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Spielen - Freizeit und Spiel

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Ausgabe<br />

3/2009<br />

9. Jahrgang<br />

12,00 Euro<br />

FreeLounge<br />

Fachmagazin für kommunale Frei-Räume<br />

<strong><strong>Spiel</strong>en</strong><br />

im Wandel der Zeit


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Tel. 02689 9580-0 · info@conradi-kaiser.de<br />

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Neu als Chefredakteurin<br />

Nach fast einem Jahr als Redakteurin<br />

ist Dr. Anke Münster seit September<br />

Chefredakteurin der FreeLounge. Sie<br />

löst Maike Söltl ab, die sich anderen<br />

Aufgaben widmet.<br />

Die promovierte Kunsthistorikerin<br />

<strong>und</strong> studierte Journalistin hatte<br />

schon immer ein besonderes Faible<br />

für Kunst im öffentlichen Freiraum.<br />

Einige Jahre in einer PR-Agenturmit<br />

dem Schwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit<br />

für Kommunen <strong>und</strong> kulturelle<br />

Organisationen kamen hinzu.<br />

Außerdem Textprojekte für Hersteller<br />

der Branche <strong>und</strong> schließlich die<br />

Praxiserfahrungen, die sie mit den<br />

eigenen Kindern auf den <strong>Spiel</strong>plätzen<br />

der Stadt Köln gesammelt hat. Für<br />

dieses Fachmagazin also eine ideale<br />

Besetzung. Im November 2008 wurde<br />

sie von ihrer langjährigen Kollegin<br />

Dagmar Thiemann zur FreeLounge<br />

geholt – gemeinsam mit ihrem<br />

Kollegen Ludwig Keißner haben beide<br />

noch eine Menge mit diesem Fachmagazin<br />

vor.<br />

FreeLounge auf der FSB –<br />

Halle 3.2, Stand A011<br />

Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />

die Recherche für diese Ausgabe hat uns besonders viel Spaß gemacht – denn „<strong><strong>Spiel</strong>en</strong>“<br />

ist das große Schwerpunktthema dieser Ausgabe. Passend zur großen Leitmesse<br />

der Branche, der FSB.<br />

Die Facetten, unter denen wir das <strong>Spiel</strong> im öffentlichen Freiraum für Sie betrachten,<br />

sind sehr vielfältig: Wir haben weit in die Vergangenheit zurückgeblickt <strong>und</strong><br />

den Landschaftsarchitekten Daniel Rimbach, der über die Entwicklungsgeschichte<br />

öffentlicher Freiräume für Kinder promoviert hat, um einen Gastbeitrag gebeten.<br />

Heraus gekommen ist dabei gleich eine 4-teilige Serie, die in dieser Ausgabe mit der<br />

„Entdeckung der Kindheit“ in den Jahren bis 1850 startet.<br />

Die Betrachtung der Gegenwart nimmt natürlich den größten Teil des Heftes ein:<br />

Sie fi nden inspirierende <strong>Spiel</strong>ideen für den öffentlichen Raum, eine Bestandsaufnahme<br />

über die Freiheit <strong>und</strong> die Möglichkeiten des <strong><strong>Spiel</strong>en</strong>s im öffentlichen Raum<br />

im Leitartikel, Kunstprojekte wie die kleinen Figuren des Streetart-Künstlers Slinkachu,<br />

einen Überblick über sinnliche Erfahrungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Beispiele für<br />

generationenübergreifende <strong>Spiel</strong>parcours sowie den Gastbeitrag von Holger Hofmann<br />

vom Deutschen Kinderhilfswerk über Jugendprojekte in Bremen. Apropos: Das<br />

Deutsche Kinderhilfswerk steht inzwischen 13 Modellkommunen im Rahmen des<br />

Projektes „Kinderfre<strong>und</strong>liche Stadtgestaltung“ zur Seite, lesen Sie, warum sich das<br />

Mitmachen lohnt.<br />

Bei der Bestandaufnahme durch die Vielfalt des <strong>Spiel</strong>s im öffentlichen Raum darf<br />

der Blick in die Zukunft nicht fehlen: Sie erfahren, wie der Städter heute über GPS<br />

spielt <strong>und</strong> welche Erfahrungen man in Pfronten mit einem der ersten Computerspielplätze<br />

gemacht hat.<br />

Einen Vorgeschmack auf die FSB gibt Ihnen der Marktmonitor, in dem wir wieder<br />

Neuheiten vorstellen. Die FreeLounge steckt also wieder einmal voller interessanter<br />

Themen für Ihre Praxis - oder Planungsprojekte!<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen<br />

Dr. Anke Münster<br />

Editorial | 3


4 | Inhalt<br />

Inhalt<br />

TOP THEMA<br />

<strong><strong>Spiel</strong>en</strong>? <strong><strong>Spiel</strong>en</strong>! 6<br />

Digitalzeitalter auf dem <strong>Spiel</strong>platz 12<br />

Gemeinsam, nicht getrennt 14<br />

GPS-Jagd mit dem Handy 20<br />

Sinnes-Räume in der Kommune 22<br />

Showcase für <strong>Spiel</strong>plätze 27<br />

Marktmonitor 28<br />

Durch die Bank gut 33<br />

GESELLSCHAFT<br />

Jugend im öffentlichen Raum – <strong>Spiel</strong>landschaft Bremen<br />

Autor: Holger Hofmann, DKHW 36<br />

Deutsches Kinderhilfswerk unterstützt Kommunen 40<br />

Die Straße ist keine gute Kinderstube 42<br />

Völker – kommt auf diesen Platz! 44<br />

Streitobjekt Kinderspiel 45<br />

Dir Rückkehr der Trimm-Dich-Pfade 50<br />

REPORT<br />

Ein neuer Blick auf das <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> 54<br />

„Bergbau“ in der Oberpfalz 58<br />

Sanierung statt Neuanschaffung 60<br />

Preiswürdige KiTa-Außenanlage 62<br />

SPIELRAUM<br />

Kinderfre<strong>und</strong>liche Stadtplanung – Teil 2<br />

Autor: Ruth-Esther Gilmore 64<br />

Öffentliche „Boule“-Plätze 69<br />

Völker – kommt auf diesen Platz!<br />

Autor: Daniel Rimbach 72<br />

STADT & KUNST<br />

Kleine Leute in der großen Stadt 76<br />

Die tote Stadt – Im Moloch der Meditation 79<br />

Keine Bühne aber großes Theater 80<br />

Walk Act 83<br />

Buchtipps 85<br />

STELLENMARKT<br />

MESSE<br />

Branchentreffpunkt FSB 88<br />

IBA-Finale 2010 92<br />

BUGA 2009 94<br />

VERBAND<br />

Der BFG startet durch 96<br />

RECHT<br />

Justitia ist nicht taub 98<br />

WETTBEWERB<br />

Kommunen in neuem Licht 102<br />

TIVOLI<br />

Branchen- <strong>und</strong> Herstellerverzeichnis 104<br />

TERMINKALENDER 109<br />

ENTDECKT! 110<br />

FreeLounge<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

freizeit&spiel Verlagsgesellschaft<br />

Gewerbegebiet Larsheck, 56271 Kleinmaischeid<br />

Telefon: +49 (0) 2689 9591-37<br />

Telefax: +49 (0) 2689 9591-38<br />

Erscheinungsweise:<br />

vierteljährlich<br />

Chefredaktion:<br />

Dr. Anke Münster (V.i.S.d.P.)<br />

E-Mail: redaktion@free-lounge.de<br />

E-Mail: anzeigen@free-lounge.de<br />

Anzeigenleitung:<br />

E-Mail: anzeigen@free-lounge.de<br />

DTP, Bildredaktion:<br />

Maike Söltl (verantwortlich)<br />

Redaktion:<br />

Lutz Keißner, Dagmar Thiemann<br />

Titelfoto:<br />

slinkachu<br />

z. Zt. gilt die Anzeigenpreisliste vom<br />

1. Mai 2009<br />

Internet: www.free-lounge.de<br />

www.free-lounge.com<br />

Copyright:<br />

freizeit&spiel Verlagsgesellschaft mbH.<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit<br />

schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Terminveröffentlichungen kostenlos,<br />

aber ohne Gewähr. Keine Haftung bei<br />

unverlangt eingesandten Manuskripten.<br />

Namentlich gekennzeichnete Berichte<br />

<strong>und</strong> Artikel geben nicht unbedingt die<br />

Meinung der Redaktion wieder.<br />

Quellennachweis:<br />

FB Stadtgrün, Stadt Braunschweig, Frau Schulz-<br />

Behrend (S. 9); Markus Gnüchtel <strong>und</strong> Jens Gabe;<br />

GTL Gnüchtel Triebswetter Landschaftsarchitekten<br />

GbR (S. 18); Jose Manuel Gelpi – fotolia.com<br />

(S. 45); Miredi – fotolia.com (S. 50); Jens Weber<br />

(S. 56); tom – fotolia.com (S. 61); photocase.<br />

com © Mr Nico (S. 63); cameraw – fotolia.com<br />

(S. 70); Werkfoto AFF Architekten, Hans-Christian<br />

Schlink, Berlin (S. 86); M. Johannsen– fotolia.com<br />

(S. 100); Felix Quittenbaum –fotolia.com (S. 101)<br />

Gerichtstand:<br />

Montabaur<br />

Druckaufl age:<br />

5.000 Exemplare international<br />

Druck:<br />

Konrad Triltsch Print <strong>und</strong> digitale Medien GmbH,<br />

Ochsenfurt-Hohestadt<br />

Einzelbezugspreis:<br />

Euro 12,– (inkl. Porto)<br />

Jahresabonnement:<br />

(4 Ausgaben)<br />

Euro 45,– (inkl. Porto)


Abonnement<br />

freizeit&spiel Verlagsgesellschaft mbH<br />

Gewerbegebiet Larsheck<br />

56271 Kleinmaischeid<br />

FreeLounge<br />

Fachmagazin für kommunale Frei-Räume<br />

Hiermit bestelle ich ein Jahresabonnement des Fachmagazins FreeLounge zum Preis von 45 Euro pro Jahr. Ich beziehe<br />

im Rahmen dieses Abonnements vier Ausgaben FreeLounge für die Dauer eines Jahres. Das Abonnement verlängert<br />

sich jeweils um ein weiteres Jahr, wenn es nicht sechs Wochen vor Ablauf schriftlich gekündigt wird.<br />

Tel.: 02689 9591-37<br />

Fax: 02689 9591-38<br />

E-Mail: info@free-lounge.de<br />

URL: www.free-lounge.de


6 | Top Thema<br />

Foto: Toni Anderfuhren


<strong><strong>Spiel</strong>en</strong>? <strong><strong>Spiel</strong>en</strong>!<br />

Ob <strong>Spiel</strong>plätze, Parks, Wälder oder einladende Plätze: Der öffentliche<br />

Freiraum ist die perfekte Bühne für kreative <strong>Spiel</strong>e.<br />

Kinder versinken in ihren Fantasiewelten <strong>und</strong><br />

selbst Teenager vergessen ab <strong>und</strong> zu, dass sie<br />

eigentlich cool sind: <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> hat magische<br />

Kräfte, denn es löst Menschen aus der Zeit. Eine<br />

St<strong>und</strong>e fühlt sich an wie wenige Minuten. Außerdem<br />

verbindet das <strong>Spiel</strong> Faszination <strong>und</strong> Bildung.<br />

Am Anfang des Lebens geschieht das vor<br />

allem über sinnliche Erfahrungen, später entwickelt<br />

sich im <strong>Spiel</strong> sprachliche Kompetenz,<br />

Köperbeherrschung <strong>und</strong> natürlich Kreativität.<br />

Es gibt eine Vielzahl von wissenschaftlichen<br />

Erklärungen, warum Menschen spielen <strong>und</strong><br />

welcher Zweck damit verb<strong>und</strong>en ist. Aber es ist<br />

eigentlich besonders schön, dass keine Theorie<br />

bislang sämtliche Aspekte des <strong><strong>Spiel</strong>en</strong>s erfassen<br />

konnte. Zu vielseitig sind die Ausprägungen,<br />

<strong>und</strong> es bleibt oft eine Frage der Deutung, ob<br />

<strong>und</strong> welcher versteckte Nutzen hinter einem<br />

<strong>Spiel</strong> stehen könnte. Erwerben Kinder zum Beispiel<br />

durch Rollenspiele die Anpassungsfähigkeit,<br />

die sie in ihrem späteren Leben brauchen,<br />

oder erleben sie eine Flucht aus ihrer Realität?<br />

Vielleicht stecken diese <strong>und</strong> noch viel mehr<br />

Möglichkeiten je nach Situation im <strong>Spiel</strong>, auf<br />

jeden Fall steht eines fest. <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> macht Spaß<br />

– <strong>und</strong> das nicht nur Kindern. So soll der Gott<br />

Hermes sogar der Erfi nder des Würfels sein.<br />

Erwachsen - aber nicht zu sehr<br />

Vorbei ist die Zeit, dass Erwachsene überwiegend<br />

Zaungäste beim <strong>Spiel</strong> waren. Geprägt<br />

durch den bürgerlichen Arbeitsethos des 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts hatte das <strong>Spiel</strong> nach der Kindheit<br />

lange Zeit ein schlechtes Image. Glücksspiele<br />

waren verpönt <strong>und</strong> zu der Auffassung von<br />

„Arbeit als des Bürgers Zier“ passte kein ausgewogenes<br />

Verhältnis von <strong>Freizeit</strong> <strong>und</strong> Beruf.<br />

Das hat sich heute ganz radikal verändert. Zum<br />

einen wollen die Menschen nicht mehr mit der<br />

früher üblichen Ernsthaftigkeit erwachsen sein,<br />

zum anderen suchen sie sich ganz gezielt die<br />

Freiräume <strong>und</strong> den Ausgleich zur Arbeit. Neben<br />

dem Wunsch, es sich gut gehen zu lassen, haben<br />

Computerspiele diese Entwicklung ebenso<br />

beeinfl usst wie die Fitnessbewegung. Der öffentliche<br />

Raum wird vor allem für das sportliche<br />

<strong>Spiel</strong> genutzt – mit mehr Disziplinen denn<br />

je. Aber es kann heute auch vorkommen, dass<br />

man überraschend eine Gruppe kostümierter<br />

Menschen im Park oder im Wald trifft, die sich<br />

zu einem Live Action Role Playing (LARP) dort<br />

getroffen haben. In Kostümen übernehmen die<br />

<strong>Spiel</strong>er bestimmte Rollen <strong>und</strong> stellen sie selbst<br />

als Figur dar. Es gibt selten ein Ziel, sondern im<br />

Mittelpunkt steht der Spaß. Gespielt wird ohne<br />

Zuschauer, in der Regel mit 50 bis 200 Teilnehmern.<br />

Bei großen Events können es auch durchaus<br />

mehrere tausend Menschen sein. Meist<br />

Atome spalten ist ein Kinderspiel,<br />

verglichen mit einem Kinderspiel.<br />

Albert Einstein<br />

werden bei LARP Fantasy-Themen aufgegriffen.<br />

Diese Art von freiem, darstellendem <strong>Spiel</strong> ist<br />

noch ziemlich neu in der Erwachsenen-Welt.<br />

Lange galt als Kennzeichen, dass man sich nach<br />

der Kindheit bei <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> immer an festen Regeln<br />

orientiert <strong>und</strong> einen <strong>Spiel</strong>zweck verfolgt –<br />

in der Regel, die Mitspieler zu besiegen. Ohne<br />

Zweifel kann man sagen, dass der öffentliche<br />

Raum auch für Erwachsene an Bedeutung als<br />

<strong>Spiel</strong>feld gewinnt. Gestützt wird dieser Trend<br />

durch neue Technologie. Geocaching mit GPS-<br />

Peilung hat die Schatzsuche gesellschaftsfähig<br />

gemacht <strong>und</strong> eine beachtlich große Zahl von<br />

Top Thema | 7


Foto: Udo Büsing<br />

8 | Top Thema<br />

Menschen mobilisiert. Es gibt zudem mehr <strong>und</strong><br />

mehr Handyspiele, bei denen die Mitspieler quer<br />

durch die Stadt unterwegs sind. Für Kommunen<br />

eröffnen sich durch diese Entwicklung neue<br />

Möglichkeiten, Menschen zu Veranstaltungen<br />

zusammenzubringen <strong>und</strong> sich gerade für jüngere<br />

Generationen interessant zu machen.<br />

Leute hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden,<br />

sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen!<br />

Oliver Wendell Holmes<br />

Mehr Raum für Kinder in der Stadt<br />

Wer auf dem Land aufwächst, lebt nach einer<br />

neuen Studie zwar gefährlicher als in der Stadt,<br />

jedoch bieten sich den Kindern in der Natur<br />

vielfältige <strong>Spiel</strong>möglichkeiten, der Kontakt zu<br />

Tieren <strong>und</strong> viele freie Flächen für raumgreifende<br />

<strong>Spiel</strong>szenarien. Je nachdem in welchen<br />

Quartieren Familien wohnen <strong>und</strong> wie viel Engagement<br />

die Eltern zeigen können, um in die<br />

Natur zu fahren, kann der Bewegungsraum<br />

für Stadtkinder sehr eng sein. Umso wichtiger<br />

ist es, dass die Kommunen sich für geeignete<br />

<strong>Spiel</strong>möglichkeiten stark machen.<br />

Schulhöfe als <strong>Spiel</strong>höfe<br />

Die Stadt Nürnberg begegnet ihrem <strong>Spiel</strong>fl ächendefi<br />

zit erfolgreich mit der Umwandlung<br />

von Schulhöfen zu <strong>Spiel</strong>höfen, die den Kindern<br />

auch am Nachmittag <strong>und</strong> an den Wochenenden<br />

zur Verfügung stehen. Positive Effekte<br />

dieser Maßnahmen sind für die Stadt die Flächeneinsparung<br />

durch Doppelnutzung bestehender<br />

Schulhöfe sowie die Verbesserung des<br />

<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>angebotes in verdichteten<br />

Stadtteilen. Die Erfahrungen in Nürnberg mit<br />

der Öffnung von Schulhöfen reichen bis in die<br />

50er Jahre zurück. Seit 1992 wird konsequent<br />

an der Umgestaltung von Schulhöfen zu <strong>Spiel</strong>höfen<br />

gearbeitet, so dass mittlerweile um die<br />

40 Höfe fertiggestellt werden konnten. In einigen<br />

Städten wie Kiel wurde dieses Erfolgs-<br />

Modell übernommen. Trotzdem stehen auch<br />

heute noch selbst in Nürnberg am Anfang der<br />

Planung oft Vorbehalte der Schulleitung gegen<br />

die Öffnung. Beteiligungsprojekte haben sich<br />

bewährt, um im Konsens mit allen Partnern<br />

zum Ziel zu kommen. Das Nürnberger Modell<br />

ist eine sehr ökonomische Möglichkeit, Kindern<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen interessante <strong>Spiel</strong>fl ächen zu<br />

bieten. Die Stadt München setzt nicht auf den<br />

Umbau der Schulhöfe, sondern öffnet bei 35<br />

Schulhöfen nach Schulschluss für festgelegte<br />

Zeiten die Tore, so dass Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

mehr Platz für <strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> Sport bekommen.<br />

In vielen Anlagen werden außerdem von der<br />

„Arbeitsgemeinschaft <strong>Spiel</strong>landschaft Stadt“<br />

<strong>Spiel</strong>aktionen angeboten.<br />

Kinderwald<br />

Aber auch jenseits der Schulhöfe lassen sich<br />

mit Kreativität neue <strong>Spiel</strong>räume erschließen.<br />

2000 wurde beispielsweise in Hannover ein<br />

sieben Hektar großes Gelände im Nordwesten<br />

der Stadt offi ziell zum „Kinderwald“ ernannt.<br />

Die Fläche gehört der Landeshauptstadt. Inzwischen<br />

werden im „Kinderwald“ zusammen<br />

mit dem Förderverein Kinderwald Hannover e.V.<br />

jährlich über 200 Aktionen <strong>und</strong> Veranstaltungen<br />

durchgeführt. Es gibt regelmäßige Gruppen,<br />

Angebote für Kindergärten <strong>und</strong> Schulen, aber<br />

auch Familienaktionen wie Jahreszeitenfeste.


Foto: FB Stadtgrün, Stadt BS<br />

Die <strong>Spiel</strong>fährte in der Braunschweiger Innenstadt<br />

führt Kinder zu verschiedenen <strong>Spiel</strong>stationen.<br />

<strong>Spiel</strong>inseln in Fußgängerzonen<br />

Ein positiver Trend ist auch die Aufwertung<br />

von Fußgänger-Zonen durch <strong>Spiel</strong>inseln. Viele<br />

Städte nutzen mittlerweile kleinere <strong>Spiel</strong>elemente,<br />

Wasserläufe oder Klangobjekte, um für<br />

Kinder den Aufenthalt in der Stadt attraktiver<br />

zu gestalten. In Braunschweig hat man diese<br />

Idee zu einer <strong>Spiel</strong>fährte durch die Stadt<br />

ausgebaut, die mit verschiedenen Angeboten<br />

spielerisch die Motorik sowie die Sinneswahrnehmung<br />

anspricht. Ins Auge fallen die kleinen<br />

farbigen Motive im Bodenbelag, die den Weg<br />

zu den <strong>Spiel</strong>geräten weisen. Till-Eulenspiegel<br />

stand als bekannte Braunschweiger Persönlichkeit<br />

mit seiner Narrenkappe Modell für die<br />

Pfl asterintarsien. Diese „<strong>Spiel</strong>spuren“ verknüpfen<br />

die <strong>Spiel</strong>standorte miteinander, machen<br />

neugierig auf mehr <strong>und</strong> weisen den kleinen<br />

Fährtensuchern den Weg. Die <strong>Spiel</strong>fährte wurde<br />

so konzipiert, dass es kein Anfang <strong>und</strong> kein<br />

Ende gibt, so dass die Angebote jederzeit erweiterbar<br />

sind. Als jährlich wiederkehrendes Event<br />

wird darüber hinaus die ganze Innenstadt von<br />

Braunschweig durch Angebote von Vereinen,<br />

Verbänden, Gruppen <strong>und</strong> Organisationen zu<br />

einer <strong>Spiel</strong>meile gestaltet, auf der die Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche an einem Tag viele originelle<br />

Sport- <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>möglichkeiten fi nden.<br />

Moers: <strong>Spiel</strong>plätze, die Spaß machen<br />

Wie eine Stadt kontinuierlich ihr Freiraum-<br />

Angebot für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche verbessern<br />

kann, zeigt das Beispiel von Moers am<br />

Niederrhein. In den 90er Jahren war man an<br />

einem Punkt angekommen, an dem auf vielen<br />

<strong>Spiel</strong>plätzen das Angebot immer geringer wurde,<br />

da alte Geräte vielfach nur noch abgebaut<br />

<strong>und</strong> wenig in den Erhalt oder den Ausbau der<br />

Foto: Stadt Moers<br />

Die <strong>Spiel</strong>platzoffensive in Moers freut kleine Entdecker ...<br />

<strong>Spiel</strong>plätze investiert wurde. Um jungen Arbeitslosen<br />

einen Weg in das Berufsleben zu<br />

ermöglichen, wurde 1996 ein Landesprogramm<br />

aufgelegt, das den Umbau <strong>und</strong> die Erneuerung<br />

von 30 <strong>Spiel</strong>plätzen möglich machte. Die städtische<br />

Jugendpfl egerin Vera Breuer freut sich<br />

noch heute über dieses Projekt, denn dadurch<br />

wurde in der Stadt das Bewusstsein geweckt,<br />

wie notwendig <strong>und</strong> positiv neue <strong>Spiel</strong>plätze für<br />

die Zukunft der Kinder <strong>und</strong> damit auch der Familien<br />

in der Stadt sind. Moers ist mit derzeit<br />

knapp 110.000 Einwohnern laut den Prognosen<br />

der Bertelsmann Stiftung im durchschnittlichen<br />

Maß vom Bevölkerungsrückgang durch den demografi<br />

schen Wandel betroffen. Bis 2025 ist ein<br />

Rückgang um vier Prozent vorhergesagt, in etwa<br />

wie bei den ähnlich großen Städten Hildesheim<br />

<strong>und</strong> Koblenz. Maßnahmen zur Steigerung der<br />

Attraktivität der Stadt für junge Menschen sind<br />

entsprechend auch hier eine zukunftsweisende<br />

Aufgabe. Ausgelöst durch die guten Erfahrungen<br />

mit dem neu gestalteten <strong>Spiel</strong>raum führte<br />

die Stadt eine aufwendige <strong>Spiel</strong>platzbedarfs-<br />

<strong>Spiel</strong>e, damit du ernst sein kannst. Denn das <strong>Spiel</strong> ist ein<br />

Ausruhen, <strong>und</strong> die Menschen bedürfen, da sie nicht immer<br />

tätig sein können, des Ausruhens.<br />

Aristoteles<br />

planung durch, selbstverständlich mit Blick auf<br />

die Altersstruktur der Stadtviertel. Als Ergebnis<br />

kam heraus, dass 45 <strong>Spiel</strong>plätze saniert oder neu<br />

gebaut werden mussten. Seit 2001 wird nun<br />

jährlich eine Summe von circa 500.000 Euro<br />

zur Verfügung gestellt um nach <strong>und</strong> nach den<br />

<strong>Spiel</strong>raum auf den optimalen Stand zu bringen.<br />

Foto: Stadt Moers<br />

... <strong>und</strong> künftige Schlossherrinnen<br />

Top Thema | 9


Foto: Toni Anderfuhren Foto: Toni Anderfuhren<br />

Das <strong>Spiel</strong> ist der Weg der Kinder<br />

zur Erkenntnis der Welt, in der sie leben.<br />

10 | Top Thema<br />

Maxim Gorki<br />

Als „<strong>Spiel</strong>träumer“ setzt sich Toni Anderfuhren aus der Schweiz dafür ein, dass die<br />

Kinder durch die Natur <strong>und</strong> die Elemente inspiriert werden.<br />

Dabei wird darauf geachtet, dass es Angebote<br />

für unterschiedliche Altersstufen gibt, auch mit<br />

barrierefreien Zugängen. Außerdem wird jeder<br />

<strong>Spiel</strong>platz individuell mit einer Beteiligung der<br />

Anwohner geplant. Auf diese Art <strong>und</strong> Weise ist<br />

es der Stadt gelungen, sehr unterschiedliche<br />

<strong>und</strong> von den Kindern akzeptierte <strong>Spiel</strong>plätze<br />

einzurichten. Vera Breuer erzählt, dass ihr Team<br />

mittlerweile auch eine Liste mit <strong>Spiel</strong>platz-Tipps<br />

vorbereitet hat: „Wir haben häufi g Eltern am Telefon,<br />

die ganz begeistert von einem <strong>Spiel</strong>platz<br />

sind <strong>und</strong> wissen möchten, wo es in der Stadt<br />

noch ähnliche Angebote gibt. Das vermitteln<br />

wir natürlich gerne.“ Vorbildlich ist in Moers<br />

auch die durchaus aufwendige Betreuung der<br />

<strong>Spiel</strong>plätze, die bis 22.00 Uhr altersunabhängig<br />

genutzt werden dürfen. Konfl ikte mit Jugendlichen<br />

kommen nur selten auf, weil häufi g Mitarbeiter<br />

vor Ort sind, die im Gespräch mit den<br />

Jugendlichen bleiben <strong>und</strong> deshalb auch wenig<br />

Schwierigkeiten bei der Durchsetzung der<br />

Ruhezeiten haben. „Manchmal kann man den<br />

Eindruck haben, dass die ganz gerne von uns<br />

ins Bett gebracht werden“, sagt Vera Breuer lachend<br />

über die abendlichen Rituale, die wichtig<br />

sind, damit die <strong>Spiel</strong>platzanwohner nicht unnötig<br />

verärgert werden. Sie setzt sich immer dafür<br />

ein, durch die Einbeziehung der Jugendlichen,<br />

Lösungen zu fi nden, wie beispielsweise auch<br />

der Bau einer BMX-Bahn die Spannungen zwischen<br />

den Fahrern <strong>und</strong> älteren Parkbesuchern<br />

aufl ösen konnte. Moers ist weit fortgeschritten<br />

damit, eine bedarfsorientierte Versorgung mit<br />

gut gestaltetem <strong>Spiel</strong>raum bieten zu können.<br />

Mit 130 Orten für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche, bewegt<br />

sich die Stadt am Niederrhein ganz weit<br />

vorne, wenn man das Angebot mit anderen,<br />

ähnlich großen Städten vergleicht.<br />

<strong>Spiel</strong>gelände <strong>und</strong> Abenteuer-<strong>Spiel</strong>plätze<br />

Neben den klassischen <strong>Spiel</strong>plätzen entstand<br />

etwa seit den frühen 70er Jahren eine Anzahl<br />

von Abenteuer- <strong>und</strong> Bau-<strong>Spiel</strong>plätzen, ungefähr<br />

zehn Jahre später kamen die ersten Jugendfarmen<br />

hinzu, die Stadtkindern den regelmäßigen<br />

Umgang mit Tieren ermöglichen. So wichtig,<br />

wie die wohnortnahen <strong>Spiel</strong>plätze mit <strong>Spiel</strong>geräten<br />

in den Städten sind, so wichtig sind auch<br />

diese Oasen, die den Kindern Erfahrungen ermöglichen,<br />

die sie im Alltag oft nicht machen<br />

können. Allein in Deutschland gibt es etwa 500<br />

dieser pädagogisch betreuten <strong>Spiel</strong>plätze. Sie<br />

sind in der Regel so angelegt, dass Improvisation<br />

<strong>und</strong> Veränderbarkeit möglich sind, an der<br />

die Kinder mitbestimmen <strong>und</strong> mitarbeiten. Mit


der Erfahrung aus seiner Arbeit auf Abenteuerspielplätzen<br />

hat sich der Schweizer Toni Anderfuhren<br />

als freiberufl icher Gestalter von kindgerechten<br />

<strong>Spiel</strong>räumen <strong>und</strong> mit seinen Worten als<br />

„<strong>Spiel</strong>träumer“ selbständig gemacht. Er setzt<br />

sich dafür ein, dass die Kinder Raum bekommen,<br />

sich mit den Elementen Luft, Wasser, Erde<br />

<strong>und</strong> Feuer zu beschäftigen <strong>und</strong> eigene Erfahrungen<br />

zu machen. Wenn er <strong>Spiel</strong>gelände plant,<br />

dann ist es für ihn selbstverständlich, Kinder<br />

in diesen Prozess intensiv einzubeziehen. „Es<br />

ist der falsche Weg, die Kinder zu bitten, ihren<br />

Lieblingsspielplatz zu zeichnen, denn dann<br />

bekommt man Bilder von den <strong>Spiel</strong>plätzen, die<br />

Kinder kennen“, erklärt Toni Anderfuhren. „Ich<br />

gehe mit den Kindern auf Expedition <strong>und</strong> lasse<br />

sie in einem Gelände spielen. Dann bekommt<br />

jeder zum Beispiel Fähnchen, die er an bestimmte<br />

Plätze stecken soll, die ihm beim <strong><strong>Spiel</strong>en</strong><br />

besonders wichtig sind. 10jährige Mädchen<br />

möchten vielleicht besonders gerne Tiere dabei<br />

haben, kleinere Kinder immer Wasser <strong>und</strong> ältere<br />

Jungs möchten Erfahrungen mit Feuer sammeln.“<br />

Anderfuhren erhält so ein Bild, welche<br />

Angebote er für Kinder unterschiedlichen Alters<br />

berücksichtigen muss. Oft lässt er dann die<br />

Kinder ein paar Tage später Modelle von einem<br />

<strong>Spiel</strong>gelände bauen, dass ihre Wünsche zeigen<br />

soll, <strong>und</strong> fi ndet darin dann viele Ideen, die er<br />

berücksichtigt. Immer gibt es bei Anderfuhren<br />

verschiedene Strukturen <strong>und</strong> Materialien, die<br />

Kinder für ihr <strong>Spiel</strong> nutzen können, zum Beispiel<br />

lose Steine wie in einem Steinbruch. Das Gelände<br />

wird durch Hügel, Höhlen oder Wasserläufe<br />

gestaltet. Abhängig von der Situation vor Ort<br />

können natürlich auch <strong>Spiel</strong>geräte wie Schaukeln,<br />

Kletternetze, <strong>Spiel</strong>häuschen oder auch ein<br />

Karussell hinzukommen. Dem „<strong>Spiel</strong>träumer“ ist<br />

es vor allem wichtig, dass die Kinder beim <strong>Spiel</strong><br />

Sinneserfahrungen sammeln können <strong>und</strong> ganz<br />

selbstverständlich in Bewegung kommen.<br />

Viele Grenzen – wenig Freiheit<br />

„Wenn ich heute über die Wildnis der Kindheit<br />

nachdenke, überrascht mich die unglaubliche<br />

Freiheit, die mir meine Eltern gaben, in dieser<br />

Wildnis das Abenteuer zu suchen. Unsere Vorstellung<br />

von Kindheit hat seitdem einen sehr<br />

tiefergehenden, sehr bedeutsamen Wandel erlebt.<br />

Die Wildnis der Kindheit ist verschw<strong>und</strong>en,<br />

die Zeit des Abenteuers ist vorbei.“ In einem<br />

Essay, der im Juni in der Zeitschrift „Die Welt“<br />

erschienen ist, beschäftigt sich der amerikanische<br />

Autor Michael Chabon mit dem Verlust<br />

von Erfahrungen, mit denen die Kinder am An-<br />

fang des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts leben müssen. Kinder<br />

können heute tatsächlich nur noch selten von<br />

Erwachsenen unbeobachtet spielen, wie das<br />

bis vor geschätzt 25 Jahren noch ganz üblich<br />

war. Fast jeder aus der Generation der bis 1970<br />

geborenen Kinder kann Geschichten aus seiner<br />

Kindheit erzählen, die auch bei den Eltern<br />

damals den ein oder anderen Adrenalinstoß<br />

ausgelöst hätten – aber: sie waren nicht dabei<br />

<strong>und</strong> wussten nichts davon, dass die Jungs in<br />

Tannenwipfeln schaukelten oder die Mädchen<br />

nicht etwa auf dem <strong>Spiel</strong>platz waren, sondern<br />

Beim <strong>Spiel</strong> kann man einen Menschen in einer St<strong>und</strong>e<br />

besser kennen lernen als im Gespräch in einem Jahr.<br />

Platon<br />

auf eigene Faust eine kleine Fahrradtour durch<br />

ein Waldstück drehten. Völlig unglaublich heute,<br />

dass sich ein Kind gegen den Besuch im Kindergarten<br />

entscheiden durfte, um stattdessen<br />

im Wald <strong>und</strong> in den Gärten mit seinen Fre<strong>und</strong>en<br />

zu spielen. Durch die heutige Brille betrachtet<br />

grenzt es an ein W<strong>und</strong>er, dass wir überhaupt<br />

das Alter erreicht haben <strong>und</strong> Kinder bekommen<br />

konnten. Natürlich ist es nicht neu, dass<br />

Kindern Abenteuer vorenthalten werden. Wer<br />

kann sich nicht daran erinnern, wie Heidi dafür<br />

kämpfen musste, dass Klara mit ihr in die Berge<br />

fahren durfte. Oder anders gesagt: Sehr behütete<br />

Kinder gab es immer, aber es war doch eher<br />

das Pech Einzelner <strong>und</strong> kein gesellschaftlicher<br />

Konsens. Gründe für die Situation heute gibt es<br />

viele: Angst vor Verbrechen gehört ebenso dazu<br />

wie das Denken in höchsten Sicherheitskategorien<br />

oder die Möglichkeit ganz sorgenfrei in virtuellen<br />

<strong>Spiel</strong>welten Abenteuer erleben zu können.<br />

Doch innerhalb dieser Grenzen können die<br />

Städte <strong>und</strong> Gemeinden ihren Beitrag dazu leisten,<br />

dass der gestaltete oder eingeräumte Freiraum<br />

den Kindern möglichst viele Anregungen<br />

zum <strong>Spiel</strong> bietet. Es wäre sogar angemessen,<br />

das zur Chefsache zu machen, denn schließlich<br />

haben immerhin die Götter selbst das <strong>Spiel</strong> erf<strong>und</strong>en<br />

– wenn man der griechischen Mythologie<br />

folgt. A.M.<br />

Interessante Informationen<br />

über das <strong>Spiel</strong> als Bestandteil<br />

einer ges<strong>und</strong>en Entwicklung<br />

enthält das Heft 03/09 „<strong>Spiel</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>zeug“ der Zeitschrift<br />

Frühe Kindheit, die von der<br />

Deutschen Liga für das Kind<br />

in Familie <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

herausgegeben wird. <strong><strong>Spiel</strong>en</strong><br />

als Motor der Persönlichkeitsentwicklung<br />

oder als Medium<br />

der Konfl iktbewältigung: Viele<br />

Themen, die in der FreeLounge<br />

nur angerissen werden können<br />

sowie Berichte aus der Praxis,<br />

kann man durch die Beiträge<br />

in dem Heft vertiefen.<br />

„<strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>zeug“<br />

Zeitschrift: Frühe Kindheit<br />

Herausgeber: „Deutsche Liga<br />

für das Kind“<br />

Ausgabe 3/2009<br />

Aufl age: 4.000 St.<br />

Erscheinungsweise:<br />

6 Mal jährlich<br />

Top Thema | 11


12 | Top Thema<br />

Digitalzeitalter<br />

auf dem <strong>Spiel</strong>platz<br />

Kinder leben in einer digitalen Welt – sie verstehen Computeranwendungen<br />

intuitiv <strong>und</strong> haben Spaß daran. So ist es nur logisch, dass digitale Technologien<br />

auch auf <strong>Spiel</strong>plätzen Einzug gehalten haben. Zwei skandinavische Hersteller<br />

haben die ersten dieser <strong>Spiel</strong>plätze in Deutschland installiert. Sie gehen<br />

mit unterschiedlichen Ansätzen an das Thema ran.<br />

Gülal aus Köln-Stammheim hüpft mit Marco<br />

aus Dortm<strong>und</strong> um die Wette. Der <strong>Spiel</strong>stand,<br />

den beide mit ihrer iCard abrufen, zeigt, dass<br />

Gülal knapp vor dem Dortm<strong>und</strong>er liegt. Ausgetragen<br />

wird das SmartUs-Steps-<strong>Spiel</strong> jeweils<br />

auf iGrid, dem interaktiven Hüpffeld der ersten<br />

beiden deutschen SmartUs-<strong>Spiel</strong>plätze des fi nnischen<br />

Herstellers Lappset. Bei diesem Ansatz<br />

wird eine internationale Vernetzung der <strong>Spiel</strong>plätze<br />

möglich gemacht. Die Firma Kompan aus<br />

Dänemark hingegen hat mit der Produktreihe<br />

ICON <strong>Spiel</strong>geräte auf den Markt gebracht, bei<br />

denen die Wettkämpfe innerhalb der Kinder auf<br />

dem Platz ausgetragen werden. Die Geräte sind<br />

mit berührungssensiblen blinkenden „Buzzern“<br />

ausgestattet, die durch Drauftippen <strong>Spiel</strong>e <strong>und</strong><br />

<strong>Spiel</strong>stände weitergeben, sodass die Kinder<br />

Mannschaften bilden <strong>und</strong> gegeneinander spielen<br />

können.<br />

SmartUs macht internationale<br />

Wettkämpfe möglich<br />

Der Hersteller des Kölner SmartUs-<strong>Spiel</strong>platzes<br />

verbindet traditionelle <strong>Spiel</strong>geräte mit Computertechnologie<br />

<strong>und</strong> vernetzt seine <strong>Spiel</strong>plätze<br />

untereinander, sodass internationale<br />

Foto: Kompan<br />

Wettkämpfe gespielt werden können. Gülal<br />

<strong>und</strong> Marco können zum Beispiel mit Kindern<br />

in Finnland, in den Niederlanden, Schweden,<br />

Dänemark, Norwegen, Spanien, England, Frankreich<br />

oder Italien um die höchste Punktzahl<br />

wetteifern. Lappset beschreibt das Konzept dieser<br />

High-Tech-<strong>Spiel</strong>felder so: „SmartUs eröffnet<br />

vielfältige Möglichkeiten zu spielerischer Aktivität<br />

<strong>und</strong> spaßorientiertem Lernen, indem moderne<br />

Technologie mit <strong>Spiel</strong>geräten verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

die <strong>Spiel</strong>umgebung vernetzt wird. Das Netz von<br />

SmartUs-Umgebungen bildet die Basis für neuartige<br />

Aktivspiele, <strong>Spiel</strong>turniere, verschiedenste<br />

Lernerfahrungen <strong>und</strong> Internetspiele. SmartUs<br />

motiviert zum Laufen, Hüpfen <strong>und</strong> Begreifen,<br />

zu lustigen Wettkämpfen <strong>und</strong> zu gemeinsamen<br />

Erfolgserlebnissen. Gleichzeitig etabliert SmartUs<br />

eine neue Aktivspielplatzkultur, die sich das<br />

Interesse junger Menschen an Technologie <strong>und</strong><br />

neuen Medien zunutze macht.“<br />

Die GAG Immobilien AG spendierte im letzten<br />

Jahr in Köln den 130.000-Euro teuren Computerspielplatz<br />

in einer Wohnsiedlung. Der Investor<br />

kommt damit seiner sozialen Verantwortung<br />

als Kölns größter Vermieter mit r<strong>und</strong> 42.000<br />

Wohnungen <strong>und</strong> 100.000 Mietern nach. Damit


Foto: Kompan<br />

Der Planetenspielplatz wurde im Juni in Pfronten<br />

eröffnet: <strong>Spiel</strong>gerät „Space“ aus der ICON-Serie von<br />

Kompan.<br />

sich Kinder- <strong>und</strong> Jugendliche in ihrem Wohnumfeld<br />

wohlfühlen, investiert die Gesellschaft<br />

jährlich r<strong>und</strong> 1,3 Mio. Euro in neue <strong>Spiel</strong>plätze,<br />

Bolzplätze <strong>und</strong> Außenanlagen bzw. deren Unterhaltung.<br />

Insgesamt standen 2008 den GAG-<br />

Mieter-Kindern in r<strong>und</strong> 6.000 Häuser- <strong>und</strong><br />

Wohnanlagen 540 <strong>Spiel</strong>plätze zur Verfügung.<br />

Die Investoren erklären: „Wir freuen uns, dass<br />

wir jetzt den zahlreichen Kindern in der GAG-<br />

Siedlung in Stammheim Kölns ersten High-<br />

Tech-<strong>Spiel</strong>platz zur Verfügung stellen können.<br />

Auf dem SmartUs-<strong>Spiel</strong>platz können Kinder an<br />

Computertechnik herangeführt werden, aber<br />

eben nicht in den eigenen vier Wänden im stillen<br />

Kämmerlein, sondern draußen.“<br />

Der ICON-Planetenspielplatz bringt<br />

Kinder in Aktion<br />

Auch im Allgäuer Pfronten spielt man digital –<br />

was man übrigens per Livewebcam auf www.<br />

pfronten.de sehen kann. Hier wurde im Juni der<br />

„Planetenspielplatz“ eröffnet. Sein Name leitet<br />

sich an dem futuristischen Design des Gerätetyps<br />

„Space“ ab, das an ferne Galaxien erinnert.<br />

Der Hersteller Kompan aus Dänemark hat mit<br />

der Produktreihe ICON eine ganz neue Interpretation<br />

von <strong>Spiel</strong>geräten auf den Markt gebracht.<br />

Wir berichteten bereits in Ausgabe 1-2009 darüber.<br />

Die Geräte sind mit so genannten „Buzzern“<br />

ausgestattet, die durch Berührung <strong>Spiel</strong>e<br />

<strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>stände weitergeben, sodass die Kinder<br />

Mannschaften bilden <strong>und</strong> gegeneinander spielen<br />

können. Es geht um Zeit, die auf Knopfdruck<br />

gemessen wird, <strong>und</strong> um Mannschaften, die<br />

gebildet werden <strong>und</strong> gegeneinander antreten<br />

können – also um genau die Art von <strong><strong>Spiel</strong>en</strong>,<br />

die Kindern vertraut sind. In Pfronten werden<br />

derzeit erste Erfahrungen gesammelt – teils er-<br />

Foto: Lappset<br />

Große SmartUs-<strong>Spiel</strong>landschaft von Lappset, in der Mitte die iStation als zentrale Einheit <strong>und</strong> die<br />

Hüpffl äche iGrid.<br />

staunliche: So ist die Altersstruktur der Nutzer<br />

jünger als angedacht. Während hauptsächlich<br />

Jugendliche erwartet wurden, fasziniert das<br />

Gerät sehr viele Kinder im Gr<strong>und</strong>schulalter. Die<br />

Kinder verstehen die Geräte ohne Anleitung. Allerdings<br />

wurde für die Erwachsenen die <strong>Spiel</strong>anleitung<br />

auf ein Informationsschild gedruckt.<br />

Anfänglich bestanden Bedenken vonseiten der<br />

Nachbarn, dass von dem im Wohngebiet liegenden<br />

<strong>Spiel</strong>platz zu hoher Lärm ausgehen würde.<br />

In der Praxis gibt es allerdings noch keine Beanstandungen.<br />

Die Anlage ist jetzt täglich von<br />

07:30 bis 20:00 Uhr online. Die ursprüngliche<br />

„offl ine Mittagsruhe“ 12:00 bis 14:00 Uhr hat<br />

Pfronten zurückgenommen. Und was den durchschnittlichen<br />

Computeranwender vielleicht am<br />

meisten erstaunt: Seit der Inbetriebnahme am<br />

17. Juni 2009 sind bis August, dem Zeitpunkt<br />

unserer Recherche, keine technischen Probleme<br />

aufgetreten. Natürlich war auch dieser <strong>Spiel</strong>platz<br />

nicht billig – aber weil die Verweildauer<br />

der Kinder an diesem Gerät viel länger als<br />

an üblichen <strong>Spiel</strong>geräten ist, steigt der <strong>Spiel</strong>wert<br />

der ganzen Anlage: Kommunen können<br />

schon bei der Planung im Vergleich zu einer<br />

herkömmlichen Anlage ein <strong>Spiel</strong>gerät weniger<br />

einplanen. Die Gemeinde Pfronten ist zufrieden<br />

<strong>und</strong> der Viertklässler Julian auch: „Ich komme<br />

oft hierher - wenn ich könnte, jeden Tag. Der<br />

<strong>Spiel</strong>platz ist mal was ganz Neues <strong>und</strong> ist voll<br />

abwechslungsreich. Auch meine Fre<strong>und</strong>e fi nden<br />

es hier toll zum <strong><strong>Spiel</strong>en</strong>.“<br />

Dass diese ersten deutschen „Computerspielplätze“<br />

– ob Pfronten oder Köln – so gut angenommen<br />

werden, zeigt: Die Zukunft der deutschen<br />

<strong>Spiel</strong>platze ist digital. Und derzeit kommt<br />

diese Zukunft aus dem hohen Norden. D.T.<br />

„Der neue <strong>Spiel</strong>platz ist<br />

echt cool, so was hat weit<br />

<strong>und</strong> breit niemand. Ich<br />

komme gerne hierher mit<br />

meinen Fre<strong>und</strong>en. Die<br />

Buzzer <strong>und</strong> vielen Lichter<br />

machen viel Spaß.“<br />

Simon, 10 Jahre, Nutzer des<br />

Planetenspielplatzes in Pfronten<br />

Links<br />

» www.lappset.de<br />

» www.smartus.com<br />

» www.kompan.de<br />

» www.pfronten.de<br />

Top Thema | 13


Gemeinsam, nicht getrennt<br />

Sogenannte Senioren-<strong>Spiel</strong>plätze<br />

sind im Trend. Aber<br />

nach Ansicht vieler Planer<br />

darf das medienwirksame<br />

Aufstellen einiger Geräte<br />

keine Freiraum-Konzepte<br />

ersetzen, bei denen durch<br />

Integration die Lebensqualität<br />

für Jung <strong>und</strong> Alt in den<br />

Städten gestärkt wird.<br />

14 | Top Thema<br />

Der Park der Generationen in Langenhagen bei<br />

Hannover wurde im April eröffnet, doch Horst<br />

Mägel (72) ist aus seiner Rolle als Ideengeber<br />

<strong>und</strong> Koordinator noch nicht entlassen. Durch<br />

seine Arbeit im Seniorenbeirat, einschließlich<br />

der Gewinnung von Sponsoren <strong>und</strong> der Werbung<br />

für die gute Idee hat er viel dazu beigetragen,<br />

dass im Stadtpark von Langenhagen<br />

auf 16.000 Quadratmetern ein Generationenpark<br />

nach dem Entwurf von Lohaus Carl Landschaftsarchitektur<br />

entstanden ist. Die Stadt hat<br />

insgesamt 500.000 Euro investiert, um einen<br />

zuvor wenig genutzten, etwas verwilderten Bereich<br />

des Parks durch attraktive Angebote für<br />

Menschen zwischen eins <strong>und</strong> h<strong>und</strong>ert interessant<br />

zu gestalten. Nun häufen sich bei Horst<br />

„Senioren-<strong>Spiel</strong>plätze sind das genaue Gegenteil von dem,<br />

was unserer Erfahrung <strong>und</strong> Ansicht nach sinnvoll ist. Wichtig<br />

ist der Dialog <strong>und</strong> die Begegnung der Generationen.“<br />

Marita Gerwin, Fachstelle Zukunft Alter, Arnsberg<br />

Mägel die Termine, an denen er Interessenten<br />

aus verschiedenen Kommunen das Konzept <strong>und</strong><br />

die erfolgreiche Umsetzung vorstellt. Bei vielen<br />

Senioren auch aus angrenzenden Seniorenheimen<br />

ist der Bewegungspark besonders beliebt.<br />

Acht Fitnessgeräte der Firma Playfi t sind entlang<br />

eines sich schlängelnden Wegs aufgestellt<br />

<strong>und</strong> laden zum Training ein. Außerdem gibt<br />

es eine Boulebahn, zwei Schachtische sowie<br />

ein Großfi guren-Schach. Jugendliche können<br />

sich auf einem Bolzplatz austoben, der etwas<br />

abgetrennt von diesem Areal angelegt wurde.<br />

Kleinere Kinder haben auf dem neu errichteten<br />

<strong>Spiel</strong>platz ihren Spaß. Horst Mägel kommt ins<br />

Schwärmen, wenn man ihn nach der Akzeptanz<br />

der Angebote bei den Senioren fragt, die sich<br />

nach sechs Monaten schon gut beurteilen lässt:<br />

„Alle unsere Erwartungen haben sich übertroffen.<br />

Ich schätze, dass täglich im Durchschnitt<br />

mehr als 40 Menschen an den Fitness-Geräten<br />

trainieren, am Wochenende sicher noch mehr.<br />

Morgens ganz früh kommt immer eine Gruppe<br />

Nordic Walker, regelmäßig sehe ich auch Behindertengruppen.<br />

Und es sind längst nicht nur<br />

ältere Menschen, die unsere Geräte nutzen.“<br />

Zusätzliche Angebote haben mit dazu beigetragen,<br />

dass der Park ein stark frequentierter<br />

Ort geworden ist. So gibt es jede Woche eine<br />

kostenlose St<strong>und</strong>e Qigong, an der durchschnittlich<br />

mehr als 50 Menschen teilnehmen. Hinzu<br />

kommen immer wieder Veranstaltungen für die<br />

unterschiedlichen Altersgruppen.<br />

Bevorzugen Senioren wirklich<br />

abgetrennte Bereiche?<br />

Das Konzept in Langenhagen setzt auf differenzierte<br />

Angebote, die Schaffung von Aktions-<br />

<strong>und</strong> Ruhezonen, aber gleichzeitig auf<br />

einen gemeinsamen Raum für alle Generationen.<br />

Der Bewegungspark ist offen gestaltet, auf<br />

dem Weg sind Bänke aufgestellt, damit weniger<br />

rüstige Senioren nicht ausgegrenzt werden <strong>und</strong><br />

von den Trainierenden Ruhepausen eingelegt<br />

werden können. Die bislang einzige Studie über<br />

die Nutzung von Fitnessparcours „Genderdifferenzierte<br />

Untersuchungen zur Freifl ächennutzung<br />

älterer Menschen“, die von der FH Wiesbaden<br />

Anfang des Jahres vorgestellt wurde, war<br />

zu dem Ergebnis gekommen, dass eben genau<br />

eine solche Art der Aufstellung von Geräten zu<br />

einer eher schlechten Nutzung führt. Laut der<br />

Studie empfi ehlt sich das Anlegen eines Fitnessparcours<br />

in einem abgegrenzten Teil eines<br />

Parks, ohne Bänke, denn die befragten Senioren<br />

gaben an, am liebsten ohne Zuschauer zu trainieren.<br />

Horst Mägel kann dies aus seiner Erfahrung<br />

<strong>und</strong> den täglichen Besuchen im Park nicht<br />

bestätigen. „Der Bewegungspark lädt auch dazu<br />

ein, dass Menschen miteinander ins Gespräch<br />

kommen. Und das gelingt. Vielleicht kommen<br />

manche lieber morgens, wenn der Park noch<br />

leerer ist. Aber das ist ja auch kein Problem.“


Bewegung <strong>und</strong> Entspannung verbindet<br />

Ähnliche Erfahrungen hat man auch im Generationenpark<br />

Wiley in Neu-Ulm gemacht, der<br />

im Rahmen der Landesgartenschau 2008 auf<br />

18,5 Hektar angelegt worden war. Ganz explizit<br />

hatten sich die Planer hier gegen separate,<br />

altersspezifi sche <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Sportangebote <strong>und</strong><br />

für das nutzungsoffene Modell eines Generationenparks<br />

entschieden. Christian Loderer, freier<br />

Landschaftsarchitekt <strong>und</strong> Mitbüroinhaber von<br />

Plancontext in Berlin, sieht auch im Rückblick<br />

auf die Gartenschau sowie die jetzige Nutzung<br />

des Parks diesen Ansatz bestätigt. „Der<br />

Park sollte Angebote für Gymnastik, <strong>Spiel</strong> <strong>und</strong><br />

