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FreeLounge, Ausgabe 4/2010 - Freizeit und Spiel

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<strong>Ausgabe</strong><br />

4/<strong>2010</strong><br />

7,50 Euro<br />

Platz nehmen<br />

in der Stadt


Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />

bei unserer Arbeit haben wir so oft interessante neue Ideen entdeckt,<br />

dass wir uns einmal intensiv damit beschäftigen wollten, wie man heute<br />

in einer Stadt Platz nimmt.<br />

Platz nehmen werden immer mehr ältere Menschen. Viel diskutiert wird<br />

aktuell die Frage, wie Städte aussehen sollen, wenn r<strong>und</strong> ein Drittel ihrer<br />

Bewohner älter sind als 65 Jahre. Wir haben uns umgeschaut <strong>und</strong> mit<br />

Experten über anstehende Veränderungen gesprochen. Muss man bei<br />

der Stadtmöblierung umdenken? Woran können sich Kommunen bei der<br />

Planung orientieren? Gibt es überzeugende Best-Practice-Beispiele?<br />

Erfreulich, doch in der Konsequenz für viele Politiker überraschend,<br />

ist der Wunsch nach mehr Bürger-Beteiligung. Der öffentliche Raum<br />

gewinnt an Bedeutung, deshalb wollen die Menschen in ihrer Stadt auch<br />

gefragt werden <strong>und</strong> mitreden. Immer mehr rückt dabei E-Participation<br />

in den Fokus. Zeit einmal zu schauen, welche Erfahrungen man mit der<br />

Kommunikation via Internet bis jetzt gemacht hat. Doch nicht nur das.<br />

Die intensive Beteiligung von Kindern <strong>und</strong> insbesondere auch Jugendlichen<br />

erweist sich als ein sehr erfolgreiches Kosten-Nutzen orientiertes<br />

Verfahren. Hier haben wir einiges zu berichten.<br />

Auch die Kunst erobert Räume in der Stadt. Ausstellungen <strong>und</strong> sogar<br />

Opern verlassen die heiligen Hallen <strong>und</strong> erstrecken sich mehr <strong>und</strong> mehr<br />

auf den öffentlichen Raum. Wir stellen Ihnen tolle Projekte vor.<br />

Wenn Sie Platz nehmen <strong>und</strong> diese <strong>Ausgabe</strong> lesen, dann ist das Jahr fast<br />

vorbei. Wir freuen uns schon jetzt darauf, Sie auch in 2011 mit Balance<br />

zwischen Theorie <strong>und</strong> Praxis über zeitgemäße Freiraumgestaltung zu<br />

informieren.<br />

Die ganze Redaktion dankt für sehr viel positives Echo <strong>und</strong> wünscht<br />

Ihnen schöne Weihnachten <strong>und</strong> einen guten Start ins neue Jahr.<br />

Dr. Anke Münster<br />

Chefredaktion <strong>FreeLounge</strong><br />

Inhalt | 3


4 | Inhalt<br />

Inhalt<br />

TOP-THEMA<br />

6 Altengerecht oder lebenswert für alle?<br />

12 NRW plant die altengerechte Stadt<br />

Interview mit Barbara Steffens,<br />

Ministerin für Ges<strong>und</strong>heit, Emanzipation,<br />

Pfl ege <strong>und</strong> Alter in NRW<br />

14 Freiraum für Jugendliche<br />

Autor: Stephan Willinger<br />

REPORT<br />

16 Dynamik + Wandel: Stadtsilhouetten<br />

Autor: Ursula Kleefi sch-Jobst<br />

22 Neue kreative Orte in der Stadt<br />

Urban Intervention Award <strong>2010</strong><br />

25 Schippen, Pumpen, Mitreden<br />

Sportliche Freiraumentwicklung in Berlin<br />

Autor: Tore Dobberstein<br />

28 „Die Zeit der aufwendigen Suche ist bald<br />

vorbei“<br />

Interview mit Birgit Findeli,<br />

scapescout GmbH<br />

30 Bewegung im öffentlichen Raum<br />

Autor: Mathias Knigge<br />

32 Möblierung öffentlicher Stadträume<br />

1. Teil des Dossiers von Thomas Volprecht<br />

GESELLSCHAFT<br />

38 Online-Bürgerbeteiligung:<br />

Im Netz gefragt<br />

43 Child in the City <strong>2010</strong><br />

Autor: Holger Hofmann, DKHW<br />

45 Smart Green – Sportentwicklung <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

1. Teil der Serie von Prof. Dr. Alfred Rütten<br />

<strong>und</strong> Jana Ziemainz<br />

48 Erfolgreiche Zwischennutzung<br />

von Freiräumen<br />

Autor: Ruth Esther Gilmore<br />

MARKTMONITOR<br />

52 Marktmonitor – Highlights<br />

55 Italienisches Design aus Österreich<br />

BEST PRACTICE<br />

60 Plätze <strong>und</strong> Straßen im Umfeld<br />

UN-Campus/WCCB Bonn<br />

62 KONZEPT-PAUSE der Arnoldus<br />

Gr<strong>und</strong>schule Gilching<br />

64 Sieg-Carée, Siegen


SPIELRAUM<br />

66 Kinderfre<strong>und</strong>liche Stadtgestaltung<br />

70 Wiesbaden macht Zukunft<br />

72 Exportschlager <strong>Spiel</strong>platz<br />

KUNST IN DER STADT<br />

76 Platz nehmen<br />

79 Puccini mit Ghettoblaster<br />

82 Eindrücke vom Weißen Weg<br />

84 „Immis“ aus Klettband, Holz <strong>und</strong> Stoff<br />

85 (re)designing nature<br />

86 Entdecke Deine Stadt<br />

VERBAND/TAGUNGEN<br />

88 Geglückter Start<br />

91 <strong>Spiel</strong>en verbindet –<br />

über Grenzen hinweg!<br />

Autor: Andreas Kupfer<br />

MATERIALKUNDE<br />

93 Mehr Farben <strong>und</strong> Formen<br />

Autor: Klaus Kaiser<br />

96 Perfekte Fahrradparker<br />

oder ein schönes Stadtbild?<br />

Autor: Hartwig Hammerschmidt<br />

99 Unbehindert mobil – Barrierefreiheit im<br />

öffentlichen Raum<br />

Autor: Bernhard Kohaupt<br />

ADVERTORIAL<br />

102 Firma Ziegler – <strong>Spiel</strong>plätze von A bis Z<br />

104 Tivoli<br />

109 Termine<br />

Impressum<br />

110 Entdeckt!<br />

Inhalt | 5


6 | Top Thema


Altengerecht oder<br />

lebenswert für alle?<br />

Künftig wird die Zahl der alten Jungen, jungen Alten <strong>und</strong> Hochbetagten<br />

in allen Städten <strong>und</strong> Gemeinden steigen. Das bedeutet Veränderung,<br />

denn die Kommunen müssen zu den Menschen passen,<br />

die dort leben. Welche Ideen gibt es? Was passiert ganz konkret?<br />

Und sind Wörter wie „seniorenfre<strong>und</strong>lich“ <strong>und</strong> „altengerecht“ die<br />

richtigen Prädikate für die Veränderungen in den Städten?<br />

In den kommenden Jahrzehnten werden sich<br />

immer mehr ältere Menschen in den Städten<br />

<strong>und</strong> Gemeinden ihren Platz nehmen. Das<br />

wird stärker auffallen, wenn die Babyboomer<br />

bald das Rentenalter erreichen. 2025 wird im<br />

Schnitt in Deutschland ein Viertel aller Bürger<br />

65 Jahre oder älter sein. Es gibt schon heute<br />

Gemeinden, die deutlich über dieser Prozentzahl<br />

liegen. Im kleinen Rahmen lässt sich also<br />

aktuell empirisch erforschen, wie sich Städte<br />

<strong>und</strong> Gemeinden verändern müssen, um für ihre<br />

Bürger attraktiv zu sein oder zu bleiben. Das ist<br />

eine Chance, die noch viel zu selten genutzt<br />

wird.<br />

Wer ist alt?<br />

In vielen Fällen wird noch immer sehr wenig<br />

differenziert von der Gruppe der älteren Menschen<br />

gesprochen. Die Ansprüche an den vierten<br />

Lebensabschnitt verändern sich aber in einem<br />

extremen Tempo. Der vorzeitige Ruhestand<br />

wird quasi nahtlos von der Erkenntnis abgelöst,<br />

dass in vielen Bereichen auf das berufl iche<br />

Know-how älterer Menschen nicht mehr verzichtet<br />

werden kann. Die Bertelsmann Stiftung<br />

hat zuletzt darauf hingewiesen, dass in fünfzehn<br />

Jahren die Zahl der Arbeitnehmer unter<br />

45 deutschlandweit um knapp fünf Millionen<br />

sinken wird. In verschiedenen Regionen werden<br />

jüngere Arbeitnehmer zur Mangelware. Das<br />

spätere Rentenalter wird damit nicht nur wich-<br />

tig, um die Rentenkassen zu schonen, sondern<br />

vielleicht sogar um den Wirtschaftsstandort<br />

zu sichern. Das muss sich in vielen Köpfen erst<br />

noch durchsetzen. Aber auch bei den Menschen<br />

selbst verändert sich die Sicht auf das eigene<br />

Alter. „When I’m sixty-four“ würden die Beatles<br />

heute ganz sicher nicht mehr so schreiben. Alt<br />

wird man später. Und auf dem Sofa sitzt diese<br />

Generation längst nicht mehr, wie zum Beispiel<br />

auch die Bilder von den Demonstrationen um<br />

Stuttgart 21 deutlich gezeigt haben. Es gibt<br />

eine große Gruppe von aktiven älteren Menschen,<br />

aber zudem - aufgr<strong>und</strong> der längeren Lebensdauer<br />

- auch eine ebenso steigende Anzahl<br />

von Hochbetagten, die durch Krankheit nicht<br />

mehr uneingeschränkt am Leben im öffentlichen<br />

Raum teilnehmen können. Die Wünsche<br />

<strong>und</strong> Anforderungen an die Städte sind deshalb<br />

sehr heterogen.<br />

Anforderungen an den<br />

öffentlichen Raum<br />

Liest man die Empfehlungen der WHO für „Age<br />

Friendly Cities“ so fällt auf, dass die Vorgaben<br />

den Außenraum betreffend jeder Stadt enorm<br />

gut täten <strong>und</strong> alle Bürger begeistern würden.<br />

Nur ganz wenige Punkte haben überwiegend<br />

mit dem Älterwerden zu tun. Von der Sicherheit<br />

über eine ausreichende Anzahl von Parks <strong>und</strong><br />

Grünfl ächen mit Sitzmöglichkeiten bis hin zu<br />

einer guten Beschilderung: Das sind Forderun-<br />

Top Thema | 7


Wann ist eine Bank bequem? Und welche Anforderungen stellen ältere Menschen? Das war das<br />

Thema eines Workshops, den die Firmengruppe Nusser mit der Deutschen Seniorenliga <strong>und</strong> dem<br />

Zentrum für Alternskulturen veranstaltet hat.<br />

Gut beurteilt wurde zum Beispiel die Bank „Rothenburg“ :<br />

8 | Top Thema<br />

Armlehnen hohe, steile<br />

Rückenlehne<br />

nach hinten geneigte<br />

Sitzfl äche<br />

gen, die Menschen in jedem Alter an ihre Stadt<br />

stellen. Wenn hier Schritt für Schritt Verbesserungen<br />

erreicht werden, dann werden die Städte<br />

<strong>und</strong> Kommunen vor allem eins: lebenswerter<br />

<strong>und</strong> nicht in erster Linie altengerecht.<br />

Veränderungen bei der<br />

Stadtmöblierung?<br />

Auf Messen wie der GalaBau zeigt sich, dass<br />

sich die Hersteller von Stadtmöblierung viele<br />

Gedanken darüber machen, wie auf den demografi<br />

schen Wandel reagiert werden muss.<br />

Ein Beispiel ist die Frage nach geeigneten Sitzmöbeln.<br />

Die Firmengruppe Nusser hat als Hersteller<br />

von Sitzbänken <strong>und</strong> Stadtmöblierung in<br />

diesem Jahr einen Workshop veranstaltet, um<br />

die Anforderungen an eine „ideale Parkbank“ zu<br />

präzisieren. Fachlich unterstützt <strong>und</strong> moderiert<br />

wurde der Workshop durch die gemeinnützige<br />

Deutsche Seniorenliga mit dem Zentrum für<br />

Alternskulturen der Universität Bonn. Dabei<br />

wurden Gruppendiskussionen <strong>und</strong> Produkttests<br />

anhand diverser Bankmodelle durchgeführt.<br />

Dr. Uwe Kleinemas vom Zentrum für<br />

Alternskulturen fasst das Ergebnis zusammen:<br />

„Natürlich muss eine Sitzbank bestimmte ergonomische<br />

Anforderungen erfüllen. Aber eine<br />

ebenso wichtige Rolle spielen der Standort <strong>und</strong><br />

die Möglichkeit, dort mit anderen Menschen zu<br />

kommunizieren. Ältere Menschen möchten am<br />

gemeinschaftlichen Leben teilhaben <strong>und</strong> auch<br />

hinsichtlich öffentlich angebotener Bänke sozusagen<br />

mitten im Leben sitzen.“ Ablehnung bestand<br />

gegenüber Begriffen wie „Seniorenbank“.<br />

Vielmehr war die Sicht der Tester, dass eine<br />

Parkbank nicht nur speziell für Senioren, sondern<br />

für Menschen jeden Alters ergonomische<br />

Ansprüche erfüllen sollte. Für den Sitzkomfort<br />

werden Armlehnen <strong>und</strong> eine hohe, eher steile<br />

Rückenlehne mit einer leicht nach hinten geneigten,<br />

etwas höheren Sitzfl äche gewünscht,<br />

auf der man sich bequem zurücklehnen kann.<br />

Sitzmöbel im Loungestil oder puristische Bänke,<br />

die von Landschaftsarchitekten gerne gewählt<br />

werden <strong>und</strong> die Plätzen <strong>und</strong> Parks ein modernes<br />

Profi l geben, erfüllen diese Anforderungen<br />

oft nicht. Es wird eine Aufgabe sein, diesen<br />

Spagat zwischen Design <strong>und</strong> Funktionalität zu<br />

meistern. Dass bei dem Workshop in Bonn aber<br />

auch sehr oft die Standorte bemängelt wurden,<br />

macht deutlich, dass viel zu selten die tatsächlichen<br />

Nutzer befragt <strong>und</strong> berücksichtigt werden.<br />

Neben der ergonomischen Qualität kommt<br />

es also darauf an, im Dialog mit den Bürgern<br />

zu planen. Sitzmöbel sind natürlich nur einer


von verschiedenen Bereichen, auf die der Fokus<br />

gerichtet ist. Hinzu kommen alle Arten von<br />

Beschilderungen <strong>und</strong> Stadtplan-Anlagen sowie<br />

<strong>Freizeit</strong>angebote, aber auch Toiletten. Bei den<br />

Kommunen müsste damit begonnen werden,<br />

über Standards für Städte nachzudenken, doch<br />

ist man davon - nicht zuletzt durch fi nanzielle<br />

Zwänge - oft noch weit entfernt.<br />

Hoher Handlungsdruck:<br />

Barrierefreie Kommunen<br />

Das gilt auch für die Frage nach einer barrierefreien<br />

Stadtgestaltung. Hier geht es mit Nachdruck<br />

um die Interessen älterer Menschen, um<br />

die Möglichkeit, auch mit Einschränkung der<br />

Mobilität weiter am öffentlichen Leben teilzunehmen.<br />

Durch den vorhergesagten Anstieg des<br />

Bevölkerungsanteils an Hochbetagten stehen<br />

die Städte <strong>und</strong> Gemeinden in einer besonderen<br />

Verantwortung. Doch ist der Nutzen nicht allein<br />

auf die Gruppe älterer Menschen beschränkt.<br />

Der Stadt- <strong>und</strong> Regionalplaner Thomas Hafner<br />

weist auf eine Prognose der EU-Kommission<br />

hin, nach der 2040 fast 40 Prozent der Menschen<br />

mobilitätseingeschränkt sind. „Dazu<br />

werden auch die Menschen gezählt, die temporär<br />

in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, wie<br />

Schwangere, Kranke, Übergewichtige, Fahrradfahrer,<br />

Reisende mit viel Gepäck oder Erwachsene<br />

in Begleitung von Kleinkindern“, erläutert<br />

Thomas Hafner den überraschend hohen Prozentsatz.<br />

Insbesondere in historischen Stadtkernen besteht<br />

oft noch ein hoher Handlungsbedarf bei<br />

der barrierefreien Gestaltung von Städten,<br />

obwohl gr<strong>und</strong>sätzlich seit den 1970er Jahren<br />

zunehmend auf die entscheidenden Punkte<br />

wie abgesenkte Bordsteine, Rampen oder auch<br />

In Warburg wird im kommenden Jahr der historische Stadtkern barrierefrei umgebaut.<br />

Umgesetzt wird der Entwurf von Lohaus Carl Landschaftsarchitektur.<br />

Top Thema | 9


Arnsberg ist das „Best Practice“ für ein Miteinander der verschiedenen Generationen.<br />

Neue Parks gehören ebenso zum Konzept wie ein starkes bürgerschaftliches Engagement.<br />

Links<br />

» www.sociopolis.de<br />

» www.who.int/ageing/en/<br />

» www.gartenbank.de<br />

» www.bertelsmann-stiftung.de<br />

» www.arnsberg.de<br />

10 | Top Thema<br />

taktile Streifen an Fußgängerüberwegen geachtet<br />

wird. Oft sind es Pfl astersteine, die<br />

bestimmte Teile der Stadt für Menschen mit<br />

Mobilitätseinschränkung unpassierbar machen.<br />

Weil der Kostaufwand sehr hoch ist <strong>und</strong> Vorgaben<br />

von Seiten der Denkmalpfl ege bestehen,<br />

können die Umgestaltungen nicht so schnell<br />

erfolgen, wie es zu wünschen wäre. Die Stadt<br />

Warburg hat im November ein Modellvorhaben<br />

„Barrierefreier historischer Stadtkern“ auf<br />

den Weg gebracht. 10 Millionen Euro sind notwendig,<br />

um die Veränderungen durchzuführen.<br />

70 Prozent der Summe übernimmt das Land<br />

Nordrhein-Westfalen. In Görlitz, einer Stadt, in<br />

der schon heute der Anteil von Menschen über<br />

60 Jahren bei mehr als 30 Prozent liegt, wurden<br />

nicht nur Ziele der Denkmalpfl ege <strong>und</strong> des<br />

barrierefreien Bauens vorbildlich realisiert. Parallel<br />

wurde eine Datenbank angelegt, die über<br />

die Barrierefreiheit ausgewählter Gebäude <strong>und</strong><br />

des öffentlichen Raums informiert. Das Modellprojekt<br />

wurde von dem Büro Sociopolis <strong>und</strong><br />

der Technischen Universität Dresden begleitet.<br />

Auch für barrierefreien Tourismus, eine zusätzlich<br />

wichtige Ausrichtung für entsprechend<br />

gestaltete Städte <strong>und</strong> Gemeinden, ist dies eine<br />

zukunftsweisende Idee.<br />

Die Frage nach „Inhalt“ <strong>und</strong> „Etikett“<br />

Zum Älterwerden müsste man nach Arnsberg<br />

ziehen. In keiner anderen deutschen Stadt hat<br />

man so früh angefangen, an Konzepten zu arbeiten<br />

<strong>und</strong> Lösungen für eine Zukunft zu suchen,<br />

in der die Bevölkerungszahl schrumpfen<br />

<strong>und</strong> das Durchschnittsalter steigen wird. Mehrfach<br />

wurde Arnsberg dafür ausgezeichnet. Im<br />

November erst erfolgte die Ernennung zur „Seniorenfre<strong>und</strong>lichsten<br />

Stadt“ durch die Stiftung<br />

„Lebendige Stadt“. Eine Fachjury unter Vorsitz<br />

des Düsseldorfer Architekten Hermann Henkel<br />

wählte das Arnsberger Konzept aus insgesamt<br />

239 eingereichten Bewerbungen aus dem In-<br />

<strong>und</strong> Ausland aus. Schaut man aber auf die Website<br />

der Stadt, dann fi ndet man dort den Claim<br />

„Bildungsstadt Arnsberg“. Ein Widerspruch? Nur<br />

auf den ersten Blick. Das Engagement für ältere<br />

Menschen hat - wie schon gesagt - in der Regel<br />

als Ergebnis auch mehr Lebensqualität für alle<br />

anderen Gruppen. Bei einer Reduzierung auf<br />

das Thema altengerechte Stadt würde dieser<br />

Nutzen nicht kommuniziert. Das gilt insbesondere<br />

für den öffentlichen Raum, aber auch für<br />

andere Bausteine vom Wohnen bis hin zu sozialen<br />

Angeboten wie bürgerschaftliches Engagement.<br />

Und außerdem: Werbung kann man mit


dem Angebot für eine einzelne Bevölkerungsgruppe<br />

nicht machen, denn das grenzt im Umkehrschluss<br />

andere Menschen aus. In Arnsberg<br />

hat man es geschafft, ein Konzept tatsächlich<br />

zu leben <strong>und</strong> nicht nur als Leitbild auf geduldigem<br />

Papier festzuhalten. Die Idee der Bildungsstadt<br />

betrifft dabei in ganz verschiedener Hinsicht<br />

die Gruppe der älteren Menschen: Nicht<br />

nur, dass es eine Seniorenakademie gibt, ältere<br />

Menschen bringen auch ihre Erfahrung ein <strong>und</strong><br />

helfen den Jungen, zum Beispiel wenn es darum<br />

geht, Kinder in ihrer Schullaufbahn zu unterstützen.<br />

Hier hilft Bildung allen Beteiligten.<br />

Der Bürgermeister von Arnsberg, Hans-Josef<br />

Vogel, hat es so formuliert: „Die aktiven Alten,<br />

sie bauen mit an den Städten des langen <strong>und</strong><br />

guten Lebens“. Zu dem Gesamtkonzept gehört<br />

es, im möglichen Rahmen auch die Freiräume<br />

so zu gestalten, dass die Anforderungen älterer<br />

Menschen erfüllt werden. Sei es mit eigentlich<br />

kleinen Aktionen, dass Stadtmöblierung durch<br />

Probesitzen vorab auf die Tauglichkeit getestet<br />

wird. Oder mit dem Bau eines neuen Parks mit<br />

Gradierwerk, Finnbahn <strong>und</strong> einem ausgewogenen<br />

Verhältnis zwischen Ruhe- <strong>und</strong> Aktionsbereichen.<br />

Wie ältere Menschen in Kommunen „Platz nehmen“<br />

können, wird in den nächsten Jahren zu<br />

einer zentralen Frage werden. Ideen <strong>und</strong> Projekte,<br />

die das ermöglichen, werden zum Erfolgsfaktor<br />

dafür, ob die Städte <strong>und</strong> Gemeinden<br />

ihre wichtige Funktion als belebte Orte für ein<br />

gemeinsames <strong>und</strong> lebenswertes Miteinander<br />

erfüllen können.<br />

Dr. Anke Münster<br />

Mehr Dorf für weniger Menschen<br />

Während in den größeren Städten künftig mehr ältere Menschen auch mehr<br />

Angebote im öffentlichen Raum erwarten, stehen viele Dörfer vor ganz anderen<br />

Problemen: Es gibt in manchen Regionen Gemeinden, in denen mehr als<br />

20 Prozent der Gebäude nicht mehr genutzt werden. Das Thema wurde aktuell<br />

auf einer Tagung in Siegen erörtert, zu der die Universität Siegen <strong>und</strong> die Südwestfalen<br />

Agentur im Vorfeld der Regionale 2013 eingeladen hatten. Auf der<br />

Konferenz „Leerstände im Dorf“ berieten Experten zusammen mit Bürgerinnen<br />

<strong>und</strong> Bürgern über neue Ideen für alte Häuser <strong>und</strong> die Zukunft der Dörfer in<br />

Südwestfalen.<br />

Ein Ziel der Konferenz bestand darin, überhaupt ein Bewusstsein für dieses<br />

Thema zu schaffen, da Leerstände zum Beispiel von Politikern nicht gerne<br />

angesprochen werden. Darauf wies Armin König hin, der als Bürgermeister der<br />

Gemeinde in Illingen im Saarland weiß, wovon er spricht. In seiner Gemeinde<br />

kämpft er zusammen mit den Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern seit einigen Jahren<br />

gegen Leerstände – mit Erfolg. „Mehr Dorf für weniger Menschen“: mit dieser<br />

Devise konnte die Zahl der leer stehenden Gebäude in den vergangenen<br />

Jahren immerhin von 105 auf 28 verringert werden – vor allem durch konsequente<br />

Umnutzung <strong>und</strong> Abrisse. Neubaufl ächen werden in Illingen auch nur<br />

noch in Sonderfällen genehmigt. „Dort, wo Innenstädte ausbluten, müsste die<br />

Ausweisung von Neubaugebieten eigentlich verboten werden“, sagte König.<br />

Für Matthias Günther vom Eduard-Pestel-Institut Hannover wird zudem das<br />

Thema Gebäude-Abrisse in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen.<br />

„Derzeit reißen wir eindeutig zu wenig Häuser ab“, sagte Günther. Wenn mehr<br />

abgerissen wird, kommt es natürlich auf eine tragfähige Gesamtstrategie der<br />

kommunalen Flächennutzung an.<br />

Zahlreiche Lösungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Ideen für die Leerstands-Problematik<br />

wurden auf der Siegener Konferenz vorgestellt: Prämien-Modelle für den<br />

Kauf alter Häuser oder für deren Abriss, Kunst <strong>und</strong> Kultur als Möglichkeit der<br />

Zwischennutzung, Gemeinschaftskäufe durch Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger. Ganz<br />

gleich wie man das Problem jedoch angehe, entscheidend sei die Einbeziehung<br />

der Dorfgemeinschaften, erklärte Dr. Stephanie Arens von der Südwestfalen<br />

Agentur. „Nur mit ihrer Hilfe können Probleme gelöst werden. Wenn Bürgerinnen<br />

<strong>und</strong> Bürger sich für ihren Ort einsetzen, wird das Dorf attraktiv <strong>und</strong><br />

lebenswert – sowohl für junge <strong>und</strong> alte Bewohner als auch für Menschen von<br />

außerhalb“.<br />

Im Zuge der REGIONALE 2013 soll im kommenden Jahr mit einer Leerstands-<br />

Offensive begonnen werden. Projekte wie „10x LandLeben Heimat“, „Mobil4you“<br />

oder „Meine Heimat 2020“ zielen unter anderem darauf ab, die Rahmenbedingungen<br />

in Dörfern, wie beispielsweise die Nahversorgung oder den<br />

Öffentlichen Personennahverkehr zu verbessern <strong>und</strong> ein gemeinschaftliches<br />

Vorgehen der Dörfer in Südwestfalen zu unterstützen.<br />

Top Thema | 11


NRW plant die<br />

altengerechte Stadt<br />

Barabara Steffens<br />

Ministerin für Ges<strong>und</strong>heit,<br />

Emanzipation, Pfl ege <strong>und</strong> Alter<br />

in Nordrhein-Westfahlen<br />

12 | Top Thema<br />

<strong>FreeLounge</strong>: Frau Steffens, was ist der Kern Ihrer<br />

Initiative für eine altengerechte Stadt? Was<br />

ist daran neu?<br />

Barbara Steffens: Wir stellen die Menschen<br />

in ihrer gewohnten Lebensumgebung in den<br />

Mittelpunkt. Wir alle wollen doch möglichst in<br />

der eigenen Wohnung alt werden. Wir wollen<br />

nicht in stationäre Pfl egeeinrichtungen, wenn<br />

es sich vermeiden lässt. Um dieses Ziel zu erreichen,<br />

müssen die Voraussetzungen dafür im<br />

Quartier geschaffen werden. Es beginnt bei so<br />

scheinbaren Kleinigkeiten, wie längere Grünphasen<br />

für Fußgänger <strong>und</strong> langsamer schließenden<br />

Aufzugtüren <strong>und</strong> geht hin zur einer<br />

guten medizinischen Versorgung, um vereinfachte<br />

Möglichkeiten beim Einkaufen oder Unterstützungsangebote<br />

<strong>und</strong> Hilfestrukturen im<br />

Alltag. Das alles muss vorhanden sein. Alten<br />

Menschen müssen sich Möglichkeiten eröffnen,<br />

in ihren Quartieren an kulturellen Angeboten<br />

teil zu haben. Das bedeutet nicht, dass jeder<br />

Stadtteil über ein eigenes Theater verfügen<br />

sollte. Erforderlich ist eben ein Mobilitätsangebot,<br />

als Ergänzung zum Kulturangebot. Das<br />

können Fahr- oder Begleitdienste sein. Was<br />

ebenfalls unbedingt nötig ist, sind niedrigschwellige<br />

Angebote, wie Begegnungsräume.<br />

Auch wenn immer mehr Menschen<br />

im Alter fi t sind, lässt sich nicht<br />

verleugnen, dass sie andere Bedürfnisse<br />

haben, um ihr längeres<br />

Leben möglichst selbstständig zu<br />

gestalten <strong>und</strong> die Alltagsanforderungen<br />

zu meistern. Die Regierung<br />

in Nordrhein-Westfalen hat im September<br />

mit einer breiten Offensive<br />

damit begonnen, Anregungen für<br />

eine verbesserte Lebensqualität von<br />

Senioren in ihren Wohnvierteln zu<br />

geben. <strong>FreeLounge</strong> sprach mit Ges<strong>und</strong>heitsministerin<br />

Barbara Steffens<br />

über das Thema.<br />

Nur so lässt sich dem Phänomen der Altersisolation<br />

entgegentreten. Was nützt es, wenn<br />

ich in der eigenen Wohnung sitze, aber über<br />

Wochen hinweg niemand da ist, mit dem ich<br />

kommunizieren könnte. Es geht darum, wie die<br />

Kommunen solche Begegnungsräume anbieten<br />

können, die nicht wie Cafés oder Restaurants<br />

an die Finanzkraft der Einzelnen geb<strong>und</strong>en sind.<br />

<strong>FreeLounge</strong>: Sie sprechen gerade die Finanzkraft<br />

an. Da könnte bei der einen oder anderen<br />

Kommune auch der Gedanke auftauchen: Das<br />

ist alles ganz schön, was die Ministerin plant<br />

<strong>und</strong> anregt, aber wir müssen es dann bezahlen.<br />

Wie wollen Sie die Kommunen in einer Zeit<br />

knapper Finanzen motivieren?<br />

Barbara Steffens: Das alles geht nur gemeinsam.<br />

Zunächst gibt es natürlich viele Dinge, die<br />

gar keine großen Kosten verursachen, sondern<br />

wo nur ein Umdenken notwendig ist. Ich möchte<br />

den Kommunen Beispiele <strong>und</strong> Modelle an<br />

die Hand geben, die wir bereits haben. Wege<br />

aufzeigen, wie man zum einen für die Menschen<br />

eine lebenswertere Stadt gestalten kann<br />

<strong>und</strong> wie man zum anderen Kosten sparen kann.<br />

Die Zunahme der Pfl egekosten im Alter ist eine<br />

große fi nanzielle Belastung für die Kommu-


nen. Wenn ich eine Quartiersstruktur habe, in<br />

der ich die Unterbringung in einer stationären<br />

Pfl egeeinrichtung längere Zeit noch vermeiden<br />

kann, dann spare ich als Kommune Kosten.<br />

<strong>FreeLounge</strong>: Das ist ein guter Gesichtspunkt.<br />

Der demografi sche Wandel wird ja schon seit<br />

vielen Jahren thematisiert. Vielfach hatte man<br />

jedoch eher den Eindruck, dass das etwas für<br />

die Statistiker ist. Da haben wir die Zahlen <strong>und</strong><br />

damit etwas zum Abheften. Ihr Ansatz erfordert<br />

da ein generelles Umdenken.<br />

Barbara Steffens: Was auf uns zukommt, ist<br />

keine Frage der reinen Statistik. Die Zahlen<br />

spiegeln ja nur die Entwicklung dessen wider,<br />

was die Lebensrealität ist. In meiner Heimatstadt<br />

Mülheim an der Ruhr ist der Anteil der<br />

Menschen mit Rollator im Straßenbild mindestens<br />

so hoch wie der der Menschen mit Kinderwagen.<br />

Das ist Lebensrealität. Und darauf<br />

müssen sich die Städte einstellen.<br />

<strong>FreeLounge</strong>: Reicht die neue Quartiersplanung<br />

denn dafür aus?<br />

Barbara Steffens: Alleine sicher nicht, viel<br />

mehr muss man in der gesamten kommunalen<br />

Struktur umdenken. Beispielsweise müssen<br />

Sportvereine umdenken, die heute stark auf<br />

junge Menschen zielen. Der Landessportb<strong>und</strong><br />

macht das bereits in hohem Maße. Jetzt sind die<br />

Vereine vor Ort gefragt. Wir brauchen mehr Angebote<br />

für die Zielgruppe Ü60. Sportangebote,<br />

die von dieser Gruppe genutzt werden können,<br />

verhindern Stürze oder andere Mobilitätseinschränkungen<br />

im Alter oder zögern sie lange<br />

hinaus. Auch hier sind die Kommunen gefragt,<br />

sich gemeinsam mit den Vereinen aufzustellen<br />

<strong>und</strong> mit Angeboten in die Alteneinrichtungen<br />

oder in die Begegnungsstätten hineinzugehen.<br />

Da muss man nicht die Sporthalle im Quartier<br />

haben. Es reicht auch der Aufenthaltsraum im<br />

Gemeindehaus oder der Veranstaltungsraum,<br />

der in der stationären Alteneinrichtung vorhanden<br />

ist.<br />

<strong>FreeLounge</strong>: Darüber hinaus wird es für die<br />

Zukunft wohl sicher so sein, dass man bei Neubaugebieten<br />

nicht nur Attraktivität für junge<br />

Familien schafft, sondern eben auch für Ältere.<br />

Barbara Steffens: Natürlich ist es wichtig für<br />

Kommunen, attraktiv für junge Familien zu sein.<br />

Auch hier ist ein Umdenken gefragt. Viele der<br />

neu entstehenden Quartiere sind nicht unbedingt<br />

barrierefrei. Das stört nicht, so lange man<br />

jung <strong>und</strong> beweglich ist. Aber auch diese jungen<br />

Menschen werden einmal älter. Das Nachrüsten<br />

<strong>und</strong> Umbauen ist deutlich teurer als ein barrierefreies<br />

Denken, Planen <strong>und</strong> Bauen von Anfang<br />

an. Das ist kostengünstiger <strong>und</strong> nachhaltiger.<br />

<strong>FreeLounge</strong>: Brauchen wir für das Umdenken<br />

<strong>und</strong> das neue Handeln auch neue Modelle, an<br />

denen wir die Wirksamkeit erproben können?<br />

Barbara Steffens: Weitere Modelle müssen<br />

nicht entwickelt werden. Man kann die Modelle<br />

<strong>und</strong> Erfahrungen, die wir in NRW haben, zusammentragen<br />

<strong>und</strong> nutzen. Diese Erfahrungen<br />

wurden oft in Projekten zwischen Alt <strong>und</strong> Jung<br />

gemacht. Wir müssen konkrete Handlungsempfehlungen<br />

geben <strong>und</strong> dann schauen, an<br />

welchen Stellen es hapert. Dort wollen wir den<br />

Kommunen Unterstützung durch Rahmenkonzeptionen<br />

geben. Wir wollen alle in den Stadtteilen<br />

mitnehmen <strong>und</strong> niemanden ausgrenzen.<br />

Die besten Expertinnen <strong>und</strong> Experten für das,<br />

was Menschen brauchen, um in ihrem eigenen<br />

Wohnumfeld auch mit Einschränkungen leben<br />

können, sind die Menschen, die da leben. Die<br />

müssen wir einbeziehen. So etwas kann man<br />

nicht vom Reißbrett aus verordnen. Und auch<br />

dieser Entwicklungsprozess ist wieder etwas,<br />

was für die Menschen Partizipation <strong>und</strong> Kommunikation<br />

bedeutet <strong>und</strong> was ja auch an sich<br />

wieder Nachbarschafts- <strong>und</strong> Quartierstrukturen<br />

schafft. So kommen wir voran mit der<br />

altengerechten Stadt.<br />

<strong>FreeLounge</strong>: Frau Steffens, vielen Dank für das<br />

Gespräch.<br />

Das Interview führte Ludwig Keißner<br />

Top Thema | 13


14 | Top Thema<br />

Freiraum für Jugendliche!<br />

Von der Beteiligung zum Selbermachen<br />

Stephan Willinger<br />

Stadtforscher im B<strong>und</strong>esinstitut<br />

für Bau-, Stadt- <strong>und</strong><br />

Raumforschung, beschäftigt<br />

sich mit innovativen Formen<br />

der Stadtentwicklung. Jugendprojekte<br />

sind für ihn besonders<br />

spannend, weil „am Umgang<br />

mit ihnen viele Denk- <strong>und</strong><br />

Arbeitsweisen unseres Planungsalltags<br />

deutlich werden<br />

– <strong>und</strong> im Erfolgsfall haben alle<br />

Beteiligten ein Strahlen im<br />

Gesicht …“.<br />

Bei der Planung familienfre<strong>und</strong>licher Städte<br />

werden heute möglichst viele soziale Gruppen<br />

berücksichtigt, vom Kleinkind bis zum 70-jährigen.<br />

Doch eine Gruppe entzieht sich konsequent<br />

allen Bemühungen der Stadtplaner: die<br />

Jugendlichen. Dabei ist keine andere Gruppe im<br />

städtischen Alltag so präsent: als Hauptnutzer<br />

des öffentlichen Raums beleben sie Zentrum<br />

<strong>und</strong> Quartiere durch auffälliges Verhalten,<br />

sportliche Aktivitäten <strong>und</strong> Musikkonsum.<br />

Doch in den Augen anderer Generationen <strong>und</strong><br />

in lokalen stadtpolitischen Diskursen werden<br />

sie schnell zu Störern abqualifi ziert, die das<br />

harmonische Bild <strong>und</strong> die Verhaltensroutinen<br />

des „Normalen“ irritieren. Auch die Stadt- <strong>und</strong><br />

Freiraumplanung sieht Jugendliche bislang<br />

mehr als Problemfall denn als Chance. Nur selten<br />

werden angemessene Beteiligungsformen<br />

gewählt. Und dies nicht nur weil Jugendliche<br />

schwer zu erreichen sind – mindestens genauso<br />

entscheidend ist, dass sie Raum anders nutzen<br />

als Er-wachsene: wilder <strong>und</strong> unberechenbarer,<br />

schneller <strong>und</strong> lauter, zur Begegnung <strong>und</strong><br />

als Rückzugsort. Im Unterschied zu Kindern,<br />

die sich auf abgrenzbaren Flächen noch kontrollieren<br />

lassen, ist ihr Aktionsraum die ganze<br />

Stadt. Dieser umfassende Anspruch ist es auch,<br />

der Konfl ikte heraufbeschwört. Es ist also nicht<br />

ganz einfach, Städte <strong>und</strong> Freiräume mit Jugendlichen<br />

zu gestalten.<br />

Chancen für Innenstädte,<br />

für Stadtumbau <strong>und</strong> Soziale Stadt<br />

Um jugendliche Aktivitäten nachhaltig in die<br />

Prozesse der Stadt- <strong>und</strong> Quartiersentwicklung<br />

einzubeziehen, wurde im Sommer 2009 das<br />

Forschungsfeld „Jugendliche im Stadt-quartier“<br />

im Rahmen des Experimentellen Wohnungs-<br />

<strong>und</strong> Städtebaus des B<strong>und</strong>es entwickelt. R<strong>und</strong><br />

40 Modellvorhaben im ganzen B<strong>und</strong>esgebiet<br />

haben seitdem verschiedene Aspekte der Mitwirkung<br />

Jugendlicher erprobt. Es ging darum,<br />

wie Jugendliche Anforderungen an ihre Stadtquartiere<br />

formulieren <strong>und</strong> aktiv an der Gestaltung<br />

ihres Stadtteils oder ihrer Stadt mitwirken<br />

können. Das Spektrum reichte von konkreten<br />

Maßnahmen über quartiersbezogene Projekte<br />

bis zu gesamtstädtischen Strategien. So betrachtet<br />

geht die Beteiligung Jugendlicher an<br />

Stadtentwicklung weit über die engen Beteiligungsformate<br />

für Bauleitplanung hinaus. Sie<br />

umfasst alle Formen des Mit-Denkens, Mit-Planens,<br />

Mit-Entscheidens <strong>und</strong> Mit-Machens von<br />

Stadt in Strategien <strong>und</strong> Projekten.<br />

Orte mit Bedeutung entwickeln<br />

Besonders erfolgreich ist die Mitwirkung Jugendlicher<br />

an der Gestaltung konkreter Orte.<br />

Dies zeigt etwa die zwischen Autobahnen <strong>und</strong><br />

Schienen gelegene U-Bahn-Haltestelle Eichbaum<br />

in Mülheim. Bislang sind Jugendliche die


Einzigen, die sich mit diesem Ort identifi zieren.<br />

Ihre Nutzung (Rumhängen, Sprayen) verschärft<br />

jedoch die Problematik des Ortes zusätzlich.<br />

Ziel des Projektes war es nun, gemeinsam mit<br />

den Jugendlichen vor Ort eine neue Vision für<br />

den Eichbaum zu erarbeiten. Dies geschah<br />

durch vielfältiges Ausprobieren, bei dem der<br />

verlassene Ort nach <strong>und</strong> nach wieder positiv ins<br />

Bewusstsein der gesamten Bevölkerung rückte.<br />

In Workshops entstand ein Jugend-Kiosk, im<br />

Sommer wurde der Ort als Open-Air-Kino, für<br />

Public Viewing <strong>und</strong> Parties genutzt, im Herbst<br />

wurde schließlich auf dem Bahnsteig eine<br />

große Box-Meisterschaft durchgeführt. Diese<br />

Umdeutung des Ortes eröffnet nicht nur für<br />

Jugendliche neue Möglichkeiten, sondern erzeugt<br />

neue Chancen für die Stadtgesellschaft<br />

insgesamt. Ein anderes Beispiel zeigt, dass es<br />

bei Stadtentwicklung mit Jugendlichen nicht<br />

immer um große Visionen gehen muss. So gelang<br />

es in einer Frankfurter U-Bahn-Haltestelle<br />

bereits durch ein Gespräch der Jugendlichen<br />

mit den Verkehrsbetrieben, das Eis zu brechen:<br />

eine Nutzungsvereinbarung <strong>und</strong> ein paar Meter<br />

Klebeband am Boden ermöglichen jetzt die regelmäßige<br />

Nutzung als Tanzbühne <strong>und</strong> machen<br />

die trostlose Haltstelle zu einem Kulturort. Zwei<br />

verschiedene Städte, zwei unterschiedliche<br />

Methoden, die aber beide zeigen, wie fruchtbar<br />

ein offenes Zugehen auf Jugendliche für Stadtentwicklung<br />

sein kann.<br />

Stadt selber machen:<br />

Jugendliches Engagement<br />

Auch zur Belebung von Innenstädten können<br />

Jugendliche viel beitragen: Plätze <strong>und</strong> Fußgängerzonen<br />

dienen ihnen zu Bewegung <strong>und</strong><br />

Sport, als Bühne ihrer Selbstdarstellung, vor<br />

allem aber als Treffpunkt. In einem Projekt in<br />

der nordhessischen Kleinstadt Spangenberg<br />

haben Jugendliche umfassende Ideen zur Umgestaltung<br />

der historischen Innenstadt entwickelt.<br />

Auf einem Jugendaktionstag im Rahmen<br />

der 700-Jahr-Feier der Stadt wurden dann die<br />

Freiraumpotenziale der Innenstadt identifi ziert.<br />

Doch es blieb nicht nur bei der Analyse: Leerstehende<br />

Flächen <strong>und</strong> Gebäude wurden einen<br />

Tag lang „probegenutzt“, ein ehemaliges Hotel<br />

wurde zum Kino. Und blieb es auch über den<br />

Tag hinaus: als von Jugendlichen getragenes<br />

Kulturzentrum ist es zu einer festen Einrichtung<br />

geworden.<br />

Am attraktivsten ist Mitwirkung für Jugendliche,<br />

wenn sie die unmittelbare <strong>und</strong> selbstorganisierte<br />

Umsetzung von Ideen <strong>und</strong> Nutzungen<br />

Eine U-Bahn-Haltestelle in Frankfurt am Main wird nur durch ein Gespräch mit den<br />

Verkehrsbetrieben <strong>und</strong> ein paar Meter Klebeband ganz legal zum Dancefl oor.<br />

Interventionen im Stadtraum waren das Ergebnis des Projektes "Downtown-Camping" in Dessau.<br />

„Es braucht Lotsen in der Verwaltung, die die Projektideen<br />

der Jugendlichen durch den Verwaltungsdschungel bringen<br />

<strong>und</strong> die Machbarkeit ermöglichen.“<br />

Jürgen Zimborski, Abteilungsleiter Soziale Lebenswelten, Stadt Ostfi ldern<br />

Links<br />

» Die Eichbaumboxer-Hymne<br />

auf youtube<br />

» Der Stadtsafari-Song auf<br />

prinzessinnengarten.net<br />

» www.jugendliche.stadtquartiere.de<br />

Top Thema | 15


Im Leipziger Bildhauerviertel haben Jugendliche Brachfl ächen <strong>und</strong> leerstehende Häuser umgestaltet.<br />

Bei der Stadtsafari 2.0 in Berlin Kreuzberg entwickelten Jugendliche Ideen<br />

für eine bessere Gestaltung ihrer Orte.<br />

16 | Top Thema<br />

„Wenn das die Jugend von heute ist, dann habe ich<br />

keine Angst um die Stadt von morgen!“<br />

Jan Abt, Jugend-Architektur-Stadt<br />

beinhaltet. Für die Umsetzung solcher kreativen<br />

Ideen brauchen Jugendliche nur wenige Mittel,<br />

diese aber sofort. Deshalb wurde im Rahmen<br />

des Forschungsfeldes unter dem Titel „Jugend<br />

macht Stadt“ das Modell eines Jugend-Aktionsfonds<br />

entwickelt, unter dessen Dach mittlerweile<br />

mehr als 100 Mikroprojekte möglich<br />

wurden. Jugendliche erhalten so die Verfügung<br />

über eigene Finanzmittel <strong>und</strong> können vielfältige<br />

Maßnahmen wie neue Gärten, Chillbereiche<br />

<strong>und</strong> BMX-Anlagen direkt umsetzen. Dabei zeigt<br />

sich, dass Jugendliche in hohem Maße bereit<br />

sind, Verantwortung für ihre Projektideen <strong>und</strong><br />

für die Stadt zu übernehmen. Oft wachsen sie<br />

über die ihnen zugetrauten Leistungen hinaus.<br />

Mit Projekten wie diesen verschiebt sich das<br />

planerische Selbstverständnis. Zielt herkömmliche<br />

Stadtplanung nach wie vor auf die Festschreibung<br />

eines fi nalen Entwicklungsstadiums,<br />

so ist für eine prozessorientierte Planung<br />

die aktive Gestaltung der Entwicklung selbst<br />

die zentrale Aufgabe. Die Projekte zeigen exemplarisch,<br />

welch vielseitige Möglichkeiten <strong>und</strong><br />

Lösungsansätze entstehen, wenn Stadtplanung<br />

(<strong>und</strong> Stadtgesellschaft) sich in solcher Weise<br />

öffnet <strong>und</strong> Jugendmitwirkung als Bereicherung<br />

<strong>und</strong> nicht als Bedrohung sieht.<br />

Stephan Willinger<br />

Die Publikation „Jugend macht Stadt“ kann<br />

bestellt werden bei stadtquartiere@bbr.b<strong>und</strong>.de.<br />

Weitere Informationen unter www.jugendliche.<br />

stadtquartiere.de


„Meine Botschaft ist: lasst uns einfach machen.“<br />

Lara, 13 Jahre, Mellowpark Berlin<br />

Zehn Schritte zu einer jugendorientierten Stadtplanung<br />

1. Sehen Sie Jugendliche als besonders engagierte Akteure der<br />

Stadtgesellschaft an. Begreifen Sie jugendliches Handeln in<br />

der Stadt als sinnvoll <strong>und</strong> produktiv.<br />

2. Akzeptieren Sie dieses Handeln als Mitwirkung an der Stadtentwicklung.<br />

Die Beteiligung Jugendlicher an Planungsverfahren<br />

ist nur ein Teilaspekt.<br />

3. Gehen Sie offen auf Jugendliche zu <strong>und</strong> zeigen ihnen Ihr<br />

Interesse <strong>und</strong> Ihren Respekt. Fragen Sie nach, warum sie<br />

bestimmte Räume nutzen <strong>und</strong> andere meiden.<br />

4. Gewöhnen Sie sich an den Gedanken, dass Stadt- <strong>und</strong> Freiraumplanung<br />

nicht nur in Jahrzehnten denken sollte – auch<br />

temporäre Nutzungen können Sie bei Ihren Zielen voranbringen.<br />

5. Unterstützen Sie jugendliche Raumaneignung in Ihrer täglichen<br />

Arbeit. Denken Sie nicht zuerst an Verbote, sondern an<br />

Chancen.<br />

6. Überlegen Sie nicht zu lange, ob Bewegung <strong>und</strong> Musik im<br />

öffentlichen Raum wirklich stören. Nutzen Sie jugendliche<br />

Aktivitäten lieber zur Belebung von Straßen, Plätzen, Brachfl<br />

ächen <strong>und</strong> Bildungsräumen.<br />

7. Tragen Sie zur Entschärfung von Konfl ikten bei, indem Sie<br />

Gespräche zwischen Jugendlichen <strong>und</strong> kritischen Institutionen<br />

vermitteln.<br />

8. Nehmen Sie selbst Jugendprojekte als Anlass, mit anderen<br />

Akteuren in Kontakt zu treten. Dies wird auch Ihren Alltag<br />

bereichern.<br />

9. Übertragen Sie Jugendlichen Verantwortung: für die Gestaltung<br />

ihrer Orte, für selbstorganisierte Events, für die tägliche<br />

Pfl ege <strong>und</strong> Unterhaltung. Ja, Jugendliche können sogar mit<br />

