Spielen - Freizeit und Spiel
Spielen - Freizeit und Spiel
Spielen - Freizeit und Spiel
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ausgabe<br />
3/2009<br />
9. Jahrgang<br />
12,00 Euro<br />
FreeLounge<br />
Fachmagazin für kommunale Frei-Räume<br />
<strong><strong>Spiel</strong>en</strong><br />
im Wandel der Zeit
Rasen fl exibel in Form<br />
Living Industries<br />
• natürliche Optik durch mindestens 40 % Rasenfl äche<br />
• aus qualitativ hochwertigem, sortenreinen Gummigranulat<br />
• ideale Lösung zur dauerhaften Flächenbefestigung von<br />
Hangrutschen <strong>und</strong> dem sensiblen Bereich unter Schaukeln<br />
• formschlüssige Verbindungssysteme<br />
• schnelle <strong>und</strong> einfache Verlegung – ohne aufwendige<br />
Untergr<strong>und</strong>- oder Einfassungsarbeiten<br />
• perfekt für eine jahreszeit- <strong>und</strong> witterungsunabhängige<br />
<strong>Spiel</strong>gerätenutzung<br />
C+K-Produkte erhalten Sie ausschießlich über unsere<br />
ausgesuchten Vertriebspartner.<br />
Interessiert? Rufen Sie uns an – wir nennen Ihnen<br />
gerne unseren Distributor in Ihrer Nähe!<br />
Conradi+Kaiser GmbH · 56271 Kleinmaischeid<br />
Tel. 02689 9580-0 · info@conradi-kaiser.de<br />
DIE Lösung für eine normkonforme<br />
Flächenbefestigung unter Hangrutschen!<br />
C+K-Rasengitterplatte - natürlich neu
Neu als Chefredakteurin<br />
Nach fast einem Jahr als Redakteurin<br />
ist Dr. Anke Münster seit September<br />
Chefredakteurin der FreeLounge. Sie<br />
löst Maike Söltl ab, die sich anderen<br />
Aufgaben widmet.<br />
Die promovierte Kunsthistorikerin<br />
<strong>und</strong> studierte Journalistin hatte<br />
schon immer ein besonderes Faible<br />
für Kunst im öffentlichen Freiraum.<br />
Einige Jahre in einer PR-Agenturmit<br />
dem Schwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit<br />
für Kommunen <strong>und</strong> kulturelle<br />
Organisationen kamen hinzu.<br />
Außerdem Textprojekte für Hersteller<br />
der Branche <strong>und</strong> schließlich die<br />
Praxiserfahrungen, die sie mit den<br />
eigenen Kindern auf den <strong>Spiel</strong>plätzen<br />
der Stadt Köln gesammelt hat. Für<br />
dieses Fachmagazin also eine ideale<br />
Besetzung. Im November 2008 wurde<br />
sie von ihrer langjährigen Kollegin<br />
Dagmar Thiemann zur FreeLounge<br />
geholt – gemeinsam mit ihrem<br />
Kollegen Ludwig Keißner haben beide<br />
noch eine Menge mit diesem Fachmagazin<br />
vor.<br />
FreeLounge auf der FSB –<br />
Halle 3.2, Stand A011<br />
Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />
die Recherche für diese Ausgabe hat uns besonders viel Spaß gemacht – denn „<strong><strong>Spiel</strong>en</strong>“<br />
ist das große Schwerpunktthema dieser Ausgabe. Passend zur großen Leitmesse<br />
der Branche, der FSB.<br />
Die Facetten, unter denen wir das <strong>Spiel</strong> im öffentlichen Freiraum für Sie betrachten,<br />
sind sehr vielfältig: Wir haben weit in die Vergangenheit zurückgeblickt <strong>und</strong><br />
den Landschaftsarchitekten Daniel Rimbach, der über die Entwicklungsgeschichte<br />
öffentlicher Freiräume für Kinder promoviert hat, um einen Gastbeitrag gebeten.<br />
Heraus gekommen ist dabei gleich eine 4-teilige Serie, die in dieser Ausgabe mit der<br />
„Entdeckung der Kindheit“ in den Jahren bis 1850 startet.<br />
Die Betrachtung der Gegenwart nimmt natürlich den größten Teil des Heftes ein:<br />
Sie fi nden inspirierende <strong>Spiel</strong>ideen für den öffentlichen Raum, eine Bestandsaufnahme<br />
über die Freiheit <strong>und</strong> die Möglichkeiten des <strong><strong>Spiel</strong>en</strong>s im öffentlichen Raum<br />
im Leitartikel, Kunstprojekte wie die kleinen Figuren des Streetart-Künstlers Slinkachu,<br />
einen Überblick über sinnliche Erfahrungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Beispiele für<br />
generationenübergreifende <strong>Spiel</strong>parcours sowie den Gastbeitrag von Holger Hofmann<br />
vom Deutschen Kinderhilfswerk über Jugendprojekte in Bremen. Apropos: Das<br />
Deutsche Kinderhilfswerk steht inzwischen 13 Modellkommunen im Rahmen des<br />
Projektes „Kinderfre<strong>und</strong>liche Stadtgestaltung“ zur Seite, lesen Sie, warum sich das<br />
Mitmachen lohnt.<br />
Bei der Bestandaufnahme durch die Vielfalt des <strong>Spiel</strong>s im öffentlichen Raum darf<br />
der Blick in die Zukunft nicht fehlen: Sie erfahren, wie der Städter heute über GPS<br />
spielt <strong>und</strong> welche Erfahrungen man in Pfronten mit einem der ersten Computerspielplätze<br />
gemacht hat.<br />
Einen Vorgeschmack auf die FSB gibt Ihnen der Marktmonitor, in dem wir wieder<br />
Neuheiten vorstellen. Die FreeLounge steckt also wieder einmal voller interessanter<br />
Themen für Ihre Praxis - oder Planungsprojekte!<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen<br />
Dr. Anke Münster<br />
Editorial | 3
4 | Inhalt<br />
Inhalt<br />
TOP THEMA<br />
<strong><strong>Spiel</strong>en</strong>? <strong><strong>Spiel</strong>en</strong>! 6<br />
Digitalzeitalter auf dem <strong>Spiel</strong>platz 12<br />
Gemeinsam, nicht getrennt 14<br />
GPS-Jagd mit dem Handy 20<br />
Sinnes-Räume in der Kommune 22<br />
Showcase für <strong>Spiel</strong>plätze 27<br />
Marktmonitor 28<br />
Durch die Bank gut 33<br />
GESELLSCHAFT<br />
Jugend im öffentlichen Raum – <strong>Spiel</strong>landschaft Bremen<br />
Autor: Holger Hofmann, DKHW 36<br />
Deutsches Kinderhilfswerk unterstützt Kommunen 40<br />
Die Straße ist keine gute Kinderstube 42<br />
Völker – kommt auf diesen Platz! 44<br />
Streitobjekt Kinderspiel 45<br />
Dir Rückkehr der Trimm-Dich-Pfade 50<br />
REPORT<br />
Ein neuer Blick auf das <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> 54<br />
„Bergbau“ in der Oberpfalz 58<br />
Sanierung statt Neuanschaffung 60<br />
Preiswürdige KiTa-Außenanlage 62<br />
SPIELRAUM<br />
Kinderfre<strong>und</strong>liche Stadtplanung – Teil 2<br />
Autor: Ruth-Esther Gilmore 64<br />
Öffentliche „Boule“-Plätze 69<br />
Völker – kommt auf diesen Platz!<br />
Autor: Daniel Rimbach 72<br />
STADT & KUNST<br />
Kleine Leute in der großen Stadt 76<br />
Die tote Stadt – Im Moloch der Meditation 79<br />
Keine Bühne aber großes Theater 80<br />
Walk Act 83<br />
Buchtipps 85<br />
STELLENMARKT<br />
MESSE<br />
Branchentreffpunkt FSB 88<br />
IBA-Finale 2010 92<br />
BUGA 2009 94<br />
VERBAND<br />
Der BFG startet durch 96<br />
RECHT<br />
Justitia ist nicht taub 98<br />
WETTBEWERB<br />
Kommunen in neuem Licht 102<br />
TIVOLI<br />
Branchen- <strong>und</strong> Herstellerverzeichnis 104<br />
TERMINKALENDER 109<br />
ENTDECKT! 110<br />
FreeLounge<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
freizeit&spiel Verlagsgesellschaft<br />
Gewerbegebiet Larsheck, 56271 Kleinmaischeid<br />
Telefon: +49 (0) 2689 9591-37<br />
Telefax: +49 (0) 2689 9591-38<br />
Erscheinungsweise:<br />
vierteljährlich<br />
Chefredaktion:<br />
Dr. Anke Münster (V.i.S.d.P.)<br />
E-Mail: redaktion@free-lounge.de<br />
E-Mail: anzeigen@free-lounge.de<br />
Anzeigenleitung:<br />
E-Mail: anzeigen@free-lounge.de<br />
DTP, Bildredaktion:<br />
Maike Söltl (verantwortlich)<br />
Redaktion:<br />
Lutz Keißner, Dagmar Thiemann<br />
Titelfoto:<br />
slinkachu<br />
z. Zt. gilt die Anzeigenpreisliste vom<br />
1. Mai 2009<br />
Internet: www.free-lounge.de<br />
www.free-lounge.com<br />
Copyright:<br />
freizeit&spiel Verlagsgesellschaft mbH.<br />
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit<br />
schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Terminveröffentlichungen kostenlos,<br />
aber ohne Gewähr. Keine Haftung bei<br />
unverlangt eingesandten Manuskripten.<br />
Namentlich gekennzeichnete Berichte<br />
<strong>und</strong> Artikel geben nicht unbedingt die<br />
Meinung der Redaktion wieder.<br />
Quellennachweis:<br />
FB Stadtgrün, Stadt Braunschweig, Frau Schulz-<br />
Behrend (S. 9); Markus Gnüchtel <strong>und</strong> Jens Gabe;<br />
GTL Gnüchtel Triebswetter Landschaftsarchitekten<br />
GbR (S. 18); Jose Manuel Gelpi – fotolia.com<br />
(S. 45); Miredi – fotolia.com (S. 50); Jens Weber<br />
(S. 56); tom – fotolia.com (S. 61); photocase.<br />
com © Mr Nico (S. 63); cameraw – fotolia.com<br />
(S. 70); Werkfoto AFF Architekten, Hans-Christian<br />
Schlink, Berlin (S. 86); M. Johannsen– fotolia.com<br />
(S. 100); Felix Quittenbaum –fotolia.com (S. 101)<br />
Gerichtstand:<br />
Montabaur<br />
Druckaufl age:<br />
5.000 Exemplare international<br />
Druck:<br />
Konrad Triltsch Print <strong>und</strong> digitale Medien GmbH,<br />
Ochsenfurt-Hohestadt<br />
Einzelbezugspreis:<br />
Euro 12,– (inkl. Porto)<br />
Jahresabonnement:<br />
(4 Ausgaben)<br />
Euro 45,– (inkl. Porto)
Abonnement<br />
freizeit&spiel Verlagsgesellschaft mbH<br />
Gewerbegebiet Larsheck<br />
56271 Kleinmaischeid<br />
FreeLounge<br />
Fachmagazin für kommunale Frei-Räume<br />
Hiermit bestelle ich ein Jahresabonnement des Fachmagazins FreeLounge zum Preis von 45 Euro pro Jahr. Ich beziehe<br />
im Rahmen dieses Abonnements vier Ausgaben FreeLounge für die Dauer eines Jahres. Das Abonnement verlängert<br />
sich jeweils um ein weiteres Jahr, wenn es nicht sechs Wochen vor Ablauf schriftlich gekündigt wird.<br />
Tel.: 02689 9591-37<br />
Fax: 02689 9591-38<br />
E-Mail: info@free-lounge.de<br />
URL: www.free-lounge.de
6 | Top Thema<br />
Foto: Toni Anderfuhren
<strong><strong>Spiel</strong>en</strong>? <strong><strong>Spiel</strong>en</strong>!<br />
Ob <strong>Spiel</strong>plätze, Parks, Wälder oder einladende Plätze: Der öffentliche<br />
Freiraum ist die perfekte Bühne für kreative <strong>Spiel</strong>e.<br />
Kinder versinken in ihren Fantasiewelten <strong>und</strong><br />
selbst Teenager vergessen ab <strong>und</strong> zu, dass sie<br />
eigentlich cool sind: <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> hat magische<br />
Kräfte, denn es löst Menschen aus der Zeit. Eine<br />
St<strong>und</strong>e fühlt sich an wie wenige Minuten. Außerdem<br />
verbindet das <strong>Spiel</strong> Faszination <strong>und</strong> Bildung.<br />
Am Anfang des Lebens geschieht das vor<br />
allem über sinnliche Erfahrungen, später entwickelt<br />
sich im <strong>Spiel</strong> sprachliche Kompetenz,<br />
Köperbeherrschung <strong>und</strong> natürlich Kreativität.<br />
Es gibt eine Vielzahl von wissenschaftlichen<br />
Erklärungen, warum Menschen spielen <strong>und</strong><br />
welcher Zweck damit verb<strong>und</strong>en ist. Aber es ist<br />
eigentlich besonders schön, dass keine Theorie<br />
bislang sämtliche Aspekte des <strong><strong>Spiel</strong>en</strong>s erfassen<br />
konnte. Zu vielseitig sind die Ausprägungen,<br />
<strong>und</strong> es bleibt oft eine Frage der Deutung, ob<br />
<strong>und</strong> welcher versteckte Nutzen hinter einem<br />
<strong>Spiel</strong> stehen könnte. Erwerben Kinder zum Beispiel<br />
durch Rollenspiele die Anpassungsfähigkeit,<br />
die sie in ihrem späteren Leben brauchen,<br />
oder erleben sie eine Flucht aus ihrer Realität?<br />
Vielleicht stecken diese <strong>und</strong> noch viel mehr<br />
Möglichkeiten je nach Situation im <strong>Spiel</strong>, auf<br />
jeden Fall steht eines fest. <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> macht Spaß<br />
– <strong>und</strong> das nicht nur Kindern. So soll der Gott<br />
Hermes sogar der Erfi nder des Würfels sein.<br />
Erwachsen - aber nicht zu sehr<br />
Vorbei ist die Zeit, dass Erwachsene überwiegend<br />
Zaungäste beim <strong>Spiel</strong> waren. Geprägt<br />
durch den bürgerlichen Arbeitsethos des 19.<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts hatte das <strong>Spiel</strong> nach der Kindheit<br />
lange Zeit ein schlechtes Image. Glücksspiele<br />
waren verpönt <strong>und</strong> zu der Auffassung von<br />
„Arbeit als des Bürgers Zier“ passte kein ausgewogenes<br />
Verhältnis von <strong>Freizeit</strong> <strong>und</strong> Beruf.<br />
Das hat sich heute ganz radikal verändert. Zum<br />
einen wollen die Menschen nicht mehr mit der<br />
früher üblichen Ernsthaftigkeit erwachsen sein,<br />
zum anderen suchen sie sich ganz gezielt die<br />
Freiräume <strong>und</strong> den Ausgleich zur Arbeit. Neben<br />
dem Wunsch, es sich gut gehen zu lassen, haben<br />
Computerspiele diese Entwicklung ebenso<br />
beeinfl usst wie die Fitnessbewegung. Der öffentliche<br />
Raum wird vor allem für das sportliche<br />
<strong>Spiel</strong> genutzt – mit mehr Disziplinen denn<br />
je. Aber es kann heute auch vorkommen, dass<br />
man überraschend eine Gruppe kostümierter<br />
Menschen im Park oder im Wald trifft, die sich<br />
zu einem Live Action Role Playing (LARP) dort<br />
getroffen haben. In Kostümen übernehmen die<br />
<strong>Spiel</strong>er bestimmte Rollen <strong>und</strong> stellen sie selbst<br />
als Figur dar. Es gibt selten ein Ziel, sondern im<br />
Mittelpunkt steht der Spaß. Gespielt wird ohne<br />
Zuschauer, in der Regel mit 50 bis 200 Teilnehmern.<br />
Bei großen Events können es auch durchaus<br />
mehrere tausend Menschen sein. Meist<br />
Atome spalten ist ein Kinderspiel,<br />
verglichen mit einem Kinderspiel.<br />
Albert Einstein<br />
werden bei LARP Fantasy-Themen aufgegriffen.<br />
Diese Art von freiem, darstellendem <strong>Spiel</strong> ist<br />
noch ziemlich neu in der Erwachsenen-Welt.<br />
Lange galt als Kennzeichen, dass man sich nach<br />
der Kindheit bei <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> immer an festen Regeln<br />
orientiert <strong>und</strong> einen <strong>Spiel</strong>zweck verfolgt –<br />
in der Regel, die Mitspieler zu besiegen. Ohne<br />
Zweifel kann man sagen, dass der öffentliche<br />
Raum auch für Erwachsene an Bedeutung als<br />
<strong>Spiel</strong>feld gewinnt. Gestützt wird dieser Trend<br />
durch neue Technologie. Geocaching mit GPS-<br />
Peilung hat die Schatzsuche gesellschaftsfähig<br />
gemacht <strong>und</strong> eine beachtlich große Zahl von<br />
Top Thema | 7
Foto: Udo Büsing<br />
8 | Top Thema<br />
Menschen mobilisiert. Es gibt zudem mehr <strong>und</strong><br />
mehr Handyspiele, bei denen die Mitspieler quer<br />
durch die Stadt unterwegs sind. Für Kommunen<br />
eröffnen sich durch diese Entwicklung neue<br />
Möglichkeiten, Menschen zu Veranstaltungen<br />
zusammenzubringen <strong>und</strong> sich gerade für jüngere<br />
Generationen interessant zu machen.<br />
Leute hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden,<br />
sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen!<br />
Oliver Wendell Holmes<br />
Mehr Raum für Kinder in der Stadt<br />
Wer auf dem Land aufwächst, lebt nach einer<br />
neuen Studie zwar gefährlicher als in der Stadt,<br />
jedoch bieten sich den Kindern in der Natur<br />
vielfältige <strong>Spiel</strong>möglichkeiten, der Kontakt zu<br />
Tieren <strong>und</strong> viele freie Flächen für raumgreifende<br />
<strong>Spiel</strong>szenarien. Je nachdem in welchen<br />
Quartieren Familien wohnen <strong>und</strong> wie viel Engagement<br />
die Eltern zeigen können, um in die<br />
Natur zu fahren, kann der Bewegungsraum<br />
für Stadtkinder sehr eng sein. Umso wichtiger<br />
ist es, dass die Kommunen sich für geeignete<br />
<strong>Spiel</strong>möglichkeiten stark machen.<br />
Schulhöfe als <strong>Spiel</strong>höfe<br />
Die Stadt Nürnberg begegnet ihrem <strong>Spiel</strong>fl ächendefi<br />
zit erfolgreich mit der Umwandlung<br />
von Schulhöfen zu <strong>Spiel</strong>höfen, die den Kindern<br />
auch am Nachmittag <strong>und</strong> an den Wochenenden<br />
zur Verfügung stehen. Positive Effekte<br />
dieser Maßnahmen sind für die Stadt die Flächeneinsparung<br />
durch Doppelnutzung bestehender<br />
Schulhöfe sowie die Verbesserung des<br />
<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>angebotes in verdichteten<br />
Stadtteilen. Die Erfahrungen in Nürnberg mit<br />
der Öffnung von Schulhöfen reichen bis in die<br />
50er Jahre zurück. Seit 1992 wird konsequent<br />
an der Umgestaltung von Schulhöfen zu <strong>Spiel</strong>höfen<br />
gearbeitet, so dass mittlerweile um die<br />
40 Höfe fertiggestellt werden konnten. In einigen<br />
Städten wie Kiel wurde dieses Erfolgs-<br />
Modell übernommen. Trotzdem stehen auch<br />
heute noch selbst in Nürnberg am Anfang der<br />
Planung oft Vorbehalte der Schulleitung gegen<br />
die Öffnung. Beteiligungsprojekte haben sich<br />
bewährt, um im Konsens mit allen Partnern<br />
zum Ziel zu kommen. Das Nürnberger Modell<br />
ist eine sehr ökonomische Möglichkeit, Kindern<br />
<strong>und</strong> Jugendlichen interessante <strong>Spiel</strong>fl ächen zu<br />
bieten. Die Stadt München setzt nicht auf den<br />
Umbau der Schulhöfe, sondern öffnet bei 35<br />
Schulhöfen nach Schulschluss für festgelegte<br />
Zeiten die Tore, so dass Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
mehr Platz für <strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> Sport bekommen.<br />
In vielen Anlagen werden außerdem von der<br />
„Arbeitsgemeinschaft <strong>Spiel</strong>landschaft Stadt“<br />
<strong>Spiel</strong>aktionen angeboten.<br />
Kinderwald<br />
Aber auch jenseits der Schulhöfe lassen sich<br />
mit Kreativität neue <strong>Spiel</strong>räume erschließen.<br />
2000 wurde beispielsweise in Hannover ein<br />
sieben Hektar großes Gelände im Nordwesten<br />
der Stadt offi ziell zum „Kinderwald“ ernannt.<br />
Die Fläche gehört der Landeshauptstadt. Inzwischen<br />
werden im „Kinderwald“ zusammen<br />
mit dem Förderverein Kinderwald Hannover e.V.<br />
jährlich über 200 Aktionen <strong>und</strong> Veranstaltungen<br />
durchgeführt. Es gibt regelmäßige Gruppen,<br />
Angebote für Kindergärten <strong>und</strong> Schulen, aber<br />
auch Familienaktionen wie Jahreszeitenfeste.
Foto: FB Stadtgrün, Stadt BS<br />
Die <strong>Spiel</strong>fährte in der Braunschweiger Innenstadt<br />
führt Kinder zu verschiedenen <strong>Spiel</strong>stationen.<br />
<strong>Spiel</strong>inseln in Fußgängerzonen<br />
Ein positiver Trend ist auch die Aufwertung<br />
von Fußgänger-Zonen durch <strong>Spiel</strong>inseln. Viele<br />
Städte nutzen mittlerweile kleinere <strong>Spiel</strong>elemente,<br />
Wasserläufe oder Klangobjekte, um für<br />
Kinder den Aufenthalt in der Stadt attraktiver<br />
zu gestalten. In Braunschweig hat man diese<br />
Idee zu einer <strong>Spiel</strong>fährte durch die Stadt<br />
ausgebaut, die mit verschiedenen Angeboten<br />
spielerisch die Motorik sowie die Sinneswahrnehmung<br />
anspricht. Ins Auge fallen die kleinen<br />
farbigen Motive im Bodenbelag, die den Weg<br />
zu den <strong>Spiel</strong>geräten weisen. Till-Eulenspiegel<br />
stand als bekannte Braunschweiger Persönlichkeit<br />
mit seiner Narrenkappe Modell für die<br />
Pfl asterintarsien. Diese „<strong>Spiel</strong>spuren“ verknüpfen<br />
die <strong>Spiel</strong>standorte miteinander, machen<br />
neugierig auf mehr <strong>und</strong> weisen den kleinen<br />
Fährtensuchern den Weg. Die <strong>Spiel</strong>fährte wurde<br />
so konzipiert, dass es kein Anfang <strong>und</strong> kein<br />
Ende gibt, so dass die Angebote jederzeit erweiterbar<br />
sind. Als jährlich wiederkehrendes Event<br />
wird darüber hinaus die ganze Innenstadt von<br />
Braunschweig durch Angebote von Vereinen,<br />
Verbänden, Gruppen <strong>und</strong> Organisationen zu<br />
einer <strong>Spiel</strong>meile gestaltet, auf der die Kinder<br />
<strong>und</strong> Jugendliche an einem Tag viele originelle<br />
Sport- <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>möglichkeiten fi nden.<br />
Moers: <strong>Spiel</strong>plätze, die Spaß machen<br />
Wie eine Stadt kontinuierlich ihr Freiraum-<br />
Angebot für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche verbessern<br />
kann, zeigt das Beispiel von Moers am<br />
Niederrhein. In den 90er Jahren war man an<br />
einem Punkt angekommen, an dem auf vielen<br />
<strong>Spiel</strong>plätzen das Angebot immer geringer wurde,<br />
da alte Geräte vielfach nur noch abgebaut<br />
<strong>und</strong> wenig in den Erhalt oder den Ausbau der<br />
Foto: Stadt Moers<br />
Die <strong>Spiel</strong>platzoffensive in Moers freut kleine Entdecker ...<br />
<strong>Spiel</strong>plätze investiert wurde. Um jungen Arbeitslosen<br />
einen Weg in das Berufsleben zu<br />
ermöglichen, wurde 1996 ein Landesprogramm<br />
aufgelegt, das den Umbau <strong>und</strong> die Erneuerung<br />
von 30 <strong>Spiel</strong>plätzen möglich machte. Die städtische<br />
Jugendpfl egerin Vera Breuer freut sich<br />
noch heute über dieses Projekt, denn dadurch<br />
wurde in der Stadt das Bewusstsein geweckt,<br />
wie notwendig <strong>und</strong> positiv neue <strong>Spiel</strong>plätze für<br />
die Zukunft der Kinder <strong>und</strong> damit auch der Familien<br />
in der Stadt sind. Moers ist mit derzeit<br />
knapp 110.000 Einwohnern laut den Prognosen<br />
der Bertelsmann Stiftung im durchschnittlichen<br />
Maß vom Bevölkerungsrückgang durch den demografi<br />
schen Wandel betroffen. Bis 2025 ist ein<br />
Rückgang um vier Prozent vorhergesagt, in etwa<br />
wie bei den ähnlich großen Städten Hildesheim<br />
<strong>und</strong> Koblenz. Maßnahmen zur Steigerung der<br />
Attraktivität der Stadt für junge Menschen sind<br />
entsprechend auch hier eine zukunftsweisende<br />
Aufgabe. Ausgelöst durch die guten Erfahrungen<br />
mit dem neu gestalteten <strong>Spiel</strong>raum führte<br />
die Stadt eine aufwendige <strong>Spiel</strong>platzbedarfs-<br />
<strong>Spiel</strong>e, damit du ernst sein kannst. Denn das <strong>Spiel</strong> ist ein<br />
Ausruhen, <strong>und</strong> die Menschen bedürfen, da sie nicht immer<br />
tätig sein können, des Ausruhens.<br />
Aristoteles<br />
planung durch, selbstverständlich mit Blick auf<br />
die Altersstruktur der Stadtviertel. Als Ergebnis<br />
kam heraus, dass 45 <strong>Spiel</strong>plätze saniert oder neu<br />
gebaut werden mussten. Seit 2001 wird nun<br />
jährlich eine Summe von circa 500.000 Euro<br />
zur Verfügung gestellt um nach <strong>und</strong> nach den<br />
<strong>Spiel</strong>raum auf den optimalen Stand zu bringen.<br />
Foto: Stadt Moers<br />
... <strong>und</strong> künftige Schlossherrinnen<br />
Top Thema | 9
Foto: Toni Anderfuhren Foto: Toni Anderfuhren<br />
Das <strong>Spiel</strong> ist der Weg der Kinder<br />
zur Erkenntnis der Welt, in der sie leben.<br />
10 | Top Thema<br />
Maxim Gorki<br />
Als „<strong>Spiel</strong>träumer“ setzt sich Toni Anderfuhren aus der Schweiz dafür ein, dass die<br />
Kinder durch die Natur <strong>und</strong> die Elemente inspiriert werden.<br />
Dabei wird darauf geachtet, dass es Angebote<br />
für unterschiedliche Altersstufen gibt, auch mit<br />
barrierefreien Zugängen. Außerdem wird jeder<br />
<strong>Spiel</strong>platz individuell mit einer Beteiligung der<br />
Anwohner geplant. Auf diese Art <strong>und</strong> Weise ist<br />
es der Stadt gelungen, sehr unterschiedliche<br />
<strong>und</strong> von den Kindern akzeptierte <strong>Spiel</strong>plätze<br />
einzurichten. Vera Breuer erzählt, dass ihr Team<br />
mittlerweile auch eine Liste mit <strong>Spiel</strong>platz-Tipps<br />
vorbereitet hat: „Wir haben häufi g Eltern am Telefon,<br />
die ganz begeistert von einem <strong>Spiel</strong>platz<br />
sind <strong>und</strong> wissen möchten, wo es in der Stadt<br />
noch ähnliche Angebote gibt. Das vermitteln<br />
wir natürlich gerne.“ Vorbildlich ist in Moers<br />
auch die durchaus aufwendige Betreuung der<br />
<strong>Spiel</strong>plätze, die bis 22.00 Uhr altersunabhängig<br />
genutzt werden dürfen. Konfl ikte mit Jugendlichen<br />
kommen nur selten auf, weil häufi g Mitarbeiter<br />
vor Ort sind, die im Gespräch mit den<br />
Jugendlichen bleiben <strong>und</strong> deshalb auch wenig<br />
Schwierigkeiten bei der Durchsetzung der<br />
Ruhezeiten haben. „Manchmal kann man den<br />
Eindruck haben, dass die ganz gerne von uns<br />
ins Bett gebracht werden“, sagt Vera Breuer lachend<br />
über die abendlichen Rituale, die wichtig<br />
sind, damit die <strong>Spiel</strong>platzanwohner nicht unnötig<br />
verärgert werden. Sie setzt sich immer dafür<br />
ein, durch die Einbeziehung der Jugendlichen,<br />
Lösungen zu fi nden, wie beispielsweise auch<br />
der Bau einer BMX-Bahn die Spannungen zwischen<br />
den Fahrern <strong>und</strong> älteren Parkbesuchern<br />
aufl ösen konnte. Moers ist weit fortgeschritten<br />
damit, eine bedarfsorientierte Versorgung mit<br />
gut gestaltetem <strong>Spiel</strong>raum bieten zu können.<br />
Mit 130 Orten für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche, bewegt<br />
sich die Stadt am Niederrhein ganz weit<br />
vorne, wenn man das Angebot mit anderen,<br />
ähnlich großen Städten vergleicht.<br />
<strong>Spiel</strong>gelände <strong>und</strong> Abenteuer-<strong>Spiel</strong>plätze<br />
Neben den klassischen <strong>Spiel</strong>plätzen entstand<br />
etwa seit den frühen 70er Jahren eine Anzahl<br />
von Abenteuer- <strong>und</strong> Bau-<strong>Spiel</strong>plätzen, ungefähr<br />
zehn Jahre später kamen die ersten Jugendfarmen<br />
hinzu, die Stadtkindern den regelmäßigen<br />
Umgang mit Tieren ermöglichen. So wichtig,<br />
wie die wohnortnahen <strong>Spiel</strong>plätze mit <strong>Spiel</strong>geräten<br />
in den Städten sind, so wichtig sind auch<br />
diese Oasen, die den Kindern Erfahrungen ermöglichen,<br />
die sie im Alltag oft nicht machen<br />
können. Allein in Deutschland gibt es etwa 500<br />
dieser pädagogisch betreuten <strong>Spiel</strong>plätze. Sie<br />
sind in der Regel so angelegt, dass Improvisation<br />
<strong>und</strong> Veränderbarkeit möglich sind, an der<br />
die Kinder mitbestimmen <strong>und</strong> mitarbeiten. Mit
der Erfahrung aus seiner Arbeit auf Abenteuerspielplätzen<br />
hat sich der Schweizer Toni Anderfuhren<br />
als freiberufl icher Gestalter von kindgerechten<br />
<strong>Spiel</strong>räumen <strong>und</strong> mit seinen Worten als<br />
„<strong>Spiel</strong>träumer“ selbständig gemacht. Er setzt<br />
sich dafür ein, dass die Kinder Raum bekommen,<br />
sich mit den Elementen Luft, Wasser, Erde<br />
<strong>und</strong> Feuer zu beschäftigen <strong>und</strong> eigene Erfahrungen<br />
zu machen. Wenn er <strong>Spiel</strong>gelände plant,<br />
dann ist es für ihn selbstverständlich, Kinder<br />
in diesen Prozess intensiv einzubeziehen. „Es<br />
ist der falsche Weg, die Kinder zu bitten, ihren<br />
Lieblingsspielplatz zu zeichnen, denn dann<br />
bekommt man Bilder von den <strong>Spiel</strong>plätzen, die<br />
Kinder kennen“, erklärt Toni Anderfuhren. „Ich<br />
gehe mit den Kindern auf Expedition <strong>und</strong> lasse<br />
sie in einem Gelände spielen. Dann bekommt<br />
jeder zum Beispiel Fähnchen, die er an bestimmte<br />
Plätze stecken soll, die ihm beim <strong><strong>Spiel</strong>en</strong><br />
besonders wichtig sind. 10jährige Mädchen<br />
möchten vielleicht besonders gerne Tiere dabei<br />
haben, kleinere Kinder immer Wasser <strong>und</strong> ältere<br />
Jungs möchten Erfahrungen mit Feuer sammeln.“<br />
Anderfuhren erhält so ein Bild, welche<br />
Angebote er für Kinder unterschiedlichen Alters<br />
berücksichtigen muss. Oft lässt er dann die<br />
Kinder ein paar Tage später Modelle von einem<br />
<strong>Spiel</strong>gelände bauen, dass ihre Wünsche zeigen<br />
soll, <strong>und</strong> fi ndet darin dann viele Ideen, die er<br />
berücksichtigt. Immer gibt es bei Anderfuhren<br />
verschiedene Strukturen <strong>und</strong> Materialien, die<br />
Kinder für ihr <strong>Spiel</strong> nutzen können, zum Beispiel<br />
lose Steine wie in einem Steinbruch. Das Gelände<br />
wird durch Hügel, Höhlen oder Wasserläufe<br />
gestaltet. Abhängig von der Situation vor Ort<br />
können natürlich auch <strong>Spiel</strong>geräte wie Schaukeln,<br />
Kletternetze, <strong>Spiel</strong>häuschen oder auch ein<br />
Karussell hinzukommen. Dem „<strong>Spiel</strong>träumer“ ist<br />
es vor allem wichtig, dass die Kinder beim <strong>Spiel</strong><br />
Sinneserfahrungen sammeln können <strong>und</strong> ganz<br />
selbstverständlich in Bewegung kommen.<br />
Viele Grenzen – wenig Freiheit<br />
„Wenn ich heute über die Wildnis der Kindheit<br />
nachdenke, überrascht mich die unglaubliche<br />
Freiheit, die mir meine Eltern gaben, in dieser<br />
Wildnis das Abenteuer zu suchen. Unsere Vorstellung<br />
von Kindheit hat seitdem einen sehr<br />
tiefergehenden, sehr bedeutsamen Wandel erlebt.<br />
Die Wildnis der Kindheit ist verschw<strong>und</strong>en,<br />
die Zeit des Abenteuers ist vorbei.“ In einem<br />
Essay, der im Juni in der Zeitschrift „Die Welt“<br />
erschienen ist, beschäftigt sich der amerikanische<br />
Autor Michael Chabon mit dem Verlust<br />
von Erfahrungen, mit denen die Kinder am An-<br />
fang des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts leben müssen. Kinder<br />
können heute tatsächlich nur noch selten von<br />
Erwachsenen unbeobachtet spielen, wie das<br />
bis vor geschätzt 25 Jahren noch ganz üblich<br />
war. Fast jeder aus der Generation der bis 1970<br />
geborenen Kinder kann Geschichten aus seiner<br />
Kindheit erzählen, die auch bei den Eltern<br />
damals den ein oder anderen Adrenalinstoß<br />
ausgelöst hätten – aber: sie waren nicht dabei<br />
<strong>und</strong> wussten nichts davon, dass die Jungs in<br />
Tannenwipfeln schaukelten oder die Mädchen<br />
nicht etwa auf dem <strong>Spiel</strong>platz waren, sondern<br />
Beim <strong>Spiel</strong> kann man einen Menschen in einer St<strong>und</strong>e<br />
besser kennen lernen als im Gespräch in einem Jahr.<br />
Platon<br />
auf eigene Faust eine kleine Fahrradtour durch<br />
ein Waldstück drehten. Völlig unglaublich heute,<br />
dass sich ein Kind gegen den Besuch im Kindergarten<br />
entscheiden durfte, um stattdessen<br />
im Wald <strong>und</strong> in den Gärten mit seinen Fre<strong>und</strong>en<br />
zu spielen. Durch die heutige Brille betrachtet<br />
grenzt es an ein W<strong>und</strong>er, dass wir überhaupt<br />
das Alter erreicht haben <strong>und</strong> Kinder bekommen<br />
konnten. Natürlich ist es nicht neu, dass<br />
Kindern Abenteuer vorenthalten werden. Wer<br />
kann sich nicht daran erinnern, wie Heidi dafür<br />
kämpfen musste, dass Klara mit ihr in die Berge<br />
fahren durfte. Oder anders gesagt: Sehr behütete<br />
Kinder gab es immer, aber es war doch eher<br />
das Pech Einzelner <strong>und</strong> kein gesellschaftlicher<br />
Konsens. Gründe für die Situation heute gibt es<br />
viele: Angst vor Verbrechen gehört ebenso dazu<br />
wie das Denken in höchsten Sicherheitskategorien<br />
oder die Möglichkeit ganz sorgenfrei in virtuellen<br />
<strong>Spiel</strong>welten Abenteuer erleben zu können.<br />
Doch innerhalb dieser Grenzen können die<br />
Städte <strong>und</strong> Gemeinden ihren Beitrag dazu leisten,<br />
dass der gestaltete oder eingeräumte Freiraum<br />
den Kindern möglichst viele Anregungen<br />
zum <strong>Spiel</strong> bietet. Es wäre sogar angemessen,<br />
das zur Chefsache zu machen, denn schließlich<br />
haben immerhin die Götter selbst das <strong>Spiel</strong> erf<strong>und</strong>en<br />
– wenn man der griechischen Mythologie<br />
folgt. A.M.<br />
Interessante Informationen<br />
über das <strong>Spiel</strong> als Bestandteil<br />
einer ges<strong>und</strong>en Entwicklung<br />
enthält das Heft 03/09 „<strong>Spiel</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>zeug“ der Zeitschrift<br />
Frühe Kindheit, die von der<br />
Deutschen Liga für das Kind<br />
in Familie <strong>und</strong> Gesellschaft<br />
herausgegeben wird. <strong><strong>Spiel</strong>en</strong><br />
als Motor der Persönlichkeitsentwicklung<br />
oder als Medium<br />
der Konfl iktbewältigung: Viele<br />
Themen, die in der FreeLounge<br />
nur angerissen werden können<br />
sowie Berichte aus der Praxis,<br />
kann man durch die Beiträge<br />
in dem Heft vertiefen.<br />
„<strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>zeug“<br />
Zeitschrift: Frühe Kindheit<br />
Herausgeber: „Deutsche Liga<br />
für das Kind“<br />
Ausgabe 3/2009<br />
Aufl age: 4.000 St.<br />
Erscheinungsweise:<br />
6 Mal jährlich<br />
Top Thema | 11
12 | Top Thema<br />
Digitalzeitalter<br />
auf dem <strong>Spiel</strong>platz<br />
Kinder leben in einer digitalen Welt – sie verstehen Computeranwendungen<br />
intuitiv <strong>und</strong> haben Spaß daran. So ist es nur logisch, dass digitale Technologien<br />
auch auf <strong>Spiel</strong>plätzen Einzug gehalten haben. Zwei skandinavische Hersteller<br />
haben die ersten dieser <strong>Spiel</strong>plätze in Deutschland installiert. Sie gehen<br />
mit unterschiedlichen Ansätzen an das Thema ran.<br />
Gülal aus Köln-Stammheim hüpft mit Marco<br />
aus Dortm<strong>und</strong> um die Wette. Der <strong>Spiel</strong>stand,<br />
den beide mit ihrer iCard abrufen, zeigt, dass<br />
Gülal knapp vor dem Dortm<strong>und</strong>er liegt. Ausgetragen<br />
wird das SmartUs-Steps-<strong>Spiel</strong> jeweils<br />
auf iGrid, dem interaktiven Hüpffeld der ersten<br />
beiden deutschen SmartUs-<strong>Spiel</strong>plätze des fi nnischen<br />
Herstellers Lappset. Bei diesem Ansatz<br />
wird eine internationale Vernetzung der <strong>Spiel</strong>plätze<br />
möglich gemacht. Die Firma Kompan aus<br />
Dänemark hingegen hat mit der Produktreihe<br />
ICON <strong>Spiel</strong>geräte auf den Markt gebracht, bei<br />
denen die Wettkämpfe innerhalb der Kinder auf<br />
dem Platz ausgetragen werden. Die Geräte sind<br />
mit berührungssensiblen blinkenden „Buzzern“<br />
ausgestattet, die durch Drauftippen <strong>Spiel</strong>e <strong>und</strong><br />
<strong>Spiel</strong>stände weitergeben, sodass die Kinder<br />
Mannschaften bilden <strong>und</strong> gegeneinander spielen<br />
können.<br />
SmartUs macht internationale<br />
Wettkämpfe möglich<br />
Der Hersteller des Kölner SmartUs-<strong>Spiel</strong>platzes<br />
verbindet traditionelle <strong>Spiel</strong>geräte mit Computertechnologie<br />
<strong>und</strong> vernetzt seine <strong>Spiel</strong>plätze<br />
untereinander, sodass internationale<br />
Foto: Kompan<br />
Wettkämpfe gespielt werden können. Gülal<br />
<strong>und</strong> Marco können zum Beispiel mit Kindern<br />
in Finnland, in den Niederlanden, Schweden,<br />
Dänemark, Norwegen, Spanien, England, Frankreich<br />
oder Italien um die höchste Punktzahl<br />
wetteifern. Lappset beschreibt das Konzept dieser<br />
High-Tech-<strong>Spiel</strong>felder so: „SmartUs eröffnet<br />
vielfältige Möglichkeiten zu spielerischer Aktivität<br />
<strong>und</strong> spaßorientiertem Lernen, indem moderne<br />
Technologie mit <strong>Spiel</strong>geräten verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
die <strong>Spiel</strong>umgebung vernetzt wird. Das Netz von<br />
SmartUs-Umgebungen bildet die Basis für neuartige<br />
Aktivspiele, <strong>Spiel</strong>turniere, verschiedenste<br />
Lernerfahrungen <strong>und</strong> Internetspiele. SmartUs<br />
motiviert zum Laufen, Hüpfen <strong>und</strong> Begreifen,<br />
zu lustigen Wettkämpfen <strong>und</strong> zu gemeinsamen<br />
Erfolgserlebnissen. Gleichzeitig etabliert SmartUs<br />
eine neue Aktivspielplatzkultur, die sich das<br />
Interesse junger Menschen an Technologie <strong>und</strong><br />
neuen Medien zunutze macht.“<br />
Die GAG Immobilien AG spendierte im letzten<br />
Jahr in Köln den 130.000-Euro teuren Computerspielplatz<br />
in einer Wohnsiedlung. Der Investor<br />
kommt damit seiner sozialen Verantwortung<br />
als Kölns größter Vermieter mit r<strong>und</strong> 42.000<br />
Wohnungen <strong>und</strong> 100.000 Mietern nach. Damit
Foto: Kompan<br />
Der Planetenspielplatz wurde im Juni in Pfronten<br />
eröffnet: <strong>Spiel</strong>gerät „Space“ aus der ICON-Serie von<br />
Kompan.<br />
sich Kinder- <strong>und</strong> Jugendliche in ihrem Wohnumfeld<br />
wohlfühlen, investiert die Gesellschaft<br />
jährlich r<strong>und</strong> 1,3 Mio. Euro in neue <strong>Spiel</strong>plätze,<br />
Bolzplätze <strong>und</strong> Außenanlagen bzw. deren Unterhaltung.<br />
Insgesamt standen 2008 den GAG-<br />
Mieter-Kindern in r<strong>und</strong> 6.000 Häuser- <strong>und</strong><br />
Wohnanlagen 540 <strong>Spiel</strong>plätze zur Verfügung.<br />
Die Investoren erklären: „Wir freuen uns, dass<br />
wir jetzt den zahlreichen Kindern in der GAG-<br />
Siedlung in Stammheim Kölns ersten High-<br />
Tech-<strong>Spiel</strong>platz zur Verfügung stellen können.<br />
Auf dem SmartUs-<strong>Spiel</strong>platz können Kinder an<br />
Computertechnik herangeführt werden, aber<br />
eben nicht in den eigenen vier Wänden im stillen<br />
Kämmerlein, sondern draußen.“<br />
Der ICON-Planetenspielplatz bringt<br />
Kinder in Aktion<br />
Auch im Allgäuer Pfronten spielt man digital –<br />
was man übrigens per Livewebcam auf www.<br />
pfronten.de sehen kann. Hier wurde im Juni der<br />
„Planetenspielplatz“ eröffnet. Sein Name leitet<br />
sich an dem futuristischen Design des Gerätetyps<br />
„Space“ ab, das an ferne Galaxien erinnert.<br />
Der Hersteller Kompan aus Dänemark hat mit<br />
der Produktreihe ICON eine ganz neue Interpretation<br />
von <strong>Spiel</strong>geräten auf den Markt gebracht.<br />
Wir berichteten bereits in Ausgabe 1-2009 darüber.<br />
Die Geräte sind mit so genannten „Buzzern“<br />
ausgestattet, die durch Berührung <strong>Spiel</strong>e<br />
<strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>stände weitergeben, sodass die Kinder<br />
Mannschaften bilden <strong>und</strong> gegeneinander spielen<br />
können. Es geht um Zeit, die auf Knopfdruck<br />
gemessen wird, <strong>und</strong> um Mannschaften, die<br />
gebildet werden <strong>und</strong> gegeneinander antreten<br />
können – also um genau die Art von <strong><strong>Spiel</strong>en</strong>,<br />
die Kindern vertraut sind. In Pfronten werden<br />
derzeit erste Erfahrungen gesammelt – teils er-<br />
Foto: Lappset<br />
Große SmartUs-<strong>Spiel</strong>landschaft von Lappset, in der Mitte die iStation als zentrale Einheit <strong>und</strong> die<br />
Hüpffl äche iGrid.<br />
staunliche: So ist die Altersstruktur der Nutzer<br />
jünger als angedacht. Während hauptsächlich<br />
Jugendliche erwartet wurden, fasziniert das<br />
Gerät sehr viele Kinder im Gr<strong>und</strong>schulalter. Die<br />
Kinder verstehen die Geräte ohne Anleitung. Allerdings<br />
wurde für die Erwachsenen die <strong>Spiel</strong>anleitung<br />
auf ein Informationsschild gedruckt.<br />
Anfänglich bestanden Bedenken vonseiten der<br />
Nachbarn, dass von dem im Wohngebiet liegenden<br />
<strong>Spiel</strong>platz zu hoher Lärm ausgehen würde.<br />
In der Praxis gibt es allerdings noch keine Beanstandungen.<br />
Die Anlage ist jetzt täglich von<br />
07:30 bis 20:00 Uhr online. Die ursprüngliche<br />
„offl ine Mittagsruhe“ 12:00 bis 14:00 Uhr hat<br />
Pfronten zurückgenommen. Und was den durchschnittlichen<br />
Computeranwender vielleicht am<br />
meisten erstaunt: Seit der Inbetriebnahme am<br />
17. Juni 2009 sind bis August, dem Zeitpunkt<br />
unserer Recherche, keine technischen Probleme<br />
aufgetreten. Natürlich war auch dieser <strong>Spiel</strong>platz<br />
nicht billig – aber weil die Verweildauer<br />
der Kinder an diesem Gerät viel länger als<br />
an üblichen <strong>Spiel</strong>geräten ist, steigt der <strong>Spiel</strong>wert<br />
der ganzen Anlage: Kommunen können<br />
schon bei der Planung im Vergleich zu einer<br />
herkömmlichen Anlage ein <strong>Spiel</strong>gerät weniger<br />
einplanen. Die Gemeinde Pfronten ist zufrieden<br />
<strong>und</strong> der Viertklässler Julian auch: „Ich komme<br />
oft hierher - wenn ich könnte, jeden Tag. Der<br />
<strong>Spiel</strong>platz ist mal was ganz Neues <strong>und</strong> ist voll<br />
abwechslungsreich. Auch meine Fre<strong>und</strong>e fi nden<br />
es hier toll zum <strong><strong>Spiel</strong>en</strong>.“<br />
Dass diese ersten deutschen „Computerspielplätze“<br />
– ob Pfronten oder Köln – so gut angenommen<br />
werden, zeigt: Die Zukunft der deutschen<br />
<strong>Spiel</strong>platze ist digital. Und derzeit kommt<br />
diese Zukunft aus dem hohen Norden. D.T.<br />
„Der neue <strong>Spiel</strong>platz ist<br />
echt cool, so was hat weit<br />
<strong>und</strong> breit niemand. Ich<br />
komme gerne hierher mit<br />
meinen Fre<strong>und</strong>en. Die<br />
Buzzer <strong>und</strong> vielen Lichter<br />
machen viel Spaß.“<br />
Simon, 10 Jahre, Nutzer des<br />
Planetenspielplatzes in Pfronten<br />
Links<br />
» www.lappset.de<br />
» www.smartus.com<br />
» www.kompan.de<br />
» www.pfronten.de<br />
Top Thema | 13
Gemeinsam, nicht getrennt<br />
Sogenannte Senioren-<strong>Spiel</strong>plätze<br />
sind im Trend. Aber<br />
nach Ansicht vieler Planer<br />
darf das medienwirksame<br />
Aufstellen einiger Geräte<br />
keine Freiraum-Konzepte<br />
ersetzen, bei denen durch<br />
Integration die Lebensqualität<br />
für Jung <strong>und</strong> Alt in den<br />
Städten gestärkt wird.<br />
14 | Top Thema<br />
Der Park der Generationen in Langenhagen bei<br />
Hannover wurde im April eröffnet, doch Horst<br />
Mägel (72) ist aus seiner Rolle als Ideengeber<br />
<strong>und</strong> Koordinator noch nicht entlassen. Durch<br />
seine Arbeit im Seniorenbeirat, einschließlich<br />
der Gewinnung von Sponsoren <strong>und</strong> der Werbung<br />
für die gute Idee hat er viel dazu beigetragen,<br />
dass im Stadtpark von Langenhagen<br />
auf 16.000 Quadratmetern ein Generationenpark<br />
nach dem Entwurf von Lohaus Carl Landschaftsarchitektur<br />
entstanden ist. Die Stadt hat<br />
insgesamt 500.000 Euro investiert, um einen<br />
zuvor wenig genutzten, etwas verwilderten Bereich<br />
des Parks durch attraktive Angebote für<br />
Menschen zwischen eins <strong>und</strong> h<strong>und</strong>ert interessant<br />
zu gestalten. Nun häufen sich bei Horst<br />
„Senioren-<strong>Spiel</strong>plätze sind das genaue Gegenteil von dem,<br />
was unserer Erfahrung <strong>und</strong> Ansicht nach sinnvoll ist. Wichtig<br />
