FreeLounge, Ausgabe 4/2010 - Freizeit und Spiel
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Perfekte Fahrradparker oder<br />
ein schönes Stadtbild?<br />
Wem fällt da nicht sofort der Gestaltungsleitsatz FFF (form follows<br />
function ) von Louis Sullivan 1896 ein? Hat dieser Satz heute überhaupt<br />
noch Gültigkeit?<br />
Hartnäckig hält sich das Vorurteil, dass funktionale Fahrradparker<br />
nicht gut aussehen. Dabei gibt es einige gute Lösungen, die Design<br />
<strong>und</strong> Nutzen in Einklang bringen.<br />
Abb. 1: Armes Vorderrad! Im Hintergr<strong>und</strong><br />
das ADFC-empfohlene Modell<br />
Kappa, von dem aber wegen der Optik<br />
nur die niedrigen Bügel als Stadtmobiliar<br />
vorgesehen werden sollten (Hersteller<br />
Gronard <strong>und</strong> Rasti)<br />
Abb. 2: Nur schön! Omega-Fahrradparker,<br />
Hersteller Orion<br />
96 | Materialk<strong>und</strong>e<br />
Immer die Radfahrer: Wenn sie fahren, halten<br />
sie die Verkehrsregeln nicht ein; wenn sie ihr<br />
Gefährt parken, verschandeln sie das Stadtbild.<br />
Über die erste Behauptung soll hier nicht gesprochen<br />
werden. Aber Kommunen haben mittlerweile<br />
gute Möglichkeiten, die widersprüchlich<br />
erscheinenden Anforderungen zu erfüllen<br />
<strong>und</strong> so möglichst wenige Probleme mit dem<br />
Fahrradparken zu haben.<br />
Es ist bekannt, dass Radler nicht gern zu Fuß<br />
gehen <strong>und</strong> deshalb das Fahrrad ganz nah am<br />
Ziel abstellen wollen. Die Anlehnmöglichkeiten<br />
an Mauern oder Zäunen reichen dann in der<br />
Regel nicht aus, um viele Fahrräder platzsparend<br />
<strong>und</strong> sicher unterzubringen. Einfachständer<br />
sind zwar sehr platzsparend, aber nicht nutzerfre<strong>und</strong>lich,<br />
weil es nicht garantiert ist, ob das<br />
Fahrrad am Ende der Abstellphase noch fahrbereit<br />
oder überhaupt noch vorhanden ist. Häufi g<br />
sind die Konstruktionsmaße in Vertikalrichtung<br />
zu klein, so dass das Vorderrad leicht in eine<br />
gefährliche Kippung kommen kann. (Abb. 1)<br />
Wenig durchdachtes Design<br />
Auch der bekannte „Spiralständer“ bietet zu<br />
wenig Halt, so dass die Vorderräder leicht<br />
Schaden nehmen können. Oftmals ist der Abstand<br />
zwischen den Windungen der Spirale so<br />
knapp bemessen, dass Fahrräder mit breiteren<br />
Reifen oder gar Ballonreifen hier gar nicht geparkt<br />
werden können. Wenn der Spiralständer<br />
nicht zum Fahrradparken aufgestellt wäre,<br />
könnte man sich damit trösten, dass er wenigstens<br />
schön aussieht. Aber für die Nutzer ist das<br />
„Kunstwerk“ eher trostlos. (Abb. 2)<br />
Gute Fahrradparker sind so konstruiert, dass sie<br />
dem Fahrrad eine stabile Vertikal- oder Anlehnstellung<br />
geben. Außerdem ist stets ein Wegrollschutz<br />
gefragt <strong>und</strong> eine wirklich einfache<br />
Möglichkeit für das Anschließen des Fahrradrahmens<br />
mit kurzem Schloss. Beim Modell Indico<br />
ist die Synthese von Funktion <strong>und</strong> Form<br />
ziemlich gut gelungen, jedoch werden häufi g<br />
die Frontleuchten der eingestellten Fahrräder<br />
nach oben gebogen. (Abb. 3)<br />
Eine einfache Ansperrmöglichkeit ist mit sogenannten<br />
Anlehnbügeln zu schaffen, die vielerorts<br />
(zu unrecht!) als die perfekten Fahrradparker<br />
angesehen werden. Diese Bügel haben<br />
in der Regel keine Einrichtung, durch die das<br />
Wegrollen eines eingestellten Fahrrades verhindert<br />
würde. Für eine defi nierte Position des<br />
Vorderrades <strong>und</strong> damit des ganzen Fahrrades<br />
sorgen solche Anlehnbügel nicht. Deshalb sehen<br />
Anlagen mit Anlehnbügeln oft dann am<br />
besten aus, wenn sie leer sind. Das gilt auch für<br />
die z.B. in Köln sehr verbreiteten „Haarnadeln“,<br />
bei denen ein leidlich stabiler Stand nur durch<br />
Benutzung des am Fahrrad angebrachten Ständers<br />
zu erreichen ist.<br />
Gefüllt vermitteln sie häufi g einen eher chaotischen<br />
Eindruck. Wenn Fahrräder von beiden<br />
Seiten angelehnt werden, besteht durch den