.<br />

Gewässerschutzrelevant wird Niederschlagswasser, das von befestigten<br />

<strong>und</strong> abflusswirksamen Flächen abgeleitet wird, einerseits<br />

durch erhöhte hydraulische Belastungen, die sowohl die<br />

Gewässermorphologie schädigen als auch zu einer unnatürlich<br />

hohen Abdrift der Organismen führen können (siehe dazu<br />

[5]). Zudem kann eine signifikante stoffliche Belastung des Gewässerökosystems<br />

eintreten. Für die ökologischen Auswirkungen<br />

sind das Verhältnis des Volumenstroms zum Gewässerabfluss<br />

sowie die Häufigkeit <strong>und</strong> die Dauer der Ereignisse relevant<br />

(vgl. [6]). Vor dem Hintergr<strong>und</strong> des in Deutschland andauernden<br />

Flächenverbrauchs für Siedlung <strong>und</strong> Verkehr, der<br />

immer noch bei leicht rückläufiger Tendenz bei etwa 100 ha pro<br />

Tag liegt [7], bleiben Niederschlagswasserableitung <strong>und</strong> -behandlung<br />

künftig noch verstärkt auf der gewässergütepolitischen<br />

Agenda. Zugleich werden die rechtlichen Anforderungen<br />

an die Niederschlagswasserbehandlung zunehmend aus Sicht<br />

des Gewässerschutzes formuliert (zum Beispiel in den Anhängen<br />

zur <strong>Abwasser</strong>verordnung – AbwV). Hinsichtlich der Lenkungswirkung<br />

einer <strong>Abwasser</strong>abgabe auf Niederschlagswassereinleitungen<br />

ist eine Abkopplung von abflusswirksamen Flächen,<br />

die gezielte Nutzung von Retentionsbodenfilterung (vgl.<br />

[8, 9]), die allgemeine Reinigungsleistung des Einleiters sowie<br />

die technische Getrenntführung von Niederschlagswasser<br />

(Trennsystem) relevant.<br />

Die Pauschalierung der <strong>Abwasser</strong>abgabe im Bereich der<br />

Niederschlagsentwässerung ist zunächst dem Umstand geschuldet,<br />

dass bisher keine flächendeckende Erfassung der eingeleiteten<br />

Schadstofffrachten möglich ist. Eine kontinuierliche<br />

Messung ist weder für die Volumenströme noch für die Schad-<br />

Recht 847<br />

stoffkonzentrationen mit vertretbarem Aufwand möglich. Mangels<br />

geeigneter technischer Lösungen <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> der Vielzahl<br />

der Einleitungsstellen ist eine flächendeckende Ermittlung<br />

illusorisch. Dennoch lässt sich auch bei pauschalierter Bemessung<br />

die Frage nach einer verursachungsgerechten Lenkungskonzeption<br />

stellen. Kritisch wird in diesem Zusammenhang an<br />

der derzeitigen Niederschlagswasserveranlagung der fehlende<br />

Flächenbezug bei der öffentlichen Niederschlagswassereinleitung,<br />

die Nichtberücksichtigung von Trenn- <strong>und</strong> Mischsystem<br />

der Einleitung, die fehlende Referenz auf die ordnungsrechtlichen<br />

Anforderungen <strong>und</strong> die Ausnahmeregelungen der Länder<br />

gesehen (dazu insbesondere [10]):<br />

● Die angeschlossene, abflusswirksame Fläche wird als wesentliche,<br />

verursachungsgerechte Einflussgröße für den<br />

Niederschlagswasserabfluss gesehen, bleibt aber bei den<br />

Kommunen, die über den größten Anteil der insgesamt angeschlossenen<br />

Flächen verfügen, gänzlich unberücksichtigt.<br />

● Weiterhin ist für die Abgabenbemessung gemäß AbwAG<br />

nicht relevant, ob die Flächen im Trenn- oder im Mischsystem<br />

entwässern. Die <strong>Abwasser</strong>abgabe kann insoweit nur<br />

eingeschränkt eine verursachergerechte Heranziehung zu<br />

den Umwelt- <strong>und</strong> Ressourcenkosten im Gewässer bewirken.<br />

● Bislang fehlt eine Referenz auf die ordnungsrechtlichen Anforderungen<br />

an die Niederschlagswasserbehandlung, die<br />

für die Schmutzwasserabgabe im AbwAG typisch ist. Eine<br />

vollzugsunterstützende Funktion entfällt soweit.<br />

● Die Länder machen in unterschiedlicher Weise Gebrauch<br />

von der vollständigen oder teilweisen Befreiung von der<br />

Niederschlagswasserabgabe gemäß § 7 Abs. 2 AbwAG: So<br />

ermöglicht etwa § 73 Abs. 2 LWG NW eine vollständige Befreiung<br />

von der Niederschlagswasserabgabe, wenn die „Anlagen<br />

zur Beseitigung des Niederschlagswassers <strong>und</strong> deren<br />

Betrieb den dafür in Betracht kommenden Regeln der Technik“<br />

entsprechen. Im Vergleich zur Schmutzwasserabgabe,<br />

wo nach § 9 Abs. 5 AbwAG maximal eine Reduzierung um<br />

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848 Fachbeiträge<br />

50 % möglich ist, wird hier eine besondere Begünstigung<br />

geschaffen, obwohl die Einleitung <strong>und</strong> die damit einhergehende<br />

Belastung des Gewässers auch bei Einhaltung der vorausgesetzten<br />

Anforderungen weniger quantifizierbar ist als<br />

bei kontinuierlichen Schmutzwasser-Einleitungen [11]. Im<br />

Schrifttum wird daher „eine Vielzahl länderspezifischer<br />

Ausnahmeregelungen“ beklagt [12], die bis zu einer völligen<br />

Abgabebefreiung reichen.<br />

Zwar ist eine Pauschalierung der Veranlagung auf absehbare<br />

Zeit aus Transaktionskostengründen unabwendbar; aufgr<strong>und</strong><br />

der tendenziell zunehmenden Relevanz der Niederschlagsentwässerung<br />

für den Gewässerschutz (Klimawandel, Versiegelung,<br />

steigende ordnungsrechtliche Anforderungen) ist aber eine<br />

Prüfung der Verursachergerechtigkeit der Lenkungswirkung<br />

angezeigt, soweit dies ohne unvertretbaren Bürokratieaufwand<br />

leistbar erscheint. Dies betrifft die Heranziehung der (notfalls<br />

geschätzten) abflusswirksamen Fläche bei öffentlicher Entwässerung<br />

<strong>und</strong> die Berücksichtigung des technischen Ableitungssystems<br />

(Trenn- oder Mischsystem). Eine gezielte Referenz auf<br />

ordnungsrechtliche Anforderungen erscheint weniger sinnvoll,<br />

um der Niederschlagswasserabgabe eigenständige Lenkungspotenziale<br />

zu erhalten [13]. Die gegenwärtigen Befugnisse der<br />

Länder zur Suspendierung der Niederschlagswasserabgabe erscheinen<br />

vor dem Hintergr<strong>und</strong> des Auftrages aus Art. 9 WRRL<br />

als zu weitgehend.<br />

3 Kleineinleiterabgabe nach § 8 AbwAG<br />

Auch die Festsetzung der <strong>Abwasser</strong>abgabe für sogenannte<br />

Kleineinleitungen (hierzu auch [14, 15, 3, 4] im Sinne der §§<br />

8 Abs. 1 Satz 1, 9 Abs. 2 Satz 1 AbwAG, das heißt für solche<br />

<strong>Abwasser</strong>einleitungen, bei denen weniger als acht Kubikmeter<br />

je Tag Schmutzwasser aus Haushaltungen <strong>und</strong> ähnliches<br />

Schmutzwasser eingeleitet werden, erfolgt pauschal (§ 8 Abs.<br />

1 Satz 1 AbwAG). Dabei wird zunächst nicht der Einleiter<br />

selbst, sondern die entsorgungspflichtigen Körperschaft des öffentlichen<br />

Rechts abgabepflichtig (§ 9 Abs. 2 Satz 2 AbwAG).<br />

Als Bemessungsgr<strong>und</strong>lage dient die Hälfte der nicht an die öffentliche<br />

Kanalisation angeschlossenen Einwohner als Anzahl<br />

der Schadeinheiten (§ 8 Abs. 1 Satz 1 AbwAG). Dem liegt die<br />

Annahme zugr<strong>und</strong>e, dass die dezentralen <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />

die Hälfte der zugeführten Schmutzfracht eliminieren<br />

[16].<br />

Obgleich der Anschlussgrad an die öffentliche Kanalisation<br />

b<strong>und</strong>esweit 2004 bei 96 % lag (bei allerdings starker länderspezifischer<br />

Streuung von 83 bis 100 %) [17], wird in den r<strong>und</strong><br />

1,5 Millionen Kleinkläranlagen (<strong>und</strong> abflusslosen Gruben [18])<br />

vor allem im ländlichen Raum <strong>und</strong> Siedlungsrandlagen [19]<br />

ein Risiko für das Gr<strong>und</strong>wasser gesehen, soweit der Reinigungsgrad<br />

von dezentralen Kleinkläranlagen gering <strong>und</strong> deren<br />

Dichte pro Flächeneinheit groß ist [20].<br />

Kritisch bezüglich der gewässerschonenden Lenkungswirkung<br />

dieser Konstruktion werden insbesondere die Veranlagung<br />

der Kommunen anstelle der Einleiter, die fehlende Berücksichtigung<br />

der Reinigungsleistung der Anlagen, der zu geringe<br />

Abgabesatz, gesetzessystematische Unzulänglichkeiten<br />

sowie die umfassenden Befreiungsregelungen gesehen [21]:<br />

● Durch die ersatzweise <strong>und</strong> einwohnerpauschale Heranziehung<br />

der entsorgungspflichtigen Kommunen ist der Len-<br />

Recht<br />

kungsanreiz – analog zur Indirekteinleiterproblematik – für<br />

die Betreiber der Kleinkläranlagen fraglich: Den Kommunen<br />

ist freigestellt, wie sie die Weitergabe des Abgabenanteils an<br />

die betroffenen Einwohner gestaltet; eine Differenzierung<br />

nach Reinigungsgraden der unterschiedlichen Anlagen findet<br />

in der Regel nicht statt. Anreize, die Ablaufergebnisse<br />

zu verbessern <strong>und</strong> den Schmutzfrachtanfall zu reduzieren,<br />

werden durch eine Bemessung nach angeschlossenen Einwohnern<br />

<strong>und</strong> eine Heranziehung nur der Kommunen nicht<br />

gesetzt [22]. Für den Anlagenbetreiber entsteht insbesondere<br />

auch keine Anreizwirkung, die Anlagentechnik den<br />

ordnungsrechtlich geforderten Mindeststandards anzupassen<br />

[23]. In diesem Zusammenhang wird angemahnt,<br />

durch Schaffung einer unmittelbaren Lenkungswirkung<br />

beim Anlagenbetreiber (durch verursachergerechte Überwälzung)<br />

eine Reduzierung der emittierten Schmutzfrachten<br />

zu erzielen [24]. Zwar ist eine direkte Veranlagung einer<br />

siebenstelligen Anzahl von Klein- <strong>und</strong> Kleinstanlagen zu<br />

einer individuellen Abgabe (anstelle der r<strong>und</strong> 10 000 zentralen<br />

Kläranlagen) angesichts des damit verb<strong>und</strong>enen Verwaltungsaufwandes<br />

illusorisch; mit Blick auf den „Verwaltungsaufwand,<br />

der in Kommunen für die Erhebung einer<br />

gesplitteten <strong>Abwasser</strong>gebühr aufgr<strong>und</strong> des zu pflegenden<br />

Datenumfangs zu leisten ist,“ erscheint aber die „Forderung<br />

einer anlagenspezifischen Bemessung“ durchaus zumutbar<br />

[24].<br />

● Die Bemessung nach § 8 Abs. 1 Satz 1 AbwAG (halbe Einwohnerzahl<br />

als Schadeinheitenanzahl) erscheint angesichts<br />

der typischen Reinigungsleistung der Anlagen zu gering<br />

[22]. Zudem ergebe sich ein Wertungswiderspruch, da nach<br />

§ 8 Abs. 1 Satz 1 bereits relativ hohe Reinigungswirkungen<br />

von Kleinkläranlagen zugr<strong>und</strong>e gelegt würden, die von dem<br />

in § 8 Abs. 2 Satz 2 AbwAG vorausgesetzten Anforderungsniveau<br />

zwecks Entfallens der Abgabepflicht (allgemein anerkannte<br />

Regeln der Technik, ordnungsgemäße Schlammentsorgung)<br />

nicht überboten werden könne [25].<br />

● Die umfassenden Befreiungsregeln nach § 8 Abs. 2 Satz 1<br />

AbwAG (Ermächtigung der Länder zur Freistellung von der<br />

Abgabepflicht) <strong>und</strong> § 8 Abs. 2 Satz 2 AbwAG (b<strong>und</strong>esrechtliche<br />

Freistellung bei Einhaltung der allgemein anerkannten<br />

Regeln der Technik <strong>und</strong> ordnungsgemäßer Schlammbeseitigung)<br />

erscheinen ebenfalls zu weitgehend [26]. So entlässt<br />

§ 73 Abs. 1 LWG NW Kleineinleitungen unter den an §<br />

8 Abs. 2 Satz 2 AbwAG angelehnten Voraussetzungen aus<br />

der Abgabepflicht. Nisipeanu [22] kritisiert, dass dies geschehe,<br />

„unabhängig davon, ob die Anlage genehmigt oder<br />

überhaupt genehmigungsfähig ist, <strong>und</strong> unabhängig davon,<br />

ob aus dieser Anlage legal oder illegal eingeleitet wird.“<br />

Trotz aller Kritik wird auch die gegenwärtige Ausgestaltung als<br />

wichtiger Beitrag zum Lastenausgleich (Ausgleichsfunktion der<br />

Abgabe) <strong>und</strong> zur Gleichbehandlung der Einleitungen gesehen<br />

[22].<br />

Im Lichte des Auftrags aus Art. 9 WRRL <strong>und</strong> zur stimmigen<br />

Stärkung des Lenkungsauftrags der <strong>Abwasser</strong>abgabe sollte eine<br />

Überprüfung stattfinden mit Blick auf eine differenzierte<br />

Veranlagung nach Reinigungsleistung der Kleinkläranlagen<br />

<strong>und</strong> die im Vergleich zu anderen Einleitungen angemessene<br />

Höhe der Abgabenlast; die Befreiungsregelungen sollten vereinheitlicht<br />

<strong>und</strong> auf ein lenkungspolitisch angemessenes Maß<br />

zurückgeführt werden.<br />

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Fachbeiträge<br />

Anmerkungen/Literatur<br />

[1] Dazu auch: Nisipeanu, P.: Einsparpotenziale bei der <strong>Abwasser</strong>abgabe<br />

– Hinweise für Betreiber, Natur <strong>und</strong> Recht 2007 (2), 148–155<br />

[2] Siehe dazu den Abschlussbericht des diesbezüglichen UBA-Forschungsvorhabens:<br />

Gawel, E., Köck, W., et al.: Weiterentwicklung<br />

von <strong>Abwasser</strong>abgabe <strong>und</strong> Wasserentnahmeentgelten zu einer umfassenden<br />

Wassernutzungsabgabe, Berlin, 2011<br />

[3] Köhler, H., Meyer, C. C.: <strong>Abwasser</strong>abgabengesetz (AbwAG) – Kommentar,<br />

2. Aufl., Beck, München, 2006<br />

[4] Kotulla, M.: <strong>Abwasser</strong>abgabengesetz, Kohlhammer, Stuttgart, 2005<br />

[5] Ministerium für Umwelt, Raumordnung <strong>und</strong> Landwirtschaft des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen (MUNLV): Richtlinie für naturnahe Unterhaltung<br />

<strong>und</strong> naturnahen Ausbau der Fließgewässer in Nordrhein-<br />

Westfalen, RdErl. d. MUNLV v. 6. April 1999 – IV B 8-2512-22898<br />

[6] Arbeitsblatt ATV-A 128: Richtlinien für die Bemessung <strong>und</strong> Gestaltung<br />

von Regenentlastungsanlagen in Mischwasserkanälen, Hennef,<br />

1992<br />

[7] www.umweltb<strong>und</strong>esamt.de/boden-<strong>und</strong>-altlasten/boden/gefaehrdungen/flaeche.htm,<br />

Ziel der B<strong>und</strong>esregierung ist eine Begrenzung<br />

auf 30 ha pro Tag bis zum Jahr 2020.<br />

[8] Hillenbrand, T., Böhm, E.: Kosten-Wirksamkeit von Maßnahmen im<br />

Bereich der Regenwasserbehandlung <strong>und</strong> -bewirtschaftung, KA<br />

2004, 51 (8), 837–843<br />

[9] Brunner, P. G.: Bodenfilter zur Regenwasserbehandlung im Misch<strong>und</strong><br />

Trennsystem, Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg,<br />

Handbuch Wasser 4, Heft 10, 1998<br />

[10] Palm, N. J.: Beitrag zur Erweiterung des Einsatzes ökonomischer Instrumente<br />

im Rahmen einer gesamtheitlichen Flussgebietsbewirtschaftung,<br />

Reihe „Gewässerschutz – Wasser – <strong>Abwasser</strong>“ (GWA),<br />

Aachen, 2006; S. 56 f., 78 ff.<br />

[11] Weiß, G., Brombach, H.: Kritische Bewertung der Immissionsbelastung<br />

der Gewässer durch Regenwassereinleitungen, in: Dohmann,<br />

M. (Hrsg.): 37. Essener Tagung für Wasser- <strong>und</strong> <strong>Abfall</strong>wirtschaft, Aachen,<br />

2004<br />

[12] Lit. [10], S. 79<br />

[13] Hierzu mit Blick auf das AbwAG insgesamt: Lit. [2], Kapitel 2<br />

Recht 849<br />

[14] Tiemann, J.: Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung durch Kleinkläranlagen <strong>und</strong><br />

abflußlose Gruben, Städte- <strong>und</strong> Gemeinderat 1989, 279–284<br />

[15] Dedy, H., Herra, W.: Die Kleineinleiterabgabe nach der Änderung<br />

des § 53 Abs. 4 LWG, Städte- <strong>und</strong> Gemeinderat 1993, 78–87<br />

[16] Nisipeanu, P.: <strong>Abwasser</strong>abgabenrecht – Ein Wegweiser durch b<strong>und</strong>es-<br />

<strong>und</strong> landesrechtliche Vorschriften sowie durch den Vollzug des<br />

<strong>Abwasser</strong>abgabenrechts, Blackwell, Berlin, 1997, S. 94 ff.<br />

[17] www.bmu.de/gewaesserschutz/fb/abwasser_priv_haushalte/<br />

doc/3145.php<br />

[18] Das in abflusslosen Gruben gesammelte <strong>Abwasser</strong> wird in der Regel<br />

nach Sammlung <strong>und</strong> Transport vollständig den zentralen kommunalen<br />

Kläranlagen zugeführt, ist infolgedessen dort im Rahmen der Abgabenbemessung<br />

erfasst <strong>und</strong> somit hier nicht weiter relevant.<br />

[19] Dohmann, M.: Perspektiven der Membrantechnik – Anlagen in der<br />

<strong>Abwasser</strong>technik – Anwendungen in der dezentralen <strong>Abwasser</strong>behandlung,<br />

Internationales <strong>Abwasser</strong>symposium „Wasser – wesentlich<br />

für das Leben, aber schwer zugänglich für viele Menschen“,<br />

Berching, 24. September 2004<br />

[20] Nisipeanu, Lit. [16], S. 101, spricht von Anlagen, „deren baulicher<br />

Zustand […] <strong>und</strong> deren Betrieb <strong>und</strong> Reinigungsleistung wie auch<br />

letztlich die aus solchen Anlagen erfolgende Einleitung in ein Gewässer<br />

[vielfach] wasserwirtschaftlich völlig unbefriedigend“ seien.<br />

[21] Dazu auch Lit. [10], S. 81 f., Lit. [16], S. 101 f.<br />

[22] So auch Lit. [16], S. 101<br />

[23] Lit. [10], S. 56<br />

[24] Lit. [10], S. 81<br />

[25] Lit. [16], S. 102<br />

[26] So auch Lit. [16], S. 101, der die landesrechtlichen Ausnahmetatbestände<br />

für „unbefriedigend“ hält.<br />

Autor<br />

Prof. Dr. Erik Gawel<br />

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ<br />

Department Ökonomie<br />

Permoserstraße 15, 04318 Leipzig<br />

E-Mail: erik.gawel@ufz.de A<br />

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850 Fachbeiträge<br />

Effizienz <strong>und</strong> Nachhaltigkeit<br />

kommunaler Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>en<br />

Jörg Felmeden, Thomas Kluge (Frankfurt a. M.) <strong>und</strong> Bernhard Michel (Darmstadt)<br />

Zusammenfassung<br />

Die kommunale Wasserversorgung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>entsorgung mit<br />

ihren überwiegend zentral ausgerichteten, kapital- <strong>und</strong> energieintensiven<br />

Strukturen stehen aufgr<strong>und</strong> klimatischer <strong>und</strong> demografischer<br />

Veränderungen, einer teilweise erheblichen Verringerung<br />

des Wasserbedarfs, aber auch wegen den sich verändernden<br />

energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Anforderungen<br />

vor großen Herausforderungen. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

stellt sich die Frage, inwieweit eine Umstrukturierung (Transformation)<br />

der kommunalen Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>systeme zu ökonomisch<br />

<strong>und</strong> ökologisch nachhaltigen <strong>und</strong> effizienten Lösungen<br />

beitragen kann. Ökoeffizienz-Analysen unterschiedlicher Szenarien<br />

zeigen, dass ein <strong>Infrastruktur</strong>umbau hin zu einer nachhaltigeren<br />

<strong>und</strong> effizienteren Ressourcennutzung technisch <strong>und</strong> kostenseitig<br />

realisierbar ist. Voraussetzungen dafür sind unter anderem<br />

die Einbindung bestehender Netze <strong>und</strong> Anlagen, die Substitution<br />

von Trinkwasser durch Betriebswasser (aufbereitetes<br />

Regen-/Grauwasser), die Mobilisierung der Energiepotenziale<br />

des <strong>Abwasser</strong>s <strong>und</strong> die stoffliche Verwertung von <strong>Abwasser</strong>inhaltsstoffen.<br />

Ein solcher Transformationsprozess wird aufgr<strong>und</strong><br />

der langen Lebensdauer der vorhandenen Netze <strong>und</strong> Anlagen sowie<br />

der damit verb<strong>und</strong>enen Kapitalbindung nur schrittweise<br />

umgesetzt werden können <strong>und</strong> mehrere Jahrzehnte erfordern.<br />

Schlagwörter: Wirtschaft, <strong>Abwasser</strong>reinigung, Wasseversorgung,<br />

kommunal, <strong>Infrastruktur</strong>, zentral, dezentral, Ökoeffizienz, Stoffbilanz,<br />

Energiebilanz, Kosten, Umweltökonomie, Varianten, Transformation,<br />

Ressource, Demographie, eneuerbare Energien<br />

DOI: 10.3242/kae2011.09.005<br />

1 Einleitung<br />

Die heutige kommunale Wasserwirtschaft beruht auf einem<br />

über lange Zeiträume gewachsenen <strong>und</strong> zentral ausgerichteten<br />

<strong>Infrastruktur</strong>system, bestehend aus Netzen <strong>und</strong> Anlagen der<br />

Wasserversorgung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>beseitigung. Etwa 99 % der<br />

Bevölkerung in Deutschland werden von der öffentlichen Wasserversorgung<br />

mit Trinkwasser versorgt, etwa 95 % leiten ihr<br />

<strong>Abwasser</strong> über die öffentliche Kanalisation in entsprechende<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen ein [1]. Die Wasserversorgungsleitungen<br />

in Deutschland haben ohne Berücksichtigung der<br />

Hausanschlussleitungen eine Länge von schätzungsweise r<strong>und</strong><br />

500 000 km [2]. Die Gesamtlänge der öffentlichen <strong>Abwasser</strong>kanalisation<br />

beträgt etwa 541 000 km, wobei Mischwasserkanäle<br />

mit ca. 44 % überwiegen [1]. Die einzelnen Systemkomponenten<br />

der Wasserinfrastruktur weisen sehr unterschiedliche<br />

Wirtschaft<br />

Abstract<br />

Efficiency and Sustainability of Municipal Water<br />

Infrastructures<br />

Due to climate as we as demographic change, a substantial decline<br />

in water demand in some areas, but also due to changing<br />

framework conditions and requirements for the energy sector,<br />

municipal water supply and disposal companies with their<br />

largely centralized, capital intensive and energy intensive structures<br />

are facing great challenges. Against this backgro<strong>und</strong>, the<br />

question is to what extent a restructuring (transformation) of<br />

municipal water infrastructure systems can contribute to economically<br />

and ecologically sustainable and efficient solutions.<br />

Eco-efficiency analyses of different scenarios have shown that it<br />

is technically and economically feasible to upgrade existing infrastructures<br />

to facilitate a sustainable and efficient use of resources.<br />

This requires, inter alia, the integration of existing networks<br />

and plants, the substitution of drinking water by process<br />

water (rainwater/grey water), mobilizing the energy potential<br />

of wastewater and recycling the materials contained in wastewaters.<br />

Due to the long life span of existing networks and plants<br />

and the associated tied-up capital, such a transformation process<br />

will have to be implemented step by step and over several<br />

decades.<br />

Key words: economy, wastewater treatment, water supply, municipal,<br />

infrastructure, centralized, decentralized, eco-efficiency, materials<br />

balance, energy balance, costs, environmental economics, variants,<br />

transformation, resource, demography, renewable energies<br />

Nutzungsdauern auf. Sie liegen für die Bauwerke in der Regel<br />

bei 50 Jahren, für die technischen Anlagen in der Größenordnung<br />

von 25 Jahren <strong>und</strong> für die Leitungsinfrastruktur (<strong>Abwasser</strong>kanäle;<br />

