04.11.2012 Aufrufe

Spielplatz-Scouts - Freizeit und Spiel

Spielplatz-Scouts - Freizeit und Spiel

Spielplatz-Scouts - Freizeit und Spiel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ausgabe<br />

2/2010<br />

10. Jahrgang<br />

FreeLounge<br />

Fachmagazin für kommunale Frei-Räume<br />

Blick über die Grenze<br />

<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Stadträume in unseren Nachbarländern


FreeLounge auf der<br />

GaLaBau 2010 !<br />

Wir sehen uns in Nürnberg!<br />

Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />

wir haben in dieser Ausgabe schon vor den ersten Reisewellen den Blick<br />

über die Grenzen gerichtet. Ein Schwerpunkt gilt dabei Österreich <strong>und</strong> der<br />

Schweiz, weil hier die internationale Zusammenarbeit von Kommunen <strong>und</strong><br />

Planern besonders eng ist. Sehr interessante Gastbeiträge bieten Einblicke<br />

in Forschung, Regionalentwicklung <strong>und</strong> die Diskussion um neue Freiraum-<br />

Konzepte. Dazu gehören erste Ergebnisse aus dem Projekt „JugendRaum“<br />

vom Institut für Landschaft <strong>und</strong> Freiraum im schweizerischen Rapperswil<br />

ebenso wie eine Übersicht über die Entwicklung <strong>und</strong> Umsetzung von<br />

Shared-Space-Konzepten in Österreich.<br />

Da Ideen keine Grenzen kennen, haben wir zudem ein breit angelegtes, internationales<br />

Panorama von Best-Practice-Beispielen zusammengestellt,<br />

die uns so gut gefallen haben, dass wir sie Ihnen unbedingt vorstellen<br />

möchten. Die Skaterbahn in Afghanistan als ganz unkonventionelle Entwicklungshilfe<br />

vor Ort ist so ein Projekt. Oder ein Trend in der Freiraumgestaltung,<br />

bei dem Architektur <strong>und</strong> Landschaft noch enger als sonst miteinander<br />

verwoben werden. Und natürlich die radikalen Verkehrskonzepte<br />

eines bulgarischen Planers. In dieser Ausgabe fi nden Sie außerdem viele<br />

Beispiele aktueller <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>gestaltungen: von Madrid bis Reykjavik.<br />

Aber selbstverständlich haben auch aktuelle nationale Themen ihren<br />

Raum: Zum Beispiel in einem Überblick über die Highlights der Landesgartenschauen<br />

<strong>und</strong> den spektakulären Parkour-Fotos von Jörg Kraus.<br />

Sind Sie jetzt grenzenlos neugierig? Das freut uns!<br />

Dr. Anke Münster<br />

Chefredaktion FreeLounge<br />

Inhalt | 3


4 | Inhalt<br />

Inhalt<br />

TOP-THEMA<br />

6 Zwischen Trend <strong>und</strong> Krise<br />

11 Stadtgrün – Europäische Landschaften<br />

für das 21. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

12 „Pop gibt es viel zu selten!“<br />

Interview mit Martin Rein-Cano, Topotek1<br />

14 Kreative <strong>Spiel</strong>räume für Kinder<br />

per Gesetz<br />

18 Wilde Wasser – eine Erfolgsgeschichte<br />

Autor: Dipl.-Ing. Oliver Rathschüler<br />

21 Perspektiven für eine neue Kultur des<br />

öffentlichen Raums<br />

Autor: Thomas Pilz<br />

24 Jugendliche in öffentlichen Räumen –<br />

Ärgernis oder Missverständnis?<br />

Autor: Raim<strong>und</strong> Kemper<br />

29 Freiräume als Gr<strong>und</strong>lage nachhaltiger<br />

Stadtentwicklung<br />

Autor: Gerda Schneider<br />

32 Madrid: Salon de Pinos –<br />

Sechs Kilometer <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>promenade<br />

36 <strong>Spiel</strong>plätze in Europa<br />

REPORT<br />

38 Landesgartenschauen –<br />

Katalysatoren für die Stadtentwicklung<br />

43 Gezielte Farbexplosion<br />

44 „Politik sollte den interessanten<br />

Lösungen nicht im Weg stehen“<br />

Interview mit Planer Ingo Dittrich<br />

46 Das 8. Weltw<strong>und</strong>er steht in Afghanistan<br />

GESELLSCHAFT<br />

50 Transportkonzepte für übermorgen<br />

52 Die Zukunft gehört den Senioren<br />

Kommentar von Dagmar Thiemann<br />

53 <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>-<strong>Scouts</strong><br />

MARKTMONITOR<br />

56 Marktmonitor<br />

60 <strong>Spiel</strong>ideen aus den Niederlanden


BEST PRACTICE<br />

64 Haltestelleninfrastruktur Glatttalbahn,<br />

Zürich/Schweiz<br />

66 Sentral Parken Fornebu, Oslo/Norwegen<br />

68 Öffentlicher <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>, Kannenfeldpark,<br />

Basel/Schweiz<br />

SPIELRAUM<br />

70 Parkour & Freerunning – Team Ashigaru<br />

fotografi ert von Jörg Kraus<br />

74 Zur Entwicklungsgeschichte der öffentlichen<br />

Freiräume für Kinder, Teil IV<br />

Autor: Daniel Rimbach<br />

KUNST IN DER STADT<br />

80 Keine Kunst um der Kunst willen<br />

85 Dem Untergang entgegen<br />

86 Buchtipps<br />

WETTBEWERB<br />

88 Landscpe Award 2010<br />

89 Pilgram-Preis 2010<br />

MESSE<br />

90 Treffen im Grünen – GaLaBau 2010<br />

RECHT/VERBAND<br />

94 Stadtgestaltung <strong>und</strong> Stadtmarketing<br />

als Herausforderung in Zeiten knapper<br />

Kassen<br />

Autoren: Dr. Michael Winkelmüller,<br />

Heiko Bokelmann<br />

99 <strong>Spiel</strong>erisches Engagement als wirtschaftlicher<br />

Standortfaktor<br />

Autor: Nicola Hengst-Gohlke<br />

102 Klein <strong>und</strong> stark – BFG zieht Bilanz<br />

105 Gemeinsam planen<br />

Autor: Uwe Kamp<br />

112 Tivoli<br />

117 Termine<br />

118 Entdeckt!<br />

Inhalt | 5


6 | Top Thema


Zwischen Trend <strong>und</strong> Krise<br />

Freiräume sind die Visitenkarten der Städte. Ihre Gestaltung gibt<br />

Aufschluss über Lebensqualität, geglückte oder gescheiterte Zukunftsvisionen<br />

<strong>und</strong> die Mentalität <strong>und</strong> Mentalitätswandel im<br />

Land. Welche Ideen werden uns in Europa in den kommenden Jahren<br />

begleiten? Oder wird Freiraumgestaltung vor dem steigenden<br />

fi nanziellen Druck in den Hintergr<strong>und</strong> treten?<br />

Selten hört man über eine gescheiterte Freiraumgestaltung<br />

so klare Worte, wie zuletzt von<br />

dem Architekten Meinhard von Gerkan. Der von<br />

seinem Büro geplante <strong>und</strong> erbaute neue Hauptbahnhof<br />

in Berlin steht nach seinen Worten in<br />

einem Nachbarschaftsmilieu, das in der sibirischen<br />

Steppe kaum trostloser sein könnte. In<br />

der Zeitschrift Bauwelt zählt er die Versäumnisse<br />

auf, die tagtäglich Tausende von Reisende<br />

verw<strong>und</strong>ert zur Kenntnis nehmen können: keine<br />

angemessene Beleuchtung im Außenraum, Bitumen<br />

anstelle einer Bodengestaltung <strong>und</strong> eine<br />

katastrophale Verkehrsführung. Anstelle der<br />

Umsetzung der hoch gelobten Entwürfe für die<br />

städtebauliche Anbindung <strong>und</strong> die Freiraumgestaltung<br />

prägt diese Planlosigkeit das Bild des<br />

neuen Berlins an einem der zentralen öffentlichen<br />

Orte der Stadt. Außerdem fürchtet Gerkan,<br />

dass weitere Flächen durch die Vergabe an wenig<br />

umsichtig planende Investoren verramscht<br />

werden. Es geht scheinbar nicht mehr darum,<br />

dass die ursprünglichen Ideen umgesetzt werden,<br />

sondern, dass überhaupt irgendwie gebaut<br />

wird. Ist der städtebauliche Offenbarungseid in<br />

unmittelbarer Nachbarschaft zum Regierungsviertel<br />

ein Indiz dafür, dass eine der Tendenzen<br />

der letzten Jahre, nämlich das Denken in größeren<br />

Zusammenhängen einer Stadt, letztendlich<br />

durch die Folgen der Krise, den Schritt vom<br />

Masterplan in die Realität nicht schaffen wird?<br />

Ökonomisierung des öffentlichen<br />

Raums?<br />

Diese Gefahr sieht auch der Schweizer Landschaftsarchitekt<br />

Christian Graf, der sich 2006<br />

im Rahmen seiner Masterarbeit mit programmatischen<br />

Stilen in der Landschaftsarchitektur<br />

auseinander gesetzt hat. Eine direkt erkennbare<br />

Folge aus der Wirtschaftskrise ist aus seiner<br />

Sicht ein viel schärferer Blick auf die optimale<br />

Ausnutzung von Baufl ächen als das zu der Zeit<br />

seiner Forschungsarbeit der Fall war. Diese Situation<br />

betrifft vor allem größere Städte <strong>und</strong> Ballungsgebiete,<br />

in denen Freifl ächen immer eine<br />

besondere Form von Luxus darstellen. Bis heute<br />

werden noch zahlreiche Projekte realisiert, deren<br />

Planung in die Zeit vor der Wirtschaftskrise<br />

reicht. In vielen europäischen Ländern, wie beispielsweise<br />

Spanien, gab es in den letzten Jahren<br />

durch interessante Projekte positive Impulse<br />

für die Freiraumarchitektur. Ein Beispiel dafür<br />

ist die Überdachung einer Ausgrabungsstätte<br />

in Cádiz „Between the Cathedrals“ von Alberto<br />

Campo Baeza oder auch der neu entstandene<br />

Grünstreifen auf der Trasse einer ehemaligen<br />

Autobahn (siehe Seite 42ff). Es wird sich erst<br />

noch zeigen, wie stark der wirtschaftliche Einbruch<br />

ab der zweiten Jahreshälfte 2008 <strong>und</strong><br />

aktuell die Euro-Krise verschiedener Länder<br />

ihren Niederschlag in der Architektur <strong>und</strong> Freiraumgestaltung<br />

fi nden werden.<br />

Top Thema | 7


Die Jury der Western Pennsylvania Conservancy hat aktuell die Entwürfe von Patkau Architects (Vancouver) für Ferienhäuser im Naturschutzgebiet<br />

ausgezeichnet - unweit des berühmten „Fallingwater“ von Frank Lloyd Wright .<br />

Der Turbinenplatz in Zürich ist ein Beispiel für minimalistische<br />

Gestaltung, die auf die Wirkung der Reduktion setzt.<br />

8 | Top Thema<br />

Zwei Megatrends als „Evergreens“<br />

Freiraum prägt die Identität der Städte in hohem<br />

Maße. Der Österreicher Markus Hanzer,<br />

Autor des Buches „Krieg der Zeichen. Spurenlesen<br />

im urbanen Raum“, geht so weit zu sagen,<br />

dass der öffentliche Raum nach der Zersplitterung<br />

der Medienlandschaft das einzig verbliebene<br />

Gemeinsame geworden sei. Schon heute<br />

leben r<strong>und</strong> 80 Prozent der Europäer in Städten.<br />

Die Tendenz ist in vielen Ländern steigend.<br />

Wenn immer mehr Menschen auf engem Raum<br />

leben, steigt auch der Bedarf an öffentlichem<br />

Raum mit Aufenthaltsqualität <strong>und</strong> einer ausreichenden<br />

Zahl von Flächen, die Ruhe in das hohe<br />

Tempo der Städte bringen. Welche Gestaltungsstile<br />

haben in den letzten Jahren das Gesicht<br />

der Städte am stärksten geprägt? Christian Graf<br />

hat im Rahmen seiner Forschungsarbeit 300<br />

Projekte in 21 Ländern nach genau defi nierten<br />

Verfahren ausgewertet <strong>und</strong> in Megatrends <strong>und</strong><br />

Trends eingeteilt. An erster Stelle nennt er die<br />

Reduktion als gestalterisches Prinzip, dass bereits<br />

über einen langen Zeitraum sehr konstant<br />

die Arbeit vieler Landschaftsarchitekten <strong>und</strong><br />

Planer bestimmt <strong>und</strong> selbstverständlich auch<br />

die Schwesterdisziplinen Architektur <strong>und</strong> Kunst<br />

prägt. „Die Freiräume sind auf das Wesentliche<br />

reduziert. Sie streben nach Objektivität, sachlicher<br />

Klarheit <strong>und</strong> Logik. Die Perfektion im Minimalismus<br />

besteht darin ein Ding zu erschaffen,<br />

das man mit Hinzufügen nur verschlechtern<br />

kann. Es ist das Weglassen von allem Irrelevanten,<br />

ein reines Destillat. Das Konzept ein<br />

Objekt auf das Wesentliche zu reduzieren ist<br />

auch in der Landschaftsarchitektur ein adäquates<br />

Ausdrucksmittel.“ Dieser Stil gefällt vor allen<br />

Planern <strong>und</strong> designorientierten Menschen,<br />

stößt jedoch bei den Nutzern der Freiräume


Der geplanten schwimmenden Insel mit öffentlichen Gärten <strong>und</strong> Spa liegt eine gefaltete Struktur zugr<strong>und</strong>e,<br />

die von vertikalen Gärten überwachsen werden soll. Der Entwurf stammt von Anne Holtrop mit Roderik van<br />

der Weijden <strong>und</strong> Studio Noach.<br />

manches Mal auf Ablehnung. Darauf hat Wulf<br />

Tessin in seinem Buch „Landschaftsarchitektur<br />

<strong>und</strong> Laiengeschmack. Über die Ablehnung moderner<br />

Landschaftsarchitektur durch Laien“ im<br />

letzten Jahr hingewiesen. Auch Christian Graf<br />

kennt viele Beispiele, bei denen der Purismus<br />

der Gestaltung an den Bedürfnissen der Bürger<br />

vorbeigezielt hat. Besonders stark hat er<br />

die Ablehnung bei dem Turbinenplatz in Zürich<br />

wahrgenommen, der eine Konzentration auf<br />

Beton, Kies, gusseiserne Schienen, schlichte<br />

Holzbänke, Birken <strong>und</strong> farbiges Licht auf einer<br />

beeindruckenden Fläche von 14.000 Quadratmetern<br />

bietet. Als zweiten Megatrend benennt<br />

Graf Landschaftsarchitektur mit amorphen Formen,<br />

die zum Beispiel im Ankarpark in Malmö<br />

das Motiv von fl ießendem Wasser aufgreifen<br />

<strong>und</strong> dem Park seine Struktur geben: „Ein landschaftsarchitektonisches<br />

Evergreen sind mit Sicherheit<br />

die amorphen Formen, fl ießenden Linien,<br />

freien Formen oder neuzeitlich ausgedrückt<br />

„Blubbs“. Je nach Zeit oder Literatur wird dieser<br />

Megatrend unterschiedlich bezeichnet. Der Stil<br />

der freien Formen erlebt seit einiger Zeit in der<br />

Gestaltung ein Revival oder in der Sprache der<br />

Trendforschung ausgedrückt ein Reframing“<br />

Neue Impulse durch „grüne Architektur“<br />

Dass diese beiden gr<strong>und</strong>sätzlichen Trends bleiben<br />

werden, steht außer Frage - selbstverständlich<br />

in ganz unterschiedlichen Ausprägungen durch<br />

die Handschrift der jeweiligen Planer. Daneben<br />

gibt es zudem Trends oder Strömungen, von denen<br />

vor allem eine derzeit durch teils spektakuläre<br />

Entwürfe auffällt. Gemeint ist das enge<br />

Verweben von Architektur <strong>und</strong> Natur. Für Frank<br />

Lloyd Wright bestand die Aufgabe von Architektur<br />

darin, dass sie Landschaft nicht verletzt,<br />

sondern verschönert. Mehr <strong>und</strong> mehr versuchen<br />

Architekten gemeinsam mit Landschaftsarchitekten<br />

Gebäude mit der Natur verschmelzen<br />

zu lassen. Besonders gut illustriert wird dies<br />

durch einen aktuell preisgekrönten Entwurf für<br />

sechs kleine Häuser, die im Naturschutzgebiet<br />

r<strong>und</strong> um Frank Lloyd Wright's berühmtes Haus<br />

„Fallingwater“ gebaut werden sollen. Sie ordnen<br />

sich höhlenartig der Landschaft unter <strong>und</strong><br />

verneinen die übliche Veränderungen durch<br />

eine Bebauung. Ein anderes Beispiel für „grüne<br />

Architektur“ sind die vertikalen Gärten des<br />

französischen Botanikers Patrick Blanc, die das<br />

dichte Grün aus dem gewohnten Kontext an<br />

Fassaden in Innenstädten bringt. Im März wurde<br />

ein Projekt vorgestellt, an dem auch Patrick<br />

Blanc beteiligt sein wird, das aber noch einen<br />

erheblichen Schritt weiter gehen wird. Vor den<br />

künstlichen Inseln des neuen Stadtteils Ijburg<br />

in den östlichen Hafengebieten von Amsterdam<br />

soll geplant von Anne Holtrop mit Roderik van<br />

der Weijden <strong>und</strong> Studio Noach eine schwimmende<br />

Insel mit öffentlich zugänglichen Gärten<br />

<strong>und</strong> einem Spa entstehen. Das Gebäude soll<br />

Top Thema | 9


Markante Architektur in der Landschaft: Die Planer von terrain (München)<br />

eröffnen mit dem Murturm in der Steiermark neue Blickwinkel.<br />

Zeitgenössische Orts- <strong>und</strong> Platzgestaltung im ländlichen Raum ist zu<br />

einem interessanten Aufgabengebiet geworden, ...<br />

... ein besonders positives Beispiel ist der Stadtgarten Dornbirn.<br />

(Gestaltung: Rotzler Krebs Partner)<br />

10 | Top Thema<br />

komplett hinter dem von Patrick Blanc angelegtem<br />

Grün verschwinden. Aber nicht nur die<br />

Durchdringung von Natur <strong>und</strong> Architektur ist<br />

hier bemerkenswert. Auch die durch niederländische<br />

Architekten <strong>und</strong> Planer in den letzten<br />

Jahren immer weiter entwickelte Bebauung im<br />

Einklang mit Wasser <strong>und</strong> nicht gegen Wasser<br />

ist eine interessante Tendenz, die für Länder mit<br />

Küstenregionen ein breites Spektrum von Anregungen<br />

bieten kann.<br />

Dynamik durch neue Aufgaben<br />

Vielleicht mehr als Trends haben zuletzt neue<br />

Aufgaben die Landschaftsarchitektur verändert.<br />

Das Spektrum ist sehr breit geworden, zum Beispiel<br />

versuchen auch ländliche Gebiete, ihre<br />

Identität durch Freiraumprojekte zu stärken –<br />

in vielen Fällen in Verbindung mit touristischen<br />

Angeboten. In Österreich wurde anlässlich der<br />

Architekturtage 2010 in einer Ausstellung der<br />

Fokus auf zeitgenössische Orts- <strong>und</strong> Platzgestaltung<br />

im ländlichen Raum gerichtet. Mit der<br />

Weiterentwicklung der Baukultur in den Alpenländern<br />

hat auch die Freiraumgestaltung dort<br />

eine andere Qualität bekommen. „Galt es früher<br />

häufi g nur darum, den Kirchplatz neu zu pfl astern,<br />

Straßenräume zu dekorieren <strong>und</strong> ganze<br />

Ortsteile hinter Geranienvorhängen unter dem<br />

Titel der Dorf- oder Stadterneuerung zu verstecken,<br />

wird der Freiraum auch im ländlichen<br />

Raum mittlerweile vermehrt als eigenständige<br />

Planungsaufgabe aufgefasst, zum Wettbewerbsgegenstand<br />

gemacht <strong>und</strong> ist ein wichtiger<br />

Beitrag zur Präsentation einer Gemeinde<br />

nach außen. Vielfältig wie der Stand der Planungskultur<br />

<strong>und</strong> des Selbstverständnisses in<br />

den einzelnen Gemeinden sind auch die in den<br />

letzten Jahren realisierten freiraumplanerischen<br />

Projekte.“ So beschreibt der österreichische<br />

Landschaftsarchitekt Thomas Proksch in<br />

einem Vorwort zu der Ausstellung den Wandel<br />

in diesem Segment.<br />

Viele andere Aufgaben sind hinzugekommen:<br />

Die Suche nach Lösungen für Brachen in Städten,<br />

die schrumpfen, <strong>und</strong> die Freiraum-Gestaltung<br />

großer neuer Quartiere in ehemaligen industriellen<br />

oder militärischen Zonen zählen zu<br />

den besonders anspruchsvollen Projekten, da<br />

sie hohe gesellschaftliche Relevanz haben.<br />

Immer mehr Aufgaben – immer weniger Gelder?<br />

Hoffentlich wird nicht die Berliner Hauptbahnhof-Steppe<br />

der Trend, der das Bild der Städte in<br />

den kommenden Jahren bestimmt.<br />

Dr. Anke Münster


Stadt-Grün – Europäische Landschaftsarchitektur<br />

für das 21. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Die Sehnsucht der Menschen nach der Natur ist heute größer<br />

denn je. Gerade die in Europa in den letzten Jahren vollzogene<br />

Wiederentdeckung der Innenstädte geht mit dem verstärkten Bedürfnis<br />

nach innerstädtischem Grün einher. Für dieses Stadtgrün<br />

sind neue urbane Lösungen gefordert, die einem komplexen Anforderungskatalog<br />

von Gestaltung, Ökologie, Soziologie <strong>und</strong> Ökonomie<br />

entsprechen müssen.<br />

Die Ausstellung STADT-GRÜN, die das Deutsche Architekturmuseum<br />

in Kooperation mit dem Palmengarten in Frankfurt präsentiert,<br />

zeigt 27 realisierte Beispiele von Freiraumgestaltung in<br />

Europa, entworfen von international renommierten Landschaftsarchitekten.<br />

Die Projekte werden in Plänen, Modellen, Fotografi en<br />

<strong>und</strong> Kurzfi lm-Dokumentationen sowie mit botanischen Beispielen<br />

dargestellt. Sie sind zwischen 1990 <strong>und</strong> 2010 entstanden <strong>und</strong> reichen<br />

vom urbanen Privatgarten bis zu Großprojekten wie der Revitalisierung<br />

von Flussuferbereichen oder Grün-Masterplanungen<br />

für ganze Metropolen. Rekonstruierte historische Gärtenanlagen<br />

sind ebenso darunter wie temporäre Grüninstallationen, Kinderspielplätze<br />

wie ein als Friedhof genutzter Park. Bei der Auswahl<br />

wurde darauf geachtet, dass die Projekte innerstädtische Freiräume<br />

mit Grünpfl anzungen gestalten. Das ist aus der Sicht der Ausstellungsmacher<br />

bei weitem keine Selbstverständlichkeit mehr:<br />

Wegen der aufwändigen Pfl ege, mangelnder botanischer Kompetenz<br />

<strong>und</strong> der vermeintlichen Überlegenheit eines spektakulären<br />

Designs gegenüber natürlichem Pfl anzmaterial ist das Grün in der<br />

Vergangenheit bei Planungen vermehrt ausgeklammert <strong>und</strong> bewusst<br />

vernachlässigt worden.<br />

„Die Vielfalt der in der Ausstellung präsentierten Projekte gibt<br />

dem Besucher einen f<strong>und</strong>ierten Überblick über führende Tendenzen<br />

der Landschaftsarchitektur in Europa - ihre Positionen wie<br />

die dabei eingesetzten Materialien <strong>und</strong> Technologien. Die Ausstellung<br />

STADT-GRÜN versteht sich dabei zugleich als ein engagiertes<br />

Plädoyer für eine höhere Wertschätzung <strong>und</strong> einen behutsameren<br />

Umgang mit dem innerstädtisch verfügbarem Grün- <strong>und</strong><br />

Freiraum.“, charakterisieren die Kuratoren die Bedeutung der<br />

Werkschau.<br />

Die Ausstellung ist noch bis zum 22. August im Frankfurter Palmengarten<br />

zu besichtigen. Der Katalog in Deutsch-Englisch ist<br />

im Birkhäuser-Verlag, Basel, erschienen.<br />

Top Thema | 11


„Pop gibt es viel zu selten“<br />

Maselake Sportpark Berlin Spandau<br />

Martin Rein-Carno<br />

Interview mit Martin Rein-<br />

Cano, Geschäftsführer von<br />

Topotek1 <strong>und</strong> Gastprofessor<br />

an verschiedenen Hochschulen<br />

(Landschaftsarchitektur).<br />

12 | Top Thema<br />

FreeLounge: Sehen Sie im Moment besondere<br />

Trends oder Tendenzen in der Freiraumgestaltung?<br />

Martin Rein-Cano: Dafür braucht man einen<br />

Blick von außen, den ich gar nicht habe. Ich<br />

schaue von innen darauf. Sicher kann man sagen,<br />

dass noch immer Neoromantiker auf der<br />

einen Seite stehen <strong>und</strong> stärker experimentelle<br />

Gestalter auf der anderen Seite. Ich stelle immer<br />

fest, dass die Vielfalt oft zu kurz kommt.<br />

Das ist ein wirkliches Manko bei der Landschaftsarchitektur.<br />

Vergleichen Sie es mit der<br />

Musik: Da gibt es Vielfalt durch Stile wie Pop,<br />

durch die Interpretation klassischer Musik <strong>und</strong><br />

die experimentelle neue Musik. In der Landschaftsarchitektur<br />

läuft alles viel zu oft auf die<br />

Interpretation klassischer Themen hinaus. Pop<br />

oder künstlerische Improvisation sieht man viel<br />

zu selten.<br />

FreeLounge: Können Sie ein Beispiel nennen,<br />

welche Projekte Ihnen gefallen?<br />

Martin Rein-Cano: Die New Yorker Highline<br />

ist eine schöne Arbeit, die natürlich stark von<br />

dem Standort lebt. Hier wurde aus meiner Sicht<br />

nichts falsch gemacht, aber es wurde auch<br />

nichts probiert. Ich kann schlecht allgemein<br />

über Projekte reden, weil ich immer sehr subjektiv<br />

bin, gar nicht ausgleichend. Spannender<br />

fi nde ich formale Fragestellungen.<br />

FreeLounge: Wird die Veränderung der Städte<br />

– Verdichtung oder Schrumpfung – Einfl uss auf<br />

die Gestaltung haben?<br />

Martin Rein-Cano: Ohnehin sind die Aufgaben<br />

in den letzten Jahren immer vielschichtiger<br />

geworden. Darauf muss ganz situativ reagiert<br />

werden, auch bei Aufgabenstellungen im Zusammenhang<br />

mit Schrumpfung oder Verdichtung.<br />

Es ist eine Frage des Geldes, ob die<br />

Schrumpfung überhaupt als zivilisierter Prozess<br />

ablaufen wird. Ich könnte mir vorstellen, dass<br />

man sich das in Zukunft nicht mehr leisten<br />

kann. Die Aufgaben, die aus der Verdichtung<br />

entstehen, sind interessant <strong>und</strong> anspruchsvoll.<br />

Dabei bevorzuge ich das Weiterentwickeln gewachsener<br />

Strukturen. Sehr kritisch sind dagegen<br />

Großprojekte, die in relativ kurzer Zeit große<br />

Stadtquartiere entstehen lassen. Das mag<br />

aus städtebaulicher Sicht notwendig sein, aber<br />

eigentlich sind solche Quartiere antiurban, denn<br />

Urbanität steht für eine Durchmischung. Landschaftsarchitektur<br />

kann dabei helfen, durch das<br />

Aufgreifen von Strukturen den Quartieren eine<br />

Identität zu geben. Ich stehe größeren Plänen<br />

aber eher skeptisch gegenüber, denn die Ergebnisse<br />

fi nde ich oft misslungen. Manchmal ist es<br />

besser über eine situative Herangehensweise<br />

kleinere Brötchen zu backen.


FreeLounge: Sie arbeiten mit Topotek1 in vielen<br />

verschiedenen Ländern. Welchen Einfl uss<br />

hat das jeweilige Land auf die Planungen?<br />

Martin Rein-Cano: Zu Topotek1 gehört auch<br />

über meinen Lebensweg <strong>und</strong> die Mitarbeiter<br />

sehr viel Internationalität. Hinzu kommt, dass<br />

natürlich gr<strong>und</strong>sätzliches Knowhow vorhanden<br />

sein muss, ebenso wie Erfahrung. Man kann aber<br />

nicht nur über Denken <strong>und</strong> Wissen ein Projekt<br />

angehen. Das Entwerfen braucht eine intuitive<br />

Herangehensweise, bei der auch die Gefühle der<br />

Planer Einfl uss auf die Arbeit haben. Das kommt<br />

nicht von oben. Man muss denken <strong>und</strong> klug<br />

sein, aber zugleich sein Wissen auch abschalten<br />

können. Im Moment planen wir zum Beispiel in<br />

China einen Beitrag für die Xi’an Garden Show<br />

2011. Es wäre absurd, sich in diesem Zusammenhang<br />

mit Zen-Buddhismus auseinanderzusetzen.<br />

Ich möchte etwas geben, das ich weiß<br />

<strong>und</strong> mich nicht anbiedern. „The Big Dig“ greift<br />

einen Ausspruch auf, den wohl jedes Kind beim<br />

Buddeln mal zu hören bekommt: „Wenn Du<br />

weitergräbst, landest Du in China.“ Auch wenn<br />

von Europa betrachtet wohl eher Australien das<br />

andere Ende der Welt ist, steht doch China für<br />

die extreme Entfernung <strong>und</strong> fühlt sich eben an<br />

wie die andere Seite der Welt. In dem Park wird<br />

ein Krater tief in die Erde reichen. Über Lautsprecher<br />

werden So<strong>und</strong>s <strong>und</strong> Geräusche aus<br />

verschiedenen weit entfernten Orten zu hören<br />

sein. Bei dem Entwurf schwingen auch Humor<br />

<strong>und</strong> Provokation mit – hier die Anspielung auf<br />

die Liebe zu Großprojekten, die typisch für China<br />

ist. In dem Sinn „Könnte man ein solches<br />

Projekt nicht vielleicht wirklich wagen?“<br />

Entwurf für das Quartier Superkilen, Kopenhagen Topotek1-Beitrag „The Big Dig“ für die<br />

Xi’an Garden Show 2011<br />

FreeLounge: Vielen Dank für das Gespräch,<br />

Herr Rein-Cano.<br />

Das Interview führte Dr. Anke Münster<br />

Top Thema | 13


Lässt sich die Qualität von<br />

<strong>Spiel</strong>räumen für Kinder<br />

durch ein politisches Bekenntnis<br />

<strong>und</strong> eine ehrgeizige<br />

Initiative verbessern? Für<br />

das österreichische B<strong>und</strong>esland<br />

Vorarlberg lautet die<br />

Antwort „Ja“. Im Landtag<br />

waren sich die Vertreter aller<br />

Parteien einig <strong>und</strong> brachten<br />

2009 das <strong>Spiel</strong>raumgesetz<br />

an den Start.<br />

14 | Top Thema<br />

Kreative <strong>Spiel</strong>räume<br />

für Kinder per Gesetz<br />

Kinderlachen tönt aus dem neu gestalteten<br />

Bachbett des Emsbaches im Zentrum von Hohenems.<br />

Während die einen im seichten Wasser<br />

spielen, laufen andere vergnügt die angrenzenden<br />

Steinstufen entlang, auf denen es sich die<br />

Eltern in der Sonne bequem gemacht haben.<br />

Das Projekt hat dem Stadtzentrum ein neues<br />

Erscheinungsbild gegeben. Nebenbei wurde<br />

noch die Hochwassergefahr entschärft <strong>und</strong> für<br />

die Familien ein attraktiver Erholungsraum geschaffen.<br />

Das Ganze ist kein Zufallsprodukt.<br />

Mit der Initiative „Kinder in die Mitte – Miteinander<br />

der Generationen“ hat sich das Land<br />

Vorarlberg das ehrgeizige Ziel gesteckt, kinderfre<strong>und</strong>lichste<br />

Region zu werden. Im vergangenen<br />

Jahr wurde dafür auch eine gesetzliche<br />

Gr<strong>und</strong>lage erarbeitet. „Mit dem <strong>Spiel</strong>raumgesetz<br />

soll die Kinderfre<strong>und</strong>lichkeit in den Kommunen<br />

systematisch weiter ausgebaut werden“, erklärt<br />

die Landesrätin Greti Schmid. Gemeinsam erarbeiten<br />

Kinder, Jugendliche <strong>und</strong> Erwachsene für<br />

jede Gemeinde im Land ein <strong>Spiel</strong>raumkonzept.<br />

Das Konzept wiederum ist die Gr<strong>und</strong>lage für die<br />

Schaffung vielfältiger <strong>Spiel</strong>räume. Finanziell<br />

interessant wird das Programm für die Kommunen<br />

durch weitreichende Förderungen von bis<br />

zu 70 Prozent. Das Gesetz soll zu einer offenen,<br />

kinderfre<strong>und</strong>lichen Gesellschaft beitragen, das<br />

Miteinander der Generationen fördern <strong>und</strong> den<br />

Kindern die Möglichkeit einer unbeschwerten<br />

Entwicklung bieten.<br />

Kinder brauchen Freiräume<br />

„Kinder brauchen Plätze, an denen sie sich frei<br />

entfalten zu können. Es ist wichtig, auf ihre Bedürfnisse<br />

in der räumlichen Planung Rücksicht<br />

zu nehmen – sei es nun im Wohnbau oder in der<br />

Raumplanung eines größeren Ballungsraumes“,<br />

macht Landesrat Karlheinz Rüdisser deutlich.<br />

Anlass für das neue Gesetz war vor allem die<br />

unbefriedigende Situation bei privaten Wohnanlagen.<br />

„Diese nicht kommunalen <strong>Spiel</strong>plätze<br />

wurden oft auf Restfl ächen eher lieblos realisiert.<br />

Mit dem neuen <strong>Spiel</strong>raumgesetz wurde<br />

das Baugesetz in der Form geändert, dass sich<br />

private Wohnungsbauträger bei den Kommunen<br />

freikaufen können. Das macht den Weg frei,<br />

dass die Kommunen den Bedarf abdecken <strong>und</strong>


innerhalb einer umfassenden Planung hier eine<br />

höhere Qualität anbieten können“, sagt Wilfried<br />

Bertsch, der Leiter der Raumplanungsabteilung<br />

im Amt der Vorarlberger Landesregierung.<br />

Für besonders wertvoll erachtet er naturnahe<br />

<strong>Spiel</strong>räume, in denen die Kinder ihre Umwelt<br />

entdecken können. „Wenn die Kommunen ein<br />

<strong>Spiel</strong>raumkonzept erstellen, dann gilt es, über<br />

konventionelle <strong>Spiel</strong>plätze hinaus zu denken,<br />

damit Kinder <strong>und</strong> Jugendliche in Wohnungsnähe<br />

geeignete <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Aufenthaltsmöglichkeiten<br />

vorfi nden. Hierfür ist Vielfältigkeit<br />

gefragt: Skater- <strong>und</strong> Bolzplätze haben genau<br />

so eine Wichtigkeit wie Gerätespielplätze, aber<br />

eben auch Brachen <strong>und</strong> Naturräume, die als öffentliche<br />

Freiräume ausgewiesen sind“.<br />

Was das Gesetz ändert<br />

Es gibt kein Datum <strong>und</strong> somit keinen Zwang,<br />

wann die Kommunen die neuen Anforderungen<br />

umgesetzt haben müssen. Das Land setzt<br />

auf Information <strong>und</strong> positive Anreize durch die<br />

weitreichende Förderung. Als erstes geht es darum,<br />

ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass<br />

ein <strong>Spiel</strong>raumkonzept ähnlich einem Raumplankonzept<br />

für die Entwicklung von Städten<br />

<strong>und</strong> Gemeinden längerfristig viel mehr Nutzen<br />

bringt als einzelne Maßnahmen, die ohne Zusammenhang<br />

geplant werden. „Bei den ersten<br />

Anträgen spielte die Aussicht auf Zuschüsse für<br />

den Bau von <strong>Spiel</strong>plätzen noch eine übergeordnete<br />

Rolle“, erklärt Bertsch. Der direkte Kontakt<br />

mit den Kommunen, Seminare sowie der Versand<br />

eines Handbuchs zum <strong>Spiel</strong>raumkonzept<br />

hätten jedoch dabei geholfen, den Nutzen <strong>und</strong><br />

Mehrwert verständlich zu vermitteln <strong>und</strong> die<br />

Gemeinden als engagierte Partner zu gewinnen.<br />

Auch in Hohenems wurde das Angebot direkt<br />

aufgegriffen. Der bespielbare Bachlauf in der<br />

Ortsmitte zeigt, dass hier schon vor dem Inkrafttreten<br />

des neuen Gesetzes sehr kreativ <strong>und</strong><br />

kinderfre<strong>und</strong>lich geplant wurde. Das Förderprogramm<br />

des Landes bietet nun die Möglichkeit,<br />

daran anzuknüpfen <strong>und</strong> weitere Verbesserungen<br />

auf den Weg zu bringen. Der erste Schritt<br />

war im vergangenen Sommer die Aufl istung<br />

<strong>und</strong> Fotodokumentation aller <strong>Spiel</strong>plätze. Anfang<br />

des Jahres hat ein externes Planungsbüro<br />

damit begonnen, Kinder, Jugendliche <strong>und</strong><br />

Betreuer zu befragen. Wo möchten die Kinder<br />

gerne spielen? An welchen Stellen im Ort fi nden<br />

sie es gefährlich? Gibt es genug Raum für<br />

die Interessen der Jugendlichen? Aus den Antworten<br />

formuliert die Kommune die Ziele <strong>und</strong><br />

Über Grenzen hinweg – <strong>Spiel</strong>en verbindet<br />

Grenzüberschreitende Fragen der <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Freiraumplanung – ein Symposium<br />

in Dornbirn beleuchtet im Oktober unterschiedliche Planungsansätze.<br />

Das Land Vorarlberg ist durch das neue <strong>Spiel</strong>raumgesetz mehr als nur einen Schritt<br />

nach vorne gegangen, um die Qualität von <strong>Spiel</strong>plätzen <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>räumen für Kinder<br />

zu verbessern. Es ist deshalb kein Zufall, dass das Institut für Angewandte<br />