Geld umgehen!<br />

10. Seien Sie stolz auf die junge Generation <strong>und</strong> genießen Sie<br />

das Lob Ihrer Vorgesetzten <strong>und</strong> der Stadtpolitik, weil Sie so<br />

tolle Projekte machen.<br />

„Jede Organisationseinheit <strong>und</strong> jeder Mitarbeiter in der Stadtverwaltung ist<br />

verpfl ichtet, im Rahmen seiner originären Zuständigkeit zu prüfen, ob durch<br />

Verwaltungshandeln Interessen von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen berührt sind<br />

<strong>und</strong> wie diese gegebenenfalls weiter gefördert werden können.“<br />

Dienstanweisung über die Berücksichtigung der Interessen von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen bei der<br />

Erledigung von Verwaltungsaufgaben der Stadt Würselen<br />

Top Thema | 17


18 | Report


Dynamik + Wandel:<br />

Stadtsilhouetten<br />

Städtebau spielt heutzutage auch für das Stadtmarketing eine beachtliche<br />

Rolle. Vor allem wenn es um Gebäude geht, die als zeitgemäße Wahrzeichen<br />

die historischen Stadtsilhouetten verändern.<br />

Der skeptische Blick eines Besuchers verrät,<br />

dass etwas mit dem Exponat in der Ausstellung<br />

„Dynamik + Wandel. Die Entwicklung der<br />

Städte am Rhein 1910-<strong>2010</strong>+“ nicht stimmt.<br />

Kritische Besucher haben schon manchen Kurator<br />

auf einen Fehler hingewiesen. Aber unser<br />

Besucher ist verunsichert. Da er schon viele<br />

Jahrzehnte in Köln lebt, erkennt er auf dem<br />

vor ihm liegenden Foto das Kölner Rheinufer<br />

mit der markanten Hohenzollenerbrücke, die<br />

schmalen giebelständigen Häuser der Altstadt<br />

<strong>und</strong> das blaue Zeltdach des Musical Domes. Er<br />

kennt sich aus, aber etwas stimmt nicht. Unser<br />

Besucher ist ratlos, deshalb klappt er das Foto<br />

hoch, um das darunter liegende zu betrachten.<br />

Jetzt fällt es ihm wie Schuppen von den Augen:<br />

Es war tatsächlich der Blick auf das Kölner<br />

Altstadtufer, aber es fehlte der Dom mit seinen<br />

himmelwärts strebenden Türmen, der mächtige<br />

Vierungsturm von Groß Sankt Martin <strong>und</strong> der<br />

etwas gedrungenere Rathausturm. Diese drei<br />

Bauwerke prägen seit dem Mittelalter das Bild<br />

von Köln <strong>und</strong> haben sich unauslöschlich nicht<br />

nur in das Gedächtnis der Kölner eingeprägt,<br />

sondern auch vieler Fremder.<br />

Erkennungsmerkmale einer Stadt<br />

Es sind nicht nur markante Einzelgebäude,<br />

sondern auch eine spezifi sche Höhenentwicklung,<br />

die fest im kollektiven Gedächtnis verankert<br />

ist <strong>und</strong> zum unverwechselbaren Bild einer<br />

Stadt wird. Wie würden wir Paris erkennen<br />

ohne Eifelturm <strong>und</strong> Sacre Coeur, London ohne<br />

Big Ben <strong>und</strong> Saint Pauls Cathedral, Rom ohne<br />

Michelangelos mächtige Kuppel von Sankt Peter.<br />

Städte unterscheiden sich so von einander.<br />

Architekturen werden zu Wahrzeichen, zu individuellen<br />

Erkennungsmerkmalen einer Stadt<br />

<strong>und</strong> transportieren das Selbstverständnis <strong>und</strong><br />

Lebensgefühl der Metropolen.<br />

Bildhafte Architektur verändert das<br />

Image<br />

Rückten die monumentalen Bauwerke in vorhergehenden<br />

Jahrh<strong>und</strong>erten vor allem ihre<br />

Auftraggeber Erzbischöfe, Könige <strong>und</strong> Fürsten<br />

<strong>und</strong> die stolzen Rathaustürme die Bürgerschaft<br />

ins Rampenlicht, so dienen heute markante<br />

Bauwerke vor allem dem Stadtmarketing. Spätestens<br />

als im Oktober 1997 das Guggenheim<br />

Museum in der bis dahin kaum bekannten Hafenstadt<br />

Bilbao eröffnete, weiß man, dass auch<br />

heutzutage bildhafte Architektur das Image<br />

einer Stadt völlig verändern können. Die dem<br />

Niedergang geweihte Industriestadt wandelte<br />

sich über Nacht dank eines exzentrischen Baus<br />

des kanadischen Architekten Frank O’Gehry zu<br />

einer Kunstadresse <strong>und</strong> verhalf der Stadt zu<br />

einem wirtschaftlichen Aufschwung. Allein im<br />

ersten Jahr nach der Eröffnung kamen über eine<br />

Million Besucher in die nordspanische Stadt.<br />

„Wow-Architektur“<br />

Seitdem haben viele Städte versucht, den sogenannten<br />

„Bilbao Effekt“ nachzuahmen <strong>und</strong><br />

die Star-Architekten dieser Welt eingeladen,<br />

zeitgemäße Wahrzeichen in die gewachsenen<br />

Stadtprofi le einzupfl anzen. Der Architekturhistoriker<br />

Georg Frank spricht von „Ökonomie<br />

der Aufmerksamkeit“. Das betrifft nicht nur<br />

den Profi lierungswahn von Städten, die sich<br />

wie zurzeit Hamburg mit dem Bau der Elbphilharmonie<br />

in die Liga der zehn besten Konzertsäle<br />

der Welt katapultieren möchten, sondern<br />

auch Unternehmen, die mit ihren das eigene<br />

Image verkörpernden Bauten nicht nur Standortsignets<br />

schaffen, beispielsweise die gläserne<br />

Fabrik in Wolfsburg, sondern, wie es David<br />

Chipperfeld nennt, „Wow-Architektur“ für<br />

die jeweilige Stadt. So schuf das niederländische<br />

Büro UN Studio von Ben van Berkel <strong>und</strong><br />

Report | 19


Ausstellung <strong>und</strong> Katalog<br />

Ihr schnelles <strong>und</strong> unkontrolliertes Wachstum stellte viele deutsche Großstädte<br />

wie Köln, Düsseldorf oder Duisburg Anfang des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts vor nie da<br />

gewesene Herausforderungen. Was sich im Siedlungsband zwischen Bonn <strong>und</strong><br />

Duisburg in den letzten 100 Jahren veränderte, war gr<strong>und</strong>legend <strong>und</strong> weist<br />

exemplarisch zahlreiche „universelle“ Entwicklungen auf. Die Ausstellung <strong>und</strong><br />

der Katalog „Dynamik <strong>und</strong> Wandel<br />

Die Entwicklung der Städte am Rhein 1910–<strong>2010</strong>+“ beleuchtet sowohl die<br />

konkrete Entwicklung am Rhein als auch allgemeine städtebauliche Fragestellungen.<br />

Vielschichtig veranschaulicht wird eine bis in die Gegenwart reichende<br />

dynamische Entwicklungsgeschichte der Wirtschafts- <strong>und</strong> Kulturader Rhein,<br />

die heute – im Angesicht des Klimawandels – vor neuen, ebenso schwierigen<br />

Herausforderungen steht.<br />

Die Ausstellung ist noch bis zum 3. März 2011 im Kölner RheinForum zu<br />

sehen.<br />

Zu der Ausstellung ist ein Katalog erschienen:<br />

Dynamik <strong>und</strong> Wandel. Die Entwicklung der Städte am Rhein 1910–<strong>2010</strong>+<br />

Herausgeber: M:AI – Museum für Architektur <strong>und</strong> Ingenieurkunst NRW e.V.<br />

Mit Beiträgen u.a. von: Gerd Albers, Friedrich von Borries, Martina Löw,<br />

Gerhard Matzig, Wolfgang Pehnt, Hanno Rauterberg, Wolfgang Sonne,<br />

Christoph Vitali.<br />

Berlin: Jovis Verlag <strong>2010</strong>, 38,00 Euro<br />

20 | Report<br />

Caroline Bos 2006 für Mercedes-Benz in Stuttgart<br />

ein neues Museum, <strong>und</strong> ein Jahr später<br />

eröffnete am Mittleren Ring in München die<br />

neue BMW-Welt nach einem Entwurf von Coop<br />

Himmelb(l)au aus Wien. Städte scheinen solche<br />

Besuchermagneten immer mehr zu brauchen,<br />

um ihre Zukunftsfähigkeit unter Beweis zu stellen.<br />

Dabei sind es nicht nur Kulturbauten, die<br />

das Stadtprofi l schärfen, sondern immer häufi<br />

ger auch Büro- <strong>und</strong> Wirtschaftsgebäude, die<br />

die Prosperität einer Stadt sichtbar nach außen<br />

tragen sollen. Jedes neue Hochhaus in Frankfurt<br />

festigt das Image der Bankenmetropole<br />

am Main, aber auch am Rhein verändern extrovertierte<br />

Bürobauten die historischen Stadtpanoramen.<br />

So wirbt das Reisemagazin Merian<br />

auf dem Cover seines Heftes über Düsseldorf<br />

mit den 1999 fertiggestellten „tanzenden“ Bürobauten<br />

von Frank O’Gehry im Düsseldorfer<br />

Medienhafen. Die plastischen Baukörper mit<br />

ihren unterschiedlichen Fassadenverkleidungen<br />

sind heute zum Synonym für den Strukturwandel<br />

des alten Zollhafens zum Medienhafen geworden.<br />

Charakterisierten bis vor einem Jahrzehnt<br />

noch die nach dem Krieg entstandenen<br />

Schrägseilbrücken über den Rhein <strong>und</strong> das<br />

Dreischeiben-Haus das Bild der modernen, aufstrebenden<br />

Landeshauptstadt, so sind es heute<br />

Bürobauten in einem ehemaligen Hafenareal.


Signature Buildings auch in Köln<br />

Auch in Köln haben der bis dahin unangefochten<br />

das Bild der Stadt beherrschende Dom mit<br />

seinem Kranz aus romanischen Kirchen Konkurrenz<br />

bekommen: es sind die drei Kranhäuser<br />

oder, wie die Kölner despektierlich sagen,<br />

„Hungerhaken“ im Kölner Rheinauhafen. Dabei<br />

handelt es sich um drei Büro- <strong>und</strong> Wohnhochhäuser,<br />

deren Gestalt El Lessitzkys Wolkenbügelhäusern<br />

entlehnt sind, die aber mit ihrem<br />

frei schwebenden, weit vorkragenden Obergeschossen<br />

sicher auch an die großen Verladekräne<br />

in diesem ehemaligen Hafenareal erinnern<br />

sollen. Das Hamburger Büro Bothe Richter Teherani<br />

hat mit diesen Hochhäusern, von denen<br />

das dritte gerade fertig gestellt wird, bereits<br />

jetzt ein neues Wahrzeichen für die Domstadt<br />

geschaffen. Diese neuen Signature Buildings<br />

stehen zum einen für den Strukturwandel ehemaliger<br />

Industriefl ächen in hochwertige Büro-<br />

<strong>und</strong> Wohnstandtorte <strong>und</strong> sie markieren in einer<br />

großen Geste die erneute Hinwendung der<br />

Stadt zum Rhein, die damit auch, allen Gefahren<br />

des Hochwassers zum Trotz, ein deutliches<br />

Zeichen setzt, mit Hochwasserschutzmaßnahmen<br />

das Problem im Griff zu halten. Die Kranhäuser<br />

erweitern das Stadtpanorama von Köln<br />

über die historisch fi xierte Ansicht der Altstadt<br />

hinaus. Der Dom hat Konkurrenz bekommen,<br />

aber auf Distanz.<br />

Wie viel Neues verträgt eine Stadt?<br />

Problematisch wird es, wenn die neuen Wahrzeichen<br />

den historischen Monumenten zu nahe<br />

rücken, gar in marktschreierische Konkurrenz<br />

zu ihnen treten. Das befürchtete vor allem die<br />

UNESCO, als man 2000 in Köln im Zuge der Planungen<br />

für den Ausbau des Deutzer Bahnhofs<br />

zu einem ICE-Knotenpunkt auf der anderen<br />

Rheinseite, der so genannten „schäl sik“, einen<br />

Kranz von Hochhäusern vorschlug. Gutachten<br />

<strong>und</strong> Gegengutachten brachten das Projekt am<br />

Ende zu Fall, da viele um die historische Stadtsilhouette<br />

fürchteten. Die elementare Frage,<br />

wie viel Neues eine Stadt ohne „Gesichtsverlust“<br />

verträgt, stellt sich insbesondere im Kontext<br />

herausragender Baudenkmale in prominenten<br />

Stadträumen. Dabei ist nicht nur die<br />

Quantität, sondern vor allem die Qualität der<br />

Neubauten von großer Bedeutung. Den Status<br />

echter Wahrzeichen haben in den vergangenen<br />

Jahrh<strong>und</strong>erten auch nur die Bauwerke erlangt,<br />

deren architektonische Gestaltung sich als über<br />

den jeweiligen Zeitgeist hinaus als herausragend<br />

erwiesen hat. Moderne Architekturen, die<br />

nur sich selbst huldigen <strong>und</strong> keine Rücksicht<br />

auf den stadträumlichen Kontext nehmen, bleiben<br />

„Spektakelarchitekturen“ – so der Architekturkritiker<br />

Gerhard Matzig - <strong>und</strong> schwächen<br />

das gesamte städtebauliche Ensemble. Orte, die<br />

einen besonderen Identifi kationswert besitzen<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig einem hohen Veränderungsdruck<br />

unterliegen, sind daher behutsam weiter<br />

zu entwickeln. So brauchen lebendige historische<br />

Städte eine Stadtplanung, die neben dem<br />

Weiterbau, der Transformation, auch die Erhaltung<br />

der Stadt berücksichtigt, vor allem aber<br />

für die Bürger einen lebendigen <strong>und</strong> vielfältigen<br />

Lebensort schafft.<br />

Städte planen, gestalten <strong>und</strong> für die Zukunft<br />

nachhaltig weiterzuentwickeln, basiert stets<br />

auf vorhandenen Strukturen, daher blickt die<br />

Ausstellung „Dynamik + Wandel. Die Entwicklung<br />

der Städte am Rhein. 1910-<strong>2010</strong>+“ auf<br />

100 Jahre Stadtentwicklung zurück, betrachtet<br />

aktuelle Planungen <strong>und</strong> fragt nach zukünftigen<br />

Herausforderungen.<br />

Ursula Kleefi sch-Jobst<br />

Ursula Kleefi sch-Jobst<br />

Ursula Kleefi sch-Jobst ist<br />

seit 2008 geschäftsführende<br />

Kuratorin am Museum für<br />

Architektur <strong>und</strong> Ingenieurkunst<br />

M:AI des Landes Nordrhein-<br />

Westfalen. Zuvor war sie nach<br />

freiberufl icher Tätigkeit als<br />

Architekturkritikerin am Deutschen<br />

Architekturmuseum,<br />

Frankfurt am Main, tätig.<br />

Report | 21


Neue kreative Orte in der Stadt<br />

In Berlin wurde der Urban Intervention Award erstmals verliehen.<br />

Zur Wahl standen über 60 Arbeiten aus ganz Europa.<br />

Library and Reading Park Torre Pacheco,<br />

Torre Pacheco (Murcia)/Spanien<br />

Das Statement der Jury: Das als Auftakt eines Stadtentwicklungsprozesses entwickelte<br />

Projekt ist eine gelungene Verschmelzung von Architektur <strong>und</strong> Landschaft<br />

<strong>und</strong> stellt für das zersiedelte Gebiet den neuen integrativen Mittelpunkt mit<br />

Landmark-Charakter dar. Die Anlage, zu der neben der Bibliothek <strong>und</strong> dem Park<br />

zahlreiche Sportanlagen <strong>und</strong> eine Schule gehören, überzeugt durch die Einheit<br />

von sozialen, kulturellen <strong>und</strong> gestalterischen Elementen.<br />

22 | Report<br />

Mit dem Urban Intervention Award Berlin lobte<br />

die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

Berlin im Sommer <strong>2010</strong> erstmalig einen neuen<br />

europaweiten Preis für Arbeiten aus, denen als<br />

Auswahlkriterien die städtebaulich <strong>und</strong> räumliche<br />

Herangehensweise, der soziokulturelle <strong>und</strong><br />

gesellschaftliche Kontext, die Gestaltungsaspekte,<br />

das Nutzungskonzept <strong>und</strong> die Zusammenarbeit<br />

mit Kooperationspartnern zugr<strong>und</strong>e<br />

liegen.<br />

Der Urban Intervention Award Berlin zeichnet<br />

neue kreative urbane Orte von hoher architektonischer<br />

Qualität aus, die vorbildhaft für innovative<br />

<strong>und</strong> interdisziplinäre Kooperationen<br />

unterschiedlicher Bereiche <strong>und</strong> Disziplinen, wie<br />

Kultur, Architektur, Initiativgruppen, Wirtschaft<br />

stehen <strong>und</strong> die Lebensräume nachhaltig verändern.<br />

Die eingereichten Projekte mussten innerhalb<br />

der letzten fünf Jahre entstanden sein. Das<br />

Gesamtmanagement übernahm Kristin Feireiss<br />

von Aedes Architekturforum.<br />

Junge innovative Büros aus Berlin, Deutschland<br />

<strong>und</strong> Europa reichten über 60 Arbeiten<br />

ein, aus denen eine Vorjury in zwei Kategorien<br />

je 13 Projekte auswählte. Im Anschluss legte<br />

eine internationale Jury die Nominierungen<br />

<strong>und</strong> Preisträger fest. Jurymitglieder waren Bart<br />

Lootsma, Professor für Architekturgeschichte<br />

<strong>und</strong> -theorie an der Universität Innsbruck, Regula<br />

Lüscher, Senatsbaudirektorin von Berlin,<br />

Enrique Sobejano, Architekt <strong>und</strong> Professor an<br />

der UdK Berlin <strong>und</strong> Hortensia Völkers, Vorstand<br />

<strong>und</strong> Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung<br />

des B<strong>und</strong>es.


Nominiert in der Kategorie „Built“<br />

A8ernA, Zaanstad, Koog aan de Zaan, Zaanstad/Niederlande, 2006<br />

Architekten: NL-Architects <strong>und</strong> Carve (design skatepark), Amsterdam<br />

Besiktas Fishmarket, Besiktas, Istanbul/Türkei, 2009<br />

Architekten: GAD & Gokhan Avcioglu, Istanbul<br />

Lesezeichen Salbke, Magdeburg/Deutschland, 2009<br />

Architekten: KARO mit Architektur + Netzwerk, Leipzig<br />

Zamet Centre, Rijeka/Kroatien, 2009<br />

Architekten: 3LHD architects, Zagreb<br />

Nominiert in der Kategorie „Temporary“<br />

Eichbaumoper, Mülheim – Deutschland, 2009<br />

Architekten: raumlaborberlin (Jan Liesegang, Matthias Rick)<br />

Jellyfi sh Theatre, London – Großbritannien, <strong>2010</strong><br />

Architekten: Köbberling/Kaltwasser, Berlin<br />

Pop Up – Public Construction Site, Stuttgart/Deutschland, 2008<br />

Architekten: Umschichten, Stuttgart<br />

Prosthesis Institutiona, Castellon/Spanien, 2005<br />

Architekten: Santiago Cirugeda, Sevilla<br />

Report | 23


Stadtküche<br />

Das Statement der Jury: Dieses<br />

Projekt ist ein überzeugendes,<br />

innovatives Beispiel für die<br />

kleinstmögliche Intervention<br />

im öffentlichen Raum im<br />

Verhältnis von Aufwand <strong>und</strong><br />

Wirkung, das die Architekten<br />

auf Eigeninitiative entworfen,<br />

realisiert <strong>und</strong> auch betrieben<br />

haben. Große Anerkennung<br />

fand der integrative Beitrag,<br />

den das Projekt zum Alltagsleben<br />

der Bewohner des Quartiers<br />

leistet sowie die hohe<br />

Ästhetik, Poetik <strong>und</strong> Konzeptionalität<br />

des Objekts selbst.<br />

24 | Report<br />

kochen<br />

würzen<br />

schneiden<br />

waschen<br />

1:25<br />

0 10 20 30 40 50 100 150<br />

200cm<br />

Fest installierte <strong>und</strong> temporäre Projekte<br />

In zwei Preiskategorien wurden je vier Nominierungen<br />

<strong>und</strong> ein Preisträger ausgewählt.<br />

Diese zwei Preiskategorien sind zum einen die<br />

Kategorie Built für gebaute, fest installierte<br />

Projekte <strong>und</strong> zum anderen die Kategorie Temporary.<br />

Hierzu zählen zeitlich begrenzte Projekte<br />

im städtischen Raum. Die Qualität der Einreichungen<br />

war beachtlich <strong>und</strong> zeigte, dass die<br />

Idee aufging, einen Preis zu schaffen, der weit<br />

über die Betrachtung von Architektur hinausgeht<br />

<strong>und</strong> auf herausragende Projekte hinweist,<br />

die Städte verändern.<br />

Multifunktionales Gemeindezentrum<br />

Den ersten Preis in der Kategorie Built erhielt<br />

das spanische Projekt „Library and Reading<br />

Park Torre Pacheco, Torre Pacheco (Murcia)/<br />

Spanien“ der Architekten Martin Lejarraga, Cartagena,<br />

das im Jahr 2007 fertiggestellt wurde.<br />

Auftraggeber war EXCMO, die Commune Torre<br />

Pacheco. In Reaktion auf die demografi schen,<br />

sozio-ökonomischen, multikulturellen <strong>und</strong> touristischen<br />

Wachstumsprozesse in Torre Pacheco<br />

sah sich die Verwaltung der Kleinstadt vor der<br />

Aufgabe, ein neues Modell für die Stadtplanung<br />

zu entwickeln. Den Anfang dieses Stadterneuerungsvorhabens<br />

bildet die Realisierung der<br />

Bibliothek. Bei diesem groß angelegten Projekt,<br />

das zur Verbesserung der Lebensqualität der<br />

Anwohner beitragen soll, geht es vor allem um<br />

Gemeinsinn <strong>und</strong> eine langfristige nachhaltige<br />

Strategie. Geringe Kosten, einfache Technologien,<br />

ein niedriger Energieverbrauch <strong>und</strong> niedrige<br />

Unterhaltskosten spielten bei der Planung eine<br />

ebenso wichtige Rolle. Zu dem Projekt gehören<br />

weiterhin außer einer Schule, eine Bushaltestelle<br />

sowie ein fü r die Öffentlichkeit zugänglicher<br />

Park. Das gesamte Projekt bildet durch die Integrierung<br />

von Konferenzräumen, Vortragssälen,<br />

eines Medienraumes <strong>und</strong> eines Kinderbereiches<br />

ein dynamisches, multifunktionales Gemeindezentrum.<br />

Zu den Außenanlagen zählen ein Park<br />

des Lesens, ein Wald, Sportbereiche, eine Kletterwand<br />

sowie ein Akustik-Park.<br />

Begegnungen durch eine mobile Stadt-<br />

+ 95,0 küche<br />

+ 77,0<br />

In der Kategorie Temporary wurde der erste<br />

Preis an die Stadtküche in Berlin-Neukölln<br />

vergeben, eine Initiative der Architekten Daniel<br />

Unterberg +- 0.0 <strong>und</strong> Isabell Weiland aus dem Jahr<br />

2009. Das Berliner Architektenduo lädt mit seiner<br />

Stadtkü che zur Umdeutung des städtischen<br />

Raums ein. Die Stadtkü che ist mobil – sie wird<br />

als Kiste auf einem Fahrradanhänger transportiert<br />

– <strong>und</strong> autark. Dabei bietet sie neben der<br />

nötigen Ausstattung zum Kochen einen langen<br />

Esstisch, an dem jeder Passant Platz nehmen<br />

darf. Durch die temporäre Installation wird die<br />

Stadtküche zum Interventionsraum, der als Ort<br />

der Kommunikation den öffentlichen Raum<br />

auf eigene Weise interpretiert <strong>und</strong> eine große<br />

soziokulturelle Wirkung entfaltet. Entstanden<br />

im Rahmen des Kulturfestes „48 St<strong>und</strong>en<br />

Neukölln“ <strong>und</strong> der Aktion „Karl-Marx-Straße“<br />

startete die Küche in einem der vielfältigsten<br />

Stadtteile Berlins mit Bewohnern aus über 160<br />

verschiedenen Nationen. In diesem kulturellen<br />

Gefü ge ist das soziale Gleichgewicht besonders<br />

wichtig. Mit der Offenheit fü r neue Gerichte<br />

eröffnet sich die Möglichkeit, Fremdes zu entdecken<br />

<strong>und</strong> gemeinsam Neues zu schaffen, indem<br />

Passanten, Nachbarn <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e eigene<br />

Zutaten <strong>und</strong> Rezepte mitbringen. Die häusliche<br />

Kü che gastiert auf der Straße <strong>und</strong> initiiert<br />

dort neue Gemeinschaften. Mit der Stadtküche<br />

wird privater auf nachbarschaftlichen, urbanen<br />

Raum ausgedehnt. Sie fördert somit den<br />

Gemeinsinn <strong>und</strong> ist auf alle erdenklichen Orte<br />

übertragbar.


Schippen, Pumpen, Mitreden<br />

Sportliche Freiraumentwicklung in Berlin<br />

Sport ist ein wichtiger Bestandteil urbanen<br />

Lebens <strong>und</strong> prägt den Alltag vieler Menschen.<br />

Eine Studie der Berliner Senatsverwaltung für<br />

Inneres <strong>und</strong> Sport aus dem Jahr 2007 belegt,<br />

dass fast 50 Prozent aller Sport- <strong>und</strong> Bewegungsaktivitäten<br />

auf Frei- <strong>und</strong> Verkehrsfl ächen<br />

stattfi nden. Im Stadtraum ist diese hohe Priorität<br />

der Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger selten ablesbar.<br />

Fast alle Sportfl ächen orientieren sich<br />

an den vereinsbetriebenen Ballsportarten oder<br />

dem Leistungssport. Die Mehrzahl sportlicher<br />

Aktivitäten wird allerdings inzwischen alleine<br />

oder in kleineren Gruppen, informell <strong>und</strong> meist<br />

ohne wettkampforientierte Leistungsabsicht<br />

ausgeübt. Für diesen Bedarf geeignete Räume<br />

zu entwickeln, ist ein Arbeitsschwerpunkt von<br />

complizen Planungsbüro. Orte <strong>und</strong> Sportarten,<br />

die jenseits der Interessensphären von Politik,<br />

Sportverbänden <strong>und</strong> Sponsoren liegen, kommen<br />

bei der Planung oft zu kurz <strong>und</strong> bleiben unter<br />

ihren Möglichkeiten. Genau dort untersuchen<br />

wir mit sportifi cation die Ansprüche an die urbane<br />

Umgebung. Wie wandeln sich die Möglichkeiten<br />

der Stadtnutzung mit dem Wandel<br />

unseres <strong>Freizeit</strong>verhaltes?<br />

Das Wriezener Freiraum Labor in Berlin-<br />

Friedrichshain<br />

Eine gute Gelegenheit, diesen Fragen nachzugehen,<br />

ergab sich im Wriezener Freiraum Labor<br />

in Berlin-Friedrichshain. Der außergewöhnliche<br />

„Park“ ist ein freigeräumter Güterbahnhof<br />

der bis 2008 trotz seiner zentralen Lage an der<br />

Warschauer Brücke über Jahre hinter einer hohen<br />

Mauer verschlossen blieb. 2007 wurde die<br />

Brache ein Modellvorhaben für Innovationen für<br />

familien- <strong>und</strong> altengerechte Stadtquartiere im<br />

B<strong>und</strong>es-Forschungsprogramm für Experimentellen<br />

Wohnungs- <strong>und</strong> Städtebau (ExWoSt).<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die dreijährige Förderung durch<br />

den B<strong>und</strong> waren Nutzungs- <strong>und</strong> Gestaltungsideen,<br />

die Anwohner in Planungswerkstätten<br />

kooperativ erarbeitet hatten. Sport war dabei<br />

ein zentrales Anliegen. Zu den wichtigsten anderen<br />

Aktivitäten (Modulen) für die Entwicklung<br />

des Parks zählten: W-Lan, Fukuoka (Halbwilder<br />

Gemüseanbau), Schulunterricht <strong>und</strong> der<br />

Ausbau eines ehemaligen Lokschuppens zu<br />

einem Quartierstreff. Gemeinsame Jours Fixes<br />

<strong>und</strong> Planungsworkshops sichern den Austausch<br />

zwischen den unterschiedlichen Akteuren.<br />

In vielen wohnortnahen<br />

Brachfl ächen steckt ein riesiges<br />

Potential um Fahrrad-<br />

Fahrspaß in der Stadt zu<br />

erleben, nicht nur für Extremsportler.<br />

Report | 25


26 | Report<br />

Tore Dobberstein<br />

Seit 2003 ist Tore Dobberstein<br />

(Diplom-Kaufmann)<br />

bei complizen Planungsbüro<br />

verantwortlich für Kommunikation<br />

<strong>und</strong> Stadtentwicklung.<br />

Tore Dobberstein unterrichtet<br />

Moderation in Planungsprozessen<br />

am Institut für Europäische<br />

Urbanistik der Bauhaus-<br />

Universität Weimar.<br />

dobberstein@complizen.de<br />

Aus der Not die Tugend<br />

Neben der kooperativen Planung sorgen die<br />

ersten Veranstaltungen auf dem Gelände für<br />

Zulauf von Interessierten aus der Nachbarschaft,<br />

die sich an der Parkentwicklung beteiligen.<br />

Wichtigster Ansprechpartner im Bereich<br />

Sport wird ein kleiner BMX- <strong>und</strong> Mountainbike<br />

Verein, 52-Grad e.V., der auch die Interessen<br />

der nicht vereinsgeb<strong>und</strong>enen Radfahrer vertritt.<br />

Nach einigen Treffen steht fest: es gibt eine<br />

große Nachfrage nach Freifl ächen für BMX.<br />

Dennoch, das manchmal nur 20 Meter breite<br />

<strong>und</strong> sehr langgezogene Gelände eignet sich<br />

eigentlich nicht für eine ausgewachsene BMX-<br />

Bahn. Wie so oft wird auch hier aus der Not die<br />

Tugend. Es entsteht eine ganz besondere Strecke:<br />

Berlins erster „Pumptrack“.<br />

Ein Ort für unterschiedliche<br />

Anforderungen<br />

Die bis dato in Deutschland noch weitgehend<br />

unbekannten Pumptracks zeichnet sich durch<br />

abger<strong>und</strong>ete, rollende Hügel aus, die keinesfalls<br />

so steil aufsteigen wie die bis zu 3 Meter hohen<br />

„Dirts“ einer klassischen BMX-Strecke. Spaß<br />

macht vor allem das namensgebende „Pumpen“.<br />

Das beschreibt die Gewichtsverlagerung,<br />

mit der das Rad nach etwas Übung auf einem<br />

Pumptrack beschleunigt wird. Mit Geduld <strong>und</strong><br />

Schwerkraft lernen auch Neulinge auf der<br />

Lehmbahn, schnell ohne den Antritt der Kette<br />

vorwärts zu kommen. Profi s <strong>und</strong> Anfänger können<br />

an diesem einem Ort auf unterschiedlichen<br />

Leistungsniveaus Freude haben. Das sorgt unter<br />

anderem für eine höhere Streckenauslastung.<br />

Plötzlich können sich auch Vorschulkinder mit<br />

Laufrädern auf der Bahn tummeln, ohne erhöhtes<br />

Verletzungsrisiko gegenüber dem Fahren<br />

auf fl achen Asphalt. Fortgeschrittene Sportler<br />

nutzen die angrenzende Mauer für „Wall Rides“.<br />

Sie setzen so eine der Gestaltungsphilosophien<br />

des Wriezener Freiraum Labors um: bei der Gestaltung<br />

des Parks soll der baulichen Bestand<br />

des ehemaligen Verladebahnhofs nicht nur erhalten,<br />

sondern auch auf neue Art <strong>und</strong> Weise<br />

wieder genutzt werden. Heute ist der Pumptrack<br />

eine der beliebtesten <strong>und</strong> am stärksten<br />

nachgefragten Anlaufstellen auf dem Gelände.


Engagement für den Park<br />

Für die Radsportler im Wriezener Freiraum Labor<br />

ist die Pumptrack-Alternative existenziell:<br />

das Gelände ist im Besitz des Bezirkes <strong>und</strong> als<br />

öffentlicher Park deklariert. Steilere <strong>und</strong> höhere<br />

Hügel, bzw. Zäune zur Absperrung wären nicht<br />

durchsetzbar gewesen. Aber die Radler halten<br />

an dem Prinzip der fl achen Buckel fest <strong>und</strong><br />

sorgen zu dem dank ihrer hochfrequenten Anwesenheit<br />

mit für Sauberkeit im Park. Bei Veranstaltungen<br />

<strong>und</strong> bei generellen Fragen bringt<br />

sich die Gruppe engagiert mit ein. So entsteht,<br />

begünstigt durch die Rahmenbedingungen im<br />

ExWoSt-Programm, ein Vertrauensverhältnis<br />

zwischen dem Bezirksamt <strong>und</strong> den Sportlern,<br />

<strong>und</strong> sie bekommen grünes Licht, ihren Standort<br />

mit einem Vereinsbauwagen mit einer überdachten<br />

Sonnenterrasse auszubauen.<br />

Die zuvor gemiedenen BMXer <strong>und</strong> MTBer sind<br />

jetzt respektierte Partner bei der Quartiersentwicklung.<br />

Sie haben gezeigt: bei der Freifl ächengestaltung<br />

können sie nicht nur mitschippen<br />

sondern haben auch ein paar Worte<br />

mitzureden.<br />

Tore Dobberstein<br />

Sportifi cation – die Sportifi zierung der Stadt<br />

Die sportifi cation Idee von complizen Planungsbüro befasst sich mit der Frage,<br />

wie viel Spaß, Sport <strong>und</strong> Eigeninitiative Stadtplanung zulässt <strong>und</strong> wie viel<br />

Stadt <strong>und</strong> Architektur in neue Sportarten integriert werden kann. Der sportifi<br />

cation Gedanke wirbt für eine stärkere Integration von Sport <strong>und</strong> Stadt.<br />

Ziele sind die Verbesserung der Lebensqualität im Wohnumfeld, die Einbindung<br />

neuer Zielgruppen bei der Stadtplanung <strong>und</strong> die Umsetzung kooperativer<br />

Planungsstrategien.<br />

Die sportifi cation Events zeichnen sich durch ganz unterschiedliche Gestaltungsansätze<br />

aus. Respekt <strong>und</strong> Rücksicht vor den Interessen der Sportlerinnen<br />

<strong>und</strong> Sportlern haben höchste Priorität. Im Rahmen von sportifi cation sind ganz<br />

neue Varianten vorhandener Sportarten entwickelt worden. Dies geschieht aus<br />

dem Potential des Ortes gegebenenfalls auch ohne größere gestalterische Eingriffe.<br />

Ein Beispiel ist das Hochhaus-Frisbee-Rennen in Halle-Neustadt. Die<br />

fünf leer stehenden Hochhausscheiben im Abstand von ca. 80 Metern waren<br />

die Inspirationsquelle dafür, Frisbees von Dach zu Dach zu werfen. Normale<br />

Flugscheiben schaffen diese Entfernung allerdings nicht. So entstand die Frisbeestaffel.<br />

Links<br />

Sportmoderation: complizen Planungsbüro – Enjoy urban space!<br />

Die Kompetenzbereiche von complizen Planungsbüro umfassen<br />

Architektur, Kommunikation <strong>und</strong> Stadtentwicklung.<br />

» www.complizen.de<br />

Pumptrack, Bau <strong>und</strong> Betrieb<br />

» www.52grad.org<br />

Landschaftschaftsarchitektur: Ariane Röntz<br />

Gesamtkoordination ExWoSt: Ines Rudolph, TX-Architekten<br />

Report | 27


„Die Ära der zeitaufwendigen<br />

Suche ist bald vorbei.“<br />

Viel Herzblut <strong>und</strong> Energie<br />

verwenden Birgit Findeli<br />

<strong>und</strong> Bernd Junge darauf,<br />

mit ScapeScout ein allumfassendes<br />

Fachportal für die<br />

grüne Branche zu etablieren.<br />

Im Interview berichtet<br />

Birgit Findeli von den Zielen<br />

<strong>und</strong> dem Stand der Dinge.<br />

Birgit Findeli<br />

Birgit Findeli hat nach ihrem<br />

Studium der Landschaftsplanung<br />

von 2001 an im<br />

Grünfl ächenamt der Stadt<br />

Esslingen am Neckar gearbeitet.<br />

Zunächst in der Abteilung<br />

Grünfl ächenpfl ege <strong>und</strong><br />

–unterhaltung, dann in der<br />

Planungsabteilung. Seit 2009<br />

ist sie Geschäftsführerin der<br />

Scapescout GmbH.<br />

28 | Report<br />

<strong>FreeLounge</strong>: Wie sind Sie auf die Idee gekommen,<br />

dass die Branche eine Datenbank wie ScapeScout<br />

braucht?<br />

Birgit Findeli: Bereits im Studium haben wir<br />

gemerkt, wie viel Zeit junge Planer in die Suche<br />

nach geeigneten Produkten investieren müssen,<br />

die alle jeweiligen Anforderungen erfüllen.<br />

Aber auch später im Beruf stellte sich die Suche<br />

nach Produkten als eine Schwierigkeit dar. In<br />

der Praxis sieht es so aus, dass Planer vielleicht<br />

das Angebot von nur drei oder vier Herstellern<br />

berücksichtigen, weil sie mit deren Produktordnern<br />

<strong>und</strong> dem Produktangebot relativ vertraut<br />

sind. Selbst dann frisst die Suche unendlich viel<br />

Zeit <strong>und</strong> sorgt für ein Chaos auf dem Schreibtisch.<br />

Diese Erfahrungen haben Bernd Junge<br />

<strong>und</strong> ich während unserer gemeinsamen Arbeit<br />

bei der Stadt Esslingen immer wieder gemacht.<br />

Wir fi ngen an zu überlegen, wie man den Prozess<br />

der Produktsuche besser gestalten könnte.<br />

Bernd Junge<br />

Bernd Junge ist Landschaftsarchitekt<br />

<strong>und</strong> seit 1999 in<br />

der Planungsabteilung des<br />

Grünfl ächenamtes der Stadt<br />

Esslingen am Neckar tätig.<br />

Seine Tätigkeitsschwerpunkte<br />

sind Objektplanung, Bürgerbeteiligung,<br />

konzeptionelles<br />

Arbeiten <strong>und</strong> der Aufbau von<br />

Netzwerken.<br />

<strong>FreeLounge</strong>: Die Geburtsst<strong>und</strong>e von ScapeScout?<br />

Birgit Findeli: Nein, so schnell ging das nicht.<br />

Zunächst haben wir sehr viel im Internet gesucht,<br />

denn wir konnten uns eigentlich nicht<br />

vorstellen, dass es nicht schon ein funktionales<br />

Werkzeug geben sollte. Im zweiten Schritt<br />

haben wir dann angefangen, eine Datenbank<br />

mit planungsrelevanten Suchkriterien zu konzipieren,<br />

die wirklich auf die tägliche Arbeit von<br />

Planern abgestimmt ist. Das hat einige Zeit in<br />

Anspruch genommen. Als wir soweit waren, haben<br />

wir erneut recherchiert. Die Idee ist doch<br />

eigentlich sehr naheliegend, aber noch immer<br />

fehlte ein solches Angebot. Da erst haben wir<br />

uns dann entschieden, ScapeScout auch tatsächlich<br />

auf den Markt zu bringen.<br />

<strong>FreeLounge</strong>: Aber es gibt doch verschiedene<br />

Datenbanken, gerade im Bausektor, die auch<br />

den Freiraumbereich mit abdecken sollen.<br />

Birgit Findeli: Dort fi nden Sie meist nur Adresslisten.<br />

Im besten Fall fi nden Sie Produktdarstellungen,<br />

oft nicht aktuell, denn gar nicht<br />

selten müssen die Hersteller für jede Aktualisierung<br />

zahlen. Aber vor allem fehlt die Suchmaschine,<br />

die dafür sorgt, dass man sehr schnell<br />

einen breiten Überblick vergleichbarer Produkte<br />

erhält. Im Moment sind schlechte Erfahrungen<br />

mit teuren Produktdatenbanken eines der<br />

größten Hemmnisse bei der Verbreitung von<br />

ScapeScout. Sehen Sie, bei uns kann ein Planer<br />

sehr spezielle Eingaben machen, zum Beispiel<br />

„Betonbelag, befahrbar mit 7,5 Tonnen, Farbe:<br />

rot“. Wenn er dann eine Übersicht über eine<br />

Vielzahl der verfügbaren Produkte erhält, dann<br />

spart er sich extrem viel Arbeit. Er kann K<strong>und</strong>en<br />

vor Ort seine Vorschläge zeigen, mit dem<br />

Computer oder dem Handy. Ist der K<strong>und</strong>e nicht<br />

einverstanden, lassen sich schnell Alternativen<br />

suchen. Suchergebnisse können gespeichert<br />

werden.<br />

<strong>FreeLounge</strong>: An welchem Punkt stehen Sie<br />

aktuell? Können Planer heute schon mit ScapeScout<br />

arbeiten?


Das Internetportal ScapeScout<br />

unterstützt Planer bei der<br />

Produktsuche zur Garten- <strong>und</strong><br />

Freiraumausstattung sowie zum<br />

Thema Bauen <strong>und</strong> Planen im<br />

Außenraum. Mit ein paar Klicks<br />

lassen sich vergleichbare Produkte<br />

oder Firmen mit Referenzobjekten<br />

gegenüberstellen. Weil planungsrelevante<br />

Suchkriterien eingegeben<br />

werden können, bietet das<br />

Portal einen sehr hohen Service.<br />

Birgit Findeli: Gr<strong>und</strong>sätzlich schon, aber wir<br />

haben noch nicht die kritische Masse erreicht,<br />

um eine tatsächliche Vergleichbarkeit bieten zu<br />

können. Wir stehen am Anfang der Markteinführung.<br />

Die GaLaBau in Nürnberg hat uns viele<br />

interessante Kontakte gebracht, <strong>und</strong> wir merken,<br />

dass ScapeScout bekannter wird. Für uns<br />

ist es sehr wichtig, dieses Interesse jetzt umzusetzen,<br />

denn wir haben das Ziel, schon bald ein<br />

allumfassendes Fachportal bieten zu können,<br />

das eine effektive <strong>und</strong> vergleichende Produktsuche<br />

ermöglicht.<br />

<strong>FreeLounge</strong>: Wie sieht es denn ganz konkret<br />

aus, wenn ein Hersteller - bleiben wir bei dem<br />

Beispiel Betonsteine – seine Produkte bei ScapeScout<br />

einstellen möchte? Ist die Produktmenge<br />

einzelner Hersteller nicht viel zu groß?<br />

Birgit Findeli: Gr<strong>und</strong>sätzlich kann ein Hersteller<br />

durchaus alle Produkte über ScapeScout anbieten.<br />

Doch man kann die Produkte – wenn es<br />

zu umfangreich wird - auch strukturiert einstellen,<br />

zum Beispiel in Ketten, so dass verschiedene<br />

Farben oder ergänzende Produkte wie Randsteine<br />

auf einer Seite platziert sind. Auch kann<br />

es unter Umständen sinnvoll sein, auf absolute<br />

Standards nicht im Detail einzugehen. Letztlich<br />

sind die einzelnen Produkte mit den Hersteller<br />

verlinkt, so dass alle Anfragen der Nutzer direkt<br />

zum Hersteller gelangen.<br />

<strong>FreeLounge</strong>: Und die Kosten?<br />

Birgit Findeli: Die belaufen sich auf 100 Euro<br />

im Monat bei 50 eingestellten Produkten.<br />

Selbstverständlich werden die Einträge bei einer<br />

größeren Anzahl von Produkten entsprechend<br />

günstiger. Für den Anfang bieten wir aber auch<br />

Einsteigerpreise, denn es ist uns sehr wichtig,<br />

dass wir schon bald in den Sparten Bauprodukte,<br />

Freiraumausstattung <strong>und</strong> Vegetation eine<br />

Produktübersicht bieten können.<br />

<strong>FreeLounge</strong>: Wer pfl egt die Daten?<br />

Birgit Findeli: Wir halten es für wichtig, dass<br />

die Hersteller diesen Part selbst übernehmen.<br />

Jeder, der mit einem PC umgehen kann, ist in<br />

der Lage, die Produkte mit den Beschreibungen<br />

in die Datenbank zu stellen. Das ist wirklich<br />

ganz einfach. Neue Produkte, Änderungen<br />

der Preise <strong>und</strong> alle weiteren Informationen wie<br />

Hinweise auf Messen können so jederzeit eingespeist<br />

werden. Wir wollen keine Hindernisse<br />

in den Weg legen, denn die Qualität der Datenbank<br />

lebt ja davon, dass die Angaben immer<br />

aktuell sind.<br />

<strong>FreeLounge</strong>: Ich bin gespannt, wie sich ScapeScout<br />

entwickeln wird. Die Idee ist wirklich<br />

überzeugend.<br />

Birgit Findeli: Wir arbeiten sehr an dem Gelingen.<br />

Viel Zeit <strong>und</strong> Geld stecken in dem Projekt.<br />

2011 soll der Schritt geschafft werden, dass<br />

sich ScapeScout in der Branche richtig durchsetzt.<br />

<strong>FreeLounge</strong>: Viel Glück! Frau Findeli, herzlichen<br />

Dank für das Gespräch.<br />

Das Interview führte Dr. Anke Münster<br />

Gewinnen Sie eines<br />

von 25 Jahresabos bei<br />

ScapeScout<br />

Präsentieren Sie 50 Produkte<br />

<strong>und</strong> Ihr Firmenportrait kostenfrei<br />

bei ScapeScout!<br />

Die Gewinner erhalten ein<br />

kostenfreies Jahresabonnement<br />

mit einer Laufzeit bis<br />

zum 31.12.2011. Das Abonnement<br />

wird nicht automatisch<br />

verlängert. Es entstehen keine<br />

Zusatzkosten.<br />

Schicken Sie eine Email an<br />

info@scapescout.de mit dem<br />

Stichwort „<strong>FreeLounge</strong>“.<br />

Einsendeschluss ist der<br />

28.02.<strong>2010</strong><br />

Alle vollständigen Einsendungen mit Angabe von<br />

Stichwort, Namen <strong>und</strong> Adresse nehmen an der<br />

Verlosung teil. Privatpersonen oder Firmen, die<br />

keine Produkte für die „Grüne Branche“ herstellen<br />

oder Vertreiben können nicht an der Verlosung<br />

teilnehmen. Die Gewinner werden benachrichtigt.<br />

Die Barauszahlung des Gewinns ist nicht<br />

möglich. Mitarbeiter der Scapescout GmbH <strong>und</strong> der<br />

<strong>Freizeit</strong>&<strong>Spiel</strong> Verlagsgesellschaft mbH sowie deren<br />

Angehörige sind von der Teilnahme ausgeschlossen.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Verlosung<br />

fi ndet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Der<br />

Teilnehmer erklärt sein Einverständnis mit der Veröffentlichung<br />

seines Namens in der Freelounge im<br />

Gewinnfall. Mehrfache Einsendungen durch einen<br />

Teilnehmer oder durch Gewinnspiel-Agenten werden<br />

bei der Gewinnermittlung nicht berücksichtigt.<br />

Report | 29


Bewegung im<br />

öffentlichen Raum<br />

Gerade niederschwellige Angebote für ältere Menschen sind nötig.<br />

30 | Report<br />

Die Diskussion um Bewegungsangebote für<br />

Erwachsene <strong>und</strong> besonders ältere Menschen<br />

reißt nicht ab, dabei werden oftmals polarisierende<br />

Begriffe wie „Seniorenspielplatz“ oder<br />

„Generationenpark“ genutzt <strong>und</strong> dubiose Bilder<br />

bemüht, wie „Oma im Karussell“ oder der<br />

„tobende Rentner“. Die verärgerten oder irritierten<br />

Reaktionen darauf zeigen, dass hier die<br />

Wünsche <strong>und</strong> Bedürfnisse völlig verschiedener<br />

Zielgruppen vermengt werden. Denn bei sogenannten<br />

„Outdoorfi tness“-Anlagen stellt sich<br />

sofort die Frage, wie sportlich ein Angebot für<br />

Menschen mit Mobilitätseinschränkungen sein<br />

darf. Sie überfordern diese häufi g, entsprechen<br />

nicht dem Nutzungsverhalten älterer Menschen<br />

<strong>und</strong> können diese gefährden.<br />

Bei den extrem niederschwelligen Angeboten<br />

wird Skepsis geäußert, ob sie für aktivere Menschen<br />

noch interessant sind. Zu Recht, denn es<br />

wird versucht an einem Platz alle Anforderungen<br />

zu erfüllen. Dagegen ist ein differenziertes<br />

Angebot nötig: es darf sich nicht nur auf jüngere<br />

Erwachsene mit sportlichen Ansprüchen<br />

konzentriert werden. Denn gerade für ältere<br />

Nutzer, die körperlich nicht mehr besonders fi t<br />

sind, werden attraktive Lösungen benötigt, die<br />

sich ernsthaft mit ihren Fähigkeiten <strong>und</strong> Wünschen<br />

auseinandersetzen.<br />

Ausgangslage demografi scher Wandel<br />

Bereits 2030 wird über ein Drittel aller Deutschen<br />

älter als 60 Jahre alt sein. Vor diesem<br />

Hintergr<strong>und</strong> macht es Sinn, Menschen dabei zu<br />

unterstützen so lange wie möglich beweglich<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong> zu bleiben. Entsprechende Angebote<br />

für eine alternde Gesellschaft sind nicht<br />

nur ges<strong>und</strong>heitspolitisch gewollt, sondern unabdingbar,<br />

damit möglichst viele Menschen in<br />

Zukunft ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> aktiv ihren Lebensabend in<br />

der eigenen häuslichen Umgebung verbringen<br />

können: Bewegung wird hier einen wichtigen<br />

Beitrag leisten. Selbst kleinste Übungen können<br />

viel bewirken, wenn sie regelmäßig durchgeführt<br />

werden. Der Stuttgarter Geriater <strong>und</strong> Experte<br />

für Sturzprävention, Dr. Clemens Becker,<br />

empfi ehlt zweimal pro Woche ein Kraft- <strong>und</strong><br />

Balancetraining.<br />

Unterschiedliche Ansätze<br />

schließen sich aus<br />

Heute werden Angebote im öffentlichen Raum<br />

geschaffen, die viele Generationen zu Aktivitäten<br />

animieren sollen. Dabei wird häufi g,<br />

vielleicht um eine möglichst große potenzielle<br />

Nutzergruppe darzustellen, ein übertriebenes,<br />

sehr aktives Bild des Alters bemüht: Menschen,<br />

die noch im hohen Alter an Fitnessgeräten im<br />

Outdoor-Bereich trainieren oder Geräte nutzen,<br />

die ein erhebliches Maß an Koordination<br />

<strong>und</strong> Sicherheit voraussetzen. Genau hier liegt<br />

das Problem: Gerade ältere Menschen, die sich<br />

wenig bewegen <strong>und</strong> als „nicht-sporterfahren“<br />

gelten, sind von solchen Angeboten oftmals<br />

überfordert oder sogar gefährdet. Zum Beispiel<br />

haben „Beinpendel“ mit schwingenden Stangen<br />

ein erhebliches Gefährdungspotenzial, da es<br />

keinen sicheren Stand gibt. Oftmals sind sich<br />

die älteren Nutzer dessen gar nicht bewusst.