Sport für Menschen aller Altersstufen bieten.<br />

Es wurden fl ießende Übergänge geschaffen,<br />

so dass sich Jung <strong>und</strong> Alt miteinander an der<br />

frischen Luft betätigen <strong>und</strong> erholen können.<br />

Schon während der Gartenschau wurden beispielsweise<br />

die aufgestellten Fitnessgeräte der<br />

Firma Playfi t am „Sportlertreff“ im Zentrum der<br />

Sportfelder sowohl von Senioren als auch von<br />

den Sportlern zum Aufwärmen oder Stretching<br />

genutzt.“ Seiner Erfahrung nach hängt die Akzeptanz<br />

der Geräte auch sehr stark von den dort<br />

zu leistenden Übungen ab. Sehr gut kommen<br />

im Generationenpark Wiley die Geräte an, die<br />

zum klassischen Repertoire der Fitness-Studios<br />

gehören <strong>und</strong> sich an den natürlichen Bewegungen<br />

wie dem Laufen orientieren. Dagegen<br />

wurden Geräte, die die Koordination schulen<br />

sollen, zwar ausprobiert, aber weniger intensiv<br />

genutzt. Christian Loderer hält abgetrennte<br />

Fitness-Parcours für Senioren für den falschen<br />

Weg. „Wir haben in Berlin während der Planungen<br />

zur Landesgartenschau in Neu-Ulm die<br />

Möglichkeit genutzt <strong>und</strong> immer mal wieder einen<br />

Blick in ein so abgetrenntes Areal geworfen.<br />

Wir hatten nicht den Eindruck, dass dieses Angebot<br />

wirklich Akzeptanz fi ndet.“ Er vergleicht<br />

die unterschiedlichen Einschätzungen über die<br />

bestmögliche Aufstellung von Fitnessparcours<br />

für die Generation 60+ mit der Gretchenfrage,<br />

ob ältere Menschen lieber in „Senioren-Supermärkten“<br />

einkaufen. „Manche Menschen schätzen<br />

solche Angebote, insbesondere die jugendlichen<br />

Älteren meiden dagegen alle Kontakte zu<br />

Orten, die explizit für Senioren sind.“<br />

Ein nachhaltiger Gewinn für Neu-Ulm<br />

Verschiedene Aspekte sorgen aus Sicht von Waltraud<br />

Oßwald dafür, dass der Generationenpark<br />

Wiley über alle Altersgrenzen hinweg so gut<br />

angenommen wurde. Sie bemüht sich als Leiterin<br />

des Fre<strong>und</strong>eskreises der Landesgartenschau<br />

Foto: Lichtschwärmer, Berlin Foto: Lichtschwärmer, Berlin<br />

Foto: Lichtschwärmer, Berlin<br />

Der Generationenpark Wiley wurde anlässlich der Landesgartenschau in Neu-Ulm 2008 angelegt.<br />

Die modern gestaltete Möblierung lädt zu entspannenden Pausen ein.<br />

Der Wasserspielplatz hat sich im vergangenen Sommer zu einem Publikumsmagnet entwickelt.<br />

Top Thema | 15


Foto: Langenhagen<br />

Viele <strong>Freizeit</strong>angebote zeichnen den Park der Generationen in Langenhagen aus. Der Bewegungspark bietet einen Pfad mit<br />

Fitnessgeräten.<br />

16 | Top Thema<br />

mit vielen Mitstreitern darum, dass möglichst<br />

zahlreiche Angebote eine nachhaltige Wirkung<br />

für die Stadt haben <strong>und</strong> ist entsprechend häufi g<br />

vor Ort. Die gute Erreichbarkeit des Parks sieht<br />

sie als Gr<strong>und</strong>voraussetzung. Positiv bewertet<br />

sie auch den Effekt, der sich für die Frequentierung<br />

des Parks daraus ergibt, dass sich Fahrradfahrern<br />

eine angenehm zu fahrende Nord-Süd-<br />

Achse erschlossen hat. Die Weiträumigkeit lade<br />

insbesondere auch die älteren Generationen<br />

dazu ein, sich durch Spaziergänge in schöner<br />

Natur fi t zu halten. In der Regionalpresse wurde<br />

in diesem Sommer der Wasserspielplatz als<br />

Highlight vorgestellt, das aufgr<strong>und</strong> der großfl<br />

ächigen Liegewiesen längst nicht nur Familien<br />

mit Kindern in den Generationenpark lockt.<br />

Das Konzept geht also ganz offensichtlich auf,<br />

obwohl den Neu-Ulmern bislang nur begrenzte<br />

zusätzliche <strong>Freizeit</strong>angebote in Form von Veranstaltungen<br />

<strong>und</strong> Kursen zur Verfügung stehen.<br />

Waltraud Oßwald kann sich deshalb auch<br />

vorstellen, dass beispielsweise die Fitnessgeräte<br />

noch mehr Zuspruch fi nden würden, wenn sich<br />

eine örtliche Krankenkasse oder ein Sportverein<br />

bereit erklären würden, dort ein spezielles Training<br />

anzubieten.<br />

Zurück ins Zentrum der Stadt<br />

Langenhagen <strong>und</strong> Neu-Ulm sind zwei Beispiele,<br />

wie mit ganz unterschiedlichem Aufwand interessante<br />

Angebote neu eingerichtet werden<br />

können. Ganz anders war die Ausgangssituation<br />

für den Stadtpark in Dessau, der zu einem<br />

sozialen Brennpunkt geworden war. Der Wendepunkt<br />

wurde herbeigeführt, indem er zum<br />

Modellvorhaben im Forschungsprogramm Ex-<br />

Foto: Langenhagen<br />

perimenteller Wohnungs- <strong>und</strong> Städtebau wurde<br />

(ExWoSt). Unter der Regie der Stiftung Bauhaus<br />

Dessau sowie der Stadt wurden Prozesse<br />

angestoßen, um durch die Aufwertung <strong>und</strong> Erneuerung<br />

des Parks auch die Entwicklung der<br />

Wohnviertel am Parkrand zu stabilisieren. Die<br />

Freiraumplanung mit Sicherheitskonzept ging<br />

im Anschluss an einen landschaftsarchitektonischen<br />

Ideenwettbewerb an das Büro Lohrer<br />

Hochrein Landschaftsarchitekten. Informationen<br />

zu dem sehr interessanten Projekt fi nden<br />

sich auf der Website des B<strong>und</strong>esinstituts für<br />

Bau-, Stadt-, Raumplanung (www.bbsr.b<strong>und</strong>.<br />

de). Seit 2008 läuft die Phase der Umsetzung,<br />

den Park im Bewusstsein der Dessauer zurück<br />

ins Zentrum zu rücken.<br />

Differenzierte Angebote für alle<br />

In dem Kontext „Mehrgenerationenpark“ interessiert<br />

vor allem das aufwendige Beteiligungsverfahren,<br />

mit dem alle Nutzergruppen in die<br />

Planung <strong>und</strong> die Umsetzung einbezogen wurden.<br />

Elisabeth Cremer von der Stiftung Bauhaus<br />

Dessau erzählt anschaulich, wie sich bei<br />

den Parkwerkstätten in der Phase der Planung<br />

alte Strukturen der Opposition zwischen Jung<br />

<strong>und</strong> Alt aufzulösen begannen. Während viele<br />

Senioren sich beispielsweise für ein Fahrradverbot<br />

im Park aussprachen, führten die Kindern<br />

als Wunsch an, mit ihren Großeltern im Park<br />

Fahrrad fahren zu können. Der Planungsprozess<br />

legte so neue Werte offen, die bei den Anwohnern<br />

<strong>und</strong> Nutzern zu einem Umdenken führte.<br />

Ganz konsequent wurden dann bei der Gestaltung<br />

des Masterplans, der sich im Moment in<br />

der Phase der Umsetzung befi ndet, alle unter-


schiedlichen Gruppen mit ihren Wünschen <strong>und</strong><br />

Bedürfnissen berücksichtigt. Ein wichtiger Teil<br />

des Konzeptes ist, auch zukünftig die Gruppen<br />

durch Parkpatenschaften mit ins Boot zu<br />

nehmen. Die Organisatoren wurden dabei von<br />

dem weitreichenden Engagement der Dessauer<br />

überrascht. Für jedes neue Angebot gibt es Bürger<br />

oder Institutionen, die sich für den Erhalt<br />

einsetzen.<br />

Zusammengefasst kann man sagen, dass sowohl<br />

durch die Aufteilung des Parks mit seinen<br />

neuen Angeboten sowie durch die soziokulturellen<br />

Maßnahmen zugleich auf den Dialog<br />

der Generationen <strong>und</strong> Bevölkerungsgruppen<br />

unterschiedlicher Herkunft, aber auch auf ein<br />

differenziertes Angebot gesetzt wurde. Wie<br />

sieht es in Dessau mit Angeboten für ältere<br />

Menschen aus? Ein wichtiger Impuls für deren<br />

Einbindung ging von dem Aufruf aus, für eine<br />

Ausstellung Bilder <strong>und</strong> Erinnerungen von früher<br />

zusammenzutragen. Das öffnete die Menschen<br />

für den Neuanfang. Im Beteiligungsverfahren<br />

kam dann unter anderem der Wunsch nach<br />

altergemäßen Fitness-Angeboten. Ein Pfad der<br />

Bewegung mit Geräten von Giro Vitale wurde<br />

angelegt, der zwar offen gestaltet ist, der sich<br />

aber in einem ruhigeren Teil des Parks befi ndet,<br />

in einiger Entfernung zu den Sportplätzen.<br />

Es ging darum, das Konfl iktpotential zwischen<br />

Jugendlichen <strong>und</strong> älteren Menschen gering zu<br />

halten. Der <strong>Spiel</strong>platz für kleinere Kinder befi<br />

ndet sich dagegen ganz in der Nähe, da es<br />

zwischen diesen Gruppen weniger Vorbehalte<br />

gibt. Der Pfad der Bewegung richtet sich nicht<br />

explizit an Senioren, wurde aber auf die formulierten<br />

Bedürfnisse ausgerichtet. Bei Ortsterminen<br />

zeigten sich die befragten Senioren zufrieden<br />

mit dem Standort, der das Training zwar<br />

in einsehbaren Bereichen, aber nicht auf dem<br />

Präsentierteller stattfi nden lässt. Aktuell lässt<br />

sich beobachten, dass der Pfad recht gut angenommen<br />

wird. Aber auch in Dessau erhofft man<br />

Foto: Dessau<br />

Geräte von Giro Vitale kommen im Stadtpark Dessau zum Einsatz.<br />

sich die Zusammenarbeit mit einer Krankenkasse<br />

oder anderen Institution, um noch mehr<br />

Menschen zur Nutzung der Geräte zu bewegen.<br />

Es gibt bereits verschiedene Kursangebote von<br />

Tai Chi bis hin zu Zeichenkursen, die auch von<br />

der älteren Generation rege genutzt werden.<br />

Mittlerweile wurde sogar einen Parkmanager<br />

eingestellt, der für die Koordination aller Events<br />

im Park zuständig ist. Denn entsprechend der<br />

Philosophie fi nden für alle Nutzergruppen auch<br />

Veranstaltungen statt, <strong>und</strong> es entstehen immer<br />

neue Ideen, wie der Park seinen Platz im Zentrum<br />

auch im gesellschaftlichen <strong>und</strong> kulturellen<br />

Leben der Stadt einnehmen kann.<br />

Keine Senioren-<strong>Spiel</strong>plätze in Arnsberg<br />

Es gibt sicher nicht viele Städte in Deutschland,<br />

die sich so intensiv auf die Veränderungen in<br />

der Bevölkerungsstruktur durch den demografi<br />

schen Wandel vorbereiten, wie das in Arnsberg<br />

der Fall ist. Die Einbindung der Fachstelle<br />

„Zukunft Alter“ in alle Prozesse der Stadt- <strong>und</strong><br />

Freiraumentwicklung ist in Arnsberg längst<br />

schon ein Selbstverständnis. Die dort zustän-<br />

Top Thema | 17<br />

Foto: GTL


Foto: GTL Foto: GTL<br />

In Arnsberg entsteht angrenzend an das <strong>Freizeit</strong>bad Nass ein öffentlich zugänglicher Solepark.<br />

Derzeit wird das Gradierwerk gebaut,<br />

über das schon bald die Sole herabrieseln<br />

wird.<br />

18 | Top Thema<br />

dige Marita Gerwin erzählt,<br />

dass es vor einiger<br />

Zeit im Seniorenbeirat<br />

den Vorschlag gab, in der<br />

Stadt auch einen Senioren-<strong>Spiel</strong>platz<br />

zu errichten.<br />

Ganz schnell kamen<br />

aber alle Teilnehmer zu<br />

dem Entschluss, dass<br />

ein solch abgrenzendes<br />

Projekt nicht zu der Philosophie<br />

der Stadt passt.<br />

In Arnsberg wird Wert auf die Kommunikation,<br />

den Dialog <strong>und</strong> die Begegnung der Generationen<br />

gelegt. Dazu werden sowohl im Freiraum<br />

als auch in der sonstigen Planung vielfältige<br />

Projekte <strong>und</strong> Konzepte initiiert. In diesen Prozessen<br />

sind alle Generationen angesprochen<br />

<strong>und</strong> beteiligt. Konkrete Bedürfnisse der älteren<br />

Generationen werden genauso wie die Belange<br />

der jüngeren Menschen berücksichtigt. Das zeigt<br />

sich aktuell auch bei der Planung <strong>und</strong> Realisation<br />

des Soleparks im Stadtteil Hüsten. Durch Zufall<br />

war dort eine Thermalsole entdeckt worden,<br />

die jetzt sowohl für das <strong>Freizeit</strong>bad „Nass“ als<br />

auch unter der Idee „Thermalsole für alle“ nach<br />

dem Entwurf des Landschaftsarchitekturbüros<br />

GTL, Düsseldorf, in einem öffentlichen Park<br />

den industriell geprägten Ortsteil aufwerten<br />

soll. Ein Gradierwerk wird dafür sorgen, dass<br />

herabrieselnde Sole das Einatmen salzhaltiger<br />

Luft möglich macht. Das hat positive Effekte<br />

für die Atemwege, insbesondere für Asthmatiker<br />

<strong>und</strong> Allergiker – schon hier werden die<br />

Generationen sich begegnen, denn neben alten<br />

Menschen sind ja Kinder in jungen Jahren oft<br />

von Erkrankungen der Atemwege betroffen. Der<br />

Park wird dann angefangen von Sole-Sprudlern<br />

bis hin zu einer beleuchteten Finnbahn für ein<br />

sicheres <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>es Joggen auch nach Einbruch<br />

der Dunkelheit viele Angebote für alle<br />

Altersgruppen bieten. Erwogen wird auch die<br />

Aufstellung von einigen Trainingsgeräten, um<br />

für ältere Menschen ein ausgewogenes Verhältnis<br />

zwischen Ruhe- <strong>und</strong> Aktionsbereichen<br />

zu schaffen. Auch wenn der Park derzeit noch<br />

in der Bauphase ist, steht für die Organisatoren<br />

in der Stadt fest, dass der neue Freiraum<br />

durch differenzierte Kursangebote zusätzlich<br />

belebt werden soll. Auch während der Bauphase<br />

werden die unterschiedlichen Nutzergruppen<br />

einbezogen. Marita Gerwin berichtet von einem<br />

Probesitzen der neuen Bänke durch eine Gruppe<br />

von Senioren, denn Sitzhöhe <strong>und</strong> Sitzkomfort<br />

sind für ältere Menschen ein wichtiges Kriterium<br />

bei der Nutzung.<br />

Wie wird das Leben im öffentlichen Raum aussehen,<br />

wenn die Babyboomer das Seniorenalter<br />

erreicht haben? Wird sich der Trend fortsetzen,<br />

dass die Nutzung öffentlicher Freiräume durch<br />

Fitness- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>aktivitäten eine immer<br />

wichtigere Rolle spielt, auch wenn es weniger<br />

junge <strong>und</strong> viel mehr alte Menschen gibt? Wie<br />

bei allen Zukunftsszenarien ist die Antwort<br />

nicht leicht zu fi nden. Doch alle heutigen Ansätze<br />

können schon Hinweise liefern. Wichtig<br />

ist, bei den neuen Mehrgenerationen-Parkanlagen<br />

künftig genau auf die Akzeptanz zu<br />

schauen <strong>und</strong> das Nutzungsverhalten im Detail<br />

zu analysieren. Es stellt sich die Frage, ob das<br />

heute schon in ausreichender Form getan wird.<br />

A.M.


Design muss<br />

nicht teuer<br />

sein!<br />

original<br />

M A D E I N G E R M A N Y<br />

Top Thema | 19


GPS-Jagd mit dem Handy<br />

20 | Top Thema<br />

Räuber <strong>und</strong> Gendarm im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Wenn man an die Jugendlichen von heute denkt <strong>und</strong> den Begriff<br />

<strong>Spiel</strong> hinzunimmt, wird man meistens beim Computerspiel landen.<br />

Beliebt sind nach wie vor Jump and Run-<strong>Spiel</strong>e, bei denen Computermännchen<br />

springend <strong>und</strong> laufend über einen Parcours gehetzt<br />

werden. Nicht gerade bewegungsfördernd für den <strong>Spiel</strong>er. Das ist<br />

jetzt anders. Jump and Run gibt es auch bei dem Verfolgungsspiel<br />

FastFoot-Challenge. Dabei muss sich der <strong>Spiel</strong>er selbst in Bewegung<br />

setzen. Und zwar hurtig. Das <strong>Spiel</strong> kombiniert die Reize eines Computerspieles<br />

mit sportlicher Betätigung. Die Stadt wird dabei zum<br />

<strong>Spiel</strong>feld. Von den <strong>Spiel</strong>ern wird Strategie, Teamgeist <strong>und</strong> Schnelligkeit<br />

gefordert.<br />

Die <strong>Spiel</strong>regeln sind einfach. Ein <strong>Spiel</strong>er ist als<br />

„X“ auf der Flucht. Innerhalb eines Radius von<br />

1 km, müssen drei bis vier Mitspieler („Runner“)<br />

den fl üchtenden X fangen, indem sie sich ihm<br />

auf mindestens 50 Meter nähern. Der Flüchtige<br />

muss dies 25 Minuten lang verhindern. Er<br />

bekommt dafür einen Vorsprung <strong>und</strong> sieht auf<br />

seinem Handydisplay stets die aktuellen Positionen,<br />

Entfernungen <strong>und</strong> Bewegungsrichtungen<br />

seiner Gegenspieler. Diese hingegen können ihn<br />

nur alle sechs Minuten orten, ebenfalls über<br />

ihre Mobiltelefone.<br />

Untereinander können die <strong>Spiel</strong>er chatten, Bewegungsrichtungen<br />

koordinieren <strong>und</strong> den Alarm<br />

auslösen - das Zeichen, dass sie X dicht auf<br />

den Fersen sind <strong>und</strong> Unterstützung benötigen.<br />

Auf einen elektronischen Stadtplan müssen sie<br />

dabei verzichten. Auf diese Weise werden die<br />

<strong>Spiel</strong>er in die Situation versetzt, das Geschehen<br />

auf dem Handydisplay mit ihrem Wissen über<br />

die Umgebung in Einklang bringen. Besonders<br />

wichtig ist es dabei, immer auf die Verkehrsregeln<br />

zu achten <strong>und</strong> sie nicht über das <strong>Spiel</strong>geschehen<br />

zu vergessen.<br />

Das Jagdspiel der Generation Gameboy<br />

Zum <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> ist zunächst die freie Registrierung<br />

auf der Community-Site www.fastfoot.mobi erforderlich.<br />

Dort bekommt jeder <strong>Spiel</strong>er ein Profi l,<br />

Zugriff auf Foren <strong>und</strong> eine Messaging-Funktion,<br />

um Mitspieler zu fi nden. Der Download des Programms<br />

für das Handy lässt sich dort ebenfalls<br />

durchführen. Haben sich die <strong>Spiel</strong>er gef<strong>und</strong>en,<br />

sind keine weiteren Vorbereitungen nötig. Jedes<br />

Terrain kann sofort bespielt werden, sofern<br />

Handy- <strong>und</strong> GPS-Empfang gewährleistet sind.<br />

Jede Umgebung bietet einzigartige Bedingungen,<br />

wie Verkehrsmittel, Abkürzungen <strong>und</strong> Verstecke,<br />

die von den <strong>Spiel</strong>ern beliebig genutzt<br />

werden können <strong>und</strong> somit zu einem Teil des<br />

<strong>Spiel</strong>es werden. Nach einem <strong>Spiel</strong> steht auf der<br />

Website ein Replay für Google Earth bereit, auf<br />

dem die <strong>Spiel</strong>er das Geschehen Revue passieren<br />

lassen können. In den Highscore-Listen können<br />

sie sich regional <strong>und</strong> überregional mit anderen<br />

vergleichen.<br />

Sein Debut feierte FastFoot-Challenge im Mai<br />

auf der Games08, einer Videospiele-Messe in<br />

Berlin, wo es auf begeisterte <strong>Spiel</strong>er traf. Als<br />

erster Schritt war seit dem 1. Juni 2008 die<br />

freie Version verfügbar, bei der keine <strong>Spiel</strong>gebühren<br />

anfallen. Natürlich entstehen Gebühren<br />

für die Internet-Verbindung zum Gameserver.<br />

In Vorbereitung befi ndet sich die Pro-Version,<br />

die mit zusätzlichen kostenpfl ichtigen Features<br />

aufwartet.


So macht Wissenschaft Spaß<br />

Die Idee, zusammenzubringen was bisher nicht<br />

zusammen gehörte, nämlich Sport <strong>und</strong> Bewegung<br />

mit Computerspielen zu kombinieren,<br />

stammt von ehemaligen wissenschaftlichen<br />

Mitarbeitern des Technologie-Zentrums Informatik<br />

(TZI) der Universität Bremen. Die Ausgründung<br />

urban team GbR 2008 als Spin-Off<br />

des Technologiezentrums hat mit „FastFoot-<br />

Challenge“ bereits für Furore in der Welt der<br />

Videospiele gesorgt. Auf der Basis der MCSP<br />

Entwicklungs-Plattform bietet das Unternehmen<br />

verschiedene Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

an. Dazu gehören die Entwicklung <strong>und</strong> der<br />

Vertrieb von Location-Based Games, das Angebot<br />

von GPS Events <strong>und</strong> die Durchführung von<br />

Projekten zur Entwicklung spezieller Produkte<br />

im Bereich der Location-Based Services. Unterstützt<br />

wird das Unternehmen durch das B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Wirtschaft <strong>und</strong> Technologie<br />

(BMWi), sowie das Gründernetzwerk BRIDGE.<br />

Im Februar 2009 hat die Jury des International<br />

Mobile Gaming Award 2009 Veranstaltung<br />

im Rahmen des Mobile World Congress 2009<br />

in Barcelona FastFoot-Challenge mit dem „Best<br />

Real World Game“ Award ausgezeichnet. Damit<br />

konnte sich FastFoot-Challenge gegen fünf<br />

weitere Finalisten in dieser<br />

Kategorie behaupten. en.<br />

Die IMG Awards<br />

wurden zum<br />

fünften<br />

Mal vergeben,<br />

wobei<br />

die Kategorie<br />

„Best Real<br />

World Game“ in<br />

diesem Jahr neu hinzugekommen<br />

ist. Im Juni 2009<br />

kürte die Jury der NAVTEQ Global LBS Challenge<br />

in Singapore urban team für FastFoot Challenge<br />

zum „2nd Runner-Up“.<br />

Live dabei - weltweit<br />

Doch GPS Games sind nicht nur etwas für die<br />

<strong>Spiel</strong>er, sondern auch für das Publikum. Mit<br />

FastFoot-Challenge LIVE bietet urban team den<br />

<strong>Spiel</strong>ern nun ein virtuelles Stadion. Auf Basis der<br />

Satellitenkarten von Google Earth können Zuschauer<br />

aus der ganzen Welt über das Internet<br />

die <strong>Spiel</strong>e live mitverfolgen. Durch den hohen<br />

Detailgrad der Darstellung können die Zuschauer<br />

genau<br />

die Wege<br />

der <strong>Spiel</strong>er erkennen<br />

<strong>und</strong> sich ein Bild ihrer Strategien machen. Da<br />

FastFoot-Challenge in weiten Teilen der Welt<br />

gespielt werden kann, wird das Publikum mit<br />

auf eine Reise an die verschiedensten <strong>Spiel</strong>orte<br />

genommen. „Wir wollen GPS <strong>Spiel</strong>e <strong>und</strong> GPS<br />

Sport als spannende Live-Unterhaltung für Zuschauer<br />

etablieren <strong>und</strong> den <strong>Spiel</strong>ern ein breites<br />

Publikum bieten.“, sagt Tom Nicolai von urban<br />

team.<br />

Jetzt müsste es nur noch gelingen, den Gedanken<br />

„FastFoot statt Fastfood“ zu etablieren <strong>und</strong><br />

schwups wird die Jugend wieder fi t <strong>und</strong> fl ott.<br />

L.K.<br />

Fotos: urban team<br />

Top Thema | 21


Die Wahrnehmung von Realität über die Sinne des Körpers<br />

weicht zunehmend einer virtuellen <strong>und</strong> damit kognitiv<br />

erfahrenen Realität. Die Schaffung von mehr öffentlichen<br />

Sinnes-Erfahrungsräumen ist deshalb eine Zukunftsaufgabe<br />

für Kommunen.<br />

In Zeiten, in denen Leben <strong>und</strong> Erleben mehr auf Bildschirmen statt<br />

in der Realität stattfi ndet, <strong>und</strong> Bewegung Motor-gesteuert ist, statt<br />

motorisch, braucht es Möglichkeiten zur Schulung der verkümmernden<br />

Sinne. Der öffentliche Freiraum lässt sich leicht in einen<br />

Sinnes-Raum umwanden. Lesen Sie, was wir in dieser Hinsicht für Sie<br />

recherchiert haben.<br />

22 | Top Thema<br />

Sinnes-Räume<br />

in der Kommune<br />

Sinnesgarten für Demenzkranke: Die klare Struktur der Wege, die alle zum Ausgangspunkt, der<br />

Terrasse zurückführen, geben Orientierung.<br />

Foto: Planrat<br />

Die wichtigsten fünf Sinne kennt jeder: Sehen,<br />

Hören, Riechen, Schmecken, Tasten. Tatsächlich<br />

verschaffen uns noch weitere die Fähigkeit, die<br />

Realität über den Körper zu erfassen. Insgesamt<br />

spielen neun Sinne eine bedeutende Rolle. Sie<br />

werden ergänzt um die Zeitwahrnehmung, die<br />

nicht als eigentlicher Sinn gilt, sondern als kognitive<br />

Leistung aus Sinneseindrücken abgeleitet<br />

wird.<br />

1. Sehen, visuelle Wahrnehmung<br />

2. Hören, auditive Wahrnehmung<br />

3. Riechen, olfaktorische Wahrnehmung<br />

4. Schmecken, gustatorische Wahrnehmung<br />

5. Tasten, haptische Wahrnehmung<br />

6. Temperatursinn, Thermorezeption<br />

7. Schmerzempfi ndung, Nozizeption<br />

8. Vestibulärersinn, Gleichgewichtssinn<br />

9. Körperempfi ndung<br />

(oder Tiefensensibilität), Propriozeption<br />

In welchem Maß der Mensch auch über die<br />

Fähigkeit verfügt, magnetische Felder wahrzunehmen,<br />

ähnlich wie manche Tiere - zum<br />

Beispiel Zugvögel - ist noch nicht vollständig<br />

geklärt.<br />

Naturerfahrung in Wald <strong>und</strong> Wiese<br />

In einer Zeit <strong>und</strong> Kultur, in der die Sinne immer<br />

weniger trainiert werden, entfremden sich<br />

die Menschen von ihrem Körper. Leben fi ndet<br />

zunehmend im Kopf statt, in der Fernsehwelt<br />

oder vor dem Computer <strong>und</strong> wird immer weniger<br />

unmittelbar über den Körper erfahren. Dass<br />

die Fähigkeit zur Körperwahrnehmung <strong>und</strong> die<br />

motorischen Fähigkeiten schon bei Kindern erschreckend<br />

nachlassen, ist bekannt, das gilt aber<br />

genauso für Erwachsene <strong>und</strong> Senioren, bei de-


nen die Sinne durch Reizüberfl utung oder allein<br />

schon altersbedingt nachlassen. Vielerorts werden<br />

deshalb seit geraumer Zeit Sinnesprojekte<br />

<strong>und</strong> Sinnespfade für alle Altersklassen initiiert:<br />

Einer neusten Naturerlebnispfade eröffnete<br />

nach einer Testphase jetzt endgültig Mitte September<br />

im Naturpark Hoher Vogelsberg in Hessen.<br />

Verschiedene Themenpfade führen durch<br />

das Gebiet: die Naturspur, der Höhenr<strong>und</strong>weg<br />

<strong>und</strong> der Sinnespfad für Heranwachsende <strong>und</strong><br />

Erwachsene. In diesem regen mehrere Stationen<br />

die Sinne an: der Prüfstein zur Besinnung<br />

auf sich selbst, der <strong>Spiel</strong>raum mit Balanciergeräten,<br />

eine Hörstation <strong>und</strong> eine Sehstation, der<br />

Verzauberwald zum Entschleunigen, die Himmelsliegen<br />

zum Entspannen, der Barfußpfad<br />

<strong>und</strong> die Taufsteinhütte. Die Konzeption dieses<br />

Sinnespfades ist von dem großen Pionier bei der<br />

Errichtung sinnlicher Erfahrungsräume, Hugo<br />

Kükelhaus, inspiriert.<br />

Mit allen Sinnen gegen den<br />

Wirklichkeitsverlust<br />

Hugo Kükelhaus´ Todestag jährt sich zum 25.<br />

Mal in diesem Jahr. Aber seine Gedanken sind<br />

noch sehr lebendig, man stößt fast überall auf<br />

sie, wo es um Sinneserfahrungen geht. Mit seinen<br />

Objekten <strong>und</strong> Erfahrungsfeldern wollte er<br />

den Gefahren eines „Wirklichkeitsverlustes“ in<br />

einer immer virtuelleren Welt vorbeugen – <strong>und</strong><br />

dass schon in den 60er Jahren, als der Fernseher<br />

als Massenmedium Einzug in die durchschnittliche<br />

b<strong>und</strong>esdeutsche Familie hielt. Was würde<br />

Hugo Kükelhaus wohl denken, wenn er sähe,<br />

wie die heutigen „Digital Natives“, Kinder einer<br />

Generation, die sich ein Leben ohne PC, Internet<br />

<strong>und</strong> virtuelle Welten nicht vorstellen können,<br />

leben? Wissen sie, wie ihr Körper vibriert,<br />

wenn sie im Summstein Töne erzeugen? Kennen<br />

sie die Wasserbilder, die entstehen, wenn<br />

man eine Strömungsscheibe bewegt? Gerade<br />

heute ist es noch wichtiger als zu seiner Zeit,<br />

Heranwachsende an Naturphänomene <strong>und</strong> die<br />

Gesetzmäßigkeit der sinnlich erlebbaren Realität<br />

heran zu führen. Somit ist Hugo Kükelhaus<br />

heute aktueller denn je. Nicht nur für Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche.<br />

<strong>Spiel</strong>stationen zur Entfaltung der Sinne<br />

Zu seinen Lebzeiten arbeitete Hugo Kükelhaus<br />

mit dem <strong>Spiel</strong>gerätehersteller Richter zusammen<br />

<strong>und</strong> entwickelte <strong>Spiel</strong>stationen mit seinem<br />

Schüler Wolfram Graubner. Die Rechte für diese<br />

Sinnesobjekte liegen heute bei der Richter<br />

<strong>Spiel</strong>geräte GmbH, die seine Impulse lebendig<br />

Die Graubner-<strong>Spiel</strong>stationen,<br />

mit denen Richter <strong>Spiel</strong>geräte<br />

die Arbeit von Hugo Kükelhaus<br />

lebendig hält, bieten viele sinnliche<br />

Erfahrungen.<br />

Klang erfahren.<br />

Der Drehstein macht die Verbindung<br />

von Kraft <strong>und</strong> Zeit spürbar.<br />

Er lässt sich in kurzer Zeit mit viel<br />

Kraft bewegen oder ganz langsam<br />

mit dem kleinen Finger.<br />

Foto: Richter <strong>Spiel</strong>geräte<br />

Duft erleben.<br />

Foto: Richter <strong>Spiel</strong>geräte<br />

Foto: Richter <strong>Spiel</strong>geräte<br />

Top Thema | 23


Hannes Fessmann entwickelt die Klangsteine, die sich nicht nur konzertant bespielen lassen,<br />

sondern auch für musikalische Sinneserfahrungen im öffentlichen Raum eignen.<br />

24 | Top Thema<br />

hält. So fi ndet man die auf den Ideen von Kükelhaus<br />

basierenden Sinnesgeräte von Wolfram<br />

Graubner inzwischen in Kindergärten, auf öffentlichen<br />

Plätzen, bei B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesgartenschauen<br />

<strong>und</strong> sogar im Londoner Kensington<br />

Garden. Ganz im Sinne von Hugo Kükelhaus gestaltet<br />

sind die öffentlichen „Erfahrungsfelder<br />

der Sinne“, etwa in Nürnberg auf der Wöhrder<br />

Wiese oder auf Schloss Freudenberg bei Wiesbaden,<br />

die mit ihrer Vielzahl an Stationen zu<br />

einem erlebnisreichen Ausfl ug einladen. Abnehmer<br />

der <strong>Spiel</strong>stationen sind weltweit unter<br />

anderem naturwissenschaftliche Museen <strong>und</strong><br />

insbesonders auch Senioreneinrichtungen. „Wir<br />

arbeiten für alle Menschen von 3 bis 99.“, heißt<br />

es im Hause Richter. „Auch für Senioren sind<br />

unsere Geräte ideal, um zusammen mit Jüngeren<br />

wieder Neugier zu entwickeln <strong>und</strong> Spaß an<br />

neuen Erfahrungen zu haben.“ Die Produktplatte<br />

der Graubner <strong>Spiel</strong>stationen umfasst knapp<br />

50 Objekte mit unterschiedlichsten Erfahrungsmöglichkeiten:<br />

so zum Beispiel Zeiterfassung (z.<br />

B. Dreizeitenpendel), Strömungserfahrung (z. B.<br />

Strömungsscheibe, Virbelaschalen), Lichterfahrung<br />

(z. B. Prismen, begehbares Kaleidoskop),<br />

Klangerfahrung (z. B. Glocken, Gongs, Steinharfe,<br />

Summsteine, Klangobjekte), Riecherfahrung<br />

(Duftorgel), Raumerfahrung (z. B. Balanciergeräte,<br />

Schaukeln).<br />

Zukunftsmusik: Klangsteine<br />

Im so genannten „Erfahrungsfeld“ von Schloss<br />

Freudenberg in Wiesbaden lassen sich vie-<br />

Foto: planrat<br />

Ein Kräutertisch regt die Besucher des Sinnesgartens<br />

zu gemeinsamer Tätigkeit an <strong>und</strong> weckt<br />

den olfaktorischen Sinn.<br />

le dieser Objekte entdecken. Auch auf dieser<br />

Webseite zitiert man Kükelhaus: „Erfahren hat<br />

eben mit Fahren zu tun. Hier liegt die Hürde.<br />

Wir sind seit Jahrh<strong>und</strong>erten darin geübt, die<br />

Erfahrung durch die Kenntnis zu ersetzen. Und<br />

leben in einer Ersatzwelt. In der nichts anderes<br />

ersetzt wird als das Leben selbst, eben: die<br />

Erfahrung.“ Das „Erfahrungsfeld“ des Schlosses<br />

bietet Besuchern einen „Feldweg“ zur Entdeckung,<br />

Erk<strong>und</strong>ung, zum spielerischen Umgang<br />

mit all den Erscheinungen, die Himmel <strong>und</strong><br />

Erde zusammenhalten: optische Täuschungen,<br />

Schwingungsphänomene, Dunkelraum, Klang-<br />

<strong>und</strong> Tasterlebnisse, Naturerfahrung. Zu den<br />

beeindruckensten Erfahrungen gehören sicher<br />

die Klangsteine: Bearbeiteter schwarzer Granit,<br />

dem man mit den eigenen Händen <strong>und</strong> Wasser<br />

meditative Klänge entlocken kann. Der Salzburger<br />

Hannes Fessmann entwickelt solche Steine:<br />

„Wasser ist notwendig, um den Stein spielen<br />

zu können. Wasser legt sich wie ein Film über<br />

den Stein <strong>und</strong> nimmt ihm seine Härte. Wasser<br />

weicht die Hände, die Finger auf <strong>und</strong> gibt ihnen<br />

Geschmeidigkeit. Somit sind die Voraussetzungen<br />

gegeben, ohne jeglichen Kraftaufwand den<br />

Klang aus der Materie Stein zu entwickeln. Der<br />

Klang des Steins enthält das Gedächtnis der<br />

Erde.“ Sein Vater, Prof. Klaus Fessmann, bereist<br />

derzeit mit dem Ensemble Klangstein die Republik<br />

<strong>und</strong> konzertiert mit verschiedenen dieser<br />

Klangsteine überwiegend in Kirchen oder auch<br />

in Konzerthäusern wie der Philharmonie Essen.<br />

Einige dieser Konzerte, wie ein Projekt mit Mar-


kus Stockhausen, wurden schon im Fernsehen<br />

übertragen. Steinklang ist noch Zukunftsmusik<br />

für den öffentlichen Außenraum, noch leise <strong>und</strong><br />

selten, aber schon deutlich hörbar: Ein erster<br />

Fessmann-Klangstein wurde jüngst in einem<br />

Erlebnispfad mit 30 Stationen r<strong>und</strong> um das<br />

Element Wasser, dem „Hexenwasser“ auf dem<br />

Hochsöll in Südtirol, aufgestellt. Denkbar wären<br />

auch kommunale Plätze wie U-Bahnhöfe,<br />

Unterführungen oder ähnliches mit guter Resonanz,<br />

an denen Klangsteine <strong>und</strong> fl ießendes<br />

Wasser dauerhaft vor Ort wären, so dass sich<br />

Menschen zum Musizieren treffen könnten. Der<br />

Straßengitarrist gesellt sich dann zum Steinklängler<br />

<strong>und</strong> vielleicht kommt noch ein Sänger<br />

dazu – die Installation würde zum gemeinsamen<br />

improvisierten <strong>Spiel</strong>, wie man es in den<br />

Fessmannschen Workshops unter anderen auf<br />

Schloss Freudenberg lernt, einladen.<br />

Ein Garten gegen das Vergessen<br />

Weiter führt die sinnliche Betrachtung des öffentlichen<br />

Freiraums vom Schloss zum Garten:<br />

Sinnesgärten fi nden sich in immer mehr Kommunen<br />

<strong>und</strong> Gemeinden. Diese werden allein<br />

durch die demografi sche Entwicklung künftig<br />

weiter an Bedeutung gewinnen, da Gärten von<br />

je her gerne von älteren Menschen aufgesucht<br />

werden. Natürlich ist jeder Garten auf seine<br />

Weise ein Sinneserlebnis, wobei spezielle „Gärten<br />

für die Sinne“ oder auch „Sinnesgärten“<br />

bestimmte Aspekte aufweisen, die zu berücksichtigen<br />

sind. Dagmar Hoffmann, Landschafts-<br />

Foto: Christina Marx<br />

Mitte September eröffnete der Sinnespfad Naturpark Hoher Vogelsberg in Hessen. Balancieren<br />

gehört zum Programm.<br />

planerin mit Ihrem Büro PlanRat Kassel, realisierte<br />

einen Sinnesgarten für Menschen mit<br />

Demenz für das St.Johannisstift Paderborn. In<br />

diesem Fall ist der Zuschnitt des Gartens zwar<br />

krankheitsbezogen, im Ergebnis „funktioniert“<br />

der Garten aber über alle Generationen hinweg.<br />

Die Landschaftsplanerin erklärt den konzeptionellen<br />

Ansatz: „Mit der Demenz schwindet<br />

Schritt für Schritt die Fähigkeit, Informationen<br />

im Langzeitgedächtnis zu speichern. Gleichzeitig<br />

gehen immer mehr Erinnerungen <strong>und</strong> Erfahrungen,<br />

die im Langzeitgedächtnis gespeichert<br />

sind, verloren. Der Gedächtnisverlust löst eine<br />

zeitliche, räumliche <strong>und</strong> situative Desorientiertheit<br />

aus. Dieser Zustand erklärt die vorherrschenden<br />

Angstzustände der Betroffenen.<br />

Es bleiben den Menschen nur noch einzelne Erinnerungen,<br />

an die sie sich klammern, um nicht<br />

vollständig ihre eigene Persönlichkeit zu verlieren.<br />

Oft braucht es einen Anstoß von Außen,<br />

eine Assoziation, ein Duft, eine Farbe, einen<br />

Klang, um Erinnerungen zur Unterstützung der<br />

Selbstdefi nition hervorzurufen. Die Gegenwart<br />

erleben Menschen mit Demenz zunehmend auf<br />

der rein sinnlichen Ebene.“ Für den Außenraum<br />

bedeutet dies, so Dagmar Hoffmann, dass die<br />

Anlage räumlich umgrenzt <strong>und</strong> einfach lesbar<br />

sein sollte – <strong>und</strong> doch vielfältig genug, um Impulse<br />

für individuelle Erinnerungen zu geben.<br />

Alle menschlichen Sinne sollten angesprochen<br />

werden, Möglichkeiten zur Bewegung <strong>und</strong> Betätigung<br />

gegeben sein. Es wurde beispielsweise<br />

ein großer Arbeitstisch entwickelt, in dessen<br />

Top Thema | 25


26 | Top Thema<br />

SINNESWERKSTATT LANDART Naturkunst für<br />

Kinder<br />

Für Kindergarten, Gr<strong>und</strong>schule, Kinderprojektwochen,<br />

<strong>Freizeit</strong>en, Kunstunterricht, Ganztag, Familie, Umweltbildung<br />

<strong>und</strong> Kunstschule.<br />

Ganz neu ist ein sehr anregendes Buch für naturpädagogische<br />

<strong>und</strong> kreative Sinnesspiele für Kinder ab 4<br />

Jahren im öffentlichen Freiraum in Wald <strong>und</strong> Wiesen.<br />

Der Begriff „LandArt“ wurde in den 70er Jahren für<br />

eine Bewegung r<strong>und</strong> um Natur-Kunst geprägt. Naturlandschaften<br />

wurden durch riesige Naturinstallationen<br />

aus Steinen, Erde, Sand, Holz <strong>und</strong> Wasser selbst zum<br />

Kunstwerk. Hiervon ließen sich die Autorinnen zu fantasieanregenden<br />

sinneserweckenden Freiraum-<strong><strong>Spiel</strong>en</strong><br />

inspirieren, die sie in ihrer sozialpädagogischen Tätigkeit<br />

einsetzen.<br />

Die <strong>Spiel</strong>ideen machen Urformen wie Kreise, Linien,<br />

Spiralen oder Kreuze erfahrbar, indem die Kinder<br />

beispielsweise Naturmaterialien sammeln <strong>und</strong> zu<br />

Mustern legen. Andere Vorschläge drehen sich um das<br />

Kennenlernen mit Naturmaterialien wie Holz, Sand<br />

Steine, Blüten, Früchte, Schnee, Feuer, Tierformen,<br />

Blätter. Auch Zeit wird zum sinnlichen Erlebnis, indem<br />

zu jeder Jahreszeit draußen gespielt wird. Für die<br />

Schulung aller Sinne fi nden Interessenten hier jede<br />

Menge Anregungen.<br />

Regina Bestle-Körfer, Annemarie Stollenwerk<br />

www.oekotopia-verlag.de, 128 Seiten, 21,6 x 26,6 cm,<br />

zahlreiche Farbfotos<br />

ISBN: 978-3-86702-074-9 18,90 Euro<br />

Foto: Richter <strong>Spiel</strong>geräte<br />

Ebenfalls aus der Serie der <strong>Spiel</strong>stationen von Richter: Die Spirale<br />

balanciert mit verschiedenen physiologischen Phänomenen den<br />

Sehsinn aus <strong>und</strong> überrascht durch eine veränderte Sicht nach<br />

Betrachten.<br />

Mitte Kräuter gepfl anzt sind. Die Anlage bietet<br />

durch ihre klare Gr<strong>und</strong>struktur <strong>und</strong> R<strong>und</strong>wege,<br />

die immer zum Ausgangspunkt zurückführen,<br />

eine räumliche Orientierung. Bei der Bepfl anzung<br />

wurden bekannte Pfl anzen verwendet,<br />

die Erinnerungen wecken <strong>und</strong> eine deutliche,<br />

jahreszeitliche Orientierung ermöglichen. Die<br />

Aufteilung der einzelnen Sinnesbereiche wird<br />

durch eine entsprechende Pfl anzenauswahl unterstützt<br />

– bunte Blumen, haptisch interessantes<br />

Blattwerk, duftende Pfl anzen <strong>und</strong> Kräuter,<br />

Gemüse <strong>und</strong> Beeren zum Ernten <strong>und</strong> Essen –<br />

die Bandbreite für Sinneseindrücke ist groß <strong>und</strong><br />

gibt gleichzeitig Sicherheit durch Vertrautheit.<br />

Sinnesschulung als gesellschaftliche<br />

Aufgabe<br />

Es mag sein, dass die konzeptionelle Gr<strong>und</strong>lage<br />

für diesen Garten der Blick auf die dementen<br />

Bewohner war – doch eignen sich all diese<br />

Merkmale genauso für überdrehte Kinder, überlastete<br />

Mütter <strong>und</strong> überreizte Arbeitnehmer,<br />

denen die Klarheit, Sicherheit <strong>und</strong> Vertrautheit<br />

eines solchen Gartens genauso Ruhe <strong>und</strong> Halt<br />

gibt, wie den Senioren der Wohnanlage. Ob mit<br />

oder ohne generationsübergreifende <strong>Spiel</strong>stationen<br />

oder Klangsteine. Und so bleibt uns<br />

als Fazit: „Sinnes-Räume für alle“ – eine ganz<br />

wichtige Zukunftsaufgabe für die Kommunen.<br />

D.T.