Wasserleitungen) bei bis zu 100 Jahren.<br />

Die Schadensraten bei den Versorgungsleitungen, den<br />

Hausanschlussleitungen <strong>und</strong> den Rohrnetzarmaturen lagen in<br />

den letzten Jahren auf einem konstant niedrigen Niveau von<br />

durchschnittlich weniger als zehn Schäden je 100 km Versorgungsleitung<br />

<strong>und</strong> Jahr. Im Bereich der <strong>Abwasser</strong>beseitigung<br />

sind jedoch beispielsweise ca. 20 % der öffentlichen <strong>Abwasser</strong>kanalisation<br />

kurz- bis mittelfristig <strong>und</strong> zusätzlich ca. 21,5 %<br />

langfristig sanierungsbedürftig [2]. Für den daraus ersichtlichen<br />

hohen Sanierungsbedarf wird angenommen, dass sich<br />

dieser in den kommenden Jahren weiter verschärfen wird, da<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


Fachbeiträge<br />

die derzeitige Investitionstätigkeit als nicht nachhaltig gilt [3].<br />

Die Investitionen der <strong>Abwasser</strong>wirtschaft in die entsprechenden<br />

<strong>Infrastruktur</strong>systeme betrugen im Jahr 2009 ca. 4,6 Milliarden<br />

Euro [4]. Der jährliche Aufwand umfasst vor allem Aufwendungen<br />

für die Substanzerhaltung sowie die Anpassung<br />

<strong>und</strong> Optimierung der vorhandenen Systeme.<br />

Die auf zentralen Strukturen basierende Wasserwirtschaft<br />

ist sehr energieintensiv. Dies gilt insbesondere für <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen.<br />

So gehören Kläranlagen mit ca. 20 % des<br />

kommunalen Strombedarfs zu den größten kommunalen Energieverbrauchern<br />

noch vor Schulen, Krankenhäusern oder Straßenbeleuchtung<br />

[5]. Das Energieeinsparpotenzial ist entsprechend<br />

hoch <strong>und</strong> gerät zunehmend in den betriebs- <strong>und</strong> energiewirtschaftlichen<br />

Fokus.<br />

Bisher wenig genutzt wird zudem die im <strong>Abwasser</strong> enthaltene<br />

Wärme. <strong>Abwasser</strong> verlässt die Gebäude mit Temperaturen<br />

von über 20 °C. Dieses „regenerative“ Energiepotenzial nicht zu<br />

nutzen, würde bedeuten, ein massives Wärmeloch in unseren<br />

zunehmend energieeffizienten Gebäuden bestehen zu lassen.<br />

Ähnliches gilt für die im <strong>Abwasser</strong> enthaltenen biogenen Inhaltsstoffe,<br />

die ebenfalls einer energetischen Verwertung zugeführt<br />

werden können.<br />

Das gemessen an seinen gesellschaftlichen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />

sowie den erreichten Umwelt- <strong>und</strong> Hygienestandards erfolgreiche<br />

<strong>Infrastruktur</strong>modell steht gegenwärtig vor unterschiedlichen<br />

Herausforderungen. Seine Rahmenbedingungen<br />

verändern sich zum Teil deutlich <strong>und</strong> werden sich auf die künftige<br />

Konzeption <strong>und</strong> Auslegung der <strong>Infrastruktur</strong> auswirken [6,<br />

7]. Hierzu zählen unter anderem:<br />

● abnehmende Bevölkerungszahlen <strong>und</strong> sinkende spezifische<br />

Wasserbedarfe der Haushalte <strong>und</strong> der Gewerbebetriebe,<br />

● Verknappung von natürlichen Ressourcen <strong>und</strong> Anstieg der<br />

Preise für Energie <strong>und</strong> Rohstoffe,<br />

● Klimawandel mit seinen globalen <strong>und</strong> regionalen Auswirkungen<br />

auf die Wasserwirtschaft,<br />

● veränderter energiepolitischer Rahmen aufgr<strong>und</strong> von Zielvorgaben<br />

<strong>und</strong> rechtlichen Entwicklungen auf europäischer<br />

<strong>und</strong> nationaler Ebene.<br />

Die kapitalintensiven Systeme der Wasser-<strong>Infrastruktur</strong> mit hoher<br />

Lebensdauer <strong>und</strong> ausgeprägten Pfadabhängigkeiten (Leitungsgeb<strong>und</strong>enheit)<br />

besitzen eine eingeschränkte Flexibilität<br />

<strong>und</strong> können nur sehr schwerfällig an sich verändernde Rahmenbedingungen<br />

angepasst werden [8].<br />

Andererseits haben in den letzten Jahren, teilweise ausgehend<br />

von der Industriewasserwirtschaft, neue Technologien<br />

<strong>und</strong> veränderte Vorgehensweisen in die Siedlungswasserwirtschaft<br />

Einzug gehalten, sodass vereinzelt auch schon von einem<br />

„Paradigmenwechsel“ gesprochen wird [9]. Der Forschungsverb<strong>und</strong><br />

netWORKS hat im Rahmen einer Technikrecherche<br />

eine Bestandsaufnahme ausgewählter nationaler <strong>und</strong><br />

internationaler Erfahrungen <strong>und</strong> Projekte zu technischen Möglichkeiten<br />

der alternativen Gestaltung städtischer Ver- <strong>und</strong> Entsorgungsinfrastruktur<br />

durchgeführt. Darin werden die verfügbaren<br />

technischen Möglichkeiten aufgezeigt <strong>und</strong> Praxisbeispiele<br />

nachhaltiger Sanitärkonzepte hinsichtlich ihrer Chancen <strong>und</strong><br />

Risiken bewertet [10]. Pilotvorhaben haben deutlich gemacht,<br />

dass Stofftrennung <strong>und</strong> neuartige Kombinationen von <strong>Abwasser</strong><br />

<strong>und</strong> Frischwasser prinzipiell möglich sind (vgl. [11]).<br />

Wirtschaft 851<br />

Diese Innovationen im Bereich alternativer Wasserver- <strong>und</strong><br />

-entsorgungstechnologien wurden bisher allerdings ausschließlich<br />

auf der Ebene von wenigen, kleinskaligen Modellprojekten<br />

umgesetzt. Aus den punktuellen Erfahrungen dieser Projekte eines<br />

experimentellen Wohnungs- <strong>und</strong> Städtebaus heraus alleine<br />

können jedoch noch keine verallgemeinernden Schlüsse <strong>und</strong> Hinweise<br />

für eine Einführung in größerem Maßstab <strong>und</strong> die Kombination<br />

mit vorhandenen Anlagen <strong>und</strong> Netzen gezogen werden.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> hat der Forschungsverb<strong>und</strong> net-<br />

WORKS mit dem Projekt „Transformationsmanagement für eine<br />

nachhaltige Wasserwirtschaft“ gemeinsam mit Ver- <strong>und</strong> Entsorgungsunternehmen<br />

aus sechs Untersuchungskommunen langfristig<br />

tragfähige Angebots- <strong>und</strong> <strong>Infrastruktur</strong>konzepte entwickelt<br />

[12]. Einen Untersuchungsschwerpunkt bildete die Frage,<br />

inwieweit semi- <strong>und</strong> dezentrale Lösungen ökonomisch <strong>und</strong> ökologisch<br />

effizienter sind <strong>und</strong> im existierenden betrieblichen Rahmen<br />

sukzessive angewandt bzw. umgesetzt werden können. Die<br />

Bewertung unterschiedlicher Systemalternativen (Szenarien)<br />

zum Transformationsmanagement umfasst die betriebswirtschaftlichen<br />

Aspekte aus Sicht der Ver- <strong>und</strong> Entsorgung, volkswirtschaftliche<br />

Kosten-Nutzen-Bewertungen von Systemvarianten<br />

sowie die umweltökonomischen Kriterien der Ressourcennutzung.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage dreier Systemvarianten (Ausgangszustand<br />

<strong>und</strong> zwei Szenarien) wurde hierzu das Verfahren der<br />

Ökoeffizienz-Analyse zur Bewertung der strategischen Alternativen<br />

von kommunalen Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>en weiterentwickelt<br />

<strong>und</strong> an die spezifische Fragestellung angepasst [13].<br />

2 Konzeption <strong>und</strong> Vorgehensweise<br />

2.1 Modellstadt „netWORKS“<br />

Um eine systematische Analyse <strong>und</strong> Bewertung von Szenarien<br />

der kommunalen Wasser-<strong>Infrastruktur</strong> zu ermöglichen, wurde,<br />

ausgehend von generalisierbaren, städtebaulichen Gegebenheiten<br />

in nahezu allen deutschen Großstädten, das Siedlungsstrukturmodell<br />

„netWORKS“ konzipiert. Diese Modellstadt ist<br />

monozentrisch gegliedert <strong>und</strong> weist die in Tabelle 1 beschriebenen<br />

siedlungsstrukturellen <strong>und</strong> wasserwirtschaftlichen Eckdaten<br />

auf.<br />

Merkmal Wert<br />

Siedlungsfläche<br />

(Bruttobauland – BBL)<br />

5000 ha<br />

Besiedlungsdichte 100 Einwohner/ha BBL<br />

Arbeitsplatzdichte 50 Arbeitsplätze/ha BBL<br />

mittlerer Jahresniederschlag 650 mm/a<br />

Anteil versiegelter Fläche 35 %<br />

Abflussbeiwert 0,8<br />

Verhältnis Misch-/Trennsystem 60/40<br />

spezifischer Trinkwasserbedarf<br />

(Einwohner)<br />

45 m3 /(E � a)<br />

spezifischer Trinkwasserbedarf<br />

(Arbeitsplatz)<br />

10,5 m3 /(AP � a)<br />

Fremdwasseranfall 2000 m3 /ha BBL<br />

Tabelle 1: Siedlungsstrukturelle <strong>und</strong> wasserwirtschaftliche Eckdaten<br />

der Modellstadt „netWORKS“<br />

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852 Fachbeiträge<br />

9<br />

10<br />

Peripherie<br />

Geschoss-<br />

wohnungen 11<br />

Peripherie p<br />

Peripherie p<br />

Freizeit-/<br />

Streu-<br />

8<br />

Sportparks<br />

2<br />

siedlungen 12<br />

Peripherie<br />

Innenstadt-<br />

Innenstadt<br />

Peripherie<br />

1- <strong>und</strong> 2-<br />

randlage<br />

Industrie-<br />

Familienhäuser 7<br />

Innenstadt- InnenstadtrandlageMischgebiet<br />

3<br />

Innenstadtrandlage<br />

gebiet<br />

Geschosswohnungen<br />

g<br />

1<br />

Innenstadt<br />

Gewerbegebiet<br />

13<br />

Peripherie<br />

6<br />

KKern<br />

gebiet<br />

4<br />

Konversions<br />

gebiet<br />

InnenstadtInnenstadt-<br />

randlage<br />

randlage<br />

16<br />

Außengebiet<br />

Industrie-<br />

gebiet b<br />

5<br />

InnenstadtEntwicklungs-<br />

gebiet biGewerbe-<br />

randlage<br />

ggebiet 15<br />

Außengebiet<br />

Dorf<br />

Konversions-<br />

gebiet<br />

14<br />

Außengebiet g<br />

Kleinstadt<br />

Abb. 1: Stadtmodell „netWORKS“ mit potenziellen Teilräumen<br />

Teilräumlich wurde das Stadtmodell „netWORKS“ nach<br />

insgesamt 16 unterschiedlichen Stadtteilen mit ihren jeweils<br />

typischen Merkmalen differenziert (Abbildung 1), wie sie in<br />

deutschen Groß- oder Mittelstädten vorfindbar sind. Unabhängig<br />

von den spezifischen örtlichen Gegebenheiten einer<br />

konkreten Stadt wird jeweils nur ein Teilraum dargestellt. In<br />

der Realität wird es der Fall sein, dass Teilräume gar nicht<br />

oder mehrfach vorkommen. Für die Beschreibung der Modellstadt<br />

„netWORKS“ wird zunächst vereinfachend davon<br />

ausgegangen, dass die Teilräume eine weitgehend homogene<br />

Struktur aufweisen. Damit wird es möglich, typische teilräumliche<br />

Gegebenheiten, sozio-ökonomische Entwicklungslinien<br />

<strong>und</strong> Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>systeme zugr<strong>und</strong>e zu legen. Im<br />

konkreten Fall müssen diese jeweils ermittelt <strong>und</strong> definiert<br />

werden.<br />

Die teilräumlichen Eckdaten hinsichtlich der Siedlungsstruktur<br />

(Besiedlungs- <strong>und</strong> Arbeitsplatzdichte, Gebäudeleerstand,<br />

Bebauungsdichte, Bausubstanz <strong>und</strong> Eigentümerstruktur)<br />

<strong>und</strong> der Wasserinfrastruktur (spezifischer Wasserbedarf<br />

<strong>und</strong> Leitungsdichte, Anteil Misch-/Trennsystem <strong>und</strong> Auslastung<br />

Schmutzwassernetz) sind in [13] zusammenfassend dargestellt<br />

<strong>und</strong> um die Eigenschaften der Teilräume in Form von<br />

Steckbriefen ausführlicher dokumentiert. Diese Daten <strong>und</strong> Informationen<br />

wurden in Fachgesprächen mit den Vertretern der<br />

Partnerstädte Bielefeld, Chemnitz, Cottbus, Essen, Hamburg<br />

<strong>und</strong> Schwerin diskutiert <strong>und</strong> abgestimmt.<br />

2.2 Szenarien kommunaler Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>en<br />

Gr<strong>und</strong>lage der Ökoeffizienz-Analyse waren die drei folgenden<br />

Systemvarianten kommunaler Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>en, bestehend<br />

aus dem Ausgangszustand <strong>und</strong> zwei darauf aufbauenden<br />

unterschiedlichen Systementwicklungen (Szenarien). Aufgr<strong>und</strong><br />

des hohen Anteils der Kapitalkosten <strong>und</strong> der langen Ausreifungszeit<br />

der kommunalen Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>, aber auch<br />

wegen der Dauerhaftigkeit städtischer Strukturen <strong>und</strong> der<br />

Wirtschaft<br />

Langfristigkeit räumlicher Entwicklungen, wurde dazu ein<br />

Zeithorizont von 70 Jahren gewählt:<br />

● Status quo 2010 (System im Ist-Zustand),<br />

● Referenz 2080 (Szenario der Systemoptimierung/-anpassung)<br />

<strong>und</strong><br />

● Transformation 2080 (Szenario der gr<strong>und</strong>legenden Systemumgestaltung).<br />

Für die Entwicklung der Systemvarianten bzw. der Szenarien<br />

gelten gr<strong>und</strong>sätzlich die nachstehenden Randbedingungen:<br />

● Bevölkerungsrückgang von 25 %,<br />

● identische städtebauliche Entwicklung,<br />

● keine Änderung der jährlichen Niederschlagsmenge,<br />

● Fortführung der zentralen Trinkwasserversorgung,<br />

● Bezug ausschließlich auf häusliche Abwässer,<br />

● Systemgrenzen auf der <strong>Abwasser</strong>seite schließen die Klärschlammentwässerung<br />

ein. Klärschlammentsorgung <strong>und</strong><br />

Mitbehandlung häuslicher Bioabfälle werden qualitativ/argumentativ,<br />

jedoch nicht quantitativ berücksichtigt.<br />

Die Systemvariante „Status quo 2010“ beschreibt eine heute übliche<br />

Systemstruktur der zentralen Wasserversorgung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>beseitigung.<br />

Diese besteht aus einer zentralen Trinkwasserversorgung<br />

(inklusive Löschwasserbereitstellung), die einen<br />

spezifischen Trinkwasserverbrauch von 45 m 3 /(E � a) bzw. 124<br />

L/(E � d) deckt. Anfallendes Niederschlagswasser wird häufig<br />

zur Gartenbewässerung, vereinzelt auch für Toilettenspülung<br />

<strong>und</strong> sonstige Nutzungen verwendet. Die zentral ausgerichtete<br />

<strong>Abwasser</strong>ableitung ist überwiegend im Mischsystem mit klassischer<br />

Schwerkraftentwässerung ausgestaltet. Kohlenstoff- <strong>und</strong><br />

Stickstoffverbindungen werden mittels aerober <strong>und</strong> anoxischer<br />

Verfahren (Denitrifikation) entfernt, der anfallende Klärschlamm<br />

wird anaerob stabilisiert <strong>und</strong> das entsprechende Faulgas intern<br />

energetisch verwertet (Eigenversorgung). Mittels Simultanfällung<br />

<strong>und</strong> ergänzend vermehrt biologisch wird der Nährstoff<br />

Phosphor aus dem <strong>Abwasser</strong> entfernt. Es erfolgt eine stoffliche<br />

<strong>und</strong> thermische Klärschlammentsorgung.<br />

Die zugehörige Systemskizze zeigt Abbildung 2. Hier sind<br />

aufbauend zum Status quo (konventionelle Techniken, bestehendes<br />

System) die wesentlichen Systemkomponenten bzw.<br />

Änderungen im Referenz-Szenario (alternative Techniken, neues<br />

System) vergleichend dargestellt.<br />

Das Referenz-Szenario für den Bezugshorizont 2080 stellt<br />

eine Fortschreibung des bestehenden Wasserinfrastruktursystems<br />

der Ausgangslage des Status quo 2010 dar (Abbildung 2)<br />

<strong>und</strong> unterscheidet sich hiervon im Wesentlichen durch:<br />

● einen verringerten einwohnerspezifischen Trinkwasserverbrauch<br />

von 34 m 3 /(E � a) bzw. 93 L/(E � d) (wassersparende<br />

Armaturen <strong>und</strong> Geräte),<br />

● eine Trinkwassersubstitution durch erhöhte Regenwassernutzung,<br />

● teilweise Abkopplung der Löschwasser- von der Trinkwasserversorgung,<br />

● eine vermehrte Ableitung des <strong>Abwasser</strong>s im Trennsystem,<br />

● die Nutzung eines Teils des Wärmepotenzials des <strong>Abwasser</strong>s,<br />

● eine Energieeffizienzsteigerung in der <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

<strong>und</strong> energetische Faulgasverwertung,<br />

● eine Mitbehandlung von Bioabfällen auf der <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlage,<br />

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Fachbeiträge<br />

● einer Rückgewinnung von Nährstoffen aus dem Schlammwasser<br />

(Magnesiumammoniomphosphat – MAP, Ammoniumsulfatlösung<br />

– ASL) <strong>und</strong><br />

● eine rein thermische Klärschlammentsorgung.<br />

Abb. 2: Systemskizze Referenz 2080<br />

Abb. 3: Systemskizze Transformation 2080<br />

Wirtschaft 853<br />

Das Szenario Transformation 2080 untersche idet sich in vielen<br />

Aspekten wesentlich von der Ausgangsvariante bzw. dem Referenz-Szenario<br />

(Abbildung 3). Die maßgeblichen Punkte für eine<br />

gr<strong>und</strong>legende Unterscheidung sind:<br />

● die Verwendung qualitativ hochwertigen Trinkwassers für<br />

die Nutzungsarten Trinken <strong>und</strong> Kochen, Körperpflege <strong>und</strong><br />

Geschirrspülen,<br />

● erhebliche Verringerung des einwohnerspezifischen Trinkwasserverbrauchs<br />

auf 16 m 3 /(E � a) bzw. 45 L/(E � d),<br />

● die Trinkwassersubstitution durch Betriebswasser (Niederschlagswasser;<br />

aufbereitetes Grauwasser) für die Nutzungsarten<br />

Wäschewaschen, Toilettenspülung, sonstige Nutzungen<br />

<strong>und</strong> Gartenbewässerung,<br />

● eine separate Löschwasserversorgung<br />

(Löschwasserbehälter/-teiche),<br />

● eine semizentrale <strong>und</strong> stoffstromorientierte Ableitung <strong>und</strong><br />

Behandlung des häuslichen Schmutzwassers (Grau- <strong>und</strong><br />

Schwarzwassertrennung),<br />

● eine Vakuumentwässerung (inklusive Vakuumtoiletten mit<br />

Spülvolumen ≤ 1,5 L) zur gemeinsamen Ableitung des<br />

Schwarzwassers <strong>und</strong> der Bioabfälle,<br />

● die Mitbehandlung von Bioabfällen in der anaeroben<br />

Schwarzwasserbehandlung,<br />

● eine Nutzung des Wärmepotenzials des Grauwassers,<br />

● die weitgehende Rückgewinnung von Nährstoffen (MAP,<br />

ASL) aus dem Schwarzwasser <strong>und</strong><br />

● der Wegfall bzw. die Umnutzung der zentralen <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlage.<br />

Die wesentlichen Eckdaten der einzelnen Systemvarianten hinsichtlich<br />

ihrer Wasser-<strong>Infrastruktur</strong> sind in Tabelle 2 vergleichend<br />

zusammengefasst. Ergänzend werden die Anteile der jeweiligen<br />

Verwendungszwecke der unterschiedlichen Wasserressourcen<br />

(Trinkwasser, Regenwasser, Grauwasser) aufgeführt.<br />

Merkmal Einheit Status quo 2010 Referenz 2080 Transformation 2080<br />

Mischwasserentlastung 0,2 0,15 –<br />

Anteil Trennsystem 0,4 0,6 1,00 1)<br />

Anteil Mischsystem 0,6 0,4 –<br />

Einwohnerdichte E/ha 100 75 75<br />

Arbeitsplatzdichte AP/ha 50 30 30<br />

Verwendungszweck TW 2) RW 3) GRW 4) � TW RW GRW � TW RW GRW �<br />

Kochen, Trinken<br />

2,5 0 0 2,5 2,5 0 0 2,5 2,5 0 0 2,5<br />

Körperpflege 15,5 0 0 15,5 12,5 0 0 12,5 12,5 0 0 12,5<br />

Geschirrspülen 3,5 0 0 3,5 2,5 0 0 2,5 2,5 0 0 2,5<br />

m3 Wäschewaschen /(E + 6,0 0 0 6,0 4,0 0 0 4,0 0,0 1,0 3,0 4,0<br />

Toilettenspülung AP)/a 18,0 0,5 0 18,5 13,5 2,0 0 15,5 0,0 1,0 2,0 3,0<br />

s onstige Nutzungen 5,0 0,5 0 5,5 5,0 0,5 0 5,5 0,0 1,0 4,5 5,5<br />

Gartenbewässerung 5,0 2,0 0 7,0 3,0 4,0 0 7,0 0,0 5,0 2,0 7,0<br />

Summe 55,5 3,0 0 58,5 43,0 6,5 0 49,5 17,5 8,0 11,5 37,0<br />

1) Stoffstromtrennung in Regen-, Grau- <strong>und</strong> Schwarzwasser, 2) Trinkwasser, 3) Regenwasser, 4) Grauwasser<br />

Tabelle 2: Siedlungsstrukturelle <strong>und</strong> wasserwirtschaftliche Eckdaten der Systemvarianten<br />

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854 Fachbeiträge<br />

3 Wirkungsabschätzung der Systemvarianten<br />

3.1 Annahmen<br />

Die zugr<strong>und</strong>e gelegten gesamtstädtischen Eckdaten beruhen<br />

auf plausiblen Annahmen der städtebaulichen <strong>und</strong> technischen<br />

Entwicklung. Die Systemvarianten Referenz <strong>und</strong> Transformation<br />

berücksichtigen Veränderungen in der demografischen Entwicklung<br />

<strong>und</strong> des spezifischen Wasserverbrauchs sowie eine<br />

Anpassung der <strong>Infrastruktur</strong> (Netze <strong>und</strong> Anlagen) an den veränderten<br />

Bedarf.<br />

Für die Erstellung der Mengen- <strong>und</strong> Kostenbilanzen sind eine<br />

Vielzahl unterschiedlicher Kenndaten erforderlich. Die wesentlichen<br />

Annahmen hierzu sind in Tabelle 3 aufgeführt. Die<br />

Werte sind der aktuellen Literatur entnommen <strong>und</strong> aus geplanten<br />

oder bereits umgesetzten Modellprojekten abgeleitet <strong>und</strong><br />

sofern erforderlich durch eigene Annahmen ergänzt worden.<br />

3.2 Wasser-, Stoff- <strong>und</strong> Energiebilanzen<br />

Durch die demografische Entwicklung (Annahme eines Bevölkerungsrückgangs<br />

um 25 %) <strong>und</strong> die Verminderung des spezifischen<br />

Trinkwasserverbrauchs (wassersparende Armaturen<br />

<strong>und</strong> Geräte, erhöhte Niederschlagswassernutzung) wird sich<br />

der jährliche Trinkwasserbedarf im Referenz-Szenario bis zum<br />

Jahr 2080 von 25,1 auf 14,1 Millionen m 3 nahezu halbieren.<br />

Diese Entwicklung ist im Szenario Transformation 2080 durch<br />

die gr<strong>und</strong>legende Systemumgestaltung (differenzierte Wassernutzung<br />