Umweltbildung IFAU das diesjährige <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Freiraumsymposium Dornbirn in<br />

Vorarlberg als Veranstaltungsort ausgewählt hat - mit deutlichem Akzent auf die<br />

Landesinitiativen.<br />

Das Schwerpunktthema der Tagung lautet „Über Grenzen hinweg – <strong>Spiel</strong>en verbindet“<br />

<strong>und</strong> soll einerseits das <strong>Spiel</strong>en über den klassischen <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong> hinweg,<br />

also auch in der Natur oder auch auf öffentlichen Plätzen, thematisieren, andererseits<br />

die Ansätze der <strong>Spiel</strong>raumplanung in den Österreich benachbarten Ländern<br />

Schweiz, Liechtenstein <strong>und</strong> Deutschland aufgreifen. Ein zusätzlicher Fokus<br />

wird auf das Thema Wasser als <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>element <strong>und</strong> genereller Impuls für das<br />

<strong>Spiel</strong>en gerichtet.<br />

Es wird Impulsvorträge von Referenten aus Österreich, der Schweiz <strong>und</strong> Deutschland<br />

geben, darunter von Herbert Dreiseitl (Landschaftsarchitekt), Ruth Esther<br />

Gilmore (Doktorantin der Leibnitz Universität Hannover <strong>und</strong> Gastautorin der<br />

FreeLounge), Daniel Stimbach (Studio Urbane Landschaften, Hannover), Toni Anderfuhren<br />

(<strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>planer) <strong>und</strong> selbstverständlich Organisatoren der Initiative<br />

„Kinder in die Mitte“.<br />

Das IFAU veranstaltet seit 1996 in Kooperation mit einem Partnernetzwerk diese<br />

internationale Fachtagung, die sich mit r<strong>und</strong> 200 Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmern<br />

zu einer der bedeutendsten Veranstaltung für diesen Themenbereich in Österreich<br />

entwickelt hat.<br />

Ort: Fachhochschule Dornbirn<br />

Datum: 14.-15. Oktober 2010 (Es gibt ein Vorprogramm für den 13.10.)<br />

Kosten: 135 Euro (inkl. Kaffeepausen <strong>und</strong> Abendempfang)<br />

Anmeldung <strong>und</strong> alle weiteren Informationen unter: www.ifau.at<br />

Top Thema | 15


Hochwasserschutz <strong>und</strong> eine kinderfre<strong>und</strong>liche Ortsgestaltung lassen sich sehr gut verbinden: In Hohenems ist ein öffentlicher Raum mit hoher<br />

Aufenthaltsqualität entstanden.<br />

<strong>Spiel</strong>leitplanung –<br />

<strong>Spiel</strong>raumkonzept<br />

Die Ideen sind sehr ähnlich –<br />

die Umsetzung hat durch das<br />

Gesetz in Vorarlberg starke<br />

Impulse erfahren. Es gibt einen<br />

regen Austausch zwischen<br />

Deutschland <strong>und</strong> Österreich,<br />

wenn es um die Gestaltung<br />

kindgerechter Lebensräume<br />

geht. In Rheinland-Pfalz<br />

initiierten das Umwelt- <strong>und</strong><br />

das Jugendministerium<br />

1999 das Gemeinschaftsprojekt<br />

"<strong>Spiel</strong>leitplanung – Ein<br />

Weg zur kinderfre<strong>und</strong>lichen<br />

Gemeinde <strong>und</strong> Stadt". Ziel ist<br />

auch hier eine fachbereichsübergreifende<br />

Planung unter<br />

konsequenter Beteiligung von<br />

Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen, um<br />

geeignete Flächen <strong>und</strong> Räume<br />

für <strong>Spiel</strong>, Erlebnis, Aufenthalt<br />

<strong>und</strong> Bewegung zu schaffen<br />

beziehungsweise zu sichern.<br />

Nach einer Erprobungsphase<br />

in sieben Gemeinden wurde<br />

2004 eine Handlungsanleitung<br />

erarbeitet, an der sich Gemeinden<br />

orientieren können. Die<br />

Organisatoren aus Vorarlberg<br />

haben den Austausch mit ihren<br />

Kollegen in Deutschland gesucht<br />

<strong>und</strong> auf den Erfahrungen<br />

in Rheinland-Pfalz aufgebaut.<br />

16 | Top Thema<br />

Leitideen für das <strong>Spiel</strong>raumkonzept. In einem<br />

zweiten Schritt wird ein Maßnahmenkatalog<br />

auf fünf Jahre erstellt. Damit die Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendlichen zeitnah erleben, dass sich etwas<br />

tut, wird es im Sommer kleinere Aktionen wie<br />

zum Beispiel ein Landart-Projekt geben.<br />

Natur im ländlichen Raum<br />

Ein erklärtes Ziel ist es, die Jugend wieder stärker<br />

zur Natur <strong>und</strong> zum eigenen Lebensraum heranzuführen.<br />

Selbst in den ländlichen Regionen<br />

abseits des bevölkerungsreichen Rheintals zeigt<br />

sich, dass durch den Medienkonsum <strong>und</strong> das<br />

geänderte <strong>Freizeit</strong>verhalten bei vielen Kindern<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen immer weniger Bezug zur<br />

Natur besteht. Deshalb liegt ein Schwerpunkt<br />

darauf, dass Naturräume, die viel weniger reglementiert<br />

sind, in ausreichender Größe <strong>und</strong><br />

mit einer guten Erreichbarkeit wieder erschlossen<br />

werden. Die Kommunen müssen für diese<br />

Freifl ächen ein Pfl ege- <strong>und</strong> Bespielungskonzept<br />

vorlegen, damit auch dabei die <strong>Spiel</strong>raum-Qualität<br />

über Jahre gewährleistet ist. Dieser Aspekt<br />

ist auch der Landschaftsarchitektin Maria-Anna<br />

Moosbrugger, die das <strong>Spiel</strong>raumkonzept in<br />

verschiedenen Gemeinden als externe Planerin<br />

begleitet, ein großes Anliegen: „Die Aufwertung<br />

von Naturerlebnissen ist fester Bestandteil bei<br />

der Erarbeitung eines Konzeptes, wobei der<br />

Ausgangspunkt die unterschiedlichen Raumprofi<br />

le in der Region sind“.<br />

Erfolge steigern die Motivation<br />

Moosbrugger sieht heute schon Veränderungen.<br />

„Mit dem Gesetz <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Förderungen wurde ein Prozess in Gang gesetzt,<br />

der große Eigendynamik entwickelt hat. Meiner<br />

Meinung nach ist es wichtig, schon während<br />

der Erstellung des Konzeptes mit kleineren Umsetzungen<br />

zu beginnen, damit eine Veränderung<br />

nicht nur auf dem Papier steht. Dadurch<br />

steigt die Motivation, mehr aus dem Konzept zu<br />

machen“. Eine schnell spürbare Verbesserung<br />

ist für kleinere Kinder zum Beispiel die Öffnung<br />

von Kindergarten-<strong>Spiel</strong>plätzen außerhalb der<br />

dortigen Betreuungszeiten. Aufwendiger ist in<br />

der Regel die Erschließung neuer Räume für Jugendliche,<br />

die das Gesetz auch explizit fordert.<br />

„Wir haben zum Beispiel in einer Gemeinde einen<br />

ungenutzten Asphaltstreifen in der Nähe<br />

einer Volksschule zu einem jetzt gut angenommenen<br />

Skaterplatz umgebaut. Bei solchen Projekten<br />

ist eine intensive Begleitung notwendig,<br />

denn die Anrainer haben oftmals Vorbehalte.<br />

Hier muss erst eine Bewusstseinsänderung erreicht<br />

werden. Es muss klar werden, wie notwendig<br />

solche Räume sind. Parallel empfehlen<br />

sich zur gemeinsamen Planung Workshops mit<br />

den Jugendlichen, in denen sie auch die <strong>Spiel</strong>regeln<br />

für die Nutzung festlegen“, erläutert<br />

Moosbrugger.<br />

Ziele für die nächsten Jahre<br />

Das Land Vorarlberg unterstützt die positive<br />

Entwicklung nicht nur fi nanziell, sondern auch<br />

organisatorisch, indem alle handelnden Akteure<br />

untereinander abgestimmt <strong>und</strong> gut vernetzt<br />

werden. Die Raumplanung <strong>und</strong> Gewässerentwicklung<br />

verfolgt zum Beispiel Ziele, die ganz<br />

eng bei den Interessen einer kinder- <strong>und</strong> jugendfre<strong>und</strong>lichen<br />

Stadt- <strong>und</strong> Gemeindeentwicklung<br />

liegen. Hochwasserschutz, Naherholung<br />

<strong>und</strong> die Schaffung von <strong>Spiel</strong>räumen an<br />

Flüssen <strong>und</strong> Bächen lassen sich entsprechend<br />

geplant sehr gut verbinden. Für die nächsten<br />

fünf Jahre erwarten die Verantwortlichen, dass<br />

die Hälfte der 96 Vorarlberger Gemeinden die<br />

Vorgaben des <strong>Spiel</strong>raumgesetzes aufgreift <strong>und</strong><br />

umsetzt. Angebote wie der bespielbare Bachlauf<br />

in Hohenems sind dann vielleicht schon<br />

bald keine Seltenheit mehr.<br />

Dr. Anke Münster


stilum GmbH<br />

Gewerbegebiet Larsheck · 56271 Kleinmaischeid<br />

Tel. 02689 92790-0 · Fax 02689 92790-29<br />

www.stilum.de · info@stilum.de<br />

Wasser Marsch !<br />

Mit der neuen Matschanlage von stilum<br />

Besuchen Sie uns auf der<br />

GaLaBau 2010 – Stand 1–627<br />

Top Thema | 17


Foto: Wall AG<br />

Wilde Wasser –<br />

eine Erfolgsgeschichte<br />

18 | Top Thema<br />

Doch der Reihe nach: die Idee, die Orte Schladming<br />

<strong>und</strong> Rohrmoos mit der alpinen Wasserwelt<br />

des Klafferkessels fußläufi g zu verbinden, geisterte<br />

schon lange durch die Gemeindestube(n).<br />

Der richtige Zeitpunkt, die Sache anzugehen,<br />

war 2003 gekommen. Erlebniswandern lautete<br />

die neue Sommerstrategie des Tourismus, Wandern<br />

stand – <strong>und</strong> steht nach wie vor – hoch<br />

im Kurs, allerdings muss dem Gast dafür auch<br />

etwas geboten werden. So nahm der damalige<br />

Bürgermeister der Gemeinde Rohrmoos-Untertal,<br />

Peter Pilz, Kontakt zur freiland ZT-GmbH<br />

auf <strong>und</strong> im Erstgespräch wurde diskutiert, was<br />

man sich „da vorstellen“ könne. Ein attraktives<br />

Angebot für Jung <strong>und</strong> Alt, Alpinisten <strong>und</strong> Familien<br />

solle es sein, dürfe aber nur wenig kosten<br />

<strong>und</strong> schnell umgesetzt sollte es auch noch<br />

werden. Dass das Projekt in einer höchst interessanten<br />

alpinen Kultur- <strong>und</strong> Naturlandschaft<br />

liegt, ist zwar sein großer Trumpf – bei der<br />

Projektvorbereitung, speziell in den Genehmigungsverfahren,<br />

gab es dann doch einige Hür-<br />

Etwas südlich von Schladming-Rohrmoos,<br />

„dem“ alpinen Wintersportzentrum<br />

der Steiermark wurden 2006<br />

die Wilden Wasser im Untertal, einem<br />

wildromantischen Teil der Schladminger<br />

Tauern eröffnet. Die Wilden<br />

Wasser erschließen mit dem „Wandererlebnis<br />

Wilde Wasser“ eine neue,<br />

familientaugliche Route am Talboden,<br />

etwas zünftiger die Talbachschlucht<br />

hinauf geht es dann beim „Alpinsteig<br />

Wilde Wasser“. Das Projekt wurde<br />

zu einer Erfolgsgeschichte, der Besucherzustrom<br />

hält – mittlerweile in<br />

der fünften Saison seit Fertigstellung<br />

– ungebrochen an.<br />

den zu überwinden. Vor allem die im oder an<br />

das Projektgebiet angrenzenden Schutzgebiete:<br />

Natura 2000, Natur- <strong>und</strong> Landschaftsschutzgebiete<br />

erforderten Gutachten <strong>und</strong> Untersuchungen<br />

zum Nachweis, dass z.B. der Naturhaushalt<br />

im heiklen Schlucht-Ökosystem des Alpinsteigs<br />

nicht nachteilig beeinfl usst wird.<br />

Parallel zu den ökologischen Vorbereitungen<br />

wurde die Projektidee mit einem „bottom up“<br />

Ansatz weiterentwickelt. In der eigens eingerichteten<br />

Projektgruppe der Gemeinde Rohrmoos-Untertal<br />

wurde manch Abend <strong>und</strong> Nacht<br />

heftigst über Details <strong>und</strong> Sichtweisen diskutiert.<br />

Auch mussten sich die beiden Bearbeiter der<br />

freiland ZT-GmbH das Vertrauen der Gemeinde<br />

erst erarbeiten.<br />

Viel Zeit wurde im Gelände verbracht, um die<br />

optimale Wegeführung zuerst für den Abschnitt<br />

im Untertal, dann für den Alpinsteig<br />

zu fi nden. Neben der Topografi e waren hier die<br />

Wünsche der Gr<strong>und</strong>besitzer maßgeblich, galt


Die Hängebrücke, Auftakt <strong>und</strong> Highlight des Alpinsteigs Wilde Wasser, in luftiger Höhe über dem tosenden Bach –<br />

ein unvergessliches Erlebnis!<br />

es doch einerseits möglichst bestehende Pfade<br />

<strong>und</strong> Wege zu nutzen, andererseits aber sollten<br />

wichtige Punkte, darunter wurden zuerst vornehmlich<br />

die Gasthäuser des Tales verstanden,<br />

angesteuert werden. Dass neben der hervorragenden<br />

Gastronomie auch andere präsentable<br />

Schönheiten im Untertal zu fi nden sind, dafür<br />

waren die „Auswärtigen“ zuständig.<br />

Die inhaltliche Seite des „Wandererlebnisses<br />

Wilde Wasser“ war rasch defi niert – ein sehr<br />

zurückhaltender Themenweg sollte es werden.<br />

Zurückhaltend deswegen, da alle Teammitglieder<br />

überzeugt waren, die Schönheit des Tales<br />

spreche für sich. Der Gast brauche lediglich ab<br />

<strong>und</strong> zu einen Hinweis, wohin er seinen Blick<br />

lenken soll, unterlegt mit ausgewählten Informationen.<br />

Begleitet wird er dabei von den Menschen<br />

des Untertales <strong>und</strong> Experten zur Erläuterung<br />

von naturk<strong>und</strong>lichen Highlights.<br />

Für die grafi sche Umsetzung konnte Klaus Dapra,<br />

Fotograf <strong>und</strong> Grafi ker <strong>und</strong> ein ausgewiesener<br />

Experte für landschaftlich abgestimmte<br />

Informationskonzepte gewonnen werden. Die<br />

Fotos wurden aus dem umfangreichen F<strong>und</strong>us<br />

von Reinhard Lamm <strong>und</strong> Herbert Raffalt, beide<br />

sind prof<strong>und</strong>e Kenner der Region, zur Verfügung<br />

gestellt oder gezielt nach Bedarf geschossen.<br />

Auch bezüglich der gestalterischen Ausführung<br />

des Wegs mit seinen 14 Stationen gab es keine<br />

gr<strong>und</strong>sätzlichen Auffassungsunterschiede. Eine<br />

klare, schnörkellose Formensprache der Stationen,<br />

ausgerichtet auf die hier strengen Winter,<br />

Einsatz von hochwertig verarbeitetem Holz <strong>und</strong><br />

Metall <strong>und</strong> die Info-Tafeln so produziert, dass<br />

sie ganzjährig draußen bleiben können, auf diese<br />

Linie konnte man sich rasch einigen.<br />

Der „Alpinsteig Wilde Wasser“ hingegen kommt<br />

mit Ausnahme der Zustiegsstellen ohne Beschilderung<br />

aus. Hier steht das Erleben der Schlucht,<br />

der Gischt, des tosenden Wassers, von Licht <strong>und</strong><br />

Schatten je nach Jahreszeit manchmal auch<br />

hautnah im Vordergr<strong>und</strong>. Der Steig erfordert<br />

dabei ständig die volle Aufmerksamkeit des Besuchers.<br />

Den Auftakt bildet eine 50m lange, spektakuläre<br />

Hängebrücke, spektakulär vor allem deshalb,<br />

weil sie auf modularen Gitterrosten leicht<br />

ansteigend überschritten wird, 30 Meter tiefer<br />

rauscht der Bach durch die Schlucht. Hier zögerte<br />

schon manche(r) Besucher(in), bevor der<br />

Fuß auf die, je nach Wind zusätzlich leicht<br />

schwankende Konstruktion gesetzt wurde.<br />

Danach geht es treppauf treppab, manchmal<br />

knapp am Bach oder auch steil am Felsen stetig<br />

zum Aufstiegspunkt, der Oberen Gfölleralm. An<br />

einer Engstelle überspannen zwei kleine Aussichtsplattformen<br />

den Bach, kurz vor dem Steigende<br />

wird der Bach auf einer Brücke gequert.<br />

Verantwortlich für die Idee des Alpinsteigs, dessen<br />

Konzeption <strong>und</strong> Detailplanung war Herbert<br />

Schütter, Polier <strong>und</strong> Höhenbergsteiger, der für<br />

die schwierigen Bedingungen in der Schlucht<br />

ein eigenes, modulares Konzept zum Zusammenbau<br />

der Steigelemente entwarf. Dies war<br />

sowohl für die Errichtung nötig, als auch um<br />

etwaige Frost- oder Steinschlagschäden rasch<br />

<strong>und</strong> kostengünstig reparieren zu können. Bereits<br />

die Errichtung des Steigs mit Hubschrauberunterstützung<br />

<strong>und</strong> Abseilaktionen der<br />

Bergrettung war höchst spektakulär <strong>und</strong> ein<br />

Zuschauermagnet.<br />

Eingangs wurden die Wilden Wasser als Erfolgsgeschichte<br />

bezeichnet. Die für (winter-)touristische<br />

Verhältnisse eher bescheidene Investition<br />

von rd. 650.000 Euro hat sich vielfach bezahlt<br />

gemacht. Bereits im Oktober 2005 während<br />

der Probeeröffnung wurden mehrere Tausend<br />

Dipl.-Ing.<br />

Oliver Rathschüler<br />

Jahrgang 1961, Absolvent<br />

der Universität für Bodenkultur,<br />

Ingenieurkonsulent<br />

für Landschaftsplanung <strong>und</strong><br />

–pfl ege, führt gemeinsam<br />

mit DI Hans-Jörg Raderbauer<br />

das 1991 gegründete Landschaftsplanungsbüro<br />

freiland<br />

Umweltconsulting ZT GmbH<br />

an den Standorten Wien <strong>und</strong><br />

Graz/Österreich.<br />

Tätigkeitsschwerpunkte:<br />

Beratender Ingenieur für<br />

Tourismus-, Wasserbau-,<br />

Energieversorgungsprojekte,<br />

Projektvorbereitung, Verfahrensbegleitung<br />

<strong>und</strong> Umsetzungsbetreuung<br />

» www.freiland.at<br />

Top Thema | 19


Orientierungsstation Gasthaus Riesachfall, von hier aus starten nicht nur der Alpinsteig sondern<br />

viele andere, teils hochalpine Wanderrouten<br />

Startpunkt des Wanderweges Wilde Wasser in Schladming; unten das Computermodell,<br />

oben die ausgeführte Variante<br />

20 | Top Thema<br />

Besucher, vornehmlich Einheimische <strong>und</strong> Besucher<br />

aus der Region, gezählt. Im Eröffnungsjahr<br />

2006 besuchten dann rd. 70.000 Personen den<br />

Alpinsteig. Selbst wenn man für jeden Besucher<br />

nur einen geringen Betrag ansetzt, wird deutlich,<br />

welche regionale Wertschöpfung die Wilden<br />

Wasser generieren.<br />

Markenzeichen der Wilden Wasser ist auch,<br />

dass sie ganz stark als regionales Projekt wahrgenommen<br />

werden: die Idee stammt aus der Region,<br />

die Umsetzung wurde mit Menschen aus<br />

der Region fast ausschließlich von regionalen<br />

Unternehmen bewerkstelligt. Die „auswärtigen“<br />

Projektbetreuer der freiland ZT-GmbH wiederum<br />

hatten den Vorteil, ihre Planungs- <strong>und</strong><br />

Beratungstätigkeit mit der erforderlichen fachlichen<br />

Distanz abwickeln zu können, nachdem<br />

das Vertrauen der Projektgruppe erst einmal<br />

errungen war. Die starke regionale Verankerung<br />

des Projekts blitzt auch heute noch in Gesprächen<br />

immer wieder auf, dabei ist die Rede von<br />

„unserem Projekt“, unseren „Wilden Wassern“.<br />

Besser kann ein Projekt auch aus Sicht des Planers<br />

nicht angenommen werden.<br />

Neben der Benützung durch den Individualgast<br />

sind die Wilden Wasser auch Bühne für Exkursionen,<br />

Fotokurse etc.<br />

Die ökologisch fallweise durchaus heikle Situation<br />

wurde durch die Konzentration der Besucher<br />

auf Weg <strong>und</strong> Steig entschärft. Der Gast erhält<br />

Einblicke, zu denen er sonst nie gekommen<br />

wäre, andererseits garantiert die Wegeführung,<br />

dass Störungen des Naturraumes unterbleiben.<br />

Die gestaltende Kraft des Wassers unmittelbar<br />

erleben zu können, die Kombination von Erlebnis<br />

<strong>und</strong> Prozessverständnis schafft unvergessliche<br />

Eindrücke für die Besucher der Wilden<br />

Wasser.<br />

Die Frage, welcher Faktor am entscheidendsten<br />

für das Gelingen dieses Projekts war, würde ich<br />

so beantworten: ganz vorne stehen die Mitglieder<br />

der Projektgruppe der Gemeinde, ohne deren<br />

Einsatz die Gr<strong>und</strong>besitzer wohl kaum hätten<br />

überzeugt werden können. Neben diesem<br />

Einsatz bleiben der Teamgeist <strong>und</strong> die Begeisterung<br />

bei der Arbeit am Projekt in lebendiger<br />

Erinnerung.<br />

Oliver Rathschüler


Perspektiven für eine neue<br />

Kultur des öffentlichen Raums<br />

Shared Space ist zurzeit zweifellos eines<br />

der meist diskutierten Konzepte,<br />

wenn es um erneuerte Verkehrs- <strong>und</strong><br />

Mobilitätskonzepte, mutige Gestaltungsoptionen<br />

im öffentlichen Raum<br />

<strong>und</strong> vitale Prozesse der gesellschaftlichen<br />

Erneuerung geht. In Österreich<br />

hat sich eine lebendige Szene r<strong>und</strong><br />

um das Thema entwickelt: skeptisch<br />

oder zuversichtlich, aber auch kontrovers<br />

<strong>und</strong> mutig, begeistert <strong>und</strong> äußerst<br />

komplex.<br />

Pilotprojekte <strong>und</strong> Netzwerke,<br />

Ausstellungen <strong>und</strong> Symposien<br />

Sehr aktiv zeigt sich die Auseinandersetzung<br />

r<strong>und</strong> um den Ideenkreis von Shared Space<br />

zurzeit in Graz, wo es neben der Planung von<br />

Pilotprojekten in der Region auch intensive<br />

theoretische <strong>und</strong> wissenschaftliche Auseinandersetzungen<br />

mit dem Thema gibt. Hier werden<br />

die Möglichkeiten des Konzepts als Chance begriffen,<br />

Erneuerungen auf zahlreichen Ebenen<br />

auszulösen. Denn Shared Space hat sich von<br />

seinen Ursprüngen als Verkehrssicherheitskonzept<br />

zu einer komplexen Strategie entwickelt,<br />

die zahlreiche Disziplinen in einem kreativen<br />

Prozess verbindet. Shared Space ist eine Strategie<br />

zur umfassenden Gestaltung des öffentlichen<br />

Raums als Ausdruck, Medium <strong>und</strong> Bühne<br />

des sozialen Lebens. Der öffentliche Raum ist<br />

multifunktional; er wird neu gestaltet <strong>und</strong> belebt,<br />

nicht reguliert <strong>und</strong> zerteilt.<br />

Die Aufenthaltsqualität vor Ort wird zur zentralen<br />

Kategorie. Shared Space ist der von allen<br />

gemeinsam genutzte Raum, der offene Raum<br />

im Herzen der Gesellschaft. Sobald das soziale<br />

Leben vor Ort intensiv in Erscheinung tritt, fügt<br />

sich der Verkehr in das <strong>Spiel</strong> der menschlichen<br />

Beziehungen ein. Die Feindschaft zwischen<br />

unterschiedlichen Nutzungsarten tritt in den<br />

Hintergr<strong>und</strong> zugunsten der Integration möglichst<br />

vieler Aktivitäten. Ziel ist ein Zustand, in<br />

dem der Autofahrer vor Ort spürt, dass er hier<br />

nur zu Gast ist. Damit das freie <strong>Spiel</strong> von Gast<br />

<strong>und</strong> Gastgeber zu wirken beginnt, muss jedoch<br />

vor Ort die Rolle des – fre<strong>und</strong>lichen, selbstbewussten<br />

<strong>und</strong> sichtbaren – Gastgebers besetzt<br />

sein. Nur wo der Straßenraum vom Leben vor<br />

Ort erzählt, entstehen kulturell hochwertige<br />

Straßenmodelle. Damit diese Besetzung glaubwürdig<br />

<strong>und</strong> intensiv wird, sind die möglichst<br />

breit angelegten Partizipationsprozesse von<br />

zentraler Bedeutung, um Shared Space als gesellschaftlichen<br />

Prozess lebendig zu machen,<br />

der eine Bewusstseinsveränderung auslöst <strong>und</strong><br />

nicht mit dem physischen Umbau der Straße<br />

abgeschlossen ist. Dann wächst das Verständnis<br />

dafür, dass die Straße in ihrem Kern nicht<br />

technische Infrastruktur ist, sondern ein soziales<br />

Kunstwerk. Ziel, so der australische Vordenker<br />

David Engwicht zuletzt bei der European<br />

Conference on Mobility Management ECOMM<br />

2010 in Graz, sei die Re-democratization of public<br />

space.<br />

Thomas Pilz<br />

beschäftigt sich als Kulturwissenschaftler<br />

<strong>und</strong> Architekt seit<br />

2007 intensiv mit der Kulturgeschichte<br />

des öffentlichen<br />

Raums sowie neuen Gestaltungsstrategien<br />

im öffentlichen<br />

Raum. Er ist Mitarbeiter<br />

der Forschungsgesellschaft<br />

Mobilität Austrian Mobility<br />

Research (FGM-AMOR).<br />

Top Thema | 21


22 | Top Thema<br />

Maßstab für die Qualität des öffentlichen<br />

Raums wird die mögliche Anzahl an spontanen<br />

Erlebnissen. Die bewusste Modellierung der<br />

Balance unterschiedlicher Nutzungen entsteht<br />

auch aus der selbstbewussten Inszenierung sozial<br />

motivierter, nicht kommerzialisierter Aktivitäten<br />

im Raum. Dass es sich dabei nicht um<br />

eine Mode handelt, sondern um Qualitäten des<br />

Zeitgeistes, hat das Haus der Architektur (HDA<br />

– www.hda-graz.at) in Graz in Zusammenarbeit<br />

mit der Forschungsgesellschaft Mobilität<br />

(FGM – www.fgm.at) in den vergangenen<br />

Monaten mit einer Ausstellung zum Thema<br />

dokumentiert. Dort waren acht Projekte aus<br />

ganz Europa ausgestellt, die die weite Spannweite<br />

unterschiedlicher Lösungen zeigen, die<br />

aus dem neuen Gestaltungsansatz entstanden<br />

sind. Eva Guttmann, neue Direktorin im Haus<br />

der Architektur, freut sich, dass es mit der Ausstellung<br />

<strong>und</strong> den begleitenden Ro<strong>und</strong>-table-<br />

Diskussionen gelungen ist, großes Interesse in<br />

der Öffentlichkeit zu wecken; das Haus selber<br />

sei zu einem shared space geworden, in dem<br />

Verkehrsplaner <strong>und</strong> Architekten, Bürger, Politiker,<br />

Künstler <strong>und</strong> Urbanisten einen Denkraum<br />

gemeinsam teilen konnten.<br />

Eine Exkursion nach Holland<br />

im Herbst 2007<br />

Ausgangspunkt für die Shared Space Begeisterung<br />

in der Steiermark war eine Exkursion zu<br />

wichtigen Projekten in Holland. Vor Ort von der<br />

Wirksamkeit des Konzepts überzeugt, hat die<br />

für Verkehrsagenden zuständige Landesrätin<br />

Kristina Edlinger Ploder politisch die Weichen<br />

gestellt, um die angemessene Übertragung des<br />

Konzepts nach Südösterreich zu unterstützen.<br />

Seither entstehen Pilotprojekte in verschiedenen<br />

kleineren Ortschaften, um vor Ort zeigen zu<br />

können, wie die individuelle Einfügung in den<br />

lokalen kulturellen Kontext funktioniert. Die<br />

Forschungsgesellschaft Mobilität FGM aus Graz<br />

arbeitet mit einem interdisziplinären Team von<br />

Soziologen, Architekten, Verkehrsplanern <strong>und</strong><br />

Psychologen an der behutsamen Entwicklung<br />

der Projekte. Gemeinsam mit den Bürgern vor<br />

Ort wird zunächst ein soziales Leitbild entwickelt,<br />

das dann schrittweise in einen räumlichen<br />

(architektonischen) Entwurf übertragen<br />

wird. Erst dann werden die technischen Gesichtspunkte<br />

der Verkehrsplanung integriert.<br />

Das Pilotprojekt in Gleinstätten (einer kleinen<br />

Marktgemeinde im südsteirischen Weinland)<br />

setzt die Shared Space Prinzipien auf einer<br />

stark belasteten (dtv 6.800) Durchfahrtsstraße<br />

um. Durch die Einbindung wichtiger Nebenräume<br />

(Vorbereiche bei Banken, Schulhöfe<br />

etc.) gelingt es, den verkehrsdominierten Straßenraum<br />

in eine Folge von Plätzen zu verwandeln,<br />

die vom Leben vor Ort erzählen <strong>und</strong> dem<br />

Durchzugsverkehr die Rolle eines Gastes zuweisen.<br />

Wichtig ist der Ausgleich aller Interessen.<br />

Das Leitsystem für Blinde <strong>und</strong> Sehbehinderte,<br />

das gemeinsam mit Interessensvertretern entwickelt<br />

wurde, wird bereits jetzt als hochwertige<br />

Weiterentwicklung von Lösungen in<br />

Holland (Haren) <strong>und</strong> Deutschland (Bohmte) zitiert.<br />

Insgesamt ist Aufbruchstimmung zu verspüren.<br />

Bürgermeister Gottfried Schober, bei<br />

der Schlußpräsentation des Projekts im Herbst<br />

2009: „Für die Marktgemeinde Gleinstätten<br />

bedeutet das Shared Space Projekt eine große<br />

Chance zur Erneuerung <strong>und</strong> Belebung entlang<br />

der Durchzugsstraße. In zahlreichen Gesprächen<br />

kann ich Aufbruchstimmung spüren, die<br />

der intensive Planungsprozess bei vielen meiner<br />

Mitbewohner ausgelöst hat. Es sind Gestaltungsideen<br />

entstanden, die den Ort wieder attraktiver<br />

erscheinen lassen <strong>und</strong> ihn als Lebensraum<br />

aufwerten werden.“


Folgeprojekte in Graz, Velden <strong>und</strong> Vöcklabruck<br />

Auch in Graz wird mittlerweile ein Pilotprojekt<br />

entwickelt. Die Grüne Vizebürgermeisterin Lisa<br />

Rücker, zuständig für Verkehr <strong>und</strong> Umwelt, bekennt<br />

sich zu den Möglichkeiten des Konzepts.<br />

Der Sonnenfelsplatz bietet durch die Nähe zur<br />

Universität <strong>und</strong> die schon jetzt sehr vielfache<br />

Nutzung des öffentlichen Raums gute Voraussetzungen,<br />

um einen (verkehrsdominierten)<br />

Kreisverkehr in einen lebendigen Platz zu verwandeln.<br />

Weitere wichtige Projekte entstehen aber auch<br />

in Oberösterreich. Die Dürnau ist ein Wohngebiet<br />

im Süden von Vöcklabruck. Die zentrale<br />

Straße verbindet – <strong>und</strong> trennt sozial. Der<br />

Shared Space Prozess, an dem große Teile der<br />

lokalen Bürgerschaft teilgenommen haben, hat<br />

gezeigt, dass Shared Space nicht nur ein Mittel<br />

der Integration unterschiedlicher Verkehrsarten<br />

ist, sondern auch als Strategie der sozialen Integration<br />

vor Ort eingesetzt werden kann. Das<br />

neue soziale Leitbild <strong>und</strong> der räumliche Entwurf<br />

fi nden große Zustimmung bei allen Bevölkerungsgruppen.<br />

Es ist jetzt Aufgabe der Politik,<br />

die Mittel für die Realisierung des Projekts bereit<br />

zu stellen.<br />

In Kärnten wird das touristische Thema der<br />

Rollenverteilungen von Gast <strong>und</strong> Gastgeber<br />

als wichtiger Aspekt in der Neuerfassung des<br />

öffentlichen Raums wichtig. Das Pilotprojekt<br />

in Velden am Wörthersee dient der Integration<br />

des Durchzugsverkehrs in das soziale Leben<br />

im touristischen Zentralbereich des Ortes. Die<br />

Shared Space Prinzipien werden von der lokalen<br />

Bevölkerung gut aufgenommen: in einem von<br />

vielen Gemeindebürgern getragenen Partizipationsprozess<br />

hat hier die Forschungsgesellschaft<br />

Mobilität ein räumliches Leitbild entwickelt,<br />

in dem der gesamte öffentliche Raum<br />

als eine zusammenhängende Bühne aufgefasst<br />

wird. Diese Bühne wird je nach Saison unterschiedlich<br />

bespielt. Die Intensität der sozialen<br />

Nutzungen bestimmt jeweils den Charakter des<br />

Raumes <strong>und</strong> weist dem Durchzugsverkehr seine<br />

Rolle zu.<br />

Shared Space – Shared experience –<br />

Shared Knowledge<br />

Neben der Arbeit an den Pilotprojekten bemüht<br />

man sich auch um den möglichst breiten <strong>und</strong><br />

effektiven Austausch von Erfahrungen <strong>und</strong> den<br />

Aufbau von Wissensstrukturen zum Thema. Der<br />

Aufbau eines Netzwerks (www.sharedspace.<br />

at) soll das Instrument bilden, um Erfahrungen<br />

auszutauschen <strong>und</strong> Erkenntnisse zu vertiefen.<br />

Gemeinsam mit verschiedenen Universitäten<br />

werden die Pilotprojekte wie Laborsituationen<br />

betrachtet, um immer besser zu erfassen, wo<br />

die Grenze zwischen allgemein gültigen Wirkungsmechanismen<br />

<strong>und</strong> der jeweils individuell<br />

zu erforschenden lokalen kulturellen <strong>und</strong> sozialen<br />

Situation verläuft. Bei einem Symposium<br />

in Graz (siehe www.verkehr.steiermark.at/<br />

sharedspace) im März wurden die Perspektiven<br />

von Verkehrsplanern mit jenen der Kulturwissenschaftler<br />

gekreuzt. Neben den Begründern<br />

des Konzepts wie Ben Hamilton Baillie (Architekt<br />

aus Bristol) <strong>und</strong> Willem Foorthuis (Nachfolger<br />

des verstorbenen Hans Monderman am<br />

Shared Space Institute in Drachten) traten dort<br />

auch Stadtsoziologen wie Klaus Ronneberger<br />

(Frankfurt) <strong>und</strong> als Kulturwissenschaftler<br />

Wolfgang Pauser (Wien) auf. Neben der aktiven<br />

Einbindung der Perspektiven von Forschern, Interessenvertretern<br />

<strong>und</strong> Planern wurden intensiv<br />

weiterführende Optionen diskutiert, die den<br />

Gr<strong>und</strong>ansatz des Konzepts in neue Handlungsfelder<br />

übertragen: Shared Space als urbanistische<br />

Strategie, um den öffentlichen Raum als<br />

aktive Größe der Stadtentwicklung immer besser<br />

zu etablieren.<br />

Thomas Pilz<br />

Top Thema | 23


Jugendliche<br />

in öffentlichen Räumen<br />

Raim<strong>und</strong> Kemper<br />

hat Raumplanung in Dortm<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> London studiert. Seit 2007<br />

ist er am Institut für Raumentwicklung<br />

der Hochschule für<br />

Technik Rapperswil in Forschung<br />

<strong>und</strong> Lehre tätig.<br />

Schwerpunktmässig befasst<br />

er sich in unterschiedlichen<br />

Projekten mit Fragen zur<br />

Stadterneuerung, nachhaltiger<br />

Regionalentwicklung <strong>und</strong><br />

Partizipation.<br />

24 | Top Thema<br />

Ärgernis oder Missverständnis?<br />

Öffentliche Räume werden von Jugendlichen oft anders interpretiert<br />

<strong>und</strong> angeeignet als von Erwachsenen erwartet <strong>und</strong> von Planenden<br />

vorgesehen. In dem Schweizer Projekt "JugendRaum – Aneignung<br />

öffentlicher Räume durch Jugendliche" wird derzeit ein Wissens-<br />

<strong>und</strong> Instrumentenkoffer für Kommunen erarbeitet.<br />

Welche Kommune hat die Erfahrung nicht gemacht:<br />

Anwohner beschweren sich über Jugendliche<br />

bei nächtlichem Lärm, Mütter klagen<br />

über Scherben auf dem <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>, ältere<br />