<strong>Spiel</strong>plätze haben eine wichtige Funktion in der<br />

Gesellschaft. Sie gehören zu Kindheit <strong>und</strong> Jugend<br />

einfach dazu. Es gibt <strong>Spiel</strong>plätze, die beschaulich<br />

sind, so als wäre die Zeit stehen geblieben,<br />

solche, die mit modernstem <strong>Spiel</strong>gerät<br />

bestückt sind <strong>und</strong> wieder andere, die vor allem<br />

wegen ihrer Geländegestaltung <strong>und</strong> Bepfl anzung<br />

attraktiv sind. Ein neuer Trend zeigt sich<br />

in größeren Städten: <strong>Spiel</strong>plätze für Jugendliche<br />

<strong>und</strong> sogar <strong>Spiel</strong>plätze für Senioren. <strong><strong>Spiel</strong>en</strong><br />

ist eben ein menschliches Gr<strong>und</strong>bedürfnis, das<br />

auch uns Erwachsene manchmal überkommt.<br />

Wir müssen es nur zulassen. Immer geht es bei<br />

<strong>Spiel</strong>plätzen auch um Treffpunkte <strong>und</strong> Orte der<br />

Kommunikation.<br />

Ob ein <strong>Spiel</strong>platz leistet, was er soll, ist natürlich<br />

auch Ansichtssache. Auf der Website www.<br />

spielplatz-ansichten.de bietet sich die Gelegenheit<br />

<strong>Spiel</strong>plätze jeder Art vorzustellen. Gelungene,<br />

aufregende, spannende, unmögliche,<br />

kreative, grüne, experimentelle, abenteuerliche<br />

<strong>Spiel</strong>plätze können einer breiten Öffentlichkeit<br />

präsentiert werden. Natürlich mit einem kurzen<br />

Kommentar. Ziel: eine überregionale Auseinandersetzung<br />

<strong>und</strong> mehr Aufmerksamkeit für real<br />

existierende Plätze für <strong>Freizeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong> Jeder,<br />

der einen <strong>Spiel</strong>platz kennt, der erwähnenswert<br />

ist, kann sich beteiligen. Ganz gleich, ob es ein<br />

besonders gelungener oder eben nicht empfehlenswerter<br />

Platz ist. Künstlerisch müssen die<br />

Bilder nicht sein, aber scharf <strong>und</strong> richtig belichtet.<br />

Und die Kommentare sollten konstruktiv<br />

gehalten werden. L.K.<br />

Einfach Bilder per Mail an<br />

fotos@spielplatz-ansichten.de senden<br />

<strong>und</strong> diese Details angeben:<br />

<strong>Spiel</strong>platz:<br />

(Straße) in (Ort/Land)<br />

Kommentar zum <strong>Spiel</strong>platz:<br />

(Ein bis zwei Sätze)<br />

Fotograf: (Name)<br />

Aufnahmedatum: (Monat/Jahr)<br />

Showcase für<br />

<strong>Spiel</strong>plätze<br />

Top Thema | 27<br />

Foto: Anke Bührman


Marktmonitor<br />

Neu in der Stadt<br />

Pünktlich zur FSB starten die Hersteller eine Neuheitenoffensive: Dagmar Thiemann<br />

hat sich für Sie umgesehen <strong>und</strong> stellt interessante Produkte für den kommunalen<br />

Freiraum vor.<br />

28 | Marktmonitor<br />

Freestyler<br />

Im fl achen Land lässt es sich gut treten: Kein<br />

W<strong>und</strong>er, dass eine völlig neue Kreuzung aus<br />

Tretauto <strong>und</strong> BMX-Fahrrad von BERG Toys<br />

aus den Niederlanden kommt - quasi der<br />

Quad unter den Tretmobilen für Kinder. Der<br />

Freestyler macht abenteuerliche Stunts für<br />

zukünftige Helden möglich. Natürlich auf<br />

sichere Weise, wofür diverse Features sorgen.<br />

» www.bergtoys.nl<br />

Balancierpfad<br />

Ein neu entwickeltes <strong>Spiel</strong>geräteprogramm von RUWA aus<br />

Österreich fördert nicht nur die Ausbildung der Sinne, sondern<br />

sorgt auch für die Verbesserung der motorischen Fähigkeiten.<br />

Neben einem Empfi ndungspfad fördern Hoch-tief-Balancier-<br />

Geräte Gleichgewichtssinn <strong>und</strong> Körpergefühl. Übrigens: Beweglichkeit<br />

<strong>und</strong> Gleichgewicht sind nicht nur für Kinder, sondern<br />

auch ältere Menschen wichtige Komponenten, um sicher durch<br />

den Alltag zu gelangen, dieser Pfad könnte also genauso gut in<br />

einem Stadtpark installiert werden.<br />

» www.ruwa.at<br />

Ferrari Go-Kart<br />

Ebenfalls von BERG Toys stammt der Ferrari unter den Go-Karts: Welcher Junge<br />

träumt nicht von so einem roten Rennwagen? In Zusammenarbeit mit dem legendären<br />

Rennwagenhersteller entwickelte BERG Toys zwei Pedal-angetriebene<br />

Ferrari F1 Pedal Go-Karts. Mit den Maßen von 128 x 75 x 67 cm <strong>und</strong> einem<br />

Gewicht von 27 kg kann er sich auf jeder Kart-Bahn gut<br />

sehen lassen.<br />

» www.bergtoys.nl


Bank in der Mauer<br />

Die Stadt Würzburg gestaltete die Mainpromenade<br />

neu. Hier lieferten die MHW Metallwerke<br />

Helmstadt GmbH verschiedene Sitzgelegenheiten.<br />

Ganz besonders gelungen fi nden wir<br />

die Sitz- <strong>und</strong> Ruhezonen an der Hochwasserschutzmauer,<br />

weil sie sich optisch so perfekt<br />

integrieren. Als Rückenlehnen wurden geneigte<br />

Steinelemente in die Natursteinoberfl äche der<br />

Hochwasserschutzwand integriert. Unter der<br />

Sitzfl äche sieht man das erhöhte Straßenpfl aster,<br />

wodurch sich die Bank durch Blinde leicht<br />

ertasten lässt.<br />

» www.mhw-object-design.de<br />

Vogelnest<br />

Es sieht nicht nur nach einem sicheren<br />

Nest aus, sondern ist es<br />

auch: Beim HUCK-Vogelnest sorgt<br />

eine engmaschige Gliedermatte,<br />

auf der die Kinder sitzen, dafür,<br />

dass die Kleinen nicht durchrutschen<br />

<strong>und</strong> weder Arme noch Bei- ne<br />

beim Schaukeln durchgesteckt<br />

werden können. Der Boden ist<br />

stufenlos <strong>und</strong> sanft ger<strong>und</strong>et,<br />

damit „die Küken“ ergonomisch <strong>und</strong> geborgen im Vogelnest liegen. Eine extra starke Polsterung – stärker als von der<br />

geltenden <strong>Spiel</strong>geräte-Norm vorgeschrieben – bietet zudem ein Maximum an Sicherheit. Noch mehr Sicherheit für die<br />

Kommune bringt die 5-Jahres-Garantie auf alle Materialien. » www.huck.net<br />

Leuchtpoller<br />

Wenn die Dämmerung anbricht, fühlen sich viele Bürger auf öffentlichen Wegen<br />

unsicher. Der Gr<strong>und</strong>: Zwar hellen Laternen den Bereich großfl ächig auf, doch scheinen<br />

sie nicht seitlich ins dunkle Gebüsch. Deshalb hat ABES den Leuchtpoller im Rahmen<br />

der Serie intelligenter Stadtmöbel entwickelt. Dieser Leuchtpoller steht als einziger<br />

seiner Art auf einem Wechselsockel mit 3p-Technologie. Das zylindrische Gehäuse aus<br />

Aluminiumguss ist mit 36 kräftigen Routiero Luna-LED-Lampen bestückt, dessen Licht<br />

nach allen Seiten ausstrahlt.<br />

» www.abes-online.com<br />

Marktmonitor | 29


Urban Play<br />

Aus den Niederlanden stammt ein neues <strong>Spiel</strong>gerät für<br />

Kinder zwischen 6 <strong>und</strong> 12 Jahren: BOER entwickelte es mit<br />

dem Ingenieurbüro Carve. Durch die besondere Linienführung<br />

<strong>und</strong> Materialauswahl appelliert Urban Play an die<br />

heutige Erlebniswelt der Kinder. Das Stahl-<strong>Spiel</strong>gerät ist<br />

mit drei Farben lieferbar: in Grün, Rot oder Blau.<br />

Urban Play besteht aus dynamisch aufgebauten <strong>Spiel</strong>geräten<br />

in vielen Variationen, die Kinder verlocken, immer<br />

wieder Neues zu probieren. Objekte wie drehende Kugeln,<br />

rotierende Plattformen <strong>und</strong> bewegliche Elemente regen zu<br />

Bewegung an. Gleichzeitig können auch Ruhezonen wie<br />

Lounge-Ringe oder Netze integriert werden.<br />

» www.boerplay.com<br />

30 | Marktmonitor<br />

Rasengitterplatten<br />

Sie sind nicht mehr ganz neu - etwa seit einem<br />

Jahr auf dem Markt – aber durch die Änderungen<br />

der Norm im Mai umso aktueller: Derzeit stellen die<br />

Rasengitterplatten von Conradi+Kaiser die einzige<br />

zweifelsfrei normgerechte Lösung für die Bodenbefestigung<br />

hinter Hangrutschen dar, wie sie die neue<br />

Norm EN 1176/2008 vorschreibt. Dort überzeugt<br />

die Rasengitterplatte auch mit den erforderlichen<br />

Fallwerten.<br />

Mit einem Anteil von etwa einer Hälfte an Rasenfl äche<br />

kombinieren die C+K-Rasengitterplatten natürliche Optik mit größtmöglichen<br />

Fallschutzeigenschaften. Die integrierten Verbindungssysteme<br />

verzahnen formschlüssig miteinander <strong>und</strong> ermöglichen eine schnelle,<br />

kostengünstige Verlegung, die sich dem Untergr<strong>und</strong> fl exibel anpasst.<br />

» www.conradi-kaiser.de


Unterirdisches Abfallsystem U-Select<br />

Der Hauptteil des Abfall-Sammelsystems von Paul Wolff ist nicht nur unsichtbar, sondern auch gerecht: Mit U-Select,<br />

dem unterirdischem Sammelsystem für Altpapier, Altglas sowie Restmüll, zahlt jeder Nutzer nur für seinen Abfall –<br />

zum Beispiel in einer städtischen Wohnanlage. Sichtbar ist nur das Einwurfgehäuse, darunter befi ndet sich ein großer<br />

Sammelcontainer, der mit einem Lift zur Leerung hochgefahren werden kann. Der jeweilige Nutzer identifi ziert sich<br />

am Bedienfeld des Einwurfgehäuses mittels eines Chips oder Transponders, der die Abfallschleuse öffnet. Anschließend<br />

werden die Daten per GPRS an einen Zentralrechner übertragen. Individuelle Nutzung <strong>und</strong> Füllstandskontrolle sind<br />

dadurch jederzeit berechenbar.<br />

» www.muellkonzepte.paulwolff.de<br />

Großes Stern-Oktanetz<br />

Corocord hat jüngst ein Oktanetz in neuer Ausrichtung defi -<br />

niert: Schräg gekippt wird das Netz als Sternenform an drei<br />

gekreuzten Druckstäben befestigt. Diese Konstruktion ist für<br />

den Einsatz im Außen- wie auch im Innenbereich geeignet.<br />

140 Meter Seil in ca. 2 cm Durchmesser ergeben 42 Maschen<br />

– damit ist viel möglich: hangeln, durchklettern, balancieren<br />

oder in der engmaschigen Struktur einen bequemen Sitzplatz<br />

fi nden. Die Fallhöhe der Raumnetzpyramide beträgt 2,80<br />

Meter, die benötigte Gr<strong>und</strong>fl äche sollte einen Durchmesser von<br />

4,55 m. aufweisen.<br />

» www.corocord.de<br />

Marktmonitor | 31


Spider Seilspielgerät<br />

Der Spider, das neuste Seilspielgerät der Firma<br />

Lappset, wurden speziell für Jugendliche <strong>und</strong><br />

Kinder, die gerne wild <strong>und</strong> intensiv spielen,<br />

kreiert. Die Kombination von Klettergerät <strong>und</strong><br />

Sprungtuch geben reichlich Gelegenheit zur<br />

Bewegung. Das Seilspielgerät kann von bis zu<br />

11 Kindern gleichzeitig genutzt werden <strong>und</strong> ist<br />

daher gerade für Wohngebiete <strong>und</strong> Gebäudekomplexe<br />

im Großstadtdschungel sehr gut geeignet.<br />

» www.lappset.de<br />

Intelligente Stadtmöbel - LuxBin<br />

ABES bietet seit längerem schon Poller in 3p-Technologie an, die im Falle<br />

einer Kollision einfach an einer Sollbruchstelle abknicken <strong>und</strong> leicht durch<br />

Austausch eines kostengünstigen Verbindungsstücks wieder aufgestellt<br />

werden können. Jetzt wenden die Luxemburger die 3p-Technologie auch<br />

auf Abfallbehälter <strong>und</strong> Ascher an. Solchermaßen ausgestattete Stadtmöbel<br />

lassen sich außerdem im Handumdrehen entfernen, um Flächen anderweitig<br />

zu nutzen. Einer der neuen intelligenten Stadtmöbel von ABES ist<br />

der Abfallbehälter „LuxBin“, der auf der FSB vorgestellt wird. Der Behälter<br />

fasst 80 Liter <strong>und</strong> steht mit patentierter 3p-Technologie wackelfest in der<br />

ebenerdigen Bodenhülse: Entleert wird über den patentierten Öffnungsmechanismus<br />

oder durch Kippen des Behälters.<br />

» www.abes-online.com<br />

32 | Marktmonitor<br />

Wiegenwippe<br />

Von der SPOGG Sport Güter GmbH aus Asslar-Berghausen stammen<br />

die Geräte der Marke Hally Gally: Diese neue Wiegenwippe<br />

mit wartungsfreiem Rollenlager ist für jedes Alter geeignet. Sie<br />

eignet sich sowohl als Element in einem generationenübergreifenden<br />

Fitness-Parcour, wie auch als Einzelgerät auf dem<br />

<strong>Spiel</strong>platz. Die Wippe ist mit einer Fallhöhe von 1,30 m für Rasen<br />

zulässig. Der Platzbedarf ist inklusive Sicherheitsbereich mit 3,50<br />

m x 7,00 m anzusetzen.<br />

» www.hally-gally-spielplatzgeraete.de


Im Osnabrücker Hauptquartier arbeiten derzeit<br />

30 Mitarbeiter – <strong>und</strong> fast alle haben Kinder im<br />

<strong>Spiel</strong>platzalter. Bis auf den Seniorchef Dr. Joachim<br />

Runge, aber dieser hat drei Enkel von seinem<br />

Sohn Oliver, somit verbringt auch er Zeit<br />

mit Kindern. Einer der Enkel, der vierjährige Frederick,<br />

ziert den Titel der aktuellen Broschüre<br />

zur Serie KIDS. Und das kam so: Anfang diesen<br />

Jahres setzten sich die Mitarbeiter bei Runge<br />

mit der Geschäftsführung zusammen <strong>und</strong> stellten<br />

fest, dass sie in der alltäglichen Lebenswelt<br />

der Kinder alle eine ähnliche Erfahrung machen:<br />

Es gibt einfach zu wenig kindgerechte Möbel im<br />

öffentlichen Freiraum. Natürlich hat jeder <strong>Spiel</strong>-<br />

oder Stadtplatz Bänke – aber auf die müssen<br />

Kinder im Kita- <strong>und</strong> Kindergartenalter gehoben<br />

werden oder klettern. Klassische metallene Abfallbehälter<br />

fallen in der farbigen Umgebung<br />

kaum ins Auge, dafür umso mehr der weggeworfene<br />

Müll im <strong>Spiel</strong>sand. Runge entwickelte<br />

deshalb eine Kids-Serie mit einem rotgelben<br />

Durch die Bank gut<br />

In der Serie Herstellerportrait möchten wir Ihnen das wohl älteste deutsche<br />

noch existierende Unternehmen für Freiraummöblierung vorstellen: die Runge<br />

GmbH & Co. KG. Das Familienunternehmen hält sich seit über 100 Jahren<br />

durch seinen hohen Qualitätsanspruch am Markt – derzeit unter den TOP-5.<br />

Runge passt besonders gut in diese Ausgabe, weil die Osnabrücker gerade mit<br />

der neuen Serie „KIDS“ in das Marktsegment Freiraummöblierung für Kinder<br />

einsteigen.<br />

Abfallbehälter <strong>und</strong> besonderen ergonomisch<br />

angepassten Sitzmöbeln für Kinder. So auch ein<br />

hölzerner Sitzring, der als Stuhlkreis für Kindergärten<br />

oder ähnliche Flächen funktioniert.<br />

Da Kinder im Alter von Frederick schnell dem<br />

Stuhlkreisalter entwachsen, gehört auch das<br />

Jugend-Sitzmöbel Theatrum zum Programm, in<br />

dem die Jugendlichen ähnlich einer Tribune auf<br />

drei Ebenen chillen können. Geschäftsführer<br />

Oliver Runge erklärt die Idee hinter der Serie:<br />

„Uns war wichtig, nicht nur über eine kindergerechtere<br />

Gesellschaft zu reden, sondern sie<br />

konkret durch eigene Gestaltung umzusetzen.<br />

Dafür haben wir nicht nur unsere eigenen aktuellen<br />

Erfahrungen als Eltern betrachtet, sondern<br />

mit Designern gesprochen, mit Architekten<br />

<strong>und</strong> Technikern, vor allem aber mit den Kindern<br />

selbst. Sie wurden in den Entwicklungsprozess<br />

mit einbezogen - bis hin zu ihrer Präsenz<br />

in der Broschüre, auf die sie sehr stolz sind.“<br />

Bei den Entwürfen für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

Portrait | 33


„Wir fördern die Verwendung FSC-zertifzierter<br />

Hölzer. Der FSC ist die einzige<br />

internationale Organisation, die es geschafft<br />

hat durch höchste Ansprüche <strong>und</strong><br />

Integration aller Beteiligten, nicht nur die<br />

Akzeptanz sondern sogar die intensive Unterstützung der größten<br />

<strong>und</strong> führenden Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace, WWF,<br />

BUND, NABU etc. zu erhalten.“<br />

Oliver Runge, Geschäftsführer Runge GmbH & Co. KG<br />

34 | Portrait<br />

SCS-COC-00465<br />

hat Runge die betreuenden Erwachsenen nicht<br />

vergessen. Jeder kennt die Diskussion der Kindergärtnerinnen<br />

<strong>und</strong> Kindergärtner, die dieses<br />

Jahr u.a. für körpergrößengerechtes Kindergartenmobiliar<br />

im Sinne des Ges<strong>und</strong>heitsschutzes<br />

gekämpft hatten. „Wir haben für beispielsweise<br />

Erzieher <strong>und</strong> Lehrer bei dem System Circus<br />

nicht nur eine ideale Sitzr<strong>und</strong>e für die Kinder<br />

geschaffen, sondern mit dem PrivateSeat den<br />

erwachsenengerechten Außenstuhl gleich mit.<br />

So beweist Runge seinen vollständigen Entwicklungsansatz<br />

bei Mobiliar für Kindergärten,<br />

Schulen <strong>und</strong> Sportstätten.“<br />

3-D-Simulation garantiert Präzision<br />

in Perfektion<br />

Wie bei Runge üblich, wurde bei der Produktentwicklung<br />

vor deren materieller Entstehung in<br />

spezieller 3D Software konstruiert <strong>und</strong> simuliert.<br />

Simon Forman, Pressesprecher, erklärt den Vorteil<br />

für die Qualitätssicherung: „Dieses Verfahren<br />

sichert bei Sonderanfertigungen oder auch Produktinnovationen<br />

für externe Auftraggeber den<br />

hohen Qualitätsanspruch, da auf Wunsch von<br />

Architekten die Entwürfe auch gerendert <strong>und</strong><br />

als Images zum Druck oder als Film ausgegeben<br />

werden können. Dieses erhöht die Präzision <strong>und</strong><br />

die Kommunikation zwischen Hersteller, Planer<br />

<strong>und</strong> Bauherr.“ Ein Beispiel dafür ist das Projekt<br />

Landesgartenschau Bingen mit Parkbänken aus<br />

unterschiedlichen Modellreihen, insbesondere<br />

auch ein eigens hierfür entwickeltes Bankmodell.<br />

Bei der Entwicklung <strong>und</strong> ortsspezifi -<br />

schen Anpassung der Bänke hat Runge eng<br />

mit dem Planer zusammengearbeitet <strong>und</strong><br />

durch moderne 3D-Bank-Simulationen<br />

die Entscheidungsfi ndung bei dem Landschaftsarchitekten<br />

<strong>und</strong> den Gremien der<br />

Landesgartenschau unterstützt.<br />

Saubere Lösungen für Kommunen<br />

Neben Bänken <strong>und</strong> Banksystemen beliefert<br />

Runge Kommunen auch mit Abfallbehältern.<br />

Klassiker wie der Compactboy<br />

<strong>und</strong> preisgekrönte Modelle<br />

wie der Haidog, ein Abfallbehälter mit<br />

integriertem Tütenspender für H<strong>und</strong>ekot,<br />

sorgen in zahlreichen Städten für<br />

ein sauberes Stadtbild. In Zeiten der<br />

Terrorangst sorgte Runge 2007 mit<br />

dem Abfallhai für Aufsehen, der mit<br />

einer Protectus-Ausführung auf den<br />

Markt gebracht wurde, die die Splitterkraft<br />

einer Granate derart absorbiert,<br />

dass das Gefahrenpotenzial einer Spreng-


ladung dramatisch reduziert wird. Als jüngste<br />

Entwicklung wurde der Abfallbehälter Fly im<br />

letzten Jahr mit dem iF product design award<br />

geehrt <strong>und</strong> dieses Jahr sogar für die höchste<br />

offi zielle Designauszeichnung der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland nominiert, für den Deutschen<br />

Designpreis 2009.<br />

Brasilianische Kiefer <strong>und</strong><br />

andere Harthölzer<br />

Wie sich ein Unternehmen wie Runge über 100<br />

Jahre am Markt halten konnte, liegt ganz sicher<br />

an der Qualität der Produkte, ziemlich sicher an<br />

ihrer zeitlosen Designstrategie <strong>und</strong> vielleicht<br />

auch an der Stabilität der Familientradition, innerhalb<br />

derer seit 1908 eine enorme Erfahrung<br />

an jede nächste Generation weiter gegeben<br />

wird. So ist Oliver Runge von klein auf mit Parkbänken<br />

<strong>und</strong> ihrer Herstellung aufgewachsen,<br />

hat schon am Mittagstisch über Hölzer gefachsimpelt<br />

<strong>und</strong> war nach dem Wirtschaftsstudium<br />

unter anderem für The Wood Connection in<br />

Namibia tätig. Er hält den Maßstab für das verwendete<br />

Holz – im Falle der Serie KIDS naturbelassenes<br />

Niangon-Holz – hoch: So kommen nur<br />

handverlesene Chargen in die Produktion. Und<br />

diese tragen immer häufi ger das FSC-Siegel<br />

für nachhaltige Holzwirtschaft, weil es Runge<br />

gelingt, seine K<strong>und</strong>en von der Glaubwürdigkeit<br />

<strong>und</strong> dem wirklich sinnvollen Beitrag zum Schutz<br />

der Wälder weltweit zu überzeugen. Vermutlich<br />

kann sein Sohn Frederick in wenigen Jahren gutes<br />

Holz schon von schlechtem unterscheiden,<br />

noch bevor er alt genug für´s Chillen auf dem<br />

Theatrum ist.<br />

Wie haltbar Runge-Holzbänke sind, zeigt die<br />

Tatsache, dass kurz vor dem 100-jährigen Jubiläum<br />

zur großen Freude von Oliver Runge<br />

die wohl älteste, noch in Gebrauch befi ndliche<br />

Parkbank aus brasilianischer Kiefer in Bayern<br />

auftauchte. „Anhand des Markenschildes datieren<br />

wir die Bank auf die Zeit zwischen dem<br />

Gründungsjahr der Firma im Jahr 1908 <strong>und</strong><br />

1911.“<br />

Holz <strong>und</strong> Metall als Material für<br />

zeitlose Stadtmöbel<br />

Die Holzverarbeitung hat bei Runge heute einen<br />

Anteil von etwa 45 Prozent an der Gesamtproduktion.<br />

Mehr als 54 Prozent entfallen auf<br />

Bankkomponenten, Abfallbehälter <strong>und</strong> Fahrradständer<br />

aus Metall. Mit Kunststoffprodukten<br />

erwirtschaftet das Unternehmen weniger<br />

als ein Prozent Umsatz. Simon Forman fasst die<br />

Produktpalette zusammen: „Das Portfolio von<br />

Runge umfasst insgesamt über 350 Produkte -<br />

von historischen oder modernen Möbeln über<br />

Sitzbänke unterschiedlicher Materialien, von<br />

Abfallbehältern bis zu Fahrradständern, Tischen<br />

<strong>und</strong> Pfl anzenkübeln. Insgesamt werden 1.220<br />

unterschiedliche Gr<strong>und</strong>varianten angeboten,<br />

die in mehreren Oberfl ächenveredelungen <strong>und</strong><br />

Farbvarianten bestellt werden können.“<br />

Produziert wird übrigens ausschließlich in<br />

Deutschland, was auch für die Zulieferer gilt.<br />

„Durch die Bank gut“ – so lautet der Slogan des<br />

Unternehmens. Und so lautet auch unser Eindruck.<br />

D.T.<br />

Für Kindergärten, Parks oder <strong>Spiel</strong>plätze: Stuhlkreis Circus mit extrem haltbarem Niangon-Holz beplankt.<br />

Auch ein Abfallbehälter zum Kids-<br />

Programm: Dieser CowBoy sorgt für<br />

Ordnung.<br />

Portrait | 35


36 | Gesellschaft<br />

Foto: shutterstock


Jugend im öffentlichen Raum<br />

<strong>Spiel</strong>landschaft Bremen<br />

Das Deutsche Kinderhilfswerk setzt sich für Kinderrechte, Beteiligung <strong>und</strong> die<br />

Überwindung von Kinderarmut in Deutschland ein. Vor 35 Jahren traten die<br />

Gründer an, um die <strong>Spiel</strong>plätze Deutschlands zu verbessern – <strong>und</strong> tun es heute<br />

noch. So unterstützt die Organisation private oder kommunale Projekte, welche<br />

unter der Beteiligung von Kindern bestehende <strong>Spiel</strong>orte verbessern oder<br />

neue anregungsreiche <strong>Spiel</strong>räume im Wohnumfeld schaffen. In Bremen ist<br />

dies besonders vorbildlich gelungen. Unser Gastautor Holger Hofmann berichtet,<br />

wie öffentlicher Freiraum für Jugendliche wieder attraktiv wurde.<br />

Die häufi gste <strong>Freizeit</strong>aktivität von Jugendlichen<br />

ist das Treffen mit anderen Gleichaltrigen, im<br />

Sozialpädagogenjargon „Peers“ genannt. Das<br />

Elternhaus kommt naturgemäß hierfür weniger<br />

in Frage, Jugendfreizeitstätten sind selten<br />

vorhanden <strong>und</strong> werden zudem vielerorts abgebaut.<br />

Öffentliche Räume, in denen Jugendliche<br />

sich bewegen, sich ausprobieren oder einfach<br />

nur unter sich sein können, gewinnen daher<br />

an Bedeutung. Doch zunehmend stoßen diese<br />

Orte auf den Widerstand von Anwohnerinnen<br />

<strong>und</strong> Anwohner, werden – von der Öffentlichkeit<br />

weitgehend unbemerkt – Gegenstand von<br />

Lärmklagen. Verschärfend wirkt die aktuelle<br />

Gesetzeslage, welche die Jugendspielplätze<br />

mittels Lärmschutzverordnung zusätzlich torpediert.<br />

Derzeit behandelt das Gesetz Einrichtungen<br />

des Jugendspiels wie etwa Skateranlagen,<br />

Bolz-, Streetball- oder Tischtennisplätze<br />

als Sportanlagen. Dadurch werden Abstandsfl<br />

ächen zwischen 90 <strong>und</strong> 200 Metern nötig, die<br />

vor allem in größeren Städten praktisch nicht<br />

einzuhalten sind, es sei denn, die Plätze werden<br />

an den Stadtrand verlegt. So kommt es dann zu<br />

einer Skateranlage, die zunächst für viel Geld<br />

errichtet wurde <strong>und</strong> dann Empörung auslöst,<br />

weil sie nicht von den Jugendlichen genutzt<br />

wird.<br />

Jugendliche sind Opfer von Schutz-<br />

<strong>und</strong> Planungsmaßnahmen<br />

Jugendliche ab 12 Jahren sind so die größten<br />

Opfer von Lärmschutz <strong>und</strong> dem Ausverkauf<br />

städtischer Räume geworden. Etwa ab diesem<br />

Alter beginnt das positive Image von spielenden<br />

Kindern einem Schreckensbild zu weichen.<br />

Aber vergessen wir nicht: „Wie es in den Wald<br />

hineinschallt, so kommt es heraus“. Orte, die<br />

Jugendliche verstärkt als Treffpunkte nutzen,<br />

sind wohnortnahe Kinderspielplätze, Treppen<br />

zum Skaten oder leider nicht zuletzt die Tankstelle.<br />

Gibt es dort Jugendliche, die für Unordnung<br />

oder Beschädigungen sorgen, etwa indem<br />

sie ihre Zigarettenkippen auf dem <strong>Spiel</strong>platz<br />

zurücklassen, dann fi ndet in der Regel kein<br />

direkter Kontakt, kein Gespräch statt, sondern<br />

es wird nur Klage unter den Erwachsenen laut<br />

oder die Polizei gerufen. Dabei greift oftmals<br />

ein Etikettierungsphänomen: Wird ein Jugendlicher<br />

im öffentlichen Raum auffällig, so wird<br />

die gesamte Altersgruppe damit in Verbindung<br />

gebracht.<br />

Unter den Jugendlichen macht sich ein Gefühl<br />

der Machtlosigkeit breit, welches durch etikettierende<br />

Vorwürfe <strong>und</strong> das Gefühl der Unerwünschtheit<br />

noch weiter verstärkt wird.<br />

Im öffentlichen Raum werden Normen <strong>und</strong><br />

Werte übernommen oder abgelehnt. Wir können<br />

davon ausgehen, dass der öffentliche Raum<br />

diese Aufgabe derzeit vor allem in negativer<br />

Hinsicht erfüllt.<br />

Gesellschaft | 37


Foto: DHKW<br />

Jugendfreizeitheim Oslebshausen: In Zusammenarbeit mit dem<br />

Künstler Claus Petersen entstand eine Chillecke.<br />

Wer gefragt<br />

„Wenn Jugendliche in Verfahren <strong>und</strong> Prozesse der wird, integriert<br />

Stadtentwicklung einbezogen werden, etwa durch sich leichter<br />

Es gilt deshalb,<br />

ortsbezogene Planungsbeteiligung, als Beteiligte die Bedürfnisse<br />

bei der Leitbildentwicklung der Kommune oder von Jugendlichen<br />

im öffentlichen<br />

über die Integration in Planungsverfahren wie Raum stärker zu<br />

die <strong>Spiel</strong>leitplanung, ermöglicht man ihnen erst, berücksichtigen,<br />

ihnen Angebote<br />

aktive Mitglieder der Zivilgesellschaft zu werden.“<br />

bereitzustellen, in<br />

Holger Hofmann, Deutsches Kinderhilfswerk<br />

denen sie unter<br />

sich sein können.<br />

Die Einbeziehung von Jugendlichen in Verfahren<br />

<strong>und</strong> Prozesse der Stadtentwicklung, etwa durch<br />

ortsbezogene Planungsbeteiligung, die Einbeziehung<br />

in die Leitbildentwicklung der Kommune<br />

oder über die Integration in Planungsverfahren<br />

wie die <strong>Spiel</strong>leitplanung ermöglicht<br />

sie zu aktiven Mitgliedern der Zivilgesellschaft<br />

werden zu lassen. Gerade für die sogenannten<br />

Problemgruppen wie Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

oder aus sozial benachteiligten<br />

Quartieren hat dieser Zugang eine hohe Integrationskraft.<br />

Jugendliche als Expertinnen <strong>und</strong><br />

Experten für ihre Lebensumwelt einzubeziehen,<br />

leitet sich schon aus den gesetzlichen Vorgaben<br />

aus Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention<br />

(die auch für „Kinder“ bis 18 Jahre gilt) <strong>und</strong> § 1<br />

des Baugesetzbuches ab. Bei der Ausarbeitung<br />

kommunaler Verfahren <strong>und</strong> Prozesse ist es notwendig,<br />

alle relevanten Jugendspiel- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>räume<br />

einzubeziehen <strong>und</strong> ihre Verteilung<br />

38 | Gesellschaft<br />

Foto: DHKW<br />

Der Mosaikgecko gefällt als Hingucker<br />

<strong>und</strong> als Sitzgelegenheit.<br />

im Stadtgebiet zu berücksichtigen. Im Idealfall<br />

erschließen sich Jugendliche ihr soziales <strong>und</strong><br />

ökologisches Umfeld in konzentrischen Kreisen.<br />

Vom unmittelbaren Raum in der Nachbarschaft<br />

<strong>und</strong> Bildungseinrichtungen bis hin zu weiter<br />

entfernten Angeboten baut der Jugendliche<br />

sein Verhaltens- <strong>und</strong> Rollenrepertoire immer<br />

weiter aus. Bei der Betrachtung relevanter Räume<br />

dürfen die oft geschlossenen Vereinssportplätze<br />

oder Außengelände von öffentlichen Einrichtungen<br />

nicht vergessen werden. Darin sind<br />

Ressourcen zu erkennen, die neben einer guten<br />

auch zu einer fi nanzierbaren jugendgerechten<br />

Kommune führen. Über eine Ausrichtung der<br />

Stadtentwicklung auf Jugendliche kann zudem<br />

der Verbleib bzw. der Rückzug von Familien in<br />

innerstädtische Quartiere befördert werden <strong>und</strong><br />

darüber sich eine nachhaltige Stadtentwicklung<br />

vollziehen.<br />

In Bremen sieht man, dass es geht<br />

Seit elf Jahren gibt es in Bremen die Gemeinschaftsaktion<br />

„<strong>Spiel</strong>Räume schaffen“. Ziel der<br />

Aktion ist es, die Stadt für Kinder wieder lebenswerter<br />

zu gestalten. In diesen elf Jahren<br />

wurden über 180 <strong>Spiel</strong>räume neu geschaffen.<br />

Zahlreiche Initiativen <strong>und</strong> Einrichtungen haben<br />

sich mit großem Engagement daran beteiligt. Es<br />

sind an vielen Orten viele neue Projekte entstanden,<br />

die insgesamt die Lebensqualität für<br />

Kinder in Bremen verbessert haben. In Kooperation<br />

mit der Stadtgemeinde Bremen hat das<br />

Deutsche Kinderhilfswerk in 2008 einen Förder-


schwerpunkt „Jugendtreffpunkte“ eingerichtet.<br />

Mit einem Sonderfonds werden gezielt Projekte<br />

gefördert, die neue Treffpunkte für Jugendliche<br />

in der Stadt entwickeln. Dabei ist es eine zentrale<br />

Förderbedingung, dass die Ideen für das<br />

Projekt von den Jugendlichen selber entwickelt<br />

werden.<br />

Hangelgarten beim Jugendfreizeitheim<br />

Bremen Oslebshausen<br />

Das Gelände beim Jugendfreizeitheim in Oslebshausen<br />

lag lange Zeit brach. Immer wieder<br />

äußerten die Jugendlichen, dass Sie hier gerne<br />

einen attraktiven Treffpunkt hätten. In einer<br />

Zukunftswerkstatt wurde das Außengelände<br />

neu geplant. Den Jugendlichen war von Anfang<br />

an neben den rein funktionalen Aspekten auch<br />

eine ästhetische Gestaltung des Geländes wichtig.<br />

So entstand zuerst unter Beteiligung des<br />

Künstlers Claus Petersen ein Mosaikgecko als<br />

Hingucker <strong>und</strong> Sitzgelegenheit <strong>und</strong> anschließend<br />

ein interessantes Schweißprojekt mit der<br />

Künstlerin Anja Fußbach. Nun steht dringend<br />

ein Ort zum ‚Chillen‘ <strong>und</strong> Bewegen an. Die Jugendlichen<br />

haben sich für einen Hangelgarten<br />

<strong>und</strong> diverse gemütliche Sitzgelegenheiten, so<br />

genannte ‚Hinfl äzer‘ <strong>und</strong> Hängematten entschieden.<br />

Insbesondere wenn das Jugendfreizeitheim<br />

geschlossen ist, soll es über das neue<br />

Außengelände trotzdem einen Raum geben,<br />

an dem sich die Jugendlichen treffen können.<br />

Über die positive Anbindung an das Jugendfreizeitheim<br />

lässt sich auch in Zukunft das Prinzip<br />

Selbstöffnung der Einrichtung vermehrt verwirklichen.<br />

Einige der Jugendlichen absolvieren<br />

Kurse, um sich zum Jugendleiter zu qualifi zieren<br />

(JuLeiKa) <strong>und</strong> zur Selbstöffnung berechtigt<br />

zu sein.<br />

Jugendbolzplatz am Warturmer Platz,<br />

Woltmershausen<br />

In einer Insellage zwischen Gewerbegebiet <strong>und</strong><br />

Verkehrsstraßen liegt das Bremer Quartier Warturmer<br />

Platz. Der öffentliche <strong>Spiel</strong>platz wurde<br />

letztes Jahr in einem Beteiligungsverfahren neu<br />

<strong>und</strong> attraktiv gestaltet, jedoch fehlt ein attraktives<br />

Angebot für die Älteren. Der Zustand des<br />

benachbarten Bolzplatzes ist so schlecht, dass<br />

er perspektivisch gesperrt werden muss. Seit<br />

Jahren engagieren sich die Jugendlichen für die<br />

Rettung ihres Bolzplatzes. Sie führen kleinere<br />

Reparaturarbeiten durch, werben Spenden ein<br />

<strong>und</strong> setzen sich mit den zuständigen Institutionen<br />

auseinander. Mit Unterstützung des Förderkreises<br />

des Wohnviertels Warturmer Platz<br />

Foto: GKHW<br />

Freiraummöbel, die von Jugendlichen gewählt <strong>und</strong> akzeptiert werden, lassen Lässigkeit zu.<br />

<strong>und</strong> dem Kinder- <strong>und</strong> Jugendhaus Warturmer<br />

Platz gibt es jetzt Planungen zur Bolzplatzsanierung.<br />

Die Jugendlichen werden Abräumarbeiten<br />

übernehmen, um die Kosten für die<br />

Sanierung zu senken. Wenn alle beantragten<br />

Gelder bewilligt werden, dann kann der neue<br />

Platz noch dieses Jahr fertig werden.<br />

Stadt für alle - Platz für Jugend<br />

In den Jahren, in denen die Bremer Gemeinschaftsaktion<br />

„<strong>Spiel</strong>Räume schaffen“ läuft,<br />

wurde deutlich, dass Projekte für Jugendliche<br />

ungleich schwerer zu realisieren sind, als Projekte<br />

für Kinder. Die Kampagne des Deutschen<br />

Kinderhilfswerks, „Stadt für alle - Platz für Jugend“,<br />

hat deshalb neben der Förderung von<br />

konkreten Projekten durch begleitende Öffentlichkeitsaktionen<br />

auf die Rechte von Jugendlichen<br />

in der Stadt aufmerksam gemacht. Unter<br />

dem oben genannten Slogan wurden Poster<br />

gedruckt <strong>und</strong> Anzeigen geschaltet. Jugendliche<br />

haben selber Postkarten gestaltet <strong>und</strong> hierauf<br />

ihre Wünsche für eine jugendgerechte Stadt<br />

formuliert. Als Abschluss der Aktion wird es<br />

voraussichtlich im Herbst 2009 einen Fachtag<br />

zum Thema Jugendliche in der Stadt geben.<br />

Holger Hofmann<br />

» www.spiellandschaft-bremen.de<br />

Holger Hofmann<br />

Der Autor ist Leiter der Programmabteilung<br />

„<strong>Spiel</strong>raum“<br />

<strong>und</strong> Referent beim Deutschen<br />

Kinderhilfswerk (DKHW) in<br />

Berlin. In der Abteilung werden<br />

zahlreiche Projekte koordiniert<br />

<strong>und</strong> realisiert: das Projekt<br />

„Bewegungsbaustellen“, der<br />

Wettbewerb „ReCreate –<br />

deine Idee macht den Unterschied“,<br />

die Bremer Gemeinschaftsaktion<br />

„<strong>Spiel</strong>Räume<br />

schaffen“, der Weltspieltag,<br />

die Aktionswoche „Zu Fuß<br />

zur Schule“, das Bündnis<br />

„Recht auf <strong>Spiel</strong>“, das Projekt<br />

„Respekt“ in Uecker-Randow<br />

<strong>und</strong> die Services für Kommunen<br />

im Rahmen der Aktion<br />

„Kinderfre<strong>und</strong>liche Stadtgestaltung“.<br />

» www.dkhw.de<br />

Gesellschaft | 39


Deutsches Kinderhilfswerk<br />

unterstützt Kommunen<br />

Links<br />

www.dkhw.de<br />

www.kinderfre<strong>und</strong>lichestadtgestaltung.de<br />

www.recht-auf-spiel.de<br />

www.kinderpolitik.de<br />

40 | Gesellschaft<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> des demografi schen Wandels <strong>und</strong> schrumpfender Städte<br />

wird eine kinder- <strong>und</strong> familienfre<strong>und</strong>liche Entwicklung von Städten <strong>und</strong> Gemeinden<br />

zu einer zentralen Strategie zur Sicherung ihrer Zukunftsfähigkeit.<br />

Es bedarf dazu geeigneter Instrumente <strong>und</strong> Verfahren, die Bürgerbeteiligung<br />

<strong>und</strong> Stadtplanung miteinander verknüpfen. Das Deutsche Kinderhilfswerk ist<br />

unter anderem Initiator des Projektes „Kinderfre<strong>und</strong>liche Stadtgestaltung“<br />

<strong>und</strong> unterstützt derzeit 13 Modellkommunen mit Rat <strong>und</strong> Tat. Weitere können<br />

sich noch bewerben.<br />

Das Deutsche Kinderhilfswerk unterstützt die<br />

kommunalen Bestrebungen seit 2004 <strong>und</strong> will<br />

in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für die<br />

notwendige Aufwertung des Wohnumfeldes<br />

schaffen. Neben politischer Lobbyarbeit zum<br />

Beispiel mit dem Bündnis „Recht auf <strong>Spiel</strong>“<br />

<strong>und</strong> in Sachen (www.kinderpolitik.de) engagiert<br />

man sich auch durch den <strong>Spiel</strong>raumbeirat. Er<br />

besteht aus interdisziplinär arbeitenden Fachverständigen<br />

unterschiedlicher Berufe <strong>und</strong> Regionen.<br />

Durch Vernetzung, Förderung <strong>und</strong> Beratung<br />

will das Deutsche Kinderhilfswerk dazu<br />

beitragen, Kinderfre<strong>und</strong>lichkeit in Deutschland<br />

nicht nur politisch durchzusetzen, sondern<br />

auch konkret zu verwirklichen. Dabei sieht man<br />

die dringende Notwendigkeit, bei der Gestaltung<br />

von städtischen Freiräumen <strong>und</strong> naturnahen<br />

<strong>Spiel</strong>angeboten neue Wege zu gehen. Ziel<br />

ist ein kreatives Wohnumfeld mit öffentlichen<br />

Räumen zum Entdecken <strong>und</strong> Verändern, mit<br />

Kommunikations- <strong>und</strong> Naturerfahrungsräumen,<br />

mit hausnahen Bewegungsräumen auch<br />

auf Gehwegen <strong>und</strong> Straßen sowie mit offenen,<br />

ungenormten Bewegungs-, <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Sportplätzen<br />

für alle.<br />

<strong>Spiel</strong>leitplanung an der TU Berlin<br />

Die Lobbyarbeit zeigt ihre Wirkung auch in Bildung<br />

<strong>und</strong> Forschung: Seit Anfang 2009 wurde<br />

in Berlin-Pankow durch die Unterstützung<br />

der TU Berlin ein Projekt zur <strong>Spiel</strong>leitplanung<br />

gestartet. Damit wurde die <strong>Spiel</strong>leitplanung<br />

erstmals in einen Studiengang der Stadt- <strong>und</strong><br />

Regionalplanung aufgenommen.<br />

Modellkommunen im Programm<br />

„<strong>Spiel</strong>! Platz ist überall“<br />

Ein Instrument, das Ziel einer kinderfre<strong>und</strong>lichen<br />

Stadtgestaltung konkret zu erreichen,<br />

ist das Programm „<strong>Spiel</strong>! Platz ist überall“. Es<br />

wird durch den <strong>Spiel</strong>raumbeirat des Deutschen<br />

Kinderhilfswerkes begleitet <strong>und</strong> durch das B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Familie, Senioren, Frauen<br />

<strong>und</strong> Jugend gefördert. Im Rahmen dieses Projektes<br />

kooperiert das Deutsche Kinderhilfswerk<br />

Kooperationen mit derzeit 13 Modellkommunen:<br />

» Berlin-Pankow<br />

» Blankenfelde-Mahlow<br />

» Dortm<strong>und</strong><br />

» Eberswalde<br />

» Hennef<br />

» Karlsruhe<br />

» Mülheim an der Ruhr<br />

» Pattonville<br />

» Rietberg<br />

» Soltau<br />

» Steinfurt<br />

» Velbert (Projekt I, Projekt II)<br />

» Würselen<br />

Konkrete Hilfe:<br />

Beratung <strong>und</strong> Vernetzung<br />

Auf der Basis der Kooperationsvereinbarung<br />

können die Kommunen eine Initiativberatung<br />

durch die Mitglieder des <strong>Spiel</strong>raumbeirates in<br />

Anspruch nehmen, um ein Konzept für den Planungsprozess,<br />

die Finanzierungsmöglichkeiten<br />

<strong>und</strong> die Beteiligung von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

zu erhalten.