<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>ableitung bzw. -behandlung) noch stärker<br />

ausgeprägt <strong>und</strong> führt zu einer Verminderung der benötigten<br />

Trinkwassermenge um circa 75 Prozent auf jährlich nur<br />

noch 6,2 Millionen m 3 (Tabelle 4). Hinsichtlich der <strong>Abwasser</strong>-<br />

Annahmen Merkmal Einheit Status<br />

quo 2010<br />

Referenz<br />

2080<br />

Transformation<br />

2080<br />

Erläuterungen<br />

Wirtschaft<br />

beseitigung ist mit einem Rückgang des ursprünglichen <strong>Abwasser</strong>volumenstromes<br />

(<strong>Abwasser</strong>entsorgung, Mischwasserentlastung)<br />

um r<strong>und</strong> 35 % im Referenz-Szenario bzw. um r<strong>und</strong> 65<br />

Prozent im Transformations-Szenario (Grauwasser <strong>und</strong><br />

Schwarzwasser) zu rechnen.<br />

Die Szenarien Referenz <strong>und</strong> Transformation weisen aufgr<strong>und</strong><br />

der Nährstoff-Rückgewinnung <strong>und</strong> der gleichzeitigen<br />

„Nährstoff-Veredelung“ zu landwirtschaftlichen Düngermitteln<br />

(MAP <strong>und</strong> ASL) insgesamt eine positive Stoffbilanz auf, wohingegen<br />

sich diese im Status quo durch die Elimination von Nährstoffen<br />

entsprechend negativ ausprägt. Die Stickstoffelimination<br />

ist im Status quo nicht dargestellt, da der wesentliche Ressourceneinsatz<br />

(elektrische Energie) in den Energiebilanzen<br />

enthalten ist.<br />

Das heutige Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>system (Status quo 2010)<br />

weist einen Energieverbrauch von insgesamt circa 35 000<br />

MWh/Jahr auf. Die Energiebilanzen der Szenarien Referenz<br />

2080 <strong>und</strong> Transformation 2080 sind demgegenüber positiv<br />

ausgeprägt, was vor allem auf die Abwärmenutzung – insbesondere<br />

des Grauwassers im Szenario Transformation 2080 –<br />

zurückzuführen ist. Durch Effizienzsteigerungen <strong>und</strong> insgesamt<br />

geringe Volumenströme fällt der elektrische Energieverbrauch,<br />

trotz qualitativer <strong>und</strong> quantitativer Zunahme des<br />

Behandlungsniveaus, in den Szenarien Referenz <strong>und</strong> Transformation<br />

gegenüber dem Ist-Zustand geringer aus.<br />

Ergänzend zu den Bilanzen der einzelnen Systemvarianten<br />

in Tabelle 4 ist die Analyse der entsprechenden Wasserflüsse<br />

im Referenz- <strong>und</strong> Transformations-Szenario mittels schematischer<br />

Fließbilder grafisch in den Abbildungen 4 <strong>und</strong> 5 aufgeführt.<br />

Ausgehend von den Wasserressourcen auf der linken<br />

Seite werden die Arten der unterschiedlichen Wassernutzungen,<br />

die Systeme der <strong>Abwasser</strong>ableitung <strong>und</strong> -behandlung so-<br />

Energiebedarf Trinkwasserversorgung kWh/m³ 0,5 0,5 0,5 Gewinnung, Aufbereitung, Verteilung<br />

Betriebswassernutzung kWh/m³ – – 0,3 Druckhaltung [14]<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlungsanlage kWh/(E × a) 32,0 30,0 – Status quo: Mittelwert Größenklasse 5,<br />

Referenz: Toleranzwert Größenklasse 4<br />

<strong>und</strong> 5 [5]<br />

Mischwasserbehandlung kWh/m3 0,5 1,0 – Referenz: weitergehende Behandlung<br />

Regenwasserbehandlung kWh/m3 – 0,5 0,5 weitergehende Behandlung<br />

Grauwasserbehandlung kWh/m3 – – 0,6 inklusive UV-Desinfektion [14]<br />

Vakuumsystem kWh/(E × a) – – 10 Ableitung Schwarzwasser<br />

Vergärung Schwarzwasser kWh/(E × a) – – 10 [15]<br />

Vergärung Schwarzwasser kWh/(E × a) – – 88 thermisch [15]<br />

Luftstrippung (N) kWh/m3 – 1,7 1,7 Mittelwert [16]<br />

Luftstrippung (N) kWh/m3 – 9 9 thermisch; Mittelwert [16]<br />

Fällung (P) kWh/m3 – 1,6 1,6 Mittelwert [16]<br />

CSB-Restelimination kWh/m3 – – 1,5 Behandlung Schwarzwasser<br />

Energieertrag Faulgas kWh/m³ 6,5 6,5 6,5 [5]<br />

Wirkungsgrad BHKW (el.) – 0,26 0,40 0,40 elektrisch [17]<br />

Wirkungsgrad BHKW (th.) – 0,5 0,45 0,45 thermisch [17]<br />

Abwärmenutzung (ΔT) K – 2 15 Referenz: <strong>Abwasser</strong>, Transformation:<br />

Grauwasser<br />

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Fachbeiträge<br />

Annahmen Merkmal Einheit Status<br />

quo 2010<br />

Referenz<br />

2080<br />

Transformation<br />

2080<br />

Volumenströme Fäzes L/(E × d) – – 0,14 [11]<br />

Urin L/(E × d) – – 1,37 [11]<br />

Erläuterungen<br />

Faulgasanfall m³/(E × d) 0,02 0,02 0,02 Status quo, Referenz: [5],<br />

Transformation: [15]<br />

Wirtschaft 855<br />

Schlammwässer (P, N) L/(E × d) – 5,65 – Eindicker=5,5<br />

Klärschlammentwässerung = 0,15 [18]<br />

Einsatzstoffe P-Fällung g/g P 22 2,1 2,1 Status quo: Eisen-Chlorid-Sulfat<br />

(FeClSO 4), Referenz <strong>und</strong> Transformation:<br />

Magnesiumoxid (MgO)<br />

N-Lufstrippung g/g N – 3,8 3,8 78%ige Schwefelsäure, Mittelwert [16]<br />

Wertstoffe spez. P-Fracht g P/(E × d) – – 0,5 Fäzes [11]<br />

spez. P-Fracht g P/(E × d) – – 1 Urin [11]<br />

spez. P-Fracht g P/(E × d) – – 0,5 Grauwasser [11]<br />

Wirkungsgrad P, MAP – – 0,90 0,90 Referenz: MAP-Kistallisation [18],<br />

Transformation: Schwarzwasser [11]<br />

spez. N-Fracht g N/(E × d) – 1,5 10,4 Referenz: Schlammwässer [16],<br />

Transformation: Urin [11]<br />

Wirkungsgrad N, ASL – – 0,90 0,90 [11]<br />

Kosten Trinkwasserversorgung €/m³ 2,00 – – Referenz <strong>und</strong> Transformation:<br />

Kostenentwicklung siehe Kostenbilanz<br />

fix (Kapitalkosten) – 0,60 0,50 0,40 Status quo: [19], Referenz/Transformation:<br />

Anpassung Netze/Anlagen<br />

variabel (Betriebskosten) – 0,40 0,50 0,60 Status quo: [19], Referenz/Transformation:<br />

Anpassung Netze/Anlagen<br />

<strong>Abwasser</strong>entsorgung €/m³ 2,50 – – Referenz, Transformation: Kostenentwicklung<br />

siehe Kostenbilanz<br />

fix (Kapitalkosten) – 0,70 0,60 0,50 Status quo: [19], Referenz/Transformation:<br />

Anpassung Netze/Anlagen<br />

variabel (Betriebskosten) – 0,30 0,40 0,50 Status quo: [19], Referenz/Transformation:<br />

Anpassung Netze/Anlagen<br />

Anteil Ableitung – 0,50 0,50 0,50 Status quo: [19]<br />

Anteil Behandlung – 0,50 0,50 0,50 Status quo: [19]<br />

Regenwasserentsorgung €/m³ 2,50 – – inklusive Mischwasser, Referenz <strong>und</strong><br />

Transformation: Kostenentwicklung<br />

siehe Kostenbilanz<br />

fix (Kapitalkosten) – 0,90 0,90 0,90<br />

variabel (Betriebskosten) – 0,10 0,10 0,10<br />

Regenwasserbehandlung €/m³ – 0,50 0,50 weitergehende Behandlung<br />

Mischwasserbehandlung €/m³ – 0,50 – weitergehende Behandlung<br />

Betriebswassernutzung €/m³ – – 1,00 Speicherung, Druckhaltung, Verteilung<br />

Grauwasserentsorgung €/m³ – – 1,25 Behandlung<br />

Abwärmerückgewinnung €/m³ – 0,75 0,75 Referenz: <strong>Abwasser</strong>, Transformation:<br />

Grauwasser<br />

Schlammwasserbehandlung €/m³ – 2,00 – Nährstoffrückgewinnung (PRISA,<br />

N-Luftstrippung)<br />

Schwarzwasserentsorgung €/m³ – – 20,00 Vakuumableitung, anaerobe <strong>und</strong> aerobe<br />

(Rest-CSB) Behandlung, P-Fällung,<br />

N-Luftstrippung<br />

Erlöse thermische Energie €/MWh 70 70 70<br />

elektrische Energie €/MWh 140 140 140<br />

relative Preissteigerung %/a – 0,0 0,0 bezüglich thermischer <strong>und</strong> elektrischer<br />

Energie, über Betrachtungszeitraum 70<br />

Jahre<br />

MAP €/t 100 100 100 Magnesium-Ammonium-Phosphat [20]<br />

ASL €/t 20 20 20 Ammonium-Sulfat-Lösung<br />

Tabelle 3: Wesentliche Annahmen der Mengen- <strong>und</strong> Kostenbilanzen<br />

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856 Fachbeiträge<br />

Wirtschaft<br />

Wasserbilanz [Mio. m 3 /a] Status quo 2010 Referenz 2080 Transformation 2080<br />

Trinkwasserversorgung 25,1 14,1 6,2<br />

Betriebswassernutzung 0,0 0,0 10,8<br />

Regenwasserentsorgung 4,7 6,4 12,9<br />

Grauwasserentsorgung 0,0 0,0 12,8<br />

Mischwasserentlastung 4,8 1,8 0,0<br />

<strong>Abwasser</strong>entsorgung 30,7 21,8 0,0<br />

Schlammwasserbehandlung 0,0 0,9 0,0<br />

Schwarzwasserentsorgung 0,0 0,0 1,8<br />

Stoffbilanz [t/a]<br />

P-Fällmittelbedarf (FeClSO 4) – 5019 0 0<br />

P-Fällmittelbedarf (MgO) 0 – 227 – 310<br />

N-Fällmittelbedarf (H 2SO 4) 0 – 843 – 5842<br />

P-Rückgewinnung 0 108 148<br />

N-Rückgewinnung 0 222 1537<br />

Magnesium-Ammonium-Phosphat (MAP) 0 475 650<br />

Ammonium-Sulfat-Lösung (ASL) 0 2661 18449<br />

Energiebilanz [MWh/a]<br />

Trinkwasserversorgung – 12563 – 7050 – 3113<br />

Betriebswassernutzung (Druckerhöhung) 0 0 – 3240<br />

weitergehende Regenwasserbehandlung 0 – 3206 – 6450<br />

Grauwasserentsorgung 0 0 – 7680<br />

weitergehende Mischwasserbehandlung – 2415 – 1802 0<br />

<strong>Abwasser</strong>entsorgung – 20000 – 8728 0<br />

P-Rückgewinnung (Strom) 0 – 1485 – 2917<br />

N-Rückgewinnung (Strom) 0 – 1531 – 3008<br />

N-Rückgewinnung (Wärme) 0 – 8352 – 16 407<br />

CSB-Restelimination (Strom) 0 0 – 2735<br />

Vakuumsystem 0 0 – 4500<br />

Abwärme (<strong>Abwasser</strong>, Grauwasser) 0 43642 183600<br />

Vergärung Schwarzwasser (thermisch) 0 0 – 29991<br />

Vergärung Schwarzwasser (elektrisch) 0 0 4041<br />

Summe elektrisch – 34978 – 23 803 – 29 601<br />

Summe thermisch 0 35290 137201<br />

Gesamtsumme – 34978 11487 107601<br />

Tabelle 4: Wasser-, Stoff- <strong>und</strong> Energiebilanzen der Systemvarianten auf Ebene der Gesamtstadt<br />

Kostenbilanz<br />

(inklusive Erlöse)<br />

[Millionen €/a]<br />

Status<br />

quo 2010<br />

Referenz<br />

2080<br />

Transformation<br />

2080<br />

Trinkwasserversorgung<br />

Betriebswassernutzung<br />

50,3 39,2 27,6<br />

(behandeltes Grau-/<br />

Regenwasser)<br />

– – 10,8<br />

Regenwasserentsorgung<br />

23,9 19,5 35,4<br />

Grauwasserentsorgung – – 31,7<br />

<strong>Abwasser</strong>entsorgung 76,7 79,7 –<br />

Schlammwasserbehandlung<br />

– 1,9 –<br />

Schwarzwasserentsorgung<br />

– – 35,5<br />

Summe 150,9 140,3 140,9<br />

Tabelle 5: Kostenbilanzen der Systemvarianten<br />

wie die Emissionen (Einleitungen ins Gewässer) dargestellt.<br />

Die einzelnen Wasserflüsse sind durch unterschiedlich farbige<br />

Pfeile visualisiert, deren Breite sich proportional zur Flussmenge<br />

verhält.<br />

In der Transformation 2080 werden die bisherigen Wasserressourcen<br />

Trinkwasser <strong>und</strong> Regenwasser (Fremdwasser)<br />

durch die neu erschlossene Ressource Betriebswasser (aufbereitetes<br />

Grau- <strong>und</strong> Regenwasser) ergänzt. Der „One-way“-Charakter<br />

(linear von der Ressource zur Emission) der Wasserflüsse<br />

in den Systemvarianten Status quo <strong>und</strong> Referenz wird durch<br />

die Aufbereitung <strong>und</strong> teilweise Wiederverwendung bzw.<br />

Nachnutzung (Re-Use) von „<strong>Abwasser</strong>“ aufgebrochen, <strong>und</strong><br />

Wasserkreisläufe im System werden teilweise geschlossen.<br />

Neben der nutzungsorientierten Verwendung unterschiedlicher<br />

Wasserqualitäten (Trink-, Betriebs- <strong>und</strong> Regenwasser) erfo<br />

lgt zudem eine Reduzierung <strong>und</strong> Konzentrierung hoch belasteter<br />

<strong>Abwasser</strong>ströme (Schwarzwasser). Zugleich wird das im<br />

System befindliche Fremdwasser aufgr<strong>und</strong> der Umnutzung der<br />

vorhandenen Kanäle größtenteils über die Niederschlagsentwässerung<br />

dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt. Das<br />

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Fachbeiträge<br />

Fremdwasser wird aufgr<strong>und</strong> seiner<br />

Menge als relevante „Ressource“<br />

in allen drei Wasserbilanzen<br />

bzw. Wasserfluss-Analysen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

mit betrachtet <strong>und</strong> bei Änderungen<br />

im Entwässerungssystem<br />

(zum Beispiel Nutzung von<br />

Mischwasserkanälen als Regenwasserkanäle)<br />

anteilig berücksichtigt.<br />

3.3 Kostenbilanzen<br />

Die nachfolgenden Kostenbilanzen<br />

der Systemvarianten gehen<br />

von den zuvor dargestellten Mengenbilanzen<br />

aus <strong>und</strong> verknüpfen<br />

diese mit plausiblen Annahmen<br />

hinsichtlich der wesentlichen ökonomischen<br />

Rahmenbedingungen:<br />

Bau- <strong>und</strong> Betriebskosten von Systemkomponenten<br />

<strong>und</strong> Energiepreise.<br />

Diese gehen von heutigen<br />

Verhältnissen bzw. Kostenansätzen<br />

aus, die aus realisierten Projekten,<br />

Pilot- <strong>und</strong> Modellprojekten abgeleitet wurden.<br />

Die in Tabelle 5 dargestellten Jahreskosten der wasserwirtschaftlichen<br />

Ver- <strong>und</strong> Entsorgung berücksichtigen zusätzlich zu<br />

den Kosten der Umstrukturierung die erzielbaren Erlöse hinsichtlich<br />

der erzeugten Produkte Energie <strong>und</strong> Stoffe. Den Kostengruppen<br />

<strong>Abwasser</strong>entsorgung (Referenz) <strong>und</strong> Grau- bzw.<br />

Schwarzwasserentsorgung (Transformation) sind die aus diesen<br />

Systemkomponenten entstehenden Erlöse, durch die Vermarktung<br />

der entsprechenden Wertstoffe (MAP, ASL) <strong>und</strong> Energie<br />

(thermisch <strong>und</strong> elektrisch), zugeordnet. Die Kostenermittlung<br />

für die unterschiedlichen Kostengruppen kann in [13]<br />

nachvollzogen werden.<br />

Abb. 5: Wasserfluss-Analyse Transformation 2080<br />

Abb. 4: Wasserfluss-Analyse Referenz 2080<br />

Wirtschaft 857<br />

Das wasserwirtschaftliche <strong>Infrastruktur</strong>system des Status<br />

quo 2010 weist Jahreskosten in Höhe von ca. 151 Millionen<br />

Euro auf, die sich auf drei Kostengruppen (Trinkwasserversorgung,<br />

Regenwasser- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>entsorgung) verteilen. Die<br />

Gesamtkosten im Szenario Referenz 2080 (Fortschreibung bzw.<br />

Optimierung des bestehenden Systems) fallen mit circa 140<br />

Millionen €/a etwas geringer aus als im Ausgangszustand (Status<br />

quo 2010). Wird das Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>system gr<strong>und</strong>legend<br />

umgestaltet (Transformation 2080), so ist mit vergleichbaren<br />

Jahreskosten von circa 141 Millionen Euro wie im Referenz-Szenario<br />

zu rechnen, wobei sich die jeweiligen Kostengruppen<br />

innerhalb der Gesamtkostenbilanz im Szenario<br />

Referenz <strong>und</strong> Transformation<br />

deutlich voneinander unterscheiden.<br />

Eine Sensitivitätsanalyse hinsichtlich<br />

der ökonomischen Auswirkungen<br />

zeigte, dass die Ergebnisse<br />

der Kostenvergleiche relativ<br />

stabil sind (vgl. [13]).<br />

Werden die Jahreskosten der<br />

einzelnen Kostengruppen in den<br />

Szenarien Referenz <strong>und</strong> Transformation<br />

auf die entsprechenden<br />

Wassermengen umgelegt, ergeben<br />

sich die in Tabelle 6 dargestellten<br />

Entwicklungen der spezifischen<br />

Kosten. Gegenüber dem<br />

Status quo 2010 sind zum Teil<br />

deutliche Kostensteigerungen für<br />

Trinkwasser, <strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Regenwasser<br />

zu verzeichnen, die<br />

bei der Kostengruppe Trinkwasser<br />

im Transformations-Szenario<br />

bis zu 120 Prozent betragen. Bei<br />

der Kostengruppe Betriebswasser<br />

(Betriebswassernutzung <strong>und</strong><br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9


858 Fachbeiträge<br />

spezifische Kosten<br />

(Gebühren)<br />

[€/m³]<br />

Status quo<br />

2010<br />

Grauwasserentsorgung) im Transformations-Szenario werden<br />

die reinen Entstehungskosten von 3,0 €/m 3 durch die Einrechnung<br />

der erzielten Erlöse (Abwärmenutzung Grauwasser)<br />

auf 1,8 €/m 3 verringert.<br />

4 Umweltökonomische Bewertung<br />

Referenz<br />

2080<br />

Transformation<br />

2080<br />

Trinkwasser<br />

Betriebswasser<br />

(Betriebswasser-<br />

2,0 2,8 4,4<br />

nutzung <strong>und</strong><br />

Grauwasserentsorgung)<br />

– – 1,8<br />

<strong>Abwasser</strong> 2,5 3,6<br />

Schwarzwasser – – 19,5<br />

Regenwasser (inklusive<br />

Misch wasser)<br />

2,5 2,4 2,7<br />

Tabelle 6: Spezifische Kosten der Systemvarianten<br />

In der Ökoeffizienz-Analyse werden die wirtschaftlichen <strong>und</strong><br />

die umweltseitigen Aspekte einer Maßnahme bzw. eines Szenarios<br />

verknüpft <strong>und</strong> integriert bewertet. Als Ergebnis wird ein<br />

Ökoeffizienz-Faktor für die jeweiligen Szenarien <strong>und</strong> Maßnahmen<br />

ermittelt:<br />

Kostenbilanz (Nutzung/Verbrauch<br />

Ökoeffizienz – wirtschaftlicher Ressourcen)<br />

Faktor (ÖEF) � Umweltbilanz (Nutzung/Verbrauch<br />

natürlicher Ressourcen)<br />

Die Umweltbilanz basiert auf den Ergebnissen der Mengenbilanzen<br />

hinsichtlich Wasser, Energie <strong>und</strong> Stoffe. Dabei werden<br />

der Ressourcenverbrauch (Input in das Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>system)<br />

<strong>und</strong> die erzeugten Emissionen bzw. Produkte (Output<br />

aus dem Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>system) berücksichtigt. Die<br />

Summen des In- <strong>und</strong> Outputs für die Ausprägungen Wasser,<br />

Energie <strong>und</strong> Stoffe des Referenz- <strong>und</strong> Transformations-Szenarios<br />

werden zur Vergleichbarkeit auf die Summen Status quo<br />

normiert <strong>und</strong> gehen zu gleichen Teilen in je eine zusammenfassende<br />

Maßzahl für die unterschiedlichen Systemvarianten<br />

ein. Analog hierzu werden bei der Kostenbilanz die Gesamtkosten<br />

(inklusive der Erlöse) der Systemvarianten Referenz<br />

<strong>und</strong> Transformation auf den entsprechenden Ist-Zustand normiert.<br />

Als Ergebnis sind in Abbildung 6 die drei Systemvarianten<br />

Status quo, Referenz <strong>und</strong> Transformation hinsichtlich ihrer<br />

Ökoeffizienz (Integration von Umwelt- <strong>und</strong> Kostenbilanz) vergleichend<br />

dargestellt. Der I. Quadrant (rechts oben) <strong>und</strong> der<br />

III. Quadrant (links unten) kennzeichnen die Bereiche, in denen<br />

sich jeweils die Kostenbilanz <strong>und</strong> die Umweltbilanz positiv<br />

bzw. negativ (vom Status quo ausgehend) entwickeln. In den<br />

ergänzenden zwei Quadranten (links oben <strong>und</strong> rechts unten)<br />

stellt sich jeweils eine der beiden Bilanzen entsprechend positiv<br />

bzw. negativ dar.<br />

Die Szenarien Referenz <strong>und</strong> Transformation liegen hinsichtlich<br />

der Kosten auf einem vergleichbaren (bezogen auf<br />

Wirtschaft<br />

0,0<br />

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA<br />

quo)<br />

Umweltbilanz (normiert auf Status<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

Status quo Referenz Transformation<br />

Kostenbilanz (normiert auf Status quo)<br />

Abb. 6: Vergleich ende Ökoeffizienz-Analyse der Systemvarianten<br />

Teilräumliche Entwicklungsdynamik<br />

5 Innenstadtrandlage<br />

Konversionsgebiet<br />

13 Peripherie<br />

Konversionsgebiet<br />

9 Peripherie<br />

Freizeit-/Sportparks<br />

16 Außengebiet<br />

Gewerbegebiet<br />

4 Innenstadtrandlage<br />

Entwicklungsgebiet<br />

3 Innenstadtrandlage<br />

Gewerbegebiet<br />

6 Innenstadtrandlage<br />

Industriegebiet<br />

8 Peripherie<br />

1- <strong>und</strong> 2-Familienhausgebiet<br />

10 Peripherie<br />

Geschosswohnungen<br />

14 Außengebiet<br />

Kleinstadt<br />

2 Innenstadtrandlage<br />

Mischgebiet<br />

umittelbar kurzfristig mittelfristig<br />

langfristig<br />

Teilräumlicher Transformationsaufwand<br />

1 Innenstadt<br />

Kerngebiet<br />

7 Innenstadtrandlage<br />

Geschosswohnungen<br />

11 Peripherie<br />

Streusiedlungen<br />

12 Peripherie<br />

Industriegebiet<br />

15 Außengebiet<br />

Dorf<br />

Abb. 7: Teilräumliche Priorisierung der Transformation der Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>en<br />

den Status quo auf einem etwas geringeren) Niveau. Sie unterscheiden<br />

sich aber erheblich in ihren Auswirkungen auf die<br />

Umwelt, bei der sich das Transformations-Szenario gegenüber<br />

dem Referenz-Szenario wesentlich günstiger darstellt bzw. eine<br />

deutlich geringe Beanspruchung der Umweltressourcen<br />

aufweist.<br />

5 Fazit<br />

Auf Gr<strong>und</strong>lage der h ier betrachteten Szenarien ist die Umstrukturierung<br />

der kommunalen Wasser-<strong>Infrastruktur</strong> hin zu<br />

einer nachhaltigeren <strong>und</strong> effizienteren Ressourcennutzung<br />

technisch <strong>und</strong> kostenseitig realisierbar. Voraussetzungen für<br />

die Transformation sind neben der gebotenen Einbindung der<br />

bestehenden Netze <strong>und</strong> Anlagen die Verringerung des Trinkwasserverbrauchs<br />

durch Verwendung von aufbereitetem Niederschlags-<br />

<strong>und</strong> Grauwasser für Betriebswasserzwecke, die<br />

Mobilisierung der thermischen <strong>und</strong> biochemischen Energiepotenziale<br />

des <strong>Abwasser</strong>s <strong>und</strong> die stoffliche Verwertung von<br />