Menschen w<strong>und</strong>ern <strong>und</strong> empören sich über<br />

rumhängende Jugendliche, die scheinbar sinnlos<br />

ihre freie Zeit verbringen, oder fühlen sich<br />

angesichts skatender Jugendlicher auf dem<br />

Bahnhofsplatz verunsichert.<br />

Die Raumansprüche <strong>und</strong> Aneignungsformen<br />

Jugendlicher differieren alters- <strong>und</strong> szenespezifi<br />

sch. Sind solche Räume nicht vorhanden,<br />

schon „besetzt“ oder werden sie von anderen<br />

Nutzergruppen, Eigentümern sowie Sicherheitsdiensten<br />

verwiesen, kommt es zu Problemen.<br />

Interessens- <strong>und</strong> Nutzungskonfl ikte, aber auch,<br />

Alkohol- <strong>und</strong> Drogenkonsum, Vandalismus <strong>und</strong><br />

Gewalt prägen verstärkt die Wahrnehmung öffentlicher<br />

Räume durch Medien, Stadtbewohner<br />

<strong>und</strong> –besucher sowie planende Akteure.<br />

Entsprechend steigt der Handlungsdruck in den<br />

Kommunen.<br />

Zudem verursachen die unterschiedlichen<br />

Probleme in öffentlichen Räumen vielerorts<br />

beträchtliche Folgekosten, sei es durch die<br />

Präsenz von Sicherheits- <strong>und</strong> Ordnungsdiensten,<br />

das Aufstellen <strong>und</strong> die Überwachung von<br />

Verbotsregelungen, das Beschwerdemanagement<br />

oder die Beseitigung von Sitzbänken, die<br />

intensiv durch Jugendliche genutzt werden.<br />

Diese administrativen, ordnungspolitischen <strong>und</strong><br />

baulichen Maßnahmen führen nicht selten zu<br />

Problemverlagerungen; ohne die Wahrnehmung<br />

der Bedürfnisse Jugendlicher beginnt der<br />

Kreislauf von vorn.<br />

Die Problemursache liegt unter anderem darin,<br />

dass Jugendliche als eigene Nutzergruppe<br />

vielerorts nicht vorgesehen sind. Jugendliche<br />

brauchen Orte zum selbstbestimmten Aufenthalt,<br />

Orte zum Rückzug sowie Bühnen der<br />

Selbstdarstellung <strong>und</strong> Bewegung. Ihnen fehlt es<br />

daher zum einen an Möglichkeitsräumen, was<br />

nicht nur mit veränderten Ausdrucksformen<br />

der Lebensphase Jugend <strong>und</strong> einer zunehmend<br />

ausdifferenzierten Jugendszene zu tun hat (Jugendliche<br />

sind alters- <strong>und</strong> szenebedingt keine<br />

homogene Gruppe). Auch der moderne Städtebau<br />

mit der Trennung von Funktionen (Wohnen,<br />

Arbeiten, Erholen) sowie die Betreuung bzw. der<br />

Aufenthalt von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen an<br />

eigens dafür geschaffenen Orten (<strong>Spiel</strong>plätze,<br />

Jugendeinrichtungen) hat dazu geführt, dass<br />

der Anspruch, vor jeglicher Störung geschützt<br />

zu sein, gestiegen, <strong>und</strong> die Toleranz gegenüber<br />

Jugendlichen im öffentlichen Raum gesunken<br />

ist.<br />

Das Projekt JugendRaum erprobt neue<br />

Wege<br />

Mit dem Projekt "JugendRaum – Aneignung öffentlicher<br />

Räume durch Jugendliche" wird das<br />

Ziel verfolgt, in Zusammenarbeit von Forschung<br />

<strong>und</strong> Praxis einen Wissens- <strong>und</strong> Instrumentenkoffer<br />

zu entwickeln: Zur Wahrnehmung der<br />

Ansprüche <strong>und</strong> Aneignungsformen Jugendlicher<br />

in öffentlichen Räumen, zur Gestaltung<br />

jugendgerechter Räume <strong>und</strong> zur Entwicklung<br />

von Beteiligungsverfahren, unterstützt durch<br />

das web-basierte Beteiligungsinstrument PP-<br />

GIS (Public Participation Geoinformationssys-


Jugendliche brauchen Orte zum selbstbestimmten Aufenthalt, Orte zum Rückzug sowie Bühnen der Selbstdarstellung <strong>und</strong> Bewegung.<br />

tem). Um die Interpretationen, Bedürfnisse <strong>und</strong><br />

Aneignungsformen Jugendlicher in verschiedenen<br />

Typen öffentlicher Räume (gegliedert nach<br />

Gestalttyp, Öffentlichkeitsgrad, sozialer Kontrolle,<br />

funktionaler Bestimmung, Nutzungstyp,<br />

z.B. Schulhof, Bahnhofsvorplatz, Park etc.) <strong>und</strong><br />

ihre Vorschläge zu Verbesserungen zu ermitteln,<br />

wurden Interviews, Fotodokumentation<br />

etc. mit Jugendlichen durchgeführt. Aber auch<br />

Erwachsene (Anwohner, Geschäftsbetreiber<br />

etc.) wurden befragt, um ihre Wahrnehmung zu<br />

erfahren.<br />

Erste Erkenntnisse aus dem Projekt<br />

Die nachfolgend dargestellten Erkenntnisse<br />

sind das Ergebnis der Auswertung der Befragungen<br />

(1500 Interviews hauptsächlich mit<br />

Jugendlichen) zwischen August <strong>und</strong> Oktober<br />

2009 in ausgewählten öffentlichen Räumen<br />

der genannten Kommunen (ca. 10.000 – 50.000<br />

Ew.). Zwar gibt es kommunal- <strong>und</strong> vor allem<br />

platztypspezifi sche Besonderheiten, die bei der<br />

übergreifenden Betrachtung weggeglättet werden,<br />

dennoch ist die hohe Übereinstimmung<br />

der Ergebnisse für eine nicht repräsentativ angelegte<br />

Befragung erstaunlich.<br />

Wie zufrieden sind die Platznutzer?<br />

Im Allgemeinen sind Jugendliche sowie Erwachsene<br />

zufrieden mit "ihren" Plätzen (siehe<br />

Abb. 2). Bei Erwachsenen herrscht ein großes<br />

Verständnis für die Bedürfnisse der Jugendlichen.<br />

Eltern beispielsweise beklagen sich über<br />

Glas oder Zigarettenstummel auf <strong>Spiel</strong>plätzen,<br />

zeigen aber gleichzeitig Verständnis für Jugendliche,<br />

die sich auf <strong>Spiel</strong>plätzen aufhalten.<br />

Interessens- <strong>und</strong> Nutzungskonfl ikte unter Nutzergruppen,<br />

mit Anwohnern oder Eigentümern<br />

Vandalismus, Littering, Verdrängung<br />

Folgekosten: Sicherheits- <strong>und</strong> Ordnungsdienste,<br />

Verbotsergelungen, Beschwerdemanagement, ...<br />

Problemverlagerungen auf andere Orte<br />

Abb. 1: Problemrahmen<br />

Top Thema | 25


26 | Top Thema<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Nein<br />

26 - 99 jährig <strong>und</strong> mehr<br />

20 - 25 jährig<br />

16 - 19 jährig<br />

12 - 15 jährig<br />

Abb. 2: Eignung des Ortes für Nutzung<br />

(nach Altersklassen)<br />

Teilweise<br />

Wie werden die Plätze genutzt?<br />

Rumhängen, Beobachten <strong>und</strong> soziale Kontakte<br />

sind bei allen Platztypen wichtige aber nicht<br />

immer die häufi gste <strong>und</strong> bedeutendste Nutzungsform<br />

Jugendlicher (Siehe Abb. 3). Dabei<br />

darf natürlich nicht vergessen werden, dass Jugendliche<br />

im Vergleich zu Erwachsenen bedeutend<br />

mehr Zeit im Freien verbringen. Die platzspezifi<br />

schen Nutzungsformen der Jugendlichen<br />

ergeben sich aus den vorhandenen Infrastrukturen<br />

<strong>und</strong> Ausstattungen (z.B. Sportanlagen).<br />

Mit zunehmendem Alter nimmt die Bedeutung<br />

der Nutzungsformen Rumhängen <strong>und</strong> Soziale<br />

Kontakte ab <strong>und</strong> es ist eine Zunahme der Nutzungen<br />

Entspannen, Natur geniessen, <strong>Spiel</strong>en<br />

mit Kindern festzustellen. Das heißt, während<br />

Jugendliche in allen Platztypen „rumhängen“,<br />

ist die Nutzungsart mit zunehmendem Alter<br />

zweckorientierter, wiederum dem vorhandenen<br />

Platzcharakter <strong>und</strong> der Ausstattung entsprechend.<br />

So sind auch für Jugendliche Grünräume<br />

Orte zum Entspannen. Die Umgebung <strong>und</strong><br />

die Aussicht genießen jedoch tendenziell eher<br />

Erwachsene.<br />

Was ist positiv, was negativ?<br />

Befragt nach der Bewertung konnte festgestellt<br />

werden, dass über alle Platztypen überdurchschnittlich<br />

die Atmosphäre sowie die<br />

anzutreffenden Leute positiv bewertet werden<br />

(überdurchschnittlich von Jugendlichen), die<br />

Platzgestaltung, der Pfl egezustand/Sauberkeit<br />

sowie die Atmosphäre hingegen negativ. Bei<br />

funktionsbestimmten Plätzen wie Schularealen<br />

oder Jugend- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>einrichtungen wird<br />

von Jugendlichen die Verregelung kritisiert<br />

(Verbote, Kontollen). Nutzungskonfl ikte be-<br />

Ja


80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Rumhängen,<br />

Beobachten<br />

Entspannen,<br />

Natur geniessen<br />

Soziale Kontakte<br />

<strong><strong>Spiel</strong>platz</strong><br />

Eltern mit Kindern<br />

26 - 99 jährig <strong>und</strong> mehr<br />

20 - 25 jährig<br />

Umgebung<br />

geniessen<br />

Pause<br />

Durchgangszone<br />

Wartezeit<br />

Abb. 3: Aneignungsformen aller Altersklassen über alle Plätze<br />

stehen selten zwischen unterschiedlichen Jugendgruppen;<br />

häufi ger sind Beschwerden von<br />

Anwohnern. Dabei dominiert der Lärmaspekt.<br />

Jugendliche fühlen sich an vielen Plätzen als<br />

Problemgruppe wahrgenommen (Polizei, andere<br />

Raumnutzer, Anwohner).<br />

Welche Ideen <strong>und</strong> Verbesserungsvorschläge<br />

gibt es?<br />

Über alle Platztypen werden Verbesserungen<br />

zur Ausstattung (Sitzgelegenheiten, Sport- <strong>und</strong><br />

<strong>Spiel</strong>geräte), Witterungsschutz, Platzge- <strong>und</strong><br />

ausgestaltung (Grünelemente, Bodenbelag),<br />

Sauberkeit vorgeschlagen. Gerade Jugendliche<br />

wünschen sich Ausstattungen, die ihnen einen<br />

unkomplizierten, ununterbrochenen Aufenthalt<br />

im öffentlichen Raum ermöglichen. Dabei geht<br />

es insbesondere um Witterungsschutz, Trinkgelegenheiten<br />

(Brunnen) <strong>und</strong> sanitäre Anlagen.<br />

Hier spielt auch der fi nanzielle Aspekt eine Rolle,<br />

sind doch die letzten beiden Punkte häufi g<br />

mit Kosten verb<strong>und</strong>en. Es fällt auf, dass seitens<br />

der Befragten, Jugendliche <strong>und</strong> Erwachsene<br />

gleichermaßen, eher kleine Veränderungen gewünscht<br />

sind, die der alltäglichen Nutzung der<br />

öffentlichen Räume dienen. Große Projekte <strong>und</strong><br />

Investitionen, wie häufi g von den Kommunen<br />

befürchtet, sei es ein neues Schwimmbad oder<br />

ein kompletter Skaterpark, spielten keine Rolle.<br />

Besteht ein Interesse an Beteiligung <strong>und</strong><br />

Mitwirkung?<br />

Auf die Frage, ob ein Interesse an einer Beteiligung<br />

<strong>und</strong> Mitwirkung zur Verbesserung „ihrer“<br />

öffentlichen Räume bestünde, antworteten<br />

r<strong>und</strong> 45% der Befragten mit Ja. Angesichts<br />

der Tatsache, dass es nicht um konkrete Pro-<br />

16 - 19 jährig<br />

12 - 15 jährig<br />

Genussmittel<br />

konsumieren<br />

jekte mit großer<br />

anzunehmender<br />

Betroffenheit<br />

ging, ist dieser<br />

Wert als hoch<br />

einzuschätzen<br />

<strong>und</strong> möglicherweise<br />

auf die<br />

große Nähe vieler<br />

Plätze zu den<br />

Wohnungen <strong>und</strong><br />

auf das geweckte<br />

Interesse nach<br />

dem Interview<br />

zurückzuführen.<br />

Aus Befragungen werden Projekte<br />

Damit nicht nur für sondern auch mit Jugendlichen<br />

geplant wird, werden in den Kommunen<br />

mit der Kinder- <strong>und</strong> Jugendförderung Schweiz<br />

(Infoklick) jugendgerechte Beteiligungsverfahren<br />

in Form von Mitwirkungstagen durchgeführt,<br />

das den jugendlichen Interessen, Möglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Besonderheiten (szene- <strong>und</strong> alterstypisch)<br />

gerecht wird. Damit soll der Kreislauf von Problembehebung<br />

– Problemverlagerung durchbrochen,<br />

Verantwortungsbewusstsein <strong>und</strong> Engagement<br />

gestärkt <strong>und</strong> so letztlich organisatorische<br />

(Konfl iktmanagement) <strong>und</strong> investive Kosten<br />

(Beseitigung von Vandalismusschäden) eingespart<br />

werden. Bisher fanden in zwei Kommunen<br />

Mitwirkungstage, an denen auch Vertreter aus<br />

Politik <strong>und</strong> Verwaltung mitwirkten, statt. Dabei<br />

wurden die Ergebnisse der breiten Öffentlichkeit<br />

vorgestellt <strong>und</strong> in Workshops diskutiert sowie<br />

Ideen <strong>und</strong> konkrete Projektvorschläge ausgearbeitet.<br />

In Arbeitsgruppen, die am Mitwirkungs-<br />

Top Thema | 27


Vertreter aus Politik <strong>und</strong> Verwaltung sind bei den Mitwirkungstagen gefragt, um aus den<br />

Ergebnissen der Befragung Projekte zu gestalten.<br />

Links<br />

» www.irap.ch<br />

28 | Top Thema<br />

tag gebildet wurden, konnten die Vorschläge<br />

konkretisiert <strong>und</strong> zu Handlungsempfehlungen<br />

weiterentwickelt werden. Die Projektideen konkretisierten<br />

meist die Ergebnisse der Befragung<br />

<strong>und</strong> reichen von Trinkbrunnen über Klappstuhlverleihe<br />

am Seeufer bis hin zu einer Umbenennung<br />

von Plätzen oder einer stadtweiten Müllvermeidungsstrategie.<br />

Die Ergebnisse wurden<br />

im Rahmen einer Ergebniskonferenz der Öffentlichkeit<br />

präsentiert <strong>und</strong> dem Stadtrat übergeben.<br />

Bei der Umsetzung der Projekte werden<br />

wieder die Bewohner einbezogen.<br />

Resümee<br />

Die Auswahl der Untersuchungsräume erfolgte<br />

häufi g aufgr<strong>und</strong> der Wahrnehmung als "Problemraum"<br />

oder "Brennpunkt", wo mehr Kontrollen<br />

nötig schienen oder der zunehmenden<br />

Vermüllung nachgegangen werden sollte. Die<br />

Befragung ergab, dass Jugendliche sowie Erwachsene<br />

im Allgemeinen zufrieden mit "ihren"<br />

Plätzen sind <strong>und</strong> sie kostenmäßig vergleichsweise<br />

kleine aber für die alltägliche Raumnutzung<br />

wichtige Verbesserungen vorschlagen.<br />

Jugendliche fühlen sich an vielen Plätzen als<br />

Problemgruppe wahrgenommen (durch Polizei,<br />

andere Raumnutzer, Anwohner) <strong>und</strong> mit wenigen<br />

problematischen Jugendlichen in einen<br />

Topf geworfen. Es entsteht der Eindruck, dass<br />

sich wenige (Anwohner, Ladenbesitzer) häufi g<br />

über wenige Jugendliche beschweren, jedoch<br />

viele Jugendliche für die Probleme verantwortlich<br />

gemacht werden. So entsteht eine verzerrte<br />

Wahrnehmung in der Verwaltung (Niemand<br />

hat der Verwaltung seine Zufriedenheit mit den<br />

öffentlichen Räumen k<strong>und</strong>getan). Aus Räumen<br />

zum Entspannen, Rumhängen, <strong>Spiel</strong>en oder<br />

Sport werden Brennpunkte. Die Gefahr besteht<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Nein<br />

26 - 99 jährig <strong>und</strong> mehr<br />

20 - 25 jährig<br />

16 - 19 jährig<br />

12 - 15 jährig<br />

Vielleicht<br />

Abb. 4: Beteiligungsinteresse nach Altersklassen<br />

darin, dass in der Verwaltung ein Handlungsbedarf<br />

an den eigentlichen Bedürfnissen vorbei<br />

entwickelt wird. Massnahmen wie Verweise<br />

oder mehr Sicherheitskontrollen führen eher zu<br />

einer Verlagerung von Problemen, teils weg von<br />

öffentlichen Plätzen hin zu Wohngebieten, wodurch<br />

sich die Konfl ikte verschärfen können.<br />

Als ein organisatorisches Erfolgskriterium hat<br />

sich die breite Abstützung des Projekts durch<br />

eine interdisziplinäre Steuergruppe erwiesen.<br />

So entwickelte sich die notwendige Dynamik<br />

für eine schnelle Konzept- <strong>und</strong> Umsetzungsphase.<br />

Das Projekt blieb ständig in den Köpfen<br />

präsent – „es tut sich was“. Das Interesse an den<br />

öffentlichen Räumen <strong>und</strong> an einer Mitwirkung<br />

ist groß, wenn man die Jugendliche, Anwohner<br />

etc. vor Ort "abholt". Die direkte Betroffenheit<br />

fördert das Engagement, insbesondere bei Aussicht<br />

auf Realisierung von vorgeschlagenen<br />

Ideen. Durch Beteiligung <strong>und</strong> Mitwirkung wird<br />

das Problembewusstsein, aber auch die Identifi<br />

kation mit dem gemeinsam Geschaffenen <strong>und</strong><br />

Gestalteten gestärkt <strong>und</strong> somit die Qualität<br />

der Resultate nachhaltig gesichert. Es konnte<br />

auch durch den Einbezug der Erwachsenen<br />

(Anwohner, Geschäftsbetreiber etc.) ein „Zurechtrücken“<br />

der allgemeinen vorherrschenden<br />

Problemsicht auf Jugendliche in öffentlichen<br />

Räumen erreicht werden. Schließlich ist der politische<br />

Wille ein entscheidender Faktor, damit<br />

das Engagement nicht in einem Wunschzettel<br />

für die Schublade endet.<br />

Ja<br />

Raim<strong>und</strong> Kemper


FREIRÄUME als Gr<strong>und</strong>lage<br />

nachhaltiger Stadtentwicklung<br />

Uni vor Ort in Klagenfurt<br />

Die Uni vor Ort<br />

Für die Lehre <strong>und</strong> Forschung an der Universität<br />

für Bodenkultur Wien (BOKU) ist der Blick<br />

über die Grenzen Programm. Der Praxisbezug<br />

ist zentraler Bestandteil der Ausbildung in<br />

der Studienrichtung ‚Landschaftsplanung <strong>und</strong><br />

Landschaftsarchitektur‘. In Zusammenarbeit<br />

mit der Kärntner Landeshauptstadt Klagenfurt,<br />

Abteilung Stadtgarten unter der Leitung von<br />

Dipl.-Ing. Heinz Blechl, haben 25 Studierende<br />

mit 2 TutorInnen <strong>und</strong> mir als Lehrveranstaltungsleiterin<br />

eine Woche vor Ort an planerischen<br />

Aufgaben, lösbaren <strong>und</strong> unlösbaren, gearbeitet.<br />

Die umfangreichen Ergebnisse dieser<br />

projektorientierten Übung im 4. Semester wurden<br />

im Plenum mit Vertretern der Abteilungen<br />

Stadtgarten <strong>und</strong> Stadtplanung diskutiert.<br />

Studien- <strong>und</strong> Forschungsort war das Gebiet<br />

zwischen Völkermarkter <strong>und</strong> Pischeldorfer<br />

Straße in Klagenfurt-Ost, da hier die Abteilung<br />

Stadtgarten planerische Probleme <strong>und</strong> Handlungsbedarf<br />

erwartet. Dabei handelt es sich um<br />

zwei sehr unterschiedliche Siedlungsgebiete,<br />

die von neun Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen<br />

Themenstellungen untersucht wurden. In<br />

der fünftägigen Projektarbeit vor Ort wurden<br />

die Arbeitsergebnisse des Tages abends vervollständigt,<br />

im Plenum der Studierenden <strong>und</strong> Lehrenden<br />

refl ektiert. In Wien wurde danach ein<br />

umfassender Projektbericht erstellt.<br />

Gute Bau- <strong>und</strong> Freiraumstrukturen aus<br />

schlechten Zeiten<br />

Die Siedlung Haidach/Welzenegg aus den<br />

1950er Jahren überzeugt durch Hausbebauung<br />

auf ehemaligen Selbstversorgerparzellen<br />

<strong>und</strong> bietet Lebensqualität mit Innen- <strong>und</strong> Außenhaus<br />

(I. M. Hülbusch, 1978) für alle. Die zur<br />

Straße orientierten freistehenden Häuser mit<br />

großen Gärten werden aktuell den Lebensphasen<br />

der BewohnerInnen angepasst. Gemeinsam<br />

älter werden <strong>und</strong> gegebenenfalls dichter<br />

mit der nächsten Generation zusammenrücken<br />

wird durch bauliche Nachverdichtung auf der<br />

Parzelle ermöglicht <strong>und</strong> stellt ein sozial <strong>und</strong><br />

städtebaulich nachhaltiges Konzept dar. Die<br />

Studierende der Universität für<br />

Bodenkultur Wien (BOKU) haben<br />

im Rahmen einer projektorientierten<br />

Lehrveranstaltung einen<br />

freiraumplanerischen Beitrag zum<br />

Stadtentwicklungskonzept (SEK)<br />

für Klagenfurt-Ost, Stadtteil<br />

Welzenegg, erarbeitet <strong>und</strong> mit<br />

Vertretern des Gartenamts <strong>und</strong><br />

der Stadtplanung diskutiert. Für<br />

alle Beteiligten war es ein Blick<br />

über die Grenzen der Disziplinen<br />

<strong>und</strong> Institutionen, ein Freiraum<br />

für Erfahrungen <strong>und</strong> ein Dazulernen.<br />

Top Thema | 29


Ausschnitt Realnutzungskartierung: Bau- <strong>und</strong> Freiraumstrukturen (Erhebung 2009); rot: Häuser<br />

auf Selbstversorgerparzellen, blau: Zeilenbau auf großen Gr<strong>und</strong>stücksanlagen mit Abstandsgrün;<br />

Plangr<strong>und</strong>lage: Digitale Katastermappe (DKM)<br />

Gerda Schneider<br />

ist O.Univ.Prof. Dr.Ing.in für<br />

Landschaftsplanung an der<br />

Universität für Bodenkultur<br />

Wien, seit 1994 Institutsleiterin<br />

<strong>und</strong> seit 2006 Leiterin<br />

des Departments für Raum,<br />

Landschaft <strong>und</strong> Infrastruktur.<br />

Als ehemalige Leiterin des<br />

Amtes für Grünanlagen <strong>und</strong><br />

Forsten der Landeshauptstadt<br />

Saarbrücken kennt sie die<br />

Handlungsmöglichkeiten in<br />

der Herstellung hochwertiger<br />

kommunaler Freiräume. Sie ist<br />

Mitbegründerin der Planungsgruppe<br />

‚Landschaft + Stadt‘,<br />

Saarbrücken (1980 - 1992).<br />

30 | Top Thema<br />

vorhandenen Fußwege, Plätze <strong>und</strong> Straßen sind<br />

wichtige Freiräume im Alltagsgebrauch - sie<br />

wurden damals im Bebauungsplan festgelegt<br />

<strong>und</strong> werden von der Abteilung Stadtgarten behutsam<br />

unterhalten <strong>und</strong> erneuert.<br />

In Welzenegg ist das Konzept der vollständigen<br />

Organisation von Freiräumen sehr gut erkennbar<br />

<strong>und</strong> vermittelbar. Das realisierte Gartenstadtkonzept<br />

besteht aus:<br />

privat verfügbaren Freiräumen am Haus - wir<br />

sprechen von der vollständigen Freiraumorganisation<br />

auf der Parzelle,<br />

funktionalen Freiräumen (Kleingartenanlagen)<br />

<strong>und</strong> land- <strong>und</strong> forstwirtschaftlichen<br />

Flächen mit überlagernder <strong>Freizeit</strong>- <strong>und</strong> Erholungsnutzung,<br />

öffentlichen Freiräumen (Parks)<br />

im Stadtquartier <strong>und</strong> Stadtteil.<br />

Diese für den Alltagsgebrauch der Bewohnerinnen<br />

<strong>und</strong> Bewohner vorhandenen guten Praxisbeispiele<br />

<strong>und</strong> damit lokalen Vorbilder sollten<br />

Bewertungsmaßstab für neue Bebauungen sein,<br />

so könnten wir meinen.<br />

Defi zitäre Bau- <strong>und</strong> Freiraumstrukturen<br />

aus reichen Zeiten<br />

Ein neuer Stadtteil mit neuem Zentrum sollte<br />

ab den 1980er Jahren durch Verbauung der<br />

Orsini-Rosenberg Gründe in Welzenegg entstehen.<br />

Es wurde nicht an die qualitätvollen lokalen<br />

Vorbilder des Gartenstadt-Konzeptes angeknüpft,<br />

sondern das städtebauliche Leitbild der<br />

(post)modernen polyzentrischen Stadt gebaut.<br />

„Modern“ in diesem Sinne heißt seit 60 Jahren<br />

„Zeilenbau“ mit Abstandsgrün, <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong><br />

<strong>und</strong> Autoabstellfl ächen. Ein Stadtteilzentrum,<br />

welches im Flächenwidmungsplan ausgewie-<br />

sen ist, konnte seit 30 Jahren in Welzenengg<br />

nicht realisiert werden, Göttin sei Dank! Der<br />

Betonbau mit Geschäften <strong>und</strong> integrierter Fußgängerzone<br />

wäre heute ein Sanierungsfall. In<br />

Konkurrenz zum Konzept des Stadtteilzentrums<br />

mit Binnenversorgung etablierten die Handels-<br />

<strong>und</strong> Gewerbebetriebe an der nördlichen <strong>und</strong><br />

südlichen vierspurigen Ausfallstraße ein städtebauliches<br />

Bandkonzept mit Versorgung an<br />

den Rändern. Die „Amerikanisierung“ des Städtebaus<br />

fokussiert auf den Autoverkehr bei den<br />

postmodernen Gewerbegebieten.<br />

Die (post-)moderne Stadt baut keine öffentlichen<br />

Freiräume mehr. Statt Straßenfreiräumen<br />

werden von Bauträgern straßenähnliche<br />

Privatfahrwege gebaut, statt Parks parkähnliche<br />

Abstandsgrünanlagen. Die Systematik der<br />

Freiräume muss um die Systematik der privaten<br />

Gemeinschaftsgrünfl ächen erweitert werden.<br />

Die „privatisierte“ Ökonomie macht aus den<br />

Freiräumen im besten Falle dekorative Grünfl ächen<br />

mit Defi ziten an öffentlichen Freiräumen.<br />

Eine spätere Realisierung ist nicht oder nur mit<br />

hohem fi nanziellem <strong>und</strong> organisatorischem<br />

Aufwand für die Stadt <strong>und</strong> die BewohnerInnen<br />

möglich. Das ist die Aufgabe, vor der die<br />

Abteilung Stadtgarten in Klagenfurt steht: Das<br />

Verdrängte kehrt als dringender kommunaler<br />

Freiraumbedarf wieder. Es braucht eine primäre,<br />

durchlässige Freiraum-Infrastruktur für die<br />

BewohnerInnen.<br />

Landschafts- <strong>und</strong> Freiraumentwicklungskonzept<br />

als Gr<strong>und</strong>lage des SEK<br />

Stadtentwicklungskonzepte brauchen als<br />

Korrektiv der (post)modernen Leitbilder <strong>und</strong><br />

Werthaltungen einen Fachbeitrag, ein Landschafts-<br />

<strong>und</strong> Freiraumentwicklungskonzept in<br />

Verantwortung der Gartenämter, hier der Abteilung<br />

Stadtgarten Klagenfurt, in Zusammenarbeit<br />

mit der Stadtplanung.<br />

Welzenegg – ein alt gewordener Stadtteil, der<br />

sich verjüngt: Nachverdichten auf Parzellen<br />

heißt fl ächensparend bauen <strong>und</strong> das will gelernt<br />

sein. Die aus ‚Good-Practice Beispielen‘<br />

abgeleiteten Planungsprinzipien <strong>und</strong> die zugehörigen<br />

Freiraumzonierungen sind als Vorbilder<br />

zu vermitteln.<br />

Welzenegg – ein neuer Stadtteil, der älter<br />

wird: Geschoßwohnungsbau mit Abstandsgrün<br />

auf großen Gr<strong>und</strong>stücksanlagen erzeugt nicht<br />

Stadtqualität. Der SEK sollte zum Ziel haben,<br />

die freiraumplanerischen Defi zite abzubauen<br />

<strong>und</strong>, soweit wie möglich, die vollständige Organisation<br />

von Freiräumen unter ökologischen


<strong>und</strong> sozio-ökonomischen Gesichtspunkten <strong>und</strong><br />

die Flächennutzungen darstellen. Dazu sind<br />

netzartige Freiräume mit Fuß- <strong>und</strong> Radwegen,<br />

die westliche Fortführung des Donauschwabenparks<br />

<strong>und</strong> die Schaffung neuer kommunaler<br />

Freiräume im SEK u.a. darzustellen.<br />

Die Lebensqualität in Welzenegg erhalten heißt,<br />

die letzten unverbauten Flächen als Freiräume<br />

zu sichern. Die Meinung der Bewohnerinnen<br />

<strong>und</strong> Bewohner ist gefragt. Ähnlich den erprobten<br />

Partizipationsprinzipien aus Prozessen<br />

der Lokalen Agenda 21 könnten Jung <strong>und</strong> Alt<br />

sowie verschiedene ethnische Gruppierungen<br />

unter den Stichworten Diversity <strong>und</strong> Integratives<br />

Wohnen in Welzenegg miteinander ins Gespräch<br />

kommen – auch ein Blick über die Grenzen<br />

zu gemeinsamen Perspektiven im Stadtteil.<br />

Der planerische Blick über Grenzen<br />

schafft Handlungsfreiräume<br />

Das Entwicklungskonzept „Gartenstadt Klagenfurt“<br />

ist anspruchsvoll, weil es die kritische Refl<br />

exion <strong>und</strong> Einmischung der Freiraumplanung<br />

in Architektur <strong>und</strong> Stadtplanung einschließt:<br />

Nachhaltige, alterungsfähige Bau- <strong>und</strong> Freiraumstrukturen<br />

mit einer Geschossfl ächenzahl<br />

von 1,2 (bisherige Baudichte der neuen Siedlungserweiterung)<br />

sind auch mit Häusern <strong>und</strong><br />

Gärten realisierbar. Hinzu kommen städtische<br />

Freiraum- <strong>und</strong> Versorgungsinfrastruktur. Die<br />

Studierenden haben vor Ort erfahren, dass die<br />

Neuaufstellung programmatischer Pläne, hier<br />

das Stadtentwicklungskonzept, ein Anlass für<br />

die Überprüfung der planerischen Leitbilder<br />

<strong>und</strong> Werthaltungen sein kann <strong>und</strong> von Anbeginn<br />

Freiraumentwicklung differenziert als eigenständige<br />

Fachplanung mitzudenken ist.<br />

Die mit großem Engagement vom Stadtgarten<br />

hergestellten <strong>und</strong> unterhaltenen Freiräume wie<br />

der Welzenegger Park, der Volkspark, der Freiraum<br />

an der Glan, die Freiräume der Straßen,<br />

Fuß- <strong>und</strong> Radwege <strong>und</strong> die dysfunktionalen<br />

Freiräume (Wäldchen) als <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Streifräume<br />

der Kinder, Jugendlichen <strong>und</strong> Erwachsenen<br />

sind Gr<strong>und</strong>lage nachhaltiger Freiraum- <strong>und</strong><br />

damit der Stadtentwicklung. Wünschenswert<br />

wäre es, sie in der beschriebenen interdisziplinären<br />

Vernetzung zu ergänzen <strong>und</strong> weiterzuentwickeln.<br />

Das Projekt hat gezeigt, wie in einer lebendigen,<br />

produktiven Auseinandersetzung zwischen<br />

Praxis <strong>und</strong> Theorie bzw. zwischen Landschafts-<br />

<strong>und</strong> Stadtplanung ein produktives Miteinander<br />

entstehen kann: inter- <strong>und</strong> transdisziplinär.<br />

Gerda Schneider<br />

Studentinnen präsentieren im Stadtgarten Klagenfurt Ergebnisse der fünftägigen Projektarbeit<br />

vor Ort.<br />

Studierende der Landschaftsplanung <strong>und</strong> Landschaftsarchitektur zeichnen die Ergebnisse ihrer<br />

Kartierungen von Bau- <strong>und</strong> Freiraumstrukturen in die Realnutzungskarte ein.<br />

Links<br />

» www.rali.boku.ac.at/ilap.html<br />

» www.boku.ac.at/<br />

Top Thema | 31


Madrid: Salon de Pinos<br />

Sechs Kilometer <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>promenade<br />

32 | Top Thema<br />

Der Bürgermeister von Madrid realisiert derzeit ein<br />

hochambitioniertes städtebauliches Projekt: die Verlegung<br />

der Ringautobahn M-30 in Tunnel um im Innenstadtbereich<br />

mehr grüne Freifl äche zu schaffen. So<br />

entstand als Teilprojekt ein öffentlicher Pinienwald am<br />

Fluss Manzanares, der „Salon de Pinos“ mit 10 <strong>Spiel</strong>plätzen.<br />

Für das innovative <strong>und</strong> harmonische Konzept<br />

dieser grünen <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>promenade erhielt Madrid den<br />