ist der Dialog <strong>und</strong> die Begegnung der Generationen.“<br />
Marita Gerwin, Fachstelle Zukunft Alter, Arnsberg<br />
Mägel die Termine, an denen er Interessenten<br />
aus verschiedenen Kommunen das Konzept <strong>und</strong><br />
die erfolgreiche Umsetzung vorstellt. Bei vielen<br />
Senioren auch aus angrenzenden Seniorenheimen<br />
ist der Bewegungspark besonders beliebt.<br />
Acht Fitnessgeräte der Firma Playfi t sind entlang<br />
eines sich schlängelnden Wegs aufgestellt<br />
<strong>und</strong> laden zum Training ein. Außerdem gibt<br />
es eine Boulebahn, zwei Schachtische sowie<br />
ein Großfi guren-Schach. Jugendliche können<br />
sich auf einem Bolzplatz austoben, der etwas<br />
abgetrennt von diesem Areal angelegt wurde.<br />
Kleinere Kinder haben auf dem neu errichteten<br />
<strong>Spiel</strong>platz ihren Spaß. Horst Mägel kommt ins<br />
Schwärmen, wenn man ihn nach der Akzeptanz<br />
der Angebote bei den Senioren fragt, die sich<br />
nach sechs Monaten schon gut beurteilen lässt:<br />
„Alle unsere Erwartungen haben sich übertroffen.<br />
Ich schätze, dass täglich im Durchschnitt<br />
mehr als 40 Menschen an den Fitness-Geräten<br />
trainieren, am Wochenende sicher noch mehr.<br />
Morgens ganz früh kommt immer eine Gruppe<br />
Nordic Walker, regelmäßig sehe ich auch Behindertengruppen.<br />
Und es sind längst nicht nur<br />
ältere Menschen, die unsere Geräte nutzen.“<br />
Zusätzliche Angebote haben mit dazu beigetragen,<br />
dass der Park ein stark frequentierter<br />
Ort geworden ist. So gibt es jede Woche eine<br />
kostenlose St<strong>und</strong>e Qigong, an der durchschnittlich<br />
mehr als 50 Menschen teilnehmen. Hinzu<br />
kommen immer wieder Veranstaltungen für die<br />
unterschiedlichen Altersgruppen.<br />
Bevorzugen Senioren wirklich<br />
abgetrennte Bereiche?<br />
Das Konzept in Langenhagen setzt auf differenzierte<br />
Angebote, die Schaffung von Aktions-<br />
<strong>und</strong> Ruhezonen, aber gleichzeitig auf<br />
einen gemeinsamen Raum für alle Generationen.<br />
Der Bewegungspark ist offen gestaltet, auf<br />
dem Weg sind Bänke aufgestellt, damit weniger<br />
rüstige Senioren nicht ausgegrenzt werden <strong>und</strong><br />
von den Trainierenden Ruhepausen eingelegt<br />
werden können. Die bislang einzige Studie über<br />
die Nutzung von Fitnessparcours „Genderdifferenzierte<br />
Untersuchungen zur Freifl ächennutzung<br />
älterer Menschen“, die von der FH Wiesbaden<br />
Anfang des Jahres vorgestellt wurde, war<br />
zu dem Ergebnis gekommen, dass eben genau<br />
eine solche Art der Aufstellung von Geräten zu<br />
einer eher schlechten Nutzung führt. Laut der<br />
Studie empfi ehlt sich das Anlegen eines Fitnessparcours<br />
in einem abgegrenzten Teil eines<br />
Parks, ohne Bänke, denn die befragten Senioren<br />
gaben an, am liebsten ohne Zuschauer zu trainieren.<br />
Horst Mägel kann dies aus seiner Erfahrung<br />
<strong>und</strong> den täglichen Besuchen im Park nicht<br />
bestätigen. „Der Bewegungspark lädt auch dazu<br />
ein, dass Menschen miteinander ins Gespräch<br />
kommen. Und das gelingt. Vielleicht kommen<br />
manche lieber morgens, wenn der Park noch<br />
leerer ist. Aber das ist ja auch kein Problem.“
Bewegung <strong>und</strong> Entspannung verbindet<br />
Ähnliche Erfahrungen hat man auch im Generationenpark<br />
Wiley in Neu-Ulm gemacht, der<br />
im Rahmen der Landesgartenschau 2008 auf<br />
18,5 Hektar angelegt worden war. Ganz explizit<br />
hatten sich die Planer hier gegen separate,<br />
altersspezifi sche <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Sportangebote <strong>und</strong><br />
für das nutzungsoffene Modell eines Generationenparks<br />
entschieden. Christian Loderer, freier<br />
Landschaftsarchitekt <strong>und</strong> Mitbüroinhaber von<br />
Plancontext in Berlin, sieht auch im Rückblick<br />
auf die Gartenschau sowie die jetzige Nutzung<br />
des Parks diesen Ansatz bestätigt. „Der<br />
Park sollte Angebote für Gymnastik, <strong>Spiel</strong> <strong>und</strong><br />
Sport für Menschen aller Altersstufen bieten.<br />
Es wurden fl ießende Übergänge geschaffen,<br />
so dass sich Jung <strong>und</strong> Alt miteinander an der<br />
frischen Luft betätigen <strong>und</strong> erholen können.<br />
Schon während der Gartenschau wurden beispielsweise<br />
die aufgestellten Fitnessgeräte der<br />
Firma Playfi t am „Sportlertreff“ im Zentrum der<br />
Sportfelder sowohl von Senioren als auch von<br />
den Sportlern zum Aufwärmen oder Stretching<br />
genutzt.“ Seiner Erfahrung nach hängt die Akzeptanz<br />
der Geräte auch sehr stark von den dort<br />
zu leistenden Übungen ab. Sehr gut kommen<br />
im Generationenpark Wiley die Geräte an, die<br />
zum klassischen Repertoire der Fitness-Studios<br />
gehören <strong>und</strong> sich an den natürlichen Bewegungen<br />
wie dem Laufen orientieren. Dagegen<br />
wurden Geräte, die die Koordination schulen<br />
sollen, zwar ausprobiert, aber weniger intensiv<br />
genutzt. Christian Loderer hält abgetrennte<br />
Fitness-Parcours für Senioren für den falschen<br />
Weg. „Wir haben in Berlin während der Planungen<br />
zur Landesgartenschau in Neu-Ulm die<br />
Möglichkeit genutzt <strong>und</strong> immer mal wieder einen<br />
Blick in ein so abgetrenntes Areal geworfen.<br />
Wir hatten nicht den Eindruck, dass dieses Angebot<br />
wirklich Akzeptanz fi ndet.“ Er vergleicht<br />
die unterschiedlichen Einschätzungen über die<br />
bestmögliche Aufstellung von Fitnessparcours<br />
für die Generation 60+ mit der Gretchenfrage,<br />
ob ältere Menschen lieber in „Senioren-Supermärkten“<br />
einkaufen. „Manche Menschen schätzen<br />
solche Angebote, insbesondere die jugendlichen<br />
Älteren meiden dagegen alle Kontakte zu<br />
Orten, die explizit für Senioren sind.“<br />
Ein nachhaltiger Gewinn für Neu-Ulm<br />
Verschiedene Aspekte sorgen aus Sicht von Waltraud<br />
Oßwald dafür, dass der Generationenpark<br />
Wiley über alle Altersgrenzen hinweg so gut<br />
angenommen wurde. Sie bemüht sich als Leiterin<br />
des Fre<strong>und</strong>eskreises der Landesgartenschau<br />
Foto: Lichtschwärmer, Berlin Foto: Lichtschwärmer, Berlin<br />
Foto: Lichtschwärmer, Berlin<br />
Der Generationenpark Wiley wurde anlässlich der Landesgartenschau in Neu-Ulm 2008 angelegt.<br />
Die modern gestaltete Möblierung lädt zu entspannenden Pausen ein.<br />
Der Wasserspielplatz hat sich im vergangenen Sommer zu einem Publikumsmagnet entwickelt.<br />
Top Thema | 15
Foto: Langenhagen<br />
Viele <strong>Freizeit</strong>angebote zeichnen den Park der Generationen in Langenhagen aus. Der Bewegungspark bietet einen Pfad mit<br />
Fitnessgeräten.<br />
16 | Top Thema<br />
mit vielen Mitstreitern darum, dass möglichst<br />
zahlreiche Angebote eine nachhaltige Wirkung<br />
für die Stadt haben <strong>und</strong> ist entsprechend häufi g<br />
vor Ort. Die gute Erreichbarkeit des Parks sieht<br />
sie als Gr<strong>und</strong>voraussetzung. Positiv bewertet<br />
sie auch den Effekt, der sich für die Frequentierung<br />
des Parks daraus ergibt, dass sich Fahrradfahrern<br />
eine angenehm zu fahrende Nord-Süd-<br />
Achse erschlossen hat. Die Weiträumigkeit lade<br />
insbesondere auch die älteren Generationen<br />
dazu ein, sich durch Spaziergänge in schöner<br />
Natur fi t zu halten. In der Regionalpresse wurde<br />
in diesem Sommer der Wasserspielplatz als<br />
Highlight vorgestellt, das aufgr<strong>und</strong> der großfl<br />
ächigen Liegewiesen längst nicht nur Familien<br />
mit Kindern in den Generationenpark lockt.<br />
Das Konzept geht also ganz offensichtlich auf,<br />
obwohl den Neu-Ulmern bislang nur begrenzte<br />
zusätzliche <strong>Freizeit</strong>angebote in Form von Veranstaltungen<br />
<strong>und</strong> Kursen zur Verfügung stehen.<br />
Waltraud Oßwald kann sich deshalb auch<br />
vorstellen, dass beispielsweise die Fitnessgeräte<br />
noch mehr Zuspruch fi nden würden, wenn sich<br />
eine örtliche Krankenkasse oder ein Sportverein<br />
bereit erklären würden, dort ein spezielles Training<br />
anzubieten.<br />
Zurück ins Zentrum der Stadt<br />
Langenhagen <strong>und</strong> Neu-Ulm sind zwei Beispiele,<br />
wie mit ganz unterschiedlichem Aufwand interessante<br />
Angebote neu eingerichtet werden<br />
können. Ganz anders war die Ausgangssituation<br />
für den Stadtpark in Dessau, der zu einem<br />
sozialen Brennpunkt geworden war. Der Wendepunkt<br />
wurde herbeigeführt, indem er zum<br />
Modellvorhaben im Forschungsprogramm Ex-<br />
Foto: Langenhagen<br />
perimenteller Wohnungs- <strong>und</strong> Städtebau wurde<br />
(ExWoSt). Unter der Regie der Stiftung Bauhaus<br />
Dessau sowie der Stadt wurden Prozesse<br />
angestoßen, um durch die Aufwertung <strong>und</strong> Erneuerung<br />
des Parks auch die Entwicklung der<br />
Wohnviertel am Parkrand zu stabilisieren. Die<br />
Freiraumplanung mit Sicherheitskonzept ging<br />
im Anschluss an einen landschaftsarchitektonischen<br />
Ideenwettbewerb an das Büro Lohrer<br />
Hochrein Landschaftsarchitekten. Informationen<br />
zu dem sehr interessanten Projekt fi nden<br />
sich auf der Website des B<strong>und</strong>esinstituts für<br />
Bau-, Stadt-, Raumplanung (www.bbsr.b<strong>und</strong>.<br />
de). Seit 2008 läuft die Phase der Umsetzung,<br />
den Park im Bewusstsein der Dessauer zurück<br />
ins Zentrum zu rücken.<br />
Differenzierte Angebote für alle<br />
In dem Kontext „Mehrgenerationenpark“ interessiert<br />
vor allem das aufwendige Beteiligungsverfahren,<br />
mit dem alle Nutzergruppen in die<br />
Planung <strong>und</strong> die Umsetzung einbezogen wurden.<br />
Elisabeth Cremer von der Stiftung Bauhaus<br />
Dessau erzählt anschaulich, wie sich bei<br />
den Parkwerkstätten in der Phase der Planung<br />
alte Strukturen der Opposition zwischen Jung<br />
<strong>und</strong> Alt aufzulösen begannen. Während viele<br />
Senioren sich beispielsweise für ein Fahrradverbot<br />
im Park aussprachen, führten die Kindern<br />
als Wunsch an, mit ihren Großeltern im Park<br />
Fahrrad fahren zu können. Der Planungsprozess<br />
legte so neue Werte offen, die bei den Anwohnern<br />
<strong>und</strong> Nutzern zu einem Umdenken führte.<br />
Ganz konsequent wurden dann bei der Gestaltung<br />
des Masterplans, der sich im Moment in<br />
der Phase der Umsetzung befi ndet, alle unter-
schiedlichen Gruppen mit ihren Wünschen <strong>und</strong><br />
Bedürfnissen berücksichtigt. Ein wichtiger Teil<br />
des Konzeptes ist, auch zukünftig die Gruppen<br />
durch Parkpatenschaften mit ins Boot zu<br />
nehmen. Die Organisatoren wurden dabei von<br />
dem weitreichenden Engagement der Dessauer<br />
überrascht. Für jedes neue Angebot gibt es Bürger<br />
oder Institutionen, die sich für den Erhalt<br />
einsetzen.<br />
Zusammengefasst kann man sagen, dass sowohl<br />
durch die Aufteilung des Parks mit seinen<br />
neuen Angeboten sowie durch die soziokulturellen<br />
Maßnahmen zugleich auf den Dialog<br />
der Generationen <strong>und</strong> Bevölkerungsgruppen<br />
unterschiedlicher Herkunft, aber auch auf ein<br />
differenziertes Angebot gesetzt wurde. Wie<br />
sieht es in Dessau mit Angeboten für ältere<br />
Menschen aus? Ein wichtiger Impuls für deren<br />
Einbindung ging von dem Aufruf aus, für eine<br />
Ausstellung Bilder <strong>und</strong> Erinnerungen von früher<br />
zusammenzutragen. Das öffnete die Menschen<br />
für den Neuanfang. Im Beteiligungsverfahren<br />
kam dann unter anderem der Wunsch nach<br />
altergemäßen Fitness-Angeboten. Ein Pfad der<br />
Bewegung mit Geräten von Giro Vitale wurde<br />
angelegt, der zwar offen gestaltet ist, der sich<br />
aber in einem ruhigeren Teil des Parks befi ndet,<br />
in einiger Entfernung zu den Sportplätzen.<br />
Es ging darum, das Konfl iktpotential zwischen<br />
Jugendlichen <strong>und</strong> älteren Menschen gering zu<br />
halten. Der <strong>Spiel</strong>platz für kleinere Kinder befi<br />
ndet sich dagegen ganz in der Nähe, da es<br />
zwischen diesen Gruppen weniger Vorbehalte<br />
gibt. Der Pfad der Bewegung richtet sich nicht<br />
explizit an Senioren, wurde aber auf die formulierten<br />
Bedürfnisse ausgerichtet. Bei Ortsterminen<br />
zeigten sich die befragten Senioren zufrieden<br />
mit dem Standort, der das Training zwar<br />
in einsehbaren Bereichen, aber nicht auf dem<br />
Präsentierteller stattfi nden lässt. Aktuell lässt<br />
sich beobachten, dass der Pfad recht gut angenommen<br />
wird. Aber auch in Dessau erhofft man<br />
Foto: Dessau<br />
Geräte von Giro Vitale kommen im Stadtpark Dessau zum Einsatz.<br />
sich die Zusammenarbeit mit einer Krankenkasse<br />
oder anderen Institution, um noch mehr<br />
Menschen zur Nutzung der Geräte zu bewegen.<br />
Es gibt bereits verschiedene Kursangebote von<br />
Tai Chi bis hin zu Zeichenkursen, die auch von<br />
der älteren Generation rege genutzt werden.<br />
Mittlerweile wurde sogar einen Parkmanager<br />
eingestellt, der für die Koordination aller Events<br />
im Park zuständig ist. Denn entsprechend der<br />
Philosophie fi nden für alle Nutzergruppen auch<br />
Veranstaltungen statt, <strong>und</strong> es entstehen immer<br />
neue Ideen, wie der Park seinen Platz im Zentrum<br />
auch im gesellschaftlichen <strong>und</strong> kulturellen<br />
Leben der Stadt einnehmen kann.<br />
Keine Senioren-<strong>Spiel</strong>plätze in Arnsberg<br />
Es gibt sicher nicht viele Städte in Deutschland,<br />
die sich so intensiv auf die Veränderungen in<br />
der Bevölkerungsstruktur durch den demografi<br />
schen Wandel vorbereiten, wie das in Arnsberg<br />
der Fall ist. Die Einbindung der Fachstelle<br />
„Zukunft Alter“ in alle Prozesse der Stadt- <strong>und</strong><br />
Freiraumentwicklung ist in Arnsberg längst<br />
schon ein Selbstverständnis. Die dort zustän-<br />
Top Thema | 17<br />
Foto: GTL
Foto: GTL Foto: GTL<br />
In Arnsberg entsteht angrenzend an das <strong>Freizeit</strong>bad Nass ein öffentlich zugänglicher Solepark.<br />
Derzeit wird das Gradierwerk gebaut,<br />
über das schon bald die Sole herabrieseln<br />
wird.<br />
18 | Top Thema<br />
dige Marita Gerwin erzählt,<br />
dass es vor einiger<br />
Zeit im Seniorenbeirat<br />
den Vorschlag gab, in der<br />
Stadt auch einen Senioren-<strong>Spiel</strong>platz<br />
zu errichten.<br />
Ganz schnell kamen<br />
aber alle Teilnehmer zu<br />
dem Entschluss, dass<br />
ein solch abgrenzendes<br />
Projekt nicht zu der Philosophie<br />
der Stadt passt.<br />
In Arnsberg wird Wert auf die Kommunikation,<br />
den Dialog <strong>und</strong> die Begegnung der Generationen<br />
gelegt. Dazu werden sowohl im Freiraum<br />
als auch in der sonstigen Planung vielfältige<br />
Projekte <strong>und</strong> Konzepte initiiert. In diesen Prozessen<br />
sind alle Generationen angesprochen<br />
<strong>und</strong> beteiligt. Konkrete Bedürfnisse der älteren<br />
Generationen werden genauso wie die Belange<br />
der jüngeren Menschen berücksichtigt. Das zeigt<br />
sich aktuell auch bei der Planung <strong>und</strong> Realisation<br />
des Soleparks im Stadtteil Hüsten. Durch Zufall<br />
war dort eine Thermalsole entdeckt worden,<br />
die jetzt sowohl für das <strong>Freizeit</strong>bad „Nass“ als<br />
auch unter der Idee „Thermalsole für alle“ nach<br />
dem Entwurf des Landschaftsarchitekturbüros<br />
GTL, Düsseldorf, in einem öffentlichen Park<br />
den industriell geprägten Ortsteil aufwerten<br />
soll. Ein Gradierwerk wird dafür sorgen, dass<br />
herabrieselnde Sole das Einatmen salzhaltiger<br />
Luft möglich macht. Das hat positive Effekte<br />
für die Atemwege, insbesondere für Asthmatiker<br />
<strong>und</strong> Allergiker – schon hier werden die<br />
Generationen sich begegnen, denn neben alten<br />
Menschen sind ja Kinder in jungen Jahren oft<br />
von Erkrankungen der Atemwege betroffen. Der<br />
Park wird dann angefangen von Sole-Sprudlern<br />
bis hin zu einer beleuchteten Finnbahn für ein<br />
sicheres <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>es Joggen auch nach Einbruch<br />
der Dunkelheit viele Angebote für alle<br />
Altersgruppen bieten. Erwogen wird auch die<br />
Aufstellung von einigen Trainingsgeräten, um<br />
für ältere Menschen ein ausgewogenes Verhältnis<br />
zwischen Ruhe- <strong>und</strong> Aktionsbereichen<br />
zu schaffen. Auch wenn der Park derzeit noch<br />
in der Bauphase ist, steht für die Organisatoren<br />
in der Stadt fest, dass der neue Freiraum<br />
durch differenzierte Kursangebote zusätzlich<br />
belebt werden soll. Auch während der Bauphase<br />
werden die unterschiedlichen Nutzergruppen<br />
einbezogen. Marita Gerwin berichtet von einem<br />
Probesitzen der neuen Bänke durch eine Gruppe<br />
von Senioren, denn Sitzhöhe <strong>und</strong> Sitzkomfort<br />
sind für ältere Menschen ein wichtiges Kriterium<br />
bei der Nutzung.<br />
Wie wird das Leben im öffentlichen Raum aussehen,<br />
wenn die Babyboomer das Seniorenalter<br />
erreicht haben? Wird sich der Trend fortsetzen,<br />
dass die Nutzung öffentlicher Freiräume durch<br />
Fitness- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>aktivitäten eine immer<br />
wichtigere Rolle spielt, auch wenn es weniger<br />
junge <strong>und</strong> viel mehr alte Menschen gibt? Wie<br />
bei allen Zukunftsszenarien ist die Antwort<br />
nicht leicht zu fi nden. Doch alle heutigen Ansätze<br />
können schon Hinweise liefern. Wichtig<br />
ist, bei den neuen Mehrgenerationen-Parkanlagen<br />
künftig genau auf die Akzeptanz zu<br />
schauen <strong>und</strong> das Nutzungsverhalten im Detail<br />
zu analysieren. Es stellt sich die Frage, ob das<br />
heute schon in ausreichender Form getan wird.<br />
A.M.
Design muss<br />
nicht teuer<br />
sein!<br />
original<br />
M A D E I N G E R M A N Y<br />
Top Thema | 19
GPS-Jagd mit dem Handy<br />
20 | Top Thema<br />
Räuber <strong>und</strong> Gendarm im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
Wenn man an die Jugendlichen von heute denkt <strong>und</strong> den Begriff<br />
<strong>Spiel</strong> hinzunimmt, wird man meistens beim Computerspiel landen.<br />
Beliebt sind nach wie vor Jump and Run-<strong>Spiel</strong>e, bei denen Computermännchen<br />
springend <strong>und</strong> laufend über einen Parcours gehetzt<br />
werden. Nicht gerade bewegungsfördernd für den <strong>Spiel</strong>er. Das ist<br />
jetzt anders. Jump and Run gibt es auch bei dem Verfolgungsspiel<br />
FastFoot-Challenge. Dabei muss sich der <strong>Spiel</strong>er selbst in Bewegung<br />
setzen. Und zwar hurtig. Das <strong>Spiel</strong> kombiniert die Reize eines Computerspieles<br />
mit sportlicher Betätigung. Die Stadt wird dabei zum<br />
<strong>Spiel</strong>feld. Von den <strong>Spiel</strong>ern wird Strategie, Teamgeist <strong>und</strong> Schnelligkeit<br />
gefordert.<br />
Die <strong>Spiel</strong>regeln sind einfach. Ein <strong>Spiel</strong>er ist als<br />
„X“ auf der Flucht. Innerhalb eines Radius von<br />
1 km, müssen drei bis vier Mitspieler („Runner“)<br />
den fl üchtenden X fangen, indem sie sich ihm<br />
auf mindestens 50 Meter nähern. Der Flüchtige<br />
muss dies 25 Minuten lang verhindern. Er<br />
bekommt dafür einen Vorsprung <strong>und</strong> sieht auf<br />
seinem Handydisplay stets die aktuellen Positionen,<br />
Entfernungen <strong>und</strong> Bewegungsrichtungen<br />
seiner Gegenspieler. Diese hingegen können ihn<br />
nur alle sechs Minuten orten, ebenfalls über<br />
ihre Mobiltelefone.<br />
Untereinander können die <strong>Spiel</strong>er chatten, Bewegungsrichtungen<br />
koordinieren <strong>und</strong> den Alarm<br />
auslösen - das Zeichen, dass sie X dicht auf<br />
den Fersen sind <strong>und</strong> Unterstützung benötigen.<br />
Auf einen elektronischen Stadtplan müssen sie<br />
dabei verzichten. Auf diese Weise werden die<br />
<strong>Spiel</strong>er in die Situation versetzt, das Geschehen<br />
auf dem Handydisplay mit ihrem Wissen über<br />
die Umgebung in Einklang bringen. Besonders<br />
wichtig ist es dabei, immer auf die Verkehrsregeln<br />
zu achten <strong>und</strong> sie nicht über das <strong>Spiel</strong>geschehen<br />
zu vergessen.<br />
Das Jagdspiel der Generation Gameboy<br />
Zum <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> ist zunächst die freie Registrierung<br />
auf der Community-Site www.fastfoot.mobi erforderlich.<br />
Dort bekommt jeder <strong>Spiel</strong>er ein Profi l,<br />
Zugriff auf Foren <strong>und</strong> eine Messaging-Funktion,<br />
um Mitspieler zu fi nden. Der Download des Programms<br />
für das Handy lässt sich dort ebenfalls<br />
durchführen. Haben sich die <strong>Spiel</strong>er gef<strong>und</strong>en,<br />
sind keine weiteren Vorbereitungen nötig. Jedes<br />
Terrain kann sofort bespielt werden, sofern<br />
Handy- <strong>und</strong> GPS-Empfang gewährleistet sind.<br />
Jede Umgebung bietet einzigartige Bedingungen,<br />
wie Verkehrsmittel, Abkürzungen <strong>und</strong> Verstecke,<br />
die von den <strong>Spiel</strong>ern beliebig genutzt<br />
werden können <strong>und</strong> somit zu einem Teil des<br />
<strong>Spiel</strong>es werden. Nach einem <strong>Spiel</strong> steht auf der<br />
Website ein Replay für Google Earth bereit, auf<br />
dem die <strong>Spiel</strong>er das Geschehen Revue passieren<br />
lassen können. In den Highscore-Listen können<br />
sie sich regional <strong>und</strong> überregional mit anderen<br />
vergleichen.<br />
Sein Debut feierte FastFoot-Challenge im Mai<br />
auf der Games08, einer Videospiele-Messe in<br />
Berlin, wo es auf begeisterte <strong>Spiel</strong>er traf. Als<br />
erster Schritt war seit dem 1. Juni 2008 die<br />
freie Version verfügbar, bei der keine <strong>Spiel</strong>gebühren<br />
anfallen. Natürlich entstehen Gebühren<br />
für die Internet-Verbindung zum Gameserver.<br />
In Vorbereitung befi ndet sich die Pro-Version,<br />
die mit zusätzlichen kostenpfl ichtigen Features<br />
aufwartet.
So macht Wissenschaft Spaß<br />
Die Idee, zusammenzubringen was bisher nicht<br />
zusammen gehörte, nämlich Sport <strong>und</strong> Bewegung<br />
mit Computerspielen zu kombinieren,<br />
stammt von ehemaligen wissenschaftlichen<br />
Mitarbeitern des Technologie-Zentrums Informatik<br />
(TZI) der Universität Bremen. Die Ausgründung<br />
urban team GbR 2008 als Spin-Off<br />
des Technologiezentrums hat mit „FastFoot-<br />
Challenge“ bereits für Furore in der Welt der<br />
Videospiele gesorgt. Auf der Basis der MCSP<br />
Entwicklungs-Plattform bietet das Unternehmen<br />
verschiedene Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />
an. Dazu gehören die Entwicklung <strong>und</strong> der<br />
Vertrieb von Location-Based Games, das Angebot<br />
von GPS Events <strong>und</strong> die Durchführung von<br />
Projekten zur Entwicklung spezieller Produkte<br />
im Bereich der Location-Based Services. Unterstützt<br />
wird das Unternehmen durch das B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Wirtschaft <strong>und</strong> Technologie<br />
(BMWi), sowie das Gründernetzwerk BRIDGE.<br />
Im Februar 2009 hat die Jury des International<br />
Mobile Gaming Award 2009 Veranstaltung<br />
im Rahmen des Mobile World Congress 2009<br />
in Barcelona FastFoot-Challenge mit dem „Best<br />
Real World Game“ Award ausgezeichnet. Damit<br />
konnte sich FastFoot-Challenge gegen fünf<br />
weitere Finalisten in dieser<br />
Kategorie behaupten. en.<br />
Die IMG Awards<br />
wurden zum<br />
fünften<br />
Mal vergeben,<br />
wobei<br />
die Kategorie<br />
„Best Real<br />
World Game“ in<br />
diesem Jahr neu hinzugekommen<br />
ist. Im Juni 2009<br />
kürte die Jury der NAVTEQ Global LBS Challenge<br />
in Singapore urban team für FastFoot Challenge<br />
zum „2nd Runner-Up“.<br />
Live dabei - weltweit<br />
Doch GPS Games sind nicht nur etwas für die<br />
<strong>Spiel</strong>er, sondern auch für das Publikum. Mit<br />
FastFoot-Challenge LIVE bietet urban team den<br />
<strong>Spiel</strong>ern nun ein virtuelles Stadion. Auf Basis der<br />
Satellitenkarten von Google Earth können Zuschauer<br />
aus der ganzen Welt über das Internet<br />
die <strong>Spiel</strong>e live mitverfolgen. Durch den hohen<br />
Detailgrad der Darstellung können die Zuschauer<br />
genau<br />
die Wege<br />
der <strong>Spiel</strong>er erkennen<br />
<strong>und</strong> sich ein Bild ihrer Strategien machen. Da<br />
FastFoot-Challenge in weiten Teilen der Welt<br />
gespielt werden kann, wird das Publikum mit<br />
auf eine Reise an die verschiedensten <strong>Spiel</strong>orte<br />
genommen. „Wir wollen GPS <strong>Spiel</strong>e <strong>und</strong> GPS<br />
Sport als spannende Live-Unterhaltung für Zuschauer<br />
etablieren <strong>und</strong> den <strong>Spiel</strong>ern ein breites<br />
Publikum bieten.“, sagt Tom Nicolai von urban<br />
team.<br />
Jetzt müsste es nur noch gelingen, den Gedanken<br />
„FastFoot statt Fastfood“ zu etablieren <strong>und</strong><br />
schwups wird die Jugend wieder fi t <strong>und</strong> fl ott.<br />
L.K.<br />
Fotos: urban team<br />
Top Thema | 21
Die Wahrnehmung von Realität über die Sinne des Körpers<br />
weicht zunehmend einer virtuellen <strong>und</strong> damit kognitiv<br />
erfahrenen Realität. Die Schaffung von mehr öffentlichen<br />
Sinnes-Erfahrungsräumen ist deshalb eine Zukunftsaufgabe<br />
für Kommunen.<br />
In Zeiten, in denen Leben <strong>und</strong> Erleben mehr auf Bildschirmen statt<br />
in der Realität stattfi ndet, <strong>und</strong> Bewegung Motor-gesteuert ist, statt<br />
motorisch, braucht es Möglichkeiten zur Schulung der verkümmernden<br />
Sinne. Der öffentliche Freiraum lässt sich leicht in einen<br />
Sinnes-Raum umwanden. Lesen Sie, was wir in dieser Hinsicht für Sie<br />
recherchiert haben.<br />
22 | Top Thema<br />
Sinnes-Räume<br />
in der Kommune<br />
Sinnesgarten für Demenzkranke: Die klare Struktur der Wege, die alle zum Ausgangspunkt, der<br />
Terrasse zurückführen, geben Orientierung.<br />
Foto: Planrat<br />
Die wichtigsten fünf Sinne kennt jeder: Sehen,<br />
Hören, Riechen, Schmecken, Tasten. Tatsächlich<br />
verschaffen uns noch weitere die Fähigkeit, die<br />
Realität über den Körper zu erfassen. Insgesamt<br />
spielen neun Sinne eine bedeutende Rolle. Sie<br />
werden ergänzt um die Zeitwahrnehmung, die<br />
nicht als eigentlicher Sinn gilt, sondern als kognitive<br />
Leistung aus Sinneseindrücken abgeleitet<br />
wird.<br />
1. Sehen, visuelle Wahrnehmung<br />
2. Hören, auditive Wahrnehmung<br />
3. Riechen, olfaktorische Wahrnehmung<br />
4. Schmecken, gustatorische Wahrnehmung<br />
5. Tasten, haptische Wahrnehmung<br />
6. Temperatursinn, Thermorezeption<br />
7. Schmerzempfi ndung, Nozizeption<br />
8. Vestibulärersinn, Gleichgewichtssinn<br />
9. Körperempfi ndung<br />
(oder Tiefensensibilität), Propriozeption<br />
In welchem Maß der Mensch auch über die<br />
Fähigkeit verfügt, magnetische Felder wahrzunehmen,<br />
ähnlich wie manche Tiere - zum<br />
Beispiel Zugvögel - ist noch nicht vollständig<br />
geklärt.<br />
Naturerfahrung in Wald <strong>und</strong> Wiese<br />
In einer Zeit <strong>und</strong> Kultur, in der die Sinne immer<br />
weniger trainiert werden, entfremden sich<br />
die Menschen von ihrem Körper. Leben fi ndet<br />
zunehmend im Kopf statt, in der Fernsehwelt<br />
oder vor dem Computer <strong>und</strong> wird immer weniger<br />
unmittelbar über den Körper erfahren. Dass<br />
die Fähigkeit zur Körperwahrnehmung <strong>und</strong> die<br />
motorischen Fähigkeiten schon bei Kindern erschreckend<br />
nachlassen, ist bekannt, das gilt aber<br />
genauso für Erwachsene <strong>und</strong> Senioren, bei de-
nen die Sinne durch Reizüberfl utung oder allein<br />
schon altersbedingt nachlassen. Vielerorts werden<br />
deshalb seit geraumer Zeit Sinnesprojekte<br />
<strong>und</strong> Sinnespfade für alle Altersklassen initiiert:<br />
Einer neusten Naturerlebnispfade eröffnete<br />
nach einer Testphase jetzt endgültig Mitte September<br />
im Naturpark Hoher Vogelsberg in Hessen.<br />
Verschiedene Themenpfade führen durch<br />
das Gebiet: die Naturspur, der Höhenr<strong>und</strong>weg<br />
<strong>und</strong> der Sinnespfad für Heranwachsende <strong>und</strong><br />
Erwachsene. In diesem regen mehrere Stationen<br />
die Sinne an: der Prüfstein zur Besinnung<br />
auf sich selbst, der <strong>Spiel</strong>raum mit Balanciergeräten,<br />
eine Hörstation <strong>und</strong> eine Sehstation, der<br />
Verzauberwald zum Entschleunigen, die Himmelsliegen<br />
zum Entspannen, der Barfußpfad<br />
<strong>und</strong> die Taufsteinhütte. Die Konzeption dieses<br />
Sinnespfades ist von dem großen Pionier bei der<br />
Errichtung sinnlicher Erfahrungsräume, Hugo<br />
Kükelhaus, inspiriert.<br />
Mit allen Sinnen gegen den<br />
Wirklichkeitsverlust<br />
Hugo Kükelhaus´ Todestag jährt sich zum 25.<br />
Mal in diesem Jahr. Aber seine Gedanken sind<br />
noch sehr lebendig, man stößt fast überall auf<br />
sie, wo es um Sinneserfahrungen geht. Mit seinen<br />
Objekten <strong>und</strong> Erfahrungsfeldern wollte er<br />
den Gefahren eines „Wirklichkeitsverlustes“ in<br />
einer immer virtuelleren Welt vorbeugen – <strong>und</strong><br />
dass schon in den 60er Jahren, als der Fernseher<br />
als Massenmedium Einzug in die durchschnittliche<br />
b<strong>und</strong>esdeutsche Familie hielt. Was würde<br />
Hugo Kükelhaus wohl denken, wenn er sähe,<br />
wie die heutigen „Digital Natives“, Kinder einer<br />
Generation, die sich ein Leben ohne PC, Internet<br />
<strong>und</strong> virtuelle Welten nicht vorstellen können,<br />
leben? Wissen sie, wie ihr Körper vibriert,<br />
wenn sie im Summstein Töne erzeugen? Kennen<br />
sie die Wasserbilder, die entstehen, wenn<br />
man eine Strömungsscheibe bewegt? Gerade<br />
heute ist es noch wichtiger als zu seiner Zeit,<br />
Heranwachsende an Naturphänomene <strong>und</strong> die<br />
Gesetzmäßigkeit der sinnlich erlebbaren Realität<br />
heran zu führen. Somit ist Hugo Kükelhaus<br />
heute aktueller denn je. Nicht nur für Kinder<br />
<strong>und</strong> Jugendliche.<br />
<strong>Spiel</strong>stationen zur Entfaltung der Sinne<br />
Zu seinen Lebzeiten arbeitete Hugo Kükelhaus<br />
mit dem <strong>Spiel</strong>gerätehersteller Richter zusammen<br />
<strong>und</strong> entwickelte <strong>Spiel</strong>stationen mit seinem<br />
Schüler Wolfram Graubner. Die Rechte für diese<br />
Sinnesobjekte liegen heute bei der Richter<br />
<strong>Spiel</strong>geräte GmbH, die seine Impulse lebendig<br />
Die Graubner-<strong>Spiel</strong>stationen,<br />
mit denen Richter <strong>Spiel</strong>geräte<br />
die Arbeit von Hugo Kükelhaus<br />
lebendig hält, bieten viele sinnliche<br />
Erfahrungen.<br />
Klang erfahren.<br />
Der Drehstein macht die Verbindung<br />
von Kraft <strong>und</strong> Zeit spürbar.<br />
Er lässt sich in kurzer Zeit mit viel<br />
Kraft bewegen oder ganz langsam<br />
mit dem kleinen Finger.<br />
Foto: Richter <strong>Spiel</strong>geräte<br />
Duft erleben.<br />
Foto: Richter <strong>Spiel</strong>geräte<br />
Foto: Richter <strong>Spiel</strong>geräte<br />
Top Thema | 23
Hannes Fessmann entwickelt die Klangsteine, die sich nicht nur konzertant bespielen lassen,<br />
sondern auch für musikalische Sinneserfahrungen im öffentlichen Raum eignen.<br />
24 | Top Thema<br />
hält. So fi ndet man die auf den Ideen von Kükelhaus<br />
basierenden Sinnesgeräte von Wolfram<br />
Graubner inzwischen in Kindergärten, auf öffentlichen<br />
Plätzen, bei B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesgartenschauen<br />
<strong>und</strong> sogar im Londoner Kensington<br />
Garden. Ganz im Sinne von Hugo Kükelhaus gestaltet<br />
sind die öffentlichen „Erfahrungsfelder<br />
der Sinne“, etwa in Nürnberg auf der Wöhrder<br />
Wiese oder auf Schloss Freudenberg bei Wiesbaden,<br />
die mit ihrer Vielzahl an Stationen zu<br />
einem erlebnisreichen Ausfl ug einladen. Abnehmer<br />
der <strong>Spiel</strong>stationen sind weltweit unter<br />
anderem naturwissenschaftliche Museen <strong>und</strong><br />
insbesonders auch Senioreneinrichtungen. „Wir<br />
arbeiten für alle Menschen von 3 bis 99.“, heißt<br />
es im Hause Richter. „Auch für Senioren sind<br />
unsere Geräte ideal, um zusammen mit Jüngeren<br />
wieder Neugier zu entwickeln <strong>und</strong> Spaß an<br />
neuen Erfahrungen zu haben.“ Die Produktplatte<br />
der Graubner <strong>Spiel</strong>stationen umfasst knapp<br />
50 Objekte mit unterschiedlichsten Erfahrungsmöglichkeiten:<br />
so zum Beispiel Zeiterfassung (z.<br />
B. Dreizeitenpendel), Strömungserfahrung (z. B.<br />
Strömungsscheibe, Virbelaschalen), Lichterfahrung<br />
(z. B. Prismen, begehbares Kaleidoskop),<br />
Klangerfahrung (z. B. Glocken, Gongs, Steinharfe,<br />
Summsteine, Klangobjekte), Riecherfahrung<br />
(Duftorgel), Raumerfahrung (z. B. Balanciergeräte,<br />
Schaukeln).<br />
Zukunftsmusik: Klangsteine<br />
Im so genannten „Erfahrungsfeld“ von Schloss<br />
Freudenberg in Wiesbaden lassen sich vie-<br />
Foto: planrat<br />
Ein Kräutertisch regt die Besucher des Sinnesgartens<br />
zu gemeinsamer Tätigkeit an <strong>und</strong> weckt<br />
den olfaktorischen Sinn.<br />
le dieser Objekte entdecken. Auch auf dieser<br />
Webseite zitiert man Kükelhaus: „Erfahren hat<br />
eben mit Fahren zu tun. Hier liegt die Hürde.<br />
Wir sind seit Jahrh<strong>und</strong>erten darin geübt, die<br />
Erfahrung durch die Kenntnis zu ersetzen. Und<br />
leben in einer Ersatzwelt. In der nichts anderes<br />
ersetzt wird als das Leben selbst, eben: die<br />
Erfahrung.“ Das „Erfahrungsfeld“ des Schlosses<br />
bietet Besuchern einen „Feldweg“ zur Entdeckung,<br />
Erk<strong>und</strong>ung, zum spielerischen Umgang<br />
mit all den Erscheinungen, die Himmel <strong>und</strong><br />
Erde zusammenhalten: optische Täuschungen,<br />
Schwingungsphänomene, Dunkelraum, Klang-<br />
<strong>und</strong> Tasterlebnisse, Naturerfahrung. Zu den<br />
beeindruckensten Erfahrungen gehören sicher<br />
die Klangsteine: Bearbeiteter schwarzer Granit,<br />
dem man mit den eigenen Händen <strong>und</strong> Wasser<br />
meditative Klänge entlocken kann. Der Salzburger<br />
Hannes Fessmann entwickelt solche Steine:<br />
„Wasser ist notwendig, um den Stein spielen<br />
zu können. Wasser legt sich wie ein Film über<br />
den Stein <strong>und</strong> nimmt ihm seine Härte. Wasser<br />
weicht die Hände, die Finger auf <strong>und</strong> gibt ihnen<br />
Geschmeidigkeit. Somit sind die Voraussetzungen<br />
gegeben, ohne jeglichen Kraftaufwand den<br />
Klang aus der Materie Stein zu entwickeln. Der<br />
Klang des Steins enthält das Gedächtnis der<br />
Erde.“ Sein Vater, Prof. Klaus Fessmann, bereist<br />
derzeit mit dem Ensemble Klangstein die Republik<br />
<strong>und</strong> konzertiert mit verschiedenen dieser<br />
Klangsteine überwiegend in Kirchen oder auch<br />
in Konzerthäusern wie der Philharmonie Essen.<br />
Einige dieser Konzerte, wie ein Projekt mit Mar-
kus Stockhausen, wurden schon im Fernsehen<br />
übertragen. Steinklang ist noch Zukunftsmusik<br />
für den öffentlichen Außenraum, noch leise <strong>und</strong><br />
selten, aber schon deutlich hörbar: Ein erster<br />
Fessmann-Klangstein wurde jüngst in einem<br />
Erlebnispfad mit 30 Stationen r<strong>und</strong> um das<br />
Element Wasser, dem „Hexenwasser“ auf dem<br />
Hochsöll in Südtirol, aufgestellt. Denkbar wären<br />
auch kommunale Plätze wie U-Bahnhöfe,<br />
Unterführungen oder ähnliches mit guter Resonanz,<br />
an denen Klangsteine <strong>und</strong> fl ießendes<br />
Wasser dauerhaft vor Ort wären, so dass sich<br />
Menschen zum Musizieren treffen könnten. Der<br />
Straßengitarrist gesellt sich dann zum Steinklängler<br />
<strong>und</strong> vielleicht kommt noch ein Sänger<br />
dazu – die Installation würde zum gemeinsamen<br />
improvisierten <strong>Spiel</strong>, wie man es in den<br />
Fessmannschen Workshops unter anderen auf<br />
Schloss Freudenberg lernt, einladen.<br />
Ein Garten gegen das Vergessen<br />
Weiter führt die sinnliche Betrachtung des öffentlichen<br />
Freiraums vom Schloss zum Garten:<br />
Sinnesgärten fi nden sich in immer mehr Kommunen<br />
<strong>und</strong> Gemeinden. Diese werden allein<br />
durch die demografi sche Entwicklung künftig<br />
weiter an Bedeutung gewinnen, da Gärten von<br />
je her gerne von älteren Menschen aufgesucht<br />
werden. Natürlich ist jeder Garten auf seine<br />
Weise ein Sinneserlebnis, wobei spezielle „Gärten<br />
für die Sinne“ oder auch „Sinnesgärten“<br />
bestimmte Aspekte aufweisen, die zu berücksichtigen<br />
sind. Dagmar Hoffmann, Landschafts-<br />
Foto: Christina Marx<br />
Mitte September eröffnete der Sinnespfad Naturpark Hoher Vogelsberg in Hessen. Balancieren<br />
gehört zum Programm.<br />
planerin mit Ihrem Büro PlanRat Kassel, realisierte<br />
einen Sinnesgarten für Menschen mit<br />
Demenz für das St.Johannisstift Paderborn. In<br />
diesem Fall ist der Zuschnitt des Gartens zwar<br />
krankheitsbezogen, im Ergebnis „funktioniert“<br />
der Garten aber über alle Generationen hinweg.<br />
Die Landschaftsplanerin erklärt den konzeptionellen<br />
Ansatz: „Mit der Demenz schwindet<br />
Schritt für Schritt die Fähigkeit, Informationen<br />
im Langzeitgedächtnis zu speichern. Gleichzeitig<br />
gehen immer mehr Erinnerungen <strong>und</strong> Erfahrungen,<br />
die im Langzeitgedächtnis gespeichert<br />
sind, verloren. Der Gedächtnisverlust löst eine<br />
zeitliche, räumliche <strong>und</strong> situative Desorientiertheit<br />
aus. Dieser Zustand erklärt die vorherrschenden<br />
Angstzustände der Betroffenen.<br />
Es bleiben den Menschen nur noch einzelne Erinnerungen,<br />
an die sie sich klammern, um nicht<br />
vollständig ihre eigene Persönlichkeit zu verlieren.<br />
Oft braucht es einen Anstoß von Außen,<br />
eine Assoziation, ein Duft, eine Farbe, einen<br />
Klang, um Erinnerungen zur Unterstützung der<br />
Selbstdefi nition hervorzurufen. Die Gegenwart<br />
erleben Menschen mit Demenz zunehmend auf<br />
der rein sinnlichen Ebene.“ Für den Außenraum<br />
bedeutet dies, so Dagmar Hoffmann, dass die<br />
Anlage räumlich umgrenzt <strong>und</strong> einfach lesbar<br />
sein sollte – <strong>und</strong> doch vielfältig genug, um Impulse<br />
für individuelle Erinnerungen zu geben.<br />
Alle menschlichen Sinne sollten angesprochen<br />
werden, Möglichkeiten zur Bewegung <strong>und</strong> Betätigung<br />
gegeben sein. Es wurde beispielsweise<br />
ein großer Arbeitstisch entwickelt, in dessen<br />
Top Thema | 25
26 | Top Thema<br />
SINNESWERKSTATT LANDART Naturkunst für<br />
Kinder<br />
Für Kindergarten, Gr<strong>und</strong>schule, Kinderprojektwochen,<br />
<strong>Freizeit</strong>en, Kunstunterricht, Ganztag, Familie, Umweltbildung<br />
<strong>und</strong> Kunstschule.<br />
Ganz neu ist ein sehr anregendes Buch für naturpädagogische<br />
<strong>und</strong> kreative Sinnesspiele für Kinder ab 4<br />
Jahren im öffentlichen Freiraum in Wald <strong>und</strong> Wiesen.<br />
Der Begriff „LandArt“ wurde in den 70er Jahren für<br />
eine Bewegung r<strong>und</strong> um Natur-Kunst geprägt. Naturlandschaften<br />
wurden durch riesige Naturinstallationen<br />
aus Steinen, Erde, Sand, Holz <strong>und</strong> Wasser selbst zum<br />
Kunstwerk. Hiervon ließen sich die Autorinnen zu fantasieanregenden<br />
sinneserweckenden Freiraum-<strong><strong>Spiel</strong>en</strong><br />
inspirieren, die sie in ihrer sozialpädagogischen Tätigkeit<br />
einsetzen.<br />
Die <strong>Spiel</strong>ideen machen Urformen wie Kreise, Linien,<br />
Spiralen oder Kreuze erfahrbar, indem die Kinder<br />
beispielsweise Naturmaterialien sammeln <strong>und</strong> zu<br />
Mustern legen. Andere Vorschläge drehen sich um das<br />
Kennenlernen mit Naturmaterialien wie Holz, Sand<br />
Steine, Blüten, Früchte, Schnee, Feuer, Tierformen,<br />
Blätter. Auch Zeit wird zum sinnlichen Erlebnis, indem<br />
zu jeder Jahreszeit draußen gespielt wird. Für die<br />
Schulung aller Sinne fi nden Interessenten hier jede<br />
Menge Anregungen.<br />
Regina Bestle-Körfer, Annemarie Stollenwerk<br />
www.oekotopia-verlag.de, 128 Seiten, 21,6 x 26,6 cm,<br />
zahlreiche Farbfotos<br />
ISBN: 978-3-86702-074-9 18,90 Euro<br />
Foto: Richter <strong>Spiel</strong>geräte<br />
Ebenfalls aus der Serie der <strong>Spiel</strong>stationen von Richter: Die Spirale<br />
balanciert mit verschiedenen physiologischen Phänomenen den<br />
Sehsinn aus <strong>und</strong> überrascht durch eine veränderte Sicht nach<br />
Betrachten.<br />
Mitte Kräuter gepfl anzt sind. Die Anlage bietet<br />
durch ihre klare Gr<strong>und</strong>struktur <strong>und</strong> R<strong>und</strong>wege,<br />
die immer zum Ausgangspunkt zurückführen,<br />
eine räumliche Orientierung. Bei der Bepfl anzung<br />
wurden bekannte Pfl anzen verwendet,<br />
die Erinnerungen wecken <strong>und</strong> eine deutliche,<br />
jahreszeitliche Orientierung ermöglichen. Die<br />
Aufteilung der einzelnen Sinnesbereiche wird<br />
durch eine entsprechende Pfl anzenauswahl unterstützt<br />
– bunte Blumen, haptisch interessantes<br />
Blattwerk, duftende Pfl anzen <strong>und</strong> Kräuter,<br />
Gemüse <strong>und</strong> Beeren zum Ernten <strong>und</strong> Essen –<br />
die Bandbreite für Sinneseindrücke ist groß <strong>und</strong><br />
gibt gleichzeitig Sicherheit durch Vertrautheit.<br />
Sinnesschulung als gesellschaftliche<br />
Aufgabe<br />
Es mag sein, dass die konzeptionelle Gr<strong>und</strong>lage<br />
für diesen Garten der Blick auf die dementen<br />
Bewohner war – doch eignen sich all diese<br />
Merkmale genauso für überdrehte Kinder, überlastete<br />
Mütter <strong>und</strong> überreizte Arbeitnehmer,<br />
denen die Klarheit, Sicherheit <strong>und</strong> Vertrautheit<br />
eines solchen Gartens genauso Ruhe <strong>und</strong> Halt<br />
gibt, wie den Senioren der Wohnanlage. Ob mit<br />
oder ohne generationsübergreifende <strong>Spiel</strong>stationen<br />
oder Klangsteine. Und so bleibt uns<br />
als Fazit: „Sinnes-Räume für alle“ – eine ganz<br />
wichtige Zukunftsaufgabe für die Kommunen.<br />
D.T.