Niederschwellige Angebote sind wichtig<br />

Viele der vorhandenen Angebote „Trimm-Dich“<br />

oder „Outdoorfi tness“ erreichen vor allem die<br />

sportlich orientierten Menschen. Dabei sollte<br />

aber gerade auch für die anderen die Möglichkeit<br />

geschaffen werden, sich auch im hohen Alter<br />

noch durch kleine Bewegungsübungen aktiv<br />

zu halten. Hier sind Lösungen gefragt, die mit<br />

kleinen leichten Übungen den Nutzer abholen<br />

<strong>und</strong> nicht durch eine defi zitorientierte Gestaltung<br />

stigmatisieren. Es muss berücksichtigt<br />

werden, dass sich viele Menschen aus dieser<br />

Zielgruppe nicht im öffentlichen Raum verausgaben<br />

wollen, <strong>und</strong> nicht Geräte nutzen wollen,<br />

die sie als „tobende Rentner“ zur Schau stellen.<br />

Moderate Anforderungen erhöhen die<br />

Akzeptanz<br />

Eine Untersuchung der FH Wiesbaden (Senioren<br />

<strong>und</strong> Freifl ächennutzung, FH Wiesbaden 2008)<br />

analysierte ein besonders von älteren Menschen<br />

häufi g genutztes Bewegungsangebot in<br />

Berlin. Als Gründe für die hohe Akzeptanz der<br />

Anlage werden die moderaten Anforderungen<br />

der Geräte <strong>und</strong> die nur partielle Beanspruchung<br />

des Körpers bei den Übungen genannt. Weitere<br />

wichtige Merkmale, so die Studie, sind die Abgrenzung<br />

zu Krafttraining <strong>und</strong> Kinderspielplätzen.<br />

Es muss also differenziert <strong>und</strong> für entsprechende<br />

Angebote ein Platz gef<strong>und</strong>en werden,<br />

der nicht auf dem Präsentierteller steht <strong>und</strong> mit<br />

den Interessen jüngerer Nutzer kollidiert.<br />

Nicht auf Defi zite reduzieren<br />

Bei niederschwelligen Angeboten ist es zudem<br />

wichtig, durch eine ansprechende Gestaltung<br />

attraktive Lösungen aufzuzeigen, die nicht nur<br />

auf Defi zite reduzieren <strong>und</strong> den Nutzer bloßstellen.<br />

Solche Angebote wurden zum Beispiel<br />

im Rahmen des ExWoSt Projektes „Innovationen<br />

für altengerechte Stadtquartiere“ entwickelt<br />

<strong>und</strong> unter dem Namen „Giro Vitale“ in<br />

öffentlichen Parks sowie auf Freifl ächen von<br />

Wohnanlagen <strong>und</strong> Altenheimen oder Rehaklinken<br />

<strong>und</strong> Krankenhäusern als Bewegungsprogramm<br />

eingesetzt.<br />

Um bei der Planung <strong>und</strong> Einrichtung entsprechender<br />

Anlagen Fehler zu vermeiden <strong>und</strong> eine<br />

hohe Nutzungsakzeptanz zu erreichen, empfi<br />

ehlt sich ein strukturierter Prozess. Mit Hilfe<br />

eines Leitfadens können Standortwahl, Konzeption<br />

<strong>und</strong> Auswahl der Geräte optimiert werden.<br />

Dazu gehören auch die Beratung zu zielgruppenspezifi<br />

schen Details <strong>und</strong> die frühzeitige<br />

Partizipation von Nutzern <strong>und</strong> Multiplikatoren.<br />

Denn ein entsprechendes Angebot kann schon<br />

am Namen „Seniorenspielplatz“ scheitern.<br />

Mathias Knigge<br />

Mathias Knigge<br />

Der Diplom-Ingenieur <strong>und</strong> Produktdesigner<br />

Mathias Knigge<br />

gründete 2004 »grauwert« als<br />

Beratungs- <strong>und</strong> Designbüro<br />

„für demografi efeste Produkte<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungen“. Er<br />

unterstützt K<strong>und</strong>en bei der<br />

Entwicklung von Lösungen im<br />

Sinne des »Universal Design«,<br />

die für eine breite Zielgruppe<br />

nützlich sind. Mathias Knigge<br />

hat das Bewegungskonzept<br />

„Giro Vitale“ entworfen <strong>und</strong><br />

gemeinsam mit der Firma Michow<br />

<strong>und</strong> Sohn aus Hamburg<br />

entwickelt.<br />

» www.grauwert.info<br />

Report | 31


32 | Report<br />

U-Bahn<br />

mc donalds<br />

Möblierung öffentlicher<br />

Stadträume<br />

Das Bild der Städte <strong>und</strong> Gemeinden wird maßgeblich von Stadtmöblierung beeinfl usst.<br />

In einer Serie von drei Teilen gibt Thomas Volprecht einen Überblick: von der kritischen<br />

Bestandsaufnahme bis hin zu den Möglichkeiten, die auch das Stadtmarketing betreffen.<br />

U-Bahn Eingang Köln<br />

Viele Köche verderben den<br />

Brei. Gutes Beispiel für eine<br />

Möblierung ohne gesamt-<br />

räumliche Abstimmung.<br />

Vier Firmen, vier Produkte:<br />

1. JCDecaux<br />

Systemstadtmöblierung<br />

Werbefl ächen<br />

2. Verkehrsbetriebe Köln<br />

Bushaltestelle<br />

3. Deutsche Telekom<br />

öffentl. Fernsprecher<br />

4. Abfallwirtschaft Köln<br />

Abfallbehälter<br />

Grafi k 1<br />

info<br />

Ein Raum, viele Nutzer<br />

Die Möblierung <strong>und</strong> Orientierung auf öffentlichen<br />

Flächen wie Plätze, Parkanlagen <strong>und</strong><br />

Straßenräume gewinnt mit dem Thema Stadtmarketing,<br />

der Verdichtung <strong>und</strong> „Bewirtschaftung“<br />

von öffentlichen Stadträumen stark an<br />

Bedeutung. Unterschiedliche Anspruchsgruppen<br />

wie Stadt- <strong>und</strong> Verkehrsplaner, Stadtmarketing<br />

Organisationen, Wirtschafts- <strong>und</strong><br />

Bürgerinitiativen, sowie Architekten <strong>und</strong> Landschaftsarchitekten<br />

sind an der Entwicklung von<br />

öffentlichen Plätzen <strong>und</strong> Stadträumen direkt<br />

<strong>und</strong> indirekt beteiligt <strong>und</strong> versuchen Einfl üsse<br />

geltend zu machen. Dabei zeigt sich, dass alle<br />

Interessensgruppen unterschiedliche Einfl üsse<br />

(Grafi k 01+2) direkt <strong>und</strong> indirekt auf die Einrichtung<br />

<strong>und</strong> Nutzung von öffentlichem Raum<br />

nehmen. Wirtschaftliche Interessen stehen dabei<br />

immer häufi ger im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Die Stadt ein Produkt?<br />

Vor allem das Instrument des Stadtmarketings<br />

setzt sich zunehmend mit seiner Interessenspolitik<br />

nach einer „sauberen <strong>und</strong> sicheren“ Stadt<br />

durch. Dabei wirkt der Standortwettbewerb der<br />

Städte wie ein Beschleuniger dieser Entwicklung.<br />

Privatisierung <strong>und</strong> Kommerzialisierung<br />

der zentralen Orte sowie Ausgrenzung sozialer


Randgruppen sind Folgen <strong>und</strong><br />

Voraussetzungen für eine garantierte<br />

Wertschöpfung im<br />

Interesse der Wirtschaft. So<br />

zeigt sich in der Qualität der<br />

Möblierung von öffentlichen<br />

Stadträumen, welche Interessen<br />

sich letztlich durchgesetzt<br />

haben. Mit der Etablierung von<br />

Stadtmarketing als Teil der Stadtentwicklungsplanung<br />

wird ein neuer<br />

Leitbilder<br />

entwickeln<br />

Inszenierung<br />

Architektur<br />

Kunst im Raum<br />

Blickwinkel auf die Stadt geworfen. Dabei<br />

geriert die Stadt oft zur Person - zum Produkt,<br />

welches über Marketinginstrumente „verkaufsfre<strong>und</strong>lich“<br />

entwickelt werden soll.<br />

Das wird auch in der Wortwahl von Fachtermina<br />

deutlich. In Anlehnung an das klassische<br />

Marketing werden viele Begriffe 1:1 übertragen.<br />

Das erweckt den Eindruck, als ob sich<br />

komplexe Entwicklungsvorgänge in einer Stadt<br />

mit einfachen Mitteln gestalten ließe. Dazu ein<br />

paar interessante Wortsubstitutionen:<br />

Identität > Image<br />

Stadtentwicklung > urban branding<br />

Stadtteil > zielgruppengerechtes Wohnumfeld<br />

Kultur > Event<br />

Soziale Stadterneuerung > Image-Kampagne<br />

Möblierung als Mittel der<br />

Wiedererkennung?<br />

Die oben angerissene Entwicklung spiegelt<br />

sich auch wider in dem Versuch, über Gestaltungsrichtlinien<br />

<strong>und</strong> Kollektionsvorgaben bei<br />

der Wahl der Ausstattung, die Möblierung in<br />

Städten zu vereinheitlichen. Als gestalterisches<br />

Mittel – als Corporate Design des Stadtraumes<br />

– übernimmt die Möblierung damit eine andere,<br />

stark ästhetische Aufgabe der Wiedererkennung.<br />

Der Artikel geht der Frage nach, welche<br />

Rolle Freiraumplaner <strong>und</strong> Landschaftsarchitekten<br />

in diesem Prozess einnehmen könnten <strong>und</strong><br />

welche Instrumente sich in die tägliche Planungsarbeit<br />

integrieren lassen.<br />

„Stadt“ zeigen<br />

<strong>und</strong> vermarkten<br />

Identitätsbildung<br />

Repräsentation<br />

Präsentation<br />

Haltestellen<br />

Erinnern<br />

temporäre Nutzungen<br />

Denkmal<br />

Straßenraum<br />

Verkehrsführung<br />

ÖV/MIV/LV<br />

Beschilderung<br />

sozialer<br />

Treffpunkt<br />

Parkraum<br />

Kreieren statt langsamer Entwicklung von Gesellschaft<br />

Homogenisierung versus Vielfalt, eine Stadt eine Marke?<br />

Schöne neue Welt? Sozial hygienisch? Planbar?<br />

Öffentlicher Raum als Unterhaltungsort mit Programmwechsel?<br />

Gut verkauft ist die halbe soziale Miete!<br />

beleben<br />

bewirtschaften<br />

Einfl ussfaktoren<br />

auf die Möblierung<br />

von Stadträumen<br />

Orientierung<br />

Regulierung<br />

Information<br />

Leiten/Führen<br />

Leitsysteme<br />

Marktplatz <strong>und</strong> Bühne<br />

Events, Kultur,<br />

Kunst im Raum<br />

Tourismus<strong>und</strong><br />

Kulturinfo<br />

Dazu werden die wichtigsten Einfl ussfaktoren,<br />

Akteure <strong>und</strong> Teilnehmer analysiert, die an der<br />

Möblierung von öffentlichen Plätze <strong>und</strong> Stadträumen<br />

heute mitwirken. Betrachtet wird vor<br />

allem die urbane räumliche Realität jenseits von<br />

städtebaulich ambitionierten Wettbewerbsprojekten,<br />

gelungenen Park- <strong>und</strong> Siedlungsgestaltung<br />

interessiert. Aus dem Blickwinkel<br />

der Landschaftsarchitektur soll aufgezeigt<br />

werden, inwieweit Materialität, Funktion <strong>und</strong><br />

Raumbildung von Public Elements für unseren<br />

Entwurfsprozess relevant sind. Um das Thema<br />

beispielhaft einzugrenzen, sollen anhand von<br />

gewöhnlichen öffentlichen Plätzen <strong>und</strong> Straßenräumen<br />

der Stadt Köln wichtige Gr<strong>und</strong>sätze<br />

Entwickeln<br />

Verändern<br />

Stadtmarketing<br />

Stadtentwicklung<br />

Freiraumgestaltung<br />

Plätze <strong>und</strong> Parkanlagen<br />

Einkaufsfre<strong>und</strong>liche Stadt<br />

Standortmarketing<br />

Sicherheit/Sauberkeit<br />

Verkehrsplanung<br />

Freiraumplanung<br />

Bauvorhaben<br />

Wohnunsbau,<br />

Siedlung etc<br />

Grafi k 2 – Verschiedene Einfl ussfaktoren<br />

initiieren die Möblierung <strong>und</strong><br />

Ausstattung von öffentlichen Räumen.<br />

Quelle: Zusammengestellt aus: Aufwertung<br />

als Programm? Ansätze <strong>und</strong> Folgen<br />

integrierter Stadtteilentwicklung, Gottlieb<br />

Duttweiler Institut GDI, Rüschlikon Zürich,<br />

April 2002<br />

Report | 33


Grafi k 03 – Litfaßsäule<br />

Am 1. Juli 1854 erfand Ernst Litfaß die erste Annonciersäule. Die Säule<br />

wurde erstmals in Berlin aufgestellt, nachdem Herr Litfaß Reisen nach<br />

Paris <strong>und</strong> London gemacht hatte. Es war die Geburtsst<strong>und</strong>e der Außenwerbung<br />

in Deutschland. Ein typisches Beispiel für die schrittweise<br />

Eroberung des öffentlichen Raumes durch die Wirtschaft.<br />

Links<br />

www.planwirtschaft.ch<br />

www.wirtschaftsplan.ch<br />

34 | Report<br />

<strong>und</strong> Merkmale aufgezeigt werden, die bei der<br />

Möblierung eine wesentliche Rolle spielen. Anhand<br />

typischer Fehler werden Lösungsansätze<br />

gezeigt <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen für freiraumgestalterische<br />

Entwurfsaufgaben formuliert.<br />

Historischer Hintergr<strong>und</strong><br />

Eine kurze Geschichte der Möblierung<br />

Das rasche Wachstum der Städte im einsetzenden<br />

Industriezeitalter des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts,<br />

die Schaffung von Stadtparks, Boulevards <strong>und</strong><br />

Plätzen sowie die Möglichkeiten der Massenproduktion<br />

legten den Gr<strong>und</strong>stein für die Möblierung<br />

von öffentlichen Räumen. Der Stadtbewohner<br />

war bis zur Automobilisierung in erster<br />

Linie Fußgänger <strong>und</strong> erlebte als solcher den<br />

öffentlichen Stadtraum.<br />

Der öffentliche Raum gewann im Zuge dieser<br />

Entwicklung eine neue Bedeutung: Die Weiterentwicklung<br />

zu Aufenthaltsräumen <strong>und</strong><br />

Flaniermeilen der städtischen, bürgerlichen<br />

Öffentlichkeit lösten die mit den Zeichen des<br />

Adels <strong>und</strong> der Aristokratie versehenen Räume<br />

ab. Die Geburtsst<strong>und</strong>e der Stadtmöblierung.<br />

Der Begriff Stadtmöblierung – so wie wir ihn<br />

auch heute noch verwenden – bezeichnet das<br />

gesamte Interieur des städtischen Freiraumes:<br />

> Sitzgelegenheiten <strong>und</strong> Bänke<br />

> Beleuchtungskörper <strong>und</strong> Straßenraumbeleuchtung<br />

> Geländer <strong>und</strong> Zäune, Abgrenzungen<br />

> Brunnen <strong>und</strong> Hydranten, Feuermelder,<br />

> Werbeträger , Tafeln <strong>und</strong> Litfaßsäulen<br />

> Leitsysteme, Verkehrsbeschilderung<br />

> Haltestellen <strong>und</strong> Wartehäuschen<br />

> Absperranlagen, Poller <strong>und</strong><br />

Schachtabdeckungen<br />

> Abstellanlagen für Fahrräder, Parkraum<br />

Vor allem die neu entstandene Gusstechnik<br />

Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts bot auf einfache<br />

Weise die Möglichkeit, die Elemente der Stadtmöblierung<br />

in großer Stückzahl <strong>und</strong> in einer<br />

fast unübersehbaren Formenvielfalt anzubieten.<br />

Schritt für Schritt wurden die öffentlichen<br />

Räume möbliert <strong>und</strong> den neuen Bedingungen<br />

(Aufenthaltsqualitäten) <strong>und</strong> Funktionen ( z.B.<br />

Verkehrsraum ÖV) angepasst.<br />

Einen besonderen Platz im städtischen Interieur<br />

nimmt die Gruppe der zellenartigen Kleinkörper<br />

wie Wartehäuschen, Verkaufskioske, öffentliche<br />

Bedürfnisanstalten, Wetterhäuschen <strong>und</strong><br />

Vitrinen ein, die ebenfalls zum Teil in Serie erzeugt<br />

wurden. Neben der funktionalen Bestimmung<br />

der einzelnen Objekte bildeten sie durch<br />

ihre vielfältige Formgebung einen wichtigen<br />

Bestandteil des inneren Stadtbildes.<br />

Die verschiedenen Formen der Kleinarchitektur<br />

auf Straßen, Plätzen <strong>und</strong> in Parkanlagen waren<br />

zudem meist die ersten vollständig aus Gußeisen<br />

hergestellten Bauwerke. Dazu gehört auch<br />

die berühmte Litfaßsäule von 1854 (Grafi k 03).<br />

Stadtmöblierung heute<br />

Öffentliche, halböffentliche <strong>und</strong> private Räume,<br />

Verkehrströme, Menschenströme - die Stadt<br />

hat sich zu einem komplexen Raum- <strong>und</strong> Lebenssystem<br />

entwickelt. Die Möblierung stellt<br />

eine Art Bindeglied (siehe Grafi k 04) zwischen<br />

den unterschiedlichen Systemen dar <strong>und</strong> sollte<br />

drei wesentliche Aufgaben erfüllen:<br />

Orientierung<br />

Die Möblierung macht einen städtischen Raum<br />

lesbar, defi niert Handlungsräume für die unterschiedlichen<br />

Nutzer (Verkehr, Fußgänger,<br />

Gewerbe etc.) <strong>und</strong> schafft Abgrenzungen wenn<br />

Überschneidungen zu Interessenskonfl ikten<br />

führen. Die Möblierung formuliert Bewegungsrichtungen<br />

<strong>und</strong> informiert direkt über Leitsysteme<br />

oder indirekt über die Gestalt der Form<br />

von Elementen der Stadtmöblierung.


Funktion<br />

Das Maß aller Dinge ist der Mensch als „Bewohner<br />

<strong>und</strong> Besucher“ öffentlicher Stadträume.<br />

Eine Bank ist immer noch eine Bank <strong>und</strong><br />

sollte in erster Linie bequem sein. Da Menschen<br />

die Dinge lieben, die sie auch gerne benutzen,<br />

sollte sich das Design von Stadtmöbeln eher<br />

zeitlos <strong>und</strong> zurückhaltend präsentieren <strong>und</strong><br />

weniger zeitgeistig <strong>und</strong> geschmäcklerisch. Dass<br />

öffentliche Räume zunehmend wie Designershowrooms<br />

daherkommen, soll an dieser Stelle<br />

nicht weiter betrachtet werden.<br />

Sicherheit<br />

Sicherheit ist ein Aspekt, der in Städten immer<br />

mehr an Bedeutung gewinnt. Neben der<br />

städtischen Sicherheitsfunktion betrifft dies<br />

vor allem das Gefühl, sich in sozial sicheren<br />

öffentlichen Räumen aufzuhalten. Gut platzierte<br />

Elemente (z.B. Bänke, Haltestellen etc.)<br />

dem Ort angemessene Beleuchtung, direkte<br />

<strong>und</strong> indirekte Orientierung sowie der Zustand<br />

der städtebaulichen Umgebung <strong>und</strong> der Stadtmöbel<br />

haben einen erheblichen Einfl uss auf das<br />

Wohlbefi nden in öffentlichen Räumen. Dies<br />

greift besonders an Orten, die nur temporär belebt<br />

sind. Wie sensibel das Thema Sicherheit<br />

im öffentlichen Raum ist, zeigt vor allem der<br />

zunehmende Vandalismus. Dort wo „öffentliches<br />

Leben“ <strong>und</strong> damit soziale Kontrollmechanismen<br />

den Stadtraum verlassen, wird der Ort<br />

zum Freiwild sozialer Aggressionen <strong>und</strong> Vandalismusakte.<br />

Dass Städte heute in erster Linie auf Vandalismus<br />

mit Verschönerungsaktionen <strong>und</strong> vandalismusresistenten<br />

Möblierungen reagieren, zeigt<br />

jedoch, wie sehr die Möblierung als sozialer<br />

Katalysator überbewertet wird.<br />

Möbel von der Stange?<br />

Vom Stadtentwickler zum Stadtverwalter<br />

Aufgr<strong>und</strong> der komplexen Anforderungen, die<br />

Stadträume an die Möblierung stellen, gibt es<br />

heute eine Fülle von Anbietern <strong>und</strong> Spezialisten<br />

auf dem Markt. Zu den großen Komplettanbietern<br />

zählen Hersteller wie die Burri AG, Mabeg,<br />

Velopa, Wall AG oder das französische Unternehmen<br />

JCDecaux. Von Einzelelementen bis hin<br />

zu ganzen Stadtmobiliarkollektionen (Grafi k 05)<br />

wird Städten <strong>und</strong> Kommunen heute alles angeboten.<br />

Stadtmöblierung funktioniert heute aber<br />

auch wie „modisches Shoppen“, was gefällt,<br />

wird aus dem Katalog gekauft. Es fällt auf, dass<br />

sich die Möblierung zunehmend als eigene Ebene<br />

vom räumlichen Kontext entfernt. Die Stadt<br />

Straßenraum mit<br />

eingeschränkter Nutzung:<br />

Fußgängerzone<br />

Anzeige über<br />

Belagswechsel<br />

Richtung,<br />

Raumgrenze<br />

Übergänge<br />

Leben auf öffentlichem Gr<strong>und</strong><br />

Möblierung ermöglicht Aufenthalt<br />

Halböffentlicher Raun<br />

Aussengastronomie<br />

Öffentlicher Straßenraum<br />

Verkehrsströme/Teilnehmer<br />

Grafi k 04 – Möblierung/Kennzeichnung <strong>und</strong> Raumtypen im urbanen Räumen<br />

Grafi k 05 – Beispiel für eine Systemmöblierung mit verschiedenen Werbefl ächen<br />

Produktlinie „Campo“ der Firma Wall AG; Design: Staubach & Kuckertz<br />

Report | 35


+ > Einheitliche Möblierung kann als gestalterische Klammer funktionieren<br />

> Funktion der Möblierung wird durch den Betreiber sicher gestellt<br />

> Regelmäßige Reinigung <strong>und</strong> Wartung<br />

> Schnelle Instandsetzung bei Vandalismusschäden<br />

> Senkung der Unterhaltskosten für die Stadt<br />

-><br />

Stadt verliert z.T. die Hoheit über öffentliche Teilräume = Gestaltungsverlust<br />

> Einschränkung im freiraumgestalterischen Entwurf<br />

> Es wird nur da möbliert, wo Werbeeinnahmen zu erwarten sind<br />

> Gefahr der „2 Klassen Möblierung“ in sozial schwachen Stadtteilen<br />

> Soziale Funktionen vs. wirtschaftliche Notwendigkeit<br />

> Massive „Visuelle Verschmutzung“ durch Zunahme der Werbefl ächen<br />

> Ausgrenzung von Interessengruppen wie Quartiervereine etc.<br />

Vor- <strong>und</strong> Nachteile von externen Stadtmöblierern<br />

Thomas Volprecht<br />

Thomas Volprecht lebt <strong>und</strong><br />

arbeitet in Zürich <strong>und</strong> ist<br />

Geschäftsführer des LandschaftsarchitekturbürosPlanwirtschaft<br />

<strong>und</strong> der Unternehmensberatung<br />

Wirtschaftsplan.<br />

Nach seiner Lehre als Gärtner<br />

hat er Produktdesign in Krefeld<br />

studiert <strong>und</strong> 2006 das Studium<br />

der Landschaftsarchitektur in<br />

der Schweiz absolviert.<br />

Seine Arbeitsschwerpunkte<br />

liegen in den Bereichen Freiraumplanung,<br />

Stadtmarketing,<br />

Moderation von Planungsprozessen<br />

<strong>und</strong> der Freiraumgestaltung.<br />

36 | Report<br />

wird „eingerichtet“. Dabei nehmen die Themen<br />

Kosten, Unterhalt <strong>und</strong> Wartungsfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

einen immer höheren Stellenwert ein.<br />

Da sich die Städte aber aufgr<strong>und</strong> von fi nanziellen<br />

Schwierigkeiten immer häufi ger vom<br />

Stadtentwickler zum Stadtverwalter entwickeln,<br />

greifen zunehmend privatwirtschaftliche<br />

Unternehmen in die Möblierung von öffentlichen<br />

Räumen ein. Besonders deutlich wird dies<br />

an der Vermarktung von städtischen Werbefl ächen.<br />

Diese ist heute zunehmend an Stadtmöbel<br />

wie Wartehallen, Haltestellen <strong>und</strong> Leitsysteme<br />

gekoppelt <strong>und</strong> hat sich zu einem riesigen<br />

Markt entwickelt. Das französische Unternehmen<br />

JCDecaux ist mit 1,7 Mrd. Euro Umsatz der<br />

weltweit grösste Hersteller <strong>und</strong> Vermarkter von<br />

Stadtmöblierungskonzepten.<br />

Ein weiterer Globalplayer der Stadtmöblierung<br />

ist das deutsche Unternehmen Wall AG. Die<br />

Idee, die beide Unternehmen mit grossem Erfolg<br />

vorantreiben, ist so einfach wie erschreckend.<br />

Die Unternehmen stellen den Städten die Möblierung<br />

(Haltestellen, Leitsysteme, WC-Häuser,<br />

Kioske, Bänke usw.) kostenlos zur Verfügung.<br />

Dafür darf dann das Unternehmen die Werbefl<br />

ächen exklusiv <strong>und</strong> kostenlos bewirtschaften.<br />

Nüchtern betrachtet ist dies ein sehr erfolgreiches<br />

<strong>und</strong> schlüssiges Konzept – kommt es doch<br />

vor allem den Städten entgegen, die sich aufgr<strong>und</strong><br />

der schlechten Haushaltslage als „Volks-<br />

vertreter“ zunehmend aus gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

städtebaulichen Aufgaben (z.B. Abnahme sozialer<br />

Wohnungsbau, Privatisierung städtischer<br />

Kultureinrichtungen etc.) zurückziehen. Ein<br />

besonderes Problem stellt jedoch die gestalterische<br />

Monotonie dar, die mit der Etablierung<br />

<strong>und</strong> dem überregionalen Vertrieb von solchen<br />

„Kollektionen“ in den Städten Einzug hält.<br />

Dies führt dazu, dass regionale städtebauliche<br />

Eigenheiten wie Materialien oder Produktgeschichten<br />

einzelner Möbelstücke verloren gehen.<br />

Die Lesbarkeit des Ortes, das Besondere<br />

einer kulturellen Identität - all dies verschwindet.<br />

Unter solchen Bedingungen würde eine<br />

schweizer Landibank ein schnelles Ende fi nden.<br />

Da jedoch jede Medaille zwei Seiten hat, sollen<br />

hier die wichtigsten Vor- <strong>und</strong> Nachteile gegenübergestellt<br />

werden.<br />

Generell ist zu sagen, dass dieses Konzept<br />

durchaus seine Berechtigung hat <strong>und</strong> auch in<br />

einer Win-Win Situation für die Städte enden<br />

kann. Dennoch bin ich der Meinung, dass für<br />

den Erhalt <strong>und</strong> die Weiterentwicklung von öffentlichen<br />

<strong>und</strong> urbanen Räumen der rein wirtschaftliche<br />

Blick – wie er zurzeit auch gerne<br />

von Stadtmarketinggesellschaften entwickelt<br />

wird – zu kurz greift. Hier ist die Stadt gefordert,<br />

eigene Vorstellungen über Funktionen,<br />

Nutzung, Lebensqualität <strong>und</strong> Einrichtung von<br />

öffentlichen Räumen zu entwickeln <strong>und</strong> Stellung<br />

zu beziehen.<br />

Thomas Volprecht<br />

In einer Serie von drei Teilen stellt Thomas<br />

Volprecht sein Dossier „Möblierung öffentlicher<br />

Räume“ vor. Lesen Sie in der kommenden <strong>Ausgabe</strong><br />

die Kapitel „Öffentlicher Raum – Schnittstelle<br />

verschiedener Interessen?“ <strong>und</strong> „Entwicklung<br />

des Stadtmarketings“


Report | 37<br />

espas GmbH • Graf-Haeseler-Straße 7-9 • D - 34134 Kassel • Tel.: +49 (0)5 61 5 74 63 90 • Fax: +49 (0)5 61 5 74 63 99 • www@espas.de


38 | Gesellschaft


Online-Bürgerbeteiligung:<br />

Im Netz gefragt<br />

Bürgerversammlungen <strong>und</strong> Anhörungen, Beiräte <strong>und</strong> Planungswerkstätten –<br />

Instrumente wie diese setzen Politik <strong>und</strong> Verwaltung häufi g ein, wenn Bürgerinnen<br />

<strong>und</strong> Bürger an Entscheidungsprozessen teilnehmen. Im Zeitalter von<br />

Internet <strong>und</strong> neuen Medien etablieren sich jedoch immer mehr auch digitale<br />

Beteiligungsmodelle, insbesondere wenn es um die Gestaltung <strong>und</strong> Nutzung<br />

des öffentlichen Raums geht.<br />

eParticipation heißt der Sammelbegriff für<br />

unterschiedliche Formen, Bürger über neue<br />

Medien, vor allem das Internet, an politischer<br />

Meinungsbildung zu beteiligen. Ihr Vorteil: Die<br />

Informationen sind schnell <strong>und</strong> direkt verfügbar,<br />

der Austausch ist interaktiv. Online-Votings<br />

oder Online-Dialoge entsprechen den aktuellen<br />

Kommunikationsgewohnheiten. Auch wenn immer<br />

noch circa 30 Prozent aller B<strong>und</strong>esbürger,<br />

vor allem ältere <strong>und</strong> sozial Schwächere, keinen<br />

direkten Online-Zugang haben: So viele Menschen<br />

wie nie zuvor nutzen hierzulande das<br />

Internet, betreiben Kommunikation via E-Mail<br />

oder über soziale Netzwerke wie Facebook <strong>und</strong><br />

Twitter.<br />

eParticipation ist nicht nur wie geschaffen für<br />

die sogenannten Digital Natives, die junge Generation<br />

von Nutzern, die mit dem World Wide<br />

Web aufgewachsen ist: Auch die Gruppe der<br />

35-45-Jährigen ist – je nach Thema – in Online-Dialogen<br />

stark vertreten. eParticipation-<br />

Tools kommen darüber hinaus einem gr<strong>und</strong>legenden<br />

Bedürfnis vieler Menschen von heute<br />

entgegen: sich vorübergehend, aber mit Nachdruck<br />

für ein bestimmtes Anliegen politisch zu<br />

engagieren. Nicht dauerhaft in Parteien oder<br />

Organisationen, sondern nur zeitweilig <strong>und</strong> zu<br />

einem bestimmten Thema oder Projekt. Eines,<br />

das sie persönlich <strong>und</strong> vor Ort betrifft. Eines,<br />

zu dem sie selbst etwas beitragen können. So<br />

wird Online-Partizipation zunehmend populärer.<br />

<strong>FreeLounge</strong> stellt einige positive Beispiele<br />

mit geringen Eintrittshürden <strong>und</strong> hohem Aktivierungsgrad<br />

der Nutzer vor:<br />

direktzustuttgart21<br />

„Ich gebe zu, dass bei diesem Projekt, das seit<br />

15 Jahren geplant wird, die begleitende Kommunikation<br />

nicht gestimmt hat“, räumte Stefan<br />

Mappus, baden-württembergischer Ministerpräsident<br />

Anfang Oktober im ZDF ein. Gemeint<br />

war Stuttgart21. Massenproteste <strong>und</strong> Polizeieinsätze<br />

gegen die Demonstranten hatten das<br />

Großprojekt zum Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs<br />

zu einem Symbol für die Entfremdung<br />

von Politik <strong>und</strong> Gesellschaft gemacht. Dabei hat<br />

das Projekt die parlamentarischen Instanzen<br />

durchlaufen. Und doch: Als die ersten Bagger<br />

rollten, fühlten sich viele Menschen buchstäblich<br />

überfahren, nicht oder schlecht informiert,<br />

zu wenig bis gar nicht einbezogen, schlichtweg<br />

nicht gefragt.<br />

Seit 21. September nun ist www.direktzustuttgart21.de<br />

online. Die Internet-Plattform ist<br />

– neben den öffentlichen Schlichtungsgesprächen<br />

<strong>und</strong> einem eigens eingerichteten Twitter-<br />

Feed – ein zentraler Baustein der „Dialogagenda<br />

Stuttgart21“, die von den Projektpartnern<br />

aufgesetzt wurde. Das Ziel: den Dialog mit den<br />

Bürger zu versachlichen <strong>und</strong> möglichst allen<br />

Interessierten, Gegner wie Befürwortern, die<br />

Möglichkeit zu geben, sich an der Diskussion<br />

des Großprojektes zu beteiligen.<br />

Bei „direktzustuttgart21“funktioniert das so:<br />

Nutzer können eigene Beiträge formulieren,<br />

Fragen direkt an verantwortliche Personen des<br />

Projektes stellen <strong>und</strong> über die Fragen, die auf<br />

der Plattform veröffentlicht werden, abstimmen:<br />

Die Fragen mit der höchsten Zustim-<br />

Gesellschaft | 39


Links<br />

» www.frankfurt-gestalten.de<br />

» www.direktzu.de/stuttgart21<br />

» www.dresdner-debatte.de<br />

40 | Gesellschaft<br />

mung werden regelmäßig an die Adressaten<br />

weitergeleitet <strong>und</strong> müssen von diesen kurzfristig<br />

beantwortet werden. Um Missbrauch<br />

zu verhindern, werden alle Beiträge vor der<br />

Veröffentlichung von einem Moderationsteam<br />

gegengelesen <strong>und</strong> frei geschaltet. „Ziel einer<br />

direktzu-Plattform ist es, dass die Anliegen,<br />

die den Bürgern am wichtigsten sind, identifi -<br />

ziert <strong>und</strong> beantwortet werden “, erklärt Georg<br />

Kolb von der direktzu Gmbh, wo die Plattform<br />

entwickelt wurde. „Deshalb bündeln wir die<br />

Beiträge. Fragen, die inhaltsgleich mit bereits<br />

veröffentlichten oder gerade beantworteten<br />

sind, werden nicht veröffentlicht.“ Bereits nach<br />

wenigen Wochen konnte Kolb mit den Betreibern<br />

von „direktzuStuttgart21“eine positive<br />

Zwischenbilanz ziehen: Bis Anfang November<br />

<strong>2010</strong> wurden bereits knapp 2.400 Anliegen bearbeitet,<br />

insgesamt knapp 10.000 Bewertungen<br />

abgegeben <strong>und</strong> die Seiten r<strong>und</strong> 380.000mal<br />

aufgerufen.<br />

Frankfurt Gestalten<br />

„Wie wäre es, wenn sich Bürger direkt über<br />

das Internet vernetzen <strong>und</strong> Ideen zur Stadtgestaltung<br />

austauschen?“ Eines Tages, als er gerade<br />

an einer Ortsbeiratsitzung teilnahm, war<br />

Christian Kreutz diese Frage durch den Kopf<br />

geschossen. Inspiriert von Projekten wie Theyworkforyou.com<br />

oder Fixmystreet aus Großbritannien<br />

machte sich der Politologe daran, der<br />

Frage eine Antwort folgen zu lassen: Am 1.<br />

März <strong>2010</strong> startete er gemeinsam mit anderen<br />

privaten Machern das Portal www.frankfurtgestalten.de.<br />

Das Online-Projekt soll den Bürgerinnen <strong>und</strong><br />

Bürgern das Engagement in der Lokalpolitik<br />

Frankfurts erleichtern. Den Schlüssel dazu sieht<br />

Christian Kreutz in offenen Daten, d.h. öffentlichen<br />

Informationen, die für den Bürger bereitgestellt<br />

werden. Offene Daten sind willkommen:<br />

Zwei Drittel aller B<strong>und</strong>esbürger sprechen<br />

sich für eine regelmäßige Veröffentlichung<br />

amtlicher <strong>und</strong> nicht personenbezogener Daten<br />

durch die Behörden aus. Dies ist das Ergebnis<br />

der forsa-Studie „Open Date – Open Government<br />

Monitor <strong>2010</strong>“ für SAS Deutschland. So<br />

können die Nutzer der Webseite „Frankfurt gestalten“<br />

aktuelle Vorlagen der Ortsbeiräte per<br />

E-Mail beziehen – im Abo <strong>und</strong> spezifi sch nur<br />

für einzelne Straßen oder Stadtteile. Jede Vorlage,<br />

ob zu einer geplanten Begrünung oder der<br />

Erweiterung eines Radfahrweges, kann online<br />

kommentiert <strong>und</strong> diskutiert werden.<br />

„Frankfurt gestalten“ setzt auf eine rege Diskussionskultur<br />

im Netz <strong>und</strong> die direkte Möglichkeit,<br />

sich zu vernetzen, Ideen auszutauschen<br />

<strong>und</strong> darüber abzustimmen– vor allem<br />

innerhalb <strong>und</strong> mit der Nachbarschaft. „Wer immer<br />

schon mal einen <strong>Spiel</strong>platz haben wollte,<br />

fi ndet vielleicht zwei Häuser weiter jemanden<br />

mit ähnlichen Ideen.“ 26 konkrete Initiativen<br />

von Nachbarn für Nachbarn sind auf diesem<br />

Wege schon gestartet worden – von „Rettet<br />

den Friedberger Platz“ über die „Neugestaltung<br />

des Campus Bockenheim“ bis hin zum „Kulturkiosk<br />

am Museumsufer“.<br />

Die Stadt Frankfurt unterstützt das Projekt<br />

unter anderem mit aktuellen Einwohnerzahlen<br />

<strong>und</strong> mit Informationen aus der Parlis-Datenbank.<br />

Von „Frankfurt gestalten“ werden die<br />

Daten neu aufbereitet, mit Schlagworten versehen,<br />

georeferenziert <strong>und</strong> anschaulich in einer<br />

Karte im Überblick gezeigt.<br />

Nach dem regen Zuspruch der Seite wurde<br />

„Frankfurt gestalten“ Mitte September <strong>2010</strong><br />

bereits wesentlich erweitert: Für alle 42 Stadtteile<br />

sind seither auf eigenen Stadtteilseiten<br />

gefi lterte Informationen zugänglich - Anträge<br />

der Ortsbeiräte ebenso wie Meldungen der<br />

Polizei oder zum öffentlichen Nahverkehr, alle<br />

mit Link zur Originalquelle. Was gerade wo diskutiert<br />

wird, zeigt auch eine große Übersichtskarte<br />

des gesamten Stadtgebietes. Ein weiteres


Beispiel, wie man Informationen einfach <strong>und</strong><br />

bürgernah zugänglich machen kann. So lobt<br />

das Wochenmagazin DIE ZEIT „Frankfurt gestalten“<br />

als „eines der interessanten Projekte<br />

hierzulande“ für Open Data.<br />

Dresdner Debatte<br />

Was die Stadtplanung betrifft, war Dresden<br />

lange Zeit ein steiniges Pfl aster: Über Jahre<br />

konnte man sich nicht dazu einigen, wie das<br />

historische Herz der Barockstadt baulich weiter<br />

entwickelt werden kann. Seit Juni <strong>2010</strong> soll die<br />

„Dresdner Debatte“ nun neue Bewegung in die<br />

festgefahrene Diskussion bringen – mit modernen<br />

Ansätzen der Bürgerbeteiligung, genauer<br />

gesagt einer Verbindung von Online-Diskussion<br />

mit Vor-Ort-Präsenz <strong>und</strong> Veranstaltungen. zebralog,<br />

ein auf Dialogverfahren spezialisiertes<br />

Unternehmen, <strong>und</strong> die Agentur sally below<br />

cultural affairs, Experten für Kommunikation,<br />

haben den kombinierten Ansatz in enger Abstimmung<br />

mit der Stadtverwaltung speziell für<br />

Dresden entwickelt. Auftaktthema war der viel<br />

diskutierte Neumarkt.<br />

Herzstück der ersten „Dresdner Debatte“ war<br />

eine Online-Plattform, auf der sich die Bürger<br />

vier Wochen lang vom 8. Juni bis 8. Juli <strong>2010</strong><br />

informieren, aber auch eigene Gestaltungsideen<br />

für den Neumarkt einstellen konnten. „Am<br />

Ende hatten wir 20.000 Besucher auf www.<br />

dresdner-debatte.de <strong>und</strong> insgesamt 550 aktive<br />

Teilnehmer, die Ideen oder Kommentare veröffentlicht<br />

haben“, berichtet Daniela Riedel, Projektleiterin<br />

von zebralog, <strong>und</strong> fügt hinzu: „Im<br />

Vergleich zu anderen Verfahren ist sowohl die<br />

Beteiligung als auch die Qualität der Beiträge<br />

als sehr hoch einzustufen.“<br />

Flankiert wurde das Online-Forum von einer<br />

Info-Box, die auf dem Neumark platziert war.<br />

„Kein Briefkasten“, wie Sally Below von sally<br />

below cultural affairs ergänzt, „sondern ein Ort,<br />

an dem interessierte Bürger mit Mitarbeitern<br />

des Stadtplanungsamtes über das Thema diskutiert<br />

haben.“ Auch in der Info-Box konnten die<br />

Bürger ihre Ideen online eingeben. Zudem war<br />

die Info-Box Schauplatz einer Expertenr<strong>und</strong>e,<br />

die zur Mitte des Dialogs über das Instrument<br />

selbst <strong>und</strong> die bisherigen Ergebnisse diskutierte.<br />

Am Ende der Neumarkt-Debatte war deutlich:<br />

Die Dresdner wünschen, dass der Platz in Zukunft<br />

eine erste Adresse für besondere institutionelle<br />

Einrichtungen oder hochwertige<br />

temporäre Nutzungen wird. Hier sollen Veranstaltungen<br />

stattfi nden, die den Neumarkt<br />

– passend zum repräsentativen Charakter der<br />

Stadt - als vitale Mitte Dresdens erlebbar machen.<br />

Einsichten wie diese sind in die stadtinterne<br />

Abstimmung für das „Nutzungskonzept<br />

Innenstadt“ eingefl ossen – ein Gr<strong>und</strong>, warum es<br />

zu dem Instrument viele positive Rückmeldungen<br />

von Seiten der Bürger gegeben hat. „Sogar<br />

von gestandenen Neumarkt-Aktivisten“, freut<br />

sich Daniela Riedel. So soll die Diskussion um<br />

den Neumarkt auch nur der Auftakt für weitere<br />

Dresdner Debatten gewesen sein, die Stadt<br />

möchte den Dialog mit den Bürgern zu anderen<br />

Themen fortsetzen: Zwei weitere Diskussionsr<strong>und</strong>en<br />

sind bereits geplant.<br />

Jörg Kohnen-May<br />

Gesellschaft | 41


Georg Kolb<br />

Business Director bei direktzu<br />

GmbH, Berlin, ist Experte für<br />

Online-Kommunikation <strong>und</strong><br />

soziale Medien. <strong>FreeLounge</strong><br />

befragte ihn zu den Erfolgsfaktoren<br />

von Bürger-Online-<br />

Befragungen – <strong>und</strong> wo diese<br />

sinnvoll eingesetzt werden.<br />

42 | Gesellschaft<br />

„Mehr als nur die Wahl zwischen A <strong>und</strong> B“<br />

<strong>FreeLounge</strong>: Worin liegt das besondere Potenzial<br />

von Online-Votings- <strong>und</strong> -Dialogen?<br />

Georg Kolb: Generell gilt: Wenn die Nutzer<br />

einfach nur entscheiden können A oder B, ja<br />

oder nein, wird das Potenzial von eParticipation<br />

bei weitem nicht genutzt. Viel produktiver ist<br />

es, die Bürger an der Gestaltung eines Projektes<br />

zu beteiligen, z.B. indem sie die Möglichkeit erhalten,<br />

eigene Ideen einzubringen. Oder wenn<br />

sie gewichten können: „Was interessiert mich<br />

am meisten, was weniger?“ Aus solchen Rankings<br />

kann die Politik relevante Strömungen<br />

ablesen <strong>und</strong> beobachten wie diese sich über<br />

einen bestimmten Zeitraum entwickeln, um am<br />

Ende einen Kompromiss zwischen konträren<br />

Positionen zu gestalten.<br />

<strong>FreeLounge</strong>: Wann machen besonders viele,<br />

wann eher nur wenige Bürger bei einer Online-<br />

Befragung mit?<br />

Georg Kolb: Das hängt davon ab, ob die Balance<br />

zwischen inhaltlicher Tiefe <strong>und</strong> einfachen<br />

Beteiligungsmöglichkeiten stimmt. Je komplexer<br />

die bereit gestellten Inhalte sind, desto<br />

geringer ist der Aktivierungsgrad der Bürger.<br />

Für Online-Beteiligungsplattformen muss man<br />

beachten, was der dänische Web-Experte Jakob<br />

Nielsen „Participation in equality“ genannt hat.<br />

Demnach kommt in der Regel die überwiegende<br />

Zahl der Beiträge von 1 % der Beteiligten, 9 %<br />

tragen gelegentlich etwas bei, 90 % schauen<br />

nur zu. Damit ein Online-Dialog aussagekräftig<br />

ist, müssen diese 90 % der Nutzer aktiviert<br />

werden – indem man zusätzlich zu den angebotenen<br />

Inhalten eine einfache Möglichkeit der<br />

Beteiligung schafft.<br />

<strong>FreeLounge</strong>: Was ist der Vorteil von eParticipation<br />

gegenüber „realen“ Beteiligungsmodellen?<br />

Georg Kolb: Beteiligung über das Internet ist –<br />

wie Online-Kommunikation generell – schnell<br />

<strong>und</strong> direkt. Zudem können Themen online umfassend<br />

<strong>und</strong> anschaulich visualisiert werden,<br />

zum Beispiel Bauvorhaben in 3D-Modellen. Ein<br />

weiterer Vorteil: Die Nutzer geben nicht nur<br />

eine Stimme ab, sondern können sich vernetzen,<br />

mit anderen Interessenten in Dialog treten<br />

<strong>und</strong> aus diesem Austausch heraus Positionen<br />

entwickeln oder schärfen.<br />

Das Interview führte Jörg Kohnen-May


„Child in the City <strong>2010</strong>“<br />

Die 5. Internationale Konferenz <strong>und</strong> Fachmesse,<br />

vom 27-29. Oktober <strong>2010</strong> in Florenz, zum<br />

Thema der kindgerechten Stadt wurde vom<br />

Europäischen Netzwerk „Childfriendly Cities“<br />

organisiert. Nach erfolgreichen Vorläufern in<br />

Brügge, London, Stuttgart <strong>und</strong> Rotterdam fand<br />

die Tagung zum ersten Mal in Südeuropa statt,<br />

in der Stadt, in der auch das „Innocenti Research<br />

Centre“ von UNICEF beheimatet ist. Es<br />

trafen sich r<strong>und</strong> 300 Vertreter aus den Ressorts<br />

Verwaltungen, Institutionen, Universitäten,<br />

Verbänden <strong>und</strong> Organisationen der Zivilgesellschaft.<br />

Die Konferenz war in vier Hauptthemen<br />

gegliedert: Das Recht zu <strong>Spiel</strong>en, das Recht auf<br />

Teilnahme, Kinderarmut <strong>und</strong> schließlich die Bewertung<br />

<strong>und</strong> das Monitoring für kinderfre<strong>und</strong>liche<br />

Städte.<br />

Ein interessanter Blick über die Grenzen<br />

Für das Deutsche Kinderhilfswerk, welches<br />

derzeit gemeinsam mit UNICEF an einem Konzept<br />

zur Auditierung <strong>und</strong> Zertifi zierung kinderfre<strong>und</strong>licher<br />