Jugend in der Modellkommune Berlin-Pankow<br />

Das Deutsche Kinderhilfswerk bietet darüber<br />

hinaus an, ein Fachgespräch zu organisieren,<br />

das sich an örtliche Entscheidungsträger/innen<br />

oder auch an die erweiterte Fachöffentlichkeit<br />

<strong>und</strong> interessierte Erwachsene <strong>und</strong> Jugendliche<br />

richtet (wie Vereine, Verbände oder Jugendverbände).<br />

Hier übernimmt das Deutsche Kinderhilfswerk<br />

die Kosten für die Bewerbung, das<br />

Teilnehmermanagement <strong>und</strong> die Aufwendungen<br />

für die Expertinnen <strong>und</strong> Experten.<br />

Unterstützung von Starterprojekten<br />

Darüber hinaus werden die Modellkommunen<br />

darin unterstützt, Starterprojekte öffentlichkeitswirksam<br />

darzustellen. Die Hilfe geht von<br />

der Beratung hin bis zu fi nanziellen Mitteln für<br />

Pressekonferenzen.<br />

Evaluation des Entwicklungsprozesses<br />

Eine begleitende lösungsorientierte Evaluation<br />

soll den Kommunen helfen, den Entwicklungsprozess<br />

kritisch zu begleiten <strong>und</strong> ihn als beispielgebend<br />

für andere Kommunen aufzubereiten.<br />

Hierfür stellt das Deutsche Kinderhilfswerk<br />

weitere Beratungsst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> die Aufarbeitung<br />

von Materialien bereit.<br />

Abschlussveranstaltung<br />

Die Nachhaltigkeit des Beteiligungs- <strong>und</strong> Planungsverfahrens<br />

wird durch eine Abschlussveranstaltung<br />

befördert. Ferner lässt sich darüber<br />

Transparenz zu Erfolgen, Schwierigkeiten <strong>und</strong><br />

der Fortführung herstellen.<br />

„Unser Ziel ist ein kreatives Wohnumfeld mit<br />

öffentlichen Räumen zum Entdecken <strong>und</strong> Verändern,<br />

mit Kommunikations- <strong>und</strong> NaturerfahÖffentlichkeitsarbeitrungsräumen,<br />

mit hausnahen Bewegungsräu-<br />

Alle Kommunen men auch auf Gehwegen <strong>und</strong> Straßen sowie mit<br />

werden auf der<br />

Website www.<br />

offenen, ungenormten Bewegungs-, <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong><br />

kinderfre<strong>und</strong>liche- Sportplätzen für alle.“<br />

stadtgestaltung.<br />

de präsentiert <strong>und</strong><br />

Michael Kruse, Pressesprecher <strong>und</strong> Leiter Information <strong>und</strong> Öffentlichkeits-<br />

beispielgebend in<br />

den Kommunikaarbeit,<br />

Deutsches Kinderhilfswerk e.V.<br />

tionsmitteln des<br />

Deutschen Kinderhilfswerkes transportiert. Aus<br />

den gewonnen Projekterkenntnissen wird in Abstimmung<br />

den Kommunen eine Ausstellungsplakat<br />

erstellt. Ferner werden den Kommunen<br />

„freecards“ bereitgestellt, die an öffentliche<br />

<strong>und</strong> private Organisationen verteilt werden<br />

sowie auf das lokale Engagement aufmerksam<br />

machen oder zur Bewerbung von Veranstaltungen<br />

dienen.<br />

Darüber hinaus erhalten die Modellkommunen<br />

Informationsmedien <strong>und</strong> Fachveranstaltungen<br />

des Deutschen Kinderhilfswerkes zu Sonderkonditionen.<br />

Es lohnt sich also, Modellkommune<br />

zu werden. D.T.<br />

Foto: Klaus Abt, TU Berlin<br />

Gesellschaft | 41


„Die Straße ist keine<br />

gute Kinderstube“<br />

Straßenkinder in Deutschland<br />

– ist das denn wirklich<br />

ein Problem oder existieren<br />

die nur in Filmen? Die<br />

FreeLounge-Redaktion ist<br />

der Frage nachgegangen<br />

<strong>und</strong> hat jemanden kennengelernt,<br />

der es genau weiß.<br />

42 | Gesellschaft<br />

Off Road Kids Stiftung<br />

Markus Seidel<br />

Der Donaueschinger Soziologe,<br />

Journalist <strong>und</strong> Buchautor<br />

Markus Seidel (42) ist Gründer<br />

<strong>und</strong> Vorstandsprecher der Off<br />

Road Kids Stiftung. Für sein<br />

Engagement wurde er vom<br />

Gründer des Davoser Weltwirtschaftsforums,<br />

Professor<br />

Klaus Schwab, als „Social<br />

Entrepreneur“ ausgezeichnet.<br />

Altb<strong>und</strong>espräsident Johannes<br />

Rau verlieh Seidel das B<strong>und</strong>esverdienstkreuz.<br />

Off Road Kids<br />

erhielt von B<strong>und</strong>espräsident<br />

Horst Köhler 2009 zweimal<br />

den Preis „Ausgewählter Ort<br />

im Land der Ideen“.<br />

» www.offroadkids.de<br />

Das sagt Markus Seidel. Er ist Vorstandssprecher<br />

der Off Road Kids Stiftung, die Straßenkindern<br />

in Deutschland hilft – allerdings so, dass aus<br />

Ausreißern möglichst gar nicht erst Straßenkinder<br />

werden <strong>und</strong> für die, die es längst sind,<br />

schnellstmöglich aussichtreiche Lebensperspektiven<br />

gef<strong>und</strong>en werden. Daher betreibt die<br />

Stiftung in Großstädten wie Berlin, Dortm<strong>und</strong>,<br />

Hamburg <strong>und</strong> Köln Streetwork-Stationen <strong>und</strong><br />

beschäftigt dort Straßensozialarbeiter, die an<br />

allen sieben Wochentagen auf der Suche nach<br />

Kindern, Jugendlichen <strong>und</strong> jungen Erwachsenen<br />

sind, die – oft wegen Misshandlungen oder<br />

Missbrauchs – von zuhause abgehauen sind<br />

<strong>und</strong> ihr Glück auf eigene Faust in der Anonymität<br />

der Großstadt suchen.<br />

„Das gelingt ihnen aber nicht“, blickt der mittlerweile<br />

42-jährige Journalist, Soziologe <strong>und</strong><br />

Buchautor (Straßenkinder in Deutschland,<br />

Ullstein) auf mittlerweile 15 Jahre Straßensozialarbeit<br />

zurück: „Unsere Streetworker haben<br />

inzwischen mehr als 1600 junge Menschen<br />

erfolgreich aus dem Straßendasein heraus in<br />

aussichtsreiche Lebensperspektiven vermitteln<br />

können. Ich kenne keinen der jemals auf der<br />

Straße Karriere gemacht hätte.“ Ein wesentlicher<br />

Erfolgsfaktor bei der Vermittlung der oft<br />

sehr verzweifelten Jugendlichen sei der Zeitfaktor:<br />

„Wir müssen schneller sein, als Drogendealer<br />

<strong>und</strong> Freier.“ Andernfalls werde es ungleich<br />

schwerer, überhaupt mit Ausreißern so<br />

frühzeitig in Kontakt zu kommen, dass sie die<br />

vermeintlichen Annehmlichkeiten des Straßenlebens<br />

nicht kennen lernen. So ziemlich alles,<br />

was das Straßenleben für Ausreißer attraktiv<br />

erscheinen lasse, sei gefährlich, erläutert Seidel:<br />

„Obdachlosenspeisungen, Notschlafstellen,<br />

gesellige <strong>und</strong> trinkfreudige Treffpunkte, wilde<br />

Partys – das alles lockt jugendliche Ausreißer<br />

magnetisch an.“<br />

Talfahrt ins Unglück<br />

Der Effekt sei verheerend – zumal die meisten<br />

Minderjährigen schulpfl ichtig seien <strong>und</strong> sich<br />

mit jedem Tag auf der Straße weiter ins Abseits<br />

bewegten. Was anfangs noch als lustig erlebt<br />

werde, „wird schnell zur rasanten Talfahrt in<br />

den Drogen- <strong>und</strong> Prostitutionssumpf mit allen<br />

lebensgefährlichen Infektionsgefahren“, gibt<br />

Julia Zahidi, Leiterin der Kölner Streetwork-<br />

Station von Off Road Kids, zu bedenken: „Jeder<br />

gebildete Mensch muss doch erkennen, dass<br />

das für Kinder gefährlich ist. Die haben doch<br />

keine Ahnung, wie lebensbedrohlich Hepatitis-<br />

C <strong>und</strong> HIV-Infektionen sind. Woher auch?“<br />

Schon die Infektionsgefahr reiche aus, jeden<br />

Gedanken an Sozialromantik zu begraben, so<br />

Markus Seidel: „Es braucht keine ‚Sozialraumplanung’<br />

für Straßenkinder in Deutschland. Es<br />

muss sichergestellt werden, dass verzweifelte<br />

junge Menschen hierzulande niemals auf der<br />

Straße landen!“ Es wäre kontraproduktiv, Bereiche<br />

etwa auf der Kölner Domplatte, am Berliner<br />

Alexanderplatz, an der Frankfurter Konstablerwache<br />

oder am Hamburger Hauptbahnhof<br />

speziell für Straßenkinder <strong>und</strong> junge Obdachlose<br />

einzurichten: „Das hätte eine sofortige<br />

magnetische Anziehungskraft auf potentielle<br />

Ausreißer. Dort laufen ja jeden Tag jede Menge<br />

Schulklassen vorbei.“<br />

Weniger Szene ist hilfreich<br />

Seit die Junkie-Meile an der nach St. Georg ausgerichteten<br />

Seite des Hamburger Hauptbahnhofs<br />

mit einer Polizeistation zugebaut wurde<br />

<strong>und</strong> die Drogenszene weitgehend vertrieben<br />

wurde, müsse man klar erkennen, dass neue<br />

Ausreißer nicht automatisch nach ihrer Ankunft<br />

Zugang zur Szene hätten, resümiert Markus<br />

Seidel die in Fachkreisen vielfach kritisierte<br />

Hamburger Strategie: „Das hat durchaus Vor-


teile für unsere Arbeit. Wir können so schneller<br />

<strong>und</strong> ungestörter Kontakt zu den Jugendlichen<br />

aufbauen <strong>und</strong> Perspektiven recherchieren.“<br />

Diesem Argument stimmt Jens Elberfeld, Leiter<br />

der Dortm<strong>und</strong>er Streetwork-Station von<br />

Off Road Kids zu: „Weniger Szene ist hilfreich.<br />

Wer auf der Straße sehr allein ist, lässt sich<br />

eher helfen.“ Doch Straßenszenen lösen sich<br />

nicht von selbst auf. Das sei eine zeitaufwändige<br />

Arbeit, so Elberfeld, <strong>und</strong> Vertreibung wirke<br />

nur kurzzeitig: „Wenn in den Wintermonaten<br />

weniger junge Menschen im Obdachlosenmilieu<br />

auftauchen, helfen wir auch den Älteren<br />

bei Ämtergängen <strong>und</strong> Wohnungssuche. Nur so<br />

können wir die Bildung neuer Szenetreffpunkte<br />

in Grenzen halten.“<br />

Sponsoren – Treibstoff für die Stiftung<br />

Dabei ist die Sozialraumplanung <strong>und</strong> -organisation<br />

gar keine Aufgabe der Off Road Kids Stiftung,<br />

denn die Hilfsorganisation betreibt ihre<br />

vier Streetwork-Stationen in Berlin, Dortm<strong>und</strong>,<br />

Hamburg <strong>und</strong> Köln ausnahmslos mit Spendengeldern.<br />

Staatliche Unterstützung gab es bis<br />

heute nie. Namhafte Förderer wie die Vodafone<br />

Stiftung Deutschland, die Deutsche Bahn AG,<br />

Permira, die Bausparkasse Schwäbisch Hall, die<br />

Franz Beckenbauer Stiftung, der Red Nose Day<br />

(ProSieben) aber auch Privatspender unterstützen<br />

die Strategie von Off Road Kids <strong>und</strong> sorgen<br />

seit 15 Jahren dafür dass die Stiftung ihre Straßensozialarbeiter<br />

Tag um Tag auf die Straße<br />

schicken kann, obendrein zwei Kinderheime in<br />

Bad Dürrheim im Schwarzwald nicht ins Stocken<br />

geraten, eine Elternberatungs-Hotline zur<br />

Verfügung steht <strong>und</strong> Erzieherinnen auch ohne<br />

Abitur im stiftungseigenen „Hochschulinstitut<br />

für Pädagogikmanagement IfPM“ berufsbegleitend<br />

studieren können.<br />

„Von unserer Arbeit profi tieren nicht nur die Jugendlichen,<br />

denen wir direkt helfen“, freut sich<br />

Off Road Kids Gründer Markus Seidel: „Auch<br />

die Gesellschaft hat viel davon – rein optisch in<br />

den Großstädten <strong>und</strong> vor allem fi nanziell durch<br />

frühzeitig vermiedene Sozialhilfefälle.“ Letzteres<br />

summiere sich durch die Arbeit von Off<br />

Road Kids nach mittlerweile 15 Jahren auf etwa<br />

eine Milliarde Euro an Sozialausgaben, die dem<br />

Staatshaushalt erspart geblieben seien.<br />

Fotos: Off Road Kids<br />

Gesellschaft | 43


Völker,<br />

kommt auf diesen Platz!<br />

Auf Einladung von Neukölln.TV kamen Menschen aus vierzig Nationen zusammen – <strong>und</strong> Reinhold Steinle als schwäbischer Stadtführer in Berlin.<br />

Liest man über Neukölln, so<br />

fi ndet sich immer der Satz<br />

„Menschen aus 160 Nationen<br />

wohnen hier“. Diese<br />

Vielfalt lässt in manchen<br />

Köpfen bedrohliche Szenarien<br />

entstehen. Das interaktive<br />

Web-Fernsehen<br />

Neukölln.TV wollte wissen,<br />

ob sich die Nationen an einem<br />

Tag zusammenbringen<br />

lassen <strong>und</strong> was dann so alles<br />

passiert.<br />

44 | Gesellschaft<br />

Menschen aus Martinique <strong>und</strong> Malaysia, aus<br />

Kamerun <strong>und</strong> Kroatien: Lang war die Liste der<br />

Nationen, die am 24. September auf dem Platz<br />

der Stadt Hof im Stadtteil Neukölln vertreten<br />

waren. Es war eine lebendige Vielfalt <strong>und</strong> eine<br />

schöne Atmosphäre an einem angenehmen<br />

Spätsommertag – aber statt 160 Nationen<br />

konnte Neukölln TV dann doch „nur“ Menschen<br />

aus 40 Ländern mobilisieren. Die Veranstalter<br />

waren mit der Aktion dennoch sehr zufrieden:<br />

Ihr Plan ging auf, für ein paar Minuten die Zeit<br />

anzuhalten <strong>und</strong> den Blick der gefühlten, geborenen,<br />

zugereisten <strong>und</strong> durchreisenden Berlinerinnen<br />

<strong>und</strong> Berliner auf die positive Vielfalt<br />

Neuköllns zu richten.<br />

Der Platz als Salon der Karl-Marx-<br />

Straße<br />

Im Anschluss daran konnten Neuköllner verschiedener<br />

Nationen einen Teil des Platzes<br />

nacheinander als kleinen kulturellen Salon inszenieren.<br />

Bei arabischer Gastfre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong><br />

der Lesung von Gedichten in arabischer <strong>und</strong><br />

deutscher Sprache, afrikanischer Musik <strong>und</strong><br />

hinduistischen Ritualen der Platzweihung haben<br />

sich den Passanten neue Blickwinkel auf<br />

einen kleinen urbanen Raum eröffnet, der bislang<br />

viel zu wenig in das Stadtleben integriert<br />

ist. Der Platz der Stadt Hof an der Karl-Marx-<br />

Straße in Neukölln ist bislang kein Ort, an dem<br />

man zur Ruhe kommen könnte. So wie die Stadt<br />

Hof vor der Maueröffnung vor allem als Transitort<br />

wahrgenommen wurde, hasten die Menschen<br />

im Alltag über den Platz der Stadt Hof.<br />

Das war am 24. September ganz anders <strong>und</strong> hat<br />

einen Vorgeschmack darauf gegeben, wie sich<br />

der Ort in Zukunft wandeln könnte. Denn das<br />

Bezirksamt wird durch eine Umgestaltung mit<br />

Stadtmöblierung dafür sorgen, dass der Freiraum<br />

eine neue Qualität als tatsächlicher Platz<br />

erhalten wird. A.M.<br />

Der Platz der Stadt Hof in Neukölln als Salon<br />

verschiedener Nationen: Passanten beteiligten sich<br />

an den hinduistischen Ritualen, mit denen der Platz<br />

geweiht wurde.<br />

Foto: A. Gründler<br />

Foto: A. Gründler


Ruhestörung, privilegierter Lärm, Mietminderung, Schallschutzwände, erweiterte<br />

Toleranzgrenze, Schallpegelmessung… - Wörter wie diese füllen viele<br />

Aktenmeter in deutschen Gerichten. Sie zeugen von den Streitigkeiten, die<br />

das Kinderspiel mit sich bringen kann. Kommunen kennen solche Fälle zur<br />

Genüge. Gibt es Lösungsmöglichkeiten?<br />

Unstreitig ist, dass <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> <strong>und</strong> Heranwachsen<br />

zusammengehören. Unstreitig <strong>und</strong> unvermeidbar<br />

ist auch, dass <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> mit Geräuschentwicklung,<br />

ja sogar Lärm verb<strong>und</strong>en ist. Art, Lautstärke<br />

<strong>und</strong> Zeitpunkt dieser Geräusche sind jedoch<br />

Zankäpfel im Zusammenleben. Wie laut Kinder<br />

in bestimmten Altersgruppen sein können,<br />

zeigt sich in Kindertagesstätten, wo die lieben<br />

Kleinen einen solchen Lärm machen, dass die<br />

Betreuerinnen eigentlich Gehörschutzkapseln<br />

tragen müssten, dies aber nicht tun. Dabei darf<br />

Lärm niemanden krank machen. Auch das ist<br />

unstrittig.<br />

Mittlerweile urteilen die Richter etwas kinderfre<strong>und</strong>licher<br />

als in der Vergangenheit. Wer gegen<br />

<strong>Spiel</strong>platzlärm klagt, hat zunehmend schlechte<br />

Karten. Dennoch bleibt das Klagen über Kinderlärm<br />

ein Problem für Städte <strong>und</strong> Gemeinden.<br />

Manche Fälle sind skurril. Ein <strong>Spiel</strong>platz in Köln<br />

ist beispielsweise jetzt mit einem 2,50 m hohen<br />

Zaun umgeben, dessen Tür nur drei St<strong>und</strong>en am<br />

Tag geöffnet ist. In einer anderen Kommune<br />

sucht eine der beliebten Vogelnestschaukeln<br />

schon länger nach einem Asyl. Und auf einem<br />

Fußballplatz darf der Verein nach 20 Uhr nicht<br />

mehr trainieren <strong>und</strong> Trillerpfeifen sind völlig<br />

verboten. Besonders im Bereich der <strong>Spiel</strong>plätze<br />

für Jugendliche <strong>und</strong> Heranwachsende verstärkt<br />

Streitobjekt<br />

Kinderspiel<br />

sich das Problem dadurch, dass hier die Lärmschutzverordnung<br />

anzuwenden ist. Und da wird<br />

eben unerbittlich in Dezibel gemessen. Was<br />

hilft in solchen Situationen?<br />

Der Hamburger Weg<br />

Hamburgs großes Wohnungsuntermehmen<br />

SAGA GWG bietet r<strong>und</strong> 300.000 Menschen auf<br />

dem Hamburger Markt Mietwohnungen <strong>und</strong><br />

Gewerbeobjekte. 800 <strong>Spiel</strong>plätze <strong>und</strong> 80 Bolzplätze<br />

gehören ebenfalls dazu. Mit 950 Mitarbeitern<br />

<strong>und</strong> etwa 40 Auszubildenden stärkt<br />

SAGA GWG die Lebensqualität in der Stadt mit<br />

fi nanziellen Haushaltsbeiträgen <strong>und</strong> mit besonderem<br />

Engagement für den sozialen Ausgleich<br />

in den Quartieren, unter anderem durch stadtteilbezogene<br />

Angebote für Sport <strong>und</strong> Kultur.<br />

Um in den Wohnvierteln positive Entwicklungen<br />

zu unterstützen, investiert der Unternehmensverb<strong>und</strong><br />

mit großem Aufwand in seine<br />

Bestände <strong>und</strong> gleichzeitig in fl ankierende Maßnahmen<br />

zur sozialen Quartiersentwicklung.<br />

Dazu zählt auch die stadtteilnahe Förderung<br />

von Sport <strong>und</strong> Kunst. Damit unterstützt SAGA<br />

GWG Strukturen, mit denen Hamburg wachsen<br />

kann: stabile Nachbarschaften in lebenswerten,<br />

attraktiven Quartieren. Initiativen, Mietergruppen<br />

<strong>und</strong> Themen aus den Quartieren haben mit<br />

Gesellschaft | 45


Foto: SAGA GWG, Hamburg<br />

Ein <strong>Spiel</strong>platz mitten zwischen den auf Passivhaus-Standard<br />

sanierten Gebäuden der Riedsiedlung<br />

46 | Gesellschaft<br />

dem Stadtteilfernsehen eine beachtete Bühne<br />

in der Stadt. All dies führt zu stabilen Nachbarschaften<br />

<strong>und</strong> ist zugleich Voraussetzung für<br />

den ökonomischen Erfolg des Unternehmens als<br />

Systemvermieter <strong>und</strong> Bestandshalter. Diese Balance<br />

kennzeichnet den Hamburger Weg.<br />

Der Pressesprecher der SAGA GWG, Mario<br />

Spitzmüller, zeigte in einem Gespräch verschiedene<br />

Maßnahmen auf, die ineinandergreifen<br />

<strong>und</strong> letztlich zu einer größeren Identifi kation<br />

der Mieter mit ihrem Wohnquartier führen.<br />

Gleichzeitig werden Lärmprobleme <strong>und</strong> Vandalismusschäden<br />

stark verringert. Die meisten<br />

Wohnviertel sind ruhig. Aber auch hier gibt<br />

es nachbarschaftliche Interessenkonfl ikte. Da<br />

schlichtet die SAGA. Und im Vorfeld einer Maßnahme<br />

im Außenbereich wird eine breite Beteiligung<br />

der Anwohner praktiziert.<br />

Erfolgsrezept mit vielen guten Zutaten<br />

Mario Spitzmüller: „Es ist das Gesamtkonzept<br />

<strong>und</strong> es sind die Details, die hier in Hamburg<br />

wirken. Gerade bei Bolz- oder Bewegungsplätzen<br />

achten wir beispielsweise darauf, dass sie<br />

einerseits attraktiv für die Jugendlichen <strong>und</strong><br />

Heranwachsenden sind, andererseits aber auch<br />

Rücksicht auf die Anwohner nehmen. Fußballtore<br />

werden zur Lärmreduzierung elastisch gelagert,<br />

die Beläge bestehen aus hochwertigem<br />

Kunststoff <strong>und</strong> selbst die Gittertore an den Zugängen<br />

schließen dank Dämpfung angenehm<br />

leise.“<br />

Eine wichtige Säule im Konzept sind die Hauswarte.<br />

Sie fungieren als Ansprechpartner. Auch<br />

in dem Sinne, dass sie Jugendliche ansprechen<br />

<strong>und</strong> auf ihr Fehlverhalten hinweisen. Sie sind<br />

gut geschult, kennen sich auch mit der Drogenproblematik<br />

aus <strong>und</strong> reagieren schnell auf<br />

Vandalismus.<br />

Frau Regehly <strong>und</strong> Herr Mahler –<br />

zwei der Hamburger Conciergen<br />

Foto: SAGA GWG, Hamburg<br />

Mario Spitzmüller: „Man darf Vandalismus <strong>und</strong><br />

Verschmutzung nicht tolerieren. Wir gehen dagegen<br />

vor. Auch schon einmal über den Weg<br />

einer Anzeige. Vor allem aber beseitigen wir<br />

Verschmutzungen oder Schäden kurzfristig.<br />

Grafi tti, die nur wenige St<strong>und</strong>en zu sehen sind,<br />

machen keinen Spaß mehr.“<br />

Ein anderes Beispiel ist die Neugestaltung einer<br />

Parkanlage in einem Wohnviertel. Vor der<br />

Revitalisierung alten Viertels hat man sich mit<br />

Mietern an einen R<strong>und</strong>en Tisch gesetzt. Gemeinsam<br />

mit ihnen <strong>und</strong> Landschaftsgärtnern<br />

wurden Vorschläge erarbeitet <strong>und</strong> Wünsche<br />

<strong>und</strong> Bedenken eingebracht. Das Ergebnis lässt<br />

sich sehen: Die Identifi kation der Mieter mit ihrem<br />

Viertel ist gestiegen <strong>und</strong> die Bereitschaft<br />

zur Randale sehr gering.<br />

Conciergen für das Wohlgefühl<br />

Und schließlich ist ein wichtiges Element das<br />

Konzept der Conciergen, das Mario Spitzmüller<br />

beschreibt: „Bei großen Wohnanlagen, wie<br />

Hochhäusern, gibt ein Büro, in dem ein Concierge<br />

tätig ist. Derzeit sind es insgesamt 80 Logen<br />

mit 200 Mitarbeitern – Langzeitarbeitslose,<br />

die im Rahmen einer Berufsqualifi zierung von<br />

10 Monaten diese wichtige Aufgabe übernehmen.<br />

Sie arbeiten als Hausbetreuer, achten auf<br />

Sauberkeit, sind Ansprechpartner für die Mieter,<br />

nehmen auch mal ein Paket entgegen, verwalten<br />

Mietergemeinschaftsräume. Das Konzept<br />

greift. Die Menschen fangen wieder an, sich einen<br />

guten Tag zu wünschen. Fahrstühle bleiben<br />

sauber. Überall, wo das Conciergen-Konzept<br />

praktiziert wird, konnten die Vandalsimuskosten<br />

halbiert werden. Und die Hausbetreuer erfahren<br />

Anerkennung, blühen auf <strong>und</strong> können<br />

in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden.<br />

Jeder Vierte bekommt auf diese Weise einen<br />

neuen Vollzeit-Arbeitsplatz.“


Patentrezepte gibt es nicht. Bereits diese wenigen<br />

Beispiele zeigen jedoch, worauf es ankommt.<br />

Wo man sich kümmert, miteinander<br />

spricht, Teilhabe am Geschehen vermittelt, also<br />

das Miteinander fördert, dort verringern sich<br />

auch die Probleme mit Lärmbelästigung <strong>und</strong><br />

Randale.<br />

Glückliches Wolfsburg<br />

In einer ganz anderen Lage ist die Stadt Wolfsburg.<br />

Es ist eine junge Kommune mit derzeit<br />

120.000 Einwohnern <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 170 <strong>Spiel</strong>plätzen.<br />

Eine verdichtete Bebauung wie in anderen<br />

Städten gibt es hier nicht. Und mit einem<br />

ausgefeilten <strong>Spiel</strong>platzkonzept lassen sich hier<br />

fast alle Probleme vermeiden. Streitfälle zum<br />

Thema Kinderlärm sind sehr selten.<br />

Bereits im Jahr 2005 brachte die Stadt Wolfsburg,<br />

in Federführung des Geschäftsbereichs<br />

Jugend <strong>und</strong> Kooperation des Geschäftsbereichs<br />

Grün, das <strong>Spiel</strong>raumkonzept auf den Weg. Ziel<br />

war <strong>und</strong> ist es, einen konzeptionellen Rahmen<br />

zu schaffen, in dem die öffentlichen <strong>Spiel</strong>angebote<br />

für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche gemäß dem<br />

sich wandelnden demographischen <strong>und</strong> sozialstrukturellen<br />

Bedingungen <strong>und</strong> Anforderungen<br />

entwickelt werden. Das <strong>Spiel</strong>raumkonzept gewährleistet,<br />

dass für jeden Stadt- <strong>und</strong> Ortsteil<br />

Wolfsburgs ein bedarfsgerechtes, öffentliches<br />

<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Freiraumangebot besteht. Anhand<br />

pädagogischer <strong>und</strong> psychologischer Kriterien<br />

unterliegen die <strong>Spiel</strong>räume umfassender Qualitätskriterien,<br />

die in erster Linie der Entwicklungsförderung<br />

der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

dienen.<br />

<strong>Spiel</strong>raumkonzept<br />

Die Stadt Wolfsburg führte aufgr<strong>und</strong> des <strong>Spiel</strong>raumentwicklungsplanes<br />

eine Bestandsaufnahme<br />

in allen Stadt- <strong>und</strong> Ortsteilen durch <strong>und</strong><br />

erarbeitete nach <strong>und</strong> nach für die Stadt- <strong>und</strong><br />

Ortsteile eigene <strong>Spiel</strong>raumkonzepte. Diese beschäftigen<br />

sich neben der sozialen, demographischen<br />

<strong>und</strong> nutzungsintensiven Indikatoren<br />

<strong>und</strong> Strukturen des Stadtteiles vor allem mit<br />

dem Bedürfnissen <strong>und</strong> Wünschen der Kinder.<br />

Allein in diesem Jahr stellt die Stadt Wolfsburg<br />

mit dem sog. Sofortprogramm aus dem Konjunkturpaket<br />

II r<strong>und</strong> 1 Million Euro in die qualitative<br />

Infrastruktur Wolfsburger <strong>Spiel</strong>plätze zur<br />

Verfügung.<br />

Die Stadt geht bei Sanierung, bzw. Neuanlage<br />

eines <strong>Spiel</strong>platzes wie folgt vor: Eine <strong>Spiel</strong>raumkommission<br />

bestehend aus Vertretern von<br />

Foto: Stadt Wolfsburg<br />

Kinder bestimmen in Wolfsburg bei der Planung mit<br />

Vereinen <strong>und</strong> Institutionen, Schulen usw. <strong>und</strong><br />

delegierte Mitglieder des Ortsrates erarbeitet<br />

ein Ortsteilkonzept, welches zur Beratung<br />

im Ortsrat vorgelegt wird. Bei Einbindung von<br />

Schulhöfen oder Sportplätzen erfolgt auch<br />

eine Beratung im Schul- <strong>und</strong> Sportausschuss.<br />

Danach erfolgen eine Empfehlung im Jugendhilfeausschuss<br />

<strong>und</strong> die Beratung im Finanzausschuss.<br />

Dann folgt der Ratsbeschluss. Besonders<br />

ist, dass die Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen bei der<br />

Anlage <strong>und</strong> Sanierung von <strong>Spiel</strong>plätzen mitwirken.<br />

Kinder des Wohngebietes oder Schüler<br />

entsprechender Schulen, dürfen bei „ihrem“<br />

<strong>Spiel</strong>platz mitentscheiden <strong>und</strong> auswählen. In<br />

Planungsworkshops erarbeiten die Kinder gemeinsam<br />

mit Architekten <strong>und</strong> Pädagogen, wie<br />

„ihr“ <strong>Spiel</strong>platz einmal aussehen soll.<br />

München – große Stadt mit<br />

wenig Kindern<br />

Bezüglich der Lärmproblematik hat die Bayerische<br />

Hauptstadt ein besonderes Problem. Sie<br />

ist sehr groß, teilweise hoch verdichtet <strong>und</strong><br />

hat relativ wenige Haushalte mit Kindern - nur<br />

etwa 16 %. Und die Erfahrung hat gezeigt: Je<br />

weniger Kinder da sind, desto höher das Konfl<br />

iktpotenzial. Es sind nicht nur planerische<br />

Absichten <strong>und</strong> ihre Umsetzung, wie man plant<br />

<strong>und</strong> gestaltet. Konfl ikte sind induziert durch soziales<br />

Miteinander oder Nicht-Miteinander. Die<br />

Konfl ikte entstehen oft durch Reaktionen von<br />

Gesellschaft | 47<br />

Foto: Stadt Wolfsburg


48 | Gesellschaft<br />

Foto: Stadt München<br />

Eine Kinder-Jury prüft in München <strong>Spiel</strong>plätze<br />

wenigen. Die Stadt ist verpfl ichtet, sich an die<br />

bestehenden Aufl agen zu halten. Jana Frädrich,<br />

die Kinderbeauftragte der Stadt kennt die Materie<br />

nur zu gut.<br />

Jana Frädrich: „Wir sind im Bereich Kinderspiel<br />

noch relativ auf der guten Seite, weil man ja<br />

dieses Planzeichen festsetzen kann. Und Kinderspiel<br />

wird vor Gericht eigentlich ziemlich<br />

einheitlich als sozial adäquater Lärm gesehen.<br />

Ganz schwierig sind die Flächen für größere<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche. Da unterliegen wir der<br />

B<strong>und</strong>esimmissionsschutzgesetzgebung <strong>und</strong> die<br />

setzt Plätze für Bolzen, Skaten <strong>und</strong> die ganzen<br />

bewegungsintensiven <strong>Spiel</strong>plätze Sportstätten<br />

gleich. Die unterliegen<br />

also den gleichen Bedingungen<br />

wie ein Fußballstadion.<br />

In reinen Wohngebieten<br />

müssen wir<br />

Abstandsfl ächen von 140<br />

m zur nächsten Wohnbebauung<br />

einhalten in allgemeinen<br />

Wohngebieten<br />

immerhin noch 90 Meter<br />

– <strong>und</strong> die bekommen wir<br />

in der Regel in hoch verdichteten<br />

Städten nicht<br />

mehr realisiert.“<br />

Das BImSchG hat Schuld<br />

Schaukel, Rutsche <strong>und</strong> Sandkasten sind bis zu<br />

einem Alter von 7 Jahren attraktiv. Und dann<br />

völlig out. Aber auch 8- bis. 17-Jährige haben<br />

ein Recht auf <strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> Bewegung. Solche Freiräume<br />

anzubieten, fällt schwer. Das ist dafür mit<br />

verantwortlich, dass in den Städten mit dichter<br />

Foto: Stadt München<br />

Bebauung für die größeren Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

nicht mehr <strong>Spiel</strong>räume in adäquater Form<br />

im öffentlichen Bereich vorgehalten werden<br />

können. Lediglich an manchen Stellen, wie in<br />

Parks, lassen sich die gesetzlichen Abstände realisieren.<br />

Nur: die Flächen werden nicht abseits<br />

gebraucht, sondern mitten in Wohnvierteln. Da<br />

halten sich die Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen auf.<br />

Jana Frädrich klingt kämpferisch, wenn sie sagt:<br />

„Wir müssen es schaffen, die bewegungsintensiven<br />

Flächen in den Wohngebieten realisieren.<br />

Das geht nur mit einer entsprechenden Änderung<br />

des B<strong>und</strong>es-Immissionsschutzgesetzes<br />

(BImSchG). München hat da bereits vor vielen<br />

Jahren über die <strong>Spiel</strong>raumkommission einen<br />

Vorstoß unternommen. Es scheitert bislang an<br />

den Zuständigkeiten, an den Einwänden der<br />

Ökologen, dann kommt der Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />

mit dem Thema „Lärm ist Umweltverschmutzung“<br />

<strong>und</strong> so weiter. Und da w<strong>und</strong>ern wir uns,<br />

wenn sich Kinder <strong>und</strong> Jugendliche auf Computerspiele,<br />

Fernsehen <strong>und</strong> insgesamt auf konsumorientiertes<br />

Verhalten zurückziehen. Das<br />

macht keinen Sinn.“<br />

Die Stadt München hat einen zweiten Vorstoß<br />

über die <strong>Spiel</strong>raum-Kommission <strong>und</strong> das Planungsreferat<br />

unternommen, denn auch hier<br />

gibt es seit vielen Jahren ein „Konzept <strong><strong>Spiel</strong>en</strong>“<br />

(1999). Nun soll das Planzeichen J für jugendgerechtes<br />

<strong><strong>Spiel</strong>en</strong> etabliert werden. Das hängt<br />

noch in der Schwebe. Neben etlichen anderen<br />

Maßnahmen, die das <strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> Bewegung für<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche verbessert werden sollen,<br />

gibt es auch modellhafte Bemühungen,<br />

bei sozialen Konfl ikten zu vermitteln. Da viele<br />

<strong>Spiel</strong>plätze auf privatem Gr<strong>und</strong> liegen, hat<br />

Foto: Stadt München


die Stadt München einen Wettbewerb für ein<br />

kinder- <strong>und</strong> familienfre<strong>und</strong>liches Wohnumfeld<br />

initiiert <strong>und</strong> bereits zweimal positive Beispiele<br />

ausgezeichnet, wo private Wohnungsbauunternehmen<br />

mehr leisten als das Notwendige <strong>und</strong><br />

das Übliche. Zudem gibt es im Büro der Kinderbeauftragten<br />

eine Ombudsstelle, die sich<br />

ganz stark um Konfl iktbereiche kümmert. Und<br />

ein weiterer Meilenstein konnte im September<br />

2009 erreicht werden, als eine der größten<br />

städtischen Wohnbaugesellschaften, die GWG,<br />

eine kinderfre<strong>und</strong>liche Hausordnung einführte.<br />

Informieren, appellieren, vermitteln<br />

Zudem wurde eine so genannte Post von der<br />

Kinderbeauftragten entwickelt. Darin sind die<br />

rechtlichen Rahmenbedingungen aufgegriffen,<br />

die für die häufi gsten Konfl iktfelder mit spielenden<br />

<strong>und</strong> lärmenden Kindern bestehen. Seit Existieren<br />

dieser Handreichung sind die gemeldeten<br />

Fälle von Konfl ikten deutlich zurückgegangen.<br />

Eine Briefwurfsendung, in der der Oberbürgermeister<br />

persönlich für mehr Kinderfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

wirbt, gibt ebenfalls Hinweise zu Lösungen<br />

in Konfl iktfällen. Hinzu kommt eine persönliche<br />

Beratung <strong>und</strong> in ganz gravierenden Fällen die<br />

Zusammenarbeit mit externen Mediatoren.<br />

Ein wesentlicher Punkt ist das gute Miteinander.<br />

Jana Frädrich betont: „Rücksichtnahme ist<br />

ein Zauberwort. Eine meiner ersten Empfehlungen<br />

ist: ´Reden Sie miteinander, kommen Sie<br />

ins Gespräch, versuchen Sie gemeinsam eine<br />

Lösung zu fi nden, bevor es zum Gericht geht´.<br />

Je weniger man tut, desto mehr eskaliert ein<br />

Konfl ikt.“<br />

Das scheint neben der Fülle von Maßnahmen<br />

einer der Kernpunkte der gesamten Problematik<br />

zu sein. Ob Hamburger Weg, Wolfsburger <strong>Spiel</strong>raumkommission<br />

oder die Arbeit der Münchner<br />

Kinderbeauftragten – miteinander zu reden,<br />

aufeinander einzugehen, sich offen für Lösungen<br />

zu zeigen, ist wohl der Königsweg der Konfl<br />

iktbewältigung. L.K.<br />

500.000 Euro gut angelegt – die neue Jugendfreizeitfl äche in Hamburg-Billstedt<br />

Durchdachtes Detail: Netze statt Drahtgitter für die Lärmverringerung<br />

Foto: SAGA GWG, Hamburg<br />

Foto: SAGA GWG, Hamburg<br />

Gesellschaft | 49


Die Rückkehr der<br />

Trimm-Dich-Pfade<br />

50 | Gesellschaft<br />

Mit Sport gegen das Hüftgold<br />

Ende der 60er Jahre ging es den Deutschen gut<br />

– zu gut. Dicke Bäuche, wo man hin sah. Die<br />

Zahl der Herzinfarkte war dramatisch angestiegen<br />

<strong>und</strong> die Deutschen litten unter Übergewicht.<br />

Ein Drittel der Männer <strong>und</strong> 40 Prozent<br />

der Frauen hatten durchschnittlich sieben Pf<strong>und</strong><br />

Übergewicht. Um diesem besorgniserregenden<br />

<strong>und</strong> produktivitätsschädigenden Trend entgegen<br />

zu wirken, startete der Deutsche Sportb<strong>und</strong><br />

im Jahr 1970 die Aktion „Trimm Dich – durch<br />

Sport!“. Trimmy, das kleine quadratköpfi ge<br />

Männchen mit dem hochgereckten Daumen,<br />

animierte fortan die lahmen B<strong>und</strong>esbürger, sich<br />

sportlich zu betätigen.<br />

Und die „Trimm-Dich-Aktion“ kam an: Schon<br />

im selben Jahr kannten 60 Prozent der b<strong>und</strong>esdeutschen<br />

Bevölkerung das kleine Männchen<br />

<strong>und</strong> ließen sich von ihm zum Sport animieren.<br />

Die Sportvereine erlebten einen nicht erwarteten<br />

Zulauf, die B<strong>und</strong>esrepublik trimmte sich fi t.<br />

Cartoon-Maskottchen Trimmy <strong>und</strong> der Slogan<br />

„Trimm Dich - durch Sport“ - sie standen für<br />

die enorm erfolgreiche Trimm-Dich-Bewegung,<br />

die 1972 einen außergewöhnlichen Boom erlebte.<br />

94 Prozent der Bevölkerung <strong>und</strong> sogar 99<br />

Prozent aller Jugendlichen kannten die Trimm-<br />

Dich-Aktion. Doch die Begeisterung für die<br />

Trimm-Dich-Pfade ließ schon drei Jahre später<br />

nach. Denn im Breitensport war plötzlich nicht<br />

mehr das Trimmen gefragt, sondern das einfache<br />

Joggen kam in Mode. Fitnessstudios eröff-<br />

Foto: fotolia.de<br />

neten witterungsunabhängige Trainingsmöglichkeiten.<br />

Tennisspielen wurde als Breitensport<br />

attraktiv. Weitere Trendsportarten setzten den<br />

mittlerweile etwas altbackenen Pfaden zu.<br />

Auch andere Aspekte wirkten sich negativ auf<br />

die Trimm-Dich-Pfade aus. Der Zahn der Zeit<br />

nagte an den überwiegend aus Holz bestehenden<br />

Geräten. Wegen Verletzungsgefahren <strong>und</strong><br />

knapper Finanzmittel wurden die Einrichtungen<br />

vielerorts abgebaut. Vandalismus spielt ebenfalls<br />

eine wachsende Bedeutung. Auch neuere<br />

sportwissenschaftliche Erkenntnisse lassen sich<br />

mit den Übungsgeräten der 1960er Jahre nicht<br />

mehr vereinbaren. Obwohl es viel mehr sportliche<br />

Betätigungen gibt, sieht man heute wieder<br />

mehr <strong>und</strong> mehr Menschen mit Übergewicht –<br />

auch junge. Und es sind nicht nur ein paar Kilo,<br />

die auf den Hüften zu viel sind.<br />

4FCircle - Fitness mit universitärem<br />

Hintergr<strong>und</strong><br />

Vier F - hatten wir das nicht schon einmal?<br />

1810 widmete sich Friedrich Ludwig Jahn dem<br />

Turnen. Die vier F, die später zum Turnerkreuz<br />

zusammengefügt wurden, stehen für Frisch ans<br />

Werk, Fromm im Glauben an die Gemeinnützigkeit<br />

<strong>und</strong> Wertbeständigkeit des Schaffens,<br />

Fröhlich untereinander <strong>und</strong> Frei <strong>und</strong> offen in<br />

allem Handeln.<br />

Nun sind sie wieder da, die vier F. Bei den „neuen<br />

Trimm-Dich-Pfaden“ stehen sie für FIT, FREE,<br />

FUN <strong>und</strong> FUNCTION. Der Sportwissenschaftler


Oliver Seitz hat sich in seiner Diplomarbeit mit<br />

dem Thema auseinandergesetzt <strong>und</strong> in Zusammenarbeit<br />

mit Dr. Günther Penka von der TU<br />

München <strong>und</strong> dem <strong>Spiel</strong>gerätehersteller Playparc<br />

die modernen „4F circle“-Fitnessparcours<br />

entwickelt. Im Internet lassen zu den Geräten<br />

Informationen unter www.playparc.de abrufen.<br />

Das Programm basiert auf aktuellen sportmedizinischen<br />

<strong>und</strong> trainingswissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen. Der auf einem Platz aufgebaute<br />

Parcours besteht aus derzeit bis zu 30 Stationen,<br />

an denen Koordination, Geschicklichkeit,<br />

Kraft, Ausdauer <strong>und</strong> Beweglichkeit trainiert<br />

werden können. Anschauliche Schilder erläutern<br />

die Übungen, die in drei unterschiedliche<br />

Schwierigkeitsgrade eingeteilt sind. Weitere<br />

Geräte sind in Entwicklung. Das Training eignet<br />

sich für Anfänger <strong>und</strong> Fortgeschrittene. Was<br />

den alten Trimm-dich-Pfad ausgemacht hat, ist<br />

geblieben: kostenloser Sport unter freiem Himmel<br />

<strong>und</strong> jede Menge Spaß.<br />

Dieses völlig neuartige Sportkonzept für den<br />

öffentlichen Raum bietet abwechslungsreiche,<br />

ergonomisch korrekte Übungsstationen. Es ermöglicht<br />

zielgerichtetes Training von Koordination,<br />

Kraft, Ausdauer <strong>und</strong> Beweglichkeit. Der<br />

Fitnessparcours ist an einem Platz <strong>und</strong> nicht<br />

im Verlauf einer bestimmten Joggingstrecke<br />

aufgebaut. 4F circle unterscheidet sich von<br />

anderen Sportgerätekonzepten auch dadurch,<br />

dass es unabhängig vom Alter (3-99 Jahre),<br />

unabhängig vom sportlichen Leistungsstand,<br />

unabhängig von der Körpergröße <strong>und</strong> unabhängig<br />

von Öffnungszeiten ist. Das ist so ganz<br />

nach dem Herzen der Münchnerinnen <strong>und</strong><br />

Münchner, die sich einer wissenschaftlichen<br />

Untersuchung zufolge am liebsten unter freiem<br />

Himmel, nach individuellen Vorgaben <strong>und</strong> möglichst<br />

ohne organisatorische Zwänge bewegen.<br />

bietet abwechslungsreiche, ergonomisch korrekte<br />

Übungsstationen.<br />

Heute gibt es alleine in München 14 Fitness-<br />

Parcours <strong>und</strong> in Deutschland, Österreich <strong>und</strong><br />

der Schweiz fi nden sich zusammen 65 4F circle<br />

Standorte. Bürgermeister, Sportamtsleiter,<br />

Sportmediziner, Hausärzte <strong>und</strong> auch Spitzensportler<br />

der unterschiedlichsten Sportarten sind<br />

von dem Konzept begeistert. Die Geräte haben<br />

sich durch Konstruktion <strong>und</strong> Materialwahl als<br />

sehr dauerhaft bewährt, während die Stationen<br />

der alten Trimm-Dich-Pfade überwiegend aus<br />

unbehandeltem Holz bestanden.<br />

Ausdauer- <strong>und</strong> Kraft-Kombi<br />

Auch andere Hersteller widmen sich dem Thema<br />

Fitness im Außenbereich <strong>und</strong> gehen dabei andere<br />

Wege. „Trimmfi t“ heißt das neue Konzept<br />

der Kölner Sportwissenschaftler <strong>und</strong> Personal<br />

Trainer um Phillippe Klaack, die ein futuristisch<br />

anmutendes Edelstahlgerüst entwickelt haben,<br />

an dem man ein komplettes Fitness- <strong>und</strong> Kraft-<br />

Workout absolvieren kann. Unter freiem Himmel<br />

<strong>und</strong> an der frischen Luft – <strong>und</strong> das Ganze<br />

kostenfrei. Der erste Geräteparcours steht im<br />

Kölner Blücherpark, direkt an einer beliebten<br />

Laufstrecke.<br />

„Die Idee war, Ausdauertraining <strong>und</strong> Krafttraining<br />

geschickt zu kombinieren. Im Prinzip<br />

wollten wir das, was früher der Trimmdich-Pfad<br />

war, in eine zeitgemäße Form umsetzen. Mit<br />

Geräten <strong>und</strong> Übungsaufbau, bei denen neue<br />

sportwissenschaftliche Erkenntnisse in die<br />

Trainingsempfehlungen miteingefl ossen sind“,<br />

so Phillippe Klaack. Herausgekommen ist ein<br />

Gerät, an dem man allein oder zu zweit trainieren<br />

kann, bei dem Rumpf, Beine <strong>und</strong> Arme<br />

gestärkt werden. Und das mit einer Vielzahl<br />

Foto: NaoFit<br />

Foto: NaoFit<br />

Gesellschaft | 51


Foto: RheinEnergie<br />

Verschiedene Laufstrecken im Blücherpark in Köln<br />

52 | Gesellschaft<br />

unterschiedlicher Übungsvariationen, sodass<br />

auch bei einem langfristigen Training keine<br />

Langeweile aufkommt.<br />

Bei grün trainieren, bei rot pausieren<br />

Um das Workout effektiv zu machen <strong>und</strong> Überlastungen<br />

für Untrainierte zu vermeiden, haben<br />

die Sportwissenschaftler ein Ampelsystem<br />

entwickelt, das dem ganzen Training eine<br />

zeitliche Struktur gibt wie beim Zirkeltraining,<br />

das man noch aus Schulzeiten<br />

kennt. Bei grünem Licht müssen<br />

die Übungen 60 Sek<strong>und</strong>en langsam<br />

ausgeführt werden, bei rotem Signal<br />

wird 30 Sek<strong>und</strong>en pausiert.<br />

Fünf Basic-Übungen für Rücken,<br />

Arme, Beine, Bauch<br />

<strong>und</strong> Schultern werden auf<br />

einer Schautafel an der<br />

Station erklärt. Wer sein<br />

Training dokumentieren<br />

möchte <strong>und</strong> weitere<br />

Übungsanregungen oder<br />

Tipps zur Ernährung sucht,<br />

wird auf der begleitenden Internetseite<br />

www.trimmfi t.de fündig. Nimmt man zusätzlich<br />

ein Thera-Band mit zur Trimmfi t-<br />

Station, eröffnen sich einem noch eine<br />

Vielzahl weiterer Übungen. So lässt sich<br />

ein Trainingsprogramm realisieren, für<br />

das man im Studio viele unterschiedliche<br />

Geräte benötigt.<br />

Die Macher des Trimmfi<br />

t-Konzepts haben bei<br />

der Entwicklung darauf<br />

geachtet, dass die Geräte<br />

einfach, wartungsfrei<br />

<strong>und</strong> fast selbsterklärend<br />

sind. Die Sprossen <strong>und</strong> die<br />

Bank sind so konstruiert,<br />

dass man unabhängig von<br />

der Körpergröße <strong>und</strong> dem<br />

Trainingslevel stets optimal<br />

ergonomisch seine<br />

Übungen gestalten kann.<br />

Und auch der Platzbedarf<br />

ist minimal, da man<br />

die Muskeln des ganzen<br />

Körpers an einem einzigen<br />

Gerät stärken kann.<br />

Finanziert werden sollen die Trimmfi t-Anlagen<br />

über Sponsoren, die Gemeinden oder Städte<br />

müssen die öffentlichen Flächen zur Verfügung<br />

stellen. Auch für größere Betriebssport- <strong>und</strong><br />

Vereinsanlagen ist Trimmfi t geeignet.<br />

Konzipiert vom Hersteller Nao Fit <strong>und</strong> bezahlt<br />

von der Rhein-Energie wurden die Kölner Anlage<br />

jetzt offi ziell ihrer Bestimmung übergeben.<br />

„Wir wollen die Stadt sportlich weiter nach<br />

vorne bringen“, erklärt Volker Staufert, Netzvorstand<br />

der Rhein-Energie <strong>und</strong> Vorsitzender<br />

des Stadtsportb<strong>und</strong>es, das Engagement. Bereits<br />

im Januar hatte das Unternehmen drei spezielle<br />

Laufstrecken in der Grünanlage beschildert.<br />

Trimmy ist wieder da<br />

Auch das sympathische Maskottchen der<br />

Trimm-Dich-Bewegung ist wieder aktiv. Die<br />

neuen Müller® Trimm-Dich-Parcours sind mit<br />

Playparc-Geräten ausgestattet. Die Molkerei<br />

Alois Müller <strong>und</strong> der Deutsche Olympische<br />

Sportb<strong>und</strong> schreiben seit 2008 moderne Trimm<br />

Dich-Parcours aus. Auch 2010 steht wieder<br />

eine Ausschreibung für vier Parcours an. Die<br />

Ausschreibung bietet Städten, Kurorten <strong>und</strong><br />

Heilbädern die Möglichkeit, sich im Rahmen<br />

der Kampagne für einen modernen Trimm Dich-<br />

Parcours zu bewerben. Gemeinsames Ziel ist es,<br />

möglichst viele Menschen für ein aktiveres Leben<br />

zu begeistern. Berührungsängste gegenüber<br />

Bewegung sollen durch einen hohen Spaßfaktor<br />

abgebaut werden. Nach <strong>und</strong> nach sollen in<br />

vielen Städten neue Trimm Dich-Parcours entstehen.<br />

Alle deutschen Städte <strong>und</strong> Gemeinden<br />

mit mindestens 50.000 Einwohnern sowie alle<br />

Kurorte <strong>und</strong> Heilbäder können sich bewerben.