<strong>Spiel</strong>plätze haben eine wichtige Funktion in der<br />
Gesellschaft. Sie gehören zu Kindheit <strong>und</strong> Jugend<br />
einfach dazu. Es gibt <strong>Spiel</strong>plätze, die beschaulich<br />
sind, so als wäre die Zeit stehen geblieben,<br />
solche, die mit modernstem <strong>Spiel</strong>gerät<br />
bestückt sind <strong>und</strong> wieder andere, die vor allem<br />
wegen ihrer Geländegestaltung <strong>und</strong> Bepfl anzung<br />
attraktiv sind. Ein neuer Trend zeigt sich<br />
in größeren Städten: <strong>Spiel</strong>plätze für Jugendliche<br />
<strong>und</strong> sogar <strong>Spiel</strong>plätze für Senioren. <strong><strong>Spiel</strong>en</strong><br />
ist eben ein menschliches Gr<strong>und</strong>bedürfnis, das<br />
auch uns Erwachsene manchmal überkommt.<br />
Wir müssen es nur zulassen. Immer geht es bei<br />
<strong>Spiel</strong>plätzen auch um Treffpunkte <strong>und</strong> Orte der<br />
Kommunikation.<br />
Ob ein <strong>Spiel</strong>platz leistet, was er soll, ist natürlich<br />
auch Ansichtssache. Auf der Website www.<br />
spielplatz-ansichten.de bietet sich die Gelegenheit<br />
<strong>Spiel</strong>plätze jeder Art vorzustellen. Gelungene,<br />
aufregende, spannende, unmögliche,<br />
kreative, grüne, experimentelle, abenteuerliche<br />
<strong>Spiel</strong>plätze können einer breiten Öffentlichkeit<br />
präsentiert werden. Natürlich mit einem kurzen<br />
Kommentar. Ziel: eine überregionale Auseinandersetzung<br />
<strong>und</strong> mehr Aufmerksamkeit für real<br />
existierende Plätze für <strong>Freizeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong> Jeder,<br />
der einen <strong>Spiel</strong>platz kennt, der erwähnenswert<br />
ist, kann sich beteiligen. Ganz gleich, ob es ein<br />
besonders gelungener oder eben nicht empfehlenswerter<br />
Platz ist. Künstlerisch müssen die<br />
Bilder nicht sein, aber scharf <strong>und</strong> richtig belichtet.<br />
Und die Kommentare sollten konstruktiv<br />
gehalten werden. L.K.<br />
Einfach Bilder per Mail an<br />
fotos@spielplatz-ansichten.de senden<br />
<strong>und</strong> diese Details angeben:<br />
<strong>Spiel</strong>platz:<br />
(Straße) in (Ort/Land)<br />
Kommentar zum <strong>Spiel</strong>platz:<br />
(Ein bis zwei Sätze)<br />
Fotograf: (Name)<br />
Aufnahmedatum: (Monat/Jahr)<br />
Showcase für<br />
<strong>Spiel</strong>plätze<br />
Top Thema | 27<br />
Foto: Anke Bührman
Marktmonitor<br />
Neu in der Stadt<br />
Pünktlich zur FSB starten die Hersteller eine Neuheitenoffensive: Dagmar Thiemann<br />
hat sich für Sie umgesehen <strong>und</strong> stellt interessante Produkte für den kommunalen<br />
Freiraum vor.<br />
28 | Marktmonitor<br />
Freestyler<br />
Im fl achen Land lässt es sich gut treten: Kein<br />
W<strong>und</strong>er, dass eine völlig neue Kreuzung aus<br />
Tretauto <strong>und</strong> BMX-Fahrrad von BERG Toys<br />
aus den Niederlanden kommt - quasi der<br />
Quad unter den Tretmobilen für Kinder. Der<br />
Freestyler macht abenteuerliche Stunts für<br />
zukünftige Helden möglich. Natürlich auf<br />
sichere Weise, wofür diverse Features sorgen.<br />
» www.bergtoys.nl<br />
Balancierpfad<br />
Ein neu entwickeltes <strong>Spiel</strong>geräteprogramm von RUWA aus<br />
Österreich fördert nicht nur die Ausbildung der Sinne, sondern<br />
sorgt auch für die Verbesserung der motorischen Fähigkeiten.<br />
Neben einem Empfi ndungspfad fördern Hoch-tief-Balancier-<br />
Geräte Gleichgewichtssinn <strong>und</strong> Körpergefühl. Übrigens: Beweglichkeit<br />
<strong>und</strong> Gleichgewicht sind nicht nur für Kinder, sondern<br />
auch ältere Menschen wichtige Komponenten, um sicher durch<br />
den Alltag zu gelangen, dieser Pfad könnte also genauso gut in<br />
einem Stadtpark installiert werden.<br />
» www.ruwa.at<br />
Ferrari Go-Kart<br />
Ebenfalls von BERG Toys stammt der Ferrari unter den Go-Karts: Welcher Junge<br />
träumt nicht von so einem roten Rennwagen? In Zusammenarbeit mit dem legendären<br />
Rennwagenhersteller entwickelte BERG Toys zwei Pedal-angetriebene<br />
Ferrari F1 Pedal Go-Karts. Mit den Maßen von 128 x 75 x 67 cm <strong>und</strong> einem<br />
Gewicht von 27 kg kann er sich auf jeder Kart-Bahn gut<br />
sehen lassen.<br />
» www.bergtoys.nl
Bank in der Mauer<br />
Die Stadt Würzburg gestaltete die Mainpromenade<br />
neu. Hier lieferten die MHW Metallwerke<br />
Helmstadt GmbH verschiedene Sitzgelegenheiten.<br />
Ganz besonders gelungen fi nden wir<br />
die Sitz- <strong>und</strong> Ruhezonen an der Hochwasserschutzmauer,<br />
weil sie sich optisch so perfekt<br />
integrieren. Als Rückenlehnen wurden geneigte<br />
Steinelemente in die Natursteinoberfl äche der<br />
Hochwasserschutzwand integriert. Unter der<br />
Sitzfl äche sieht man das erhöhte Straßenpfl aster,<br />
wodurch sich die Bank durch Blinde leicht<br />
ertasten lässt.<br />
» www.mhw-object-design.de<br />
Vogelnest<br />
Es sieht nicht nur nach einem sicheren<br />
Nest aus, sondern ist es<br />
auch: Beim HUCK-Vogelnest sorgt<br />
eine engmaschige Gliedermatte,<br />
auf der die Kinder sitzen, dafür,<br />
dass die Kleinen nicht durchrutschen<br />
<strong>und</strong> weder Arme noch Bei- ne<br />
beim Schaukeln durchgesteckt<br />
werden können. Der Boden ist<br />
stufenlos <strong>und</strong> sanft ger<strong>und</strong>et,<br />
damit „die Küken“ ergonomisch <strong>und</strong> geborgen im Vogelnest liegen. Eine extra starke Polsterung – stärker als von der<br />
geltenden <strong>Spiel</strong>geräte-Norm vorgeschrieben – bietet zudem ein Maximum an Sicherheit. Noch mehr Sicherheit für die<br />
Kommune bringt die 5-Jahres-Garantie auf alle Materialien. » www.huck.net<br />
Leuchtpoller<br />
Wenn die Dämmerung anbricht, fühlen sich viele Bürger auf öffentlichen Wegen<br />
unsicher. Der Gr<strong>und</strong>: Zwar hellen Laternen den Bereich großfl ächig auf, doch scheinen<br />
sie nicht seitlich ins dunkle Gebüsch. Deshalb hat ABES den Leuchtpoller im Rahmen<br />
der Serie intelligenter Stadtmöbel entwickelt. Dieser Leuchtpoller steht als einziger<br />
seiner Art auf einem Wechselsockel mit 3p-Technologie. Das zylindrische Gehäuse aus<br />
Aluminiumguss ist mit 36 kräftigen Routiero Luna-LED-Lampen bestückt, dessen Licht<br />
nach allen Seiten ausstrahlt.<br />
» www.abes-online.com<br />
Marktmonitor | 29
Urban Play<br />
Aus den Niederlanden stammt ein neues <strong>Spiel</strong>gerät für<br />
Kinder zwischen 6 <strong>und</strong> 12 Jahren: BOER entwickelte es mit<br />
dem Ingenieurbüro Carve. Durch die besondere Linienführung<br />
<strong>und</strong> Materialauswahl appelliert Urban Play an die<br />
heutige Erlebniswelt der Kinder. Das Stahl-<strong>Spiel</strong>gerät ist<br />
mit drei Farben lieferbar: in Grün, Rot oder Blau.<br />
Urban Play besteht aus dynamisch aufgebauten <strong>Spiel</strong>geräten<br />
in vielen Variationen, die Kinder verlocken, immer<br />
wieder Neues zu probieren. Objekte wie drehende Kugeln,<br />
rotierende Plattformen <strong>und</strong> bewegliche Elemente regen zu<br />
Bewegung an. Gleichzeitig können auch Ruhezonen wie<br />
Lounge-Ringe oder Netze integriert werden.<br />
» www.boerplay.com<br />
30 | Marktmonitor<br />
Rasengitterplatten<br />
Sie sind nicht mehr ganz neu - etwa seit einem<br />
Jahr auf dem Markt – aber durch die Änderungen<br />
der Norm im Mai umso aktueller: Derzeit stellen die<br />
Rasengitterplatten von Conradi+Kaiser die einzige<br />
zweifelsfrei normgerechte Lösung für die Bodenbefestigung<br />
hinter Hangrutschen dar, wie sie die neue<br />
Norm EN 1176/2008 vorschreibt. Dort überzeugt<br />
die Rasengitterplatte auch mit den erforderlichen<br />
Fallwerten.<br />
Mit einem Anteil von etwa einer Hälfte an Rasenfl äche<br />
kombinieren die C+K-Rasengitterplatten natürliche Optik mit größtmöglichen<br />
Fallschutzeigenschaften. Die integrierten Verbindungssysteme<br />
verzahnen formschlüssig miteinander <strong>und</strong> ermöglichen eine schnelle,<br />
kostengünstige Verlegung, die sich dem Untergr<strong>und</strong> fl exibel anpasst.<br />
» www.conradi-kaiser.de
Unterirdisches Abfallsystem U-Select<br />
Der Hauptteil des Abfall-Sammelsystems von Paul Wolff ist nicht nur unsichtbar, sondern auch gerecht: Mit U-Select,<br />
dem unterirdischem Sammelsystem für Altpapier, Altglas sowie Restmüll, zahlt jeder Nutzer nur für seinen Abfall –<br />
zum Beispiel in einer städtischen Wohnanlage. Sichtbar ist nur das Einwurfgehäuse, darunter befi ndet sich ein großer<br />
Sammelcontainer, der mit einem Lift zur Leerung hochgefahren werden kann. Der jeweilige Nutzer identifi ziert sich<br />
am Bedienfeld des Einwurfgehäuses mittels eines Chips oder Transponders, der die Abfallschleuse öffnet. Anschließend<br />
werden die Daten per GPRS an einen Zentralrechner übertragen. Individuelle Nutzung <strong>und</strong> Füllstandskontrolle sind<br />
dadurch jederzeit berechenbar.<br />
» www.muellkonzepte.paulwolff.de<br />
Großes Stern-Oktanetz<br />
Corocord hat jüngst ein Oktanetz in neuer Ausrichtung defi -<br />
niert: Schräg gekippt wird das Netz als Sternenform an drei<br />
gekreuzten Druckstäben befestigt. Diese Konstruktion ist für<br />
den Einsatz im Außen- wie auch im Innenbereich geeignet.<br />
140 Meter Seil in ca. 2 cm Durchmesser ergeben 42 Maschen<br />
– damit ist viel möglich: hangeln, durchklettern, balancieren<br />
oder in der engmaschigen Struktur einen bequemen Sitzplatz<br />
fi nden. Die Fallhöhe der Raumnetzpyramide beträgt 2,80<br />
Meter, die benötigte Gr<strong>und</strong>fl äche sollte einen Durchmesser von<br />
4,55 m. aufweisen.<br />
» www.corocord.de<br />
Marktmonitor | 31
Spider Seilspielgerät<br />
Der Spider, das neuste Seilspielgerät der Firma<br />
Lappset, wurden speziell für Jugendliche <strong>und</strong><br />
Kinder, die gerne wild <strong>und</strong> intensiv spielen,<br />
kreiert. Die Kombination von Klettergerät <strong>und</strong><br />
Sprungtuch geben reichlich Gelegenheit zur<br />
Bewegung. Das Seilspielgerät kann von bis zu<br />
11 Kindern gleichzeitig genutzt werden <strong>und</strong> ist<br />
daher gerade für Wohngebiete <strong>und</strong> Gebäudekomplexe<br />
im Großstadtdschungel sehr gut geeignet.<br />
» www.lappset.de<br />
Intelligente Stadtmöbel - LuxBin<br />
ABES bietet seit längerem schon Poller in 3p-Technologie an, die im Falle<br />
einer Kollision einfach an einer Sollbruchstelle abknicken <strong>und</strong> leicht durch<br />
Austausch eines kostengünstigen Verbindungsstücks wieder aufgestellt<br />
werden können. Jetzt wenden die Luxemburger die 3p-Technologie auch<br />
auf Abfallbehälter <strong>und</strong> Ascher an. Solchermaßen ausgestattete Stadtmöbel<br />
lassen sich außerdem im Handumdrehen entfernen, um Flächen anderweitig<br />
zu nutzen. Einer der neuen intelligenten Stadtmöbel von ABES ist<br />
der Abfallbehälter „LuxBin“, der auf der FSB vorgestellt wird. Der Behälter<br />
fasst 80 Liter <strong>und</strong> steht mit patentierter 3p-Technologie wackelfest in der<br />
ebenerdigen Bodenhülse: Entleert wird über den patentierten Öffnungsmechanismus<br />
oder durch Kippen des Behälters.<br />
» www.abes-online.com<br />
32 | Marktmonitor<br />
Wiegenwippe<br />
Von der SPOGG Sport Güter GmbH aus Asslar-Berghausen stammen<br />
die Geräte der Marke Hally Gally: Diese neue Wiegenwippe<br />
mit wartungsfreiem Rollenlager ist für jedes Alter geeignet. Sie<br />
eignet sich sowohl als Element in einem generationenübergreifenden<br />
Fitness-Parcour, wie auch als Einzelgerät auf dem<br />
<strong>Spiel</strong>platz. Die Wippe ist mit einer Fallhöhe von 1,30 m für Rasen<br />
zulässig. Der Platzbedarf ist inklusive Sicherheitsbereich mit 3,50<br />
m x 7,00 m anzusetzen.<br />
» www.hally-gally-spielplatzgeraete.de
Im Osnabrücker Hauptquartier arbeiten derzeit<br />
30 Mitarbeiter – <strong>und</strong> fast alle haben Kinder im<br />
<strong>Spiel</strong>platzalter. Bis auf den Seniorchef Dr. Joachim<br />
Runge, aber dieser hat drei Enkel von seinem<br />
Sohn Oliver, somit verbringt auch er Zeit<br />
mit Kindern. Einer der Enkel, der vierjährige Frederick,<br />
ziert den Titel der aktuellen Broschüre<br />
zur Serie KIDS. Und das kam so: Anfang diesen<br />
Jahres setzten sich die Mitarbeiter bei Runge<br />
mit der Geschäftsführung zusammen <strong>und</strong> stellten<br />
fest, dass sie in der alltäglichen Lebenswelt<br />
der Kinder alle eine ähnliche Erfahrung machen:<br />
Es gibt einfach zu wenig kindgerechte Möbel im<br />
öffentlichen Freiraum. Natürlich hat jeder <strong>Spiel</strong>-<br />
oder Stadtplatz Bänke – aber auf die müssen<br />
Kinder im Kita- <strong>und</strong> Kindergartenalter gehoben<br />
werden oder klettern. Klassische metallene Abfallbehälter<br />
fallen in der farbigen Umgebung<br />
kaum ins Auge, dafür umso mehr der weggeworfene<br />
Müll im <strong>Spiel</strong>sand. Runge entwickelte<br />
deshalb eine Kids-Serie mit einem rotgelben<br />
Durch die Bank gut<br />
In der Serie Herstellerportrait möchten wir Ihnen das wohl älteste deutsche<br />
noch existierende Unternehmen für Freiraummöblierung vorstellen: die Runge<br />
GmbH & Co. KG. Das Familienunternehmen hält sich seit über 100 Jahren<br />
durch seinen hohen Qualitätsanspruch am Markt – derzeit unter den TOP-5.<br />
Runge passt besonders gut in diese Ausgabe, weil die Osnabrücker gerade mit<br />
der neuen Serie „KIDS“ in das Marktsegment Freiraummöblierung für Kinder<br />
einsteigen.<br />
Abfallbehälter <strong>und</strong> besonderen ergonomisch<br />
angepassten Sitzmöbeln für Kinder. So auch ein<br />
hölzerner Sitzring, der als Stuhlkreis für Kindergärten<br />
oder ähnliche Flächen funktioniert.<br />
Da Kinder im Alter von Frederick schnell dem<br />
Stuhlkreisalter entwachsen, gehört auch das<br />
Jugend-Sitzmöbel Theatrum zum Programm, in<br />
dem die Jugendlichen ähnlich einer Tribune auf<br />
drei Ebenen chillen können. Geschäftsführer<br />
Oliver Runge erklärt die Idee hinter der Serie:<br />
„Uns war wichtig, nicht nur über eine kindergerechtere<br />
Gesellschaft zu reden, sondern sie<br />
konkret durch eigene Gestaltung umzusetzen.<br />
Dafür haben wir nicht nur unsere eigenen aktuellen<br />
Erfahrungen als Eltern betrachtet, sondern<br />
mit Designern gesprochen, mit Architekten<br />
<strong>und</strong> Technikern, vor allem aber mit den Kindern<br />
selbst. Sie wurden in den Entwicklungsprozess<br />
mit einbezogen - bis hin zu ihrer Präsenz<br />
in der Broschüre, auf die sie sehr stolz sind.“<br />
Bei den Entwürfen für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
Portrait | 33
„Wir fördern die Verwendung FSC-zertifzierter<br />
Hölzer. Der FSC ist die einzige<br />
internationale Organisation, die es geschafft<br />
hat durch höchste Ansprüche <strong>und</strong><br />
Integration aller Beteiligten, nicht nur die<br />
Akzeptanz sondern sogar die intensive Unterstützung der größten<br />
<strong>und</strong> führenden Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace, WWF,<br />
BUND, NABU etc. zu erhalten.“<br />
Oliver Runge, Geschäftsführer Runge GmbH & Co. KG<br />
34 | Portrait<br />
SCS-COC-00465<br />
hat Runge die betreuenden Erwachsenen nicht<br />
vergessen. Jeder kennt die Diskussion der Kindergärtnerinnen<br />
<strong>und</strong> Kindergärtner, die dieses<br />
Jahr u.a. für körpergrößengerechtes Kindergartenmobiliar<br />
im Sinne des Ges<strong>und</strong>heitsschutzes<br />
gekämpft hatten. „Wir haben für beispielsweise<br />
Erzieher <strong>und</strong> Lehrer bei dem System Circus<br />
nicht nur eine ideale Sitzr<strong>und</strong>e für die Kinder<br />
geschaffen, sondern mit dem PrivateSeat den<br />
erwachsenengerechten Außenstuhl gleich mit.<br />
So beweist Runge seinen vollständigen Entwicklungsansatz<br />
bei Mobiliar für Kindergärten,<br />
Schulen <strong>und</strong> Sportstätten.“<br />
3-D-Simulation garantiert Präzision<br />
in Perfektion<br />
Wie bei Runge üblich, wurde bei der Produktentwicklung<br />
vor deren materieller Entstehung in<br />
spezieller 3D Software konstruiert <strong>und</strong> simuliert.<br />
Simon Forman, Pressesprecher, erklärt den Vorteil<br />
für die Qualitätssicherung: „Dieses Verfahren<br />
sichert bei Sonderanfertigungen oder auch Produktinnovationen<br />
für externe Auftraggeber den<br />
hohen Qualitätsanspruch, da auf Wunsch von<br />
Architekten die Entwürfe auch gerendert <strong>und</strong><br />
als Images zum Druck oder als Film ausgegeben<br />
werden können. Dieses erhöht die Präzision <strong>und</strong><br />
die Kommunikation zwischen Hersteller, Planer<br />
<strong>und</strong> Bauherr.“ Ein Beispiel dafür ist das Projekt<br />
Landesgartenschau Bingen mit Parkbänken aus<br />
unterschiedlichen Modellreihen, insbesondere<br />
auch ein eigens hierfür entwickeltes Bankmodell.<br />
Bei der Entwicklung <strong>und</strong> ortsspezifi -<br />
schen Anpassung der Bänke hat Runge eng<br />
mit dem Planer zusammengearbeitet <strong>und</strong><br />
durch moderne 3D-Bank-Simulationen<br />
die Entscheidungsfi ndung bei dem Landschaftsarchitekten<br />
<strong>und</strong> den Gremien der<br />
Landesgartenschau unterstützt.<br />
Saubere Lösungen für Kommunen<br />
Neben Bänken <strong>und</strong> Banksystemen beliefert<br />
Runge Kommunen auch mit Abfallbehältern.<br />
Klassiker wie der Compactboy<br />
<strong>und</strong> preisgekrönte Modelle<br />
wie der Haidog, ein Abfallbehälter mit<br />
integriertem Tütenspender für H<strong>und</strong>ekot,<br />
sorgen in zahlreichen Städten für<br />
ein sauberes Stadtbild. In Zeiten der<br />
Terrorangst sorgte Runge 2007 mit<br />
dem Abfallhai für Aufsehen, der mit<br />
einer Protectus-Ausführung auf den<br />
Markt gebracht wurde, die die Splitterkraft<br />
einer Granate derart absorbiert,<br />
dass das Gefahrenpotenzial einer Spreng-
ladung dramatisch reduziert wird. Als jüngste<br />
Entwicklung wurde der Abfallbehälter Fly im<br />
letzten Jahr mit dem iF product design award<br />
geehrt <strong>und</strong> dieses Jahr sogar für die höchste<br />
offi zielle Designauszeichnung der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland nominiert, für den Deutschen<br />
Designpreis 2009.<br />
Brasilianische Kiefer <strong>und</strong><br />
andere Harthölzer<br />
Wie sich ein Unternehmen wie Runge über 100<br />
Jahre am Markt halten konnte, liegt ganz sicher<br />
an der Qualität der Produkte, ziemlich sicher an<br />
ihrer zeitlosen Designstrategie <strong>und</strong> vielleicht<br />
auch an der Stabilität der Familientradition, innerhalb<br />
derer seit 1908 eine enorme Erfahrung<br />
an jede nächste Generation weiter gegeben<br />
wird. So ist Oliver Runge von klein auf mit Parkbänken<br />
<strong>und</strong> ihrer Herstellung aufgewachsen,<br />
hat schon am Mittagstisch über Hölzer gefachsimpelt<br />
<strong>und</strong> war nach dem Wirtschaftsstudium<br />
unter anderem für The Wood Connection in<br />
Namibia tätig. Er hält den Maßstab für das verwendete<br />
Holz – im Falle der Serie KIDS naturbelassenes<br />
Niangon-Holz – hoch: So kommen nur<br />
handverlesene Chargen in die Produktion. Und<br />
diese tragen immer häufi ger das FSC-Siegel<br />
für nachhaltige Holzwirtschaft, weil es Runge<br />
gelingt, seine K<strong>und</strong>en von der Glaubwürdigkeit<br />
<strong>und</strong> dem wirklich sinnvollen Beitrag zum Schutz<br />
der Wälder weltweit zu überzeugen. Vermutlich<br />
kann sein Sohn Frederick in wenigen Jahren gutes<br />
Holz schon von schlechtem unterscheiden,<br />
noch bevor er alt genug für´s Chillen auf dem<br />
Theatrum ist.<br />
Wie haltbar Runge-Holzbänke sind, zeigt die<br />
Tatsache, dass kurz vor dem 100-jährigen Jubiläum<br />
zur großen Freude von Oliver Runge<br />
die wohl älteste, noch in Gebrauch befi ndliche<br />
Parkbank aus brasilianischer Kiefer in Bayern<br />
auftauchte. „Anhand des Markenschildes datieren<br />
wir die Bank auf die Zeit zwischen dem<br />
Gründungsjahr der Firma im Jahr 1908 <strong>und</strong><br />
1911.“<br />
Holz <strong>und</strong> Metall als Material für<br />
zeitlose Stadtmöbel<br />
Die Holzverarbeitung hat bei Runge heute einen<br />
Anteil von etwa 45 Prozent an der Gesamtproduktion.<br />
Mehr als 54 Prozent entfallen auf<br />
Bankkomponenten, Abfallbehälter <strong>und</strong> Fahrradständer<br />
aus Metall. Mit Kunststoffprodukten<br />
erwirtschaftet das Unternehmen weniger<br />
als ein Prozent Umsatz. Simon Forman fasst die<br />
Produktpalette zusammen: „Das Portfolio von<br />
Runge umfasst insgesamt über 350 Produkte -<br />
von historischen oder modernen Möbeln über<br />
Sitzbänke unterschiedlicher Materialien, von<br />
Abfallbehältern bis zu Fahrradständern, Tischen<br />
<strong>und</strong> Pfl anzenkübeln. Insgesamt werden 1.220<br />
unterschiedliche Gr<strong>und</strong>varianten angeboten,<br />
die in mehreren Oberfl ächenveredelungen <strong>und</strong><br />
Farbvarianten bestellt werden können.“<br />
Produziert wird übrigens ausschließlich in<br />
Deutschland, was auch für die Zulieferer gilt.<br />
„Durch die Bank gut“ – so lautet der Slogan des<br />
Unternehmens. Und so lautet auch unser Eindruck.<br />
D.T.<br />
Für Kindergärten, Parks oder <strong>Spiel</strong>plätze: Stuhlkreis Circus mit extrem haltbarem Niangon-Holz beplankt.<br />
Auch ein Abfallbehälter zum Kids-<br />
Programm: Dieser CowBoy sorgt für<br />
Ordnung.<br />
Portrait | 35
36 | Gesellschaft<br />
Foto: shutterstock
Jugend im öffentlichen Raum<br />
<strong>Spiel</strong>landschaft Bremen<br />
Das Deutsche Kinderhilfswerk setzt sich für Kinderrechte, Beteiligung <strong>und</strong> die<br />
Überwindung von Kinderarmut in Deutschland ein. Vor 35 Jahren traten die<br />
Gründer an, um die <strong>Spiel</strong>plätze Deutschlands zu verbessern – <strong>und</strong> tun es heute<br />
noch. So unterstützt die Organisation private oder kommunale Projekte, welche<br />
unter der Beteiligung von Kindern bestehende <strong>Spiel</strong>orte verbessern oder<br />
neue anregungsreiche <strong>Spiel</strong>räume im Wohnumfeld schaffen. In Bremen ist<br />
dies besonders vorbildlich gelungen. Unser Gastautor Holger Hofmann berichtet,<br />
wie öffentlicher Freiraum für Jugendliche wieder attraktiv wurde.<br />
Die häufi gste <strong>Freizeit</strong>aktivität von Jugendlichen<br />
ist das Treffen mit anderen Gleichaltrigen, im<br />
Sozialpädagogenjargon „Peers“ genannt. Das<br />
Elternhaus kommt naturgemäß hierfür weniger<br />
in Frage, Jugendfreizeitstätten sind selten<br />
vorhanden <strong>und</strong> werden zudem vielerorts abgebaut.<br />
Öffentliche Räume, in denen Jugendliche<br />
sich bewegen, sich ausprobieren oder einfach<br />
nur unter sich sein können, gewinnen daher<br />
an Bedeutung. Doch zunehmend stoßen diese<br />
Orte auf den Widerstand von Anwohnerinnen<br />
<strong>und</strong> Anwohner, werden – von der Öffentlichkeit<br />
weitgehend unbemerkt – Gegenstand von<br />
Lärmklagen. Verschärfend wirkt die aktuelle<br />
Gesetzeslage, welche die Jugendspielplätze<br />
mittels Lärmschutzverordnung zusätzlich torpediert.<br />
Derzeit behandelt das Gesetz Einrichtungen<br />
des Jugendspiels wie etwa Skateranlagen,<br />
Bolz-, Streetball- oder Tischtennisplätze<br />
als Sportanlagen. Dadurch werden Abstandsfl<br />
ächen zwischen 90 <strong>und</strong> 200 Metern nötig, die<br />
vor allem in größeren Städten praktisch nicht<br />
einzuhalten sind, es sei denn, die Plätze werden<br />
an den Stadtrand verlegt. So kommt es dann zu<br />
einer Skateranlage, die zunächst für viel Geld<br />
errichtet wurde <strong>und</strong> dann Empörung auslöst,<br />
weil sie nicht von den Jugendlichen genutzt<br />
wird.<br />
Jugendliche sind Opfer von Schutz-<br />
<strong>und</strong> Planungsmaßnahmen<br />
Jugendliche ab 12 Jahren sind so die größten<br />
Opfer von Lärmschutz <strong>und</strong> dem Ausverkauf<br />
städtischer Räume geworden. Etwa ab diesem<br />
Alter beginnt das positive Image von spielenden<br />
Kindern einem Schreckensbild zu weichen.<br />
Aber vergessen wir nicht: „Wie es in den Wald<br />
hineinschallt, so kommt es heraus“. Orte, die<br />
Jugendliche verstärkt als Treffpunkte nutzen,<br />
sind wohnortnahe Kinderspielplätze, Treppen<br />
zum Skaten oder leider nicht zuletzt die Tankstelle.<br />
Gibt es dort Jugendliche, die für Unordnung<br />
oder Beschädigungen sorgen, etwa indem<br />
sie ihre Zigarettenkippen auf dem <strong>Spiel</strong>platz<br />
zurücklassen, dann fi ndet in der Regel kein<br />
direkter Kontakt, kein Gespräch statt, sondern<br />
es wird nur Klage unter den Erwachsenen laut<br />
oder die Polizei gerufen. Dabei greift oftmals<br />
ein Etikettierungsphänomen: Wird ein Jugendlicher<br />
im öffentlichen Raum auffällig, so wird<br />
die gesamte Altersgruppe damit in Verbindung<br />
gebracht.<br />
Unter den Jugendlichen macht sich ein Gefühl<br />
der Machtlosigkeit breit, welches durch etikettierende<br />
Vorwürfe <strong>und</strong> das Gefühl der Unerwünschtheit<br />
noch weiter verstärkt wird.<br />
Im öffentlichen Raum werden Normen <strong>und</strong><br />
Werte übernommen oder abgelehnt. Wir können<br />
davon ausgehen, dass der öffentliche Raum<br />
diese Aufgabe derzeit vor allem in negativer<br />
Hinsicht erfüllt.<br />
Gesellschaft | 37
Foto: DHKW<br />
Jugendfreizeitheim Oslebshausen: In Zusammenarbeit mit dem<br />
Künstler Claus Petersen entstand eine Chillecke.<br />
Wer gefragt<br />
„Wenn Jugendliche in Verfahren <strong>und</strong> Prozesse der wird, integriert<br />
Stadtentwicklung einbezogen werden, etwa durch sich leichter<br />
Es gilt deshalb,<br />
ortsbezogene Planungsbeteiligung, als Beteiligte die Bedürfnisse<br />
bei der Leitbildentwicklung der Kommune oder von Jugendlichen<br />
im öffentlichen<br />
über die Integration in Planungsverfahren wie Raum stärker zu<br />
die <strong>Spiel</strong>leitplanung, ermöglicht man ihnen erst, berücksichtigen,<br />
ihnen Angebote<br />
aktive Mitglieder der Zivilgesellschaft zu werden.“<br />
bereitzustellen, in<br />
Holger Hofmann, Deutsches Kinderhilfswerk<br />
denen sie unter<br />
sich sein können.<br />
Die Einbeziehung von Jugendlichen in Verfahren<br />
<strong>und</strong> Prozesse der Stadtentwicklung, etwa durch<br />
ortsbezogene Planungsbeteiligung, die Einbeziehung<br />
in die Leitbildentwicklung der Kommune<br />
oder über die Integration in Planungsverfahren<br />
wie die <strong>Spiel</strong>leitplanung ermöglicht<br />
sie zu aktiven Mitgliedern der Zivilgesellschaft<br />
werden zu lassen. Gerade für die sogenannten<br />
Problemgruppen wie Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
oder aus sozial benachteiligten<br />
Quartieren hat dieser Zugang eine hohe Integrationskraft.<br />
Jugendliche als Expertinnen <strong>und</strong><br />
Experten für ihre Lebensumwelt einzubeziehen,<br />
leitet sich schon aus den gesetzlichen Vorgaben<br />
aus Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention<br />
(die auch für „Kinder“ bis 18 Jahre gilt) <strong>und</strong> § 1<br />
des Baugesetzbuches ab. Bei der Ausarbeitung<br />
kommunaler Verfahren <strong>und</strong> Prozesse ist es notwendig,<br />
alle relevanten Jugendspiel- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>räume<br />
einzubeziehen <strong>und</strong> ihre Verteilung<br />
38 | Gesellschaft<br />
Foto: DHKW<br />
Der Mosaikgecko gefällt als Hingucker<br />
<strong>und</strong> als Sitzgelegenheit.<br />
im Stadtgebiet zu berücksichtigen. Im Idealfall<br />
erschließen sich Jugendliche ihr soziales <strong>und</strong><br />
ökologisches Umfeld in konzentrischen Kreisen.<br />
Vom unmittelbaren Raum in der Nachbarschaft<br />
<strong>und</strong> Bildungseinrichtungen bis hin zu weiter<br />
entfernten Angeboten baut der Jugendliche<br />
sein Verhaltens- <strong>und</strong> Rollenrepertoire immer<br />
weiter aus. Bei der Betrachtung relevanter Räume<br />
dürfen die oft geschlossenen Vereinssportplätze<br />
oder Außengelände von öffentlichen Einrichtungen<br />
nicht vergessen werden. Darin sind<br />
Ressourcen zu erkennen, die neben einer guten<br />
auch zu einer fi nanzierbaren jugendgerechten<br />
Kommune führen. Über eine Ausrichtung der<br />
Stadtentwicklung auf Jugendliche kann zudem<br />
der Verbleib bzw. der Rückzug von Familien in<br />
innerstädtische Quartiere befördert werden <strong>und</strong><br />
darüber sich eine nachhaltige Stadtentwicklung<br />
vollziehen.<br />
In Bremen sieht man, dass es geht<br />
Seit elf Jahren gibt es in Bremen die Gemeinschaftsaktion<br />
„<strong>Spiel</strong>Räume schaffen“. Ziel der<br />
Aktion ist es, die Stadt für Kinder wieder lebenswerter<br />
zu gestalten. In diesen elf Jahren<br />
wurden über 180 <strong>Spiel</strong>räume neu geschaffen.<br />
Zahlreiche Initiativen <strong>und</strong> Einrichtungen haben<br />
sich mit großem Engagement daran beteiligt. Es<br />
sind an vielen Orten viele neue Projekte entstanden,<br />
die insgesamt die Lebensqualität für<br />
Kinder in Bremen verbessert haben. In Kooperation<br />
mit der Stadtgemeinde Bremen hat das<br />
Deutsche Kinderhilfswerk in 2008 einen Förder-
schwerpunkt „Jugendtreffpunkte“ eingerichtet.<br />
Mit einem Sonderfonds werden gezielt Projekte<br />
gefördert, die neue Treffpunkte für Jugendliche<br />
in der Stadt entwickeln. Dabei ist es eine zentrale<br />
Förderbedingung, dass die Ideen für das<br />
Projekt von den Jugendlichen selber entwickelt<br />
werden.<br />
Hangelgarten beim Jugendfreizeitheim<br />
Bremen Oslebshausen<br />
Das Gelände beim Jugendfreizeitheim in Oslebshausen<br />
lag lange Zeit brach. Immer wieder<br />
äußerten die Jugendlichen, dass Sie hier gerne<br />
einen attraktiven Treffpunkt hätten. In einer<br />
Zukunftswerkstatt wurde das Außengelände<br />
neu geplant. Den Jugendlichen war von Anfang<br />
an neben den rein funktionalen Aspekten auch<br />
eine ästhetische Gestaltung des Geländes wichtig.<br />
So entstand zuerst unter Beteiligung des<br />
Künstlers Claus Petersen ein Mosaikgecko als<br />
Hingucker <strong>und</strong> Sitzgelegenheit <strong>und</strong> anschließend<br />
ein interessantes Schweißprojekt mit der<br />
Künstlerin Anja Fußbach. Nun steht dringend<br />
ein Ort zum ‚Chillen‘ <strong>und</strong> Bewegen an. Die Jugendlichen<br />
haben sich für einen Hangelgarten<br />
<strong>und</strong> diverse gemütliche Sitzgelegenheiten, so<br />
genannte ‚Hinfl äzer‘ <strong>und</strong> Hängematten entschieden.<br />
Insbesondere wenn das Jugendfreizeitheim<br />
geschlossen ist, soll es über das neue<br />
Außengelände trotzdem einen Raum geben,<br />
an dem sich die Jugendlichen treffen können.<br />
Über die positive Anbindung an das Jugendfreizeitheim<br />
lässt sich auch in Zukunft das Prinzip<br />
Selbstöffnung der Einrichtung vermehrt verwirklichen.<br />
Einige der Jugendlichen absolvieren<br />
Kurse, um sich zum Jugendleiter zu qualifi zieren<br />
(JuLeiKa) <strong>und</strong> zur Selbstöffnung berechtigt<br />
zu sein.<br />
Jugendbolzplatz am Warturmer Platz,<br />
Woltmershausen<br />
In einer Insellage zwischen Gewerbegebiet <strong>und</strong><br />
Verkehrsstraßen liegt das Bremer Quartier Warturmer<br />
Platz. Der öffentliche <strong>Spiel</strong>platz wurde<br />
letztes Jahr in einem Beteiligungsverfahren neu<br />
<strong>und</strong> attraktiv gestaltet, jedoch fehlt ein attraktives<br />
Angebot für die Älteren. Der Zustand des<br />
benachbarten Bolzplatzes ist so schlecht, dass<br />
er perspektivisch gesperrt werden muss. Seit<br />
Jahren engagieren sich die Jugendlichen für die<br />
Rettung ihres Bolzplatzes. Sie führen kleinere<br />
Reparaturarbeiten durch, werben Spenden ein<br />
<strong>und</strong> setzen sich mit den zuständigen Institutionen<br />
auseinander. Mit Unterstützung des Förderkreises<br />
des Wohnviertels Warturmer Platz<br />
Foto: GKHW<br />
Freiraummöbel, die von Jugendlichen gewählt <strong>und</strong> akzeptiert werden, lassen Lässigkeit zu.<br />
<strong>und</strong> dem Kinder- <strong>und</strong> Jugendhaus Warturmer<br />
Platz gibt es jetzt Planungen zur Bolzplatzsanierung.<br />
Die Jugendlichen werden Abräumarbeiten<br />
übernehmen, um die Kosten für die<br />
Sanierung zu senken. Wenn alle beantragten<br />
Gelder bewilligt werden, dann kann der neue<br />
Platz noch dieses Jahr fertig werden.<br />
Stadt für alle - Platz für Jugend<br />
In den Jahren, in denen die Bremer Gemeinschaftsaktion<br />
„<strong>Spiel</strong>Räume schaffen“ läuft,<br />
wurde deutlich, dass Projekte für Jugendliche<br />
ungleich schwerer zu realisieren sind, als Projekte<br />
für Kinder. Die Kampagne des Deutschen<br />
Kinderhilfswerks, „Stadt für alle - Platz für Jugend“,<br />
hat deshalb neben der Förderung von<br />
konkreten Projekten durch begleitende Öffentlichkeitsaktionen<br />
auf die Rechte von Jugendlichen<br />
in der Stadt aufmerksam gemacht. Unter<br />
dem oben genannten Slogan wurden Poster<br />
gedruckt <strong>und</strong> Anzeigen geschaltet. Jugendliche<br />
haben selber Postkarten gestaltet <strong>und</strong> hierauf<br />
ihre Wünsche für eine jugendgerechte Stadt<br />
formuliert. Als Abschluss der Aktion wird es<br />
voraussichtlich im Herbst 2009 einen Fachtag<br />
zum Thema Jugendliche in der Stadt geben.<br />
Holger Hofmann<br />
» www.spiellandschaft-bremen.de<br />
Holger Hofmann<br />
Der Autor ist Leiter der Programmabteilung<br />
„<strong>Spiel</strong>raum“<br />
<strong>und</strong> Referent beim Deutschen<br />
Kinderhilfswerk (DKHW) in<br />
Berlin. In der Abteilung werden<br />
zahlreiche Projekte koordiniert<br />
<strong>und</strong> realisiert: das Projekt<br />
„Bewegungsbaustellen“, der<br />
Wettbewerb „ReCreate –<br />
deine Idee macht den Unterschied“,<br />
die Bremer Gemeinschaftsaktion<br />
„<strong>Spiel</strong>Räume<br />
schaffen“, der Weltspieltag,<br />
die Aktionswoche „Zu Fuß<br />
zur Schule“, das Bündnis<br />
„Recht auf <strong>Spiel</strong>“, das Projekt<br />
„Respekt“ in Uecker-Randow<br />
<strong>und</strong> die Services für Kommunen<br />
im Rahmen der Aktion<br />
„Kinderfre<strong>und</strong>liche Stadtgestaltung“.<br />
» www.dkhw.de<br />
Gesellschaft | 39
Deutsches Kinderhilfswerk<br />
unterstützt Kommunen<br />
Links<br />
www.dkhw.de<br />
www.kinderfre<strong>und</strong>lichestadtgestaltung.de<br />
www.recht-auf-spiel.de<br />
www.kinderpolitik.de<br />
40 | Gesellschaft<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> des demografi schen Wandels <strong>und</strong> schrumpfender Städte<br />
wird eine kinder- <strong>und</strong> familienfre<strong>und</strong>liche Entwicklung von Städten <strong>und</strong> Gemeinden<br />
zu einer zentralen Strategie zur Sicherung ihrer Zukunftsfähigkeit.<br />
Es bedarf dazu geeigneter Instrumente <strong>und</strong> Verfahren, die Bürgerbeteiligung<br />
<strong>und</strong> Stadtplanung miteinander verknüpfen. Das Deutsche Kinderhilfswerk ist<br />
unter anderem Initiator des Projektes „Kinderfre<strong>und</strong>liche Stadtgestaltung“<br />
<strong>und</strong> unterstützt derzeit 13 Modellkommunen mit Rat <strong>und</strong> Tat. Weitere können<br />
sich noch bewerben.<br />
Das Deutsche Kinderhilfswerk unterstützt die<br />
kommunalen Bestrebungen seit 2004 <strong>und</strong> will<br />
in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für die<br />
notwendige Aufwertung des Wohnumfeldes<br />
schaffen. Neben politischer Lobbyarbeit zum<br />
Beispiel mit dem Bündnis „Recht auf <strong>Spiel</strong>“<br />
<strong>und</strong> in Sachen (www.kinderpolitik.de) engagiert<br />
man sich auch durch den <strong>Spiel</strong>raumbeirat. Er<br />
besteht aus interdisziplinär arbeitenden Fachverständigen<br />
unterschiedlicher Berufe <strong>und</strong> Regionen.<br />
Durch Vernetzung, Förderung <strong>und</strong> Beratung<br />
will das Deutsche Kinderhilfswerk dazu<br />
beitragen, Kinderfre<strong>und</strong>lichkeit in Deutschland<br />
nicht nur politisch durchzusetzen, sondern<br />
auch konkret zu verwirklichen. Dabei sieht man<br />
die dringende Notwendigkeit, bei der Gestaltung<br />
von städtischen Freiräumen <strong>und</strong> naturnahen<br />
<strong>Spiel</strong>angeboten neue Wege zu gehen. Ziel<br />
ist ein kreatives Wohnumfeld mit öffentlichen<br />
Räumen zum Entdecken <strong>und</strong> Verändern, mit<br />
Kommunikations- <strong>und</strong> Naturerfahrungsräumen,<br />
mit hausnahen Bewegungsräumen auch<br />
auf Gehwegen <strong>und</strong> Straßen sowie mit offenen,<br />
ungenormten Bewegungs-, <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Sportplätzen<br />
für alle.<br />
<strong>Spiel</strong>leitplanung an der TU Berlin<br />
Die Lobbyarbeit zeigt ihre Wirkung auch in Bildung<br />
<strong>und</strong> Forschung: Seit Anfang 2009 wurde<br />
in Berlin-Pankow durch die Unterstützung<br />
der TU Berlin ein Projekt zur <strong>Spiel</strong>leitplanung<br />
gestartet. Damit wurde die <strong>Spiel</strong>leitplanung<br />
erstmals in einen Studiengang der Stadt- <strong>und</strong><br />
Regionalplanung aufgenommen.<br />
Modellkommunen im Programm<br />
„<strong>Spiel</strong>! Platz ist überall“<br />
Ein Instrument, das Ziel einer kinderfre<strong>und</strong>lichen<br />
Stadtgestaltung konkret zu erreichen,<br />
ist das Programm „<strong>Spiel</strong>! Platz ist überall“. Es<br />
wird durch den <strong>Spiel</strong>raumbeirat des Deutschen<br />
Kinderhilfswerkes begleitet <strong>und</strong> durch das B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Familie, Senioren, Frauen<br />
<strong>und</strong> Jugend gefördert. Im Rahmen dieses Projektes<br />
kooperiert das Deutsche Kinderhilfswerk<br />
Kooperationen mit derzeit 13 Modellkommunen:<br />
» Berlin-Pankow<br />
» Blankenfelde-Mahlow<br />
» Dortm<strong>und</strong><br />
» Eberswalde<br />
» Hennef<br />
» Karlsruhe<br />
» Mülheim an der Ruhr<br />
» Pattonville<br />
» Rietberg<br />
» Soltau<br />
» Steinfurt<br />
» Velbert (Projekt I, Projekt II)<br />
» Würselen<br />
Konkrete Hilfe:<br />
Beratung <strong>und</strong> Vernetzung<br />
Auf der Basis der Kooperationsvereinbarung<br />
können die Kommunen eine Initiativberatung<br />
durch die Mitglieder des <strong>Spiel</strong>raumbeirates in<br />
Anspruch nehmen, um ein Konzept für den Planungsprozess,<br />
die Finanzierungsmöglichkeiten<br />
<strong>und</strong> die Beteiligung von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
zu erhalten.