Kommunen in Deutschland arbeitet,<br />

waren die Erfolge <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

aus anderen Ländern von besonderem Interesse.<br />

Familien- respektive Kinderfre<strong>und</strong>lichkeit wird<br />

von der Öffentlichkeit in Deutschland, seit geraumer<br />

Zeit hoch gehandelt. Gr<strong>und</strong> dafür sind<br />

sinkende Geburtenzahlen, Wanderungsbewegungen<br />

<strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>ene soziale Wandel.<br />

Dies trifft nicht nur die neuen B<strong>und</strong>esländer,<br />

die besonders unter diesen Veränderungen<br />

leiden. Besonders Kommunen erkennen in der<br />

Kinder- <strong>und</strong> Familienfre<strong>und</strong>lichkeit mittlerweile<br />

weiche Standortfaktoren, die sie zumindest zu<br />

einer Vielzahl von politischen Willensbek<strong>und</strong>ungen<br />

veranlassen.<br />

Aus den Berichten einer Vielzahl europäischer<br />

Staaten (der Schweiz, Spanien, Italien, Frankreich,<br />

Österreich, Luxemburg, Russland oder<br />

Kroatien), wurde deutlich, dass Partizipation<br />

<strong>und</strong> Monitoring, über externe Evaluation oder<br />

Selbstüberprüfung, konstitutiver Bestandteil<br />

von kinder- <strong>und</strong> jugendfre<strong>und</strong>licher Stadtentwicklung<br />

sind. Demgegenüber gibt es in<br />

Deutschland eine Aufmerksamkeit für Studien<br />

(vgl. PROGNOS-Studie oder die Empirica-<br />

Delasasse-Studie), welche sich ausschließlich<br />

statistischer Kennzahlen bedienen. Was Kinder-<br />

bzw. Familienfre<strong>und</strong>lichkeit ist, defi nieren<br />

Erwachsene dabei anhand relativ grober Kategorien,<br />

das subjektive Erleben wird in der Regel<br />

nicht erfasst. Orientiert man sich an einem<br />

Qualitätsbegriff, der Qualität als das Verhältnis<br />

zwischen subjektiven Erwartungen <strong>und</strong> der Erfüllung<br />

einer Dienstleistung defi niert, greift eine<br />

reine Auswertung statistischer Kennzahlen zu<br />

kurz. Die Robert Bosch Stiftung hat gemeinsam<br />

mit Stuttgarts Oberbürgermeister das Netzwerk<br />

„Cities for Children“ gegründet, um sich mit<br />

anderen europäischen Kommunen zum Thema<br />

Kinderfre<strong>und</strong>lichkeit auszutauschen. „Cities for<br />

Children“ will anhand guter Beispiele aus europäischen<br />

Kommunen die besten Projekte <strong>und</strong><br />

Strategien fi nden, wie Kindern <strong>und</strong> Familien das<br />

Leben in Städten erleichtert werden kann. Die<br />

Eindrücke <strong>und</strong> Konsequenzen<br />

der internationalen Konferenz<br />

zur kinderfre<strong>und</strong>lichen<br />

Stadtentwicklung.<br />

Die nächste Konferenz wird<br />

2012 in Zagreb stattfi nden.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.childfriendlycities.eu<br />

oder bei Holger Hofmann,<br />

Deutsches Kinderhilfswerk,<br />

hofmann@dkhw.de<br />

Gesellschaft | 43


44 | Gesellschaft<br />

Mitgliedschaft im Netzwerk sieht jedoch kein<br />

Monitoring-Verfahren oder eine direkte Beteiligung<br />

von Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen vor.<br />

Viele Bausteine müssen beachtet<br />

werden<br />

Auf der Konferenz war auch unbestritten, dass<br />

ein kinderrechtlicher Ansatz zu bevorzugen ist,<br />

der eine ganzheitliche Strategie nach Bausteinen<br />

verfolgt, wie sie vom UNICEF Innocenti<br />

Research Centre entwickelt wurde: Beteiligung<br />

von Kindern, kinderfre<strong>und</strong>liche Rahmengesetzgebung,<br />

eine stadtübergreifende Kinderrechtsstrategie,<br />

Interessenvertretung für Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche, Vorrang für das Kindeswohl,<br />

ein ausgewiesenes Budget für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche,<br />

einen regelmäßigen Zustandsbericht<br />

der kinderfre<strong>und</strong>lichen Stadt, Information<br />

über Kinderechte sowie die Unterstützung von<br />

nicht-staatlichen Institutionen für Kinder.<br />

Unterschiede im nationalen Vorgehen waren<br />

hinsichtlich der Vorgehensweise bzw. der<br />

Instrumente festzustellen. Während man in<br />

Frankreich auf ein breites Netzwerk Wert legt,<br />

das sich insbesondere auf eine klare Willensbek<strong>und</strong>ung<br />

der politischen Spitze bezieht, erfolgt<br />

in der Schweiz zunächst eine intensive<br />

Standortbestimmung der betreffenden Stadt<br />

oder Gemeinde anhand eines Fragebogens. Ein<br />

Verfahren in der österreichischen Steiermark<br />

setzt stark auf die Einbindung bürgerschaftlichen<br />

Engagements.<br />

Alle profi tieren<br />

Durch Beiträge von kommunalen Vertreterinnen<br />

<strong>und</strong> Vertretern auf der Konferenz, darunter<br />

Verwaltungsfachleute <strong>und</strong> Bürgermeister,<br />

wurde beeindruckend unterstrichen, dass von<br />

der kinderfre<strong>und</strong>lichen Entwicklung alle in der<br />

Stadt profi tieren. Durch die Umsetzung der<br />

Leitthemen entsteht ein attraktives Umfeld zur<br />

Schaffung neuer Arbeitsplätze <strong>und</strong> Gestaltung<br />

individueller Lebensräume. Die kinderfre<strong>und</strong>liche<br />

Stadt ist Voraussetzung einer nachhaltigen<br />

Demokratieentwicklung: Durch frühzeitige Teilhabemöglichkeiten<br />

erfahren junge Menschen<br />

das Gemeinwesen als gestaltbar <strong>und</strong> werden zu<br />

eigenem Engagement motiviert. Kinderfre<strong>und</strong>liche<br />

Städte schaffen eine national einheitliche,<br />

vernetzte Kinder- <strong>und</strong> Familienpolitik.<br />

Holger Hofmann<br />

stellvertretender B<strong>und</strong>esgeschäftsführer<br />

Deutsches Kinderhilfswerk e.V.


Smart Green Teil 1<br />

Sportentwicklung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung –<br />

Eine sportwissenschaftliche Perspektive<br />

Defi niert man Ges<strong>und</strong>heitsförderung nach der<br />

Ottawa Charta, ergänzt durch die Jakarta Erklärung<br />

der WHO (WHO 1986, 1998), als „Prozess,<br />

der Menschen befähigt, die Kontrolle über die<br />

(Determinanten für die) Ges<strong>und</strong>heit zu erhöhen<br />

<strong>und</strong> (dadurch) ihre Ges<strong>und</strong>heit zu verbessern“,<br />

so wird „Empowerment“ damit zum Dreh- <strong>und</strong><br />

Angelpunkt aller Bereiche ges<strong>und</strong>heitsförderlichen<br />

Handelns. Zugleich wird hier die Mehrdimensionalität<br />

des Begriffs Empowerment<br />

deutlich, die seine Übersetzung ins Deutsche so<br />

schwierig macht: Zum einen geht es hier um<br />

„Befähigung“ im Sinne der Entwicklung individueller<br />

Kompetenzen <strong>und</strong> sozialen Handelns<br />

(ges<strong>und</strong>heitsförderliche Gemeinschaftsaktionen),<br />

aber es geht zum anderen auch um „Bemächtigung“,<br />

das heißt um die Kontrolle der<br />

Menschen über ihre Lebenswelten <strong>und</strong> über die<br />

Politik, die die Ges<strong>und</strong>heitsförderlichkeit ihres<br />

Lebens <strong>und</strong> ihrer Lebenswelten maßgeblich beeinfl<br />

usst (Rütten et al. 2008).<br />

Unter der Überschrift „Smart Green - Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

durch Landschaftsarchitektur“ hat der BDLA Hessen<br />

in Kooperation mit dem BDLA Baden-Württemberg <strong>und</strong><br />

der Landesinitiative Baukultur Hessen vor einigen Monaten<br />

eine interessante Tagung veranstaltet. Weil wir darin ein<br />

Zukunftsthema sehen, haben wir einige der Referenten für<br />

die <strong>FreeLounge</strong> um einen Gastbeitrag zu diesem Schwerpunkt<br />

gebeten. Verfolgen Sie auch in den kommenden<br />

<strong>Ausgabe</strong>n die Serie „Smart Green“. Wir danken dem BDLA<br />

Hessen für die Zusammenarbeit.<br />

Gesellschaft | 45


Prof. Dr. Alfred Rütten<br />

Prof. Dr. Alfred Rütten ist seit<br />

2001 Direktor des Instituts für<br />

Sportwissenschaft <strong>und</strong> Sport<br />

der Friedrich-Alexander-Universität<br />

Erlangen-Nürnberg.<br />

Der Ansatz der Integrierten<br />

Sportentwicklungsplanung<br />

(ISEP) wurde von ihm entwickelt<br />

<strong>und</strong> erstmals eingesetzt.<br />

Professor Rütten ist gegenwärtig<br />

Sprecher der Kommission<br />

“Sport <strong>und</strong> Raum” der<br />

Deutschen Vereinigung für<br />

Sportwissenschaft (dvs) <strong>und</strong><br />

Vorsitzender des dvs-Ad-hoc<br />

Ausschlusses für ein Memorandum<br />

zur kommunalen<br />

Sportentwicklungsplanung.<br />

Jana Ziemainz<br />

Jana Ziemainz ist als Dozentin<br />

<strong>und</strong> Referentin im Bereich<br />

Sport <strong>und</strong> Bewegung an der<br />

Universität Erlangen-Nürnberg<br />

sowie an Schulen <strong>und</strong> bei freien<br />

Bildungsträgern tätig. Sie<br />

schließt gerade ihre Doktorarbeit<br />

zum Thema Sportentwicklungsplanung<br />

(SEP) ab. Seit<br />

15 Jahren ist sie mit Prof.<br />

Rütten in allen Bereichen der<br />

SEP tätig <strong>und</strong> betreut Sportentwicklungsplanungen<br />

am<br />

Institut für Sportwissenschaft<br />

<strong>und</strong> Sport der Universität<br />

Erlangen-Nürnberg.<br />

46 | Gesellschaft<br />

Die Kommune wird zum Sportraum<br />

Der Sport spielt in der Ges<strong>und</strong>heitsförderung in<br />

den letzten Jahren eine zunehmend wichtigere<br />

Rolle. Diese Rolle begründet sich zum einen im<br />

wissenschaftlichen Nachweis der besonderen<br />

Bedeutung des Sports für die Ges<strong>und</strong>heit (WHO<br />

2006) <strong>und</strong> zum anderen in der Öffnung des<br />

Sportbegriffes für die ges<strong>und</strong>heitsförderliche<br />

Bewegung. Dabei hat der gesellschaftliche Differenzierungs-<br />

<strong>und</strong> Individualisierungsprozess<br />

im Bereich des Sports zu einer Pluralisierung<br />

<strong>und</strong> Dynamisierung der Formen der Sport- <strong>und</strong><br />

Bewegungskultur <strong>und</strong> zu einem nachhaltig<br />

veränderten, komplexeren Sportpanorama geführt.<br />

Zu beobachten ist eine Erweiterung des<br />

Sportartenspektrums, verb<strong>und</strong>en mit einer<br />

Ausweitung des individuellen Sporttreibens<br />

in den Themenfeldern Ausdauer, Fitness <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit. Es gibt eine Vielfalt von Sinnorientierungen,<br />

die vom Leistungs- <strong>und</strong> Hochleistungssport<br />

über den Wettkampfsport im Verein<br />

bis zu Modellen des <strong>Freizeit</strong>-, Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong><br />

Fitnesssports reicht. Unterschiedlichste Alters-<br />

<strong>und</strong> Zielgruppen, die spezifi sche Angebote,<br />

Organisationsformen <strong>und</strong> Bewegungsräume<br />

benötigen, sind sportlich aktiv. Neben der Möglichkeit,<br />

Sport selbst organisiert durchzuführen,<br />

gibt es eine Vielfalt an Sportanbietern. Sportvereine,<br />

die in den meisten Kommunen - nach<br />

dem selbst organisierten Sport - die größte<br />

Zahl der Sportaktiven an sich binden, stehen in<br />

Konkurrenz zu kommerziellen, staatlichen <strong>und</strong><br />

anderen Sportanbietern. Sportliche Aktivitäten<br />

werden nicht nur in Sportanlagen wie Sportplätzen,<br />

Sporthallen oder Schwimmbädern<br />

ausgeübt, sondern zunehmend in Parks, in der<br />

freien Natur, auf Straßen oder Plätzen. Somit<br />

ist die gesamte Kommune als ein Sportraum zu<br />

sehen. (Rütten et al. 2006; vgl. Memorandum<br />

der Sportentwicklungsplanung )<br />

Was Integrierte Sportentwicklungsplanung<br />

leistet<br />

Ein Instrument zur Einfl ussnahme auf diese<br />

Determinanten von Ges<strong>und</strong>heit kann die<br />

kommunale Sportentwicklungsplanung sein.<br />

Sportentwicklungsplanung wird verstanden als<br />

„... ein zielgerichtetes methodisches Vorgehen,<br />

um die infrastrukturellen Rahmenbedingungen<br />

(Raum, Angebot <strong>und</strong> Organisation) für Sport<br />

<strong>und</strong> Bewegung in der Bevölkerung zu sichern.<br />

Sie umfasst die Schaffung notwendiger empirischer<br />

Gr<strong>und</strong>lagen, die Festlegung von Zielen,<br />

Prioritäten <strong>und</strong> Maßnahmen, die Abstimmung<br />

mit allen relevanten Interessengruppen sowie<br />

Aspekte der Qualitätssicherung <strong>und</strong> Evaluation“<br />

(Rütten et al. 2003, 8).<br />

In den letzten ca. 10 Jahren wurde deutlich,<br />

dass ein solches Verfahren, neben der „Objektivierung“<br />

der Bedarfsberechnung (nach<br />

Leitfaden des B<strong>und</strong>esinstitutes für Sportwissenschaft<br />

2000), auch die „subjektiven Bedarfe“<br />

der Sporttreibenden <strong>und</strong> Sportanbieter vor<br />

Ort berücksichtigen muss. Insbesondere sollte<br />

dieses Verfahren eine direkte Abstimmung mit<br />

den lokalen Sportorganisationen <strong>und</strong> anderer<br />

Experten beinhalten, so dass deren spezifi sche<br />

Wissensbestände <strong>und</strong> Interessenlagen in die<br />

Bedarfsfestlegung einfl ießen können. Als in<br />

diesem umfassenden Sinne adäquates Verfahren<br />

wird inzwischen sowohl in der Sportwissenschaft<br />

als auch in der kommunalen Praxis, der<br />

Ansatz der Integrierten Sportentwicklungsplanung<br />

(ISEP) angesehen.<br />

Integrierte Sportentwicklungsplanung basiert<br />

auf einer genauen Analyse der konkreten fachlichen<br />

<strong>und</strong> politischen Sportentwicklungsbedarfe<br />

in der kommunalen Praxis sowie der Vor- <strong>und</strong><br />

Nachteile, die die bisher in der Sportentwicklungsplanung<br />

in Deutschland eingesetzten<br />

Verfahren in dieser Hinsicht bieten. Darüber<br />

hinaus berücksichtigt Integrierte Sportentwicklungsplanung<br />

eine Reihe von Prämissen<br />

für einen zukunftsfähigen Planungsansatz (z. B.<br />

Prinzipien der Bürgerbeteiligung <strong>und</strong> der Nachhaltigkeit<br />

sowie die Anschlussfähigkeit an die<br />

Stadtentwicklung). Zusammengefasst geht die<br />

Integrierte Sportentwicklungsplanung von folgenden<br />

Kernüberlegungen aus:<br />

Ein f<strong>und</strong>iertes, von der Sportpolitik als<br />

auch von anderen Politikfeldern akzeptiertes<br />

Verfahren zur Bedarfsermittlung für die<br />

kommunale Sportentwicklung <strong>und</strong> Sportinfrastruktur<br />

ist vordringlich, um die erforderlichen<br />

Flächen <strong>und</strong> fi nanziellen Ressourcen<br />

für die Entwicklung dieses Bereichs zukünftig<br />

sicherzustellen <strong>und</strong> allen an der Sportentwicklung<br />

interessierten Akteuren <strong>und</strong><br />

Institutionen einen verlässlichen Planungsrahmen<br />

zu bieten.<br />

Darüber hinaus werden beim Ansatz der<br />

Integrierten Sportentwicklungsplanung die<br />

„subjektiven Bedarfe“, das heißt die Ideen<br />

<strong>und</strong> Wünsche zur Sportentwicklung seitens<br />

der maßgeblichen Akteure in den Kommunen,<br />

im Verfahren der Bedarfsfestlegung<br />

explizit behandelt <strong>und</strong> können so bei der<br />

konkreten Planung von Maßnahmen zur<br />

Sportentwicklung angemessen berücksichtigt<br />

werden.


Das Kernmodul der Kooperativen Planung<br />

ermöglicht zum einen eine umfassende<br />

Abstimmung aller Interessenvertreter vor<br />

Ort <strong>und</strong> schafft somit eine wichtige Voraussetzung<br />

für die Akzeptanz der Sportentwicklungsplanung.<br />

Zum anderen ist der<br />

kooperative Planungsprozess explizit auf die<br />

praktische Umsetzung angelegt: am Ende<br />

liegt ein konkreter Maßnahmenkatalog zur<br />

weiteren Sportentwicklung vor – mit festgelegten<br />

Verantwortlichkeiten, Zeit- <strong>und</strong><br />

Finanzierungsrahmen sowie Indikatoren für<br />

eine erfolgreiche Umsetzung.<br />

Integrierte Sportentwicklungsplanung bedeutet<br />

die Integration der Sportentwicklungsplanung<br />

mit Planungen in anderen<br />

Sektoren (z. B. <strong>Freizeit</strong>, Verkehr, Umwelt,<br />

Stadtentwicklung) <strong>und</strong> entspricht mit seiner<br />

Orientierung an einer Gesamtstrategie nachhaltiger<br />

Entwicklung, einer intersektoralen<br />

Ausrichtung, einer umfassenden Bürgerbeteiligung<br />

<strong>und</strong> einem intensiven Austausch<br />

von Bürgervereinigungen, Entscheidungsträgern<br />

<strong>und</strong> Experten.<br />

Die neue Form der Sportentwicklungsplanung<br />

eröffnet somit neue Chancen. Der Sport selbst<br />

wird durch die Integrierte Sportentwicklungsplanung<br />

sowohl für den Sport als auch für die<br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung anschlussfähig für andere<br />

Fachdisziplinen <strong>und</strong> Politikressorts. Darüber<br />

wird eine engere Verzahnung von Sport- <strong>und</strong><br />

Stadtentwicklung möglich. Durch die verschiedenen<br />

Möglichkeiten der Öffnung der Beteiligungsprozesse<br />

werden neue Ressourcen für den<br />

Sport <strong>und</strong> durch den Sport erschlossen. Gerade<br />

in dieser Hinsicht ist die Integrierte Sportentwicklungsplanung<br />

mit zugleich ein wichtiger<br />

Ansatz der Ges<strong>und</strong>heitsförderung, da er die<br />

Kontrolle der Menschen über die „Bewegungsverhältnisse“<br />

erhöht <strong>und</strong> damit zugleich mehr<br />

ges<strong>und</strong>heitsförderliche Bewegungsmöglichkeiten<br />

schafft.<br />

Alfred Rütten <strong>und</strong> Jana Ziemainz<br />

Literatur:<br />

B<strong>und</strong>esinstitut für Sportwissenschaft<br />

(BISp) (2000). Leitfaden für die Sportentwicklungsplanung.<br />

Schorndorf:<br />

Hofmann-Verlag.<br />

Rütten, A., Schröder, J. & Ziemainz, H.<br />

(2003). Handbuch der kommunalen<br />

Sportentwicklungsplanung. Aachen:<br />

Meyer & Meyer Verlag.<br />

Rütten, A., Schröder, J. & Ziemainz, H.<br />

(2006). Sportstätten. In H. Haag & B.<br />

Strauss (Hrsg.) Themenfelder der Sportwissenschaft.<br />

Band VI (S. 361-376)<br />

Schorndorf: Hofmann.<br />

Rütten, A., Röger, U., Abu-Omar, K.,<br />

Frahsa, A. (2008). Empowerment von<br />

Frauen in sozial benachteiligten Lebenslagen:<br />

Das BIG-Projekt. Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

70: 742-747.<br />

WHO (1986) Ottawa Charter for<br />

Health Promotion. First International<br />

Conference on Health Promotion. Ottawa,<br />

21.November 1986. WHO/HPR/<br />

HEP/95.1.<br />

WHO (1998). Health promotion glossary.<br />

Geneva: WHO.<br />

WHO (2006). Physical activity and<br />

health in Europe. Evidence for Action.<br />

Copenhagen: WHO.<br />

Links<br />

» www.sportwissenschaft.de<br />

Gesellschaft | 47


Erfolgreiche Zwischennutzung<br />

von städtischen Freiräumen<br />

48 | Gesellschaft<br />

Eng umschlungen wogen sich die Paare rhythmisch zu dem leisen Hauch von<br />

Tangomusik. Dabei befanden sich die Tänzer nicht in den Straßen von Buenos<br />

Aires, sondern auf einer Brachfl äche in Dresden-Pieschen. Drei Monate lang<br />

in diesem Sommer wurde die provisorische Holzbühne zwischen der schnell<br />

wachsenden Pfl anzenwelt für kulturelle Aktivitäten genutzt. Angeboten wurden<br />

neben Tangoabenden <strong>und</strong> Yogast<strong>und</strong>en zahlreiche Kinderveranstaltungen.<br />

Durch eine Zwischennutzung einer Brachfl äche in der Stadt ist ein neuer temporärer<br />

Treffpunkt entstanden.<br />

Eine temporäre Nutzung von Brachfl ächen <strong>und</strong><br />

Baulücken trägt zur Interaktion <strong>und</strong> Integration<br />

der Stadtbewohner <strong>und</strong> ihrer Kinder in deren<br />

Stadtquartier bei. Zusätzlich werden soziale<br />

Kontakte geknüpft <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>schaften entwickelt.<br />

Die Nutzungsdauer von Brachfl ächen <strong>und</strong><br />

Baulücken in deutschen Städten beträgt im<br />

Durchschnitt zwischen drei Monaten <strong>und</strong> vier<br />

Jahren. Eine automatische Verlängerung der<br />

Nutzungszeit ist möglich. Eine aktive Aneignung<br />

von Brachfl ächen <strong>und</strong> Baulücken durch<br />

Bewohner <strong>und</strong> ihrer Kinder <strong>und</strong> die Möglichkeit<br />

zu einer befristeten Nutzungsfestsetzung wird<br />

nach § 9 <strong>und</strong> § 171 Baugesetzbuch erleichtert.<br />

Die Aufstellung eines Bebauungsplans wird für<br />

nicht kommerzielle Zwischennutzungen nicht<br />

benötigt.<br />

„Zwischennutzungen gewinnen dort an Bedeutung,<br />

wo mehr Flächen freigesetzt werden,<br />

als kurzfristig nachgenutzt werden können. In<br />

der Regel fi ndet kein Wechsel des Eigentümers<br />

statt, es gibt kaum Nutzungskonkurrenz <strong>und</strong><br />

das bestehende Planungsrecht bleibt erhalten.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Befristung bedingen Zwischennutzungen<br />

in der Regel nur geringe Investitionen“,<br />

formuliert die Mitinhaberin des Büros<br />

BPW baumgart+partner, Professorin Sabine<br />

Baumgart.<br />

Der Vorteil für den Gr<strong>und</strong>stückseigentümer<br />

liegt auf der Hand: Eine Zwischennutzung<br />

von Brachfl ächen <strong>und</strong> Baulücken reduziert die<br />

Unterhaltungskosten, die durch Vermüllung,


Vandalismus oder Verwahrlosung entstehen,<br />

denn die Nutzer übernehmen die Verantwortung<br />

für die Pfl egearbeiten. Die Einbeziehung<br />

der Brachfl äche in die Stadtentwicklung erhöht<br />

den späteren Nutz- <strong>und</strong> Vermarktungswert. Es<br />

entwickeln sich Flächen, die fl exibel benutzt<br />

werden können. Die Städte gewinnen an sozialer<br />

<strong>und</strong> ökologischer Lebensqualität <strong>und</strong> dabei<br />

wird eine neue anspruchsvolle Gestaltungsmöglichkeit<br />

für die Stadtquartiere in Bewegung<br />

gesetzt. Von experimenteller Architektur <strong>und</strong><br />

Landschaftskunst bis hin zu kulturellen Workshops<br />

<strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Erlebnisräume ist alles<br />

umsetzbar. Wenn es in einem Stadtviertel an<br />

Freiräumen mangelt, erfüllen kurzlebige <strong>und</strong><br />

fl exible Zwischennutzungen eine erstrebte sozialräumliche<br />

Entwicklung. Ein freiheitliches<br />

Handeln wird im Alltag integriert. Temporäre<br />

grüne Erholungsfl ächen können als „Bremser“<br />

für Stadtfl ucht, als „Anpassungsstrategie“ für<br />

die Folgen des Klimawandels, als Hoffnungsträger<br />

für Flächen, die man baulich nicht nutzen<br />

wird, fungieren. „Grün in der Stadt“ ist eine<br />

nachhaltige Entwicklung moderner ökologischer<br />

Stadterneuerung.<br />

Das Positive der schrumpfenden Städte in<br />

Deutschland ist der durch den Abriss von<br />

Wohnraum entstehende Lebensraum. Die alte<br />

Begründung, aus Platznot <strong>Spiel</strong>plätze <strong>und</strong> öffentliche<br />

Freiräume so knapp wie möglich zu<br />

planen, ist endgültig passé. Bei den Schrumpfungsprozessen<br />

der Städte in Deutschland in<br />

Form von Rückbau, Abriss <strong>und</strong> Sanierung der<br />

Restbestände entstehen Freifl ächen. Früher<br />

bezeichneten die Architekten <strong>und</strong> Stadtplanern<br />

diese Flächen als „weiße Flächen“. Früher<br />

galt es in der Praxis, diese „weiße Fläche“ zu<br />

bebauen. Freie, theoretische studentische Abschlussarbeiten<br />

bestanden darin, diese „weiße<br />

Flächen“ auszuk<strong>und</strong>schaften, zu analysieren<br />

<strong>und</strong> mit einem stimmigen Bauentwurf die Professoren<br />

mitzureißen. Die restlichen Freifl ächen<br />

liefen defi nitorisch unter den gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Abstandsfl ächen.<br />

Stadtquartiere mit einer schwierigen Entwicklung<br />

können durch Umnutzung von Brachfl ächen<br />

in bürgergestaltete Flächen aufwertet<br />

werden <strong>und</strong> an Qualität gewinnen. „In der<br />

Übergangsphase von ‚nicht mehr‘ zu ‚noch<br />

nicht‘ erweist sich eine temporäre Nutzung als<br />

kluge Strategie in Transformationsprozessen.<br />

Zwischennutzungen von Abrissfl ächen bereiten<br />

den Standort, aber auch die Eigentümer <strong>und</strong><br />

Bewohner auf die neue Situation vor, wenn<br />

eine nichtbauliche Nachnutzung die wahrscheinliche<br />

Entwicklungsperspektive ist. Gerade<br />

nach einem Abbruch ist ein neuer Aufbruch mit<br />

neuen Qualitäten möglich“, ist die Auffassung<br />

von Dr. Manfred Fuhrich vom B<strong>und</strong>esamt für<br />

Bauwesen <strong>und</strong> Raumordnung in Bonn.<br />

„City gardens“, „green city movement gardens“,<br />

„school gardens“ sind nur einige Begriffe für die<br />

bürgerliche Eroberung von städtischen Brachfl<br />

ächen <strong>und</strong> Baulücken in den Vereinigten Staaten.<br />

Während im Weißen Haus in Washington<br />

Michelle Obama zusammen mit Kindern letztes<br />

Jahr die ersten Gemüsebeete anpfl anzte, sind<br />

die Kinder <strong>und</strong> Erwachsenen der Suburbs der<br />

Autostadt Detroit seit den siebziger Jahren mit<br />

der Kultivierung von Nutzgärten beschäftigt.<br />

Wo früher Einfamilienhäuser mit Garagen standen,<br />

wachsen jetzt Tomaten, Maiskolben, Äpfel<br />

<strong>und</strong> diverse Gemüsesorten. Von dem ehemals<br />

bewohnten, äußeren Ring von Detroit existieren<br />

nur noch die asphaltierten Straßen, die<br />

Lampen <strong>und</strong> die Gehwege. Jeder Zeit könnten<br />

die Parzellen wieder mit Häusern <strong>und</strong> Garagen<br />

bestückt werden. Auf diesen Freifl ächen, die<br />

von der Stadt kostenlos den Bürgern <strong>und</strong> ihren<br />

Kindern zur Verfügung gestellt wurden, sind gepfl<br />

egte Nutzgärten entstanden. Jedes Jahr werden<br />

Gerätschaften <strong>und</strong> Samen von Gärtnereien<br />

gespendet. Feststeht, dass, solange ein neuer<br />

Investor nicht mit Plänen für ein Shoppingzentrum<br />

kommt <strong>und</strong> keine neuen Häuser gebaut<br />

werden, die Bürger diese Flächen bewirtschaften<br />

dürfen. Die Kriminalität ist über die Jahre<br />

stetig zurückgegangen. Dort, wo früher an jedem<br />

Block <strong>und</strong> jede Nacht Schiessereien statt-<br />

Gesellschaft | 49


50 | Gesellschaft<br />

fanden, wo Drogenabhängige sich ihren letzten<br />

Schuss gegeben haben, <strong>und</strong> wo die Arbeitslosen<br />

ihre Kinder hungrig zu Bett gebracht haben, ist<br />

ein „community garden“ entstanden. Jeder hilft<br />

mit <strong>und</strong> die Früchte der Arbeit werden von jedem<br />

gegessen. Drogen- <strong>und</strong> Alkoholabhängige<br />

helfen in ihren lichten Momenten mit <strong>und</strong> für<br />

einige St<strong>und</strong>en am Tag verjagen sie die Nagetiere<br />

oder gießen die Pfl anzen. Anteilig erhalten<br />

auch sie Produkte aus der Ernte. Mit der fast<br />

vierzigjährigen Zwischennutzung ist ein wegweisendes<br />

Beteiligungsprojekt entstanden, das<br />

die Menschen jeden Tag aufs Neue mit Hoffnung<br />

erfüllt.<br />

„Community gardens“ in New York sind durch<br />

eine pragmatische Zwischennutzung in den<br />

letzten drei Jahren entstanden. Bedürftige<br />

Bürger <strong>und</strong> ihre Kinder bauen mitten in der<br />

Stadt Gemüse <strong>und</strong> Obst an <strong>und</strong> die Überschüsse<br />

werden an Suppenküchen weiter gegeben.<br />

Nachhaltige Nachbarschaftsnetzwerke <strong>und</strong><br />

eine ökologische Stadtentwicklung sind weitere<br />

Resultate dieses bürgerlichen Engagements.<br />

Die grünen Stadtinseln führen zudem zu einer<br />

Aufwertung der Stadtteile <strong>und</strong> zu einer gesteigerten<br />

Nachfrage nach Wohnraum. In Deutschland<br />

werden die „Tafelgärten“ in Gardelegen,<br />

Klötze <strong>und</strong> Salzwedel von den fl eißigen Händen<br />

der Arbeitslosengeld- II-Empfänger bewirtschaftet.<br />

Die Pfl anzen stammen aus Spenden<br />

von Gartenbaubetrieben in Sachsen-Anhalt.<br />

Die unkomplizierte Zusammenarbeit zwischen<br />

den „Stadtbauern“ <strong>und</strong> den Tafeln deckt die<br />

Nachfrage von Bedürftigen nach frischem Gemüse<br />

<strong>und</strong> Obst für ihre Kinder ab. Auch in Addis<br />

Abeba <strong>und</strong> in Buenos Aires tragen gärtnerische<br />

Aneignungsinitiativen von Brachfl ächen <strong>und</strong><br />

Baulücken zu einer Entwicklung stabiler öffentlicher<br />

Sozialräume bei.<br />

In Ludwigshafen haben sich die Bürger <strong>und</strong> ihre<br />

Kinder öffentliche Freiräume angeeignet. Ihre<br />

umgesetzten Ideen resultieren in kleinteiligen,<br />

durcheinander gewürfelten, grünen Oasen, die<br />

nichts mit dem vorherigen, leblosen Zustand<br />

gemeinsam haben. In Leipzig <strong>und</strong> Selb packen<br />

die Bürger mit Leidenschaft an <strong>und</strong> gestalten<br />

gemeinschaftlich „Bürgergärten“ mit Nutz- <strong>und</strong><br />

Zierpfl anzen. Die Innenhofgärten abgerissener<br />

Dessauer Wohnblöcke werden mit weiteren<br />

Anpfl anzungen zu städtischen Freiräumen erweitert.<br />

Sowohl in Cottbus, Jena <strong>und</strong> Berlin-<br />

Marzahn entstehen in Form von Aneignungsprojekten<br />

Schulgärten, bürgerliche Gärten,<br />

Mietergärten <strong>und</strong> Nachbarschaftsgärten. Die<br />

Gr<strong>und</strong>stückseigentümer tauschen ihre Baulücken<br />

gegen eine aktive <strong>und</strong> regenerierende<br />

Nutzung ein. Jugendliche in Berlin-Prenzlauer<br />

Berg wandelten eine Brachfl äche in acht Kiezgärten<br />

um. Eine Wiederbelebung des ehemaligen<br />

Schulgartens in Magdeburg wurde durch<br />

die Beteiligung von Kindern mit Behinderungen<br />

<strong>und</strong> deren Schuldirektor ermöglicht. Im Stadtteil<br />

Chemnitz-Sonnenberg haben sich die Kinder an<br />

der Neugestaltung des öffentlichen Freiraums<br />

beteiligt. Mit einem Blick auf die Problemsituationen<br />

vor Ort haben die Kinder nicht nur Flächen<br />

für sich, sondern sich zusätzliche Flächen<br />

für unterschiedliche Generationen gewünscht.<br />

In Bremen sind <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Bewegungsfl ächen<br />

für Kinder durch eine Umwandlung von Brachfl<br />

ächen in Wiesen gewonnen worden.


Leise beobachten die Kinder mit ihren Lehrern<br />

einen Vogel beim Nestbau in „ihrem Wald“ –<br />

der Industriewald Rheinelbe in Gelsenkirchen<br />

Ückendorf. Ein außerschulischer Erlebnisraum<br />

für Kinder hat sich durch eine neue Funktionszuweisung<br />

der ehemaligen Brachfl äche der<br />

Zeche Rheinelbe entwickelt. Es ist ein gelungenes<br />

Beispiel, wie Schulkinder spielerisch an<br />

Themen wie ökologische Zusammenhänge <strong>und</strong><br />

Umweltschutz herangeführt werden. Der Landesbetrieb<br />

Wald <strong>und</strong> Holz Nordrhein-Westfalen<br />

<strong>und</strong> die Forststation Rheinelbe in Gelsenkirchen<br />

haben eine praxisorientierte Lernmöglichkeit,<br />

die die Bewegungs- <strong>und</strong> Entdeckungsbedürfnisse<br />

der Kinder befriedigt, geschaffen. Der<br />

Wald ist für die Bevölkerung <strong>und</strong> deren Kinder<br />

geöffnet worden <strong>und</strong> wird entweder auf eigene<br />

Faust, bei geführten Spaziergängen oder<br />

im Rahmen des Schulunterrichts erk<strong>und</strong>et. Ein<br />

weiteres Beispiel für „city woodlands“ ist die<br />

urbane Mischwaldlandschaft für die Bewohner<br />

in Halle-Silberhöhe. Durch eine temporäre<br />

Zwischennutzung von Brachfl ächen mit einer<br />

großfl ächigen Aufforstung, einer Pfl anzung einer<br />

Wildobstwiese, Kurzumtriebsplantagen mit<br />

Balsampappeln <strong>und</strong> der Aussaat einer Wildblumenwiese<br />

wurde ein Naherholungsgebiet für<br />

die angrenzenden Stadtquartiere geschaffen.<br />

Auf dem Internationalen Gartengelände am<br />

Funkturm in Gießen verwandelte sich ein altes<br />

amerikanisches Kasernengelände durch Bürger-<br />

<strong>und</strong> Kinderbeteiligung in ein Paradies. Auf<br />

einem Hektar Fläche zwischen Mehrfamilienhäusern<br />

beteiligen sich Bürger <strong>und</strong> ihre Kinder<br />

aus 20 Nationen. Die Kinder haben die Pfl anzen<br />

selbst ausgesucht <strong>und</strong> die Verantwortung <strong>und</strong><br />

Pfl ege übernommen. Diese Arbeit beinhaltet<br />

jeden Freitag einen kontinuierlichen Einsatz<br />

<strong>und</strong> alle anfallenden Arbeiten werden je nach<br />

jahreszeitlichem Rhythmus durchgeführt – vom<br />

Anbau der Nutzpfl anzen bis zum Jäten <strong>und</strong> Bewässern,<br />

vom Einsäen bis zum Ernten <strong>und</strong> Einmachen.<br />

Diese demokratische Bürgerbewegung<br />

auf stadtplanerischer Ebene verläuft unaufhaltsam<br />

auch durch die deutschen Städte. Die<br />

Bereitschaft, sich an der Gestaltung der Wohnumwelt<br />

zu beteiligen, <strong>und</strong> die wahrgenommene<br />

Handlungsfreiheit, sich Brachfl ächen <strong>und</strong><br />

Baulücken anzueignen, führen zu einzigartigen<br />

Stadträumen.<br />

Die Werte unserer Gesellschaft prägen die Planung<br />

unserer Städte – <strong>und</strong> umgekehrt prägt<br />

das Stadtbild unser gesellschaftliches Beisam-<br />

mensein. Bei der Freigabe von Brachfl ächen zur<br />

Umwandlung in einen öffentlichen Freiraum<br />

werden die schlummernden Potentiale der<br />

Wohnumwelt geweckt, eine gesellschaftliche<br />

Entwicklung in Gang gesetzt <strong>und</strong> der Beteiligungswunsch<br />

der Bewohner <strong>und</strong> ihrer Kinder<br />

erfüllt. Kinder, die in den Beteiligungsprozess<br />

einer stadtplanerischen Gestaltung ihrer<br />

Wohnwelt einbezogen werden, partizipieren<br />

an der Gesellschaft, identifi zieren sich mit ihrem<br />

„Platz“ <strong>und</strong> ihrer Wohnumwelt. Stolz, dass<br />

ihre Vorschläge umgesetzt worden sind, übernehmen<br />

sie die Verantwortung für ihre Stadt.<br />

Denn sie haben auf spielerischen Wegen erfahren,<br />

wie sie sich aktiv <strong>und</strong> demokratisch in die<br />

Gesellschaft einbringen können. Kinder können<br />

sich beteiligen <strong>und</strong> sie sind auch bereit, später<br />

die bürgerliche Gesellschaft mitzugestalten.<br />

Ein erlerntes, lebendiges <strong>und</strong> tolerantes Miteinander<br />

verhindert eine soziale Ausgrenzung.<br />

Zudem erhält das städtische Gefüge durch diese<br />

Metamorphose eine nachhaltige, lebendige<br />

Sozialstruktur, in der alles realisierbar ist. Der<br />

Zwischennutzung von Brachfl ächen <strong>und</strong> Baulücken<br />

muss ein größerer Stellenwert bei der Planung<br />

von menschen- <strong>und</strong> kostenfre<strong>und</strong>lichen<br />

Städten eingeräumt werden.<br />

Eine Stadt <strong>und</strong> eine Gesellschaft können nicht<br />

durch Passivität entstehen. Die Stadtbewohner<br />

<strong>und</strong> ihre Kinder brauchen dringend Befürworter<br />

der Zwischennutzung von Brachfl ächen <strong>und</strong><br />

Baulücken. Zukunftsorientierte Städte, aber<br />

auch mutige Privateigentümer müssen fl exible,<br />

städtische Erfahrungsräume für alle Altersgruppen<br />

schaffen <strong>und</strong> neue Impulse <strong>und</strong> Akzente im<br />

Stadtraum herbeiführen.<br />

Ruth Esther Gilmore<br />

Ruth Esther Gilmore<br />

Die Autorin verfasst zurzeit<br />

bei Prof. Dr. Barbara Zibell<br />

an der Fakultät Architektur<br />

<strong>und</strong> Landschaft an der Leibniz<br />

Universität Hannover <strong>und</strong> bei<br />

Prof. Dr. Jens Dangschat an der<br />

TU Wien ihre Dissertation über<br />

Innovative Wege einer kinderfre<strong>und</strong>lichen<br />

Stadtplanung in<br />

deutschen Städten.<br />

Gesellschaft | 51


Marktmonitor<br />

Nehmen Sie Platz !<br />

Produkte, mit denen eine Kommune ihre Feiräume aufmöbeln kann, werden immer vielfältiger. Je<br />

nach Konzept sind sie dezent mit edlen Werkstoffen wie Echtholz <strong>und</strong> Edelstahl oder quietschbunt<br />

aus Kunststoffen oder Kompositmaterialien. Immer im Blickpunkt ist die Nachhaltigkeit. Ludwig<br />

Keißner hat einige Ideen der Hersteller zusammengetragen.<br />

52 | Marktmonitor<br />

Tisch „mensa“<br />

Wenn jemand so formvollendet zu Tisch bittet, kann<br />

man einfach nicht widerstehen. Der Tisch mensa im<br />

Format: 2200 x 900 x 760 mm ist aus Edelstahl mit<br />

Granitaufl age gefertigt <strong>und</strong> bringt sogar seine eigene<br />

<strong>Spiel</strong>fl äche in Form eines Schachbretteinlegers<br />

mit. Das Oval als Gr<strong>und</strong>element der Serie gibt dem<br />

Tisch einen kommunikativen Charakter. Die Form ist<br />

perfekt abgestimmt auf die geschwungenen Bänke<br />

„placidus3“ <strong>und</strong> ebenfalls gewohnt perfekt in der<br />

Verarbeitung. Ein r<strong>und</strong>um schönes Ensemble, an<br />

dem man gerne Platz nimmt.<br />

» www.stilum.de<br />

Mehrgenerationenbank<br />

Die Vivanti Mehrgenerationenbank gewährt durch ihre ergonomisch geformte<br />

Rückenlehne, Armlehnen <strong>und</strong> Fußstütze mehr Komfort beim Sitzen<br />

<strong>und</strong> macht das Aufstehen einfacher. Durch die Möglichkeit, den eigenen<br />

Rollator in die vorgesehene Aussparung abzustellen, entsteht ein Sitzplatz<br />

mit Rückenstütze. Auch die hohe<br />

Ausführung ohne Rückenlehne<br />

macht etwas her. Halb stehend<br />

halb sitzend lädt sie zum Verweilen.<br />

Die Serie aus Stühlen <strong>und</strong><br />

Bänken in verschiedenen Größen<br />

kombiniert unbehandeltes Hartholz<br />

mit FSC Siegel für nachhaltige<br />

Forstwirtschaft <strong>und</strong> verzinktem<br />

pulverbeschichtetem Stahl in RAL<br />

7021 Schwarzgrau.<br />

» www.velopa.de


HorseShoe<br />

Die HorseShoe Bänke sind eigensinnig. Die niedrigen Bänke sind aus abger<strong>und</strong>eten Cumaro-Holzlatten (FSC-zertifi ziert) konstruiert, die auf<br />

einem Gestell aus Edelstahl (Klasse 316) befestigt sind. Diese Materialkombination ist sehr edel <strong>und</strong> trotzt allen jahreszeitlichen Witterungseinfl<br />

üssen. Die tiefbraune Holzfarbe zeigt verschiedene Nuancen. Durch die erhöhte Sitzfl äche in der Form eines Hufeisens ergibt sich ein<br />

überraschend angenehmer Sitzkomfort. Auch mit integriertem Pfl anzkübel <strong>und</strong> in breiter Ausführung für beidseitiges Sitzen erhältlich.<br />

» www.streetlife.nl<br />

Gutes Team: Holz <strong>und</strong> Stahl<br />

Geradliniges Design <strong>und</strong> schlichte Schönheit, das sind die äußeren Merkmale der Stadtmöbelserie<br />

Linares der Westeifelwerke, die das hauseigene Designteam für 2011 entwickelt hat. Ein Beispiel<br />

aus der umfangreichen Baureihe: die Hockerbank mit passendem Tisch. Die Sitzaufl age bzw. die<br />

Tischplatte sowie die Seitenverkleidungen bestehen aus FSC-zertifi ziertem Hartholz. Die seitlichen<br />

Stahlrahmen aus Winkelstahl sind als Schweißkonstruktion ausgeführt <strong>und</strong> pulverbeschichtet in<br />

WEW-graphit. Füße mit Bohrungen ermöglichen die ortsfesten Montage.<br />

» www.freiraumausstattung.de<br />

Blikvanger<br />

Der Blikvanger – Dosenfänger - aus<br />

rostfreiem Edelstahl mit Fangnetz<br />

appelliert an den menschlichen<br />

<strong>Spiel</strong>trieb <strong>und</strong> sorgt gleichzeitig<br />

für weniger Abfall im öffentlichen<br />

Freiraum. Man kann sogar im Vorüberfahren<br />

vom Fahrrad aus Dosen<br />

oder anderen Abfall auf sportliche<br />

Weise entsorgen. Und wenn etwas<br />

daneben geht, bleibt es zumindest<br />

ganz in der Nähe. Eine weitere gute<br />

Idee des niederländischen Herstellers<br />

<strong>und</strong> ein Blickfang zudem.<br />

» www.ijslander.com<br />

Marktmonitor | 53


Würfel „cubus“ <strong>und</strong> Kugel „globus“<br />

Kubus <strong>und</strong> Kugel sind zwei perfekte Raumformen, die man einfach<br />

nicht verbessern kann. Es sei denn, man gibt ihnen einen zusätzlichen<br />

praktischen Nutzen. Als Inbegriff der Standfestigkeit oder als<br />

Symbol des wankelmütigen Glücks kennen wir den Würfel. Stilum<br />

interpretiert ihn neu. Ob einzeln oder in Gruppen, ob als Sitz- oder<br />

als Balancierobjekt – cubus im Format 400 x 400 x 400 mm ist sehr<br />

vielseitig. Das liegt schon in seiner geometrischen Natur.<br />

Kommunikativ<br />

Stahlrohre <strong>und</strong> Drahtgitter bilden die Gr<strong>und</strong>lage der fl otten Sitzgruppe<br />

aus der Enano-Serie. Es gibt die Komponenten als Stehhilfe,<br />

als gerader Sitz <strong>und</strong> als Tisch mit Fußabstellring. Die Tischfl äche ist<br />

mit Rilsan beschichtet. Durch die Sitzvarianten ermöglicht die Enano-Sitzgruppe<br />

entspanntes Stehen oder lockeres Sitzen in erhöhter<br />

Position mit der Möglichkeit, die Füße auf einem Ring abzustellen.<br />

Ein attraktiver Meeting-Point auf kleinster Fläche. Bodenkontakt<br />

hält die Serie durch Montage mit verlängerten Füßen zum Einbetonieren<br />

oder mit Bodenronden zum Verdübeln auf F<strong>und</strong>amenten.<br />

» www.erlau.com<br />

54 | Marktmonitor<br />

Seine Kollegin globus im Durchmesser von 500 mm gilt uns durch<br />

ihre Kugelgestalt als Symbol der Mobilität. An ihrer Form kann<br />

niemand anecken. Und da sie wie der cubus aus Recycling- oder<br />

EPDM-Kautschuk gefertigt ist, lässt sie sich auch bequem besitzen.<br />

Für beide Objekte ist optional ein Bodenanker erhältlich.<br />

» www.stilum.de<br />

<strong>Spiel</strong>wiese<br />

Immer warm <strong>und</strong> trotzdem cool – das sind die Eigenschaften, mit<br />

denen die KWS-Stadtmöbel selbst im Winter punkten können. Der<br />

als Kunstfelsenspezialist bekannte Hersteller überträgt jetzt seinen<br />

Gr<strong>und</strong>satz, Kunststoffe kreativ einzusetzen <strong>und</strong> perfekt zu verarbeiten<br />

auf eine neue Produktlinie. Ein frei modellier- <strong>und</strong> designbaren<br />

