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Kataloge: Wie liest man einen Katalog? - BDPh Kompass für Sammler

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<strong><strong>Katalog</strong>e</strong>: <strong>Wie</strong> <strong>liest</strong> <strong>man</strong> <strong>einen</strong> <strong>Katalog</strong>?<br />

Ist es wirklich blasphemisch, diese Frage zu stellen? Wetten, dass kaum einer der Leser<br />

auswendig weiß, welche Angaben neben der jeweiligen Marke im Kopftitel aufgeführt werden? Das<br />

Datum, ja, das weiß jeder <strong>Sammler</strong>, auch noch vielleicht den Anlass, aber dann wird es in der<br />

Regel „dünn“.<br />

Und so <strong>man</strong>cher Berufsphilatelist, der tagaus tagein mit Marken umgeht, mag zwar alle MICHEL-<br />

Nummern, selbst noch viele Preise auswendig wissen, aber bei den technischen Angaben zur<br />

Marke versagt er dann. „Die sind doch nicht so wichtig“, meint nicht nur er, und liegt völlig<br />

daneben.<br />

Einige Beispiele seien also erlaubt, selbst allzu Selbstverständliches noch einmal ins Gedächtnis<br />

zu rufen:<br />

Beispiel Berlin MiNr. 197 (MICHEL Deutschland 2003/04)<br />

Die Kopftitel-Information zur Marke besagt:<br />

• Ausgabedatum<br />

• Entwerfer (Michel und Kieser)<br />

• Druckart: in diesem Fall Offsetdruck, abgekürzt<br />

Odr.<br />

• Wasserzeichen: hier Wz. 3<br />

• Zähnung: in diesem Fall K 13¾ : 14<br />

Es folgt die Nennung des Motivs (mit Bild-Kürzelzuweisung „du“, die bei der eigentlichen<br />

<strong>Katalog</strong>isierung wiederholt wird.<br />

Darunter dann die <strong>Katalog</strong>nummer, die sog. MICHEL-Nummer, die Wertangabe, die Bezeichnung<br />

der Markenbildfarbe(n), das Kürzel für das Bildmotiv und dann jeweils Preisnotierungen für<br />

postfrisch, gestempelt und FDC.<br />

Zusätzlich wichtige Angaben sind jeweils darunter angegeben, also z.B.<br />

Verwendungsbeschränkungen und Auflage.<br />

Eine Menge Information auf kleinstem Raum, nicht wahr?<br />

Was hier noch recht überschaubar aussieht, kann z.B. selbst in diesem „Normalkatalog“ auch<br />

zuweilen recht umfangreiche Formen annehmen. Als Beispiel sei die <strong>Katalog</strong>isierung der MiNr. 1<br />

Bayern, der ersten Briefmarke Deutschlands herangezogen. Zusätzlich zu den zuvor für die<br />

neuere Berliner Sondermarke genannten Informationen finden sich hier:<br />

• die Angabe der Buchdruckerei: Weiss<br />

• das gedruckte Bogenformat: hier 5x9+5x9, dazwischen senkr. Zwischensteg<br />

13,5mm<br />

• Angaben zu den Druckplatten: Platte I und II, die unter der <strong>Katalog</strong>isierung<br />

auch abgebildet werden<br />

• Angaben zum Papier: unterschiedlich dickes, handgeschöpftes Papier ohne Seidenfaden


Datumsangaben, Hinweis zum Druckverfahren (hier: Buchdruck) und zur Zähnung (hier:<br />

geschnitten) waren im zuvor aufgeführten Beispiel auch enthalten.<br />

Es folgen dann zusätzlich die Abbildungen der Plattentypen und deren Kurzbeschreibung, ein<br />

Literaturhinweis, Verwendungsangaben und Fälschungs-resp. Echtheitshinweise. 1 Außerdem die<br />

Empfehlung, Marken dieser Art unbedingt prüfen zu lassen, was für sich spricht.<br />

Einen <strong>Katalog</strong> schnell lesen kann <strong>man</strong> nur, wenn <strong>man</strong> die standardisierten Abkürzungen kennt. Sie<br />

sind nötig, um immer wieder auftauchende Begriffe in eine kurze Form zu bringen und auf geringst<br />

möglichem Platz ein höchstmögliches Maß an Informationen, selbst in einem Standardkatalog, zu<br />

ermöglichen. Sie zu kennen, sollte allerdings nicht nur den Redakteuren vorbehalten sein, sondern<br />

auch in der Fachsprache der Leser sind deren Kenntnis unumgänglich.<br />

Manche Symbole finden sich auch in Angebotslisten wieder und da entfalten sie erst recht ihre<br />

Relevanz. So bedeuten die Zeichen in den Preisnotierungsspalten<br />

Ungebraucht<br />

Federzugentwertung<br />

Gestempelt<br />

Weit ausführlicher sind MICHEL-Spezialkataloge, wie am Beispiel der oben schon gezeigten<br />

ersten Bayern-Marke leicht aufzuzeigen ist. Denn für diese werden nun auch ungebrauchte und<br />

gestempelte Einheiten sowie Briefe notiert, besondere Frankaturen werden zusätzlich aufgeführt,<br />

aber auch Plattenfehler und Probedrucke. Umfasst die <strong>Katalog</strong>isierung der Marke im<br />

„Normalkatalog“ eine halbe Seite, sind es im „Spezial“ nunmehr zwei! Allein dies legt schon nahe,<br />

dass ein Spezial-<strong>Katalog</strong> auch weit mehr an Informationen bereit hält als dies andere <strong><strong>Katalog</strong>e</strong><br />

vermögen.


Es war zu beweisen, dass <strong><strong>Katalog</strong>e</strong>, besonders Spezialkataloge für den <strong>Sammler</strong> eine Vielfalt an<br />

nützlichen Informationen bieten, deren Kenntnis vor Beschäftigung mit einer Marke wichtig ist, um<br />

diese korrekt einordnen zu können. Sie bieten die Messlatte, dem das einem vorliegende Objekt<br />

standhalten muss. Die genannten Angaben zu Papier, Druckverfahren, Wasserzeichen und<br />

Zähnung sind als erstes auf dem Hintergrund der im vorangegangenen Kapitel gegebenen<br />

Informationen zu überprüfen.<br />

Ohne den Wert solcher <strong><strong>Katalog</strong>e</strong> einschränken zu wollen, aber schon der Aufweis einer<br />

Literaturquelle bei der <strong>Katalog</strong>isierung der Bayern-1er macht deutlich, dass Fachliteratur über<br />

jeweils katalogisierte Marken Mehrwert verschaffen.<br />

Anmerkung<br />

1<br />

Fournier und Sperati haben ihre Fälschungen nicht im gleichen Druckverfahren hergestellt, wie <strong>man</strong> leicht<br />

beim Vergleich von zwei Specimen dieser Art sehen kann. Den Steindruckfälschungen Fourniers stehen die


weitaus perfekter produzierten Lichtdruckfälschungen von Sperati gegenüber. Speratis Fälschungen<br />

weisen die Kennzeichen der Originale ebenfalls auf, so dass dieser Hinweis bestenfalls etwas zur<br />

Ausgrenzung der billigen Massenfalsifikate nutzt.<br />

Quelle:<br />

© Wolfgang Maassen: Echt oder falsch?, Schwalmtal 2003, S. 248-251

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