Jugend in der Modellkommune Berlin-Pankow<br />
Das Deutsche Kinderhilfswerk bietet darüber<br />
hinaus an, ein Fachgespräch zu organisieren,<br />
das sich an örtliche Entscheidungsträger/innen<br />
oder auch an die erweiterte Fachöffentlichkeit<br />
<strong>und</strong> interessierte Erwachsene <strong>und</strong> Jugendliche<br />
richtet (wie Vereine, Verbände oder Jugendverbände).<br />
Hier übernimmt das Deutsche Kinderhilfswerk<br />
die Kosten für die Bewerbung, das<br />
Teilnehmermanagement <strong>und</strong> die Aufwendungen<br />
für die Expertinnen <strong>und</strong> Experten.<br />
Unterstützung von Starterprojekten<br />
Darüber hinaus werden die Modellkommunen<br />
darin unterstützt, Starterprojekte öffentlichkeitswirksam<br />
darzustellen. Die Hilfe geht von<br />
der Beratung hin bis zu fi nanziellen Mitteln für<br />
Pressekonferenzen.<br />
Evaluation des Entwicklungsprozesses<br />
Eine begleitende lösungsorientierte Evaluation<br />
soll den Kommunen helfen, den Entwicklungsprozess<br />
kritisch zu begleiten <strong>und</strong> ihn als beispielgebend<br />
für andere Kommunen aufzubereiten.<br />
Hierfür stellt das Deutsche Kinderhilfswerk<br />
weitere Beratungsst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> die Aufarbeitung<br />
von Materialien bereit.<br />
Abschlussveranstaltung<br />
Die Nachhaltigkeit des Beteiligungs- <strong>und</strong> Planungsverfahrens<br />
wird durch eine Abschlussveranstaltung<br />
befördert. Ferner lässt sich darüber<br />
Transparenz zu Erfolgen, Schwierigkeiten <strong>und</strong><br />
der Fortführung herstellen.<br />
„Unser Ziel ist ein kreatives Wohnumfeld mit<br />
öffentlichen Räumen zum Entdecken <strong>und</strong> Verändern,<br />
mit Kommunikations- <strong>und</strong> NaturerfahÖffentlichkeitsarbeitrungsräumen,<br />
mit hausnahen Bewegungsräu-<br />
Alle Kommunen men auch auf Gehwegen <strong>und</strong> Straßen sowie mit<br />
werden auf der<br />
Website www.<br />
offenen, ungenormten Bewegungs-, <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong><br />
kinderfre<strong>und</strong>liche- Sportplätzen für alle.“<br />
stadtgestaltung.<br />
de präsentiert <strong>und</strong><br />
Michael Kruse, Pressesprecher <strong>und</strong> Leiter Information <strong>und</strong> Öffentlichkeits-<br />
beispielgebend in<br />
den Kommunikaarbeit,<br />
Deutsches Kinderhilfswerk e.V.<br />
tionsmitteln des<br />
Deutschen Kinderhilfswerkes transportiert. Aus<br />
den gewonnen Projekterkenntnissen wird in Abstimmung<br />
den Kommunen eine Ausstellungsplakat<br />
erstellt. Ferner werden den Kommunen<br />
„freecards“ bereitgestellt, die an öffentliche<br />
<strong>und</strong> private Organisationen verteilt werden<br />
sowie auf das lokale Engagement aufmerksam<br />
machen oder zur Bewerbung von Veranstaltungen<br />
dienen.<br />
Darüber hinaus erhalten die Modellkommunen<br />
Informationsmedien <strong>und</strong> Fachveranstaltungen<br />
des Deutschen Kinderhilfswerkes zu Sonderkonditionen.<br />
Es lohnt sich also, Modellkommune<br />
zu werden. D.T.<br />
Foto: Klaus Abt, TU Berlin<br />
Gesellschaft | 41
„Die Straße ist keine<br />
gute Kinderstube“<br />
Straßenkinder in Deutschland<br />
– ist das denn wirklich<br />
ein Problem oder existieren<br />
die nur in Filmen? Die<br />
FreeLounge-Redaktion ist<br />
der Frage nachgegangen<br />
<strong>und</strong> hat jemanden kennengelernt,<br />
der es genau weiß.<br />
42 | Gesellschaft<br />
Off Road Kids Stiftung<br />
Markus Seidel<br />
Der Donaueschinger Soziologe,<br />
Journalist <strong>und</strong> Buchautor<br />
Markus Seidel (42) ist Gründer<br />
<strong>und</strong> Vorstandsprecher der Off<br />
Road Kids Stiftung. Für sein<br />
Engagement wurde er vom<br />
Gründer des Davoser Weltwirtschaftsforums,<br />
Professor<br />
Klaus Schwab, als „Social<br />
Entrepreneur“ ausgezeichnet.<br />
Altb<strong>und</strong>espräsident Johannes<br />
Rau verlieh Seidel das B<strong>und</strong>esverdienstkreuz.<br />
Off Road Kids<br />
erhielt von B<strong>und</strong>espräsident<br />
Horst Köhler 2009 zweimal<br />
den Preis „Ausgewählter Ort<br />
im Land der Ideen“.<br />
» www.offroadkids.de<br />
Das sagt Markus Seidel. Er ist Vorstandssprecher<br />
der Off Road Kids Stiftung, die Straßenkindern<br />
in Deutschland hilft – allerdings so, dass aus<br />
Ausreißern möglichst gar nicht erst Straßenkinder<br />
werden <strong>und</strong> für die, die es längst sind,<br />
schnellstmöglich aussichtreiche Lebensperspektiven<br />
gef<strong>und</strong>en werden. Daher betreibt die<br />
Stiftung in Großstädten wie Berlin, Dortm<strong>und</strong>,<br />
Hamburg <strong>und</strong> Köln Streetwork-Stationen <strong>und</strong><br />
beschäftigt dort Straßensozialarbeiter, die an<br />
allen sieben Wochentagen auf der Suche nach<br />
Kindern, Jugendlichen <strong>und</strong> jungen Erwachsenen<br />
sind, die – oft wegen Misshandlungen oder<br />
Missbrauchs – von zuhause abgehauen sind<br />
<strong>und</strong> ihr Glück auf eigene Faust in der Anonymität<br />
der Großstadt suchen.<br />
„Das gelingt ihnen aber nicht“, blickt der mittlerweile<br />
42-jährige Journalist, Soziologe <strong>und</strong><br />
Buchautor (Straßenkinder in Deutschland,<br />
Ullstein) auf mittlerweile 15 Jahre Straßensozialarbeit<br />
zurück: „Unsere Streetworker haben<br />
inzwischen mehr als 1600 junge Menschen<br />
erfolgreich aus dem Straßendasein heraus in<br />
aussichtsreiche Lebensperspektiven vermitteln<br />
können. Ich kenne keinen der jemals auf der<br />
Straße Karriere gemacht hätte.“ Ein wesentlicher<br />
Erfolgsfaktor bei der Vermittlung der oft<br />
sehr verzweifelten Jugendlichen sei der Zeitfaktor:<br />
„Wir müssen schneller sein, als Drogendealer<br />
<strong>und</strong> Freier.“ Andernfalls werde es ungleich<br />
schwerer, überhaupt mit Ausreißern so<br />
frühzeitig in Kontakt zu kommen, dass sie die<br />
vermeintlichen Annehmlichkeiten des Straßenlebens<br />
nicht kennen lernen. So ziemlich alles,<br />
was das Straßenleben für Ausreißer attraktiv<br />
erscheinen lasse, sei gefährlich, erläutert Seidel:<br />
„Obdachlosenspeisungen, Notschlafstellen,<br />
gesellige <strong>und</strong> trinkfreudige Treffpunkte, wilde<br />
Partys – das alles lockt jugendliche Ausreißer<br />
magnetisch an.“<br />
Talfahrt ins Unglück<br />
Der Effekt sei verheerend – zumal die meisten<br />
Minderjährigen schulpfl ichtig seien <strong>und</strong> sich<br />
mit jedem Tag auf der Straße weiter ins Abseits<br />
bewegten. Was anfangs noch als lustig erlebt<br />
werde, „wird schnell zur rasanten Talfahrt in<br />
den Drogen- <strong>und</strong> Prostitutionssumpf mit allen<br />
lebensgefährlichen Infektionsgefahren“, gibt<br />
Julia Zahidi, Leiterin der Kölner Streetwork-<br />
Station von Off Road Kids, zu bedenken: „Jeder<br />
gebildete Mensch muss doch erkennen, dass<br />
das für Kinder gefährlich ist. Die haben doch<br />
keine Ahnung, wie lebensbedrohlich Hepatitis-<br />
C <strong>und</strong> HIV-Infektionen sind. Woher auch?“<br />
Schon die Infektionsgefahr reiche aus, jeden<br />
Gedanken an Sozialromantik zu begraben, so<br />
Markus Seidel: „Es braucht keine ‚Sozialraumplanung’<br />
für Straßenkinder in Deutschland. Es<br />
muss sichergestellt werden, dass verzweifelte<br />
junge Menschen hierzulande niemals auf der<br />
Straße landen!“ Es wäre kontraproduktiv, Bereiche<br />
etwa auf der Kölner Domplatte, am Berliner<br />
Alexanderplatz, an der Frankfurter Konstablerwache<br />
oder am Hamburger Hauptbahnhof<br />
speziell für Straßenkinder <strong>und</strong> junge Obdachlose<br />
einzurichten: „Das hätte eine sofortige<br />
magnetische Anziehungskraft auf potentielle<br />
Ausreißer. Dort laufen ja jeden Tag jede Menge<br />
Schulklassen vorbei.“<br />
Weniger Szene ist hilfreich<br />
Seit die Junkie-Meile an der nach St. Georg ausgerichteten<br />
Seite des Hamburger Hauptbahnhofs<br />
mit einer Polizeistation zugebaut wurde<br />
<strong>und</strong> die Drogenszene weitgehend vertrieben<br />
wurde, müsse man klar erkennen, dass neue<br />
Ausreißer nicht automatisch nach ihrer Ankunft<br />
Zugang zur Szene hätten, resümiert Markus<br />
Seidel die in Fachkreisen vielfach kritisierte<br />
Hamburger Strategie: „Das hat durchaus Vor-
teile für unsere Arbeit. Wir können so schneller<br />
<strong>und</strong> ungestörter Kontakt zu den Jugendlichen<br />
aufbauen <strong>und</strong> Perspektiven recherchieren.“<br />
Diesem Argument stimmt Jens Elberfeld, Leiter<br />
der Dortm<strong>und</strong>er Streetwork-Station von<br />
Off Road Kids zu: „Weniger Szene ist hilfreich.<br />
Wer auf der Straße sehr allein ist, lässt sich<br />
eher helfen.“ Doch Straßenszenen lösen sich<br />
nicht von selbst auf. Das sei eine zeitaufwändige<br />
Arbeit, so Elberfeld, <strong>und</strong> Vertreibung wirke<br />
nur kurzzeitig: „Wenn in den Wintermonaten<br />
weniger junge Menschen im Obdachlosenmilieu<br />
auftauchen, helfen wir auch den Älteren<br />
bei Ämtergängen <strong>und</strong> Wohnungssuche. Nur so<br />
können wir die Bildung neuer Szenetreffpunkte<br />
in Grenzen halten.“<br />
Sponsoren – Treibstoff für die Stiftung<br />
Dabei ist die Sozialraumplanung <strong>und</strong> -organisation<br />
gar keine Aufgabe der Off Road Kids Stiftung,<br />
denn die Hilfsorganisation betreibt ihre<br />
vier Streetwork-Stationen in Berlin, Dortm<strong>und</strong>,<br />
Hamburg <strong>und</strong> Köln ausnahmslos mit Spendengeldern.<br />
Staatliche Unterstützung gab es bis<br />
heute nie. Namhafte Förderer wie die Vodafone<br />
Stiftung Deutschland, die Deutsche Bahn AG,<br />
Permira, die Bausparkasse Schwäbisch Hall, die<br />
Franz Beckenbauer Stiftung, der Red Nose Day<br />
(ProSieben) aber auch Privatspender unterstützen<br />
die Strategie von Off Road Kids <strong>und</strong> sorgen<br />
seit 15 Jahren dafür dass die Stiftung ihre Straßensozialarbeiter<br />
Tag um Tag auf die Straße<br />
schicken kann, obendrein zwei Kinderheime in<br />
Bad Dürrheim im Schwarzwald nicht ins Stocken<br />
geraten, eine Elternberatungs-Hotline zur<br />
Verfügung steht <strong>und</strong> Erzieherinnen auch ohne<br />
Abitur im stiftungseigenen „Hochschulinstitut<br />
für Pädagogikmanagement IfPM“ berufsbegleitend<br />
studieren können.<br />
„Von unserer Arbeit profi tieren nicht nur die Jugendlichen,<br />
denen wir direkt helfen“, freut sich<br />
Off Road Kids Gründer Markus Seidel: „Auch<br />
die Gesellschaft hat viel davon – rein optisch in<br />
den Großstädten <strong>und</strong> vor allem fi nanziell durch<br />
frühzeitig vermiedene Sozialhilfefälle.“ Letzteres<br />
summiere sich durch die Arbeit von Off<br />
Road Kids nach mittlerweile 15 Jahren auf etwa<br />
eine Milliarde Euro an Sozialausgaben, die dem<br />
Staatshaushalt erspart geblieben seien.<br />
Fotos: Off Road Kids<br />
Gesellschaft | 43
Völker,<br />
kommt auf diesen Platz!<br />
Auf Einladung von Neukölln.TV kamen Menschen aus vierzig Nationen zusammen – <strong>und</strong> Reinhold Steinle als schwäbischer Stadtführer in Berlin.<br />
Liest man über Neukölln, so<br />
fi ndet sich immer der Satz<br />
„Menschen aus 160 Nationen<br />
wohnen hier“. Diese<br />
Vielfalt lässt in manchen<br />
Köpfen bedrohliche Szenarien<br />
entstehen. Das interaktive<br />
Web-Fernsehen<br />
Neukölln.TV wollte wissen,<br />
ob sich die Nationen an einem<br />
Tag zusammenbringen<br />
lassen <strong>und</strong> was dann so alles<br />
passiert.<br />
44 | Gesellschaft<br />
Menschen aus Martinique <strong>und</strong> Malaysia, aus<br />
Kamerun <strong>und</strong> Kroatien: Lang war die Liste der<br />
Nationen, die am 24. September auf dem Platz<br />
der Stadt Hof im Stadtteil Neukölln vertreten<br />
waren. Es war eine lebendige Vielfalt <strong>und</strong> eine<br />
schöne Atmosphäre an einem angenehmen<br />
Spätsommertag – aber statt 160 Nationen<br />
konnte Neukölln TV dann doch „nur“ Menschen<br />
aus 40 Ländern mobilisieren. Die Veranstalter<br />
waren mit der Aktion dennoch sehr zufrieden:<br />
Ihr Plan ging auf, für ein paar Minuten die Zeit<br />
anzuhalten <strong>und</strong> den Blick der gefühlten, geborenen,<br />
zugereisten <strong>und</strong> durchreisenden Berlinerinnen<br />
<strong>und</strong> Berliner auf die positive Vielfalt<br />
Neuköllns zu richten.<br />
Der Platz als Salon der Karl-Marx-<br />
Straße<br />
Im Anschluss daran konnten Neuköllner verschiedener<br />
Nationen einen Teil des Platzes<br />
nacheinander als kleinen kulturellen Salon inszenieren.<br />
Bei arabischer Gastfre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong><br />
der Lesung von Gedichten in arabischer <strong>und</strong><br />
deutscher Sprache, afrikanischer Musik <strong>und</strong><br />
hinduistischen Ritualen der Platzweihung haben<br />
sich den Passanten neue Blickwinkel auf<br />
einen kleinen urbanen Raum eröffnet, der bislang<br />
viel zu wenig in das Stadtleben integriert<br />
ist. Der Platz der Stadt Hof an der Karl-Marx-<br />
Straße in Neukölln ist bislang kein Ort, an dem<br />
man zur Ruhe kommen könnte. So wie die Stadt<br />
Hof vor der Maueröffnung vor allem als Transitort<br />
wahrgenommen wurde, hasten die Menschen<br />
im Alltag über den Platz der Stadt Hof.<br />
Das war am 24. September ganz anders <strong>und</strong> hat<br />
einen Vorgeschmack darauf gegeben, wie sich<br />
der Ort in Zukunft wandeln könnte. Denn das<br />
Bezirksamt wird durch eine Umgestaltung mit<br />
Stadtmöblierung dafür sorgen, dass der Freiraum<br />
eine neue Qualität als tatsächlicher Platz<br />
erhalten wird. A.M.<br />
Der Platz der Stadt Hof in Neukölln als Salon<br />
verschiedener Nationen: Passanten beteiligten sich<br />
an den hinduistischen Ritualen, mit denen der Platz<br />
geweiht wurde.<br />
Foto: A. Gründler<br />
Foto: A. Gründler
Ruhestörung, privilegierter Lärm, Mietminderung, Schallschutzwände, erweiterte<br />
Toleranzgrenze, Schallpegelmessung… - Wörter wie diese füllen viele<br />
Aktenmeter in deutschen Gerichten. Sie zeugen von den Streitigkeiten, die<br />
das Kinderspiel mit sich bringen kann. Kommunen kennen solche Fälle zur<br />
Genüge. Gibt es Lösungsmöglichkeiten?<br />
Unstreitig ist, dass <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> <strong>und</strong> Heranwachsen<br />
zusammengehören. Unstreitig <strong>und</strong> unvermeidbar<br />
ist auch, dass <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> mit Geräuschentwicklung,<br />
ja sogar Lärm verb<strong>und</strong>en ist. Art, Lautstärke<br />
<strong>und</strong> Zeitpunkt dieser Geräusche sind jedoch<br />
Zankäpfel im Zusammenleben. Wie laut Kinder<br />
in bestimmten Altersgruppen sein können,<br />
zeigt sich in Kindertagesstätten, wo die lieben<br />
Kleinen einen solchen Lärm machen, dass die<br />
Betreuerinnen eigentlich Gehörschutzkapseln<br />
tragen müssten, dies aber nicht tun. Dabei darf<br />
Lärm niemanden krank machen. Auch das ist<br />
unstrittig.<br />
Mittlerweile urteilen die Richter etwas kinderfre<strong>und</strong>licher<br />
als in der Vergangenheit. Wer gegen<br />
<strong>Spiel</strong>platzlärm klagt, hat zunehmend schlechte<br />
Karten. Dennoch bleibt das Klagen über Kinderlärm<br />
ein Problem für Städte <strong>und</strong> Gemeinden.<br />
Manche Fälle sind skurril. Ein <strong>Spiel</strong>platz in Köln<br />
ist beispielsweise jetzt mit einem 2,50 m hohen<br />
Zaun umgeben, dessen Tür nur drei St<strong>und</strong>en am<br />
Tag geöffnet ist. In einer anderen Kommune<br />
sucht eine der beliebten Vogelnestschaukeln<br />
schon länger nach einem Asyl. Und auf einem<br />
Fußballplatz darf der Verein nach 20 Uhr nicht<br />
mehr trainieren <strong>und</strong> Trillerpfeifen sind völlig<br />
verboten. Besonders im Bereich der <strong>Spiel</strong>plätze<br />
für Jugendliche <strong>und</strong> Heranwachsende verstärkt<br />
Streitobjekt<br />
Kinderspiel<br />
sich das Problem dadurch, dass hier die Lärmschutzverordnung<br />
anzuwenden ist. Und da wird<br />
eben unerbittlich in Dezibel gemessen. Was<br />
hilft in solchen Situationen?<br />
Der Hamburger Weg<br />
Hamburgs großes Wohnungsuntermehmen<br />
SAGA GWG bietet r<strong>und</strong> 300.000 Menschen auf<br />
dem Hamburger Markt Mietwohnungen <strong>und</strong><br />
Gewerbeobjekte. 800 <strong>Spiel</strong>plätze <strong>und</strong> 80 Bolzplätze<br />
gehören ebenfalls dazu. Mit 950 Mitarbeitern<br />
<strong>und</strong> etwa 40 Auszubildenden stärkt<br />
SAGA GWG die Lebensqualität in der Stadt mit<br />
fi nanziellen Haushaltsbeiträgen <strong>und</strong> mit besonderem<br />
Engagement für den sozialen Ausgleich<br />
in den Quartieren, unter anderem durch stadtteilbezogene<br />
Angebote für Sport <strong>und</strong> Kultur.<br />
Um in den Wohnvierteln positive Entwicklungen<br />
zu unterstützen, investiert der Unternehmensverb<strong>und</strong><br />
mit großem Aufwand in seine<br />
Bestände <strong>und</strong> gleichzeitig in fl ankierende Maßnahmen<br />
zur sozialen Quartiersentwicklung.<br />
Dazu zählt auch die stadtteilnahe Förderung<br />
von Sport <strong>und</strong> Kunst. Damit unterstützt SAGA<br />
GWG Strukturen, mit denen Hamburg wachsen<br />
kann: stabile Nachbarschaften in lebenswerten,<br />
attraktiven Quartieren. Initiativen, Mietergruppen<br />
<strong>und</strong> Themen aus den Quartieren haben mit<br />
Gesellschaft | 45
Foto: SAGA GWG, Hamburg<br />
Ein <strong>Spiel</strong>platz mitten zwischen den auf Passivhaus-Standard<br />
sanierten Gebäuden der Riedsiedlung<br />
46 | Gesellschaft<br />
dem Stadtteilfernsehen eine beachtete Bühne<br />
in der Stadt. All dies führt zu stabilen Nachbarschaften<br />
<strong>und</strong> ist zugleich Voraussetzung für<br />
den ökonomischen Erfolg des Unternehmens als<br />
Systemvermieter <strong>und</strong> Bestandshalter. Diese Balance<br />
kennzeichnet den Hamburger Weg.<br />
Der Pressesprecher der SAGA GWG, Mario<br />
Spitzmüller, zeigte in einem Gespräch verschiedene<br />
Maßnahmen auf, die ineinandergreifen<br />
<strong>und</strong> letztlich zu einer größeren Identifi kation<br />
der Mieter mit ihrem Wohnquartier führen.<br />
Gleichzeitig werden Lärmprobleme <strong>und</strong> Vandalismusschäden<br />
stark verringert. Die meisten<br />
Wohnviertel sind ruhig. Aber auch hier gibt<br />
es nachbarschaftliche Interessenkonfl ikte. Da<br />
schlichtet die SAGA. Und im Vorfeld einer Maßnahme<br />
im Außenbereich wird eine breite Beteiligung<br />
der Anwohner praktiziert.<br />
Erfolgsrezept mit vielen guten Zutaten<br />
Mario Spitzmüller: „Es ist das Gesamtkonzept<br />
<strong>und</strong> es sind die Details, die hier in Hamburg<br />
wirken. Gerade bei Bolz- oder Bewegungsplätzen<br />
achten wir beispielsweise darauf, dass sie<br />
einerseits attraktiv für die Jugendlichen <strong>und</strong><br />
Heranwachsenden sind, andererseits aber auch<br />
Rücksicht auf die Anwohner nehmen. Fußballtore<br />
werden zur Lärmreduzierung elastisch gelagert,<br />
die Beläge bestehen aus hochwertigem<br />
Kunststoff <strong>und</strong> selbst die Gittertore an den Zugängen<br />
schließen dank Dämpfung angenehm<br />
leise.“<br />
Eine wichtige Säule im Konzept sind die Hauswarte.<br />
Sie fungieren als Ansprechpartner. Auch<br />
in dem Sinne, dass sie Jugendliche ansprechen<br />
<strong>und</strong> auf ihr Fehlverhalten hinweisen. Sie sind<br />
gut geschult, kennen sich auch mit der Drogenproblematik<br />
aus <strong>und</strong> reagieren schnell auf<br />
Vandalismus.<br />
Frau Regehly <strong>und</strong> Herr Mahler –<br />
zwei der Hamburger Conciergen<br />
Foto: SAGA GWG, Hamburg<br />
Mario Spitzmüller: „Man darf Vandalismus <strong>und</strong><br />
Verschmutzung nicht tolerieren. Wir gehen dagegen<br />
vor. Auch schon einmal über den Weg<br />
einer Anzeige. Vor allem aber beseitigen wir<br />
Verschmutzungen oder Schäden kurzfristig.<br />
Grafi tti, die nur wenige St<strong>und</strong>en zu sehen sind,<br />
machen keinen Spaß mehr.“<br />
Ein anderes Beispiel ist die Neugestaltung einer<br />
Parkanlage in einem Wohnviertel. Vor der<br />
Revitalisierung alten Viertels hat man sich mit<br />
Mietern an einen R<strong>und</strong>en Tisch gesetzt. Gemeinsam<br />
mit ihnen <strong>und</strong> Landschaftsgärtnern<br />
wurden Vorschläge erarbeitet <strong>und</strong> Wünsche<br />
<strong>und</strong> Bedenken eingebracht. Das Ergebnis lässt<br />
sich sehen: Die Identifi kation der Mieter mit ihrem<br />
Viertel ist gestiegen <strong>und</strong> die Bereitschaft<br />
zur Randale sehr gering.<br />
Conciergen für das Wohlgefühl<br />
Und schließlich ist ein wichtiges Element das<br />
Konzept der Conciergen, das Mario Spitzmüller<br />
beschreibt: „Bei großen Wohnanlagen, wie<br />
Hochhäusern, gibt ein Büro, in dem ein Concierge<br />
tätig ist. Derzeit sind es insgesamt 80 Logen<br />
mit 200 Mitarbeitern – Langzeitarbeitslose,<br />
die im Rahmen einer Berufsqualifi zierung von<br />
10 Monaten diese wichtige Aufgabe übernehmen.<br />
Sie arbeiten als Hausbetreuer, achten auf<br />
Sauberkeit, sind Ansprechpartner für die Mieter,<br />
nehmen auch mal ein Paket entgegen, verwalten<br />
Mietergemeinschaftsräume. Das Konzept<br />
greift. Die Menschen fangen wieder an, sich einen<br />
guten Tag zu wünschen. Fahrstühle bleiben<br />
sauber. Überall, wo das Conciergen-Konzept<br />
praktiziert wird, konnten die Vandalsimuskosten<br />
halbiert werden. Und die Hausbetreuer erfahren<br />
Anerkennung, blühen auf <strong>und</strong> können<br />
in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden.<br />
Jeder Vierte bekommt auf diese Weise einen<br />
neuen Vollzeit-Arbeitsplatz.“
Patentrezepte gibt es nicht. Bereits diese wenigen<br />
Beispiele zeigen jedoch, worauf es ankommt.<br />
Wo man sich kümmert, miteinander<br />
spricht, Teilhabe am Geschehen vermittelt, also<br />
das Miteinander fördert, dort verringern sich<br />
auch die Probleme mit Lärmbelästigung <strong>und</strong><br />
Randale.<br />
Glückliches Wolfsburg<br />
In einer ganz anderen Lage ist die Stadt Wolfsburg.<br />
Es ist eine junge Kommune mit derzeit<br />
120.000 Einwohnern <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 170 <strong>Spiel</strong>plätzen.<br />
Eine verdichtete Bebauung wie in anderen<br />
Städten gibt es hier nicht. Und mit einem<br />
ausgefeilten <strong>Spiel</strong>platzkonzept lassen sich hier<br />
fast alle Probleme vermeiden. Streitfälle zum<br />
Thema Kinderlärm sind sehr selten.<br />
Bereits im Jahr 2005 brachte die Stadt Wolfsburg,<br />
in Federführung des Geschäftsbereichs<br />
Jugend <strong>und</strong> Kooperation des Geschäftsbereichs<br />
Grün, das <strong>Spiel</strong>raumkonzept auf den Weg. Ziel<br />
war <strong>und</strong> ist es, einen konzeptionellen Rahmen<br />
zu schaffen, in dem die öffentlichen <strong>Spiel</strong>angebote<br />
für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche gemäß dem<br />
sich wandelnden demographischen <strong>und</strong> sozialstrukturellen<br />
Bedingungen <strong>und</strong> Anforderungen<br />
entwickelt werden. Das <strong>Spiel</strong>raumkonzept gewährleistet,<br />
dass für jeden Stadt- <strong>und</strong> Ortsteil<br />
Wolfsburgs ein bedarfsgerechtes, öffentliches<br />
<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Freiraumangebot besteht. Anhand<br />
pädagogischer <strong>und</strong> psychologischer Kriterien<br />
unterliegen die <strong>Spiel</strong>räume umfassender Qualitätskriterien,<br />
die in erster Linie der Entwicklungsförderung<br />
der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
dienen.<br />
<strong>Spiel</strong>raumkonzept<br />
Die Stadt Wolfsburg führte aufgr<strong>und</strong> des <strong>Spiel</strong>raumentwicklungsplanes<br />
eine Bestandsaufnahme<br />
in allen Stadt- <strong>und</strong> Ortsteilen durch <strong>und</strong><br />
erarbeitete nach <strong>und</strong> nach für die Stadt- <strong>und</strong><br />
Ortsteile eigene <strong>Spiel</strong>raumkonzepte. Diese beschäftigen<br />
sich neben der sozialen, demographischen<br />
<strong>und</strong> nutzungsintensiven Indikatoren<br />
<strong>und</strong> Strukturen des Stadtteiles vor allem mit<br />
dem Bedürfnissen <strong>und</strong> Wünschen der Kinder.<br />
Allein in diesem Jahr stellt die Stadt Wolfsburg<br />
mit dem sog. Sofortprogramm aus dem Konjunkturpaket<br />
II r<strong>und</strong> 1 Million Euro in die qualitative<br />
Infrastruktur Wolfsburger <strong>Spiel</strong>plätze zur<br />
Verfügung.<br />
Die Stadt geht bei Sanierung, bzw. Neuanlage<br />
eines <strong>Spiel</strong>platzes wie folgt vor: Eine <strong>Spiel</strong>raumkommission<br />
bestehend aus Vertretern von<br />
Foto: Stadt Wolfsburg<br />
Kinder bestimmen in Wolfsburg bei der Planung mit<br />
Vereinen <strong>und</strong> Institutionen, Schulen usw. <strong>und</strong><br />
delegierte Mitglieder des Ortsrates erarbeitet<br />
ein Ortsteilkonzept, welches zur Beratung<br />
im Ortsrat vorgelegt wird. Bei Einbindung von<br />
Schulhöfen oder Sportplätzen erfolgt auch<br />
eine Beratung im Schul- <strong>und</strong> Sportausschuss.<br />
Danach erfolgen eine Empfehlung im Jugendhilfeausschuss<br />
<strong>und</strong> die Beratung im Finanzausschuss.<br />
Dann folgt der Ratsbeschluss. Besonders<br />
ist, dass die Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen bei der<br />
Anlage <strong>und</strong> Sanierung von <strong>Spiel</strong>plätzen mitwirken.<br />
Kinder des Wohngebietes oder Schüler<br />
entsprechender Schulen, dürfen bei „ihrem“<br />
<strong>Spiel</strong>platz mitentscheiden <strong>und</strong> auswählen. In<br />
Planungsworkshops erarbeiten die Kinder gemeinsam<br />
mit Architekten <strong>und</strong> Pädagogen, wie<br />
„ihr“ <strong>Spiel</strong>platz einmal aussehen soll.<br />
München – große Stadt mit<br />
wenig Kindern<br />
Bezüglich der Lärmproblematik hat die Bayerische<br />
Hauptstadt ein besonderes Problem. Sie<br />
ist sehr groß, teilweise hoch verdichtet <strong>und</strong><br />
hat relativ wenige Haushalte mit Kindern - nur<br />
etwa 16 %. Und die Erfahrung hat gezeigt: Je<br />
weniger Kinder da sind, desto höher das Konfl<br />
iktpotenzial. Es sind nicht nur planerische<br />
Absichten <strong>und</strong> ihre Umsetzung, wie man plant<br />
<strong>und</strong> gestaltet. Konfl ikte sind induziert durch soziales<br />
Miteinander oder Nicht-Miteinander. Die<br />
Konfl ikte entstehen oft durch Reaktionen von<br />
Gesellschaft | 47<br />
Foto: Stadt Wolfsburg
48 | Gesellschaft<br />
Foto: Stadt München<br />
Eine Kinder-Jury prüft in München <strong>Spiel</strong>plätze<br />
wenigen. Die Stadt ist verpfl ichtet, sich an die<br />
bestehenden Aufl agen zu halten. Jana Frädrich,<br />
die Kinderbeauftragte der Stadt kennt die Materie<br />
nur zu gut.<br />
Jana Frädrich: „Wir sind im Bereich Kinderspiel<br />
noch relativ auf der guten Seite, weil man ja<br />
dieses Planzeichen festsetzen kann. Und Kinderspiel<br />
wird vor Gericht eigentlich ziemlich<br />
einheitlich als sozial adäquater Lärm gesehen.<br />
Ganz schwierig sind die Flächen für größere<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche. Da unterliegen wir der<br />
B<strong>und</strong>esimmissionsschutzgesetzgebung <strong>und</strong> die<br />
setzt Plätze für Bolzen, Skaten <strong>und</strong> die ganzen<br />
bewegungsintensiven <strong>Spiel</strong>plätze Sportstätten<br />
gleich. Die unterliegen<br />
also den gleichen Bedingungen<br />
wie ein Fußballstadion.<br />
In reinen Wohngebieten<br />
müssen wir<br />
Abstandsfl ächen von 140<br />
m zur nächsten Wohnbebauung<br />
einhalten in allgemeinen<br />
Wohngebieten<br />
immerhin noch 90 Meter<br />
– <strong>und</strong> die bekommen wir<br />
in der Regel in hoch verdichteten<br />
Städten nicht<br />
mehr realisiert.“<br />
Das BImSchG hat Schuld<br />
Schaukel, Rutsche <strong>und</strong> Sandkasten sind bis zu<br />
einem Alter von 7 Jahren attraktiv. Und dann<br />
völlig out. Aber auch 8- bis. 17-Jährige haben<br />
ein Recht auf <strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> Bewegung. Solche Freiräume<br />
anzubieten, fällt schwer. Das ist dafür mit<br />
verantwortlich, dass in den Städten mit dichter<br />
Foto: Stadt München<br />
Bebauung für die größeren Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
nicht mehr <strong>Spiel</strong>räume in adäquater Form<br />
im öffentlichen Bereich vorgehalten werden<br />
können. Lediglich an manchen Stellen, wie in<br />
Parks, lassen sich die gesetzlichen Abstände realisieren.<br />
Nur: die Flächen werden nicht abseits<br />
gebraucht, sondern mitten in Wohnvierteln. Da<br />
halten sich die Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen auf.<br />
Jana Frädrich klingt kämpferisch, wenn sie sagt:<br />
„Wir müssen es schaffen, die bewegungsintensiven<br />
Flächen in den Wohngebieten realisieren.<br />
Das geht nur mit einer entsprechenden Änderung<br />
des B<strong>und</strong>es-Immissionsschutzgesetzes<br />
(BImSchG). München hat da bereits vor vielen<br />
Jahren über die <strong>Spiel</strong>raumkommission einen<br />
Vorstoß unternommen. Es scheitert bislang an<br />
den Zuständigkeiten, an den Einwänden der<br />
Ökologen, dann kommt der Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />
mit dem Thema „Lärm ist Umweltverschmutzung“<br />
<strong>und</strong> so weiter. Und da w<strong>und</strong>ern wir uns,<br />
wenn sich Kinder <strong>und</strong> Jugendliche auf Computerspiele,<br />
Fernsehen <strong>und</strong> insgesamt auf konsumorientiertes<br />
Verhalten zurückziehen. Das<br />
macht keinen Sinn.“<br />
Die Stadt München hat einen zweiten Vorstoß<br />
über die <strong>Spiel</strong>raum-Kommission <strong>und</strong> das Planungsreferat<br />
unternommen, denn auch hier<br />
gibt es seit vielen Jahren ein „Konzept <strong><strong>Spiel</strong>en</strong>“<br />
(1999). Nun soll das Planzeichen J für jugendgerechtes<br />
<strong><strong>Spiel</strong>en</strong> etabliert werden. Das hängt<br />
noch in der Schwebe. Neben etlichen anderen<br />
Maßnahmen, die das <strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> Bewegung für<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche verbessert werden sollen,<br />
gibt es auch modellhafte Bemühungen,<br />
bei sozialen Konfl ikten zu vermitteln. Da viele<br />
<strong>Spiel</strong>plätze auf privatem Gr<strong>und</strong> liegen, hat<br />
Foto: Stadt München
die Stadt München einen Wettbewerb für ein<br />
kinder- <strong>und</strong> familienfre<strong>und</strong>liches Wohnumfeld<br />
initiiert <strong>und</strong> bereits zweimal positive Beispiele<br />
ausgezeichnet, wo private Wohnungsbauunternehmen<br />
mehr leisten als das Notwendige <strong>und</strong><br />
das Übliche. Zudem gibt es im Büro der Kinderbeauftragten<br />
eine Ombudsstelle, die sich<br />
ganz stark um Konfl iktbereiche kümmert. Und<br />
ein weiterer Meilenstein konnte im September<br />
2009 erreicht werden, als eine der größten<br />
städtischen Wohnbaugesellschaften, die GWG,<br />
eine kinderfre<strong>und</strong>liche Hausordnung einführte.<br />
Informieren, appellieren, vermitteln<br />
Zudem wurde eine so genannte Post von der<br />
Kinderbeauftragten entwickelt. Darin sind die<br />
rechtlichen Rahmenbedingungen aufgegriffen,<br />
die für die häufi gsten Konfl iktfelder mit spielenden<br />
<strong>und</strong> lärmenden Kindern bestehen. Seit Existieren<br />
dieser Handreichung sind die gemeldeten<br />
Fälle von Konfl ikten deutlich zurückgegangen.<br />
Eine Briefwurfsendung, in der der Oberbürgermeister<br />
persönlich für mehr Kinderfre<strong>und</strong>lichkeit<br />
wirbt, gibt ebenfalls Hinweise zu Lösungen<br />
in Konfl iktfällen. Hinzu kommt eine persönliche<br />
Beratung <strong>und</strong> in ganz gravierenden Fällen die<br />
Zusammenarbeit mit externen Mediatoren.<br />
Ein wesentlicher Punkt ist das gute Miteinander.<br />
Jana Frädrich betont: „Rücksichtnahme ist<br />
ein Zauberwort. Eine meiner ersten Empfehlungen<br />
ist: ´Reden Sie miteinander, kommen Sie<br />
ins Gespräch, versuchen Sie gemeinsam eine<br />
Lösung zu fi nden, bevor es zum Gericht geht´.<br />
Je weniger man tut, desto mehr eskaliert ein<br />
Konfl ikt.“<br />
Das scheint neben der Fülle von Maßnahmen<br />
einer der Kernpunkte der gesamten Problematik<br />
zu sein. Ob Hamburger Weg, Wolfsburger <strong>Spiel</strong>raumkommission<br />
oder die Arbeit der Münchner<br />
Kinderbeauftragten – miteinander zu reden,<br />
aufeinander einzugehen, sich offen für Lösungen<br />
zu zeigen, ist wohl der Königsweg der Konfl<br />
iktbewältigung. L.K.<br />
500.000 Euro gut angelegt – die neue Jugendfreizeitfl äche in Hamburg-Billstedt<br />
Durchdachtes Detail: Netze statt Drahtgitter für die Lärmverringerung<br />
Foto: SAGA GWG, Hamburg<br />
Foto: SAGA GWG, Hamburg<br />
Gesellschaft | 49
Die Rückkehr der<br />
Trimm-Dich-Pfade<br />
50 | Gesellschaft<br />
Mit Sport gegen das Hüftgold<br />
Ende der 60er Jahre ging es den Deutschen gut<br />
– zu gut. Dicke Bäuche, wo man hin sah. Die<br />
Zahl der Herzinfarkte war dramatisch angestiegen<br />
<strong>und</strong> die Deutschen litten unter Übergewicht.<br />
Ein Drittel der Männer <strong>und</strong> 40 Prozent<br />
der Frauen hatten durchschnittlich sieben Pf<strong>und</strong><br />
Übergewicht. Um diesem besorgniserregenden<br />
<strong>und</strong> produktivitätsschädigenden Trend entgegen<br />
zu wirken, startete der Deutsche Sportb<strong>und</strong><br />
im Jahr 1970 die Aktion „Trimm Dich – durch<br />
Sport!“. Trimmy, das kleine quadratköpfi ge<br />
Männchen mit dem hochgereckten Daumen,<br />
animierte fortan die lahmen B<strong>und</strong>esbürger, sich<br />
sportlich zu betätigen.<br />
Und die „Trimm-Dich-Aktion“ kam an: Schon<br />
im selben Jahr kannten 60 Prozent der b<strong>und</strong>esdeutschen<br />
Bevölkerung das kleine Männchen<br />
<strong>und</strong> ließen sich von ihm zum Sport animieren.<br />
Die Sportvereine erlebten einen nicht erwarteten<br />
Zulauf, die B<strong>und</strong>esrepublik trimmte sich fi t.<br />
Cartoon-Maskottchen Trimmy <strong>und</strong> der Slogan<br />
„Trimm Dich - durch Sport“ - sie standen für<br />
die enorm erfolgreiche Trimm-Dich-Bewegung,<br />
die 1972 einen außergewöhnlichen Boom erlebte.<br />
94 Prozent der Bevölkerung <strong>und</strong> sogar 99<br />
Prozent aller Jugendlichen kannten die Trimm-<br />
Dich-Aktion. Doch die Begeisterung für die<br />
Trimm-Dich-Pfade ließ schon drei Jahre später<br />
nach. Denn im Breitensport war plötzlich nicht<br />
mehr das Trimmen gefragt, sondern das einfache<br />
Joggen kam in Mode. Fitnessstudios eröff-<br />
Foto: fotolia.de<br />
neten witterungsunabhängige Trainingsmöglichkeiten.<br />
Tennisspielen wurde als Breitensport<br />
attraktiv. Weitere Trendsportarten setzten den<br />
mittlerweile etwas altbackenen Pfaden zu.<br />
Auch andere Aspekte wirkten sich negativ auf<br />
die Trimm-Dich-Pfade aus. Der Zahn der Zeit<br />
nagte an den überwiegend aus Holz bestehenden<br />
Geräten. Wegen Verletzungsgefahren <strong>und</strong><br />
knapper Finanzmittel wurden die Einrichtungen<br />
vielerorts abgebaut. Vandalismus spielt ebenfalls<br />
eine wachsende Bedeutung. Auch neuere<br />
sportwissenschaftliche Erkenntnisse lassen sich<br />
mit den Übungsgeräten der 1960er Jahre nicht<br />
mehr vereinbaren. Obwohl es viel mehr sportliche<br />
Betätigungen gibt, sieht man heute wieder<br />
mehr <strong>und</strong> mehr Menschen mit Übergewicht –<br />
auch junge. Und es sind nicht nur ein paar Kilo,<br />
die auf den Hüften zu viel sind.<br />
4FCircle - Fitness mit universitärem<br />
Hintergr<strong>und</strong><br />
Vier F - hatten wir das nicht schon einmal?<br />
1810 widmete sich Friedrich Ludwig Jahn dem<br />
Turnen. Die vier F, die später zum Turnerkreuz<br />
zusammengefügt wurden, stehen für Frisch ans<br />
Werk, Fromm im Glauben an die Gemeinnützigkeit<br />
<strong>und</strong> Wertbeständigkeit des Schaffens,<br />
Fröhlich untereinander <strong>und</strong> Frei <strong>und</strong> offen in<br />
allem Handeln.<br />
Nun sind sie wieder da, die vier F. Bei den „neuen<br />
Trimm-Dich-Pfaden“ stehen sie für FIT, FREE,<br />
FUN <strong>und</strong> FUNCTION. Der Sportwissenschaftler
Oliver Seitz hat sich in seiner Diplomarbeit mit<br />
dem Thema auseinandergesetzt <strong>und</strong> in Zusammenarbeit<br />
mit Dr. Günther Penka von der TU<br />
München <strong>und</strong> dem <strong>Spiel</strong>gerätehersteller Playparc<br />
die modernen „4F circle“-Fitnessparcours<br />
entwickelt. Im Internet lassen zu den Geräten<br />
Informationen unter www.playparc.de abrufen.<br />
Das Programm basiert auf aktuellen sportmedizinischen<br />
<strong>und</strong> trainingswissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen. Der auf einem Platz aufgebaute<br />
Parcours besteht aus derzeit bis zu 30 Stationen,<br />
an denen Koordination, Geschicklichkeit,<br />
Kraft, Ausdauer <strong>und</strong> Beweglichkeit trainiert<br />
werden können. Anschauliche Schilder erläutern<br />
die Übungen, die in drei unterschiedliche<br />
Schwierigkeitsgrade eingeteilt sind. Weitere<br />
Geräte sind in Entwicklung. Das Training eignet<br />
sich für Anfänger <strong>und</strong> Fortgeschrittene. Was<br />
den alten Trimm-dich-Pfad ausgemacht hat, ist<br />
geblieben: kostenloser Sport unter freiem Himmel<br />
<strong>und</strong> jede Menge Spaß.<br />
Dieses völlig neuartige Sportkonzept für den<br />
öffentlichen Raum bietet abwechslungsreiche,<br />
ergonomisch korrekte Übungsstationen. Es ermöglicht<br />
zielgerichtetes Training von Koordination,<br />
Kraft, Ausdauer <strong>und</strong> Beweglichkeit. Der<br />
Fitnessparcours ist an einem Platz <strong>und</strong> nicht<br />
im Verlauf einer bestimmten Joggingstrecke<br />
aufgebaut. 4F circle unterscheidet sich von<br />
anderen Sportgerätekonzepten auch dadurch,<br />
dass es unabhängig vom Alter (3-99 Jahre),<br />
unabhängig vom sportlichen Leistungsstand,<br />
unabhängig von der Körpergröße <strong>und</strong> unabhängig<br />
von Öffnungszeiten ist. Das ist so ganz<br />
nach dem Herzen der Münchnerinnen <strong>und</strong><br />
Münchner, die sich einer wissenschaftlichen<br />
Untersuchung zufolge am liebsten unter freiem<br />
Himmel, nach individuellen Vorgaben <strong>und</strong> möglichst<br />
ohne organisatorische Zwänge bewegen.<br />
bietet abwechslungsreiche, ergonomisch korrekte<br />
Übungsstationen.<br />
Heute gibt es alleine in München 14 Fitness-<br />
Parcours <strong>und</strong> in Deutschland, Österreich <strong>und</strong><br />
der Schweiz fi nden sich zusammen 65 4F circle<br />
Standorte. Bürgermeister, Sportamtsleiter,<br />
Sportmediziner, Hausärzte <strong>und</strong> auch Spitzensportler<br />
der unterschiedlichsten Sportarten sind<br />
von dem Konzept begeistert. Die Geräte haben<br />
sich durch Konstruktion <strong>und</strong> Materialwahl als<br />
sehr dauerhaft bewährt, während die Stationen<br />
der alten Trimm-Dich-Pfade überwiegend aus<br />
unbehandeltem Holz bestanden.<br />
Ausdauer- <strong>und</strong> Kraft-Kombi<br />
Auch andere Hersteller widmen sich dem Thema<br />
Fitness im Außenbereich <strong>und</strong> gehen dabei andere<br />
Wege. „Trimmfi t“ heißt das neue Konzept<br />
der Kölner Sportwissenschaftler <strong>und</strong> Personal<br />
Trainer um Phillippe Klaack, die ein futuristisch<br />
anmutendes Edelstahlgerüst entwickelt haben,<br />
an dem man ein komplettes Fitness- <strong>und</strong> Kraft-<br />
Workout absolvieren kann. Unter freiem Himmel<br />
<strong>und</strong> an der frischen Luft – <strong>und</strong> das Ganze<br />
kostenfrei. Der erste Geräteparcours steht im<br />
Kölner Blücherpark, direkt an einer beliebten<br />
Laufstrecke.<br />
„Die Idee war, Ausdauertraining <strong>und</strong> Krafttraining<br />
geschickt zu kombinieren. Im Prinzip<br />
wollten wir das, was früher der Trimmdich-Pfad<br />
war, in eine zeitgemäße Form umsetzen. Mit<br />
Geräten <strong>und</strong> Übungsaufbau, bei denen neue<br />
sportwissenschaftliche Erkenntnisse in die<br />
Trainingsempfehlungen miteingefl ossen sind“,<br />
so Phillippe Klaack. Herausgekommen ist ein<br />
Gerät, an dem man allein oder zu zweit trainieren<br />
kann, bei dem Rumpf, Beine <strong>und</strong> Arme<br />
gestärkt werden. Und das mit einer Vielzahl<br />
Foto: NaoFit<br />
Foto: NaoFit<br />
Gesellschaft | 51
Foto: RheinEnergie<br />
Verschiedene Laufstrecken im Blücherpark in Köln<br />
52 | Gesellschaft<br />
unterschiedlicher Übungsvariationen, sodass<br />
auch bei einem langfristigen Training keine<br />
Langeweile aufkommt.<br />
Bei grün trainieren, bei rot pausieren<br />
Um das Workout effektiv zu machen <strong>und</strong> Überlastungen<br />
für Untrainierte zu vermeiden, haben<br />
die Sportwissenschaftler ein Ampelsystem<br />
entwickelt, das dem ganzen Training eine<br />
zeitliche Struktur gibt wie beim Zirkeltraining,<br />
das man noch aus Schulzeiten<br />
kennt. Bei grünem Licht müssen<br />
die Übungen 60 Sek<strong>und</strong>en langsam<br />
ausgeführt werden, bei rotem Signal<br />
wird 30 Sek<strong>und</strong>en pausiert.<br />
Fünf Basic-Übungen für Rücken,<br />
Arme, Beine, Bauch<br />
<strong>und</strong> Schultern werden auf<br />
einer Schautafel an der<br />
Station erklärt. Wer sein<br />
Training dokumentieren<br />
möchte <strong>und</strong> weitere<br />
Übungsanregungen oder<br />
Tipps zur Ernährung sucht,<br />
wird auf der begleitenden Internetseite<br />
www.trimmfi t.de fündig. Nimmt man zusätzlich<br />
ein Thera-Band mit zur Trimmfi t-<br />
Station, eröffnen sich einem noch eine<br />
Vielzahl weiterer Übungen. So lässt sich<br />
ein Trainingsprogramm realisieren, für<br />
das man im Studio viele unterschiedliche<br />
Geräte benötigt.<br />
Die Macher des Trimmfi<br />
t-Konzepts haben bei<br />
der Entwicklung darauf<br />
geachtet, dass die Geräte<br />
einfach, wartungsfrei<br />
<strong>und</strong> fast selbsterklärend<br />
sind. Die Sprossen <strong>und</strong> die<br />
Bank sind so konstruiert,<br />
dass man unabhängig von<br />
der Körpergröße <strong>und</strong> dem<br />
Trainingslevel stets optimal<br />
ergonomisch seine<br />
Übungen gestalten kann.<br />
Und auch der Platzbedarf<br />
ist minimal, da man<br />
die Muskeln des ganzen<br />
Körpers an einem einzigen<br />
Gerät stärken kann.<br />
Finanziert werden sollen die Trimmfi t-Anlagen<br />
über Sponsoren, die Gemeinden oder Städte<br />
müssen die öffentlichen Flächen zur Verfügung<br />
stellen. Auch für größere Betriebssport- <strong>und</strong><br />
Vereinsanlagen ist Trimmfi t geeignet.<br />
Konzipiert vom Hersteller Nao Fit <strong>und</strong> bezahlt<br />
von der Rhein-Energie wurden die Kölner Anlage<br />
jetzt offi ziell ihrer Bestimmung übergeben.<br />
„Wir wollen die Stadt sportlich weiter nach<br />
vorne bringen“, erklärt Volker Staufert, Netzvorstand<br />
der Rhein-Energie <strong>und</strong> Vorsitzender<br />
des Stadtsportb<strong>und</strong>es, das Engagement. Bereits<br />
im Januar hatte das Unternehmen drei spezielle<br />
Laufstrecken in der Grünanlage beschildert.<br />
Trimmy ist wieder da<br />
Auch das sympathische Maskottchen der<br />
Trimm-Dich-Bewegung ist wieder aktiv. Die<br />
neuen Müller® Trimm-Dich-Parcours sind mit<br />
Playparc-Geräten ausgestattet. Die Molkerei<br />
Alois Müller <strong>und</strong> der Deutsche Olympische<br />
Sportb<strong>und</strong> schreiben seit 2008 moderne Trimm<br />
Dich-Parcours aus. Auch 2010 steht wieder<br />
eine Ausschreibung für vier Parcours an. Die<br />
Ausschreibung bietet Städten, Kurorten <strong>und</strong><br />
Heilbädern die Möglichkeit, sich im Rahmen<br />
der Kampagne für einen modernen Trimm Dich-<br />
Parcours zu bewerben. Gemeinsames Ziel ist es,<br />
möglichst viele Menschen für ein aktiveres Leben<br />
zu begeistern. Berührungsängste gegenüber<br />
Bewegung sollen durch einen hohen Spaßfaktor<br />
abgebaut werden. Nach <strong>und</strong> nach sollen in<br />
vielen Städten neue Trimm Dich-Parcours entstehen.<br />
Alle deutschen Städte <strong>und</strong> Gemeinden<br />
mit mindestens 50.000 Einwohnern sowie alle<br />
Kurorte <strong>und</strong> Heilbäder können sich bewerben.