Gr<strong>und</strong>körper wird mittels Hotspray mit Polyurea, einem modifi zierten<br />

Polyurethan, nahtlos <strong>und</strong> dauerhaft beschichtet. So entstehen<br />

enorm robuste <strong>und</strong> ansprechende Produkte. Der Slogan „Soft and<br />

hard for in and out“ umschreibt die Einsatzbreite dieser neuen Art<br />

kommunikativer Gestaltungselemente.<br />

» www.kws.at


Italienisches Design<br />

aus Österreich<br />

Gegründet wurde miramondo 1999 durch<br />

Wolfgang Hints <strong>und</strong> seine Frau Garmyn Hints<br />

Famira. Wolfgang Hints ist Industrie Designer<br />

<strong>und</strong> seine Frau hat Volkswirtschaft studiert.<br />

Design <strong>und</strong> Geschäftssinn - eine sehr praktische<br />

Verbindung für ein Unternehmen, das<br />

Stadtmöbel anbietet. Wolfgang Hints, geboren<br />

1964 in Hannover, studierte Industriedesign in<br />

Essen <strong>und</strong> Florenz. Seit 1990 lebt er in Wien,<br />

wo er zunächst in verschiedenen Designbüros<br />

tätig war. Parallel dazu arbeitete er auch als<br />

Lehrbeauftragter an der Akademie der bildenden<br />

Künste Wien <strong>und</strong> später als Assistent an<br />

der Universität für angewandte Kunst Wien bei<br />

Matteo Thun, Paolo Piva <strong>und</strong> Enzo Mari.<br />

Seit 1995 hat Wolfgang Hints sein eigenes<br />

Designbüro„thesevenhints“. Im Mittelpunkt:<br />

Gegenstände fürs Wohnen - neben Möbeln<br />

etwa Gläser <strong>und</strong> Stoffe. Für das Team ist das<br />

eigentliche Entwerfen nur ein Schritt in einem<br />

komplexen Prozess. Ihm sind die Dinge hinter<br />

den Dingen ebenso wichtig, beispielsweise die<br />

Form follows space – das ist ein Gr<strong>und</strong>gedanke der miramondo Public<br />

Design GmbH, der auch bei dem neuen Sortiment Hot Spot im<br />

Mittelpunkt stand. Die Sitzelemente sehen aus wie Barhocker <strong>und</strong><br />

ermöglichen ein hohes Sitzen oder ein im Stehen Anlehnen. Man<br />

befi ndet sich im Sitzen auf gleicher Augenhöhe mit den stehenden<br />

<strong>und</strong> gehenden Personen des Umfeldes. Das ist viel angenehmer <strong>und</strong><br />

kommunikativer. <strong>FreeLounge</strong> hat sich angesehen, wer hinter dieser<br />

Idee steckt.<br />

Portrait | 55


56 | Portrait<br />

Wolfgang Hints , Garmyn Hints Famira<br />

Wolfgang Hints, geb. 1964 in Hannover, studierte Industriedesign<br />

in Essen <strong>und</strong> Florenz, gründete 1995 das Designbüro „thesevenhints“<br />

<strong>und</strong> 1999 gemeinsam mit seiner Frau, miramondo. Die<br />

1965 in Vorarlberg geborene Volkswirtin ist Geschäftsführerin des<br />

Unternehmens.<br />

produktionstechnischen Bedingungen oder die<br />

Firmengeschichte seines Auftraggebers. Das<br />

Designbüro hat für Firmen wie Koziol, Alessi,<br />

Gr<strong>und</strong>mann, Alfi <strong>und</strong> Wittmann gearbeitet.<br />

Es besteht heute noch, arbeitet aber fast ausschließlich<br />

für miramondo. Im Bereich Design<br />

sind also alle Projekte mit „Bordmitteln“ lösbar.<br />

Warum miramondo?<br />

Wie kommt man eigentlich als Industrie Designer<br />

dazu, eine Firma wie miramondo zu<br />

gründen? Wolfgang Hints: „Bei der Arbeit als<br />

Industrie Designer habe ich es immer schade<br />

gef<strong>und</strong>en, das Produkt nach Abschluss der Entwicklungsarbeiten<br />

aus den Händen geben zu<br />

müssen. Man hat keinen Einfl uss mehr darauf,<br />

was mit ihm geschieht. Bei miramondo arbeiten<br />

wir an allen Details von den Rohstoffen bis zur<br />

Art der Verpackung, von der ersten Ideenskizze<br />

bis zum Marketingkonzept. Die Vielfalt der Themen<br />

<strong>und</strong> die Komplexität der Aufgabenstellungen<br />

sind super spannend.“<br />

Möbel für den öffentlichen Raum sind einerseits<br />

Produkte, die kaum wahrgenommen werden.<br />

Andererseits sind sie immer wieder ein Gr<strong>und</strong><br />

für Emotionen, wenn sie fehlen, nicht richtig<br />

funktionieren, wieder einmal vandalisiert wurden<br />

oder ganz einfach nicht gefallen. Das mit<br />

dem gefallen ist dabei ein ganz eigenes Thema.<br />

Die Frage wird immer sein: Will ich polarisieren<br />

oder integrieren? Schließlich ist der öffentliche<br />

Raum ein Schmelztiegel, in dem verschiedenste<br />

Geschmäcker, Bedürfnisse, Prägungen, Kulturen<br />

etc. von Menschen aufeinander treffen <strong>und</strong> in<br />

einem urbanen Leben ineinander verschmelzen.<br />

Die Architektur <strong>und</strong> die Form eines Platzes sind<br />

nur die Partitur, das Leben ist die Musik. Manche<br />

Plätze sind so angelegt, dass sich Menschen<br />

schnell über sie hinweg bewegen – Knotenpunkte<br />

oder Kreuzungen auf den Wegen von<br />

A nach B. Parks <strong>und</strong> urbane Grünfl ächen sind<br />

Ruhezonen – Oasen, in denen die Zeit anders<br />

vergeht – time out von der Dynamik der Straßen<br />

<strong>und</strong> Plätze. Bei der Entwicklung der Möbel<br />

kann thesevenhints nicht von einer bestimmten<br />

Zielgruppe ausgehen.<br />

100% pure product<br />

Mit seinen Produkten möchte miramondo eine<br />

hochwertige, vielseitige <strong>und</strong> kostenbewusste<br />

Alternative bei der Einrichtung des öffentlichen<br />

Raums anbieten. Ein markantes, bewusst<br />

reduziertes Sortiment bestehend aus Produkten<br />

in schlichter, auf das Wesentliche reduzierter<br />

Form bildet den Kern der Design-Philosophie<br />

- 100% pure product. Selbstverständlich legt


der Hersteller größten Wert auf die Qualität der<br />

Materialien <strong>und</strong> deren Verarbeitung. Durch eine<br />

schlanke Betriebsstruktur <strong>und</strong> einen direkten<br />

Vertrieb können die Produkte zu einem außergewöhnlich<br />

guten Preis angeboten werden.<br />

Miramondo verwendet Holz, Laminate, Stahl,<br />

Edelstahl <strong>und</strong> Faserbeton für seine Produkte<br />

– je nachdem welches Material oder welche<br />

Kombination die jeweiligen Anforderungen<br />

am besten erfüllt. Design <strong>und</strong> optimale Fertigungsweisen<br />

bestimmen ebenfalls, auf welches<br />

Material man setzt. Der Dreiklang aus Design,<br />

Material <strong>und</strong> Produktionsprozess macht die<br />

Qualitäten des Möbels aus. So ergibt sich eine<br />

große Langlebigkeit <strong>und</strong> Stabilität, bei gleichzeitig<br />

gutem Äußeren <strong>und</strong> hoher Wertigkeit.<br />

Nimmt man den Kostenfaktor hinzu, bestätigt<br />

sich der anfängliche Eindruck eines schlanken<br />

Unternehmens. Die Ergebnisse zeigen auch<br />

deutlich den Unterschied zwischen schlank <strong>und</strong><br />

mager. Das miramondo Programm ist bewusst<br />

reduziert, erfüllt aber alle Anforderungen an die<br />

Vielfalt des urbanen Umfelds.<br />

„Die Formen des Lebens in einer Stadt sind in<br />

der Tat extrem vielfältig“, so der 46-jährige<br />

Firmeninhaber, „das sollte bei der Entwicklung<br />

von Möbeln für diesen Lebensraum berücksichtigt<br />

werden. Was spielt sich auf urbanen Plätzen<br />

ab <strong>und</strong> wie könnte ein Möbel für diese Plätze<br />

aussehen? Dabei kommt es nicht so sehr auf<br />

die Form im ästhetischen Sinn an. Sondern es<br />

geht vorab um Fragen wie z.B.: Wie viele Leute<br />

sind dort, wie bewegen sie sich, verweilt man<br />

<strong>und</strong> wenn ja wie lang usw. Das sind Fragen, die<br />

zur Bestimmung der Typologie eines Möbels<br />

wichtig sind. Braucht es eine Rückenlehne; ist<br />

es lang oder kurz; steht es allein oder in Gruppen;<br />

aus welchem Material besteht es? Auf diese<br />

Vielfalt an Fragen einzugehen, ist eines von<br />

vielen spannenden Themen für Miramondo.“<br />

Ein Beispiel ist die bereits erwähnte Serie Hot<br />

Spot. Ein idealer Platz dafür wäre ein Schulhof.<br />

In den Pausen oder vor <strong>und</strong> nach dem Unterricht<br />

treffen sich die Schüler auf die Schnelle.<br />

Man tauscht sich kurz aus, verabredet sich für<br />

den Nachmittag <strong>und</strong> weiter geht’s. Das Meiste<br />

geschieht im Stehen. Niedrig auf einer Parkbank<br />

zu sitzen, würde nicht zur Dynamik des<br />

Ortes passen. thesevenhints hat daher zu den<br />

Elementen für hohes Sitzen oder ein im Stehen<br />

Anlehnen auch Tische entworfen, die die Idee<br />

eines Meeting Points unterstreichen. Um das<br />

Sortiment abzur<strong>und</strong>en gibt es natürlich auch<br />

niedrige Hocker <strong>und</strong> Tische <strong>und</strong> die Sitzfl ächen<br />

der Hocker lassen sich auch als einzelne Sitzfl ächen<br />

auf Mauern montieren.<br />

„Es ist leicht, etwas Schönes zu machen, das am Ende<br />

viel kostet. Schwieriger ist es, nach sehr eng gesetzten<br />

Preisvorgaben zu arbeiten. Ein schlanker Betrieb <strong>und</strong><br />

intelligente Produkte sind dafür eine gute Basis.“<br />

Wolfgang Hints, Inhaber miramondo Public Design GmbH, Bad Vöslau, Österreich<br />

Links<br />

» www.miramondo.com<br />

Portrait | 57


58 | Portrait<br />

Langlebigkeit auch im Design<br />

Bei miramondo lässt man sich Zeit in der Produktentwicklung.<br />

Wenn ein neues Produkt in<br />

den Katalog aufgenommen wird, ist auch eine<br />

bestimmte Produktionsmenge festgelegt worden.<br />

Wichtig ist dabei der Systemgedanke. So<br />

werden in den einzelnen Produktserien Varianten<br />

in verschiedenen Farben, Dimensionen<br />

<strong>und</strong> Montagearten angeboten. Insofern gibt<br />

es schon eine gewisse Vielfalt. Individuelle Änderungswünsche<br />

können jedoch nicht berücksichtigt<br />

werden. Stattdessen ergibt sich für den<br />

K<strong>und</strong>en ein klarer Preisvorteil. Defi nierte Mengen<br />

zu fertigen, macht eine optimierte Preisgestaltung<br />

erst möglich.<br />

Qualität zum besten Preis zu liefern, ist eines<br />

der Gr<strong>und</strong>anliegen von miramondo. Dabei spielt<br />

auch der Gedanke der Nachhaltigkeit eine große<br />

Rolle. Der K<strong>und</strong>e kann sicher sein, dass er<br />

auch nach vielen Jahren schnell <strong>und</strong> günstig<br />

Ersatzteile bekommt. Selbst wenn Konstruktion,<br />

Material <strong>und</strong> Verarbeitung auf Langlebigkeit<br />

ausgelegt sind, ist dieser Service ein Thema.<br />

Bereits beim Design wird daher berücksichtigt,<br />

dass einzelne Elemente nachträglich ausgetauscht<br />

werden können. Gerade bei Produkten<br />

für den öffentlichen Raum kommt es durch<br />

starke bestimmungsgemäße Beanspruchung<br />

<strong>und</strong> auch durch Vandalismus immer wieder<br />

einmal zu Schäden. Daher ist die kostengünstige<br />

<strong>und</strong> schnelle Verfügbarkeit von Ersatzteilen<br />

von hoher Bedeutung. Und schließlich hat das<br />

Produktdesign eine Gültigkeit abseits schnelllebiger<br />

Trends. Fazit: Ein schlankes Unternehmen<br />

kann den Produkten <strong>und</strong> seinen Käufern durchaus<br />

gut tun.<br />

Ludwig Keißner


Best Practice<br />

Auf den nächsten Seiten zeigen wir Ihnen<br />

besonders gelungene Beispiele<br />

Report | 59


60 | Best Practice<br />

Plätze <strong>und</strong> Straßen im Umfeld UN-Campus / WCCB Bonn<br />

Das Konzept zur Gestaltung der öffentlichen Räume entwickelt das Gebiet des ehemaligen<br />

Regierungsviertels Bonn zu einem hochwertigen Campus mit eigener Identität. Nach Außen soll<br />

eine wiedererkennbare „Adresse“ gebildet werden. Die verschiedenen baulichen Strukturen wie<br />

der ehemalige Plenarsaal des deutschen B<strong>und</strong>estages, das ehemalige B<strong>und</strong>eshaus als neuer Sitz<br />

des Sekretariats der Klimarahmenkonvention sowie der Neubau des WCCB werden durch eine<br />

prägnante Gestaltung des öffentlichen Raumes verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> in Wert gesetzt. Dabei baut die<br />

Neugestaltung auf den vorhandenen landschaftlichen, architektonischen <strong>und</strong> geschichtlichen<br />

Qualitäten des Ortes auf. Der Entwurf begreift das Umfeld des UN-Campus als eine Sequenz<br />

von Plätzen, Promenaden <strong>und</strong> Straßenräumen, die das ehemalige Regierungsviertel neu mit<br />

dem Rhein <strong>und</strong> der Bonner Museumsmeile vernetzen. Die vorhandene 3-reihige Heussallee wird<br />

durch die Neuordnung des Verkehrs zur großzügigen Flaniermeile <strong>und</strong> zum repräsentativen<br />

grünen Empfangsraum des UN-Campus‘.


Wettbewerb: 2008<br />

1. Preis: scape Landschaftsarchitekten, Düsseldorf<br />

(federführend)<br />

Lindschulte <strong>und</strong> Kloppe Ingenieure, Düsseldorf<br />

Burghardt Wand Lichtplanung, Hamburg<br />

Bauherr: Stadt Bonn<br />

Realisierung 1. BA: 2009 – <strong>2010</strong><br />

Fläche Gesamtgebiet: 7,5 ha<br />

Fläche 1. BA: 2,5 ha<br />

Ausführende Firmen 1. BA: STRABAG AG, Forster Gartenbau, Bonn<br />

Design Stadtmöbel: scape Landschaftsarchitekten<br />

Lieferanten Stadtmöbel: LIF Freiraumobjekte, Meppen (Bänke,<br />

Buswartehallen); Thieme, Münster (Infostelen)<br />

Best Practice | 61


62 | Best Practice<br />

KONZEPT - PAUSE der Arnoldus Gr<strong>und</strong>schule Gilching<br />

Der Pausenhof aus den 70er Jahren – ausschließlich eintönig grau gepflastert - sollte unter<br />

Berücksichtigung einer Mehrfachnutzung saniert <strong>und</strong> erweitert werden. Vormittags dient er<br />

nun als Pausenhof der Gr<strong>und</strong>schüler, mittags/nachmittags steht er der Mittagsbetreuung zur<br />

Verfügung <strong>und</strong> ab 16 Uhr ist der Pausenhof öffentlicher <strong>Spiel</strong>platz.<br />

Das Konzept bestand zum einen in der Sanierung <strong>und</strong> Stärkung des Bestandes – Sicherheit<br />

schaffen, Unfallgefahren beseitigen, Aufwertung des Bestandes (Vegetation / Baumgürtel,<br />

Zugänge), sowie die Neugestaltung in Teilbereichen – Vielfältigkeit fördern.<br />

So genannte PAUSE-INSELN dienen den verschiedenen Bedürfnissen der Kinder - Ruhe-Insel,<br />

Aussichts-Insel, <strong>Spiel</strong>-Insel, Info-Wald-Insel. Dabei spielt die Einteilung der Fläche in Ruhe-,<br />

<strong>Spiel</strong>-, <strong>und</strong> Bewegungsräume eine große Rolle um Konflikte zu vermeiden. Frisch grüne Gleditschien<br />

(Gleditsia triacanthos ‚Inermis‘) sorgen für lichte Schattenplätze.<br />

Gerade das neu angelegte Minispielfeld erfreut sich größter Beliebtheit. Es kann multifunktional<br />

genutzt werden. Fußball, Basketball, Volleyball, Hockey, Bewegungskünste sogar für den<br />

Schulsport ist es einsetzbar. Die schall-absorbierende Einfriedung beugt Konflikten mit dem<br />

umliegenden Wohnumfeld vor.


Gesamtfl äche:<br />

5.000 m²<br />

Planung <strong>und</strong> Bau:<br />

2008-<strong>2010</strong><br />

Bausumme:<br />

380.000 Euro brutto<br />

Planung:<br />

FREIRAUM PLAN<br />

landschaftsarchitektur<br />

Hersteller<br />

Multifunktionsspielfeld:<br />

Proludic GmbH<br />

Ausführung<br />

Landschaftsbau:<br />

Die Gartenzwerge<br />

Garten&Landschaftsbau GmbH<br />

Best Practice | 63


64 | Best Practice<br />

Bodengestaltung Sieg Carré, Siegen<br />

Mit dem modernen Geschäfts- <strong>und</strong> Dienstleistungszentrum aus Glas <strong>und</strong> Stahl entstand ein<br />

neuer Anziehungspunkt in der City im südwestfälischen Siegen, das dem Besucher bereits<br />

vom Bahnhofsvorplatz aus ins Auge fällt. Passend zur Architektur des Sieg Carré wurde ein<br />

optisch ansprechendes Pflaster gesucht, das nicht nur den Außenbereich in Szene setzt,<br />

sondern auch belastbar <strong>und</strong> leicht zu reinigen ist. Es kamen drei Steinstärken zum Einsatz:<br />

Im reinen Fußgängerbereich reichte die normale Pflasterdicke von 8 cm vollkommen aus,<br />

während auf den befahrenen Arealen die 12 cm dicke Version für Stabilität <strong>und</strong> Sicherheit<br />

sorgt. Zusätzlichen Schutz vor dem Verschieben der Steine bieten r<strong>und</strong> um das Pflaster<br />

verdeckt angeordnete Verb<strong>und</strong>nocken, die bei der Verlegung kraftschlüssig ineinander greifen<br />

<strong>und</strong> damit einen stabilen Flächenverb<strong>und</strong> gewährleisten. Ein Verschieben der Steine durch die<br />

Rangiermanöver der Lieferfahrzeuge ist somit nahezu ausgeschlossen. Darüber hinaus sorgen<br />

die Nocken für einen gleichmäßigen Fugenverlauf.


Objekt: Sieg Carré, Siegen<br />

Bauherr: Sparkasse Siegen<br />

Morleystraße, 57080 Siegen<br />

Planung: Thomas Laufenburg<br />

Torwiesenweg, 57234 Wilnsdorf<br />

Ausführung: Firma Otto Quast GmbH & Co. KG<br />

57076 Siegen<br />

Material: MultiTec 20/20 cm, 40/20 cm, 60/40 cm<br />

Stärken: 8, 10 <strong>und</strong> 12 cm<br />

Farbe: Granit, geschliffen <strong>und</strong> gestrahlt<br />

Lieferant: KANN GmbH Baustoffwerke<br />

56170 Bendorf<br />

Best Practice | 65


66 | <strong>Spiel</strong>raum


Kinderfre<strong>und</strong>liche<br />

Stadtgestaltung<br />

Lernen von der Praxis für die Praxis – das war die Idee einer<br />

sehr gut besuchten Tagung in Berlin, zu der das Deutsche<br />

Kinderhilfswerk eingeladen hatte.<br />

Kinder wissen wie ihre Stadt aussehen müsste,<br />

damit sie dort besser leben könnten. Mit unterschiedlichen<br />

Anregungen <strong>und</strong> Möglichkeiten für<br />

<strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> Bewegung sowie sicheren Verkehrswegen.<br />

Nur werden sie selten gefragt. Vielleicht<br />

dürfen sie bei der Planung eines <strong>Spiel</strong>platzes<br />

mitwirken, wenn sie das Glück haben, dass in<br />

ihrem Viertel überhaupt ein <strong>Spiel</strong>platz erneuert<br />

wird. Mehr passiert selten. Dass die Zusammenarbeit<br />

mit Kindern auch ganz anders aussehen<br />

kann, hat die Tagung „Kinderfre<strong>und</strong>liche Stadtplanung“<br />

im Roten Rathaus in Berlin im Oktober<br />

eindrucksvoll gezeigt. Drei Jahre lang hat das<br />

Deutsche Kinderhilfswerk Kommunen begleitet,<br />

die ihre Stadt stärker an den Bedürfnissen von<br />

Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen ausrichten. Das Ziel<br />

des vom B<strong>und</strong>esjugendministerium geförderten<br />

Programms bestand darin, Kommunen dabei zu<br />

unterstützen, städtebauliche Strukturen zu erhalten<br />

<strong>und</strong> zu schaffen, in denen <strong>Spiel</strong>en möglich<br />

ist, die zum Gestalten <strong>und</strong> Erleben einladen<br />

sowie Gefahrlosigkeit <strong>und</strong> Zugänglichkeit gewährleisten.<br />

Zwölf Modellkommunen konnten<br />

nun in Berlin ihre Erfahrungen <strong>und</strong> Ergebnisse<br />

vorstellen. Immer waren Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

sehr direkt in die Planung <strong>und</strong> Realisation<br />

der Maßnahmen eingeb<strong>und</strong>en.<br />

„Städte, Gemeinden <strong>und</strong> Landkreise werden umso<br />

zukunftstauglicher sein, je besser es ihnen gelingt,<br />

Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen beste Start- <strong>und</strong><br />

Entwicklungschancen zu bieten.“<br />

Dr. Heide-Rose Brückner,<br />

B<strong>und</strong>esgeschäftsführerin des Deutschen Kinderhilfswerks<br />

Viele gute Ideen <strong>und</strong> messbare Erfolge<br />

<strong>Spiel</strong>leitplanung ist eines der zentralen Instrumente<br />

der beteiligten Kommunen, um gemeinsam<br />

mit allen Akteuren in der Stadt die<br />

Lebensbedingungen der Kinder zu verbessern.<br />

Die Vorgehensweise ist strukturiert <strong>und</strong> mittlerweile<br />

schon bewährt: Kinder werden befragt,<br />

der Bedarf analysiert, Landkarten mit wichtigen<br />

Wegen <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>orten erstellt, Verbesserungsvorschläge<br />

gesammelt <strong>und</strong> in einen Maßnahmenplan<br />

übersetzt. Die individuelle Situation<br />

vor Ort <strong>und</strong> die jeweilige Zielsetzung führt dann<br />

aber selbstverständlich zu unterschiedlichen<br />

Schwerpunkten in der Umsetzung. Ein zentrales<br />

Anliegen ist die Schaffung unterschiedlicher<br />

<strong>Spiel</strong>räume, darunter <strong>Spiel</strong>- oder Bolzplätze,<br />

naturnahe <strong>Spiel</strong>plätze oder auch Freifl ächen<br />

mit Wiesen <strong>und</strong> Bäumen, auf denen Kinder mit<br />

<strong>und</strong> von der Natur lernen <strong>und</strong> spielen können.<br />

Es wird großer Wert auf eine gute Vernetzung<br />

dieser <strong>Spiel</strong>orte durch sichere Verkehrswege<br />

gelegt, damit Kinder ihre Ziele gut erreichen<br />

können. Viele einzelne Schritte auf dem Weg zu<br />

einer kinderfre<strong>und</strong>lichen Stadt wurden in den<br />

Modellkommunen so absolviert.<br />

Vom „Verschlechterungsverbot“ bis hin<br />

zum Generationenvertrag<br />

Soweit lassen sich die Ergebnisse der Kommunen<br />

zusammenfassen. Verschiedene gute Ideen fi elen<br />

ergänzend dazu auf: So gibt es in Dortm<strong>und</strong><br />

ein sogenanntes „Verschlechterungsverbot“.<br />

Alle Planungsvorhaben in der Stadt werden darauf<br />

geprüft, ob sich für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

daraus Nachteile ergeben könnten. So etwas<br />

kennt man vielleicht im Naturschutz von der<br />

Bewahrung von Lebensräumen für Feldhamster.<br />

Über die Interessen von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

wird so bislang sehr selten nachgedacht.<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 67


Fachtag - World Cafe Tischdecken Fachtag - Ankommen<br />

68 | <strong>Spiel</strong>raum<br />

Um vor Ort die Möglichkeiten <strong>und</strong> den Raum<br />

für Gespräche mit Kindern <strong>und</strong> Anwohnern zu<br />

führen, hat die Stadt Rietberg gemeinsam mit<br />

Jugendlichen ein Planungsmobil ausgestattet.<br />

Das Mobil bietet logistische Unterstützung in<br />

der Phase der Kommunikation. Interessant ist<br />

auch eine Idee aus Karlsruhe: Dort wurde die<br />

<strong>Spiel</strong>leitplanung als Pilotprojekt in das B<strong>und</strong>-<br />

Länder-Programm Soziale Stadt eingebettet.<br />

So standen erheblich mehr fi nanzielle Mittel<br />

zur Verfügung. Bei den Werkstattgesprächen in<br />

der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow hat sich<br />

herauskristallisiert, wie nah die Wünsche <strong>und</strong><br />

Vorstellungen von Jung <strong>und</strong> Alt beieinander<br />

lagen. Es wurde ein Generationenvertrag erarbeitet,<br />

der jetzt bei allen weiteren<br />

Schritten berücksichtigt wird.<br />

Oft ein Gewinn für<br />

ältere Menschen<br />

Vielfach war auf der<br />

Tagung zu hören, dass<br />

eine kinderfre<strong>und</strong>liche<br />

Gemeinde immer<br />

zugleich auch seniorenfre<strong>und</strong>lich<br />

ist. Das<br />

leuchtet ein: Sichere<br />

Verkehrswege mit mehr<br />

Beleuchtung <strong>und</strong> Überwegen<br />

oder Plätze im Zentrum<br />

mit einer hohen Aufenthaltsqualität<br />

machen eine<br />

Stadt für alle Menschen, aber<br />

besonders auch für Senioren<br />

lebenswerter.<br />

Ein Forum für den Austausch<br />

Neben der Darstellung der Projekte, die in den<br />

Modellkommunen realisiert wurden, lag ein besonderer<br />

Schwerpunkt der Veranstaltung auf<br />

dem Erfahrungsaustausch, dem Gespräch über<br />

die Erfolgsfaktoren auf der einen <strong>und</strong> die Stolpersteine<br />

auf der anderen Seite. Viele positive<br />

Effekte wirken langfristig in die Entwicklung<br />

von Quartieren oder Kommunen. Die Beispiele<br />

zeigen, dass man von einem sehr effektiven<br />

Mitteleinsatz sprechen kann. Weil die Maßnahmen<br />

tatsächlich auf den Bedarf abgestimmt<br />

sind, lassen sich Fehlinvestitionen vermeiden.<br />

Durch die Beteiligung verändert sich die Haltung<br />

der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen gegenüber<br />

ihrer Stadt <strong>und</strong> dem Wert der Freiraumgestaltung,<br />

denn es entwickelt sich Verantwortung.<br />

Und wie bereits am Beispiel von Blankenfelde-<br />

Mahlow angesprochen ist kinderfre<strong>und</strong>liche<br />

„Es muss das Ziel sein, die<br />

Verdichtung der Erfahrungen <strong>und</strong><br />

den interkommunalen Dialog<br />

weiterzuführen, um kinderfre<strong>und</strong>liche<br />

Stadtgestaltung fest zu<br />

etablieren. Deshalb möchten wir eine<br />

Plattform für einen kontinuierlichen<br />

Austausch ins Leben rufen.“<br />

Peter Apel, Planungsbüro Stadtkinder <strong>und</strong> Mitglied im<br />

Planungsteam der Tagung


Stadtgestaltung letztendlich eine menschenfre<strong>und</strong>liche<br />

Stadtgestaltung, von der weit mehr<br />

Bevölkerungsgruppen profi tieren als „nur“ Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche. Das sind ganz wesentliche<br />

Punkte.<br />

Stolpersteine<br />

Es hat sich gezeigt, dass verschiedene Schwierigkeiten<br />

bei der Etablierung einer kinderfre<strong>und</strong>lichen<br />

Stadtgestaltung in der momentanen<br />

Phase „typisch“ sind. Um mit solchen<br />

Prozessen in einer Stadt beginnen zu können,<br />

braucht man einen „Motor“, der sich mit aller<br />

Kraft für eine kinderfre<strong>und</strong>liche Stadtgestaltung<br />

stark macht. Das Konzept steht <strong>und</strong> fällt<br />

mit engagierten Personen, die sich dafür einsetzen<br />

<strong>und</strong> die Organisation in die Hand nehmen.<br />

Je höher in der Hierarchie desto besser.<br />

Ist der politische Wille nicht da, wird auch<br />

nichts passieren. Schwierigkeiten bereitet vielfach<br />

auch die notwendige Verzahnung innerhalb<br />

der Stadtverwaltung. Zum Beispiel kann es<br />

notwendig sein, dass Maßnahmen des Hochwasserschutzes,<br />

zum Beispiel der Rückbau von<br />

Uferbegradigungen, mit der Schaffung neuer<br />

<strong>Spiel</strong>orte an Bächen synchronisiert werden<br />

muss. Dass die Verkehrsplanung mit ins Boot<br />

genommen werden muss, ist eigentlich eine<br />

Selbstverständlichkeit, aber innerhalb der Verwaltung<br />

nicht immer ohne Reibungsverluste zu<br />

bewerkstelligen.<br />

Kein Fazit, sondern ein Auftakt<br />

Dieser erste, breit angelegte Erfahrungsaustausch<br />

im Bereich der kinderfre<strong>und</strong>lichen Stadtgestaltung<br />

war eine Standortbestimmung: Was<br />

ist heute bereits möglich, welche Ziele müssen<br />

ins Auge gefasst werden <strong>und</strong> wie kann man von<br />

den Erfahrungen anderer lernen? Eine interessante<br />

Diskussion hat in Berlin begonnen. Dirk<br />

Schelhorn <strong>und</strong> Peter Apel, die mit dem Kinderhilfswerk<br />

die Veranstaltung organisiert haben,<br />

plädieren ganz klar dafür, dass diese Veranstaltung<br />

nicht als Fazit oder Eintagsfl iege betrachtet<br />

werden darf. Vielmehr gilt es aus ihrer Sicht<br />

eine Plattform für alle Aspekte r<strong>und</strong> um dieses<br />

Thema zu schaffen, das nach <strong>und</strong> nach auch<br />

stärker in den Fokus der Stadtentwickler rückt.<br />

Dr. Anke Münster<br />

„Stadtentwicklung <strong>und</strong> Fragen zur Gestaltung öffentlicher Räume<br />

kann nur zu Gunsten von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen nachhaltig<br />

etabliert werden, wenn es gelingt verbindliche Qualitäten fachlich<br />

<strong>und</strong> politisch zu verankern.“<br />

Dirk Schelhorn, Landschaftsarchitekt <strong>und</strong> Mitglied im Planungsteam der Tagung<br />

Freiräume für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche.<br />

Gutachten im Rahmen des Nationalen Aktionsplanes<br />

„Für ein kindergerechtes Deutschland 2005 - <strong>2010</strong>“<br />

Mit welchen Instrumenten können Städte <strong>und</strong> Gemeinden kinder- <strong>und</strong> jugendgerechte<br />

Freiräume schaffen? Anhand ausgewählter Beispiele gibt die<br />

neue Publikation Werkstatt: Praxis Heft 70 interessante Anregungen, wie sich<br />

Städte oft mit überschaubarem Aufwand für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche zum<br />

Positiven verändern können. Die Empfehlungen richten sich an Stadtplaner<br />

<strong>und</strong> Freiraumgestalter. Doch die Entwicklung kinder- <strong>und</strong> jugendgerechter<br />

Städte ist nicht allein von der Stadt- <strong>und</strong> Freiraumplanung abhängig. Es wird<br />

deutlich, dass dies eine Gemeinschaftsaufgabe, die viele Akteure von Jugend-<br />

<strong>und</strong> Sportämtern angefangen bis hin zur Verkehrsplanung an einen<br />

Tisch bringen muss.<br />

Die Publikation ist ein Gutachten, das vom B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr,<br />

Bau <strong>und</strong> Stadtentwicklung in Auftrag gegeben worden wurde. Die Bearbeitung<br />

erfolgte durch Peter Apel, Dagmar Brüggemann, Dirk Schelhorn, Anja Röding<br />

<strong>und</strong> Jacqueline Modes, wissenschaftlich begleitet durch das B<strong>und</strong>esinstitut für<br />

Bau-, Stadt- <strong>und</strong> Raumforschung (BBSR) im B<strong>und</strong>esamt für Bauwesen <strong>und</strong><br />

Raumordnung (BBR)<br />

Kostenfrei zu beziehen bei: silvia.wicharz@bbr.b<strong>und</strong>.de, Stichwort: Werkstatt:<br />

Praxis 70 sowie im Download unter: http://www.bbsr.b<strong>und</strong>.de<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 69


Wiesbaden macht Zukunft<br />

Finanzen – kaum <strong>Spiel</strong>raum?<br />

Die letzte Umfrage des BFG – B<strong>und</strong>esverband<br />

für Freiraum-Gestaltung – hat gezeigt, dass<br />

fast ein Drittel der befragten Kommunen <strong>2010</strong><br />

keinen einzigen Euro in den Austausch <strong>und</strong> die<br />

Erneuerung von <strong>Spiel</strong>geräten oder in die Neugestaltung<br />

von <strong>Spiel</strong>plätzen investieren konnte.<br />

So verlieren die vorhandenen <strong>Spiel</strong>plätze ihren<br />

<strong>Spiel</strong>wert <strong>und</strong> damit auch den Wert, den sie als<br />

lebendiger Treffpunkt in einem Stadtteil bieten.<br />

Zudem haben sich auch die<br />

Anforderungen an <strong>Spiel</strong>-<br />

„Der <strong>Spiel</strong>platz Schulberg wird einzigartig“ plätze in den letzten Jahrzehnten<br />

geändert. Ein Sa-<br />

Scha-Platz mit Sandkasten<br />

<strong>und</strong> Schaukel erfreut nur<br />

eine kleine Gruppe der Jüngsten. Heute braucht<br />

es weit mehr, um Kinder <strong>und</strong> Jugendliche nach<br />

draußen zum <strong>Spiel</strong>en zu bewegen. Und <strong>Spiel</strong>en<br />

ist anerkannt ein wichtiger Bestandteil der Persönlichkeitsentwicklung.<br />

Glücklicherweise gibt es auch Kommunen, die<br />

mit einem guten Konzept, einer längerfristig<br />

angelegten Planung <strong>und</strong> vernünftigen Etats den<br />

<strong>Spiel</strong>raum in den Städten zumindest erhalten<br />

oder sogar verbessern. Ein hervorragendes Beispiel<br />

ist die Landeshauptstadt Wiesbaden. Hier<br />

hat sich die Dezernentin für Kultur, Umwelt,<br />

Grünfl ächen, Forst <strong>und</strong> Hochbau Rita Thies<br />

zum Ziel gesetzt, dass alte, aber stark frequentierte<br />

<strong>Spiel</strong>plätze im Innenstadtbereich neu<br />

gestaltet werden. Aufgr<strong>und</strong> dieser politischen<br />

Vorgabe wurden bereits einige <strong>Spiel</strong>bereiche<br />

neu- oder umgestaltet wie z.B. der <strong>Spiel</strong>bereich<br />

Rita Thies, Umwelt- <strong>und</strong> Kulturdezernentin der Stadt Wiesbaden<br />

70 | <strong>Spiel</strong>raum<br />

an der Leichtweißhöhle oder die <strong>Spiel</strong>plätze<br />

im Schlosspark Biebrich <strong>und</strong> in der Parkanlage<br />

Warmer Damm. Weitere Umbauten sind bereits<br />

in der Planung <strong>und</strong> warten auf ihre Umsetzung.<br />

Dazu zählen unter anderem die Umgestaltung<br />

des zentralen <strong>und</strong> stark frequentierten <strong>Spiel</strong>bereiches<br />

am Kranzplatz oder die Neugestaltung<br />

des <strong>Spiel</strong>platzes an der Hofwiese zu einem Ort<br />

für alle Generationen.<br />

Vom Wunsch zur Wirklichkeit<br />

Die ganze Arbeit beruht auf einem ambitionierten<br />

<strong>und</strong> tragfähigen <strong>Spiel</strong>raumkonzept. Gr<strong>und</strong>gedanke<br />

war es, hinzuschauen <strong>und</strong> zu fragen:<br />

Was wird gebraucht <strong>und</strong> wo? Welche Nutzergruppen<br />

gibt es? Was ist mit der Nachhaltigkeit,<br />

was mit dem Erhaltenswerten im Umfeld?<br />

Wie binde ich die Bürger ein? Wie sehen die Koordination<br />

der Akteure <strong>und</strong> der Ausgleich ihrer<br />

unterschiedlichen Interessen aus? Wie gestalte<br />

ich die Finanzierung? Viele Aufgaben, die im<br />

Vorfeld der Planung gestellt <strong>und</strong> beantwortet<br />

werden müssen. Manchem wird die Vorgehensweise<br />

mit Einbeziehung auch externer Fachleute<br />

etwas umständlich <strong>und</strong> kostenträchtig<br />

erscheinen. Im Ergebnis zeigt sie sich als ein gutes<br />

Beispiel, wie man späteren Problemen <strong>und</strong><br />

Unzufriedenheiten gleich im Ansatz vorbeugen<br />

kann. Es ist eben besser, etwas gleich richtig zu<br />

machen, als später zu begründen, weshalb man<br />

es falsch gemacht hat. Erst die Erkenntnisse, die<br />

aus den Antworten gezogen werden konnten,<br />

ergaben die Gr<strong>und</strong>lagen für weiteres Handeln.


Einzig, nicht artig<br />

Einzigartig: der <strong>Spiel</strong>platz auf dem Schulberg.<br />

Hier wird der Neubau mit Abriss- <strong>und</strong> Erdarbeiten<br />

vorbereitet. Rita Thies hatte einen offenen<br />

freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb<br />

für Landschaftsarchitekten in Zusammenarbeit<br />

mit Künstlern ausgeschrieben. Gegenstand<br />

des Wettbewerbes war die Erarbeitung eines<br />

Gesamtkonzeptes für die Neugestaltung eines<br />

künstlerisch gestalteten <strong>Spiel</strong>platzes unter dem<br />

Thema „Weltkulturen“ einschließlich des historisch<br />

geprägten Umfeldes.<br />

Der Aufgabenschwerpunkt lag in der Ausarbeitung<br />

einer innovativen Entwurfsidee für den<br />

Kinderspielplatz mit dem Hauptaugenmerk auf<br />

einer künstlerischen Gestaltung. Dabei waren<br />

die Bedürfnisse von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

sowie die Aufenthaltsbedürfnisse von Erwachsenen<br />

einzubeziehen. In einem Ideenteil sollte<br />

ein Gestaltungskonzept für das Umfeld des<br />

<strong>Spiel</strong>platzes ausgearbeitet werden. Das Wettbewerbsmanagement<br />

lag in den Händen des<br />

renommierten Büros scheuvens + wachten aus<br />

Berlin. Seine Aufgaben umfassten die Koordination<br />

des Wettbewerbsverfahrens, Abstimmung<br />

mit der Architektenkammer, Vorprüfung<br />

der Wettbewerbsarbeiten, Koordination weiterer<br />

Vorprüfer sowie Organisation <strong>und</strong> Begleitung<br />

des Preisgerichts.<br />

Hier ist Kunst im <strong>Spiel</strong><br />

Das Preisgericht vergab insgesamt 5 Preise. Es<br />

wählte in seiner Sitzung am 1. Juli 2009 unter<br />

26 eingereichten Arbeiten den Entwurf des<br />

Büros Annabau aus Berlin zur Realisierung<br />

aus. Das Preisgericht wertete positiv, dass der<br />

Entwurf sich durch eine unverwechselbare<br />

Großstruktur auszeichnet, die durch ihre städtebaulich<br />

räumliche Qualität wie auch durch<br />

die hohe <strong>Spiel</strong>qualität überzeugt. Das interaktive<br />

Konzept des Loops würde nicht nur für<br />

das unmittelbare Umfeld eine Attraktion darstellen,<br />

sondern auch für einen umfassenderen<br />

Stadtbereich anziehend wirken. Das Konzept<br />

überzeugte das Preisgericht durch seine hohe<br />

Nutzungsqualität sowie seinen künstlerischkulturellen<br />

Anspruch.<br />

Jetzt lässt Rita Thies den Siegerentwurf durch<br />

das Amt für Grünfl ächen, Landwirtschaft <strong>und</strong><br />

Forsten realisieren. „Es entsteht eine am höchsten<br />

Punkt drei Meter hohe <strong>Spiel</strong>skulptur, ein<br />

Loop, der den Platz großzügig umspannen wird.<br />

Er wird aus Stahl <strong>und</strong> Kletternetzen bestehen,<br />

in die unter anderem Trampoline, Seillianen,<br />

eine Reifenschaukel, ein Seiltunnel <strong>und</strong> eine<br />

Rutschmembran eingeb<strong>und</strong>en sind. Im Inneren<br />

der <strong>Spiel</strong>skulptur wird eine modellierte <strong>Spiel</strong>landschaft<br />

realisiert. Sie besteht aus Hügeln<br />

unterschiedlicher Größe, die von Sand umgeben<br />

sind“, erläutert Thies.<br />

„Die Besucherinnen <strong>und</strong> Besucher der <strong>Spiel</strong>landschaft<br />

können die <strong>Spiel</strong>hügel durch An-<br />

<strong>und</strong> Überbauen verändern oder sich beim Hinüberklettern<br />

<strong>und</strong> Rennen austoben. Pünktlich<br />

zur nächsten Freiluftsaison sollen Skulptur <strong>und</strong><br />

<strong>Spiel</strong>landschaft für die Eroberung durch Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche bereitstehen. Die umgebende<br />

Parklandschaft wird ebenfalls überarbeitet, um<br />

diese Idylle inmitten der Stadt wieder zu einem<br />

attraktiven Aufenthaltsort zu machen. Im Frühjahr<br />

wollen wir dann auch das Römertor sanieren,<br />

um Wiesbadener <strong>und</strong> Touristen über das<br />

Denkmal zu einem der attraktivsten verborgenen<br />

Plätze unserer Stadt zu führen. Neben <strong>Spiel</strong><br />

<strong>und</strong> Erholung verspricht ab dem nächsten Jahr<br />

zusätzlich ein um eine große Ausstellungshalle<br />

erweitertes Kunsthaus mit attraktiven Ausstellungen<br />

<strong>und</strong> der Artothek interessante Entdeckungen“,<br />

so die Dezernentin.<br />

Ludwig Keißner<br />

Vom historischen Römertor (oben) führt<br />

der Weg hinauf auf den Schulberg, wo<br />

der neue <strong>Spiel</strong>platz entstehen soll.<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 71


Beispiel Valladoloid, Spanien: Richter <strong>Spiel</strong>geräte erhielt den Auftrag für einen <strong>Spiel</strong>platz<br />

mit künstlich angelegtem See, Hängebrücke <strong>und</strong> Seilfähre.<br />

Exportschlager<br />

<strong>Spiel</strong>platz<br />

Ob faszinierend große <strong>Spiel</strong>anlagen auf beachteten neuen<br />

Freiräumen oder kleine, aber feine designorientierte <strong>Spiel</strong>plätze:<br />

immer häufi ger sieht man im Ausland <strong>Spiel</strong>plätze<br />

„made in Germany“.<br />

72 | <strong>Spiel</strong>raum<br />

„Viele tolle <strong>Spiel</strong>plätze werden im Moment von<br />

deutschen Firmen gebaut.“ Eigentlich war das<br />

in dem Gespräch mit einem Landschaftsplaner<br />

aus der Schweiz nur ein kleiner Nebensatz, aber<br />

er ist hängengeblieben. Vor allem weil uns das<br />

bei unserer Arbeit an dem Heft „Blick über die<br />

Grenzen“ auch schon aufgefallen war. Ein Zufall?<br />

Wir haben einige deutsche <strong>Spiel</strong>platzhersteller<br />

angesprochen <strong>und</strong> nach dem Auslandsgeschäft<br />

gefragt. Denn wir möchten wissen, ob<br />

der Eindruck stimmt, dass die Qualität <strong>und</strong> der<br />

<strong>Spiel</strong>wert europa- <strong>und</strong> weltweit immer höher<br />

geschätzt werden.<br />

Große <strong>Spiel</strong>areale<br />

Die in Frasdorf ansässige Richter <strong>Spiel</strong>geräte<br />

GmbH hat einige international sehr beachtete,<br />

fantasieanregende <strong>Spiel</strong>areale ausgestattet,<br />

darunter die <strong>Spiel</strong>plätze auf der Promenade<br />

„Salon de Pinos“ in Madrid, die durch die Verlegung<br />

der Ringautobahn in Tunnel angelegt<br />

werden konnte. Julian Richter jun. sieht in solchen<br />

Projekten einen besonderen Reiz: „Wir<br />

haben in Madrid, aber auch in New York <strong>und</strong><br />

in England <strong>Spiel</strong>plätze in einer Größe gebaut,<br />

die man so zur Zeit in Deutschland nicht planen<br />

kann. Wir freuen uns über diese Möglichkeit,<br />

aber fi nden das zugleich schade. So etwas<br />

würden wir auch sehr gerne in Deutschland realisieren,<br />

denn man kann auf solchen Arealen<br />

<strong>Spiel</strong>anlagen mit einem ganz besonderen <strong>Spiel</strong>wert<br />

schaffen.“ Ein kleiner Wermutstropfen,<br />

doch für das Unternehmen entwickeln solche<br />

internationalen Projekte einen Leuchtturm-


charakter, der die Nachfrage in dem jeweiligen<br />

Land messbar steigen lässt. Richter exportiert<br />

besonders stark in die Beneluxländer, Spanien<br />

<strong>und</strong> England. Das britische Finanzierungsmodell<br />

über einen fest defi nierten Gewinnanteil<br />

bei der staatlichen Lotterie war ein Motor für<br />

eine sehr positive Entwicklung der <strong>Spiel</strong>plätze<br />

dort, die auch für Richter spürbar war. Neben<br />

diesen starken Märkten hat das Unternehmen<br />

mittlerweile Projekte in nahezu allen europäischen<br />

Ländern realisiert. Auch Amerika beginnt,<br />

sich zu einem Markt zu entwickeln. Insgesamt<br />

gesehen liegt der Exportanteil bei der Richter<br />

<strong>Spiel</strong>geräte GmbH bei 60 Prozent, Tendenz steigend.<br />

Über die Nachbarländer hinaus<br />

Bei Kinderland Emsland <strong>Spiel</strong>geräte zeigt sich<br />

momentan deutlich, dass die Nachfrage aus<br />

dem Ausland steigt <strong>und</strong> sich gleichzeitig die<br />

Märkte erweitern. Während zuvor der Export<br />

vor allem in direkte Nachbarländer erfolgte,<br />

gibt es heute bereits Geschäftsbeziehungen zu<br />

Partnern in Ländern wie Israel <strong>und</strong> sogar Singapur<br />

sowie Südkorea. Teils sind es spezielle<br />

Segmente, die das besondere Interesse fi nden.<br />

Nach Israel liefert Kinderland Emsland <strong>Spiel</strong>geräte<br />

zum Beispiel besonders viele Geräte für<br />

Menschen mit Behinderung. Deutlich intensiviert<br />

hat sich auch der Export in osteuropäische<br />

Staaten, wenn zum Beispiel eine hochwertige<br />

Ausstattung bestimmter Wohnareale geplant<br />

wird. Ein wichtiges Geschäftsfeld ist bei Kinderland<br />

Emsland <strong>Spiel</strong>geräte zudem die Ausstattung<br />

internationaler <strong>Freizeit</strong>parks: „Wir erleben<br />

ganz stark einen Trend, dass für <strong>Freizeit</strong>parks<br />

Sonderanfertigungen in einer exklusiven Qualität<br />

gewünscht werden. Auch in Ländern, die<br />

traditionell stark auf Geräte aus Kunststoff<br />

fokussiert waren, wird das Interesse an Holzspielgeräten<br />

<strong>und</strong> einzelnen Bereichen mit einer<br />

naturnahen Gestaltung erkennbar.“ Geschäftsführer<br />

Mario Hampel sieht sich dabei im Kontakt<br />

mit Parkbetreibern aus Ländern, die starke<br />

Sonneneinstrahlung haben, nicht selten mit<br />

Bedenken gegen das Material Holz konfrontiert.<br />

„Riesige Erfahrungswerte gibt es tatsächlich<br />

noch nicht. Wir können aber mit der besonderen<br />

Qualität von Robinienholz <strong>und</strong> speziellen<br />

Techniken in der Verarbeitung argumentieren,<br />

die für Langlebigkeit sorgen.“ Der Norden ist<br />

bei den Exportländern deshalb jedoch stärker<br />

vertreten als der Süden. Auch bei Kinderland<br />

Emsland <strong>Spiel</strong>geräte steigt die Exportquote. Im<br />

Moment macht das Auslandsgeschäft r<strong>und</strong> 30<br />

Prozent aus.<br />

Bei Kinderland Emsland <strong>Spiel</strong>geräte steigt die Nachfrage aus dem Ausland, sowohl bei<br />

<strong>Spiel</strong>plätzen als auch bei <strong>Freizeit</strong>parks.<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 73


74 | <strong>Spiel</strong>raum<br />

Attraktive Materialkombination<br />

Nicht nur Holzspielgeräte aus Deutschland<br />

werden immer stärker nachgefragt. Besonders<br />

exportorientiert zeigt sich auch das<br />

Unternehmen stilum, das <strong>Spiel</strong>geräte in der<br />

Materialkombination Edelstahl <strong>und</strong> Gummi<br />

anbietet. Gerade darin sieht Geschäftsführer<br />

Mike Arnold einen zentralen Gr<strong>und</strong><br />

für den Exporterfolg. R<strong>und</strong> 75 Prozent der<br />

Aufträge stammen aus den 18 europäischen<br />

Distributionen. Von Beginn an konnte stilum<br />

über das Vertriebsnetz des Schwesterunternehmens<br />

Conradi+ Kaiser international<br />

agieren. Ausschlaggebend war dabei das<br />

Produktportfolio: „Stahlspielgeräte in Serie,<br />

mit einer durchgängigen Designaussage<br />

waren damals <strong>und</strong> sind auch heute noch<br />

in einem derart umfangreichen Sortiment<br />

selten, so dass die Partner im Ausland unsere<br />

<strong>Spiel</strong>geräte <strong>und</strong> Stadtmöblierung gerne<br />

als Ergänzung ihres bestehenden Angebots<br />

aufgenommen haben“, erklärt Mike Arnold.<br />

Neben dem Design überzeugt die Langlebigkeit<br />

der durch die form- <strong>und</strong> farbenfrohen<br />

Gummielemente fre<strong>und</strong>lich gestalteten<br />

<strong>Spiel</strong>geräte. Sie eignen sich auch für <strong>Spiel</strong>plätze<br />

oder <strong>Spiel</strong>punkte in Lagen am Meer<br />

oder in vandalismusanfälligen Bereichen in<br />

Ballungszentren. Eine langjährig erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit gibt es zum Beispiel<br />

mit Boer in den Niederlanden, Fuchs in der<br />

Schweiz oder Holzhof in Italien. Ganz am<br />

Anfang steht dagegen die Kooperation mit<br />

Distributoren in Japan <strong>und</strong> Libyen. Um weitere<br />

Impulse für die Entwicklung von stilum<br />

zu setzen, wird es schon in Januar eine Vielzahl<br />

neuer Designelemente geben, die das<br />

stilum-Programm vervollständigen.