<strong>Abwasser</strong>inhaltsstoffen <strong>und</strong> gewinnbarer Verwertungsprodukte.<br />

Gelingt diese Umstrukturierung, so wird die siedlungswasserwirtschaftliche<br />

<strong>Infrastruktur</strong> künftig eng mit der kommunalen<br />

Energieversorgung verknüpft sein. Sie wird sich aus zahlreichen<br />

Modulen zusammensetzen, auf die Schließung von<br />

Stoffkreisläufen abstellen <strong>und</strong> flexibler auf sich verändernde<br />

Umweltbedingungen reagieren können. Sie wird vor allem<br />

auch die Ebene des einzelnen Haushalts oder Gebäudes (dezentrale<br />

Lösung) bzw. die Ebene des einzelnen Blocks (semi


Fachbeiträge<br />

zentrale Lösung) betreffen <strong>und</strong> Konsequenzen für die Haustechnologie<br />

<strong>und</strong> die Ausstattung der Gebäude haben (vgl.<br />

[21]).<br />

Die Einführung differenzierter Wasser-/<strong>Abwasser</strong>kreisläufe<br />

(zum Beispiel Grauwasserseparation zur Betriebswassernutzung)<br />

wird als Chance einer Markterweiterung auf erhöhter<br />

technischer Stufenleiter für die im Wasser-/<strong>Abwasser</strong>bereich<br />

tätigen Unternehmen eingestuft.<br />

Die Bilanzierung <strong>und</strong> Bewertung der wirtschaftlichen <strong>und</strong><br />

ökologischen Folgen der Erhaltung, der Optimierung oder des<br />

Umbaus der kommunalen Wasser-<strong>Infrastruktur</strong> erfordert eine<br />

eingehende Erfassung <strong>und</strong> Dokumentation der stadträumlichen<br />

Entwicklungsdynamik sowie der technischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />

Verhältnisse der vorhandenen Netze <strong>und</strong> Anlagen.<br />

Beide Aspekte können nicht isoliert voneinander behandelt<br />

werden, sondern erfordern bereits bei der Analyse <strong>und</strong> Bewertung<br />

der Ausgangsbedingungen die Zusammenarbeit aller am<br />

Stadtentwicklungsprozess <strong>und</strong> der flankierenden <strong>Infrastruktur</strong>planung<br />

fachlich Beteiligten.<br />

Die Umsetzung der hier auf Gesamtstadtebene beschriebenen<br />

Transformation der Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>en ist ein<br />

schrittweiser Prozess, der maßgeblich von den Kriterien<br />

Entwicklungsdynamik <strong>und</strong> Transformationsaufwand der<br />

einzelnen städtischen Teilräume abhängig sein wird. Teilräume<br />

mit hoher Entwicklungsdynamik bzw. hohem Investitionsgeschehen<br />

<strong>und</strong> geringem Transformationsaufwand<br />

werden eher für eine Transformation zugänglich sein als andere.<br />

Eine erste Einstufung dieser zeitlichen <strong>und</strong> räumlichen<br />

Umstrukturierung der Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>en ist in<br />

Abbildung 7 dargestellt. Die in diesem Prioritätenraster vorgenommene<br />

Positionierung der Teilräume ist als eine generalisierende<br />

Einschätzung zu verstehen, die im Einzelfall im<br />

Rahmen einer städtebaulichen Analyse konkretisiert werden<br />

muss.<br />

Es besteht weiterer Untersuchungsbedarf, um die rechtlichorganisatorischen<br />

<strong>und</strong> städtebaulich-infrastrukturellen Rahmenbedingungen<br />

<strong>und</strong> Umsetzungsanforderungen zu klären<br />

<strong>und</strong> im Kontext mit allen Beteiligten zu erörtern <strong>und</strong> zu definieren<br />

(vgl. [22]).<br />

Literatur<br />

[1] Statistisches B<strong>und</strong>esamt: Öffentliche Wasserversorgung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />

2004, Fachserie 19, Reihe 2.1, Wiesbaden,<br />

2009<br />

[2] ATT, BDEW, DBVW, DVGW, DWA, VKU: Branchenbild der deutschen<br />

Wasserwirtschaft 2008, wvgw Wirtschafts- <strong>und</strong> Verlagsgesellschaft<br />

Gas <strong>und</strong> Wasser, Bonn, 2008<br />

[3] Umweltb<strong>und</strong>esamt (Hrsg.): Demografischer Wandel als Herausforderung<br />

für die Sicherung <strong>und</strong> Entwicklung einer kosten- <strong>und</strong> ressourceneffizienten<br />

<strong>Abwasser</strong>infrastruktur, UBA-Texte 36/2010, Dessau-Roßlau,<br />

2010<br />

[4] C. Leptien, K. Bellefontaine, H. Breitenbach, P, Graf, P. Meyer: Wirtschaftsdaten<br />

der <strong>Abwasser</strong>beseitigung 2009, Ergebnisse einer gemeinsamen<br />

Umfrage der DWA <strong>und</strong> des Deutschen Städtetages sowie<br />

des Deutschen Städte- <strong>und</strong> Gemeindeb<strong>und</strong>es, KA 2010, 57 (9),<br />

916–925<br />

[5] Umweltb<strong>und</strong>esamt (Hrsg.): Steigerung der Energieeffizienz auf kommunalen<br />

Kläranlagen, UBA-Texte 11/2008, Dessau-Roßlau, 2008<br />

[6] T. Hillenbrand, H. Hiessl: Sich ändernde Planungsgr<strong>und</strong>lagen für<br />

Wasserinfrastruktursysteme, Teil 1: Klimawandel, demographischer<br />

Wandel, neue ökologische Anforderungen, KA 2006, 53 (12),<br />

1265–1271<br />

Wirtschaft 859<br />

[7] T. Hillenbrand, H. Hiessl: Sich ändernde Planungsgr<strong>und</strong>lagen für<br />

Wasserinfrastruktursysteme, Teil 2: Technologischer Fortschritt <strong>und</strong><br />

sonstige Veränderungen, KA 2007, 54 (1), 47–53<br />

[8] T. Kluge, U. Scheele: Räumliche Dimensionen des Transformationsprozesses<br />

in der Wasserwirtschaft, in: T. Moss, M. Naumann, M.<br />

Wissen (Hrsg.): Zwischen Universalisierung <strong>und</strong> Differenzierung.<br />

Räumliche Dimensionen des Wandels technischer <strong>Infrastruktur</strong>systeme,<br />

oekom, München, 2008, 138–162<br />

[9] H. Hiessl: Wassertechnologien für eine Nachhaltige Zukunft, in: Erde<br />

2.0 — Technologische Innovationen als Chance für eine Nachhaltige<br />

Entwicklung?, Springer, Berlin, 2005, 140–173<br />

[10] N. Staben: Technische Möglichkeiten der alternativen Gestaltung<br />

städtischer Wasser- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>infrastruktur. Eine Technikrecherche<br />

im Rahmen des Projekts „Transformationsmanagement für eine<br />

nachhaltige Wasserwirtschaft“, Berlin, 2008 (netWORKS-Papers,<br />

Nr. 24)<br />

[11] DWA (Hrsg.): Neuartige Sanitärsysteme, DWA-Themen, Hennef,<br />

2008<br />

[12] T. Kluge, J. Libbe (Hrsg.): Transformationsmanagement für eine<br />

nachhaltige Wasserwirtschaft, Handreichung zur Realisierung neuartiger<br />

<strong>Infrastruktur</strong>lösungen im Bereich Wasser <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>, Difu-Sonderveröffentlichung.<br />

Berlin, 2010<br />

[13] J. Felmeden, T. Kluge, M. Koziol, J. Libbe, B. Michel, U. Scheele: Öko-<br />

Effizienz kommunaler Wasser-<strong>Infrastruktur</strong>en. Bilanzierung <strong>und</strong> Bewertung<br />

bestehender <strong>und</strong> alternativer Systeme, netWORKS-Paper<br />

Nr. 26, Berlin, 2010<br />

[14] H. Herbst: Bewertung zentraler <strong>und</strong> dezentraler <strong>Abwasser</strong>infrastruktursysteme,<br />

Reihe GWA, Band 213, Aachen, 2008<br />

[15] C. Wendland: Anaerobic Digestion of Blackwater and Kitchen Refuse,<br />

Hamburger Berichte zur Siedlungswasserwirtschaft, Band 66,<br />

Hamburg, 2008<br />

[16] DWA (Hrsg.): Rückbelastung aus der Schlammbehandlung, Verfahren<br />

zur Schlammwasserbehandlung, Arbeitsbericht der Arbeitsgruppe<br />

AK-1.3, Hennef, 2005<br />

[17] DWA (Hrsg.): Energiepotenziale in der deutschen Wasserwirtschaft<br />

– Schwerpunkt <strong>Abwasser</strong>, DWA-Themen, Hennef, 2010<br />

[18] H. Herbst, D. Montag, K. Gethke, J. Pinnekamp: Potenziale, Techniken<br />

<strong>und</strong> Kosten der Phosphorrückgewinnung aus kommunalem <strong>Abwasser</strong>,<br />

KA 2007, 54 (10), 1013–1024<br />

[19] BKWasser: Betrieblicher Kennzahlenvergleich für die öffentliche<br />

Wasserversorgung <strong>und</strong> die kommunale <strong>Abwasser</strong>entsorgung, Wiesbaden,<br />

2007, www.bkwasser.de/images/uploads/pdf/bkwasser-<br />

5jahre_2000-2005.pdf<br />

[20] Umweltb<strong>und</strong>esamt (Hrsg.): Rückgewinnung eines schadstofffreien,<br />

mineralischen Kombinationsdüngers „Magnesiumammoniumphosphat<br />

– MAP“ aus <strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Klärschlamm, UBA-Texte<br />

25/07, Dessau-Roßlau, 2007<br />

[21] Internationale Bauausstellung Hamburg: IBA-Labor Ressource Wasser:<br />

Klimaanpassung <strong>und</strong> Energieeffizienz, Dokumentation der<br />

Fachtagung am 5. <strong>und</strong> 6. November 2009, Berlin, 2010<br />

[22] T. Kluge, J. Libbe: Effiziente kommunale Wasserinfrastruktur, Planerin<br />

2011, Heft 3, 10–12<br />

Autoren<br />

Dipl.-Ing. Jörg Felmeden<br />

PD Dr. Thomas Kluge<br />

Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) GmbH<br />

Hamburger Allee 45, 60486 Frankfurt a. M.<br />

Dr.-Ing. Bernhard Michel<br />

<strong>COOPERATIVE</strong> <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> Umwelt<br />

Heidelberger Landstraße 31, 64297 Darmstadt<br />

E-Mail: felmeden@isoe.de A<br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9


860<br />

DIN-Normen<br />

Neue DIN-Normen <strong>und</strong> Norm-Entwürfe<br />

Normen<br />

DIN EN<br />

ISO 11296-1<br />

DIN EN<br />

ISO 11296-3<br />

DIN EN<br />

ISO 11296-4<br />

DIN ISO/TS<br />

29843-1<br />

Kunststoff-Rohrleitungssysteme für die Renovierung<br />

von erdverlegten drucklosen Entwässerungsnetzen<br />

(Freispiegelleitungen) – Teil 1:<br />

Allgemeines (ISO 11296-1:2009); Deutsche<br />

Fassung EN ISO 11296-1:2011<br />

Ausgabe: Juli 2011<br />

Kunststoff-Rohrleitungssysteme für die Renovierung<br />

von erdverlegten drucklosen Entwässerungsnetzen<br />

(Freispiegelleitungen) – Teil 3:<br />

Close-Fit-Lining (ISO 11296-3:2009�<br />

Cor.1:2011); Deutsche Fassung EN ISO 11296-<br />

3:2011<br />

Ausgabe: Juli 2011<br />

Kunststoff-Rohrleitungssysteme für die Renovierung<br />

von erdverlegten drucklosen Entwässerungsnetzen<br />

(Freispiegelleitungen) – Teil 4:<br />

Vor Ort härtendes Schlauch-Lining (ISO<br />

11296-4:2009, korrigierte Fassung 2010-06-<br />

01); Deutsche Fassung EN ISO 11296-4:2011<br />

Ausgabe: Juli 2011<br />

Bodenbeschaffenheit – Bestimmung der Diversität<br />

von Bodenmikroorganismen – Teil 1: Verfahren<br />

mittels Phospholipidfettsäure(PLFA)-<br />

Analyse <strong>und</strong> Phospholipidetherlipid(PLEL)-<br />

Analyse (ISO/TS 29843-1:2010)<br />

Ausgabe: Juli 2011<br />

DIN 19687 Bodenbeschaffenheit – Berechnung der Sickerwasserrate<br />

aus dem Boden<br />

Ausgabe: August 2011<br />

DIN 38409-46 Deutsche Einheitsverfahren zur Wasser-, <strong>Abwasser</strong>-<br />

<strong>und</strong> Schlammuntersuchung – Summarsche<br />

Wirkungs- <strong>und</strong> Stoffkenngrößen<br />

(Gruppe H) – Teil 46: Bestimmung des ausblasbaren<br />

organischen Kohlenstoffs (POC) (H 46)<br />

Ausgabe: August 2011<br />

DIN 38414-14 Deutsche Einheitsverfahren zur Wasser-, <strong>Abwasser</strong>-<br />

<strong>und</strong> Schlammuntersuchung – Schamm<br />

<strong>und</strong> Sedimente (Gruppe S) – Teil 14: Bestimmung<br />

ausgewählter polyfluorierter Verbindungen<br />

(PFC) in Schlamm, Kompost <strong>und</strong> Boden –<br />

Verfahren mittels Hochleistungs-Flüssigkeitschromatographie<br />

<strong>und</strong> massenspektrometrischer<br />

Detektion (HPLC-MS/MS) (S 14)<br />

Ausgabe: August 2011<br />

DIN EN<br />

13508-2<br />

DIN EN<br />

ISO 5667-13<br />

Norm-Entwürfe<br />

DIN<br />

ISO 14238<br />

DIN<br />

ISO 17155<br />

DIN EN<br />

14364<br />

DIN EN<br />

ISO 10523<br />

DIN EN ISO<br />

16265<br />

DIN-Normen<br />

Untersuchung <strong>und</strong> Beurteilung von Entwässerungssystemen<br />

außerhalb von Gebäuden – Teil<br />

2: Kodiersystem für die optische Inspektion;<br />

Deutsche Fassung EN 13508-2:2003�A1:2011<br />

Ausgabe: August 2011<br />

Wasserbeschaffenheit – Probenahme – Teil 13:<br />

Anleitung zur Probenahme von Schlämmen<br />

(ISO 5667-13:2011); Deutsche Fassung EN<br />

ISO 5667-13:2011<br />

Ausgabe: August 2011<br />

Bodenbeschaffenheit – Biologische Verfahren –<br />

Bestimmung der Stickstoffmineralisierung <strong>und</strong><br />

-nitrifizierung in Böden <strong>und</strong> der Einflüsse von<br />

Chemikalien auf diese Prozesse (ISO/DIS<br />

14238:2011)<br />

Ausgabe: Juni 2011<br />

Bodenbeschaffenheit – Bestimmung der Ab<strong>und</strong>anz<br />

<strong>und</strong> Aktivität der Bodenmikroflora mit Hilfe<br />

von Atmungskurven (ISO/DIS 17155: 2011)<br />

Ausgabe: Juni 2011<br />

Kunststoff-Rohrleitungssysteme für <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />

<strong>und</strong> -kanäle mit oder ohne Druck –<br />

Glasfaserverstärkte duroplastische Kunststoffe<br />

(GFK) auf der Basis von ungesättigtem Polyesterharz<br />

(UP) – Festlegungen für Rohre, Formstücke<br />

<strong>und</strong> Verbindungen; Deutsche Fassung<br />

prEN 14364:2011<br />

Ausgabe: Juli 2011<br />

Einsprüche bis zum 18. September 2011<br />

Wasserbeschaffenheit – Bestimmung des pH-<br />

Werts (ISO 10523:2008); Deutsche Fassung<br />

FprEN ISO 10523:2011<br />

Ausgabe: August 2011<br />

Einsprüche bis zum 1. Oktober 2011<br />

Wasserbeschaffenheit – Bestimmung des Indexes<br />

von methylenblauaktiven Substanzen<br />

(MBAS) – Verfahren mittels kontinuierlicher<br />

Durchflussanalyse (CFA) (ISO 16265:2009);<br />

Deutsche Fassung FprEN ISO 16265:2011<br />

Ausgabe: August 2011<br />

Einsprüche bis zum 1. Oktober 2011<br />

Bezug<br />

Beuth Verlag, Burggrafenstraße 6, 10787 Berlin<br />

Tel. (030) 26 01-22 60, www.beuth.de<br />

Norm-Entwurfsportal: www.entwuerfe.din.de<br />

DIN EN 13508-2 ist auch über die DWA zu beziehen<br />

E-Mail: info@dwa.de, Tel. (0 22 42) 872-333<br />

DWA-Mitgliedern wird ein Rabatt von 10 % gewährt. A<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


Regelwerk<br />

Vorhabensbeschreibung<br />

Abscheider- <strong>und</strong> Rückstausicherungsanlagen<br />

in der<br />

Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung:<br />

Überarbeitung der<br />

Merkblattreihe DWA-M 167<br />

Die im Dezember 2007 veröffentlichte<br />

Merkblattreihe DWA-M 167 „Abscheider-<br />

<strong>und</strong> Rückstausicherungsanlagen in der<br />

Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung: Einbau, Betrieb,<br />

Wartung <strong>und</strong> Kontrolle von Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen“<br />

mit ihren<br />

fünf Teilen<br />

● DWA-M 167-1 „Rechtliche <strong>und</strong> technische<br />

Bestimmungen“,<br />

● DWA-M 167-2 „Abscheideranlagen<br />

für Leichtflüssigkeiten“,<br />

● DWA-M 167-3 „Abscheideranlagen<br />

für Fette <strong>und</strong> Abscheideranlagen für<br />

Stärke“,<br />

● DWA-M 167-4 „Abscheideranlagen<br />

für Amalgam“,<br />

● DWA-M 167-5 „Rückstausicherung<br />

<strong>und</strong> Leichtflüssigkeitssperren“<br />

soll neben der Verdeutlichung der Zusammenhänge<br />

geltender Normen <strong>und</strong><br />

Vorschriften insbesondere Empfehlungen<br />

zur sachgerechten Anwendung der bestehenden<br />

Regelwerke (zum Beispiel<br />

DIN-Normen, DWA-Regelwerk) <strong>und</strong> zu<br />

rechtlichen Vorschriften für die jeweiligen<br />

Produktgruppen geben.<br />

Seit der Veröffentlichung erfolgten einerseits<br />

wesentliche Veränderungen im<br />

verwaltungsrechtlichen Bereich (zum<br />

Beispiel Wasserhaushaltsgesetz, Indirekteinleiterverordnung<br />

<strong>und</strong> Verordnung<br />

zum Umgang mit wassergefährdenden<br />

Stoffen), <strong>und</strong> andererseits führen die bei<br />

der Generalinspektion <strong>und</strong> Dichtheitsprüfung<br />

von zum Beispiel Abscheideranlagen<br />

gewonnenen Erkenntnisse häufig<br />

zu Fragen bezüglich des erforderlichen<br />

Umfangs <strong>und</strong> der Vorgehensweise bei<br />

der angemessenen Sanierung dieser Anlagen.<br />

Die bestehenden Teile der Merkblattreihe<br />

sollen daher inhaltlich überar-<br />

beitet <strong>und</strong> jeweils ergänzt werden, insbesondere<br />

auch, um Hinweise <strong>und</strong> Empfehlungen<br />

zum Umgang mit festgestellten<br />

Mängeln bzw. zur Sanierung der Anlagen<br />

<strong>und</strong> des spezifischen Entwässerungssystems<br />

einzuarbeiten, wobei eine enge Verknüpfung<br />

mit den jeweiligen Produktnormen<br />

vorgesehen ist.<br />

Die Überarbeitung wird im Fachausschuss<br />

ES-6 „Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung“<br />

(Obmann: Dipl.-Ing. Karsten<br />

Selleng) durch die Arbeitsgruppe ES-<br />

6.2 „Einbau, Betrieb, Wartung <strong>und</strong><br />

Kon trolle von Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen“<br />

(Sprecher: Dipl.-Ing. Ulrich<br />

Bachon) erfolgen. Hierzu soll die<br />

Arbeitsgruppe neu formiert werden<br />

<strong>und</strong> möglichst Vertreter aus den BereichenKommunen/Netzbetreiber/Wasserbehörden,<br />

Prüf- <strong>und</strong> Ingenieurbüros,<br />

Hersteller, bauausführende bzw.<br />

Sanierungs-Fachunternehmen <strong>und</strong> dem<br />

Kreis der betroffenen Anlagenbetreiber<br />

der jeweiligen Produktgruppen beinhalten.<br />

An der Mitarbeit interessierte Fachleute<br />

werden gebeten, sich an die DWA-<br />

B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle zu wenden, die<br />

auch Hinweise für die Überarbeitung<br />

entgegennimmt. Die Überarbeitung ist<br />

bis 2013 geplant.<br />

DWA-B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle<br />

Dipl.-Ing. Christian Berger<br />

Theodor-Heuss-Allee 17<br />

53773 Hennef<br />

Tel. (0 22 42) 872-126, Fax 872-184<br />

E-Mail: berger@dwa.de A<br />

Vorhabensbeschreibung<br />

TSM für Stauanlagenbetreiber –<br />

Erarbeitung des Merkblatts<br />

DWA-M 1002<br />

Das Technische Sicherheitsmanagement<br />

(TSM) hat sich mittlerweile im Bereich<br />

der Wasserversorgung <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />

als ein nützliches Instrument<br />

zur Überprüfung der Aufbau- <strong>und</strong> Ablauf<br />

organisation eines Unternehmens bewährt<br />

<strong>und</strong> wurde bereits auf den Bereich<br />

Gewässerunterhaltung ausgedehnt. Aufgr<strong>und</strong><br />

der positiven Erfahrungen soll es<br />

Bitte umbenennen 861<br />

nun auch um den Bereich Stauanlagen<br />

erweitert werden. Als Gr<strong>und</strong>lage dafür<br />

ist ein Merkblatt DWA-M 1002 „Anforderungen<br />

an die Qualifikation <strong>und</strong> Organisation<br />

von Stauanlagenbetreibern als<br />

Gr<strong>und</strong>lage für ein Technisches Sicherheitsmanagement<br />

(TSM)“ erforderlich,<br />

in dem die Anforderungen an die Betreiber<br />

von Stauanlagen hinsichtlich der Organisation<br />

sowie der Qualifikation der<br />

beschäftigten Personen sowie die sicherheitstechnischen<br />

<strong>und</strong> betriebstechnischen<br />

Belange für den Betrieb, die Unterhaltung<br />

<strong>und</strong> die Überwachung dargestellt<br />

werden. Des Weiteren soll zur<br />

Erläuterung ein branchenspezifischer<br />

Fragenkatalog erarbeitet werden.<br />

Mit den Arbeiten werden folgende<br />

Ziele angestrebt:<br />

1. Formulierung der Anforderungen an<br />

das TSM im Kontext zu Aufgaben <strong>und</strong><br />

Nutzungen von Stauanlagen<br />

2. Definition von Anforderungen an die<br />

Aufbau- <strong>und</strong> Ablauforganisation<br />

3. Erstellung eines Anhangs mit einer<br />

Matrix, die die notwendigen Anforderungen<br />

an die Technische Führungskraft<br />

definiert in Abhängigkeit von<br />

Art, Aufgaben <strong>und</strong> Größe des Unternehmens<br />

4. Formulierung der erforderlichen Personalqualifikationen<br />

5. Erstellung eines branchenspezifischen<br />

Leitfadens zur Beschreibung<br />

der erforderlichen Anforderungen<br />

<strong>und</strong> Unterstützung der Umsetzung<br />

Eine neue verbändeübergreifende Arbeitsgruppe<br />

WW-4.8 „TSM-Stauanlagen“<br />

der Verbände DWA, Deutsches TalsperrenKomitee<br />

(DTK), Deutsche Gesellschaft<br />

für Geotechnik (DGGT) <strong>und</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />

der Trinkwassertalsperren<br />

(ATT) erarbeitet im DWA-Fachausschuss<br />

WW-4 „Fluss- <strong>und</strong> Talsperren“<br />

dieses Merkblatt unter der Leitung von<br />

BauAss. Dipl.-Ing. Antje Nielinger, stellvertretende<br />

Abteilungsleiterin der Betriebsabteilung<br />

Talsperren <strong>und</strong> Stauseen<br />

beim Ruhrverband.<br />

Angesprochen werden sollen Stauanlagenbetreiber,<br />

Ingenieurbüros, Wasserwirtschaftsverwaltungen,<br />

Kommunen<br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9


862<br />

Bitte umbenennen<br />

<strong>und</strong> die Länderverwaltungen. Hinweise<br />

<strong>und</strong> Anregungen zu diesem Vorhaben<br />

nimmt die DWA-B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle<br />

gerne entgegen:<br />

DWA-B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle<br />

Dipl.-Ing. Anett Baum<br />

Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef<br />

Tel. (0 22 42) 872-124, Fax 872-135<br />

E-Mail: baum@dwa.de A<br />

Neu erschienen<br />

Merkblatt DWA-M 731:<br />

„<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfälle aus<br />

der Papierherstellung“<br />

Nach der Veröffentlichung des umfangreichen<br />

BREF-Dokuments „Pulp and Paper<br />

Industry“ <strong>und</strong> des Hintergr<strong>und</strong>papiers zu<br />

Anhang 28 der AbwV, das im Wesentlichen<br />

auf den behördlichen Vollzug ausgerichtet<br />

ist, wurde ein Merkblatt für<br />

sinnvoll erachtet, das einen praxisbezogenen<br />

Überblick über die Produktions-<br />

<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>verhältnisse der Papier-<br />