Um an der Ausschreibung teilzunehmen, sollte<br />
ein vollständig ausgefülltes Bewerbungsformular<br />
an folgende Adresse eingereicht werden:<br />
Deutscher Olympischer SportB<strong>und</strong><br />
Stichwort „Trimm Dich-Ausschreibung“<br />
Otto-Fleck-Schneise 12<br />
60528 Frankfurt am Main<br />
Mitmachen lohnt sich! Teilnahmeschluss ist der<br />
4. Dezember 2009. Weitere Informationen gibt<br />
es auf www.trimmy.de.<br />
Schon die Kleinsten sollen zu mehr Bewegung<br />
animiert werden. 100 Kindergärten in ganz<br />
Deutschland bekommen einen eigenen Trimmy-<br />
Bewegungsparcours der Molkerei Alois Müller<br />
<strong>und</strong> des Deutschen Olympischen Sportb<strong>und</strong>es<br />
(DOSB). Etwa 1.000 Kindergärten hatten sich<br />
an der Initiative „Müller® bewegt Kinder - 100<br />
Trimmy-Kindergärten® für Deutschland“ beteiligt.<br />
Kinder <strong>und</strong> Erzieher/innen der 100 Gewinner-Kindergärten<br />
haben die mit Fachleuten aus<br />
Sport <strong>und</strong> Wissenschaft besetzte Jury mit den<br />
besten Konzepten zum Thema „Bewegung <strong>und</strong><br />
Ernährung im Kindergarten“ überzeugt. Ziel der<br />
Initiative ist es, Kinder spielerisch in ihrem gewohnten<br />
Umfeld zu mehr Bewegung <strong>und</strong> einer<br />
ausgewogenen Ernährung anzuregen.<br />
„Die große Resonanz bestärkt uns, die Initiative<br />
im kommenden Jahr fortzusetzen“, sagt<br />
Anja Meisel von der Molkerei Alois Müller. Anlass<br />
sind aktuelle Studien, die zeigen, dass die<br />
meisten Kinder sich zu wenig bewegen. Dabei<br />
ist gerade für die Kleinen Bewegung besonders<br />
wichtig: „Werden bereits Kindergartenkinder<br />
für mehr Bewegung motiviert, sind die Chancen<br />
größer, dass sie auch als Erwachsene aktiv bleiben“,<br />
sagt Professor Dr. Alexander Woll, Sportwissenschaftler<br />
an der Universität Konstanz.<br />
Sieben Stationen Sport <strong>und</strong> Spaß<br />
Die ausgezeichneten Kindergärten bekommen<br />
einen Trimmy-Bewegungsparcours mit vielen<br />
kindgerechten Sportgeräten, unter anderem<br />
Balancierhügel, Zick-Zack-Stepper, ein kleines<br />
Trampolin, eine Langbank <strong>und</strong> ein Kriechtunnel.<br />
Mit den Materialien werden Kraft, Ausdauer,<br />
Schnelligkeit, Beweglichkeit sowie die Koordination<br />
geschult. Die Sportgeräte können sowohl<br />
im Innen- als auch im Außenbereich eingesetzt<br />
werden. Eine kostenlose Fortbildung <strong>und</strong> ein<br />
ausführliches Begleithandbuch für die Erzieher/<br />
innen sind ebenfalls Bestandteil des Konzepts,<br />
das langfristig in den Kindergärten verankert<br />
werden soll. Die Kinder erhalten<br />
Trimmy-Tagebücher, in denen sie<br />
ihre Aktivitäten eintragen können.<br />
Alle Materialien wurden<br />
mit fachlicher Unterstützung der<br />
Fachgruppe Sportwissenschaft der<br />
Universität Konstanz entwickelt.<br />
Die Konstanzer Wissenschaftler<br />
werden das Projekt auch in Zukunft<br />
begleiten <strong>und</strong> die Erfahrungen<br />
der Trimmy-Kindergärten® mit<br />
den Bewegungsparcours dokumentieren. Jedes<br />
Jahr sollen nun weitere Kindergärten in ganz<br />
Deutschland zu bewegungsfördernden Trimmy-<br />
Kindergärten® werden.<br />
Wünschen wir den neuen Trimm-Dich-Strecken<br />
<strong>und</strong> innovativen Projekten eine lange <strong>und</strong> erfolgreiche<br />
Karriere im Kampf gegen Bewegungsmangel<br />
<strong>und</strong> Übergewicht. L.K.<br />
Fotos: trimmy.de<br />
Gesellschaft | 53
Foto: Jens Weber, München<br />
54 | Report
Ein neuer Blick<br />
auf das <strong><strong>Spiel</strong>en</strong><br />
„<strong>Spiel</strong>raum Stadt“ war einen knappen Monat lang das zentrale Thema in der<br />
Bonner Innenstadt. Um die Orte neu wahrzunehmen, an denen Menschen<br />
spielen, wurden zehn „Sichtfenster“ <strong>und</strong> eine große farbige Holzskulptur als<br />
„Sehstation“ aufgebaut. Begleitende Aktionen regten zu Diskussion um das<br />
Thema „<strong><strong>Spiel</strong>en</strong> in der Stadt“ an.<br />
Der große rote Rahmen vor dem <strong>Spiel</strong>platz an<br />
der Adolfstraße in Bonn ist ein schöner Ort für<br />
ein nettes Picknick. Das kleine Mädchen knabbert<br />
eine Laugenstange <strong>und</strong> springt danach mit<br />
einem großen Satz aus dem Rahmen in den<br />
Sand. „Sehen lernen“ steht in großen Buchstaben<br />
auf dem Rahmen, aber das kann die Kleine<br />
erstens noch nicht lesen <strong>und</strong> zweitens braucht<br />
sie es an dieser Stelle auch gar nicht. Sie weiß<br />
ganz selbstverständlich, wie wichtig solche<br />
<strong>Spiel</strong>orte in der Stadt sind. Für alle anderen gab<br />
es vom 13. August bis zum 4. September an diesem<br />
Ort <strong>und</strong> neun weiteren Stellen in Bonn die<br />
großen farbigen Rahmen der Aktion „Sehen lernen“<br />
der Initiative StadtBauKultur Nordrhein-<br />
Westfalen. Etwas zu sehen ist eine Sache, es<br />
aber auch wahrzunehmen eine ganz andere. Die<br />
Bilderfl ut der modernen Medien hat den Blick<br />
abgestumpft <strong>und</strong> Unscheinbares zieht keine<br />
Aufmerksamkeit auf sich. Selbst die bedeutenden<br />
Dinge verlieren ihren optischen Reiz, weil<br />
man sie schon so oft gesehen hat. Dabei gibt es<br />
viel im Stadtbild, das bewusst gesehen werden<br />
sollte. In Bonn wurden die Rahmen so aufgestellt,<br />
dass sie den Blick auf unterschiedlichste<br />
<strong>Spiel</strong>räume in der Stadt eröffneten: Plätze oder<br />
Grünanlagen, <strong>Spiel</strong>orte von mehr oder weniger<br />
Qualität. Sie alle aber werden von Kinder, Jugendlichen<br />
oder Erwachsenen bespielt <strong>und</strong> beleben<br />
so die Bonner Innenstadt.<br />
Von der Flaniermeile zur <strong>Spiel</strong>straße<br />
Am Alten Zoll, einer Bastion der barocken<br />
Stadtbefestigung, lenkte zum Beispiel ein Sichtfenster<br />
den Blick auf einen Park am Rheinufer.<br />
Zu sehen war dort eine improvisierte urbane<br />
<strong>Spiel</strong>situation in Form einer sandigen Freifl äche.<br />
Bonner Bürger haben diese Brache auf<br />
nonchalante Art als <strong>Spiel</strong>fl äche „besetzt“ <strong>und</strong><br />
nutzen sie zum Boule-<strong><strong>Spiel</strong>en</strong>. Das Rheinufer<br />
war ebenfalls Standort eines Sichtfensters. Hier<br />
ging es um die Verdeutlichung der Demokratisierung<br />
der Promenade, die von der edlen Flaniermeile<br />
zu einer <strong>Spiel</strong>straße für Jung <strong>und</strong> Alt,<br />
zur Begegnungsstätte von Fußgängern, Joggern,<br />
Radfahrern <strong>und</strong> Inlineskatern geworden<br />
ist – jeder mit der eigenen Geschwindigkeit <strong>und</strong><br />
Mentalität.<br />
Perspektivenwechsel bei der Sehstation<br />
Die von dem Augsburger Architekten Andy<br />
Brauneis entworfene 12 x 7 x 7 Meter große<br />
begehbare Skulptur Sehstation war als belebtes<br />
Zentrum der Aktion im Hofgarten aufgebaut. Der<br />
Hofgarten steht wie kein anderer Freiraum in<br />
Bonn für eine offene Nutzung durch Menschen<br />
unterschiedlichsten Alters. Wer in die Sehstation<br />
stieg, konnte bemerken, dass sich seine<br />
Perspektive mit jeder Stufe ein wenig veränderte.<br />
Eine Hörcollage lenkte die Wahrnehmung<br />
auf verschiedene Facetten, die den Hofgarten<br />
als öffentlichen Ort auszeichnen. So wurde die<br />
Station als Standpunkt des Perspektivenwechsels<br />
zugleich Symbol <strong>und</strong> Veranstaltungsort<br />
für alle Aktionen zum Thema „Sehen lernen“ in<br />
Bonn. Das umfassende Programm reichte von<br />
Diskussionen, über Vorträge, Nachtwanderungen,<br />
Stadt- <strong>und</strong> Theaterspaziergängen, GPS-<br />
Touren bis hin zu einem Baukultur-Frühstück.<br />
Auch für Kinder gab es Angebote: Der B<strong>und</strong><br />
Report | 55
Foto: Robert Hörnig, Dortm<strong>und</strong><br />
Foto: Kaleidoskopia<br />
Foto: Jamari Lior<br />
56 | RRep<br />
Report ep epor or ort<br />
Foto: Robert Hörnig, Dortm<strong>und</strong><br />
Deutscher Architekten, Bonn-Rhein-Sieg, hatte<br />
eine Stadtrallye unter dem Titel „Was seh’<br />
ich da?“ vorbereitet <strong>und</strong> JAS – Verein Jugend<br />
Architektur Stadt e.V. veranstaltete für Kinder<br />
<strong>und</strong> Jugendliche einen Workshop „Aus dem<br />
Rahmen gefallen – <strong>Spiel</strong>orte entdecken“. Hier<br />
konnten die jungen Teilnehmer an der Sehstation<br />
im Hofgarten <strong>und</strong> an zwei weiteren Sichtfenstern<br />
in der Stadt neue <strong>Spiel</strong>orte erk<strong>und</strong>en,<br />
entdecken <strong>und</strong> erforschen. Eine große <strong>Spiel</strong>kiste,<br />
gefüllt mit Frisbees, Jonglierbällen, Diabolos<br />
<strong>und</strong> Springseilen stand tagsüber während der<br />
gesamten Laufzeit des Projektes zur Verfügung,<br />
um dem <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> eine noch prominenteren Stellenwert<br />
im Stadtbild zu verleihen. Das <strong>Spiel</strong>mobil<br />
MAX – ein bunter ausgebauter Anhänger mit<br />
vielen verschiedenen <strong>Spiel</strong>möglichkeiten für<br />
Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren – besuchte<br />
wechselweise ebenfalls die Aktionsbereiche.<br />
Das Projekt <strong>und</strong> seine Ziele<br />
„Sehen Lernen“ stand in Bonn ganz im Zeichen<br />
des Themas „<strong>Spiel</strong>raum Stadt“. Das ist einer von<br />
ganz unterschiedlichen Schwerpunkten, mit denen<br />
die mobile Sehstation <strong>und</strong> die Sichtfenster<br />
durch Städte in Nordrhein-Westfalen touren.<br />
„Sehen lernen“ ist eine Aktion der Landesinitiative<br />
StadtBauKultur NRW, die in Kooperation<br />
mit den jeweiligen Städten, dem ILS Institut für<br />
Landes- <strong>und</strong> Stadtentwicklungsforschung <strong>und</strong><br />
dem LWL-Amt für Landschafts- <strong>und</strong> Baukultur<br />
in Westfalen durchgeführt wird. Außerdem
SEHEN LERNEN, Kampagne für die Gebaute Umwelt im Rahmen der Landesinitiative StadtBauKultur NRW<br />
handelt es sich um ein Pilotprojekt der nationalen<br />
Stadtentwicklungspolitik des B<strong>und</strong>es.<br />
„Jede der Städte, die Stationen der Kampagne<br />
„Sehen Lernen“ sind, schauen wir uns vorher an.<br />
Was ist das für eine Stadt? Was gibt es für ein<br />
spannendes Thema? An welchem Ort könnten<br />
wir mit der Sehstation stehen, um das Thema<br />
Baukultur zu fassen <strong>und</strong> präsent zu machen?<br />
Und mit den Bürgern ein paar St<strong>und</strong>en in der<br />
Sehstation zu sitzen <strong>und</strong> uns das Treiben in der<br />
Stadt anzusehen.“ So beschreibt Ulrike Rose<br />
von StadtBauKultur NRW den Prozess, mit dem<br />
die Planung jeweils beginnt.<br />
Bislang wurde 2008 <strong>und</strong> 2009 in neun Städten<br />
Nordrhein-Westfalens durch die wandernde Aktion<br />
der Blick der Öffentlichkeit auf Gelungenes<br />
<strong>und</strong> Misslungenes, Bestehendes <strong>und</strong> Zukünftiges<br />
gerichtet. Die Sehstation ist das Ergebnis<br />
eines im Jahr 2007 ausgelobten Wettbewerbes<br />
zwischen Architekten, Stadtplanern <strong>und</strong> Künstlern<br />
<strong>und</strong> dient der Sensibilisierung der Öffentlichkeit<br />
für die gebaute Umwelt. „Neue Perspektiven<br />
erschließen Überraschendes, lenken<br />
den Blick auf Bekanntes <strong>und</strong> Unbekanntes. Sie<br />
ermöglichen, das Umfeld neu zu entdecken <strong>und</strong><br />
räumliche Qualitäten oder Missstände wahrzunehmen“,<br />
so der Augsburger Architekt Andy<br />
Brauneis, der die Sehstation gemeinsam mit Nicolette<br />
Baumeister aus München <strong>und</strong> Christian<br />
Schüller aus Gersthofen im Rahmen des Wettbewerbs<br />
entworfen hat.<br />
Und was bleibt in Bonn von der Aktion zurück?<br />
Durch die Sichtfenster konnte man in vielen einzelnen<br />
Bildern erfassen, wie gut die augenblicklich<br />
zu erlebende Renaissance des öffentlichen<br />
Raums den Städten tut. Lebendige Orte wie der<br />
Hofgarten werden zu einer Bühne der Innenstadt<br />
mit dauernd wechselndem Programm. Die<br />
Menschen suchen immer mehr die Orte auf, an<br />
denen keine Schwellen für den Aufenthalt <strong>und</strong><br />
das <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> im öffentlichen Raum existieren.<br />
L.K., A.M.<br />
Foto: Jens Weber, München<br />
Report | 57<br />
Foto: Ludwig Keißner
Foto: Monte Kaolino<br />
„Bergbau“ in der Oberpfalz<br />
Der Erfolg der <strong>Freizeit</strong>einrichtungen am Monte Kaolino ist auf Sand<br />
gebaut, genau gesagt auf 320 Millionen Tonnen Sand, der aus dem<br />
Abbau von Bodenschätzen stammt. Dieses Jahr sind nun erstmals alle<br />
Attraktionen am Monte Kaolino fertig: mit Sommerski <strong>und</strong> –rodeln,<br />
Erlebniswegen, einem Abenteuer-<strong>Spiel</strong>platz <strong>und</strong> vielem mehr.<br />
58 | Report<br />
Der oberpfälzische Monte Kaolino befi ndet sich<br />
in sehr guter Gesellschaft: Auf der Internetseite<br />
www.duneguide.com steht er zusammen mit<br />
den größten <strong>und</strong> schönsten Dünen der Welt.<br />
Danach sah es zunächst einmal in seiner „Kindheit“<br />
im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert gar nicht aus, denn<br />
sein weißgrauer Quarzsand ist nicht mehr <strong>und</strong><br />
nicht weniger als ein Überrest, der beim Abbau<br />
von Kaolin anfällt. Das Gestein Kaolin kommt<br />
weltweit nur selten vor <strong>und</strong> wurde früher vor<br />
allem zur Porzellan-, heute überwiegend zur<br />
Papierherstellung verwendet. Weil man mit den<br />
ungeheuren Sandmengen nichts anzufangen<br />
wusste, hat man sie ohne besondere Absicht<br />
aufgehäuft. Heute ragt die Düne 120 Meter in<br />
die Höhe <strong>und</strong> ist zum Wahrzeichen der Region<br />
um Hirschau geworden. In den 50er Jahren<br />
wurde der Monte Kaolino als Sommerskigebiet<br />
entdeckt. Seitdem hat sich die Fangemeinde<br />
immer vergrößert. Mittlerweile hat die Ski-<br />
Abfahrt eine Länge von 220 Meter, bei dem<br />
ziemlich extremen Gefälle von r<strong>und</strong> 35 Grad.<br />
Die Sandski-Europameisterschaften fi nden hier<br />
ebenso statt wie Events <strong>und</strong> Wettkämpfe für<br />
Boarder. Kinder können sich auch auf Plastikbobs<br />
in das Sandvergnügen stürzen. Und der<br />
Monte Kaolino hat als einziger Sandberg Europas<br />
auch einen Lift.<br />
Eine industriell genutzte<br />
Landschaft verändern<br />
Der Kaolinabbau hat lange Zeit großen Einfl uss<br />
auf die Gestaltung <strong>und</strong> Entwicklung der Region<br />
gehabt. Einige Jahrzehnte werden die Bodenschätze<br />
auch noch für Arbeitsplätze sorgen,<br />
doch bei dem Ausbau des Monte Kaolino zu<br />
einem <strong>Freizeit</strong>zentrum ging es neben einer sofort<br />
wirksamen touristischen Aufwertung auch<br />
bereits um Signale für die Zukunft. Langfristig<br />
steht die Umgestaltung der circa 720 Hektar<br />
großen Landschaft an. Neben der bereits seit<br />
langem laufenden Rekultivierung wurde für das<br />
gesamte Revier ein Nachfolgenutzungskonzept<br />
erarbeitet. Danach wird die Umgestaltung der<br />
großen Tageabbaue zu einer Seenlandschaft<br />
erfolgen. Man rief den GeoPark Kaolinrevier ins<br />
Leben, der die Industrie-Landschaft <strong>und</strong> ihre<br />
Veränderungen erlebbar macht. Am Fuß des<br />
Monte Kaolino beginnt der Industrie-Pfad als<br />
mehrsprachig konzipierter R<strong>und</strong>kurs von etwa
sechs Kilometern Länge mit zwölf Stationen, an<br />
denen die Besucher jeden Alters viel über die<br />
Nutzung <strong>und</strong> Rekultivierung der Landschaft<br />
erfahren können. Der Focus liegt auf dem<br />
Erlebnis- <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>charakter der Informationsangebote.<br />
<strong>Freizeit</strong>angebote wie Sand am Meer<br />
Dieses Jahr sind nun erstmals alle Attraktionen<br />
am Monte Kaolino fertig. Der Umbau eines<br />
Schwimmbads aus den späten 50er Jahren in<br />
ein modernes <strong>Freizeit</strong>bad stellte 2007 den Auftakt<br />
der Erweiterung der <strong>Freizeit</strong>angebote dar.<br />
Es ging darum, neben dem Sommerski viele<br />
Aktivitäten für Menschen unterschiedlichen Alters<br />
zu bieten. Mit europäischen Fördergeldern<br />
aus dem Programm Leader plus wurden viele<br />
der neuen Einrichtungen fi nanziert. So gibt es<br />
jetzt einen Wald-Hochseilgarten, eine R<strong>und</strong>strecke<br />
für Inline Skater <strong>und</strong> Rollski sowie einen<br />
Abenteuer-Wasser-<strong>Spiel</strong>platz, der von Eckart<br />
Brandau sehr individuell mit Blick auf den<br />
Ort geplant <strong>und</strong> realisiert wurde. Ende 2008<br />
kam dann noch die Sommerrodelbahn Monte<br />
Coaster hinzu, die einige Achterbahn-Elemente<br />
enthält. Auf einer rasanten Strecke von 1000<br />
Meter Länge gibt es einen 350 Grad Panoramakreisel<br />
mehrere Jumps <strong>und</strong> Wellen sowie<br />
scharfe Haarnadel-Kurven. Es handelt sich um<br />
einen Alpine Coaster von Wiegand. Auch wer<br />
es etwas ruhiger mag, fi ndet am Monte Kaolino<br />
Angebote. Der Farbenwald ist der meditative<br />
Bereich der <strong>Freizeit</strong>anlage, der auf dem mit<br />
einem Birkenwald bewachsenen Plateau einer<br />
ehemaligen Abraumhalde angelegt wurde. In<br />
dem Gelände wurden entlang eines R<strong>und</strong>wegs<br />
von einer Künstlerin gestaltet zehn große<br />
leuchtende Farbstelen aufgestellt, die mit farbigem<br />
Coloritquarz – einem Nebenprodukt des<br />
Kaolinabbaus – beschichtet sind.<br />
Hermann Falk, als Geschäftsführer zuständig<br />
für die <strong>Freizeit</strong>einrichtungen zeigt sich sehr zu-<br />
frieden mit der<br />
Nutzung der<br />
Angebote. Das<br />
Einzugsgebiet<br />
der Besucher<br />
hat sich seiner<br />
Einschätzung<br />
nach mit dem<br />
neuen Angebot<br />
nochmals<br />
deutlich erweitert.<br />
Vermehrt<br />
kommen nun<br />
auch Gäste aus<br />
europäischen<br />
Nachbarländern. Der ebenfalls erweiterte Campingplatz<br />
am Monte Kaolino wird entsprechend<br />
gut genutzt. Die Highlights an der Düne sprechen<br />
erfreulicherweise junge Menschen an, die<br />
oft mit dem Tourismus im eigenen Land weniger<br />
anfangen können. Für sie gibt es spannende<br />
Events, die sich nicht nur auf Sommerski beschränken.<br />
Es fällt einem sicher kein besserer<br />
Ort abseits der Nord- <strong>und</strong> Ostseestrände ein,<br />
der besser für Beach-Volleyball-Veranstaltungen<br />
geeignet wäre als der Monte Kaolino.<br />
A.M.<br />
Fotos: Monte Kaolino<br />
Report | 59
Empfehlenswert:<br />
Sanierung<br />
statt Neuanschaffung<br />
60 | Report<br />
Ein zweites Leben für alte Tischtennisplatten<br />
Wenn <strong>Spiel</strong>geräte in die Jahre kommen, sehen sich Kommunen mit der<br />
Frage konfrontiert, was nun zu tun ist. Oft scheint es nur die Alternative<br />
zu geben, entweder neue Geräte anzuschaffen oder die alten<br />
einfach ersatzlos abzubauen. Jetzt bietet der Hersteller PRODUCT <strong>Spiel</strong><br />
- Sport - <strong>Freizeit</strong> aus Ralingen bei Trier eine günstige Möglichkeit an,<br />
vorhandene Tischtennisanlagen langfristig zu sanieren.<br />
Tischtennis ist eine der beliebtesten Sportarten<br />
bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen. Kein W<strong>und</strong>er,<br />
denn die Regeln sind einfach, die benötigte<br />
Ausrüstung günstig, der Platzbedarf gering. Das<br />
Wichtigste: es gibt jede Menge <strong>Spiel</strong>spaß. Denn<br />
Tischtennis ist Action pur. Ein schnelles <strong>Spiel</strong>,<br />
das die Reaktion sowie die Auge-Hand-Koordination<br />
schult <strong>und</strong> die <strong>Spiel</strong>er immer in Bewegung<br />
hält. Auf vielen <strong>Spiel</strong>plätzen <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>anlagen<br />
gehören Tischtennisplatten daher seit<br />
Jahrzehnten zum Inventar.<br />
Tausende verwitterte oder beschädigte <strong>und</strong><br />
somit nicht mehr bespielbare bzw. gefährliche<br />
Außen-Tischtennistische fristen ein trostloses<br />
<strong>und</strong> optisch wenig ansprechendes Dasein. Die<br />
extrem schweren Tische lassen sich meist nicht<br />
umplatzieren <strong>und</strong> sind so oftmals ein Fall für<br />
die Entsorgung. Gerade aber, wenn die Unterkonstruktion<br />
<strong>und</strong> die statische Beschaffenheit<br />
es zulassen, wäre eine Sanierung die sinnvollere<br />
Maßnahme, um so nicht nur eine teure Entsorgung<br />
des meist mit Kunststoff angereicherten<br />
Betons zu umgehen sondern auch um ein wertvolles<br />
<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Sportgerät zu erhalten.<br />
R<strong>und</strong>e Ecken für die Sicherheit<br />
PRODUCT <strong>Spiel</strong> – Sport – <strong>Freizeit</strong> ist Hersteller<br />
von <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Sportgeräten. Eines der Produkte<br />
ist Top-Spin, die – nach eigenem Bek<strong>und</strong>en<br />
– sicherste Tischtennisplatte der Welt. Dies<br />
durch r<strong>und</strong>e Ecken, abger<strong>und</strong>ete Tischkanten<br />
<strong>und</strong> Netzecken <strong>und</strong> durch eine Konstruktion<br />
<strong>und</strong> Materialauswahl, an der sich Vandalen „die<br />
Zähne ausbeißen“. Ideal zum beliebten R<strong>und</strong>laufspiel<br />
<strong>und</strong> für Schulhöfe, Kinder- <strong>und</strong> Jugendeinrichtungen,<br />
<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Bolzplätze. Für<br />
„Puristen“ gibt es die Platte auch mit eckigen<br />
Ecken.<br />
Die <strong>Spiel</strong>fl ächen bestehen aus 4 mm feuerverzinktem<br />
Stahl, der in zwei Farben hochwertig<br />
pulverbeschichtet ist. Standardmäßig ist die<br />
Gr<strong>und</strong>farbe moosgrün. Andere RAL-Töne <strong>und</strong><br />
Sonderlackierungen sind möglich. Die Flächen<br />
lassen sich jederzeit mit herkömmlichen Kunstharz-Lacken<br />
nach- bzw. überlackieren. Wer auf<br />
den Stein-Look nicht verzichten möchte, kann<br />
den Tisch auch in einer speziellen Beschichtung<br />
bekommen, die Stein- oder Betontischen sehr<br />
ähnlich ist. Das „Netz“ aus 8 mm Massiv-Alu<br />
hat keine Löcher, damit kein Hebel angesetzt<br />
werden kann. Die 6 Tischbeine aus feuerverzinktem<br />
Stahlrohr werden am Boden festgedübelt.<br />
Bei Maßen von ca. 274x152,5 cm <strong>und</strong><br />
einem Gewicht von ca. 170 kg kann der Tisch<br />
ohne Hebewerkzeug mit 4 Personen problemlos<br />
umplatziert werden.
Sanierung auch in Eigenarbeit<br />
Auf der Basis dieser Tische bietet das Unternehmen<br />
ein Sanierungsset aus zwei Stahlblechplattenhälften<br />
an. Damit ist eine Sanierung<br />
kein Problem mehr. Die Stahlblechplattenhälften<br />
werden einfach mit dem alten Betontisch<br />
verklebt <strong>und</strong> haften so dauerhaft ohne optisch<br />
störende Verschraubungen. Passend zu den Sanierungstischhälften<br />
gibt es das 8 mm starke<br />
Alu-Netz. Für Außentische, die noch bespielbar<br />
sind, aber kein intaktes Netz mehr haben,<br />
sind die Netze separat ab Lager lieferbar. Bei<br />
nicht DIN-gerechten Maßen kann PRODUCT<br />
auch Sondergrößen liefern oder man entfernt<br />
überschüssiges Betonmaterial einfach mittels<br />
Best Practice: <strong>Spiel</strong>platztelefone<br />
Immer mehr Städte bieten ihren Bürgern den Service eines<br />
<strong>Spiel</strong>platztelefons an. Hier können Kinder oder Erwachsene Verunreinigungen<br />
<strong>und</strong> Beschädigungen direkt melden. Denn wenn<br />
Scherben, Wespennester oder gar Spritzen den <strong>Spiel</strong>platz gefährlich<br />
machen, muss schnell <strong>und</strong> unbürokratisch geholfen werden.<br />
Auch für Gestaltungsvorschläge sind die Behörden offen.<br />
Hier einige vorbildliche <strong>Spiel</strong>platztelefone<br />
Frechen 02234-501535<br />
Pulheim 02238-808490<br />
Bonn 0228-774499<br />
Hennef 02242-888415<br />
Rodgau 06106-82964328<br />
Berlin Spandau 030-3313099<br />
Gemeinde Grünheide 03362-58550<br />
Trennscheibe. Die Sanierung kann von dem Betreiber<br />
selbst durchgeführt oder beim Hersteller<br />
in Auftrag gegeben werden.<br />
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: ein jahrzehntelang<br />
wieder bespielbarer Tisch, der nicht<br />
mehr wetterbedingt verrottet <strong>und</strong> über r<strong>und</strong>laufsichere,<br />
stark abger<strong>und</strong>ete Ecken verfügt.<br />
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass keine<br />
Erdarbeiten wie bei der Aufstellung eines neuen<br />
Tisches erforderlich sind. Ganz wichtig: Wer<br />
befürchtet, dass das Ping <strong>und</strong> Pong auf den<br />
neuen Stahlplatten lauter ist als vorher, liegt<br />
falsch. Beim Tischtennisspielen auf der TOP-<br />
SPIN-Platte entstehen nur <strong>Spiel</strong>geräusche wie<br />
auf Beton- oder Steintischen. L.K.<br />
Fotos: PRODUCT<br />
Report | 61
Foto: ©_Joosten_pixelgrain<br />
Deutscher Landschaftsarchitektur-Preis<br />
Preiswürdige<br />
Kita-Außenanlage<br />
Am Abend des 10. September 2009 verlieh der B<strong>und</strong> Deutscher<br />
Landschaftsarchitekten in Berlin den Deutschen Landschaftsarchitektur-Preis<br />
2009. Neben den Hauptpreisträgern erhielten<br />
insgesamt sechs Projekte von 70 Einreichungen eine Würdigung,<br />
darunter auch die Außenanlagen der Kita Griechische Allee,<br />
Berlin.<br />
62 | Report<br />
Foto: ©_Joosten_pixelgrain<br />
Auf den ersten Blick mutet diese Kita nicht wie<br />
ein Kinderparadies an – eher wie ein Betonmonument.<br />
Ihre Preiswürdigkeit erschließt sich<br />
erst in der Betrachtung der Nutzungsmöglichkeiten<br />
für die Kinder. Den Auftakt der räumlichen<br />
Gesamtfi gur bildet ein kleiner Stadtplatz,<br />
der eine Verbindung zwischen dem umgebenden<br />
Quartier <strong>und</strong> dem Kindergarten darstellt.<br />
Die pinkfarbene Bemalung seiner Asphaltfl äche<br />
bildet einen reizvollen Kontrast zum Grau des<br />
Betons. Prägend für den Gesamteindruck der<br />
Außenräume mit 3.600 Quadratmeter Gr<strong>und</strong>fl<br />
äche ist die am Obergeschoss des Gebäudes<br />
ansetzende Rampenskulptur aus Beton, die<br />
sowohl Umfassung des Gr<strong>und</strong>stückes <strong>und</strong> Abgrenzung<br />
zur Straße ist, als auch das Rückgrat<br />
der behindertenfre<strong>und</strong>lichen Erschließung des<br />
Gebäudes. Sie ermöglicht den Kindern einen<br />
R<strong>und</strong>lauf in der Anlage. Aus dieser Rampe heraus<br />
entwickeln sich in ihrem Verlauf die extra<br />
entwickelten <strong>Spiel</strong>geräte. Neben diesen in den<br />
Garten ragenden <strong>Spiel</strong>elementen, wie der Brücke,<br />
unter welcher sich zwei Schaukeln <strong>und</strong> eine<br />
Wippe befi nden, einer breiten Rutsche, einem<br />
Klettergerüst, einem Einzelpunktschwinger <strong>und</strong><br />
einem Wasserspiel bietet die Rampenskulptur<br />
Möglichkeiten sich zu verstecken <strong>und</strong> zurück zu<br />
ziehen. Leitgedanke dieser Konzeption war die<br />
Maximierung der Freifl ächen. Durch die Integration<br />
der <strong>Spiel</strong>geräte in die Rampenanlage an<br />
den Gr<strong>und</strong>stücksgrenzen ist eine freie, mit alten<br />
Bäumen bestandene grüne Mitte entstanden.
Foto: ©_Joosten_pixelgrain<br />
„Freiraum <strong>und</strong> Gebäude entwickeln gemeinsam<br />
einen neuen Ort, der im Spannungsverhältnis<br />
zwischen Innen <strong>und</strong> Außen der Bezeichnung<br />
Kinder-Garten Rechnung trägt.“ So erklären<br />
die Entwickler des Planungsbüros TOPOTEK 1<br />
aus Berlin ihr Konzept. Christian Bohne, Ansprechpartner<br />
dort, erläutert weiter: „Das<br />
<strong><strong>Spiel</strong>en</strong> im Freien entwickelt sich aus dem von<br />
Behles-Jochimsen-Architekten umgestalteten<br />
Gebäude heraus <strong>und</strong> tritt nicht als isoliertes<br />
zusätzliches Element in Erscheinung. Eine<br />
wichtige Motivation für uns war ein einmaliges<br />
<strong>Spiel</strong>erlebnis mithilfe eines maßgeschneiderten<br />
<strong>Spiel</strong>objektes zu schaffen, contra der üblichen<br />
Orgie mit <strong>Spiel</strong>objekten aus dem Katalog“. Das<br />
Bezirksamt Treptow-Köpenick Berlin investierte<br />
450.000 Euro in das jetzt gewürdigte Projekt,<br />
es wurde 2007 fertig gestellt. Nach zwei<br />
Jahren Erprobung stellt sich die Frage, ob die<br />
Preiswürdigkeit auch von den Erzieherinnen gesehen<br />
wird? „Das wird sie defi nitiv.“ bestätigt<br />
Christian Bohne unsere Nachfrage. D.T.<br />
Foto: ©_Joosten_pixelgrain<br />
Foto: ©_Joosten_pixelgrain<br />
Projektbeschreibung<br />
Projekt: Kita Griechische Allee, Berlin<br />
Außengelände: 3.600 qm<br />
Investitionssumme: 450.000 Euro<br />
Planungsbüro: TOPOTEK 1, Berlin<br />
Bauzeit: 2004 – 2007<br />
Report | 63
64 | <strong>Spiel</strong>raum<br />
Foto: R. E. Gilmore
Kinderfre<strong>und</strong>liche<br />
Stadtplanung<br />
Teil II: Element Bäume<br />
Für Kinder in der Stadt ist das Erleben der Vielfalt der Natur<br />
faszinierend. Wenn Kinder von ihrer Stadt erzählen, schwärmen<br />
sie immer von ihrem Lieblingsort, zu dem Bäume einfach dazu<br />
gehören.<br />
Der kontinuierliche Wechsel der Jahreszeiten<br />
ist an den Bäumen in der Stadt ablesbar - durch<br />
die neuen zarten Knospen im Frühling, das<br />
dichte Blätterdach im Sommer, den Laubfall im<br />
Herbst <strong>und</strong> die leeren knorrigen Äste im Winter.<br />
Für eine Vielzahl von Kleinsttieren - Ameisen,<br />
Käfer, Schmetterlinge <strong>und</strong> Singvögel - bieten<br />
die Bäume in der Stadt ein Refugium. Für die<br />
Kinder bietet diese Tierwelt zahlreiche St<strong>und</strong>en<br />
der Entdeckung. Bäume sind eine kinderfre<strong>und</strong>liche<br />
Bereicherung für jede Stadt. Sie verleihen<br />
der Innenstadt ihren besonderen Charme <strong>und</strong><br />
unterstreichen ihre Individualität.<br />
Stadtparks wie der Stadtgarten in Freiburg, die<br />
Eilenriede in Hannover, die Parkanlage von Bad<br />
Muskau, der Dörnbergpark in Regensburg, der<br />
Stadtpark in Görlitz oder der Englische Garten<br />
in München ziehen die Kinder magisch an. Je<br />
naturbelassener sich Park oder Stadtgarten zeigen,<br />
desto beliebter sind sie unter den Kindern,<br />
denn sie können die Natur <strong>und</strong> deren Gesetze<br />
dort beobachten <strong>und</strong> begreifen. In den Bäumen<br />
zu klettern, durch das Unterholz zu schweifen,<br />
an den Teichen Experimente mit Papierschiffen<br />
<strong>und</strong> Holzstöcken durchzuführen – das ist das<br />
pure Glück am Leben <strong>und</strong> Entdecken.<br />
Die Vorteile <strong>und</strong> Nutzungsmöglichkeiten von<br />
Bäumen in der Stadt sind grenzenlos. Einerseits<br />
wird durch Bäume die Luftqualität in der<br />
Stadt erhöht <strong>und</strong> einer durch den Klimawandel<br />
entstehenden Aufheizung der Städte entgegengewirkt.<br />
Anderseits werden Bäume vermehrt<br />
entlang der Stadtstraßen, auf städtischen Plät-<br />
zen <strong>und</strong> auch im letzten Winkel der Innenstadt<br />
gepfl anzt, weil die Stadtplaner, Architekten,<br />
Landschaftsplaner <strong>und</strong> Soziologen einen massiven<br />
Rückgang von Vandalismus innerhalb der<br />
Stadtgrenzen erkannt haben. Dort, wo Bäume<br />
<strong>und</strong> Menschen Raum zum Leben erhalten, entstehen<br />
weniger Aggressionen <strong>und</strong> eine starke<br />
Identifi kation mit der eigenen Stadt <strong>und</strong> dem<br />
Wohnumwelt. Gerade Kinder spüren eine Verb<strong>und</strong>enheit<br />
<strong>und</strong> Geborgenheit in der Nähe von<br />
Bäumen.<br />
Sowohl in den Auen an der Ilm in Weimar als<br />
auch im Park von Schloss Friedenstein in Gotha<br />
suchen Regentropfen ihren Weg durch das<br />
Blätterdach. Diese anziehenden Grünanlagen<br />
wurden als Landschaftsparks 1778 bzw. 1770<br />
angelegt. Zu dieser Zeit schwärmten europäische<br />
Besucher noch von dem üppigen Reichtum<br />
der Bäume <strong>und</strong> Vegetation, die die Straßen von<br />
Manhattan (New York) schmückten. In allen<br />
Hauptstraßen Manhattans fl ankierten jahrh<strong>und</strong>ertealte<br />
Bäume die Bürgersteige, prägten das<br />
Aussehen der Stadt <strong>und</strong> spendeten Schatten für<br />
die Bürger <strong>und</strong> deren Kinder. 1780 fi elen dem<br />
harten Winter <strong>und</strong> der fi nanziellen Notlage der<br />
Stadtbewohner alle Bäume zum Opfer. Unabhängig<br />
davon, ob es sich um Zier- oder Fruchtbäume<br />
handelte, landeten ihre Stämme in den<br />
Holzöfen. Zusammen mit anderen Straßen verlor<br />
die Wall Street ihre Frische, ihren grünen<br />
Charakter, ihren Schatten <strong>und</strong> ihre öffentlichen<br />
Aufenthaltsräume. Dabei gab Manhattan seinen<br />
menschlichen Charakter ab <strong>und</strong> zugleich<br />
<strong>Spiel</strong>raum | 65
Foto: R. E. Gilmore<br />
Durch die Aneignung der Natur in körperlicher Tätigkeit ...<br />
Foto: R. E. Gilmore<br />
... erfahren Kinder ein Stück Selbständigkeit.<br />
66 | <strong>Spiel</strong>raum<br />
erhöhte sich das tägliche Lebenstempo in der<br />
Stadt. Es gab keinen Anreiz mehr, die Stadt<br />
gemächlich zu durchwandern oder auf den<br />
Bürgersteigen zu verweilen. Heute gibt es die<br />
ersten Versuche, durch Anpfl anzungen neuer<br />
Bäume Manhattan etwas von seiner alten Qualität<br />
wiederzugeben.<br />
Johann Wolfgang von Goethe verfasste 1790<br />
in Weimar die Aufforderung <strong>und</strong> Mahnung an<br />
Stadtplaner, Architekten <strong>und</strong> Landschaftsarchitekten:<br />
„Pfl anz einen Baum! Und kannst Du<br />
auch nicht ahnen, wer später in seinen Schatten<br />
tanzt. Gedenke – Mensch, es haben Deine<br />
Ahnen, obwohl sie Dich nicht kannten, auch für<br />
Dich einen Baum gepfl anzt.“<br />
Diese Weisheit wird in Osnabrück zu Herzen<br />
genommen: Kinder <strong>und</strong> Bäume sind die Leitthemen<br />
der Stadtplanung. Vierspurige Straßen<br />
werden zu zweispurige Straßen zurückgebaut.<br />
Entlang der Mitte entstehen lang gestreckte<br />
Grünzonen mit Bäumen <strong>und</strong> Überquerungsmöglichkeiten<br />
für die Kinder, die auf dem Schulweg<br />
diese Straßen passieren müssen. Erstrebt wird<br />
eine Vernetzung von grünen Streifzonen für<br />
Kinder, damit sie sich in diesen geschützten<br />
Bereichen mit ihren Fre<strong>und</strong>en treffen können.<br />
Wie grüne Finger durchziehen die Grünzonen<br />
die Stadt. Ein weiteres Ziel ist, den Kindern die<br />
Möglichkeit zu geben, sich entlang der Baumreihen<br />
von der Innenstadt bis an den Stadtrand<br />
hinaus stets gefahrlos bewegen zu können. Dadurch<br />
können Kinder ihre Wohnumwelt allein<br />
oder mit Fre<strong>und</strong>en erobern.<br />
Städte wie Wien, Mailand <strong>und</strong> Paris punkten<br />
heute mit städtischen Parks <strong>und</strong> alten knorrigen<br />
Baumalleen, die Kinder spontan erwähnen,<br />
wenn sie ihr „Baumreich“ beschreiben sollen.<br />
Vergleichbar dazu sind die Stresemannallee <strong>und</strong><br />
der Altenbekener Damm in Hannover-Südstadt.<br />
Beide sind alt angelegte, eindrucksvolle <strong>und</strong><br />
imponierende Baumalleen. Mosaiken aus Licht<br />
<strong>und</strong> Schatten bilden ein bewegliches Muster<br />
an den Fassaden, Bürgersteigen <strong>und</strong> Straßen.<br />
Ebenfalls wechselt auf den Gesichtern der Kinder,<br />
die unter den Bäumen spielen, das Licht<br />
<strong>und</strong> Schattenspiel ab. Gemeinsam überspannen<br />
die Bäume mit ihren Blättern Straßenräume<br />
von jeweils fast zwanzig Meter. Diese Baumalleen<br />
empfi nden die Kinder als eine Schutzzone<br />
<strong>und</strong> unter ihnen fi ndet eine Entschleunigung<br />
statt. Sogar Autofahrer nehmen sich Zeit beim<br />
Durchfahren <strong>und</strong> die Kinder spüren eine Losgelöstheit.<br />
Eine nachdenkliche, genießerische<br />
Stimmung wird von den Bäumen verbreitet. In<br />
diesem urbanen, öffentlichen Stadtraum entwi-
ckelt sich ein intaktes soziales Gefüge, wo die<br />
Menschen auf einander acht geben <strong>und</strong> bereit<br />
sind, eine nachbarschaftliche Hand zu reichen.<br />
Die Kinder spüren, dass die Natur nicht verdrängt<br />
oder eingeengt wird. Daraus schließen<br />
sie, wenn Platz für Bäume vorhanden ist, dann<br />
ist auch Platz für sie in allen Entwicklungsstadien<br />
vorhanden.<br />
Das Blätterwerk von Bäumen dient darüber hinaus<br />
als Lärmschutzelement. Der Straßenlärm<br />
wird ähnlich wie bei einer Akustikwand in einer<br />
Schule oder einem Theater von der unterschiedlichen<br />
Schichtung der Blätter minimalisiert.<br />
Eine Erhöhung der Lebensqualität der angrenzenden<br />
Wohnungen <strong>und</strong> eine Verbesserung des<br />
Wohnumfeldes werden durch diesen „natürlichen<br />
Lärmschutz“ erzielt. Bei der Gestaltung<br />
von Städten muss immer auf kinderfre<strong>und</strong>liche<br />
Rückzugsgebiete geachtet werden. Kinder<br />
schätzen die Gewissheit spielen zu dürfen, ohne<br />
das Gefühl zu haben, andere Mitmenschen dabei<br />
zu stören.<br />
Oberhalb des Roemer- <strong>und</strong> Pelizaeus-Museums<br />
in Hildesheim ist die Fläche unter einem Solitärbaum<br />
ein alternativer Warteplatz für Schüler.<br />
Von hier aus haben die Kinder einen freien<br />
Blick zur Bushaltestelle, einen Überblick über<br />
den zähfl ießenden Verkehr <strong>und</strong> Einblick in die<br />
diversen Nationalitäten der Museumsbesucher.<br />
Die Wartezeit am Fuß des Baums wird durch<br />
eine Fußballr<strong>und</strong>e mit einer Blechdose verkürzt.<br />
Nachdem die Schulkameraden in die verschiedenen<br />
Busse verschw<strong>und</strong>en sind, hat das letzte<br />
Kind den Baum ganz für sich. Dieser Moment ist<br />
kostbar, denn jetzt ist ein Zurücklehnen gegen<br />
den Baumstamm, ein Nachhängen der Gedanken<br />
<strong>und</strong> ein Träumen von der Zukunft möglich.<br />
In Naturenklaven wie in Köln entlang dem Rhein<br />
oder wie in Ulm entlang der Donau dienen die<br />
Flächen unter den Bäumen als attraktive, soziale<br />
Treffpunkte für Kinder. Voller Lebensfreude <strong>und</strong><br />
in Verbindung zur Natur versammeln sie sich,<br />
um über den Tagesverlauf zu reden <strong>und</strong> um die<br />
vorbeifl anierenden Erwachsenen zu beobachten.<br />
Durch das Beobachten der Verhaltensweise<br />
<strong>und</strong> Umgangsformen der Erwachsenen lernen<br />
sie die wichtigen gesellschaftlichen Regeln fürs<br />
Leben. Jeden Tag gibt es ein neues Lehrstück.<br />
Ein innovativer Weg einer kinderfre<strong>und</strong>lichen<br />
Stadtplanung ist es auch, brachliegende Flächen<br />
<strong>und</strong> Baulücken mit in die Planung einzubeziehen.<br />
Eine zeitlich begrenzte Erlaubnis<br />
für die Zwischennutzung von Brachfl ächen<br />
ermöglicht Kindern, unter altem Baumbestand,<br />
in verwilderten Parklandschaften oder auf zu-<br />
gewachsenen Waldgr<strong>und</strong>stücken temporäre<br />
<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Forschungsräume zu schaffen. Die<br />
Stadt Waldshut-Tiengen hat zu diesem Zweck<br />
eine Kartierung aller öffentlichen Freifl ächen<br />
erstellt. Sämtliche <strong>Spiel</strong>spuren von Kindern wie<br />
Kletterabdrücke, Trampelpfade, Staudamm-<br />
Reste, Seilschaukeln <strong>und</strong> Baumhäuser wurden<br />
genau untersucht <strong>und</strong> dokumentiert. Die Möglichkeit,<br />
Flächen außerhalb von gekennzeichneten<br />
<strong>Spiel</strong>plätzen nutzen zu können, ist für<br />
Kinder überaus wichtig. Hier entstehen andere<br />
Bewegungs- <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>handlungen als auf<br />
<strong>Spiel</strong>plätzen.<br />
Für die behinderten Kinder der Hugo-Kükelhaus<br />
Schule in Magdeburg im Stadtteil Neu-Reform<br />
haben Bäume eine ganz andere Bedeutung:<br />
ein Neuanfang <strong>und</strong> ein Abschluss. Bei jeder<br />
neuen Einschulung wird jeweils ein Baum für<br />
die neue Klasse gepfl anzt. Somit wachsen die<br />
Bäume <strong>und</strong> Kinder zusammen auf. Aber auch<br />
als Abschluss <strong>und</strong> zur Bewältigung von Trauer<br />
spenden Bäume den Kindern Trost. Nachdem<br />
ein Zivildienstleistender, der an der Schule gearbeitet<br />
hatte, eines Abends zu Tode geprügelt<br />
<strong>und</strong> getreten wurde, pfl anzten die behinderten<br />
Kinder gemeinsam einen Baum. Dieser Baum ist<br />
„der Baum für Ricky“, aber in Wirklichkeit ist<br />
es ein Baum für die Kinder <strong>und</strong> er hat wie kein<br />
anderes Mittel die Kinder bei ihrer Trauerarbeit<br />
enorm unterstützt. Tagtäglich wird dieser Baum<br />
gehegt <strong>und</strong> gepfl egt. Fröhlicher könnte das Kinderlachen<br />
auf einem Schulhof nicht klingen,<br />
wenn die Kinder ihren „Ricky-Baum“ Fre<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> Besucher der Schule vorzeigen. Es ist ein<br />
Baum erfüllt mit Erinnerungen an einen ungewöhnlichen<br />
Menschen, <strong>und</strong> zudem ein Baum,<br />
der positiv von dem Wunsch <strong>und</strong> Willen nach<br />
einem Weiterleben <strong>und</strong> einem Verarbeiten einer<br />
Tragödie zeugt.<br />
Bewegungsterritorien für das Wurzelwerk von<br />
Bäumen in der Stadt müssen vorhanden sein.<br />
Weil das Wurzelwerk die Gehwegplatten hebt<br />
oder Straßenabschnitte aufbricht, werden Bäume<br />
in „jungen Jahren“ gefällt. Durch vorausschauende<br />
Planung können die zukünftig notwendigen<br />
Wachstumsbereiche für die Wurzeln<br />
als auch für den Stamm <strong>und</strong> die Baumkrone<br />
gewährleistet werden. Jeder Baumverlust wird<br />
von Kindern <strong>und</strong> auch von Erwachsenen als<br />
extrem schmerzlich empf<strong>und</strong>en. Für die Kinder<br />
sind es „Fre<strong>und</strong>e“, die mit gewachsen sind, für<br />
Erwachsene sind es Erinnerungen an den ersten<br />
Kuss oder verliebtes Schlendern, das unter den<br />
Bäumen stattfand. Dann freuen sich die meisten<br />
Betroffen auf die neue Baumpfl anzung, nur<br />
Ruth Esther Gilmore<br />
Die Autorin verfasst zurzeit<br />
bei Prof. Dr. Barbara Zibell<br />
an der Fakultät Architektur<br />
<strong>und</strong> Landschaft an der Leibniz<br />
Universität Hannover <strong>und</strong> bei<br />
Prof. Dr. Jens Dangschat an der<br />
TU Wien ihre Dissertation über<br />
Innovative Wege einer kinderfre<strong>und</strong>lichen<br />
Stadtplanung in<br />
deutschen Städten.<br />
Foto: R. E. Gilmore<br />
<strong>Spiel</strong>raum | 67
Foto: R. E. Gilmore<br />
Ungeahnte Naturkräfte Faszination pur<br />
68 | <strong>Spiel</strong>raum<br />
um dann zu erfahren, dass der Ersatz auf einem<br />
Gr<strong>und</strong>stück im nächsten Ortsteil oder als<br />
Baumgruppe auf dem weit entfernten Friedhof<br />
wachsen wird.<br />
Eine unsachgemäße Behandlung von Bäumen<br />
während der unterschiedlichen Bauphasen<br />
führt zu einem langsamen Sterben von zuvor<br />
ges<strong>und</strong>en Bäumen. Innerhalb von fünf bis zehn<br />
Jahren nach Bauabschluss – eine kurze Spanne<br />
im Leben eines Baums – müssen beschädigte<br />
Bäume wegen Anfälligkeit gegenüber Krankheiten<br />
oder fehlender Standsicherheit entfernt<br />
werden. Bauarbeiter, Architekten <strong>und</strong> Landschaftsarchitekten<br />
müssen bei den Bauarbeiten<br />
stets darauf achten, dass es nicht zu einer Wurzelverdichtung<br />
kommt, z.B. durch das Gewicht<br />
von (zwischen-) gelagerten Baustoffen über<br />
dem Wurzelwerk oder durch das Be- <strong>und</strong> Überfahren<br />
des Wurzelbereichs mit Baufahrzeugen.<br />
Es geht noch schlimmer: der Einsatz von Rüttelplatten<br />
<strong>und</strong> anderen Bodenverdichtungsgeräte<br />
ist absolutes Gift für die empfi ndlichen Baumwurzeln.<br />
Ein sorgloses Abstellen der Bauwagen,<br />
deren schmale Schornsteine zwischen dem<br />
Blätterwerk herausragen, kann häufi g beobachtet<br />
werden. Dies führt meistens dazu, dass die<br />
betroffenen Äste in den folgenden Jahren keine<br />
Blätter mehr tragen.<br />
Die großfl ächige Ausdehnung des Wurzelbereichs<br />
von Bäumen erstaunt Kinder wie auch<br />
Erwachsene. Ab dem Ende des Blattwerkes,<br />
welches sich über einem befi ndet, dehnt sich<br />
das Wurzelwerk des Baumes in der Regel noch<br />
weitere zwei Meter darüber hinaus aus. Ohne<br />
dass dies vermutet wird, dehnen sich unter den<br />
Füßen die verletzlichen, überlebensnotwendigen<br />
Wurzeln aus. Der Wurzelbereich muss deshalb<br />
weiträumig von Lagerung <strong>und</strong> Befahrung<br />
verschont bleiben, wenn die Bäume die Bauarbeiten<br />
überleben sollen.<br />
Aus der Sicht von Kinderaugen besteht eine<br />
weitere Gefahr darin, dass H<strong>und</strong>e ihre Duftnote<br />
an Baumstämmen zurückzulassen pfl egen.<br />
Wird H<strong>und</strong>en erlaubt, ihre Ausscheidungen am<br />
Baum zu hinterlassen, führt diese Unart dazu,<br />
dass der Bereich unterhalb der Bäume an Aufenthaltsqualität<br />
einbüßt. Kein Kind hält sich in<br />
der Nähe übel riechender Baumstämme auf <strong>und</strong><br />
die in der Nähe aufgestellte Bank ist vergebliche<br />
Liebesmühe. Ein Berühren des Baumstamms<br />
kommt für die Kinder nicht in Frage.<br />
Kinderfre<strong>und</strong>liche Stadtplanung mit Bäumen<br />
betrifft nicht nur <strong>Spiel</strong>plätze. Sie umfasst das<br />
gesamte Wohnumfeld, von brachliegenden<br />
Flächen <strong>und</strong> Baulücken, über Grünanlagen bis<br />
hin zu Straßen <strong>und</strong> städtischen Plätzen, <strong>und</strong><br />
ermöglicht eine nachhaltige kinderfre<strong>und</strong>liche<br />
Gestaltung von Städten <strong>und</strong> Gemeinden zu<br />
Aufenthalts-, <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Erlebnisräumen für<br />
Kinder.<br />
Dipl.-Ing. Ruth Esther Gilmore<br />
Teil III: Element Kinderbeteiligung<br />
Teil IV: Element Mobilität<br />
Foto: R. E. Gilmore
Foto: DPV<br />
Öffentliche<br />
„Boule-Plätze“<br />
beliebt bei 1 Mio. Sportlern<br />
Jeder, der in Frankreich war, kennt<br />
die klischeehafte Szene: Sonntagnachmittag.<br />
Eine Gruppe von meist<br />
älteren Männern ist auf einer ebenen<br />
Fläche im Schatten alter Bäume damit<br />
beschäftigt, abwechselnd Kugeln<br />
aus Metall in Richtung einer kleineren<br />
Kugel zu werfen, um anschließend<br />
wort- <strong>und</strong> gestenreich das jeweilige<br />
Ergebnis zu untersuchen <strong>und</strong> leidenschaftlich<br />
zu diskutieren. Dabei stört<br />
die erloschene Maispapier-Zigarette<br />
im M<strong>und</strong>winkel ebenso wenig wie die<br />
unverrutschbare Baskenmütze. Zeit<br />
für Boule – eine <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Sportart<br />
so französisch wie Baguette, Bouillabaisse<br />
<strong>und</strong> Marseillaise.<br />
Boule gehört zur Gruppe der Kugelsportarten,<br />
die es schon sehr lange gibt. Im Laufe der<br />
Jahrh<strong>und</strong>erte wurde der Sport mehrfach verboten<br />
Mal sahen die die Herrscher im Boulespiel<br />
eine Gefährdung der Staatssicherheit, mal<br />
wurden Nichtadelige ausgeschlossen. 1629<br />
ließ die Kunsthandwerkerzunft, die Schläger<br />
<strong>und</strong> Federbälle fabrizierte, das Boulespiel gerichtlich<br />
verbieten, weil es „…zu lasterhaften<br />
Ausschweifungen führt <strong>und</strong> Ursache sonstiger<br />
Unverschämtheiten ist…“ Das wohl einzig vernünftige<br />
Verbot erging 1824: in Lyon wurde es<br />
untersagt, auf Verbindungsstraßen zwischen<br />
den Orten <strong>und</strong> auf Hauptstraßen der Stadt<br />
Boule zu spielen…<br />
Ideal für jedes Alter<br />
Noch eine Verwechselung: Eigentlich ist es<br />
nicht wirklich Boule, was an den meisten Orten<br />
gespielt wird, sondern Pétanque. Pétanque ist<br />
über 100 Jahre alt <strong>und</strong> hat sich aus Jeu provençal<br />
entwickelt. Diese Sportart wird mit drei<br />
Schritten Anlauf gespielt. Irgendwann hatte<br />
ein <strong>Spiel</strong>er ein Altersproblem – Rheuma oder<br />
Ichias – <strong>und</strong> da hat man gesagt: Wir machen<br />
einen Kreis auf die Erde <strong>und</strong> spielen das aus<br />
dem Stand. Daher auch der Name Pétanque –<br />
<strong>Spiel</strong>raum | 69
Millimeterarbeit – Der Unparteiische misst den Abstand mit dem Stechzirkel<br />
Eine öffentliche Pétanque-Anlage in Frankreich für <strong>Freizeit</strong>sportler<br />
70 | <strong>Spiel</strong>raum<br />
mit geschlossenen Füßen auf der Erde stehen.<br />
So lässt sich Pétanque spielen, sobald man eine<br />
Kugel halten kann <strong>und</strong> solange man eine Kugel<br />
halten kann. Dort wo <strong>Freizeit</strong>spieler Boule spielen,<br />
wird annähernd nach den Pétanque-Regeln<br />
gespielt. Dies ist auch bei den bereits erwähnten<br />
Franzosen der Fall.<br />
In Deutschland war Konrad Adenauer der Botschafter<br />
für die italienische Variante des Kugelspiels,<br />
Boccia, das er in seinem Lieblings-<br />
Urlaubsort Cadenabbia am Comer See kennen<br />
<strong>und</strong> lieben gelernt hatte. Dennoch konnte sich<br />
hierzulande Boule mit der Zeit durchsetzen.<br />
Dies lag vor allem an den recht komplizierten<br />
Regeln von Boccia. Es sind bestimmte Bahnen<br />
vorgeschrieben <strong>und</strong> der <strong>Spiel</strong>er muss vorher ansagen,<br />
welche der Kugeln er treffen will.<br />
Pétanque als Leistungssport<br />
Pétanque ist in Deutschland die beliebteste Kugelsportart.<br />
Nach den Verkaufszahlen der Kugeln<br />
schätzt der Deutsche Pétanque-Verband<br />
die Zahl der <strong>Freizeit</strong>spieler auf etwa 1 Million.<br />
Dass es einen Deutschen Pétanque-Verband<br />
gibt, wird den meisten Bürgern unbekannt sein.<br />
Der Verband ist ein gemeinnütziger eingetragener<br />
Verein <strong>und</strong> hat derzeit 10 Landesfachverbände<br />
als Mitglieder. Der DPV ist über den<br />
Deutschen Boccia-, Boule-, <strong>und</strong> Pétanque-Verband<br />
e.V. Mitglied im Deutschen Olympischen<br />
Sportb<strong>und</strong> (DOSB).<br />
Im Pétanque werden folgende Formationen gespielt:<br />
Tête à tête, Doublette <strong>und</strong> Triplette – also<br />
das <strong>Spiel</strong> 1:1, in Zweier-Mannschaften oder als<br />
Königsdisziplin in Dreier-Teams. International<br />
wird in der Regel Triplette gespielt. Weltweit<br />
gibt es 570.000 <strong>Spiel</strong>erlizenzen, davon alleine<br />
350.000 in Frankreich. Der Deutsche Pétanque-<br />
Verband zählt immerhin 14.000 Lizenzen <strong>und</strong><br />
ist auch international gut aufgestellt.<br />
Es gibt im DPV eine B<strong>und</strong>esliga, seine Mannschaften<br />
nehmen an Europa- <strong>und</strong> Weltmeisterschaften<br />
teil <strong>und</strong> schließlich wurden die World<br />
Games 2013 nach Deutschland vergeben. Sollten<br />
sich deutsche Teams dann bei den jeweils<br />
sechs besten Länderéquipes auf einem Treppchenplatz<br />
wiederfi nden, wären die derzeitigen<br />
Förderkriterien des B<strong>und</strong>esinnenministeriums<br />
erfüllt <strong>und</strong> der Förderzeitraum 2014-2017 gesichert.<br />
In Anbetracht, dass Pétanque ab 2016<br />
olympisch werden kann, durchaus gute Aussichten<br />
für die Zukunft
Foto: DPV<br />
Mit Konzentration <strong>und</strong> Präzision zum Turniererfolg<br />
1 Million <strong>Freizeit</strong>spieler<br />
Der DPV pfl egt neben dem Leistungssport auch<br />
den Breitensport. Pétanque wird auch auf öffentlichen<br />
Plätzen gespielt, da jeder Boden für<br />
diese Kugelsportart geeignet ist. Die älteren<br />
französischen Herren, die abends auf den Dorfplätzen<br />
spielen, sind meist <strong>Freizeit</strong>spieler, vergleichbar<br />
mit Fußballspielern im Park, die z. B.<br />
Kleidungsstücke als „Torpfosten“ benutzen. Bei<br />
beiden hat dies nichts mit den Fähigkeiten der<br />
<strong>Spiel</strong>er zu tun.<br />
In Deutschland werden in Parks oft Boule-Plätze<br />
angelegt <strong>und</strong> auch genutzt. Denn nicht alle<br />
Pétanque-Vereine verfügen über eigene Plätze.<br />
Daher ist es für sie ebenso wie für die Million an<br />
<strong>Freizeit</strong>spielern wichtig, dass Kommunen Flächen<br />
für den Sport bereithalten. In vielen Orten<br />
ist dies bereits der Fall. Und dort, wo noch keine<br />
Bahn vorhanden ist, entstehen für die Anlage<br />
nur geringe Kosten.<br />
Ruck-Zuck zum neuen Sportplatz<br />
Benötigt wird zunächst eine Freifl äche von<br />
etwa 15 x 4 m + eine „Zugabe“ r<strong>und</strong>um. Die<br />
Aushubhöhe sollte etwa 30 cm betragen. Als<br />
erste Schicht wird sehr grober Split verwendet,<br />
der auch als Drainage dient. Die zweite Schicht<br />
besteht aus feinem Split, der gut gewässert <strong>und</strong><br />
mit der ersten Schicht verdichtet wird. Als dritte<br />
Schicht wird Mineralbetonsand dünn aufge-<br />
Foto: DPV<br />
tragen <strong>und</strong> geplättelt. Schließlich kommt oben<br />
drauf noch die hauchdünne Aufl age aus sehr<br />
feinem Split oder Kieselsteinchen. Der Platz<br />
sollte nach Fertigstellung nicht gleich bespielt<br />
werden. Innerhalb von 14 Tagen wird der Platz<br />
immer wieder gewässert <strong>und</strong> geplättelt, bis er<br />
hart genug für den <strong>Spiel</strong>betrieb ist. Ist der Platz<br />
erst einmal „eingespielt“, bedarf er im Prinzip<br />
keiner Pfl ege mehr. Tennisplätze (Rotascheplätze),<br />
die nicht mehr genutzt werden, eignen sich<br />
hervorragend, denn es reicht, wenn nur noch als<br />
Aufl age eine hauchdünne Schicht feinkörnigen<br />
Splits darauf verteilt wird. Alle Arbeiten können<br />
von Mitarbeitern des städtischen Bauhofs ausgeführt<br />
werden.<br />
Macht das nicht Lust auf Pétanque? L.K.<br />
<strong>Spiel</strong>raum | 71
Ausschnitt aus dem Gemälde „Die Kinderspiele“ von Pieter Bruegel d. Ä., 1560 (aus: VÖHRINGER, 1999, 50)<br />
Vor der<br />
„Entdeckung“ der Kindheit<br />
In einer kleinen Reihe von vier Beiträgen „Zur Entwicklungsgeschichte<br />
der öffentlichen Freiräume für Kinder“ stellt Daniel Rimbach in der<br />
FreeLounge die wesentlichen Ergebnisse seiner Doktorarbeit 1 vor. Im<br />
ersten Teil geht es um einen Überblick über die Anfänge vor 1850 als<br />
Wurzeln der planmäßigen Gestaltung von Freianlagen für Kinder.<br />
72 | <strong>Spiel</strong>raum<br />
Kinder haben schon „immer“ im Freiraum gespielt.<br />
Im Mittelalter gab es jedoch keine speziell<br />
für Kinder gestalteten Freiräume, da die<br />
Gesellschaft nicht klar zwischen Kindern <strong>und</strong><br />
Erwachsenen unterschied. Das Kind des Mittelalters<br />
<strong>und</strong> der frühen Neuzeit nutzte für sein<br />
<strong>Spiel</strong> hauptsächlich vorgef<strong>und</strong>ene Dinge oder<br />
auch einfache, selbst oder von Familienmitgliedern<br />
angefertigte <strong>Spiel</strong>zeuge. Gewerbemäßig<br />
hergestelltes <strong>Spiel</strong>zeug in unserem heutigen<br />
Sinne war eher selten. Diese speziell von Handwerkern<br />
angefertigten <strong>Spiel</strong>waren, mit denen<br />
vor allem die Kinder der oberen Stände spielten,<br />
lassen sich ab dem hohen Mittelalter nachweisen.<br />
Das berühmte Gemälde „Die Kinderspiele“ von<br />
Pieter BRUEGEL D. ÄLTEREN aus dem Jahr 1560<br />
ist ein Katalog der damals üblichen <strong>Spiel</strong>e im<br />
Freien. Es zeigt ungefähr 80 verschiedene <strong>Spiel</strong>e.<br />
Die Kinder auf dem Bild spielen zumeist ohne<br />
<strong>Spiel</strong>zeug miteinander (z.B. Prozession, Verstecken<br />
etc.) <strong>und</strong> mit umfunktionierten Alltagsgegenständen.<br />
Obwohl speziell für das <strong>Spiel</strong><br />
verfertigte Gegenstände, sogenanntes primäres<br />
<strong>Spiel</strong>zeug, noch relativ selten war, sind auch<br />
einige solcher <strong>Spiel</strong>mittel zu sehen. Zu dieser<br />
Kategorie gehören die dargestellten Masken,<br />
Puppen, Stelzen, Kreisel <strong>und</strong> Steckenpferdchen.<br />
Die Kinder auf dem Bild spielen aber auch mit<br />
Stöcken, Holz, Knochen, Reifen, Ziegelsteinen,<br />
Schweinsblasen <strong>und</strong> gefangenen Vögeln. Die<br />
<strong>Spiel</strong>e fi nden entweder auf der sandigen Straße,<br />
einem eingezäunten Rasenstück, an den Mauern<br />
oder auf einer baumbestandenen Wiese an<br />
einem Bach statt. Festinstallierte „<strong>Spiel</strong>geräte“,<br />
d.h. Gegenstände, die zum <strong>Spiel</strong> genutzt werden,<br />
sind: ein Sandhaufen, ein Baumstamm, ein<br />
Holzbalken, ein <strong>Spiel</strong>tisch, ein hölzerner Zaun,<br />
ein Kletterbaum <strong>und</strong> ein Reck.