Kukuk engagiert sich über den Verein Kukukkultur für den Bau<br />

von <strong>Spiel</strong>plätzen in Krisenregionen.<br />

Sonderanfertigungen für spezielle Orte<br />

Auch wenn es um <strong>Spiel</strong>skulpturen geht, sind die<br />

Ideen deutscher <strong>Spiel</strong>platzbauer gefragt. Hersteller<br />

wie Kukuk aus Stuttgart oder auch Kellner<br />

<strong>Spiel</strong> aus Tabarz sind in den letzten Jahren<br />

durch sehr individuelle <strong>Spiel</strong>plätze aufgefallen.<br />

Ein Beispiel dafür ist die im Sommer installierte<br />

<strong>Spiel</strong>skulptur „Treibholz“, die Hans-Georg Kellner<br />

für den Außenbereich des von dem Architektenbüro<br />

Moro & Moro gebauten Bäderzentrums<br />

„Lido Locarno“ gebaut hat. Auch Kukuk<br />

arbeitet viel in der Schweiz, besonders schön ist<br />

zum Beispiel der <strong>Spiel</strong>raum in Maloja. Darüber<br />

hinaus setzen sich Bernhard Hanel, Robin Wagner<br />

<strong>und</strong> Thomas Weber über den Verein Kukukkultur<br />

für eine ganz andere Art von „Export“<br />

ein: Seit acht Jahren realisiert der Verein in<br />

Krisengebieten wie Libanon oder Temeswar mit<br />

deutschen <strong>und</strong> einheimischen Kindern <strong>Spiel</strong>räume,<br />

um Kindern im Alltag dort ein Stück<br />

Unbeschwertheit zu geben.<br />

Dr. Anke Münster<br />

Hans Georg Kellner baut viele seiner <strong>Spiel</strong>skulpturen im Ausland,<br />

zum Beispiel „Treibholz“ am Ufer des Lago Maggiore.<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 75


76 | Stadt & Kunst


Platz nehmen<br />

„Sie können noch ein Momentchen Platz nehmen.“ Diesen Hinweis kennt<br />

man von Arztbesuchen, wobei der Begriff Momentchen als sehr dehnbar erlebt<br />

wird. Platz nehmen kann man auch als Zeichen des zivilen Ungehorsams<br />

im Rahmen einer Sitzblockade. Oder eben bei einer durchaus erwünschten<br />

Eroberung des öffentlichen Raums. <strong>FreeLounge</strong> hat ein Beispiel dafür in<br />

Frankfurt entdeckt.<br />

Playing the City 2<br />

„Plötzlich bist Du mittendrin – 23 Kunstaktionen<br />

in 20 Tagen“. Das war das Motto eines<br />

Ausstellungsprojekts in Frankfurt, in dessen<br />

Zentrum die kontrovers geführten Diskussionen<br />

über den öffentlichen Raum <strong>und</strong> den „participatory<br />

turn“ innerhalb der zeitgenössischen Kunst<br />

standen. Die teils eigens für das Projekt konzipierten<br />

kollaborativen <strong>und</strong> partizipatorischen<br />

Arbeiten bildeten das Programm. So erschloss<br />

Playing the City 2 den öffentlichen Raum als einen<br />

kollektiven, freien <strong>und</strong> gestaltbaren Raum.<br />

Das Projekt stellte Fragen nach seinen Grenzen<br />

<strong>und</strong> nach der Einbezogenheit seiner Bewohner.<br />

Die ortsspezifi schen Aktionen bewegten sich in<br />

einem zeitlich limitierten Rahmen, in dem sie<br />

hergestellt <strong>und</strong> erfahren werden konnten.<br />

Bereits mit dem Projekt Playing the City im Vorjahr<br />

konnte die SCHIRN KUNSTHALLE FRANK-<br />

FURT, eines der renommiertesten Ausstellungshäuser<br />

Deutschlands, einen Erfolg verzeichnen.<br />

Vom 8. bis 26. September <strong>2010</strong> folgte Playing<br />

the City 2 mit einer großen Bandbreite künstlerischer<br />

Aktivitäten im öffentlichen Raum. Täglich<br />

neue Aktionen in der Frankfurter Innenstadt<br />

involvierten auf unterschiedlichste Weise die<br />

Stadt <strong>und</strong> ihre Bewohner - von Performances<br />

über Installationen bis zu „Guerillaaktionen“.<br />

Gemeinsamkeiten der Aktionen liegen darin,<br />

dass Produktion <strong>und</strong> Rezeption eng miteinander<br />

verb<strong>und</strong>en oder nahezu identisch sind. Viele<br />

der für Playing the City 2 entworfenen Arbeiten<br />

– ob Aktionen, die eine zufällige Konfrontation<br />

auf der Straße herbeiführen, oder Skulpturen,<br />

die zur Verwendung einladen – konnten erst<br />

durch die Beteiligung der Öffentlichkeit realisiert<br />

werden. Mindestens aber waren sie darauf<br />

ausgerichtet, eine Konfrontation <strong>und</strong> ein Gespräch<br />

mit dem – teils zufälligen – Publikum<br />

herzustellen <strong>und</strong> den öffentlichen Raum in ein<br />

<strong>Spiel</strong>feld mit gemeinschaftlich erprobten Regeln<br />

zu verwandeln. Ist der öffentliche Raum<br />

tatsächlich als Ort unterschiedlicher Meinungen<br />

<strong>und</strong> Stimmen wahrnehmbar? Woraus besteht<br />

die öffentliche Meinung? Was versteht<br />

man unter öffentlichem Raum? Das sind einige<br />

der Fragen, die das Projekt Playing the City 2<br />

aufwarf.<br />

Besetzt Frankfurt!<br />

Ausgangspunkt der Aktion „Platz nehmen“ ist<br />

die Idee, den Menschen in der Stadt die Möglichkeit<br />

zu geben, ihre Umgebung aus einem<br />

anderen Blickwinkel zu erleben, Besitz vom öffentlichen<br />

Raum zu ergreifen <strong>und</strong> ihn mit zu<br />

gestalten. Die Offenbacher Agentur Cosalux,<br />

die auf multimediale Designlösungen spezialisiert<br />

ist, gestaltete faltbare Hocker <strong>und</strong> produzierte<br />

sie in einer nummerierten Aufl age.<br />

Am 8. September startete die friedliche Besetzung,<br />

nachdem die Mitarbeiter von Cosalux die<br />

ersten der Hocker am Mainufer/Schöne Aussicht<br />

platziert hatten. Wer auf einem der begehrenswerten<br />

orangefarbenen Hocker sitzen<br />

oder einen von ihnen besitzen wollte, bewegte<br />

sich in den folgenden Tagen in Richtung Senckenberg<br />

Anlage, wo die faltbaren Sitzmöglichkeiten<br />

auf dem Mittelstreifen bzw. Grünstreifen<br />

standen. Alternativ fanden sich Objekte der<br />

Besitzergreifung auch an der Hauptwache auf<br />

der B Ebene <strong>und</strong> an der Taunusanlage zwischen<br />

der Kaiserstraße <strong>und</strong> der Alten Oper. Neugierig<br />

nahmen die Besucher Platz an Stellen, wo es<br />

sonst nicht möglich ist, entdeckten die Sitze als<br />

Stadt & Kunst | 77


78 | Stadt & Kunst<br />

Ruhe- <strong>und</strong> Beobachtungsplatz, Mini-Kommunikationszentrum<br />

oder als <strong>Spiel</strong>gerät für Kinder.<br />

Meist standen die Hocker nicht lange, denn<br />

sie durften auch mitgenommen werden. Mancher<br />

versuchte sich als Transportkünstler <strong>und</strong><br />

probierte aus, wie viele Exemplare eine Person<br />

nach Hause tragen konnte.<br />

Nehmen <strong>und</strong> Geben<br />

Nicht nur nehmen war angesagt. In einer Aktion<br />

von Swetlana Gerner konnten Bürger der<br />

Stadt Frankfurt etwas zurückgeben. Passanten<br />

waren aufgerufen in ein Stadtwappen aus Holz<br />

Gegenstände hinein zu legen <strong>und</strong> damit auf<br />

etwas ganz Individuelles zu verzichten. Während<br />

der Aktion füllte sich das Wappen mit den<br />

unterschiedlichsten Gegenständen – u.a. von<br />

einer 5-Euro-Note über ein Kissen, den Kopf<br />

einer Schaufensterpuppe, einen Kugelschreiber<br />

<strong>und</strong> eine Sonnenbrille bis hin zu hin zu zwei<br />

Steinen, die ein Polizeibeamter vorbeibrachte.<br />

Sie waren bei einer Straftat benutzt worden<br />

<strong>und</strong> nun von der Staatsanwaltschaft freigege-<br />

ben. So wurde die Wappenauslage zu einem eigentümlichen<br />

Altar für Opfer der Bürgerschaft.<br />

Etwas von sich geben konnten Passanten auch<br />

bei der Aktion „WAS SAGST DU JETZT?“ der<br />

Künstler Glegg & Guttmann, die an ihrer Open<br />

Debate Station auf kleinem Raum die Infrastruktur<br />

für Diskussionen <strong>und</strong> Debatten bereitstellte:<br />

Dazu gehörten neben einem Tisch auf<br />

einem Podest zwei Mikrofone sowie zwei Hocker.<br />

Neben spontan geführten Debatten werden<br />

dialogische Streitgespräche organisiert, in<br />

denen aktuelle Themen diskutiert werden. Die<br />

beiden Künstler beziehen sich mit dieser Arbeit<br />

sowohl auf die Tradition der Auslegung des<br />

Talmud als auch auf die Geschichte der Frankfurter<br />

Schule <strong>und</strong> schaffen die Möglichkeit für<br />

einen strukturierten Meinungsaustausch.<br />

Hinter dem Spiegel<br />

Ging es an der Open Debate Station um Öffentlichkeit,<br />

kreierte Christoph von Löw mit “Spy<br />

View” ein wenig Privatsphäre im öffentlichen<br />

Raum. Drei begehbare Kuben mit spiegelnder<br />

Oberfl äche waren auf der Zeil, am Domplatz<br />

<strong>und</strong> an der Hauptwache aufgestellt. Die nach<br />

außen spiegelnde Oberfl äche verwehrte einen<br />

Blick in das Innere, ermöglichte jedoch von<br />

innen eine Beobachtung der außen liegenden<br />

Umwelt. Betrat ein Passant den Kubus, war<br />

er somit als Beobachter der Außenwelt zwar<br />

anwesend, bleibt jedoch im Verborgenen. Das<br />

öffentliche Leben wurde durch jeden Kubus gestört<br />

<strong>und</strong> durch eine minimale Grenze von einer<br />

Privatsphäre getrennt, die ihrerseits die Grenze<br />

zur Öffentlichkeit nur simulierte.<br />

Die sind nur vier Beispiele, wie die Schirn<br />

Kunsthalle einmal mehr mit urbanen Aktionen<br />

Bürger spielerisch in den öffentlichen Raum<br />

einbezogen hat. Bleibt zu hoffen, dass es auch<br />

Playing the City 3 geben wird.<br />

Ludwig Keißner


Puccini mit Ghettoblaster<br />

2004 ist das Geburtsjahr von Oper Dynamo<br />

West, Geburtsort: ein Sofa in der Berliner B<strong>und</strong>esallee.<br />

„Unser Studium an der Universität der<br />

Künste ging zu Ende“, erzählt Janina Janke, die<br />

bei der Gründung dabei war, <strong>und</strong> schmunzelt:<br />

„Wir wollten uns nicht aus den Augen verlieren.“<br />

Zusammen mit sechs Kommilitoninnen<br />

<strong>und</strong> Kommilitonen beschloss die damalige<br />

Dramaturgie-Studentin, fortan gemeinsam<br />

Musiktheater zu machen. Ideen für die ersten<br />

Projekte entwickelten sich schnell, die Themen<br />

fanden die Opernliebhaber auf der Straße: R<strong>und</strong><br />

um die Uni standen die Zeichen auf Wandel. Die<br />

Künstler- <strong>und</strong> Kulturszene Berlins zog es vom<br />

alten Westen immer mehr nach Mitte, in das<br />

ehemalige Ostberlin. „Der Westen war in den<br />

Schlaf gefallen“, erinnert sich Janina Benduski,<br />

die zwei Jahre später zu der Gruppe dazu stieß.<br />

„Es gab viele Leerstellen, viele Räume, die es<br />

zu entdecken galt.“ Büros verwaisten, Theater<br />

wurden geschlossen, Plätze blieben unbebaut.<br />

Auffallendstes Zeichen für die Veränderung:<br />

der Bahnhof Zoo. Über Jahrzehnte stand er für<br />

den Glanz <strong>und</strong> das Elend von Westberlin. Mit<br />

der Fertigstellung des neuen Lehrter Bahnhof<br />

im Mai 2006 wurde der Bahnhof Zoo zum Regionalbahnhof<br />

degradiert, die Fernzüge rollten<br />

fortan vorbei. Vorbei auch am 100 m langen<br />

Restaurant „Terrassen im Zoo“ auf der ersten<br />

Etage des Bahnhofs.<br />

Realität oder <strong>Spiel</strong>? Fiktion oder Doku?<br />

An diesem „verlassenen“ Ort startete die Studenten-Initiative,<br />

jetzt: Oper Dynamo West<br />

2006 seine erste Produktion: „EIN_FÜHRUNG“.<br />

Von asiatischen Hostessen geleitet, bewegten<br />

sich die Zuschauer auf einem Stadtspaziergang<br />

vom Restaurant Terrassen am Zoo über den Kurfürstendamm<br />

bis hin zur B<strong>und</strong>esallee, eine zwei<br />

Kilometer lange Strecke vorbei an sieben Stationen<br />

– darunter der Supermarkt Ullrich in den<br />

S-Bahnbögen. Hier berichtete eine Kassiererin<br />

über ihren Arbeitsalltag, ihre Erfahrungen mit<br />

den K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ihre Träume. An der Synagoge<br />

erzählte ein Polizist, wie er seinen Job nach 25<br />

Berufsjahren im Objektschutz erlebt <strong>und</strong> wie er<br />

sich vor den Provokationen der Passanten zu<br />

schützen weiß. Auch an den anderen Stationen,<br />

etwa dem Swissôtel oder einem Hochzeitsladen,<br />

kam es zu interessanten Begegnungen:<br />

Oper – ein abendfüllendes<br />

Format für ein elitäres Publikum<br />

in plüschigen Sesseln?<br />

Nicht so für Oper Dynamo<br />

West aus Berlin. Seit 2006<br />

bespielt die Initiative den<br />

öffentlichen Raum mit Musiktheater.<br />

Mit den aufgeführten<br />

Stücken verändert<br />

sich auch der Blick auf die<br />

<strong>Spiel</strong>stätten.<br />

Stadt & Kunst | 79


Auf inszeniertem Stadtspaziergang: EIN_FÜHRUNG (2006)<br />

Oper Dynamo West<br />

2006 gegründet, hat die<br />

Initiative seither 20 Musiktheater-Produktionen<br />

realisiert,<br />

vorwiegend im städtischen<br />

Raum. Seine Stücke entwickelt<br />

Oper Dynamo West aus dem<br />

räumlichen Kontext heraus<br />

bzw. für einen speziellen Aufführungsort.<br />

Das Team zählt<br />

zurzeit 10 feste Mitglieder für<br />

Produktion, Regie, Bühnenbild,<br />

Mediengestaltung, Musik, <strong>und</strong><br />

PR. Bei den Projekten arbeitet<br />

Oper Dynamo West mit freien<br />

Ensembles <strong>und</strong> Schauspielern<br />

zusammen.<br />

80 | Stadt & Kunst<br />

Zwar trafen die Zuschauer immer auf Schauspielerinnen<br />

<strong>und</strong> Schauspieler, aber was immer<br />

die in ihrer Rolle als Doorman oder Verkäuferin<br />

auch sagten, es war authentisch. Für die Texte<br />

hatte Oper Dynamo West Interviews r<strong>und</strong> um<br />

den Bahnhof Zoo geführt, Menschen befragt,<br />

die typisch waren für die Gegend. Der Ort, seine<br />

Menschen <strong>und</strong> seine Geschichten haben den Inhalt<br />

<strong>und</strong> die Dramaturgie von „EIN_FÜHRUNG“<br />

bestimmt – wie seither bei nahezu allen Stücken<br />

von Oper Dynamo West. Als während der<br />

Aufführung Passanten vorbeieilten, K<strong>und</strong>en den<br />

Einkaufswagen füllten oder Hotelgäste ankamen<br />

oder abreisten, wusste man als Zuschauer<br />

nicht: Ist das die Realität oder Teil des <strong>Spiel</strong>s?<br />

Ist das Fiktion oder Dokumentation? In EIN_<br />

FÜHRUNG hat Oper Dynamo West die Stadt<br />

zur Kulisse gemacht, die Aufführung in den urbanen<br />

Kontext gesetzt. Kunst traf auf Alltag:<br />

An einer Station von EIN_FÜHRUNG sang eine<br />

Opernsängerin eine Puccini-Arie, die Musik kam<br />

aus einem Ghettoblaster, beleuchtet wurde sie<br />

nur von einer Straßenlaterne. Szenen wie diese<br />

verfehlen die intendierte Wirkung nicht: „Wer<br />

das hört <strong>und</strong> sieht, nimmt den gewohnten Ort<br />

anders wahr – im Moment der Aufführung <strong>und</strong><br />

darüber hinaus“, beschreibt Janina Benduski<br />

den positiven Effekt. Dabei geht es Oper Dynamo<br />

West generell nicht darum, Kritik an einer<br />

Situation vor Ort zu üben oder gar alternative<br />

Nutzungskonzepte zu propagieren. Ästhetisches<br />

Interesse an einem Ort statt politischem<br />

Gestaltungswillen: Die Projekte sollen das Publikum<br />

vor allem sensibilisieren <strong>und</strong> neue Sichtweisen<br />

auf eine vertraute Umgebung eröffnen.<br />

Das Publikum ist offen für diesen Ansatz. „Zu<br />

uns kommen klassische Operngänger <strong>und</strong> Arbeiter,<br />

Leute, die man auf Vernissagen trifft,<br />

<strong>und</strong> solche, die dort leben, wo wir spielen“,<br />

skizziert Janina Benduski das breite Spektrum<br />

der Besucher. Nicht nur die Zuschauer bringen<br />

viel Offenheit mit, auch die jeweiligen<br />

Hausherren, private Eigentümer ebenso wie<br />

öffentliche Verwaltungen. „Wenn sicherheitstechnische<br />

<strong>und</strong> praktische Fragen geklärt sind,<br />

wird aus der anfänglichen Skepsis schnell volle<br />

Unterstützung.“<br />

Korea in der Tauentzienstraße<br />

Meist sind es die Orte <strong>und</strong> die Menschen dort,<br />

die Oper Dynamo West zu ihren Geschichten<br />

<strong>und</strong> Stücken inspirieren. Manchmal legen die<br />

Künstler aber auch eine Geschichte in einen<br />

Raum hinein. Inspiriert von dem koreanischen<br />

Märchen „Von dem Mädchen, das die Fische<br />

versorgte“ erforschte die Künstlergruppe mit<br />

der Geräuschoper „Hotel Korea“ das Berliner<br />

EUROPA CENTER in der Tauentzienstraße, direkt<br />

gegenüber der Ruine der Kaiser-Wilhelm-<br />

Gedächtniskirche. Kreuz <strong>und</strong> quer durch das<br />

ganze Hochhaus führte die Inszenierung die<br />

Besucher. In fünf Räumen erzählte Oper Dynamo<br />

West mit Tanz-, Musik- <strong>und</strong> Objekttheater,<br />

Video- <strong>und</strong> Klanginstallationen die Geschichte<br />

eines Liebespaares <strong>und</strong> ihres Geisterkarpfens<br />

<strong>und</strong> von Eun-jin aus Korea. Die Geräusche, die<br />

Eun-jin in ihrem koreanischen Alltag zuvor aufgenommen<br />

<strong>und</strong> nach Berlin geschickt hatte,<br />

untermalten die eindringlichen Szenen. Zum<br />

Schluss sang die echte Eun-jin in der Panorama-Bar<br />

des Hochhauses, direkt unterhalb des<br />

sich drehenden Mercedes-Sterns, ein koreanisches<br />

Liebeslied.<br />

Rappen für den Kiez<br />

Oper Dynamo West - der Name ist zwar Programm.<br />

Es muss aber eben nicht immer Oper,<br />

manchmal darf es auch zum Beispiel HipHop<br />

sein. So bei „Stürmt den Pallast“, einem Projekt,<br />

das seine Keimzelle im FROBEN27 hatte, einem<br />

Jugendladen im Berliner Stadtteil Schöneberg.<br />

Jugendliche aus den unterschiedlichsten Ländern<br />

kommen im FROBEN 27 zusammen: Deutsche,<br />

Türken, Iraner, Iraker, Albaner, Bosnier.<br />

Einige dieser Jugendlichen hat Oper Dynamo<br />

West durch ihr Viertel begleitet: ins Solarium, in<br />

die <strong>Spiel</strong>hölle, die Dönerbude <strong>und</strong> den Boxclub;<br />

hat sie beobachtet, wie sie beim Frisör oder auf<br />

dem Fußballplatz herumhängen. Im Tonstudio<br />

hat Oper Dynamo West zusammen mit ihnen


einen HipHop-Song über ihre Erfahrungen produziert<br />

- ein R<strong>und</strong>umschlag durch den „Kiez“,<br />

über das Leben auf der Straße <strong>und</strong> die Prostitution<br />

vor der Haustür. Von Schöneberg 30, dem<br />

Bezirk <strong>und</strong> seinen Menschen handelte auch<br />

der Videoclip, der aus dem Projekt mit den Jugendlichen<br />

hervorgegangen ist. In einem Berliner<br />

Kino fand Ende Januar <strong>2010</strong> das Screening<br />

statt. Im Publikum: Deutsche, Türken, Iraner,<br />

Iraker, Albaner, Bosnier - aus Schöneberg 30<br />

<strong>und</strong> aus anderen Stadtteilen, Erwachsene <strong>und</strong><br />

Jugendliche, quer durch die sozialen Schichten.<br />

Identität stiften, die vertraute Umgebung mit<br />

anderen Augen sehen <strong>und</strong> bewusst machen –<br />

dieses Konzept funktioniert in Berlin hervorragend.<br />

Für die meisten Produktionen, die Oper<br />

Dynamo West seit 2006 auf die Bühne gebracht<br />

hat, fungierte denn auch Berlin als Kulisse. Die<br />

Stadt ist schließlich prädestiniert für die Interventionen<br />

von Oper Dynamo West. Eine Stadt<br />

ohne echtes Zentrum, aber mit vielen Herzen.<br />

Eine Stadt im ständigen Wandel: von der kaiserlichen<br />

Garnisonsstadt zum intellektuellen<br />

Zentrum der 20er Jahre, von der Insel im sozialistischen<br />

Osten zur blühenden Künstleroase in<br />

der Mitte Europas, eine Hauptstadt, „arm, aber<br />

sexy“. Und doch realisiert Oper Dynamo West<br />

auch Projekte außerhalb Berlins, in anderen<br />

Städten <strong>und</strong> sogar im ländlichen Raum, zum<br />

Beispiel die zehntägige Performance-Werkstatt<br />

„Der Findling“ in Seoul (2008) oder „Kunst-<br />

Axt“ (<strong>2010</strong>) in Mainz.<br />

Musikalische Stadtentwicklung<br />

Zwei bis drei Projekte pro Jahr stehen eigentlich<br />

auf dem Plan von Oper Dynamo West – eigentlich,<br />

denn <strong>2010</strong> waren es bereits fünf. Die<br />

Nachfrage ist groß. „Bisher sind wir mit unseren<br />

Ideen immer auf die Eigentümer von Gebäuden<br />

oder die zuständigen Behörden zugegangen,<br />

mittlerweile werden wir auch angefragt“, erzählt<br />

Janina Benduski nicht ohne Stolz über<br />

die positive Resonanz. Doch Oper Dynamo West<br />

steigert nicht nur die Nachfrage in eigener Sache:<br />

Wenn das Ensemble seine Stücke aufgeführt<br />

<strong>und</strong> die städtische Bühne wieder verlassen<br />

hat, folgen oft andere Kulturveranstalter<br />

<strong>und</strong> wollen die Räume bespielen. So werden<br />

Un-Orte zu Kultur-Orten. Oper? Das ist dann<br />

Stadtentwicklung mit ungewöhnlichen Mitteln.<br />

Jörg Kohnen-May<br />

Far East in West Berlin: Geräuschoper HOTEL KOREA (2007) im Europa Center<br />

Buchtipp: „Oper Dynamo West –<br />

Die Stadt als Bühne“<br />

Hrsg. Janina Janke. Erschienen <strong>2010</strong>.<br />

144 Seiten, 177 farbige Abb.<br />

ISBN 978-3-7757-2625-2<br />

29,80 Euro<br />

Stadt & Kunst | 81


82 | Stadt & Kunst<br />

Eindrücke vom Weißen Weg


Die Fotografi n Anja Schlamann hat sich den<br />

zur EuRegionale 2008 entstandenen Weißen<br />

Weg durch den Pferdelandpark als Motiv genommen.<br />

Der 30 Kilometer lange Weg zieht<br />

sich durch die vielgestaltige Landschaft von<br />

Aachen über Herzogenrath nach Kerkrade <strong>und</strong><br />

bildet als Band die Struktur <strong>und</strong> das Gerüst des<br />

Parks. Er gibt die Richtung an <strong>und</strong> sammelt dabei<br />

die Orte <strong>und</strong> Bauwerke ein, die zwar schon<br />

immer als Glanzpunkte in der Landschaft vorhanden<br />

waren, aber früher nicht in Verbindung<br />

standen: Hofgüter, Mühlen <strong>und</strong> Baudenkmäler.<br />

An mehreren Stellen inszenieren Stationen die<br />

besonderen Qualitäten der Landschaft <strong>und</strong> machen<br />

sie erlebbar. Der „Weiße Weg“ ändert sein<br />

Aussehen in den einzelnen Wegabschnitten, je<br />

nachdem, durch welche Landschaft er gerade<br />

führt. Er entsteht nicht nur durch eine bloße<br />

Beschilderung der Feldwege, sondern durch<br />

eine immer wieder auftauchende Spur. Die mit<br />

weißen Materialien <strong>und</strong> weiß blühenden Pfl anzen<br />

gestaltete Wegelinie bildet das Rückgrat<br />

des Pferdelandparks <strong>und</strong> hält so den Park als<br />

Bild zusammen.<br />

Stadt & Kunst | 83


Where in this World<br />

Could I Go?<br />

Group-Show: Zakia el Abodi,<br />

Robert Estermann, Linda Nadji,<br />

Ranil Beyer, Ming-Ming Yin<br />

Ausstellung vom<br />

3.12.<strong>2010</strong> – 22.1.2011<br />

» www.von-cirne.de<br />

84 | Stadt & Kunst<br />

Anja Schlamann<br />

Über die Fotos vom Lesezeichen Salbke<br />

in Magdeburg, abgebildet in der <strong>Ausgabe</strong><br />

1/<strong>2010</strong>, sind wir auf das Werk von Anja<br />

Schlamann aufmerksam geworden. Neben<br />

ihrer künstlerischen Arbeit beschäftigt sich<br />

die Architektur-Fotografi n in verschiedenen<br />

Serien - oft auch im Auftrag von Kommunen<br />

- mit dem öffentlichen Raum, der Bebauung<br />

<strong>und</strong> vor allem mit den Menschen darin. Anja<br />

Schlamann war zunächst als Architektin an<br />

der Fachhochschule in Dessau tätig. Seit<br />

2001 hat sie ihren Schwerpunkt komplett<br />

auf Architekturfotografi e gerichtet. Neben<br />

angewandter Arbeit nimmt sie regelmäßig<br />

an Ausstellungen teil <strong>und</strong> zeigt Werkgruppen<br />

in Einzelausstellungen. Außerdem hat sie<br />

Lehraufträge für Architektur-Fotografi e an<br />

verschiedenen Fachhochschulen.<br />

Neben den Fotografi en vom Weißen Weg haben<br />

wir weitere Beiträge mit Bildern von Anja<br />

Schlamann illustriert: S. 6, S.43/44.<br />

„Immis“ aus Klettband, Holz <strong>und</strong> Stoff<br />

Die beiden Latten links <strong>und</strong> rechts stehen noch nicht sicher genug. Ming-Ming Yin zieht die<br />

Klettbänder straffer, die das Holz halten. Dann spannt sie sorgsam eine schmale Querlatte<br />

zwischen die beiden senkrechten Hölzer <strong>und</strong> lässt in deren Mitte einen mit Wasser befüllten<br />

Plastikbeutel herab. Der schaukelt jetzt leise über dem viereckigen Kübel wie hochgezogenes<br />

Brunnenwasser. Ein poetisches, leicht aus dem Gleichgewicht zu bringendes Konstrukt.<br />

Behutsam geht die Kunst von Ming-Ming Yin auf den Ort ein, an dem sie entsteht – aber wie reagieren<br />

die Menschen an diesem Ort auf ihre Kunst? Es ist Montagmorgen zwischen neun <strong>und</strong> zehn<br />

Uhr an diesem 29. November <strong>2010</strong>, das Belgische Viertel in Köln füllt sich mit Menschen auf dem<br />

Weg zur Arbeit. Neugierig bis ungläubig beobachten sie Ming-Ming Yin, ihre Aktion durchbricht<br />

die morgendliche Routine.<br />

Fakt ist: Die zurückhaltenden <strong>und</strong> gleichzeitig farbenfrohen Arbeiten der taiwanesischen Künstlerin<br />

sind „Immis“, wie die Kölner Zugezogene gern nennen. Niemand hat die zerbrechlichen Objekte<br />

aus Holz, Klettband <strong>und</strong> Stoff eingeladen, sich hier niederzulassen, in dem Blumenkübel in der<br />

Maastrichter Straße oder in einem Rabatt immegrüner Pfl anzen vor der Kirche St. Michael. Dürfen<br />

sie bleiben?<br />

Experiment mit offenem Ausgang<br />

„Die Kunst macht ein soziales Experiment“, sagt Jörg Kohnen-May. Der Galerist <strong>und</strong> Kommunikationsexperte<br />

hatte die Idee zu dieser unangemeldeten Aktion im öffentlichen Raum. „Wird sie als<br />

Kunst wahrgenommen <strong>und</strong> respektiert, wenn sie ihren angestammten Ort verlässt?“ Mit „angestammten<br />

Ort“ meint Kohnen-May die Räume seiner Galerie von cirne in der nahen Lütticher Straße.<br />

Sechs Arbeiten hat die Künstlerin außerhalb der Galerie installiert, eine siebte Arbeit wird sie<br />

einige Tage später im „Schutzraum“ Galerie realisieren - als Teil der Gruppenschau „Where in this<br />

World Could I Go?“ Auch die Ausstellung fragt nach dem „richtigen“ Platz der Kunst in dieser sich<br />

immer schneller drehenden Welt. Sollen Künstlerinnen <strong>und</strong> Künstler sich in ihrer Kunst anpassen,<br />

an häufi g wechselnde Aufenthaltsorte, an neue Heimaten? Die Arbeiten Ming-Ming Yins fügen sich<br />

ein <strong>und</strong> bleiben doch ganz bei sich selbst. Auf Fotografi en werden sie in der Ausstellung zu sehen<br />

sein. Ganz gleich also, was mit den realen Objekten geschieht – sie werden Spuren hinterlassen.


(re)designing nature<br />

Die Ausstellung „(re)designing nature“ präsentiert<br />

über 30 internationale Projekte der<br />

Naturgestaltung in bildender Kunst <strong>und</strong> Landschaftsarchitektur.<br />

Im Fokus stehen dabei zukunftsweisende<br />

Gestaltungskonzepte von Natur<br />

im urbanen Raum. „Ich möchte behaupten,<br />

dass Design einer der Begriffe ist, die das Wort<br />

‚Revolution’ ersetzt haben! Wenn man sagt,<br />

dass alles designt <strong>und</strong> redesignt werden muss<br />

(einschließlich der Natur), dann ist etwas impliziert<br />

wie: weder wird es revolutioniert noch<br />

modernisiert werden,“ konstatierte der französische<br />

Soziologe <strong>und</strong> Philosoph Bruno Latour in<br />

einem Vortrag im Herbst 2008. Er traf damit einen<br />

ganz wesentlichen Kern des Zeitgeistes <strong>und</strong><br />

der heutigen Bedeutung des Wortes Design.<br />

Im Zentrum vieler Arbeiten:<br />

der urbane Raum<br />

Die Ausstellung stellt neben künstlerischen<br />

Installationen, die ganz allgemein unseren<br />

Umgang mit der Natur refl ektieren, drei zentrale<br />

Strategien vor, welche zeitgenössische<br />

Landschaftsarchitekten <strong>und</strong> Künstler bei der<br />

Gestaltung von Natur verfolgen. Zu ihnen gehört<br />

zunächst eine ökologische Sicherung <strong>und</strong><br />

nachhaltige Umnutzung von postindustriellen<br />

Gebieten sowie die Neugestaltung städtischer<br />

Problemzonen <strong>und</strong> stark belasteter Verkehrsadern.<br />

Dabei werden verseuchte Gebiete renaturiert<br />

sowie urbane <strong>und</strong> landschaftliche Strukturen<br />

miteinander verwoben bzw. (natürliche)<br />

Umwelt <strong>und</strong> Infrastruktur zu einem ökologischen<br />

System verschmolzen. Ein weiterer Ansatz<br />

zeitgenössischer Landschaftsarchitekten<br />

<strong>und</strong> Künstler scheint unter anderem darin zu<br />

bestehen Rahmenbedingungen, Geräte <strong>und</strong> ar-<br />

chitektonisches Equipment für landwirtschaftliche<br />

<strong>und</strong> partizipatorisch ausgerichtete Projekte<br />

im urbanen Raum bereit zu stellen. Und<br />

schließlich lassen sich als Drittes parasitäre <strong>und</strong><br />

symbiotische Strategien im gegenwärtigen Naturdesign<br />

ausmachen.<br />

Neue Berührungspunkte zwischen Kunst<br />

<strong>und</strong> Landschaftsarchitektur<br />

Künstler <strong>und</strong> Landschaftsarchitekten entwerfen<br />

Gärten <strong>und</strong> technoide Pfl anzenhybride, die<br />

sich an Orte einnisten, an denen sie eigentlich<br />

nicht offi ziell erwünscht oder zumindest ungewohnt<br />

sind. Sie befallen beispielsweise marode,<br />

ungenutzte sowie vernachlässigte Stellen des<br />

urbanen Systems <strong>und</strong> verändern es auf unterschwellige<br />

Art <strong>und</strong> Weise. Der Fokus auf diese<br />

drei Handlungsweisen <strong>und</strong> Strategien macht<br />

deutlich, dass in Landschaftsarchitektur <strong>und</strong><br />

Kunst zum Teil vergleichbare konzeptionelle<br />

<strong>und</strong> formale Ansätzen des Naturdesigns existieren<br />

<strong>und</strong> erklärt die interdisziplinäre Ausrichtung<br />

von „(re)designing nature“. Mit ihrem<br />

spartenübergreifendem Konzept reagiert<br />

die Ausstellung außerdem auf das Phänomen,<br />

dass Kooperationen zwischen bildenden Künstlern<br />

<strong>und</strong> Landschaftsarchitekten keine Seltenheit<br />

mehr sind. Und trägt damit nicht zuletzt<br />

der Entwicklung Rechnung, dass sich gerade<br />

jüngere Landschaftsarchitekten heute wieder<br />

stärker einem künstlerischen Anspruch verpfl<br />

ichtet sehen <strong>und</strong> die zeitgenössische Kunst<br />

auf der anderen Seite immer häufi ger Aufgaben<br />

übernimmt, die traditioneller Weise eher in den<br />

Bereich der Landschaftsarchitekten, der Architekten<br />

oder auch Stadtplaner fallen.<br />

Das Künstlerhaus in<br />

Wien zeigt aktuelle<br />

Positionen der Naturgestaltung<br />

in Kunst<br />

<strong>und</strong> Landschaftsarchitektur.<br />

(re)designing nature<br />

Die Ausstellung wurde von<br />

Susanne Witzgall, Florian<br />

Matzner <strong>und</strong> Iris Meder kuratiert.<br />

26. 11. <strong>2010</strong> - 23. 1. 2011<br />

Künstlerhaus k/haus, Wien<br />

Zu der Ausstellung ist ein<br />

Katalog erschienen:<br />

(re)designing nature<br />

Hrsg. Witzgall, Matzner, Meder<br />

<strong>und</strong> Kunsthaus Wien<br />

Ostfi ldern: Hatje Cantz Verlag<br />

<strong>2010</strong><br />

Stadt & Kunst | 85


Entdecke deine Stadt<br />

86 | Buchtipps<br />

Junge Stadterforscher müssen lernen, genau hinzuschauen, hinzuhören,<br />

ja sogar „hinzufühlen“, wenn sie sich im Stadtdschungel zurechtfi<br />

nden möchten. „Entdecke deine Stadt“ von Anke M. Leitzgen mit<br />

Fotos von Lisa Rienermann liefert ideenreiche <strong>und</strong> sachk<strong>und</strong>ige Anregungen.<br />

Immer mehr Kinder wachsen heute in Städten auf. Doch wer sie deshalb bedauern möchte,<br />

etwa weil sie auf Straßen <strong>und</strong> öffentlichen Plätzen spielen müssen, der hat noch nie<br />

eine Stadtsafari gemacht. Denn gerade Städte lassen sich als abwechslungsreiche <strong>und</strong><br />

spannende Orte erleben <strong>und</strong> werden, richtig genutzt, sogar zu einem einzigen, riesigen<br />

<strong>Spiel</strong>platz. Man muss nur wissen, wie! Genau das verrät<br />

nun Anke M. Leitzgen in „Entdecke deine<br />

Stadt“, ihrem außergewöhnlich ideenreichen,<br />

sachk<strong>und</strong>igen <strong>und</strong> neugierig machenden<br />

Buch. Die besonders schöne Gestaltung mit<br />

vielen Fotos hat Lisa Rienermann<br />

übernommen.<br />

„Was macht eine Stadt lebenswert?<br />

Wie komme ich sicher ans<br />

Ziel? Wo ist Platz für <strong>Spiel</strong> <strong>und</strong><br />

Sport? Wie erobert sich Natur<br />

die Stadt zurück? Was macht mich<br />

zum Stadtexperten? Warum ist eigentlich fast überall<br />

Kunst?“ Diese Fragen unterteilen das Buch in sechs<br />

Kapitel. Vorangestellt ist eine Art Schule der Sinne.<br />

Denn, so die These der Autorin, wer sich im Stadtdschungel<br />

zurechtfi nden möchte, braucht erst einmal<br />

Sensoren, um diesen überhaupt in all seinen Facetten<br />

wahrzunehmen. Ein junger Stadterforscher<br />

muss lernen, genau hinzuschauen, hinzuhören, ja<br />

sogar „hinzufühlen“. Und dazu gibt es gleich zu<br />

Beginn viele schöne Anregungen. Etwa die, besondere<br />

Gebäude, Türen <strong>und</strong> Tore zu entdecken,<br />

interessant gestaltete Hausnummern zu fi nden,<br />

unterschiedliche Bodenbeläge zu ertasten <strong>und</strong> diese auch einmal abzupausen.<br />

Mit offenen Augen durch die Stadt zu gehen, bedeutet wirklich zu sehen <strong>und</strong> zu<br />

verstehen, was um einen herum geschieht, <strong>und</strong> was man selbst gestalten kann.<br />

Zum Beispiel Gärten. „Zu grün gibt's nicht“, schreibt die Autorin <strong>und</strong> erläutert ausführlich<br />

wie Landschaftsarchitekten, Guerilla-Gärtner oder kleine Landwirtschafts-Kollektive die<br />

Stadt mit ihren Pfl anzungen bereichern. Ein Beispiel von vielen sind etwa die Prinzessinnengärten<br />

in Berlin. Ihre Erfi nder züchten Obst <strong>und</strong> Gemüse direkt in der Stadt in sogenannten<br />

Container-Gärten, die sie auf einer Brache betreiben <strong>und</strong> jederzeit umziehen<br />

können. Und das bedeutet nicht nur Frisches direkt vor der Haustür zu ernten, sondern tut<br />

auch der Nachbarschaft gut, denn hier treffen Menschen zusammen. Warum nicht solch


tolle Projekte nachahmen? Zum Anfang genügen<br />

vielleicht schon ein paar Samenbomben.<br />

Wie sie sich selber rollen lassen, wird natürlich<br />

verraten. Ebenso wie die Idee, es den Streetart-<br />

Künstlern nachzutun. Nicht mit Spraydosen,<br />

aber gegen ein paar Bilder mit abwaschbarem<br />

Kleber angebracht hat keiner etwas einzuwenden.<br />

Der Effekt ist enorm <strong>und</strong> verändert das<br />

Stadtbild mehr als man denkt.<br />

„Entdecke deine Stadt“ ist ein w<strong>und</strong>erbares<br />

Buch, es regt die Fantasie an, macht Lust, die<br />

gebaute Umwelt zu erleben <strong>und</strong> sprüht vor Ideen<br />

<strong>und</strong> Anleitungen, diese auch umzusetzen. Es<br />

kombiniert das Wissen eines Sachbuches mit<br />

den Anregungen eines Mitmachbuchs, bietet<br />

Interviews mit Experten ebenso wie mit Kindern<br />

<strong>und</strong> behandelt viele relevanten Themen für das<br />

Leben in der Stadt. Eine tolle Mischung!<br />

Besprochen von Eva Hepper,<br />

Veröffentlichung mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung von DRadio.de<br />

Entdecke deine Stadt -<br />

Stadtsafari für Kinder<br />

Herausgeber: Anke M. Leitzgen <strong>und</strong><br />

Lisa Rienermann<br />

Beltz Verlag, Weinheim <strong>2010</strong><br />

153 Seiten, 14,95 Euro<br />

Soccer Courts <strong>2010</strong>/11<br />

Das Special „Soccer<br />

Courts“ ist ein Ratgeber<br />

r<strong>und</strong> um alle Themen, die<br />

Fußball-Kleinspielfelder,<br />

ob in der Halle, in Außenbereichen<br />

oder als Event-<br />

Attraktion betreffen. Das<br />

Special informiert über<br />

die Komponenten wie den<br />

Kunstrasen, die Banden,<br />

Tore <strong>und</strong> Netze, die Beleuchtung<br />

<strong>und</strong> Tribünen.<br />

Darüber hinaus präsentiert<br />

das Special wertvolle<br />

Experten-Tipps für die<br />

Planung <strong>und</strong> den Betrieb<br />

von Soccer-Hallen.<br />

Im Anhang fi ndet der Interessent Hersteller <strong>und</strong> Dienstleister der<br />

Branche mit ihren Kontaktdaten.<br />

Als PDF kostenfrei herunterladen unter www.stadionwelt.de<br />

Buchtipps | 87


Geglückter Start<br />

Der öffentliche Raum wird zur Bühne für das soziale Leben in den Städten. Um<br />

interessante Angebote für alle Bevölkerungsgruppen bieten zu können, setzt der<br />

B<strong>und</strong>esverband für Freiraum-Gestaltung (BFG) auf Information <strong>und</strong> auf eine<br />

Vernetzung aller beteiligten Partner aus Planung <strong>und</strong> Politik. Durch Projekte,<br />

Veranstaltungen <strong>und</strong> nicht zuletzt durch intensive Kontaktarbeit sind <strong>2010</strong><br />

wichtige Schritte gelungen.<br />

88 | Verband<br />

Verbänden eilt der Ruf voraus, als schwere <strong>und</strong><br />

unbewegliche Tanker in den jeweiligen Gewässern<br />

unterwegs zu sein. Der B<strong>und</strong>esverband für<br />

Freiraum-Gestaltung hat in <strong>2010</strong> viel dafür<br />

getan, ganz anders zu sein <strong>und</strong> so auch wahrgenommen<br />

zu werden. Als wichtige Türöffner<br />

haben sich die jährlichen BFG-Umfragen erwiesen,<br />

die einen neuen Blick auf Hintergründe <strong>und</strong><br />

Missstände, aber auch auf die Chancen eröffnen,<br />

die Kommunen nutzen, um die geforderten<br />

Angebote im Freiraum einzurichten. Denn der<br />

öffentliche Raum gelangt zunehmend Bedeutung<br />

als der Ort, der zu einem neuen kulturellen<br />

Miteinander einlädt <strong>und</strong> auch eine stark heterogene<br />

Bevölkerung zusammenführen kann.<br />

Das Thema <strong>Spiel</strong>en im öffentlichen Raum stand<br />

im Fokus der ersten beiden Umfragen, denn<br />

der BFG übernimmt ganz klar eine Position als<br />

„Anwalt“ für die Interessen von Kindern <strong>und</strong><br />

Jugendlichen im öffentlichen Raum. 2009 ging<br />

es um die Gründe, die den Bau von <strong>Spiel</strong>- oder<br />

Bolzplätzen verhindern. Neben fehlenden fi -<br />

nanziellen Mitteln war es vor allem das Thema<br />

„Kinderlärm“, das sich als der Schuh erwies, der<br />

vielen Kommunen erheblich drückt. <strong>2010</strong> folgte<br />

die Umfrage über das tatsächliche Budget, das<br />

Kommunen für den Unterhalt <strong>und</strong> den Neubau<br />

von <strong>Spiel</strong>plätzen zur Verfügung steht. Beide<br />

Umfragen haben dafür gesorgt, dass der BFG<br />

als tatkräftige Institution Bekanntheit erlangt<br />

<strong>und</strong> mit stichhaltigen Argumenten in Gespräche<br />

auch auf politischer Ebene einsteigen kann.<br />

Zusammenarbeit mit<br />

„Stern“ <strong>und</strong> „Report“<br />

Die Umfragen wurden vom BFG für eine breite<br />

Öffentlichkeitsarbeit in Richtung der Fach- <strong>und</strong><br />

Publikumsmedien genutzt. Das Ergebnis: Sowohl<br />

der Stern als auch das Fernsehmagazin<br />

Report aus Mainz arbeiteten mit dem BFG zusammen,<br />

um Informationen für Beiträge über<br />

eingeschränkte Nutzungen oder gar Schließungen<br />

von <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Bolzplätzen sowie gerichtliche<br />