Um an der Ausschreibung teilzunehmen, sollte<br />

ein vollständig ausgefülltes Bewerbungsformular<br />

an folgende Adresse eingereicht werden:<br />

Deutscher Olympischer SportB<strong>und</strong><br />

Stichwort „Trimm Dich-Ausschreibung“<br />

Otto-Fleck-Schneise 12<br />

60528 Frankfurt am Main<br />

Mitmachen lohnt sich! Teilnahmeschluss ist der<br />

4. Dezember 2009. Weitere Informationen gibt<br />

es auf www.trimmy.de.<br />

Schon die Kleinsten sollen zu mehr Bewegung<br />

animiert werden. 100 Kindergärten in ganz<br />

Deutschland bekommen einen eigenen Trimmy-<br />

Bewegungsparcours der Molkerei Alois Müller<br />

<strong>und</strong> des Deutschen Olympischen Sportb<strong>und</strong>es<br />

(DOSB). Etwa 1.000 Kindergärten hatten sich<br />

an der Initiative „Müller® bewegt Kinder - 100<br />

Trimmy-Kindergärten® für Deutschland“ beteiligt.<br />

Kinder <strong>und</strong> Erzieher/innen der 100 Gewinner-Kindergärten<br />

haben die mit Fachleuten aus<br />

Sport <strong>und</strong> Wissenschaft besetzte Jury mit den<br />

besten Konzepten zum Thema „Bewegung <strong>und</strong><br />

Ernährung im Kindergarten“ überzeugt. Ziel der<br />

Initiative ist es, Kinder spielerisch in ihrem gewohnten<br />

Umfeld zu mehr Bewegung <strong>und</strong> einer<br />

ausgewogenen Ernährung anzuregen.<br />

„Die große Resonanz bestärkt uns, die Initiative<br />

im kommenden Jahr fortzusetzen“, sagt<br />

Anja Meisel von der Molkerei Alois Müller. Anlass<br />

sind aktuelle Studien, die zeigen, dass die<br />

meisten Kinder sich zu wenig bewegen. Dabei<br />

ist gerade für die Kleinen Bewegung besonders<br />

wichtig: „Werden bereits Kindergartenkinder<br />

für mehr Bewegung motiviert, sind die Chancen<br />

größer, dass sie auch als Erwachsene aktiv bleiben“,<br />

sagt Professor Dr. Alexander Woll, Sportwissenschaftler<br />

an der Universität Konstanz.<br />

Sieben Stationen Sport <strong>und</strong> Spaß<br />

Die ausgezeichneten Kindergärten bekommen<br />

einen Trimmy-Bewegungsparcours mit vielen<br />

kindgerechten Sportgeräten, unter anderem<br />

Balancierhügel, Zick-Zack-Stepper, ein kleines<br />

Trampolin, eine Langbank <strong>und</strong> ein Kriechtunnel.<br />

Mit den Materialien werden Kraft, Ausdauer,<br />

Schnelligkeit, Beweglichkeit sowie die Koordination<br />

geschult. Die Sportgeräte können sowohl<br />

im Innen- als auch im Außenbereich eingesetzt<br />

werden. Eine kostenlose Fortbildung <strong>und</strong> ein<br />

ausführliches Begleithandbuch für die Erzieher/<br />

innen sind ebenfalls Bestandteil des Konzepts,<br />

das langfristig in den Kindergärten verankert<br />

werden soll. Die Kinder erhalten<br />

Trimmy-Tagebücher, in denen sie<br />

ihre Aktivitäten eintragen können.<br />

Alle Materialien wurden<br />

mit fachlicher Unterstützung der<br />

Fachgruppe Sportwissenschaft der<br />

Universität Konstanz entwickelt.<br />

Die Konstanzer Wissenschaftler<br />

werden das Projekt auch in Zukunft<br />

begleiten <strong>und</strong> die Erfahrungen<br />

der Trimmy-Kindergärten® mit<br />

den Bewegungsparcours dokumentieren. Jedes<br />

Jahr sollen nun weitere Kindergärten in ganz<br />

Deutschland zu bewegungsfördernden Trimmy-<br />

Kindergärten® werden.<br />

Wünschen wir den neuen Trimm-Dich-Strecken<br />

<strong>und</strong> innovativen Projekten eine lange <strong>und</strong> erfolgreiche<br />

Karriere im Kampf gegen Bewegungsmangel<br />

<strong>und</strong> Übergewicht. L.K.<br />

Fotos: trimmy.de<br />

Gesellschaft | 53


Foto: Jens Weber, München<br />

54 | Report


Ein neuer Blick<br />

auf das <strong><strong>Spiel</strong>en</strong><br />

„<strong>Spiel</strong>raum Stadt“ war einen knappen Monat lang das zentrale Thema in der<br />

Bonner Innenstadt. Um die Orte neu wahrzunehmen, an denen Menschen<br />

spielen, wurden zehn „Sichtfenster“ <strong>und</strong> eine große farbige Holzskulptur als<br />

„Sehstation“ aufgebaut. Begleitende Aktionen regten zu Diskussion um das<br />

Thema „<strong><strong>Spiel</strong>en</strong> in der Stadt“ an.<br />

Der große rote Rahmen vor dem <strong>Spiel</strong>platz an<br />

der Adolfstraße in Bonn ist ein schöner Ort für<br />

ein nettes Picknick. Das kleine Mädchen knabbert<br />

eine Laugenstange <strong>und</strong> springt danach mit<br />

einem großen Satz aus dem Rahmen in den<br />

Sand. „Sehen lernen“ steht in großen Buchstaben<br />

auf dem Rahmen, aber das kann die Kleine<br />

erstens noch nicht lesen <strong>und</strong> zweitens braucht<br />

sie es an dieser Stelle auch gar nicht. Sie weiß<br />

ganz selbstverständlich, wie wichtig solche<br />

<strong>Spiel</strong>orte in der Stadt sind. Für alle anderen gab<br />

es vom 13. August bis zum 4. September an diesem<br />

Ort <strong>und</strong> neun weiteren Stellen in Bonn die<br />

großen farbigen Rahmen der Aktion „Sehen lernen“<br />

der Initiative StadtBauKultur Nordrhein-<br />

Westfalen. Etwas zu sehen ist eine Sache, es<br />

aber auch wahrzunehmen eine ganz andere. Die<br />

Bilderfl ut der modernen Medien hat den Blick<br />

abgestumpft <strong>und</strong> Unscheinbares zieht keine<br />

Aufmerksamkeit auf sich. Selbst die bedeutenden<br />

Dinge verlieren ihren optischen Reiz, weil<br />

man sie schon so oft gesehen hat. Dabei gibt es<br />

viel im Stadtbild, das bewusst gesehen werden<br />

sollte. In Bonn wurden die Rahmen so aufgestellt,<br />

dass sie den Blick auf unterschiedlichste<br />

<strong>Spiel</strong>räume in der Stadt eröffneten: Plätze oder<br />

Grünanlagen, <strong>Spiel</strong>orte von mehr oder weniger<br />

Qualität. Sie alle aber werden von Kinder, Jugendlichen<br />

oder Erwachsenen bespielt <strong>und</strong> beleben<br />

so die Bonner Innenstadt.<br />

Von der Flaniermeile zur <strong>Spiel</strong>straße<br />

Am Alten Zoll, einer Bastion der barocken<br />

Stadtbefestigung, lenkte zum Beispiel ein Sichtfenster<br />

den Blick auf einen Park am Rheinufer.<br />

Zu sehen war dort eine improvisierte urbane<br />

<strong>Spiel</strong>situation in Form einer sandigen Freifl äche.<br />

Bonner Bürger haben diese Brache auf<br />

nonchalante Art als <strong>Spiel</strong>fl äche „besetzt“ <strong>und</strong><br />

nutzen sie zum Boule-<strong><strong>Spiel</strong>en</strong>. Das Rheinufer<br />

war ebenfalls Standort eines Sichtfensters. Hier<br />

ging es um die Verdeutlichung der Demokratisierung<br />

der Promenade, die von der edlen Flaniermeile<br />

zu einer <strong>Spiel</strong>straße für Jung <strong>und</strong> Alt,<br />

zur Begegnungsstätte von Fußgängern, Joggern,<br />

Radfahrern <strong>und</strong> Inlineskatern geworden<br />

ist – jeder mit der eigenen Geschwindigkeit <strong>und</strong><br />

Mentalität.<br />

Perspektivenwechsel bei der Sehstation<br />

Die von dem Augsburger Architekten Andy<br />

Brauneis entworfene 12 x 7 x 7 Meter große<br />

begehbare Skulptur Sehstation war als belebtes<br />

Zentrum der Aktion im Hofgarten aufgebaut. Der<br />

Hofgarten steht wie kein anderer Freiraum in<br />

Bonn für eine offene Nutzung durch Menschen<br />

unterschiedlichsten Alters. Wer in die Sehstation<br />

stieg, konnte bemerken, dass sich seine<br />

Perspektive mit jeder Stufe ein wenig veränderte.<br />

Eine Hörcollage lenkte die Wahrnehmung<br />

auf verschiedene Facetten, die den Hofgarten<br />

als öffentlichen Ort auszeichnen. So wurde die<br />

Station als Standpunkt des Perspektivenwechsels<br />

zugleich Symbol <strong>und</strong> Veranstaltungsort<br />

für alle Aktionen zum Thema „Sehen lernen“ in<br />

Bonn. Das umfassende Programm reichte von<br />

Diskussionen, über Vorträge, Nachtwanderungen,<br />

Stadt- <strong>und</strong> Theaterspaziergängen, GPS-<br />

Touren bis hin zu einem Baukultur-Frühstück.<br />

Auch für Kinder gab es Angebote: Der B<strong>und</strong><br />

Report | 55


Foto: Robert Hörnig, Dortm<strong>und</strong><br />

Foto: Kaleidoskopia<br />

Foto: Jamari Lior<br />

56 | RRep<br />

Report ep epor or ort<br />

Foto: Robert Hörnig, Dortm<strong>und</strong><br />

Deutscher Architekten, Bonn-Rhein-Sieg, hatte<br />

eine Stadtrallye unter dem Titel „Was seh’<br />

ich da?“ vorbereitet <strong>und</strong> JAS – Verein Jugend<br />

Architektur Stadt e.V. veranstaltete für Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche einen Workshop „Aus dem<br />

Rahmen gefallen – <strong>Spiel</strong>orte entdecken“. Hier<br />

konnten die jungen Teilnehmer an der Sehstation<br />

im Hofgarten <strong>und</strong> an zwei weiteren Sichtfenstern<br />

in der Stadt neue <strong>Spiel</strong>orte erk<strong>und</strong>en,<br />

entdecken <strong>und</strong> erforschen. Eine große <strong>Spiel</strong>kiste,<br />

gefüllt mit Frisbees, Jonglierbällen, Diabolos<br />

<strong>und</strong> Springseilen stand tagsüber während der<br />

gesamten Laufzeit des Projektes zur Verfügung,<br />

um dem <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> eine noch prominenteren Stellenwert<br />

im Stadtbild zu verleihen. Das <strong>Spiel</strong>mobil<br />

MAX – ein bunter ausgebauter Anhänger mit<br />

vielen verschiedenen <strong>Spiel</strong>möglichkeiten für<br />

Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren – besuchte<br />

wechselweise ebenfalls die Aktionsbereiche.<br />

Das Projekt <strong>und</strong> seine Ziele<br />

„Sehen Lernen“ stand in Bonn ganz im Zeichen<br />

des Themas „<strong>Spiel</strong>raum Stadt“. Das ist einer von<br />

ganz unterschiedlichen Schwerpunkten, mit denen<br />

die mobile Sehstation <strong>und</strong> die Sichtfenster<br />

durch Städte in Nordrhein-Westfalen touren.<br />

„Sehen lernen“ ist eine Aktion der Landesinitiative<br />

StadtBauKultur NRW, die in Kooperation<br />

mit den jeweiligen Städten, dem ILS Institut für<br />

Landes- <strong>und</strong> Stadtentwicklungsforschung <strong>und</strong><br />

dem LWL-Amt für Landschafts- <strong>und</strong> Baukultur<br />

in Westfalen durchgeführt wird. Außerdem


SEHEN LERNEN, Kampagne für die Gebaute Umwelt im Rahmen der Landesinitiative StadtBauKultur NRW<br />

handelt es sich um ein Pilotprojekt der nationalen<br />

Stadtentwicklungspolitik des B<strong>und</strong>es.<br />

„Jede der Städte, die Stationen der Kampagne<br />

„Sehen Lernen“ sind, schauen wir uns vorher an.<br />

Was ist das für eine Stadt? Was gibt es für ein<br />

spannendes Thema? An welchem Ort könnten<br />

wir mit der Sehstation stehen, um das Thema<br />

Baukultur zu fassen <strong>und</strong> präsent zu machen?<br />

Und mit den Bürgern ein paar St<strong>und</strong>en in der<br />

Sehstation zu sitzen <strong>und</strong> uns das Treiben in der<br />

Stadt anzusehen.“ So beschreibt Ulrike Rose<br />

von StadtBauKultur NRW den Prozess, mit dem<br />

die Planung jeweils beginnt.<br />

Bislang wurde 2008 <strong>und</strong> 2009 in neun Städten<br />

Nordrhein-Westfalens durch die wandernde Aktion<br />

der Blick der Öffentlichkeit auf Gelungenes<br />

<strong>und</strong> Misslungenes, Bestehendes <strong>und</strong> Zukünftiges<br />

gerichtet. Die Sehstation ist das Ergebnis<br />

eines im Jahr 2007 ausgelobten Wettbewerbes<br />

zwischen Architekten, Stadtplanern <strong>und</strong> Künstlern<br />

<strong>und</strong> dient der Sensibilisierung der Öffentlichkeit<br />

für die gebaute Umwelt. „Neue Perspektiven<br />

erschließen Überraschendes, lenken<br />

den Blick auf Bekanntes <strong>und</strong> Unbekanntes. Sie<br />

ermöglichen, das Umfeld neu zu entdecken <strong>und</strong><br />

räumliche Qualitäten oder Missstände wahrzunehmen“,<br />

so der Augsburger Architekt Andy<br />

Brauneis, der die Sehstation gemeinsam mit Nicolette<br />

Baumeister aus München <strong>und</strong> Christian<br />

Schüller aus Gersthofen im Rahmen des Wettbewerbs<br />

entworfen hat.<br />

Und was bleibt in Bonn von der Aktion zurück?<br />

Durch die Sichtfenster konnte man in vielen einzelnen<br />

Bildern erfassen, wie gut die augenblicklich<br />

zu erlebende Renaissance des öffentlichen<br />

Raums den Städten tut. Lebendige Orte wie der<br />

Hofgarten werden zu einer Bühne der Innenstadt<br />

mit dauernd wechselndem Programm. Die<br />

Menschen suchen immer mehr die Orte auf, an<br />

denen keine Schwellen für den Aufenthalt <strong>und</strong><br />

das <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> im öffentlichen Raum existieren.<br />

L.K., A.M.<br />

Foto: Jens Weber, München<br />

Report | 57<br />

Foto: Ludwig Keißner


Foto: Monte Kaolino<br />

„Bergbau“ in der Oberpfalz<br />

Der Erfolg der <strong>Freizeit</strong>einrichtungen am Monte Kaolino ist auf Sand<br />

gebaut, genau gesagt auf 320 Millionen Tonnen Sand, der aus dem<br />

Abbau von Bodenschätzen stammt. Dieses Jahr sind nun erstmals alle<br />

Attraktionen am Monte Kaolino fertig: mit Sommerski <strong>und</strong> –rodeln,<br />

Erlebniswegen, einem Abenteuer-<strong>Spiel</strong>platz <strong>und</strong> vielem mehr.<br />

58 | Report<br />

Der oberpfälzische Monte Kaolino befi ndet sich<br />

in sehr guter Gesellschaft: Auf der Internetseite<br />

www.duneguide.com steht er zusammen mit<br />

den größten <strong>und</strong> schönsten Dünen der Welt.<br />

Danach sah es zunächst einmal in seiner „Kindheit“<br />

im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert gar nicht aus, denn<br />

sein weißgrauer Quarzsand ist nicht mehr <strong>und</strong><br />

nicht weniger als ein Überrest, der beim Abbau<br />

von Kaolin anfällt. Das Gestein Kaolin kommt<br />

weltweit nur selten vor <strong>und</strong> wurde früher vor<br />

allem zur Porzellan-, heute überwiegend zur<br />

Papierherstellung verwendet. Weil man mit den<br />

ungeheuren Sandmengen nichts anzufangen<br />

wusste, hat man sie ohne besondere Absicht<br />

aufgehäuft. Heute ragt die Düne 120 Meter in<br />

die Höhe <strong>und</strong> ist zum Wahrzeichen der Region<br />

um Hirschau geworden. In den 50er Jahren<br />

wurde der Monte Kaolino als Sommerskigebiet<br />

entdeckt. Seitdem hat sich die Fangemeinde<br />

immer vergrößert. Mittlerweile hat die Ski-<br />

Abfahrt eine Länge von 220 Meter, bei dem<br />

ziemlich extremen Gefälle von r<strong>und</strong> 35 Grad.<br />

Die Sandski-Europameisterschaften fi nden hier<br />

ebenso statt wie Events <strong>und</strong> Wettkämpfe für<br />

Boarder. Kinder können sich auch auf Plastikbobs<br />

in das Sandvergnügen stürzen. Und der<br />

Monte Kaolino hat als einziger Sandberg Europas<br />

auch einen Lift.<br />

Eine industriell genutzte<br />

Landschaft verändern<br />

Der Kaolinabbau hat lange Zeit großen Einfl uss<br />

auf die Gestaltung <strong>und</strong> Entwicklung der Region<br />

gehabt. Einige Jahrzehnte werden die Bodenschätze<br />

auch noch für Arbeitsplätze sorgen,<br />

doch bei dem Ausbau des Monte Kaolino zu<br />

einem <strong>Freizeit</strong>zentrum ging es neben einer sofort<br />

wirksamen touristischen Aufwertung auch<br />

bereits um Signale für die Zukunft. Langfristig<br />

steht die Umgestaltung der circa 720 Hektar<br />

großen Landschaft an. Neben der bereits seit<br />

langem laufenden Rekultivierung wurde für das<br />

gesamte Revier ein Nachfolgenutzungskonzept<br />

erarbeitet. Danach wird die Umgestaltung der<br />

großen Tageabbaue zu einer Seenlandschaft<br />

erfolgen. Man rief den GeoPark Kaolinrevier ins<br />

Leben, der die Industrie-Landschaft <strong>und</strong> ihre<br />

Veränderungen erlebbar macht. Am Fuß des<br />

Monte Kaolino beginnt der Industrie-Pfad als<br />

mehrsprachig konzipierter R<strong>und</strong>kurs von etwa


sechs Kilometern Länge mit zwölf Stationen, an<br />

denen die Besucher jeden Alters viel über die<br />

Nutzung <strong>und</strong> Rekultivierung der Landschaft<br />

erfahren können. Der Focus liegt auf dem<br />

Erlebnis- <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>charakter der Informationsangebote.<br />

<strong>Freizeit</strong>angebote wie Sand am Meer<br />

Dieses Jahr sind nun erstmals alle Attraktionen<br />

am Monte Kaolino fertig. Der Umbau eines<br />

Schwimmbads aus den späten 50er Jahren in<br />

ein modernes <strong>Freizeit</strong>bad stellte 2007 den Auftakt<br />

der Erweiterung der <strong>Freizeit</strong>angebote dar.<br />

Es ging darum, neben dem Sommerski viele<br />

Aktivitäten für Menschen unterschiedlichen Alters<br />

zu bieten. Mit europäischen Fördergeldern<br />

aus dem Programm Leader plus wurden viele<br />

der neuen Einrichtungen fi nanziert. So gibt es<br />

jetzt einen Wald-Hochseilgarten, eine R<strong>und</strong>strecke<br />

für Inline Skater <strong>und</strong> Rollski sowie einen<br />

Abenteuer-Wasser-<strong>Spiel</strong>platz, der von Eckart<br />

Brandau sehr individuell mit Blick auf den<br />

Ort geplant <strong>und</strong> realisiert wurde. Ende 2008<br />

kam dann noch die Sommerrodelbahn Monte<br />

Coaster hinzu, die einige Achterbahn-Elemente<br />

enthält. Auf einer rasanten Strecke von 1000<br />

Meter Länge gibt es einen 350 Grad Panoramakreisel<br />

mehrere Jumps <strong>und</strong> Wellen sowie<br />

scharfe Haarnadel-Kurven. Es handelt sich um<br />

einen Alpine Coaster von Wiegand. Auch wer<br />

es etwas ruhiger mag, fi ndet am Monte Kaolino<br />

Angebote. Der Farbenwald ist der meditative<br />

Bereich der <strong>Freizeit</strong>anlage, der auf dem mit<br />

einem Birkenwald bewachsenen Plateau einer<br />

ehemaligen Abraumhalde angelegt wurde. In<br />

dem Gelände wurden entlang eines R<strong>und</strong>wegs<br />

von einer Künstlerin gestaltet zehn große<br />

leuchtende Farbstelen aufgestellt, die mit farbigem<br />

Coloritquarz – einem Nebenprodukt des<br />

Kaolinabbaus – beschichtet sind.<br />

Hermann Falk, als Geschäftsführer zuständig<br />

für die <strong>Freizeit</strong>einrichtungen zeigt sich sehr zu-<br />

frieden mit der<br />

Nutzung der<br />

Angebote. Das<br />

Einzugsgebiet<br />

der Besucher<br />

hat sich seiner<br />

Einschätzung<br />

nach mit dem<br />

neuen Angebot<br />

nochmals<br />

deutlich erweitert.<br />

Vermehrt<br />

kommen nun<br />

auch Gäste aus<br />

europäischen<br />

Nachbarländern. Der ebenfalls erweiterte Campingplatz<br />

am Monte Kaolino wird entsprechend<br />

gut genutzt. Die Highlights an der Düne sprechen<br />

erfreulicherweise junge Menschen an, die<br />

oft mit dem Tourismus im eigenen Land weniger<br />

anfangen können. Für sie gibt es spannende<br />

Events, die sich nicht nur auf Sommerski beschränken.<br />

Es fällt einem sicher kein besserer<br />

Ort abseits der Nord- <strong>und</strong> Ostseestrände ein,<br />

der besser für Beach-Volleyball-Veranstaltungen<br />

geeignet wäre als der Monte Kaolino.<br />

A.M.<br />

Fotos: Monte Kaolino<br />

Report | 59


Empfehlenswert:<br />

Sanierung<br />

statt Neuanschaffung<br />

60 | Report<br />

Ein zweites Leben für alte Tischtennisplatten<br />

Wenn <strong>Spiel</strong>geräte in die Jahre kommen, sehen sich Kommunen mit der<br />

Frage konfrontiert, was nun zu tun ist. Oft scheint es nur die Alternative<br />

zu geben, entweder neue Geräte anzuschaffen oder die alten<br />

einfach ersatzlos abzubauen. Jetzt bietet der Hersteller PRODUCT <strong>Spiel</strong><br />

- Sport - <strong>Freizeit</strong> aus Ralingen bei Trier eine günstige Möglichkeit an,<br />

vorhandene Tischtennisanlagen langfristig zu sanieren.<br />

Tischtennis ist eine der beliebtesten Sportarten<br />

bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen. Kein W<strong>und</strong>er,<br />

denn die Regeln sind einfach, die benötigte<br />

Ausrüstung günstig, der Platzbedarf gering. Das<br />

Wichtigste: es gibt jede Menge <strong>Spiel</strong>spaß. Denn<br />

Tischtennis ist Action pur. Ein schnelles <strong>Spiel</strong>,<br />

das die Reaktion sowie die Auge-Hand-Koordination<br />

schult <strong>und</strong> die <strong>Spiel</strong>er immer in Bewegung<br />

hält. Auf vielen <strong>Spiel</strong>plätzen <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>anlagen<br />

gehören Tischtennisplatten daher seit<br />

Jahrzehnten zum Inventar.<br />

Tausende verwitterte oder beschädigte <strong>und</strong><br />

somit nicht mehr bespielbare bzw. gefährliche<br />

Außen-Tischtennistische fristen ein trostloses<br />

<strong>und</strong> optisch wenig ansprechendes Dasein. Die<br />

extrem schweren Tische lassen sich meist nicht<br />

umplatzieren <strong>und</strong> sind so oftmals ein Fall für<br />

die Entsorgung. Gerade aber, wenn die Unterkonstruktion<br />

<strong>und</strong> die statische Beschaffenheit<br />

es zulassen, wäre eine Sanierung die sinnvollere<br />

Maßnahme, um so nicht nur eine teure Entsorgung<br />

des meist mit Kunststoff angereicherten<br />

Betons zu umgehen sondern auch um ein wertvolles<br />

<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Sportgerät zu erhalten.<br />

R<strong>und</strong>e Ecken für die Sicherheit<br />

PRODUCT <strong>Spiel</strong> – Sport – <strong>Freizeit</strong> ist Hersteller<br />

von <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Sportgeräten. Eines der Produkte<br />

ist Top-Spin, die – nach eigenem Bek<strong>und</strong>en<br />

– sicherste Tischtennisplatte der Welt. Dies<br />

durch r<strong>und</strong>e Ecken, abger<strong>und</strong>ete Tischkanten<br />

<strong>und</strong> Netzecken <strong>und</strong> durch eine Konstruktion<br />

<strong>und</strong> Materialauswahl, an der sich Vandalen „die<br />

Zähne ausbeißen“. Ideal zum beliebten R<strong>und</strong>laufspiel<br />

<strong>und</strong> für Schulhöfe, Kinder- <strong>und</strong> Jugendeinrichtungen,<br />

<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Bolzplätze. Für<br />

„Puristen“ gibt es die Platte auch mit eckigen<br />

Ecken.<br />

Die <strong>Spiel</strong>fl ächen bestehen aus 4 mm feuerverzinktem<br />

Stahl, der in zwei Farben hochwertig<br />

pulverbeschichtet ist. Standardmäßig ist die<br />

Gr<strong>und</strong>farbe moosgrün. Andere RAL-Töne <strong>und</strong><br />

Sonderlackierungen sind möglich. Die Flächen<br />

lassen sich jederzeit mit herkömmlichen Kunstharz-Lacken<br />

nach- bzw. überlackieren. Wer auf<br />

den Stein-Look nicht verzichten möchte, kann<br />

den Tisch auch in einer speziellen Beschichtung<br />

bekommen, die Stein- oder Betontischen sehr<br />

ähnlich ist. Das „Netz“ aus 8 mm Massiv-Alu<br />

hat keine Löcher, damit kein Hebel angesetzt<br />

werden kann. Die 6 Tischbeine aus feuerverzinktem<br />

Stahlrohr werden am Boden festgedübelt.<br />

Bei Maßen von ca. 274x152,5 cm <strong>und</strong><br />

einem Gewicht von ca. 170 kg kann der Tisch<br />

ohne Hebewerkzeug mit 4 Personen problemlos<br />

umplatziert werden.


Sanierung auch in Eigenarbeit<br />

Auf der Basis dieser Tische bietet das Unternehmen<br />

ein Sanierungsset aus zwei Stahlblechplattenhälften<br />

an. Damit ist eine Sanierung<br />

kein Problem mehr. Die Stahlblechplattenhälften<br />

werden einfach mit dem alten Betontisch<br />

verklebt <strong>und</strong> haften so dauerhaft ohne optisch<br />

störende Verschraubungen. Passend zu den Sanierungstischhälften<br />

gibt es das 8 mm starke<br />

Alu-Netz. Für Außentische, die noch bespielbar<br />

sind, aber kein intaktes Netz mehr haben,<br />

sind die Netze separat ab Lager lieferbar. Bei<br />

nicht DIN-gerechten Maßen kann PRODUCT<br />

auch Sondergrößen liefern oder man entfernt<br />

überschüssiges Betonmaterial einfach mittels<br />

Best Practice: <strong>Spiel</strong>platztelefone<br />

Immer mehr Städte bieten ihren Bürgern den Service eines<br />

<strong>Spiel</strong>platztelefons an. Hier können Kinder oder Erwachsene Verunreinigungen<br />

<strong>und</strong> Beschädigungen direkt melden. Denn wenn<br />

Scherben, Wespennester oder gar Spritzen den <strong>Spiel</strong>platz gefährlich<br />

machen, muss schnell <strong>und</strong> unbürokratisch geholfen werden.<br />

Auch für Gestaltungsvorschläge sind die Behörden offen.<br />

Hier einige vorbildliche <strong>Spiel</strong>platztelefone<br />

Frechen 02234-501535<br />

Pulheim 02238-808490<br />

Bonn 0228-774499<br />

Hennef 02242-888415<br />

Rodgau 06106-82964328<br />

Berlin Spandau 030-3313099<br />

Gemeinde Grünheide 03362-58550<br />

Trennscheibe. Die Sanierung kann von dem Betreiber<br />

selbst durchgeführt oder beim Hersteller<br />

in Auftrag gegeben werden.<br />

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: ein jahrzehntelang<br />

wieder bespielbarer Tisch, der nicht<br />

mehr wetterbedingt verrottet <strong>und</strong> über r<strong>und</strong>laufsichere,<br />

stark abger<strong>und</strong>ete Ecken verfügt.<br />

Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass keine<br />

Erdarbeiten wie bei der Aufstellung eines neuen<br />

Tisches erforderlich sind. Ganz wichtig: Wer<br />

befürchtet, dass das Ping <strong>und</strong> Pong auf den<br />

neuen Stahlplatten lauter ist als vorher, liegt<br />

falsch. Beim Tischtennisspielen auf der TOP-<br />

SPIN-Platte entstehen nur <strong>Spiel</strong>geräusche wie<br />

auf Beton- oder Steintischen. L.K.<br />

Fotos: PRODUCT<br />

Report | 61


Foto: ©_Joosten_pixelgrain<br />

Deutscher Landschaftsarchitektur-Preis<br />

Preiswürdige<br />

Kita-Außenanlage<br />

Am Abend des 10. September 2009 verlieh der B<strong>und</strong> Deutscher<br />

Landschaftsarchitekten in Berlin den Deutschen Landschaftsarchitektur-Preis<br />

2009. Neben den Hauptpreisträgern erhielten<br />

insgesamt sechs Projekte von 70 Einreichungen eine Würdigung,<br />

darunter auch die Außenanlagen der Kita Griechische Allee,<br />

Berlin.<br />

62 | Report<br />

Foto: ©_Joosten_pixelgrain<br />

Auf den ersten Blick mutet diese Kita nicht wie<br />

ein Kinderparadies an – eher wie ein Betonmonument.<br />

Ihre Preiswürdigkeit erschließt sich<br />

erst in der Betrachtung der Nutzungsmöglichkeiten<br />

für die Kinder. Den Auftakt der räumlichen<br />

Gesamtfi gur bildet ein kleiner Stadtplatz,<br />

der eine Verbindung zwischen dem umgebenden<br />

Quartier <strong>und</strong> dem Kindergarten darstellt.<br />

Die pinkfarbene Bemalung seiner Asphaltfl äche<br />

bildet einen reizvollen Kontrast zum Grau des<br />

Betons. Prägend für den Gesamteindruck der<br />

Außenräume mit 3.600 Quadratmeter Gr<strong>und</strong>fl<br />

äche ist die am Obergeschoss des Gebäudes<br />

ansetzende Rampenskulptur aus Beton, die<br />

sowohl Umfassung des Gr<strong>und</strong>stückes <strong>und</strong> Abgrenzung<br />

zur Straße ist, als auch das Rückgrat<br />

der behindertenfre<strong>und</strong>lichen Erschließung des<br />

Gebäudes. Sie ermöglicht den Kindern einen<br />

R<strong>und</strong>lauf in der Anlage. Aus dieser Rampe heraus<br />

entwickeln sich in ihrem Verlauf die extra<br />

entwickelten <strong>Spiel</strong>geräte. Neben diesen in den<br />

Garten ragenden <strong>Spiel</strong>elementen, wie der Brücke,<br />

unter welcher sich zwei Schaukeln <strong>und</strong> eine<br />

Wippe befi nden, einer breiten Rutsche, einem<br />

Klettergerüst, einem Einzelpunktschwinger <strong>und</strong><br />

einem Wasserspiel bietet die Rampenskulptur<br />

Möglichkeiten sich zu verstecken <strong>und</strong> zurück zu<br />

ziehen. Leitgedanke dieser Konzeption war die<br />

Maximierung der Freifl ächen. Durch die Integration<br />

der <strong>Spiel</strong>geräte in die Rampenanlage an<br />

den Gr<strong>und</strong>stücksgrenzen ist eine freie, mit alten<br />

Bäumen bestandene grüne Mitte entstanden.


Foto: ©_Joosten_pixelgrain<br />

„Freiraum <strong>und</strong> Gebäude entwickeln gemeinsam<br />

einen neuen Ort, der im Spannungsverhältnis<br />

zwischen Innen <strong>und</strong> Außen der Bezeichnung<br />

Kinder-Garten Rechnung trägt.“ So erklären<br />

die Entwickler des Planungsbüros TOPOTEK 1<br />

aus Berlin ihr Konzept. Christian Bohne, Ansprechpartner<br />

dort, erläutert weiter: „Das<br />

<strong><strong>Spiel</strong>en</strong> im Freien entwickelt sich aus dem von<br />

Behles-Jochimsen-Architekten umgestalteten<br />

Gebäude heraus <strong>und</strong> tritt nicht als isoliertes<br />

zusätzliches Element in Erscheinung. Eine<br />

wichtige Motivation für uns war ein einmaliges<br />

<strong>Spiel</strong>erlebnis mithilfe eines maßgeschneiderten<br />

<strong>Spiel</strong>objektes zu schaffen, contra der üblichen<br />

Orgie mit <strong>Spiel</strong>objekten aus dem Katalog“. Das<br />

Bezirksamt Treptow-Köpenick Berlin investierte<br />

450.000 Euro in das jetzt gewürdigte Projekt,<br />

es wurde 2007 fertig gestellt. Nach zwei<br />

Jahren Erprobung stellt sich die Frage, ob die<br />

Preiswürdigkeit auch von den Erzieherinnen gesehen<br />

wird? „Das wird sie defi nitiv.“ bestätigt<br />

Christian Bohne unsere Nachfrage. D.T.<br />

Foto: ©_Joosten_pixelgrain<br />

Foto: ©_Joosten_pixelgrain<br />

Projektbeschreibung<br />

Projekt: Kita Griechische Allee, Berlin<br />

Außengelände: 3.600 qm<br />

Investitionssumme: 450.000 Euro<br />

Planungsbüro: TOPOTEK 1, Berlin<br />

Bauzeit: 2004 – 2007<br />

Report | 63


64 | <strong>Spiel</strong>raum<br />

Foto: R. E. Gilmore


Kinderfre<strong>und</strong>liche<br />

Stadtplanung<br />

Teil II: Element Bäume<br />

Für Kinder in der Stadt ist das Erleben der Vielfalt der Natur<br />

faszinierend. Wenn Kinder von ihrer Stadt erzählen, schwärmen<br />

sie immer von ihrem Lieblingsort, zu dem Bäume einfach dazu<br />

gehören.<br />

Der kontinuierliche Wechsel der Jahreszeiten<br />

ist an den Bäumen in der Stadt ablesbar - durch<br />

die neuen zarten Knospen im Frühling, das<br />

dichte Blätterdach im Sommer, den Laubfall im<br />

Herbst <strong>und</strong> die leeren knorrigen Äste im Winter.<br />

Für eine Vielzahl von Kleinsttieren - Ameisen,<br />

Käfer, Schmetterlinge <strong>und</strong> Singvögel - bieten<br />

die Bäume in der Stadt ein Refugium. Für die<br />

Kinder bietet diese Tierwelt zahlreiche St<strong>und</strong>en<br />

der Entdeckung. Bäume sind eine kinderfre<strong>und</strong>liche<br />

Bereicherung für jede Stadt. Sie verleihen<br />

der Innenstadt ihren besonderen Charme <strong>und</strong><br />

unterstreichen ihre Individualität.<br />

Stadtparks wie der Stadtgarten in Freiburg, die<br />

Eilenriede in Hannover, die Parkanlage von Bad<br />

Muskau, der Dörnbergpark in Regensburg, der<br />

Stadtpark in Görlitz oder der Englische Garten<br />

in München ziehen die Kinder magisch an. Je<br />

naturbelassener sich Park oder Stadtgarten zeigen,<br />

desto beliebter sind sie unter den Kindern,<br />

denn sie können die Natur <strong>und</strong> deren Gesetze<br />

dort beobachten <strong>und</strong> begreifen. In den Bäumen<br />

zu klettern, durch das Unterholz zu schweifen,<br />

an den Teichen Experimente mit Papierschiffen<br />

<strong>und</strong> Holzstöcken durchzuführen – das ist das<br />

pure Glück am Leben <strong>und</strong> Entdecken.<br />

Die Vorteile <strong>und</strong> Nutzungsmöglichkeiten von<br />

Bäumen in der Stadt sind grenzenlos. Einerseits<br />

wird durch Bäume die Luftqualität in der<br />

Stadt erhöht <strong>und</strong> einer durch den Klimawandel<br />

entstehenden Aufheizung der Städte entgegengewirkt.<br />

Anderseits werden Bäume vermehrt<br />

entlang der Stadtstraßen, auf städtischen Plät-<br />

zen <strong>und</strong> auch im letzten Winkel der Innenstadt<br />

gepfl anzt, weil die Stadtplaner, Architekten,<br />

Landschaftsplaner <strong>und</strong> Soziologen einen massiven<br />

Rückgang von Vandalismus innerhalb der<br />

Stadtgrenzen erkannt haben. Dort, wo Bäume<br />

<strong>und</strong> Menschen Raum zum Leben erhalten, entstehen<br />

weniger Aggressionen <strong>und</strong> eine starke<br />

Identifi kation mit der eigenen Stadt <strong>und</strong> dem<br />

Wohnumwelt. Gerade Kinder spüren eine Verb<strong>und</strong>enheit<br />

<strong>und</strong> Geborgenheit in der Nähe von<br />

Bäumen.<br />

Sowohl in den Auen an der Ilm in Weimar als<br />

auch im Park von Schloss Friedenstein in Gotha<br />

suchen Regentropfen ihren Weg durch das<br />

Blätterdach. Diese anziehenden Grünanlagen<br />

wurden als Landschaftsparks 1778 bzw. 1770<br />

angelegt. Zu dieser Zeit schwärmten europäische<br />

Besucher noch von dem üppigen Reichtum<br />

der Bäume <strong>und</strong> Vegetation, die die Straßen von<br />

Manhattan (New York) schmückten. In allen<br />

Hauptstraßen Manhattans fl ankierten jahrh<strong>und</strong>ertealte<br />

Bäume die Bürgersteige, prägten das<br />

Aussehen der Stadt <strong>und</strong> spendeten Schatten für<br />

die Bürger <strong>und</strong> deren Kinder. 1780 fi elen dem<br />

harten Winter <strong>und</strong> der fi nanziellen Notlage der<br />

Stadtbewohner alle Bäume zum Opfer. Unabhängig<br />

davon, ob es sich um Zier- oder Fruchtbäume<br />

handelte, landeten ihre Stämme in den<br />

Holzöfen. Zusammen mit anderen Straßen verlor<br />

die Wall Street ihre Frische, ihren grünen<br />

Charakter, ihren Schatten <strong>und</strong> ihre öffentlichen<br />

Aufenthaltsräume. Dabei gab Manhattan seinen<br />

menschlichen Charakter ab <strong>und</strong> zugleich<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 65


Foto: R. E. Gilmore<br />

Durch die Aneignung der Natur in körperlicher Tätigkeit ...<br />

Foto: R. E. Gilmore<br />

... erfahren Kinder ein Stück Selbständigkeit.<br />

66 | <strong>Spiel</strong>raum<br />

erhöhte sich das tägliche Lebenstempo in der<br />

Stadt. Es gab keinen Anreiz mehr, die Stadt<br />

gemächlich zu durchwandern oder auf den<br />

Bürgersteigen zu verweilen. Heute gibt es die<br />

ersten Versuche, durch Anpfl anzungen neuer<br />

Bäume Manhattan etwas von seiner alten Qualität<br />

wiederzugeben.<br />

Johann Wolfgang von Goethe verfasste 1790<br />

in Weimar die Aufforderung <strong>und</strong> Mahnung an<br />

Stadtplaner, Architekten <strong>und</strong> Landschaftsarchitekten:<br />

„Pfl anz einen Baum! Und kannst Du<br />

auch nicht ahnen, wer später in seinen Schatten<br />

tanzt. Gedenke – Mensch, es haben Deine<br />

Ahnen, obwohl sie Dich nicht kannten, auch für<br />

Dich einen Baum gepfl anzt.“<br />

Diese Weisheit wird in Osnabrück zu Herzen<br />

genommen: Kinder <strong>und</strong> Bäume sind die Leitthemen<br />

der Stadtplanung. Vierspurige Straßen<br />

werden zu zweispurige Straßen zurückgebaut.<br />

Entlang der Mitte entstehen lang gestreckte<br />

Grünzonen mit Bäumen <strong>und</strong> Überquerungsmöglichkeiten<br />

für die Kinder, die auf dem Schulweg<br />

diese Straßen passieren müssen. Erstrebt wird<br />

eine Vernetzung von grünen Streifzonen für<br />

Kinder, damit sie sich in diesen geschützten<br />

Bereichen mit ihren Fre<strong>und</strong>en treffen können.<br />

Wie grüne Finger durchziehen die Grünzonen<br />

die Stadt. Ein weiteres Ziel ist, den Kindern die<br />

Möglichkeit zu geben, sich entlang der Baumreihen<br />

von der Innenstadt bis an den Stadtrand<br />

hinaus stets gefahrlos bewegen zu können. Dadurch<br />

können Kinder ihre Wohnumwelt allein<br />

oder mit Fre<strong>und</strong>en erobern.<br />

Städte wie Wien, Mailand <strong>und</strong> Paris punkten<br />

heute mit städtischen Parks <strong>und</strong> alten knorrigen<br />

Baumalleen, die Kinder spontan erwähnen,<br />

wenn sie ihr „Baumreich“ beschreiben sollen.<br />

Vergleichbar dazu sind die Stresemannallee <strong>und</strong><br />

der Altenbekener Damm in Hannover-Südstadt.<br />

Beide sind alt angelegte, eindrucksvolle <strong>und</strong><br />

imponierende Baumalleen. Mosaiken aus Licht<br />

<strong>und</strong> Schatten bilden ein bewegliches Muster<br />

an den Fassaden, Bürgersteigen <strong>und</strong> Straßen.<br />

Ebenfalls wechselt auf den Gesichtern der Kinder,<br />

die unter den Bäumen spielen, das Licht<br />

<strong>und</strong> Schattenspiel ab. Gemeinsam überspannen<br />

die Bäume mit ihren Blättern Straßenräume<br />

von jeweils fast zwanzig Meter. Diese Baumalleen<br />

empfi nden die Kinder als eine Schutzzone<br />

<strong>und</strong> unter ihnen fi ndet eine Entschleunigung<br />

statt. Sogar Autofahrer nehmen sich Zeit beim<br />

Durchfahren <strong>und</strong> die Kinder spüren eine Losgelöstheit.<br />

Eine nachdenkliche, genießerische<br />

Stimmung wird von den Bäumen verbreitet. In<br />

diesem urbanen, öffentlichen Stadtraum entwi-


ckelt sich ein intaktes soziales Gefüge, wo die<br />

Menschen auf einander acht geben <strong>und</strong> bereit<br />

sind, eine nachbarschaftliche Hand zu reichen.<br />

Die Kinder spüren, dass die Natur nicht verdrängt<br />

oder eingeengt wird. Daraus schließen<br />

sie, wenn Platz für Bäume vorhanden ist, dann<br />

ist auch Platz für sie in allen Entwicklungsstadien<br />

vorhanden.<br />

Das Blätterwerk von Bäumen dient darüber hinaus<br />

als Lärmschutzelement. Der Straßenlärm<br />

wird ähnlich wie bei einer Akustikwand in einer<br />

Schule oder einem Theater von der unterschiedlichen<br />

Schichtung der Blätter minimalisiert.<br />

Eine Erhöhung der Lebensqualität der angrenzenden<br />

Wohnungen <strong>und</strong> eine Verbesserung des<br />

Wohnumfeldes werden durch diesen „natürlichen<br />

Lärmschutz“ erzielt. Bei der Gestaltung<br />

von Städten muss immer auf kinderfre<strong>und</strong>liche<br />

Rückzugsgebiete geachtet werden. Kinder<br />

schätzen die Gewissheit spielen zu dürfen, ohne<br />

das Gefühl zu haben, andere Mitmenschen dabei<br />

zu stören.<br />

Oberhalb des Roemer- <strong>und</strong> Pelizaeus-Museums<br />

in Hildesheim ist die Fläche unter einem Solitärbaum<br />

ein alternativer Warteplatz für Schüler.<br />

Von hier aus haben die Kinder einen freien<br />

Blick zur Bushaltestelle, einen Überblick über<br />

den zähfl ießenden Verkehr <strong>und</strong> Einblick in die<br />

diversen Nationalitäten der Museumsbesucher.<br />

Die Wartezeit am Fuß des Baums wird durch<br />

eine Fußballr<strong>und</strong>e mit einer Blechdose verkürzt.<br />

Nachdem die Schulkameraden in die verschiedenen<br />

Busse verschw<strong>und</strong>en sind, hat das letzte<br />

Kind den Baum ganz für sich. Dieser Moment ist<br />

kostbar, denn jetzt ist ein Zurücklehnen gegen<br />

den Baumstamm, ein Nachhängen der Gedanken<br />

<strong>und</strong> ein Träumen von der Zukunft möglich.<br />

In Naturenklaven wie in Köln entlang dem Rhein<br />

oder wie in Ulm entlang der Donau dienen die<br />

Flächen unter den Bäumen als attraktive, soziale<br />

Treffpunkte für Kinder. Voller Lebensfreude <strong>und</strong><br />

in Verbindung zur Natur versammeln sie sich,<br />

um über den Tagesverlauf zu reden <strong>und</strong> um die<br />

vorbeifl anierenden Erwachsenen zu beobachten.<br />

Durch das Beobachten der Verhaltensweise<br />

<strong>und</strong> Umgangsformen der Erwachsenen lernen<br />

sie die wichtigen gesellschaftlichen Regeln fürs<br />

Leben. Jeden Tag gibt es ein neues Lehrstück.<br />

Ein innovativer Weg einer kinderfre<strong>und</strong>lichen<br />

Stadtplanung ist es auch, brachliegende Flächen<br />

<strong>und</strong> Baulücken mit in die Planung einzubeziehen.<br />

Eine zeitlich begrenzte Erlaubnis<br />

für die Zwischennutzung von Brachfl ächen<br />

ermöglicht Kindern, unter altem Baumbestand,<br />

in verwilderten Parklandschaften oder auf zu-<br />

gewachsenen Waldgr<strong>und</strong>stücken temporäre<br />

<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Forschungsräume zu schaffen. Die<br />

Stadt Waldshut-Tiengen hat zu diesem Zweck<br />

eine Kartierung aller öffentlichen Freifl ächen<br />

erstellt. Sämtliche <strong>Spiel</strong>spuren von Kindern wie<br />

Kletterabdrücke, Trampelpfade, Staudamm-<br />

Reste, Seilschaukeln <strong>und</strong> Baumhäuser wurden<br />

genau untersucht <strong>und</strong> dokumentiert. Die Möglichkeit,<br />

Flächen außerhalb von gekennzeichneten<br />

<strong>Spiel</strong>plätzen nutzen zu können, ist für<br />

Kinder überaus wichtig. Hier entstehen andere<br />

Bewegungs- <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>handlungen als auf<br />

<strong>Spiel</strong>plätzen.<br />

Für die behinderten Kinder der Hugo-Kükelhaus<br />

Schule in Magdeburg im Stadtteil Neu-Reform<br />

haben Bäume eine ganz andere Bedeutung:<br />

ein Neuanfang <strong>und</strong> ein Abschluss. Bei jeder<br />

neuen Einschulung wird jeweils ein Baum für<br />

die neue Klasse gepfl anzt. Somit wachsen die<br />

Bäume <strong>und</strong> Kinder zusammen auf. Aber auch<br />

als Abschluss <strong>und</strong> zur Bewältigung von Trauer<br />

spenden Bäume den Kindern Trost. Nachdem<br />

ein Zivildienstleistender, der an der Schule gearbeitet<br />

hatte, eines Abends zu Tode geprügelt<br />

<strong>und</strong> getreten wurde, pfl anzten die behinderten<br />

Kinder gemeinsam einen Baum. Dieser Baum ist<br />

„der Baum für Ricky“, aber in Wirklichkeit ist<br />

es ein Baum für die Kinder <strong>und</strong> er hat wie kein<br />

anderes Mittel die Kinder bei ihrer Trauerarbeit<br />

enorm unterstützt. Tagtäglich wird dieser Baum<br />

gehegt <strong>und</strong> gepfl egt. Fröhlicher könnte das Kinderlachen<br />

auf einem Schulhof nicht klingen,<br />

wenn die Kinder ihren „Ricky-Baum“ Fre<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> Besucher der Schule vorzeigen. Es ist ein<br />

Baum erfüllt mit Erinnerungen an einen ungewöhnlichen<br />

Menschen, <strong>und</strong> zudem ein Baum,<br />

der positiv von dem Wunsch <strong>und</strong> Willen nach<br />

einem Weiterleben <strong>und</strong> einem Verarbeiten einer<br />

Tragödie zeugt.<br />

Bewegungsterritorien für das Wurzelwerk von<br />

Bäumen in der Stadt müssen vorhanden sein.<br />

Weil das Wurzelwerk die Gehwegplatten hebt<br />

oder Straßenabschnitte aufbricht, werden Bäume<br />

in „jungen Jahren“ gefällt. Durch vorausschauende<br />

Planung können die zukünftig notwendigen<br />

Wachstumsbereiche für die Wurzeln<br />

als auch für den Stamm <strong>und</strong> die Baumkrone<br />

gewährleistet werden. Jeder Baumverlust wird<br />

von Kindern <strong>und</strong> auch von Erwachsenen als<br />

extrem schmerzlich empf<strong>und</strong>en. Für die Kinder<br />

sind es „Fre<strong>und</strong>e“, die mit gewachsen sind, für<br />

Erwachsene sind es Erinnerungen an den ersten<br />

Kuss oder verliebtes Schlendern, das unter den<br />

Bäumen stattfand. Dann freuen sich die meisten<br />

Betroffen auf die neue Baumpfl anzung, nur<br />

Ruth Esther Gilmore<br />

Die Autorin verfasst zurzeit<br />

bei Prof. Dr. Barbara Zibell<br />

an der Fakultät Architektur<br />

<strong>und</strong> Landschaft an der Leibniz<br />

Universität Hannover <strong>und</strong> bei<br />

Prof. Dr. Jens Dangschat an der<br />

TU Wien ihre Dissertation über<br />

Innovative Wege einer kinderfre<strong>und</strong>lichen<br />

Stadtplanung in<br />

deutschen Städten.<br />

Foto: R. E. Gilmore<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 67


Foto: R. E. Gilmore<br />

Ungeahnte Naturkräfte Faszination pur<br />

68 | <strong>Spiel</strong>raum<br />

um dann zu erfahren, dass der Ersatz auf einem<br />

Gr<strong>und</strong>stück im nächsten Ortsteil oder als<br />

Baumgruppe auf dem weit entfernten Friedhof<br />

wachsen wird.<br />

Eine unsachgemäße Behandlung von Bäumen<br />

während der unterschiedlichen Bauphasen<br />

führt zu einem langsamen Sterben von zuvor<br />

ges<strong>und</strong>en Bäumen. Innerhalb von fünf bis zehn<br />

Jahren nach Bauabschluss – eine kurze Spanne<br />

im Leben eines Baums – müssen beschädigte<br />

Bäume wegen Anfälligkeit gegenüber Krankheiten<br />

oder fehlender Standsicherheit entfernt<br />

werden. Bauarbeiter, Architekten <strong>und</strong> Landschaftsarchitekten<br />

müssen bei den Bauarbeiten<br />

stets darauf achten, dass es nicht zu einer Wurzelverdichtung<br />

kommt, z.B. durch das Gewicht<br />

von (zwischen-) gelagerten Baustoffen über<br />

dem Wurzelwerk oder durch das Be- <strong>und</strong> Überfahren<br />

des Wurzelbereichs mit Baufahrzeugen.<br />

Es geht noch schlimmer: der Einsatz von Rüttelplatten<br />

<strong>und</strong> anderen Bodenverdichtungsgeräte<br />

ist absolutes Gift für die empfi ndlichen Baumwurzeln.<br />

Ein sorgloses Abstellen der Bauwagen,<br />

deren schmale Schornsteine zwischen dem<br />

Blätterwerk herausragen, kann häufi g beobachtet<br />

werden. Dies führt meistens dazu, dass die<br />

betroffenen Äste in den folgenden Jahren keine<br />

Blätter mehr tragen.<br />

Die großfl ächige Ausdehnung des Wurzelbereichs<br />

von Bäumen erstaunt Kinder wie auch<br />

Erwachsene. Ab dem Ende des Blattwerkes,<br />

welches sich über einem befi ndet, dehnt sich<br />

das Wurzelwerk des Baumes in der Regel noch<br />

weitere zwei Meter darüber hinaus aus. Ohne<br />

dass dies vermutet wird, dehnen sich unter den<br />

Füßen die verletzlichen, überlebensnotwendigen<br />

Wurzeln aus. Der Wurzelbereich muss deshalb<br />

weiträumig von Lagerung <strong>und</strong> Befahrung<br />

verschont bleiben, wenn die Bäume die Bauarbeiten<br />

überleben sollen.<br />

Aus der Sicht von Kinderaugen besteht eine<br />

weitere Gefahr darin, dass H<strong>und</strong>e ihre Duftnote<br />

an Baumstämmen zurückzulassen pfl egen.<br />

Wird H<strong>und</strong>en erlaubt, ihre Ausscheidungen am<br />

Baum zu hinterlassen, führt diese Unart dazu,<br />

dass der Bereich unterhalb der Bäume an Aufenthaltsqualität<br />

einbüßt. Kein Kind hält sich in<br />

der Nähe übel riechender Baumstämme auf <strong>und</strong><br />

die in der Nähe aufgestellte Bank ist vergebliche<br />

Liebesmühe. Ein Berühren des Baumstamms<br />

kommt für die Kinder nicht in Frage.<br />

Kinderfre<strong>und</strong>liche Stadtplanung mit Bäumen<br />

betrifft nicht nur <strong>Spiel</strong>plätze. Sie umfasst das<br />

gesamte Wohnumfeld, von brachliegenden<br />

Flächen <strong>und</strong> Baulücken, über Grünanlagen bis<br />

hin zu Straßen <strong>und</strong> städtischen Plätzen, <strong>und</strong><br />

ermöglicht eine nachhaltige kinderfre<strong>und</strong>liche<br />

Gestaltung von Städten <strong>und</strong> Gemeinden zu<br />

Aufenthalts-, <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Erlebnisräumen für<br />