Die sich ab dem Ende des Mittelalters langsam<br />
entwickelnde schrittweise gesellschaftliche<br />
„Entdeckung“ oder „Erfi ndung“ der Kindheit als<br />
eigener Lebensabschnitt spiegelte sich auch in<br />
der zunehmend differenzierteren Gestaltung<br />
von Freianlagen für Kinder wider.<br />
Belehrung <strong>und</strong> Unterweisung<br />
Von der frühen Neuzeit bis zur Zeit der Aufklärung<br />
wurden Freianlagen für Kinder, wenn<br />
überhaupt, dann nahezu ausschließlich mit<br />
dem Ziel der Belehrung <strong>und</strong> Unterweisung oder<br />
zur Erholung vom Lernen geschaffen.<br />
Die ersten für Kinder geschaffenen Freianlagen<br />
in der Renaissance waren botanische Gärten im<br />
Zusammenhang mit Bildungseinrichtungen. Der<br />
Ulmer Stadtbaumeister Joseph FURTTENBACH<br />
stellte 1635 in seiner „Architectura vniversalis“<br />
den Gr<strong>und</strong>riss einer Schule vor. Das Gebäude<br />
schließt vier Gartenhöfe, das heißt zwei „Küchengärtten“,<br />
einen „Baumgartten“ <strong>und</strong> einen<br />
„Blumengartten“, ein. Im „Baumgartten <strong>und</strong><br />
„Blumengartten“ sollten „die Innwohner ihr Recreation<br />
haben können“ (FURTTENBACH, 1635,<br />
Tafel 16 u. S. 47).<br />
Am Ende des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts entstanden die<br />
ersten vereinzelten Schülerarbeitsgärten. Auf<br />
Veranlassung von Herzog ERNST I VON SACH-<br />
SEN, genannt der Fromme (reg. 1640-1675),<br />
wurde in Gotha ein Kräutergarten an einer<br />
Schule anlegt, um die Pfl anzenkenntnisse der<br />
Kinder zu verbessern.<br />
<strong>Spiel</strong>einrichtungen für Erwachsene in<br />
den Gärten<br />
Seit der Renaissance wurden in herrschaftlichen<br />
Gärten des Adels <strong>und</strong> wohlhabenden Bürgertums<br />
Räume für Erwachsenenspiele eingerichtet.<br />
In den Gärten wurden z.B. Schießscheiben aufgestellt.<br />
Besonders verbreitet waren Kegel-,<br />
Kugel- <strong>und</strong> Kricketspiele, welche oft in den<br />
Kabinetten des Bosketts auf eigens angelegten<br />
„<strong>Spiel</strong>-Plätzen“ stattfanden. So gab es in<br />
der Renaissance <strong>und</strong> der Barockzeit spezielle<br />
Plätze bzw. Bahnen für das Passspiel <strong>und</strong> das<br />
Mailspiel (z.B. Hortus Palatinus in Heidelberg).<br />
Brettspiele wurden in monumentale Maßstäbe<br />
übersetzt. Schaukeln, Wippen <strong>und</strong> Karussells<br />
wurden besonders im Rokoko als erotisierendkokettes<br />
<strong>Spiel</strong> eingesetzt.<br />
Im Barock war das <strong>Spiel</strong> ein wichtiger Teil der<br />
Gartenkunst. Eine Besonderheit war der Pillnitzer<br />
Schlossgarten bei Dresden, der unter dem<br />
„Erster Gr<strong>und</strong>riß zu der Schule“ (aus: FURTTENBACH, 1635, Tafel No. 16)<br />
sächsischen Kurfürsten <strong>und</strong> König von Polen,<br />
AUGUST DEM STARKEN, in den 1720er Jahren<br />
so gestaltet wurde, dass die gesamte Anlage<br />
einzig <strong>und</strong> allein dem höfi schen <strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> der<br />
höfi schen Festkultur gewidmet war. Die zahlreichen<br />
<strong>Spiel</strong>einrichtungen dienten in erster<br />
Linie dem Vergnügen des erwachsenen Publikums.<br />
In diesen Anlagen spielten Kinder mit<br />
den Erwachsenen als „kleine Erwachsene“ nach<br />
deren Regeln. Dies beweist jedoch noch nicht,<br />
dass die Kinder in den Gärten nicht auch eigene<br />
„Nichterwachsenenspiele“ gespielt haben.<br />
Es wird vielmehr deutlich, dass die Gärten ausschließlich<br />
für Erwachsene geplant <strong>und</strong> angelegt<br />
waren.<br />
Erst kurz vor 1800 entstanden in den Privatgärten<br />
auch erste Kinderspielbereiche, die mit speziellen<br />
Kinderspielgeräten ausgestattet wurden.<br />
Hier zeigte sich eine auffällige zeitliche <strong>und</strong><br />
sicher nicht zufällige Parallelität zum Aufkommen<br />
der ersten bürgerlichen Kinderspielstuben<br />
in der Zeit um 1800.<br />
Stärkung von Körper <strong>und</strong> Geist<br />
Die Zeit der Aufklärung <strong>und</strong> die Herausbildung<br />
einer bürgerlichen Kultur ab etwa 1750 brachte<br />
die endgültige Wertschätzung der Kindheit mit<br />
sich. Die Philanthropen dieser Zeit, allen voran<br />
BASEDOW in Dessau sowie SALZMANN in<br />
Schnepfenthal bei Gotha, entwickelten detaillierte<br />
Bildungskonzepte, bei denen die Aneignung<br />
<strong>und</strong> Nutzung des Freiraums eine bedeutende<br />
Rolle spielte. Wesentliche Bestandteile<br />
dieser ganzheitlichen Erziehung <strong>und</strong> Bildung<br />
waren die Gartenarbeit, die Durchführung von<br />
Daniel Rimbach<br />
Daniel Rimbach hat Landschaftsarchitektur<br />
an der<br />
Fachhochschule in Erfurt<br />
studiert <strong>und</strong> führt seit 1998<br />
ein Planungsbüro mit den<br />
Schwerpunkten Gartendenkmalpfl<br />
ege sowie Objekt- <strong>und</strong><br />
Landschaftsplanung. Er arbeitet<br />
kontinuierlich an universitären<br />
Forschungsprojekten mit<br />
<strong>und</strong> hat seit 2001 Lehraufträge<br />
an der Fachhochschule Erfurt.<br />
2008 promovierte er an der<br />
Fakultät für Architektur <strong>und</strong><br />
Landschaft der Gottfried<br />
Wilhelm Leibniz Universität<br />
Hannover.<br />
<strong>Spiel</strong>raum | 73
Foto: Daniel Rimbach<br />
Rekonstruiertes Turngerät auf dem historischen Gymnastikplatz in Schnepfenthal in Thüringen<br />
Nächster Beitrag:<br />
Teil II: 1850 bis 1900<br />
Der Aufschwung der öffentlichen<br />
Anlagen für Kinder<br />
74 | <strong>Spiel</strong>raum<br />
Leibesübungen sowie die Naturanschauung auf<br />
Spaziergängen, Wanderungen <strong>und</strong> Fahrten. In<br />
das Bildungsprogramm der Neuzeit für Kinder<br />
führten die Aufklärer die gymnastischen <strong>und</strong><br />
turnerischen Übungen sowie die zielgerichtete<br />
Aneignung von Natur <strong>und</strong> Landschaft ein. Auch<br />
angeleitete Bewegungs- <strong>und</strong> Gesellschaftsspiele<br />
wurden von den Philanthropen gefördert. Die<br />
Leibesübungen <strong>und</strong> die Gartenarbeit unter ständiger<br />
Anleitung eines Lehrers wurden vor allem<br />
von den rationalen Aufklärern als ein probates<br />
Mittel im Kampf gegen die „Selbstschändung“,<br />
d.h. die Masturbation, angesehen.<br />
1785 legte GUTSMUTHS auf einem bewaldeten<br />
Hügel in der Nähe der Erziehungsanstalt<br />
Schnepfenthal einen Gymnastikplatz für die<br />
dortigen Zöglinge an.<br />
Die Lage <strong>und</strong> Gestaltung dieses Platzes wurde<br />
zum Vorbild für die Gestaltung der im Rahmen<br />
der Turnerbewegung JAHNS ab 1811 entstehenden<br />
Turnplätze. Die relativ wenigen, aber in<br />
ganz Deutschland verbreiteten Turnplätze der<br />
Turnervereine ermöglichten erstmals die zielgerichtete<br />
körperliche Betätigung auf speziell<br />
angelegten Plätzen außerhalb des schulischen<br />
Zusammenhangs. Bei diesen öffentlichen Turnplätzen<br />
schadete es laut JAHN nichts, wenn diese<br />
in beträchtlicher Entfernung zu den Wohngebieten<br />
angeordnet waren, „ja es wäre ein<br />
selbst ein ¾ bis 1 St<strong>und</strong>e weit gelegner einem<br />
weit näheren, minder brauchbaren vorzuziehen.<br />
Denn für Kinder von acht bis neun Jahren ist die<br />
Übung im G e h e n schon sehr wichtig“ (JAHN<br />
& EISELEN 1816, 202).<br />
Foto: Daniel Rimbach<br />
Entstehung der ersten gemeinschaftlichen<br />
Kinderspielplätze<br />
Für das freie selbsttätige <strong>Spiel</strong> der Kinder hatten<br />
Pädagogen in der Zeit der Aufklärung jedoch<br />
noch kein Verständnis. Im Zuge der zunächst<br />
zögerlich einsetzenden Industrialisierung entstanden<br />
ab den 1820er Jahren verstärkt Kleinkinderbetreuungseinrichtungen<br />
<strong>und</strong> auch schon<br />
allererste städtische Kinderspielplätze. Zu diesen<br />
„Kleinkinderschulen“ <strong>und</strong> „Kleinkinderbewahranstalten“<br />
gehörten auch <strong>Spiel</strong>geräte, die<br />
in den Außenanlagen aufgestellt wurden. Diesen<br />
ersten gemeinschaftlichen <strong>Spiel</strong>plätzen lag<br />
jedoch noch kein differenzierter pädagogischer<br />
Ansatz zugr<strong>und</strong>e. Dies änderte sich erst durch<br />
den Pädagogen Friedrich FRÖBEL, den Begründer<br />
<strong>und</strong> Namensgeber der Kindergartenbewegung.<br />
Er entwarf 1839 den Außenraum für den<br />
ersten Kindergarten in Blankenburg. Der Außenraum,<br />
d.h. der Garten, trug wesentlich zur<br />
Begriffsprägung seines pädagogischen Gr<strong>und</strong>konzeptes<br />
„Kindergarten“ bei. Im Garten des<br />
ersten Kindergartens wurde gelernt, gearbeitet<br />
<strong>und</strong> gespielt. Es gab Anschauungsbeete zum<br />
Lernen. Jedes Kind hatte ein eigenes Beet zum<br />
Arbeiten. Gemeinsam wurde auf einem Laufspielplatz<br />
<strong>und</strong> einem Bauspielplatz gespielt.<br />
Mit dem selbsttätigen <strong>Spiel</strong> fügte er der Pädagogik<br />
eine dritte gleichberechtigte Säule hinzu.<br />
Mit seinem halböffentlichen Charakter <strong>und</strong><br />
dem hierfür gezielt geplanten Besucherbereich<br />
gehört der Garten des ersten Kindergartens an<br />
den Beginn der Entwicklungslinie zur modernen<br />
öffentlichen Freianlage für Kinder <strong>und</strong> weist
damit weit über das 19. Jahrh<strong>und</strong>ert hinaus.<br />
Bemerkenswert ist, vor allem im Vergleich mit<br />
der später stattfi ndenden Entwicklung am Ende<br />
des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, dass diese ersten, noch<br />
halböffentlichen FRÖBELschen <strong>Spiel</strong>plätze kein<br />
Ersatz für in der Großstadt fehlende Natur waren.<br />
Sie waren vielmehr Bestandteil eines pädagogischen<br />
Konzepts, welches zunächst mit<br />
Bauern- <strong>und</strong> Kleinbürgerkindern einer ländlichen<br />
Region erprobt wurde.<br />
Die Anlage von öffentlichen Kinderspielplätzen<br />
vor 1850 ist als eine absolute Ausnahme zu betrachten.<br />
In größerem Umfang wurden öffentliche<br />
<strong>Spiel</strong>plätze erst ab den 1870er <strong>und</strong> 1880er<br />
Jahren angelegt, in sehr vielen Städten auch<br />
erst ab der Wende zum 20. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />
Daniel Rimbach<br />
Wissenschaftliche Aufarbeitung eines vernachlässigten Themas<br />
Eine tiefgründige wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Gesamtentwicklung der<br />
öffentlichen städtischen Freiräume für Kinder als Planungsgegenstand hatte bisher erstaunlicherweise<br />
noch nicht stattgef<strong>und</strong>en. Im Rahmen seiner Dissertation hat Daniel Rimbach<br />
schwerpunktmäßig den Zeitraum ab der Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts betrachtet, von der<br />
Entstehung der ersten öffentlichen Freianlagen für Kinder bis zur Mitte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />
Auf eine weitergehende, durchaus wünschenswerte Bearbeitung der Zeit nach 1945 wurde<br />
verzichtet, da der damit unweigerlich verb<strong>und</strong>ene Systemvergleich zwischen Ost <strong>und</strong> West<br />
den Rahmen der Arbeit gesprengt hätte. Die Entwicklung dieser neuen Planungsaufgabe im<br />
gesellschaftlichen Kontext <strong>und</strong> deren Berücksichtigung innerhalb des sich entwickelnden<br />
Berufsstandes der Garten- <strong>und</strong> Landschaftsarchitekten beziehungsweise seiner fachlichen<br />
Vorläufer stand im Mittelpunkt des Interesses. Untersucht wurde dabei, inwieweit die Gestaltung<br />
der Freifl ächen für Kinder eine Planungsaufgabe des Gartenarchitekten beziehungsweise<br />
seiner fachlichen Vorgänger war. Es wurden vor allem die von diesem Berufszweig<br />
gestalteten Freianlagen für Kinder berücksichtigt. Aber auch Anlagen, die von Mitgliedern<br />
anderer Berufsgruppen, zum Beispiel Architekten, Pädagogen oder Medizinern planmäßig<br />
gestaltet bzw. planungstheoretisch vorbereitet wurden, fanden Beachtung. Die Ausbildung<br />
von öffentlichen Freianlagen für Kinder beruhte im Untersuchungszeitraum stets auf drei<br />
gr<strong>und</strong>sätzlichen Gestaltungsanlässen: 1. der Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge <strong>und</strong> Körperertüchtigung, 2.<br />
dem <strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> 3. der Belehrung <strong>und</strong> Unterweisung. Nach den jeweils herrschenden politischgesellschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen wurden unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt <strong>und</strong><br />
planerisch verwirklicht.<br />
Quellen:<br />
BRODBECK, Matthias (1996):<br />
Zur Pädagogik F. W. A. Fröbels im<br />
Lichte der Gegenwart.<br />
Vortrag, gehalten am 31. Mai 1996 auf<br />
dem Altenstein bei Bad Liebenstein <strong>und</strong><br />
Schweina aus Anlass des 1. Schweinaer<br />
Fröbeltages. unv.<br />
FURTTENBACH, Joseph (1635):<br />
Architectura vniversalis. Ulm. [Permanente<br />
URL: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/furttenbach1635]<br />
JAHN, Friedrich Ludwig <strong>und</strong> EISELEN,<br />
Ernst (1816):<br />
Die Deutsche Turnkunst zur Einrichtung<br />
der Turnplätze dargestellt von Friedrich<br />
Ludwig Jahn <strong>und</strong> Ernst Eiselen. Berlin.<br />
(Nachdruck in: Schwarze, Max <strong>und</strong><br />
Limpert, Wilhelm; o.J. [ca. 1928]: Quellenbücher<br />
der Leibesübungen. Band 4.<br />
Dresden.)<br />
Rimbach, Daniel (2009):<br />
Öffentliche Freiräume für Kinder als<br />
Gegenstand der städtischen Freiraumplanung<br />
von der Mitte des 19. bis<br />
zur Mitte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts. Ein<br />
Beitrag zur Professionsgeschichte der<br />
Landschaftsarchitektur in Deutschland.<br />
Göttingen. (Cuvillier Verlag, zugl. Univ.<br />
Diss Hannover, 2008)<br />
VÖHRINGER, Christian (1999):<br />
Pieter Bruegel 1525 / 1530 –1569.<br />
Köln. (Könemann)<br />
<strong>Spiel</strong>raum | 75
76 | Stadt & Kunst<br />
Fotos: Slinkachu
Kleine Leute<br />
in der großen Stadt<br />
Sie sind winzig, oft melancholisch oder wagemutig: Der britische<br />
Streetart-Künstler <strong>und</strong> Photograph Slinkachu lässt Miniaturfi guren zu<br />
Helden im urbanen Leben werden.<br />
Ein gut gekleideter Mann sitzt auf dem Steinboden<br />
einsam am Ufer der Themse <strong>und</strong> lässt<br />
den Blick über das Wasser schweifen. Vieles<br />
könnte ihm passiert sein: Job weg, Trennung,<br />
Burnout. Die einsame Figur ist eine Projektionsfl<br />
äche für große oder kleine Tragödien des<br />
Lebens. „Aussteigerträume“ ist der Titel dieser<br />
Arbeit, die nicht nur aufgr<strong>und</strong> des Maßstabs der<br />
Figuren von 1:87 ein minimalistisches Meisterwerk<br />
ist. Slinkachu inszeniert mit Blick für das<br />
Wesentliche, Witz <strong>und</strong> ohne Angst vor Emotionen<br />
alltägliche Situationen – <strong>und</strong> das mit<br />
ganz geringen Mitteln. Zu dem Prinzip seiner<br />
Arbeit gehört die Gegenüberstellung einer Detailaufnahme<br />
<strong>und</strong> einem Foto aus Augenhöhe,<br />
auf dem die Suche nach den kleinen Helden<br />
manches Mal gar nicht so leicht ist. Slinkachus<br />
Arbeiten sind auch deshalb so sympathisch,<br />
weil sie das Leben des Stadtmenschen liebevoll,<br />
<strong>und</strong> deshalb nie respektlos persifl ieren. In seiner<br />
Welt gibt es verzweifelte Natursucher, gescheiterte<br />
Supermänner, Arbeiter, die nicht vor zu<br />
großen Aufgaben kapitulieren oder auch Exhibitionisten,<br />
deren Obsession die Welt nicht interessiert.<br />
Der Künstler sagt, dass seine Figuren<br />
in der Stadt immer in gewisser Weise verloren<br />
sind, entweder körperlich oder emotional. Seine<br />
Streetart rückt mit diesem zentralen Thema<br />
ganz leise <strong>und</strong> selbstverständlich in die Nähe<br />
der Stadtbilder von Edward Hopper.<br />
Spurensuche in London<br />
Im Internet ist Slinkachu mit einer Website<br />
<strong>und</strong> einem Blog präsent (www.slinkachu.com).<br />
In diesen virtuellen Räumen kann man neue<br />
Szenen bew<strong>und</strong>ern <strong>und</strong> die kleinen Leute sogar<br />
auf Reisen begleiten. Im September war<br />
der Künstler an dem italienischen Kunst Festival<br />
„Fame“ im süditalienischen Grottaglie mit<br />
seiner ungewohnt raumgreifenden Installation<br />
„What brings us together and what keeps us<br />
apart“ beteiligt. Er hat in den engen Gassen<br />
der Kleinstadt zwischen gegenüberliegenden<br />
Häusern eine Szene realisiert, die italienische<br />
Momente spiegelt. Auf jeder Seite ist ein<br />
winziger Balkon angebracht, mit einer Person<br />
darauf. Wer würde da nicht an Julia denken?<br />
Die Gasse selbst wird durch eine lange, reich<br />
behängte Miniatur-Wäscheleine überspannt.<br />
Getrennt <strong>und</strong> doch verb<strong>und</strong>en sind die Figuren,<br />
die sich dank ihres einfallsreichen Regisseurs<br />
ganz natürlich in das Ambiente der italieni-<br />
Stadt & Kunst | 77
Fotos: Slinkachu<br />
„Sicherlich ist die Behauptung der Philosophen,<br />
groß <strong>und</strong> klein seien nur Begriffe, die sich durch<br />
Vergleichung ergeben, vollkommen wahr.“<br />
Jonathan Swift, Gullivers Reisen<br />
Hunger <strong>und</strong> Ruhm<br />
78 | Stadt & Kunst<br />
schen Provinz fügen. Während die Installation<br />
in Grottaglie für die Dauer des Festivals ein<br />
offi zieller Ausstellungsort war, kann man die<br />
kleinen Leute in London nur mit viel Glück <strong>und</strong><br />
guten Augen fi nden. Slinkachu lässt sie einfach<br />
zurück, wenn er seine Fotografi en gemacht hat.<br />
Es lohnt sich also beim Besuch in London, ganz<br />
genau hinzusehen. Vielleicht begegnet einem ja<br />
Supermann auf einer Mülltonne oder auf den<br />
Die Künstlergruppe Studiecromie hat in der apulischen<br />
Stadt Grottaglie das Festival „Fame“ ins Leben gerufen, das<br />
seinen Namen einem Wortspiel verdankt: „Fame“ bedeutet<br />
auf italienisch Hunger, auf englisch Ruhm. Ohne öffentliche<br />
Fördergelder werden Künstlerinnen <strong>und</strong> Künstler aus<br />
ganz Europa eingeladen, die für einige Wochen in dem Ort<br />
wohnen <strong>und</strong> dort arbeiten. Dabei wird an Traditionen des<br />
Ortes angeknüpft, indem Arbeiten auf Keramiken gefertigt<br />
werden. Außerdem werden den Streetart-Künstlern einige<br />
Mauern für Werke zur Verfügung gestellt. Das sorgt für<br />
Lichtblicke in teils sehr stark industriell geprägten Vierteln.<br />
Infos unter www.famefestival.it<br />
Metallstreben eines Gullydeckels. Durch genaues<br />
Hinsehen das Besondere im alltäglichen Leben<br />
zu entdecken, das ist ohne Frage die besondere<br />
Stärke Slinkachus, der als Künstler nicht<br />
in Erscheinung treten möchte <strong>und</strong> sich hinter<br />
seinem Pseudonym verbirgt. Minimalistisch wie<br />
seine Kunst ist die Auskunftsfreude über seine<br />
Person: „Nicht aktiv von 1979 bis 2006, aktiv<br />
seit 2006“, so beschreibt er seinen künstlerischen<br />
Werdegang. Zum Glück kann man aber<br />
jetzt auch in Deutschland mehr von seiner Arbeit<br />
sehen. Die Serie „Kleine Leute in der großen<br />
Stadt“ ist erstmals in einem Bildband erschienen.<br />
Kleinformatig, versteht sich. Aber Größe<br />
hat auch in diesem Fall nichts mit dem Format<br />
zu tun. A.M.<br />
Slinkachu:<br />
Kleine Leute in der großen Stadt<br />
128 Seiten, 12,95 Euro<br />
ISBN 978-3455380606<br />
Hoffmann <strong>und</strong> Campe
Die tote Stadt -<br />
Im Moloch der Meditation<br />
Stadt pulsiert, lebt, unaufhörlich, ununterbrochen.<br />
Wie kann ein solcher<br />
Ort zum Mittelpunkt der Meditation,<br />
des Innehaltens werden, eine „Kirche<br />
des Gewesenen“ gar? Die Künstlerin<br />
Sonja Blattner gibt mit ihren Skulpturen<br />
<strong>und</strong> Gemälden in einer Ausstellung<br />
in Berlin Antworten darauf.<br />
„Die tote Stadt“ - Ausstellung von<br />
Sonja Blattner im Kronenboden<br />
25.9. - 27.11.2009<br />
Schwedenstraße 16, 13357 Berlin-Wedding<br />
Öffnungszeiten:<br />
Am Wochenende von 15 bis 18 Uhr<br />
„Die tote Stadt“, von Erich Wolfgang Korngold komponierte <strong>und</strong> 1920 in<br />
Hamburg <strong>und</strong> Köln uraufgeführte Oper, erzählt die Geschichte eines Mannes,<br />
der sich nach dem Tod seiner Frau in ein Zimmer in Brügge - die „Kirche<br />
des Gewesenen“ - zurückzieht, um sich der Trauer hinzugeben. In seinem<br />
Rückzug, seiner Meditation, seinem Innehalten erscheint eine andere Frau,<br />
die ihm seine wahre Liebe abverlangt. Das endet mit dem Tod der Frau <strong>und</strong><br />
dem Abschied des Protagonisten von der Stadt. Rückzug, Flucht aus dem<br />
Moloch als Lösung? Sonja Blattner bezieht einen anderen Standpunkt. Aus<br />
ihrer Sicht ist gerade die Stadt mit ihren dunklen Straßenzügen der Rückzugspunkt,<br />
um zur Ruhe zu kommen, einen Ruhepunkt zu fi nden. In der ganzen<br />
Zerrissenheit, im Auseinanderfallen, ist nicht die Abkehr von der Stadt<br />
die rechte Lösung, sondern das sich Einlassen, die Hinwendung verspricht die<br />
wahre Meditation. Wie viel Farbe verträgt eine solche Betrachtungsweise?<br />
Auch darauf hat Blattner eine überraschende Antwort. Sie zitiert Matisse:<br />
„Schwarz ist die Farbe des Lichts.“ Schwarz saugt das Licht in sich auf <strong>und</strong><br />
glänzt <strong>und</strong> leuchtet so viel mehr als alle anderen Farben. In dieser Welt<br />
scheinbarer Widersprüche präsentiert sich das Werk Blattners als Aufbruch<br />
in neue Denkweisen - <strong>und</strong> da fi ndet sie wieder mit Korngold zusammen.<br />
Sonja Blattner, geboren 1955 in Konstanz, hat Philologie in Mainz studiert.<br />
Nach dem Studium der Malerei an der Hochschule der Künste Berlin wurde<br />
sie 1996 zur Meisterschülerin Karl-Heinz Herrfurths ernannt. Sie lebt <strong>und</strong><br />
arbeitet in Berlin.<br />
Michael S. Zerban<br />
Stadt & Kunst | 79
Interview mit Nicole Ruppert,<br />
Vorsitzende des B<strong>und</strong>esverbandes<br />
für Theater<br />
im Öffentlichen Raum.<br />
Keine Bühne,<br />
aber großes Theater<br />
80 | Stadt & Kunst<br />
FreeLounge: <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> ist das Thema unserer<br />
Ausgabe. Städte kann man auch über das Theaterspiel<br />
in den Straßen erleben. Was ist das<br />
Besondere am Theater im Öffentlichen Raum,<br />
Frau Ruppert?<br />
N. Ruppert: Ganz allgemein: Es ist eine Kunst<br />
ohne Ort, es nutzt den öffentlichen Raum als<br />
Bühne. Die Künstler der Straße wissen seit<br />
langem, dass man überall <strong>und</strong> nirgends künstlerisch<br />
produzieren kann. Aus jedem offenen<br />
Raum kann eine Bühne entstehen. Straßentheater<br />
ist populäres Theater, es ist das neue Volkstheater.<br />
Im Gegensatz zum klassischen Theater<br />
ist es nicht heilig. Es beruft sich auf die Tradition<br />
der öffentlichen Zeremonien <strong>und</strong> Rituale,<br />
der Paraden, aber auch auf die neuen Technologien,<br />
Videokunst <strong>und</strong> Multimedia. Heute ist<br />
das Theater im Öffentlichen Raum ein weites<br />
Feld, es gibt so viele unterschiedliche Formen<br />
<strong>und</strong> künstlerische Ausdrucksweisen, die es dem<br />
Genre erlaubt, sich auszuweiten im öffentlichen<br />
Raum, im Stadtraum, im sozialen Raum.<br />
FreeLounge: Was bewirkt das Theater auf den<br />
Straßen in den Städten?<br />
N. Ruppert: Nun, zunächst einmal belebt das<br />
Theater den öffentlichen Raum. Zudem wirkt es<br />
aber auch transformatorisch. Plätze <strong>und</strong> Stra-<br />
ßen erfahren Verwandlungen durch das Theater:<br />
ein Gebäude, das plötzlich zur einmaligen<br />
Kulisse wird, eine Fußgängerzone, die überraschend<br />
ganz andere Zusammenhänge schafft<br />
als die des Einkaufens. Wenn zum Beispiel in<br />
einer Einkaufsstraße eine Fassade in fünf Meter<br />
Höhe bespielt wird, dann sehen viele Menschen<br />
das erste Mal über die Höhe der Schaufenster<br />
hinweg <strong>und</strong> entdecken vielleicht historische<br />
Bauwerke, die sie vorher noch nie wahrgenommen<br />
haben. Immer ist Straßentheater eine Form,<br />
sich gezielt in städtisches Leben einzubringen<br />
oder Alltagsplätze in ganz besondere Bühnen<br />
<strong>und</strong> damit menschliche Zusammenhänge zu<br />
verwandeln. Aus dem zufälligen Zusammentreffen<br />
von Passanten mit Theater ergeben sich<br />
neue, unvorhersehbare Situationen, gefüllt mit<br />
Atmosphäre <strong>und</strong> Emotionen. Die Stadt verändert<br />
sich, denn bestimmte Plätze oder Straßenzüge,<br />
Parks oder Gewässer erhalten eine neue<br />
Bedeutung. Das kann auch nachhaltig zu einer<br />
anderen Sicht <strong>und</strong> Nutzung führen.<br />
FreeLounge: Haben Sie ein Beispiel dafür?<br />
Foto: N. Ruppert<br />
N. Ruppert: Da fällt mir direkt Holzminden ein.<br />
Seit 1991 gibt es in der Stadt ein Straßentheater-Festival.<br />
Als wir dort angefangen haben,<br />
wurde der Marktplatz nicht als Ort wahrgenommen,<br />
der zum Aufenthalt einlädt. Das hat
Fotos: Theatre Fragile<br />
Von Migration <strong>und</strong> Integration handelt "Wir treffen uns im Paradies", poetisch <strong>und</strong> sehr eindrucksvoll dargestellt<br />
von der Gruppe Theatre Fragile.<br />
sich durch das Festival geändert, denn plötzlich<br />
gab es Außengastronomie <strong>und</strong> der Markt wurde<br />
zu einem belebten Zentrum. Ähnliches gilt auch<br />
für das Festival in Detmold. Dort wurde ein<br />
Parkplatz bespielt, ein Ort, der viel mehr sein<br />
könnte als eine Stellfl äche für Autos. Das ist<br />
durch das Theater in das Bewusstsein gerückt.<br />
Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Nutzung<br />
vielleicht in Zukunft verändern wird.<br />
FreeLounge: Wie ist die Reaktion der Zuschauer<br />
auf Straßentheater?<br />
N. Ruppert: Auf jeden Fall ist das eine Kunstform,<br />
die begeistert. Weil die Menschen keinen<br />
Eintritt zahlen <strong>und</strong> jederzeit entscheiden<br />
können, ob sie bleiben oder gehen, sind sie in<br />
der Regel viel stärker bereit, sich zum Beispiel<br />
auch experimentelle Aufführungen anzusehen,<br />
die sie niemals in ein Theater locken könnten.<br />
Durch diese niedrige Hemmschwelle sind die<br />
Menschen sehr offen. Der Aufführungsort Straße<br />
erlaubt den Künstlern Mittel einzusetzen, die<br />
jede Dimension eines Theaters sprengen würden.<br />
Charakteristisch für das Straßentheater ist der<br />
Einsatz von Feuereffekten, überdimensionierten<br />
Objekten oder raumgreifenden Inszenierungen.<br />
Die Zuschauer lassen sich durch diese sinnlichen<br />
Erfahrungen faszinieren. Um nochmals<br />
das Beispiel Holzminden zu nennen: Als das<br />
Festival aufgr<strong>und</strong> der angespannten fi nanziellen<br />
Haushaltslage der Stadt in seiner Existenz<br />
bedroht war, hat sich eine enorme Spendenbereitschaft<br />
der Menschen gezeigt. Die Aussage<br />
war ganz klar: „Wir wollen das Theaterfestival<br />
nicht verlieren. Das gehört zu unserer Stadt.“<br />
Der Gr<strong>und</strong> für die hohe Akzeptanz liegt auch<br />
darin, dass diese Form des Theaters im Lebensraum<br />
der Menschen spielt <strong>und</strong> die Möglichkeit<br />
hat, an die Welt der Bewohner anzuknüpfen sowie<br />
Geschichte <strong>und</strong> Geschichten aufzugreifen<br />
<strong>und</strong> zu bearbeiten.<br />
FreeLounge: Vor etwa drei Jahren hat sich der<br />
B<strong>und</strong>esverband Theater im Öffentlichen Raum<br />
e.V. gegründet. Was waren <strong>und</strong> sind Ihre Ziele?<br />
N. Ruppert: Nun, die Gründung ist vor dem<br />
Hintergr<strong>und</strong> zu sehen, dass Straßentheater als<br />
Genre noch nicht die Anerkennung fi ndet, die<br />
es verdient. Es gilt vielen nicht als hohe Kunst.<br />
Deshalb haben sich Künstler, Produzenten, Organisatoren<br />
<strong>und</strong> Manager des Genres zusammengeschlossen,<br />
um eine Lobby zu schaffen.<br />
Wir haben in Deutschland die folgende Situation:<br />
Jedes Jahr wird vor einem Millionenpublikum<br />
gespielt, aber die Bedingungen dafür sind<br />
nicht wirklich gut. Es werden kaum öffentliche<br />
Gelder in die Weiterentwicklung des Straßentheaters<br />
investiert. Beispielsweise gibt es in<br />
Nicole Ruppert<br />
Nicole Ruppert führt seit<br />
November 2008 als 1. Vorsitzende<br />
<strong>und</strong> Vereingeschäftsführerin<br />
den „B<strong>und</strong>esverband<br />
Theater im Öffentlichen Raum<br />
e.V.“ Sie nimmt regelmäßig als<br />
Referentin an nationalen <strong>und</strong><br />
internationalen Kongressen<br />
teil <strong>und</strong> ist für verschiedene<br />
Printmedien zum Thema „Theater<br />
im Öffentlichen Raum“ als<br />
Gastautorin tätig. Nicole Ruppert<br />
arbeitet zudem langjährig<br />
als selbstständige Kulturmanagerin<br />
mit Schwerpunkt auf die<br />
Konzeption <strong>und</strong> Organisation<br />
von Veranstaltungen <strong>und</strong><br />
Festivals. Seit 1998 ist sie geschäftsführende<br />
Inhaberin der<br />
Kulturbüro GbR in Bonn.<br />
Stadt & Kunst | 81
Foto: frankbaudy.de<br />
Foto: Theater Titanick<br />
Pax - Theatererlebnis um Krieg <strong>und</strong> Frieden von Theater Titanick<br />
Foto: Theatre Fragile<br />
82 | Stadt & Kunst<br />
Deutschland gerade mal zwei Produktionszentren,<br />
eines in Brandenburg <strong>und</strong> eines in Detmold.<br />
Dort können Theatergruppen neue Produktionen<br />
erarbeiten, jedoch müssen sie für die Unterbringung<br />
<strong>und</strong> die Verpfl egung aufkommen.<br />
Das ist in europäischen Nachbarländern bereits<br />
ganz anders.<br />
FreeLounge: Wie sieht es dort denn konkret<br />
aus?<br />
N. Ruppert: Nehmen wir als Beispiel Frankreich.<br />
Dort hat man längst erkannt, dass Straßentheater<br />
ein wichtiger Bestandteil der Kulturszene ist<br />
<strong>und</strong> besonders geeignet, um in kleineren Städten<br />
<strong>und</strong> ländlichen Regionen das Angebot zu<br />
verbessern. Mit dieser Anerkennung verbindet<br />
sich auch ein Förderprogramm, das es Theatergruppen<br />
möglich macht, anspruchsvolle Produktionen<br />
vorzubereiten. So hat Frankreich neun<br />
nationale Produktionszentren für Straßentheater.<br />
Die Künstler müssen für Verpfl egung sowie<br />
Unterkunft nicht selbst aufkommen, ja es werden<br />
sogar Probengelder gezahlt. In Frankreich<br />
kann man deutlich sehen, wie sich die Qualität<br />
der Inszenierungen durch diese Förderung<br />
verbessert hat. Davon sind wir in Deutschland<br />
weit entfernt. Hier befi nden sich die Künstler<br />
immer in dem Spagat zwischen ihren Ideen <strong>und</strong><br />
den Programmen, die sich verkaufen lassen. Das<br />
Theater im Öffentlichen Raum kommt in den<br />
Förderprogrammen für darstellende Kunst bis<br />
heute nicht vor.<br />
FreeLounge: Könnten denn aus Ihrer Sicht<br />
auch die Kommunen einen Beitrag dazu leisten,<br />
dass sich die Situation für das Theater im<br />
öffentlichen Raum verbessert?<br />
N. Ruppert: Eine Möglichkeit sehe ich darin,<br />
dass Kommunen oder auch die Organisatoren<br />
von Festivals Verantwortung für Produktionen<br />