„Golden Swing Award“ der ExpoAlcaldia 2010.<br />

Madrid erstrahlt neuerdings in Grün statt Grau:<br />

Beeindruckende 43 Kilometer Autobahnasphalt<br />

wurden im Rahmen des Projektes unter die<br />

Stadt verlegt. Eine Infrastrukturmaßnahme in<br />

dieser Größenordnung braucht einen sehr guten<br />

Masterplan. Der stammt in diesem Fall von<br />

dem international renommierten Planungsbüro<br />

West8 aus Rotterdam in Zusammenarbeit mit<br />

dem spanischen Büro MRIO. Christian Dobrick,<br />

Projektleiter bei West8, erläutert die Idee des<br />

großen Ganzen: „Der Entwurf basiert auf dem<br />

Konzept „3+30“ – das davon ausgeht in einer<br />

städtebaulichen Entwicklung von 120 Hektar<br />

eine Trilogie von Schwerpunkten zu gestalten,<br />

die eine Gr<strong>und</strong>struktur gewährleisten. Darauf<br />

baut eine Anzahl von Projekten mit verschiedener<br />

untergeordneter Bedeutung auf, die die<br />

Stadtstruktur ergänzen oder reparieren.“<br />

Gestaltungsaufgabe: 120 ha Freiraum<br />

Insgesamt umfasst das Projekt 120 Hektar neu<br />

zu gestaltenden Freiraum. Dieser wurde in drei<br />

große Schwerpunktbereiche eingeteilt: den<br />

40 Hektar großen “Parque de Arganzuela” am<br />

Fluss Manzanares, die Uferpromenade “Salón<br />

de Pinos” <strong>und</strong> die “Avenida de Portugal” als eine<br />

der wichtigsten Einfallstraßen. Daraus folgten<br />

47 Teilprojekte: So wird neben verschiedenen<br />

Plätzen, Boulevards <strong>und</strong> Parkanlagen auch eine<br />

Gruppe von Brücken realisiert, die die Verbindung<br />

der Stadtteile entlang des Flusses verbessern.<br />

Die Realisierungsphase startete im Frühjahr<br />

2007 <strong>und</strong> wird 2011 mit der Gestaltung<br />

des „Parque de Arganzuela“ enden. Im Februar<br />

dieses Jahres wurde der „Salon de Pinos“ fertiggestellt<br />

<strong>und</strong> eröffnet.<br />

Salon de Pinos – 6 km Pinienwald<br />

Durch die unterirdische Verlegung der Autobahn<br />

wurde ein sechs Kilometer langer <strong>und</strong><br />

etwa 20 Meter breiter Uferstreifen in direkter<br />

Nachbarschaft von dichter Bebauung gewonnen.<br />

Da es dort ganz allgemein an öffentlichen<br />

<strong>und</strong> privaten Grünfl ächen <strong>und</strong> im Besonderen<br />

an Bewegungsräumen für Kinder fehlte, ent-


Durch die Verlegung der Autobahn entstand ein 20 bis 25 Meter breiter Grünstreifen am jedem Ufer, der „Salon de Pinos“.<br />

wickelten West8 <strong>und</strong> MRIO die Idee eines Pinienwaldes<br />

mit mehreren <strong>Spiel</strong>plätzen – ganz<br />

im Sinne eines grünen Salons für die Bewohner<br />

der angrenzenden Stadtteile. Der Wald muss<br />

zwar noch weiter in die Höhe wachsen, ist<br />

aber schon gepfl anzt. Dobrick erklärt das Konzept:<br />

„Der „Salon de Pinos“ wurde als linearer<br />

Grünraum gestaltet, welcher entlang des Flusses<br />

Manzanares die bestehenden <strong>und</strong> neu konzipierten<br />

städtischen Freiräume miteinander<br />

verbindet. Fast gänzlich über dem Körper des<br />

Autobahntunnels gelegen wurde die Referenz<br />

zur Flora der Bergwelt am Rande Madrids gewählt.<br />

Die Pinie als resistenter Baum, welcher<br />

es vermag, auf dem kargen Felsen zu überleben,<br />

ist das Leitgehölz <strong>und</strong> wurde mehr als 8.000<br />

Mal gepfl anzt. Eine „Choreografi e“ der Baumpfl<br />

anzung mit einem Repertoire von Schnitt,<br />

Auswahl charakteristisch gewachsener Gehölze,<br />

kombinierte <strong>und</strong> schräge Pfl anzung führt zu<br />

einem natürlichen <strong>und</strong> skulpturalen Charakter,<br />

der den Raum zu einem Botanischen Monument<br />

werden lässt. Eine Vielzahl von Tests, sorgsame<br />

Auswahl der Gehölze <strong>und</strong> Materialien, der<br />

Entwurf einer Baumstütze mit Referenz an die<br />

Stierhörner <strong>und</strong> die technischen Lösungsansätze<br />

des Aufbaus der Substrate auf dem Tunnel<br />

dokumentieren den komplexen Charakter dieser<br />

Parkanlage in der Stadt.“<br />

10 <strong>Spiel</strong>plätze – 10 Themen<br />

Für die bewegungshungrigen Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

des angrenzenden Hochhausviertels sind<br />

die <strong>Spiel</strong>plätze mit ihren zahlreichen <strong>Spiel</strong>geräten<br />

das Wichtigste – <strong>und</strong> letztere kommen aus<br />

Bayern: Über den Pinienwald des Uferbereiches<br />

verteilt gibt es 10 verschiedene <strong>Spiel</strong>plätze, die<br />

jeweils unterschiedliche Schwerpunkte anbieten<br />

z. B. „Kleinkinder-<strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>“, „Geschwindigkeit“,<br />

„Balancieren <strong>und</strong> Relaxen“, „Kletterwald“,<br />

„Integrativer „<strong>Spiel</strong>wald im Pinienwald: Die hellen Robinienstäm-<br />

<strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>“<br />

<strong>und</strong> andeme heben sich von den dunklen Pinien ab <strong>und</strong> defi -<br />

re. Insgesamt nieren ikonenhafte eigene Plätze für Kinder.“<br />

wurden etwa<br />

Christian Dobrick, West8, Rotterdam<br />

70 einzelne<br />

<strong>Spiel</strong>möglichkeiten<br />

aufgebaut, darunter ein Kletterwald,<br />

eine kleine Artistenanlage, unterschiedlichste<br />

Rutschen, Wackelwannen, Wippen, Balanceklötze,<br />

Drehscheiben, Hängematten, Seilspielgeräte<br />

<strong>und</strong> Schaukeln aller Art, sowie generationenübergreifende<br />

<strong>Spiel</strong>e wie Murmeltisch <strong>und</strong><br />

Kurvenbahn - aber auch Akustikgeräte wie ein<br />

Tanzglockenspiel <strong>und</strong> ein Röhrendendrophon.<br />

An der Detailkonzeption der Plätze war der<br />

Hersteller Richter <strong>Spiel</strong>geräte maßgeblich beteiligt.<br />

Alle <strong>Spiel</strong>plätze sind für alle Altersklassen<br />

bis hin zu jung gebliebenen Erwachsenen<br />

konzipiert, darüber hinaus gibt es <strong>Spiel</strong>optionen<br />

für Kleinstkinder <strong>und</strong> Senioren. Durch die unterschiedlichen<br />

Themenschwerpunkte regen die<br />

Plätze zum Wechseln an, so dass sich einzelne<br />

Kinder(gruppen) nicht unbedingt auf einen<br />

Platz fi xieren.<br />

<strong>Spiel</strong>geräte für Behinderte<br />

Einer der <strong>Spiel</strong>plätze liegt in der Nähe einer<br />

Schule <strong>und</strong> ist als integrativer Platz behindertengerecht<br />

umgesetzt: Hier gibt es nicht nur<br />

ein rollstuhlgerechtes Karussell <strong>und</strong> eine ebensolche<br />

Wippe, sondern auch eine Schaukel, die<br />

Kraft von dem einen Benutzer auf den anderen<br />

überträgt. So können sich eingeschränkte <strong>und</strong><br />

ges<strong>und</strong>e Kinder bzw. Betreuer in ihrer Wechselwirkung<br />

erleben. An der Rollstuhlfahrerrutsche<br />

mit Einsitzverlängerung in 50cm Höhe können<br />

Behinderte selbst auf die Rutsche gelangen <strong>und</strong><br />

mittels Haltebügel losrutschen. Ebenso ist am<br />

Rutschenende ein verlängerter Auslauf in 50cm<br />

Links<br />

» www.west8.com<br />

» www.richter-spielgeraete.de<br />

Top Thema | 33


Das grüne Vorzimmer bringt dringend benötigte grüne Freifl ächen in den dicht bebauten Stadtteil.<br />

Die noch jungen kleinen Pinien werden bald einen Schatten spendenden Wald bilden.<br />

34 | Top Thema<br />

Höhe, um das Umsetzen in den Rollstuhl leicht<br />

zu machen. Während der bewegungseingeschränkte<br />

Mensch rutscht, kann ein Helfer den<br />

Rollstuhl über eine Rampe nach unten bringen<br />

zum Auslauf.<br />

<strong>Spiel</strong>wald im Pinienwald<br />

Das Gestaltungskonzept der <strong>Spiel</strong>plätze möchte<br />

den Pinienwald im Sinne eines verzauberten<br />

<strong>Spiel</strong>waldes weiter interpretieren <strong>und</strong> alle<br />

Elemente miteinander verbinden. So wird die<br />

Waldanmutung auf den <strong>Spiel</strong>plätzen in Form<br />

von <strong>Spiel</strong>strukturen aus Robinienstämmen fortgesetzt.<br />

„Die hellen Stämme heben sich von den<br />

dunklen Pinien ab <strong>und</strong> defi nieren ikonenhafte<br />

eigene Plätze für Kinder.“ sagt Dobrick. Eine so<br />

ungewöhnlich schöne Defi nition von <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong><br />

gibt es natürlich nicht einfach von der Stange.<br />

Die Architektin Stefanie Idler, Projektplanerin<br />

bei Richter, erklärt: „Wir haben unser Katalogprogramm<br />

für dieses Projekt modifi ziert, um<br />

die Idee optimal umzusetzen: So bildet die geschälte<br />

Robinie teilweise die Gr<strong>und</strong>struktur von<br />

<strong>Spiel</strong>geräten, die sonst aus anderen Hölzern<br />

gefertigt werden. Auch haben wir die Maße<br />

der Strukturen <strong>und</strong> die Höhe der Stämme angepasst,<br />

um den Eindruck eines verzauberten<br />

<strong>Spiel</strong>waldes zu verstärken.“<br />

In Planung: zwei Großspielplätze im<br />

„Parque de Arganzuela“<br />

Alberto Ruiz Gallardon, Bürgermeister von<br />

Madrid, hat sich für weitere innovative <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>defi<br />

nitionen entschieden: Bis 2011 wird<br />

der „Parque de Arganzuela“ fertig gestellt, mit<br />

40 Hektar das größte Teilprojekt. Das Leitmotiv<br />

Integrativer <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>. Hier: die Rollstuhlfahrerrutsche<br />

mit Ein- <strong>und</strong> Ausstiegsfl ächen <strong>und</strong> Haltebügel.<br />

des Parks ist das Wasser. So liegt der kanalisierte<br />

<strong>und</strong> gedämmte Fluss Manzanares vertieft<br />

in einem architektonischen Bett. Der Park soll<br />

mit den verschiedenen Emotionen <strong>und</strong> Landschaftsbildern<br />

im Kontext des Wassers spielen<br />

<strong>und</strong> somit dieses Element spürbar <strong>und</strong> erlebbar<br />

machen. Geplant sind zwei sehr große<br />

<strong>Spiel</strong>plätze, die das allgemein übliche Format<br />

sprengen: Jeder <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong> wird 750 Quadratmeter<br />

groß sein. Einer wird als Rutschenhügel<br />

mit acht verschiedenen Rutschen ausgeführt,<br />

die auf unterschiedlichen Levels beginnen <strong>und</strong><br />

somit <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>besuchern aller Altersklassen<br />

<strong>und</strong> Mobilitätsgrade <strong>Spiel</strong>möglichkeiten bieten:<br />

Sie können im Wettbewerb nebeneinander rutschen<br />

oder zu zweit auf einer breiten Rutsche,<br />

zudem soll es sich kreuzende Rutschen geben,<br />

eine durch die Erde führende <strong>und</strong> eine Rollstuhlfahrerrutsche.<br />

Als zweiter <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong> ist,<br />

um das Thema Wasser aufzugreifen, eine große<br />

Kletterkombination mit Schwingelementen in<br />

der Anmutung angeschwemmten Treibholzes<br />

geplant - scheinbar chaotisch angeordnet.<br />

„Wir sind sicher, dass diese außergewöhnliche<br />

Größenordnung in Madrid funktioniert“, ist Dobrick<br />

überzeugt. Und dass das Planerteam ein<br />

gutes Gespür für den Bedarf der Madrilenen<br />

hat, zeigt der „Salon de Pinos“. Seit der Eröffnung<br />

im Februar ist der Park hoch frequentiert:<br />

Anwohner aller Altersklassen nutzen ihr neues<br />

grünes Vorzimmer <strong>und</strong> fl anieren, spielen, joggen,<br />

skaten oder halten ein Schwätzchen auf<br />

einer der zahlreiche Parkbänke. Der Salon wird<br />

seinem Namen <strong>und</strong> der dahinter liegenden Idee<br />

mehr als gerecht.<br />

Dagmar Thiemann


Bestellung<br />

Hiermit bestelle ich ein Schnupper-Abo der<br />

FreeLounge (2 Ausgaben zum Preis von 15,00 apple)<br />

Das Abo wird automatisch zum Jahresabo, wenn<br />

es nicht zwei Wochen nach Erhalt der zweiten<br />

Ausgabe schriftlich von mir gekündigt wird. Ich<br />

erhalte danach ein Jahresabonnement der Free-<br />

Lounge (vier Ausgaben) zum Preis von 30,00 apple.<br />

Stadt/Gemeinde/Unternehmen<br />

Straße <strong>und</strong> Hausnr.<br />

PLZ/Ort<br />

Telefon Telefax<br />

E-Mail<br />

Internet<br />

Datum/Firmenstempel/Unterschrift<br />

freizeit&spiel Verlagsgesellschaft mbH<br />

Gewerbegebiet Larsheck · 56271 Kleinmaischeid<br />

Tel. 02689 9591-37 · Fax 02689 9591-38<br />

info@free-lounge.de · www.free-lounge.de<br />

����������<br />

Fachmagazin für kommunale Frei-Räume<br />

Lesen, was andere machen !<br />

Jetzt FreeLounge abonnieren<br />

<strong>und</strong> Prämie sichern !<br />

Schnupper-Abo<br />

Einfach mal testen! Sie erhalten die nächsten zwei Ausgaben<br />

der FreeLounge zum Sonderpreis von 15 Euro (inkl. Versand).<br />

FreeLounge informiert Sie sachk<strong>und</strong>ig <strong>und</strong> mit einem hohen<br />

redaktionellen Anspruch über zahlreiche Themen der Freiraumgestaltung:<br />

��Best-Practice-Beispiele<br />

in der Gestaltung urbaner Lebens-,<br />

<strong>Freizeit</strong>- <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>räume<br />

��aktuelle<br />

Top-Themen wie Bildung, demographisher Wandel,<br />

Stärkung der Innenstädte, soziale <strong>und</strong> familiengerechte<br />

Stadtgestaltung, Finanzierung, etc.<br />

��kommunale<br />

Aufgaben im Bereich Kinder, Jugendliche,<br />

Familien <strong>und</strong> Senioren<br />

��Kunst<br />

<strong>und</strong> Kultur in öffentlichen Raum<br />

��Soziale<br />

<strong>und</strong> gesellschaftliche Aspekte im Zusammenhang der<br />

Freiraumgestaltung<br />

Abonnieren Sie noch heute die FreeLounge <strong>und</strong> informieren Sie<br />

sich über die Zielsetzungen <strong>und</strong> Lösungsansätze anderer Städte<br />

<strong>und</strong> Gemeinden.<br />

Bitte schicken Sie mir folgende<br />

Schnupper-Abo-Prämie!<br />

En passant – Reisen durch urbane Räume:<br />

Perspektiven einer anderen Art der Stadtwahrnehmung<br />

Memory - 32 mal Berlin<br />

Mit diesem Memoryspiel extra für Erwachsene können Sie<br />

ihr Gedächtnis wieder in Schwung bringen!<br />

Top Thema | 35


<strong>Spiel</strong>plätze in Europa<br />

36 | Top Thema<br />

Wir haben Planer <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>gerätehersteller<br />

nach Trends in<br />

verschiedenen Ländern befragt.<br />

Ganz subjektiv ist die Wahl der<br />

Länder <strong>und</strong> der Ansprechpartner<br />

– lebendig das Panorama, das<br />

sich daraus ergibt.<br />

Ralph Käfer, Verkaufsleiter Proludic, Deutschland<br />

FreeLounge: <strong>Spiel</strong>plätze sehen nicht überall verschieden aus, aber<br />

es gibt schon Unterschiede <strong>und</strong> Trends in Europa, oder?<br />

Ralph Käfer: Auf jeden Fall. Nehmen wir zum Beispiel England.<br />

Aus Kostengründen werden dort mehr <strong>und</strong> mehr kleine <strong>Spiel</strong>plätze<br />

in den Kommunen rückgebaut <strong>und</strong> durch größere Anlagen für unterschiedliche<br />

Altersgruppen ersetzt. Die Kontrollen <strong>und</strong> die Wartung<br />

sind preiswerter, wenn weniger <strong>Spiel</strong>plätzen betreut werden<br />

müssen. Der Nachteil sind die weiteren Wege; die Ausstattung ist<br />

jedoch in der Regel sehr gut. Das liegt auch daran, dass seit ein<br />

paar Jahren ein fester Prozentsatz der Einnahmen aus der Staatslotterie<br />

für <strong>Spiel</strong>plätze investiert wird. Das zeigt Wirkung. Bei der<br />

Gestaltung fällt auf, dass viel mit großen farbigen Fallschutzfl ächen<br />

gearbeitet wird. Im benachbarten Irland <strong>und</strong> Schottland wird<br />

dagegen mehr Wert auf eine naturnahe Gestaltung gelegt.<br />

FreeLounge: Gibt es Entwicklungen, die Sie sich auch für Deutschland<br />

wünschen würden?<br />

Ralph Käfer: Mir gefällt, dass in den Niederlanden sehr viele Minispielfelder<br />

mitten in Wohngebieten eingerichtet werden, ohne<br />

dass es offenbar zu Schwierigkeiten mit den Anwohnern kommt.<br />

Diese Toleranz gibt es in Deutschland leider nicht.<br />

FreeLounge: Welche Unterschiede fi nden Sie noch charakteristisch?<br />

Ralph Käfer: In Frankreich gibt es schon seit längerem ein großes<br />

Interesse an Themenspielplätzen. Diese großen Themenparks<br />

werden von Kindern <strong>und</strong> Erwachsenen gleichermaßen gerne <strong>und</strong><br />

häufi g genutzt. Der Hersteller wird sehr früh in die Planung mit<br />

eingeb<strong>und</strong>en.


Carmela Bogman,<br />

Kunst <strong>und</strong> Gestaltung im<br />

öffentlichen Raum, Niederlande<br />

Wenn Kinder draußen spielen, ist die Natur<br />

immer der Ausgangspunkt. Rennen, Verstecken,<br />

Bauen <strong>und</strong> Klettern sind Elemente, die<br />

bei Kindern die Fantasie anregen. Ein toller<br />

Kletterbaum, hohes Gras zum Verstecken <strong>und</strong><br />

kurzes Gras auf dem Fußballplatz - wenn es<br />

diese Bausteine gibt, braucht man nur noch<br />

wenige Dinge, um einen der besten <strong>Spiel</strong>plätze<br />

zu bauen. Kinder sehen Möglichkeiten – Eltern<br />

die Gefahr. Sie vergessen oft, was sie selbst als<br />

Kinder gerne getan haben. Absolute Sicherheit<br />

ist absolut langweilig.<br />

In den Niederlanden wird immer mehr Wert<br />

darauf gelegt, dass Kinder frei spielen <strong>und</strong> sich<br />

selbst <strong>und</strong> ihre Fähigkeit dabei entdecken. Die<br />

Zeiten sind vorbei, als <strong>Spiel</strong>plätze mit Geräten<br />

ausgestattet wurden, die ganz eindimensional<br />

zu einer Bewegung oder einem Verhalten<br />

ermunterten. Es geht heute darum, die Fantasie<br />

der Kinder anzuregen. Ich würde mir noch<br />

mehr naturnahe <strong>Spiel</strong>plätze in den Städten<br />

wünschen. Das hat zwei Vorteile: Es gibt nicht<br />

nur abenteuerliche, schöne <strong>Spiel</strong>plätze, sondern<br />

auch mehr grüne Inseln in der Stadt. Doppelter<br />

Nutzen.<br />

Bruno Dúran,<br />

<strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>ausstatter, Spanien<br />

Kinder in Spanien lieben es, wenn es auf<br />

den <strong>Spiel</strong>plätzen etwas zu entdecken gibt.<br />

Zum Beispiel wenn die Geräte als Häuser<br />

oder Burgen gestaltet sind. Auch Schaukeln<br />

<strong>und</strong> Federobjekte fi nden großen Anklang.<br />

Eltern erwarten Sicherheit <strong>und</strong><br />

saubere <strong>Spiel</strong>plätze. Es ist gar nicht lange<br />

her, dass man in Spanien noch <strong>Spiel</strong>plätze<br />

gesehen hat, auf denen die Geräte vom<br />

Schmied hergestellt worden waren. Es hat<br />

sich seitdem viel verändert sowohl was das<br />

Design als auch was die Sicherheit anbelangt.<br />

Der Trend geht in Spanien zu <strong>Spiel</strong>geräten,<br />

die eine hohe Qualität bieten <strong>und</strong><br />

wartungsarm sind.<br />

In der Gemeinde Heerhugoward nördlich von Amsterdam hat Carmela Bogman gemeinsam mit<br />

Kindern eine abenteuerlichen <strong>Spiel</strong>raum mit viel Platz zum Bewegen, einem Bambusdschungel<br />

<strong>und</strong> <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>elementen geplant.<br />

Johann Helgi Hlodversson, <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>ausstatter, Island<br />

Schaukeln <strong>und</strong> Plätze für Ballspiele sind in Island sehr populär. Die Kinder bewegen<br />

sich auch gerne auf Trampolinen <strong>und</strong> Karussells. Sehr gut kommen zudem <strong>Spiel</strong>geräte<br />

an, die viele Möglichkeiten verbinden, zum Beispiel mit Rutschen <strong>und</strong> Kletterwänden,<br />

oder durch Themen wie Schiffe die Kinder zu Rollenspielen anregen. Trotz<br />

allem glaube ich, dass in Island die gute alte Schaukel nach wie vor ganz oben auf<br />

der Liste steht. Für Eltern müssen <strong>Spiel</strong>plätze vor allem sicher sein <strong>und</strong> möglichst<br />

wenig Betreuung der Kinder fordern. Sicherheit ist ein aktuelles Thema in Island, da<br />

im Mai ein vierjähriges Kind bei einem <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>unfall in einer Wohnsiedlung ums<br />

Leben gekommen ist. Das Seil der Schaukel, die für den Gebrauch für Privatgärten<br />

bestimmt war, hatte sich um den Hals des Jungen gelegt.<br />

In den letzten Jahren hat sich das Angebot der <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>ausstattung enorm verbessert.<br />

Die Geräte bieten mehr High-Tech <strong>und</strong> sind komplexer geworden. Durch die<br />

Auswahl von Materialien wie Stahl, Aluminium <strong>und</strong> Gummi sind die <strong>Spiel</strong>objekte<br />

heute langlebiger <strong>und</strong> wartungsärmer. Das wirkt sich auch auf ihre Sicherheit aus.<br />

Eine echte Marktinnovation ist die Integration von Computertechnologie in <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>geräte.<br />

Mit der Entwicklung der letzten Jahre bin ich sehr zufrieden. Der starke<br />

Wettbewerb unter den Herstellern wird auch weiterhin für Verbesserungen in Design<br />

<strong>und</strong> Qualität sorgen.<br />

Top Thema | 37


38 | Report


Landesgartenschauen<br />

Katalysatoren für die Stadtentwicklung<br />

Landesgartenschauen sind immer noch Höhepunkte gärtnerischer <strong>und</strong><br />

landschaftsgestalterischer Projekte. Immer mehr Städte nutzen sie aber<br />

auch als nachhaltige Investitionen in die Infrastruktur. Bestehende Parkanlagen<br />

erhalten neuen Glanz. Brachfl ächen werden zu neuen Parks<br />

oder attraktiven urbanen Wohngebieten. Vielfältige <strong>Spiel</strong>plätze bereichern<br />

kindliche Betätigungsfelder. Die innerstädtische Aufenthalts- <strong>und</strong><br />

Wohnqualität wird dauerhaft verbessert. FreeLounge hat einen Blick auf<br />

die sechs Landesgartenschauen 2010 geworfen.<br />

Aschersleben<br />

Die Landesgartenschau Aschersleben fi ndet auf<br />

fünf mit einander vernetzten Teilfl ächen im<br />

Stadtzentrum statt: Herrenbreite, Bestehornpark,<br />

Stadtpark, Eine-Terrassen <strong>und</strong> Olearius-<br />

R<strong>und</strong>weg. Der Universalgelehrte <strong>und</strong> berühmte<br />

Sohn der Stadt Adam Olearius (1599-1671) inspirierte<br />

mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten<br />

die Landschaftsarchitekten, die große weite<br />

Welt nach Aschersleben zu holen. Mit gestalterischen<br />

Elementen wie zum Beispiel Pfl anzungen<br />

nach Tierkreiszeichen, kuriose <strong>Spiel</strong>skulpturen<br />

oder künstlerischen Installationen wird<br />

seinem Wirken eine Reminiszenz erwiesen.<br />

Die historische Fläche der Herrenbreite behält<br />

ihr ursprüngliches Gr<strong>und</strong>gerüst. Moderne Wasserspiele,<br />

Pfl anzenfelder <strong>und</strong> Kunstobjekte bereichern<br />

harmonisch die Anmutung des Parks.<br />

„Erleben“ werden die Besucher <strong>Spiel</strong>landschaften,<br />

Flächen der Ruhe, Themengärten <strong>und</strong> nicht<br />

zuletzt kulturelle Ereignisse. Der Bestehornpark<br />

ist ein wichtiger Verbindungspunkt zwischen<br />

den Gebieten Herrenbreite <strong>und</strong> Stadtpark. Unter<br />

dem Motto „Erlernen“ fi ndet hier das „Grüne<br />

Klassenzimmer“ seinen Platz. Unter der Überschrift<br />

,,Erinnern“ werden im Stadtpark die<br />

historischen Wegebeziehungen sowie der Rosengarten<br />

(Rosarium) wiederhergestellt. Die Errichtung<br />

einer Pfl anzenbibliothek (Phytothek),<br />

<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Kunstkammern stehen in diesem<br />

Park im Mittelpunkt. Die Eine-Terrassen dienen<br />

der Erholung. Eine vom Stadtpark aus begehba-<br />

re Oase am Flusslauf mit bequemen Sitz- <strong>und</strong><br />

Liegemöbeln, Freifl ächen <strong>und</strong> großzügiger Bepfl<br />

anzung lädt zum Entspannen ein. An den<br />

Eine-Terrassen beginnt der Olearius-R<strong>und</strong>weg,<br />

der über den Promenadenring in die Altstadt<br />

führt.<br />

Bad Essen<br />

Bad Essen blüht auf: Die Gemeinde steht ganz<br />

im Zeichen der neuen niedersächsischen Landesgartenschau.<br />

Ein Ort, wie gemacht für ein<br />

sommerlanges Fest von Gartenkunst <strong>und</strong> –Kultur,<br />

mitten im schönen Osnabrücker Land, im<br />

Naturpark TerraVita <strong>und</strong> in der Varus-Region<br />

gelegen. Bad Essen schmiegt sich im Süden an<br />

die Höhen des Wiehengebirges <strong>und</strong> öffnet sich<br />

zur fl achen Tiefebene im Norden. Dazu malerische<br />

Fachwerkhäuser im historischen Ortskern,<br />

mit einem Kirchplatz, der als einer der<br />

schönsten Norddeutschlands gilt. Nicht zuletzt<br />

punktet Bad Essen mit Schloss Ippenburg <strong>und</strong><br />

den Ippenburger Gärten, einem Gartenparadies<br />

für Kenner <strong>und</strong> Genießer – all dies fügt sich zu<br />

einer attraktiven Kulisse für die Gartenschau<br />

2010.<br />

Jetzt ist Bad Essen ein Blütenmeer: Kur- <strong>und</strong><br />

Parkanlagen wurden behutsam modernisiert.<br />

Der neue Solepark, der daraus entstand, zeigt<br />

attraktive Ausstellungbeiträge, wie beispielsweise<br />

jenen der Friedhofsgärtner oder die Himmelsterrasse<br />

der Kirchen, <strong>Spiel</strong>bereiche <strong>und</strong> vor<br />

allem eine architektonisch spektakuläre „Sole-<br />

Report | 39


Neues Gradierwerk SoleArena, Landesgartenschau Bad Essen<br />

Goldsucher auf dem Abenteuerspielplatz „Zwergengold“, Landesgartenschau Hemer<br />

Stadtpark mit Blick auf das Gärtnerhaus des Kirchengartens, Landesgartenschau Aschersleben<br />

40 | Report<br />

Arena“. Unkonventionelle Blumenschauen im<br />

ehemaligen Hallenbad bieten Anregungen zur<br />

Dekoration von Haus <strong>und</strong> Garten <strong>und</strong> werden<br />

zum unvergesslichen Blütenfest. Auch durch<br />

das große Engagement der „grünen Branche“<br />

konnten über 100 Themengärten <strong>und</strong> Ausstellungsbeiträge,<br />

davon mehr als 60 in den<br />

Heckenkabinetten von Schloss Ippenburg, realisiert<br />

werden. Besonders sehenswert ist der<br />

neue Küchengarten in den historischen Mauern<br />

des Schlossküchengartens. Attraktive Fuß- <strong>und</strong><br />

Radwege schaffen neue Verbindungen zwischen<br />

Bad Essen, dem Ortsteil Lockhausen <strong>und</strong><br />

dem Blumenparadies Schloss Ippenburg, Unterschiedliche<br />

Veranstaltungen versprechen Spaß,<br />

<strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> Spannung.<br />

Die Gartenschau hat die Gemeinde schon jetzt<br />

über die Grenzen Niedersachsens hinaus bekannt<br />

gemacht. Das landesweite Marceting setzt<br />

wichtige Impulse für die Tourismusentwicklung<br />

in Bad Essen <strong>und</strong> im Landkreis Osnabrück mit<br />

b<strong>und</strong>esweiter Ausstrahlung. Die Investitionen<br />

in den Bau „grüner Infrastruktur“ sind nicht<br />

nur ein kurzfristiges regionales Konjunkturprogramm,<br />

sondern auch strukturpolitische <strong>und</strong><br />

regionalwirtschaftliche Standortentwicklung<br />

– das betrifft neben dem Tourismus vor allem<br />

den Bereich der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft <strong>und</strong> des<br />

Einzelhandels.<br />

Bad Nauheim<br />

Die Landesgartenschau 2010 trägt dazu bei,<br />

dass die Ges<strong>und</strong>heitsstadt Bad Nauheim mit<br />

ihrem schönen von Jugendstil geprägten Flair<br />

um einige (er)lebenswerte Attraktionen reicher<br />

wird. Mit dem Kurpark, bereits Mitte des 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts von Heinrich Siesmayer geplant,<br />

<strong>und</strong> dem neu gestalteten Goldsteinpark verfügt<br />

die Stadt Bad Nauheim über geradezu ideale<br />

Flächen für Hessens größtes Sommerfestival<br />

mit r<strong>und</strong> 1.500 Veranstaltungen. Die Jugendstilanlagen<br />

von Weltruhm, die wiedergeschaffenen<br />

Blickachsen <strong>und</strong> die alten Gradierbauwerke<br />

bilden die einmalige städtische Kulisse aus<br />

Natur <strong>und</strong> Technik, Tradition <strong>und</strong> Moderne. Die<br />

Parklandschaft präsentiert sich im Jahr 2010<br />

mit schönem Baumbestand, prachtvollen Sträuchern,<br />

sanften Wiesenfl ächen <strong>und</strong> prachtvollen<br />

Blumenbeeten. Als Oase der Ruhe <strong>und</strong> Entspannung<br />

für die Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger von Bad<br />

Nauheim sowie die Besucher aus Nah <strong>und</strong> Fern<br />

wird der Kurpark auch künftig das Herzstück<br />

der Stadt sein.


Bachgärten am Hammerbach, Landesgartenschau Rosenheim<br />

Das ehemalige Goldsteinwäldchen ist zu einem<br />

attraktiven Bürgerpark mit verschiedenen Aufenthalts-<br />

<strong>und</strong> aktiven Erlebnisbereichen umgestaltet.<br />

Hier wurde eine Parkanlage geschaffen,<br />

die durch dichte Wald- <strong>und</strong> offene Wiesenfl ächen<br />

charakterisiert wird <strong>und</strong> der aktiven Erholung<br />

dient.<br />

Die Rahmenprojekte „Gestaltung der Vorgärten<br />

in der Bahnhofsallee zur Aufwertung der Wegeverbindung<br />

vom Bahnhof zur Innenstadt“,<br />

„die Neugestaltung des Platzes an der Alten<br />

Wäscherei als Verbindungsfl äche zwischen<br />

Goldsteinpark <strong>und</strong> Innenstadt“ sowie der „Alice<br />

Garten als schmucker Übergang zwischen<br />

Parkstraße <strong>und</strong> Kurpark“ fungieren als wichtige<br />

Bindeglieder zwischen den Parkanlagen <strong>und</strong><br />

den umliegenden Stadtquartieren<br />

Hemer<br />

Die Stadt Hemer hat die Landesgartenschau<br />

dazu genutzt, eine ehemalige Kaserne zu einer<br />

attraktiven Anlage zu machen. Im Erlebnisdreiklang<br />

von Körper Geist <strong>und</strong> Seele steht das Forum<br />

r<strong>und</strong> um die historischen Kasernengebäude<br />

für Information <strong>und</strong> Begegnung, für Kultur<br />

<strong>und</strong> Unterhaltung. Auf den Stadtterrassen, dem<br />

Ausstellungsgelände der Landesgartenschau,<br />

haben Garten- <strong>und</strong> Landschaftsbauer zwölf<br />

Musterhaus-Gärten gestaltet. Direkt hinter den<br />

Themengärten ist auf einem 1.000 Quadratmeter<br />

großen Wasserspielplatz matschen, tollen<br />

<strong>und</strong> toben ist angesagt. Auf der zentralen<br />

Achse vom Eingang über den Himmelsspiegel<br />

zur Himmelstreppe <strong>und</strong> hinauf zum Jubergturm<br />

schwingt sich das Gelände in die Höhe.<br />

In den Gärten der Bewegung können Fitness-<br />

Jünger auch jenseits der 50 etwas für ihren<br />

Körper tun. Der Felsenpark ist als Arena für<br />

Bewegung <strong>und</strong> Aktivität, <strong>Spiel</strong> <strong>und</strong> körperliche<br />

Wahrnehmung gestaltet. Das Erlebnisparadies<br />

bietet Klettergeräte <strong>und</strong> Trampoline, einen gro-<br />

0en Skatepark, der auch für BMX-Fahrer geeignet<br />

ist Hier fi ndet sich auch der Waldspielplatz<br />

Zwergengold. Im „Park der Sinne“ können die<br />

Besucherinnen <strong>und</strong> Besucher nicht nur im bereits<br />

angelegten Hans-Prinzhorn-Irrgarten ihre<br />

eigene Mitte fi nden: Eingebettet in eine Wildblumenwiese<br />

laden in dem etwa 17.000 Quadratmeter<br />

großen Park neun Heckenkabinette,<br />

die alle Sinne bezaubern, zu einer Entdeckungsreise<br />

ein.<br />

Die bizarre Felslandschaft des Felsenmeeres<br />

zwischen den Hemeraner Stadtteilen S<strong>und</strong>wig<br />

<strong>und</strong> Deilinghofen hat eine Aussichtsplattform,<br />

eine Brücke <strong>und</strong> einen Steg erhalten. Um den<br />

Besuchern neue Perspektiven zu bieten. So kann<br />

das einzigartige Felsenmeer seine touristische<br />

Strahlkraft wieder nachhaltig entfalten.<br />

Rosenheim<br />

Mit der Landesgartenschau 2010 ergreift die<br />

Stadt Rosenheim eine historische Chance: Nur<br />

wenige h<strong>und</strong>ert Meter von der Altstadt entfernt,<br />

mündet die Mangfall in den Inn. Da sich<br />

Rosenheim aufgr<strong>und</strong> der Hochwassergefahr in<br />

der Vergangenheit immer weiter von den Flüssen<br />

wegentwickelt hat, wurde das Potenzial<br />

dieser Flusslandschaft bisher kaum genutzt. Das<br />

hat sich nun geändert.<br />

Report | 41


Kinder an der Neckarquelle Impression aus dem Gartenkabinett, Landesgartenschau Villingen-Schwenningen<br />

Links<br />

» www.landesgartenschau-<br />

aschersleben.de<br />

» www.landesgartenschaubad-nauheim.de<br />

» www.landesgartenschauhemer.de<br />

» www.rosenheim2010.de<br />

» www.lgs-vs2010.de<br />

42 | Report<br />

Der Mangfallpark, der sich auf eine Strecke von<br />

ca. 1,5 km zwischen Krankenhaus <strong>und</strong> Rathausstraße<br />

erstreckt ist ein <strong>Freizeit</strong>park geworden.<br />

Hauptelemente bilden acht Brücken über die<br />

Mangfall <strong>und</strong> den Hammerbach, welche durch<br />

Stege miteinander verb<strong>und</strong>en sind. Die Rosenheimer<br />

erobern so die Flussufer zurück, können<br />

die Uferseiten der Mangfall besser als bisher<br />

wechseln <strong>und</strong> vor allem den Innspitz leichter<br />

erreichen. Der Innbalkon mit Aussichtsplattform<br />

<strong>und</strong> die Innterrassen bieten Parklandschaften<br />

zum <strong>Spiel</strong>en <strong>und</strong> Spazieren <strong>und</strong> eine<br />

