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FreeLounge, Ausgabe 4/2010 - Freizeit und Spiel

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Vandalismus oder Verwahrlosung entstehen,<br />

denn die Nutzer übernehmen die Verantwortung<br />

für die Pfl egearbeiten. Die Einbeziehung<br />

der Brachfl äche in die Stadtentwicklung erhöht<br />

den späteren Nutz- <strong>und</strong> Vermarktungswert. Es<br />

entwickeln sich Flächen, die fl exibel benutzt<br />

werden können. Die Städte gewinnen an sozialer<br />

<strong>und</strong> ökologischer Lebensqualität <strong>und</strong> dabei<br />

wird eine neue anspruchsvolle Gestaltungsmöglichkeit<br />

für die Stadtquartiere in Bewegung<br />

gesetzt. Von experimenteller Architektur <strong>und</strong><br />

Landschaftskunst bis hin zu kulturellen Workshops<br />

<strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Erlebnisräume ist alles<br />

umsetzbar. Wenn es in einem Stadtviertel an<br />

Freiräumen mangelt, erfüllen kurzlebige <strong>und</strong><br />

fl exible Zwischennutzungen eine erstrebte sozialräumliche<br />

Entwicklung. Ein freiheitliches<br />

Handeln wird im Alltag integriert. Temporäre<br />

grüne Erholungsfl ächen können als „Bremser“<br />

für Stadtfl ucht, als „Anpassungsstrategie“ für<br />

die Folgen des Klimawandels, als Hoffnungsträger<br />

für Flächen, die man baulich nicht nutzen<br />

wird, fungieren. „Grün in der Stadt“ ist eine<br />

nachhaltige Entwicklung moderner ökologischer<br />

Stadterneuerung.<br />

Das Positive der schrumpfenden Städte in<br />

Deutschland ist der durch den Abriss von<br />

Wohnraum entstehende Lebensraum. Die alte<br />

Begründung, aus Platznot <strong>Spiel</strong>plätze <strong>und</strong> öffentliche<br />

Freiräume so knapp wie möglich zu<br />

planen, ist endgültig passé. Bei den Schrumpfungsprozessen<br />

der Städte in Deutschland in<br />

Form von Rückbau, Abriss <strong>und</strong> Sanierung der<br />

Restbestände entstehen Freifl ächen. Früher<br />

bezeichneten die Architekten <strong>und</strong> Stadtplanern<br />

diese Flächen als „weiße Flächen“. Früher<br />

galt es in der Praxis, diese „weiße Fläche“ zu<br />

bebauen. Freie, theoretische studentische Abschlussarbeiten<br />

bestanden darin, diese „weiße<br />

Flächen“ auszuk<strong>und</strong>schaften, zu analysieren<br />

<strong>und</strong> mit einem stimmigen Bauentwurf die Professoren<br />

mitzureißen. Die restlichen Freifl ächen<br />

liefen defi nitorisch unter den gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Abstandsfl ächen.<br />

Stadtquartiere mit einer schwierigen Entwicklung<br />

können durch Umnutzung von Brachfl ächen<br />

in bürgergestaltete Flächen aufwertet<br />

werden <strong>und</strong> an Qualität gewinnen. „In der<br />

Übergangsphase von ‚nicht mehr‘ zu ‚noch<br />

nicht‘ erweist sich eine temporäre Nutzung als<br />

kluge Strategie in Transformationsprozessen.<br />

Zwischennutzungen von Abrissfl ächen bereiten<br />

den Standort, aber auch die Eigentümer <strong>und</strong><br />

Bewohner auf die neue Situation vor, wenn<br />

eine nichtbauliche Nachnutzung die wahrscheinliche<br />

Entwicklungsperspektive ist. Gerade<br />

nach einem Abbruch ist ein neuer Aufbruch mit<br />

neuen Qualitäten möglich“, ist die Auffassung<br />

von Dr. Manfred Fuhrich vom B<strong>und</strong>esamt für<br />

Bauwesen <strong>und</strong> Raumordnung in Bonn.<br />

„City gardens“, „green city movement gardens“,<br />

„school gardens“ sind nur einige Begriffe für die<br />

bürgerliche Eroberung von städtischen Brachfl<br />

ächen <strong>und</strong> Baulücken in den Vereinigten Staaten.<br />

Während im Weißen Haus in Washington<br />

Michelle Obama zusammen mit Kindern letztes<br />

Jahr die ersten Gemüsebeete anpfl anzte, sind<br />

die Kinder <strong>und</strong> Erwachsenen der Suburbs der<br />

Autostadt Detroit seit den siebziger Jahren mit<br />

der Kultivierung von Nutzgärten beschäftigt.<br />

Wo früher Einfamilienhäuser mit Garagen standen,<br />

wachsen jetzt Tomaten, Maiskolben, Äpfel<br />

<strong>und</strong> diverse Gemüsesorten. Von dem ehemals<br />

bewohnten, äußeren Ring von Detroit existieren<br />

nur noch die asphaltierten Straßen, die<br />

Lampen <strong>und</strong> die Gehwege. Jeder Zeit könnten<br />

die Parzellen wieder mit Häusern <strong>und</strong> Garagen<br />

bestückt werden. Auf diesen Freifl ächen, die<br />

von der Stadt kostenlos den Bürgern <strong>und</strong> ihren<br />

Kindern zur Verfügung gestellt wurden, sind gepfl<br />

egte Nutzgärten entstanden. Jedes Jahr werden<br />

Gerätschaften <strong>und</strong> Samen von Gärtnereien<br />

gespendet. Feststeht, dass, solange ein neuer<br />

Investor nicht mit Plänen für ein Shoppingzentrum<br />

kommt <strong>und</strong> keine neuen Häuser gebaut<br />

werden, die Bürger diese Flächen bewirtschaften<br />

dürfen. Die Kriminalität ist über die Jahre<br />

stetig zurückgegangen. Dort, wo früher an jedem<br />

Block <strong>und</strong> jede Nacht Schiessereien statt-<br />

Gesellschaft | 49

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