Kinder.<br />

Dipl.-Ing. Ruth Esther Gilmore<br />

Teil III: Element Kinderbeteiligung<br />

Teil IV: Element Mobilität<br />

Foto: R. E. Gilmore


Foto: DPV<br />

Öffentliche<br />

„Boule-Plätze“<br />

beliebt bei 1 Mio. Sportlern<br />

Jeder, der in Frankreich war, kennt<br />

die klischeehafte Szene: Sonntagnachmittag.<br />

Eine Gruppe von meist<br />

älteren Männern ist auf einer ebenen<br />

Fläche im Schatten alter Bäume damit<br />

beschäftigt, abwechselnd Kugeln<br />

aus Metall in Richtung einer kleineren<br />

Kugel zu werfen, um anschließend<br />

wort- <strong>und</strong> gestenreich das jeweilige<br />

Ergebnis zu untersuchen <strong>und</strong> leidenschaftlich<br />

zu diskutieren. Dabei stört<br />

die erloschene Maispapier-Zigarette<br />

im M<strong>und</strong>winkel ebenso wenig wie die<br />

unverrutschbare Baskenmütze. Zeit<br />

für Boule – eine <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Sportart<br />

so französisch wie Baguette, Bouillabaisse<br />

<strong>und</strong> Marseillaise.<br />

Boule gehört zur Gruppe der Kugelsportarten,<br />

die es schon sehr lange gibt. Im Laufe der<br />

Jahrh<strong>und</strong>erte wurde der Sport mehrfach verboten<br />

Mal sahen die die Herrscher im Boulespiel<br />

eine Gefährdung der Staatssicherheit, mal<br />

wurden Nichtadelige ausgeschlossen. 1629<br />

ließ die Kunsthandwerkerzunft, die Schläger<br />

<strong>und</strong> Federbälle fabrizierte, das Boulespiel gerichtlich<br />

verbieten, weil es „…zu lasterhaften<br />

Ausschweifungen führt <strong>und</strong> Ursache sonstiger<br />

Unverschämtheiten ist…“ Das wohl einzig vernünftige<br />

Verbot erging 1824: in Lyon wurde es<br />

untersagt, auf Verbindungsstraßen zwischen<br />

den Orten <strong>und</strong> auf Hauptstraßen der Stadt<br />

Boule zu spielen…<br />

Ideal für jedes Alter<br />

Noch eine Verwechselung: Eigentlich ist es<br />

nicht wirklich Boule, was an den meisten Orten<br />

gespielt wird, sondern Pétanque. Pétanque ist<br />

über 100 Jahre alt <strong>und</strong> hat sich aus Jeu provençal<br />

entwickelt. Diese Sportart wird mit drei<br />

Schritten Anlauf gespielt. Irgendwann hatte<br />

ein <strong>Spiel</strong>er ein Altersproblem – Rheuma oder<br />

Ichias – <strong>und</strong> da hat man gesagt: Wir machen<br />

einen Kreis auf die Erde <strong>und</strong> spielen das aus<br />

dem Stand. Daher auch der Name Pétanque –<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 69


Millimeterarbeit – Der Unparteiische misst den Abstand mit dem Stechzirkel<br />

Eine öffentliche Pétanque-Anlage in Frankreich für <strong>Freizeit</strong>sportler<br />

70 | <strong>Spiel</strong>raum<br />

mit geschlossenen Füßen auf der Erde stehen.<br />

So lässt sich Pétanque spielen, sobald man eine<br />

Kugel halten kann <strong>und</strong> solange man eine Kugel<br />

halten kann. Dort wo <strong>Freizeit</strong>spieler Boule spielen,<br />

wird annähernd nach den Pétanque-Regeln<br />

gespielt. Dies ist auch bei den bereits erwähnten<br />

Franzosen der Fall.<br />

In Deutschland war Konrad Adenauer der Botschafter<br />

für die italienische Variante des Kugelspiels,<br />

Boccia, das er in seinem Lieblings-<br />

Urlaubsort Cadenabbia am Comer See kennen<br />

<strong>und</strong> lieben gelernt hatte. Dennoch konnte sich<br />

hierzulande Boule mit der Zeit durchsetzen.<br />

Dies lag vor allem an den recht komplizierten<br />

Regeln von Boccia. Es sind bestimmte Bahnen<br />

vorgeschrieben <strong>und</strong> der <strong>Spiel</strong>er muss vorher ansagen,<br />

welche der Kugeln er treffen will.<br />

Pétanque als Leistungssport<br />

Pétanque ist in Deutschland die beliebteste Kugelsportart.<br />

Nach den Verkaufszahlen der Kugeln<br />

schätzt der Deutsche Pétanque-Verband<br />

die Zahl der <strong>Freizeit</strong>spieler auf etwa 1 Million.<br />

Dass es einen Deutschen Pétanque-Verband<br />

gibt, wird den meisten Bürgern unbekannt sein.<br />

Der Verband ist ein gemeinnütziger eingetragener<br />

Verein <strong>und</strong> hat derzeit 10 Landesfachverbände<br />

als Mitglieder. Der DPV ist über den<br />

Deutschen Boccia-, Boule-, <strong>und</strong> Pétanque-Verband<br />

e.V. Mitglied im Deutschen Olympischen<br />

Sportb<strong>und</strong> (DOSB).<br />

Im Pétanque werden folgende Formationen gespielt:<br />

Tête à tête, Doublette <strong>und</strong> Triplette – also<br />

das <strong>Spiel</strong> 1:1, in Zweier-Mannschaften oder als<br />

Königsdisziplin in Dreier-Teams. International<br />

wird in der Regel Triplette gespielt. Weltweit<br />

gibt es 570.000 <strong>Spiel</strong>erlizenzen, davon alleine<br />

350.000 in Frankreich. Der Deutsche Pétanque-<br />

Verband zählt immerhin 14.000 Lizenzen <strong>und</strong><br />

ist auch international gut aufgestellt.<br />

Es gibt im DPV eine B<strong>und</strong>esliga, seine Mannschaften<br />

nehmen an Europa- <strong>und</strong> Weltmeisterschaften<br />

teil <strong>und</strong> schließlich wurden die World<br />

Games 2013 nach Deutschland vergeben. Sollten<br />

sich deutsche Teams dann bei den jeweils<br />

sechs besten Länderéquipes auf einem Treppchenplatz<br />

wiederfi nden, wären die derzeitigen<br />

Förderkriterien des B<strong>und</strong>esinnenministeriums<br />

erfüllt <strong>und</strong> der Förderzeitraum 2014-2017 gesichert.<br />

In Anbetracht, dass Pétanque ab 2016<br />

olympisch werden kann, durchaus gute Aussichten<br />

für die Zukunft


Foto: DPV<br />

Mit Konzentration <strong>und</strong> Präzision zum Turniererfolg<br />

1 Million <strong>Freizeit</strong>spieler<br />

Der DPV pfl egt neben dem Leistungssport auch<br />

den Breitensport. Pétanque wird auch auf öffentlichen<br />

Plätzen gespielt, da jeder Boden für<br />

diese Kugelsportart geeignet ist. Die älteren<br />

französischen Herren, die abends auf den Dorfplätzen<br />

spielen, sind meist <strong>Freizeit</strong>spieler, vergleichbar<br />

mit Fußballspielern im Park, die z. B.<br />

Kleidungsstücke als „Torpfosten“ benutzen. Bei<br />

beiden hat dies nichts mit den Fähigkeiten der<br />

<strong>Spiel</strong>er zu tun.<br />

In Deutschland werden in Parks oft Boule-Plätze<br />

angelegt <strong>und</strong> auch genutzt. Denn nicht alle<br />

Pétanque-Vereine verfügen über eigene Plätze.<br />

Daher ist es für sie ebenso wie für die Million an<br />

<strong>Freizeit</strong>spielern wichtig, dass Kommunen Flächen<br />

für den Sport bereithalten. In vielen Orten<br />

ist dies bereits der Fall. Und dort, wo noch keine<br />

Bahn vorhanden ist, entstehen für die Anlage<br />

nur geringe Kosten.<br />

Ruck-Zuck zum neuen Sportplatz<br />

Benötigt wird zunächst eine Freifl äche von<br />

etwa 15 x 4 m + eine „Zugabe“ r<strong>und</strong>um. Die<br />

Aushubhöhe sollte etwa 30 cm betragen. Als<br />

erste Schicht wird sehr grober Split verwendet,<br />

der auch als Drainage dient. Die zweite Schicht<br />

besteht aus feinem Split, der gut gewässert <strong>und</strong><br />

mit der ersten Schicht verdichtet wird. Als dritte<br />

Schicht wird Mineralbetonsand dünn aufge-<br />

Foto: DPV<br />

tragen <strong>und</strong> geplättelt. Schließlich kommt oben<br />

drauf noch die hauchdünne Aufl age aus sehr<br />

feinem Split oder Kieselsteinchen. Der Platz<br />

sollte nach Fertigstellung nicht gleich bespielt<br />

werden. Innerhalb von 14 Tagen wird der Platz<br />

immer wieder gewässert <strong>und</strong> geplättelt, bis er<br />

hart genug für den <strong>Spiel</strong>betrieb ist. Ist der Platz<br />

erst einmal „eingespielt“, bedarf er im Prinzip<br />

keiner Pfl ege mehr. Tennisplätze (Rotascheplätze),<br />

die nicht mehr genutzt werden, eignen sich<br />

hervorragend, denn es reicht, wenn nur noch als<br />

Aufl age eine hauchdünne Schicht feinkörnigen<br />

Splits darauf verteilt wird. Alle Arbeiten können<br />

von Mitarbeitern des städtischen Bauhofs ausgeführt<br />

werden.<br />

Macht das nicht Lust auf Pétanque? L.K.<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 71


Ausschnitt aus dem Gemälde „Die Kinderspiele“ von Pieter Bruegel d. Ä., 1560 (aus: VÖHRINGER, 1999, 50)<br />

Vor der<br />

„Entdeckung“ der Kindheit<br />

In einer kleinen Reihe von vier Beiträgen „Zur Entwicklungsgeschichte<br />

der öffentlichen Freiräume für Kinder“ stellt Daniel Rimbach in der<br />

FreeLounge die wesentlichen Ergebnisse seiner Doktorarbeit 1 vor. Im<br />

ersten Teil geht es um einen Überblick über die Anfänge vor 1850 als<br />

Wurzeln der planmäßigen Gestaltung von Freianlagen für Kinder.<br />

72 | <strong>Spiel</strong>raum<br />

Kinder haben schon „immer“ im Freiraum gespielt.<br />

Im Mittelalter gab es jedoch keine speziell<br />

für Kinder gestalteten Freiräume, da die<br />

Gesellschaft nicht klar zwischen Kindern <strong>und</strong><br />

Erwachsenen unterschied. Das Kind des Mittelalters<br />

<strong>und</strong> der frühen Neuzeit nutzte für sein<br />

<strong>Spiel</strong> hauptsächlich vorgef<strong>und</strong>ene Dinge oder<br />

auch einfache, selbst oder von Familienmitgliedern<br />

angefertigte <strong>Spiel</strong>zeuge. Gewerbemäßig<br />

hergestelltes <strong>Spiel</strong>zeug in unserem heutigen<br />

Sinne war eher selten. Diese speziell von Handwerkern<br />

angefertigten <strong>Spiel</strong>waren, mit denen<br />

vor allem die Kinder der oberen Stände spielten,<br />

lassen sich ab dem hohen Mittelalter nachweisen.<br />

Das berühmte Gemälde „Die Kinderspiele“ von<br />

Pieter BRUEGEL D. ÄLTEREN aus dem Jahr 1560<br />

ist ein Katalog der damals üblichen <strong>Spiel</strong>e im<br />

Freien. Es zeigt ungefähr 80 verschiedene <strong>Spiel</strong>e.<br />

Die Kinder auf dem Bild spielen zumeist ohne<br />

<strong>Spiel</strong>zeug miteinander (z.B. Prozession, Verstecken<br />

etc.) <strong>und</strong> mit umfunktionierten Alltagsgegenständen.<br />

Obwohl speziell für das <strong>Spiel</strong><br />

verfertigte Gegenstände, sogenanntes primäres<br />

<strong>Spiel</strong>zeug, noch relativ selten war, sind auch<br />

einige solcher <strong>Spiel</strong>mittel zu sehen. Zu dieser<br />

Kategorie gehören die dargestellten Masken,<br />

Puppen, Stelzen, Kreisel <strong>und</strong> Steckenpferdchen.<br />

Die Kinder auf dem Bild spielen aber auch mit<br />

Stöcken, Holz, Knochen, Reifen, Ziegelsteinen,<br />

Schweinsblasen <strong>und</strong> gefangenen Vögeln. Die<br />

<strong>Spiel</strong>e fi nden entweder auf der sandigen Straße,<br />

einem eingezäunten Rasenstück, an den Mauern<br />

oder auf einer baumbestandenen Wiese an<br />

einem Bach statt. Festinstallierte „<strong>Spiel</strong>geräte“,<br />

d.h. Gegenstände, die zum <strong>Spiel</strong> genutzt werden,<br />

sind: ein Sandhaufen, ein Baumstamm, ein<br />

Holzbalken, ein <strong>Spiel</strong>tisch, ein hölzerner Zaun,<br />

ein Kletterbaum <strong>und</strong> ein Reck.


Die sich ab dem Ende des Mittelalters langsam<br />

entwickelnde schrittweise gesellschaftliche<br />

„Entdeckung“ oder „Erfi ndung“ der Kindheit als<br />

eigener Lebensabschnitt spiegelte sich auch in<br />

der zunehmend differenzierteren Gestaltung<br />

von Freianlagen für Kinder wider.<br />

Belehrung <strong>und</strong> Unterweisung<br />

Von der frühen Neuzeit bis zur Zeit der Aufklärung<br />

wurden Freianlagen für Kinder, wenn<br />

überhaupt, dann nahezu ausschließlich mit<br />

dem Ziel der Belehrung <strong>und</strong> Unterweisung oder<br />

zur Erholung vom Lernen geschaffen.<br />

Die ersten für Kinder geschaffenen Freianlagen<br />

in der Renaissance waren botanische Gärten im<br />

Zusammenhang mit Bildungseinrichtungen. Der<br />

Ulmer Stadtbaumeister Joseph FURTTENBACH<br />

stellte 1635 in seiner „Architectura vniversalis“<br />

den Gr<strong>und</strong>riss einer Schule vor. Das Gebäude<br />

schließt vier Gartenhöfe, das heißt zwei „Küchengärtten“,<br />

einen „Baumgartten“ <strong>und</strong> einen<br />

„Blumengartten“, ein. Im „Baumgartten <strong>und</strong><br />

„Blumengartten“ sollten „die Innwohner ihr Recreation<br />

haben können“ (FURTTENBACH, 1635,<br />

Tafel 16 u. S. 47).<br />

Am Ende des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts entstanden die<br />

ersten vereinzelten Schülerarbeitsgärten. Auf<br />

Veranlassung von Herzog ERNST I VON SACH-<br />

SEN, genannt der Fromme (reg. 1640-1675),<br />

wurde in Gotha ein Kräutergarten an einer<br />

Schule anlegt, um die Pfl anzenkenntnisse der<br />

Kinder zu verbessern.<br />

<strong>Spiel</strong>einrichtungen für Erwachsene in<br />

den Gärten<br />

Seit der Renaissance wurden in herrschaftlichen<br />

Gärten des Adels <strong>und</strong> wohlhabenden Bürgertums<br />

Räume für Erwachsenenspiele eingerichtet.<br />

In den Gärten wurden z.B. Schießscheiben aufgestellt.<br />

Besonders verbreitet waren Kegel-,<br />

Kugel- <strong>und</strong> Kricketspiele, welche oft in den<br />

Kabinetten des Bosketts auf eigens angelegten<br />

„<strong>Spiel</strong>-Plätzen“ stattfanden. So gab es in<br />

der Renaissance <strong>und</strong> der Barockzeit spezielle<br />

Plätze bzw. Bahnen für das Passspiel <strong>und</strong> das<br />

Mailspiel (z.B. Hortus Palatinus in Heidelberg).<br />

Brettspiele wurden in monumentale Maßstäbe<br />

übersetzt. Schaukeln, Wippen <strong>und</strong> Karussells<br />

wurden besonders im Rokoko als erotisierendkokettes<br />

<strong>Spiel</strong> eingesetzt.<br />

Im Barock war das <strong>Spiel</strong> ein wichtiger Teil der<br />

Gartenkunst. Eine Besonderheit war der Pillnitzer<br />

Schlossgarten bei Dresden, der unter dem<br />

„Erster Gr<strong>und</strong>riß zu der Schule“ (aus: FURTTENBACH, 1635, Tafel No. 16)<br />

sächsischen Kurfürsten <strong>und</strong> König von Polen,<br />

AUGUST DEM STARKEN, in den 1720er Jahren<br />

so gestaltet wurde, dass die gesamte Anlage<br />

einzig <strong>und</strong> allein dem höfi schen <strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> der<br />

höfi schen Festkultur gewidmet war. Die zahlreichen<br />

<strong>Spiel</strong>einrichtungen dienten in erster<br />

Linie dem Vergnügen des erwachsenen Publikums.<br />

In diesen Anlagen spielten Kinder mit<br />

den Erwachsenen als „kleine Erwachsene“ nach<br />

deren Regeln. Dies beweist jedoch noch nicht,<br />

dass die Kinder in den Gärten nicht auch eigene<br />

„Nichterwachsenenspiele“ gespielt haben.<br />

Es wird vielmehr deutlich, dass die Gärten ausschließlich<br />

für Erwachsene geplant <strong>und</strong> angelegt<br />

waren.<br />

Erst kurz vor 1800 entstanden in den Privatgärten<br />

auch erste Kinderspielbereiche, die mit speziellen<br />

Kinderspielgeräten ausgestattet wurden.<br />

Hier zeigte sich eine auffällige zeitliche <strong>und</strong><br />

sicher nicht zufällige Parallelität zum Aufkommen<br />

der ersten bürgerlichen Kinderspielstuben<br />

in der Zeit um 1800.<br />

Stärkung von Körper <strong>und</strong> Geist<br />

Die Zeit der Aufklärung <strong>und</strong> die Herausbildung<br />

einer bürgerlichen Kultur ab etwa 1750 brachte<br />

die endgültige Wertschätzung der Kindheit mit<br />

sich. Die Philanthropen dieser Zeit, allen voran<br />

BASEDOW in Dessau sowie SALZMANN in<br />

Schnepfenthal bei Gotha, entwickelten detaillierte<br />

Bildungskonzepte, bei denen die Aneignung<br />

<strong>und</strong> Nutzung des Freiraums eine bedeutende<br />

Rolle spielte. Wesentliche Bestandteile<br />

dieser ganzheitlichen Erziehung <strong>und</strong> Bildung<br />

waren die Gartenarbeit, die Durchführung von<br />

Daniel Rimbach<br />

Daniel Rimbach hat Landschaftsarchitektur<br />

an der<br />

Fachhochschule in Erfurt<br />

studiert <strong>und</strong> führt seit 1998<br />

ein Planungsbüro mit den<br />

Schwerpunkten Gartendenkmalpfl<br />

ege sowie Objekt- <strong>und</strong><br />

Landschaftsplanung. Er arbeitet<br />

kontinuierlich an universitären<br />

Forschungsprojekten mit<br />

<strong>und</strong> hat seit 2001 Lehraufträge<br />

an der Fachhochschule Erfurt.<br />

2008 promovierte er an der<br />

Fakultät für Architektur <strong>und</strong><br />

Landschaft der Gottfried<br />

Wilhelm Leibniz Universität<br />

Hannover.<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 73


Foto: Daniel Rimbach<br />

Rekonstruiertes Turngerät auf dem historischen Gymnastikplatz in Schnepfenthal in Thüringen<br />

Nächster Beitrag:<br />

Teil II: 1850 bis 1900<br />

Der Aufschwung der öffentlichen<br />

Anlagen für Kinder<br />

74 | <strong>Spiel</strong>raum<br />

Leibesübungen sowie die Naturanschauung auf<br />

Spaziergängen, Wanderungen <strong>und</strong> Fahrten. In<br />

das Bildungsprogramm der Neuzeit für Kinder<br />

führten die Aufklärer die gymnastischen <strong>und</strong><br />

turnerischen Übungen sowie die zielgerichtete<br />

Aneignung von Natur <strong>und</strong> Landschaft ein. Auch<br />

angeleitete Bewegungs- <strong>und</strong> Gesellschaftsspiele<br />

wurden von den Philanthropen gefördert. Die<br />

Leibesübungen <strong>und</strong> die Gartenarbeit unter ständiger<br />

Anleitung eines Lehrers wurden vor allem<br />

von den rationalen Aufklärern als ein probates<br />

Mittel im Kampf gegen die „Selbstschändung“,<br />

d.h. die Masturbation, angesehen.<br />

1785 legte GUTSMUTHS auf einem bewaldeten<br />

Hügel in der Nähe der Erziehungsanstalt<br />

Schnepfenthal einen Gymnastikplatz für die<br />

dortigen Zöglinge an.<br />

Die Lage <strong>und</strong> Gestaltung dieses Platzes wurde<br />

zum Vorbild für die Gestaltung der im Rahmen<br />

der Turnerbewegung JAHNS ab 1811 entstehenden<br />

Turnplätze. Die relativ wenigen, aber in<br />

ganz Deutschland verbreiteten Turnplätze der<br />

Turnervereine ermöglichten erstmals die zielgerichtete<br />

körperliche Betätigung auf speziell<br />

angelegten Plätzen außerhalb des schulischen<br />

Zusammenhangs. Bei diesen öffentlichen Turnplätzen<br />

schadete es laut JAHN nichts, wenn diese<br />

in beträchtlicher Entfernung zu den Wohngebieten<br />

angeordnet waren, „ja es wäre ein<br />

selbst ein ¾ bis 1 St<strong>und</strong>e weit gelegner einem<br />

weit näheren, minder brauchbaren vorzuziehen.<br />

Denn für Kinder von acht bis neun Jahren ist die<br />

Übung im G e h e n schon sehr wichtig“ (JAHN<br />

& EISELEN 1816, 202).<br />

Foto: Daniel Rimbach<br />

Entstehung der ersten gemeinschaftlichen<br />

Kinderspielplätze<br />

Für das freie selbsttätige <strong>Spiel</strong> der Kinder hatten<br />

Pädagogen in der Zeit der Aufklärung jedoch<br />

noch kein Verständnis. Im Zuge der zunächst<br />

zögerlich einsetzenden Industrialisierung entstanden<br />

ab den 1820er Jahren verstärkt Kleinkinderbetreuungseinrichtungen<br />

<strong>und</strong> auch schon<br />

allererste städtische Kinderspielplätze. Zu diesen<br />

„Kleinkinderschulen“ <strong>und</strong> „Kleinkinderbewahranstalten“<br />

gehörten auch <strong>Spiel</strong>geräte, die<br />

in den Außenanlagen aufgestellt wurden. Diesen<br />

ersten gemeinschaftlichen <strong>Spiel</strong>plätzen lag<br />

jedoch noch kein differenzierter pädagogischer<br />

Ansatz zugr<strong>und</strong>e. Dies änderte sich erst durch<br />

den Pädagogen Friedrich FRÖBEL, den Begründer<br />

<strong>und</strong> Namensgeber der Kindergartenbewegung.<br />

Er entwarf 1839 den Außenraum für den<br />

ersten Kindergarten in Blankenburg. Der Außenraum,<br />

d.h. der Garten, trug wesentlich zur<br />

Begriffsprägung seines pädagogischen Gr<strong>und</strong>konzeptes<br />

„Kindergarten“ bei. Im Garten des<br />

ersten Kindergartens wurde gelernt, gearbeitet<br />

<strong>und</strong> gespielt. Es gab Anschauungsbeete zum<br />

Lernen. Jedes Kind hatte ein eigenes Beet zum<br />

Arbeiten. Gemeinsam wurde auf einem Laufspielplatz<br />

<strong>und</strong> einem Bauspielplatz gespielt.<br />

Mit dem selbsttätigen <strong>Spiel</strong> fügte er der Pädagogik<br />

eine dritte gleichberechtigte Säule hinzu.<br />

Mit seinem halböffentlichen Charakter <strong>und</strong><br />

dem hierfür gezielt geplanten Besucherbereich<br />

gehört der Garten des ersten Kindergartens an<br />

den Beginn der Entwicklungslinie zur modernen<br />

öffentlichen Freianlage für Kinder <strong>und</strong> weist


damit weit über das 19. Jahrh<strong>und</strong>ert hinaus.<br />

Bemerkenswert ist, vor allem im Vergleich mit<br />

der später stattfi ndenden Entwicklung am Ende<br />

des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, dass diese ersten, noch<br />

halböffentlichen FRÖBELschen <strong>Spiel</strong>plätze kein<br />

Ersatz für in der Großstadt fehlende Natur waren.<br />

Sie waren vielmehr Bestandteil eines pädagogischen<br />

Konzepts, welches zunächst mit<br />

Bauern- <strong>und</strong> Kleinbürgerkindern einer ländlichen<br />

Region erprobt wurde.<br />

Die Anlage von öffentlichen Kinderspielplätzen<br />

vor 1850 ist als eine absolute Ausnahme zu betrachten.<br />

In größerem Umfang wurden öffentliche<br />

<strong>Spiel</strong>plätze erst ab den 1870er <strong>und</strong> 1880er<br />

Jahren angelegt, in sehr vielen Städten auch<br />

erst ab der Wende zum 20. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

Daniel Rimbach<br />

Wissenschaftliche Aufarbeitung eines vernachlässigten Themas<br />

Eine tiefgründige wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Gesamtentwicklung der<br />

öffentlichen städtischen Freiräume für Kinder als Planungsgegenstand hatte bisher erstaunlicherweise<br />

noch nicht stattgef<strong>und</strong>en. Im Rahmen seiner Dissertation hat Daniel Rimbach<br />

schwerpunktmäßig den Zeitraum ab der Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts betrachtet, von der<br />

Entstehung der ersten öffentlichen Freianlagen für Kinder bis zur Mitte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

Auf eine weitergehende, durchaus wünschenswerte Bearbeitung der Zeit nach 1945 wurde<br />

verzichtet, da der damit unweigerlich verb<strong>und</strong>ene Systemvergleich zwischen Ost <strong>und</strong> West<br />

den Rahmen der Arbeit gesprengt hätte. Die Entwicklung dieser neuen Planungsaufgabe im<br />

gesellschaftlichen Kontext <strong>und</strong> deren Berücksichtigung innerhalb des sich entwickelnden<br />

Berufsstandes der Garten- <strong>und</strong> Landschaftsarchitekten beziehungsweise seiner fachlichen<br />

Vorläufer stand im Mittelpunkt des Interesses. Untersucht wurde dabei, inwieweit die Gestaltung<br />

der Freifl ächen für Kinder eine Planungsaufgabe des Gartenarchitekten beziehungsweise<br />

seiner fachlichen Vorgänger war. Es wurden vor allem die von diesem Berufszweig<br />

gestalteten Freianlagen für Kinder berücksichtigt. Aber auch Anlagen, die von Mitgliedern<br />

anderer Berufsgruppen, zum Beispiel Architekten, Pädagogen oder Medizinern planmäßig<br />

gestaltet bzw. planungstheoretisch vorbereitet wurden, fanden Beachtung. Die Ausbildung<br />

von öffentlichen Freianlagen für Kinder beruhte im Untersuchungszeitraum stets auf drei<br />

gr<strong>und</strong>sätzlichen Gestaltungsanlässen: 1. der Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge <strong>und</strong> Körperertüchtigung, 2.<br />

dem <strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> 3. der Belehrung <strong>und</strong> Unterweisung. Nach den jeweils herrschenden politischgesellschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen wurden unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt <strong>und</strong><br />

planerisch verwirklicht.<br />

Quellen:<br />

BRODBECK, Matthias (1996):<br />

Zur Pädagogik F. W. A. Fröbels im<br />

Lichte der Gegenwart.<br />

Vortrag, gehalten am 31. Mai 1996 auf<br />

dem Altenstein bei Bad Liebenstein <strong>und</strong><br />

Schweina aus Anlass des 1. Schweinaer<br />

Fröbeltages. unv.<br />

FURTTENBACH, Joseph (1635):<br />

Architectura vniversalis. Ulm. [Permanente<br />

URL: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/furttenbach1635]<br />

JAHN, Friedrich Ludwig <strong>und</strong> EISELEN,<br />

Ernst (1816):<br />

Die Deutsche Turnkunst zur Einrichtung<br />

der Turnplätze dargestellt von Friedrich<br />

Ludwig Jahn <strong>und</strong> Ernst Eiselen. Berlin.<br />

(Nachdruck in: Schwarze, Max <strong>und</strong><br />

Limpert, Wilhelm; o.J. [ca. 1928]: Quellenbücher<br />

der Leibesübungen. Band 4.<br />

Dresden.)<br />

Rimbach, Daniel (2009):<br />

Öffentliche Freiräume für Kinder als<br />

Gegenstand der städtischen Freiraumplanung<br />

von der Mitte des 19. bis<br />

zur Mitte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts. Ein<br />

Beitrag zur Professionsgeschichte der<br />

Landschaftsarchitektur in Deutschland.<br />

Göttingen. (Cuvillier Verlag, zugl. Univ.<br />

Diss Hannover, 2008)<br />

VÖHRINGER, Christian (1999):<br />

Pieter Bruegel 1525 / 1530 –1569.<br />

Köln. (Könemann)<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 75


76 | Stadt & Kunst<br />

Fotos: Slinkachu


Kleine Leute<br />

in der großen Stadt<br />

Sie sind winzig, oft melancholisch oder wagemutig: Der britische<br />

Streetart-Künstler <strong>und</strong> Photograph Slinkachu lässt Miniaturfi guren zu<br />

Helden im urbanen Leben werden.<br />

Ein gut gekleideter Mann sitzt auf dem Steinboden<br />

einsam am Ufer der Themse <strong>und</strong> lässt<br />

den Blick über das Wasser schweifen. Vieles<br />

könnte ihm passiert sein: Job weg, Trennung,<br />

Burnout. Die einsame Figur ist eine Projektionsfl<br />

äche für große oder kleine Tragödien des<br />

Lebens. „Aussteigerträume“ ist der Titel dieser<br />

Arbeit, die nicht nur aufgr<strong>und</strong> des Maßstabs der<br />

Figuren von 1:87 ein minimalistisches Meisterwerk<br />

ist. Slinkachu inszeniert mit Blick für das<br />

Wesentliche, Witz <strong>und</strong> ohne Angst vor Emotionen<br />

alltägliche Situationen – <strong>und</strong> das mit<br />

ganz geringen Mitteln. Zu dem Prinzip seiner<br />

Arbeit gehört die Gegenüberstellung einer Detailaufnahme<br />

<strong>und</strong> einem Foto aus Augenhöhe,<br />

auf dem die Suche nach den kleinen Helden<br />

manches Mal gar nicht so leicht ist. Slinkachus<br />

Arbeiten sind auch deshalb so sympathisch,<br />

weil sie das Leben des Stadtmenschen liebevoll,<br />

<strong>und</strong> deshalb nie respektlos persifl ieren. In seiner<br />

Welt gibt es verzweifelte Natursucher, gescheiterte<br />

Supermänner, Arbeiter, die nicht vor zu<br />

großen Aufgaben kapitulieren oder auch Exhibitionisten,<br />

deren Obsession die Welt nicht interessiert.<br />

Der Künstler sagt, dass seine Figuren<br />

in der Stadt immer in gewisser Weise verloren<br />

sind, entweder körperlich oder emotional. Seine<br />

Streetart rückt mit diesem zentralen Thema<br />

ganz leise <strong>und</strong> selbstverständlich in die Nähe<br />

der Stadtbilder von Edward Hopper.<br />

Spurensuche in London<br />

Im Internet ist Slinkachu mit einer Website<br />

<strong>und</strong> einem Blog präsent (www.slinkachu.com).<br />

In diesen virtuellen Räumen kann man neue<br />

Szenen bew<strong>und</strong>ern <strong>und</strong> die kleinen Leute sogar<br />

auf Reisen begleiten. Im September war<br />

der Künstler an dem italienischen Kunst Festival<br />

„Fame“ im süditalienischen Grottaglie mit<br />

seiner ungewohnt raumgreifenden Installation<br />

„What brings us together and what keeps us<br />

apart“ beteiligt. Er hat in den engen Gassen<br />

der Kleinstadt zwischen gegenüberliegenden<br />

Häusern eine Szene realisiert, die italienische<br />

Momente spiegelt. Auf jeder Seite ist ein<br />

winziger Balkon angebracht, mit einer Person<br />

darauf. Wer würde da nicht an Julia denken?<br />

Die Gasse selbst wird durch eine lange, reich<br />

behängte Miniatur-Wäscheleine überspannt.<br />

Getrennt <strong>und</strong> doch verb<strong>und</strong>en sind die Figuren,<br />

die sich dank ihres einfallsreichen Regisseurs<br />

ganz natürlich in das Ambiente der italieni-<br />

Stadt & Kunst | 77


Fotos: Slinkachu<br />

„Sicherlich ist die Behauptung der Philosophen,<br />

groß <strong>und</strong> klein seien nur Begriffe, die sich durch<br />

Vergleichung ergeben, vollkommen wahr.“<br />

Jonathan Swift, Gullivers Reisen<br />

Hunger <strong>und</strong> Ruhm<br />

78 | Stadt & Kunst<br />

schen Provinz fügen. Während die Installation<br />

in Grottaglie für die Dauer des Festivals ein<br />

offi zieller Ausstellungsort war, kann man die<br />

kleinen Leute in London nur mit viel Glück <strong>und</strong><br />

guten Augen fi nden. Slinkachu lässt sie einfach<br />

zurück, wenn er seine Fotografi en gemacht hat.<br />

Es lohnt sich also beim Besuch in London, ganz<br />

genau hinzusehen. Vielleicht begegnet einem ja<br />

Supermann auf einer Mülltonne oder auf den<br />

Die Künstlergruppe Studiecromie hat in der apulischen<br />

Stadt Grottaglie das Festival „Fame“ ins Leben gerufen, das<br />

seinen Namen einem Wortspiel verdankt: „Fame“ bedeutet<br />

auf italienisch Hunger, auf englisch Ruhm. Ohne öffentliche<br />

Fördergelder werden Künstlerinnen <strong>und</strong> Künstler aus<br />

ganz Europa eingeladen, die für einige Wochen in dem Ort<br />

wohnen <strong>und</strong> dort arbeiten. Dabei wird an Traditionen des<br />

Ortes angeknüpft, indem Arbeiten auf Keramiken gefertigt<br />

werden. Außerdem werden den Streetart-Künstlern einige<br />

Mauern für Werke zur Verfügung gestellt. Das sorgt für<br />

Lichtblicke in teils sehr stark industriell geprägten Vierteln.<br />

Infos unter www.famefestival.it<br />

Metallstreben eines Gullydeckels. Durch genaues<br />

Hinsehen das Besondere im alltäglichen Leben<br />

zu entdecken, das ist ohne Frage die besondere<br />

Stärke Slinkachus, der als Künstler nicht<br />

in Erscheinung treten möchte <strong>und</strong> sich hinter<br />

seinem Pseudonym verbirgt. Minimalistisch wie<br />

seine Kunst ist die Auskunftsfreude über seine<br />

Person: „Nicht aktiv von 1979 bis 2006, aktiv<br />

seit 2006“, so beschreibt er seinen künstlerischen<br />

Werdegang. Zum Glück kann man aber<br />

jetzt auch in Deutschland mehr von seiner Arbeit<br />

sehen. Die Serie „Kleine Leute in der großen<br />

Stadt“ ist erstmals in einem Bildband erschienen.<br />

Kleinformatig, versteht sich. Aber Größe<br />

hat auch in diesem Fall nichts mit dem Format<br />

zu tun. A.M.<br />

Slinkachu:<br />

Kleine Leute in der großen Stadt<br />

128 Seiten, 12,95 Euro<br />

ISBN 978-3455380606<br />

Hoffmann <strong>und</strong> Campe


Die tote Stadt -<br />

Im Moloch der Meditation<br />

Stadt pulsiert, lebt, unaufhörlich, ununterbrochen.<br />

Wie kann ein solcher<br />

Ort zum Mittelpunkt der Meditation,<br />

des Innehaltens werden, eine „Kirche<br />

des Gewesenen“ gar? Die Künstlerin<br />

Sonja Blattner gibt mit ihren Skulpturen<br />

<strong>und</strong> Gemälden in einer Ausstellung<br />

in Berlin Antworten darauf.<br />

„Die tote Stadt“ - Ausstellung von<br />

Sonja Blattner im Kronenboden<br />

25.9. - 27.11.2009<br />

Schwedenstraße 16, 13357 Berlin-Wedding<br />

Öffnungszeiten:<br />

Am Wochenende von 15 bis 18 Uhr<br />

„Die tote Stadt“, von Erich Wolfgang Korngold komponierte <strong>und</strong> 1920 in<br />

Hamburg <strong>und</strong> Köln uraufgeführte Oper, erzählt die Geschichte eines Mannes,<br />

der sich nach dem Tod seiner Frau in ein Zimmer in Brügge - die „Kirche<br />

des Gewesenen“ - zurückzieht, um sich der Trauer hinzugeben. In seinem<br />

Rückzug, seiner Meditation, seinem Innehalten erscheint eine andere Frau,<br />

die ihm seine wahre Liebe abverlangt. Das endet mit dem Tod der Frau <strong>und</strong><br />

dem Abschied des Protagonisten von der Stadt. Rückzug, Flucht aus dem<br />

Moloch als Lösung? Sonja Blattner bezieht einen anderen Standpunkt. Aus<br />

ihrer Sicht ist gerade die Stadt mit ihren dunklen Straßenzügen der Rückzugspunkt,<br />

um zur Ruhe zu kommen, einen Ruhepunkt zu fi nden. In der ganzen<br />

Zerrissenheit, im Auseinanderfallen, ist nicht die Abkehr von der Stadt<br />

die rechte Lösung, sondern das sich Einlassen, die Hinwendung verspricht die<br />

wahre Meditation. Wie viel Farbe verträgt eine solche Betrachtungsweise?<br />

Auch darauf hat Blattner eine überraschende Antwort. Sie zitiert Matisse:<br />

„Schwarz ist die Farbe des Lichts.“ Schwarz saugt das Licht in sich auf <strong>und</strong><br />

glänzt <strong>und</strong> leuchtet so viel mehr als alle anderen Farben. In dieser Welt<br />

scheinbarer Widersprüche präsentiert sich das Werk Blattners als Aufbruch<br />

in neue Denkweisen - <strong>und</strong> da fi ndet sie wieder mit Korngold zusammen.<br />

Sonja Blattner, geboren 1955 in Konstanz, hat Philologie in Mainz studiert.<br />

Nach dem Studium der Malerei an der Hochschule der Künste Berlin wurde<br />

sie 1996 zur Meisterschülerin Karl-Heinz Herrfurths ernannt. Sie lebt <strong>und</strong><br />

arbeitet in Berlin.<br />

Michael S. Zerban<br />

Stadt & Kunst | 79


Interview mit Nicole Ruppert,<br />

Vorsitzende des B<strong>und</strong>esverbandes<br />

für Theater<br />

im Öffentlichen Raum.<br />

Keine Bühne,<br />

aber großes Theater<br />

80 | Stadt & Kunst<br />

FreeLounge: <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> ist das Thema unserer<br />

Ausgabe. Städte kann man auch über das Theaterspiel<br />

in den Straßen erleben. Was ist das<br />

Besondere am Theater im Öffentlichen Raum,<br />

Frau Ruppert?<br />

N. Ruppert: Ganz allgemein: Es ist eine Kunst<br />

ohne Ort, es nutzt den öffentlichen Raum als<br />

Bühne. Die Künstler der Straße wissen seit<br />

langem, dass man überall <strong>und</strong> nirgends künstlerisch<br />

produzieren kann. Aus jedem offenen<br />

Raum kann eine Bühne entstehen. Straßentheater<br />

ist populäres Theater, es ist das neue Volkstheater.<br />

Im Gegensatz zum klassischen Theater<br />

ist es nicht heilig. Es beruft sich auf die Tradition<br />

der öffentlichen Zeremonien <strong>und</strong> Rituale,<br />

der Paraden, aber auch auf die neuen Technologien,<br />

Videokunst <strong>und</strong> Multimedia. Heute ist<br />

das Theater im Öffentlichen Raum ein weites<br />

Feld, es gibt so viele unterschiedliche Formen<br />

<strong>und</strong> künstlerische Ausdrucksweisen, die es dem<br />

Genre erlaubt, sich auszuweiten im öffentlichen<br />

Raum, im Stadtraum, im sozialen Raum.<br />

FreeLounge: Was bewirkt das Theater auf den<br />

Straßen in den Städten?<br />

N. Ruppert: Nun, zunächst einmal belebt das<br />

Theater den öffentlichen Raum. Zudem wirkt es<br />

aber auch transformatorisch. Plätze <strong>und</strong> Stra-<br />

ßen erfahren Verwandlungen durch das Theater:<br />

ein Gebäude, das plötzlich zur einmaligen<br />

Kulisse wird, eine Fußgängerzone, die überraschend<br />

ganz andere Zusammenhänge schafft<br />

als die des Einkaufens. Wenn zum Beispiel in<br />

einer Einkaufsstraße eine Fassade in fünf Meter<br />

Höhe bespielt wird, dann sehen viele Menschen<br />

das erste Mal über die Höhe der Schaufenster<br />

hinweg <strong>und</strong> entdecken vielleicht historische<br />

Bauwerke, die sie vorher noch nie wahrgenommen<br />

haben. Immer ist Straßentheater eine Form,<br />

sich gezielt in städtisches Leben einzubringen<br />

oder Alltagsplätze in ganz besondere Bühnen<br />

<strong>und</strong> damit menschliche Zusammenhänge zu<br />

verwandeln. Aus dem zufälligen Zusammentreffen<br />

von Passanten mit Theater ergeben sich<br />

neue, unvorhersehbare Situationen, gefüllt mit<br />

Atmosphäre <strong>und</strong> Emotionen. Die Stadt verändert<br />

sich, denn bestimmte Plätze oder Straßenzüge,<br />

Parks oder Gewässer erhalten eine neue<br />

Bedeutung. Das kann auch nachhaltig zu einer<br />

anderen Sicht <strong>und</strong> Nutzung führen.<br />

FreeLounge: Haben Sie ein Beispiel dafür?<br />

Foto: N. Ruppert<br />

N. Ruppert: Da fällt mir direkt Holzminden ein.<br />

Seit 1991 gibt es in der Stadt ein Straßentheater-Festival.<br />

Als wir dort angefangen haben,<br />

wurde der Marktplatz nicht als Ort wahrgenommen,<br />

der zum Aufenthalt einlädt. Das hat


Fotos: Theatre Fragile<br />

Von Migration <strong>und</strong> Integration handelt "Wir treffen uns im Paradies", poetisch <strong>und</strong> sehr eindrucksvoll dargestellt<br />

von der Gruppe Theatre Fragile.<br />

sich durch das Festival geändert, denn plötzlich<br />

gab es Außengastronomie <strong>und</strong> der Markt wurde<br />

zu einem belebten Zentrum. Ähnliches gilt auch<br />

für das Festival in Detmold. Dort wurde ein<br />

Parkplatz bespielt, ein Ort, der viel mehr sein<br />

könnte als eine Stellfl äche für Autos. Das ist<br />

durch das Theater in das Bewusstsein gerückt.<br />

Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Nutzung<br />

vielleicht in Zukunft verändern wird.<br />

FreeLounge: Wie ist die Reaktion der Zuschauer<br />

auf Straßentheater?<br />

N. Ruppert: Auf jeden Fall ist das eine Kunstform,<br />

die begeistert. Weil die Menschen keinen<br />

Eintritt zahlen <strong>und</strong> jederzeit entscheiden<br />

können, ob sie bleiben oder gehen, sind sie in<br />

der Regel viel stärker bereit, sich zum Beispiel<br />

auch experimentelle Aufführungen anzusehen,<br />

die sie niemals in ein Theater locken könnten.<br />

Durch diese niedrige Hemmschwelle sind die<br />

Menschen sehr offen. Der Aufführungsort Straße<br />

erlaubt den Künstlern Mittel einzusetzen, die<br />

jede Dimension eines Theaters sprengen würden.<br />

Charakteristisch für das Straßentheater ist der<br />

Einsatz von Feuereffekten, überdimensionierten<br />

Objekten oder raumgreifenden Inszenierungen.<br />

Die Zuschauer lassen sich durch diese sinnlichen<br />

Erfahrungen faszinieren. Um nochmals<br />

das Beispiel Holzminden zu nennen: Als das<br />

Festival aufgr<strong>und</strong> der angespannten fi nanziellen<br />

Haushaltslage der Stadt in seiner Existenz<br />

bedroht war, hat sich eine enorme Spendenbereitschaft<br />

der Menschen gezeigt. Die Aussage<br />

war ganz klar: „Wir wollen das Theaterfestival<br />

nicht verlieren. Das gehört zu unserer Stadt.“<br />

Der Gr<strong>und</strong> für die hohe Akzeptanz liegt auch<br />

darin, dass diese Form des Theaters im Lebensraum<br />

der Menschen spielt <strong>und</strong> die Möglichkeit<br />

hat, an die Welt der Bewohner anzuknüpfen sowie<br />

Geschichte <strong>und</strong> Geschichten aufzugreifen<br />

<strong>und</strong> zu bearbeiten.<br />

FreeLounge: Vor etwa drei Jahren hat sich der<br />

B<strong>und</strong>esverband Theater im Öffentlichen Raum<br />

e.V. gegründet. Was waren <strong>und</strong> sind Ihre Ziele?<br />

N. Ruppert: Nun, die Gründung ist vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> zu sehen, dass Straßentheater als<br />

Genre noch nicht die Anerkennung fi ndet, die<br />

es verdient. Es gilt vielen nicht als hohe Kunst.<br />

Deshalb haben sich Künstler, Produzenten, Organisatoren<br />

<strong>und</strong> Manager des Genres zusammengeschlossen,<br />

um eine Lobby zu schaffen.<br />

Wir haben in Deutschland die folgende Situation:<br />

Jedes Jahr wird vor einem Millionenpublikum<br />

gespielt, aber die Bedingungen dafür sind<br />

nicht wirklich gut. Es werden kaum öffentliche<br />

Gelder in die Weiterentwicklung des Straßentheaters<br />

investiert. Beispielsweise gibt es in<br />

Nicole Ruppert<br />

Nicole Ruppert führt seit<br />

November 2008 als 1. Vorsitzende<br />

<strong>und</strong> Vereingeschäftsführerin<br />

den „B<strong>und</strong>esverband<br />

Theater im Öffentlichen Raum<br />

e.V.“ Sie nimmt regelmäßig als<br />

Referentin an nationalen <strong>und</strong><br />

internationalen Kongressen<br />

teil <strong>und</strong> ist für verschiedene<br />

Printmedien zum Thema „Theater<br />

im Öffentlichen Raum“ als<br />

Gastautorin tätig. Nicole Ruppert<br />

arbeitet zudem langjährig<br />

als selbstständige Kulturmanagerin<br />

mit Schwerpunkt auf die<br />

Konzeption <strong>und</strong> Organisation<br />

von Veranstaltungen <strong>und</strong><br />

Festivals. Seit 1998 ist sie geschäftsführende<br />

Inhaberin der<br />

Kulturbüro GbR in Bonn.<br />

Stadt & Kunst | 81


Foto: frankbaudy.de<br />

Foto: Theater Titanick<br />

Pax - Theatererlebnis um Krieg <strong>und</strong> Frieden von Theater Titanick<br />

Foto: Theatre Fragile<br />

82 | Stadt & Kunst<br />

Deutschland gerade mal zwei Produktionszentren,<br />

eines in Brandenburg <strong>und</strong> eines in Detmold.<br />

Dort können Theatergruppen neue Produktionen<br />

erarbeiten, jedoch müssen sie für die Unterbringung<br />

<strong>und</strong> die Verpfl egung aufkommen.<br />

Das ist in europäischen Nachbarländern bereits<br />

ganz anders.<br />

FreeLounge: Wie sieht es dort denn konkret<br />

aus?<br />

N. Ruppert: Nehmen wir als Beispiel Frankreich.<br />

Dort hat man längst erkannt, dass Straßentheater<br />

ein wichtiger Bestandteil der Kulturszene ist<br />

<strong>und</strong> besonders geeignet, um in kleineren Städten<br />

<strong>und</strong> ländlichen Regionen das Angebot zu<br />

verbessern. Mit dieser Anerkennung verbindet<br />

sich auch ein Förderprogramm, das es Theatergruppen<br />

möglich macht, anspruchsvolle Produktionen<br />

vorzubereiten. So hat Frankreich neun<br />

nationale Produktionszentren für Straßentheater.<br />

Die Künstler müssen für Verpfl egung sowie<br />

Unterkunft nicht selbst aufkommen, ja es werden<br />

sogar Probengelder gezahlt. In Frankreich<br />

kann man deutlich sehen, wie sich die Qualität<br />

der Inszenierungen durch diese Förderung<br />

verbessert hat. Davon sind wir in Deutschland<br />

weit entfernt. Hier befi nden sich die Künstler<br />

immer in dem Spagat zwischen ihren Ideen <strong>und</strong><br />

den Programmen, die sich verkaufen lassen. Das<br />

Theater im Öffentlichen Raum kommt in den<br />

Förderprogrammen für darstellende Kunst bis<br />

heute nicht vor.<br />

FreeLounge: Könnten denn aus Ihrer Sicht<br />

auch die Kommunen einen Beitrag dazu leisten,<br />

dass sich die Situation für das Theater im<br />

öffentlichen Raum verbessert?<br />

N. Ruppert: Eine Möglichkeit sehe ich darin,<br />

dass Kommunen oder auch die Organisatoren<br />

von Festivals Verantwortung für Produktionen<br />

übernehmen <strong>und</strong> nicht nur bestehende Programme<br />

buchen. Die Kommunen könnten davon<br />

profi tieren, weil sie dem Publikum Premieren<br />

bieten können <strong>und</strong> so einem Festival ein<br />

ganz anderes Gewicht geben.<br />

FreeLounge: Frau Ruppert, wir danken Ihnen<br />

für das Gespräch.<br />

Das Interview führte Dr. Anke Münster


Walk Act<br />

Parkbespielung oder große Platzinszenierung<br />

Straßentheater gibt es in ganz unterschiedlichen Formaten. Wir<br />

stellen Ihnen einige Gruppen vor, die in ganz unterschiedlicher Art<br />

<strong>und</strong> Größe unterhalten, verzaubern, anrühren <strong>und</strong> begeistern.<br />