übernehmen <strong>und</strong> nicht nur bestehende Programme<br />
buchen. Die Kommunen könnten davon<br />
profi tieren, weil sie dem Publikum Premieren<br />
bieten können <strong>und</strong> so einem Festival ein<br />
ganz anderes Gewicht geben.<br />
FreeLounge: Frau Ruppert, wir danken Ihnen<br />
für das Gespräch.<br />
Das Interview führte Dr. Anke Münster
Walk Act<br />
Parkbespielung oder große Platzinszenierung<br />
Straßentheater gibt es in ganz unterschiedlichen Formaten. Wir<br />
stellen Ihnen einige Gruppen vor, die in ganz unterschiedlicher Art<br />
<strong>und</strong> Größe unterhalten, verzaubern, anrühren <strong>und</strong> begeistern.<br />
Theater Pikante aus Lollar bei Gießen bietet<br />
Straßentheater mit witzigen, clownesken<br />
Walkakts. Ein Huhn lässt zum Beispiel Frau<br />
Huber die Welt völlig neu erleben. Besonders<br />
charmant sind auch die vier schrulligen<br />
Waldameisen, die sich im Wirrwarr der<br />
Stadt zurechtfi nden müssen. Sie marschieren<br />
rhythmisch <strong>und</strong> geräuschvoll durch das neu zu<br />
erk<strong>und</strong>ende Großstadtrevier, erk<strong>und</strong>en Fremdes,<br />
sammeln <strong>und</strong> probieren Nahrung, nehmen<br />
manch mutigen Zuschauer in ihr Ameisenvolk<br />
auf <strong>und</strong> überraschen mit klangvollem Gesang.<br />
» www.theaterpicante.de<br />
Die Theatergruppe PasParTout steht hinter<br />
dem Act „Geschwister Klops“, die als drei verrückte<br />
Alte eine skurrile Show aufs Straßenpfl<br />
aster legen. Fröhlich tanzen die drei eine<br />
psychologisch-musikalische Reise um die Welt,<br />
bei der sie ihre Instrumente in jeder Lebenslage<br />
beherrschen. PasParTout erzählt auch musikalisch<br />
die w<strong>und</strong>ervoll poetische Geschichte vom<br />
alternden Zirkusdompteur <strong>und</strong> seinem Fre<strong>und</strong>,<br />
dem kleinen widerspenstigen Elefanten Rudi.<br />
Der würde selbst den Tierpfl egern im Zoo vielleicht<br />
nicht auf den ersten Blick als Fälschung<br />
auffallen, so detailverliebt ist das Kostüm.<br />
» www.paspartout.de<br />
Foto: theaterpicante.de<br />
Foto: paspartout.de<br />
Stadt & Kunst | 83
Foto: Stefan Behr<br />
Das Theater Anu verwandelt urbane Räume in begehbare theatrale Installationen.<br />
Foto: Theater Titanick<br />
84 | Stadt & Kunst<br />
Theatre Fragile zeigt, dass Straßentheater<br />
auch gesellschaftliche Themen eindrucksvoll<br />
aufbereiten kann. „Wir treffen <strong>und</strong> im Paradies“<br />
ist ein pantomimisches Stück über<br />
Migration <strong>und</strong> Integration, dass in poetischen<br />
Szenen von Hoffnung <strong>und</strong> Fremdsein erzählt.<br />
„Handle with care“ steht als Idee über den<br />
Produktionen des Berliner Ensembles, dass<br />
Schauspieler, Theaterplastiker <strong>und</strong> Regisseure<br />
aus vier Nationen zusammengeführt hat. Der<br />
Wunsch, das Theater zu den Menschen zu<br />
bringen <strong>und</strong> nicht auf die Menschen im Theater<br />
zu warten, ist die gemeinsame Motivation<br />
des Ensembles.<br />
» www.theatre-fragile.de<br />
Die Compagnie Theater Anu vom Regisseur<br />
Stefan Behr zählt mit zu den erfolgreichsten<br />
Straßentheatergruppen in Deutschland. Ob die<br />
Parkbespielung „Lichtspuren“ oder das riesige<br />
Lichterlabyrinth, das als Bühne der „Großen<br />
Reise“ dient, immer sind es poetische Inszenierungen,<br />
die mehrere Tausend Menschen in<br />
ihren Bann ziehen. Für eine Nacht verwandelt<br />
sich urbaner Raum in einen Wunschort aus<br />
Licht, <strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> Installation, der staunen lässt.<br />
Das Theater Anu verwandelt Plätze <strong>und</strong> Orte in<br />
eine begehbare theatrale Installation aus Licht,<br />
Bildern <strong>und</strong> Toncollagen. Tausende von Kerzen<br />
gestalten eine Welt, deren Figuren auf ihrer Lebensreise<br />
stecken geblieben sind, die aber nie<br />
die Hoffnung aufgegeben haben.<br />
» www.theater-anu.de<br />
Theater Titanick erzählt in atmosphärischen<br />
Bildern <strong>und</strong> bizarren Figuren, gewaltigen,<br />
faszinierenden Objekten, mit Live-Musik<br />
<strong>und</strong> Spezialeffekten, erzählt von mythischen<br />
Themen, von Mensch, Natur <strong>und</strong> Technik. Die<br />
Stimmungen tragen die Handlung — wilde<br />
Aktionen <strong>und</strong> poetische Szenarien mit schrägem<br />
Humor <strong>und</strong> grotesken Charakteren. Es<br />
sind jahrh<strong>und</strong>ertealte Traditionen europäischer<br />
Volkstheater, die Theater Titanick aufgreift <strong>und</strong><br />
mit modernen Ausdrucksformen verbindet -<br />
um Bilderwelten entstehen zu lassen, die für<br />
alle Kulturen verständlich sind, die überall auf<br />
der Welt fesseln <strong>und</strong> verzaubern. Theater Titanick<br />
wurde 1990 von Künstlern aus Münster<br />
<strong>und</strong> Leipzig gegründet, wenig später erweiterte<br />
sich die Gruppe zu einem internationalen<br />
Ensemble, das weltweit mit Preisen für seine<br />
Produktionen ausgezeichnet wurde.<br />
» www.titanick.de
Eine interdisziplinäre Sicht auf die Entwicklungsmöglichkeiten<br />
der europäischen Städte<br />
ist das Thema des Buches „Stadtgestalten.<br />
Visionen Allianzen Wege“, das in der Reihe<br />
„Stadtentwicklung <strong>und</strong> Denkmalpfl ege“ von<br />
Jürg Sulzer herausgegeben wurde.<br />
Vernetzung als Strategie<br />
der Stadtentwicklung<br />
Weil die Zukunft der europäischen Städte nicht in der Uniformität<br />
eines „International Style“, sondern der gewachsenen Unverwechselbarkeit<br />
liegt, ist das Zusammenwirken unterschiedlichster Akteure<br />
vor Ort gefragt. Jürg Sulzer fordert eine „Kunst des genauen<br />
Hinsehens“, um die Städte als Unikate weiterentwickeln zu können.<br />
Diesen Weg geht er auch exemplarisch mit dem Buch „Stadtgestalten“,<br />
denn die Beiträge lenken den Blick auf Visionen, Allianzen <strong>und</strong><br />
Wege als ganz unterschiedliche Bausteine der Stadtentwicklung. In<br />
Essays <strong>und</strong> Aufsätzen kommen Experten aus Städtebau, Wirtschaft,<br />
Stadtbaukultur, Recht <strong>und</strong> Informatik grenzüberschreitend zu Wort.<br />
Wer kann wie dabei helfen, dass die Innenstädte lebendige <strong>und</strong> individuelle<br />
Zentren bleiben oder dass zukunftsorientierte ländliche<br />
Lebensmodelle gef<strong>und</strong>en werden. Das Buch liefert mit diesem breit<br />
angelegten Blickwinkel aufschlussreiche Ergebnisse für Fachleute<br />
aus Städtebau, Architektur <strong>und</strong> verwandten Disziplinen. A. M.<br />
Stadtgestalten. Visionen Allianzen Wege<br />
Stadtentwicklung <strong>und</strong> Denkmalpfl ege 12<br />
Herausgeber: Jürg Sulzer<br />
Berlin: Jovis Verlag 2009<br />
24.80 Euro<br />
Stadt & Kunst | 85
Foto: Werkfoto AFF Architekten<br />
Foto: Thomas Mayer, Neuss<br />
Traditionell, effektvoll<br />
oder puristisch<br />
Günter Mader<br />
Elke Zimmermann –<br />
Bodenbeläge im Freiraum.<br />
München:<br />
Deutsche Verlags Anstalt 2009<br />
144 Seiten mit 150 Fotos<br />
<strong>und</strong> 80 Zeichnungen<br />
69,95 Euro<br />
86 | Stadt & Kunst<br />
Die Sammlung besonders schöner Beispiele von Bodengestaltungen<br />
in unterschiedlichen Materialien macht das neu<br />
erschienene Buch „Bodenbeläge im Freiraum“ zu einem sehr<br />
brauchbaren Ideengeber.<br />
Wege in Parks, Stadt- oder Dorfplätze, Fußgängerzonen oder Promenaden: Jeder<br />
Ort im öffentlichen Raum erhält immer auch durch die gewählten Bodenbeläge<br />
seinen besonderen Charakter. Die Materialien <strong>und</strong> die Art der Verlegung prägen<br />
das Erscheinungsbild ganz entscheidend. In ihrem neuen Buch „Bodenbeläge<br />
im Freiraum“ stellen Günter Mader <strong>und</strong> Elke Zimmermann eine Anthologie zusammen,<br />
die mit zusätzlichen bautechnischen Angaben <strong>und</strong> Materialk<strong>und</strong>e eine<br />
interessante <strong>und</strong> inspirierende Lektüre für alle Freiraum-Planer ist. Zu jedem unterschiedlichen<br />
Belagstyp haben die Autoren beispielhafte Gestaltungsideen zusammengetragen, die das Potential<br />
der jeweiligen Bodenbeläge verdeutlichen. Dabei zeigen sie zum Beispiel, wie interessante Formate<br />
oder ungewöhnliche Fugen einen an sich klassischen oder sehr schlichten Boden zu einem Blickfang<br />
aufwerten können. Der Bildband liefert nicht nur Anregungen, sondern auch Qualitätsmaßstäbe.<br />
Die Beispiele werden durch Schnittzeichnungen von Belagsaufbauten <strong>und</strong> systematische<br />
Darstellungen ergänzt.<br />
Das Buch „Bodenbeläge im Freiraum“ ist nach „Zäune <strong>und</strong> Tore“ sowie „Mauern“ die dritte<br />
Veröffentlichung des Autoren-Duos, die praxisnah <strong>und</strong> umfangreich Gr<strong>und</strong>elemente der Garten-<br />
<strong>und</strong> Landschaftsarchitektur aufarbeitet. Günter Mader ist Architekt <strong>und</strong> Dozent für Freiraumplanung<br />
an der Fachhochschule in Karlsruhe <strong>und</strong> arbeitet auch in der gestalterischen Praxis mit der<br />
Gartenarchitektin Elke Zimmermann zusammen. A. M.<br />
Foto: G. Mader
Perspektiven für urbane<br />
Freiräume<br />
Neun Modellprojekte im ExWoSt-Forschungsfeld „Innovationen für familien- <strong>und</strong> altengerechte<br />
Stadtquartiere“ stellt die neu erschienene Broschüre „Neue Freiräume für den urbanen Alltag“ vor.<br />
Als Best-Practice-Beispiele zeigen die Projekte sowohl in der Planung als auch in der Gestaltung<br />
zukunftsorientierte Wege auf.<br />
A. M.<br />
Stellenmarkt<br />
Sie suchen neue Mitarbeiter im<br />
Freiraum für Ihre Gemeinde?<br />
Dann sind Sie hier richtig!<br />
Mit einer Verteilung an 5.000<br />
qualifi zierte Adressen in Städten<br />
<strong>und</strong> Gemeinden, an <strong>Spiel</strong>platzeinrichter<br />
sowie Hersteller von<br />
Gestaltungsobjekten für den<br />
urbanen Raum, Architekten <strong>und</strong><br />
Garten- <strong>und</strong> Landschaftsbauer<br />
fi nden Sie sicherlich den passenden<br />
Kandidaten!<br />
Rufen Sie uns an –<br />
wir beraten Sie gerne!<br />
– Stellenangebot –<br />
Neue Freiräume für den<br />
urbanen Alltag<br />
Hrsg. Vom B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Verkehr, Bau <strong>und</strong> Stadtentwicklung<br />
Bestellungen unter:<br />
stadtquartiere@bbr.b<strong>und</strong>.de<br />
Die Tourismus GmbH Gemeinde Dornum sucht zum 15. Januar 2010 einen<br />
Pächter<br />
für den Indoor-<strong>Spiel</strong>-Park STURMFREI<br />
Das Sturmfrei beinhaltet etwa 1.000 qm Aktionsfl äche, ein kleines Kino,<br />
eine Gastronomie sowie eine Bühne, so dass Veranstaltungen bis 500<br />
Personen möglich sind. Das Sturmfrei liegt unmittelbar an der Nordseeküste<br />
zwischen Norddeich <strong>und</strong> Bensersiel. Die Gemeinde Dornum hat<br />
jährlich etwa 500.000 Übernachtungen. Das Pachtmodell wird die touristischen<br />
sowie die förderrechtlichen Bedingungen erfüllen müssen. Das<br />
Pächterauswahlverfahren ist zweistufi g. Interessierte Pächter können sich<br />
bis zum 30. Oktober 2009 für die zweite Stufe qualifi zieren. Dazu sind<br />
folgende Nachweise zu erbringen:<br />
1. Betriebserfahrungen mit vergleichbaren Anlagen/Referenzen<br />
(Gewichtung 3)<br />
2. Kenntnisse über touristische Zusammenhänge/<br />
Standorte der Referenzen (Gewichtung 2)<br />
3. Bonitätsauskunft über Creditreform oder Bilanzen der letzten drei<br />
Jahre (Gewichtung 3)<br />
4. Unternehmensform <strong>und</strong> Unternehmenssitz (Gewichtung 2)<br />
Qualifi zierte Bewerber bekommen ausführliche Unterlagen zur Erstellung<br />
eines Pachangebotes bis zum 27. November 2009 zugesendet.<br />
Kontakt: Tourismus GmbH Gemeinde Dornum, Herr Kopper, Hafenstraße 3,<br />
26553 Dornum, Tel. 04933 918812, r.kopper@dornum.de<br />
Stadt & Kunst | 87
Foto: koelnmesse.de<br />
88 | Messe
Branchentreffpunkt FSB<br />
Redaktion vor Ort<br />
Vom 28. bis 30. Oktober 2009 feiert die FSB, Internationale Fachmesse für<br />
Freiraum, Sport- <strong>und</strong> Bäderanlagen, ihr 40-jähriges Jubiläum. R<strong>und</strong> 500 Unternehmen<br />
aus 44 Ländern präsentieren ihre Neuheiten, Produkte <strong>und</strong> Services<br />
in Köln. Halle 3.2 ist dem Freiraum vorbehalten. Die Redaktion der<br />
FreeLounge ist zusammen mit dem B<strong>und</strong>esverband für Freiraumgestaltung am<br />
Stand A011 vor Ort.<br />
Aufgr<strong>und</strong> kommunaler Konjunkturpakete <strong>und</strong><br />
eines hohen Renovierungsbedarfs bei Sport-<br />
<strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>anlagen erwarten viele Branchenvertreter,<br />
dass die FSB Schwung in die beteiligten<br />
Wirtschaftszweige bringt. Die FSB 2009<br />
belegt die Hallen 3.2, 11.1, 11.2 <strong>und</strong> 11.3 der<br />
Kölnmesse. Parallel zur FSB fi ndet auch die<br />
aquanale - Internationale Fachmesse für Sauna,<br />
Pool, Ambiente - vom 28. bis 31. Oktober in<br />
den Hallen 10.1 <strong>und</strong> 10.2 statt. Ein attraktiv gestalteter<br />
Wasserboulevard verbindet die direkt<br />
nebeneinander liegenden Hallen des privaten<br />
<strong>und</strong> öffentlichen Schwimmbadsektors miteinander.<br />
Interessantes Rahmenprogram<br />
IAKS Kongress<br />
Im Rahmen des IAKS Kongresses trifft sich<br />
an allen drei FSB-Tagen das Who is Who der<br />
Sport- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>industrie zum interdisziplinären<br />
Austausch. Hochkarätige Referenten<br />
bieten während der national <strong>und</strong> international<br />
renommierten Veranstaltung der IAKS f<strong>und</strong>ierte<br />
Informationen zu aktuellen Themen, namhafte<br />
Planer <strong>und</strong> Betreiber stellen außergewöhnliche<br />
Projekte vor.<br />
Kölner Schwimmbad- <strong>und</strong> Wellnessforum<br />
Das 3. Kölner Schwimmbad- <strong>und</strong> Wellnessforum<br />
liefert den Besuchern der FSB <strong>und</strong> der aquanale<br />
am 29. <strong>und</strong> 30. Oktober Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />
zu aktuellen Trends der Branche <strong>und</strong> klärt<br />
über relevante Rechtsentwicklungen auf.<br />
STADT <strong>und</strong> RAUM - den demografi schen<br />
Wandel im Blick<br />
<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>geräte laden in Halle 3.2 auf<br />
der Sonderschau STADT <strong>und</strong> RAUM, dem Areal<br />
auf der FSB, zum Ausprobieren ein. Dort dreht<br />
sich alles um Stadtgestaltung, <strong>Spiel</strong>geräte <strong>und</strong><br />
urbanes Design. Produkte wie Park- <strong>und</strong> Stadtmobiliar,<br />
<strong>Spiel</strong>platzgeräte oder Objekte für den<br />
öffentlichen Raum werden präsentiert. Speziell<br />
mit Hinblick auf den demografi schen Wandel<br />
stehen jedoch nicht Speziallösungen für einzelne<br />
Zielgruppen, sondern Produkte für alle<br />
im Mittelpunkt. Auch der begleitende Kongress<br />
STADT <strong>und</strong> RAUM beschäftigt sich mit der Herausforderung,<br />
urbane Räume für alle zu schaffen<br />
- generationenübergreifend <strong>und</strong> barrierefrei.<br />
Der von der STADT <strong>und</strong> RAUM Messe <strong>und</strong><br />
Medien GmbH unter dem Motto „<strong>Spiel</strong>raum für<br />
Alle!“ ausgelobte Deutsche SPIELRAUM-Preis<br />
2009 wird am 30. Oktober verliehen.<br />
Forum Kunstrasen<br />
In Halle 11.3 fi ndet innerhalb der FSB 2009 die<br />
weltweit größte Kunstrasenausstellung statt.<br />
Es werden Themen wie neue Produktionstechnologien,<br />
Qualitätsanforderungen <strong>und</strong> Marktpotenziale,<br />
Bau- <strong>und</strong> Betriebskosten, das FIFA<br />
Qualitätskonzept oder auch die Vorteile von<br />
Kunstrasen für den Frauen-, Mädchen <strong>und</strong> Jugendfußball<br />
behandelt.<br />
Messe | 89
90 | Messe<br />
Wettbewerb „SPA WELTEN“<br />
Die Preisverleihung des internationalen Wettbewerbs<br />
„SPA WELTEN“, den die European Waterpark<br />
Association (EWA) <strong>und</strong> die Kölnmesse<br />
ausgelobt haben, fi ndet am 29. Oktober statt.<br />
Ziel des Wettbewerbs ist es, Visionen von Badefreuden<br />
der Zukunft zu entwerfen, die auf den<br />
Badekulturen der Vergangenheit basieren.<br />
Wettbewerb „Die Basketballarena im Jahr<br />
2020“<br />
Einen gemeinsamen Wettbewerb zum Thema<br />
„Die Basketballarena im Jahr 2020“ haben<br />
die IAKS <strong>und</strong> der Weltbasketballverband FIBA<br />
(Fédération Internationale de Basketball) ausgeschrieben.<br />
Die vier besten Entwürfe werden<br />
zum Auftakt des IAKS Kongresses am 28. Oktober<br />
ausgezeichnet.<br />
Action auf den Sonderfl ächen<br />
Herzstück des FIBA-Village, des Basketball-<br />
Dorfes in Halle 11.1, ist auch in diesem Jahr<br />
der zentrale Basketball-Court. An allen drei<br />
Messetagen werden dort in Zusammenarbeit<br />
mit dem Deutschen Basketball B<strong>und</strong> (DBB) Basketballspiele<br />
veranstaltet. Zum Zuschauen <strong>und</strong><br />
Mitmachen fordern in der Halle 11.1 aber auch<br />
eine Eisfl äche <strong>und</strong> ein Demopool für Aqua-<br />
Fitness auf. Auf Fre<strong>und</strong>e des Fußballspiels wartet<br />
in Halle 11.3 dort eine Soccer-Fläche auf<br />
Kunstrasen. Für Hockeyteams <strong>und</strong> -fans steht<br />
an anderer Stelle der Halle eine Fläche für<br />
Torschuss-Wettbewerbe <strong>und</strong> Flowball-Turniere<br />
zur Verfügung. Weniger Action, dafür mehr<br />
Anschauung bietet eine Sonderfl äche, die anschaulich<br />
die Einsatzmöglichkeiten von Kunstrasen<br />
in der Landschaftsarchitektur darstellt.<br />
Die FreeLounge-Redaktion begrüßt Sie!<br />
Lernen Sie uns kennen - das Redaktionsteam ist während der FSB vor Ort <strong>und</strong> steht<br />
Ihnen für Fragen <strong>und</strong> Anregungen zur Verfügung! Besuchen Sie uns an unserem<br />
Messestand A011 – wir freuen uns!<br />
Dr. Anke Münster<br />
neue Chefredakteurin der FreeLounge<br />
Dagmer Thiemann<br />
Textredakteurin der FreeLounge<br />
Fachveranstaltungen für alle Zielgruppen<br />
Auf der Agenda der FSB stehen darüber hinaus<br />
noch zahlreiche weitere Fachveranstaltungen<br />
für die unterschiedlichen Zielgruppen. So laden<br />
die IAKS <strong>und</strong> das Innenministerium NRW<br />
zur Veranstaltung „Sportstätten in Deutschland<br />
- Fit für die Zukunft“ ein, die Forschungsgesellschaft<br />
Landschaftsentwicklung Landschaftsbau<br />
(FLL) präsentiert neue Erkenntnisse für den grünen<br />
Bereich, <strong>und</strong> die Regionale 2010 stellt sich<br />
vor. In anderen Veranstaltungen stehen Qualifi<br />
zierungsangebote für Bau <strong>und</strong> Betrieb von<br />
Sport- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>anlagen oder auch die Frauenfußball<br />
WM in NRW im Mittelpunkt. Auch<br />
der Landschaftsarchitektentag NRW unter dem<br />
Motto „Land schafft Landschaft“ <strong>und</strong> die Gartenamtsleiterkonferenz<br />
NRW fi nden im Rahmen<br />
der FSB in der Koelnmesse statt. Nicht zuletzt<br />
trifft sich die Arbeitsgemeinschaft Deutscher<br />
Sportämter unter der Überschrift „Kommune &<br />
Sport“, der B<strong>und</strong> Deutscher Schwimmmeister<br />
lädt zum Symposium, <strong>und</strong> der Freiburger Kreis -<br />
Arbeitsgemeinschaft größerer deutscher Sportvereine<br />
e.V. - organisiert die Abschlussveranstaltung<br />
der Initiative „Aktiv vor Ort - Lokale<br />
Senioren-Netzwerke in NRW“.<br />
Redaktion FreeLounge vor Ort<br />
Natürlich ist die Redaktion bei so viel interessanten<br />
Themen selbst vor Ort. Wir schauen uns<br />
um <strong>und</strong> informieren uns über Trends <strong>und</strong> Produkte.<br />
Sie möchten wissen, wer die Macher der<br />
FreeLounge sind? Kommen Sie an Stand A011<br />
vorbei <strong>und</strong> sprechen Sie uns an. D.T.<br />
Ludwig Keißner<br />
Redakteur der FreeLounge
Die Großen der Branche<br />
auf der FSB!<br />
B<strong>und</strong>esverband für Freiraum-Gestaltung e.V. (BFG)<br />
FreeLounge A011<br />
In Halle 3.2 trifft sich die Freiraumbranche<br />
mit ihren wichtigsten Vertretern.<br />
europlay C088<br />
Boer Speeltoestellen A080/B081<br />
HPS C071<br />
stilum Public Design B050/C051<br />
ABES B061<br />
espas A040/B041<br />
Kaiser & Kühne C030/E031<br />
Berliner Seilfabrik C020/D021<br />
Spogg/HUCK A020/B021<br />
Messe | 91
Foto: IBA<br />
92 | Messe<br />
IBA-Finale 2010<br />
Die Themen 2009:<br />
Erfolgreiche<br />
Stadtentwicklung<br />
Wie gewinne ich Investoren,<br />
Unternehmen <strong>und</strong> Bürger?<br />
Konzern Kommune<br />
Mit ziel- <strong>und</strong> wirkungsorientierter<br />
Steuerung die Kassen<br />
nachhaltig füllen?<br />
Lokaler Klimaschutz<br />
Mit innovativen Lösungen den<br />
Haushalt entlasten?<br />
Kooperationsmodelle<br />
Wettbewerb oder Zusammenarbeit,<br />
was macht stark?<br />
Verwaltungsmodernisierung<br />
Aufbruch oder Reformstau?<br />
Ausgezeichnete Leistung<br />
Am 10. September wurde ein Projekt der IBA<br />
ausgezeichnet: die Biotürme Lauchhammer. Im<br />
vergangenen Jahr zu neuem Glanz erstrahlt,<br />
schmückt sich das einzigartige Industriedenkmal<br />
<strong>und</strong> Projekt der Internationalen Bauausstellung<br />
(IBA) Fürst-Pückler-Land neben dem<br />
Brandenburgischen Ingenieurpreis nun auch<br />
mit dem Denkmalpfl egepreis 2009. Im Schloss<br />
Oranienburg verlieh Kulturministerin Prof. Dr.<br />
Johanna Wanka den Preis, der mit 4500 Euro<br />
dotiert ist, an das Cottbuser Ingenieurbüro<br />
Peter Jähne <strong>und</strong> das Architekturbüro Zimmermann<br />
<strong>und</strong> Partner.<br />
Die Auszeichnung ehre die herausragenden Leistungen<br />
bei der Erhaltung <strong>und</strong> denkmalgerechten<br />
Umnutzung der Industrieanlage in Lauchhammer<br />
<strong>und</strong> das Engagement aller Partner<br />
<strong>und</strong> Bürger zur Sicherung dieses einzigartigen<br />
kulturellen Erbes. „Sie stehen stellvertretend für<br />
zahlreiche Brandenburgerinnen <strong>und</strong> Brandenburger,<br />
die sich oft ehrenamtlich <strong>und</strong> mit hohem<br />
Einsatz um unsere Baudenkmäler verdient<br />
machen. Durch ihren Einsatz werden uns nicht<br />
selten verloren geglaubte Bestandteile unserer<br />
Brandenburger Identität zurückgegeben“, sagte<br />
die Ministerin anlässlich der Preisverleihung.<br />
Hochkarätige Konferenz<br />
Mitte September waren die IBA-Terrassen<br />
Schauplatz der internationalen Konferenz<br />
„Chance: Bergbau-Folge-Landschaft“. Hier<br />
konnten die vielschichtigen Probleme der Re-<br />
Unter dem Titel „IBA – Zukunftsprogramm<br />
<strong>und</strong> Imagekampagne für<br />
die Lausitz“ berichtete FreeLounge<br />
in der Dezemberausgabe 2008 über<br />
den Wandel einer Landschaft mit<br />
bewegter Geschichte. Kurz vor dem<br />
Abschlussjahr 2010 lässt sich feststellen,<br />
dass von einem Nachlassen<br />
der Aktivitäten noch lange keine<br />
Rede sein kann.<br />
strukturierung von Bergbauregionen diskutiert<br />
<strong>und</strong> der Erfahrungsaustausch mit anderen Regionen<br />
intensiviert werden. Im Mittelpunkt<br />
stand dabei der Umgang mit den Landschaften<br />
nach dem Bergbau, den besonderen Potenzialen,<br />
aber auch spezifi schen Problemen der<br />
Landschaftsneugestaltung.<br />
Die Konferenz richtete sich an ein interdisziplinäres<br />
Fachpublikum – vom Bergbauingenieur<br />
über den Regionalentwickler, Planer, Soziologen,<br />
Land- <strong>und</strong> Forstwirte bis hin zum Kunstschaffenden<br />
– sowie an Entscheidungsträger<br />
aus Politik <strong>und</strong> Verwaltung, an Unternehmen,<br />
Universitäten, Vereine <strong>und</strong> Verbände sowie Forschungseinrichtungen,<br />
die sich mit der Entwicklung<br />
von Bergbauregionen auseinandersetzen.<br />
Die Veranstaltung präsentierte verschiedene<br />
Bergbauregionen <strong>und</strong> ihre Strategien zur Bewältigung<br />
des Strukturwandels. Zentrale Fragen<br />
sind, wie man mit dem Weggang der Industrie<br />
umgeht, welche Potenziale die Sanierung der<br />
bergbaulich beanspruchten Landschaften bietet<br />
<strong>und</strong> wie die Region eine neue Identität entwickeln<br />
kann. In verschiedenen Vorträgen werden<br />
spezifi sche Aspekte der Restrukturierung von<br />
Bergbauregionen diskutiert.<br />
Ein Kunstprojekt zum Abschlussjahr<br />
2010 hat die IBA ihr Finale. Über zehn Jahre hinweg<br />
hat sie dann die Um- <strong>und</strong> Neugestaltung<br />
der Lausitzer Landschaft fachlich begleitet, planerische<br />
Impulse gesetzt, Netzwerke aufgebaut<br />
<strong>und</strong> wirtschaftlich tragfähige Strukturen für
Foto: IBA<br />
einzelne Projekte geschaffen. Folglich bedeutet<br />
das Jahr 2010 zwar das institutionelle Ende<br />
der IBA, nicht aber das Ende der Projekte. Sie<br />
werden in Eigenverantwortung weitergeführt.<br />
Denn ein erklärtes Ziel war es, die Projekte aus<br />
sich selbst heraus lebensfähig zu machen. Diese<br />
Überlegung ist Gr<strong>und</strong>lage für die Konzeption<br />
des Abschlussjahres <strong>und</strong> bleibt auch weiterhin<br />
die Botschaft: Nur durch eigenes Handeln ist<br />
Zukunft machbar. Deshalb wird es im IBA-Finale<br />
2010 keine von der Basis losgelösten Events<br />
geben sondern Veranstaltungen, die unter Mitwirkung<br />
der Lausitzer entstehen <strong>und</strong> durchgeführt<br />
werden. Im Rahmen des Kunstprojektes<br />
„Paradies 2“ werden sieben Veranstaltungen im<br />
Abschlussjahr stattfi nden.<br />
Ging es bei den 25 IBA-Projekten um die Erneuerung<br />
der äußeren Landschaften, so widmet<br />
sich dieses Projekt der Erneuerung innerer<br />
Landschaften. Regisseur ist der Schweizer<br />
Künstler Jürg Montalta, der im IBA-Halbzeitjahr<br />
für seine Inszenierung „Alles verloren - alles<br />
gewonnen“ bereits großen Zuspruch erntete.<br />
Hinter seinem Kunstprojekt „Paradies 2“ steht<br />
ein Konzept, das er gemeinsam mit der Bevölkerung<br />
entwickelt hat<br />
Die Einzelprojekte<br />
1. Paradies 2 beginnt jetzt.<br />
Ort: Großräschen - IBA-Terrassen<br />
Termin: 24. April 20102.<br />
2. Was ist Energie?<br />
Ort: Stadt Welzow - Tagebau Welzow<br />
Termine: 1., 8., 15., 22., 29. Mai 2010<br />
3. Das Lebenskraftwerk.<br />
Ort: Erlebniskraftwerk Plessa<br />
Termine: 7., 14., 21., 28. August 2010<br />
4. Ich öffne mein Fenster für dich.<br />
Ort: Cottbus - Sachsendorf-Madlow<br />
Termin: 4. Juli 2010<br />
5. Das Geheimnis von Schlabendorf<br />
Ort: Schlabendorf - Ortskern, See<br />
Termine: 28./29. Mai; 9./10. Juni 2010<br />
6. Das Herz von Guben <strong>und</strong> Gubin<br />
Ort: Guben & Gubin - Hauptkirche<br />
Termin: 8. Mai 2010<br />
7. Auf zu neuen Ufern!<br />
Ort: Sedlitz - Ufer des Sedlitzer Sees<br />
Termin: 18. September 2010<br />
Alle sieben Veranstaltungen im Rahmen von<br />
„Paradies 2“ werden mit den Menschen der<br />
Lausitz vorbereitet <strong>und</strong> von dem Symbol „Weißer<br />
Hirsch“ begleitet, der - Erzählungen nach -<br />
besondere Orte in der Lausitz markiert. Darüber<br />
hinaus sind Essen, Trinken <strong>und</strong> Musik bei allen<br />
Veranstaltungen verbindende Komponenten.<br />
Es wird also noch einmal spannend im letzten<br />
Jahr der IBA Fürst-Pückler-Land. Auch eine<br />
gute Gelegenheit, den adligen Namen mit mehr<br />
in Verbindung zu bringen als mit dem Eis, das<br />
ihm der Königlich-Preußischen Hofkoch Louis<br />
Ferdinand Jungius 1839 widmete. Schließlich<br />
war Hermann von Pückler-Muskau einer der<br />
herausragenden Landschaftsarchitekten seiner<br />
Zeit, dessen Parks bis heute zu den besonderen<br />
Höhepunkten der Landschaftsgestaltung im 19.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert in Europa zählen. L.K.<br />
Messe | 93<br />
Foto: IBA
Gerade zu Ende gegangen ist die B<strong>und</strong>esgartenschau 2009 in Schwerin.<br />
Vom 23. April bis 11. Oktober 2009 wurde r<strong>und</strong> 1.800.000<br />
Menschen aus ganz Deutschland <strong>und</strong> darüber hinaus auf der BUGA<br />
Schwerin ein überragendes Ausstellungserlebnis geboten. Eine in<br />
Deutschland einmalige Garten- <strong>und</strong> Parklandschaft zeigte die unterschiedlichen<br />
Formen vom italienischen Renaissancegarten über die<br />
barocke Gartengestaltung <strong>und</strong> den englischen Landschaftsgarten bis<br />
zum modernen, durch klare Linien bestimmten Garten.<br />
94 | Messe<br />
BUGA 2009<br />
kompakte Schau r<strong>und</strong> um das Schweriner Schloss<br />
Es war eine besondere Ausstellung. Gleich drei<br />
Merkmale heben sie aus der über 50-jährigen<br />
Geschichte der B<strong>und</strong>esgartenschauen heraus:<br />
Im Mittelpunkt der Exposition stand die historische<br />
Entwicklung der Gartenbaukunst vom 18.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert bis heute. Damit war die Schweriner<br />
Ausstellung eine B<strong>und</strong>esGARTENschau im<br />
eigentlichen Wortsinn. Zum anderen war die<br />
BUGA in der Landeshauptstadt Mecklenburg-<br />
Vorpommerns eine sehr kompakte Schau. Alle<br />
Ausstellungsareale waren r<strong>und</strong> um das Schweriner<br />
Schloss in unmittelbarer Nachbarschaft<br />
der Altstadt angeordnet. Kurze Wege stellten<br />
ein Charakteristikum der B<strong>und</strong>esgartenschau<br />
des Jahres 2009 dar. Und außerdem lagen die<br />
sieben Gärten der Schweriner Schau alle am<br />
Wasser. Damit wandte sich die Landeshauptstadt<br />
dem Wasser zu.<br />
Besondere Highlights waren die scheinbar<br />
über dem Wasser schwebende „Schwimmende<br />
Foto: BUGA GmbH<br />
Wiese“, der „Spazierweg auf dem Wasser“ der<br />
Schlossbucht <strong>und</strong> die Hallenschauen im Küchengarten.<br />
Im Naturgarten konnte eine Orchideenwiese<br />
in ihrem ursprünglichen Zustand<br />
bew<strong>und</strong>ert werden. Der Ufergarten mit seiner<br />
zentralen Gastronomie bot neben dem Erlebnis<br />
der Entspannung direkt am Wasser auch<br />
die Möglichkeit der sportlichen Betätigung im<br />
Wasser. Alle Gärten lagen sich wie eine Perlenkette<br />
um das besondere Juwel Schwerins, das<br />
Großherzogliche Residenzschloss, <strong>und</strong> boten<br />
gleichzeitig den Ausblick auf die Silhouette der<br />
Altstadt mit dem sie überragenden Dom. Eine<br />
schwimmende Brücke verband den Garten am<br />
Marstall mit dem Ufergarten. Damit schloss<br />
sich ein R<strong>und</strong>weg, auf dem sich immer wieder<br />
neue Ausblicke auf den Schweriner See <strong>und</strong> das<br />
Schloss eröffneten.<br />
Barrierefreier Genuss<br />
Die B<strong>und</strong>esgartenschau 2009 in Schwerin präsentierte<br />
sich weitgehend barrierefrei. Menschen<br />
mit Behinderungen, aber beispielsweise<br />
auch Eltern mit Kinderwagen, hatten einen<br />
ungehinderten Zugang zu allen Teilen der Ausstellung.<br />
Es gab entsprechende Einrichtungen<br />
wie Behindertenparkplätze oder behindertengerechte<br />
Toiletten. Für Seh-, Hör- <strong>und</strong> Mobilitätsbehinderte<br />
standen besondere Angebote<br />
bereit, wie moderne Technik, die es Ihnen erlaubte,<br />
die Vielfalt der Ausstellung zu erleben.
