FreeLounge, Ausgabe 4/2010 - Freizeit und Spiel
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NRW plant die<br />
altengerechte Stadt<br />
Barabara Steffens<br />
Ministerin für Ges<strong>und</strong>heit,<br />
Emanzipation, Pfl ege <strong>und</strong> Alter<br />
in Nordrhein-Westfahlen<br />
12 | Top Thema<br />
<strong>FreeLounge</strong>: Frau Steffens, was ist der Kern Ihrer<br />
Initiative für eine altengerechte Stadt? Was<br />
ist daran neu?<br />
Barbara Steffens: Wir stellen die Menschen<br />
in ihrer gewohnten Lebensumgebung in den<br />
Mittelpunkt. Wir alle wollen doch möglichst in<br />
der eigenen Wohnung alt werden. Wir wollen<br />
nicht in stationäre Pfl egeeinrichtungen, wenn<br />
es sich vermeiden lässt. Um dieses Ziel zu erreichen,<br />
müssen die Voraussetzungen dafür im<br />
Quartier geschaffen werden. Es beginnt bei so<br />
scheinbaren Kleinigkeiten, wie längere Grünphasen<br />
für Fußgänger <strong>und</strong> langsamer schließenden<br />
Aufzugtüren <strong>und</strong> geht hin zur einer<br />
guten medizinischen Versorgung, um vereinfachte<br />
Möglichkeiten beim Einkaufen oder Unterstützungsangebote<br />
<strong>und</strong> Hilfestrukturen im<br />
Alltag. Das alles muss vorhanden sein. Alten<br />
Menschen müssen sich Möglichkeiten eröffnen,<br />
in ihren Quartieren an kulturellen Angeboten<br />
teil zu haben. Das bedeutet nicht, dass jeder<br />
Stadtteil über ein eigenes Theater verfügen<br />
sollte. Erforderlich ist eben ein Mobilitätsangebot,<br />
als Ergänzung zum Kulturangebot. Das<br />
können Fahr- oder Begleitdienste sein. Was<br />
ebenfalls unbedingt nötig ist, sind niedrigschwellige<br />
Angebote, wie Begegnungsräume.<br />
Auch wenn immer mehr Menschen<br />
im Alter fi t sind, lässt sich nicht<br />
verleugnen, dass sie andere Bedürfnisse<br />
haben, um ihr längeres<br />
Leben möglichst selbstständig zu<br />
gestalten <strong>und</strong> die Alltagsanforderungen<br />
zu meistern. Die Regierung<br />
in Nordrhein-Westfalen hat im September<br />
mit einer breiten Offensive<br />
damit begonnen, Anregungen für<br />
eine verbesserte Lebensqualität von<br />
Senioren in ihren Wohnvierteln zu<br />
geben. <strong>FreeLounge</strong> sprach mit Ges<strong>und</strong>heitsministerin<br />
Barbara Steffens<br />
über das Thema.<br />
Nur so lässt sich dem Phänomen der Altersisolation<br />
entgegentreten. Was nützt es, wenn<br />
ich in der eigenen Wohnung sitze, aber über<br />
Wochen hinweg niemand da ist, mit dem ich<br />
kommunizieren könnte. Es geht darum, wie die<br />
Kommunen solche Begegnungsräume anbieten<br />
können, die nicht wie Cafés oder Restaurants<br />
an die Finanzkraft der Einzelnen geb<strong>und</strong>en sind.<br />
<strong>FreeLounge</strong>: Sie sprechen gerade die Finanzkraft<br />
an. Da könnte bei der einen oder anderen<br />
Kommune auch der Gedanke auftauchen: Das<br />
ist alles ganz schön, was die Ministerin plant<br />
<strong>und</strong> anregt, aber wir müssen es dann bezahlen.<br />
Wie wollen Sie die Kommunen in einer Zeit<br />
knapper Finanzen motivieren?<br />
Barbara Steffens: Das alles geht nur gemeinsam.<br />
Zunächst gibt es natürlich viele Dinge, die<br />
gar keine großen Kosten verursachen, sondern<br />
wo nur ein Umdenken notwendig ist. Ich möchte<br />
den Kommunen Beispiele <strong>und</strong> Modelle an<br />
die Hand geben, die wir bereits haben. Wege<br />
aufzeigen, wie man zum einen für die Menschen<br />
eine lebenswertere Stadt gestalten kann<br />
<strong>und</strong> wie man zum anderen Kosten sparen kann.<br />
Die Zunahme der Pfl egekosten im Alter ist eine<br />
große fi nanzielle Belastung für die Kommu-