Theater Pikante aus Lollar bei Gießen bietet<br />

Straßentheater mit witzigen, clownesken<br />

Walkakts. Ein Huhn lässt zum Beispiel Frau<br />

Huber die Welt völlig neu erleben. Besonders<br />

charmant sind auch die vier schrulligen<br />

Waldameisen, die sich im Wirrwarr der<br />

Stadt zurechtfi nden müssen. Sie marschieren<br />

rhythmisch <strong>und</strong> geräuschvoll durch das neu zu<br />

erk<strong>und</strong>ende Großstadtrevier, erk<strong>und</strong>en Fremdes,<br />

sammeln <strong>und</strong> probieren Nahrung, nehmen<br />

manch mutigen Zuschauer in ihr Ameisenvolk<br />

auf <strong>und</strong> überraschen mit klangvollem Gesang.<br />

» www.theaterpicante.de<br />

Die Theatergruppe PasParTout steht hinter<br />

dem Act „Geschwister Klops“, die als drei verrückte<br />

Alte eine skurrile Show aufs Straßenpfl<br />

aster legen. Fröhlich tanzen die drei eine<br />

psychologisch-musikalische Reise um die Welt,<br />

bei der sie ihre Instrumente in jeder Lebenslage<br />

beherrschen. PasParTout erzählt auch musikalisch<br />

die w<strong>und</strong>ervoll poetische Geschichte vom<br />

alternden Zirkusdompteur <strong>und</strong> seinem Fre<strong>und</strong>,<br />

dem kleinen widerspenstigen Elefanten Rudi.<br />

Der würde selbst den Tierpfl egern im Zoo vielleicht<br />

nicht auf den ersten Blick als Fälschung<br />

auffallen, so detailverliebt ist das Kostüm.<br />

» www.paspartout.de<br />

Foto: theaterpicante.de<br />

Foto: paspartout.de<br />

Stadt & Kunst | 83


Foto: Stefan Behr<br />

Das Theater Anu verwandelt urbane Räume in begehbare theatrale Installationen.<br />

Foto: Theater Titanick<br />

84 | Stadt & Kunst<br />

Theatre Fragile zeigt, dass Straßentheater<br />

auch gesellschaftliche Themen eindrucksvoll<br />

aufbereiten kann. „Wir treffen <strong>und</strong> im Paradies“<br />

ist ein pantomimisches Stück über<br />

Migration <strong>und</strong> Integration, dass in poetischen<br />

Szenen von Hoffnung <strong>und</strong> Fremdsein erzählt.<br />

„Handle with care“ steht als Idee über den<br />

Produktionen des Berliner Ensembles, dass<br />

Schauspieler, Theaterplastiker <strong>und</strong> Regisseure<br />

aus vier Nationen zusammengeführt hat. Der<br />

Wunsch, das Theater zu den Menschen zu<br />

bringen <strong>und</strong> nicht auf die Menschen im Theater<br />

zu warten, ist die gemeinsame Motivation<br />

des Ensembles.<br />

» www.theatre-fragile.de<br />

Die Compagnie Theater Anu vom Regisseur<br />

Stefan Behr zählt mit zu den erfolgreichsten<br />

Straßentheatergruppen in Deutschland. Ob die<br />

Parkbespielung „Lichtspuren“ oder das riesige<br />

Lichterlabyrinth, das als Bühne der „Großen<br />

Reise“ dient, immer sind es poetische Inszenierungen,<br />

die mehrere Tausend Menschen in<br />

ihren Bann ziehen. Für eine Nacht verwandelt<br />

sich urbaner Raum in einen Wunschort aus<br />

Licht, <strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> Installation, der staunen lässt.<br />

Das Theater Anu verwandelt Plätze <strong>und</strong> Orte in<br />

eine begehbare theatrale Installation aus Licht,<br />

Bildern <strong>und</strong> Toncollagen. Tausende von Kerzen<br />

gestalten eine Welt, deren Figuren auf ihrer Lebensreise<br />

stecken geblieben sind, die aber nie<br />

die Hoffnung aufgegeben haben.<br />

» www.theater-anu.de<br />

Theater Titanick erzählt in atmosphärischen<br />

Bildern <strong>und</strong> bizarren Figuren, gewaltigen,<br />

faszinierenden Objekten, mit Live-Musik<br />

<strong>und</strong> Spezialeffekten, erzählt von mythischen<br />

Themen, von Mensch, Natur <strong>und</strong> Technik. Die<br />

Stimmungen tragen die Handlung — wilde<br />

Aktionen <strong>und</strong> poetische Szenarien mit schrägem<br />

Humor <strong>und</strong> grotesken Charakteren. Es<br />

sind jahrh<strong>und</strong>ertealte Traditionen europäischer<br />

Volkstheater, die Theater Titanick aufgreift <strong>und</strong><br />

mit modernen Ausdrucksformen verbindet -<br />

um Bilderwelten entstehen zu lassen, die für<br />

alle Kulturen verständlich sind, die überall auf<br />

der Welt fesseln <strong>und</strong> verzaubern. Theater Titanick<br />

wurde 1990 von Künstlern aus Münster<br />

<strong>und</strong> Leipzig gegründet, wenig später erweiterte<br />

sich die Gruppe zu einem internationalen<br />

Ensemble, das weltweit mit Preisen für seine<br />

Produktionen ausgezeichnet wurde.<br />

» www.titanick.de


Eine interdisziplinäre Sicht auf die Entwicklungsmöglichkeiten<br />

der europäischen Städte<br />

ist das Thema des Buches „Stadtgestalten.<br />

Visionen Allianzen Wege“, das in der Reihe<br />

„Stadtentwicklung <strong>und</strong> Denkmalpfl ege“ von<br />

Jürg Sulzer herausgegeben wurde.<br />

Vernetzung als Strategie<br />

der Stadtentwicklung<br />

Weil die Zukunft der europäischen Städte nicht in der Uniformität<br />

eines „International Style“, sondern der gewachsenen Unverwechselbarkeit<br />

liegt, ist das Zusammenwirken unterschiedlichster Akteure<br />

vor Ort gefragt. Jürg Sulzer fordert eine „Kunst des genauen<br />

Hinsehens“, um die Städte als Unikate weiterentwickeln zu können.<br />

Diesen Weg geht er auch exemplarisch mit dem Buch „Stadtgestalten“,<br />

denn die Beiträge lenken den Blick auf Visionen, Allianzen <strong>und</strong><br />

Wege als ganz unterschiedliche Bausteine der Stadtentwicklung. In<br />

Essays <strong>und</strong> Aufsätzen kommen Experten aus Städtebau, Wirtschaft,<br />

Stadtbaukultur, Recht <strong>und</strong> Informatik grenzüberschreitend zu Wort.<br />

Wer kann wie dabei helfen, dass die Innenstädte lebendige <strong>und</strong> individuelle<br />

Zentren bleiben oder dass zukunftsorientierte ländliche<br />

Lebensmodelle gef<strong>und</strong>en werden. Das Buch liefert mit diesem breit<br />

angelegten Blickwinkel aufschlussreiche Ergebnisse für Fachleute<br />

aus Städtebau, Architektur <strong>und</strong> verwandten Disziplinen. A. M.<br />

Stadtgestalten. Visionen Allianzen Wege<br />

Stadtentwicklung <strong>und</strong> Denkmalpfl ege 12<br />

Herausgeber: Jürg Sulzer<br />

Berlin: Jovis Verlag 2009<br />

24.80 Euro<br />

Stadt & Kunst | 85


Foto: Werkfoto AFF Architekten<br />

Foto: Thomas Mayer, Neuss<br />

Traditionell, effektvoll<br />

oder puristisch<br />

Günter Mader<br />

Elke Zimmermann –<br />

Bodenbeläge im Freiraum.<br />

München:<br />

Deutsche Verlags Anstalt 2009<br />

144 Seiten mit 150 Fotos<br />

<strong>und</strong> 80 Zeichnungen<br />

69,95 Euro<br />

86 | Stadt & Kunst<br />

Die Sammlung besonders schöner Beispiele von Bodengestaltungen<br />

in unterschiedlichen Materialien macht das neu<br />

erschienene Buch „Bodenbeläge im Freiraum“ zu einem sehr<br />

brauchbaren Ideengeber.<br />

Wege in Parks, Stadt- oder Dorfplätze, Fußgängerzonen oder Promenaden: Jeder<br />

Ort im öffentlichen Raum erhält immer auch durch die gewählten Bodenbeläge<br />

seinen besonderen Charakter. Die Materialien <strong>und</strong> die Art der Verlegung prägen<br />

das Erscheinungsbild ganz entscheidend. In ihrem neuen Buch „Bodenbeläge<br />

im Freiraum“ stellen Günter Mader <strong>und</strong> Elke Zimmermann eine Anthologie zusammen,<br />

die mit zusätzlichen bautechnischen Angaben <strong>und</strong> Materialk<strong>und</strong>e eine<br />

interessante <strong>und</strong> inspirierende Lektüre für alle Freiraum-Planer ist. Zu jedem unterschiedlichen<br />

Belagstyp haben die Autoren beispielhafte Gestaltungsideen zusammengetragen, die das Potential<br />

der jeweiligen Bodenbeläge verdeutlichen. Dabei zeigen sie zum Beispiel, wie interessante Formate<br />

oder ungewöhnliche Fugen einen an sich klassischen oder sehr schlichten Boden zu einem Blickfang<br />

aufwerten können. Der Bildband liefert nicht nur Anregungen, sondern auch Qualitätsmaßstäbe.<br />

Die Beispiele werden durch Schnittzeichnungen von Belagsaufbauten <strong>und</strong> systematische<br />

Darstellungen ergänzt.<br />

Das Buch „Bodenbeläge im Freiraum“ ist nach „Zäune <strong>und</strong> Tore“ sowie „Mauern“ die dritte<br />

Veröffentlichung des Autoren-Duos, die praxisnah <strong>und</strong> umfangreich Gr<strong>und</strong>elemente der Garten-<br />

<strong>und</strong> Landschaftsarchitektur aufarbeitet. Günter Mader ist Architekt <strong>und</strong> Dozent für Freiraumplanung<br />

an der Fachhochschule in Karlsruhe <strong>und</strong> arbeitet auch in der gestalterischen Praxis mit der<br />

Gartenarchitektin Elke Zimmermann zusammen. A. M.<br />

Foto: G. Mader


Perspektiven für urbane<br />

Freiräume<br />

Neun Modellprojekte im ExWoSt-Forschungsfeld „Innovationen für familien- <strong>und</strong> altengerechte<br />

Stadtquartiere“ stellt die neu erschienene Broschüre „Neue Freiräume für den urbanen Alltag“ vor.<br />

Als Best-Practice-Beispiele zeigen die Projekte sowohl in der Planung als auch in der Gestaltung<br />

zukunftsorientierte Wege auf.<br />

A. M.<br />

Stellenmarkt<br />

Sie suchen neue Mitarbeiter im<br />

Freiraum für Ihre Gemeinde?<br />

Dann sind Sie hier richtig!<br />

Mit einer Verteilung an 5.000<br />

qualifi zierte Adressen in Städten<br />

<strong>und</strong> Gemeinden, an <strong>Spiel</strong>platzeinrichter<br />

sowie Hersteller von<br />

Gestaltungsobjekten für den<br />

urbanen Raum, Architekten <strong>und</strong><br />

Garten- <strong>und</strong> Landschaftsbauer<br />

fi nden Sie sicherlich den passenden<br />

Kandidaten!<br />

Rufen Sie uns an –<br />

wir beraten Sie gerne!<br />

– Stellenangebot –<br />

Neue Freiräume für den<br />

urbanen Alltag<br />

Hrsg. Vom B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Verkehr, Bau <strong>und</strong> Stadtentwicklung<br />

Bestellungen unter:<br />

stadtquartiere@bbr.b<strong>und</strong>.de<br />

Die Tourismus GmbH Gemeinde Dornum sucht zum 15. Januar 2010 einen<br />

Pächter<br />

für den Indoor-<strong>Spiel</strong>-Park STURMFREI<br />

Das Sturmfrei beinhaltet etwa 1.000 qm Aktionsfl äche, ein kleines Kino,<br />

eine Gastronomie sowie eine Bühne, so dass Veranstaltungen bis 500<br />

Personen möglich sind. Das Sturmfrei liegt unmittelbar an der Nordseeküste<br />

zwischen Norddeich <strong>und</strong> Bensersiel. Die Gemeinde Dornum hat<br />

jährlich etwa 500.000 Übernachtungen. Das Pachtmodell wird die touristischen<br />

sowie die förderrechtlichen Bedingungen erfüllen müssen. Das<br />

Pächterauswahlverfahren ist zweistufi g. Interessierte Pächter können sich<br />

bis zum 30. Oktober 2009 für die zweite Stufe qualifi zieren. Dazu sind<br />

folgende Nachweise zu erbringen:<br />

1. Betriebserfahrungen mit vergleichbaren Anlagen/Referenzen<br />

(Gewichtung 3)<br />

2. Kenntnisse über touristische Zusammenhänge/<br />

Standorte der Referenzen (Gewichtung 2)<br />

3. Bonitätsauskunft über Creditreform oder Bilanzen der letzten drei<br />

Jahre (Gewichtung 3)<br />

4. Unternehmensform <strong>und</strong> Unternehmenssitz (Gewichtung 2)<br />

Qualifi zierte Bewerber bekommen ausführliche Unterlagen zur Erstellung<br />

eines Pachangebotes bis zum 27. November 2009 zugesendet.<br />

Kontakt: Tourismus GmbH Gemeinde Dornum, Herr Kopper, Hafenstraße 3,<br />

26553 Dornum, Tel. 04933 918812, r.kopper@dornum.de<br />

Stadt & Kunst | 87


Foto: koelnmesse.de<br />

88 | Messe


Branchentreffpunkt FSB<br />

Redaktion vor Ort<br />

Vom 28. bis 30. Oktober 2009 feiert die FSB, Internationale Fachmesse für<br />

Freiraum, Sport- <strong>und</strong> Bäderanlagen, ihr 40-jähriges Jubiläum. R<strong>und</strong> 500 Unternehmen<br />

aus 44 Ländern präsentieren ihre Neuheiten, Produkte <strong>und</strong> Services<br />

in Köln. Halle 3.2 ist dem Freiraum vorbehalten. Die Redaktion der<br />

FreeLounge ist zusammen mit dem B<strong>und</strong>esverband für Freiraumgestaltung am<br />

Stand A011 vor Ort.<br />

Aufgr<strong>und</strong> kommunaler Konjunkturpakete <strong>und</strong><br />

eines hohen Renovierungsbedarfs bei Sport-<br />

<strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>anlagen erwarten viele Branchenvertreter,<br />

dass die FSB Schwung in die beteiligten<br />

Wirtschaftszweige bringt. Die FSB 2009<br />

belegt die Hallen 3.2, 11.1, 11.2 <strong>und</strong> 11.3 der<br />

Kölnmesse. Parallel zur FSB fi ndet auch die<br />

aquanale - Internationale Fachmesse für Sauna,<br />

Pool, Ambiente - vom 28. bis 31. Oktober in<br />

den Hallen 10.1 <strong>und</strong> 10.2 statt. Ein attraktiv gestalteter<br />

Wasserboulevard verbindet die direkt<br />

nebeneinander liegenden Hallen des privaten<br />

<strong>und</strong> öffentlichen Schwimmbadsektors miteinander.<br />

Interessantes Rahmenprogram<br />

IAKS Kongress<br />

Im Rahmen des IAKS Kongresses trifft sich<br />

an allen drei FSB-Tagen das Who is Who der<br />

Sport- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>industrie zum interdisziplinären<br />

Austausch. Hochkarätige Referenten<br />

bieten während der national <strong>und</strong> international<br />

renommierten Veranstaltung der IAKS f<strong>und</strong>ierte<br />

Informationen zu aktuellen Themen, namhafte<br />

Planer <strong>und</strong> Betreiber stellen außergewöhnliche<br />

Projekte vor.<br />

Kölner Schwimmbad- <strong>und</strong> Wellnessforum<br />

Das 3. Kölner Schwimmbad- <strong>und</strong> Wellnessforum<br />

liefert den Besuchern der FSB <strong>und</strong> der aquanale<br />

am 29. <strong>und</strong> 30. Oktober Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />

zu aktuellen Trends der Branche <strong>und</strong> klärt<br />

über relevante Rechtsentwicklungen auf.<br />

STADT <strong>und</strong> RAUM - den demografi schen<br />

Wandel im Blick<br />

<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>geräte laden in Halle 3.2 auf<br />

der Sonderschau STADT <strong>und</strong> RAUM, dem Areal<br />

auf der FSB, zum Ausprobieren ein. Dort dreht<br />

sich alles um Stadtgestaltung, <strong>Spiel</strong>geräte <strong>und</strong><br />

urbanes Design. Produkte wie Park- <strong>und</strong> Stadtmobiliar,<br />

<strong>Spiel</strong>platzgeräte oder Objekte für den<br />

öffentlichen Raum werden präsentiert. Speziell<br />

mit Hinblick auf den demografi schen Wandel<br />

stehen jedoch nicht Speziallösungen für einzelne<br />

Zielgruppen, sondern Produkte für alle<br />

im Mittelpunkt. Auch der begleitende Kongress<br />

STADT <strong>und</strong> RAUM beschäftigt sich mit der Herausforderung,<br />

urbane Räume für alle zu schaffen<br />

- generationenübergreifend <strong>und</strong> barrierefrei.<br />

Der von der STADT <strong>und</strong> RAUM Messe <strong>und</strong><br />

Medien GmbH unter dem Motto „<strong>Spiel</strong>raum für<br />

Alle!“ ausgelobte Deutsche SPIELRAUM-Preis<br />

2009 wird am 30. Oktober verliehen.<br />

Forum Kunstrasen<br />

In Halle 11.3 fi ndet innerhalb der FSB 2009 die<br />

weltweit größte Kunstrasenausstellung statt.<br />

Es werden Themen wie neue Produktionstechnologien,<br />

Qualitätsanforderungen <strong>und</strong> Marktpotenziale,<br />

Bau- <strong>und</strong> Betriebskosten, das FIFA<br />

Qualitätskonzept oder auch die Vorteile von<br />

Kunstrasen für den Frauen-, Mädchen <strong>und</strong> Jugendfußball<br />

behandelt.<br />

Messe | 89


90 | Messe<br />

Wettbewerb „SPA WELTEN“<br />

Die Preisverleihung des internationalen Wettbewerbs<br />

„SPA WELTEN“, den die European Waterpark<br />

Association (EWA) <strong>und</strong> die Kölnmesse<br />

ausgelobt haben, fi ndet am 29. Oktober statt.<br />

Ziel des Wettbewerbs ist es, Visionen von Badefreuden<br />

der Zukunft zu entwerfen, die auf den<br />

Badekulturen der Vergangenheit basieren.<br />

Wettbewerb „Die Basketballarena im Jahr<br />

2020“<br />

Einen gemeinsamen Wettbewerb zum Thema<br />

„Die Basketballarena im Jahr 2020“ haben<br />

die IAKS <strong>und</strong> der Weltbasketballverband FIBA<br />

(Fédération Internationale de Basketball) ausgeschrieben.<br />

Die vier besten Entwürfe werden<br />

zum Auftakt des IAKS Kongresses am 28. Oktober<br />

ausgezeichnet.<br />

Action auf den Sonderfl ächen<br />

Herzstück des FIBA-Village, des Basketball-<br />

Dorfes in Halle 11.1, ist auch in diesem Jahr<br />

der zentrale Basketball-Court. An allen drei<br />

Messetagen werden dort in Zusammenarbeit<br />

mit dem Deutschen Basketball B<strong>und</strong> (DBB) Basketballspiele<br />

veranstaltet. Zum Zuschauen <strong>und</strong><br />

Mitmachen fordern in der Halle 11.1 aber auch<br />

eine Eisfl äche <strong>und</strong> ein Demopool für Aqua-<br />

Fitness auf. Auf Fre<strong>und</strong>e des Fußballspiels wartet<br />

in Halle 11.3 dort eine Soccer-Fläche auf<br />

Kunstrasen. Für Hockeyteams <strong>und</strong> -fans steht<br />

an anderer Stelle der Halle eine Fläche für<br />

Torschuss-Wettbewerbe <strong>und</strong> Flowball-Turniere<br />

zur Verfügung. Weniger Action, dafür mehr<br />

Anschauung bietet eine Sonderfl äche, die anschaulich<br />

die Einsatzmöglichkeiten von Kunstrasen<br />

in der Landschaftsarchitektur darstellt.<br />

Die FreeLounge-Redaktion begrüßt Sie!<br />

Lernen Sie uns kennen - das Redaktionsteam ist während der FSB vor Ort <strong>und</strong> steht<br />

Ihnen für Fragen <strong>und</strong> Anregungen zur Verfügung! Besuchen Sie uns an unserem<br />

Messestand A011 – wir freuen uns!<br />

Dr. Anke Münster<br />

neue Chefredakteurin der FreeLounge<br />

Dagmer Thiemann<br />

Textredakteurin der FreeLounge<br />

Fachveranstaltungen für alle Zielgruppen<br />

Auf der Agenda der FSB stehen darüber hinaus<br />

noch zahlreiche weitere Fachveranstaltungen<br />

für die unterschiedlichen Zielgruppen. So laden<br />

die IAKS <strong>und</strong> das Innenministerium NRW<br />

zur Veranstaltung „Sportstätten in Deutschland<br />

- Fit für die Zukunft“ ein, die Forschungsgesellschaft<br />

Landschaftsentwicklung Landschaftsbau<br />

(FLL) präsentiert neue Erkenntnisse für den grünen<br />

Bereich, <strong>und</strong> die Regionale 2010 stellt sich<br />

vor. In anderen Veranstaltungen stehen Qualifi<br />

zierungsangebote für Bau <strong>und</strong> Betrieb von<br />

Sport- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>anlagen oder auch die Frauenfußball<br />

WM in NRW im Mittelpunkt. Auch<br />

der Landschaftsarchitektentag NRW unter dem<br />

Motto „Land schafft Landschaft“ <strong>und</strong> die Gartenamtsleiterkonferenz<br />

NRW fi nden im Rahmen<br />

der FSB in der Koelnmesse statt. Nicht zuletzt<br />

trifft sich die Arbeitsgemeinschaft Deutscher<br />

Sportämter unter der Überschrift „Kommune &<br />

Sport“, der B<strong>und</strong> Deutscher Schwimmmeister<br />

lädt zum Symposium, <strong>und</strong> der Freiburger Kreis -<br />

Arbeitsgemeinschaft größerer deutscher Sportvereine<br />

e.V. - organisiert die Abschlussveranstaltung<br />

der Initiative „Aktiv vor Ort - Lokale<br />

Senioren-Netzwerke in NRW“.<br />

Redaktion FreeLounge vor Ort<br />

Natürlich ist die Redaktion bei so viel interessanten<br />

Themen selbst vor Ort. Wir schauen uns<br />

um <strong>und</strong> informieren uns über Trends <strong>und</strong> Produkte.<br />

Sie möchten wissen, wer die Macher der<br />

FreeLounge sind? Kommen Sie an Stand A011<br />

vorbei <strong>und</strong> sprechen Sie uns an. D.T.<br />

Ludwig Keißner<br />

Redakteur der FreeLounge


Die Großen der Branche<br />

auf der FSB!<br />

B<strong>und</strong>esverband für Freiraum-Gestaltung e.V. (BFG)<br />

FreeLounge A011<br />

In Halle 3.2 trifft sich die Freiraumbranche<br />

mit ihren wichtigsten Vertretern.<br />

europlay C088<br />

Boer Speeltoestellen A080/B081<br />

HPS C071<br />

stilum Public Design B050/C051<br />

ABES B061<br />

espas A040/B041<br />

Kaiser & Kühne C030/E031<br />

Berliner Seilfabrik C020/D021<br />

Spogg/HUCK A020/B021<br />

Messe | 91


Foto: IBA<br />

92 | Messe<br />

IBA-Finale 2010<br />

Die Themen 2009:<br />

Erfolgreiche<br />

Stadtentwicklung<br />

Wie gewinne ich Investoren,<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Bürger?<br />

Konzern Kommune<br />

Mit ziel- <strong>und</strong> wirkungsorientierter<br />

Steuerung die Kassen<br />

nachhaltig füllen?<br />

Lokaler Klimaschutz<br />

Mit innovativen Lösungen den<br />

Haushalt entlasten?<br />

Kooperationsmodelle<br />

Wettbewerb oder Zusammenarbeit,<br />

was macht stark?<br />

Verwaltungsmodernisierung<br />

Aufbruch oder Reformstau?<br />

Ausgezeichnete Leistung<br />

Am 10. September wurde ein Projekt der IBA<br />

ausgezeichnet: die Biotürme Lauchhammer. Im<br />

vergangenen Jahr zu neuem Glanz erstrahlt,<br />

schmückt sich das einzigartige Industriedenkmal<br />

<strong>und</strong> Projekt der Internationalen Bauausstellung<br />

(IBA) Fürst-Pückler-Land neben dem<br />

Brandenburgischen Ingenieurpreis nun auch<br />

mit dem Denkmalpfl egepreis 2009. Im Schloss<br />

Oranienburg verlieh Kulturministerin Prof. Dr.<br />

Johanna Wanka den Preis, der mit 4500 Euro<br />

dotiert ist, an das Cottbuser Ingenieurbüro<br />

Peter Jähne <strong>und</strong> das Architekturbüro Zimmermann<br />

<strong>und</strong> Partner.<br />

Die Auszeichnung ehre die herausragenden Leistungen<br />

bei der Erhaltung <strong>und</strong> denkmalgerechten<br />

Umnutzung der Industrieanlage in Lauchhammer<br />

<strong>und</strong> das Engagement aller Partner<br />

<strong>und</strong> Bürger zur Sicherung dieses einzigartigen<br />

kulturellen Erbes. „Sie stehen stellvertretend für<br />

zahlreiche Brandenburgerinnen <strong>und</strong> Brandenburger,<br />

die sich oft ehrenamtlich <strong>und</strong> mit hohem<br />

Einsatz um unsere Baudenkmäler verdient<br />

machen. Durch ihren Einsatz werden uns nicht<br />

selten verloren geglaubte Bestandteile unserer<br />

Brandenburger Identität zurückgegeben“, sagte<br />

die Ministerin anlässlich der Preisverleihung.<br />

Hochkarätige Konferenz<br />

Mitte September waren die IBA-Terrassen<br />

Schauplatz der internationalen Konferenz<br />

„Chance: Bergbau-Folge-Landschaft“. Hier<br />

konnten die vielschichtigen Probleme der Re-<br />

Unter dem Titel „IBA – Zukunftsprogramm<br />

<strong>und</strong> Imagekampagne für<br />

die Lausitz“ berichtete FreeLounge<br />

in der Dezemberausgabe 2008 über<br />

den Wandel einer Landschaft mit<br />

bewegter Geschichte. Kurz vor dem<br />

Abschlussjahr 2010 lässt sich feststellen,<br />

dass von einem Nachlassen<br />

der Aktivitäten noch lange keine<br />

Rede sein kann.<br />

strukturierung von Bergbauregionen diskutiert<br />

<strong>und</strong> der Erfahrungsaustausch mit anderen Regionen<br />

intensiviert werden. Im Mittelpunkt<br />

stand dabei der Umgang mit den Landschaften<br />

nach dem Bergbau, den besonderen Potenzialen,<br />

aber auch spezifi schen Problemen der<br />

Landschaftsneugestaltung.<br />

Die Konferenz richtete sich an ein interdisziplinäres<br />

Fachpublikum – vom Bergbauingenieur<br />

über den Regionalentwickler, Planer, Soziologen,<br />

Land- <strong>und</strong> Forstwirte bis hin zum Kunstschaffenden<br />

– sowie an Entscheidungsträger<br />

aus Politik <strong>und</strong> Verwaltung, an Unternehmen,<br />

Universitäten, Vereine <strong>und</strong> Verbände sowie Forschungseinrichtungen,<br />

die sich mit der Entwicklung<br />

von Bergbauregionen auseinandersetzen.<br />

Die Veranstaltung präsentierte verschiedene<br />

Bergbauregionen <strong>und</strong> ihre Strategien zur Bewältigung<br />

des Strukturwandels. Zentrale Fragen<br />

sind, wie man mit dem Weggang der Industrie<br />

umgeht, welche Potenziale die Sanierung der<br />

bergbaulich beanspruchten Landschaften bietet<br />

<strong>und</strong> wie die Region eine neue Identität entwickeln<br />

kann. In verschiedenen Vorträgen werden<br />

spezifi sche Aspekte der Restrukturierung von<br />

Bergbauregionen diskutiert.<br />

Ein Kunstprojekt zum Abschlussjahr<br />

2010 hat die IBA ihr Finale. Über zehn Jahre hinweg<br />

hat sie dann die Um- <strong>und</strong> Neugestaltung<br />

der Lausitzer Landschaft fachlich begleitet, planerische<br />

Impulse gesetzt, Netzwerke aufgebaut<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlich tragfähige Strukturen für


Foto: IBA<br />

einzelne Projekte geschaffen. Folglich bedeutet<br />

das Jahr 2010 zwar das institutionelle Ende<br />

der IBA, nicht aber das Ende der Projekte. Sie<br />

werden in Eigenverantwortung weitergeführt.<br />

Denn ein erklärtes Ziel war es, die Projekte aus<br />

sich selbst heraus lebensfähig zu machen. Diese<br />

Überlegung ist Gr<strong>und</strong>lage für die Konzeption<br />

des Abschlussjahres <strong>und</strong> bleibt auch weiterhin<br />

die Botschaft: Nur durch eigenes Handeln ist<br />

Zukunft machbar. Deshalb wird es im IBA-Finale<br />

2010 keine von der Basis losgelösten Events<br />

geben sondern Veranstaltungen, die unter Mitwirkung<br />

der Lausitzer entstehen <strong>und</strong> durchgeführt<br />

werden. Im Rahmen des Kunstprojektes<br />

„Paradies 2“ werden sieben Veranstaltungen im<br />

Abschlussjahr stattfi nden.<br />

Ging es bei den 25 IBA-Projekten um die Erneuerung<br />

der äußeren Landschaften, so widmet<br />

sich dieses Projekt der Erneuerung innerer<br />

Landschaften. Regisseur ist der Schweizer<br />

Künstler Jürg Montalta, der im IBA-Halbzeitjahr<br />

für seine Inszenierung „Alles verloren - alles<br />

gewonnen“ bereits großen Zuspruch erntete.<br />

Hinter seinem Kunstprojekt „Paradies 2“ steht<br />

ein Konzept, das er gemeinsam mit der Bevölkerung<br />

entwickelt hat<br />

Die Einzelprojekte<br />

1. Paradies 2 beginnt jetzt.<br />

Ort: Großräschen - IBA-Terrassen<br />

Termin: 24. April 20102.<br />

2. Was ist Energie?<br />

Ort: Stadt Welzow - Tagebau Welzow<br />

Termine: 1., 8., 15., 22., 29. Mai 2010<br />

3. Das Lebenskraftwerk.<br />

Ort: Erlebniskraftwerk Plessa<br />

Termine: 7., 14., 21., 28. August 2010<br />

4. Ich öffne mein Fenster für dich.<br />

Ort: Cottbus - Sachsendorf-Madlow<br />

Termin: 4. Juli 2010<br />

5. Das Geheimnis von Schlabendorf<br />

Ort: Schlabendorf - Ortskern, See<br />

Termine: 28./29. Mai; 9./10. Juni 2010<br />

6. Das Herz von Guben <strong>und</strong> Gubin<br />

Ort: Guben & Gubin - Hauptkirche<br />

Termin: 8. Mai 2010<br />

7. Auf zu neuen Ufern!<br />

Ort: Sedlitz - Ufer des Sedlitzer Sees<br />

Termin: 18. September 2010<br />

Alle sieben Veranstaltungen im Rahmen von<br />

„Paradies 2“ werden mit den Menschen der<br />

Lausitz vorbereitet <strong>und</strong> von dem Symbol „Weißer<br />

Hirsch“ begleitet, der - Erzählungen nach -<br />

besondere Orte in der Lausitz markiert. Darüber<br />

hinaus sind Essen, Trinken <strong>und</strong> Musik bei allen<br />

Veranstaltungen verbindende Komponenten.<br />

Es wird also noch einmal spannend im letzten<br />

Jahr der IBA Fürst-Pückler-Land. Auch eine<br />

gute Gelegenheit, den adligen Namen mit mehr<br />

in Verbindung zu bringen als mit dem Eis, das<br />

ihm der Königlich-Preußischen Hofkoch Louis<br />

Ferdinand Jungius 1839 widmete. Schließlich<br />

war Hermann von Pückler-Muskau einer der<br />

herausragenden Landschaftsarchitekten seiner<br />

Zeit, dessen Parks bis heute zu den besonderen<br />

Höhepunkten der Landschaftsgestaltung im 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert in Europa zählen. L.K.<br />

Messe | 93<br />

Foto: IBA


Gerade zu Ende gegangen ist die B<strong>und</strong>esgartenschau 2009 in Schwerin.<br />

Vom 23. April bis 11. Oktober 2009 wurde r<strong>und</strong> 1.800.000<br />

Menschen aus ganz Deutschland <strong>und</strong> darüber hinaus auf der BUGA<br />

Schwerin ein überragendes Ausstellungserlebnis geboten. Eine in<br />

Deutschland einmalige Garten- <strong>und</strong> Parklandschaft zeigte die unterschiedlichen<br />

Formen vom italienischen Renaissancegarten über die<br />

barocke Gartengestaltung <strong>und</strong> den englischen Landschaftsgarten bis<br />

zum modernen, durch klare Linien bestimmten Garten.<br />

94 | Messe<br />

BUGA 2009<br />

kompakte Schau r<strong>und</strong> um das Schweriner Schloss<br />

Es war eine besondere Ausstellung. Gleich drei<br />

Merkmale heben sie aus der über 50-jährigen<br />

Geschichte der B<strong>und</strong>esgartenschauen heraus:<br />

Im Mittelpunkt der Exposition stand die historische<br />

Entwicklung der Gartenbaukunst vom 18.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert bis heute. Damit war die Schweriner<br />

Ausstellung eine B<strong>und</strong>esGARTENschau im<br />

eigentlichen Wortsinn. Zum anderen war die<br />

BUGA in der Landeshauptstadt Mecklenburg-<br />

Vorpommerns eine sehr kompakte Schau. Alle<br />

Ausstellungsareale waren r<strong>und</strong> um das Schweriner<br />

Schloss in unmittelbarer Nachbarschaft<br />

der Altstadt angeordnet. Kurze Wege stellten<br />

ein Charakteristikum der B<strong>und</strong>esgartenschau<br />

des Jahres 2009 dar. Und außerdem lagen die<br />

sieben Gärten der Schweriner Schau alle am<br />

Wasser. Damit wandte sich die Landeshauptstadt<br />

dem Wasser zu.<br />

Besondere Highlights waren die scheinbar<br />

über dem Wasser schwebende „Schwimmende<br />

Foto: BUGA GmbH<br />

Wiese“, der „Spazierweg auf dem Wasser“ der<br />

Schlossbucht <strong>und</strong> die Hallenschauen im Küchengarten.<br />

Im Naturgarten konnte eine Orchideenwiese<br />

in ihrem ursprünglichen Zustand<br />

bew<strong>und</strong>ert werden. Der Ufergarten mit seiner<br />

zentralen Gastronomie bot neben dem Erlebnis<br />

der Entspannung direkt am Wasser auch<br />

die Möglichkeit der sportlichen Betätigung im<br />

Wasser. Alle Gärten lagen sich wie eine Perlenkette<br />

um das besondere Juwel Schwerins, das<br />

Großherzogliche Residenzschloss, <strong>und</strong> boten<br />

gleichzeitig den Ausblick auf die Silhouette der<br />

Altstadt mit dem sie überragenden Dom. Eine<br />

schwimmende Brücke verband den Garten am<br />

Marstall mit dem Ufergarten. Damit schloss<br />

sich ein R<strong>und</strong>weg, auf dem sich immer wieder<br />

neue Ausblicke auf den Schweriner See <strong>und</strong> das<br />

Schloss eröffneten.<br />

Barrierefreier Genuss<br />

Die B<strong>und</strong>esgartenschau 2009 in Schwerin präsentierte<br />

sich weitgehend barrierefrei. Menschen<br />

mit Behinderungen, aber beispielsweise<br />

auch Eltern mit Kinderwagen, hatten einen<br />

ungehinderten Zugang zu allen Teilen der Ausstellung.<br />

Es gab entsprechende Einrichtungen<br />

wie Behindertenparkplätze oder behindertengerechte<br />

Toiletten. Für Seh-, Hör- <strong>und</strong> Mobilitätsbehinderte<br />

standen besondere Angebote<br />

bereit, wie moderne Technik, die es Ihnen erlaubte,<br />

die Vielfalt der Ausstellung zu erleben.


Speziell ausgebildete Servicekräfte unterstützen<br />

sie dabei. Am BUGA-Haupteingang konnten<br />

Mobilitätsbehinderte sowohl E-Rollstühle<br />

bzw. Scooter als auch Faltrollstühle kostenlos<br />

ausleihen.<br />

Ebenfalls am Haupteingang konnten Eltern Bollerwagen<br />

ausleihen, um ihren Sprösslingen den<br />

kompletten Fußmarsch durch die Schau zu ersparen.<br />

Zudem bot die Pädagogin Dana Schröder<br />

von der Kita GmbH im „Offenen <strong>Spiel</strong>haus“<br />

eine Kinderbetreuung an. Kinder im Alter von 4<br />

bis 10 Jahren wurden im Zeitraum von 9.30 bis<br />

17.30 Uhr gern betreut.<br />

Lernspaß in der Grünen Schule<br />

Eine gute Tradition ist es, während einer Gartenschau<br />

für Kinder <strong>und</strong> Schulklassen ein großes<br />

Spektrum an Umweltbildung zur Verfügung zu<br />

stellen. Die BUGA 2009 in Schwerin wurde dieser<br />

Tradition ebenfalls gerecht <strong>und</strong> vermittelte<br />

Wissen auf spielerische <strong>und</strong> ganz sicher unterhaltsame<br />

Art. Damit lässt sich das Verständnis<br />

für die Natur <strong>und</strong> ihre „Netzwerke“, in die wir<br />

in der „Einen Welt“ eingesponnen sind, wecken<br />

<strong>und</strong> begreifbar machen. Unter dem Begriff<br />

„Grüne Schule“, mit den Themen: Naturerlebnis,<br />

Wasser, Eine/Meine Welt, Ernährung <strong>und</strong> Energie/Klima,<br />

wurden Zusammenhänge von Natur<br />

<strong>und</strong> Umwelt aufgezeigt <strong>und</strong> für alle Altersklassen<br />

interessant dargestellt. Ob es ein Leben im<br />

Wassertropfen gibt, was alles in einem Rasenstück<br />

zu entdecken ist, was der Donner mit dem<br />

Blitz zu tun hat, ob Bäume reden können <strong>und</strong><br />

wie man Erde selber machen kann… Fragen, die<br />

neben vielen anderen geklärt wurden <strong>und</strong> Fragen,<br />

die sich ergaben, wenn man erst einmal<br />

in einer „Grünen Schule“ auf Entdeckungstour<br />

ging. Selbstverständlich kamen auf der B<strong>und</strong>esgartenschau<br />

auch <strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> Spaß nicht zu<br />

kurz. Drei große <strong>Spiel</strong>fl ächen luden zum Toben<br />

aber auch zum Erholen ein – das Wüstenland,<br />

das Feuerland <strong>und</strong> das Sumpfl and hielten jede<br />

Menge für große <strong>und</strong> kleine Entdecker bereit.<br />

So auch den Kinderbauernhof, der zeigte, woher<br />

unsere einheimischen Haustiere kommen<br />

<strong>und</strong> welchen Nutzen die Menschen von den<br />

Tieren haben.<br />

28. 8. – ein toller Tag für Kinder<br />

Auf Initiative des Schweriner Serviceclubs Soroptimist<br />

International konnten in Zusammenarbeit<br />

mit dem Kinderschutzb<strong>und</strong> 12 Kinder aus<br />

drei Schweriner Einrichtungen einen tollen Tag<br />

auf der B<strong>und</strong>esgartenschau in Schwerin verbringen.<br />

Zum Ferienabschluss wurde auf der<br />

BUGA gelernt, gespielt <strong>und</strong> es gab die Gelegenheit<br />

mit Fiete, dem Maskottchen der B<strong>und</strong>esgartenschau,<br />

zu kuscheln. Vor dem Vergnügen,<br />

welches der <strong>Spiel</strong>platz der Atolle den Kindern<br />

bot, gab es eine Lehrst<strong>und</strong>e zum Thema Eier im<br />

Kinderbauernhof der Schau. Referendar Harald<br />

Jantzen vermittelte anschaulich alles Wissenswerte<br />

über Hühner, Gänse <strong>und</strong> ihre Eier. Als<br />

Höhepunkt, konnten die Kinder einer Wachtel<br />

beim Schlüpfen zusehen <strong>und</strong> sogar selbst eines<br />

der fl auschigen Wesen in die Hand nehmen. Im<br />

Anschluss ging es zur Grünen Schule, wo sich<br />

die Kinder mit Würstchen <strong>und</strong> Brötchen stärkten,<br />

bevor <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> auf den Vulkanen oder der<br />

Seilbahn angesagt war. Kurz vor dem Abschluss<br />

Ausfl uges überreichte Fiete kleine Geschenke.<br />

„Man darf die Situation nicht unterschätzen,<br />

dass viele Kinder sozial benachteiligt sind. Sie<br />

haben wenig vom Leben <strong>und</strong> darum wäre es eine<br />

große Hilfe, wenn noch mehr Menschen dem<br />

Kinderschutzb<strong>und</strong> beitreten würden, um solche<br />

Ausfl üge <strong>und</strong> Initiativen zu unterstützen“, so<br />

Cordula Gerburg, Präsidentin des Schweriner<br />

Serviceclubs Soroptimist International.<br />

Auch wenn viele Einrichtungen von Anfang an<br />

als temporäre Anlagen konzipiert waren, bleibt<br />

so viel von der BUGA 2009 erhalten, dass das<br />

Gelände auch in Zukunft einen beliebten Anziehungspunkt<br />

für Besucher der Stadt <strong>und</strong> für ihre<br />

Einwohner sein wird. L.K.<br />

Messe | 95<br />

Foto: BUGA GmbH


Foto: photocase.de<br />

96 | Report


Der BFG startet durch<br />

Was bewegt die <strong>Spiel</strong>platzplaner in den Kommunen? Das ermittelt der B<strong>und</strong>esverband<br />

für Freiraumgestaltung (BFG) aktuell in einer breit angelegten<br />

Befragung, deren Ergebnisse auf der FSB in Köln vorgestellt werden.<br />

Kinder brauchen fantasievoll gestaltete Orte<br />

zum <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> in der Stadt. Tatsächlich sind solche<br />

<strong>Spiel</strong>plätze aber viel zu oft Mangelware. Es<br />

gibt landauf <strong>und</strong> landab Bedarf an <strong>Spiel</strong>räumen,<br />

denn nicht nur die Kinder, auch die Städte<br />

brauchen sie. Geht es doch schließlich darum,<br />

Familien ein attraktives Wohnumfeld bieten<br />

zu können. Der BFG hat deshalb seine erste<br />

Umfrage dem Thema „<strong>Spiel</strong>platz-Planung“ gewidmet.<br />

In Telefoninterviews werden in Kommunen<br />

ab 100.000 Einwohnern Informationen<br />

zusammengetragen, welche Hemmnisse <strong>und</strong><br />

Schwierigkeiten die Planung von <strong>Spiel</strong>plätzen<br />

beeinträchtigen. Mit den Ergebnissen stellt sich<br />

der BFG auf der FSB in Köln vor. „Wegen der<br />

anstehenden FSB haben wir bei der ersten Umfrage<br />

das Thema „<strong>Spiel</strong>platz-Planung“ gewählt.<br />

Das ist ein wichtiges Segment im öffentlichen<br />

Freiraum, aber natürlich nicht das einzige. Wir<br />

werden auch künftig regelmäßig Umfragen bei<br />

den Kommunen, den Freiraumplanern <strong>und</strong> ganz<br />

sicher auch bei den Nutzern von Freiraumangeboten<br />

durchführen, um kontinuierlich eine<br />

belastbare Menge <strong>und</strong> Tiefe an Informationen<br />

Seminar: Zukunft Freiraum<br />

veranstaltet vom B<strong>und</strong>esverband für Freiraumgestaltung<br />

zu diesen Themen zusammenzutragen.“ Benno<br />

Schäfer, Gründungsmitglied <strong>und</strong> Vorsitzender<br />

des Verbandes, setzt sich darüber hinaus dafür<br />

ein, dass sich um den Verband ein Netzwerk mit<br />

Kompetenzpartnern aus öffentlichen Institutionen,<br />

Industrie <strong>und</strong> Wissenschaft herausbildet.<br />

Mehr Dialog – mehr Informationen<br />

Der BFG sieht es als seine zentrale Aufgabe an,<br />

in den Dialog mit den Städten <strong>und</strong> Gemeinden<br />

zu treten, um auf der Basis der erhobenen Daten<br />

zielführende Vorschläge ableiten zu können.<br />

Um bei dem Beispiel der <strong>Spiel</strong>plätze zu bleiben:<br />

Stimmt die Einschätzung verschiedener Versicherungsexperten,<br />

dass die neuen europäischen<br />

Normen in manchen Bereichen zu Verunsicherungen<br />

geführt haben? Sind die knappen Kassen<br />

der zentrale Hemmschuh? Mit der Umfrage<br />

trägt der BFG eine Sammlung von Meinungen<br />

<strong>und</strong> Einschätzungen zusammen, die es in dieser<br />

Form so noch nicht gegeben hat, <strong>und</strong> die eine<br />

wichtige Planungsgr<strong>und</strong>lage wird, um die Kommunen<br />

in ihrer Arbeit unterstützen zu können.<br />

A.M.<br />

Einer der großen Trends in Deutschland ist die Renaissance des öffentlichen Freiraums. Vorbei<br />

die Zeit des Cocoonings in den eigenen vier Wänden – die Parkbank oder besser noch trendige<br />

Lounge-Möbel haben, sobald die Sonne scheint, das gute alte Sofa als Lieblingsplatz abgelöst.<br />

Über alle Altersstufen hinweg besetzen die Menschen in Deutschland ihren Teil des öffentlichen<br />

Freiraums.<br />

Bei dem Seminar geht es um die Frage, wie Städte <strong>und</strong> Gemeinden trotz der knappen fi nanziellen<br />

Mittel ihre Freiraumangebote aufwerten können. Schwerpunktmäßig werden folgende<br />

Punkte zum Thema gemacht:<br />

Finanzierungsmodelle<br />

Kann <strong>und</strong> soll man <strong>Spiel</strong>plätze leasen?<br />

Best-Practice-Beispiele aus Kommunen<br />

Termin: 20. November 2009; 9.00 Uhr bis 14.00 Uhr<br />

Das Seminar-Programm wird auf der FSB vorgestellt. Anfragen unter bfg@free-lounge.de<br />

Report | 97


98 | Recht<br />

Foto: fotolia.com


Justitia ist nicht taub<br />

<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>stättenlärm vor Gerichten<br />

<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>stätten sind städtebaulich notwendig <strong>und</strong> wünschenswert,<br />

wegen des von ihnen ausgehenden Lärms werfen sie allerdings auch immer<br />

wieder rechtliche Konfl ikte auf. Gesetzgeber <strong>und</strong> Rechtsprechung behandeln sie<br />

privilegiert, auch in Wohngebieten sind die damit einhergehenden Immissionen<br />

in aller Regel sozialadäquat. Neuere Entwicklungen in der Rechtsprechung betreffen<br />

vor allem große, moderne Anlagen sowie Einrichtungen für Jugendliche,<br />

für die die Abgrenzung zu Sportanlagen im Einzelfall schwierig sein kann.<br />

Wer mit der Planung, Errichtung <strong>und</strong> Unterhaltung<br />

von <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>stätten befasst<br />

ist, muss, wie bei jeder Planung, Spannungen<br />

<strong>und</strong> Konfl ikte bewältigen. Die Bedürfnisse der<br />

Familien <strong>und</strong> der jungen Menschen sowie die<br />

Belange von Sport, <strong>Freizeit</strong>, <strong>und</strong> Erholung sind<br />

schon von Gesetzes wegen planerisch als besondere<br />

soziale <strong>und</strong> kulturelle Bedürfnisse der<br />

Bevölkerung zu berücksichtigen. <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Freizeit</strong>fl ächen werden vom Gesetzgeber als<br />

wünschenswerte Einrichtungen behandelt, die<br />

gerade auch in Wohngebieten vorhanden sein<br />

müssen (siehe § 6 Abs. 1 Nr. 3, § 136 Abs. 3<br />

Nr. 2 BauGB). Das wirkt sich auch auf die juristische<br />

Bewertung des von <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>stätten<br />

ausgehenden Lärms aus. In manchen<br />

Landesgesetzen werden sogar umgekehrt Kinderspiel-<br />

<strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>fl ächen vor Lärm durch<br />

angrenzende Anlagen besonders geschützt: So<br />

ist in der hamburgischen Bauordnung geregelt,<br />

dass Kinderspiel- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>fl ächen durch<br />

Bäume, Hecken, Sträucher oder andere Schutzvorkehrungen<br />

besonders abzuschirmen sind,<br />

wenn ihre Nutzung durch den Lärm oder andere<br />

Belästigungen von in der Nähe vorhandenen<br />

anderen Anlagen beeinträchtigt werden kann<br />

(§ 10 Abs. 6 BauO Hamburg). Die Privilegierung<br />

gegenüber anderen Lärmimmissionsquellen ist<br />

konsequent. Wenn Kinder <strong>und</strong> Jugendliche auf<br />

<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>stätten spielen, entsteht natürlich<br />