Kinderkajakstrecke am Hammerbach.<br />

Die Gartenschau ist ein großer Motor für die<br />

Rosenheimer Stadtentwicklung. Denn Rosenheim<br />

gewinnt nicht nur neue Orte der Begegnung<br />

<strong>und</strong> Erholung, sondern auch neue Wohnfl<br />

ächen. Denn stilvolles stadtnahes Wohnen in<br />

grüner Umgebung wird hier nahe am Wasser<br />

nach der Gartenschau entstehen.<br />

Durch die Gartenschau wurde die geplante<br />

Hochwasserfreilegung des Stadtgebietes Rosenheim<br />

vorgezogen, so dass bereits 2010 der<br />

Hochwasserschutz für die Bürger gewährleistet<br />

ist. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt<br />

führte zu einem auch landschaftsarchitektonisch<br />

ansprechenden Ergebnis.<br />

Villingen-Schwenningen<br />

Villingen-Schwenningen setzt auf bleibende<br />

Werte bei der städtischen Weiterentwicklung.<br />

Wohn- <strong>und</strong> Lebensqualität werden nachhaltig<br />

verbessert. Neue Parklandschaften, Orte der<br />

Begegnung <strong>und</strong> der Erholung mit <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong><br />

Ruhezonen sind entstanden.<br />

Im Stadtbezirk Villingen wurden drei Projekte<br />

realisiert: Das Brigachufer zwischen dem Bickentor<br />

<strong>und</strong> dem Alten Tonhallen Gelände ist<br />

in ein Naherholungsgebiet umgestaltet. Die<br />

historische Ringanlage entlang der Stadtmauer<br />

wurde saniert <strong>und</strong> der Rosengarten auf dem<br />

Hubenloch neu gestaltet.<br />

Im Stadtbezirk Schwenningen veränderte sich<br />

die sanierungsbedürftige Industriebrache des<br />

Bahnhofsareals in eine großzügige Parkanlage,<br />

den Neckarpark. Das Gelände erstreckt sich<br />

über den Stadtpark Möglingshöhe mit der Neckarquelle<br />

bis zum Landschaftspark Bauchenberg.<br />

Die durchgehende Grünanlage verbindet<br />

die Innenstadt mit dem Schwenninger Moos.<br />

Neben dem Neckarpark mit seinen Gärtnerischen<br />

Höhepunkten gibt es zahlreiche Attraktionen:<br />

beispielsweise den freigelegten Neckar<br />

mit der historischen Neckarquelle, den Park an<br />

der Möglingshöhe, Blumenschauen, das größte<br />

mobile Aquarium Europas mit Neckarfi schen <strong>und</strong><br />

auch einen Kirchenpavillon. Auch für <strong>Spiel</strong> <strong>und</strong><br />

Bewegung ist reichlich Platz – auf der <strong>Spiel</strong>insel,<br />

der Sparkassen-<strong>Spiel</strong>arena <strong>und</strong> der großen<br />

Kletterschlucht von KUKUK GmbH Kunst- <strong>und</strong><br />

Kulturkonzeption. Hier vereinen sich <strong>Spiel</strong>raum,<br />

Bewegungsraum, Erfahrungsraum, Kunstraum<br />

<strong>und</strong> Naturraum. Selbstverständlich ist auch in<br />

Villingen-Schwenningen das Grüne Klassenzimmer<br />

dabei. Und ein abwechslungsreicher<br />

Veranstaltungskalender lockt die Besucher.<br />

Ludwig Keißner


Gezielte Farbexplosion<br />

Der selbstgebaute Prototyp des Facadeprinters<br />

hat den Charme einer Erfi ndung aus der<br />

Q-Abteilung eines frühen James-Bond-Films.<br />

Mit regelmäßigem „PFFFFFT“ jagen die Farbkugeln<br />

elektronisch gesteuert aus dem Lauf<br />

eines Paintball-Gewehrs. Der Facadeprinter<br />

beruht auf einer Idee, die Martin Fussenegger<br />

<strong>und</strong> Michael Sebastian Haas als Studenten der<br />

Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe bei der<br />

Konzeption experimenteller Maschinen hatten.<br />

Von der Technik <strong>und</strong> vor allem den Möglichkeiten<br />

des Distanzdruckens waren die zwei<br />

mittlerweile diplomierten Produktdesigner so<br />

fasziniert, dass sie auch nach ihrem Abschluss<br />

daran weiterarbeiteten. Hilfreich war dabei die<br />

Förderung durch das Landesprogramm „Junge<br />

Innovatoren“ von Baden-Württemberg.<br />

Im nächsten Schritt gelang ihnen der Gewinn<br />

des Gründerwettbewerbes Multimedia, ausgeschrieben<br />

durch das B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Forschung, der die Möglichkeit<br />

zum Bau des zweiten Prototypen des Druckers<br />

eröffnete. Es folgte der Umzug nach Berlin <strong>und</strong><br />

die Gründung der Firma Sonice Development<br />

GmbH, gemeinsam mit dem Ingenieur Julian<br />

Adenauer als dritten Partner.<br />

Fassaden gestalten<br />

Der Fassadendrucker ist ein einfacher Roboter,<br />

der aus seinem Koffer heraus riesige Motive an<br />

die Wände druckt. Vorlagen können in Form von<br />

Vektor- oder Pixelgrafi ken über USB-Medien<br />

geladen werden. Nach diesen digitalen Vorlagen<br />

richtet sich mit Hilfe der Motoren ein Druckluft-<br />

Marcierer aus <strong>und</strong> feuert tausende von Farbkugeln<br />

auf die Wand. Die Distanz zur Wand wird<br />

über ein externes Infrarot-Mess¬gerät erfasst<br />

<strong>und</strong> manuell eingegeben. Das Druck¬programm<br />

errechnet anschließend Fahrwege unter Berücksichtigung<br />

der per¬spek¬tivischen Verzerrung<br />

<strong>und</strong> der Kugel-Flugbahnen. So baut sich<br />

das Bild wie von Zauberhand auf <strong>und</strong> zeichnet<br />

Punkt für Punkt das immer mehr zu erkennende<br />

Motiv. Die Farben können in unterschiedlicher<br />

Qualität gewählt werden, so dass ein Bild<br />

schnell wieder verblasst oder längere Zeit auf<br />

der Fläche zu sehen ist. Selbstverständlich werden<br />

nur Fassaden gestaltet, bei denen eine Einwilligung<br />

des Eigentümers vorliegt.<br />

Kommunikation im öffentlichen<br />

Freiraum<br />

Bis jetzt wurden vor allem Testanwendungen<br />

realisiert, auch im Rahmen von Streetartfestivals<br />

oder Kunstaktionen. Die Initiatoren des<br />

Projektes sehen im Moment vor allem das gestalterisch<br />

künstlerische Potential <strong>und</strong> haben<br />

auch entsprechende Anfragen für den Einsatz<br />

des Fassadendruckers. Langfristig können sie<br />

sich aber auch andere Einsatzarten vorstellen,<br />

zum Beispiel in Krisenregionen zur Bereitstellung<br />

einer Großfl ächenkommunikation, die der<br />

Orientierung der Bevölkerung dienen kann, zum<br />

Beispiel über Symbole für medizinische Versorgung<br />

oder Trinkwasser.<br />

Dr. Anke Münster<br />

Mit 200 St<strong>und</strong>enkilometern<br />

schießt der Facadeprinter<br />

mit Farbe gefüllte Kugeln<br />

auf eine Wand. Als Tintenpunkt-Drucker<br />

im Architekturformat<br />

beschreiben die<br />

Erfi nder ihre Idee. Sie übersetzen<br />

damit pointtilistische<br />

Kunst in Streetart.<br />

Links<br />

» www.facadeprinter.org<br />

Report | 43


„Politik sollte den interessanten<br />

Lösungen nicht im Weg stehen“<br />

Ingo Dittrich<br />

Ingo Dittrich ist Planer aus<br />

Überzeugung. In seinem 1984<br />

gegründeten Büro in Neustadt<br />

Wied beschäftigt er mittlerweile<br />

über 60 Mitarbeiter.<br />

Die breite Aufstellung seines<br />

Planungsbüros mit Fachkräften<br />

aus unterschiedlichsten Bereichen<br />

sieht Ingo Dittrich als<br />

Voraussetzung dafür, an der<br />

Entwicklung einer ländlichen<br />

Region mitzuwirken.<br />

44 | Report<br />

FreeLounge: Wie kommt es, dass Sie einen<br />

Schwerpunkt Ihrer Arbeit auf die Dorferneuerung<br />

<strong>und</strong> Stadtentwicklung im ländlichen Bereich<br />

gelegt haben?<br />

Ingo Dittrich: Unser Büro ist seit 1984 in Neustadt<br />

(Wied) im Naturpark Rhein/Westerwald.<br />

Seit dieser Zeit haben wir uns mit vielen Projekten<br />

hier in der Region beschäftigt, die von ihrer<br />

Struktur ländlich ist. Von den 67 Kommunen,<br />

für die wir arbeiten, liegen ungefähr 80 Prozent<br />

in Rheinland-Pfalz. Viele der gestalterischen<br />

Aufgaben erstrecken sich über längere Zeiträume,<br />

so dass wir eine Entwicklung mit begleiten<br />

<strong>und</strong> die Veränderungen beobachten können.<br />

FreeLounge: Haben Sie hier durch den demografi<br />

schen Wandel einen Bevölkerungsrückgang<br />

zu verzeichnen? Mit anderen Worten: Steht das<br />

Thema schrumpfende Orte bei Ihnen auf der<br />

Agenda?<br />

Ingo Dittrich: Bislang ist das hier im Umkreis<br />

kein Problem. Durch die Nähe zur A3 <strong>und</strong> die<br />

zentrale Lage haben wir genug Arbeitgeber. Es<br />

werden noch neue Wohngebiete angelegt, denn<br />

die Menschen möchten auch in der Nähe ihrer<br />

Arbeitsstelle wohnen.<br />

Wie können Städte <strong>und</strong> Gemeinden<br />

im ländlichen Raum<br />

ihre Attraktivität durch Freiraumgestaltung<br />

erhöhen? Wir<br />

haben dazu den Architekten<br />

Ingo Dittrich befragt, der sich<br />

über einen langen Zeitraum<br />

<strong>und</strong> eine Vielzahl von Projekten<br />

mit dieser Frage beschäftigt<br />

hat.<br />

FreeLounge: Wie kann die Freiraumplanung<br />

dazu beitragen, dass für die Menschen das Leben<br />

in ländlichen Regionen attraktiv bleibt?<br />

Ingo Dittrich: Ein wichtiger Punkt ist die kinderfre<strong>und</strong>liche<br />

Stadtgestaltung. Viele Kommunen<br />

haben zum Beispiel das Problem, dass<br />

stark befahrene Verkehrsachsen das Leben mit<br />

kleineren Kindern erschweren. Die Wege sind so<br />

gefährlich, dass Kinder immer geholt <strong>und</strong> gebracht<br />

werden müssen. Es ist eine große Entlastung,<br />

wenn diese Gefahren durch überlegte<br />

Planungen minimiert werden. Wir haben schon<br />

vor längerer Zeit zum Beispiel die Bushaltestellen<br />

im Bereich vor Kindergärten <strong>und</strong> Schulen<br />

in Schlaufen angelegt, so dass keine Fahrbahnen<br />

überquert werden müssen. <strong>Spiel</strong>bereiche<br />

können so geplant werden, dass Kinder sie<br />

fußläufi g über Wege abseits von den befahrenen<br />

Straßen erreichen. Sehen Sie, wir machen<br />

heute <strong>Spiel</strong>leitplanung für Gemeinden. Das sind<br />

im Prinzip die Themen, die wir schon seit Jahrzehnten<br />

bei allen Planungen beachten. Nehmen<br />

wir den Kindergarten hinter unserem Büro als<br />

Beispiel. Die Kinder gelangen von dort aus ganz<br />

ungefährdet zu <strong>Spiel</strong>bereichen, in denen auch<br />

der Kontakt zur Natur erhalten bleibt. Es gibt


dort eine Moorfl äche, auf denen Exmoor-Ponys<br />

sozusagen als Landschaftspfl eger dafür sorgen,<br />

dass die Fläche nicht verbuscht. Trockenmauern<br />

ermöglichen die Beobachtung von Insekten <strong>und</strong><br />

Eidechsen. An solchen Punkten greifen viele<br />

Themen ineinander.<br />

FreeLounge: Für eine zukunftsorientierte Planung<br />

stellt sich aber auch die Frage nach mehr<br />

Angeboten für ältere Menschen.<br />

Ingo Dittrich: Auf jeden Fall. Ziel der Freiraumplanungen<br />

muss sein, Menschen aller<br />

Altersklassen zusammenzuführen. Das ist zum<br />

Beispiel bei der Planung von Parks kein Problem,<br />

denn ein <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong> in der Nachbarschaft<br />

von Bereichen, die von älteren Menschen gerne<br />

besucht werden, leistet diese Zusammenführung<br />

ganz unkompliziert. Schwieriger ist es im<br />

ländlichen Raum, Senioreneinrichtungen in die<br />

Zentren zu bringen. Ich habe schon zu viele abseits<br />

gelegene Einrichtungen gesehen, bei denen<br />

praktisch auf dem Schild am Eingang steht<br />

„Hier kommt keiner mehr weg“. Die Entscheider<br />

trauen sich oft nicht, mit den Wohnhäusern<br />

für ältere Menschen in die belebten Bereiche<br />

einer Kommune zu gehen. Es ist traurig, aber<br />

viele Ältere wollen auch ganz klar nur noch ihre<br />

Ruhe haben. Da ist an vielen Seiten Überzeugungsarbeit<br />

notwendig, denn die Isolierung ist<br />

keine Perspektive – weder für die Menschen<br />

noch für die Kommunen. Seniorenangebote<br />

gehören neben Kindergärten. Die Sport- <strong>und</strong><br />

Fitnessangebote müssen an einem Ort Menschen<br />

unterschiedlichsten Alters ansprechen<br />

<strong>und</strong> zusammenbringen. Wenn Sie mich fragen,<br />

dürfte ein <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong> auch auf einem Friedhof<br />

angelegt werden. Um es zusammenzufassen:<br />

Das <strong>Freizeit</strong>verhalten kann durch eine gute<br />

Freiraumplanung zu einer Durchmischung der<br />

verschiedenen Generationen führen. Und das<br />

genau braucht unsere Gesellschaft. Island ist<br />

ein Land, von dem wir in dieser Hinsicht sehr<br />

viel lernen können.<br />

FreeLounge: In welche Richtung muss Ihrer<br />

Meinung nach außerdem stärker gedacht werden?<br />

Ingo Dittrich: Zum einen ist es wichtig, dass<br />

die traditionellen Strukturen <strong>und</strong> Lebensgewohnheiten<br />

in einem Dorf oder einer Kleinstadt<br />

immer der Ausgangspunkt der Planung sind. Es<br />

macht keinen Sinn, dass ein Konzept von oben<br />

aufgestülpt wird. Will man zum Beispiel erreichen,<br />

dass Kommunikationspunkte entstehen,<br />

dann muss man sich anschauen, wo sich die<br />

Eine kinderfre<strong>und</strong>liche Ortsgestaltung beginnt bei der Verkehrsplanung. Als Schlaufen angelegte<br />

Bushaltestellen mindern das Unfallrisiko <strong>und</strong> sind ein Baustein, damit sich Eltern <strong>und</strong> Kinder<br />

sicher fühlen können.<br />

Menschen immer schon getroffen haben. Das<br />

kann in einem Dorf die alte Milchabgabestelle<br />

sein, deren zweite Funktion als Treffpunkt<br />

dann vom Planer in die modernen Lebensgewohnheiten<br />

übersetzt werden muss. Oft gilt<br />

es auch erst einmal, Fehler zurück zu bauen.<br />

Daran schließt sich der zweite wichtige Aspekt<br />

an: Man muss akzeptieren, dass Veränderungen<br />

ihre Zeit brauchen. Das entspricht zuweilen<br />

nicht den Wünschen der Lokalpolitik, die lieber<br />

kurzfristig – am besten innerhalb einer Legislaturperiode<br />

– Erfolge sehen möchte. Doch wenn<br />

es um Verbesserungen<br />

für eine Region geht,<br />

kann das kein tragendes „Wenn Sie mich fragen, dürfte ein <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong><br />

Argument sein. Politik<br />

auch auf einem Friedhof angelegt werden.“<br />

sollte den interessanten<br />

Ingo Dittrich, Architekt<br />

Lösungen nicht im Weg<br />

stehen.<br />

FreeLounge: Veränderungen über lange Zeiträume:<br />

Das klingt nach sehr großen Aufgaben.<br />

Ingo Dittrich: Nein, das muss gar nicht so sein.<br />

Wenn man genau beobachtet <strong>und</strong> analysiert,<br />

dann können es innerhalb einer Planung auch<br />

kleinere Maßnahmen sein, die dazu passen <strong>und</strong><br />

auf das Ziel hinwirken. Wenn eine Gemeinde an<br />

einem Fluss sich stärker dem Tourismus öffnen<br />

will, dann sind vielleicht in einem ersten Schritt<br />

einfache Kanuanlegestellen, die mehr Menschen<br />

in den Ort bringen, die passende Maßnahme.<br />

Das ist dann eine günstige Lösung, die<br />

mehr Erfolg hat als größere Baumaßnahmen,<br />

die wiederum von Politikern oft lieber gesehen<br />

werden, weil mehr Volumen darin steckt.<br />

FreeLounge: Vielen Dank für das Gespräch,<br />

Herr Dittrich.<br />

Das Interview führte Dr. Anke Münster<br />

Report | 45


In einem Joint Venture<br />

der etwas anderen Art<br />

haben die Organisation<br />

skate-aid <strong>und</strong> das Friedenscorps<br />

Grünhelme e.V.<br />

an einer Schule in Karokh,<br />

Afghanistan den<br />

ersten Beton-Skatepark<br />

Zentralasiens fertiggestellt.<br />

Die Redaktion der<br />

FreeLounge hat sich das<br />

Projekt angesehen <strong>und</strong><br />

von den Beteiligten interessante<br />

<strong>und</strong> teilweise<br />

überraschende Informationen<br />

erhalten.<br />

46 | Report<br />

Das 8. Weltw<strong>und</strong>er<br />

steht in Afghanistan<br />

Schlechte Nachrichten verkaufen sich gut.<br />

Es macht aber keine Freude, sie zu schreiben.<br />

Umso schöner ist es, wenn über ein Projekt in<br />

Afghanistan berichtet werden kann, das nur<br />

positive Aspekte hat. Der erste Beton-Skatepark<br />

Zentralasiens konnte innerhalb von nur drei<br />

Monaten fertiggestellt werden <strong>und</strong> wird in Kürze<br />

zusammen mit der Erweiterung einer Schule<br />

offi ziell eingeweiht.<br />

Mit zwei Tonnen Stuff nach Skateistan<br />

Begonnen hat alles damit, dass das Nachrichtenmagazin<br />

„Der Spiegel“ über einen Australier<br />

berichtete, der in Kabul hängen geblieben<br />

war, weil seine Fre<strong>und</strong>in dort einen Job gef<strong>und</strong>en<br />

hatte. Er hatte seine Skateboards mit<br />

<strong>und</strong> entdeckte, dass die afghanischen Kinder<br />

total auf die Boards abfuhren. So beschloss er,<br />

in Kabul eine Skateboardschule zu errichten:<br />

Skatetistan. Titus Dittmann, seit Jahrzehnten<br />

begeisterter Skater, Inhaber von u.a. 38 Shops<br />

für alle Dinge r<strong>und</strong> um das Skaten <strong>und</strong> Gründer<br />

der Titus Dittmann Stiftung, war begeistert<br />

<strong>und</strong> richtete über das Internet einen Aufruf an<br />

seine K<strong>und</strong>en, ihre alte Skateausrüstung in den<br />

Shops abzugeben. Mit großem Erfolg: In kurzer<br />

Zeit kamen zwei Tonnen Material zusammen.<br />

Titus Dittmann gelang es, DHL zum kostenlosen<br />

Transport nach Afghanistan zu bewegen.<br />

Er selbst sorgte vor Ort auch mit dem nötigen<br />

Bakschisch für eine zügige Zollabwicklung. Anschließend<br />

fuhr er mit den Skatetistan-Jungs<br />

raus <strong>und</strong> machte mit Waisenkindern ein Skatetrainig.<br />

Bei der Gelegenheit merkte er, dass<br />

man hier mit viel Engagement <strong>und</strong> ganz kleinem<br />

Budget ganz große Dinge bewegen kann.<br />

Während teilweise die Milliarden von Staaten<br />

<strong>und</strong> großen Organisationen verpuffen, weil sie<br />

in die falschen Hände gelangen.<br />

Das Joint Venture<br />

Wieder zurück in Deutschland, lernte Titus Dittmann<br />

Rupert Neudeck kennen, den Gründer<br />

<strong>und</strong> Initiator des Flüchtlingswerks Cap Anamur<br />

<strong>und</strong> Begründer von Grünhelme e.V.. Mit diesem<br />

Friedenscorps hat Rupert Neudeck bereits 33<br />

Schulen im Westen Afghanistans gebaut. Beide<br />

sind Menschen, die nicht lange reden, sondern<br />

handeln. Und so fl ogen sie drei Wochen später<br />

nach Afghanistan. Titus Dittmann konnte<br />

sich einen Eindruck davon verschaffen, was die<br />

Grünhelme bereits bewegen konnten, Rupert<br />

Neudeck konnte seinen künftigen Partner <strong>und</strong><br />

seine Visionen kennen lernen. Nach einer Woche<br />

stand fest: Wir machen ein Joint Venture<br />

zum Bau eines Skateparks. Dittmanns Initiative<br />

skate-aid stellte die Finanzmittel zur Verfügung<br />

<strong>und</strong> konnte die Strukturen der Grünhelme nutzen.<br />

Ziel ist es, nach <strong>und</strong> nach an den bereits<br />

vorhandenen Schulen Sport <strong>und</strong> Skateparks<br />

zu bauen, die multifunktional genutzt werden<br />

können.<br />

Natürlich war nicht daran zu denken, die Bauarbeiten<br />

von einer Fachfi rma ausführen zu lassen.<br />

Es sollten Arbeitskräfte aus dem Dorf selbst<br />

sein. Umso wichtiger waren die Vorbereitungen<br />

<strong>und</strong> Planungen. Die begannen, als sich Ralf Maier,<br />

Freier Landschaftsarchitekt BDLA (sein Büro<br />

hat sich auf die Planung solcher Anlagen aus<br />

Ortbeton spezialisiert), Steffen Krüger, Skaters-<br />

Palace <strong>und</strong> Ingo Naschold, DSGN-concepts, in<br />

Münster trafen <strong>und</strong> erste Skizzen erstellten.<br />

Alle sind Insider <strong>und</strong> im Sport aktiv. Ralf Maier<br />

kommt vom BMX-Fahren <strong>und</strong> Steffen Krüger<br />

<strong>und</strong> Ingo Naschold vom Skaten. Die Ideen <strong>und</strong><br />

das Design entwickelten sich in enger Abstimmung<br />

untereinander. Ausführungsplanung <strong>und</strong><br />

Detailplanung erfolgten durch Ralf Maier.


Ab dem Startpunkt der Arbeiten traten zwei<br />

weitere Akteure auf: Marc Zanger von skateaid<br />

<strong>und</strong> der deutsch-afghanische Bauingenieur<br />

Zobair Akhi. Der Mitarbeiter der Grünhelme<br />

hat in Deutschland studiert <strong>und</strong> ist jetzt in Afghanistan<br />

tätig. Er ist vor Ort die Schnittstelle<br />

zwischen den Kulturen. Zobair Akhi hat schon<br />

18 Schulen im Distrikt Karokh gebaut, dazu<br />

das Entbindungskrankenhaus in Qara Bagh <strong>und</strong><br />

jetzt auch die Skateboardbetonbahn. Ohne Zobair<br />

Akhi wäre das Projekt nicht möglich gewesen.<br />

Er kämpfte mit den Behörden, besorgte<br />

das Material, sprach mit den Stammesältesten,<br />

rekrutierte die Arbeiter <strong>und</strong> brachte natürlich<br />

sein Wissen als Bauingenieur ein. All diese Fähigkeiten<br />

waren absolut unverzichtbar.<br />

Budget: 16.000 Euro<br />

Mit wenig Geld Großes bewegen – das war das<br />

Ziel, das Titus Dittmann von Anfang an bei dem<br />

Projekt verfolgte. Und es sollte gelingen. Aus<br />

dem Dorf wurden 40 Arbeiter angeworben, die<br />

für einen Tageslohn von 4 $ arbeiteten – eine<br />

Bezahlung, die örtlichen Gegebenheiten entspricht.<br />

Ein höherer Lohn hätte die bestehenden<br />

Strukturen zerstört. Arbeiter von anderen Baustellen<br />

wären hinzugeströmt, Bauern hätten<br />

ihre Feldarbeit im Stich gelassen. 20 der Arbeiter<br />

bauten an der Erweiterung der Schule, die<br />

jetzt für 7.500 Schüler vorgesehen ist. Die Tatsache,<br />

dass selbst in kleinen Orten Schulen für<br />

eine so große Schülerzahl gebaut werden, trägt<br />

der Bevölkerungsstruktur Rechnung. Kriegsbedingt<br />

sind fast 50 Prozent der Menschen jünger<br />

als 18 Jahre<br />

Die übrigen 20 Arbeiter erstellten gemeinsam<br />

mit Zanger <strong>und</strong> Akhi den Skatepark. Und sie<br />

arbeiteten mit großer Begeisterung. Zunächst<br />

mussten sie sich darüber klar werden, was sie<br />

überhaupt bauen sollten. Als sie erkannten,<br />

dass es um einen <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Sportplatz für ihre<br />

Kinder ging, waren sie stolz darauf mitwirken<br />

zu können. Begeisterung <strong>und</strong> Engagement waren<br />

auch dringend nötig. Denn das Arbeitsgerät<br />

bestand überwiegend aus Spitzhacken, Schaufeln<br />

<strong>und</strong> Schubkarren. Keine Bagger, kein Betonmischer,<br />

kein Laser-Nivelliergerät, nicht<br />

einmal Strom war vorhanden. Das Dorf verfügt<br />

über keine moderne Infrastruktur. Man muss<br />

mit dem auskommen, was vorhanden ist. Eine<br />

verblüffend einfache Lösung fanden die Afghanen<br />

für das Biegen der Stahlrohre, die den<br />

oberen Abschluss der Anlage bilden. Sie wurden<br />

zwischen Bäume gesteckt <strong>und</strong> mit der Kraft von<br />

10 Arbeitern gebogen. Obwohl die Mittel sehr<br />

einfach waren, ist ein Skatepark entstanden,<br />

der in der Qualität durchaus mit den deutschen<br />

Anlagen vergleichbar ist. Auch hier ist es wieder<br />

Zobair Akhi <strong>und</strong> seinen Beziehungen zu verdanken,<br />

dass nur das beste Material verwendet<br />

werden konnte.<br />

„Den Krieg bekommen wir auch noch in den Griff, wenn wir<br />

alle Kalashnikovs gegen Skateboards ausgetauscht haben.“<br />

Titus Dittmann<br />

Endlich spielen können<br />

Marc Zanger war zwei Monate in Karokh,<br />

brachte vollen Einsatz beim Bau der Anlage <strong>und</strong><br />

gab in den Pausen den ersten Kindern Skateunterricht.<br />

Marc Zanger: „Alle wollten sofort auf<br />

ein Skateboard. Es war unglaublich. Ich habe<br />

mir dann zehn Kinder ausgesucht <strong>und</strong> mit ihnen<br />

in der Schulaula trainiert. Und dann die nächsten<br />

zehn. Die anderen Kinder standen draußen,<br />

Report | 47


Schon lange vor der Fertigstellung des Skateparks konnten die Kinder unter Anleitung von Marc<br />

Zanger die ersten Erfahrungen machen - auf einem bereits vorhandenen Basketball-Platz gleich<br />

nebenan.<br />

48 | Report<br />

schrien <strong>und</strong> klopften an die Fensterscheiben. So<br />

eine Begeisterung für das Skaten habe ich noch<br />

nie erlebt. Einfach nur zu spielen, das war für<br />

die Kinder ganz wichtig.“<br />

Verständlich wird der Enthusiasmus, wenn man<br />

weiß, dass die Kinder dort nicht einmal einen<br />

Fußball zum <strong>Spiel</strong>en haben. Keine <strong>Spiel</strong>zeuge,<br />

keinen <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>. Sie dürfen zwar spielen,<br />

aber was <strong>und</strong> womit? So sind die Skateboards<br />

eine große Sensation für sie. Noch ein Aspekt<br />

macht die Boards besonders wertvoll. Sie sind<br />

hier auch ein gutes Mittel, um zum Mann zu<br />

werden. Man verletzt sich, man blutet vielleicht,<br />

aber es ist eine harmlose Weise, dieses<br />

von der Natur mitgegebene männliche Aggressionspotenzial<br />

in der Pubertät in den Griff zu<br />

bekommen. Und nicht nur die Jungs profi tieren<br />

von den Rollbrettern. Auch Mädchen dürfen<br />

Skaten. Männer-Sportarten dürfen Mädchen<br />

nicht ausüben. Aber das Skateboard ist kulturell<br />

noch nicht besetzt <strong>und</strong> so neu, dass Skaten<br />

von den Mullahs gar nicht als Sport angesehen<br />

wird. So dürfen sich auch die Mädchen auf den<br />

Skatepark freuen. Zumindest bis zu einem Alter<br />

von 15 bis 16 Jahren. Inzwischen wird der<br />

Skatepark schon genutzt, obwohl er noch nicht<br />

offi ziell eröffnet ist. Die Menschen nutzen ihn<br />

als Treffpunkt. Zum Teetrinken <strong>und</strong> Klönen. So<br />

ist mit dem von Bäumen umgebenen Platz ein<br />

neuer Dorfmittelpunkt entstanden.<br />

Mit Skateboards die Welt bewegen<br />

Wie wichtig der neue Skatepark für die gesellschaftliche<br />

Veränderung ist, beschreibt Titus<br />

Dittmann so: „Wenn man eine Gesellschaft<br />

verändern will, kann man das nicht über die<br />

Erwachsenen erreichen. Die sind oft verbohrt,<br />

haben Bretter vor dem Kopf oder sind radikal<br />

unterwegs. Oder ihnen fehlt aufgr<strong>und</strong> mangelnder<br />

Bildung der Blick über den Tellerrand.<br />

Weit entfernt von Toleranz. In einer solchen<br />

Gesellschaft muss man bei den Menschen ansetzen,<br />

die sich in der Orientierung befi nden<br />

– also bei den pubertierenden Jugendlichen.<br />

Die haben noch keine vorgefertigte Meinung.<br />

Wenn man sie aber alleine lässt, ohne äußere<br />

Einfl üsse, dann bekommen sie das traditionelle<br />

Weltbild der alten Männer eingefl ößt. Und auch<br />

bei den Mädchen können wir etwas tun. Wenn<br />

wir, ihnen aufzeigen, dass es auf der Erde noch<br />

etwas anderes gibt, als das traditionell überlieferte<br />

Weltbild, dann bleibt diese Sehnsucht<br />

auch im Kopf hängen, wenn die Burka übergestülpt<br />

wird. Das Skateboard ist ein extrem<br />

sinn- <strong>und</strong> identitätsstiftendes Werkzeug in der<br />

Jugendarbeit. Wenn ich mit einem Skateboard,<br />

das eine unheimliche Kraft hat, an Jugendliche<br />

herankomme <strong>und</strong> damit das Wertesystem im<br />

Kopf ein wenig relativiere, ist es nur die Frage<br />

von Generationen, bis sich dort viele aktuelle<br />

Probleme lösen.“<br />

Jetzt hoffen alle Akteure des Projektes darauf,<br />

dass B<strong>und</strong>eskanzlerin Angela Merkel zu Besuch<br />

in Karokh kommt. Denn in ihrer Zeit vor der<br />

Kanzlerschaft hatte sie versprochen, zur Eröffnung<br />

einer Schule in Afghanistan anzureisen.<br />

Diese Schule ist jetzt erweitert <strong>und</strong> wird in Kürze<br />

offi ziell mit dem Skatepark eröffnet.<br />

Ludwig Keißner


Report | 49<br />

espas GmbH • Graf-Haeseler-Straße 7-9 • D - 34134 Kassel • Tel.: +49 (0)5 61 5 74 63 90 • Fax: +49 (0)5 61 5 74 63 99 • www@espas.de


50 | Gesellschaft


Transportkonzepte<br />

für Übermorgen<br />

Als die Redaktion für diese Ausgabe den Blick ins Ausland schweifen<br />

ließ, entdeckten wir in Bulgarien einen viel versprechenden<br />

Nachwuchsplaner: Martin Angelov sorgt derzeit mit zwei Designstudien<br />

zu alternativen Verkehrssystemen international für Aufsehen.<br />

Die Zukunft der innerstädtischen Verkehrsentlastung<br />

könnte als Kolelinia bzw. Kolelinio<br />

gleich im Doppelpack in die Luft gehen - wenn<br />

es nach Martin Angelov geht. Der Absolvent der<br />

University of Architecture, Civic Engineering<br />

and Geodesy, Sofi a/Bulgarien, gewann 2009<br />

mit seiner Designstudie den internationalen Architekturwettbewerb<br />

„Line of Site“, in der Kategorie<br />

„City Transportation Interchange“. Angelov<br />

vereinfacht die Dinge gerne so weit, bis<br />

als Essenz eine extreme Option übrig ist, die zu<br />

Diskussionen einlädt: Mit Kolelinia <strong>und</strong> Kolelinio<br />

legt er genau solche extremen Konzepte für<br />

den Fahrrad- <strong>und</strong> Fußgängerverkehr vor.<br />

Kolelinia – Hochseilbahn für Fahrräder<br />

Der Nachwuchsarchitekt schlägt vor, vorhandene<br />

Fahrradstrecken um eine Art Seilbahnsystem<br />

zu ergänzen <strong>und</strong> in die Höhe zu verlegen. Damit<br />

könnten beispielsweise viel befahrene Knotenpunkte<br />

in Großstädten entlastet werden. Oder<br />

man nutzt das System, um touristische Biketrails<br />

zu schaffen, die über Ruinen oder nah an<br />

berühmten Bauwerken vorbei führen. Damit<br />

können nach Angelovs Vorstellung sportlich<br />

herausfordernde <strong>und</strong> kulturell ansprechende<br />

Tourismusattraktionen geschaffen werden.<br />

Was in der Designstudie auf den ersten Blick<br />

aussieht wie gefährliche Seilakrobatik, soll ein<br />

sicheres Transportsystem mit einer Laufschiene<br />

werden, in der die Reifen geführt rollen, <strong>und</strong><br />

einem Sicherungshaken für den Lenker. Eine<br />

zusätzliche Sicherungsweste soll den Fahrer<br />

auf dem Rad halten, auch wenn er die Balance<br />

verliert. Theoretisch sieht das sehr gut aus, <strong>und</strong><br />

praktisch ist das Konzept auch schon mit allen<br />

technischen Details vorgeplant. Im nächsten<br />

Schritt möchte Angelov eine Teststrecke von 15<br />

oder 20 Metern bauen. In der Praxis tauchen<br />

sicher noch einige Fragen auf, die zu klären<br />

sind: Vielleicht bräuchte es einen Sicherungskäfi<br />

g um vom Fahrradsattel gerutschte Fahrer,<br />

die möglicherweise hilfl os in der Weste hängen,<br />

oder weggerutschte Gepäckstücke aufzufangen.<br />

Und bräuchte es nicht eine personalintensive<br />

Zugangskontrolle, so dass nicht fahrtüchtige<br />

oder möglicherweise zu schwere Fahrer von der<br />

Benutzung abgehalten werden? Und wohin mit<br />

den Kindern <strong>und</strong> den Einkäufen, damit sie nicht<br />

herunterkippen?<br />

Kolelinio – Sessellift für Fußgänger<br />

Die andere von Martin Angelov vorgedachte<br />

Designstudie richtet sich an Fußgänger <strong>und</strong> hat<br />

in seinen Überlegungen sogar das Potenzial als<br />

Lösung für autofreie Innenstadtzonen: Ähnlich<br />

einem Sessellift-System ziehen sich bei der Idee<br />

Kolelinio Haupt- <strong>und</strong> Nebenstrecken durch die<br />

Stadt <strong>und</strong> ermöglichen Fußgängern, sich so ein<br />

Stück mitnehmen zu lassen. Die Hauptstrecken<br />

starten an großen Parkplätzen <strong>und</strong> verzweigen<br />

sich in der Innenstadt. Angelov sieht eine in der<br />

Höhe variierende Streckenführung vor, so dass<br />

bestimmte Stadtbereiche von den Fußgängern<br />

regelrecht überfl ogen werden können. Die leise<br />

Ahnung, dass Spiderman hier für Inspiration<br />

gesorgt hat, wird beim Blick in die Videopräsentation<br />

auf seiner Webseite bestätigt.<br />

Links<br />

» www.kolelinia.com<br />

Dagmar Thiemann<br />

Gesellschaft | 51


Die Zukunft gehört den Senioren<br />

52 | Gesellschaft – Kommentar<br />

Zweifelsfrei legt Martin Angelov mit den<br />

beiden Konzepten sehr interessante Ideen<br />

vor, die ein hohes Realisierungspotenzial<br />

haben. Vielleicht nicht ganz in der von<br />

ihm angedachten Breitenwirkung, aber<br />

sicher im Sinne sportlich-touristischer<br />

Highlights für Schwindelfreie. Denn ob<br />

sich in der Realität jemals genug Menschen<br />

in der normalen Bevölkerung fi nden,<br />

die sich fast schwebend in luftigen<br />

Höhen wohlfühlen?<br />

Zudem ist eines völlig klar: Die durchschnittliche<br />

Bevölkerung wird schon in<br />

wenigen Jahren vor allem eins sein: älter.<br />

Und damit – auch wenn man sich<br />

ungern damit auseinander setzt, in ihren<br />

körperlichen <strong>und</strong> geistigen Fähigkeiten<br />

mehr oder minder eingeschränkt. Sehen,<br />

Hören, Konzentration, Gleichgewicht,<br />

Motorik – all das lässt in der zweiten Lebenshälfte<br />

nach. Bei dem einen früher,<br />

beim anderen später. Ist so ein luftiger<br />

Kolelinia-Fahrradtrail noch etwas für die<br />

vielen 65plusser, die im Jahre 2030 laut<br />

statistischem B<strong>und</strong>esamt schon 25 bis<br />

27 Prozent der Bevölkerung in Deutschland<br />

ausmachen?<br />

Mehr Potenzial, die Bedürfnisse einer<br />

älteren Gesellschaft zu erfüllen, hat da<br />

sicher Kolelinio, der Fußgängerlift: Er<br />

könnte, je nach Ausarbeitung der Details<br />

zur Geschwindigkeit, Bequemlichkeit <strong>und</strong><br />

Sicherheit den Bedarf einer verlangsamten<br />

Gesellschaft treffen, wenn man Angelovs<br />

sportlichen Ansatz etwas anpasst:<br />

Mit breiten, sicheren Sesseln, in die man<br />

auch noch leicht einsteigen kann, wenn<br />

die Hüfte zwickt <strong>und</strong> die Hand zittert.<br />

Mit Ablagen, die Platz für Einkäufe bieten,<br />

mit Einhängeoptionen für Gehstöcke<br />

oder sogar Rollatoren. Auch audiovisuelle<br />

Signale zur eindeutigen Standortangabe<br />

<strong>und</strong> ein Notfallknopf im Sessel könnten<br />

wichtige Features sein.<br />

Die Stadt der Zukunft muss sich vor allem<br />

daran messen lassen, ob sie seniorentauglich<br />

ist. Eine alternde Bevölkerung<br />

braucht einfach zu bedienende Transportsysteme<br />

für ihre leicht bis schwer<br />

beeinträchtigten Mitglieder, um der –<br />

bis dahin – großen Masse der Älteren die<br />

Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen.<br />

Sinnvollerweise sollte dies kostenlos<br />

möglich sein, denn mit manchen Ticketsystemen<br />

des derzeitigen ÖNPV sind<br />

derzeit schon 30-Jährige überfordert. In<br />

diesem Sinn ist besonders Kolelinio ein<br />

höchst interessanter Ansatz, dessen Entwicklung<br />

man verfolgen sollte.<br />

Dagmar Thiemann


<strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>-<strong>Scouts</strong><br />