<strong>und</strong> Pappenherstellung gibt <strong>und</strong> produktionsintegrierte<br />

Maßnahmen zur Reduzierung<br />

der <strong>Abwasser</strong>belastung darstellt.<br />

Dem integrierten Ansatz folgend wurde<br />

darüber hinaus das bestehende Merkblatt<br />

ATV-DVWK-M 364 überarbeitet <strong>und</strong><br />

in das Merkblatt „<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfälle<br />

aus der Papierherstellung“ integriert.<br />

Auch Aspekte anderer Umweltbereiche<br />

wie der Energieverbrauch der Branche,<br />

das Vorkommen gefährlicher Stoffe sowie<br />

Emissionen aus der <strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Abfall</strong>behandlung (Abluft, Gerüche,<br />

Lärm, Abwärme) wurden mitbehandelt.<br />

Die im Merkblatt DWA-M 731 „<strong>Abwasser</strong><br />

<strong>und</strong> Abfälle aus der Papiererstellung“<br />

beschriebenen Verfahren zur Verminderung,<br />

Behandlung <strong>und</strong> Entsorgung<br />

von Abwässern <strong>und</strong> Abfällen entsprechen<br />

sowohl dem Stand der Technik<br />

(S. d. T.) nach den einschlägigen deutschen<br />

Wasser- <strong>und</strong> <strong>Abfall</strong>gesetzen als<br />

auch der nach der IED-Richtlinie geforderten<br />

Anwendung der besten verfügbaren<br />

Techniken (BVT) bzw. gehen zum<br />

Teil auch darüber hinaus.<br />

Dieses Merkblatt soll Fachbehörden<br />

der Wasser- <strong>und</strong> <strong>Abfall</strong>wirtschaft, Planern,<br />

Ingenieur- <strong>und</strong> Beratungsbüros,<br />

Anlagenherstellern <strong>und</strong> betroffenen Betrieben<br />

als Arbeitshilfe dienen <strong>und</strong> einen<br />

fachspezifischen Überblick vermitteln.<br />

Merkblatt DWA-M 731<br />

„<strong>Abwasser</strong> <strong>und</strong> Abfälle aus der<br />

Papierherstellung“, August 2011<br />

78 Seiten, ISBN 978-3-941897-93-9<br />

Ladenpreis: 71,00 Euro<br />

fördernde DWA-Mitglieder: 56,80 Euro<br />

Zu beziehen bei:<br />

DWA-B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle<br />

Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef<br />

Tel. (0 22 42) 872-333, Fax 872-100<br />

E-Mail: info@dwa.de<br />

DWA-Shop: www.dwa.de/shop A<br />

Neu erschienen<br />

Merkblatt DWA-M 805:<br />

„Technische Leistungsfähigkeit<br />

von Bauunternehmen“<br />

Öffentliche <strong>und</strong> auch private Auftraggeber<br />

müssen sich vergewissern, dass beauftragte<br />

Unternehmen für die anstehende<br />

Aufgabe geeignet sind. In Abhängigkeit<br />

vom jeweiligen Projekt dürfen <strong>und</strong><br />

müssen Anforderungen an die Eignung<br />

von Unternehmen gestellt <strong>und</strong> im Rahmen<br />

der Vergabeentscheidung deren Vorliegen<br />

geprüft werden. Die Eignung von<br />

Bauunternehmen wird anhand der Kriterien<br />

Fachk<strong>und</strong>e, Leistungsfähigkeit <strong>und</strong><br />

Zuverlässigkeit bewertet. Die Vergabe-<br />

<strong>und</strong> Vertragsordnungen, aber auch DIN-<br />

Normen enthalten zahlreiche Hinweise<br />

<strong>und</strong> Regelungen dazu.<br />

Das neu vorliegende Merkblatt DWA-<br />

M 805 „Technische Leistungsfähigkeit als<br />

besonderes Merkmal der Eignung von<br />

Bauunternehmen bei der Herstellung <strong>und</strong><br />

Sanierung von Rohrleitungen <strong>und</strong> Kanälen“<br />

beschränkt sich auf Hinweise zu Normen<br />

<strong>und</strong> vergaberechtlichen Regelungen<br />

des Abschnitts 1 der VOB/A (sogenannter<br />

„Unterschwellenbereich“, Basisparagraphen)<br />

<strong>und</strong> befasst sich damit bewusst nur<br />

mit diesem Teilbereich des gesamten Ausschreibungs-<br />

<strong>und</strong> Vergabeprozesses. Es<br />

werden Hinweise zur technischen Leistungsfähigkeit<br />

gegeben <strong>und</strong> erläutert,<br />

welche Inhalte mit vorhandenen Präqualifizierungsverfahren<br />

(PQ-Verfahren) bestätigt<br />

werden. Das Merkblatt soll eine<br />

Hilfestellung bei der sicheren Handhabung<br />

von Anforderungen an die fachliche<br />

Eignung <strong>und</strong> bei der Bewertung von Ausweisen<br />

(Zertifikaten) zu Qualifikation<br />

<strong>und</strong> Präqualifizierung sein.<br />

Erstellt wurde das Merkblatt von der<br />

DWA-Arbeitsgruppe WI-4.3 „Qualifikation<br />

von Organisationen“, Sprecher Dipl.-<br />

Ing. Hans-Joachim Purde, im Fachausschuss<br />

WI-4 „Leistungsqualität <strong>und</strong> Ver-<br />

gabeverfahren“, Obfrau Dipl.-Ing. Gabriele<br />

Köller. Weiterführende Hinweise enthält<br />

auch das Merkblatt DWA-M 808<br />

„Handreichungen zur Ausschreibung<br />

<strong>und</strong> zur Wertung von Angeboten“, das<br />

Anfang 2011 wegen Aktualisierungsbedarfs<br />

zurückgezogen wurde <strong>und</strong> sich<br />

derzeit in Überarbeitung befindet. Das<br />

Merkblatt DWA-M 808 wird also demnächst<br />

neu aufgelegt werden.<br />

Merkblatt DWA-M 805 „Technische<br />

Leistungsfähigkeit als besonderes<br />

Merkmal der Eignung von Bauunternehmen<br />

bei der Herstellung <strong>und</strong> Sanierung<br />

von Rohrleitungen <strong>und</strong> Kanälen“<br />

August 2011, 26 Seiten<br />

ISBN 978-3-941897-98-4<br />

Ladenpreis: 35,00 Euro, fördernde<br />

DWA-Mitglieder: 28,00 Euro<br />

Zu beziehen bei:<br />

DWA-B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle<br />

Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef<br />

Tel. (0 22 42) 872-333, Fax 872-100<br />

E-Mail: info@dwa.de<br />

DWA-Shop: www.dwa.de/shop A<br />

Fachgremien<br />

Aufruf zur Mitarbeit<br />

DWA-Arbeitsgruppe ES-7.4<br />

„Betrieb <strong>und</strong> Unterhalt von<br />

<strong>Abwasser</strong>pumpanlagen“<br />

Die seit vielen Jahren bestehende DWA-<br />

Arbeitsgruppe ES-7.4, Sprecher: Dipl.-<br />

Ing. Gert Bamler (Dresden), bearbeitet<br />

innerhalb des Fachausschusses ES-7 „Betrieb<br />

<strong>und</strong> Unterhalt“ im Hauptausschuss<br />

Entwässerungssysteme unterschiedliche<br />

Fragen der Instandhaltung <strong>und</strong> des Betriebs<br />

von <strong>Abwasser</strong>pumpanlagen. Dazu<br />

zählen insbesondere Dienst- <strong>und</strong> Betriebsanweisungen<br />

(DWA-A 199-3), Betriebskosten,<br />

Energieoptimierung, Explosionsschutz,<br />

Inspektion <strong>und</strong> Wartung von<br />

Druckleitungen <strong>und</strong> ähnliche Themen.<br />

Mitglieder der Arbeitsgruppe wirken<br />

auch als Referenten bei Weiterbildungsangeboten<br />

der DWA mit.<br />

Um die kompetente Besetzung der<br />

Arbeitsgruppe auch zukünftig sichern<br />

zu können, ist eine Verstärkung mit neuen<br />

Mitgliedern vorgesehen, nachdem<br />

mehrere bisherige Mitglieder altersbedingt<br />

leider nicht mehr zur Verfügung<br />

stehen.<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


Aufgerufen zur Mitarbeit sind vorrangig<br />

Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte aus Kommunen,<br />

Verbänden <strong>und</strong> Unternehmen,<br />

die für Betrieb <strong>und</strong> Instandhaltung von<br />

Pumpanlagen zuständig sind <strong>und</strong> entsprechende<br />

Informationen <strong>und</strong> Erfahrungen<br />

in die Arbeitsgruppe einbringen können.<br />

Besonders erwünscht sind dabei<br />

Meldungen kleinerer <strong>und</strong> mittelgroßer<br />

Betreiber, um deren spezifische Rahmenbedingungen<br />

besser berücksichtigen zu<br />

können. Bei entsprechendem Tätigkeits-<br />

<strong>und</strong> Erfahrungsspektrum besteht auch<br />

Interesse an Meldungen aus Hochschulen<br />

<strong>und</strong> Ingenieurbüros.<br />

Kontaktadresse für nähere Auskünfte<br />

<strong>und</strong> bei Interesse an einer Mitarbeit:<br />

DWA-B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle<br />

Dipl.-Ing. Christian Berger<br />

Theodor-Heuss-Allee 17<br />

53773 Hennef<br />

Tel. (0 22 42) 872-126, Fax 872-184<br />

E-Mail: berger@dwa.de A<br />

Landesverbände<br />

Baden-Württemberg<br />

DWA Landesverbandstagung<br />

Baden-Württemberg am<br />

20. <strong>und</strong> 21. Oktober 2011<br />

in Fellbach<br />

Der DWA-Landesverband Baden-Württemberg<br />

empfängt im Rahmen seines<br />

60-jährigen Jubiläums am 20. <strong>und</strong> 21. Oktober<br />

2011 in der Schwabenlandhalle<br />

Fellbach die Fachleute aus dem Bereich<br />

der <strong>Abwasser</strong>- <strong>und</strong> Wasserwirtschaft zu<br />

seiner Landesverbandstagung. Die Fachtagung,<br />

zu der mehr als 600 Teilnehmer<br />

erwartet werden, wird in Kooperation mit<br />

dem Wasserwirtschaftsverband Baden-<br />

Württemberg e. V. (WBW) sowie dem<br />

Landesverband Baden-Württemberg des<br />

B<strong>und</strong>es der Ingenieure für Wasserwirtschaft,<br />

<strong>Abfall</strong>wirtschaft <strong>und</strong> Kulturbau<br />

e. V. (BWK) durchgeführt.<br />

In der reizvollen Umgebung des<br />

Wein anbaugebietes unter dem Kappelberg<br />

erwartet die Besucher auch in diesem<br />

Jahr ein interessantes Fachprogramm,<br />

das sich an den aktuellen Fragestellungen<br />

aus Wissenschaft <strong>und</strong> Praxis<br />

orientiert.<br />

Im Anschluss an das Grußwort des<br />

baden-württembergischen Ministerialdirektors<br />

Helmfried Meinel sowie dem<br />

Festvortrag von Prof. Stefan Rahmstorf<br />

vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung<br />

widmet sich das Fachsymposium<br />

den vielfältigen Aufgaben der Wasserwirtschaft.<br />

So werden Fragen zu<br />

Starkniederschlägen <strong>und</strong> „Katastrophenregen“<br />

<strong>und</strong> deren Auswirkungen auf urbane<br />

Gebiete thematisiert. Die Zukunft<br />

der Kläranlage, neue Technologien <strong>und</strong><br />

verfahrenstechnische Innovationen finden<br />

im Rahmen eines Umwelttechnologieforums<br />

Beachtung. Die Themen des<br />

Betriebs von abwassertechnischen Anlagen<br />

<strong>und</strong> die b<strong>und</strong>esweit diskutierten Fragen<br />

der Inspektion <strong>und</strong> Sanierung von<br />

Kanälen <strong>und</strong> privaten Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen<br />

r<strong>und</strong>en das Tagungsprogramm<br />

ab.<br />

Die zweitägige Fachausstellung, zu<br />

der r<strong>und</strong> 100 Aussteller ihre Produkte<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungen präsentieren, komplettiert<br />

die Tagung.<br />

Für die Nachwuchskräfte der Wasserwirtschaft<br />

wird ein Forum für Studenten<br />

der Fachrichtungen Siedlungswasserwirtschaft,<br />

Verfahrenstechnik <strong>und</strong> Umweltwissenschaften<br />

angeboten, um mit<br />

Geschäftsführern <strong>und</strong> Traineeverantwortlichen<br />

von Ingenieurbüros, Anlagenherstellern,<br />

kommunalen <strong>Abwasser</strong>entsorgern<br />

<strong>und</strong> Tiefbauunternehmen die<br />

Anforderungen <strong>und</strong> Möglichkeiten für<br />

einen Berufseintritt in regional, national<br />

<strong>und</strong> international agierende Unternehmen<br />

zu diskutieren <strong>und</strong> erste Kontakte<br />

zu knüpfen.<br />

Im Anschluss an die Fachtagung finden<br />

am 21. Oktober 2011 zwei interessante<br />

Fachexkursionen statt. Bei einem<br />

R<strong>und</strong>gang auf der Kläranlage Fellbach<br />

können die Teilnehmer unter anderem<br />

die beiden Blockheizkraftwerke besichtigen.<br />

Im Rahmen einer Werksbesichti-<br />

Bitte umbenennen 863<br />

gung der Firma Stihl werden unter fachk<strong>und</strong>iger<br />

Leitung die Produktion <strong>und</strong><br />

Produktpalette des bekannten Herstellers<br />

für Motorsägen vorgestellt.<br />

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme an<br />

den Fachvorträgen <strong>und</strong> Ihr Interesse an<br />

der Fachausstellung.<br />

Weitere Informationen erhalten Sie<br />

auf der Internet-Seite<br />

www.landesverbandstagung.dwa-bw.de<br />

oder telefonisch unter (07 11) 89 66 31-0.<br />

Mitgliederversammmlung 2011<br />

Anlässlich der 35. DWA-Landesverbandstagung<br />

Baden-Württemberg findet am<br />

Donnerstag, 20. Oktober 2011 um 16:15<br />

Uhr im Uhlandsaal der Schwabenlandhalle<br />

in Fellbach die diesjährige Mitgliederversammlung<br />

statt. Dazu lade ich<br />

herzlich ein <strong>und</strong> freue mich auf Ihre Teilnahme.<br />

Tagesordnung<br />

1. Begrüßung <strong>und</strong> Genehmigung der<br />

Tagesordnung<br />

2. Wahl eines Mitglieds zur Mitunterzeichnung<br />

der Niederschrift<br />

3. Bericht aus der Landesverbandsarbeit<br />

4. Bericht des Rechnungsprüfers<br />

5. Entlastung des Landesverbandsvorsitzenden<br />

6. Wahl des Landesverbandsvorsitzenden<br />

7. Wahl des stellvertretenden Landesverbandsvorsitzenden<br />

8. Wahl von Beiratsmitgliedern<br />

9. Wahl des Rechnungsprüfers<br />

10. Verschiedenes<br />

Wolfgang Schanz, Vorsitzender<br />

des DWA-Landesverbandes<br />

Baden-Württemberg A<br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9


864<br />

Bitte umbenennen<br />

Baden-Württemberg<br />

10. AG-Sitzung des geanetz<br />

Baden-Württemberg in<br />

Stuttgart: Das Netzwerk wächst<br />

Die 10. Arbeitsgruppensitzung des geanetz<br />

Baden-Württemberg fand am 19. Mai<br />

2011 im Mittleren Sitzungssaal des Stuttgarter<br />

Rathauses statt. Weit über zwanzig<br />

Teilnehmer des interkommunalen<br />

Netzwerkes trafen sich zum Erfahrungsaustausch.<br />

Wolfgang Schanz als Gastgeber<br />

<strong>und</strong> Vorsitzender des DWA-Landesverbandes<br />

Baden-Württemberg konnte<br />

auch neue Mitglieder begrüßen. Zentraler<br />

Inhalt des Treffens war die Frage, wie<br />

sich der Umgang mit dem Thema Kanalsanierung<br />

<strong>und</strong> dem damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Handlungsbedarf durch systematische<br />

Öffentlichkeitsarbeit kommunizieren<br />

lässt <strong>und</strong> welche Maßnahmen im<br />

Hinblick auf eine nachhaltige Bewusstseinsbildung<br />

Sinn machen. Im weiteren<br />

Verlauf des Workshops ausführlich diskutiert<br />

wurden unter anderem der Entwurf<br />

zu einem Masterplan zur Kanalsanierung<br />

als Arbeitshilfe für Kommunen sowie die<br />

Gütesicherung durch Zertifizierung von<br />

Ingenieurbüros <strong>und</strong> Sanierungsbetrieben.<br />

Die Teilnehmer nutzten darüber hinaus<br />

die Gelegenheit zum ausführlichen<br />

Erfahrungsaustausch, in dem verschiedene<br />

Fallbeispiele <strong>und</strong> konstruktive Lösungsansätze<br />

aus der Praxis der beteiligten<br />

Kommunen im Land erörtert werden<br />

konnten. Die nächste AG-Sitzung des geanetz<br />

Baden-Württemberg mit Fokus auf<br />

das Thema Fremdwasserkonzepte ist für<br />

den 10. November 2011 in Karlsruhe geplant.<br />

Christiane Prögel<br />

Weitere Informationen:<br />

www.geanetz-bw.de A<br />

Sachsen/Thüringen<br />

Einweihung der Teststrecke<br />

zur „Dichtheitsprüfung von<br />

Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen“<br />

in Dresden<br />

Am 24. Juni 2011 wurde die Teststrecke<br />

zur Dichtheitsprüfung von Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen<br />

des DWA-Landesverbandes<br />

Sachsen/Thüringen an der<br />

Sächsischen Bildungsgesellschaft für<br />

Vorführung der Kamerainspektion durch<br />

den Kursleiter Dipl.-Ing. Torsten Schulz<br />

Umweltschutz <strong>und</strong> Chemieberufe Dresden<br />

mbH (SBG) offiziell eingeweiht.<br />

Zur Veranschaulichung fanden eine<br />

Kamerainspektion durch den öffentlich<br />

bestellten <strong>und</strong> vereidigten Gutachter<br />

Dipl.-Ing. Torsten Schulz (Ingenieur- <strong>und</strong><br />

Gutachterbüro Schulz, Dresden) <strong>und</strong><br />

eine Dichtheitsprüfung durch Jörg<br />

L ippmann (städtler � beck GmbH, Prüf-<br />

<strong>und</strong> Absperrtechnik, Speyer) statt.<br />

Der Zustand der Kanalisation in<br />

Deutschland ist im öffentlichen Bereich<br />

gut untersucht <strong>und</strong> bekannt. Für den Bereich<br />

der privaten Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen<br />

ist die Kenntnis über den<br />

Zustand derzeit noch sehr gering. Auch<br />

im Hinblick darauf, dass zum Beispiel<br />

Kleinkläranlagen auch zukünftig, insbesondere<br />

außerhalb von Verdichtungsgebieten,<br />

zur <strong>Abwasser</strong>behandlung eingesetzt<br />

werden, ist neben dem fachgerechten<br />

Betrieb <strong>und</strong> der Wartung solcher Anlagen<br />

auch eine einwandfreie Gr<strong>und</strong>stücksentwässerung<br />

für einen sachgemäßen<br />

Betrieb der Kleinkläranlagen<br />

dringend erforderlich.<br />

Da alle einschlägigen Normen <strong>und</strong><br />

Regelwerke für die Durchführung von<br />

Dichtheitsprüfungen an Entwässerungssystemen<br />

einen Nachweis der Qualifikation<br />

für die Ausführung dieser Arbeiten<br />

fordern, soll der Kurs „Dichtheitsprüfung<br />

von Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen“<br />

Ingenieure, Meister <strong>und</strong> Facharbeiter<br />

(mit entsprechender mehrjähriger Berufspraxis)<br />

ansprechen, sich auf dem Gebiet<br />

der Dichtheitsprüfung von Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen<br />

aus- <strong>und</strong><br />

weiterzubilden <strong>und</strong> die entsprechende<br />

Sachk<strong>und</strong>e zu erwerben.<br />

Der Kurs „Dichtheitsprüfung von<br />

Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen“ vermittelt<br />

die Gr<strong>und</strong>lagen der Inspektion,<br />

Reinigung <strong>und</strong> Dichtheitsprüfung von<br />

kleinen Gr<strong>und</strong>stücksleitungen. Rechtliche<br />

Anforderungen <strong>und</strong> Arbeitsschutzbestimmungen<br />

ergänzen den Kurs.<br />

Die Teststrecke für die Ausbildung<br />

im Sachk<strong>und</strong>ekurs „Dichtheitsprüfung<br />

von Gr<strong>und</strong>stücksentwässerungsanlagen“<br />

des Landesverbandes Sachsen/<br />

Thüringen der DWA konnte nun fertig<br />

gestellt werden <strong>und</strong> steht den Teilnehmern<br />

für die Durchführung von Kanalinspektionen<br />

<strong>und</strong> Dichtheitsprüfungen<br />

zur Verfügung.<br />

Weitere Termine:<br />

28. November bis 2. Dezember 2011; 23.<br />

bis 27. April 2012 sowie 17. bis 21. September<br />

2012. Kursort ist jeweils die<br />

Sächsische Bildungsgesellschaft für Umweltschutz<br />

<strong>und</strong> Chemieberufe mbH in<br />

Dresden.<br />

Information <strong>und</strong> Anmeldung unter<br />

www.dwa-st.de A<br />

Publikationen<br />

Neu erschienen<br />

DWA-Themenband „Entscheidungsunterstützungssysteme<br />

für die nachhaltige Flussgebietsbewirtschaftung“<br />

In den letzten Jahren haben sich die Anforderungen<br />

an die Wasserwirtschaft<br />

deutlich erweitert. Die Ursachen sind einerseits<br />

neue rechtliche Rahmenbedingungen<br />

<strong>und</strong> andererseits der globale<br />

Wandel, der sowohl Klimaänderungen<br />

als auch Änderungen der sozio-ökonomische<br />

Bedingungen umfasst.<br />

Die im Jahr 2000 in Kraft getretene<br />

Europäische Wasserrahmenrichtlinie fordert<br />

die Aufstellung von Bewirtschaftungsplänen<br />

<strong>und</strong> Maßnahmenprogrammen<br />

für Flussgebiete unter Berücksichtigung<br />

der Kosteneffizienz mit dem Ziel,<br />

den guten ökologischen Zustand der Gewässer<br />

zu erreichen. Die Europäische<br />

Richtlinie über die Bewertung <strong>und</strong> das<br />

Management von Hochwasserrisiken, die<br />

2007 in Kraft getreten ist, fordert die<br />

Entwicklung von Managementplänen<br />

zur Minderung von Hochwasserrisiken<br />

bis zum Jahr 2015 ein. Beide Richtlinien<br />

sind in nationales Recht umgesetzt. Die<br />

Öffentlichkeit ist bestmöglich in die Entscheidungsprozesse<br />

bei der praktischen<br />

Umsetzung dieser Rechtsnormen einzubeziehen.<br />

Die Maßnahmen, die aus den genannten<br />

rechtlichen Vorgaben [Richtlini-<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


en] resultieren, sind oftmals wechselseitig<br />

voneinander abhängig. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

wird die integrale Betrachtung der Wechselwirkungen<br />

zwischen Maßnahmen<br />

zum Hochwasserschutz <strong>und</strong> der ökologischen<br />

Verbesserung der Gewässer von<br />

den Akteuren gefordert.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der komplexen Rahmenbedingungen,<br />

in denen die Flussgebietsbewirtschaftung<br />

agiert, können gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Entscheidungen zwischen mehreren<br />

Handlungsalternativen notwendig<br />

werden. Dabei muss zwischen mehreren<br />

Kriterien abgewogen werden. Die „richtige“<br />

Entscheidung ist bei der gegebenen<br />

Komplexität in der Regel nicht ohne weiteres<br />

offensichtlich.<br />

Eine Möglichkeit zur Unterstützung<br />

des erforderlichen Entscheidungsprozesses<br />

sind Entscheidungsunterstützungssysteme<br />

(EUS). In dem neuen<br />

DWA-Themenband T 2/2011 werden<br />

Gr<strong>und</strong>lagen von EUS sowie Anforderungen<br />

an EUS vorgestellt. Dabei stehen<br />

Funktionalitäten von EUS als Hilfsmittel<br />

für die Entscheidungsfindung im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Des Weiteren wird auf die<br />