Lärm, der aber gerade in Wohngebieten<br />

auf eine wünschenswerte Nutzung zurückgeht.<br />

Es wäre widersinnig, <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>stätten<br />

nur außerhalb von Wohngebieten anzusiedeln.<br />

Gleichwohl führt der von <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>stätten<br />

ausgehende Geräuschpegel immer wieder<br />

dazu, dass Anwohner sich an die zuständigen<br />

kommunalen Behörden wenden. Manche Fälle<br />

gehen auch vor Gericht. Interessant ist dies vor<br />

allem für die Fragen, die moderne, größer angelegte<br />

<strong>und</strong> deshalb auch für Anwohner angrenzender<br />

Gebiete attraktive Anlagen aufwerfen.<br />

Ein zweiter Themenkomplex, der die Gerichte<br />

beschäftigt, sind <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>anlagen, die<br />

speziell auf Jugendliche zugeschnitten sind <strong>und</strong><br />

bei denen sich die Abgrenzung zu Sportanlagen<br />

als juristisches Problem stellt.<br />

In einem kürzlich durch das Oberverwaltungsgericht<br />

Lüneburg entschiedenen Fall haben Anwohner<br />

sich mit einem Antrag auf Erlass einer<br />

einstweiligen Verfügung gegen die Gemeinde<br />

gewendet. Sie haben sich gegen die Lärmimmissionen<br />

gewandt, die von einem benachbarten<br />

öffentlichen <strong>Spiel</strong>platz ausgegangen sind.<br />

Nun handelte es sich bei dem <strong>Spiel</strong>platz nicht<br />

um eine gewöhnliche, in Wohngebieten übliche<br />

Recht | 99


100 | Recht<br />

<strong>und</strong> lediglich den unmittelbar angrenzenden<br />

örtlichen Anwohnern dienende Anlage, sondern<br />

um einen modernen <strong>Spiel</strong>platz mit einer Größe<br />

von über 75.000 m². Die Anwohner rügten einen<br />

Verstoß gegen das Rücksichtnahmegebot,<br />

das bei jeder baurechtlichen Planung zu beachten<br />

ist. Dies gelte sowohl im Hinblick auf die<br />

Größe als auch auf die konkrete Ausstattung<br />

des <strong>Spiel</strong>platzes. Das Verwaltungsgericht <strong>und</strong><br />

das Oberverwaltungsgericht haben den Antrag<br />

zurückgewiesen. Die mit der Benutzung von<br />

Kinderspielplätzen unvermeidbar verb<strong>und</strong>enen<br />

Auswirkungen, vorwiegend Geräusche, seien als<br />

notwendige Folgen einer wünschenswerten Tätigkeit<br />

„ortsüblich <strong>und</strong> sozialadäquat“. Nur im<br />

Ausnahmefall könnten solche <strong>Spiel</strong>plätze oder<br />

die dort errichteten <strong>Spiel</strong>geräte unzulässig sein,<br />

wenn von ihnen Belästigungen oder Störungen<br />

ausgingen, die in der konkreten Umgebung<br />

unzumutbar seien. Diese Anforderungen hinderten<br />

die Kommunen allerdings nicht daran,<br />

auch große <strong>und</strong> modern konzipierte <strong>Spiel</strong>plätze<br />

einzurichten, zumal in dem konkret entschiedenen<br />

Fall die Kommune durch die Anordnung<br />

des <strong>Spiel</strong>platzes schon auf die angrenzenden<br />

Anwohner Rücksicht genommen hatte, indem<br />

sie in der unmittelbaren Nähe zur Wohnbebauung<br />

nur <strong>Spiel</strong>geräte für Kleinkinder eingerichtet<br />

hat. Für ältere Kinder angebotene <strong>und</strong><br />

eher lärmträchtige <strong>Spiel</strong>geräte wie Seilbahn,<br />

Tischtennisplatten, Stammmikado, Sitzstämme,<br />

Trampolin <strong>und</strong> Dschungelbrücke befanden sich<br />

abgegrenzt durch eine Baumreihe in größerer<br />

Entfernung. Die Gerichte haben auch das Argument<br />

nicht gelten lassen, der <strong>Spiel</strong>platz sei<br />

nicht auf die Bedürfnisse der angrenzenden<br />

Bevölkerung beschränkt, sondern so attraktiv<br />

ausgestaltet, dass ein regelrechter „<strong>Spiel</strong>platztourismus“<br />

auch Kinder aus weiter entfernten<br />

Wohngebieten zu diesem <strong>Spiel</strong>platz anlocke<br />

(OVG Lüneburg, Az.: 9 LA 113/04).<br />

Die rechtliche Beurteilung von Lärm gestaltet<br />

sich vergleichsweise schwierig, wenn es um<br />

solche <strong>Freizeit</strong>einrichtungen bzw. <strong>Spiel</strong>platzanlagen<br />

geht, die speziell auf die Benutzung<br />

durch Heranwachsende <strong>und</strong> Jugendliche ausgerichtet<br />

sind. Die Schwierigkeiten rühren daher,<br />

dass sich die Abgrenzung zu Sportanlagen nicht<br />

immer einfach gestaltet. Diese Abgrenzung ist<br />

jedoch deshalb bedeutsam, weil Sportanlagen<br />

in immissionsschutzrechtlicher Hinsicht speziell<br />

geregelt sind. Für Sportanlagen gilt die<br />

18. Verordnung zur Durchführung des B<strong>und</strong>es-<br />

Immissionsschutzgesetzes, die sog. „Sportanlagenlärmschutzverordnung“.<br />

Diese Verordnung<br />

enthält eindeutige Immissionsrichtwerte, die<br />

im Rahmen von Baugenehmigungen sowie<br />

Bauleitplanverfahren von den zuständigen Behörden<br />

zu beachten sind. Kritisch wird es immer<br />

dann, wenn die Errichtung einer Sportanlage in<br />

unmittelbarer Nachbarschaft zu einer Wohnbebauung<br />

vorgesehen ist. Können dann die<br />

Immissionsrichtwerte der Sportanlagenlärmschutzverordnung<br />

nicht eingehalten werden,<br />

ist das Vorhaben unzulässig.<br />

Leicht fällt die Abgrenzung im Falle „klassischer“<br />

Sportanlagen wie Tennisplätzen oder<br />

Fußballstadien auf der einen <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>parks<br />

auf der anderen Seite. Doch bereits beim „Bolzplatz“<br />

wird die Sache schwieriger. Geklärt ist<br />

durch die Rechtsprechung des B<strong>und</strong>esverwaltungsgerichts<br />

zumindest, dass ein Bolzplatz<br />

immissionsschutzrechtlich nicht schlechter behandelt<br />

werden darf als eine Sportanlage <strong>und</strong><br />

dass einem Bolzplatz, der überwiegend von Kindern<br />

bis 14 Jahren benutzt wird, ebenso wie bei<br />

Kinderspielplätzen ein „Sozialadäquanzbonus“<br />

zuzugestehen ist; ein Bolzplatz darf somit im<br />

Einzelfall sogar lauter als ein Fußballplatz sein<br />

(Az.: BVerwG 4 B 70/91).<br />

Abgrenzungsschwierigkeiten bereiten moderne<br />

Stadteinrichtungen wie Skateplätze oder<br />

größere Skaterparks, Beachvolleyballplätze,<br />

Basketball-Anlagen, kleinere Eisbahnen oder<br />

Minigolfanlagen. Problematisch ist bereits,<br />

dass keine einheitliche Defi nition des Begriffes<br />

„Sport“ existiert; nicht jede bewegungsorientierte<br />

<strong>Freizeit</strong>aktivität lässt sich unter den<br />

Begriff „Sport“ fassen. Die Rechtsprechung<br />

differenziert zunächst danach, von welcher<br />

Altersgruppe die verschiedenen Anlagen überwiegend<br />

genutzt werden. Solche Anlagen, die<br />

für die körperliche <strong>Freizeit</strong>betätigung von Kindern<br />

bis zum Alter von 14 Jahren bestimmt<br />

sind, zählen zu den sozialadäquaten <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Freizeit</strong>anlagen <strong>und</strong> fallen per se nicht unter<br />

die Richtwerte der Sportanlagenlärmschutzverordnung.<br />

Ist eine Anlage jedoch geeignet<br />

<strong>und</strong> dafür bestimmt, auch von älteren Kindern<br />

bzw. Jugendlichen sowie jungen Erwachsenen


enutzt zu werden, kommen die Richtwerte<br />

der Sportanlagenlärmschutzverordnung nach<br />

der Rechtsprechung gr<strong>und</strong>sätzlich zur Anwendung.<br />

Allerdings erfolgt diese Anwendung, wie<br />

die Gerichte stets betonen, nicht schematisch.<br />

Im Vordergr<strong>und</strong> steht stets die tatrichterliche<br />

Wertung im Einzelfall. Besonders kreative <strong>und</strong><br />

moderne Anlagen, die sich nicht in das Schema<br />

bereits entschiedener Gr<strong>und</strong>satzentscheidungen<br />

fügen, werfen damit auch juristische Herausforderungen<br />

auf, die im Vorfeld von Planung<br />

<strong>und</strong> Errichtung bedacht werden müssen.<br />

Dr. Michael Winkelmüller<br />

Torsten Eberhard<br />

Dr. Michael Winkelmüller, 38<br />

Rechtsanwalt <strong>und</strong> Fachanwalt für Verwaltungsrecht<br />

bei Redeker Sellner Dahs & Widmaier in Bonn.<br />

Einen seiner Schwerpunkte bildet das technische<br />

Sicherheitsrecht <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene Fragen der<br />

Produktzulassung, technischen Normung, Zertifi zierung<br />

<strong>und</strong> Haftung.<br />

Dr. Torsten Eberhard, 30<br />

Rechtsanwalt bei Redeker Sellner Dahs & Widmaier<br />

in Bonn.<br />

Einen seiner Schwerpunkte bildet das Umwelt- <strong>und</strong><br />

Bauplanungsrecht.<br />

Foto: fotolia.de<br />

Recht | 101


Kommunen im neuen Licht<br />

Eine Chance für helle Köpfe<br />

Noch bis zum 31.12.2009 können Kommunen ihre Unterlagen für<br />

den Wettbewerb „Kommunen im neuen Licht“ einreichen, der im Mai<br />

2009 vom B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF)<br />

ausgeschrieben wurde. Die 10 Gewinner erhalten jeweils 2 Millionen<br />

Euro für die Realisierung einer Beleuchtung mit LED-Technik.<br />

102 | Wettbewerb<br />

Seit mehreren Jahren hat das BMBF die Entwicklung<br />

der LED-Technologie in Deutschland<br />

mit Verb<strong>und</strong>projekten aus Industrie <strong>und</strong> Wirtschaft<br />

stark gefördert. Ziel ist die Festigung des<br />

Hightech-Standorts Deutschland, den Technologietransfer<br />

zu beschleunigen <strong>und</strong> Arbeitsplätze<br />

in diesem Bereich der Zukunftsträchtigen<br />

Technologien zu sichern <strong>und</strong> neu zu schaffen.<br />

Mittlerweile ist die Industrie in Deutschland<br />

diesbezüglich gut aufgestellt. Mit dem Wettbewerb<br />

soll der Einsatz in der kommunalen Praxis<br />

forciert werden.<br />

Besseres Licht zu halben Energiekosten<br />

Nach Berechnungen des Zentralverbands Elektrotechnik-<br />

<strong>und</strong> Elektroindustrie e.V. (ZVEI)<br />

können die deutschen Kommunen allein durch<br />

die Modernisierung von Straßenbeleuchtungen<br />

sowie kommunalen Büro- <strong>und</strong> Schulgebäuden<br />

fast die Hälfte ihres jährlichen Stromverbrauchs<br />

(knapp 6000 GWh) einsparen (knapp 900 Millionen<br />

von zwei Milliarden Euro). Im Übrigen<br />

werden durch die neue Lichttechnik beträchtli-<br />

che Energie- <strong>und</strong> CO2-Einsparungen erwartet.<br />

Außerdem bieten die lichtdynamischen Eigenschaften<br />

von LEDs Einsatzmöglichkeiten mit<br />

unmittelbaren Auswirkungen auf den Menschen.<br />

Mehr Konzentrationsfähigkeit <strong>und</strong> Arbeitssicherheit<br />

abhängig von der Lichtfarbe<br />

haben positive ges<strong>und</strong>heitliche Auswirkungen<br />

<strong>und</strong> tragen damit mittelbar zur Senkung<br />

von Kosten im Ges<strong>und</strong>heitssystem bei. Solche<br />

Chancen können zu zusätzlichen Umsätzen bei<br />

den lichttechnischen Unternehmen führen, die<br />

frühzeitig die neue Technik beherrschen lernen.<br />

In der BMBF-Leitmarktinitiative werden begleitende<br />

Themen wie Normierung <strong>und</strong> Messtechnik,<br />

Gütesiegel, Referenzobjekte <strong>und</strong> andere<br />

vorangetrieben.<br />

Die rasche Umsetzung der neuen Beleuchtungstechnologie<br />

erfordert jetzt entsprechende<br />

Impulse von Seiten der Politik. Neue, weltweit<br />

beachtete LED-Lampen aus Deutschland<br />

sind ein Ergebnis der HighTech-Strategie der<br />

B<strong>und</strong>esregierung. Nun geht es darum, die Ergebnisse<br />

schnell in die Praxis umzusetzen. Der<br />

Wettbewerb „Kommunen in neuem Licht“ unterstützt<br />

dieses Vorhaben.<br />

Noch ist Zeit für die Teilnahme<br />

Der Wettbewerb richtet sich an Städte <strong>und</strong><br />

Gemeinden, die bis zum 31. Dezember 2009<br />

Projektskizzen zu diesem Thema beim Projektträger<br />

VDI Technologiezentrum in Düsseldorf<br />

Foto: optischetechnologien.de


einreichen können. Angesprochen werden die<br />

beiden Felder der Allgemeinbeleuchtung:<br />

- Innenbeleuchtung von Gebäuden mit LED ><br />

100 lm/W (Neubau <strong>und</strong> Sanierung)<br />

- Außenbeleuchtung mittels LED (Straßenbeleuchtung,<br />

Tunnelbeleuchtung etc.)<br />

Das BMBF fördert die 10 aussichtsreichsten<br />

Projekte mit jeweils bis zu 2 Mio. Euro. Die<br />

wichtigsten Bewertungskriterien sind hierbei<br />

Innovationsgrad, Energieeffi zienz, Kosteneffi -<br />

zienz bei Einrichtung <strong>und</strong> Betrieb, organisatorische<br />

Innovationen wie contracting-Modelle,<br />

Ausstrahlung sowie prinzipielle Übertragbarkeit<br />

auf andere Objekte. Eine unabhängige Fachjury<br />

wertet die Projektskizzen aus <strong>und</strong> gibt die<br />

10 innovativsten Projekte auf der Fachmesse<br />

„Light & Building“ im April 2010 in Frankfurt<br />

bekannt. Weiterhin werden für die erfolgreichen<br />

Demonstrationsobjekte Plaketten <strong>und</strong><br />

Uhrk<strong>und</strong>en vergeben. 18 Monate haben die geförderten<br />

Kommunen dann Zeit, ihre Planungen<br />

umzusetzen.<br />

Ansprechpartner:<br />

Lars Unnebrink<br />

VDI Technologiezentrum GmbH<br />

VDI-Platz 1<br />

40468 Düsseldorf<br />

Tel.: 0211 / 6214-598<br />

Fax: 0211 / 6214-484<br />

E-Mail: unnebrink@vdi.de<br />

Pilotprojekt an Raststätten<br />

Die Tank- <strong>und</strong> Rastanlage Walsleben erstrahlt<br />

bereits in neuem Licht. An der Autobahn A 24<br />

(Berlin - Hamburg) hat das B<strong>und</strong>esverkehrsministerium<br />

mit Unterstützung des Landes Brandenburg<br />

das b<strong>und</strong>esweit erste Pilotprojekt für<br />

umweltfre<strong>und</strong>liche Außenbeleuchtung von<br />

Raststätten gestartet. In Richtung Hamburg<br />

wurden 28 Masten mit hochmoderner LED-<br />

Technik aufgestellt. Das B<strong>und</strong>esverkehrsministerium<br />

reagiert damit schon jetzt auf das<br />

ab 2015 EU-weit geltende Verkaufsverbot von<br />

Quecksilberdampfl ampen, die an Raststätten<br />

besonders häufi g verwendet werden.<br />

Von dem Pilotprojekt in Brandenburg werden<br />

neue Erkenntnisse über Lebensdauer, Energieeffi<br />

zienz <strong>und</strong> Haltbarkeit der LED erwartet. Für<br />

die Pilotanlage Walsleben Ost wurden Leuchten<br />

ausgewählt, die von einem Unternehmen des<br />

Kompetenznetzwerks in der Licht- <strong>und</strong> Optik-<br />

Region Jena <strong>und</strong> dem Fraunhofer Institut für<br />

angewandte Optik entwickelt wurden.<br />

Foto: siteco.de<br />

Siteco DL 10 – Licht-Kobra mit LED-Technik<br />

Die Energieversorger EVO <strong>und</strong> die Stadt testen<br />

jetzt in einem gemeinsamen Pilotprojekt ihre<br />

Energieeffi zienz.<br />

Pilotprojekt in Offenbach<br />

An acht Standorten hat die für den Betrieb der<br />

20.000 Offenbacher Lampen verantwortliche<br />

EVO jeweils vier Leuchten verschiedener Hersteller<br />

montiert. Ein neunter Ort mit weiteren<br />

vier Laternen ist in Planung, so dass während<br />

der bevorstehenden winterlichen Testphase<br />

insgesamt 36 Lampen mit zukunftsweisender<br />

Leuchtdiodentechnik Offenbacher Straßen<br />

<strong>und</strong> Plätze in neues Licht tauchen werden. In<br />

diesem Feldversuch werden verschiedene LED-<br />

Leuchten mit herkömmlichen Lampen unter realen<br />

Bedingungen vergleichen.<br />

Die Entwicklung im Bereich öffentlicher Beleuchtung<br />

bleibt ein spannendes Thema. Und<br />

ein lohnenswertes. Über Konzepte <strong>und</strong> Ideen,<br />

die im Rahmen des Wettbewerbs eingereicht<br />

wurden, bewahrt das VDI Technologiezentrum<br />

derzeit selbstverständlich Stillschweigen. Es ist<br />

jedoch jeder Kommune unbenommen, mit eigenen<br />

Projekten teilzunehmen. Dann aber jetzt<br />

schnell. FreeLounge wünscht viel Erfolg. L.K.<br />

Termin<br />

Abgabe der Wettbewerbsbeiträge:<br />

31. Dezember 2009<br />

Wettbewerb | 103


SICHERHEIT<br />

104 | Tivoli<br />

BECO<br />

BERMÜLLER & CO. GMBH<br />

Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

Fallschutzbeläge im Ortseinbau<br />

Conradi+Kaiser GmbH<br />

Herstellung von Gummiformteilen<br />

<strong>und</strong> Bodensystemen<br />

Granufl ex Kft<br />

Hersteller von Fallschutzplatten seit 1990<br />

terralastic GmbH<br />

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Gestaltungselemente aus Kautschuk<br />

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info@conradi-kaiser.de<br />

www.conradi-kaiser.de<br />

Tel. +49 (0) 2689 9580-0<br />

Fax +49 (0) 2689 9580-50<br />

Bécsi út 269<br />

H-1037 Budapest<br />

info@granufl ex.hu<br />

www.granulfex.hu<br />

Tel. +36 1 453-0400<br />

Fax +36 1 453-0006<br />

Unterdorfstraße 10<br />

D-56584 Thalhausen<br />

info@terralastic.de<br />

www.terralastic.de<br />

Tel. +49 (0) 2639 960233<br />

Fax +49 (0) 2639 960234<br />

<strong>Spiel</strong>matte mit Stufenfalz, Fallschutzplatten, Verb<strong>und</strong>pfl aster,<br />

Poller, Palisaden, Randeinfassungen, Balkonbeläge, Prüfzeugnisse<br />

nach EN 177<br />

Ausführung fugenloser Ortseinbau nach DIN 7926 EN 1177 mit<br />

Lizenznehmern in ganz Deutschland<br />

Bodensysteme <strong>und</strong> Sicherheitssysteme für Schulen <strong>und</strong><br />

Kindergärten, <strong>Spiel</strong>plätze, <strong>Freizeit</strong>anlagen, öffentliche Plätze <strong>und</strong><br />

Parks, Sportanlagen, Terrassen <strong>und</strong> Balkone, Stallungen.<br />

Verkauf nur an den Fachhandel.<br />

Fallschutzplatten <strong>und</strong> Fallschutz-Verb<strong>und</strong>pfl aster nach EN 1177,<br />

Elastikplatten <strong>und</strong> elastisches Verb<strong>und</strong>pfl aster, Sicherheits-<br />

Ergänzungselemente, Sandkastenumfassungen, fugenloser<br />

Fallschutz, Sportbodenbeläge<br />

– Fallschutz-Bodensysteme nach EN 1177<br />

– Gestaltungselemente für den Außenbereich aus Kautschuk<br />

– Einsatz der Produkte in Schulen, Kindergärten, auf <strong>Spiel</strong>-<br />

<strong>und</strong> öffentlichen Plätzen<br />

– Brandschutzplatten, Rutschenauslaufplatten, Sandkastenwinkel


SPIEL- UND SPORTGERÄTE, PUBLIC DESIGN<br />

A+URBAN Design<br />

Skateanlagen <strong>und</strong> Pipes<br />

Roll-Hockey<br />

Bolzplätze<br />

Urbanes Mobiliar<br />

AAST <strong>Spiel</strong>geräte VertriebsgmbH<br />

<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Sportgerätehersteller<br />

Berliner Seilfabrik GmbH & Co.<br />

Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

Elastic and impact protection moulded elements<br />

Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

Elastic and impact protection moulded elements<br />

COROCORD Raumnetz GmbH<br />

Seilzirkus – Seilspielgeräte<br />

CREA-PLAY<br />

(Deutschland) GmbH<br />

espas GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>geräte<br />

Stadtmobiliar<br />

Bodensysteme<br />

Zubehör<br />

Europlay<br />

<strong>Spiel</strong>geräte<br />

Holzhof GmbH<br />

Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

Elastic and impact protection moulded elements<br />

Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

Elastic and impact protection moulded elements<br />

HPS-Play Company Trading GmbH<br />

Einrichtung von Hallenspielplätzen<br />

<strong>Spiel</strong>platzkonzepte für <strong>Freizeit</strong> & Handel<br />

Sepp-Giggenbach-Str. 31<br />

D-84453 Mühldorf<br />

info@aplusurbandesign.com<br />

www.aplusurbandesign.com<br />

Tel. + 49 (0) 8631 1403-68<br />

Fax + 49 (0) 8631 1403-69<br />

Kontaktperson: Fr. Sonja Rauscher<br />

Hr. Andrew Stelzhammer<br />

Handelsstraße 13<br />

A-2201 Seyring<br />

offi ce@aast.com<br />

www.aast.com<br />

Tel. +43 (0) 2246 27037<br />

Fax +43 (0) 2246 27035<br />

Lengeder Straße 4<br />

D-13407 Berlin<br />

www.berliner-seilfabrik.de<br />

Tel. +49 (0) 30 414724-0<br />

Fax +49 (0) 30 414724-33<br />

Eichborndamm 167<br />

D-13403 Berlin<br />

info@corocord.de<br />

www.corocord.de<br />

Tel. +49 (0) 30 408988-0<br />

Fax +49 (0) 30 408988-77<br />

Hessenstraße 3<br />

D-35325 Mücke/Groß-Eichen<br />

crea-play@t-online.de<br />

www.buerliag.com<br />

Tel. +49 (0) 6400 959840<br />

Fax +49 (0) 6400 959841<br />

Graf-Haeseler-Str. 7–9<br />

D-34134 Kassel<br />

info@espas.de<br />

www.espas.de<br />

Tel. +49 (0) 561 5746390<br />

Fax +49 (0) 561 5746399<br />

Eegene 9<br />

B-9200 Dendermonde<br />

sales@europlay.eu<br />

www.europlay.eu<br />

Tel. +32 52 22 66 22<br />

Fax +32 52 22 67 22<br />

Rupestraße 33<br />

I-38017 Mezzolombardo TN<br />

sabrina@holzhof.com<br />

Tel. +39 0461 601501<br />

Fax +39 0461 604013<br />

Gm<strong>und</strong>ner Straße 40 · A-4664 Oberweis<br />

info@hps-playco.at<br />

www.hps-playco.at<br />

Tel. +43 (0) 7613 25880-0<br />

Fax +43 (0) 7613 25880-10<br />

VERTRIEB DEUTSCHLAND<br />

Detmolder Str. 596 · D-33699 Bielefeld<br />

Tel. +49 (0) 521 9883298-0<br />

Fax +49 (0) 521 8989001<br />

www.hps-playco.de<br />

Modulare Elemente<br />

Keine F<strong>und</strong>amente <strong>und</strong> Bodenverankerungen nötig<br />

Einfacher Auf- <strong>und</strong> Abbau<br />

Wartungsarm<br />

Der Spezialist für Rutschen aus glasfaserverstärktem<br />

Kunststoff (GFK). Die AAST GmbH hat GFK-Rutschen,<br />

Polyethylen Röhrenrutschen, Erlebnisrutschen <strong>und</strong> eine<br />

Fülle von <strong>Spiel</strong>platzkombinationen, in allen Variationen,<br />

in ihrem Programm.<br />

Seilspielgeräte für Kinderspielplätze<br />

Alle unsere Produkte entsprechen den strengen Richtlinien<br />

der EN 1176 <strong>und</strong> erfüllen auch alle bekannten technischen<br />

Vorschriften.<br />

Corocord hat sich selbst dazu verpfl ichtet, weltweit einzigartige<br />

Raum- <strong>und</strong> Flächennetze anzubieten: mit hohem ästhetischem<br />

Reiz, hohem <strong>Spiel</strong>wert <strong>und</strong> langer Nutzungsdauer. Das ist keine<br />

einfache Aufgabe. Aber solche Herausforderungen sind uns<br />

wichtig <strong>und</strong> wir nehmen sie jeden Tag von neuem an.<br />

– <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Sportgeräte<br />

– Fallschutzplatten<br />

– drehbare Kletterbäume<br />

– Parkmobiliar<br />

– H<strong>und</strong>etoiletten<br />

Entwicklung, Herstellung <strong>und</strong> Vertrieb von:<br />

– <strong>Spiel</strong>geräten aus Stahl<br />

– Stadtmobiliar <strong>und</strong> Tischtennistischen aus Beton<br />

– Bodensystemen<br />

– Zubehör<br />

Herstellung von <strong>Spiel</strong>geräten aus Holz <strong>und</strong> Metall. Wir<br />

suchen Importeure für Deutschland, Österreich <strong>und</strong> die<br />

Schweiz.<br />

– <strong>Spiel</strong>platzgeräte<br />

– Public Design<br />

– eigene <strong>Spiel</strong>geräteherstellung<br />

– Vertrieb<br />

– Montage<br />

– Service für Reinigung <strong>und</strong> Wartung<br />

– Komplettausstattung<br />

– Kompetenz in Qualität, <strong>Spiel</strong>wert <strong>und</strong> Sicherheit<br />

Tivoli | 105


SPIEL- UND SPORTGERÄTE, PUBLIC DESIGN<br />

HST-<strong>Spiel</strong>geräte GmbH & Co. KG<br />

106 | Tivoli<br />

HUSSON INTERNATIONAL GRUPPE<br />

Abenteuer <strong>Spiel</strong>plätze<br />

Indoor/Outdoor<br />

Kaiser & Kühne <strong>Freizeit</strong>geräte GmbH<br />

Durch Qualität – mehr Freude am <strong>Spiel</strong><br />

KINDERLAND<br />

Emsland <strong>Spiel</strong>geräte<br />

Klettermax GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>platzgeräte <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>platzeinrichtungen<br />

KOMPAN GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>geräte, Multisportanlagen,<br />

Parkmöbel, Planung, Montage <strong>und</strong> Service,<br />

Indoor-<strong>Spiel</strong>möbel<br />

playparc-neospiel GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>gerätehersteller<br />

Holzbau Quappen GmbH & Co. KG<br />

DINOstarke <strong>Spiel</strong>ideen<br />

für außen <strong>und</strong> innen<br />

Parkgestaltung<br />

Brücken <strong>und</strong> Lärmschutzwände<br />

Individueller Holzbau<br />

Gartenholz<br />

Ing. Phillipp<br />

GmbH & Co. KG<br />

<strong>Spiel</strong>platz von<br />

A wie Abenteuergeräte<br />

bis Z wie Zubehör<br />

Weyerberg 5<br />

D-35614 Aßlar-Berghausen<br />

info@hst-spielgeraete.de<br />

www.hst-spielgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 6443 8198-0<br />

Fax +49 (0) 6443 8198-20<br />

Route de l’Europe BP1<br />

F-68650 Laputroie<br />

husson@husson.eu<br />

www.husson.eu<br />

www.husson.de<br />

Tel. +33 (0) 3 89 47 56 56<br />

Fax +33 (0) 3 89 47 26 03<br />

Im Südloh 5<br />

D-27324 Eystrup<br />

info@kaiser-kuehne-play.com<br />

www.kaiser-kuehne-play.com<br />

Tel. +49 (0) 4254 9315-0<br />

Fax +49 (0) 4254 9315-24<br />

ESF Emsland <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Freizeit</strong>spielgeräte GmbH & Co. KG<br />

Bahnhofstraße 50<br />

49744 Geeste<br />

kinderland@emsland-spielgeraete.de<br />

www.emsland-spielgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 5907 9479970<br />

Fax +49 (0) 5907 9479975<br />

Gewerbegebiet<br />

D-19374 Domsühl<br />

info@klettermax-gmbh.de<br />

www.spielplatzgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 38728 20012<br />

Fax +49 (0) 38728 20017<br />

Raiffeisenstraße 11<br />

D-24941 Flensburg<br />

kompan.gmbh@kompan.com<br />

www.kompan.com<br />

Tel. +49 (0) 4617 7306-0<br />

Fax +49 (0) 4617 7306-35<br />

A-4872 Neukirchen an der Vöckla<br />

obra@obra.at<br />

www.obra.at<br />

Tel. +43 7682 2162-0<br />

Fax +43 7682 2165<br />

VERTRIEB IN DEUTSCHLAND<br />

(Informationen im Internet)<br />

Teutonia 9<br />

Borlinghausen<br />

D-34439 Willebadessen<br />

info@playparc.de<br />

www.playparc.de<br />

Tel. +49 (0) 5642 709-01<br />

Fax +49 (0) 5642 709-10<br />

Industriestraße<br />

D-49751 Sögel<br />

info@quappen-holzbau.de<br />

www.quappen-holzbau.de<br />

Tel. +49 (0) 5952 9311-0<br />

Fax +49 (0) 5952 9311-50<br />

Vertrieb von Seilspiel- <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>platzgeräten, außerdem Ballfangnetzanlagen<br />

<strong>und</strong> Sportnetze <strong>und</strong> -seile aller Art<br />

<strong>Spiel</strong>geräte für Kinderspielplätze, Stadtmobiliar<br />

<strong>Freizeit</strong>anlagen für Jugendliche, Tribünen<br />

Bei der Planung <strong>und</strong> Gestaltung von <strong>Freizeit</strong>geräten für alle<br />

Altersgruppen gehen wir von Erfahrungen aus, die wir seit vielen<br />

Jahren mit Entwürfen <strong>und</strong> Bau zahlreicher Großspielanlagen in<br />

<strong>Freizeit</strong>parks im In- <strong>und</strong> Ausland sammeln konnten.<br />

– <strong>Spiel</strong>platzeinrichtungen<br />

– individuelle <strong>Spiel</strong>objekte<br />

– Barrierefreie <strong>Spiel</strong>geräte<br />

– <strong>Freizeit</strong>anlagen<br />

– Parkeinrichtungen<br />

<strong>Spiel</strong>platzgeräte <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>platzeinrichtungen<br />

Ihr Partner <strong>und</strong> Spezialist, wenn es um <strong>Spiel</strong>geräte <strong>und</strong><br />

<strong>Spiel</strong>raumplanung geht.<br />

Einzigartiges Design, erstklassige Qualität, exzellenter Service,<br />

kompetente Beratung <strong>und</strong> Know-how zeichnen uns aus.<br />

<strong>Spiel</strong>platzgeräte in Kiefer, chromfrei druckimprägniert oder farbig,<br />

nach dem OBRA-Farbkonzept oder in Lärche natur.<br />

<strong>Spiel</strong>platzgeräte, Skateboardanlagen, Klettergeräte,<br />

Multisportanlagen, Schwimmbadgeräte, Fitnessgeräte<br />

Individuelle <strong>Spiel</strong>platzanlagen, <strong>Spiel</strong>geräte <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>skulpturen aus<br />

Robinie <strong>und</strong> Lärche<br />

Montage-, Wartungs- <strong>und</strong> Reparaturarbeiten<br />

Einrichtungsbausätze zum Wohnen, Turnen, <strong><strong>Spiel</strong>en</strong> <strong>und</strong> Gestalten<br />

von Kindergärten <strong>und</strong> Therapiebereichen


SPIEL- UND SPORTGERÄTE, PUBLIC DESIGN<br />

Ravensburger <strong>Freizeit</strong>- <strong>und</strong><br />

Promotion-Service GmbH<br />

Erlebniswelten für Kinder <strong>und</strong> Familien<br />

– Standard-<strong>Spiel</strong>module <strong>und</strong> individuelle Konzepte<br />

R&T STAINLESS A/S<br />

Innovations 4 Play<br />

<strong>Spiel</strong>platzkomponenten aus Edelstahl<br />

Runge GmbH & Co. KG<br />

Fabrik für Holz-, Metall- <strong>und</strong> Edelstahlverarbeitung<br />

SPOGG Sport-Güter GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>platzgeräte<br />

SMB Seilspielgeräte GmbH Berlin<br />

in Hoppegarten<br />

Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

Elastic and impact protection moulded elements<br />

Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

Elastic and impact protection moulded elements<br />

stilum GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>platzgeräte <strong>und</strong> Public Design-Produkte<br />

Seilfabrik Ullmann<br />

Handelsniederlassung Bremen GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>geräte<br />

ZIMMER.OBST GmbH<br />

Individuelle <strong>Spiel</strong>raumgestaltung<br />

Am Hangenwald 1<br />

D-88074 Meckenbeuren/Liebenau<br />

info-rfp@ravensburger.de<br />

www.ravensburger.de<br />

www.rfp-ravensburger.de<br />

Tel. +49 (0) 7542 400350<br />

Fax +49 (0) 7542 400101<br />

Holsbjergvej 42<br />

DK 2620 Albertsl<strong>und</strong><br />

Dänemark<br />

info@rt-stainless.com<br />

www.rt-stainless.com<br />

Tel. +45 39563473<br />

Fax +45 39692384<br />

Postfach: 3646<br />

D-49026 Osnabrück<br />

info@mail-runge.de<br />

www.Durch-die-Bank-gut.de<br />

Tel. +49 (0) 541 50552-0<br />

Fax +49 (0) 541 50552-22<br />

Schulstraße 27<br />

D-35614 Aßlar-Berghausen<br />

spogg@hally-gally-spielplatzgeraete.de<br />

www.hally-gally-spielplatzgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 6443 811262<br />

Fax +49 (0) 6443 811269<br />

Handwerkerstraße 7<br />

D-15366 Dahlwitz-Hoppegarten<br />

info@smb-seilspielgeraete.de<br />

www.smb-seilspielgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 3342 302015<br />

Fax +49 (0) 3342 302016<br />

Königsberger Straße 39<br />

D-56269 Dierdorf<br />

info@stilum.de<br />

www.stilum.de<br />

Tel. +49 (0) 2689 92790-0<br />

Fax +49 (0) 2689 92790-29<br />

Am Rönnebecker Hain 1<br />

D-28777 Bremen<br />

info@seilfabrik-ullmann.de<br />

www.seilfabrik-ullmann.de<br />

Tel. +49 (0) 421 69038-8<br />

Fax +49 (0) 421 69038-75<br />

Am Winkel 9<br />

D-15528 Spreenhagen<br />

spielraum@zimmerobst.de<br />

www.zimmerobst.de<br />

www.spielraumgestaltung.de<br />

Tel. +49 (0) 33633 69 89-0<br />

Fax. +49 (0) 33633 69 89-29<br />

Seit 1993 planen <strong>und</strong> entwickeln wir erfolgreich Markenwelten<br />

– vom Erlebnispfad bis zum kompletten <strong>Freizeit</strong>park. Von der<br />

Konzeption bis zur schlüsselfertigen Übergabe ist jedes Projekt<br />

auf die Ziele unserer K<strong>und</strong>en abgestimmt <strong>und</strong> deshalb einmalig.<br />

Gerne erstellen wir für Sie ein einzigartiges Konzept.<br />

Schaukelgelenke, Basketballkörbe, Sandkräne, Wippenlager, Einzelpunkt<br />

Schwingbeschläge, Seilbahnen mit Zubehör, Schaukelsitze<br />

<strong>und</strong> Rutschbahnen, viele mit Zertifi katen vom TÜV Produkt Service.<br />

Als Unternehmen mit großem Exportanteil sind wir bestrebt, fl exibel<br />

<strong>und</strong> schnell zu sein. Auch Sonderkonstruktionen sind möglich.<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Herstellung von Außenraummobiliar:<br />

Parkbänke, Gartenbänke <strong>und</strong> anderen Sitzbänke, R<strong>und</strong>bänke.<br />

Abfallbehälter <strong>und</strong> Papierkörbe, Ascher.<br />

Poller, Liegen <strong>und</strong> Tische sowie Fahrradständer <strong>und</strong> Fahrradparker.<br />

<strong>Spiel</strong>platzgeräte zum Drehen, Wippen <strong>und</strong> Klettern<br />

Trampoline<br />

Vogelnestschaukel<br />

Herstellung von Seilspiel- <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>platzgeräten:<br />

– Raumnetze – Schaukelkörbe<br />

– Flächennetze – Sport- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>geräte<br />

– Netztunnel – Bolzplatztore „citytor –das Original“<br />

– Trampolin – Seil-Zusatzelemente für <strong>Spiel</strong>geräte<br />

– Karussells – Ballfang-Seilnetzzäune<br />

– Seilbrücken – SIPA-Seilsitze<br />

Innovative <strong>Spiel</strong>platzgeräte <strong>und</strong> Public Design-Produkte<br />

aus Stahl <strong>und</strong> Edelstahl<br />

– eigenständiges <strong>und</strong> durchgängiges Design<br />

– hochwertig verarbeitet<br />

– wartungsarm <strong>und</strong> langlebig<br />

– kostengünstig in Preis <strong>und</strong> Unterhalt<br />

Fallschutzsysteme nach EN 1177<br />

Drehbare KLettertürme, Kletternetze, Kletterpyramiden,<br />

Nestschaukeln, Seilbrücken, Sonderanfertigungen,<br />

aus USACORD Long-life unzerschneidbar<br />

- Spezialist für individuelle Planung von <strong>Spiel</strong>anlagen<br />

- kompetente Beratung<br />

- Herstellung in eigener Werkstatt<br />

- Montage durch eigenes Fachpersonal<br />

- Geprüfte Sicherheit nach EN 1176/77<br />

Tivoli | 107


ZULIEFERER<br />

VERBÄNDE<br />

SONSTIGE<br />

108 | Tivoli<br />

EkoBoard HD ® & EkoGrip Fce ® Ekon BV<br />

PO Box 92<br />

6120 AB Born<br />

Cost-effective quality in plastics<br />

Kostengünstige Qualität in Kunststoff<br />

a subsidiary of the<br />

Royal Lankhorst Euronete Group BV<br />

Seilerei Prutz GmbH<br />

Seilspielgeräte für Kinderspielplätze<br />

Netze für Industrie, Sport <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong><br />

Drahtseile, Seilerwaren<br />

Verband Deutscher Hallenspielplätze<br />

Fachliche, wirtschaftliche & politische<br />

Interessenvertretung für Betreiber,<br />

Gerätehersteller <strong>und</strong> Dienstleister der Branche<br />

Korts<br />

Rechtsanwaltsgesellschaft mbH<br />

Fachanwälte für Steuerrecht<br />

Rechts- <strong>und</strong> Steuerberatung<br />

The Netherlands<br />

sales@ekon.nl<br />

www.ekon.nl<br />

Tel. +31 (0) 46 489.1111<br />

Fax +31 (0) 46 485.5544<br />

Wittenberger Straße 89<br />

D-06905 Bad Schmiedeberg<br />

info@seilerei-prutz.de<br />

www.seilerei-prutz.de<br />

Tel. +49 (0) 34925 70392<br />

Fax +49 (0) 34925 70155<br />

Sandtorkai 74<br />

D-20457 Hamburg<br />

kontakt@my-vdh.de<br />

Tel. +49 (0) 40 822232-33<br />

Fax +49 (0) 40 822232-39<br />

Geschäftsführer: Ubbo Voss<br />

Mobil: +49 (0) 160 94712821<br />

Hültzstraße 26<br />

D-50933 Köln<br />

s.korts@korts.de<br />

www.korts.de<br />

Tel. +49 (0) 221 94021-00<br />

Fax +49 (0) 221 94021-01<br />

A wide range of plastic boards + non-slip properties (if required).<br />

Made from prime and/or recycled polymers.<br />

Approved for Play Gro<strong>und</strong> Equipment in conformity with EN 71-3.<br />

Durable, sturdy, maintenance-free and highly wear resistant.<br />

Ein breites Sortiment von Kunststoffplatten (+ Anti-Rutsch möglich).<br />

Auf Basis von Neuware <strong>und</strong>/oder Regranulat. Tauglich für<br />

Play Gro<strong>und</strong> Equipment konform EN 71-3.<br />

Haltbar, robust, wartungsfrei <strong>und</strong> hohe Verschleißfestigkeit.<br />

Seilspielgeräte:<br />

Netze, Brücken, Schaukelkörbe, Hängematten, Klettertaue,<br />

Sonderanfertigungen <strong>und</strong> Seilerwaren nach K<strong>und</strong>enwunsch<br />

Der VDH versteht sich als Serviceunternehmen für seine Mitglieder,<br />

vertritt ihre Interessen, schafft ihnen Wettbewerbsvorteile <strong>und</strong><br />

macht sich stark für deren wirtschaftlichen Erfolg.<br />

Hierzu gehören im Einzelnen:<br />

– Information & Erfahrungsaustausch durch regelmäßige Treffen,<br />

Newsletter, Homepage, Workshops, Tagungen, Messen<br />

– Einkaufsvorteile durch Rahmenverträge mit Herstellern,<br />

Lieferanten, Dienstleistern, Versicherern, u.v.m<br />

– Beratung, Schulung, Marktanalysen<br />

– Interessenvertretung bei Politik, Berufsgenossenschaften, GEMA,<br />

TÜV, GEZ, u.v.m. – Medien- & Öffentlichkeitsarbeit<br />

– Qualitätssiegel & Klassifi zierung – u.v.m.<br />

– Sebastian Korts, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Steuerrecht,<br />

MBA –Master of Business Administration,<br />

M.I.Tax – Master of International Taxation<br />

– Petra Korts, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Steuerrecht, MBA<br />

– Silke Busch, Rechtsanwalt,<br />

Fachanwalt für Steuerrecht, Fachanwalt für Arbeitsrecht<br />

– Wahed T. Barekzai, Rechtsanwalt<br />

Fachanwalt für Steuerrecht, L.L.M. – Mater of Laws


Termine TÜV Rheinland Akademie GmbH<br />

13. bis 15. 10. 2009 in Berlin<br />

23. bis 25. 11. 2009 in Dortm<strong>und</strong><br />

08. bis 10. 09. 2009 in Hamburg<br />

25. bis 27. 08. 2009 in Kaiserslautern<br />

01. bis 03. 12. 2009 in Köln<br />

Seminar: „Fachkraft für<br />

Kinderspielplätze“ (Nr. 10024)<br />

16. 10. 2009 in Berlin<br />

26. 10. 2009 in Dortm<strong>und</strong><br />

11. 09. 2009 in Hamburg<br />

29. 09. 2009 in Kaiserslautern<br />

04. 12. 2009 in Köln<br />

04. 12. 2009 in Nürnberg<br />

21. 08. 2009 in Stuttgart<br />

Seminar: „Fachkraft für<br />

Kinderspielplätze“ (Auffrischung, Nr. 10034)<br />

01. 12. 2009 in Kaiserslautern<br />

28. 06. 2010 in Köln<br />

21. 09. 2009 in Leipzig<br />

Seminar:<br />

„Sicherer Kinderspielplatz“ (Nr. 10058)<br />

Infos: TÜV Rheinland Akademie GmbH<br />

Am Grauen Stein, 51105 Köln<br />

Uwe Wendler, Tel.: 0221 8063113<br />

UweWendler@de.tuv.com<br />

B<strong>und</strong>esverband für Freiraum-Gestaltung e.V.<br />

20. 11. 2009 in Großmaischeid<br />

Seminar: „Zukunft Freiraum“<br />

Infos: FreeLounge<br />

Gewerbegebiet Larsheck<br />

56271 Kleinmaischeid<br />

Tel. 02689 9591-37<br />

Fax 02689 9591-38<br />

bfg@free-lounge.de<br />

Deutsches Institut für Urbanistik<br />

09. bis 10. 11. 2009 in Berlin<br />

Seminar: „Stadtumbau – urbane<br />

Qualitäten durch Freiraumentwicklung“<br />

07. bis 09. 12. 2009 in Berlin<br />

Seminar: „Strategisches Investitionsmanagement<br />

– langfristig erfolgreich<br />

trotz knapper Kassen“<br />

Infos: Deutsches Institut für Urbanistik GmbH<br />

(Difu), Ernst-Reuter-Haus<br />

Straße des 17. Juni 112 , 10623 Berlin<br />

Telefon: 030 / 39 001-0<br />

Telefax: 030 / 39 001-100<br />

Messetermine 2009<br />

24. bis 27. Oktober 2009<br />

Entsorga-Enteco<br />

Stuttgart<br />

www.interbad.de<br />

28. bis 30. Oktober 2009<br />

FSB<br />

Internationale Fachmesse für Freiraum-,<br />

Sport- <strong>und</strong> Bäderanlagen<br />

Köln (Messegelände),<br />

Kontakt: Messe Köln,<br />

Frau Frias (Produktmanagerin)<br />

Tel.: 0221 821-2268<br />

b.frias@koelnmesse.de<br />

www.fsb-cologne.de<br />

www.koelnmesse.de<br />

VORSCHAU<br />

Top Thema:<br />

Wasser in der Stadt<br />

Wasserspiele, Umweltthemen, Wasserkraft…. Wasserspielplätze …Schwimmbäder<br />

in privater Trägerschaft <strong>und</strong> PPP-Projekte … Kreativer Umgang mit Flüssen <strong>und</strong><br />

Seen im Stadtbild<br />

Wir stellen vor: Springbrunnen, Wasserspielplätze, Bewässerungstechnik,<br />

Innovative Energiesparkonzepte im Energie- <strong>und</strong> Wasserkreislauf, Brückenbau<br />

t e r m i n e<br />

Editorial | 109


Entdeckt!<br />

110 | Vermischtes<br />

BOKX ist ein Stadtmöbel, in<br />

dem Bücher ausgetauscht<br />

werden, dass so die Lesekultur<br />

in den Städten fördert.<br />

Wer Bücher zu verschenken<br />

hat, stellt sie in den öffentlichen<br />

Bücherschrank. Wer<br />

Bücher lesen möchte, nimmt<br />

sie heraus. Nachbarn treffen<br />

sich an den Standpunkten<br />

von Bokx, tauschen Bücher, Erfahrungen <strong>und</strong> Geschichten aus. Der städtische Raum wird so im Alltag zum<br />

kulturellen Treffpunkt. In Bonn stehen mittlerweile fünf der sehr robusten Schränke an prominenten Stellen.<br />

Die Idee zu diesem Projekt stammt ursprünglich von der Mainzer Architekturstudentin Trixy Royeck. Sie hatte<br />

damit einen Ideenwettbewerb der Bürgerstiftung Bonn gewonnen. Der Architekt <strong>und</strong> Schreiner Hans-Jürgen<br />

Greve perfektionierte das Konzept durch seine Bokx, die es mittlerweile in drei Größen gibt.<br />

www.bokx.org<br />

Mit einem Cazador del sol kann man die Sonne einfangen: Die Magie<br />

der Plexiglasscheiben des Produktdesigners René Hildebrand beruht auf<br />

Fluoreszenz. Die kleinen Scheiben leuchten nämlich – von ganz allein<br />

<strong>und</strong> ohne Strom. Aber nie aufdringlich: Bei Sonnenschein treten sie<br />

bescheiden zurück <strong>und</strong> wirken fast durchsichtig. Ziehen Wolken auf,<br />

beginnen sie in einem warmen Gelb, Grün oder Rot kräftig zu leuchten.<br />

In Straelen wurde r<strong>und</strong> um den Krickenberger See <strong>und</strong> die Paesmühle<br />

kürzlich ein Kunstprojekt des örtlichen Gymnasiums damit inszeniert.<br />

Die Schüler gestalteten mit Dutzenden Sonnenfängern die Landschaft<br />

<strong>und</strong> brachten so Sonne <strong>und</strong> Farbe auch in schattigste Nischen.<br />

www.cazador-del-sol.de<br />

Gratispinkeln.de ist eine Datenbank<br />

deren Name Programm ist. Aktuell<br />

sind fast 1100 öffentliche<br />

Toiletten gespeichert, die kostenlos<br />

benutzt werden können.<br />

Auch Kommunen können ihre<br />

entsprechenden Adressen dort<br />

einstellen. Vielleicht ist der nächste<br />

Stadtbummel nach einem Blick ins<br />

Internet dann etwas weniger<br />

stressig ...


Ihr Tagungshotel in der<br />

Mitte Deutschlands<br />

• ruhige, zentrale Lage direkt an der A3<br />

• professionelle Präsentations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnik<br />

• angenehme Arbeitsatmosphäre mit persönlicher Betreuung<br />

• individuell eingerichtete Zimmer mit ganz besonderem Charme<br />

• Übernachtungen ab 60,00 Euro pro Person<br />

Hotel<br />

2009 werden erneut Vorträge zum<br />

Thema Normung <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>platzsicherheit<br />

im tannenhof stattfinden!<br />

Stebacher Straße 64<br />

56276 Großmaischeid<br />

Telefon 02689 92710-0<br />

Fax 02689 92710-199<br />

info@hotel-tannenhof.info<br />

www.hotel-tannenhof.info


stilum GmbH<br />

Gewerbegebiet Larsheck · 56271 Kleinmaischeid<br />

Tel. 02689 92790-0 · Fax 02689 92790-29<br />

www.stilum.de · info@stilum.de<br />

Wir sehen uns !<br />

Auf der FSB in Köln<br />

Besuchen Sie uns auf der FSB in Köln <strong>und</strong> überzeugen Sie sich von unseren<br />

fantastischen <strong>Spiel</strong>räumen! Sie finden uns in Halle 3.2, Stand C51/B50

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