Klagen aufgr<strong>und</strong> von Kinderlärm auf<br />

<strong>Spiel</strong>plätzen zu sammeln. Für Report führte der<br />

Verband sogar eine eigene Kurzumfrage durch.<br />

Insgesamt ließ sich erkennen, dass die Themen<br />

der BFG-Umfragen eine stärkere Medienpräsenz<br />

bekamen; Kinderlärm auf <strong>Spiel</strong>plätzen<br />

wurde kurz nach der Veröffentlichung selbst in<br />

den Tagesthemen angesprochen.<br />

Im Gespräch auf Messen<br />

Der BFG hat verschiedene Messen genutzt, um<br />

die Idee eines zentralen Ansprechpartners, einer<br />

weitreichenden Vernetzung <strong>und</strong> der Lobbyarbeit<br />

für alle Themen der Freiraum-Gestaltung<br />

vorzustellen. Mit eigenen Ständen war der BFG<br />

auf der freispiel Berlin sowie auf der GalaBau<br />

in Nürnberg vertreten. Als Highlight erwies sich<br />

auf der freispiel Berlin im Februar das dreitägige<br />

Veranstaltungsprogramm, das der BFG gemeinsam<br />

mit dem Deutschen Kinderhilfswerk<br />

organisiert hatte.<br />

Neue Aufgaben für 2011<br />

Der Austausch mit den verschiedenen Interessengruppen<br />

<strong>und</strong> nicht zuletzt mit den Kommunen<br />

hat gezeigt, dass der BFG mit seiner<br />

Ausrichtung Themen der Zeit <strong>und</strong> auch den<br />

Nerv der Zeit trifft. Benno Schäfer, erster Vorsitzender<br />

des BFG: „Die Zentren der Städte <strong>und</strong><br />

Gemeinden müssen attraktiver werden oder<br />

zumindest ihre Attraktivität behalten. Dies zu<br />

erreichen ist eine der ganz wesentlichen Aufgaben<br />

für die Zukunft, die stark im Zeichen des<br />

demografi schen Wandels steht. Der Gestaltung<br />

des öffentlichen Raums für ein Miteinander<br />

aller Generationen <strong>und</strong> Kulturen kommt da-


Durch Kontaktarbeit <strong>und</strong> Information hat der BFG<br />

verschiedene Themen - den kommunalen Freiraum<br />

betreffend - in die Öffentlichkeit gebracht.<br />

bei eine Schlüsselfunktion zu. Gemeinsame<br />

Projekte können zu einem neuen Wir-Gefühl<br />

in den Städten führen. Deshalb wird der BFG<br />

daran arbeiten, bei Entscheidern <strong>und</strong> Planern<br />

ein Bewusstsein zu entwickeln, wie alle Bevölkerungsgruppen<br />

vom Kleinkind bis hin zu den<br />

Senioren durch Angebote eingeb<strong>und</strong>en werden<br />

können, um Leben in die Städte zu bringen.“<br />

Längst schon haben beim BFG die Vorbereitungen<br />

für das Jahr 2011 begonnen. Mit mehr<br />

Mitgliedern <strong>und</strong> einem erweiterten Jahresprogramm<br />

soll die „Taktzahl“ der Veranstaltungen<br />

<strong>und</strong> Projekte weiter nach oben gefahren werden.<br />

Derzeit erarbeitet der Anwalt <strong>und</strong> zweite<br />

Vorsitzende des Verbands, Dr. Michael Winkelmüller,<br />

eine Bestandsaufnahme dazu, welche<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Möglichkeiten Kommunen bei<br />

der Freiraum-Gestaltung innerhalb der gesetzlichen<br />

Richtlinien wahrnehmen können <strong>und</strong><br />

müssen. Im Zentrum steht die Frage: Ist die<br />

Anzahl der <strong>Spiel</strong>plätze auf kommunaler Ebene<br />

durch das Verkehrssicherungsgesetz geregelt?<br />

Die Ergebnisse werden ein weiterer Schritt<br />

sein, um die Akteure im Bereich der Freiraum-<br />

Gestaltung zu unterstützen <strong>und</strong> Kommunen in<br />

ihrer Arbeit juristisch abzusichern. Selbstverständlich<br />

wird die BFG-Umfrage 2011 folgen,<br />

die dann auf der Fachmesse FSB in Köln im Oktober<br />

vorgestellt werden wird. Also: volle Fahrt<br />

voraus – denn ein „Verbands-Tanker“ will der<br />

BFG nicht werden.<br />

Dr. Anke Münster<br />

Sehr gut kam das Veranstaltungsprogramm an, das der BFG gemeinsam mit dem Deutschen<br />

Kinderhilfswerk auf der freispiel <strong>2010</strong> organisiert hatte.<br />

„Der BFG hat <strong>2010</strong> gezeigt, dass er es als<br />

echter Interessenverband in sehr kurzer Zeit<br />

geschafft hat, wichtige kommunale Themen<br />

im Bereich der Freiraumgestaltung in die<br />

Öffentlichkeit zu rücken <strong>und</strong> im besten Sinne<br />

des Wortes Lobbyarbeit zu leisten.“<br />

Benno Schäfer, 1. Vorsitzender<br />

des B<strong>und</strong>esverbandes für Freiraum-Gestaltung<br />

Großes Interesse an der BFG-Umfrage <strong>2010</strong><br />

Dass die fi nanzielle Situation der Kommunen mehr als nur angespannt ist,<br />

weiß jeder. Wie sich das aber ganz konkret auf die Situation von Kindern in<br />

Städten <strong>und</strong> Gemeinden auswirkt, konnte man bislang nur ahnen. Die auf<br />

der GalaBau in Nürnberg vorgestellte BFG-Umfrage <strong>2010</strong> hat dies messbar<br />

gemacht. Entsprechend groß war das Interesse in der Branche. Die Studie<br />

wurde in den großen Fachzeitschriften vorgestellt. Kommunen fragten ebenso<br />

beim BFG nach wie Hochschulen <strong>und</strong> die Hersteller von <strong>Spiel</strong>geräten. Im<br />

WDR war zuletzt zu hören, dass in Gütersloh ein <strong>Spiel</strong>platz abgebaut <strong>und</strong> als<br />

Bauland verkauft werden soll. In Hagen stehen 30 bis 40 <strong>Spiel</strong>plätze auf der<br />

Streichliste. Wer die Zahl von 2914 Euro pro <strong>Spiel</strong>platz für sowohl für den<br />

Unterhalt als auch für Neuanschaffungen von Geräten kennt, die vom BFG<br />

deutschlandweit als Durchschnitt ermittelt wurde, der w<strong>und</strong>ert sich nicht über<br />

solche Entwicklungen. Der BFG wird die Ergebnisse der Umfrage weiter nutzen,<br />

um auf politischen Ebenen die Forderung nach einer kinderfre<strong>und</strong>lichen<br />

Stadtgestaltung zu manifestieren.<br />

Verband | 89


Zum 12. Symposium zur<br />

<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Freiraumplanung<br />

trafen sich am<br />

13. <strong>und</strong> 14. Oktober<br />

<strong>2010</strong> über 200 Interessierte<br />

in Vorarlberg,<br />

Österreich. Im Zentrum<br />

des Programms <strong>und</strong> der<br />

Diskussionen standen<br />

aktuelle internationale<br />

Planungsphilosophien.<br />

Andreas Kupfer<br />

Andreas Kupfer ist Obmann<br />

des IFAU <strong>und</strong> verantwortlich<br />

für die Symposiumsreihe. Er<br />

hat Raumplanung studiert ist<br />

unter anderem auch Gründer<br />

der KinderUniSteyr.<br />

90 | Verband<br />

<strong>Spiel</strong>en verbindet –<br />

Über Grenzen hinweg!<br />

Seit 1996 veranstaltet das in Steyr, Oberösterreich<br />

beheimatete Bildungsinstitut IFAU-Institut<br />

für Angewandte Umweltbildung jährlich ein<br />

Fachsymposium zur <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Freiraumplanung.<br />

Die Standorte wechseln von Jahr zu Jahr,<br />

2008 wurde im Wiener Rathaus getagt, 2009<br />

gab es eine Einladung der Europäischen Kulturhauptstadt<br />

Linz. Ausgangspunkt der Tagungsreihe<br />

war Mitte der 90er Jahre das Aufkommen<br />

der „naturnahen <strong>Spiel</strong>platzgestaltung“. Mittlerweile<br />

hat sich das Themenspektrum erweitert,<br />

der Anspruch, die Bedürfnisse <strong>und</strong> Anliegen der<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen bei der Programmerstellung<br />

in den Mittelpunkt zu stellen, ist geblieben.<br />

Der Veranstaltungsort Dornbirn <strong>und</strong> das B<strong>und</strong>esland<br />

Vorarlberg wurden <strong>2010</strong> ganz bewusst<br />

ausgewählt. Hat sich Österreichs westlichstes<br />

B<strong>und</strong>esland 2009 per Gesetz verpfl ichtet, in allen<br />

Gemeinden eine <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Freiraumoffensive<br />

zu starten. Diese b<strong>und</strong>eslandweite Initiative<br />

hat mittlerweile Vorbildcharakter <strong>und</strong> kann<br />

bereits nach einigen Monaten auf beachtliche<br />

Erfolge verweisen. Maßgeblich verantwortlich<br />

dafür ist „Kinder in die Mitte“, eine Initiative des<br />

Landes Vorarlberg unter der Schirmherrschaft<br />

von Landeshauptmann Herbert Sausgruber. Ziel<br />

des engagierten Projektes ist, Vorarlberg zum<br />

kinder-, jugend- <strong>und</strong> familienfre<strong>und</strong>lichsten<br />

B<strong>und</strong>esland zu machen. Daraus ist das Projekt<br />

„Kindergerechte Lebensräume“ entstanden,<br />

dass Gemeinden kompetent berät <strong>und</strong> breite<br />

Unterstützung bei der Planung <strong>und</strong> Schaffung<br />

neuer <strong>Spiel</strong>räume gibt. Strategischer Auftrag<br />

ist es eine kinderfre<strong>und</strong>liche Gesellschaft zu<br />

schaffen <strong>und</strong> den Kindern Bewegung <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong><br />

im Freiraum verstärkt zu ermöglichen. Dabei<br />

werden die <strong>Spiel</strong>raumkonzepte von Gemeinden<br />

mit bis zu 70 Prozent gefördert. Besonderer<br />

Wert wird bei der Erarbeitung der Konzepte<br />

auf den partizipativen Ansatz, Barrierefreiheit<br />

<strong>und</strong> naturnahe Gestaltung gelegt. Seit dem Inkrafttreten<br />

des <strong>Spiel</strong>raumgesetzes arbeiten 30<br />

Gemeinden an der Erstellung eines <strong>Spiel</strong>raumkonzeptes,<br />

wobei zwei Konzepte bereits fertig<br />

gestellt sind.


SPIELELEMENT WASSER<br />

Im Zentrum des Symposiums stand das „<strong>Spiel</strong>element“<br />

Wasser. Wasser trennt, ist Grenze <strong>und</strong><br />

verbindet. Es ist das sinnlichste <strong>und</strong> reizvollste<br />

<strong>Spiel</strong>element. Bäche, Flüsse, Seen <strong>und</strong> Meere,<br />

sind Naturerfahrungsräume, die mit ihrer<br />

Tierwelt, Steinen, Sand <strong>und</strong> Schlamm ideale<br />

Forschungs - <strong>und</strong> Erfahrungsräume sind. Von<br />

Planern wurden in Dornbirn realisierte <strong>und</strong> in<br />

Umsetzung befi ndliche Projekte vorgestellt.<br />

Gerhard Navara präsentierte mit dem „Wasserspielplatz<br />

Wien“ den größten <strong>und</strong> bekanntesten<br />

seiner Art in Österreich. Herbert Dreiseitl<br />

gab einen Überblick über seine internationale<br />

Tätigkeit, vor allem im Kontext mit der „Wiederbelebung“<br />

urbaner Wasserlandschaften<br />

in Süd-Ost-Asien. Bernhard Hanel <strong>und</strong> Robin<br />

Wagner von KUKUK beeindruckten mit Wasserexperimenten<br />

<strong>und</strong> öffneten einen Blick in ihre<br />

innovative, künstlerische Praxis der Freiraumgestaltung.<br />

Der Nachmittag war den praxisorientierten<br />

Workshops gewidmet. Der Schweizer <strong>Spiel</strong>träumer<br />

Toni Anderfuhren <strong>und</strong> Günther Weiskopf<br />

verwandelten (mit den Teilnehmern) mit Hilfe<br />

einer großen Menge an Schwemmholz aus dem<br />

Bodensee <strong>und</strong> einem Bagger die Flusslandschaft<br />

der Dornbirner Ache in eine temporäre<br />

Kunstlandschaft. Auf die Bedeutung von Abenteuerspielplätzen<br />

in Städten wies Ernst Muhr<br />

von FRATZ Graz hin, das Erfolgsprojekt „Mehrfachnutzungen<br />

in Wien“ wurde von Jutta Kleedorfer<br />

vorgestellt.<br />

Dass auch die Anbindung von Freiräumen eine<br />

wesentliche Rolle spielt, wurde in den Vorträgen<br />

am zweiten Tagungstag in den Fokus der<br />

Diskussion gestellt. Die Fachbereiche der Verkehrsplanung<br />

<strong>und</strong> Architektur nehmen noch<br />

immer zu wenig Rücksicht auf die Bedürfnisse<br />

von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen. Dass es auch<br />

anders geht, zeigten interdisziplinäre Planungsansätze<br />

aus der Schweiz, Deutschland<br />

<strong>und</strong> Österreich. Juliane Krause von plan&rat<br />

berichtete über Ansätze einer integrativen Verkehrsplanung,<br />

Eva Lingg von der FHS St. Gallen<br />

stellte ein Projekt über „Bewegungsfre<strong>und</strong>liche<br />

Siedlungsräume“ vor <strong>und</strong> Architekt Ramesh<br />

Kumar Biswas ging mit seinem Vortrag auf die<br />

sozialen Fragen im Städte- <strong>und</strong> Wohnbau ein.<br />

Den Abschluss bildete ein Vortrag von Herbert<br />

Dreiseitl zum Tagungsthema. Sein Resümee:<br />

Grenzen braucht es, damit Dinge sichtbar werden.<br />

Grenzen sind beim Wasser entscheidend.<br />

Das <strong>Spiel</strong>en mit Grenzen <strong>und</strong> die Überwindung<br />

von Grenzen schafft neue Räume des Lernens.<br />

Andreas Kupfer<br />

Links<br />

IFAU – Institut für Angewandte<br />

Umweltbildung<br />

» www.ifau.at<br />

Land Vorarlberg,<br />

Kindergerechte Lebensräume<br />

» www.vorarlberg.at<br />

(Kinder in die Mitte)<br />

Verband | 91


92 | Materialk<strong>und</strong>e<br />

Materialk<strong>und</strong>e<br />

Wir informieren Sie über neueste Materialen,<br />

Einbaumöglichkeiten <strong>und</strong> normative Änderungen


Mehr Farben <strong>und</strong> Formen<br />

Fallschutzbeläge aus Gummigranulat bieten nicht nur Schutz<br />

vor Sturzverletzungen, sondern auch immer mehr attraktive Gestaltungsoptionen<br />

für Außenbereiche.<br />

Seit nahezu vier Jahrzehnten werden Fallschutzbeläge<br />

aus Gummigranulat auf <strong>Spiel</strong>-<br />

<strong>und</strong> Nutzfl ächen verlegt. Es handelt sich somit<br />

um ein erfolgreich umgesetztes Kreislaufwirtschaftssystem<br />

mit langer Tradition. Insbesondere<br />

im Laufe der letzten zehn Jahre wurde das<br />

Angebot der Fallschutzbeläge den unterschiedlichen<br />

Anforderungen angepasst. Dazu zählen<br />

technische Verbesserungen ebenso wie die gestalterische<br />

Aufwertung zu einem vollwertigen<br />

Bodenbelag für den Außenbereich. Heute gibt<br />

es eine große Auswahl an Gestaltungsmöglichkeiten<br />

für zahlreiche Einsatzbereiche. Dabei<br />

kommen in den verschiedenen Ländern unterschiedliche<br />

Arten von Fallschutzbelägen aus<br />

Gummigranulat zum Einsatz. Ein wesentlicher<br />

Gr<strong>und</strong> dafür sind unterschiedliche Klimazonen:<br />

In Nordeuropa werden andere Fallschutzarten<br />

bevorzugt als vergleichsweise in südeuropäischen<br />

Ländern. Hinzu kommen länderspezifi -<br />

sche Vorlieben für bestimmte Varianten dieses<br />

Fallschutzes. Fallschutzbeläge mit großformatigen<br />

PU-Schaumplatten im Untergr<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Kunstrasenüberzug gibt es beispielsweise nur<br />

in Holland. In anderen Ländern schenkt man<br />

dieser Bodenart kein Vertrauen. Frankreich dagegen<br />

kennt nahezu keine Fallschutzplatten –<br />

hier werden seit vielen Jahren ausschließlich<br />

Ortseinbauten bevorzugt.<br />

Die richtige Auswahl treffen<br />

Für Planer von Freifl ächen <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>zonen<br />

kommt es bei der Wahl des passenden Fallschutzbelags<br />

darauf an, die Anforderungen<br />

im Detail zu prüfen. Denn es gibt gravierende<br />

Unterschiede im Bezug auf die Fallschutzeigenschaften<br />

<strong>und</strong> die Beständigkeit beziehungsweise<br />

Verschleißfestigkeit. Die Beanspruchung<br />

unter einem Schaukelbrett oder auf einer stark<br />

frequentierten Schulspielfl äche ist eine andere<br />

als im Außenbereich eines Kindergartens. Ballspielfl<br />

ächen unter einem Basketballkorb oder<br />

vor einem Fußballtor müssen anders ausge-<br />

stattet werden als rutschsichere Zuwege. Zunächst<br />

ist es natürlich wichtig, die Fallwerte<br />

zu berücksichtigen. Je dünner ein Belag desto<br />

eher korrespondiert eine hohe Rohdichte mit<br />

beständigen Fallwerten. Höhere Fallanforderungen<br />

erfordern in der Regel einen dickeren<br />

Belag mit einer entsprechend gesteigerten<br />

Absorptionsfähigkeit. Hierfür werden unter<br />

anderem diverse Fallschutzplatten mit einer<br />

verschleißfesten Oberschicht <strong>und</strong> absortionsfähiger<br />

Drainage angeboten. Dies kann durch ein<br />

Zwei-Schicht-Produkt mit unterschiedlichen<br />

Körnungen erreicht werden. Mittlerweile gibt<br />

es darüber hinaus Fliesunterlagen mit Kunststoffgewirr,<br />

die eine gute Absorption zwischen<br />

Belag <strong>und</strong> Untergr<strong>und</strong> darstellen. Die Vorgaben<br />

für die Dimensionierung des Fallschutzes sind<br />

in der europäische Norm DIN EN 1177 geregelt,<br />

die es zu beachten gilt. Wichtig ist aber zudem,<br />

einen besonderen Fokus auf die Beständigkeit<br />

der Böden zu legen. Diese Anforderung wird<br />

sehr häufi g vergessen. Kritische Punkte sind<br />

die Flächen vor Karussellen, unter Schaukeln<br />

oder ähnliche dynamischen <strong>Spiel</strong>geräten. Denn<br />

selbst der beste Fallschutz bringt nichts, wenn<br />

sich die Verschleißschicht kurzfristig aufl öst.<br />

Entsprechend beständige Produkte zeichnen<br />

sich durch einen höheren Bindemittelanteil<br />

oder eine höhere Rohdichte aus.<br />

Ortseinbauten fordern<br />

besondere Qualität<br />

Sollen Hügel realisiert werden oder zum Beispiel<br />

durch wellenförmige Farbspiele Akzente<br />

auf einem <strong>Spiel</strong>platz oder Schulhof gesetzt<br />

werden, kann der Fallschutz beziehungsweise<br />

die Bodengestaltung durch Ortseinbauten umgesetzt<br />

werden. Hierbei ist unbedingt auf die<br />

Qualität <strong>und</strong> die Erfahrung der Anbieter zu achten,<br />

denn für diese fugenlosen Beläge gilt ganz<br />

besonders: Qualität hat ihren Preis. Oder anders<br />

formuliert: ein billiger Ortseinbau ist selten gut.<br />

Die Nutzschicht wird bei diesem Bodenbelag<br />

Verband | 93


Beim Ortseinbau wird die Nutzschicht in halbfl üssigem Zustand auf eine zuvor installierte Basisschicht<br />

gebracht – hier auf einem <strong>Spiel</strong>platz in Amiens (Frankreich).<br />

Klaus Kaiser<br />

Klaus Kaiser ist seit 1993<br />

geschäftsführender Gesellschafter<br />

der Conradi+Kaiser<br />

GmbH mit Sitz im rheinlandpfälzischen<br />

Kleinmaischeid<br />

<strong>und</strong> spezialisiert auf die Herstellung<br />

von innovativen Bodensystemen<br />

aus Gummigranulat.<br />

Das während dieser Zeit<br />

sowie in langjähriger Arbeit in<br />

zahlreichen Ausschüssen <strong>und</strong><br />

Verbänden erworbene Wissen<br />

im Bereich Fallschutz <strong>und</strong><br />

Elastik-Bodensysteme stellt er<br />

in diesem Artikel vor. Derzeit<br />

ist Klaus Kaiser beratendes<br />

Vorstandsmitglied im B<strong>und</strong>esverband<br />

für Freiraumgestaltung<br />

e.V. (BFG) <strong>und</strong> Mitglied<br />

im Wirtschaftssenat.<br />

» www.conradi-kaiser.de<br />

94 | Materialk<strong>und</strong>e<br />

in halbfl üssigem Zustand auf eine zuvor installierte<br />

Basisschicht aufgebracht. Man fi ndet<br />

gerade in Ländern wie Frankreich, vor allem im<br />

Süden, kaum einen <strong>Spiel</strong>platz ohne Ortseinbau,<br />

aber auch kaum einen mit nicht mindestens<br />

15 Flicken auf 50 Quadratmetern. Die Tücke<br />

ist, dass es keiner hohen Investition bedarf, um<br />

diese Beläge einzubauen. Wenn es allerdings<br />

gut gemacht <strong>und</strong> haltbar sein soll, sind nicht<br />

nur die richtigen Einbaumaterialien notwendig,<br />

sondern darüber hinaus viel Erfahrung bei der<br />

Realisation.<br />

Neue Gestaltungsoptionen<br />

bei Formteilen<br />

Viele Jahre lang sind Fallschutzplatten vor allem<br />

in ihrer Funktionalität weiterentwickelt<br />

worden. Das Design spielte eine untergeordnete<br />

Rolle. Weil sich dieser Bodenbelag jedoch<br />

von einer technischen Lösung auch zu einem<br />

Gestaltungselement entwickelt hat, ist das<br />

Spektrum der Möglichkeiten immer weiter<br />

gewachsen. Verschiedene Pfl astersysteme bereichern<br />

das Angebot formschlüssiger Beläge.<br />

Für <strong>Spiel</strong>areale gibt es zum Beispiel auch Fallschutzplatten<br />

in der Form von Puzzleteilen in<br />

vielen Farben. Derzeit läuft die Entwicklung,<br />

um Formteile anbieten zu können, mit denen<br />

zum Beispiel auch Ornamente oder Motive realisiert<br />

werden können. Breiter ist das Angebot<br />

auch durch die deutlich erweiterte Farbpalette<br />

geworden, die heute zur Verfügung steht. Wie<br />

auch im Ortseinbau wird auch bei Formteilen<br />

heute in der Oberschicht das bekannte EPDM-<br />

Rasengitterplatten aus sortenreinem Gummigranulat<br />

mit 50 Prozent Rasenanteil lassen sich unabhängig von<br />

der Witterung <strong>und</strong> Jahreszeit nutzen.<br />

Granulat eingesetzt, so dass mittlerweile eine<br />

Vielzahl an beständigen Farben von neonorange<br />

bis violett erhältlich ist. Diese können auch zusammen<br />

mit sogenannten Polygras-Elementen<br />

verlegt werden, bei denen in der Nutzschicht<br />

Kunstrasen eingearbeitet ist. Ergänzt wird das<br />

Angebot durch mehr <strong>und</strong> mehr Zusatzprofi le<br />

im gleichen Material, mit denen Abgrenzungen<br />

<strong>und</strong> Einfassungen vorgenommen werden können.<br />

Hinzu kommen Gestaltungselemente wie<br />

Sitzwürfel, die auch einen zusätzlichen <strong>Spiel</strong>wert<br />

für Kinder bieten.<br />

Lösungen für spezielle Fragestellungen<br />

Da sich die Anforderungen an den Fallschutz<br />

kontinuierlich weiterentwickeln, kommen auch<br />

auf Herstellerseite immer neue Lösungen hinzu.<br />

Seit Inkrafttreten der neuen europäischen<br />

Norm, ist zum Beispiel auch unter Wipptieren<br />

an <strong>Spiel</strong>punkten in Innenstädten ein Fallschutz<br />

gefordert. Speziell dafür wurden passende Lösungen<br />

entwickelt, die den Vorgaben der Norm<br />

entsprechen. Eine andere Speziallösung sind<br />

Rasengitterplatten, die mit einem Anteil von<br />

ungefähr 50 Prozent Rasen dauerhaft einen<br />

natürlichen Fallschutz darstellen <strong>und</strong> zudem<br />

entsprechend der Norm die Lösung für den Fallschutz<br />

an Hangrutschen sind. Für die Planung<br />

von <strong>Spiel</strong>plätzen ist zudem ein wichtiger Faktor,<br />

dass Fallschutzbeläge aus Gummigranulat<br />

mit Fahrrädern, aber vor allem bei integrativen<br />

Einrichtungen <strong>und</strong> für behindertengerecht ausgestattete<br />

<strong>Spiel</strong>räume auch mit Rollstuhl befahrbar<br />

sind.


Klassischerweise werden Beläge aus Gummigranulat<br />

als Fallschutz eingesetzt. Die fortgeschrittene Technik<br />

erlaubt es, die Beläge auch gestalterisch einzusetzen.<br />

Im Bild ein farbiger Polygras-Belag.<br />

Zukunftsperspektiven<br />

Nach Einführung der neuen Din-Normen gab<br />

es zunächst einige Fragestellungen, die für<br />

Unsicherheiten sowohl bei den Herstellern<br />

als vor allem auch bei den Verantwortlichen<br />

in den Kommunen gesorgt haben. Einiges hat<br />

sich geklärt. Doch ein Problem stellt sich nach<br />

wie vor: Im Hinblick auf die Folge- oder Vergleichsprüfungen,<br />

die derzeit häufi g freiwillig<br />

durchgeführt werden, ist wichtig zu wissen,<br />

dass die DIN EN 1177 derzeit durch die Kalibrierungsvorgabe<br />

deutliche Fehleraddition <strong>und</strong><br />

somit Messunterschiede zulässt. Deshalb kann<br />

ein- <strong>und</strong> derselbe Fallschutz in unterschiedlichen<br />

Tests andere Fallwerte generieren. Das ist<br />

problematisch <strong>und</strong> sollte deshalb sehr kurzfristig<br />

korrigiert werden.<br />

Insgesamt lässt sich feststellen, dass Fallschutzbeläge<br />

aus Gummigranulat ihren Wert für die<br />

Freiraumgestaltung signifi kant verbessert haben.<br />

Heute ist ein Fallschutzbelag viel mehr<br />

als nur ein um gegebenenfalls zehn Prozent<br />

abweichender, absorptionsfähiger Untergr<strong>und</strong>.<br />

Er ist strapazierfähig, belastbar, maßbeständig,<br />

befahrbar, fl exibel in der Gestaltung, kreativ,<br />

wetterunabhängig, Folgekosten minimierend<br />

<strong>und</strong> vieles mehr. Wenn es nur um Beschleunigungswerte<br />

ginge, wäre Sand die beste Alternative.<br />

Die Vielzahl der Einsatzbereiche wird<br />

immer breiter: aber in erster Linie werden die<br />

Allro<strong>und</strong>-Böden durch die starke Orientierung<br />

der Menschen in den öffentlichen Freiraum einen<br />

immer höheren Stellenwert für Planer <strong>und</strong><br />

Gestalter bekommen.<br />

Klaus Kaiser<br />

Erstveröffentlichung in Garten+Landschaft,<br />

<strong>Ausgabe</strong> 10/<strong>2010</strong>, Callwey-Verlag, München<br />

Mittlerweile sind fast alle Formen <strong>und</strong> Farben aus<br />

Gummigranulat denkbar. Pfl astersteinsysteme stehen<br />

ebenso zur Verfügung wie Begrenzungsysteme.<br />

GRONARD bietet b<strong>und</strong>esweit die größte Auswahl an<br />

ADFC-empfohlenen Modellen! Zum Beispiel:<br />

3 TYP KAPPA ® Fahrradparker tief / tief zum Einbetonieren,<br />

ADFC geprüft<br />

MODERNE LÖSUNGEN IN STAHL.<br />

Fahrradparker Überdachungen Stadtmobiliar<br />

01 02 03<br />

GRONARD . München . T. 089. 670 10 15 . www.gronard.de<br />

Materialk<strong>und</strong>e | 95


Perfekte Fahrradparker oder<br />

ein schönes Stadtbild?<br />

Wem fällt da nicht sofort der Gestaltungsleitsatz FFF (form follows<br />

function ) von Louis Sullivan 1896 ein? Hat dieser Satz heute überhaupt<br />

noch Gültigkeit?<br />

Hartnäckig hält sich das Vorurteil, dass funktionale Fahrradparker<br />

nicht gut aussehen. Dabei gibt es einige gute Lösungen, die Design<br />

<strong>und</strong> Nutzen in Einklang bringen.<br />

Abb. 1: Armes Vorderrad! Im Hintergr<strong>und</strong><br />

das ADFC-empfohlene Modell<br />

Kappa, von dem aber wegen der Optik<br />

nur die niedrigen Bügel als Stadtmobiliar<br />

vorgesehen werden sollten (Hersteller<br />

Gronard <strong>und</strong> Rasti)<br />

Abb. 2: Nur schön! Omega-Fahrradparker,<br />

Hersteller Orion<br />

96 | Materialk<strong>und</strong>e<br />

Immer die Radfahrer: Wenn sie fahren, halten<br />

sie die Verkehrsregeln nicht ein; wenn sie ihr<br />

Gefährt parken, verschandeln sie das Stadtbild.<br />

Über die erste Behauptung soll hier nicht gesprochen<br />

werden. Aber Kommunen haben mittlerweile<br />

gute Möglichkeiten, die widersprüchlich<br />

erscheinenden Anforderungen zu erfüllen<br />

<strong>und</strong> so möglichst wenige Probleme mit dem<br />

Fahrradparken zu haben.<br />

Es ist bekannt, dass Radler nicht gern zu Fuß<br />

gehen <strong>und</strong> deshalb das Fahrrad ganz nah am<br />

Ziel abstellen wollen. Die Anlehnmöglichkeiten<br />

an Mauern oder Zäunen reichen dann in der<br />

Regel nicht aus, um viele Fahrräder platzsparend<br />

<strong>und</strong> sicher unterzubringen. Einfachständer<br />

sind zwar sehr platzsparend, aber nicht nutzerfre<strong>und</strong>lich,<br />

weil es nicht garantiert ist, ob das<br />

Fahrrad am Ende der Abstellphase noch fahrbereit<br />

oder überhaupt noch vorhanden ist. Häufi g<br />

sind die Konstruktionsmaße in Vertikalrichtung<br />

zu klein, so dass das Vorderrad leicht in eine<br />

gefährliche Kippung kommen kann. (Abb. 1)<br />

Wenig durchdachtes Design<br />

Auch der bekannte „Spiralständer“ bietet zu<br />

wenig Halt, so dass die Vorderräder leicht<br />

Schaden nehmen können. Oftmals ist der Abstand<br />

zwischen den Windungen der Spirale so<br />

knapp bemessen, dass Fahrräder mit breiteren<br />

Reifen oder gar Ballonreifen hier gar nicht geparkt<br />

werden können. Wenn der Spiralständer<br />

nicht zum Fahrradparken aufgestellt wäre,<br />

könnte man sich damit trösten, dass er wenigstens<br />

schön aussieht. Aber für die Nutzer ist das<br />

„Kunstwerk“ eher trostlos. (Abb. 2)<br />

Gute Fahrradparker sind so konstruiert, dass sie<br />

dem Fahrrad eine stabile Vertikal- oder Anlehnstellung<br />

geben. Außerdem ist stets ein Wegrollschutz<br />

gefragt <strong>und</strong> eine wirklich einfache<br />

Möglichkeit für das Anschließen des Fahrradrahmens<br />

mit kurzem Schloss. Beim Modell Indico<br />

ist die Synthese von Funktion <strong>und</strong> Form<br />

ziemlich gut gelungen, jedoch werden häufi g<br />

die Frontleuchten der eingestellten Fahrräder<br />

nach oben gebogen. (Abb. 3)<br />

Eine einfache Ansperrmöglichkeit ist mit sogenannten<br />

Anlehnbügeln zu schaffen, die vielerorts<br />

(zu unrecht!) als die perfekten Fahrradparker<br />

angesehen werden. Diese Bügel haben<br />

in der Regel keine Einrichtung, durch die das<br />

Wegrollen eines eingestellten Fahrrades verhindert<br />

würde. Für eine defi nierte Position des<br />

Vorderrades <strong>und</strong> damit des ganzen Fahrrades<br />

sorgen solche Anlehnbügel nicht. Deshalb sehen<br />

Anlagen mit Anlehnbügeln oft dann am<br />

besten aus, wenn sie leer sind. Das gilt auch für<br />

die z.B. in Köln sehr verbreiteten „Haarnadeln“,<br />

bei denen ein leidlich stabiler Stand nur durch<br />

Benutzung des am Fahrrad angebrachten Ständers<br />

zu erreichen ist.<br />

Gefüllt vermitteln sie häufi g einen eher chaotischen<br />

Eindruck. Wenn Fahrräder von beiden<br />

Seiten angelehnt werden, besteht durch den


Abb. 3: Ziemlich gut gelungen! Indico-Fahrradparker, Hersteller ABES Abb. 4: Anlehnbügel im Einsatz. Weniger schöner Eindruck!<br />

engen Kontakt zwischen den Fahrrädern auch<br />

die Gefahr der Beschädigung, zum Beispiel von<br />

Bowdenzügen oder Lampenkabeln. Anlehnbügel<br />

nutzen die verfügbaren Flächen nicht<br />

perfekt aus <strong>und</strong> haben in der Regel wegen der<br />

vielen notwendigen F<strong>und</strong>amente erhöhte Montagekosten.<br />

(Abb. 4)<br />

Anforderungen an optimale Systeme<br />

Der Fahrradparker soll dem Fahrrad einen stabilen<br />

Stand geben, so dass kein Umkippen, kein<br />

Vor- oder Zurückrollen auftreten kann. Rahmen<br />

<strong>und</strong> ein Laufrad sollen mit kurzem Schloss <strong>und</strong><br />

ohne Bücken anschließbar sein. Bei höhenversetzter<br />

Einstellung der Vorderräder braucht<br />

man mindestens 45 cm zwischen den Abstellplätzen,<br />

besser sind 50 cm. Wenn man wegen<br />

des Stadtbildes auf die hohe Einstellung der<br />

Vorderräder verzichten möchte, ist 60 cm Abstand<br />

mindestens erforderlich, ideal sind 70<br />

cm. Die Maße 45 cm <strong>und</strong> 60 cm kommen bei<br />

Anlagen mit in der Regel sehr langer Parkzeit<br />

in Betracht. Fahrradparker, die alle wichtigen<br />

Eigenschaften in sich vereinen, haben meist<br />

eine Empfehlung des Allgemeinen Deutschen<br />

Fahrrad-Clubs (ADFC). Um gute Eigenschaften<br />

von Fahrradparkern mit den Notwendigkeiten<br />

der Stadtgestaltung in Einklang zu bringen, hat<br />

man verschiedene Möglichkeiten.<br />

Aufgeräumtes Stadtbild durch<br />

einheitliche Höhe<br />

Es ist empfehlenswert, in optisch sensiblen Bereichen<br />

nur Fahrradparker zu verwenden, die<br />

alle die gleiche Höhe haben. Das lässt sich auf<br />

verschiedene Art <strong>und</strong> Weise realisieren. Zum<br />

Beispiel können Parker mit nur tiefer Fahrradeinstellung<br />

verwendet werden. Das macht die<br />

Stadt München, die weit über 10.000 Stellplätze<br />

mit dem Typ L15 tief vom Hersteller Langer<br />

geschaffen hat (Abb. 5). Wenn man eine Reihe<br />

von tiefen Fahrradparkern aus der üblichen Einstellrichtung<br />

90 Grad beispielsweise nur um 30<br />

Abb. 5: L15 in München, alle tiefe Radeinstellung, ADFC-empfohlen,<br />

Hersteller Langer<br />

Grad dreht, kann man die Fahrräder sogar dichter<br />

als mit 60 cm Abstand aufstellen, ohne dass<br />

sich die Lenker berühren können. Schließlich<br />

gibt es auch Fahrradparker für eine Hoch/Tief-<br />

Stellung der Vorderräder, bei denen aber alle<br />

Bügel die gleiche Höhe <strong>und</strong> damit eine ruhigere<br />

Optik haben, zum Beispiel das Modell Felix von<br />

Gronard (Abb. 6).<br />

Zusatznutzen: Stadtmobiliar<br />

Sinnvoll ist in vielen Fällen auch, auf die Verbindung<br />

verschiedener Funktionalitäten zu<br />

achten <strong>und</strong> Fahrradparker einzusetzen, die<br />

einen Zusatznutzen als Stadtmobiliar haben.<br />

Zum Beispiel können Poller, die eine Durchfahrt<br />

von Autos verhindern, so ergänzt sein, dass an<br />

ihnen ein oder zwei Fahrräder abgestellt <strong>und</strong><br />

gesichert werden können. Ein Beispiel dafür ist<br />

das Modell Lambda von Rasti (Abb. 7).<br />

Wenn vier einfache Poller zum Schutz eines<br />

Baumes aufgestellt werden, schützen diese<br />

zwar den Baum vor den Kfz, nützen den Radlern<br />

aber nichts. Ein Schutzbügel rings um den<br />

Baum kann beides besser (Abb. 8).<br />

Abb. 6: Felix, Radeinstellung hoch/<br />

tief, alle Bügel haben gleiche Höhe,<br />

ADFC-empfohlen, Hersteller Gronard<br />

<strong>und</strong> Rasti<br />

Materialk<strong>und</strong>e | 97


Abb. 7: Lambda, Poller mit Zusatznutzen, ADFC-empfohlen, Hersteller Rasti<br />

Abb. 9: Arreta vor ALDI-Süd, ADFC-empfohlen, hier in Edelstahl, Hersteller Gronard<br />

98 | Materialk<strong>und</strong>e<br />

Rasti GmbH, An der Mühle 21 · D-49733 Haren<br />

FreeCall 0800 / 200 50 11 · FreeFax 0800 / 200 50 12<br />

mail info@rasti.eu · www.rasti.eu<br />

Unsere Besten!<br />

Bequeme <strong>und</strong> sichere Fahrradparker.<br />

Jedes der über 100 Modelle von Rasti erfüllt höchste<br />

Anforderungen hinsichtlich Funktionalität, Design,<br />

Sicherheit <strong>und</strong> Komfort. Vier Fahrradparkern<br />

hat der Allgemeine Deutsche Fahrradclub sogar das<br />

Gütesiegel „Empfohlene adfc-Qualität“ verliehen.<br />

Hartwig Hammerschmidt<br />

Ansprechpartner für Fahrrad-Abstellanlagen,<br />

ADFC-Landesverband Bayern. Hartwig Hammerschmidt<br />

befasst sich seit fast 20 Jahren<br />

mit der Konstruktion von nutzerfre<strong>und</strong>lichen<br />

Fahrradparkern, die von drei Herstellern gefertigt<br />

werden<br />

» www.adfc.de<br />

Mitglied im<br />

Förderkreis<br />

Abb. 8: Vier Poller schützen einen Baum<br />

An einer am Straßenrand sowieso notwendigen<br />

Absperrung mit der Normhöhe 90 cm kann man<br />

vom Gehweg her alle ca. 2 m ein Fahrrad anlehnen<br />

<strong>und</strong> sichern. Einen größeren Zusatznutzen<br />

erhält man bei vorhandenem Platz, wenn man<br />

alle 70 cm in diese Absperrung Fahrradparker<br />

einbaut. Das Modell Arreta von Gronard ist so<br />

konstruiert <strong>und</strong> wird deshalb von etlichen Städten<br />

eingesetzt. Es ist vom ADFC empfohlen. Ein<br />

großer Discounter bietet seinen K<strong>und</strong>en diesen<br />

Parker bei inzwischen mehr als 40 Filialen an:<br />

Dort geht es nicht um die Absperrfunktion, sondern<br />

um die Installation eines formschönen <strong>und</strong><br />

k<strong>und</strong>enfre<strong>und</strong>lichen Fahrradparkers (Abb. 9).<br />

Alle ADFC-empfohlenen Fahrradparker fi ndet<br />

man in www.adfc.de/abstellanlagen <strong>und</strong> in<br />

www.adfc-bayern.de/abstellanlagen.htm , hier<br />

incl. ausführlicher Hinweise zur Planung von<br />

Abstellanlagen.<br />

Ausblick auf Städtebau <strong>und</strong> Architektur<br />

Stadtumbau ist der Schlüsselbegriff für die Herausforderungen<br />

der Zukunft. Mit den damit<br />

einhergehenden Umstrukturierungen nimmt<br />

das Radfahren zunehmend an Umfang <strong>und</strong><br />

Bedeutung zu. Somit sind alle mit Design, Architektur<br />

<strong>und</strong> Städtebau befassten Fachleute<br />

aufgefordert, sich mehr dem Thema ‚Wann, wo<br />

<strong>und</strong> wie parke ich mein Fahrrad’ zu beschäftigen<br />

<strong>und</strong> vielleicht stärker als bisher wieder<br />

Form <strong>und</strong> Funktion als zwei Seiten der gleichen<br />

Medaille zu beachten. Dies gelingt allerdings<br />

nur im interdisziplinären Diskurs, zu dem dieser<br />

Artikel einen Anstoß <strong>und</strong> Beitrag leisten will.<br />

Hartwig Hammerschmidt<br />

Ostap Ogrodnik


Unbehindert mobil<br />

Barrierefreiheit im öffentlichen Raum<br />

2002 wurde mit dem Gesetz zur Gleichstellung<br />

behinderter Menschen (BGG) der Auftrag gesetzlich<br />

festgeschrieben, „...öffentliche Wege,<br />

Plätze <strong>und</strong> Straßen sowie öffentlich zugängliche<br />

Verkehrsanlagen <strong>und</strong> Beförderungsmittel<br />

im öffentlichen Personenverkehr ... barrierefrei<br />

zu gestalten. Ähnliches formulierten in<br />

den Folgejahren die entsprechenden Gesetze<br />

der Länder. Doch was bedeutet Barrierefreiheit<br />

konkret? Die für den öffentlichen Raum<br />

einschlägigen Regelwerke enthielten zwar<br />

Vorgaben, aber wenig konkrete Lösungen. So<br />

begannen einige Kommunen <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esländer<br />

eigene Konzepte zu entwickeln. Insbesondere<br />

Orientierungssysteme für Sehbehinderte <strong>und</strong><br />

Blinde können aber nur funktionieren, wenn sie<br />

gelernt <strong>und</strong> verstanden worden sind <strong>und</strong> setzen<br />

daher eine Einheitlichkeit voraus. Inzwischen<br />

liegt hier ein neuer Normentwurf vor.<br />

Bordhöhe an der Querungsstelle:<br />

Null oder 3 cm?<br />

Die gefährlichste Situation für Fußgänger ist<br />

die Fahrbahnquerung. Bisher werden standardmäßig<br />

die Borde auf 3 cm abgesenkt, um den<br />

Übergang auf die Fahrbahn <strong>und</strong> vor allem von<br />

der Fahrbahn wieder auf den Gehweg zu erleichtern.<br />

Dies ist für Fußgänger komfortabel,<br />

für Menschen, die auf Rollstuhl oder Rollator<br />

angewiesen sind, aber unbedingt Voraussetzung,<br />

um überhaupt die Fahrbahn queren zu<br />

können. Blinde <strong>und</strong> Sehbehinderte benötigen<br />

dagegen den Höhenversatz am Bord, um die<br />

Fahrbahn zu erkennen oder mit dem Stock ertasten<br />

zu können. Die 3 cm Bordhöhe sind ein<br />

klassischer Kompromiss. (Abb.2)<br />

Mit Blick auf die Menschen mit Rollstuhl oder<br />

Rollator senken viele Kommunen den Bord inzwischen<br />

tiefer ab, auf 2 oder gar 1 cm. Für<br />

Blinde, die sich mit dem Stock orientieren, sind<br />

3 cm aber ein absolutes Mindestmaß. Soll die<br />

Kompromisslösung für beide beteiligten Seiten<br />

einigermaßen funktionieren, muss die Bordhöhe<br />

von 3 cm also präzise eingehalten werden. In<br />

der Praxis <strong>und</strong> auf Dauer ist dies jedoch kaum<br />

zu realisieren. Eine Lösung ist, für sehbehinderte<br />

<strong>und</strong> blinde Menschen separierte Querungsbereiche<br />

anzubieten, zu denen sie mit Bodenindikatoren<br />

geführt werden <strong>und</strong> die ihnen mehr<br />

als den Mindestbord von 3 cm bieten. Daneben<br />

kann dann der Bord auf Fahrbahnhöhe abgesenkt<br />

werden. (Abb.3)<br />

Um die Absenkung zu vereinfachen, wurde vom<br />

Amt für Straßen- <strong>und</strong> Verkehrswesen Kassel<br />

ein besonderer Formstein, der Kasseler Rollbord,<br />

entwickelt. Durch den Rampenstein kann<br />

die Gehwegabsenkung geringer ausfallen, der<br />

Bord lässt sich – auch mit Hilfe eines speziellen<br />

Übergangssteins – auf kurzer Distanz wieder<br />

auf eine leicht ertastbare Höhe verziehen <strong>und</strong><br />

die Wasserführung in der Rinne wird ebenfalls<br />

einfacher. Die Absenkung sollte in jedem Fall<br />

durch Bodenindikatoren gesichert werden.<br />

(Abb.4)<br />

Abb. 2: Auch ein abgesenkter Bord ist<br />

oft schwer zu überwinden.<br />

Abb. 3: Querungsstelle in Fulda mit<br />

differenzierter Bordhöhe. Die Nullabsenkung<br />

ist mit einem Sperrfeld für<br />

Blinde abgesichert, ein Richtungsfeld<br />

zeigt am schrägen Bord die Querungsrichtung<br />

an.<br />

Abb. 4: Querungsstelle in Stadtallendorf<br />

mit differenzierter Bordhöhe. Nullabsenkung<br />

mit Rollbord <strong>und</strong> Sperrfeld zur<br />

Absicherung für Blinde<br />

Abb. 5: Anzeige einer breiten Bordabsenkung<br />

mit einem Richtungsfeld in<br />

Querungsrichtung in Frankfurt<br />

Materialk<strong>und</strong>e | 99


Abb. 6: Querungsstelle in Offenbach mit Nullabsenkung.<br />

Auffi ndestreifen leiten Blinde zum<br />

Ampelmast. Ein dunkler Begleitstreifen sorgt für<br />

optischen Kontrast.<br />

Rippenplatten Noppenplatten<br />

Tabelle 1: Rippenplatten<br />

Tabelle 2: Die Kanten der Rippen dürfen ausger<strong>und</strong>et werden. Durch die Defi nition einer Messebene<br />

