FreeLounge, Ausgabe 4/2010 - Freizeit und Spiel
FreeLounge, Ausgabe 4/2010 - Freizeit und Spiel
FreeLounge, Ausgabe 4/2010 - Freizeit und Spiel
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Kinderfre<strong>und</strong>liche<br />
Stadtgestaltung<br />
Lernen von der Praxis für die Praxis – das war die Idee einer<br />
sehr gut besuchten Tagung in Berlin, zu der das Deutsche<br />
Kinderhilfswerk eingeladen hatte.<br />
Kinder wissen wie ihre Stadt aussehen müsste,<br />
damit sie dort besser leben könnten. Mit unterschiedlichen<br />
Anregungen <strong>und</strong> Möglichkeiten für<br />
<strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> Bewegung sowie sicheren Verkehrswegen.<br />
Nur werden sie selten gefragt. Vielleicht<br />
dürfen sie bei der Planung eines <strong>Spiel</strong>platzes<br />
mitwirken, wenn sie das Glück haben, dass in<br />
ihrem Viertel überhaupt ein <strong>Spiel</strong>platz erneuert<br />
wird. Mehr passiert selten. Dass die Zusammenarbeit<br />
mit Kindern auch ganz anders aussehen<br />
kann, hat die Tagung „Kinderfre<strong>und</strong>liche Stadtplanung“<br />
im Roten Rathaus in Berlin im Oktober<br />
eindrucksvoll gezeigt. Drei Jahre lang hat das<br />
Deutsche Kinderhilfswerk Kommunen begleitet,<br />
die ihre Stadt stärker an den Bedürfnissen von<br />
Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen ausrichten. Das Ziel<br />
des vom B<strong>und</strong>esjugendministerium geförderten<br />
Programms bestand darin, Kommunen dabei zu<br />
unterstützen, städtebauliche Strukturen zu erhalten<br />
<strong>und</strong> zu schaffen, in denen <strong>Spiel</strong>en möglich<br />
ist, die zum Gestalten <strong>und</strong> Erleben einladen<br />
sowie Gefahrlosigkeit <strong>und</strong> Zugänglichkeit gewährleisten.<br />
Zwölf Modellkommunen konnten<br />
nun in Berlin ihre Erfahrungen <strong>und</strong> Ergebnisse<br />
vorstellen. Immer waren Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
sehr direkt in die Planung <strong>und</strong> Realisation<br />
der Maßnahmen eingeb<strong>und</strong>en.<br />
„Städte, Gemeinden <strong>und</strong> Landkreise werden umso<br />
zukunftstauglicher sein, je besser es ihnen gelingt,<br />
Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen beste Start- <strong>und</strong><br />
Entwicklungschancen zu bieten.“<br />
Dr. Heide-Rose Brückner,<br />
B<strong>und</strong>esgeschäftsführerin des Deutschen Kinderhilfswerks<br />
Viele gute Ideen <strong>und</strong> messbare Erfolge<br />
<strong>Spiel</strong>leitplanung ist eines der zentralen Instrumente<br />
der beteiligten Kommunen, um gemeinsam<br />
mit allen Akteuren in der Stadt die<br />
Lebensbedingungen der Kinder zu verbessern.<br />
Die Vorgehensweise ist strukturiert <strong>und</strong> mittlerweile<br />
schon bewährt: Kinder werden befragt,<br />
der Bedarf analysiert, Landkarten mit wichtigen<br />
Wegen <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>orten erstellt, Verbesserungsvorschläge<br />
gesammelt <strong>und</strong> in einen Maßnahmenplan<br />
übersetzt. Die individuelle Situation<br />
vor Ort <strong>und</strong> die jeweilige Zielsetzung führt dann<br />
aber selbstverständlich zu unterschiedlichen<br />
Schwerpunkten in der Umsetzung. Ein zentrales<br />
Anliegen ist die Schaffung unterschiedlicher<br />
<strong>Spiel</strong>räume, darunter <strong>Spiel</strong>- oder Bolzplätze,<br />
naturnahe <strong>Spiel</strong>plätze oder auch Freifl ächen<br />
mit Wiesen <strong>und</strong> Bäumen, auf denen Kinder mit<br />
<strong>und</strong> von der Natur lernen <strong>und</strong> spielen können.<br />
Es wird großer Wert auf eine gute Vernetzung<br />
dieser <strong>Spiel</strong>orte durch sichere Verkehrswege<br />
gelegt, damit Kinder ihre Ziele gut erreichen<br />
können. Viele einzelne Schritte auf dem Weg zu<br />
einer kinderfre<strong>und</strong>lichen Stadt wurden in den<br />
Modellkommunen so absolviert.<br />
Vom „Verschlechterungsverbot“ bis hin<br />
zum Generationenvertrag<br />
Soweit lassen sich die Ergebnisse der Kommunen<br />
zusammenfassen. Verschiedene gute Ideen fi elen<br />
ergänzend dazu auf: So gibt es in Dortm<strong>und</strong><br />
ein sogenanntes „Verschlechterungsverbot“.<br />
Alle Planungsvorhaben in der Stadt werden darauf<br />
geprüft, ob sich für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
daraus Nachteile ergeben könnten. So etwas<br />
kennt man vielleicht im Naturschutz von der<br />
Bewahrung von Lebensräumen für Feldhamster.<br />
Über die Interessen von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
wird so bislang sehr selten nachgedacht.<br />
<strong>Spiel</strong>raum | 67