Entwicklung von EUS-Software sowie<br />

auf die Herausforderung einer Einbindung<br />

in die institutionellen Strukturen<br />

eingegangen. Ausgewählte Beispiele für<br />

EUS aus Praxis <strong>und</strong> Forschung werden<br />

kurz vorgestellt. Der neue Band der<br />

DWA-Themen richtet sich an die mit der<br />

Bewirtschaftung von Einzugsgebieten<br />

befassten Fachleute in der Wasserwirtschaftsverwaltung<br />

<strong>und</strong> in Ingenieurbüros.<br />

Es bietet darüber hinaus auch weiteren<br />

interessierten Fachkollegen, die<br />

sich über den aktuellen Stand der Werkzeuge<br />

für die Entscheidungsunterstützung<br />

informieren möchten, eine Handreichung.<br />

DWA-Themen 2/2011 „Entscheidungsunterstützungssysteme<br />

für die nachhaltige<br />

Flussgebietsbewirtschaftung“<br />

August 2011, 54 Seiten<br />

ISBN 978-3-941897-96-0<br />

Ladenpreis: 49,00 Euro, fördernde<br />

DWA-Mitglieder: 39,20 Euro<br />

Zu beziehen bei:<br />

DWA-B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle<br />

Theodor-Heuss-Allee 17<br />

53773 Hennef<br />

Tel. (0 22 42) 872-333<br />

Fax 872-100<br />

E-Mail: info@dwa.de<br />

DWA-Shop: www.dwa.de/shop A<br />

Personalien<br />

Pertti Seuna Präsident der EWA<br />

Der Finne Prof. Pertti Seuna, Ph. D., übernahm<br />

am 1. Juli 2011 das Amt des Präsidenten<br />

der European Water Association<br />

(EWA) von Dr. Jean Philippe Torterotot<br />

(Frankreich). Seuna war Direktor des<br />

Umweltmonitorings bei der finnischen<br />

Wasser- <strong>und</strong> Umweltbehörde. Seit zehn<br />

Jahren berät er außerdem den obersten<br />

finnischen Verwaltungsgerichtshof in<br />

Umweltfragen. Nachdem er viele Jahre<br />

Präsident des nationalen finnischen Wasserverbands<br />

(Suomen Vesiyhdistys) gewesen<br />

war, ist er derzeit dessen Vizepräsident.<br />

Neuer Vizepräsident der EWA ist der<br />

Österreicher BR h. c. DI Dr. techn. Werner<br />

Flögl. Flögl ist auch Vizepräsident der International<br />

Commission on Large Dams<br />

<strong>und</strong> Inhaber eines Ingenieurbüros in<br />

Linz/Österreich sowie Mitglied des Vorstands<br />

des Österreichischen Wasser- <strong>und</strong><br />

<strong>Abfall</strong>wirtschaftsverbands (ÖWAV). A<br />

Peter Matthews<br />

Ehrenmitglied der EWA<br />

/ Personalien<br />

Der Brite Prof. Peter Matthews, Ph. D.,<br />

(68) wurde am 1. Juli 2011 von der<br />

European Water Association (EWA) zu<br />

ihrem Ehrenmitglied gewählt. Matthews<br />

ist seit Gründung der EWA im Jahr 1981<br />

dort aktiv. Mit der Ehrung wird sein<br />

langjähriger, vielfältiger <strong>und</strong> engagierter<br />

Einsatz für den Verein gewürdigt. 1997<br />

war Matthews Präsident der EWA, <strong>und</strong><br />

2010 wurde ihm im Rahmen der IFAT<br />

ENTSORGA in München die William-Dunbar-Medaille<br />

verliehen. Er hatte verschiedene<br />

Führungspositionen in der<br />

britischen Wasserwirtschaft inne. A<br />

Münchner Kommunalreferentin<br />

wird Staatsrätin in Bremen<br />

Die Münchner Kommunalreferentin<br />

Gabriele Friderich (59) wird ab voraussichtlich<br />

September 2011 Staatsrätin im<br />

Bremer Umweltressort. Damit ist auch<br />

der zweite Staatsräteposten im Ressort<br />

besetzt. Friderich übernimmt die Verantwortung<br />

über den Ressortbereich Umwelt<br />

<strong>und</strong> Energie. 13 Jahre, seit dem<br />

1. Juli 1998, war Gabriele Friderich als<br />

Kommunalreferentin in München tätig.<br />

Dort war sie für das Immobilienmanagement<br />

der Stadt sowie die städtischen Eigenbetriebe<br />

„<strong>Abfall</strong>wirtschaftsbetrieb<br />

München“, die „Markthallen München“,<br />

die „Stadtgüter München“ <strong>und</strong> die städtische<br />

Forstverwaltung verantwortlich.<br />

2200 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

waren in ihrem Bereich tätig. Die in Berlin<br />

geborene Gabriele Friderich hat an<br />

der TU München Geographie, Städtebau<br />

sowie Raumordnung <strong>und</strong> Landesplanung<br />

studiert. Danach arbeitete sie als Fraktionsassistentin<br />

der Grünen in München,<br />

war persönliche Mitarbeiterin des Kommunalreferenten<br />

<strong>und</strong> im Planungsreferat<br />

tätig. Sie war Mitarbeiterin im „Regionalen<br />

Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum<br />

München“ <strong>und</strong> Referentin in<br />

der Kommunalen Gemeinschaftsstelle<br />

für Verwaltungsmanagement (KGSt)<br />

Köln. A<br />

Paul Uwe Thamsen<br />

1. Vizepräsident der TU Berlin<br />

Der Strömungsmechaniker Prof. Dr.-Ing.<br />

Paul Uwe Thamsen (Jahrgang 1960) wurde<br />

am 13. Juli 2011 in das Amt des 1. Vizepräsidenten<br />

der TU Berlin gewählt. Er<br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />

865


866 Personalien<br />

Foto: TU Berlin/Pressestelle/Dahl<br />

ist für die Ressorts Forschung <strong>und</strong> Berufung<br />

zuständig <strong>und</strong> vertritt den Präsidenten<br />

bei dessen Abwesenheit. Thamsen, in<br />

der DWA als Referent mit Vorträgen über<br />

<strong>Abwasser</strong>pumpen bekannt, studierte Maschinenbau<br />

an der TU Braunschweig <strong>und</strong><br />

promovierte im Jahre 1992 am Pfleiderer-Institut<br />

für Strömungsmaschinen.<br />

Danach wirkte er in verschiedenen Positionen<br />

im Bereich Technik, Marketing<br />

<strong>und</strong> Management bei der Firma Pleuger<br />

Worthington GmbH in Hamburg, wo er<br />

umfangreiche Erfahrungen mit Kreisel-<br />

<strong>und</strong> Tauchmotorpumpen sammelte. Seit<br />

November 2003 leitet Paul Uwe Thamsen<br />

den Lehrstuhl Fluidsystemdynamik –<br />

Strömungstechnik in Maschinen <strong>und</strong> Anlagen<br />

an der TU Berlin. Er war Geschäftsführender<br />

Direktor des Instituts für Strömungsmechanik<br />

<strong>und</strong> Technische Akustik<br />

<strong>und</strong> ist derzeit Forschungsdekan der Fakultät<br />

V „Verkehrs- <strong>und</strong> Maschinensysteme“.<br />

A<br />

Henning R. Deters Vorstandsvorsitzender<br />

der Gelsenwasser AG<br />

Dipl.-Kfm. Henning R. Deters, MBA (42)<br />

wurde am 15. Juli 2011 zum neuen Vorstandsvorsitzenden<br />

der Gelsenwasser AG<br />

bestellt. Er wird seine Tätigkeit voraus-<br />

sichtlich zum 1. Oktober 2011 aufnehmen.<br />

Deters ist derzeit als Vorstand für<br />

den Bereich <strong>Infrastruktur</strong> bei E.ON Ruhrgas<br />

AG tätig, zuvor verantwortete er dort<br />

den Bereich Vertrieb. Nach dem Studium<br />

der Betriebswirtschaft an der Universität<br />

Münster begann er seine Laufbahn bei<br />

der Ruhrgas AG. Seit 1997 im Bereich<br />

Gaseinkauf eingesetzt, zeichnete er ab<br />

2002 als Direktor des Gaseinkaufs Zentraleuropa<br />

verantwortlich. Es folgte eine<br />

zweijährige Zeit als Sprecher der<br />

Gastransportgesellschaft, der heutigen<br />

Open Grid Europe, <strong>und</strong> die anschließende<br />

Bestellung als Vorstand der Muttergesellschaft.<br />

Der bisherige Vorstandsvorsitzende<br />

von Gelsenwasser, Dr. Manfred<br />

Scholle, wird zum 30. September 2011<br />

mit Vollendung des 65. Lebensjahres aus<br />

dem Amt ausscheiden. A<br />

Katharina C. Hamma wird<br />

Koelnmesse-Geschäftsführerin<br />

Dipl.-Ing. (FH) Katharina C. Hamma (45)<br />

wird neue Geschäftsführerin der Koelnmesse.<br />

Sie besetzt in der dreiköpfigen Geschäftsführung<br />

die neu geschaffene Position<br />

des Chief Operating Officer (COO).<br />

Ihr erster Arbeitstag in Köln ist der 1. Oktober<br />

2011. Katharina Hamma trat nach<br />

dem Studium der Betriebswirtschaft <strong>und</strong><br />

der Bekleidungstechnik 1997 bei der<br />

Messe München ein. Dort leitete sie seit<br />

2005 den Geschäftsbereich Investitionsgütermessen,<br />

zu dem bedeutende Messen<br />

wie die bauma, die EXPO REAL, die IFAT<br />

ENTSORGA <strong>und</strong> die transport logistic zählen.<br />

Seit 2008 war sie auch Prokuristin<br />

der Messe München. Die Koelnmesse<br />

schließt mit der Bestellung von Katharina<br />

Hamma eine umfassende Reorganisation<br />

der früher fünfköpfigen Führungsspitze<br />

ab. Mit der Funktion des COO liegt erstmals<br />

die operative Zuständigkeit für alle<br />

Messen in einer Hand. A<br />

UMSICHT-Wissenschaftspreis<br />

an Andreas Fath<br />

Die Hansgrohe AG <strong>und</strong> ihr „Chefchemiker“<br />

Dr. Andreas Fath wurden am 6. Juli<br />

2011 mit dem mit 10 000 Euro dotierten<br />

UMSICHT-Wissenschaftspreis ausgezeichnet,<br />

den der Förderverein des<br />

Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits-<br />

<strong>und</strong> Energietechnik jährlich<br />

vergibt. Prämiert wurde eine von dem<br />

Schwarzwälder Armaturen- <strong>und</strong> Brausenspezialisten<br />

entwickelte, umweltfre<strong>und</strong>liche<br />

Technologie, mit der es gelingt,<br />

die Schadstoffbelastung von Galvanikabwässern<br />

deutlich zu reduzieren.<br />

Andreas Fath <strong>und</strong> sein Team haben die<br />

Jury – so heißt es in deren Begründung<br />

– mit der „hohen Praxisrelevanz“ ihres<br />

Projekts zur Zersetzung von perfluorierten<br />

Tensiden (PFT) im Galvanikabwasser<br />

<strong>und</strong> „wegen des Nutzens für<br />

Umwelt <strong>und</strong> Gesellschaft“ überzeugt.<br />

PFT kommen in galvanischen Prozessen<br />

zum Einsatz – beispielsweise bei der<br />

Verchromung. Sie gewährleisten nicht<br />

nur eine gleichmäßige <strong>und</strong> stabile Beschichtung,<br />

sondern sind auch aus<br />

Gründen der Arbeitssicherheit unverzichtbar,<br />

um die Tröpfchenbildung aus<br />

gefährlichen Lösungen <strong>und</strong> das Entweichen<br />

giftiger Chromdämpfe am Arbeitsplatz<br />

zu vermeiden. In dem von der<br />

Hansgrohe AG gemeinsam mit dem<br />

Umweltministerium des Landes Baden-<br />

Württemberg durchgeführten Pilotprojekt<br />

wurde eine automatisierte Anlage<br />

zur Reduzierung der PFT aus dem<br />

Galavanik abwasser entwickelt. Dabei<br />

kommt ein elektrochemischer Prozess<br />

zum Einsatz, der die Tenside in Flusssäure<br />

(HF), Wasser <strong>und</strong> Kohlendioxid<br />

mineralisiert. Die Hansgrohe AG setzt<br />

das Verfahren bereits seit 2010 erfolgreich<br />

in ihren Werken in Schiltach <strong>und</strong><br />

Offenburg ein. A<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


Karl Heinz Hunken gestorben<br />

Am 6. Juli 2011 verstarb Prof. Dr.-Ing. Dr.<br />

h. c. Karl Heinz Hunken im Alter von 91<br />

Jahren.<br />

Geboren am 5. Oktober 1919 in<br />

Mannheim, legte er dort 1938 das Abitur<br />

ab. Die Jahre danach bis 1945 wurden<br />

von Arbeits- <strong>und</strong> Kriegsdienst beansprucht.<br />

1950 absolvierte er das Bauingenieurstudium<br />

an der TH Stuttgart mit<br />

dem Abschluss Diplom. Zwischen 1952<br />

<strong>und</strong> 1959 arbeitete er als Assistent bei<br />

Prof. Franz Pöpel am Lehrstuhl für Siedlungswasserbau<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitstechnik<br />

der TH Stuttgart.<br />

1959 promovierte er mit der richtungweisenden<br />

Arbeit „Untersuchungen<br />

über den Reini gungsverlauf <strong>und</strong> den<br />

Sauerstoffverbrauch bei der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />

durch das Belebtschlammverfahren“<br />

zum Dr.-Ing. Ebenfalls 1959 wurde<br />

er Oberingenieur <strong>und</strong> erhielt Lehraufträge<br />

für Industrieabwasserbehandlung<br />

<strong>und</strong> biologische <strong>Abwasser</strong>reinigung.<br />

1965 übernahm er den außerordentlichen<br />

Lehrstuhl für Technologie des Industriewasserbaus<br />

<strong>und</strong> 1967 den Lehrstuhl<br />

II für Siedlungswasserbau <strong>und</strong><br />

Wassergütewirtschaft; gleichzeitig wurde<br />

Prof. Hunken zusammen mit Prof.<br />

Franz Pöpel Direktor des Instituts für<br />

Siedlungswasserbau <strong>und</strong> Wassergütewirtschaft.<br />

Von 1971 bis 1980 war er<br />

Rektor der Universität Stuttgart.<br />

Als Forscher <strong>und</strong> Hochschullehrer erwarb<br />

sich Karl Heinz Hunken aufgr<strong>und</strong><br />

seines hervorragenden Fachwissens, seiner<br />

vorausschauenden, die Beteiligten<br />

mit einschließenden Art <strong>und</strong> seiner Fähigkeit,<br />

kritisch Dinge zu hinterfragen<br />

<strong>und</strong> f<strong>und</strong>ierte Lösungen zu entwickeln,<br />

höchste Anerkennung bei Studierenden,<br />

Mitarbeitern <strong>und</strong> Fachkollegen im In-<br />

<strong>und</strong> Ausland.<br />

Als Ordinarius hat er sieben Dissertationen<br />

auch in den Jahren seiner Rektoratszeit<br />

betreut, darunter die mit dem<br />

Imhoff-Preis ausgezeichnete Arbeit von<br />

Kh. Krauth, 1971: „Der Abfluß <strong>und</strong> die<br />

Verschmutzung des <strong>Abwasser</strong>s in Mischkanalisationen<br />

bei Regen“. Seine Innovationsfreude<br />

kam mit zum Ausdruck<br />

durch Beteiligung an Arbeiten über Algen<br />

(Dissertation Sekoulov, 1972) <strong>und</strong><br />

den erstmalig erfolgreichen Einsatz von<br />

Wasserstoffperoxid in der Sauerstoffversorgung<br />

von Belebtschlamm (Hunken,<br />

Sekoulov <strong>und</strong> Bardtke, 1973).<br />

Nach seiner Rektoratszeit initiierte er<br />

1980 eine Wiederaufnahme des DFG-<br />

Sonderforschungsbereichs 82 „Qualitätsverbesserungen<br />

<strong>und</strong> Weiterbehandlung<br />

gereinigter Abwässer“ <strong>und</strong> war dessen<br />

engagierter Sprecher. Schon kurz nach<br />

der Gründung des ATV-Fachausschusses<br />

2.6 „Belebungsverfahren“ wurde er dort<br />

Mitglied.<br />

Intensiv widmete er sich auch wasserwirtschaftlichen<br />

Fragestellungen im<br />

Land Baden-Württemberg. Diese Arbeiten<br />

wurden in Gutachten zum Bodensee<br />

niedergelegt <strong>und</strong> umfassten beispielhaft<br />

den Stoffeintrag durch die Stockacher<br />

Aach, Überlegungen zu einer <strong>Abwasser</strong>ringleitung<br />

(1963) <strong>und</strong> den heiß diskutierten<br />

Bodensee-Neckarstollen (1973).<br />

Die letzte von ihm geleitete gutachterliche<br />

Ausarbeitung betraf die Behandlung<br />

der Sickerwässer der Sonderabfalldeponie<br />

Billigheim (1986).<br />

Neben seinem wissenschaftlichen<br />

Engagement war Karl Heinz Hunken<br />

hochschulpolitisch eingeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

ließ sich in bewegten Zeiten in die<br />

Pflicht nehmen. Ende der 1960er-Jahre<br />

war er von Anbeginn Mitglied der<br />

Gr<strong>und</strong>ordnungskommission der Universität<br />

<strong>und</strong> beeinflusste damit wesentlich<br />

ihre Umgestaltung. 1967 bis 1968 fun-<br />

Personalien<br />

gierte er als Dekan der heutigen Fakultät<br />

Bau- <strong>und</strong> Umweltingenieurwissenschaften.<br />

1970 als Dekan wiedergewählt,<br />

wurde er im April 1971 als Rektor<br />

berufen. Umsichtig <strong>und</strong> erfolgreich<br />

leitete er die Geschicke der Universität<br />

bis September 1980. Er war damit der<br />

am längsten amtierende Rektor der Universität<br />

Stuttgart seit Einführung der<br />

Rektoratsverfassung. Von 1977 bis 1980<br />

war er zusätzlich Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz.<br />

Karl Heinz Hunken, ein Visionär in<br />

Sachen Umweltschutztechnik, war von<br />

der Notwendigkeit <strong>und</strong> Bedeutung der<br />

fachübergreifenden engen Zusammenarbeit<br />

von Ingenieuren <strong>und</strong> Natur- <strong>und</strong><br />

Geisteswissenschaftlern im Umweltbereich<br />

überzeugt. Anfang der 1990er-Jahre<br />

hat er den bis heute hervorragend angenommenen,<br />

fakultätsübergreifenden<br />

Ingenieurstudiengang Umweltschutztechnik<br />

der Universität Stuttgart initiiert<br />

<strong>und</strong> diesen beratend lang über seine<br />

Amtszeit hinaus begleitet.<br />

Von der Ukrainischen Freien Universität<br />

erhielt er 1975 die Ehrendoktorwürde.<br />

Eine besondere Anerkennung für<br />

seine großen Verdienste erfuhr Prof.<br />

Hunken 1981 mit der Verleihung des<br />

Verdienstkreuzes Erster Klasse des Verdienstordens<br />

der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutsch land <strong>und</strong> 1987 mit der Verleihung<br />

der Verdienstmedaille des Landes<br />

Baden-Württemberg“.<br />

Auch nach der Emeritierung 1988<br />

blieb Karl Heinz Hunken der Universität<br />

<strong>und</strong> dem Institut weiterhin als Mentor<br />

eng verb<strong>und</strong>en.<br />

Mit seinem Tod haben wir, das Institut<br />

<strong>und</strong> die Fachwelt einen exzellenten<br />

Wissenschaftler <strong>und</strong> Hochschullehrer,<br />

aber auch einen mit Weitsicht politisch<br />

denkenden <strong>und</strong> handelnden, selbstlos an<br />

der Sache orientierten, sich nicht schonenden,<br />

hochintelligenten <strong>und</strong> überaus<br />

sensiblen Menschen mit höchster Überzeugungskraft<br />

verloren.<br />

Wir werden Karl Heinz Hunken ein<br />

ehrendes Gedenken bewahren.<br />

Heidrun Steinmetz (Stuttgart)<br />

Oktay Tabasaran (Stuttgart) A<br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />

867


868 Rechtsprechung<br />

Rechtsprechung<br />

Anspruch auf Einsicht in<br />

Cross-Border-Leasing-<br />

Transaktions-Unterlagen<br />

In KA 1/2011, S. 74, wurde ein Beschluss<br />

des OVG Münster vom 3. Mai 2010 (Aktenzeichen<br />

13a F 31/09) veröffentlicht.<br />

Er befasste sich mit der Frage, ob ein Anspruch<br />

von Dritten besteht, Unterlagen<br />

einzusehen, die im Zusammenhang mit<br />

Cross-Border-Leasing-Aktionen mit amerikanischen<br />

Vertragspartnern stehen. Das<br />

OVG Münster hatte im Ergebnis entschieden,<br />

dass die Weigerung der Stadt (Recklinghausen),<br />

die angeforderten Unterlagen<br />

vorzulegen, rechtswidrig ist.<br />

Das B<strong>und</strong>esverwaltungsgericht hat<br />

mit Beschluss vom 8. Februar 2011 – Aktenzeichen<br />

20 F 13.10 – diese Auffassung<br />

des OVG Münster bestätigt. Aus den<br />

Gründen ergibt sich unter anderem Folgendes:<br />

Allein aus dem Abschluss einer Vertraulichkeitsvereinbarung<br />

ergibt sich<br />

nicht ein Geheimhaltungsgr<strong>und</strong>. Entscheidend<br />

ist nicht, ob eine Vertraulichkeit<br />

von Informationen vereinbart worden<br />

ist, sondern ob nach materiell-rechtlichen<br />

Maßstäben ein Geheimhaltungsgr<strong>und</strong><br />

vorliegt. Das B<strong>und</strong>esverwaltungsgericht<br />

macht dann noch folgende Ausführungen<br />

zu Betriebs- <strong>und</strong> Geschäftsgeheimnissen:<br />

„Bei Betriebs- <strong>und</strong> Geschäftsgeheimnissen<br />

handelt es sich um Vorgänge, die<br />

nach § 99 Abs. 1 Satz 2 VwGO ihrem Wesen<br />

nach geheim zu halten sind. Dass es<br />

nicht um den Schutz der Stadt, sondern<br />

um den Schutz des Vertragswerks <strong>und</strong><br />

damit die Schutzbedürftigkeit der Vertragspartner<br />

der Stadt geht, steht der Annahme<br />

eines Betriebs- <strong>und</strong> Geschäftsgeheimnisses<br />

nicht entgegen.<br />

Als Betriebs- <strong>und</strong> Geschäftsgeheimnis<br />

werden alle auf ein Unternehmen bezogenen<br />

Tatsachen, Umstände <strong>und</strong> Vorgänge<br />

verstanden, die nicht offenk<strong>und</strong>ig<br />

sind. Ein Geschäfts- oder Betriebsgeheimnis<br />

setzt neben dem Mangel an Offenk<strong>und</strong>igkeit<br />

der zugr<strong>und</strong>e liegenden Informationen<br />

ein berechtigtes Interesse des Unternehmens<br />

an deren Nichtverbreitung<br />

voraus. ein solches Interesse besteht,<br />

wenn die Offenlegung der Informationen<br />

geeignet ist, exklusives technisches oder<br />

kaufmännisches Wissen den Marktkon-<br />

kurrenten zugänglich zu machen <strong>und</strong> so<br />

die Wettbewerbsposition des Unternehmens<br />

nachteilig zu beeinflussen. Geschäftsgeheimnisse<br />

zielen auf den Schutz<br />

kaufmännischen Wissens; sie betreffen<br />

alle Konditionen, durch welche die wirtschaftlichen<br />

Verhältnisse eines Unternehmens<br />

maßgeblich bestimmt werden können.<br />

Dazu gehören unter anderem Umsätze,<br />

Ertragslagen, Geschäftsbücher,<br />

K<strong>und</strong>enlisten oder Bezugsquellen. Auch<br />

konkrete Vertragsgestaltungen, das heißt<br />

ein bestimmtes Vertragswerk, zu dem<br />

auch Angaben über beteiligte Kreditunternehmen<br />

<strong>und</strong> Finanzdienstleister, Modelle<br />

der Zwischenfinanzierung oder<br />

steuerrechtliche Abschreibungs modalitäten<br />

<strong>und</strong> sonstige Transaktionsbeschreibungen<br />

gehören, können als Geschäftsgeheimnis<br />

geschützt sein.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich setzt die Entscheidung<br />