Speziell ausgebildete Servicekräfte unterstützen<br />
sie dabei. Am BUGA-Haupteingang konnten<br />
Mobilitätsbehinderte sowohl E-Rollstühle<br />
bzw. Scooter als auch Faltrollstühle kostenlos<br />
ausleihen.<br />
Ebenfalls am Haupteingang konnten Eltern Bollerwagen<br />
ausleihen, um ihren Sprösslingen den<br />
kompletten Fußmarsch durch die Schau zu ersparen.<br />
Zudem bot die Pädagogin Dana Schröder<br />
von der Kita GmbH im „Offenen <strong>Spiel</strong>haus“<br />
eine Kinderbetreuung an. Kinder im Alter von 4<br />
bis 10 Jahren wurden im Zeitraum von 9.30 bis<br />
17.30 Uhr gern betreut.<br />
Lernspaß in der Grünen Schule<br />
Eine gute Tradition ist es, während einer Gartenschau<br />
für Kinder <strong>und</strong> Schulklassen ein großes<br />
Spektrum an Umweltbildung zur Verfügung zu<br />
stellen. Die BUGA 2009 in Schwerin wurde dieser<br />
Tradition ebenfalls gerecht <strong>und</strong> vermittelte<br />
Wissen auf spielerische <strong>und</strong> ganz sicher unterhaltsame<br />
Art. Damit lässt sich das Verständnis<br />
für die Natur <strong>und</strong> ihre „Netzwerke“, in die wir<br />
in der „Einen Welt“ eingesponnen sind, wecken<br />
<strong>und</strong> begreifbar machen. Unter dem Begriff<br />
„Grüne Schule“, mit den Themen: Naturerlebnis,<br />
Wasser, Eine/Meine Welt, Ernährung <strong>und</strong> Energie/Klima,<br />
wurden Zusammenhänge von Natur<br />
<strong>und</strong> Umwelt aufgezeigt <strong>und</strong> für alle Altersklassen<br />
interessant dargestellt. Ob es ein Leben im<br />
Wassertropfen gibt, was alles in einem Rasenstück<br />
zu entdecken ist, was der Donner mit dem<br />
Blitz zu tun hat, ob Bäume reden können <strong>und</strong><br />
wie man Erde selber machen kann… Fragen, die<br />
neben vielen anderen geklärt wurden <strong>und</strong> Fragen,<br />
die sich ergaben, wenn man erst einmal<br />
in einer „Grünen Schule“ auf Entdeckungstour<br />
ging. Selbstverständlich kamen auf der B<strong>und</strong>esgartenschau<br />
auch <strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> Spaß nicht zu<br />
kurz. Drei große <strong>Spiel</strong>fl ächen luden zum Toben<br />
aber auch zum Erholen ein – das Wüstenland,<br />
das Feuerland <strong>und</strong> das Sumpfl and hielten jede<br />
Menge für große <strong>und</strong> kleine Entdecker bereit.<br />
So auch den Kinderbauernhof, der zeigte, woher<br />
unsere einheimischen Haustiere kommen<br />
<strong>und</strong> welchen Nutzen die Menschen von den<br />
Tieren haben.<br />
28. 8. – ein toller Tag für Kinder<br />
Auf Initiative des Schweriner Serviceclubs Soroptimist<br />
International konnten in Zusammenarbeit<br />
mit dem Kinderschutzb<strong>und</strong> 12 Kinder aus<br />
drei Schweriner Einrichtungen einen tollen Tag<br />
auf der B<strong>und</strong>esgartenschau in Schwerin verbringen.<br />
Zum Ferienabschluss wurde auf der<br />
BUGA gelernt, gespielt <strong>und</strong> es gab die Gelegenheit<br />
mit Fiete, dem Maskottchen der B<strong>und</strong>esgartenschau,<br />
zu kuscheln. Vor dem Vergnügen,<br />
welches der <strong>Spiel</strong>platz der Atolle den Kindern<br />
bot, gab es eine Lehrst<strong>und</strong>e zum Thema Eier im<br />
Kinderbauernhof der Schau. Referendar Harald<br />
Jantzen vermittelte anschaulich alles Wissenswerte<br />
über Hühner, Gänse <strong>und</strong> ihre Eier. Als<br />
Höhepunkt, konnten die Kinder einer Wachtel<br />
beim Schlüpfen zusehen <strong>und</strong> sogar selbst eines<br />
der fl auschigen Wesen in die Hand nehmen. Im<br />
Anschluss ging es zur Grünen Schule, wo sich<br />
die Kinder mit Würstchen <strong>und</strong> Brötchen stärkten,<br />
bevor <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> auf den Vulkanen oder der<br />
Seilbahn angesagt war. Kurz vor dem Abschluss<br />
Ausfl uges überreichte Fiete kleine Geschenke.<br />
„Man darf die Situation nicht unterschätzen,<br />
dass viele Kinder sozial benachteiligt sind. Sie<br />
haben wenig vom Leben <strong>und</strong> darum wäre es eine<br />
große Hilfe, wenn noch mehr Menschen dem<br />
Kinderschutzb<strong>und</strong> beitreten würden, um solche<br />
Ausfl üge <strong>und</strong> Initiativen zu unterstützen“, so<br />
Cordula Gerburg, Präsidentin des Schweriner<br />
Serviceclubs Soroptimist International.<br />
Auch wenn viele Einrichtungen von Anfang an<br />
als temporäre Anlagen konzipiert waren, bleibt<br />
so viel von der BUGA 2009 erhalten, dass das<br />
Gelände auch in Zukunft einen beliebten Anziehungspunkt<br />
für Besucher der Stadt <strong>und</strong> für ihre<br />
Einwohner sein wird. L.K.<br />
Messe | 95<br />
Foto: BUGA GmbH
Foto: photocase.de<br />
96 | Report
Der BFG startet durch<br />
Was bewegt die <strong>Spiel</strong>platzplaner in den Kommunen? Das ermittelt der B<strong>und</strong>esverband<br />
für Freiraumgestaltung (BFG) aktuell in einer breit angelegten<br />
Befragung, deren Ergebnisse auf der FSB in Köln vorgestellt werden.<br />
Kinder brauchen fantasievoll gestaltete Orte<br />
zum <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> in der Stadt. Tatsächlich sind solche<br />
<strong>Spiel</strong>plätze aber viel zu oft Mangelware. Es<br />
gibt landauf <strong>und</strong> landab Bedarf an <strong>Spiel</strong>räumen,<br />
denn nicht nur die Kinder, auch die Städte<br />
brauchen sie. Geht es doch schließlich darum,<br />
Familien ein attraktives Wohnumfeld bieten<br />
zu können. Der BFG hat deshalb seine erste<br />
Umfrage dem Thema „<strong>Spiel</strong>platz-Planung“ gewidmet.<br />
In Telefoninterviews werden in Kommunen<br />
ab 100.000 Einwohnern Informationen<br />
zusammengetragen, welche Hemmnisse <strong>und</strong><br />
Schwierigkeiten die Planung von <strong>Spiel</strong>plätzen<br />
beeinträchtigen. Mit den Ergebnissen stellt sich<br />
der BFG auf der FSB in Köln vor. „Wegen der<br />
anstehenden FSB haben wir bei der ersten Umfrage<br />
das Thema „<strong>Spiel</strong>platz-Planung“ gewählt.<br />
Das ist ein wichtiges Segment im öffentlichen<br />
Freiraum, aber natürlich nicht das einzige. Wir<br />
werden auch künftig regelmäßig Umfragen bei<br />
den Kommunen, den Freiraumplanern <strong>und</strong> ganz<br />
sicher auch bei den Nutzern von Freiraumangeboten<br />
durchführen, um kontinuierlich eine<br />
belastbare Menge <strong>und</strong> Tiefe an Informationen<br />
Seminar: Zukunft Freiraum<br />
veranstaltet vom B<strong>und</strong>esverband für Freiraumgestaltung<br />
zu diesen Themen zusammenzutragen.“ Benno<br />
Schäfer, Gründungsmitglied <strong>und</strong> Vorsitzender<br />
des Verbandes, setzt sich darüber hinaus dafür<br />
ein, dass sich um den Verband ein Netzwerk mit<br />
Kompetenzpartnern aus öffentlichen Institutionen,<br />
Industrie <strong>und</strong> Wissenschaft herausbildet.<br />
Mehr Dialog – mehr Informationen<br />
Der BFG sieht es als seine zentrale Aufgabe an,<br />
in den Dialog mit den Städten <strong>und</strong> Gemeinden<br />
zu treten, um auf der Basis der erhobenen Daten<br />
zielführende Vorschläge ableiten zu können.<br />
Um bei dem Beispiel der <strong>Spiel</strong>plätze zu bleiben:<br />
Stimmt die Einschätzung verschiedener Versicherungsexperten,<br />
dass die neuen europäischen<br />
Normen in manchen Bereichen zu Verunsicherungen<br />
geführt haben? Sind die knappen Kassen<br />
der zentrale Hemmschuh? Mit der Umfrage<br />
trägt der BFG eine Sammlung von Meinungen<br />
<strong>und</strong> Einschätzungen zusammen, die es in dieser<br />
Form so noch nicht gegeben hat, <strong>und</strong> die eine<br />
wichtige Planungsgr<strong>und</strong>lage wird, um die Kommunen<br />
in ihrer Arbeit unterstützen zu können.<br />
A.M.<br />
Einer der großen Trends in Deutschland ist die Renaissance des öffentlichen Freiraums. Vorbei<br />
die Zeit des Cocoonings in den eigenen vier Wänden – die Parkbank oder besser noch trendige<br />
Lounge-Möbel haben, sobald die Sonne scheint, das gute alte Sofa als Lieblingsplatz abgelöst.<br />
Über alle Altersstufen hinweg besetzen die Menschen in Deutschland ihren Teil des öffentlichen<br />
Freiraums.<br />
Bei dem Seminar geht es um die Frage, wie Städte <strong>und</strong> Gemeinden trotz der knappen fi nanziellen<br />
Mittel ihre Freiraumangebote aufwerten können. Schwerpunktmäßig werden folgende<br />
Punkte zum Thema gemacht:<br />
Finanzierungsmodelle<br />
Kann <strong>und</strong> soll man <strong>Spiel</strong>plätze leasen?<br />
Best-Practice-Beispiele aus Kommunen<br />
Termin: 20. November 2009; 9.00 Uhr bis 14.00 Uhr<br />
Das Seminar-Programm wird auf der FSB vorgestellt. Anfragen unter bfg@free-lounge.de<br />
Report | 97
98 | Recht<br />
Foto: fotolia.com
Justitia ist nicht taub<br />
<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>stättenlärm vor Gerichten<br />
<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>stätten sind städtebaulich notwendig <strong>und</strong> wünschenswert,<br />
wegen des von ihnen ausgehenden Lärms werfen sie allerdings auch immer<br />
wieder rechtliche Konfl ikte auf. Gesetzgeber <strong>und</strong> Rechtsprechung behandeln sie<br />
privilegiert, auch in Wohngebieten sind die damit einhergehenden Immissionen<br />
in aller Regel sozialadäquat. Neuere Entwicklungen in der Rechtsprechung betreffen<br />
vor allem große, moderne Anlagen sowie Einrichtungen für Jugendliche,<br />
für die die Abgrenzung zu Sportanlagen im Einzelfall schwierig sein kann.<br />
Wer mit der Planung, Errichtung <strong>und</strong> Unterhaltung<br />
von <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>stätten befasst<br />
ist, muss, wie bei jeder Planung, Spannungen<br />
<strong>und</strong> Konfl ikte bewältigen. Die Bedürfnisse der<br />
Familien <strong>und</strong> der jungen Menschen sowie die<br />
Belange von Sport, <strong>Freizeit</strong>, <strong>und</strong> Erholung sind<br />
schon von Gesetzes wegen planerisch als besondere<br />
soziale <strong>und</strong> kulturelle Bedürfnisse der<br />
Bevölkerung zu berücksichtigen. <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Freizeit</strong>fl ächen werden vom Gesetzgeber als<br />
wünschenswerte Einrichtungen behandelt, die<br />
gerade auch in Wohngebieten vorhanden sein<br />
müssen (siehe § 6 Abs. 1 Nr. 3, § 136 Abs. 3<br />
Nr. 2 BauGB). Das wirkt sich auch auf die juristische<br />
Bewertung des von <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>stätten<br />
ausgehenden Lärms aus. In manchen<br />
Landesgesetzen werden sogar umgekehrt Kinderspiel-<br />
<strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>fl ächen vor Lärm durch<br />
angrenzende Anlagen besonders geschützt: So<br />
ist in der hamburgischen Bauordnung geregelt,<br />
dass Kinderspiel- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>fl ächen durch<br />
Bäume, Hecken, Sträucher oder andere Schutzvorkehrungen<br />
besonders abzuschirmen sind,<br />
wenn ihre Nutzung durch den Lärm oder andere<br />
Belästigungen von in der Nähe vorhandenen<br />
anderen Anlagen beeinträchtigt werden kann<br />
(§ 10 Abs. 6 BauO Hamburg). Die Privilegierung<br />
gegenüber anderen Lärmimmissionsquellen ist<br />
konsequent. Wenn Kinder <strong>und</strong> Jugendliche auf<br />
<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>stätten spielen, entsteht natürlich<br />
Lärm, der aber gerade in Wohngebieten<br />
auf eine wünschenswerte Nutzung zurückgeht.<br />
Es wäre widersinnig, <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>stätten<br />
nur außerhalb von Wohngebieten anzusiedeln.<br />
Gleichwohl führt der von <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>stätten<br />
ausgehende Geräuschpegel immer wieder<br />
dazu, dass Anwohner sich an die zuständigen<br />
kommunalen Behörden wenden. Manche Fälle<br />
gehen auch vor Gericht. Interessant ist dies vor<br />
allem für die Fragen, die moderne, größer angelegte<br />
<strong>und</strong> deshalb auch für Anwohner angrenzender<br />
Gebiete attraktive Anlagen aufwerfen.<br />
Ein zweiter Themenkomplex, der die Gerichte<br />
beschäftigt, sind <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>anlagen, die<br />
speziell auf Jugendliche zugeschnitten sind <strong>und</strong><br />
bei denen sich die Abgrenzung zu Sportanlagen<br />
als juristisches Problem stellt.<br />
In einem kürzlich durch das Oberverwaltungsgericht<br />
Lüneburg entschiedenen Fall haben Anwohner<br />
sich mit einem Antrag auf Erlass einer<br />
einstweiligen Verfügung gegen die Gemeinde<br />
gewendet. Sie haben sich gegen die Lärmimmissionen<br />
gewandt, die von einem benachbarten<br />
öffentlichen <strong>Spiel</strong>platz ausgegangen sind.<br />
Nun handelte es sich bei dem <strong>Spiel</strong>platz nicht<br />
um eine gewöhnliche, in Wohngebieten übliche<br />
Recht | 99
100 | Recht<br />
<strong>und</strong> lediglich den unmittelbar angrenzenden<br />
örtlichen Anwohnern dienende Anlage, sondern<br />
um einen modernen <strong>Spiel</strong>platz mit einer Größe<br />
von über 75.000 m². Die Anwohner rügten einen<br />
Verstoß gegen das Rücksichtnahmegebot,<br />
das bei jeder baurechtlichen Planung zu beachten<br />
ist. Dies gelte sowohl im Hinblick auf die<br />
Größe als auch auf die konkrete Ausstattung<br />
des <strong>Spiel</strong>platzes. Das Verwaltungsgericht <strong>und</strong><br />
das Oberverwaltungsgericht haben den Antrag<br />
zurückgewiesen. Die mit der Benutzung von<br />
Kinderspielplätzen unvermeidbar verb<strong>und</strong>enen<br />
Auswirkungen, vorwiegend Geräusche, seien als<br />
notwendige Folgen einer wünschenswerten Tätigkeit<br />
„ortsüblich <strong>und</strong> sozialadäquat“. Nur im<br />
Ausnahmefall könnten solche <strong>Spiel</strong>plätze oder<br />
die dort errichteten <strong>Spiel</strong>geräte unzulässig sein,<br />
wenn von ihnen Belästigungen oder Störungen<br />
ausgingen, die in der konkreten Umgebung<br />
unzumutbar seien. Diese Anforderungen hinderten<br />
die Kommunen allerdings nicht daran,<br />
auch große <strong>und</strong> modern konzipierte <strong>Spiel</strong>plätze<br />
einzurichten, zumal in dem konkret entschiedenen<br />
Fall die Kommune durch die Anordnung<br />
des <strong>Spiel</strong>platzes schon auf die angrenzenden<br />
Anwohner Rücksicht genommen hatte, indem<br />
sie in der unmittelbaren Nähe zur Wohnbebauung<br />
nur <strong>Spiel</strong>geräte für Kleinkinder eingerichtet<br />
hat. Für ältere Kinder angebotene <strong>und</strong><br />
eher lärmträchtige <strong>Spiel</strong>geräte wie Seilbahn,<br />
Tischtennisplatten, Stammmikado, Sitzstämme,<br />
Trampolin <strong>und</strong> Dschungelbrücke befanden sich<br />
abgegrenzt durch eine Baumreihe in größerer<br />
Entfernung. Die Gerichte haben auch das Argument<br />
nicht gelten lassen, der <strong>Spiel</strong>platz sei<br />
nicht auf die Bedürfnisse der angrenzenden<br />
Bevölkerung beschränkt, sondern so attraktiv<br />
ausgestaltet, dass ein regelrechter „<strong>Spiel</strong>platztourismus“<br />
auch Kinder aus weiter entfernten<br />
Wohngebieten zu diesem <strong>Spiel</strong>platz anlocke<br />
(OVG Lüneburg, Az.: 9 LA 113/04).<br />
Die rechtliche Beurteilung von Lärm gestaltet<br />
sich vergleichsweise schwierig, wenn es um<br />
solche <strong>Freizeit</strong>einrichtungen bzw. <strong>Spiel</strong>platzanlagen<br />
geht, die speziell auf die Benutzung<br />
durch Heranwachsende <strong>und</strong> Jugendliche ausgerichtet<br />
sind. Die Schwierigkeiten rühren daher,<br />
dass sich die Abgrenzung zu Sportanlagen nicht<br />
immer einfach gestaltet. Diese Abgrenzung ist<br />
jedoch deshalb bedeutsam, weil Sportanlagen<br />
in immissionsschutzrechtlicher Hinsicht speziell<br />
geregelt sind. Für Sportanlagen gilt die<br />
18. Verordnung zur Durchführung des B<strong>und</strong>es-<br />
Immissionsschutzgesetzes, die sog. „Sportanlagenlärmschutzverordnung“.<br />
Diese Verordnung<br />
enthält eindeutige Immissionsrichtwerte, die<br />
im Rahmen von Baugenehmigungen sowie<br />
Bauleitplanverfahren von den zuständigen Behörden<br />
zu beachten sind. Kritisch wird es immer<br />
dann, wenn die Errichtung einer Sportanlage in<br />
unmittelbarer Nachbarschaft zu einer Wohnbebauung<br />
vorgesehen ist. Können dann die<br />
Immissionsrichtwerte der Sportanlagenlärmschutzverordnung<br />
nicht eingehalten werden,<br />
ist das Vorhaben unzulässig.<br />
Leicht fällt die Abgrenzung im Falle „klassischer“<br />
Sportanlagen wie Tennisplätzen oder<br />
Fußballstadien auf der einen <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>parks<br />
auf der anderen Seite. Doch bereits beim „Bolzplatz“<br />
wird die Sache schwieriger. Geklärt ist<br />
durch die Rechtsprechung des B<strong>und</strong>esverwaltungsgerichts<br />
zumindest, dass ein Bolzplatz<br />
immissionsschutzrechtlich nicht schlechter behandelt<br />
werden darf als eine Sportanlage <strong>und</strong><br />
dass einem Bolzplatz, der überwiegend von Kindern<br />
bis 14 Jahren benutzt wird, ebenso wie bei<br />
Kinderspielplätzen ein „Sozialadäquanzbonus“<br />
zuzugestehen ist; ein Bolzplatz darf somit im<br />
Einzelfall sogar lauter als ein Fußballplatz sein<br />
(Az.: BVerwG 4 B 70/91).<br />
Abgrenzungsschwierigkeiten bereiten moderne<br />
Stadteinrichtungen wie Skateplätze oder<br />
größere Skaterparks, Beachvolleyballplätze,<br />
Basketball-Anlagen, kleinere Eisbahnen oder<br />
Minigolfanlagen. Problematisch ist bereits,<br />
dass keine einheitliche Defi nition des Begriffes<br />
„Sport“ existiert; nicht jede bewegungsorientierte<br />
<strong>Freizeit</strong>aktivität lässt sich unter den<br />
Begriff „Sport“ fassen. Die Rechtsprechung<br />
differenziert zunächst danach, von welcher<br />
Altersgruppe die verschiedenen Anlagen überwiegend<br />
genutzt werden. Solche Anlagen, die<br />
für die körperliche <strong>Freizeit</strong>betätigung von Kindern<br />
bis zum Alter von 14 Jahren bestimmt<br />
sind, zählen zu den sozialadäquaten <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Freizeit</strong>anlagen <strong>und</strong> fallen per se nicht unter<br />
die Richtwerte der Sportanlagenlärmschutzverordnung.<br />
Ist eine Anlage jedoch geeignet<br />
<strong>und</strong> dafür bestimmt, auch von älteren Kindern<br />
bzw. Jugendlichen sowie jungen Erwachsenen
enutzt zu werden, kommen die Richtwerte<br />
der Sportanlagenlärmschutzverordnung nach<br />
der Rechtsprechung gr<strong>und</strong>sätzlich zur Anwendung.<br />
Allerdings erfolgt diese Anwendung, wie<br />
die Gerichte stets betonen, nicht schematisch.<br />
Im Vordergr<strong>und</strong> steht stets die tatrichterliche<br />
Wertung im Einzelfall. Besonders kreative <strong>und</strong><br />
moderne Anlagen, die sich nicht in das Schema<br />
bereits entschiedener Gr<strong>und</strong>satzentscheidungen<br />
fügen, werfen damit auch juristische Herausforderungen<br />
auf, die im Vorfeld von Planung<br />
<strong>und</strong> Errichtung bedacht werden müssen.<br />
Dr. Michael Winkelmüller<br />
Torsten Eberhard<br />
Dr. Michael Winkelmüller, 38<br />
Rechtsanwalt <strong>und</strong> Fachanwalt für Verwaltungsrecht<br />
bei Redeker Sellner Dahs & Widmaier in Bonn.<br />
Einen seiner Schwerpunkte bildet das technische<br />
Sicherheitsrecht <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene Fragen der<br />
Produktzulassung, technischen Normung, Zertifi zierung<br />
<strong>und</strong> Haftung.<br />
Dr. Torsten Eberhard, 30<br />
Rechtsanwalt bei Redeker Sellner Dahs & Widmaier<br />
in Bonn.<br />
Einen seiner Schwerpunkte bildet das Umwelt- <strong>und</strong><br />
Bauplanungsrecht.<br />
Foto: fotolia.de<br />
Recht | 101
Kommunen im neuen Licht<br />
Eine Chance für helle Köpfe<br />
Noch bis zum 31.12.2009 können Kommunen ihre Unterlagen für<br />
den Wettbewerb „Kommunen im neuen Licht“ einreichen, der im Mai<br />
2009 vom B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF)<br />
ausgeschrieben wurde. Die 10 Gewinner erhalten jeweils 2 Millionen<br />
Euro für die Realisierung einer Beleuchtung mit LED-Technik.<br />
102 | Wettbewerb<br />
Seit mehreren Jahren hat das BMBF die Entwicklung<br />
der LED-Technologie in Deutschland<br />
mit Verb<strong>und</strong>projekten aus Industrie <strong>und</strong> Wirtschaft<br />
stark gefördert. Ziel ist die Festigung des<br />
Hightech-Standorts Deutschland, den Technologietransfer<br />
zu beschleunigen <strong>und</strong> Arbeitsplätze<br />
in diesem Bereich der Zukunftsträchtigen<br />
Technologien zu sichern <strong>und</strong> neu zu schaffen.<br />
Mittlerweile ist die Industrie in Deutschland<br />
diesbezüglich gut aufgestellt. Mit dem Wettbewerb<br />
soll der Einsatz in der kommunalen Praxis<br />
forciert werden.<br />
Besseres Licht zu halben Energiekosten<br />
Nach Berechnungen des Zentralverbands Elektrotechnik-<br />
<strong>und</strong> Elektroindustrie e.V. (ZVEI)<br />
können die deutschen Kommunen allein durch<br />
die Modernisierung von Straßenbeleuchtungen<br />
sowie kommunalen Büro- <strong>und</strong> Schulgebäuden<br />
fast die Hälfte ihres jährlichen Stromverbrauchs<br />
(knapp 6000 GWh) einsparen (knapp 900 Millionen<br />
von zwei Milliarden Euro). Im Übrigen<br />
werden durch die neue Lichttechnik beträchtli-<br />
che Energie- <strong>und</strong> CO2-Einsparungen erwartet.<br />
Außerdem bieten die lichtdynamischen Eigenschaften<br />
von LEDs Einsatzmöglichkeiten mit<br />
unmittelbaren Auswirkungen auf den Menschen.<br />
Mehr Konzentrationsfähigkeit <strong>und</strong> Arbeitssicherheit<br />
abhängig von der Lichtfarbe<br />
haben positive ges<strong>und</strong>heitliche Auswirkungen<br />
<strong>und</strong> tragen damit mittelbar zur Senkung<br />
von Kosten im Ges<strong>und</strong>heitssystem bei. Solche<br />
Chancen können zu zusätzlichen Umsätzen bei<br />
den lichttechnischen Unternehmen führen, die<br />
frühzeitig die neue Technik beherrschen lernen.<br />
In der BMBF-Leitmarktinitiative werden begleitende<br />
Themen wie Normierung <strong>und</strong> Messtechnik,<br />
Gütesiegel, Referenzobjekte <strong>und</strong> andere<br />
vorangetrieben.<br />
Die rasche Umsetzung der neuen Beleuchtungstechnologie<br />
erfordert jetzt entsprechende<br />
Impulse von Seiten der Politik. Neue, weltweit<br />
beachtete LED-Lampen aus Deutschland<br />
sind ein Ergebnis der HighTech-Strategie der<br />
B<strong>und</strong>esregierung. Nun geht es darum, die Ergebnisse<br />
schnell in die Praxis umzusetzen. Der<br />
Wettbewerb „Kommunen in neuem Licht“ unterstützt<br />
dieses Vorhaben.<br />
Noch ist Zeit für die Teilnahme<br />
Der Wettbewerb richtet sich an Städte <strong>und</strong><br />
Gemeinden, die bis zum 31. Dezember 2009<br />
Projektskizzen zu diesem Thema beim Projektträger<br />
VDI Technologiezentrum in Düsseldorf<br />
Foto: optischetechnologien.de
einreichen können. Angesprochen werden die<br />
beiden Felder der Allgemeinbeleuchtung:<br />
- Innenbeleuchtung von Gebäuden mit LED ><br />
100 lm/W (Neubau <strong>und</strong> Sanierung)<br />
- Außenbeleuchtung mittels LED (Straßenbeleuchtung,<br />
Tunnelbeleuchtung etc.)<br />
Das BMBF fördert die 10 aussichtsreichsten<br />
Projekte mit jeweils bis zu 2 Mio. Euro. Die<br />
wichtigsten Bewertungskriterien sind hierbei<br />
Innovationsgrad, Energieeffi zienz, Kosteneffi -<br />
zienz bei Einrichtung <strong>und</strong> Betrieb, organisatorische<br />
Innovationen wie contracting-Modelle,<br />
Ausstrahlung sowie prinzipielle Übertragbarkeit<br />
auf andere Objekte. Eine unabhängige Fachjury<br />
wertet die Projektskizzen aus <strong>und</strong> gibt die<br />
10 innovativsten Projekte auf der Fachmesse<br />
„Light & Building“ im April 2010 in Frankfurt<br />
bekannt. Weiterhin werden für die erfolgreichen<br />
Demonstrationsobjekte Plaketten <strong>und</strong><br />
Uhrk<strong>und</strong>en vergeben. 18 Monate haben die geförderten<br />
Kommunen dann Zeit, ihre Planungen<br />
umzusetzen.<br />
Ansprechpartner:<br />
Lars Unnebrink<br />
VDI Technologiezentrum GmbH<br />
VDI-Platz 1<br />
40468 Düsseldorf<br />
Tel.: 0211 / 6214-598<br />
Fax: 0211 / 6214-484<br />
E-Mail: unnebrink@vdi.de<br />
Pilotprojekt an Raststätten<br />
Die Tank- <strong>und</strong> Rastanlage Walsleben erstrahlt<br />
bereits in neuem Licht. An der Autobahn A 24<br />
(Berlin - Hamburg) hat das B<strong>und</strong>esverkehrsministerium<br />
mit Unterstützung des Landes Brandenburg<br />
das b<strong>und</strong>esweit erste Pilotprojekt für<br />
umweltfre<strong>und</strong>liche Außenbeleuchtung von<br />
Raststätten gestartet. In Richtung Hamburg<br />
wurden 28 Masten mit hochmoderner LED-<br />
Technik aufgestellt. Das B<strong>und</strong>esverkehrsministerium<br />
reagiert damit schon jetzt auf das<br />
ab 2015 EU-weit geltende Verkaufsverbot von<br />
Quecksilberdampfl ampen, die an Raststätten<br />
besonders häufi g verwendet werden.<br />
Von dem Pilotprojekt in Brandenburg werden<br />
neue Erkenntnisse über Lebensdauer, Energieeffi<br />
zienz <strong>und</strong> Haltbarkeit der LED erwartet. Für<br />
die Pilotanlage Walsleben Ost wurden Leuchten<br />
ausgewählt, die von einem Unternehmen des<br />
Kompetenznetzwerks in der Licht- <strong>und</strong> Optik-<br />
Region Jena <strong>und</strong> dem Fraunhofer Institut für<br />
angewandte Optik entwickelt wurden.<br />
Foto: siteco.de<br />
Siteco DL 10 – Licht-Kobra mit LED-Technik<br />
Die Energieversorger EVO <strong>und</strong> die Stadt testen<br />
jetzt in einem gemeinsamen Pilotprojekt ihre<br />
Energieeffi zienz.<br />
Pilotprojekt in Offenbach<br />
An acht Standorten hat die für den Betrieb der<br />
20.000 Offenbacher Lampen verantwortliche<br />
EVO jeweils vier Leuchten verschiedener Hersteller<br />
montiert. Ein neunter Ort mit weiteren<br />
vier Laternen ist in Planung, so dass während<br />
der bevorstehenden winterlichen Testphase<br />
insgesamt 36 Lampen mit zukunftsweisender<br />
Leuchtdiodentechnik Offenbacher Straßen<br />
<strong>und</strong> Plätze in neues Licht tauchen werden. In<br />
diesem Feldversuch werden verschiedene LED-<br />
Leuchten mit herkömmlichen Lampen unter realen<br />
Bedingungen vergleichen.<br />
Die Entwicklung im Bereich öffentlicher Beleuchtung<br />
bleibt ein spannendes Thema. Und<br />
ein lohnenswertes. Über Konzepte <strong>und</strong> Ideen,<br />
die im Rahmen des Wettbewerbs eingereicht<br />
wurden, bewahrt das VDI Technologiezentrum<br />
derzeit selbstverständlich Stillschweigen. Es ist<br />
jedoch jeder Kommune unbenommen, mit eigenen<br />
Projekten teilzunehmen. Dann aber jetzt<br />
schnell. FreeLounge wünscht viel Erfolg. L.K.<br />
Termin<br />
Abgabe der Wettbewerbsbeiträge:<br />
31. Dezember 2009<br />
Wettbewerb | 103
SICHERHEIT<br />
104 | Tivoli<br />
BECO<br />
BERMÜLLER & CO. GMBH<br />
Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />
Fallschutzbeläge im Ortseinbau<br />
Conradi+Kaiser GmbH<br />
Herstellung von Gummiformteilen<br />
<strong>und</strong> Bodensystemen<br />
Granufl ex Kft<br />
Hersteller von Fallschutzplatten seit 1990<br />
terralastic GmbH<br />
Fallschutz-Bodensysteme <strong>und</strong><br />
Gestaltungselemente aus Kautschuk<br />
Rotterdammer Straße 7<br />
D-90451 Nürnberg<br />
info@beco-bermueller.de<br />
www.beco-bermueller.de<br />
Tel. +49 (0) 911 64200-0<br />
Fax +49 (0) 911 64200-50<br />
Gewerbegebiet Larsheck<br />
D-56271 Kleinmaischeid<br />
info@conradi-kaiser.de<br />
www.conradi-kaiser.de<br />
Tel. +49 (0) 2689 9580-0<br />
Fax +49 (0) 2689 9580-50<br />
Bécsi út 269<br />
H-1037 Budapest<br />
info@granufl ex.hu<br />
www.granulfex.hu<br />
Tel. +36 1 453-0400<br />
Fax +36 1 453-0006<br />
Unterdorfstraße 10<br />
D-56584 Thalhausen<br />
info@terralastic.de<br />
www.terralastic.de<br />
Tel. +49 (0) 2639 960233<br />
Fax +49 (0) 2639 960234<br />
<strong>Spiel</strong>matte mit Stufenfalz, Fallschutzplatten, Verb<strong>und</strong>pfl aster,<br />
Poller, Palisaden, Randeinfassungen, Balkonbeläge, Prüfzeugnisse<br />
nach EN 177<br />
Ausführung fugenloser Ortseinbau nach DIN 7926 EN 1177 mit<br />
Lizenznehmern in ganz Deutschland<br />
Bodensysteme <strong>und</strong> Sicherheitssysteme für Schulen <strong>und</strong><br />
Kindergärten, <strong>Spiel</strong>plätze, <strong>Freizeit</strong>anlagen, öffentliche Plätze <strong>und</strong><br />
Parks, Sportanlagen, Terrassen <strong>und</strong> Balkone, Stallungen.<br />
Verkauf nur an den Fachhandel.<br />
Fallschutzplatten <strong>und</strong> Fallschutz-Verb<strong>und</strong>pfl aster nach EN 1177,<br />
Elastikplatten <strong>und</strong> elastisches Verb<strong>und</strong>pfl aster, Sicherheits-<br />
Ergänzungselemente, Sandkastenumfassungen, fugenloser<br />
Fallschutz, Sportbodenbeläge<br />
– Fallschutz-Bodensysteme nach EN 1177<br />
– Gestaltungselemente für den Außenbereich aus Kautschuk<br />
– Einsatz der Produkte in Schulen, Kindergärten, auf <strong>Spiel</strong>-<br />
<strong>und</strong> öffentlichen Plätzen<br />
– Brandschutzplatten, Rutschenauslaufplatten, Sandkastenwinkel
SPIEL- UND SPORTGERÄTE, PUBLIC DESIGN<br />
A+URBAN Design<br />
Skateanlagen <strong>und</strong> Pipes<br />
Roll-Hockey<br />
Bolzplätze<br />
Urbanes Mobiliar<br />
AAST <strong>Spiel</strong>geräte VertriebsgmbH<br />
<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Sportgerätehersteller<br />
Berliner Seilfabrik GmbH & Co.<br />
Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />
Elastic and impact protection moulded elements<br />
Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />
Elastic and impact protection moulded elements<br />
COROCORD Raumnetz GmbH<br />
Seilzirkus – Seilspielgeräte<br />
CREA-PLAY<br />
(Deutschland) GmbH<br />
espas GmbH<br />
<strong>Spiel</strong>geräte<br />
Stadtmobiliar<br />
Bodensysteme<br />
Zubehör<br />
Europlay<br />
<strong>Spiel</strong>geräte<br />
Holzhof GmbH<br />
Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />
Elastic and impact protection moulded elements<br />
Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />
Elastic and impact protection moulded elements<br />
HPS-Play Company Trading GmbH<br />
Einrichtung von Hallenspielplätzen<br />
<strong>Spiel</strong>platzkonzepte für <strong>Freizeit</strong> & Handel<br />
Sepp-Giggenbach-Str. 31<br />
D-84453 Mühldorf<br />
info@aplusurbandesign.com<br />
www.aplusurbandesign.com<br />
Tel. + 49 (0) 8631 1403-68<br />
Fax + 49 (0) 8631 1403-69<br />
Kontaktperson: Fr. Sonja Rauscher<br />
Hr. Andrew Stelzhammer<br />
Handelsstraße 13<br />
A-2201 Seyring<br />
offi ce@aast.com<br />
www.aast.com<br />
Tel. +43 (0) 2246 27037<br />
Fax +43 (0) 2246 27035<br />
Lengeder Straße 4<br />
D-13407 Berlin<br />
www.berliner-seilfabrik.de<br />
Tel. +49 (0) 30 414724-0<br />
Fax +49 (0) 30 414724-33<br />
Eichborndamm 167<br />
D-13403 Berlin<br />
info@corocord.de<br />
www.corocord.de<br />
Tel. +49 (0) 30 408988-0<br />
Fax +49 (0) 30 408988-77<br />
Hessenstraße 3<br />
D-35325 Mücke/Groß-Eichen<br />
crea-play@t-online.de<br />
www.buerliag.com<br />
Tel. +49 (0) 6400 959840<br />
Fax +49 (0) 6400 959841<br />
Graf-Haeseler-Str. 7–9<br />
D-34134 Kassel<br />
info@espas.de<br />
www.espas.de<br />
Tel. +49 (0) 561 5746390<br />
Fax +49 (0) 561 5746399<br />
Eegene 9<br />
B-9200 Dendermonde<br />
sales@europlay.eu<br />
www.europlay.eu<br />
Tel. +32 52 22 66 22<br />
Fax +32 52 22 67 22<br />
Rupestraße 33<br />
I-38017 Mezzolombardo TN<br />
sabrina@holzhof.com<br />
Tel. +39 0461 601501<br />
Fax +39 0461 604013<br />
Gm<strong>und</strong>ner Straße 40 · A-4664 Oberweis<br />
info@hps-playco.at<br />
www.hps-playco.at<br />
Tel. +43 (0) 7613 25880-0<br />
Fax +43 (0) 7613 25880-10<br />
VERTRIEB DEUTSCHLAND<br />
Detmolder Str. 596 · D-33699 Bielefeld<br />
Tel. +49 (0) 521 9883298-0<br />
Fax +49 (0) 521 8989001<br />
www.hps-playco.de<br />
Modulare Elemente<br />
Keine F<strong>und</strong>amente <strong>und</strong> Bodenverankerungen nötig<br />
Einfacher Auf- <strong>und</strong> Abbau<br />
Wartungsarm<br />
Der Spezialist für Rutschen aus glasfaserverstärktem<br />
Kunststoff (GFK). Die AAST GmbH hat GFK-Rutschen,<br />
Polyethylen Röhrenrutschen, Erlebnisrutschen <strong>und</strong> eine<br />
Fülle von <strong>Spiel</strong>platzkombinationen, in allen Variationen,<br />
in ihrem Programm.<br />
Seilspielgeräte für Kinderspielplätze<br />
Alle unsere Produkte entsprechen den strengen Richtlinien<br />
der EN 1176 <strong>und</strong> erfüllen auch alle bekannten technischen<br />
Vorschriften.<br />
Corocord hat sich selbst dazu verpfl ichtet, weltweit einzigartige<br />
Raum- <strong>und</strong> Flächennetze anzubieten: mit hohem ästhetischem<br />
Reiz, hohem <strong>Spiel</strong>wert <strong>und</strong> langer Nutzungsdauer. Das ist keine<br />
einfache Aufgabe. Aber solche Herausforderungen sind uns<br />
wichtig <strong>und</strong> wir nehmen sie jeden Tag von neuem an.<br />
– <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Sportgeräte<br />
– Fallschutzplatten<br />
– drehbare Kletterbäume<br />
– Parkmobiliar<br />
– H<strong>und</strong>etoiletten<br />
Entwicklung, Herstellung <strong>und</strong> Vertrieb von:<br />
– <strong>Spiel</strong>geräten aus Stahl<br />
– Stadtmobiliar <strong>und</strong> Tischtennistischen aus Beton<br />
– Bodensystemen<br />
– Zubehör<br />
Herstellung von <strong>Spiel</strong>geräten aus Holz <strong>und</strong> Metall. Wir<br />
suchen Importeure für Deutschland, Österreich <strong>und</strong> die<br />
Schweiz.<br />
– <strong>Spiel</strong>platzgeräte<br />
– Public Design<br />
– eigene <strong>Spiel</strong>geräteherstellung<br />
– Vertrieb<br />
– Montage<br />
– Service für Reinigung <strong>und</strong> Wartung<br />
– Komplettausstattung<br />
– Kompetenz in Qualität, <strong>Spiel</strong>wert <strong>und</strong> Sicherheit<br />
Tivoli | 105
SPIEL- UND SPORTGERÄTE, PUBLIC DESIGN<br />
HST-<strong>Spiel</strong>geräte GmbH & Co. KG<br />
106 | Tivoli<br />
HUSSON INTERNATIONAL GRUPPE<br />
Abenteuer <strong>Spiel</strong>plätze<br />
Indoor/Outdoor<br />
Kaiser & Kühne <strong>Freizeit</strong>geräte GmbH<br />
Durch Qualität – mehr Freude am <strong>Spiel</strong><br />
KINDERLAND<br />
Emsland <strong>Spiel</strong>geräte<br />
Klettermax GmbH<br />
<strong>Spiel</strong>platzgeräte <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>platzeinrichtungen<br />
KOMPAN GmbH<br />
<strong>Spiel</strong>geräte, Multisportanlagen,<br />
Parkmöbel, Planung, Montage <strong>und</strong> Service,<br />
Indoor-<strong>Spiel</strong>möbel<br />
playparc-neospiel GmbH<br />
<strong>Spiel</strong>gerätehersteller<br />
Holzbau Quappen GmbH & Co. KG<br />
DINOstarke <strong>Spiel</strong>ideen<br />
für außen <strong>und</strong> innen<br />
Parkgestaltung<br />
Brücken <strong>und</strong> Lärmschutzwände<br />
Individueller Holzbau<br />
Gartenholz<br />
Ing. Phillipp<br />
GmbH & Co. KG<br />
<strong>Spiel</strong>platz von<br />
A wie Abenteuergeräte<br />
bis Z wie Zubehör<br />
Weyerberg 5<br />
D-35614 Aßlar-Berghausen<br />
info@hst-spielgeraete.de<br />
www.hst-spielgeraete.de<br />
Tel. +49 (0) 6443 8198-0<br />
Fax +49 (0) 6443 8198-20<br />
Route de l’Europe BP1<br />
F-68650 Laputroie<br />
husson@husson.eu<br />
www.husson.eu<br />
www.husson.de<br />
Tel. +33 (0) 3 89 47 56 56<br />
Fax +33 (0) 3 89 47 26 03<br />
Im Südloh 5<br />
D-27324 Eystrup<br />
info@kaiser-kuehne-play.com<br />
www.kaiser-kuehne-play.com<br />
Tel. +49 (0) 4254 9315-0<br />
Fax +49 (0) 4254 9315-24<br />
ESF Emsland <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Freizeit</strong>spielgeräte GmbH & Co. KG<br />
Bahnhofstraße 50<br />
49744 Geeste<br />
kinderland@emsland-spielgeraete.de<br />
www.emsland-spielgeraete.de<br />
Tel. +49 (0) 5907 9479970<br />
Fax +49 (0) 5907 9479975<br />
Gewerbegebiet<br />
D-19374 Domsühl<br />
info@klettermax-gmbh.de<br />
www.spielplatzgeraete.de<br />
Tel. +49 (0) 38728 20012<br />
Fax +49 (0) 38728 20017<br />
Raiffeisenstraße 11<br />
D-24941 Flensburg<br />
kompan.gmbh@kompan.com<br />
www.kompan.com<br />
Tel. +49 (0) 4617 7306-0<br />
Fax +49 (0) 4617 7306-35<br />
A-4872 Neukirchen an der Vöckla<br />
obra@obra.at<br />
www.obra.at<br />
Tel. +43 7682 2162-0<br />
Fax +43 7682 2165<br />
VERTRIEB IN DEUTSCHLAND<br />
(Informationen im Internet)<br />
Teutonia 9<br />
Borlinghausen<br />
D-34439 Willebadessen<br />
info@playparc.de<br />
www.playparc.de<br />
Tel. +49 (0) 5642 709-01<br />
Fax +49 (0) 5642 709-10<br />
Industriestraße<br />
D-49751 Sögel<br />
info@quappen-holzbau.de<br />
www.quappen-holzbau.de<br />
Tel. +49 (0) 5952 9311-0<br />
Fax +49 (0) 5952 9311-50<br />
Vertrieb von Seilspiel- <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>platzgeräten, außerdem Ballfangnetzanlagen<br />
<strong>und</strong> Sportnetze <strong>und</strong> -seile aller Art<br />
<strong>Spiel</strong>geräte für Kinderspielplätze, Stadtmobiliar<br />
<strong>Freizeit</strong>anlagen für Jugendliche, Tribünen<br />
Bei der Planung <strong>und</strong> Gestaltung von <strong>Freizeit</strong>geräten für alle<br />
Altersgruppen gehen wir von Erfahrungen aus, die wir seit vielen<br />
Jahren mit Entwürfen <strong>und</strong> Bau zahlreicher Großspielanlagen in<br />
<strong>Freizeit</strong>parks im In- <strong>und</strong> Ausland sammeln konnten.<br />
– <strong>Spiel</strong>platzeinrichtungen<br />
– individuelle <strong>Spiel</strong>objekte<br />
– Barrierefreie <strong>Spiel</strong>geräte<br />
– <strong>Freizeit</strong>anlagen<br />
– Parkeinrichtungen<br />
<strong>Spiel</strong>platzgeräte <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>platzeinrichtungen<br />
Ihr Partner <strong>und</strong> Spezialist, wenn es um <strong>Spiel</strong>geräte <strong>und</strong><br />
<strong>Spiel</strong>raumplanung geht.<br />
Einzigartiges Design, erstklassige Qualität, exzellenter Service,<br />
kompetente Beratung <strong>und</strong> Know-how zeichnen uns aus.<br />
<strong>Spiel</strong>platzgeräte in Kiefer, chromfrei druckimprägniert oder farbig,<br />
nach dem OBRA-Farbkonzept oder in Lärche natur.<br />
<strong>Spiel</strong>platzgeräte, Skateboardanlagen, Klettergeräte,<br />
Multisportanlagen, Schwimmbadgeräte, Fitnessgeräte<br />
Individuelle <strong>Spiel</strong>platzanlagen, <strong>Spiel</strong>geräte <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>skulpturen aus<br />
Robinie <strong>und</strong> Lärche<br />
Montage-, Wartungs- <strong>und</strong> Reparaturarbeiten<br />
Einrichtungsbausätze zum Wohnen, Turnen, <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> <strong>und</strong> Gestalten<br />
von Kindergärten <strong>und</strong> Therapiebereichen
SPIEL- UND SPORTGERÄTE, PUBLIC DESIGN<br />
Ravensburger <strong>Freizeit</strong>- <strong>und</strong><br />
Promotion-Service GmbH<br />
Erlebniswelten für Kinder <strong>und</strong> Familien<br />
– Standard-<strong>Spiel</strong>module <strong>und</strong> individuelle Konzepte<br />
R&T STAINLESS A/S<br />
Innovations 4 Play<br />
<strong>Spiel</strong>platzkomponenten aus Edelstahl<br />
Runge GmbH & Co. KG<br />
Fabrik für Holz-, Metall- <strong>und</strong> Edelstahlverarbeitung<br />
SPOGG Sport-Güter GmbH<br />
<strong>Spiel</strong>platzgeräte<br />
SMB Seilspielgeräte GmbH Berlin<br />
in Hoppegarten<br />
Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />
Elastic and impact protection moulded elements<br />
Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />
Elastic and impact protection moulded elements<br />
stilum GmbH<br />
<strong>Spiel</strong>platzgeräte <strong>und</strong> Public Design-Produkte<br />
Seilfabrik Ullmann<br />
Handelsniederlassung Bremen GmbH<br />
<strong>Spiel</strong>geräte<br />
ZIMMER.OBST GmbH<br />
Individuelle <strong>Spiel</strong>raumgestaltung<br />
Am Hangenwald 1<br />
D-88074 Meckenbeuren/Liebenau<br />
info-rfp@ravensburger.de<br />
www.ravensburger.de<br />
www.rfp-ravensburger.de<br />
Tel. +49 (0) 7542 400350<br />
Fax +49 (0) 7542 400101<br />
Holsbjergvej 42<br />
DK 2620 Albertsl<strong>und</strong><br />
Dänemark<br />
info@rt-stainless.com<br />
www.rt-stainless.com<br />
Tel. +45 39563473<br />
Fax +45 39692384<br />
Postfach: 3646<br />
D-49026 Osnabrück<br />
info@mail-runge.de<br />
www.Durch-die-Bank-gut.de<br />
Tel. +49 (0) 541 50552-0<br />
Fax +49 (0) 541 50552-22<br />
Schulstraße 27<br />
D-35614 Aßlar-Berghausen<br />
spogg@hally-gally-spielplatzgeraete.de<br />
www.hally-gally-spielplatzgeraete.de<br />
Tel. +49 (0) 6443 811262<br />
Fax +49 (0) 6443 811269<br />
Handwerkerstraße 7<br />
D-15366 Dahlwitz-Hoppegarten<br />
info@smb-seilspielgeraete.de<br />
www.smb-seilspielgeraete.de<br />
Tel. +49 (0) 3342 302015<br />
Fax +49 (0) 3342 302016<br />
Königsberger Straße 39<br />
D-56269 Dierdorf<br />
info@stilum.de<br />
www.stilum.de<br />
Tel. +49 (0) 2689 92790-0<br />
Fax +49 (0) 2689 92790-29<br />
Am Rönnebecker Hain 1<br />
D-28777 Bremen<br />
info@seilfabrik-ullmann.de<br />
www.seilfabrik-ullmann.de<br />
Tel. +49 (0) 421 69038-8<br />
Fax +49 (0) 421 69038-75<br />
Am Winkel 9<br />
D-15528 Spreenhagen<br />
spielraum@zimmerobst.de<br />
www.zimmerobst.de<br />
www.spielraumgestaltung.de<br />
Tel. +49 (0) 33633 69 89-0<br />
Fax. +49 (0) 33633 69 89-29<br />
Seit 1993 planen <strong>und</strong> entwickeln wir erfolgreich Markenwelten<br />
– vom Erlebnispfad bis zum kompletten <strong>Freizeit</strong>park. Von der<br />
Konzeption bis zur schlüsselfertigen Übergabe ist jedes Projekt<br />
auf die Ziele unserer K<strong>und</strong>en abgestimmt <strong>und</strong> deshalb einmalig.<br />
Gerne erstellen wir für Sie ein einzigartiges Konzept.<br />
Schaukelgelenke, Basketballkörbe, Sandkräne, Wippenlager, Einzelpunkt<br />
Schwingbeschläge, Seilbahnen mit Zubehör, Schaukelsitze<br />
<strong>und</strong> Rutschbahnen, viele mit Zertifi katen vom TÜV Produkt Service.<br />
Als Unternehmen mit großem Exportanteil sind wir bestrebt, fl exibel<br />
<strong>und</strong> schnell zu sein. Auch Sonderkonstruktionen sind möglich.<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Herstellung von Außenraummobiliar:<br />
Parkbänke, Gartenbänke <strong>und</strong> anderen Sitzbänke, R<strong>und</strong>bänke.<br />
Abfallbehälter <strong>und</strong> Papierkörbe, Ascher.<br />
Poller, Liegen <strong>und</strong> Tische sowie Fahrradständer <strong>und</strong> Fahrradparker.<br />
<strong>Spiel</strong>platzgeräte zum Drehen, Wippen <strong>und</strong> Klettern<br />
Trampoline<br />
Vogelnestschaukel<br />
Herstellung von Seilspiel- <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>platzgeräten:<br />
– Raumnetze – Schaukelkörbe<br />
– Flächennetze – Sport- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>geräte<br />
– Netztunnel – Bolzplatztore „citytor –das Original“<br />
– Trampolin – Seil-Zusatzelemente für <strong>Spiel</strong>geräte<br />
– Karussells – Ballfang-Seilnetzzäune<br />
– Seilbrücken – SIPA-Seilsitze<br />
Innovative <strong>Spiel</strong>platzgeräte <strong>und</strong> Public Design-Produkte<br />
aus Stahl <strong>und</strong> Edelstahl<br />
– eigenständiges <strong>und</strong> durchgängiges Design<br />
– hochwertig verarbeitet<br />
– wartungsarm <strong>und</strong> langlebig<br />
– kostengünstig in Preis <strong>und</strong> Unterhalt<br />
Fallschutzsysteme nach EN 1177<br />
Drehbare KLettertürme, Kletternetze, Kletterpyramiden,<br />
Nestschaukeln, Seilbrücken, Sonderanfertigungen,<br />
aus USACORD Long-life unzerschneidbar<br />
- Spezialist für individuelle Planung von <strong>Spiel</strong>anlagen<br />
- kompetente Beratung<br />
- Herstellung in eigener Werkstatt<br />
- Montage durch eigenes Fachpersonal<br />
- Geprüfte Sicherheit nach EN 1176/77<br />
Tivoli | 107
ZULIEFERER<br />
VERBÄNDE<br />
SONSTIGE<br />
108 | Tivoli<br />
EkoBoard HD ® & EkoGrip Fce ® Ekon BV<br />
PO Box 92<br />
6120 AB Born<br />
Cost-effective quality in plastics<br />
Kostengünstige Qualität in Kunststoff<br />
a subsidiary of the<br />
Royal Lankhorst Euronete Group BV<br />
Seilerei Prutz GmbH<br />
Seilspielgeräte für Kinderspielplätze<br />
Netze für Industrie, Sport <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong><br />
Drahtseile, Seilerwaren<br />
Verband Deutscher Hallenspielplätze<br />
Fachliche, wirtschaftliche & politische<br />
Interessenvertretung für Betreiber,<br />
Gerätehersteller <strong>und</strong> Dienstleister der Branche<br />
Korts<br />
Rechtsanwaltsgesellschaft mbH<br />
Fachanwälte für Steuerrecht<br />
Rechts- <strong>und</strong> Steuerberatung<br />
The Netherlands<br />
sales@ekon.nl<br />
www.ekon.nl<br />
Tel. +31 (0) 46 489.1111<br />
Fax +31 (0) 46 485.5544<br />
Wittenberger Straße 89<br />
D-06905 Bad Schmiedeberg<br />
info@seilerei-prutz.de<br />
www.seilerei-prutz.de<br />
Tel. +49 (0) 34925 70392<br />
Fax +49 (0) 34925 70155<br />
Sandtorkai 74<br />
D-20457 Hamburg<br />
kontakt@my-vdh.de<br />
Tel. +49 (0) 40 822232-33<br />
Fax +49 (0) 40 822232-39<br />
Geschäftsführer: Ubbo Voss<br />
Mobil: +49 (0) 160 94712821<br />
Hültzstraße 26<br />
D-50933 Köln<br />
s.korts@korts.de<br />
www.korts.de<br />
Tel. +49 (0) 221 94021-00<br />
Fax +49 (0) 221 94021-01<br />
A wide range of plastic boards + non-slip properties (if required).<br />
Made from prime and/or recycled polymers.<br />
Approved for Play Gro<strong>und</strong> Equipment in conformity with EN 71-3.<br />
Durable, sturdy, maintenance-free and highly wear resistant.<br />
Ein breites Sortiment von Kunststoffplatten (+ Anti-Rutsch möglich).<br />
Auf Basis von Neuware <strong>und</strong>/oder Regranulat. Tauglich für<br />
Play Gro<strong>und</strong> Equipment konform EN 71-3.<br />
Haltbar, robust, wartungsfrei <strong>und</strong> hohe Verschleißfestigkeit.<br />
Seilspielgeräte:<br />
Netze, Brücken, Schaukelkörbe, Hängematten, Klettertaue,<br />
Sonderanfertigungen <strong>und</strong> Seilerwaren nach K<strong>und</strong>enwunsch<br />
Der VDH versteht sich als Serviceunternehmen für seine Mitglieder,<br />
vertritt ihre Interessen, schafft ihnen Wettbewerbsvorteile <strong>und</strong><br />
macht sich stark für deren wirtschaftlichen Erfolg.<br />
Hierzu gehören im Einzelnen:<br />
– Information & Erfahrungsaustausch durch regelmäßige Treffen,<br />
Newsletter, Homepage, Workshops, Tagungen, Messen<br />
– Einkaufsvorteile durch Rahmenverträge mit Herstellern,<br />
Lieferanten, Dienstleistern, Versicherern, u.v.m<br />
– Beratung, Schulung, Marktanalysen<br />
– Interessenvertretung bei Politik, Berufsgenossenschaften, GEMA,<br />
TÜV, GEZ, u.v.m. – Medien- & Öffentlichkeitsarbeit<br />
– Qualitätssiegel & Klassifi zierung – u.v.m.<br />
– Sebastian Korts, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Steuerrecht,<br />
MBA –Master of Business Administration,<br />
M.I.Tax – Master of International Taxation<br />
– Petra Korts, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Steuerrecht, MBA<br />
– Silke Busch, Rechtsanwalt,<br />
Fachanwalt für Steuerrecht, Fachanwalt für Arbeitsrecht<br />
– Wahed T. Barekzai, Rechtsanwalt<br />
Fachanwalt für Steuerrecht, L.L.M. – Mater of Laws
Termine TÜV Rheinland Akademie GmbH<br />
13. bis 15. 10. 2009 in Berlin<br />
23. bis 25. 11. 2009 in Dortm<strong>und</strong><br />
08. bis 10. 09. 2009 in Hamburg<br />
25. bis 27. 08. 2009 in Kaiserslautern<br />
01. bis 03. 12. 2009 in Köln<br />
Seminar: „Fachkraft für<br />
Kinderspielplätze“ (Nr. 10024)<br />
16. 10. 2009 in Berlin<br />
26. 10. 2009 in Dortm<strong>und</strong><br />
11. 09. 2009 in Hamburg<br />
29. 09. 2009 in Kaiserslautern<br />
04. 12. 2009 in Köln<br />
04. 12. 2009 in Nürnberg<br />
21. 08. 2009 in Stuttgart<br />
Seminar: „Fachkraft für<br />
Kinderspielplätze“ (Auffrischung, Nr. 10034)<br />
01. 12. 2009 in Kaiserslautern<br />
28. 06. 2010 in Köln<br />
21. 09. 2009 in Leipzig<br />
Seminar:<br />
„Sicherer Kinderspielplatz“ (Nr. 10058)<br />
Infos: TÜV Rheinland Akademie GmbH<br />
Am Grauen Stein, 51105 Köln<br />
Uwe Wendler, Tel.: 0221 8063113<br />
UweWendler@de.tuv.com<br />
B<strong>und</strong>esverband für Freiraum-Gestaltung e.V.<br />
20. 11. 2009 in Großmaischeid<br />
Seminar: „Zukunft Freiraum“<br />
Infos: FreeLounge<br />
Gewerbegebiet Larsheck<br />
56271 Kleinmaischeid<br />
Tel. 02689 9591-37<br />
Fax 02689 9591-38<br />
bfg@free-lounge.de<br />
Deutsches Institut für Urbanistik<br />
09. bis 10. 11. 2009 in Berlin<br />
Seminar: „Stadtumbau – urbane<br />
Qualitäten durch Freiraumentwicklung“<br />
07. bis 09. 12. 2009 in Berlin<br />
Seminar: „Strategisches Investitionsmanagement<br />
– langfristig erfolgreich<br />
trotz knapper Kassen“<br />
Infos: Deutsches Institut für Urbanistik GmbH<br />
(Difu), Ernst-Reuter-Haus<br />
Straße des 17. Juni 112 , 10623 Berlin<br />
Telefon: 030 / 39 001-0<br />
Telefax: 030 / 39 001-100<br />
Messetermine 2009<br />
24. bis 27. Oktober 2009<br />
Entsorga-Enteco<br />
Stuttgart<br />
www.interbad.de<br />
28. bis 30. Oktober 2009<br />
FSB<br />
Internationale Fachmesse für Freiraum-,<br />
Sport- <strong>und</strong> Bäderanlagen<br />
Köln (Messegelände),<br />
Kontakt: Messe Köln,<br />
Frau Frias (Produktmanagerin)<br />
Tel.: 0221 821-2268<br />
b.frias@koelnmesse.de<br />
www.fsb-cologne.de<br />
www.koelnmesse.de<br />
VORSCHAU<br />
Top Thema:<br />
Wasser in der Stadt<br />
Wasserspiele, Umweltthemen, Wasserkraft…. Wasserspielplätze …Schwimmbäder<br />
in privater Trägerschaft <strong>und</strong> PPP-Projekte … Kreativer Umgang mit Flüssen <strong>und</strong><br />
Seen im Stadtbild<br />
Wir stellen vor: Springbrunnen, Wasserspielplätze, Bewässerungstechnik,<br />
Innovative Energiesparkonzepte im Energie- <strong>und</strong> Wasserkreislauf, Brückenbau<br />
t e r m i n e<br />
Editorial | 109
Entdeckt!<br />
110 | Vermischtes<br />
BOKX ist ein Stadtmöbel, in<br />
dem Bücher ausgetauscht<br />
werden, dass so die Lesekultur<br />
in den Städten fördert.<br />
Wer Bücher zu verschenken<br />
hat, stellt sie in den öffentlichen<br />
Bücherschrank. Wer<br />
Bücher lesen möchte, nimmt<br />
sie heraus. Nachbarn treffen<br />
sich an den Standpunkten<br />
von Bokx, tauschen Bücher, Erfahrungen <strong>und</strong> Geschichten aus. Der städtische Raum wird so im Alltag zum<br />
kulturellen Treffpunkt. In Bonn stehen mittlerweile fünf der sehr robusten Schränke an prominenten Stellen.<br />
Die Idee zu diesem Projekt stammt ursprünglich von der Mainzer Architekturstudentin Trixy Royeck. Sie hatte<br />
damit einen Ideenwettbewerb der Bürgerstiftung Bonn gewonnen. Der Architekt <strong>und</strong> Schreiner Hans-Jürgen<br />
Greve perfektionierte das Konzept durch seine Bokx, die es mittlerweile in drei Größen gibt.<br />
www.bokx.org<br />
Mit einem Cazador del sol kann man die Sonne einfangen: Die Magie<br />
der Plexiglasscheiben des Produktdesigners René Hildebrand beruht auf<br />
Fluoreszenz. Die kleinen Scheiben leuchten nämlich – von ganz allein<br />
<strong>und</strong> ohne Strom. Aber nie aufdringlich: Bei Sonnenschein treten sie<br />
bescheiden zurück <strong>und</strong> wirken fast durchsichtig. Ziehen Wolken auf,<br />
beginnen sie in einem warmen Gelb, Grün oder Rot kräftig zu leuchten.<br />
In Straelen wurde r<strong>und</strong> um den Krickenberger See <strong>und</strong> die Paesmühle<br />
kürzlich ein Kunstprojekt des örtlichen Gymnasiums damit inszeniert.<br />
Die Schüler gestalteten mit Dutzenden Sonnenfängern die Landschaft<br />
<strong>und</strong> brachten so Sonne <strong>und</strong> Farbe auch in schattigste Nischen.<br />
www.cazador-del-sol.de<br />
Gratispinkeln.de ist eine Datenbank<br />
deren Name Programm ist. Aktuell<br />
sind fast 1100 öffentliche<br />
Toiletten gespeichert, die kostenlos<br />
benutzt werden können.<br />
Auch Kommunen können ihre<br />
entsprechenden Adressen dort<br />
einstellen. Vielleicht ist der nächste<br />
Stadtbummel nach einem Blick ins<br />
Internet dann etwas weniger<br />
stressig ...
Ihr Tagungshotel in der<br />
Mitte Deutschlands<br />
• ruhige, zentrale Lage direkt an der A3<br />
• professionelle Präsentations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnik<br />
• angenehme Arbeitsatmosphäre mit persönlicher Betreuung<br />
• individuell eingerichtete Zimmer mit ganz besonderem Charme<br />
• Übernachtungen ab 60,00 Euro pro Person<br />
Hotel<br />
2009 werden erneut Vorträge zum<br />
Thema Normung <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>platzsicherheit<br />
im tannenhof stattfinden!<br />
Stebacher Straße 64<br />
56276 Großmaischeid<br />
Telefon 02689 92710-0<br />
Fax 02689 92710-199<br />
info@hotel-tannenhof.info<br />
www.hotel-tannenhof.info
stilum GmbH<br />
Gewerbegebiet Larsheck · 56271 Kleinmaischeid<br />
Tel. 02689 92790-0 · Fax 02689 92790-29<br />
www.stilum.de · info@stilum.de<br />
Wir sehen uns !<br />
Auf der FSB in Köln<br />
Besuchen Sie uns auf der FSB in Köln <strong>und</strong> überzeugen Sie sich von unseren<br />
fantastischen <strong>Spiel</strong>räumen! Sie finden uns in Halle 3.2, Stand C51/B50