1 mm unter der Oberkante bzw. dem Scheitelpunkt werden Messfehler durch Profi lr<strong>und</strong>ungen<br />

berücksichtigt.<br />

100 | Materialk<strong>und</strong>e<br />

Maße im Gebäude/<br />

Innenbereich<br />

im Außenbereich<br />

a Abstand der Scheitelpunkte benachbarter Rippen 25 bis 60 30 bis 50<br />

b Rippenbreite (an der Messebene) 5 bis 10 5 bis 15a c Abstand der Rippen (in Messebene) 20 bis 50 25 bis 35b h Rippenhöhe (Basis bis Oberkante)<br />

abei Sperrfeldern erforderlich 5 mm bis 10 mm<br />

bbei Sperrfeldern erforderlich 30 mm bis 40 mm<br />

3 bis 4 4 bis 5<br />

Maße im Gebäude/<br />

Innenbereich<br />

im Außenbereich<br />

a<br />

orthogonaler Abstand der Mittelpunkte benachbarter<br />

Noppen<br />

40 bis 60 50 bis 75<br />

b Noppenbreite bzw. Durchmesser (in Messebene) 15 bis 20 20 bis 30<br />

c<br />

Orthogonaler Abstand der Noppen (in Messebene)<br />

Abb. 7: Busbahnhof Mörfelden in Bau. Dunkle<br />

Begleitstreifen sorgen für optischen Kontrast am<br />

Leitstreifen entlang der Bahnsteigkante. Noppen<br />

warnen rechts vor der Treppe.<br />

25 bis 40 25 bis 50<br />

d<br />

diagonaler Abstand der Mittelpunkte benachbarter<br />

Noppen<br />

28 bis 42 35 bis 53<br />

h Noppenhöhe (Basis bis Oberkante) 3 bis 4 4 bis 5c cDie Noppenhöhe muss bei Kugelkalotten im<br />

Außenbereich mindestens 4,5 mm betragen<br />

Abb. 8: Haltestelle Auestadion in Kassel. Hier<br />

wurden dunkle Bodenindikatoren eingesetzt,<br />

um einen optischen Kontrast zu gewährleisten.<br />

Bodenindikatoren führen Blinde zum Ampelmast<br />

<strong>und</strong> Bord neben der separaten Nullabsenkung.<br />

Eine Alternative ist die Bordabsenkung über die<br />

gesamte Breite der Querungsstelle <strong>und</strong> ihre Absicherung<br />

durch Bodenindikatoren. Dies ist die<br />

international eher übliche Lösung, z.B. in Frankreich<br />

oder Österreich. Eine Untersuchung der<br />

Hessischen Straßen- <strong>und</strong> Verkehrsverwaltung<br />

bestätigte die Funktionsfähigkeit beider Lösungen.<br />

Der Deutsche Blinden- <strong>und</strong> Sehbehindertenverband<br />

lehnt eine Bordabsenkung unter 3<br />

cm aber gr<strong>und</strong>sätzlich ab, wenn sie breiter als<br />

1 m ist, auch wenn sie durch Bodenindikatoren<br />

abgeschirmt wird. Die Diskussion ist derzeit<br />

noch im Gange. (Abb.5)<br />

Bodenindikatoren<br />

An Querungsstellen mit Nullabsenkung dienen<br />

Bodenindikatoren nicht nur der Orientierung,<br />

sondern sind unmittelbar sicherheitsrelevant.<br />

Deshalb muss ihre Anordnung stimmen, ihre<br />

Struktur muss gut ertastbar sein <strong>und</strong> sich deutlich<br />

vom Umgebungsbelag unterscheiden. Die<br />

Rillenplatten nach alter Norm genügen diesen<br />

Anforderungen nicht, die Rillen sind zu eng <strong>und</strong><br />

mit den üblichen Stockspitzen nicht erkennbar.<br />

Die Untergrenze der Rillenbreite liegt im neuen<br />

Normentwurf nicht von ungefähr oberhalb der<br />

alten Maximalbreite. Für Noppenplatten gab<br />

es bisher noch gar keine Vorgaben, sie werden<br />

aber zunehmend eingesetzt. Noppen lassen sich<br />

auch mit den Füßen ertasten <strong>und</strong> sind deshalb<br />

besonders geeignet für Warnhinweise.<br />

Auch die besten Bodenindikatoren sind aber<br />

nur ertastbar, wenn sie vom Umgebungsbelag<br />

unterscheidbar sind. Natursteinpfl aster oder<br />

auch Betonsteine mit Fase sind ungeeignet, ein<br />

glatter Begleitstreifen kann aber für genügend<br />

optischen <strong>und</strong> taktilen Kontrast sorgen. (Abb.6)


Bodenindikatoren müssen richtig gelesen werden<br />

können. Die Zuordnung der Bedeutungen<br />

ergibt sich z.T. aus der Struktur, beruht aber<br />

zu einem erheblichen Teil auf Vereinbarung.<br />

Diese Vereinbarungen können aber durchaus<br />

unterschiedlich sein. Eine Vereinheitlichung<br />

ist deshalb dringend, insbesondere müssen sicherheitsrelevante<br />

Fehlinterpretationen ausgeschlossen<br />

werden. Rippen sind eine gerichtete<br />

Struktur, sie werden international einheitlich<br />

genutzt, um zu leiten, in Deutschland auch um<br />

die Gehrichtung anzuzeigen, z. B. an einer Querungsstelle.<br />

Das wird in Österreich aber schon<br />

anders angezeigt, da werden die Rippen quer<br />

angeordnet. Noppen sind richtungslos, sie werden<br />

eingesetzt, um Aufmerksamkeit zu erregen.<br />

Das kann eine Verzweigung sein, aber auch<br />

eine Warnung vor Treppen, Hindernissen oder<br />

Gefährdungen. (Abb. 7,8)<br />

Zu Zielen am Straßenrand führen Auffi ndestreifen<br />

quer über den ganzen Gehweg. Bei Auffi ndestreifen<br />

wird der Einsatz von Noppen <strong>und</strong><br />

Rippen sehr unterschiedlich gehandhabt. Der<br />

DIN-Entwurf sieht für Querungsstellen Noppen<br />

vor, für Haltestellen <strong>und</strong> andere Ziele Rippen,<br />

die in Gehrichtung, also parallel zum Bord, verlegt<br />

sind.<br />

Auch die Einstiegsstelle selbst in Bus oder Bahn<br />

wird unterschiedlich markiert. Der DIN-Entwurf<br />

<strong>und</strong> ähnlich der hessische Leitfaden sieht hier<br />

Rippenplatten parallel zum Bord vor. In Nordrheinwestfalen<br />

werden stattdessen Noppen<br />

vorgeschlagen, in einigen Städten wie z.B. Essen<br />

aber auch Rippen eingebaut, die quer zum<br />

Bord liegen. Und hier wird es gefährlich: In den<br />

meisten Städten zeigen Rippen, die auf den<br />

Bord zulaufen, die Querungsrichtung an. Und<br />

auch die Noppen am Bord könnten in Hessen<br />

als Querungsstelle interpretiert werden, weil<br />

hier am Ende des Auffi ndestreifens nicht immer<br />

ein Richtungsfeld angeordnet ist, wenn der<br />

Bord dazu rechtwinklig verläuft. (Abb.9,10)<br />

Gerade bei der Anordnung der Bodenindikatoren<br />

an Halte- <strong>und</strong> Querungsstellen wäre eine<br />

einheitliche Regelung dringlich. Die Übergänge<br />

über die Fahrbahn oder in ein anderes Verkehrsmittel<br />

sind für Blinde die schwierigsten<br />

Aufgaben, die sich im Verkehr stellen, gerade<br />

hier können Missverständnisse schnell gefährlich<br />

werden.<br />

Radwege <strong>und</strong> shared space<br />

Gehbehinderte, Menschen mit Rollstuhl <strong>und</strong><br />

Rollator brauchen Wege ohne Schwellen, Stufen<br />

<strong>und</strong> Hindernisse. Für sie ist shared space,<br />

die niveaugleiche Verkehrsfl äche für alle, das<br />

ideale Verkehrskonzept. Blinde Menschen aber<br />

brauchen Sicherheit <strong>und</strong> Orientierung. Wenn<br />

der Bord fehlt, müssen ihnen andere Hilfen<br />

geboten werden, Bodenindikatoren können<br />

nützlich sein, aber diese Planung setzt sehr viel<br />

Fingerspitzengefühl voraus. Im Hinblick auf die<br />

Barrierefreiheit ist shared space jedenfalls mit<br />

viel Vorsicht zu betrachten. Auf Gehwegniveau<br />

geführte Radwege sind auch eine Art shared<br />

space, zumindest wenn Rad <strong>und</strong> Gehweg nur<br />

optisch unterschieden sind. Rollstuhlfahrern<br />

kann das helfen, sie können die Absenkung<br />

des Radwegs nutzen, um auf die Fahrbahn zu<br />

gelangen. Aber Blinde können über diese Absenkung<br />

auf die Fahrbahn geraten, ohne es zu<br />

merken. Deshalb muss die Trennung zwischen<br />

Geh- <strong>und</strong> Radweg auch taktil ertastbar sein,<br />

z.B. durch einen Pfl asterstreifen oder einen besonderen<br />

Trennstein. (Abb.12)<br />

Fazit<br />

Der barrierefreie Verkehrsraum ist eine langfristige<br />

Aufgabe, die planerisches konzeptionelles<br />

Denken erfordert. Barrierefreiheit erfordert eine<br />

sorgfältige Abwägung divergierender Interessen<br />

<strong>und</strong> eine detaillierte Planung. Erfahrungen<br />

bei der Bauausführung zeigen, dass auch hier<br />

noch viele Fehler gemacht werden können: Borde<br />

werden nicht in der richtigen Höhe gesetzt,<br />

Bodenindikatoren gedreht, Entwässerung nicht<br />

gewährleistet oder Schachtdeckel nicht beachtet.<br />

Die Liste ließe sich fortsetzen. Der Weg<br />

zu einem barrierefreien öffentlichen Raum ist<br />

noch lang.<br />

Bernhard Kohaupt<br />

Bernhard Kohaupt<br />

Abb. 9: Bushaltestelle in Essen. Ein<br />

Leitsystem führt zum Einstiegsfeld mit<br />

Rippen, die zum Bord weisen<br />

Abb. 10: Haltestelle in Fulda mit<br />

Auffi ndestreifen <strong>und</strong> Einstiegsfeld. Alle<br />

Rippen verlaufen parallel zum Bord.<br />

Der Bereich um die Bodenindikatoren<br />

wurde zur Verbesserung des optischen<br />

<strong>und</strong> taktilen Kontrastes mit dunklen<br />

Betonplatten versehen.<br />

Bernhard Kohaupt studierte Architektur <strong>und</strong><br />

Stadtbau an der TU Hannover <strong>und</strong> Berlin <strong>und</strong><br />

schloss das Studium 1971 mit dem Diplom<br />

ab. Nach Tätigkeiten im Institut Wohnen <strong>und</strong><br />

Umwelt Darmstadt sowie für Architekturbüros,<br />

Kommunalverwaltung <strong>und</strong> Industrie<br />

arbeitete er in der Hessischen Straßen- <strong>und</strong><br />

Verkehrsverwaltung. Hier war er Leiter der<br />

Arbeitsgruppe Barrierefreier Verkehrsraum.<br />

Bernhard Kohaupt ist Mitglied des Normausschusses NA 063-06-04 AA sowie<br />

Mitverfasser mehrerer Publikationen der Hessischen Straßen- <strong>und</strong> Verkehrsverwaltung<br />

<strong>und</strong> engagiert sich in der Mitarbeit an verschiedenen Regelwerken.<br />

Materialk<strong>und</strong>e | 101


102 | Advertorial<br />

Advertorial<br />

Informieren Sie sich über die Neuigkeiten<br />

aus den Unternehmen


Firma Ziegler<br />

<strong>Spiel</strong>plätze von A bis Z<br />

Geschichten aus Robinienholz<br />

Wie nehmen Kinderträume Form an? Ganz einfach<br />

- Man nehme etwas Robinienholz, entferne<br />

den Splint <strong>und</strong> baue einen Robinienholz-<br />

<strong>Spiel</strong>platz, der mit liebevoll gestalteten Details<br />

jedes Kinderherz erwärmt. - So spielend einfach<br />

dies auch klingen mag – hinter jeder Konstruktion<br />

der Firma Ziegler <strong>Spiel</strong>plätze von A bis<br />

Z steckt jede Menge Fingerspitzengefühl. Hier<br />

sorgen zahlreiche motivierte Mitarbeiter wie<br />

Produktdesigner, Holzbildhauer oder Konstrukteure<br />

mit höchstem Engagement, Kompetenz<br />

<strong>und</strong> Erfahrung täglich für die detaillierte Gestaltung<br />

kreativer <strong>und</strong> innovativer splintfreier<br />

Robinienholz-<strong>Spiel</strong>platzgeräte.<br />

Dabei legt der Betrieb auf die Erfüllung zweier<br />

selbst gestellter Anforderungen ganz besonderen<br />

Wert: Zum einen auf die Erhaltung der<br />

natürlichen Form des Robinien-Kern-Holzes<br />

(entfernter Splint) <strong>und</strong> somit auf naturnahe<br />

Gesamt-Konstruktionen, zum anderen auf die<br />

detaillierte Umsetzung spezieller K<strong>und</strong>enwünsche.<br />

Einzigartige <strong>und</strong> individuelle Projekte, die<br />

manchmal auch eine Geschichte erzählen, sind<br />

die schönsten <strong>und</strong> größten Herausforderungen.<br />

Eine Kindertagesstätte beispielsweise bedankte<br />

sich auf spezielle Weise bei der örtlichen Feuerwehr,<br />

die sie jahrelang mit kleinen Spenden<br />

unterstützte. Die große Robinienholzfeuerwehr,<br />

die den Kindern dort seit Mitte November große<br />

Freude bereitet, ist ein individuelles, aus einer<br />

besonderen Geschichte heraus entstandenes<br />

Projekt, das für alle Beteiligten zu einer Herzensangelegenheit<br />

wurde. Die Firma Ziegler<br />

<strong>Spiel</strong>plätze von A bis Z realisiert Themenspielplätze,<br />

auch mit kulturellen <strong>und</strong> historischen<br />

Hintergründen: eine alte Bockwindmühle aus<br />

dem 15. Jahrh<strong>und</strong>ert, die durch einen Sturm<br />

zerstört <strong>und</strong> dank Sponsoren wieder aufgebaut<br />

werden konnte, erinnert an das Projekt „Wind<br />

in der Mühle“, das nun zum unverwechselbaren<br />

Markenzeichen des Örtchens Krosigk in Petersberg<br />

geworden ist.<br />

Natürlich – <strong>und</strong> dies im wahrsten Sinne des<br />

Wortes – bleibt die Firma Ziegler am Puls der<br />

Zeit. Wasserspielanlagen, Kletterwände, barrierefreie<br />

Konstruktionen oder Energiespielgeräte<br />

wie der „Photovoltaik“ spiegeln neben individuellen<br />

Projekten die Vielfalt der Produkte wider.<br />

Dank bester Qualität, sicheren Konstruktionen,<br />

höchstem <strong>Spiel</strong>wert, Umweltfre<strong>und</strong>lichkeit <strong>und</strong><br />

Natürlichkeit konnte sich die Firma mittlerweile<br />

europaweit einen Namen machen. Demnächst<br />

werden vermehrt auch Generationen- <strong>und</strong> Seniorenspielplätze<br />

in den Herstellungsplan aufgenommen.<br />

Alle Geräte werden nach Richtlinie der DIN<br />

EN1176-Verordnung gefertigt. Bei Farbgestaltungen<br />

kommen nur unbedenkliche speichel-<br />

<strong>und</strong> schweißechte Lasuren zum Einsatz.<br />

Links<br />

» www.ziegler-spielplatz.de<br />

Advertorial | 103


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Conradi+Kaiser GmbH<br />

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D-56271 Kleinmaischeid<br />

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www.conradi-kaiser.de<br />

Tel. +49 (0) 2689 9580-0<br />

Fax +49 (0) 2689 9580-50<br />

104 | Tivoli<br />

BECO<br />

BERMÜLLER & CO. GMBH<br />

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Fallschutzbeläge im Ortseinbau<br />

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Hersteller von Fallschutzplatten seit 1990<br />

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Gestaltungselemente aus Kautschuk<br />

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D-90451 Nürnberg<br />

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Tel. +49 (0) 911 64200-0<br />

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Bécsi út 269<br />

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Tel. +36 1 453-0400<br />

Fax +36 1 453-0006<br />

Unterdorfstraße 10<br />

D-56584 Thalhausen<br />

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www.terralastic.de<br />

Tel. +49 (0) 2639 960233<br />

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Tel. +43 (0) 2246 27037<br />

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<strong>und</strong> öffentlichen Plätzen<br />

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in ihrem Programm.


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Tel. +49 (0) 561 5746390<br />

Fax +49 (0) 561 5746399<br />

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Tel. +49 (0) 30 408988-0<br />

Fax +49 (0) 30 408988-77<br />

Hessenstraße 3<br />

D-35325 Mücke/Groß-Eichen<br />

crea-play@t-online.de<br />

www.buerliag.com<br />

Tel. +49 (0) 6400 959840<br />

Fax +49 (0) 6400 959841<br />

Rupestraße 33<br />

I-38017 Mezzolombardo TN<br />

sabrina@holzhof.com<br />

Tel. +39 0461 601501<br />

Fax +39 0461 604013<br />

Gm<strong>und</strong>ner Straße 40 · A-4664 Oberweis<br />

info@hps-playco.at<br />

www.hps-playco.at<br />

Tel. +43 (0) 7613 25880-0<br />

Fax +43 (0) 7613 25880-10<br />

VERTRIEB DEUTSCHLAND<br />

Detmolder Str. 596 · D-33699 Bielefeld<br />

Tel. +49 (0) 521 9883298-0<br />

Fax +49 (0) 521 8989001<br />

www.hps-playco.de<br />

Weyerberg 5<br />

D-35614 Aßlar-Berghausen<br />

info@hst-spielgeraete.de<br />

www.hst-spielgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 6443 8198-0<br />

Fax +49 (0) 6443 8198-20<br />

Route de l’Europe BP1<br />

F-68650 Laputroie<br />

husson@husson.eu<br />

www.husson.eu<br />

www.husson.de<br />

Tel. +33 (0) 3 89 47 56 56<br />

Fax +33 (0) 3 89 47 26 03<br />

Im Südloh 5<br />

D-27324 Eystrup<br />

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www.kaiser-kuehne-play.com<br />

Tel. +49 (0) 4254 9315-0<br />

Fax +49 (0) 4254 9315-24<br />

Alle unsere Produkte entsprechen den strengen Richtlinien<br />

der EN 1176 <strong>und</strong> erfüllen auch alle bekannten technischen<br />

Vorschriften.<br />

Corocord hat sich selbst dazu verpfl ichtet, weltweit einzigartige<br />

Raum- <strong>und</strong> Flächennetze anzubieten: mit hohem ästhetischem<br />

Reiz, hohem <strong>Spiel</strong>wert <strong>und</strong> langer Nutzungsdauer. Das ist keine<br />

einfache Aufgabe. Aber solche Herausforderungen sind uns<br />

wichtig <strong>und</strong> wir nehmen sie jeden Tag von neuem an.<br />

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Entwicklung, Herstellung <strong>und</strong> Vertrieb von:<br />

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– <strong>Spiel</strong>geräte aus Aluminium<br />

– <strong>Spiel</strong>geräten aus Edelstahl<br />

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– Bodensystemen<br />

– Zubehör<br />

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– Public Design<br />

– eigene <strong>Spiel</strong>geräteherstellung<br />

– Vertrieb<br />

– Montage<br />

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Vertrieb von Seilspiel- <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>platzgeräten, außerdem Ballfangnetzanlagen<br />

<strong>und</strong> Sportnetze <strong>und</strong> -seile aller Art<br />

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Bei der Planung <strong>und</strong> Gestaltung von <strong>Freizeit</strong>geräten für alle<br />

Altersgruppen gehen wir von Erfahrungen aus, die wir seit vielen<br />

Jahren mit Entwürfen <strong>und</strong> Bau zahlreicher Großspielanlagen in<br />

<strong>Freizeit</strong>parks im In- <strong>und</strong> Ausland sammeln konnten.<br />

Tivoli | 105


SPIEL- UND SPORTGERÄTE, PUBLIC DESIGN<br />

106 | Tivoli<br />

KINDERLAND<br />

Emsland <strong>Spiel</strong>geräte<br />

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<strong>Spiel</strong>platzgeräte <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>platzeinrichtungen<br />

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Richter <strong>Spiel</strong>geräte GmbH<br />

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D-19374 Domsühl<br />

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www.spielplatzgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 38728 20012<br />

Fax +49 (0) 38728 20017<br />

Raiffeisenstraße 11<br />

D-24941 Flensburg<br />

kompan.gmbh@kompan.com<br />

www.kompan.com<br />

Tel. +49 (0) 4617 7306-0<br />

Fax +49 (0) 4617 7306-35<br />

A-4872 Neukirchen an der Vöckla<br />

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www.obra.at<br />

Tel. +43 7682 2162-0<br />

Fax +43 7682 2165<br />

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Teutonia 9<br />

Borlinghausen<br />

D-34439 Willebadessen<br />

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www.playparc.de<br />

Tel. +49 (0) 5642 709-01<br />

Fax +49 (0) 5642 709-10<br />

Industriestraße<br />

D-49751 Sögel<br />

info@quappen-holzbau.de<br />

www.quappen-holzbau.de<br />

Tel. +49 (0) 5952 9311-0<br />

Fax +49 (0) 5952 9311-50<br />

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D-88074 Meckenbeuren/Liebenau<br />

info-rfp@ravensburger.de<br />

www.ravensburger.de<br />

www.rfp-ravensburger.de<br />

Tel. +49 (0) 7542 400350<br />

Fax +49 (0) 7542 400101<br />

Simsseestraße 29<br />

83112 Frasdorf<br />

info@richter-spielgeraete.de<br />

www.richter-spielgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 8052 17980<br />

Fax +49 (0) 8052 4180<br />

Holsbjergvej 42<br />

DK 2620 Albertsl<strong>und</strong><br />

Dänemark<br />

info@rt-stainless.com<br />

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Tel. +45 39563473<br />

Fax +45 39692384<br />

– <strong>Spiel</strong>platzeinrichtungen<br />

– individuelle <strong>Spiel</strong>objekte<br />

– Barrierefreie <strong>Spiel</strong>geräte<br />

– <strong>Freizeit</strong>anlagen<br />

– Parkeinrichtungen<br />

<strong>Spiel</strong>platzgeräte <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>platzeinrichtungen<br />

Ihr Partner <strong>und</strong> Spezialist, wenn es um <strong>Spiel</strong>geräte <strong>und</strong><br />

<strong>Spiel</strong>raumplanung geht.<br />

Einzigartiges Design, erstklassige Qualität, exzellenter Service,<br />

kompetente Beratung <strong>und</strong> Know-how zeichnen uns aus.<br />

<strong>Spiel</strong>platzgeräte in Kiefer, chromfrei druckimprägniert oder farbig,<br />

nach dem OBRA-Farbkonzept oder in Lärche natur.<br />

<strong>Spiel</strong>platzgeräte, Skateboardanlagen, Klettergeräte,<br />

Multisportanlagen, Schwimmbadgeräte, Fitnessgeräte<br />

Individuelle <strong>Spiel</strong>platzanlagen, <strong>Spiel</strong>geräte <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>skulpturen aus<br />

Robinie <strong>und</strong> Lärche<br />

Montage-, Wartungs- <strong>und</strong> Reparaturarbeiten<br />

Einrichtungsbausätze zum Wohnen, Turnen, <strong>Spiel</strong>en <strong>und</strong> Gestalten<br />

von Kindergärten <strong>und</strong> Therapiebereichen<br />

Seit 1993 planen <strong>und</strong> entwickeln wir erfolgreich Markenwelten<br />

– vom Erlebnispfad bis zum kompletten <strong>Freizeit</strong>park. Von der<br />

Konzeption bis zur schlüsselfertigen Übergabe ist jedes Projekt<br />

auf die Ziele unserer K<strong>und</strong>en abgestimmt <strong>und</strong> deshalb einmalig.<br />

Gerne erstellen wir für Sie ein einzigartiges Konzept.<br />

Akustik <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong><br />

Wasser <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong><br />

Kind <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong><br />

Bewegung durch Klettern<br />

Älter werden<br />

graubner<br />

<strong>Spiel</strong>stationen zur Entfaltung der Sinne<br />

Schaukelgelenke, Basketballkörbe, Sandkräne, Wippenlager, Einzelpunkt<br />

Schwingbeschläge, Seilbahnen mit Zubehör, Schaukelsitze<br />

<strong>und</strong> Rutschbahnen, viele mit Zertifi katen vom TÜV Produkt Service.<br />

Als Unternehmen mit großem Exportanteil sind wir bestrebt, fl exibel<br />

<strong>und</strong> schnell zu sein. Auch Sonderkonstruktionen sind möglich.


SPIEL- UND SPORTGERÄTE, PUBLIC DESIGN<br />

stilum GmbH<br />

Gewerbegebiet Larsheck<br />

D-56271 Kleinmaischeid<br />

info@stilum.de<br />

www.stilum.de<br />

Tel. +49 (0) 2689 92790-0<br />

Fax +49 (0) 2689 92790-29<br />

SPOGG Sport-Güter GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>platzgeräte<br />

smb Seilspielgeräte GmbH Berlin<br />

in Hoppegarten<br />

Seilfabrik Ullmann<br />

Handelsniederlassung Bremen GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>geräte<br />

ZIMMER.OBST GmbH<br />

Individuelle <strong>Spiel</strong>raumgestaltung<br />

STADTMOBILIAR; PUBLIC DESIGN<br />

GRONARD<br />

metallbau & stadtmobiliar gmbh<br />

Ansprechpartner: Hr. Lothar Gronard<br />

RASTI GmbH<br />

Außen- <strong>und</strong> Stadtmobiliar<br />

Kontaktperson: Hr. Klaus Bergmann<br />

An der Mühle 21 · D-49733 Haren<br />

Schulstraße 27<br />

D-35614 Aßlar-Berghausen<br />

spogg@hally-gally-spielplatzgeraete.de<br />

www.hally-gally-spielplatzgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 6443 811262<br />

Fax +49 (0) 6443 811269<br />

Handwerkerstraße 7<br />

D-15366 Hoppegarten<br />

info@smb-seilspielgeraete.de<br />

www.smb-seilspielgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 3342 302015<br />

Fax +49 (0) 3342 302016<br />

Am Rönnebecker Hain 1<br />

D-28777 Bremen<br />

info@seilfabrik-ullmann.de<br />

www.seilfabrik-ullmann.de<br />

Tel. +49 (0) 421 69038-8<br />

Fax +49 (0) 421 69038-75<br />

Am Winkel 9<br />

D-15528 Spreenhagen<br />

spielraum@zimmerobst.de<br />

www.zimmerobst.de<br />

www.spielraumgestaltung.de<br />

Tel. +49 (0) 33633 69 89-0<br />

Fax. +49 (0) 33633 69 89-29<br />

Bayerwaldstraße 23<br />

81737 München<br />

info@gronard.de<br />

www.gronard.de<br />

Tel. 089 6701015<br />

Fax 089 6376171<br />

info@rasti.eu<br />

www.rasti.eu<br />

www.der-fahrradparker.de<br />

www.die-muelltonne.de<br />

www.die-parkbank.de<br />

www.bambu-online.de<br />

www.bigpublic.eu<br />

Tel.: 0 800 / 200 50 11 (gebührenfrei)<br />

Fax: 0 800 / 200 50 12 (gebührenfrei)<br />

<strong>Spiel</strong>platzgeräte zum Drehen, Wippen <strong>und</strong> Klettern<br />

Trampoline<br />

Vogelnestschaukel<br />

Herstellung von Seilspiel- <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>platzgeräten:<br />

– Raumnetze – Sport- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>geräte<br />

– Flächennetze – Bolzplatztore „citytor –das Original“<br />

– Netztunnel – Seil-Zusatzelemente für <strong>Spiel</strong>geräte<br />

– Trampolin – Ballfang-Seilnetzzäune<br />

– Karussells<br />

– Seilbrücken<br />

– SIPA-Seilsitze<br />

<strong>Spiel</strong>platzgeräte <strong>und</strong> Public Design-Produkte<br />

Innovative <strong>Spiel</strong>platzgeräte <strong>und</strong> Public Design-Produkte<br />

aus Stahl <strong>und</strong> Edelstahl<br />

– eigenständiges <strong>und</strong> durchgängiges Design<br />

– hochwertig verarbeitet<br />

– wartungsarm <strong>und</strong> langlebig<br />

– kostengünstig in Preis <strong>und</strong> Unterhalt<br />

Fallschutzsysteme nach EN 1177<br />

Drehbare Klettertürme, Kletternetze, Kletterpyramiden,<br />

Nestschaukeln, Seilbrücken, Sonderanfertigungen,<br />

aus USACORD Long-life unzerschneidbar<br />

- Spezialist für individuelle Planung von <strong>Spiel</strong>anlagen<br />

- kompetente Beratung<br />

- Herstellung in eigener Werkstatt<br />

- Montage durch eigenes Fachpersonal<br />

- Geprüfte Sicherheit nach EN 1176/77<br />

Mit 60 Jahren Erfahrung beraten, planen, fertigen <strong>und</strong> montieren wir<br />

Ihre Lösung aus einer Hand:<br />

• Fahrradparker<br />

• (Fahrrad)-Überdachungen<br />

• Wartehallen<br />

• Carports<br />

• Mülleinhausungen<br />

• Stadtmobiliar<br />

Außen- <strong>und</strong> Stadtmobiliar aus Edelstahl, Kunststoff, Stahl, Holz,<br />

optional mit FSC-Zertifi kat, Bambu. Prämiertes Design von mmcité.<br />

• Überdachungen <strong>und</strong> Wartehallen<br />

• Fahrradständer <strong>und</strong> Anlehnbügel, Fahrradgaragen<br />

• Pfosten <strong>und</strong> Absperrungen<br />

• Parkbänke, Sitzlandschaften, Bänke <strong>und</strong> Tische<br />

• Abfallbehälter <strong>und</strong> Ascher<br />

• Fahnenmasten<br />

• Schaukästen <strong>und</strong> Werbeanlagen<br />

• Ausstattungen für Friedhöfe, Pfl anzgefäße<br />

Tivoli | 107


ZULIEFERER<br />

Seilerei Prutz GmbH<br />

ONLINE-INFORMATIONEN<br />

SONSTIGE<br />

108 | Tivoli<br />

Seilspielgeräte für Kinderspielplätze<br />

Netze für Industrie, Sport <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong><br />

Drahtseile, Seilerwaren<br />

VERBÄNDE<br />

B<strong>und</strong>esverband für<br />

Freiraumgestaltung e.V.<br />

Gestaltung<br />

Gesellschaft<br />

Recht<br />

Finanzierung<br />

B<strong>und</strong>esverband für Freiraum-Gestaltung e.V.<br />

Einrichtung einer Plattform für den Austausch<br />

mit Planern, rechtlichen Beratern, öffentlichen<br />

Institutionen, Finanzexperten <strong>und</strong> der Industrie<br />

Verband Deutscher Hallenspielplätze<br />

Fachliche, wirtschaftliche & politische<br />

Interessenvertretung für Betreiber,<br />

Gerätehersteller <strong>und</strong> Dienstleister der Branche<br />

ScapeScout GmbH<br />

Internetportal für die grüne Branche<br />

Arbeitsinstrument für Planer, Architekten, Baufi rmen<br />

Redeker Sellner Dahs<br />

Rechtsanwälte<br />

Moderne Dienstleistung. Umfassende Expertise.<br />

Spezialisierung.<br />

Und Erfahrung seit 1929.<br />

johnen-druck GmbH & Co. KG<br />

Wittenberger Straße 89<br />

D-06905 Bad Schmiedeberg<br />

info@seilerei-prutz.de<br />

www.seilerei-prutz.de<br />

Tel. +49 (0) 34925 70392<br />

Fax +49 (0) 34925 70155<br />

Gewerbegebiet Larsheck<br />

D-56271 Kleinmaischeid<br />

info@bv-freiraumgestaltung.de<br />

www.bv-freiraumgestaltung.de<br />

Tel. +49 (0) 2689 9591-37<br />

Fax +49 (0) 2689 9591-38<br />

Geschäftsführerin: Maike Söltl<br />

Sandtorkai 74<br />

D-20457 Hamburg<br />

kontakt@my-vdh.de<br />

Tel. +49 (0) 40 822232-33<br />

Fax +49 (0) 40 822232-39<br />

Geschäftsführer: Ubbo Voss<br />

Mobil: +49 (0) 160 94712821<br />

Karlstraße 13<br />

D-73773 Aichwald<br />

info@scapescout.de.de<br />

www.scapescout.de<br />

Tel. +49 (0) 711 3151712<br />

Hauptsitz:<br />

Mozartstraße 4–10<br />

D - 53115 Bonn<br />

bonn@redeker.de<br />

www.redeker.de<br />

Tel.: +49 (0) 228 72625-0<br />

Fax: +49 (0) 228 72625-99<br />

Bornwiese<br />

D-54470 Bernkastel-Kues<br />

info@johnen-gruppe.de<br />

www.johnen-gruppe.de<br />

Tel. +49 (0) 6531 509-0<br />

Fax. +49 (0) 6531 509-49<br />

Seilspielgeräte:<br />

Netze, Brücken, Schaukelkörbe, Hängematten, Klettertaue,<br />

Sonderanfertigungen <strong>und</strong> Seilerwaren nach K<strong>und</strong>enwunsch<br />

Beleuchtung der Situation in den Kommunen zum Beispiel durch<br />

Umfragen<br />

Veranstaltung von Fachseminaren <strong>und</strong> Kooperationen mit Fachmessen<br />

Darstellung der kommunalen Interessen bei politischen Entscheidungsgremien<br />

Für Planer <strong>und</strong> die Industrie bietet der BFG ein interessantes<br />

Forum, um sich nah an den entscheidenden Themen der kommunalen<br />

Freiraumplanung bewegen zu können.<br />

Der VDH versteht sich als Serviceunternehmen für seine Mitglieder,<br />

vertritt ihre Interessen, schafft ihnen Wettbewerbsvorteile <strong>und</strong><br />

macht sich stark für deren wirtschaftlichen Erfolg.<br />

Hierzu gehören im Einzelnen:<br />

– Information & Erfahrungsaustausch durch regelmäßige Treffen,<br />

Newsletter, Homepage, Workshops, Tagungen, Messen<br />

– Einkaufsvorteile durch Rahmenverträge mit Herstellern,<br />

Lieferanten, Dienstleistern, Versicherern, u.v.m<br />

– Beratung, Schulung, Marktanalysen<br />

– Interessenvertretung bei Politik, Berufsgenossenschaften, GEMA,<br />

TÜV, GEZ, u.v.m. – Medien- & Öffentlichkeitsarbeit<br />

– Qualitätssiegel & Klassifi zierung – u.v.m.<br />

Das Portal von Planern für Planer.<br />

Die zeitgemäße Produkt- <strong>und</strong> Firmenpräsentation!<br />

• effi ziente Recherche<br />

• Innovative Produkte<br />

• Kompetente Firmen<br />

• Direkter Kontakt<br />

• Kreativer Fachaustausch<br />

• Laufende Datenaktualisierung<br />

• Kostenfreier Zugang<br />

Full-Service in Berlin | Bonn | Brüssel | Leipzig | London.<br />

Mit etwa 80 Rechtsanwälten bieten wir unseren Mandanten<br />

kompetente, praxisnahe Unterstützung. Komplexe Projekte<br />

betreuen wir mit interdisziplinären Teams <strong>und</strong> beraten mit<br />

fachübergreifendem Spezialwissen.<br />

Vertrauen zwischen Anwalt <strong>und</strong> Mandant steht bei uns an<br />

erster Stelle.<br />

Bogenoffsetdruckerei mit Vorstufe, Veredelungstechniken,<br />

Weiterverarbeitung <strong>und</strong> Lettershop.<br />

Herstellung <strong>und</strong> Distribution von Drucksachen wie Flyern,<br />

Broschüren, Katalogen, Magazinen, Zeitschriften, Postern, etc.


27. bis 28. Januar 2011<br />

7. Wirtschaftswoche Jahrestagung<br />

„Neustart Kommune“ in Berlin<br />

Kontakt: EUROFORUM Deutschland SE<br />

Sonja Meyer<br />

Postfach 11 12 34 · 40512 Düsseldorf<br />

Tel.: 0211 9686-3539<br />

sonja.meyer@euroforum.com<br />

www.neustart-kommune.de<br />

16. bis 17. Februar 2011<br />

KOMCOM NORD<br />

Die Fachmesse für den Public-Sektor<br />

Messe Hannover<br />

KOMCOM Messe GmbH · Tel.: 0681 95427-0<br />

komcom@komcom.de · www.komcom.de<br />

10. bis 11. März 2011<br />

<strong>Spiel</strong>markt Remscheid<br />

Markt – Fachforum – Bildungsfest<br />

Kontakt: Akademie Remscheid<br />

Fachbereich <strong>Spiel</strong>pädagogik<br />

Küppelstein 34 · 42857 Remscheid<br />

Tel.: 02191 794-0<br />

www.akademieremscheid.de<br />

www.spielmarkt.de<br />

12. bis 13. April 2011<br />

public 11 Zukunft Kommune<br />

Fachmesse für Stadtplanung<br />

<strong>und</strong> öffentliche Raumgestaltung<br />

Messe Düsseldorf<br />

public Messe GmbH · Tel.: 0621 70019-0<br />

info@public10.de · www.public10.de<br />

Herausgeber:<br />

freizeit&spiel Verlagsgesellschaft<br />

Gewerbegebiet Larsheck, 56271 Kleinmaischeid<br />

Telefon: +49 (0) 2689 9591-37<br />

Telefax: +49 (0) 2689 9591-38<br />

www.free-lounge.de | www.free-lounge.com<br />

Erscheinungsweise:<br />

vierteljährlich<br />

Chefredaktion:<br />

Dr. Anke Münster (V.i.S.d.P.)<br />

E-Mail: chefredaktion@free-lounge.de<br />

E-Mail: info@free-lounge.de<br />

Anzeigenleitung:<br />

TÜV Media GmbH<br />

Gudrun Karafi ol-Schober<br />

E-Mail: gudrun.karafi ol@de.tuv.com<br />

z. Zt. gilt die Anzeigenpreisliste vom Oktober <strong>2010</strong><br />

DTP, Bildredaktion: Maike Söltl (verantwortlich)<br />

Redaktion: Lutz Keißner, Jörg Kohnen-May<br />

Titelfoto: Cosalux, Schirn Kunsthalle<br />

Gerichtstand: Montabaur<br />

Druckaufl age: 5.000 Exemplare international<br />

Druck: Johnen Druck GmbH,Bernkastel-Kues<br />

Jahresabonnement: (4 <strong>Ausgabe</strong>n)<br />

Euro 30,– (inkl. Porto)<br />

15. April bis 15. Oktober 2011<br />

B<strong>und</strong>esgartenschau Koblenz<br />

Kontakt:<br />

B<strong>und</strong>esgartenschau Koblenz 2011 GmbH<br />

Kastorpfaffenstraße 21 · 56068 Koblenz<br />

Tel. 0261 / 70 - 2011<br />

www.buga2011.de<br />

21. April bis 9. Oktober 2011<br />

Landesgartenschau Norderstedt<br />

Kontakt: Landesgartenschau<br />

Norderstedt 2011 gGmbH<br />

Emanuel-Geibel-Str. 1-3 · 22844 Norderstedt<br />

Tel.: 040 3259930-0<br />

info@landesgartenschau-norderstedt.de<br />

www.landesgartenschau-norderstedt.de<br />

18. bis 19. Mai 2011<br />

public space germany 2011<br />

Fachmesse für öffentliche Raumgestaltung<br />

Messe Essen<br />

Kontakt: ExpoProof<br />

Kaiserswerther Straße 115 · 40880 Ratingen<br />

Tel.: 0621 70019-0<br />

www.publicspacegermany.de<br />

18. bis 25. Juni 2011<br />

Festival der<br />

Stadtraum-Inszenierung<br />

Kontakt: Darmstädter Architektursommer e.V.<br />

Herdweg 74 · 64285 Darmstadt<br />

Tel.: 06151- 546623<br />

www.darmstaedter-architektursommer.de<br />

Copyright:<br />

freizeit&spiel Verlagsgesellschaft mbH. Nachdruck,<br />

auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung<br />

des Verlages. Terminveröffentlichungen<br />

kostenlos, aber ohne Gewähr. Keine Haftung bei<br />

unverlangt eingesandten Manuskripten. Namentlich<br />

gekennzeichnete Berichte <strong>und</strong> Artikel geben<br />

nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Quellennachweise:<br />

Editorial: Annette Kisling (S. 3, Mitte); Schirn<br />

Kunsthalle Frankfurt/Bernd Kammerer (S. 3 unten)<br />

Inhalt: Estudio Lejarraga (S. 4, 5)<br />

Top Thema: Anja Schlamann (S. 6), Nusser GmbH<br />

(S. 8), IreneLohaus PeterCarl Landschaftsarchitektur<br />

(S. 9), Stadt Arnsberg (S. 10), Uni Siegen<br />

(S. 11), fotolia.de (S. 12), Anschläge (S. 14 oben),<br />

BBSR (S. 15), BBSR (S. 16 oben), planzwei (S. 16<br />

unten), M. Clausen (S. 17)<br />

Report: Christian Westphalen (S. 18), RWTH<br />

Aachen University, Institut <strong>und</strong> Lehrstuhl für Städtebau<br />

<strong>und</strong> Landesplanung, Fotomontage: Anja von<br />

Büttner (S. 20 oben, unten), Estudio Lejarraga (S.<br />

22 oben), Paisajes Espanoles (S. 22 unten), Jesus<br />

Granada (S. 23), Nicole Erbe (S. 24), Tore Dobberstein<br />

(S. 25, S. 27 rechts), Sebastian Schieck (S.<br />

26), Alice Hallynck (S. 27 links), www.scapescout.<br />

de (S. 29), www.grauwert.info (S. 30/31), Thomas<br />

Volprecht (S. 32 – 36), Wall AG (S. 35)<br />

Gesellschaft: Zebralog/Sally Below Cultural Affairs<br />

(S. 38, S.41), direktzu.de/stuttgart21 (S. 40),<br />

frankfurt-gestalten.de (S. 42), Anja Schlamann (S.<br />

43, 44 Mitte), DKHW (S. 44 oben), Institut für Sport<br />

<strong>und</strong> Sportwissenschaften der Friedr.-Alexander_<br />

universität Erlangen-Nürnberg (Smart Green) (S. 45<br />

– 47), Ruth Esther Gilmore (S. 48 – 51)<br />

27. bis 29. Juni 2011<br />

From Urban Landscapes<br />

to Alpine Gardens<br />

IFLA World Congress<br />

Kontakt: Hayal Oezkan<br />

info@ifl a<strong>2010</strong>.com<br />

www.ifl a2011.com<br />

26. bis 28. Oktober 2011<br />

FSB<br />

Freiraum – Sport – Bäder<br />

Messe Köln<br />

Kontakt: Koelnmesse GmbH<br />

Messeplatz 1 · 50679 Köln<br />

Bettina Frias · Tel.: 0221 821-2268<br />

b.frias@koelnmesse.de · www.fsb-cologne.de<br />

VORSCHAU<br />

Top Thema:<br />

Miteinander mehr<br />

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zur Gestaltung urbaner Räume <strong>und</strong><br />

<strong>Spiel</strong>räume<br />

Außerdem stellen wir vor:<br />

Bodenbeläge für Außenbereiche,<br />

Public Design,<br />

Lärm- <strong>und</strong> Sichtschutzelemente,<br />

außergewöhnliche <strong>Spiel</strong>areale<br />

Herstellerportrait: miramondo GmbH (S. 55 – 58)<br />

Best Practice: Stiftung Grüne Stadt, Peter Menke<br />

(S. 59), Fotoatelier2, Köln; Rainer Sachse, (S. 60, 61)<br />

Pläne, Perspektiven: scape Landschaftsarchitekten (S.<br />

61), Martin Karl, FREIRAUM PLAN (S. 62, 63), KANN,<br />

Bendorf (S. 64, 65)<br />

<strong>Spiel</strong>raum: Maike Söltl (S. 66 ), DKHW (S. 68 ), Stadt<br />

Rietberg (S. 69), Stadt Wiesbaden (S. 70 – 71), Richter<br />

<strong>Spiel</strong>geräte (S. 72, 75 unten), Kinderland Emsland (S.<br />

73), stilum Public Design (S. 74), KuKuK (S. 75 oben<br />

links), Kellner (S. 75 oben rechts)<br />

Kunst: Cosalux (S. 76), Schirn Kunsthalle Frankfurt/<br />

Bernd Kammerer (S. 78), Benjamin Krieg (S. 79, S.<br />

80, 81 unten); Oper Dynamo West (S. 81 oben), Anja<br />

Schlamann (S. 82 – 84), Anastasia Malkhazova (S.<br />

84 unten links), West 8 urban design & landscape architecture,<br />

Rotterdam / Mrio architectos (S. 85 oben),<br />

Regula Dettwiler (S. 85)<br />

Verband: Shutterstock.com (S.89 oben links), Messe<br />

Berlin (S. 89 oben rechts), IFAU (S. 90, 91)<br />

Materialk<strong>und</strong>e: Conradi+Kaiser (S. 92, 93 oben<br />

rechts, S. 95 oben rechts), Pro Urba (S. 94 oben<br />

links), Boer Speltoestellen (S. 95 oben links), Christian<br />

Hummer (S. 96 oben), Lothar Gronard (S. 96 unten),<br />

Hartwig Hammerschmidt (S. 97 oben, unten; S. 98<br />

unten), Steffen Oberländer (S. 97 mitte), Paul Bickelbacher<br />

(S. 98 oben rechts), Klaus Bergmann (S. 98<br />

oben links) Holger Heinrich, ASV Marburg (S. 99, Abb.<br />

4), Bernhard Kohaupt (S. 99-101)<br />

Entdeckt! (S. 110): The Dilly Lama (Sky Bridge),<br />

Willem-Jan Beeren (Alanus Hochschule)<br />

termine 2011<br />

Inhalt | 109


Entdeckt!<br />

Kunstvolles Maschenwerk<br />

Er ist beliebter abendlicher Treffpunkt junger Leute<br />

<strong>und</strong> in der warmen Jahreszeit bis in die frühen<br />

Morgenst<strong>und</strong>en belebt: der Brüsseler Platz in Köln.<br />

Vom 24. September bis zum 1. Oktober <strong>2010</strong> erhielt<br />

er eine ganz neue Qualität. Mit mehr als 3000<br />

Metern Wäscheleinen <strong>und</strong> Knüpftechnik verwandelten<br />

Studierende des Fachbereichs Architektur<br />

der Alanus-Hochschule den Brüsseler Platz in eine<br />

begehbare Installation mit einem neuen Raumerlebnis.<br />

Die Aktion unter der Leitung der Architekturdozenten<br />

Benedikt Stahl, Ulrike Platz <strong>und</strong> Willem-Jan<br />

Beeren war von Anfang an dialogisch <strong>und</strong> kommunikativ<br />

angelegt: Anwohner <strong>und</strong> Passanten<br />

mischten sich unter die Arbeitenden <strong>und</strong> legten<br />

selber mit Hand an. Viele Gespräche „spannen“<br />

sich anknüpfend an das Gesehene <strong>und</strong> Erlebte<br />

zwischen den Besuchern <strong>und</strong> Akteuren. Die Einfachheit<br />

der Konstruktion, die chaotisch aussehende<br />

<strong>und</strong> doch einheitlich erlebte Gestaltung<br />

sowie die ständig wachsende Skulptur fanden bei<br />

den Besuchern jeden Alters viel Zuspruch.<br />

» www.alanus.edu.<br />

Atemberaubende Ausblicke bietet die Sky Bridge auf Langkawi,<br />

einer Insel vor der Nordwestküste von Malaysia. Die Hängebrücke<br />

auf dem Mount Mat Cincang spannt sich in 687 m Höhe über dem<br />

Meeresspiegel in einem kühnen Bogen 125 Meter weit über eine tiefe Schlucht. Nur ein<br />

einziger hoher Stahlmast trägt die Konstruktion. Ein Spaziergang über Langkawi Sky Bridge gerät<br />

regelmäßig zu einem adrenalintreibenden Abenteuer mit Blick über die üppige Vegetation des<br />

Regenwaldes <strong>und</strong> die vielen kleinen Inseln in der Andamanensee. Bei gutem Wetter<br />

ist selbst das malaysische <strong>und</strong> thailändische Festland zu sehen.<br />

Bei tiefhängenden Wolken oder Nebel ist<br />

die gegenüberliegende Plattform nicht<br />

sichtbar <strong>und</strong> die Brücke scheint tatsächlich<br />

geradewegs in den Himmel zu führen.<br />

Himmlische Perspektiven<br />

110 | Vermischtes


Living Industries<br />

Sicherheit ist selbstverständlich –<br />

Entwicklung ist Fortschritt<br />

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Tel. 02689 9580-0 | Fax 02689 9580-50<br />

info@conradi-kaiser.de | www.conradi-kaiser.de


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Gewerbegebiet Larsheck · 56271 Kleinmaischeid<br />

Tel. 02689 92790-0 · Fax 02689 92790-29<br />

www.stilum.de · info@stilum.de<br />

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Auf den neuen Stadtmöbeln von stilum

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