über die Verweigerung der Aktenvorlage<br />

bei Geheimhaltungsbedarf eine Ermessensausübung<br />

gemäß § 99 Abs. 1 Satz 2<br />

VwGO voraus. Das Ergebnis der Ermessensausübung<br />

nach § 99 Abs. 1 Satz 2<br />

VwGO kann jedoch in bestimmten Fallkonstellationen<br />

durch den Gr<strong>und</strong>satz der<br />

Verhältnismäßigkeit rechtlich zwingend<br />

vorgezeichnet sein. Dies kommt namentlich<br />

dann in Betracht, wenn ein privates<br />

Interesse an der Geheimhaltung besteht,<br />

das gr<strong>und</strong>rechtlich geschützt ist. Die Frage<br />

nach der ausreichenden Rechtfertigung<br />

eines mit der Aktenvorlage verb<strong>und</strong>enen<br />

Gr<strong>und</strong>rechtseingriffs stellt sich vor<br />

allem in Dreieckskonstellationen, die dadurch<br />

gekennzeichnet sind, dass neben<br />

dem Kläger <strong>und</strong> dem beklagten Staat<br />

auch ein privater Dritter am Prozess beteiligt<br />

ist, dessen Interessen denen des<br />

Klägers entgegengesetzt sind. In solchen<br />

Fällen sind neben dem öffentlichen <strong>und</strong><br />

privaten Interesse an der Wahrheitsfindung<br />

<strong>und</strong> an effektivem Rechtsschutz<br />

auch die dem Rechtsstreit zugr<strong>und</strong>e liegenden<br />

<strong>und</strong> seinen Inhalt prägenden widerstreitenden<br />

Individualinteressen in<br />

die Entscheidung nach § 99 Abs. 1 Satz 2<br />

VwGO einzubeziehen <strong>und</strong> gegeneinander<br />

abzuwägen. Ergibt sich dabei, dass<br />

die auf die Aktenvorlage gerichteten <strong>und</strong><br />

durch die genannten öffentlichen Interessen<br />

verstärkten privaten Interessen an<br />

Bedeutung hinter dem gr<strong>und</strong>rechtlich<br />

gebotenen Geheimnisschutz zurückbleiben,<br />

muss sich dieser Schutz durchset-<br />

zen. Umgekehrt kann bei einem geringen<br />

Gewicht des Geheimhaltungsinteresses<br />

die Vorlage im Hinblick auf den Gr<strong>und</strong>satz<br />

der Verhältnismäßigkeit rechtlich<br />

geboten sein. In allen diesen Fällen verbleibt<br />

für die Ausübung des in § 99<br />

Abs. 1 Satz 2 VwGO um der Wahrheitsfindung<br />

<strong>und</strong> des effektiven Rechtsschutzes<br />

willen eröffneten Ermessens kein<br />

Raum. Dies kann bei Rechtsstreitigkeiten,<br />

die wie das Ausgangsverfahren einen<br />

Anspruch auf Informationszugang<br />

betreffen, dazu führen, dass sich das<br />

Prüfprogramm für die prozessuale Entscheidung<br />

nach § 99 Abs. 1 Satz 2 VwGO<br />

faktisch – nicht jedoch rechtlich – weitgehend<br />

den fachgesetzlichen Vorgaben<br />

der Hauptsache annähert.<br />

Gemessen an diesen Gr<strong>und</strong>sätzen<br />

hätte der Beigeladene bei seiner Entscheidung<br />

über die Vorlage der Vertragsunterlagen<br />

den öffentlichen <strong>und</strong> privaten<br />

Interessen an einer uneingeschränkten<br />

Aktenvorlage gegenüber den geltend gemachten<br />

privaten Interessen am Geheimnisschutz<br />

den Vorzug geben müssen. Das<br />

hat der Fachsenat des OVG im Ergebnis<br />

zutreffend erkannt.<br />

Zu Recht hat der Fachsenat des OVG<br />

unter Hinweis auf Ziel <strong>und</strong> Zweck des Informationsfreiheitsgesetzes<br />

betont, dass<br />

derjenige, der einen Anspruch auf Informationszugang<br />

geltend macht, (auch) als<br />

Sachwalter der Allgemeinheit tätig wird;<br />

seinem Interesse an der Verfolgung des<br />

Anspruchs im Prozess entspricht ein<br />

gleichgerichtetes öffentliches Interesse.<br />

Entgegen der Auffassung des Beigeladenen<br />

tritt das öffentliche Interesse an der<br />

Offenlegung nicht deswegen zurück, weil<br />

dadurch gr<strong>und</strong>rechtlich geschützte Rechte<br />

der Vertragspartner der Stadt verletzt<br />

würden. Denn es liegen hinreichende,<br />

dem Gr<strong>und</strong>satz der Verhältnismäßigkeit<br />

genügende Gründe für eine Offenlegung<br />

vor. Betreffen die Unterlagen, um deren<br />

Offenlegung gestritten wird, die Erfüllung<br />

einer öffentlichen Aufgabe <strong>und</strong> werden<br />

dabei zudem öffentliche Gelder in nicht<br />

unerheblichem Umfang zum Einsatz gebracht,<br />

besteht ein besonderes öffentliches<br />

Informa tionsinteresse an dem Vertragswerk.<br />

Das öffentliche Informationsinteresse<br />

zielt nicht nur auf Transparenz,<br />

um die sachgerechte Verwendung der öffentlichen<br />

Gelder nachvollziehen zu können,<br />

sondern bezieht sich auch auf alle<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


echtlichen Verpflichtungen, die die öffentliche<br />

Hand eingegangen ist, da vertragliche<br />

Bindungen Auswirkungen sowohl<br />

auf die in Rede stehende Aufgabenerfüllung<br />

als auch auf andere öffentliche<br />

Aufgaben, die die Stadt zu erfüllen hat,<br />

haben können. Die Kenntnis der Einflussmöglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Mitwirkungsrechte aller<br />

am Vertragswerk Beteiligten zielt auf<br />

eine von der finanziellen Interessenslage<br />

der Kommune losgelöste <strong>und</strong> transparente<br />

Risikoabschätzung. Das öffentliche Interesse<br />

an der Offenlegung wiegt umso<br />

Dissertationen<br />

Sanierung von<br />

Rohrverbindungen<br />

Inspektionen des öffentlichen Kanalisationsnetzes<br />

belegen, dass die Sanierungsbedürftigkeit<br />

insbesondere im Bereich<br />

nicht begehbarer Kanäle aus Steinzeug-<br />

oder Betonrohren häufig aus <strong>und</strong>ichten<br />

Rohrverbindungen resultiert.<br />

Davon sind insbesondere Kanäle aus der<br />

Bauzeit vor 1960 betroffen, da bis dahin<br />

werkseitig in die Rohre integrierte Dichtungen<br />

aus verrottungsresistenten Elastomeren<br />

zum Beispiel auf Polyurethanbasis<br />

mit hoher Kompressionswirkung<br />

noch nicht verbreitet waren.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> des großen Sanierungsbedarfs<br />

im öffentlichen Kanalisationsnetz<br />

der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

<strong>und</strong> im Hinblick auf die Kostenvorteile<br />

einer Reparatur wurde im Rahmen<br />

der Dissertation von Daniel Humpohl als<br />

Bücher<br />

Wasser: Chemie, Mikrobiologie<br />

<strong>und</strong> nachhaltige Nutzung<br />

In Zeiten, in denen Energie <strong>und</strong> Klima<br />

die öffentliche Diskussion bestimmen, ist<br />

es sicher nicht falsch, daran zu erinnern,<br />

dass unser Leben ohne Wasser nicht<br />

möglich wäre <strong>und</strong> daher den Wissenschaftsdisziplinen,<br />

die sich dem Schutz<br />

dieser Naturressource verschrieben haben,<br />

ein hoher Stellenwert zukommt.<br />

mehr, wenn sich die öffentliche Hand aufgr<strong>und</strong><br />

langer Laufzeiten gleichsam über<br />

mehrere Generationen hinweg <strong>und</strong> damit<br />

in besonderer Weise zeitlich geb<strong>und</strong>en<br />

hat. Wie die aktuelle Finanzmarktlage<br />

<strong>und</strong> insbesondere das Problem der Nachbesicherung<br />

zeigen, können durch Cross-<br />

Border-Leasing-Verträge auch erhebliche<br />

finanzielle Risiken entstehen. Es liegt daher<br />

im öffentlichen Interesse, durch<br />

Kenntnis des gesamten Vertragswerks erkennen<br />

zu können, ob <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />

in welchem Umfang eine Kommune sich<br />

Alternative zur Erneuerung derartig geschädigter<br />

Kanäle ein Reparaturverfahren<br />

entwickelt, das sich im Qualitätsmaßstab<br />

an den Eigenschaften werkseitiger Kompressionsdichtungen<br />

heutiger Rohre orientiert.<br />

Um das anspruchsvolle Ziel der<br />

dauerhaften Abdichtungsqualität zu erreichen,<br />

bedarf es einer besonderen Verfahrens-<br />

<strong>und</strong> Materialkombination. Der hierzu<br />

gewählte Ansatz beruht auf dem Ergebnis<br />

der durchgeführten Untersuchungen<br />

<strong>und</strong> Bewertungen moderner werkseitig<br />

an den Rohren angebrachter Dichtungen<br />

sowie der bestehenden Reparaturverfahren.<br />

Die daraus resultierende Entwicklung<br />

für das neue Reparaturverfahren umfasst<br />

eine Kanalroboter-Verfahrenstechnik <strong>und</strong><br />

deren Abstimmung auf ein neuartiges Sanierungsmaterial,<br />

das als zweikomponentiges<br />

PUR-System mit pastöser Konsistenz<br />

in den Muffenspalt eingebracht werden<br />

Nachwuchs für das Wasserfach wird in<br />

den verschiedensten natur- <strong>und</strong> ingenieurwissenschaftlichen<br />

Studiengängen<br />

mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung<br />

ausgebildet. Die Autoren des vorliegenden<br />

Buches haben sich die Aufgabe<br />

gestellt, ein relativ breit angelegtes Lehrbuch<br />

zu schreiben, das in möglichst vielen<br />

wasser- <strong>und</strong> umweltbezogenen Studiengängen<br />

als Einstiegslektüre in die<br />

Thematik Wasser dienen kann. Man<br />

Rechtsprechung / Dissertationen / Bücher<br />

möglichen finanziellen Risiken ausgesetzt<br />

sehen könnte. Hinzu kommt, dass das<br />

‚Geschäftsmodell’ der Cross-Border-Leasing-Verträge<br />

– wie dargelegt – nicht mehr<br />

aktuell zum Einsatz kommt <strong>und</strong> daher<br />

dem Geschäftsgeheimnis – sofern ein solches<br />

zu bejahen wäre – nur ein geringes<br />

Gewicht zukommt. Auch aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> überwiegt im vorliegenden Fall das<br />

öffentliche Interesse an der Offenlegung.“<br />

Mitgeteilt von Rechtsanwalt<br />

Reinhart Piens (Essen) A<br />

kann. Die hohe Abdichtungswirkung wird<br />

einerseits durch die Adhäsion des Dichtstoffs,<br />

andererseits durch Kompression erreicht,<br />

indem integrierte Mikrokugeln<br />

über eine speziell entwickelte Mikrowelle<br />

zur Expansion gebracht werden. Umfangreiche<br />

Versuchsreihen <strong>und</strong> Einsatztests<br />

bestätigen die relevanten Materialkennwerte,<br />

deren Dauerhaftigkeit, das Funktionieren<br />

der Gerätetechnik <strong>und</strong> den praktischen<br />

Sanierungs erfolg.<br />

Sanierung von Rohrverbindungen in<br />

nicht begehbaren <strong>Abwasser</strong>kanälen –<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Erprobung eines<br />

Reparaturverfahrens mit elastischem <strong>und</strong><br />

expandierbarem Sanierungsmaterial,<br />

Dissertation von Daniel Humpohl<br />

Lehrstuhl für Baubetrieb <strong>und</strong> Projektmanagement<br />

der RWTH Aachen<br />

erschienen im Shaker Verlag, Aachen<br />

2010, ISBN 978-3-8322-9526-4 A<br />

kann vorwegnehmen, dass dies gut gelungen<br />

ist.<br />

In sechs Kapiteln werden auf 368 Seiten<br />

die wichtigsten Aspekte des Themas<br />

Wasser übersichtlich dargestellt, angefangen<br />

von der Herkunft <strong>und</strong> der Chemie des<br />

Wassers über Stoffe im Wasser <strong>und</strong> Wasser<br />

als Lebensraum bis hin zur Wassernutzung<br />

<strong>und</strong> dem zugehörigen Ordnungsrahmen.<br />

Das Buch ist didaktisch gut aufgebaut,<br />

hervorgehobene Begriffe <strong>und</strong> Merk-<br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />

869


870 Bücher<br />

sätze erleichtern das schnelle Erfassen<br />

wesentlicher Fakten. Die 77 Abbildungen<br />

sind durchweg von sehr guter Qualität,<br />

was heute leider – trotz technischer Möglichkeiten<br />

– nicht mehr selbstverständlich<br />

ist. Die inhaltliche Auswahl ist dem Anspruch<br />

einer Einführung angemessen, tiefere<br />

Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.<br />

Die wasserchemischen Kapitel 2 <strong>und</strong><br />

3 hinterlassen allerdings einen etwas<br />

zwiespältigen Eindruck. Hier wird neben<br />

viel Interessantem auch sehr Randständiges<br />

geboten, wobei leider auch Ungenauigkeiten<br />

<strong>und</strong> Fehler auftreten, wie die<br />

falsche Aussage zur Stabilität von Redoxsystemen<br />

auf Seite 112, die unzutreffende<br />

Gleichsetzung von Carbonathärte <strong>und</strong><br />

Säurekapazität auf den Seiten 85 <strong>und</strong><br />

157 oder die falschen Zahlen in Tabelle<br />

3.2, um nur einige Beispiele zu nennen.<br />

Auch hätte man sich das eine oder andere<br />

charakteristische Diagramm zur Illustration<br />

gewünscht (zum Beispiel ein Stabilitätsdiagramm<br />

bei den Redoxprozessen<br />

oder die Tillmans-Kurve beim Kalk-<br />

Kohlensäure-Gleichgewicht). Dennoch<br />

überwiegt der positive Gesamteindruck.<br />

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass<br />

das vorliegende interdisziplinär angelegte<br />

Lehrbuch eine Lücke unterhalb der<br />

disziplinären Spezialliteratur schließt. Es<br />

ist allen Studierenden, die sich erstmals<br />

mit dem Thema Wasser auseinandersetzen,<br />

als Einstieg <strong>und</strong> guter Überblick zu<br />

empfehlen. Gleiches gilt auch für Praktiker<br />

<strong>und</strong> interessierte Laien.<br />

A. N. Grohmann, M. Jekel, A. Grohmann<br />

R. Szewzyk, U. Szewzyk:<br />

Wasser: Chemie, Mikrobiologie <strong>und</strong><br />

nachhaltige Nutzung, de Gruyter,<br />

Berlin, 2011, 369 Seiten, broschiert<br />

49,95 Euro, ISBN 978-3-11-021308-9<br />

Prof. Dr. Eckhard Worch<br />

Institut für Wasserchemie<br />

der TU Dresden A<br />

Rohrleitungs-Fibel<br />

Dieses Buch ist geschrieben für den Rohrleitungspraktiker.<br />

Zahlreiche Beispiele aus<br />

der täglichen Arbeitspraxis helfen Ingenieuren<br />

<strong>und</strong> Technikern bei der Lösung ihrer<br />

betrieblichen Aufgabenstellungen. Alltägliche<br />

Rohrleitungsprobleme vom<br />

Druckverlust bis zur Kavitation in Pumpen,<br />

Blenden oder Regelventilen werden<br />

detailliert beschrieben. Über die Darstellung<br />

von Beispielen hinaus werden konkrete<br />

Lösungsansätze aufgezeigt <strong>und</strong> ins-<br />

besondere auf relevante, zu beachtende<br />

Einflussgrößen hingewiesen. Der beispielhafte<br />

Charakter des Buches veranschaulicht,<br />

dass die praktische Wissensvermittlung<br />

anhand konkreter Problematiken aus<br />

der Arbeitspraxis effektiver ist als viele<br />

Seiten rein theoretischer Ausführungen.<br />

Die Rohrleitungs-Fibel basiert im Wesentlichen<br />

auf den beruflichen Erfahrungen<br />

des Autors sowie aus den Erkenntnissen<br />

zahlreicher Diskussionen in den Seminaren<br />

über die Rohrleitungsplanung, die der<br />

Autor im Haus der Technik gehalten hat.<br />

Nitsche, M. : Rohrleitungs-Fibel für<br />

die tägliche Praxis, 1. Auflage, 2011<br />

265 Seiten, Broschur, 79,00 Euro<br />

Vulkan Verlag, Essen<br />

ISBN 978-3-8027-2762-7 A<br />

Wasserautarkes Gr<strong>und</strong>stück<br />

Klimaveränderungen, demographischer<br />

Wandel <strong>und</strong> die zunehmende Übernutzung<br />

von regionalen Wasservorräten erfordern<br />

ein Umdenken im Umgang mit<br />

Wasser <strong>und</strong> Stoffströmen in Siedlungen.<br />

Es stellt sich daher die Frage, ob unsere<br />

bestehenden zentralen Wasserinfrastruktursysteme<br />

in der heutigen Form noch<br />

zukunftsfähig sind? Denken in Kreisläufen<br />

– auch auf dem Gr<strong>und</strong>stück – wird<br />

für die Siedlungswasserwirtschaft <strong>und</strong><br />

Haustechnik zukünftig stärker in den Focus<br />

rücken. Einzelne Bausteine für „wasserautarke“<br />

Gr<strong>und</strong>stücke sind bereits erprobt<br />

<strong>und</strong> marktgängig. Komplette Systemlösungen<br />

stehen dagegen erst am Anfang.<br />

Der vorliegende Band 15 der fbr-<br />

Schriftenreihe enthält aktuelle Aufsätze<br />

verschiedener Autoren über realisierte<br />

Praxisbeispiele bis hin zu einzelnen Bausteinen<br />

wasserautarker Lösungen, die<br />

auf einer fbr-Fachtagung im Mai 2011<br />

erstmals vorgestellt wurden.<br />

fbr (Hrsg.): Wasserautarkes Gr<strong>und</strong>stück<br />

fbr-Schriftenreihe, Band 15, 2011<br />

134 Seiten, kartoniert, 20,00 Euro<br />

Fachvereinigung Betriebs- <strong>und</strong><br />

Regenwassernutzung e. V., Darmstadt<br />

ISBN 3-9811727-4-4 A<br />

Automation in<br />

der Wasserbranche<br />

Im neuen atp-kompakt-Band „Automation<br />

in der Wasserbranche“ liegt der<br />

Schwerpunkt auf den Automatisierungskonzepten<br />

für das Wasser- <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>fach.<br />

Hier werden aktuelle Methoden<br />

<strong>und</strong> Verfahren der Mess-, Steuer- <strong>und</strong> Regelungstechnik<br />

für Anwender in der Praxis<br />

anschaulich dargestellt. In einem einleitenden<br />

Artikel beschreibt Prof. Ulrich<br />

Jumar die Herausforderungen bei der<br />

Automation von <strong>Abwasser</strong>systemen. Bisher<br />

liegen die drei ersten Bände „Erfolgreiches<br />

Engineering“, „Effiziente Kommunikation“<br />

<strong>und</strong> „Praktische Messtechnik“<br />

vor. Darin werden innovative Methoden,<br />

Verfahren <strong>und</strong> Konzepte sowie<br />

aktuelle Trends der Automatisierungstechnik<br />

behandelt. Die vier vorliegenden<br />

Bücher enthalten wichtige Gr<strong>und</strong>lagen<br />

für junge Ingenieure, um sich fit für den<br />

Job in der Automatisierungstechnik zu<br />

machen sowie für Praktiker, um notwendige<br />

Informationen schnell <strong>und</strong> einfach<br />

zur Hand zu haben. Weitere Themen des<br />

vierten Bandes: Webbasierte Überwachung<br />

dezentraler Fernwirkstationen;<br />

Wasseraufbereitung im Zoo; Pumpen als<br />

Turbinen im Einsatz; Intelligente Regelung<br />

von <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen;<br />

pH- <strong>und</strong> Leitfähigkeitsmessung in Kläranlagen;<br />

Lösungen für die Online-Analytik;<br />

Optimale Auslegung für zuverlässigen<br />

Anlagenbetrieb; Pneumatische Abflussregelung;<br />

Gehäusetechnik in der<br />

Wasserwirtschaft; Effizienzsteigerung<br />

von Kläranlagen; Sichere Kommunikation<br />

für GPRS-Verbindungen; Energieeinsparung<br />

in der Schlammbehandlung;<br />

Modernisierung von Kläranlagen mit PCbased<br />

Control.<br />

Schiller, F. (Hrsg.): Automation in der<br />

Wasserbranche – Projekte aus der Praxis<br />

Reihe „atp kompakt“, 1. Auflage, 2010<br />

146 Seiten, CD-ROM, Broschur<br />

59,00 Euro, Oldenbourg Industrieverlag<br />

München, ISBN 978-3-8356-3226-4 A<br />

Asche, Kehricht, Saubermänner<br />

Neu erschienen ist der von der SASE<br />

(Studiensammlung aus Städtereinigung<br />

<strong>und</strong> Entsorgungswirtschaft) herausgegebene<br />

Band 1 der Schriftenreihe „Urbaner<br />

Umweltschutz“ mit dem Titel „Asche,<br />

Kehricht, Saubermänner – Stadtentwicklung,<br />

Stadthygiene <strong>und</strong> Städtereinigung<br />

in Deutschland bis 1945“.<br />

R. Breer, S. Mlodoch <strong>und</strong> H. Willms:<br />

Asche, Kehricht, Saubermänner –<br />

Stadtentwicklung, Stadthygiene <strong>und</strong><br />

Städtereinigung in Deutschland bis 1945<br />

Urbaner Umweltschutz, Band 1<br />

432 Seiten, 49,00 Euro, SASE, Iserlohn<br />

ISBN 978-3-9813894-0-1 A<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


Veranstaltungen<br />

Unterwegs zu neuen Ufern<br />

Am 14. September 2011 findet in Lügde,<br />

Schwaney <strong>und</strong> Lippstadt das Seminar<br />

„Unterwegs zu neuen Ufern“ statt, eine<br />

Tagesfahrt zu drei umgesetzten wasserwirtschaftlichen<br />

Maßnahmen zu den<br />

Themen „Hochwasserschutz“, „guter Gewässerzustand“<br />

<strong>und</strong> „schöner Fluss/Erlebnisraum<br />

Gewässer“.<br />

Weitere Informationen <strong>und</strong> Anmeldung:<br />

Sönnichsen & Partner, Frau Kruse,<br />

Tel. (05 71) 4 52 26, E-Mail: petra.kruse@<br />

soe-ing.de A<br />

Karlsruher Deponie- <strong>und</strong><br />

Altlastenseminar<br />

Am 12. <strong>und</strong> 13. Oktober 2011 findet das<br />

21. Karlsruher Deponie- <strong>und</strong> Altlastenseminar<br />

2011 zum Thema „Abschluss <strong>und</strong><br />

Rekultivierung von Deponien <strong>und</strong> Altlasten<br />

– Praktische Erfahrungen im Vollzug<br />

der neuen Deponieverordnung“ statt.<br />

Folgende Themen werden behandelt:<br />

● Erste Änderungsverordnung zur Deponieverordnung,<br />

● aktueller Stand bei Erarbeitung b<strong>und</strong>eseinheitlicher<br />

Qualitätsstandards<br />

(BQS), Eignungsbeurteilungen,<br />

● Auswirkungen der geplanten ErsatzbaustoffV<br />

<strong>und</strong> der Änderung der BBodschV<br />

auf Deponiebetreiber,<br />

● Einführung des Deponieselbstüberwachungssystems<br />

ADDISweb in<br />

Nordrhein-Westfalen,<br />

● die SKZ/TÜV-LGA Güterichtlinie,<br />

● Perfluorierte Tenside (PFT) – eine<br />

neu erkannte Stoffgruppe in Deponiesickerwasser,<br />

● Dichtungskontrollsysteme als Alternative<br />

zur zweiten Dichtungskomponente<br />

nach DepV,<br />

● Wirtschaftlichkeit von Oberflächenabdichtungen,<br />

● Konzipierung von Wasserhaushaltsschichten,<br />

● standortspezifische Setzungsüberwachung,<br />

● Optimierung der Deponieentgasung,<br />

● mikrobielle Methanoxidation in Deponieabdeckschichten,<br />

● alternative Möglichkeiten zur<br />

Nachnutzung von Deponieflächen,<br />

● Deponien als Ressourcen für Wirtschaft,<br />

Freizeit <strong>und</strong> Naturschutz sowie<br />

● Einsatzmöglichkeiten von Kraftwerksrückständen<br />

bei Deponiebau <strong>und</strong><br />

-rekultivierung.<br />

ICP Ingenieurgesellschaft<br />

Prof. Czurda <strong>und</strong> Partner mbH<br />

Dr. Thomas Egloffstein<br />

Auf der Breit 11<br />

76227 Karlsruhe<br />

Tel. (07 21) 9 44 77-0<br />

Fax 9 44 77-70<br />

E-Mail: nachrichten@icp-ing.de<br />

www.icp-ing.de, Rubrik Aktuelles A<br />

Deutsch-Türkische <strong>Abfall</strong>tage<br />

Vom 27. bis 30. September 2011 findet<br />

in Stuttgart das fünfte internationale<br />

Deutsch-Türkische Symposium mit dem<br />

Titel „Handlungsstrategien <strong>und</strong> Technologien<br />

für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft“<br />

statt. Veranstaltet wird die Tagung<br />

vom Institut für Siedlungswasserbau,<br />

Wassergüte- <strong>und</strong> <strong>Abfall</strong>wirtschaft<br />

der Universität Stuttgart <strong>und</strong> dem Kompetenzzentrum<br />

Umwelttechnik – KURS<br />

e. V. unter der wissenschaftlichen Leitung<br />

von Prof. Martin Kranert <strong>und</strong> Hochschulkollegen<br />

aus der Türkei. Die Teilnehmer<br />

aus Ministerien, Behörden, Wissenschaft,<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Verbänden, Vertretern<br />

der Metropol-Cities <strong>und</strong> -Regionen sowie<br />

Städten <strong>und</strong> Gemeinden beider Länder<br />

werden neben allgemeinen Umweltfragen<br />

insbesondere Fragestellungen zur<br />

Kreislaufwirtschaft <strong>und</strong> Lösungsansätze<br />

diskutieren. Im Rahmen dieser Tagung<br />

finden eine praxisorientierte Ausstellung<br />

von deutschen <strong>und</strong> türkischen Unternehmen<br />

sowie eine wissenschaftliche Poster-<br />

Session statt. Im Anschluss an die Veranstaltung<br />

wird eine zweitägige Fachexkursion<br />

zu <strong>Abfall</strong>behandlungsanlagen angeboten.<br />

Universität Stuttgart<br />

Institut für Siedlungswasserbau,<br />

Wassergüte- <strong>und</strong> <strong>Abfall</strong>wirtschaft<br />

Constanze Sanwald<br />

Tel. (07 11) 6 85-6 54 13<br />

E-Mail: takag@iswa.uni-stuttgart.de<br />

www.uni-stuttgart.de/takag A<br />

Re-Water<br />

Veranstaltungen<br />

Am 21. <strong>und</strong> 22. November 2011 findet in<br />

Braunschweig das 3. Internationale Symposium<br />

„Re-Water“ statt. Veranstalterin<br />

ist die Stadtentwässerung Braunschweig<br />

in Zusammenarbeit mit der TU Braunschweig,<br />

dem Kompetenzzentrum Wasser<br />

Berlin <strong>und</strong> dem <strong>Abwasser</strong>verband<br />

Braunschweig. Die Symposiumsreihe befasst<br />

sich mit der Wiederverwertung von<br />

Wasser <strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>, der Rückgewinnung<br />

von Nährstoffen sowie dem Schließen<br />

von Energie- <strong>und</strong> Stoffkreisläufen,<br />

wobei das Symposium Re-Water 2011<br />

unter dem Motto „Implementierung <strong>und</strong><br />

Realisierung“ steht.<br />

Technische Universität Braunschweig<br />

Institut für Siedlungswasserwirtschaft<br />

Dipl.-Geoökol. Daniel Klein<br />

Pockelsstraße 2a, 38106 Braunschweig<br />

Tel. (05 31) 3 91 79 42, Fax 3 91 79 47<br />

E-Mail: d.klein@tu-bs.de<br />

www.tu-braunschweig.de/isww<br />

www.abwasser-recycling.de A<br />

Hochwasserdynamik <strong>und</strong><br />

Hochwasserrisikomanagement<br />

– Neue Ansätze für bekannte<br />

Probleme?<br />

Am 24. November 2011 lädt die Freie<br />

Universität Berlin zum Kolloquium<br />

„Hochwasserdynamik <strong>und</strong> Risikomanagement<br />

– Neue Ansätze für bekannte<br />

Probleme?“ ein. Die Tagung wird vom<br />

Kaiserslautern Institute for Flood Management<br />

and River Engineering der TU Kaiserslautern<br />

(KLIFF), dem Leichtweiß-Institut<br />

für Wasserbau der TU Braunschweig<br />

(LWI), dem Institut für Wasserwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Ökotechnologie der Hochschule<br />

