FreeLounge, Ausgabe 4/2010 - Freizeit und Spiel
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Stadtküche<br />
Das Statement der Jury: Dieses<br />
Projekt ist ein überzeugendes,<br />
innovatives Beispiel für die<br />
kleinstmögliche Intervention<br />
im öffentlichen Raum im<br />
Verhältnis von Aufwand <strong>und</strong><br />
Wirkung, das die Architekten<br />
auf Eigeninitiative entworfen,<br />
realisiert <strong>und</strong> auch betrieben<br />
haben. Große Anerkennung<br />
fand der integrative Beitrag,<br />
den das Projekt zum Alltagsleben<br />
der Bewohner des Quartiers<br />
leistet sowie die hohe<br />
Ästhetik, Poetik <strong>und</strong> Konzeptionalität<br />
des Objekts selbst.<br />
24 | Report<br />
kochen<br />
würzen<br />
schneiden<br />
waschen<br />
1:25<br />
0 10 20 30 40 50 100 150<br />
200cm<br />
Fest installierte <strong>und</strong> temporäre Projekte<br />
In zwei Preiskategorien wurden je vier Nominierungen<br />
<strong>und</strong> ein Preisträger ausgewählt.<br />
Diese zwei Preiskategorien sind zum einen die<br />
Kategorie Built für gebaute, fest installierte<br />
Projekte <strong>und</strong> zum anderen die Kategorie Temporary.<br />
Hierzu zählen zeitlich begrenzte Projekte<br />
im städtischen Raum. Die Qualität der Einreichungen<br />
war beachtlich <strong>und</strong> zeigte, dass die<br />
Idee aufging, einen Preis zu schaffen, der weit<br />
über die Betrachtung von Architektur hinausgeht<br />
<strong>und</strong> auf herausragende Projekte hinweist,<br />
die Städte verändern.<br />
Multifunktionales Gemeindezentrum<br />
Den ersten Preis in der Kategorie Built erhielt<br />
das spanische Projekt „Library and Reading<br />
Park Torre Pacheco, Torre Pacheco (Murcia)/<br />
Spanien“ der Architekten Martin Lejarraga, Cartagena,<br />
das im Jahr 2007 fertiggestellt wurde.<br />
Auftraggeber war EXCMO, die Commune Torre<br />
Pacheco. In Reaktion auf die demografi schen,<br />
sozio-ökonomischen, multikulturellen <strong>und</strong> touristischen<br />
Wachstumsprozesse in Torre Pacheco<br />
sah sich die Verwaltung der Kleinstadt vor der<br />
Aufgabe, ein neues Modell für die Stadtplanung<br />
zu entwickeln. Den Anfang dieses Stadterneuerungsvorhabens<br />
bildet die Realisierung der<br />
Bibliothek. Bei diesem groß angelegten Projekt,<br />
das zur Verbesserung der Lebensqualität der<br />
Anwohner beitragen soll, geht es vor allem um<br />
Gemeinsinn <strong>und</strong> eine langfristige nachhaltige<br />
Strategie. Geringe Kosten, einfache Technologien,<br />
ein niedriger Energieverbrauch <strong>und</strong> niedrige<br />
Unterhaltskosten spielten bei der Planung eine<br />
ebenso wichtige Rolle. Zu dem Projekt gehören<br />
weiterhin außer einer Schule, eine Bushaltestelle<br />
sowie ein fü r die Öffentlichkeit zugänglicher<br />
Park. Das gesamte Projekt bildet durch die Integrierung<br />
von Konferenzräumen, Vortragssälen,<br />
eines Medienraumes <strong>und</strong> eines Kinderbereiches<br />
ein dynamisches, multifunktionales Gemeindezentrum.<br />
Zu den Außenanlagen zählen ein Park<br />
des Lesens, ein Wald, Sportbereiche, eine Kletterwand<br />
sowie ein Akustik-Park.<br />
Begegnungen durch eine mobile Stadt-<br />
+ 95,0 küche<br />
+ 77,0<br />
In der Kategorie Temporary wurde der erste<br />
Preis an die Stadtküche in Berlin-Neukölln<br />
vergeben, eine Initiative der Architekten Daniel<br />
Unterberg +- 0.0 <strong>und</strong> Isabell Weiland aus dem Jahr<br />
2009. Das Berliner Architektenduo lädt mit seiner<br />
Stadtkü che zur Umdeutung des städtischen<br />
Raums ein. Die Stadtkü che ist mobil – sie wird<br />
als Kiste auf einem Fahrradanhänger transportiert<br />
– <strong>und</strong> autark. Dabei bietet sie neben der<br />
nötigen Ausstattung zum Kochen einen langen<br />
Esstisch, an dem jeder Passant Platz nehmen<br />
darf. Durch die temporäre Installation wird die<br />
Stadtküche zum Interventionsraum, der als Ort<br />
der Kommunikation den öffentlichen Raum<br />
auf eigene Weise interpretiert <strong>und</strong> eine große<br />
soziokulturelle Wirkung entfaltet. Entstanden<br />
im Rahmen des Kulturfestes „48 St<strong>und</strong>en<br />
Neukölln“ <strong>und</strong> der Aktion „Karl-Marx-Straße“<br />
startete die Küche in einem der vielfältigsten<br />
Stadtteile Berlins mit Bewohnern aus über 160<br />
verschiedenen Nationen. In diesem kulturellen<br />
Gefü ge ist das soziale Gleichgewicht besonders<br />
wichtig. Mit der Offenheit fü r neue Gerichte<br />
eröffnet sich die Möglichkeit, Fremdes zu entdecken<br />
<strong>und</strong> gemeinsam Neues zu schaffen, indem<br />
Passanten, Nachbarn <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e eigene<br />
Zutaten <strong>und</strong> Rezepte mitbringen. Die häusliche<br />
Kü che gastiert auf der Straße <strong>und</strong> initiiert<br />
dort neue Gemeinschaften. Mit der Stadtküche<br />
wird privater auf nachbarschaftlichen, urbanen<br />
Raum ausgedehnt. Sie fördert somit den<br />
Gemeinsinn <strong>und</strong> ist auf alle erdenklichen Orte<br />
übertragbar.