FreeLounge, Ausgabe 4/2010 - Freizeit und Spiel
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+ > Einheitliche Möblierung kann als gestalterische Klammer funktionieren<br />
> Funktion der Möblierung wird durch den Betreiber sicher gestellt<br />
> Regelmäßige Reinigung <strong>und</strong> Wartung<br />
> Schnelle Instandsetzung bei Vandalismusschäden<br />
> Senkung der Unterhaltskosten für die Stadt<br />
-><br />
Stadt verliert z.T. die Hoheit über öffentliche Teilräume = Gestaltungsverlust<br />
> Einschränkung im freiraumgestalterischen Entwurf<br />
> Es wird nur da möbliert, wo Werbeeinnahmen zu erwarten sind<br />
> Gefahr der „2 Klassen Möblierung“ in sozial schwachen Stadtteilen<br />
> Soziale Funktionen vs. wirtschaftliche Notwendigkeit<br />
> Massive „Visuelle Verschmutzung“ durch Zunahme der Werbefl ächen<br />
> Ausgrenzung von Interessengruppen wie Quartiervereine etc.<br />
Vor- <strong>und</strong> Nachteile von externen Stadtmöblierern<br />
Thomas Volprecht<br />
Thomas Volprecht lebt <strong>und</strong><br />
arbeitet in Zürich <strong>und</strong> ist<br />
Geschäftsführer des LandschaftsarchitekturbürosPlanwirtschaft<br />
<strong>und</strong> der Unternehmensberatung<br />
Wirtschaftsplan.<br />
Nach seiner Lehre als Gärtner<br />
hat er Produktdesign in Krefeld<br />
studiert <strong>und</strong> 2006 das Studium<br />
der Landschaftsarchitektur in<br />
der Schweiz absolviert.<br />
Seine Arbeitsschwerpunkte<br />
liegen in den Bereichen Freiraumplanung,<br />
Stadtmarketing,<br />
Moderation von Planungsprozessen<br />
<strong>und</strong> der Freiraumgestaltung.<br />
36 | Report<br />
wird „eingerichtet“. Dabei nehmen die Themen<br />
Kosten, Unterhalt <strong>und</strong> Wartungsfre<strong>und</strong>lichkeit<br />
einen immer höheren Stellenwert ein.<br />
Da sich die Städte aber aufgr<strong>und</strong> von fi nanziellen<br />
Schwierigkeiten immer häufi ger vom<br />
Stadtentwickler zum Stadtverwalter entwickeln,<br />
greifen zunehmend privatwirtschaftliche<br />
Unternehmen in die Möblierung von öffentlichen<br />
Räumen ein. Besonders deutlich wird dies<br />
an der Vermarktung von städtischen Werbefl ächen.<br />
Diese ist heute zunehmend an Stadtmöbel<br />
wie Wartehallen, Haltestellen <strong>und</strong> Leitsysteme<br />
gekoppelt <strong>und</strong> hat sich zu einem riesigen<br />
Markt entwickelt. Das französische Unternehmen<br />
JCDecaux ist mit 1,7 Mrd. Euro Umsatz der<br />
weltweit grösste Hersteller <strong>und</strong> Vermarkter von<br />
Stadtmöblierungskonzepten.<br />
Ein weiterer Globalplayer der Stadtmöblierung<br />
ist das deutsche Unternehmen Wall AG. Die<br />
Idee, die beide Unternehmen mit grossem Erfolg<br />
vorantreiben, ist so einfach wie erschreckend.<br />
Die Unternehmen stellen den Städten die Möblierung<br />
(Haltestellen, Leitsysteme, WC-Häuser,<br />
Kioske, Bänke usw.) kostenlos zur Verfügung.<br />
Dafür darf dann das Unternehmen die Werbefl<br />
ächen exklusiv <strong>und</strong> kostenlos bewirtschaften.<br />
Nüchtern betrachtet ist dies ein sehr erfolgreiches<br />
<strong>und</strong> schlüssiges Konzept – kommt es doch<br />
vor allem den Städten entgegen, die sich aufgr<strong>und</strong><br />
der schlechten Haushaltslage als „Volks-<br />
vertreter“ zunehmend aus gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />
städtebaulichen Aufgaben (z.B. Abnahme sozialer<br />
Wohnungsbau, Privatisierung städtischer<br />
Kultureinrichtungen etc.) zurückziehen. Ein<br />
besonderes Problem stellt jedoch die gestalterische<br />
Monotonie dar, die mit der Etablierung<br />
<strong>und</strong> dem überregionalen Vertrieb von solchen<br />
„Kollektionen“ in den Städten Einzug hält.<br />
Dies führt dazu, dass regionale städtebauliche<br />
Eigenheiten wie Materialien oder Produktgeschichten<br />
einzelner Möbelstücke verloren gehen.<br />
Die Lesbarkeit des Ortes, das Besondere<br />
einer kulturellen Identität - all dies verschwindet.<br />
Unter solchen Bedingungen würde eine<br />
schweizer Landibank ein schnelles Ende fi nden.<br />
Da jedoch jede Medaille zwei Seiten hat, sollen<br />
hier die wichtigsten Vor- <strong>und</strong> Nachteile gegenübergestellt<br />
werden.<br />
Generell ist zu sagen, dass dieses Konzept<br />
durchaus seine Berechtigung hat <strong>und</strong> auch in<br />
einer Win-Win Situation für die Städte enden<br />
kann. Dennoch bin ich der Meinung, dass für<br />
den Erhalt <strong>und</strong> die Weiterentwicklung von öffentlichen<br />
<strong>und</strong> urbanen Räumen der rein wirtschaftliche<br />
Blick – wie er zurzeit auch gerne<br />
von Stadtmarketinggesellschaften entwickelt<br />
wird – zu kurz greift. Hier ist die Stadt gefordert,<br />
eigene Vorstellungen über Funktionen,<br />
Nutzung, Lebensqualität <strong>und</strong> Einrichtung von<br />
öffentlichen Räumen zu entwickeln <strong>und</strong> Stellung<br />
zu beziehen.<br />
Thomas Volprecht<br />
In einer Serie von drei Teilen stellt Thomas<br />
Volprecht sein Dossier „Möblierung öffentlicher<br />
Räume“ vor. Lesen Sie in der kommenden <strong>Ausgabe</strong><br />
die Kapitel „Öffentlicher Raum – Schnittstelle<br />
verschiedener Interessen?“ <strong>und</strong> „Entwicklung<br />
des Stadtmarketings“