Magdeburg-Stendal (IWO) <strong>und</strong><br />

dem Institut für Geographische Wissenschaften<br />

der FU Berlin veranstaltet. Im<br />

Rahmen des Kolloquiums sollen ausgewählte<br />

Teilbereiche des Themenkomplexes<br />

Hochwasser sowohl aus wissenschaftlicher<br />

Sicht als auch aus dem Blickfeld<br />

der Praxis (Behörden, Firmen, Ingenieurbüros)<br />

vorgestellt <strong>und</strong> diskutiert<br />

werden. Obwohl der Schwerpunkt der<br />

Veranstaltung im Bereich des Risikomanagements<br />

liegt, werden im ersten der<br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />

871


872 Veranstaltungen / Industrie <strong>und</strong> Technik<br />

vier Vortragsblöcke auch hydraulische<br />

Aspekte von Hochwasserereignissen betrachtet.<br />

Informationen zu Programm, Veranstaltungsort,<br />

Gebühren <strong>und</strong> Posterpräsentationen<br />

können unter der Adresse<br />

www.geo.fu-berlin.de/angeog abgerufen<br />

Industrie <strong>und</strong> Technik<br />

70 Jahre Robuschi<br />

2010 hatte die Fa. Robuschi dem Markt<br />

die Produktreihe Robox Screw vorgestellt,<br />

konzipiert, um die Eigenschaften<br />

eines Schraubenkompressors mit der<br />

Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Einfachheit eines<br />

Drehkolbens zu vereinen. Anlässlich ihres<br />

70. Geburtstags vervollständigt die<br />

Firma die Produktreihe Robox Screw mit<br />

Modellen bis 2,5 bar (g) Druck <strong>und</strong> Förderleistungen<br />

bis 10 500 m 3 /h mit der<br />

Ausführung Low Pressure, die sich durch<br />

ein vereinfachtes Layout <strong>und</strong> einen Maximaldruck<br />

von 1 bar (g) auszeichnet. Diese<br />

Baureihe zeichnet sich nach Angaben<br />

des Herstellers durch einen „extrem<br />

niedrigen Energieverbrauch“ aus.<br />

Von Reparaturarbeiten an Zentrifugalpumpen<br />

zu einem Unternehmen, das<br />

Produkte in die ganze Welt exportiert:<br />

Heute ist der 1941 von Giovanni Robuschi<br />

gegründete Betrieb auf internationaler<br />

Ebene in der Herstellung von Drehkolbengebläsen,Niederdruck-Schraubenkompressoren,<br />

Vakuum- <strong>und</strong> Zentrifugalpumpen<br />

tätig.<br />

Zwischen 1955 <strong>und</strong> 1960 begann die<br />

Produktion mit Niederdruckkompressoren<br />

(Roots-Gebläse): Anfänglich waren<br />

es Gebläse mit zweiflügeligen Drehkolben,<br />

die im Lauf der Jahre dank bedeutender<br />

technologischer Innovationen<br />

weiterentwickelt wurden. 1993 folgten<br />

Gebläse mit dreiflügeligen Drehkolben,<br />

Baureihe RB-LP, <strong>und</strong> 2000 ging die aktuelle<br />

Baureihe RBS in Produktion.<br />

Die Werkstatt der 1940er-Jahre ist<br />

heute ein Unternehmen mit 310 Mitarbeitern<br />

weltweit, einem Umsatz von<br />

mehr als 63 Millionen Euro im Jahr<br />

2010, Niederlassungen in Deutschland,<br />

Frankreich, Dänemark, Holland, China,<br />

werden. Interessenten können sich dort<br />

auch online registrieren. Anmeldeschluss<br />

ist der 12. November 2011.<br />

Freie Universität Berlin<br />

Institut für Geographische Wissenschaften<br />

FR Angewandte Geographie, Umwelt-<br />

den USA <strong>und</strong> Brasilien <strong>und</strong> einem dichten<br />

Vertriebsnetz aus Handelsvertretern<br />

<strong>und</strong> Vertriebsgesellschaften.<br />

www.robuschi.de A<br />

Universeller Zweikanal-<br />

Controller<br />

Der digitale Zweikanal-Controller SC<br />

200 von Hach Lange – jetzt optional mit<br />

fünf Stromausgängen – ist kompatibel<br />

mit allen digitalen <strong>und</strong> analogen Sensoren<br />

des Unternehmens. Mehr als 40 Sensoren<br />

<strong>und</strong> 14 Parameter stehen zur Auswahl<br />

– von Ammonium bis Trübung<br />

ebenso wie spezielle Parameter wie Öl in<br />

Wasser. Mit den entsprechenden Sonden<br />

überwacht der Universal-Controller alle<br />

Prozesse in den Einsatzbereichen <strong>Abwasser</strong>,<br />

Trinkwasser <strong>und</strong> Prozesswasser. Die<br />

Standardisierung auf einen universellen<br />

Controller spart Lagerkapazität, Wartungsaufwand,<br />

Zeit <strong>und</strong> somit Kosten.<br />

Der SC 200 ermöglicht mithilfe eines<br />

SD-Kartensteckplatzes das Auslesen von<br />

Messwerten <strong>und</strong> Diagnosedaten im XML-<br />

Format, wodurch Prozesse einfach analy-<br />

hydrologie <strong>und</strong> Ressourcenmanagement<br />

Prof. Dr. Achim Schulte<br />

Dr. Christian Reinhardt<br />

Malteserstraße 74-100<br />

12249 Berlin<br />

E-Mail: achim.schulte@fu-berlin.de<br />

christian.reinhardt@fu-berlin.de A<br />

siert <strong>und</strong> verbessert werden können.<br />

Auch wichtige Software-Updates können<br />

mithilfe der SD-Karten-Funktion durchgeführt<br />

werden.<br />

Über die Kommunikationsschnittstellen<br />

Profibus DP <strong>und</strong> Modbus RS232/<br />

RS485 kann der Controller in die digitale<br />

Welt eingeb<strong>und</strong>en werden. Das modulare<br />

Konzept (ein Steckplatz für eine frei<br />

wählbare Kommunikationskarte <strong>und</strong><br />

zwei Kartensteckplätze für alle analogen<br />

elektrochemischen Sensoren wie zum<br />

Beispiel pH, Leitfähigkeit <strong>und</strong> Sauerstoff)<br />

macht den SC 200 besonders flexibel<br />

<strong>und</strong> leistungsfähig.<br />

www.hach-lange.de A<br />

MBR-Labormodul<br />

für Versuchsanlagen<br />

Mit einer kleinen Version des MBR-Systems<br />

BIO-CEL ® (BIO-CEL ® Lab) stellt<br />

Microdyn-Nadir auf der Aquatech im<br />

November 2011 in Amsterdam einen<br />

neuen Modultyp vor, der es erlaubt, im<br />

Labormaßstab viele verschiedene Prozesse<br />

<strong>und</strong> Prozessvarianten zum Thema<br />

Membranbioreaktoren (MBR) zu untersuchen.<br />

An vielen Stellen werden die<br />

Möglichkeiten des Einsatzes von Membranverfahren<br />

zur Spurenstoffelimination,<br />

der biologische Abbau von Substanzen<br />

wie zum Beispiel Arzneimitteln <strong>und</strong><br />

Chemikalien <strong>und</strong> die Optimierung des<br />

biologischen Prozesses in MBR geprüft.<br />

Diese oder weitergehende Untersuchungen<br />

(zum Beispiel MBR als Vorstufe für<br />

eine weitere Behandlungsstufe …) sollen<br />

durch den Einsatz eines sehr kleinen<br />

<strong>und</strong> flexiblen Labor-MBR-Moduls gefördert<br />

werden.<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA


Das BIO-CEL ® Lab besitzt eine Membranfläche<br />

von 0,35 m 2 , die in einem<br />

PVC-Rahmen mit integrierter Belüftung<br />

über einen Membranrohrbelüfter installiert<br />

ist. Anschlüsse für Permeatabzug<br />

<strong>und</strong> Luftversorgung sind bereits vorhanden.<br />

Das Modul ist daher in Laboranlagen<br />

schnell einsatzbereit. Die eingesetzte<br />

Ultrafiltrationsmembran aus PES<br />

(Typ UP150) ist identisch mit der des<br />

„großen“ BIO-CEL ® -Moduls.<br />

www.microdyn-nadir.de A<br />

Kanalanschlusssystem bei<br />

IKT-Warentest ausgezeichnet<br />

Um den seitlichen Anschluss von Kunststoffrohren<br />

an glattwandige Kunststoffrohre<br />

zu vereinfachen, hat die Firma<br />

Rehau mit Awadock Polymer Connect ihr<br />

Kanalrohranschlusssystem erweitert.<br />

Dieser spezielle Kanalanschlusssattel<br />

wurde nun im Warentest des Instituts für<br />

unterirdische <strong>Infrastruktur</strong> (IKT) mit<br />

dem Prädikat „sehr gut“ (Note 1,0) ausgezeichnet.<br />

Industrie <strong>und</strong> Technik<br />

Der durchgeführte IKT-Warentest<br />

diente zur Überprüfung der Praxistauglichkeit<br />

von Anschlussstutzen in der Kanaltechnik.<br />

Das Hauptbewertungskriterium<br />

war dabei die dauerhafte Dichtheit –<br />

sowohl direkt nach dem Einbau der Anschlussstutzen<br />

als auch nach baulichen<br />

beziehungsweise betrieblichen Belastungen.<br />

Hierfür wurden Systemprüfungen<br />

durchgeführt sowie anhand einer Baustellenuntersuchung<br />

die Handhabbarkeit<br />

<strong>und</strong> Praxistauglichkeit getestet. Zudem<br />

wurden Herstellerinformationen untersucht.<br />

Für die vom IKT durchgeführten Systemprüfungen<br />

wurden insgesamt neun<br />

Awadock-Polymer-Connect-Stutzen in<br />

PP-Rohre DN/OD 630 eingebaut <strong>und</strong> anschließend<br />

auf ihre Dichtheit untersucht.<br />

Im Zuge dessen wurden verschiedene<br />

Bedingungen, wie Abwinklungen, Scherlast,<br />

Kanalreinigung <strong>und</strong> Wurzelentfernung<br />

simuliert. Der Rehau-Anschlussstutzen<br />

erwies sich hierbei als äußert robust:<br />

So konnte selbst nach einer Hochdruckreinigung<br />

zusammen mit Granulat<br />

nur ein minimaler Materialabrieb festgestellt<br />

werden, was zu keiner Beeinträchtigung<br />

der Funktionsfähigkeit führte.<br />

Das durch das Deutsche Institut für<br />

Bautechnik allgemein bauaufsichtlich zugelassene<br />

Anschlusssystem Awadock<br />

Polymer Connect wurde speziell für die<br />

Anbindung von Kunststoffrohren an<br />

glattwandige Kunststoffrohre aus PP, PE,<br />

PVC <strong>und</strong> GFK entwickelt. Der besondere<br />

Vorteil ist dabei, dass der vorhandene<br />

Hauptkanal weder komplett freigelegt<br />

noch durchtrennt werden muss <strong>und</strong> so<br />

der Zeit- <strong>und</strong> Kostenaufwand erheblich<br />

reduziert wird.<br />

Um Setzungsbewegungen, wie Scherlasten<br />

<strong>und</strong> Abwinklungen kompensieren<br />

zu können, ist der Anschlusssattel mit einem<br />

integrierten Kugelgelenk ausgestattet.<br />

Die Anforderungen eines gelenkigen<br />

Anschlusses aus ATV-DVWK-A 139 werden<br />

somit erfüllt. Das in das Anschlussoberteil<br />

integrierte Kugelgelenk<br />

ermöglicht, dass die angeschlossene Nebenrohrleitung<br />

um ±7,5° stufenlos horizontal<br />

oder vertikal abgewinkelt werden<br />

kann. Der Einbau wird dadurch gerade<br />

in beengten Rohrgräben erheblich vereinfacht.<br />

Beanspruchungen aus Scherlasten<br />

<strong>und</strong> Abwinklungen können reduziert<br />

werden, <strong>und</strong> der Anschluss bleibt<br />

dauerhaft lastfrei.<br />

Sollte eine Leckage zwischen Bohrloch<br />

<strong>und</strong> Dichtung entstehen, wurde mit<br />

einer speziellen Zusatzdichtung, die in<br />

der großvolumigen Anschlussdichtung<br />

des Awadock-Anschlusses integriert ist,<br />

eine zusätzliche Sicherheit geschaffen.<br />

Q-TE-C heißt die grüne „Airbag-<br />

Dichtung“, die das Fraunhofer Institut<br />

UMSICHT speziell für das Awadock-<br />

Anschlusssystem entwickelt hat. Das<br />

quellfähige thermoplastische Elastomer-<br />

Composite beginnt bei Wasserkontakt zu<br />

quellen <strong>und</strong> kann Leckagen innerhalb<br />

von 48 bis 72 St<strong>und</strong>en abdichten.<br />

www.rehau.com A<br />

www.dwa.de/KA KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9<br />

873


874 Industrie <strong>und</strong> Technik<br />

Druckrohrspülanlage<br />

für eine geruchsarme<br />

<strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />

Eine neue Generation von Druckrohrspülanlagen<br />

mit Namen „Breeze“ von<br />

Jung Pumpen ermöglicht es nach Angaben<br />

des Unternehmens, „die optimale<br />

Spüldauer <strong>und</strong> Fließgeschwindigkeit einer<br />

Druckleitung individuell herzustellen.“<br />

Die neuen Anlagen bieten dabei unterschiedliche<br />

Einsatzmöglichkeiten: Das<br />

<strong>Abwasser</strong> kann sowohl im Schacht als<br />

auch in der Druckleitung selbst mit Sauerstoff<br />

angereichert werden, oder die<br />

Druckleitung wird mittels Druckluft teilentleert.<br />

Vor Einsatz einer „Breeze“ Druckrohrspülanlage<br />

werden die optimale Spüldauer<br />

<strong>und</strong> Fließgeschwindigkeit im<br />

Druckentwässerungssystem individuell<br />

für jeden Abschnitt der Leitung mit einer<br />

speziellen Software berechnet <strong>und</strong> die<br />

„Breeze“-Anlage entsprechend programmiert.<br />

Die Auslegung der Anlage nach<br />

DWA-A 116 wird danach kostenfrei von<br />

Jung Pumpen ausgeführt.<br />

Alle „Breeze“ Anlagen verfügen über<br />

eine patentierte Mikroprozessorsteuerung<br />

mit Display <strong>und</strong> patentierter Software,<br />

die dafür sorgt, dass zusätzlich zu<br />

den programmierten festen Spülzeiten<br />

weitere in Abhängigkeit von der tatsächlichen<br />

<strong>Abwasser</strong>menge automatisch von<br />

der Steuerung ausgelöst werden. Für einen<br />

Betrieb am Wochenende oder in der<br />

Nacht lassen sich Sperrzeiten einstellen,<br />

um Belästigungen von Anwohnern durch<br />

Kompressorengeräusche zu vermeiden.<br />

Diese bedarfsgerechte Spülung sorgt, so<br />

Jung, für hohe Effizienz, niedrige Betriebskosten<br />

<strong>und</strong> die dauerhafte Reduzierung<br />

von Geruchsemissionen. Die Arbeit<br />

von bis zu drei herkömmlichen Druckrohrspülanlagen<br />

könne dabei eine einzige<br />

„Beeze“-Anlage übernehmen.<br />

Für den Einsatz in <strong>Abwasser</strong>sammelschächten<br />

wurde die „Breeze PSB“ entwickelt,<br />

die den Sauerstoffgehalt des <strong>Abwasser</strong>s<br />

auf einem gleichmäßigen Niveau<br />

hält. Über einen speziellen Schlauch perlt<br />

sie hierfür Luft in das <strong>Abwasser</strong> im Pumpensumpf,<br />

bis das Pumpniveau erreicht ist<br />

<strong>und</strong> die Pumpe das <strong>Abwasser</strong> durch die<br />

Druckleitung weiterfördert. Die Steuerung<br />

der „Breeze PSB“ sorgt dafür, dass<br />

die Anlage besonders energieeffizient arbeitet:<br />

Bei großen <strong>Abwasser</strong>mengen pausiert<br />

die Anlage, da in diesem Fall nur kurze<br />

Standzeiten bis zum nächsten Pumpvorgang<br />

entstehen. Bei geringen Abwas-<br />

sermengen hingegen <strong>und</strong> entsprechend<br />

langen Standzeiten wird vom ölfreien<br />

Kompressor ständig Luft in das <strong>Abwasser</strong><br />

gedrückt, um ein „Umkippen“ des Wassers<br />

<strong>und</strong> die Entstehung von Gerüchen zu<br />

verhindern. Für einen sicheren Betrieb<br />

sollte die im Schacht eingesetzte <strong>Abwasser</strong>pumpe<br />

zusätzlich mit einem Spülrohr<br />

entlüftet werden.<br />

„Breeze MH“-Druckrohrspülanlage<br />

Vor allem für Druckrohrleitungen<br />

mit stetig steigendem Verlauf empfiehlt<br />

Jung Pumpen den Einsatz einer „Breeze<br />

SH“-Anlage. Der Kompressor dieser Anlage<br />

drückt bis zum Hochpunkt der<br />

Rohrleitung Luft in die Druckleitung<br />

<strong>und</strong> reichert so das komplette <strong>Abwasser</strong><br />

mit Sauerstoff an. Um eine stete Sauerstoffkonzentration<br />

im <strong>Abwasser</strong> zu halten,<br />

empfiehlt der Hersteller, alle zwei<br />

St<strong>und</strong>en eine Luftzugabe im Volumen<br />

von zehn Prozent des Rohrinhalts vorzusehen.<br />

Je nach Größe des Druckrohrs<br />

<strong>und</strong> der zu fördernden Wassermenge<br />

bietet Jung Pumpen drei Anlagen dieses<br />

Typs mit verschiedenen Förderleistungen<br />

an: die „Breeze SH 1“, „SH 2“ <strong>und</strong><br />

„SH 3“.<br />

Auch zur Pflege von Druckrohren ist es<br />

nötig, die Aufenthaltszeiten des <strong>Abwasser</strong>s<br />

durch eine gezielte Spülung der Rohre<br />

mit hohen Fließgeschwindigkeiten zu<br />

reduzieren. So können Ablagerungen gelöst<br />

<strong>und</strong> die Bildung von Schwefelwasserstoff<br />

verhindert werden. Dabei ist es laut<br />

Jung besonders wichtig, in jedem Teil des<br />

Druckrohrs, auch im größten Querschnitt,<br />

die Mindestfließgeschwindigkeit von 0,7<br />

m/s einzuhalten. Dies sichere der Einsatz<br />

einer „Breeze MH“-Anlage unterstützend<br />

zur Pumpe. Die Druckluft wird von ihr direkt<br />

eingeblasen <strong>und</strong> so eine sofortige Teilentleerung<br />

der Rohrleitung gewährleistet.<br />

Durch eine optimale Standortwahl<br />

könne eine „Breeze MH“-Anlage mehrere<br />

Druckleitungsstränge zu unterschiedlichen<br />

Zeiten spülen.<br />

Je nach erforderlicher Druckleistung<br />

<strong>und</strong> <strong>Abwasser</strong>menge ist die „Breeze MH“<br />

in sechs verschiedenen Ausführungen<br />

lieferbar. Für den Einsatz in der Nähe<br />

von Wohngebäuden sind die Modelle<br />

„MH 1 S“ bis „MH 4 S“ mit einer zusätzlichen<br />

Schalldämmung erhältlich. Sie<br />

senken die Geräuschemission um bis zu<br />

10 dB(A).<br />

www.jung-pumpen.de A<br />

Digitale Elektrochemie<br />

Die neue HQd-Laborserie von Hach erweitert<br />

die bestehende Produktfamilie für<br />

elektrochemische Messungen <strong>und</strong> ist für<br />

den Gebrauch im Labor bestimmt. Die digitalen<br />

HQd-Laborinstrumente bieten die<br />

Möglichkeit, pH-Wert, Redoxpotenzial,<br />

Leitfähigkeit, TDS <strong>und</strong> Sauerstoff sowie<br />

weitere Parameter über die Anwendung<br />

ionensensitiver Elektroden zu messen.<br />

Die hochwertigen, digitalen Laborinstrumente<br />

liefern exakte Messergebnisse,<br />

dank intelligenter Elektroden, so das Unternehmen.<br />

Digitale Intellical-Elektroden<br />

werden automatisch erkannt <strong>und</strong> sind<br />

einfach zu kalibrieren. Durch das „Mix<br />

and Match“-Prinzip ist jede Elektrode an<br />

jeder Buchse anschließbar. Daraus resultiert<br />

eine universelle Anwendbarkeit.<br />

Das Lumineszenz-Messverfahren zur<br />

Sauerstoffbestimmung wurde von Hach<br />

Lange im Jahre 2003 im Markt etabliert.<br />

Mit dem driftfreien Intellical-LDO-Sensor<br />

können bei geringem Aufwand mit<br />

den Worten der Anbieters „störungsfrei<br />

exakte Messergebnisse erzielt werden.“<br />

Der Sensor ist elektrolytfrei <strong>und</strong> braucht<br />

nicht kalibriert zu werden.<br />

Die intuitive Benutzerführung erspart<br />

weitgehend eine Bedienungsanleitung.<br />

Die Geräte erkennen automatisch den<br />

Endpunkt der Messung <strong>und</strong> protokollieren<br />

die Ergebnisse. Alle Informationen<br />

zu den Messungen werden automatisch<br />

gespeichert <strong>und</strong> sind jederzeit nach GLP<br />

dokumentierbar. Eine USB-Schnittstelle<br />

erlaubt die Kommunikation mit Drucker,<br />

PC oder Netzwerk.<br />

www.hach-lange.de A<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA

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