FreeLounge: Herr Serafi n, seit 2008 gibt es in<br />

Monheim zwei <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>-<strong>Scouts</strong>, die mit dem<br />

Fahrrad unterwegs sind. Welche Aufgaben haben<br />

diese städtischen Mitarbeiter?<br />

Günther Serafi n: Unsere <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>-<strong>Scouts</strong> besuchen<br />

die mittlerweile 60 <strong>Spiel</strong>plätze der Stadt<br />

<strong>und</strong> schauen sich dort um. Wenn Sie Beschädigungen<br />

oder Verunreinigungen entdecken,<br />

dokumentieren sie sie <strong>und</strong> melden sie dem betreffenden<br />

Amt. Sie informieren die <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>besucher<br />

oder unterhalten sich einfach mit ihnen.<br />

Sie weisen auf Regeln hin <strong>und</strong> ermahnen,<br />

diese auch einzuhalten. Sie sprechen auch mit<br />

Anwohnern oder Beschwerdeführern. Vor allem<br />

hören sie zu <strong>und</strong> versuchen zu deeskalieren,<br />

wenn die Situation es erfordert.<br />

FreeLounge: Sie haben aber keine hoheitlichen<br />

Befugnisse.<br />

Günther Serafi n: Nein. Das ginge gar nicht. Sie<br />

haben die anderen Dienste natürlich im Rücken<br />

<strong>und</strong> können sie jederzeit einschalten. Wir haben<br />

sie so platziert, dass sie durch ihre Uniform<br />

klar als städtische Mitarbeiter zu erkennen sind.<br />

Gleichzeitig können sie durch ihr jugendliches<br />

<strong>und</strong> lockeres Aussehen <strong>und</strong> Auftreten ganz anders<br />

agieren. Wir konnten feststellen, dass sie<br />

respektiert werden. Als Streetworker sind sie<br />

ausgebildete Sozialpädagogen. Mit eher sanftem<br />

Druck können sie verdeutlichen, wo die<br />

Grenzen liegen <strong>und</strong> auch schon einmal darauf<br />

hinweisen, dass bei einem erneuten Überschreiten<br />

dieser Grenzen Konsequenzen drohen.<br />

FreeLounge: Was macht die <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>-<strong>Scouts</strong><br />

wirkungsvoll?<br />

Günther Serafi n: Es ist bereits die bloße Anwesenheit,<br />

mit der eine Wirkung beginnt. Die<br />

<strong>Scouts</strong> sind in einer Kernzeit von 16 bis 20 Uhr<br />

unterwegs. Immer zu anderen Zeitpunkten an<br />

den verschiedenen Plätzen. Natürlich auch<br />

schon einmal an Wochenenden oder Feiertagen.<br />

Das macht sie unberechenbar für Personen, die<br />

gerne ungestört Regeln missachten. Wir sind in<br />

der Lage unmittelbar zu reagieren. Manchmal<br />

können die Kollegen noch am selben Tag vorbeischauen,<br />

wenn es Beschwerden gibt <strong>und</strong> das<br />

vor Ort klären. Man kann dann abklären, wann<br />

sich bestimmte Personengruppen dort treffen,<br />

<strong>und</strong> so gelingt es, die anzutreffen <strong>und</strong> anzusprechen.<br />

Dies führt schon zu dem Effekt, dass<br />

<strong>Spiel</strong>plätze nicht mehr als unbeobachtete Räume<br />

erlebt werden, wo man tun <strong>und</strong> lassen kann,<br />

was man will.<br />

FreeLounge: Ein Problem wird sicher sein, dass<br />

<strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>e eigentlich für Kinder <strong>und</strong> für Jugendliche<br />

bis 14 Jahre gedacht <strong>und</strong> gemacht<br />

sind. Aber wo sollen die älteren Jugendlichen<br />

<strong>und</strong> jungen Erwachsenen hin?<br />

Günther Serafi n: Das ist tatsächlich ein Problem,<br />

das im urbanen Raum immer häufi ger<br />

auftritt. <strong>Spiel</strong>plätze haben sich gewandelt. Es<br />

sind kleine Parkanlagen <strong>und</strong> werden auch so<br />

angesehen von Kindern, Jugendlichen <strong>und</strong> Erwachsenen.<br />

Wie ich bereits andeutete, haben<br />

sie die Eigenschaft, als unbeaufsichtigte Räume<br />

Das <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>alter endet<br />

nicht mit dem Erreichen<br />

des 14. Lebensjahrs. Auch<br />

ältere Jugendliche <strong>und</strong> junge<br />

Erwachsene halten sich<br />

gerne auf <strong>Spiel</strong>plätzen auf.<br />

Da wird es am Nachmittag<br />

<strong>und</strong> in den Abendst<strong>und</strong>en<br />

auch schon einmal laut. Es<br />

kommt zu Verunreinigungen<br />

oder sogar zu Vandalismus.<br />

Die Stadt Monheim hat für<br />

dieses Problem ein Konzept<br />

entwickelt <strong>und</strong> etabliert, das<br />

sich bewährt hat: Die <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>-<strong>Scouts</strong>.<br />

FreeLounge<br />

sprach mit Günther Serafi n,<br />

dem Leiter der Abteilung<br />

Jugendförderung darüber.<br />

Gesellschaft | 53


Die <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>-<strong>Scouts</strong>: Immer als Doppelstreife auf Tour - auch zur eigenen Sicherheit. Das sportlich-lockere Outfi t lässt klar erkennen,<br />

wer hier unterwegs ist. Die Vorderseite der Shirts<br />

weist auf das Jugendamt hin, die Rückseite auf die<br />

Funktion.<br />

54 | Gesellschaft<br />

zu erscheinen. Besonders, wenn sie einen verwahrlosten<br />

Eindruck machen. Das ist eine Zirkelbewegung,<br />

Das zieht dann bestimmte Personengruppen<br />

an, die nicht beobachtet werden<br />

wollen. Eine Grauzone, in der sich die Leute bewegen.<br />

Diesen Zirkel müssen wir unterbrechen.<br />

Auch das war eine Überlegung in unserem Konzept.<br />

Wir müssen deutlich machen: <strong>Spiel</strong>plätze<br />

sind keine unbeobachteten Räume <strong>und</strong> auch<br />

keine Grauzonen, wo Regeln nicht mehr gelten.<br />

Da setzen <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>-<strong>Scouts</strong> an. Es tauchen<br />

städtische Mitarbeiter gezielt auf <strong>und</strong> schauen<br />

nach dem Rechten. Sobald sich Verwahrlosungserscheinungen<br />

zeigen, wird gehandelt.<br />

Wenn lange etwas liegen bleibt, vermüllt nach<br />

<strong>und</strong> nach der ganze Platz. Oder wenn Beschädigungen<br />

nicht behoben werden. Das potenziert<br />

sich <strong>und</strong> fördert ausuferndes Verhalten. Das ist<br />

das „Broken.Windows-Phänomen“. Wir haben<br />

diesen Kreislauf unterbrochen.<br />

Ein Erfolgsmodell<br />

Mittlerweile hat die Stadt Sankt Augustin nahe Bonn Monheim besucht <strong>und</strong><br />

sich ein Bild von den <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>-<strong>Scouts</strong> gemacht. Die Eindrücke waren so überzeugend,<br />

dass das Projekt 1:1 übernommen werden soll. Die Stadt Leipzig hat<br />

einen Beschlussvorschlag erarbeitet <strong>und</strong> will ebenfalls ein Pilotprojekt „<strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>-<strong>Scouts</strong>“<br />

einführen. Es werden aus dem Bereich des Stadtordnungsdienstes<br />

<strong>und</strong>/oder der ausgebildeten StreetworkerInnen des Jugendamtes MitarbeiterInnen<br />

eingesetzt, die regelmäßig mittels Fahrradstreife zunächst auf den<br />

innerstädtischen <strong>Spiel</strong>plätzen Präsenz zeigen <strong>und</strong> die Einhaltung der „Polizeiverordnung<br />

der Stadt Leipzig“ kontrollieren. Dieses wird zunächst über einen<br />

Zeitraum von sechs Monaten getestet.<br />

FreeLounge: Das ist bereits ein Erfolg. Aber<br />

ist es nicht nur eine Verdrängung bestimmter<br />

Gruppen auf andere Plätze?<br />

Günther Serafi n: Wir versuchen es positiv aufzugreifen,<br />

dass ältere Jugendliche <strong>und</strong> junge<br />

Erwachsene <strong>Spiel</strong>plätze als interessante Begegnungspunkte<br />

erleben, wenn auch zu anderen<br />

Tageszeiten als die jüngeren. In dicht bebauten<br />

Räumen haben wir ja nicht so viele Möglichkeiten<br />

zur Verfügung. Wir haben da auch schon<br />

Ideen umgesetzt. Wir statten unsere <strong>Spiel</strong>plätze<br />

zunehmend altersübergreifend aus. Klassisches<br />

Element ist die Tischtennisplatte. Die ist ab einem<br />

Alter von 10 Jahren interessant <strong>und</strong> bleibt<br />

es auch für junge Erwachsene. Ein anderes Detail:<br />

An den Stellen, an denen sich Jugendliche<br />

treffen ist es ja so, dass sie gerne auf den Lehnen<br />

der Bänke sitzen mit den Füßen auf dem<br />

Sitz. Da haben wir spezielle Bankformen, die<br />

das aufgreifen, so genannte Jugendbänke. Oder<br />

wir installieren <strong>Spiel</strong>geräte mit dem Charakter<br />

von Kraftgeräten. Die jüngeren Besucher klettern<br />

darauf herum <strong>und</strong> die Älteren können vielleicht<br />

den Mädels zeigen, was in ihnen steckt.<br />

Zu den altersübergreifenden Elementen gehört<br />

auch das gute alte Groß-Schachbrett. Es ist ein<br />

w<strong>und</strong>erbares Element, Jung <strong>und</strong> Alt miteinander<br />

zu verknüpfen. Die Jungen können von den<br />

Alten etwas lernen. Angenehmer Nebeneffekt:<br />

Die älteren Menschen passen dann auch ein<br />

wenig auf den <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong> auf.<br />

FreeLounge: Es sind also viele Aspekte, die in<br />

diesem Thema zusammenwirken. Aber noch<br />

einmal zurück zu den <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>-<strong>Scouts</strong>. Viele<br />

Gemeinden stehen ja derzeit mit leeren Kassen<br />

da. Lohnt sich der Einsatz der <strong>Scouts</strong> für Monheim<br />

auch aus fi nanzieller Sicht?


Günther Serafi n: Wir können das nicht exakt<br />

beziffern. Wir gehen davon aus, dass es sich<br />

trägt <strong>und</strong> sogar zu Kosteneinsparungen führt.<br />

Vandalismusschäden sind ebenso zurückgegangen<br />

wie Verschmutzungen. Es gibt wesentlich<br />

weniger Beschwerden. Auch in sozialen Brennpunkten.<br />

Wir sehen, dass es wirkt. Die Aufenthaltsqualität<br />

<strong>und</strong> das Erscheinungsbild der<br />

<strong>Spiel</strong>plätze sind deutlich verbessert. Da macht<br />

es doch eher Sinn, zwei Teilzeitstellen für die<br />

Prävention zu fi nanzieren, als immer wieder<br />

Mitarbeiter des städtischen Bauhofs für Reparaturen<br />

<strong>und</strong> andere Arbeiten hinaus zu schicken.<br />

Wir können so das Bewusstsein verankern, dass<br />

wir präsent sind, uns kümmern <strong>und</strong> so eine Verhaltensänderung<br />

herbeiführen.<br />

FreeLounge: Was wäre nach Ihren Erfahrungen<br />

eine Botschaft an andere Kommunen?<br />

Günther Serafi n: Licht in dunkle Ecken bringen.<br />

Problemgebiete offensiv gestalten <strong>und</strong><br />

anpacken. Hingehen <strong>und</strong> genau hinsehen. In<br />

einem niederschwelligen Kontakt bleiben mit<br />

Problemgruppen. Rein technische Lösungen<br />

funktionieren nicht. Man kann Probleme auf<br />

<strong>Spiel</strong>plätzen oder anderen öffentlichen Freiräumen<br />

nicht durch einzäunen <strong>und</strong> abriegeln<br />

lösen. Je höher der Zaun, desto größer der Reiz,<br />

ihn zu überwinden. Hier greift nur soziale Interaktion.<br />

Und dazu sind die <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>-<strong>Scouts</strong> ein<br />

sehr gutes Instrument.<br />

FreeLounge: Herr Serafi n, vielen Dank für das<br />

Gespräch.<br />

Das Interview führte Ludwig Keißner<br />

. . . bringt<br />

Bewegung<br />

ins <strong>Spiel</strong>!<br />

Die <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>-<strong>Scouts</strong> Tatjana <strong>und</strong><br />

Markus dokumentieren <strong>und</strong> fotografi eren<br />

Berichtenswertes. Hier ist wohl alles<br />

in Ordnung.<br />

neuen Katalog 2010/11 an!<br />

SPOGG Sport-Güter GmbH<br />

Schulstr. 27 · D-35614 Asslar-Berghausen<br />

Tel. 064 43/8112 62 · Fax 064 43/8112 69<br />

spogg@hally-gally-spielplatzgeraete.de<br />

www.hally-gally-spielplatzgeraete.de<br />

Bewegung Fordern Sie unseren<br />

Gesellschaft | 55


Marktmonitor<br />

Ideen für Freiräume<br />

Auch beim Marktmonitor hat Dagmar Thiemann über die Grenzen geschaut <strong>und</strong> dort die ein oder andere<br />

tolle Idee gef<strong>und</strong>en. Neben denen der heimischen Hersteller. Hier erfahren Sie, was es im In- <strong>und</strong> Ausland<br />

an interessanten Produkten für den Freiraum gibt.<br />

Stadtmobiliar<br />

Utrecht: Stadtmobiliar Pop-Up<br />

Das erste Pop-Up nach einem Entwurf von Carmela Bogman<br />

<strong>und</strong> Rogier Martens fi ndet man in Utrecht in einem großen<br />

Wohnkomplex: Die Elemente können von den dazu autorisierten<br />

Personengruppen selbst aus dem Boden „gepumpt“ werden<br />

– <strong>und</strong> wieder zurück. Beispielsweise von den Anwohnern<br />

selbst <strong>und</strong> dem Hausmeister genauso wie von Mitarbeitern<br />

der Stadt. Die drei Aluminium-Platten werden auf hydraulischen<br />

Zylindern über eine manuell bedienbare Steuereinheit<br />

aus dem Boden gefahren. So entsteht fl exibles Stadtmobiliar<br />

für unterschiedlichste Anwendungen: Es lässt sich als<br />

Sitzgruppe aufbauen aber auch als Podium nutzen. Jedes<br />

Element kann in der Höhe einzeln eingestellt werden. Genauso<br />

leicht lässt sich das komplette Set im Boden versenken,<br />

sodass zum Beispiel bei einem Straßenfest keine störenden<br />

Elemente aus dem Boden ragen. Die Kosten liegen derzeit bei<br />

ca. 9.000 Euro in der abgebildeten Ausführung.<br />

» www.carmelabogman.nl<br />

56 | Marktmonitor<br />

Kickboardständer aus der Schweiz<br />

In der Schweiz ist die Benutzung von Kickboards unter Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

weit verbreitet – vermutlich kommt diese neue Parklösung deshalb<br />

aus der Alpenrepublik. Nachdem mit Fachleuten von Behörden sowie Lehrern<br />

ein Anforderungskatalog vorab defi niert wurde, hat die Burri AG gemeinsam<br />

mit dem Designer Beat Karrer das KickboardZ entwickelt. Der Kickboardständer<br />

versteht sich ganz von selbst: Man schiebt das Gerät hinein <strong>und</strong> sichert<br />

es mit einem Schloss. Damit ist Zusammenklappen <strong>und</strong> Aufhängen überfl üssig<br />

<strong>und</strong> es gibt keine geklemmten Kinderfi nger mehr.<br />

» www.burriag.ch


<strong>Spiel</strong>fl ächen<br />

Trampolin – eine r<strong>und</strong>e Sache<br />

Hally Gally hat seine Produktpalette aktuell um ein Trampolin<br />

ergänzt. Das Trampolin mit der klassischen Gummigliedermatte<br />

gibt es neben den bewährten eckigen Ausführungen nun auch in<br />

r<strong>und</strong>er Form. Die Sprungfl äche des „Circus“ beträgt 1,30 Meter,<br />

der Durchmesser 1,90 Meter. Passende Fallschutzplatten <strong>und</strong> ein<br />

Eingrabrahmen werden gleich mitgeliefert.<br />

» www.hally-gally-spielplatzgeraete.de<br />

Auf dem Wasser:<br />

Sportpark zum Aufblasen<br />

Beim Wibit Sport Park handelt es sich um eine für<br />

Strände <strong>und</strong> Badeseen gedachte, modulare aufblasbare<br />

Sportanlage auf dem Wasser. Die Modularität<br />

der Anlagenelemente ermöglicht unterschiedlichste<br />

Kombinationen von einer einfachen geraden Strecke<br />

mit wenigen Stationen bis hin zum Zirkeltraining<br />

mit vielen Herausforderungen. Elemente wie Kurven,<br />

Balancierfl ächen, Rampen, Brücken, Türme, Freeclimbing-Wände,<br />

ein Trampolin <strong>und</strong> die aufblasbare<br />

Wasserschaukel „Wibit Swing“ lassen sich fl exibel<br />

kombinieren. Das größte Modul, der „Action Tower“,<br />

vereint eine Rutsche, einen Sprungturm sowie eine<br />

Seil- <strong>und</strong> Freeclimbing-Wand.<br />

» www.wibitsports.de<br />

Jubiläum: Sonderedition in Perlbrombeer<br />

Auf dem <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong> muss nicht immer alles quietschbunt sein, es darf auch edel aussehen: So bietet die SMB Seilspielgeräte Berlin in 2010<br />

zum 30-Jährigen Firmenjubiläum eine Sonderedition in Perlbrombeer (Rohre <strong>und</strong> Stahlteile) mit Silbergrau (Herkules-Seile) an. Die Herkules-<br />

Seil-Machart ist ein Fachbegriff nach VDI-Richtlinie 2500 <strong>und</strong> bezeichnet die Konstruktion eines Seiles in Faser-Stahldraht-Gemisch. Diese<br />

Seile sehen auf den ersten Blick wie ein normales Faserseil aus. Innen befi ndet sich jedoch ein Kern aus Kunststoff oder Stahl. Dieser ist<br />

4- oder 6-litzig mit Seilen ummantelt, die wiederum eine Stahllitze als Kern haben <strong>und</strong> mit farbigem Polyamid- oder Polypropylengarn ummantelt<br />

sind. Diese Konstruktion ist extrem haltbar <strong>und</strong> in allen sicherheitsrelevanten Bereichen <strong>und</strong> Branchen im Einsatz.<br />

» www.smb-seilspielgeraete.de<br />

Marktmonitor | 57


Schallschutzwände<br />

58 | Marktmonitor<br />

Transparenter Lärmschutz für Bremen<br />

Um Bremen wird zur Vervollständigung eines Autobahnringes eine<br />

neue Autobahn, die A 281, teilweise mitten durch die Stadt gebaut.<br />

Zwei dieser Abschnitte wurden bereits dem Verkehr übergeben;<br />

geplant ist die Schließung des Autobahnringes bis Ende 2013. Im<br />

urbanen Freiraum macht es Sinn, dass der Schallschutz den Blick<br />

freilässt, deshalb entschied man sich in Bremen für eine Konstruktion<br />

mit Elementen aus Plexiglas So<strong>und</strong>stop GS CC 20. Der transparente<br />

Werkstoff mit integrierten Polyamidfäden verbindet Schlagfestigkeit<br />

<strong>und</strong> UV-Beständigkeit <strong>und</strong> ist eines der Hightech-Produkte des<br />

süddeutschen Unternehmens Kohlhauer. Es fi ndet vor allem dort<br />

Anwendung, wo exponierte Stellen im Sinne der ZTV-LSW vorliegen.<br />

» www.kohlhauer.com<br />

Grüner Schallschutz<br />

Mit Naturawall® ist eine neue, leicht <strong>und</strong> fl exibel zusammensteckbare<br />

Wandkonstruktion aus Stahlblechen auf dem Markt,<br />

die mit Erde zur Lärmdämmung befüllt <strong>und</strong> anschließend<br />

bepfl anzt wird. Durch das Füllmaterial <strong>und</strong> seine Begrünung<br />

weist Naturawall schon in der Standardausführung eine sehr<br />

hohe Schallabsorption aus. Die Ausführung AbsorberPlus<br />

verfügt über zusätzliche Schallschutzelemente <strong>und</strong> erreicht<br />

Schallabsorptionswerte der höchsten Klasse (A4 nach ZTV-Lsw<br />

06). Zudem ist das Stahlstecksystem einfach zu montieren <strong>und</strong><br />

benötigt keine Unterkonstruktion. Genau das Richtige also für<br />

kostengünstige kommunale Lärmschutzprojekte an Straße <strong>und</strong><br />

Schiene. » www.naturawall.de<br />

Schallschutz in der Innenstadt<br />

Lärmschutz als Design-Element ist eine völlig neue, patentgeschützte Idee<br />

aus dem Hause Conradi+Kaiser (Vertrieb über stilum GmbH). Lärmabsorbierende<br />

Gummielemente zwischen Edelstahlrohren als Trägersystem<br />

sind nicht nur klassisch-schöne Materialverbindungen sondern darüber<br />

hinaus Lärm- <strong>und</strong> Sichtschutz. Die schallschluckenden Konkav-Drainagen<br />

werden der Geräuschquelle zugewandt. Die andere<br />

Seite der Gummi-Schallschutzelemente kann frei<br />

<strong>und</strong> veränderlich gestaltet – zum Beispiel lackiert –<br />

werden. Besonders sinnvoll wird dieses Produkt als<br />

Einfassung von öffentlichen Streetballfeldern, weil<br />

auch der Aufprall des Balles gemildert wird.<br />

» www.conradi-kaiser.de | » www.stilum.de


Stille Orte<br />

WC der Sinne in Hemer<br />

Die Landesgartenschau Hemer wartete kürzlich zur Eröffnung mit einer besonderen Interpretation des öffentlichen Toilettenhäuschen auf:<br />

Hier können sich die Besucher im „WC der Sinne“ zur ihrer Entlastung zurückziehen. Als Themensponsor machte der ortsansässige Bad-<br />

Spezialist Keuco die Realisierung möglich. Farb- <strong>und</strong> Lichteffekte spielen bei den drei WC-Anlagen eine ebenso wichtige Rolle wie Klänge<br />

<strong>und</strong> Bilder aus der Natur. Bei den Damen sorgen zartrosarote Wände <strong>und</strong> leuchtende Orchideen an der Decke für gute Stimmung. Dazu<br />

erklingt der „Frühling“ aus Vivaldis Vierjahreszeiten. Für die Herren gibt es unter der Decke ein hinterleuchtetes Korallenriff mit großem<br />

Fischschwarm sowie meerblaue Wände. Die Geräusche eines Tauchers sorgen für das Gefühl, Kapitän in der eigenen Tauchglocke zu sein.<br />

Das barrierefreie WC ist in kräftigem Grün mit leuchtendem Blätterhimmel gestaltet. Als So<strong>und</strong> hört man Vogelgezwitscher, Klopfen des<br />

Spechts <strong>und</strong> das Rauschen der Blätter im Wind. » www.landesgartenschau-hemer.de | » www.keuco.de<br />

Kompost-WCs für den Rothaarsteig<br />

Eine besondere technische Herausforderung sind öffentliche Toiletten auf der grünen<br />

Wiese fernab von Wasser-, Abwasser- oder Stromanschlüssen. So sollten im letzten Jahr<br />

neue WC-Anlagen für Ranger <strong>und</strong> Wanderer auf dem Rothaarsteig im Siegerland errichtet<br />

werden.<br />

Die Lösung ist ein „Kompost-Modul“ der Unternehmensgruppe Hering mit einem geruchlosen<br />

Kreislaufsystem ohne Verwendung von Chemikalien. Die anfallenden Abfälle werden<br />

in ihrer Masse auf weniger als 10 % reduziert. Das Kompost-WC wird ausschließlich mit<br />

Sonne <strong>und</strong> Wind betrieben.<br />

» www.heringinternational.com<br />

Bodenbeläge<br />

Rotterdam: Blech als Bodenbelag<br />

Ein interessanter Bodenbelag für öffentliche Plätze ist Profi lblech: Wie gut sich die<br />

Alternative zum gewöhnlichen Pfl aster macht, lässt sich in Rotterdam bestaunen. Dort<br />

belegte man den zentralen Schouwburgplatz mit Elementen aus Stahlblech. Sie bilden<br />

ein kontrastreiches Wechselspiel mit den klassischen Steinen <strong>und</strong> Holzplanken im restlichen<br />

Bereich. Abgesehen von der Optik hat das Material auch sehr praktische Vorteile,<br />

ist beim Hersteller Graepel zu erfahren: Die Profi lierung sorgt für sicheres Gehen, das<br />

Lochmuster für Regendrainage <strong>und</strong> die Feuerverzinkung für Langlebigkeit. Zudem lassen<br />

sich Blechprofi lroste schnell <strong>und</strong> einfach verlegen, dauerhaft über Traversen mit dem<br />

Untergr<strong>und</strong> verbinden <strong>und</strong> bei Bedarf einzeln austauschen. Zudem ist die Pfl ege sehr<br />

einfach: So stellen die Bürstenwalzen der Stadtreinigung täglich quasi den Neuzustand<br />

wieder her. » www.graepel.de<br />

Marktmonitor | 59


<strong>Spiel</strong>ideen<br />

aus den Niederlanden<br />

Links<br />

» www.boerplay.com<br />

60 | Portrait<br />

Boer Speeltoestellen sind gut im Geschäft. Das<br />

merkt man nicht nur an beeindruckenden Referenzprojekten<br />

in den Niederlanden, Belgien <strong>und</strong><br />

Rumänien, aber auch daran, dass es gar nicht<br />

so einfach war, die Ansprechpartnerin für unser<br />

Herstellerportrait zum Gespräch zu bekommen.<br />

Es hat dann aber doch noch geklappt, <strong>und</strong> wir<br />

konnten von der Export- <strong>und</strong> Marketingverantwortlichen<br />

Rianne Reuvekamp erfahren, wo die<br />

„Pebbles“ entstanden sind.<br />

Boer Speeltoestellen ist seit fast 50 Jahren in<br />

der <strong>Spiel</strong>gerätebranche aktiv. Fährt man über<br />

die A3 von Deutschland kommend über die A15<br />

Richtung Rotterdam <strong>und</strong> kreuzt die A27, liegt<br />

der Produktionsstandort in Nieuwendijk etwas<br />

südlich in der Provinz Nord-Brabant: Hier arbeiten<br />

knapp 100 Mitarbeiter in der Produktion<br />

von <strong>Spiel</strong>geräten, Sportgeräten, Stadtmobiliar,<br />

Fallschutz sowie thematischen Einrichtungen<br />

<strong>und</strong> Wasserrutschen für z. B. <strong>Freizeit</strong>parks oder<br />

Schwimmbäder. Boer Speeltoestellen entwickelt<br />

Wasservergnügungen bis hin zu ganzen<br />

Im letzten Herbst sorgten<br />

„Pebbles“ auf der FSB für<br />

einige Ohs <strong>und</strong> Ahas: Darunter<br />

kann man sich in den<br />

Boden eingelassene interaktive<br />

<strong>Spiel</strong>steine vorstellen.<br />

Digitale Hüpfekästchen sozusagen.<br />

Die Antwort auf die<br />

Frage, wer sich so was wohl<br />

ausgedacht hat, fand sich in<br />

den Niederlanden: Und bei<br />

Boer Speeltoestellen gibt´s<br />

nicht nur „Pebbles“ …<br />

Wasservergnügungsparks mit verschiedenen<br />

Wasserrutschen <strong>und</strong> Wasserspielgeräten. Inzwischen<br />

hat das Unternehmen europaweit über<br />

500 Wasser-Projekte mit einer Gesamtrutschbahnlänge<br />

von über 20 Kilometern installiert.<br />

Produktionsstandort Niederlande<br />

Reuvekamp sieht den Standort als einen Qualitätsgarant:<br />

„Durch die niederländische Produktionsstätte<br />

haben wir die volle Kontrolle über<br />

die Qualität unserer Geräte <strong>und</strong> die Montage.<br />

Zudem gibt uns die eigene Produktion die Freiheit,<br />

fl exibel zu sein was die Produktausführung<br />

angeht, zum Beispiel in Bezug auf Detailanpassungen<br />

oder Farben. Gleichzeitig können wir<br />

die Produktionszeiten individuell verschieben<br />

<strong>und</strong> bestimmten Projekten besondere Priorität<br />

geben. Hierdurch bieten wir kurze Lieferzeiten<br />

von zwei bis drei Wochen <strong>und</strong> einen schnellen<br />

Service”. Ein weiterer Vorteil der Vor-Ort-Produktion<br />

sei, dass Boer Speeltoestellen auf Zwischenhändler<br />

verzichten kann <strong>und</strong> dadurch mit


attraktiven Preisen am Markt auftritt – so die<br />

Export- <strong>und</strong> Marketingverantwortliche.<br />

Für K<strong>und</strong>en außerhalb der Niederlande stehen<br />

zwei Verkaufsberater zur Verfügung, zudem<br />

gibt es eine Vertretung in Portugal. Außer der<br />

Produktion befi ndet sich auch die Entwurfsabteilung<br />

in Nieuwendijk: Sieben Produktdesigner<br />

<strong>und</strong> vier Landschaftsarchitekten entwickeln innovative<br />

Produkte wie „Pebbles“.<br />

„Pebbles“: interaktive Bodenplatten<br />

„Pebbles“ verbinden traditionellen <strong>Spiel</strong>spaß<br />

mit Computertechnologie. Man springt auf die<br />

Betonplatten <strong>und</strong> bekommt eine Reaktion in<br />

Form von blinkenden Signalen. Oder man reagiert<br />

auf das Blinken, indem man es mit einem<br />

Tritt “fängt”, wobei sich die Geschwindigkeit<br />

im weiteren <strong>Spiel</strong>verlauf erhöht. Mit den interaktiven<br />

Bodenplatten können verschiedene<br />

<strong>Spiel</strong>e gespielt werden: Memory, Whac-A-Mole<br />

(nach dem gleichnamigen Computerspiel, bei<br />

man nach Maulwürfen tritt), Fangen <strong>und</strong> einige<br />

mehr. Derzeit sind 20 <strong>Spiel</strong>e möglich <strong>und</strong> können<br />

durch Upgrades ergänzt werden.<br />

Das Basis-Set besteht aus sechs Betonbodenplatten.<br />

Diese können ohne besondere Vorbereitung<br />

des Untergr<strong>und</strong>es <strong>und</strong> ohne umgebenden<br />

Fallschutz ausgelegt werden. Natürlich<br />

sind sie vandalismusbeständig <strong>und</strong> halten auch<br />

Überfahrten von schweren LKWs aus. Dadurch<br />

können sie auf Freifl ächen vor Passagen<br />

<strong>und</strong> Geschäftszentren oder auf Schulhöfen<br />

<strong>und</strong> Marktplätzen verlegt werden. Interaktive<br />

leuchtende Technologie allerdings braucht<br />

Strom: Die Bodenplatten werden an das städtische<br />

Stromnetz angeschlossen <strong>und</strong> können<br />

zentral an- <strong>und</strong> ausgeschaltet werden. Durch<br />

diese Steuerung kann das System auch seinen<br />

Dienst als Beleuchtung in den Abendst<strong>und</strong>en<br />

verrichten. Zudem gibt auch eine ökologische<br />

Ausführung mit einer zusätzlichen Bodenplatte<br />

mit Solarenergie.<br />

Nachhaltigkeit als Maßstab für die<br />

Materialien<br />

Wer heute als Unternehmen nicht nachhaltig<br />

agiert, ist nicht mehr zeitgemäß. So sieht sich<br />

auch Boer Speeltoestellen der Nachhaltigkeit<br />

verpfl ichtet. Man arbeitet nach den Kriterien<br />

der Agentschap NL (vormals SenterNovem),<br />

einem Standard des Ministeriums für öffentlichen<br />

Raum <strong>und</strong> Umwelt. Reuvekamp erklärt die<br />

Auswirkungen anhand der Materialien: “Boer<br />

verwendet neben Stahl <strong>und</strong> Aluminium nur<br />

Kunststoffe aus REBO (REcycling BOer). Es ist<br />

Wasserrutschen aller Größenordnungen sind eine Spezialität der Niederländer.<br />

aus 100-prozentig recycelten Materialien hergestellt,<br />

unter anderem aus Polypropylen <strong>und</strong><br />

Polyethylen. Stützen, Bohlen <strong>und</strong> Balken aus<br />

REBO sind so verarbeitet, dass das Material<br />

nicht faulen, verschimmeln, reißen oder splittern<br />

kann. REBO braucht weder nachbehandelt<br />

noch angestrichen zu werden.<br />

Ein anderer wartungsarmer <strong>und</strong> beständiger<br />

Werkstoff, den wir bei der Herstellung von<br />

<strong>Spiel</strong>geräten <strong>und</strong> anderen Produkten einsetzen,<br />

ist HMPE, High Moleculair Polyethylen. Es ist<br />

ein stabiler, splitterfreier Kunststoff mit ausgezeichneten<br />

Eigenschaften. Er ist wasserabweisend,<br />

frostbeständig, farbfest <strong>und</strong> giftstofffrei.<br />

Auch HMPE braucht keine weitere Pfl ege. Wenn<br />

überhaupt Holz verwendet wird, dann nur FSC<br />

Hartholz.“<br />

Soziales Engagement im<br />

In- <strong>und</strong> Ausland<br />

Wie bei vielen niederländischen Unternehmen<br />

ist auch bei Boer Speeltoestellen das soziale<br />

Bewusstsein ausgeprägt: So beschäftigt man in<br />

Nieuwendijk unter entsprechend an ihre Möglichkeiten<br />

angepassten Bedingungen einige<br />

junge Erwachsene, die berufsunfähig geworden<br />

sind oder eine so problematische Vergangenheit<br />

haben, dass sie Schwierigkeiten haben, in<br />

normale Jobs integriert zu werden.<br />

Darüber hinaus engariert sich Boer Speeltoestellen<br />

international: Seit 2010 ist das Unternehmen<br />

offi zieller Partner des WWF <strong>und</strong> von<br />

UNICEF. Gemeinsam mit diesen Organisationen<br />

werden <strong>Spiel</strong>plätze entwickelt, in denen Kinder<br />

auch etwas über Umweltschutz erfahren (WWF)<br />

<strong>und</strong> über Rechte von Kindern (UNICEF).<br />

Portrait | 61


Boer Speeltoestellen B.V.<br />

1961 Seit dem Gründungsjahr entwirft, produziert <strong>und</strong> installiert Boer <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>geräte,<br />

Sportgeräte, Außenmobiliar <strong>und</strong> Wasserrutschen in der eigenen<br />

Fabrik in Nieuwendijk (NL).<br />

1972 In diesem Jahr wurde das Unternehmen Aluminium Verwerkende Industrie<br />

(AVI) übernommen. Dadurch konnte das Programm um Sport- <strong>und</strong><br />

<strong>Spiel</strong>geräte aus Aluminium ergänzt werden. Darunter waren auch die<br />

Geräte des bedeutenden niederländischen Architekten Aldo van Eijck<br />

(*1918-1999 †).<br />

1980 Schon damals startete Boer Speeltoestellen mit der Produktion von<br />

<strong>Spiel</strong>geräten auf Basis von recycletem Kunststoffes als Alternative zum<br />

bestehenden Angebot. Inzwischen ist das Standard.<br />

2005 Durch die Integration von GM Decor aus Werkendam (NL) in das Unternehmen<br />

konnten die Leistungsschwerpunkte „<strong>Freizeit</strong>sparks“, „Objekte<br />

<strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>plätze im öffentlichen Raum“ verstärkt werden, zudem kam<br />

Know how in Bezug auf das Trendthema „Natürlich spielen“ hinzu.<br />

2007 Boer Speeltoestellen wurde von Arjan van Schaik <strong>und</strong> Chris Westerveld<br />

aufgekauft. Die neue Eigentümergesellschaft startete mit der weiteren<br />

Modernierung des Unternehmens.<br />

2009 Im letzten Jahr wurde Speelwijzer aus Nederhemert (NL) ebenfalls von<br />

der Muttergesellschaft von Boer Speeltoestellen übernommen. Derzeit<br />

werden die Menschen, Produkte <strong>und</strong> Prozesse von Speelwijzer <strong>und</strong> Boer<br />

Speeltoestellen zu eine neuen Organisation unter dem branchenweit<br />

eingeführten Namen Boer Speeltoestellen zusammengeführt.<br />

62 | Portrait<br />

Boer Speeltoestellen im deutschen Markt<br />

Derzeit spielen Boer Speeltoestellen vor allem<br />

auf dem niederländischen <strong>und</strong> belgischen<br />

Markt ein Rolle – außerdem in Rumänien <strong>und</strong><br />

Portugal. Für deutsche Kommunen ist das Unternehmen<br />

durchaus auch attraktiv. Rianne<br />

Reuvekamp erklärt, warum: „Da wir unsere<br />

eigenen Produkte entwerfen <strong>und</strong> entwickeln,<br />

sind wir sehr fl exibel. Für jeden Ort, für jedes<br />

Budget, für jedes Material können wir kurzfristig<br />

eine Lösung anbieten. Selbst für jede Altersklasse,<br />

denn wir richten uns nicht nur an die<br />

Kernzielgruppe für <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>geräte, die 4- bis<br />

12-Jährigen, sondern haben auch Produkte für<br />

die Allerkleinsten wie Miniplay <strong>und</strong> Ukkepuk im<br />

Programm. Und mit UrbanGym, Sportgeräten,<br />

UrbanPlay <strong>und</strong> Pionier bieten wir Serien für Erwachsene.<br />

Zudem entwerfen wir den zur Disposition<br />

stehenden Freiraum mit einer Vision,<br />

die über die Geräte hinaus geht. Elemente wie<br />

die Umgebung, das vorhandene Grün, die umgebenden<br />

Häuser <strong>und</strong> die Architektur werden<br />

in die Planung einbezogen, so dass ein zusammenhängendes<br />

Ganzes entsteht. Der Entwurf<br />

des Freiraumes um die Geräte ist ein Service,<br />

den wir kostenlos zusammen mit der Kostenplanung<br />

für die Umsetzung mitliefern.“ Als Beispiel<br />

nennt sie die vollständige Umgestaltung<br />

eines öffentlichen, eine Gr<strong>und</strong>schule umlaufenden<br />

Schulhofs mit kleinem Tierpark in Schagerbrug<br />

in der Provinz Noord-Holland. Neben<br />

der Planung <strong>und</strong> Montage der <strong>Spiel</strong>geräten, der<br />

Anlage einer Laufbahn <strong>und</strong> eines <strong>Spiel</strong>feldes für<br />

Ballspiele war auch die Wegeführung <strong>und</strong> die<br />

Grünplanung im Leistungsumfang enthalten.<br />

Fazit: Der Blick über die Grenze hat sich gelohnt.<br />

Sicher wird man auch hierzulande bald<br />

die digitale Version der Hüpfekästchen, „Pebbles“,<br />

spielen.<br />

Dagmar Thiemann


Best Practice<br />

Auf den nächsten Seiten zeigen wir Ihnen<br />

besonders gelungene Beispiele<br />

Report | 63


64 | Best Practice<br />

Haltestelleninfrastruktur Glattalbahn, Zürich, Schweiz<br />

Der Neubau der Glattalbahnstrecke im Kanton Zürich ist eines der bedeutenden Infrastrukturprojekte<br />

der Schweiz. Die erste <strong>und</strong> zweite Etappe sind bereits in Betrieb.<br />

Trotz ihres mit ca. 2 Prozent sehr geringen Anteils an der Gesamtinvestition prägt die Haltestelleninfrastruktur<br />

den Ausdruck <strong>und</strong> den Wiedererkennungswert der Bahnstrecke. Für die<br />

Akzeptanz bei der Bevölkerung braucht es allerdings mehr als schönes Design <strong>und</strong> so standen<br />

im Prozess der Projekt- <strong>und</strong> Prototypenentwicklung nicht nur gestalterische <strong>und</strong> technische<br />

Aspekte zur Diskussion, sondern auch die Ideen <strong>und</strong> Bedürfnisse aller künftiger Benutzergruppen.<br />

Zudem hatte die Kooperation mit Naturschützern, Behindertenverbänden <strong>und</strong> anderen<br />

Spezialisten großes Gewicht. Im Ergebnis wird die Glattalbahn das erste Bahnsystem im<br />

Züricher Verkehrsverb<strong>und</strong> sein, dessen gesamte Infrastruktur die Vorgaben des schweizerischen<br />

Behinderten-Gleichstellungsgesetzes weitgehend erfüllt. Für die Bahnsteige <strong>und</strong> die Haltestellen<br />

trifft dies bereits mit Eröffnung der ersten beiden Etappen zu. Was nicht nur Behinderte erfreut,<br />

sondern auch Mütter mit Kinderwagen, Senioren <strong>und</strong> einfach alle, die sich leicht zugängliche,<br />

barrierefreie <strong>und</strong> gut beleuchtete Bahnsteige sowie leicht bedienbare Technik wünschen.


Bausumme<br />

Gesamtinvestition Glattalbahn ca. 550 Mio.<br />

CHF, davon Haltestelleninfrastruktur (HSI)<br />

ca. 11 Mio. CHF<br />

Glattalbahn Haltestellen<br />

Gesamtanzahl 23 Stück davon 3 in<br />

Hochlage auf Brücken<br />

Haltestelleninfrastruktur<br />

Wartehallen mit technischer Ausrüstung,<br />

Haltestellen- <strong>und</strong> Brückengeländer, Übersteigschutz,<br />

Fahrradständer, Dienst-WC’s<br />

Bestückung pro HSI Element Haltestelle<br />

Windschutz, Fahrkartenautomat, Statische<br />

Fahrgastinformation, Sitzbank, Abfallbehälter,<br />

Lautsprecher, Beleuchtung, Werbefl<br />

ächen, Elektroverteiler, Datenverteiler,<br />

Funkantenne, Be-<strong>und</strong> Entlüftung Kavernen.<br />

Möglichkeiten für Dynamische Fahrgastinformation,<br />

Notruf, Videoüberwachung,<br />

Erdungsstangen, teilweise Integrierte Monitore<br />

für Tunnelüberwachung, Geländer mit<br />

Blindenschwelle, in Hochlage Windschutz<br />

ganze Bahnsteiglänge<br />

Auftraggeber<br />

Kanton Zürich vertreten durch VBG Verkehrsbetriebe<br />

Glattal bzw. der ZVV Zürcher<br />

Verkehrsverb<strong>und</strong><br />

Oberbauleitung<br />

Tiefbauamt des Kantons Zürichs sowie<br />

Tiefbauamt der Stadt Zürich<br />

Gesamtplanung/Städtebau<br />

Städteplaner Rainer Klostermann, Zürich<br />

Planung HSI<br />

Architekt Kai Flender, Uehlingen (D)<br />

Entwicklung/Ausführung HSI<br />

BURRI public elements AG, Glattbrugg<br />

Best Practice | 65


66 | Best Practice<br />

Sentral Parken Fornebu, Oslo, Norwegen<br />

Nachdem der internationale Flughafen auf der Insel Fornebu im Oslo-Fjord wegen mangelnder<br />

Erweiterungsmöglichkeiten aufgegeben wurde, erkannten die umliegenden Stadtbezirke das Potential<br />

Fornebu’s als attraktives Wohn- <strong>und</strong> Gewerbegebiet nahe dem Stadtzentrum. Das neue<br />

Quartier sollte neben einem zentralen Park für Erholungszwecke auch Anlagen für nachhaltiges<br />

Wassermanagement besitzen. Dies waren zentrale Themen im offenen Wettbewerb zur Gestaltung<br />

des Areals. Das Atelier Dreiseitl wurde ausgewählt, um die Raumplanung von Bjørbekk &<br />

Lindheim mit einem umfassenden Konzept zum Wassermanagement zu vervollständigen.<br />

Ein künstlich angelegter See wird zum Fokus des Parks. Eine Gewässerachse verknüpft den früheren<br />

Kontrollturm mit dem See <strong>und</strong> sammelt das Niederschlagswasser von den umgebenden<br />

Gebäuden, Straßen, Gehwegen <strong>und</strong> Oberflächen. Zudem erwecken künstlerische Wassergestaltungen<br />

entlang dieser Achse die Gesten von Reisenden, ihre Sehnsucht nach Ortsveränderung,<br />

nach Abreise oder Ankunft. Der See speichert das gesamte Niederschlagswasser <strong>und</strong> hat auch<br />

Kapazitäten für die unterschiedlichen Wasserstände, da überschüssiges Wasser in ein „Froschland“<br />

genanntes Feuchtbiotop mit großer Artenvielfalt geleitet wird, bevor es langsam in den<br />

Oslo-Fjord sickert.


Landschaftsgestaltung,<br />

Regenwassermanagement, Kunst:<br />

Atelier Dreiseitl<br />

Bauherr:<br />

Statsbygg<br />

Landschaftsarchitekt:<br />

Björbek Lindheim<br />

Planung & Gestaltung:<br />

2004-2005<br />

Bauausführung:<br />

2006-2008<br />

Größe: 47 ha<br />

Best Practice | 67


68 | Best Practice<br />

Öffentlicher <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong> Kannenfeldpark, Basel, Schweiz<br />

Der Kannenfeldpark in Basel bietet seit je her viel Platz für <strong>Spiel</strong>, <strong>Freizeit</strong> <strong>und</strong> Erholung.<br />

Attraktiv sind insbesondere die vielfältigen <strong>Spiel</strong>möglichkeiten für Kinder jeden Alters. Im<br />

Frühjahr 2010 sind drei neue <strong>Spiel</strong>inseln zum Rutschen, Schaukeln <strong>und</strong> Plantschen entstanden.<br />

Alle drei Inseln sind von einem plastizierten Kunststeinrand eingefasst, der aber<br />

auch schon zum <strong>Spiel</strong>en <strong>und</strong> zum Verweilen einlädt. Zwei der Inseln sind mit <strong>Spiel</strong>geräten<br />

aus Robinienholz ausgestattet, die in dieser Form einzigartig sind <strong>und</strong> von der KuKuk GmbH<br />

Stuttgart speziell für den Kannenfeldpark entwickelt wurden. Sie verleihen der Anlage eine<br />

eigene Identität <strong>und</strong> schaffen einen <strong>Spiel</strong>raum, wie er so in Basel noch nie realisiert wurde.


Gesamtfl äche: ca. 1.000 m²<br />

Bauherr: Bau- <strong>und</strong> Verkehrsdepartement Basel-Stadt,<br />

Stadtgärtnerei<br />

Bausumme: CHF 1.100.000<br />

Realisierung: August 2009 – April 2010<br />

Planung: Fontana Landschaftsarchitektur GmbH, Basel;<br />

KuKuk GmbH, Stuttgart<br />

Ausführung GaLaBau: Fontana Landschaftsarchitektur<br />

GmbH, Basel; KuKuk GmbH, Stuttgart<br />

Ausführung <strong>Spiel</strong>geräte: KuKuk GmbH, Stuttgart<br />

Best Practice | 69


70 | <strong>Spiel</strong>raum<br />

Daniel „Danny“ Stang mit einem Handstand


Parkour & Freerunning:<br />

Team Ashigaru<br />

Fotografi ert von Jörg Kraus<br />

„Ashigaru“ - wörtlich übersetzt „leicht-füßig“<br />

- nannten sich die niedrigsten Krieger im mittelalterlichen<br />

Japan: Ohne schwere Rüstung,<br />

nur mit dem nötigsten Schutz bekleidet, stürzten<br />

sie sich furchtlos in die Schlacht. Ashigaru<br />

nennt sich auch das Frankfurter Team mit Jo,<br />

Enis, Jason, Pascal <strong>und</strong> Danny & Family, die sich<br />

zu den erfahrensten <strong>und</strong> bekanntesten Ikonen<br />

der deutschen Parkour- <strong>und</strong> Freerunning-Szene<br />

zählen (www.ashigaru.de). Dabei fi ndet ihr<br />

Sport schon lange nicht mehr nur im öffentlichen<br />

Freiraum statt. Im April performte die<br />

Gruppe im Auftrag eines Baumaschinenherstellers<br />

auf der BAUMA in München auf dessen Geräten.<br />

Auch für Werbespots wurden sie schon<br />

gebucht. Darüber hinaus sind sie auf internationalen<br />

Bühnen <strong>und</strong> bei Wettbewerben aktiv:<br />

So gewann Jason im Mai 2010 in Wien den Red<br />

Bull Art of Motion.<br />

Der Fotograf Jörg Kraus zeigt das Team in einer<br />

spektakulären Serie von Fotos, von denen wir<br />

einige hier veröffentlichen. Kraus verwendete<br />

bei den Aufnahmen im Frankfurter Osthafen<br />

eine Outdoorblitzanlage <strong>und</strong> eine Digitalkamera<br />

im Mittelformat. Um möglichst nah an<br />

die Freerunner heran zu kommen, musste der<br />

Fotograf auch selbst hoch hinaus <strong>und</strong> seine<br />

portablen Blitzgeräte mehrere Meter hoch auf<br />

Stahlträger <strong>und</strong> Container bringen. Entstanden<br />

sind dabei beeindruckende Bilder – sehr kraftvoll<br />

<strong>und</strong> mit viel Seele.<br />

Die Bilderserie kann auch für Ausstellungen angefragt<br />

werden: Das ist sicher eine Form von<br />

Fotokunst, mit der man auch die Jugend ins<br />

Rathaus oder städtische Museum locken kann.<br />

Dagmar Thiemann<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 71


Jason Paul beim Rückwärtssalto (Backfl ip)<br />

72 | <strong>Spiel</strong>raum<br />

Sergey Krivosheev springt<br />

Team Ashigaru sind Jason Paul, Johannes<br />

Mikulasch, Pascal Bueb, Daniel „Danny“<br />

Stang <strong>und</strong> Enis Maslic


Felix Eggert im Absprung<br />

Jörg Kraus<br />

Team Ashigaru & Family<br />

Freischaffender Fotograf aus Gießen. Der<br />

Künstler hat sich bis dato international vor<br />

allem einen Namen mit ausdrucksstarken<br />

Pferdefotos (Equine Fineart) gemacht. Das<br />

erste Frankfurter Parkour-Shooting mit dem<br />

Team Ashigaru war der Auftakt für weitere.<br />

» www.equine-fi neart.com<br />

» www.pixxart.net<br />

Jason Paul & Pascal Bueb auf der Kran-Konstruktion<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 73


Zur Entwicklungsgeschichte<br />

der öffentlichen Freiräume<br />

für Kinder<br />

Teil IV: 1933 bis 1945<br />

Die Marginalisierung des öffentlichen Freiraumes für Kinder<br />

im Nationalsozialismus<br />

In einer kleinen Reihe von<br />

vier Beiträgen „Zur Entwicklungsgeschichte<br />

der<br />

öffentlichen Freiräume für<br />

Kinder“ stellt Daniel Rimbach<br />

in der FreeLounge die<br />

wesentlichen Ergebnisse<br />

seiner Doktorarbeit 1 vor.<br />

74 | <strong>Spiel</strong>raum<br />

Öffentliche „Frei“räume<br />

in der Diktatur?<br />

Problematisch für die Untersuchung der Geschichte<br />

der öffentlichen Freiräume für Kinder<br />

in der Zeit des Nationalsozialismus ist die Tatsache,<br />

dass es in der Zeit des „Dritten Reiches“<br />

keine Öffentlichkeit im demokratischen Sinne<br />

gab. Öffentlichkeit bedeutet die „Zugänglichkeit<br />

von Informationen, Kommunikation <strong>und</strong> Beteiligungsmöglichkeiten<br />

für einen unbegrenzten<br />

Kreis von Personen“. Für einen öffentlichen<br />

Freiraum bedeutet dies, dass dieser prinzipiell<br />

für alle Personen zugänglich <strong>und</strong> benutzbar<br />

sein muss. Von der Nazi-Diktatur wurden systematisch<br />

bestimmte Personengruppen (u.a. Juden,<br />

politische Gegner, geistig Behinderte, Sinti<br />

<strong>und</strong> Roma usw.) aus der sogenannten „Volksgemeinschaft“<br />

verdrängt, durch Gefängnis oder<br />

Ermordung entfernt bzw. in ihren Freiheitsrechten<br />

stark eingeschränkt. Dies betraf auch <strong>und</strong><br />

insbesondere den vormals öffentlichen Raum<br />

„Für das Kleinstkind den Kindergarten der NSV., für das<br />

Schulkind den Schulgarten, für die Jugendlichen das<br />

Jugendheim der HJ. <strong>und</strong> des BDM.“<br />

Willy TAPP, Gartendirektor, 1937<br />

<strong>und</strong> die städtischen Garten- <strong>und</strong> Parkanlagen.<br />

Schrittweise wurde dort der Ausschluss der<br />

jüdischen Bevölkerung betrieben. So durften<br />

Juden nur bestimmte, für sie gekennzeichnete<br />

Bänke benutzen bzw. für sog. „Arier“ wurden<br />

eigens Bänke reserviert. Darüber hinaus wurden<br />

in den Kommunen Teilbereiche von Gärten oder<br />

ganze Parks für die als Juden klassifi zierten<br />

Bürger gesperrt (vgl. hierzu KELLNER, 2007 <strong>und</strong><br />

ausführlich FISCHER & WOLSCHKE-BULMAHN,<br />

2006 <strong>und</strong> 2007). Die allgemeine <strong>und</strong> öffentliche<br />

Parknutzung war durch diese Restriktionen unterb<strong>und</strong>en.<br />

Auch die Zerstörung der Volksparkbewegung<br />

durch die Nationalsozialisten verhinderte<br />

eine freie <strong>und</strong> ungelenkte öffentliche<br />

Parkaneignung. Wird der Terminus „öffentlich“<br />

trotzdem im Folgenden benutzt, meint er Anlagen,<br />

die nicht einer bestimmten Organisation<br />

zugeordnet <strong>und</strong> als zumeist kommunale Anlage<br />

für die sogenannten „Arier“ zugänglich waren.<br />

Die Beschränkung auf diese „öffentlichen“ <strong>und</strong><br />

die wenigen neugeschaffenen kommunalen<br />

Anlagen ergäbe jedoch noch kein umfassendes<br />

Bild. Die Auseinandersetzung mit den Freiraumtypen<br />

für Kinder, mit denen sich die Nationalsozialisten<br />

<strong>und</strong> ihre mehr oder weniger freiwilligen<br />

Erfüllungsgehilfen, die „Gartengestalter“<br />

<strong>und</strong> Architekten vorrangig beschäftigten ist<br />

notwendig, da sie von sehr vielen, im Falle der<br />

schulischen <strong>und</strong> HJ-Einrichtungen von fast<br />

allen, sog. „arischen“ Kindern benutzt werden<br />

mussten <strong>und</strong> die wirkliche <strong>Freizeit</strong> der Kinder<br />

auf ein Minimum reduziert war.<br />

Extremer Bedeutungsverlust der<br />

öffentlichen <strong>Spiel</strong>anlagen für Kinder<br />

Die Zeit des Nationalsozialismus wurde durch<br />

einen radikalen Bedeutungsverlust des öffentlichen<br />

Freiraumes für Kinder geprägt. Durch<br />

die Gleichschaltung <strong>und</strong> Neuausrichtung des<br />

Berufsstandes der Gartenarchitekten, die Zerstörung<br />

der Volksparkbewegung <strong>und</strong> die Siedlungspolitik<br />

der Nationalsozialisten wurden<br />

öffentliche Freianlagen für Kinder zu einem<br />

unbedeutenden Randthema. Die Gestaltung


von städtischen öffentlichen Anlagen <strong>und</strong> insbesondere<br />

die Gestaltung von <strong>Spiel</strong>anlagen verloren<br />

auf Kosten anderer Aufgaben der Grün-,<br />

Garten- <strong>und</strong> Landschaftsgestaltung im engeren<br />

Sinne sowie der Friedhofs- <strong>und</strong> Gedenkstättenplanung<br />

an Bedeutung. Die Nationalsozialisten<br />

zerstörten die demokratische Volksparkbewegung<br />

innerhalb kürzester Zeit. Dadurch wurden<br />

auch die gestalterisch eng mit dem Volkspark<br />

verb<strong>und</strong>enen Freianlagen für Kinder obsolet.<br />

Die Siedlungspolitik im Dritten Reich favorisierte<br />

Kleinsiedlungen <strong>und</strong> den Bau von Eigenheimen,<br />

jeweils mit Gartenzulage. Dort wurden<br />

öffentliche Anlagen für Kinder nicht für notwendig<br />

gehalten. In den Großsiedlungen, die<br />

ab 1938 wieder projektiert wurden, spielten,<br />

sieht man von sehr wenigen Ausnahmen ab,<br />

öffentliche Freiräume für Kinder ebenfalls so<br />

gut wie keine Rolle. Aus der Fachdiskussion der<br />

„Gartengestalter“ verschwand das Thema des<br />

öffentlichen Kinderspiels recht rasch. Die Gartenschauen<br />

<strong>und</strong> Ausstellungsgärten der 1930er<br />

Jahre dokumentieren ebenfalls den Wandel des<br />

Berufsfeldes <strong>und</strong> zeugen vom Bedeutungsverlust<br />

öffentlicher <strong>Spiel</strong>anlagen.<br />

Eine systematische Zerstörung der existierenden<br />

öffentlichen Freianlagen für Kinder hat jedoch<br />

nicht stattgef<strong>und</strong>en. Die älteren, vor allem<br />

in der Weimarer Republik angelegten, städtischen<br />

Kinderspielplätze existierten immer noch<br />

<strong>und</strong> wurden auch eifrig benutzt. Die Schaffung<br />

neuer, kommunaler <strong>Spiel</strong>plätze wurde den, fi -<br />

nanziell mit zahlreichen Sonderaufgaben des<br />

NS-Staates bereits stark belasteten, Kommunen<br />

als deren freiwillige Aufgabe überlassen. In<br />

der Zeit des Nationalsozialismus hat es keine<br />

gesonderten städtischen oder staatlichen Budgets<br />

oder staatlich forcierte Programme für die<br />

Neuanlage von <strong>Spiel</strong>plätzen gegeben, ganz im<br />

Gegenteil zur Neuanlage von Thingplätzen, HJ-<br />

Heimen oder Ähnlichem. Für diese sehr stark<br />

staatlich vorangetriebenen Bauvorhaben zur<br />

Indoktrination der Kinder gab es jedoch auch<br />

keine gesonderten Mittel. Die Gemeinden mussten<br />

sie trotzdem durchführen. Die Arbeitskräfte<br />

wurden zum großen Teil durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen<br />

bereitgestellt, alle weiteren<br />

Kosten hatte die „betroffene“ Kommune aus<br />

Eigenmitteln zu zahlen. Die Kommune wurde<br />

gewissermaßen zur Umsetzung gezwungen. Die<br />

Aufbringung der Gelder bereitete den Städten<br />

sehr große Schwierigkeiten, so dass für freiwillige<br />

Aufgaben wie die Einrichtung von Kinderspielplätzen<br />

so gut wie kein Interesse <strong>und</strong><br />

auch kaum fi nanzielle Mittel existierten. Die<br />

Kommunen als Hauptträger der öffentlichen<br />

Kinderspielplätze fi elen somit, schon allein aus<br />

fi nanziellen Gründen, als Auftraggeber für die<br />

Einrichtung neuer <strong>Spiel</strong>plätze weitgehend aus.<br />

Darüber hinaus war die <strong>Freizeit</strong> der Kinder auf<br />

Gr<strong>und</strong> der Vereinnahmung durch die Massenorganisationen<br />

der Nationalsozialisten <strong>und</strong> ihrer<br />

gesellschaftlichen Verpfl ichtungen stark eingeschränkt.<br />

Um sich <strong>und</strong> ihre Kinder der Vereinnahmung<br />

des Staates zumindest teilweise zu<br />

entziehen, zogen sich viele Deutsche in ihren<br />

Privatgarten zurück. Hier hatte das Kinderspiel<br />

als Planungsaufgabe für die „Gartengestalter“<br />

einen gewissen Rückzugsraum, doch auch die<br />

kleine „Freiheit in Grenzen“ blieb nicht völlig<br />

frei von der Beeinfl ussung <strong>und</strong> Vereinnahmung<br />

durch die Machthaber.<br />

Tiere <strong>und</strong> die Erziehung zur<br />

„Bodenständigkeit“<br />

In der NS-Zeit wurde auf die Präsentation von<br />

Tieren in den öffentlichen Gärten allgemein sehr<br />

viel Wert gelegt. Besondere Bedeutung hatten<br />

die Zurschaustellung <strong>und</strong> der Kontakt mit Tieren<br />

jedoch im Zusammenhang mit Kindern. Tierhal-<br />

Parkbank mit der Aufschrift „NUR FÜR<br />

ARIER“, Foto, ca. 1938 (Quelle: Photo<br />

Archive of the Institute of Contemporary<br />

History and WIENER LIBRARY,<br />

London, 2007)<br />

Daniel Rimbach<br />

Daniel Rimbach hat Landschaftsarchitektur<br />

an der<br />

Fachhochschule in Erfurt<br />

studiert <strong>und</strong> führt seit 1998<br />

ein Planungsbüro mit den<br />

Schwerpunkten Gartendenkmalpfl<br />

ege sowie Objekt- <strong>und</strong><br />

Landschaftsplanung. Er arbeitet<br />

kontinuierlich an universitären<br />

Forschungsprojekten mit<br />

<strong>und</strong> hat seit 2001 Lehraufträge<br />

an der Fachhochschule Erfurt.<br />

2008 promovierte er an der<br />

Fakultät für Architektur <strong>und</strong><br />

Landschaft der Gottfried<br />

Wilhelm Leibniz Universität<br />

Hannover.<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 75


Eingangsportal des privatfi nanzierten Kinderspielplatzes<br />

der Wilhelm-Siegfried-Stiftung in Erfurt, ca. 1941 mit Märchenmotiven<br />

(Quelle: STADTARCHIV ERFURT, Sig. VI, D2, 28)<br />

76 | <strong>Spiel</strong>raum<br />

tung für Kinder wurde für den Schulgarten, den<br />

Privatgarten <strong>und</strong> für öffentliche Anlagen propagiert.<br />

Im Leipziger Zoo wurden in den 1930er<br />

Jahren in kurzer Folge zwei „Tierkindergärten“<br />

angelegt, die sich in erster Linie an ein junges<br />

Publikum wandten. An diesen beiden Anlagen<br />

lässt sich sehr gut der Bedeutungswandel,<br />

den die öffentliche Präsentation von Tieren<br />

für Kinder in der Zeit des Nationalsozialismus<br />

durchmachte, nachvollziehen. Die 1932 geschaffene<br />

Anlage, die kurz darauf bereits wieder<br />

einer Gehegeerweiterung weichen musste,<br />

setzte auf eine Mischung aus exotischen <strong>und</strong><br />

einheimischen Tieren. Bereits am Eingang des<br />

„Lustigen-Tierkinder-Gartens“ begrüßten bildlich-plastische<br />

Darstellungen von Giraffen, Elefanten<br />

<strong>und</strong> Eulen den Besucher. Diese friedliche<br />

Gemeinschaft von „deutschen“ Wildtieren <strong>und</strong><br />

außereuropäischen „Ausländern“ wurde unter<br />

den Nationalsozialisten weitgehend ausgelöscht.<br />

Schon nach 2 Jahren wurde wegen des<br />

großen Erfolges <strong>und</strong> den damit verknüpften<br />

Kapazitätsproblemen die Anlage neu gestaltet<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig das Konzept völlig überarbeitet.<br />

Der neue, 1934 projektierte <strong>und</strong> im Juni<br />

1935 eröffnete, Tierkindergarten war sehr stark<br />

an die Bildungsanforderungen der Nationalsozialisten<br />

angepasst. Die Anlage, die nun auch<br />

als „Märchen-Tierkinder-Garten“ bezeichnet<br />

wurde, hatte Zoodirektor Karl Max SCHNEIDER<br />

in Zusammenarbeit mit Stadtbaurat BÜHRING<br />

konzipiert. Gezeigt wurden, entsprechend den<br />

nationalsozialistischen Forderungen, fast ausschließlich<br />

einheimische Haustierrassen <strong>und</strong><br />

Wildtiere. Der Zoodirektor wollte damit ein nationalsozialistisches<br />

Vorzeigeobjekt schaffen,<br />

Mahnmal „Mutter <strong>und</strong> Kind“ im Schmuckbereich des<br />

Kinderspielplatzes der Wilhelm-Siegfried-Stiftung in<br />

Erfurt, ca.1941 (Quelle: STADTARCHIV ERFURT, Sig.<br />

VI, D2, 23)<br />

um dem Zoo die offi zielle Unterstützung zu sichern.<br />

SCHNEIDER hätte aus politischen Gründen<br />

„am liebsten verschwiegen“, dass u.a auch<br />

einige junge Löwen, Affen <strong>und</strong> Papageien in der<br />

Anlage lebten (vgl. Haikal, 1999)<br />

Über Märchen <strong>und</strong> andere volkstümliche Stoffe<br />

wurde von den Nationalsozialisten zielgerichtet<br />

versucht, die Kinder unbemerkt zu beeinfl ussen.<br />

So weist ENDLER (2006) nach, wie mit Hilfe der<br />

Märchenfi lmproduktion für den nationalsozialistischen<br />

Unterricht die Ideologie der Diktatur<br />

in den Köpfen der Kinder verankert werden sollte.<br />

Die Märchen dienten dabei dem Transport<br />

„nationalen Gedankenguts“ <strong>und</strong> fungierten als<br />

„Schaubilder völkischer Tugenden“ (vgl. END-<br />

LER, 2006). So ist es nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass<br />

in der Zeit der NS-Diktatur Märchenmotive<br />

auch in den Freianlagen für Kinder eingesetzt<br />

wurden. So zeigte eine Bilderwand des Leipziger<br />

„Märchen-Tierkinder-Gartens“ bäuerliche<br />

Märchenmotive, die das Gemüt ansprechen <strong>und</strong><br />

in Verbindung mit den gezeigten Haustieren die<br />

Kinder zur „Bodenständigkeit“ erziehen sollten.<br />

Neue Kinderspielplätze durch<br />

Privatinitiativen<br />

Die Realisierung von kommunalen <strong>Spiel</strong>fl ächen<br />

hing nunmehr vom individuellen Interesse der<br />

Gartenämter bzw. von der Initiative privater<br />

Stifter ab. So wurden in der Stadt Erfurt während<br />

des Nationalsozialismus zwei größere, öffentliche<br />

städtische Kinderspielplätze angelegt,<br />

davon ging jedoch der Eine nahezu vollständig<br />

<strong>und</strong> der Andere zum Teil auf privates Engagement<br />

zurück. Diese sehr wenigen Neuanlagen


Hochbetrieb auf dem Kinderspielplatz der Wilhelm-Siegfried-Stiftung<br />

in Erfurt, ca. 1941 (Quelle: STADTARCHIV ERFURT, Sig. VI, D2, 34)<br />

von öffentlichen Kinderspielplätzen zeigten ein<br />

differenziertes Bild: einerseits handelte es sich<br />

um „normale“ Gerätespielplätze, andererseits<br />

hielten nationalsozialistische Bildungsinhalte<br />

Einzug.<br />

Gänzlich privat initiiert wurde der 1936 angelegte<br />

Kinderspielplatz der „Wilhelm-SIEG-<br />

FRIED-Stiftung“ in Erfurt. Die vermögende<br />

Fabrikantenwitwe Lilie SIEGFRIED stiftete der<br />

Stadt insgesamt r<strong>und</strong> 30.000 Reichsmark [nach<br />

heutigen Maßstäben ca. 100.000 Euro] für den<br />

Bau des <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>es sowie für die laufende<br />

Unterhaltung zusätzlich jährlich 600 Reichsmark<br />

[ca. 2.000 Euro]. Innerhalb eines halben<br />

Jahres entstand bis zur Eröffnung im Mai 1936<br />

ein für die Zeit ungewöhnlich reichhaltig <strong>und</strong><br />

vollständig ausgestatteter Kinderspielplatz,<br />

der relativ unabhängig von fi nanziellen Zwängen<br />

gestaltet werden konnte. Zu Ausstattung<br />

gehörten: 1 Abhaltewinkel für kleine Kinder,1<br />

Pinkelwinkel für kleine Knaben, 1 Abort für<br />

Mädchen, 1 Gemeinschaftsabort für Kinder bis<br />

3 Jahre, 1 Unterkunftshalle, 2 Sandkästen, 2<br />

Schaukelpferde für je 4 Kinder, 1 Schaukel für<br />

16 Kinder, 1 Karussell für 16 Kinder, 2 Wippen<br />

für je 6 <strong>und</strong> 4 Kinder, 1 Rutschbahn (7 m lang,<br />

250 cm hoch), 1 Rutschbaum (10 m lang), 60<br />

Bänke, 24 Papierkörbe, Tonschalen <strong>und</strong> Vogelbrunnen<br />

aus Terrakotta. Der <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong> wurde<br />

von einer Bruchsteinmauer begrenzt. Ein hölzernes<br />

Tor mit geschnitzten fi gürlichen Applikationen<br />

mit belehrenden Motiven aus dem<br />

„Struwwelpeter“ sowie Kinderdarstellungen in<br />

der stilistischen Art von Wilhelm BUSCH bildete<br />

das Eingangsportal. Mit Hilfe von weiteren<br />

Zuwendungen der Witwe wurde der <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong><br />

im Laufe des Jahres 1936 noch weiter ergänzt.<br />

Hinzu kamen ein von einem Künstler entworfener<br />

Märchenbrunnen „Froschkönig“ mit einer,<br />

auf einem Becken aus Muschelkalk sitzenden,<br />

Bronzeskulptur <strong>und</strong> eine Plastik „Aschenbrödel“<br />

als bildkünstlerische Ausstattung. 43 Blumenkästen<br />

<strong>und</strong> einige Sandspielkästen wurden<br />

aufgestellt. Eine zusätzliche Rutschbahn wurde<br />

aufgr<strong>und</strong> der Beliebtheit des Gerätes ebenfalls<br />

angeschafft. Die Stadt stellte einen <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>wärter,<br />

der während der Öffnungszeiten des<br />

Platzes die Aufsicht führte. Im Winter, Nachts<br />

<strong>und</strong> über Mittag war der Platz geschlossen.<br />

Eine sehr wichtige Rolle spielte bei der Anlage<br />

des <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>es „die deutsche Mutter.“ Bereits<br />

von den Verfassern der Genehmigungsvorlage<br />

für den Regierungspräsidenten wurde stark auf<br />

die Bedeutung der Anlage für die Mütter abgehoben:<br />

„Sie [die Schenkung zur Einrichtung<br />

eines Kinderspielplatzes im städtischen Brühler<br />

Garten] verfolgt hauptsächlich den Zweck,<br />

Müttern <strong>und</strong> Kindern der minderbemittelten<br />

Kreise der Erfurter Bevölkerung Gelegenheit zur<br />

ungestörten Erholung in frischer Luft, abseits<br />

des Straßenverkehrs zu bieten.“ Demzufolge<br />

wurden dem eigentlichen <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong> ein Sondergarten,<br />

d.h. ein Zier- <strong>und</strong> Erholungsgarten<br />

mit einem Mahnmal „Mutter <strong>und</strong> Kind“ sowie<br />

ein Rückzugsgarten „für Mütter mit kleinen<br />

Kindern“ zur Seite gestellt. In den Berichten der<br />

Lokalpresse zur Eröffnung des <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>es im<br />

Mai 1936 wird nahezu gleichwertig über die<br />

<strong>Spiel</strong>geräte für Kinder <strong>und</strong> den mütterorientierten<br />

Sondergarten berichtet. Dies war stark<br />

ideologisch gefärbt, denn die Nationalsozialisten<br />

versuchten, die Rolle der Frau auf die Mutter<br />

zu reduzieren.<br />

Ein zusätzlicher, großer Kinderspielplatz war<br />

Quellen:<br />

FISCHER, Hubertus <strong>und</strong> WOLSCHKE-<br />

BULMAHN, Joachim (2006):<br />

Orte der Zufl ucht. Orte der Verfolgung:<br />

Gärten <strong>und</strong> Parks in der NS-Zeit.<br />

In: Duttge, Gunnar & Tinnefeld, Marie-Theres<br />

(Hrsg.) (2006): Gärten, Parkanlagen <strong>und</strong> Kommunikation.<br />

Lebensräume zwischen Privatsphäre <strong>und</strong><br />

Öffentlichkeit. Berlin. (Berliner Wissenschaftsverlag)<br />

S. 53-93.<br />

BUDDRUS, Michael (2003):<br />

Totale Erziehung für den Totalen Krieg.<br />

Hitlerjugend <strong>und</strong> nationalsozialistische<br />

Jugendpolitik. Herausgegeben vom<br />

Institut für Zeitgeschichte. München.<br />

(K G Saur, Reihe Texte <strong>und</strong> Materialien zur Zeitgeschichte,<br />

Band 13/2)<br />

ENDLER, Cornelia Anett (2006):<br />

Es war einmal ... im Dritten Reich.<br />

Die Märchenfi lmproduktion für den<br />

nationalsozialistischen Unterricht.<br />

Frankfurt am Main u.a.<br />

(Peter Lang Europäischer Verlag der Wissenschaften<br />

HAIKAL, Mustafa (2003): Die Zeit<br />

des Nationalsozialismus Der zweite<br />

Weltkrieg.<br />

In: Haikal, Mustafa & Junhold, Jörg (2003): Auf<br />

der Spur des Löwen.125 Jahre Zoo Leipzig. Leipzig.<br />

(Pro Leipzig) S.149-175.<br />

KELLNER, Ursula (2007): Orte der<br />

Zufl ucht, Verfolgung <strong>und</strong> Hoffnung.<br />

Gärten <strong>und</strong> Parks im Leben der jüdischen<br />

Bevölkerung nach 1933.<br />

In Stadt + Grün Das Gartenamt, JG 55, 2007, Heft<br />

1, S.56-58.<br />

GRUBE, Frank & RICHTER, Gerhard<br />

(1982): Alltag im Dritten Reich: so<br />

lebten die Deutschen 1933 - 1945.<br />

Hamburg. (Hoffmann <strong>und</strong> Campe)<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 77


Ohne Worte (aus: GRUBE & RICHTER, 1982, 56)<br />

78 | <strong>Spiel</strong>raum<br />

in den Jahren 1938/39 für Erfurt geplant. Hier<br />

tritt, noch deutlicher als bei der zuvor beschriebenen<br />

Anlage, nationalsozialistische Ideologie<br />

zu Tage. Der „Haupteffekt“ dieser - jedoch nie<br />

realisierten <strong>Spiel</strong>anlage - war, dass es „auch<br />

eine unterirdische Welt […] hier draußen geben<br />

[wird], einen 25 Meter unter der Erde entlangführenden<br />

Gang nämlich, der bei Kriegsspielen<br />

<strong>und</strong> Verfolgungen ein prachtvolles Versteck<br />

<strong>und</strong> ein besonders romantisches Kampfgelände<br />

darstellt“ (Thüringer Allgemeine Zeitung, Erfurt,<br />

vom 13. April 1938).<br />

Die neuen Bauaufgaben im Freiraum für<br />

Kinder<br />

Die wenigen aufwändigen <strong>Spiel</strong>plätze wie im<br />

Erfurter Brühler Garten waren jedoch eine absolute<br />

Ausnahme, die nicht darüber hinwegtäuschen<br />

darf, dass in der Zeit des Nationalsozialismus<br />

kaum neue <strong>Spiel</strong>anlagen entstanden.<br />

Trotzdem bzw. gerade deswegen wurden zahlreiche<br />

Bauaufgaben für Kinder bearbeitet, die<br />

jedoch nicht das freie kindliche <strong>Spiel</strong> in den<br />

Vordergr<strong>und</strong> rückten. Alle diese Bauvorhaben<br />

waren eng mit Parteiorganisationen der NSDAP<br />

bzw. der nationalsozialistisch gleichgeschalteten<br />

Schule verb<strong>und</strong>en. Hierzu gehörten für die<br />

Kleinkinder die NSV-Kindergärten (Nationalsozialistische<br />

Volkswohlfahrt), für die Schulkinder<br />

die ideologisch ausgerichteten Schulgärten <strong>und</strong><br />

für die Stadtkinder in der Kriegszeit die KLV-<br />

Lager (Kinderlandverschickung). Die weitaus<br />

größte erzieherische Bedeutung wurde der Hitlerjugend<br />

(HJ) <strong>und</strong> ihren, für die 10 bis 14jährigen<br />

Kinder zuständigen, Unterorganisationen<br />

Deutsches Jungvolk (DJ) bzw. Jungmädelb<strong>und</strong><br />

(JM) beigemessen. Alle Altersgruppen sollten,<br />

zumindest in der Anfangszeit der Diktatur, in<br />

den Thingstätten zur „Volksgemeinschaft“ erzogen<br />

werden. Viele dieser Bauaufgaben wurden<br />

auf Kosten der betroffenen Kommunen<br />

umgesetzt. Für die Nationalsozialisten war die<br />

Kindheit mit dem Eintritt in die HJ im Alter von<br />

10 Jahren beendet. Jüngere Kinder waren laut<br />

Auffassung des „Reichsjugendführers“ VON<br />

SCHIRACH lediglich „nichtuniformierte Wesen,<br />

niedriger Altersstufen“. Trotzdem wurden<br />

bereits in den nationalsozialistischen Kindergärten<br />

die Freifl ächen für Aufmärsche, Appelle,<br />

Kriegsspiele, Feste, angeleitete <strong>Spiel</strong>e sowie<br />

für sportliche <strong>und</strong> gymnastische Übungen genutzt.<br />

Die Landschaft wurde durch zahlreiche<br />

Ausfl üge <strong>und</strong> Wanderungen erschlossen. Dem<br />

selbstständigen <strong>Spiel</strong> der Kindergartenkinder<br />

im Freien wurde keine eigenständige Bedeutung<br />

zugebilligt. Es wurde lediglich auf Gr<strong>und</strong><br />

seiner abhärtenden <strong>und</strong> den Körper stärkenden<br />

Funktionen geduldet. Die Schulgärten sollten<br />

die Kinder durch gemeinschaftliche Arbeit körperlich<br />

stärken, zu „Kameradschaft“, Unter- <strong>und</strong><br />

Einordnung sowie „Bodenständigkeit“ erziehen.<br />

Erbbiologische Versuche im Schulgarten untermauerten<br />

die Rassenideologie. Durch Kenntnisse<br />

in Gartenbau <strong>und</strong> Tierhaltung sollte der<br />

künftige (Ost)Siedler befähigt werden, selbst<br />

sein Land zu bestellen.<br />

Am wichtigsten war die vormilitärische Ausbildung<br />

in den HJ-Heimen. Michael BUDDRUS<br />

spricht allein von den „Bauaktivitäten der HJ“,<br />

ohne Thingplätze o.ä. zu berücksichtigen, „als<br />

effektivste Form der Ausbeutung der Kommunen“<br />

(vgl. BUDDRUS, 2003, XI <strong>und</strong> 992ff.). Er<br />

geht sogar soweit zu sagen, dass der kriegsbedingte<br />

Stopp bzw. die Verlangsamung vieler<br />

HJ-Bauvorhaben für zahlreiche Kommunen „die<br />

Rettung vor dem sicheren Bankrott“ bedeutete<br />

(BUDDRUS, 2003, 1000). 1938 plante die<br />

Reichsjugendführung den Bau von allein 3.600<br />

neuen Schwimmbädern im Zusammenhang von<br />

HJ-Heimen, natürlich ebenfalls auf Kosten der<br />

Gemeinden, um „nur den dringendsten Bedarf<br />

zu decken“ (vgl. BUDDRUS, 2003, 999). Oberste<br />

Priorität hatte die Einfügung der HJ- Heime<br />

in die, für Ausmärsche <strong>und</strong> manöverähnliche


Übungen dienende Landschaft. Der an ein HJ-<br />

Heim angrenzende Freiraum war idealtypisch<br />

als sogenanntes „Jugendgelände“ mit Appellplatz,<br />

Sportplatz, Gymnastik- oder Tanzwiese,<br />

Wehrsportbahn, Schießstand <strong>und</strong> Heimgarten<br />

zu gestalten. Veranstaltungen in Thing- <strong>und</strong><br />

Feierstätten sollten alle Altersgruppen der Bevölkerung<br />

zur „Volksgemeinschaft“ vereinen.<br />

Die angeblich ausschließlich zur Ges<strong>und</strong>ung<br />

bzw. zum Schutz der Kinder „durchgeführte“<br />

Kinderlandverschickung (KLV) diente ebenfalls<br />

der sogenannten „Verwurzelung mit der Landschaft“.<br />

In den KLV-Lagern wurden die Kinder<br />

militärisch <strong>und</strong> ideologisch geschult, die <strong>Spiel</strong>bedürfnisse<br />

der Kinder spielten dort ebenfalls<br />

keine Rolle.<br />

Erst das Ende des Regimes 1945 ermöglichte<br />

einen gr<strong>und</strong>sätzlichen Neuanfang. Die Kontinuität<br />

der öffentlichen Freiraumgestaltung für<br />

Kinder war in der Zeit des Nationalsozialismus<br />

weitgehend unterbrochen, viele Städte <strong>und</strong> da-<br />

mit städtischer Freiraum waren zerstört. Die<br />

„unbelasteten“ Kinder waren Hoffnungsträger<br />

für eine bessere Zukunft. Nun konnte auch wieder<br />

an Planungsansätze der Weimarer Zeit angeknüpft<br />

werden. Eine der ersten Bauaufgaben<br />

der neuen Zeit war, in erstaunlicher Parallelität<br />

zur der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, die<br />

Schaffung von öffentlichen Kinderspielplätzen.<br />

Die Gestaltungsaufgabe „Öffentlicher Kinderspielplatz“<br />

rückte, nun allerdings unter unterschiedlichen<br />

gesellschaftlichen Rahmenbedingungen,<br />

in das Zentrum des Neubeginns auf<br />

dem Gebiet der Gartenarchitektur im Westteil<br />

<strong>und</strong> im Ostteil Deutschlands.<br />

Daniel Rimbach<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 79


80 | Stadt & Kunst<br />

In Inst st s al alla lati ti tion on " "Wa Wart rt rten en aauf<br />

a uf d<br />

dden<br />

en FFlu<br />

F lu luss ss s " vo von n de der r ni n ed eder er erlä lä länd nd n is isch ch chen en e Kün ünstlerg rgrupp pp ppe e Ob Obse se serv rv rvat at a or o iu ium


Keine Kunst<br />

um der Kunst willen<br />

Wandernde Häuser, ein Staudengarten im ehemaligen Klärbecken oder<br />

ein Großmosaik zum Thema der Bergarbeiterproteste im Ruhrgebiet:<br />

Bei der EMSCHERKUNST.2010 präsentieren 40 international renommierte<br />

Künstlerinnen <strong>und</strong> Künstler 100 Tage lang ihre Ideen zu den<br />

urbanen, industriellen <strong>und</strong> postindustriellen Strukturen des nördlichen<br />

Ruhrgebiets.<br />

Die sogenannte Emscherinsel bildet auf 34 Kilometern<br />

alle Charakteristika des nördlichen<br />

Ruhrgebiets ab: ländliche Gebiete neben Industrie<br />

<strong>und</strong> Industriedenkmälern, Siedlungen<br />

innerhalb einer Landschaft, die durch Renaturierungsprozesse<br />

von der Ausbeutung der<br />

industriellen Nutzung befreit wird, aber noch<br />

viele Narben trägt. Es zeigt sich die urbane Verdichtung<br />

eines Ballungsgebietes, zerschnitten<br />

durch Verkehrsachsen <strong>und</strong> Brücken, die maßgeblich<br />

dafür sorgen, dass man das Gebiet gar<br />

nicht als langgezogene Insel im Fluss wahrnimmt.<br />

Hier ist längst nicht alles schön <strong>und</strong> es<br />

kann auch in den nächsten Jahren nicht alles<br />

schön werden. Doch vieles ist in Bewegung. Das<br />

ist auch der wesentliche Gr<strong>und</strong> dafür, dass die<br />

Projekte der EMSCHERKUNST.2010 eine handfeste<br />

Verankerung mit der Region, ihren Problemen<br />

<strong>und</strong> Zukunftsperspektiven eingehen sollen.<br />

Geboten werden soll laut Programm Kunst, die<br />

von den Menschen verstanden wird, <strong>und</strong> die<br />

auch in den nächsten Jahrzehnten das Gesicht<br />

der Emscherinsel prägt <strong>und</strong> im besten Fall selbst<br />

Impulse für den notwendigen Wandel setzt.<br />

Kunst auch als Signal im Renaturierungsprozess<br />

Die Internationale Bauausstellung Emscher Park<br />

der 1990er Jahre war der Ausgangspunkt für<br />

den Landschaftswandel <strong>und</strong> die Neudefi nition<br />

eines ganzen Landstrichs, des Emscher Landschaftsparks.<br />

Mit der Investitionssumme von<br />

vier Milliarden Euro handelt es sich beim Em-<br />

scherumbau um das derzeit größte Renaturierungsprojekt<br />

weltweit. Nun ist aktuell nicht nur<br />

durch die Kulturhauptstadt Europa RUHR.2010<br />

der besondere Fokus auf das Ruhrgebiet gerückt<br />

<strong>und</strong> damit auf die Frage, wie der Wandel der „alten“<br />

Industriegesellschaft zu den globalisierten<br />

Informationsgesellschaften des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

vollzogen werden kann. Auch ist bei dem<br />

Projekt des Umbaus der Emscher <strong>und</strong> ihrer Nebenläufe<br />

gerade die Halbzeit erreicht worden.<br />

Zwei Milliarden Euro wurden für den Neubau<br />

von Klärwerken, neue Abwasserkanäle <strong>und</strong> die<br />

Umgestaltung von Uferregionen ausgegeben.<br />

Die Emscherinsel bildet als schmaler Landstrich<br />

zwischen Emscher <strong>und</strong> Rhein-Herne-Kanal,<br />

zwischen Castrop-Rauxel <strong>und</strong> Oberhausen das<br />

Herzstück des neuen Emschertals. Das Projekt<br />

EMSCHERKUNST.2010 steht deshalb als Signal<br />

für den Neuanfang in dieser Region.<br />

Für die Kunst auf den Fahrradsattel<br />

Wenn der Raum einer Ausstellung sich über so<br />

viele Kilometer erstreckt <strong>und</strong> so eng mit der Rezeption<br />

der Landschaft <strong>und</strong> urbanen Strukturen<br />

in Verbindung steht, dann ist klar, dass hier<br />

nicht nur Veränderungsprozesse, sondern auch<br />

die Betrachter in Bewegung gesetzt werden<br />

sollen. Das Auto scheidet aus, denn die Straßen<br />

führen immer wieder von der Insel <strong>und</strong> teilweise<br />

müssten über kurze Strecken Autobahnen<br />

genutzt werden. Ein Netz von Fuß- <strong>und</strong> Fahrradwegen<br />

bietet den besten Blick auf Kunst <strong>und</strong><br />

Landschaft. Drei Leihstationen für Fahrräder<br />

Stadt & Kunst | 81


„Gesellschaft der Amateur-Ornithologen“ hat der amerikanische Künstler Mark Dion den<br />

von ihm als begehbare Forschungsstation eingerichteten Gastank genannt.<br />

EMSCHERKUNST.2010<br />

29. Mai bis 5. September<br />

Acht Kunststationen von 40<br />

Künstlern<br />

Zu erreichen am besten mit dem<br />

Fahrrad (3 Leihstationen auf der<br />

Insel) <strong>und</strong> per Schiff<br />

Es gibt ein umfangreiches Programm<br />

an Führungen.<br />

Der Eintritt ist frei.<br />

Informationen zum Projekt, allen<br />

Publikationen sowie dem<br />

Veranstaltungsprogramm unter<br />

www.emscherkunst.de<br />

82 | Stadt & Kunst<br />

wurden extra eingerichtet, damit das Pensum<br />

der acht Kunststationen überhaupt zu meistern<br />

ist. Für die Rückfahrt bietet sich eine Bootstour<br />

auf der Emscher an, denn ein Tag ist ansonsten<br />

recht knapp kalkuliert.<br />

„Aufhübschen“ ist nicht gewollt<br />

Nicht nur auf der Emscherinsel sind die Wege<br />

zur Kunst eher weit, aber lohnend. Hinter dem<br />

ganzen Projekt stehen viele Partner, so dass<br />

manche Erklärung notwendig ist, bis man sich<br />

endlich den Werken der 40 Künstlerinnen <strong>und</strong><br />

Künstler zuwenden kann. Das Land Nordrhein-<br />

Westfalen sitzt mit der Emschergenossenschaft,<br />

dem Regionalverband Ruhr <strong>und</strong> der RUHR.2010<br />

in einem Boot. Verschiedene Töpfe wurden geöffnet,<br />

um die letztendlich benötigten sieben<br />

Millionen Euro zusammenzutragen. Die Idee zu<br />

dem Projekt stammt von Florian Matzner, Kurator<br />

der EMSCHERKUNST.2010, der lange für die<br />

Umsetzung werben musste – ganz unabhängig<br />

<strong>und</strong> zunächst weit entfernt von den Planungen<br />

zur Kulturhauptstadt. Seit 2007 laufen nun die<br />

Vorbereitungen, die Künstler wurden zu Reisen<br />

vor Ort eingeladen, es bildeten sich Kooperationen<br />

zwischen Künstlern verschiedener Sparten,<br />

so dass es zu dem von Matzner gewünschten<br />

Crossover <strong>und</strong> der engen Verankerung mit der<br />

Situation vor Ort kommen konnte. „Ziel der EM-<br />

SCHERKUNST.2010 ist es keinesfalls, die Region<br />

aufzuhübschen. So etwas interessiert mich<br />

nicht. Ich hätte ein solches Projekt auch nie im<br />

südlichen Ruhrgebiet angeregt. Im Norden sind<br />

wir in einer Region, in der Metropolentheorien<br />

entwickelt werden können, von denen man in<br />

ganz Europa profi tieren kann. Als Vorbild sehe<br />

ich zum Beispiel Nantes, wo es gelungen ist,<br />

den Niedergang des Schiffbaus für die Stadt ein<br />

gutes Stück durch Kunst <strong>und</strong> Kultur aufzufangen.“<br />

Spannend <strong>und</strong> sehr verschieden: die<br />

Kunstorte entlang der Emscher<br />

Florian Matzner hat durch seine Einladungen<br />

der Künstlerinnen <strong>und</strong> Künstler erreicht, dass<br />

ein breites Spektrum von Ideen <strong>und</strong> sehr individuellen<br />

Kunststilen aufeinandertreffen. Gartenkunst<br />

ist ebenso vertreten wie Konzeptkunst,<br />

Skulpturen im klassischen Sinn wie Interventionen<br />

in Landschaft oder Design <strong>und</strong> Architektur.<br />

Als Konstante lässt sich bei den beteiligten<br />

Künstlern das besondere Interesse an einer<br />

Auseinandersetzung mit sozialen Themen <strong>und</strong><br />

Räumen entdecken. Der selbst aus einer Arbeiterfamilie<br />

stammende amerikanische Künstler<br />

Mark Dion zum Beispiel hat in seiner Heimatstadt<br />

die Folgen des Niedergangs der Fischindustrie<br />

unmittelbar erlebt. In seinen Werken<br />

geht es vielfach um die Zerstörung der Natur,<br />

dargestellt durch Installationen, die an naturk<strong>und</strong>liche<br />

Schauräume erinnern. „Gesellschaft<br />

der Amateur-Ornithologen“ heißt sein Werk am<br />

Herner Meer, bei dem er eine gemütlich eingerichtete<br />

„Forschungsstation“ in einem großen<br />

alten Gastank platziert hat. Silke Wagner zielt<br />

mit ihren Arbeiten im öffentlichen Raum noch<br />

sehr viel direkter auf Kritik <strong>und</strong> Veränderung.<br />

Sie hat sich den Faulturm der ehemaligen Kläranlage<br />

Herne ausgesucht <strong>und</strong> sowohl was die<br />

künstlerische Ausführung <strong>und</strong> Form als auch<br />

das Thema anbelangt eine große Fläche betont<br />

unzeitgemäß gestaltet. Angelehnt an die<br />

Ästhetik <strong>und</strong> Ikonografi e englischer Wandmalereien<br />

konzipierte sie ein Mosaik mit dem Titel<br />

„Glückauf. Bergarbeiterproteste im Ruhrgebiet“.<br />

Das sind nur ausgewählte zwei Beispiele, die


Ein Klärbecken der ehemaligen Kläranlage Bernepark wird von Piet Oudolf <strong>und</strong> dem schottischen Landschaftsarchitekturbüro Gross.Max<br />

zu einem Senkgarten mit Gräsern <strong>und</strong> Stauden umgewandelt.<br />

außerdem in der Darstellung eigentlich aus ihrem<br />

Zusammenhang gerissen sind. Denn an den<br />

jeweiligen Stationen gibt es weitere Arbeiten<br />

anderer Künstler, die im Dialog dazu stehen.<br />

Noch in der Entstehung: der BernePark<br />

Die EMSCHERKUNST.2010 wird 100 Tage dauern,<br />

doch viele Arbeiten bleiben an ihren Standorten<br />

<strong>und</strong> einige wenige werden überhaupt erst<br />

im Laufe der Ausstellung fertig. Das ist ganz<br />

sicher dem engen Zeitplan zuzuschreiben, doch<br />

passt das Prozessuale gut zum Projekt. Die<br />

Landschaft wird sich vor allem durch zwei Projekte<br />

nachhaltig verändern, die noch nicht fertig<br />

gestellt sind. Das ist zum einen der BernePark<br />

in der alten Bergarbeitersiedlung Bottrop-Ebel.<br />

Hier steht die Idee im Vordergr<strong>und</strong>, der Bevölkerung<br />

„verbotene“ Orte zurückzugeben. Die<br />

alte Kläranlage wird in diesem Stadtteil mit sogenanntem<br />

„besonderem Erneuerungsbedarf“<br />

zu einem Stadtteilpark <strong>und</strong> zu einer Mitte, die<br />

bislang fehlte. Das Essener Landschaftsarchitekturbüro<br />

Davids Terfürchte + Partner gestaltet<br />

den Park, zur EMSCHERKUNST.2010 haben<br />

der Niederländer Piet Oudolf mit dem schottischen<br />

Landschaftsarchitekturbüro GROSS.<br />

MAX die zwei ehemaligen Klärbecken als Orte<br />

der Veränderung gesucht. Ein Becken wurde so<br />

aufgeschüttet, dass Oudolf, der zuletzt unter<br />

anderem durch seine Pfl anzungen auf der Trasse<br />

der stillgelegten oberirdischen Stadtbahn in<br />

New York „High Line“ in den Blickpunkt gerückt<br />

ist, einen Senkgarten mit Stauden <strong>und</strong> Gräsern<br />

anlegen konnte. Das andere Becken wird mit<br />

einem Holzsteg <strong>und</strong> einer Plattform zum Betreten<br />

<strong>und</strong> Entspannen einladen. Die Gestaltung<br />

der Becken kann schon besichtigt werden, der<br />

gesamte Park wird aber voraussichtlich erst im<br />

September komplett fertig sein.<br />

Eine Brückenskulptur als Landmarke<br />

Eine Sonderstellung nimmt auch die Fußgänger-<br />

<strong>und</strong> Fahrradbrücke von Tobias Rehberger<br />

ein. Ihre Fertigstellung ist für den Herbst geplant.<br />

Tobias Rehberger führt in seinen Arbeiten<br />

Kunst, Design <strong>und</strong> angewandte Kunst zusammen,<br />

ohne Berührungsängste <strong>und</strong> Zweifel am<br />

möglichen Nutzen <strong>und</strong> Wert. Diese unverstellte<br />

Sicht brachte ihm die Auszeichnung mit dem<br />

Goldenen Löwen bei der Biennale di Venezia<br />

im vergangenen Jahr. Die Jury hatte sich damit<br />

gegen Kunst im klassischen Sinn, sondern für<br />

seine Neueinrichtung der Biennale-Cafeteria<br />

entscheiden, bei<br />

der Rehberger „Das Ruhrgebiet ist Deutschlands größte Stadt oder<br />

mit extrem auf-<br />

es ist gar keine Stadt. Eine Metropole im klassifälligen<br />

Farben<br />

<strong>und</strong> Formen gearschen Sinn ist es bestimmt nicht, aber über diesen<br />

beitet hatte. Auf Typus Stadt ist die Zeit ohnehin hinweggegangen.“<br />

der Emscherinsel<br />

wählte sich Reh- Florian Neuner, Kurzführer EMSCHERKUNST.2010<br />

berger als Projekt<br />

die Gestaltung einer bestehenden Bauaufgabe,<br />

eine Brücke, die vom Kaisergarten in Oberhausen<br />

über den Rhein-Herne-Kanal reichen wird.<br />

Die 400 Meter lange Brücke wird zu einer Großskulptur<br />

mit dem Titel: „Slinky Springs to Fame“.<br />

Die beeindruckende Dimension hat funktionale<br />

Gründe, denn durch die Öffnung des Kanals<br />

für Containerschiffe ist eine entsprechende<br />

Brückenhöhe zwingend nötig. Für die Realisation<br />

dieses Projektes wurden zusätzliche Mittel<br />

in Höhe von circa vier Millionen Euro bereitgestellt.<br />

Rehbergers Entwurf setzt bei den<br />

als <strong>Spiel</strong>zeug bekannten „Laufenden Spiralen“<br />

an, die nach dem entsprechenden Impuls zum<br />

Beispiel Treppen abwärts gleiten können. Eine<br />

solche Spirale in großer Dimension wird die<br />

Spannbandbrücke umschließen; leicht, wild<br />

Stadt & Kunst | 83


Eine ganz eigenwillige urbane Vision zeigt die dänische Künstlergruppe N55 mit ihrem<br />

„Walking House“.<br />

Mobiler Ausstellungsführer<br />

als App<br />

Besitzer von Smartphones<br />

können sich kostenlos den<br />

mobilen Ausstellungsführer auf<br />

ihr Handy laden. Eine interaktive<br />

Übersichtskarte <strong>und</strong> Google<br />

Maps führen über die Emscherinsel<br />

<strong>und</strong> zeigen die Standorte<br />

der Kunstwerke. Zusätzlich gibt<br />

es Informationen zu den Projekten<br />

<strong>und</strong> den Künstlerinnen<br />

<strong>und</strong> Künstlern.<br />

84 | Stadt & Kunst<br />

<strong>und</strong> unregelmäßig wie zufällig geworfen. Die<br />

nur gut 2,50 Meter breite Lauffl äche der Brücke<br />

wird durch alternierende Farbfelder rhythmisiert,<br />

die sich aus 16 verschiedenen Farbtönen<br />

zusammensetzen.<br />

Kunst, die Spuren hinterlässt<br />

Ungefähr die Hälfte der 20 Werke ist als dauerhafte<br />

Installationen auf der Emscherinsel vorgesehen.<br />

Aber auch temporäre Werke werden<br />

dazu beitragen, dass die Kunstorte nach den<br />

100 Tagen anders wahrgenommen werden.<br />

Zum Beispiel durch die Erinnerung an den monumentalen<br />

Schriftzug „Satisfy Me“ von Monica<br />

Bonvicini auf der Anhöhe einer Mülldeponie.<br />

Oder die Skulptur „Warten auf den Fluss“ der<br />

niederländischen Künstlergruppe Observatorium,<br />

die sich als Grenzgänger zwischen Kunst,<br />

Architektur, Stadtplanung <strong>und</strong> Landschaftsarchitektur<br />

verstehen. Sie haben eine Brücke mit<br />

drei Pavillons an einer Stelle gebaut, an der nach<br />

der Renaturierung 2020 die Emscher fl ießen<br />

wird. Den verschiedenen Aspekten des Wartens<br />

können die Besucher auch als Übernachtungsgäste<br />

in den Pavillons nachspüren (90 Euro pro<br />

Person bzw. 75 Euro ab vier Personen inklusive<br />

Halbpension). Originell ist auch die urbane Vision<br />

der dänischen Künstlergruppe N 55, deren<br />

„Walking House“ sich auf sechs Teleskopbeinen<br />

mit einer Geschwindigkeit von 200 Metern pro<br />

St<strong>und</strong>e fortbewegt.<br />

Fortsetzung als Biennale<br />

Veränderung ist ein zentrales Thema, das auch<br />

in der Zukunft für die Region spürbar bleiben<br />

soll. Florian Matzner legt großen Wert darauf,<br />

dass die EMSCHERKUNST.2010 nicht als einmaliges<br />

Kunstereignis inszeniert wurde. Zwar<br />

„Reemrenreeh“ heißt die fragil wirkende Skulptur von<br />

Bogomir Ecker, die am sogenannten „Herner Meer“<br />

zu sehen ist.<br />

weiß man bislang noch nicht wie, aber dass es<br />

weitergehen soll, steht fest. Denkbar wäre aus<br />

seiner Sicht, dass an anderen Orten des Umbaus<br />

in der Region Ausstellungen in Form einer Biennale<br />

stattfi nden. Auch gibt es erste Überlegungen<br />

zu einer IBA 2, durch die ganz andere<br />

Synergien möglich wären. Sicherlich geht es<br />

aber zunächst darum, wie die Besucher auf die<br />

Ausstellung reagieren werden. Die Organisatoren<br />

bieten viel, um die Menschen zu erreichen:<br />

Kunstpädagogik für Kinder, Kunstlotsen an den<br />

Objekten, Führungen in vielen Sprachen, ein<br />

kleines Handbuch als Ausstellungsbegleitung,<br />

das durch Texte des Schriftstellers Florian Neuner<br />

doppelt interessant ist, denn er schildert<br />

seine Beobachtungen einer längeren Wanderung<br />

über die Insel, die so wenig Inselcharakter<br />

zeigt. Hinzu kommen Aktionen von r<strong>und</strong> 300<br />

Studierenden der Kunstakademie Münster, die<br />

im Stadthafen von Recklinghausen ein Camp<br />

aufgebaut haben <strong>und</strong> den Standort für Performances,<br />

Expeditionen <strong>und</strong> Gespräche nutzen.<br />

Dr. Anke Münster


Dem Untergang entgegen<br />

Startpunkt der großartigen Skulptur war die<br />

Insel Uummanaq mit gerade einmal 1.200 Einwohnern.<br />

Lebensraum einer Bevölkerung, die<br />

bei allen Möglichkeiten der modernen Technik<br />

immer noch ihre ursprüngliche Kultur pfl egt<br />

Eine Kultur, die eng mit dem Klima verb<strong>und</strong>en<br />

ist. Die Jagd ist eine wichtige Lebensgr<strong>und</strong>lage,<br />

H<strong>und</strong>eschlitten alltägliches Transportmittel.<br />

Der Klimawandel bedroht die Lebensgr<strong>und</strong>lagen<br />

der Inuit. Das Eis ist zu dünn für die Schlitten<br />

<strong>und</strong> zu dick für kleine Boote. Ein Volk <strong>und</strong> seine<br />

Kultur drohen zu sterben. Auf Uummanaq <strong>und</strong><br />

anderswo.<br />

Ap Verheggen protestiert gegen den<br />

Klimawandel.<br />

Der 45-jährige Haager Künstler Ap Verheggen,<br />

der die Sprache <strong>und</strong> Kultur des Volkes schätzt,<br />

widmet sich seit Jahren diesem Problem. Nach<br />

langer Vorbereitungszeit platzierte er mit einem<br />

16-köpfi gen Team die beiden Skulpturen<br />

aus Stahl <strong>und</strong> Tuch auf einem ausgewählten<br />

Eisberg. Und er spürte dabei selbst die Auswirkungen<br />

des Klimawandels. Denn das Eis war<br />

nicht mehr meterdick, sondern gerade einmal<br />

10 cm. Statt wie ursprünglich geplant mit<br />

H<strong>und</strong>eschlitten, mussten die Teile des Kunstwerks<br />

nun mit einem Helikopter an ihren Platz<br />

gebracht werden.<br />

Nach der anstrengenden Montage musste das<br />

Team lange warten, bis sich der Eisberg löste<br />

<strong>und</strong> seine Reise begann. In einem Raum, in dem<br />

sonst die Menschen die Zeit <strong>und</strong> die Richtung<br />

der Schlittenfahrt bestimmen, hat die Natur das<br />

Kommando übernommen. Wie lange die Reise<br />

dauern wird <strong>und</strong> in welche Richtung sie geht,<br />

weiß niemand. Veilleicht dauert sie nur Monate,<br />

vielleicht Jahre. Am Ende, wenn der Eisberg<br />

weggeschmolzen ist, wird die Skulptur untergehen.<br />

Eine Metapher für die Kultur der Inuit.<br />

Umweltfre<strong>und</strong>lich bis zum Ende<br />

Die Reise des Eisbergs <strong>und</strong> der Skulptur lässt<br />

sich über das Internet verfolgen. Dazu ist auf<br />

dem Eisberg eine Videokamera mit GPS-Verbindung<br />

installiert. Wer möchte kann sich über die<br />

Website www.coolemotion.org über die Position,<br />

den Zustand des Eisbergs <strong>und</strong> über die Hintergründe<br />

des Projektes informieren. Am Ende<br />

bleibt in der Tiefe des Meeres Material übrig,<br />

das zunächst als Gerüst für das Meeresleben<br />

dienen kann <strong>und</strong> sich später schadlos zersetzt.<br />

Und es bleibt eine schwimmende Boje mit den<br />

elektronischen Komponenten des Kunstwerks,<br />

die bei Kontakt mit Wasser beginnt Funksignale<br />

auszusenden. So wird es je nach Zugänglichkeit<br />

des Ortes möglich sein, die Elektronik zu<br />

bergen.<br />

Ludwig Keißner<br />

Eine schneeweiße Fläche<br />

auf blau schimmerndem<br />

Untergr<strong>und</strong> – das ist die<br />

majestätische Bühne für<br />

die Skulptur ,,Dog Sled Riders‘‘<br />

des Niederländischen<br />

Künstlers Ap Verheggen.<br />

Seit Mitte Mai treiben die<br />

Schlittenh<strong>und</strong>efahrer auf<br />

einem Eisberg in den arktischen<br />

Gewässern Grönlands.<br />

Wo liegt der Hintergr<strong>und</strong><br />

dieses Projektes?<br />

Stadt & Kunst | 85


Buchtipps<br />

86 | Buchtipps<br />

Jugendliche planen <strong>und</strong> gestalten Lebenswelten<br />

Partizipation als Antwort auf den gesellschaftlichen Wandel<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> des gesellschaftlichen Wandels <strong>und</strong> der Öffnung zur Bürgergesellschaft<br />

<strong>und</strong> Bürgerkommune diskutieren Jugendforscher <strong>und</strong> Praktiker Projekte der Partizipation von<br />

Jugendlichen in Deutschland, Österreich, der Schweiz <strong>und</strong> Brasilien. Das Spektrum reicht von<br />

der Beteiligung am Bürgerhaushalt, generationsübergreifenden Projekten bis hin zur Partizipation<br />

an Planungsverfahren <strong>und</strong> der Gemeindeentwicklung. Der Band gibt ausgewählte Beiträge<br />

der Internationalen Tagung „Jugendliche gestalten ihre Zukunft in der Kommune mit“<br />

wieder. Dabei geht es um praktische Modelle der Partizipation von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

in lokalen, regionalen, nationalen <strong>und</strong> Länder übergreifenden Kontexten, um theoretische<br />

Ansätze zum Wandel der Lebenswelt von Jugendlichen, die Evaluationen von Modellvorhaben<br />

<strong>und</strong> um die Qualifi zierung erwachsener <strong>und</strong> jugendlicher MultiplikatorInnen.<br />

Jugendliche planen <strong>und</strong> gestalten Lebenswelten<br />

Thomas Knödelpeter<br />

Ulrich Nitschke (Hrsg,)<br />

2008, 264 S., broschiert<br />

ISBN 978-3-8350-7016-5 (Print) 978-3-8350-5584-1 (Online) VS-Verlag<br />

EUR 35,90<br />

Fachbroschüre Kinderspielplätze<br />

Die Broschüre fasst die wichtigsten Tipps <strong>und</strong> Sicherheitshinweise zu Kinderspielplätzen auf<br />

8 Seiten zusammen.<br />

Als PDF-Download auf der Seite der Schweizer Beratungsstelle für Unfallverhütung<br />

www.bfu.ch/PDFLib/1141_43.pdf<br />

<strong>Spiel</strong>räume Spie<br />

Tipps Tipp zur Planung <strong>und</strong> Gestaltung von sicheren, attraktiven Lebens- <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>räumen,<br />

68 SSeiten<br />

Aut Autor: Dipl. Architekt FH Manfred Engel.<br />

Le Leiter Haus / <strong>Freizeit</strong> / Produkte, bfu<br />

Se Seit 1997 Berater bei der bfu zu Sicherheitsfragen.<br />

AArbeitsschwerpunkte:<br />

Bauten für Kinder <strong>und</strong> Senioren sowie Umgebungsgestal-<br />

ttung.<br />

Als PDF-Download auf der Seite der Schweizer Beratungsstelle für<br />

Unfallverhütung<br />

www.bfu.ch/PDFLib/1230_105.pdf


Wie fi ndet Freiraum Stadt?<br />

Weil der öffentliche Raum mehr <strong>und</strong> mehr eine Schlüsselrolle in der<br />

Stadtentwicklung einnimmt, widmet sich der Bericht der Baukultur<br />

2010 Fakten, Positionen <strong>und</strong> Beispielen der Freiraumgestaltung.<br />

Die Ansprüche an den öffentlichen Freiraum werden im gleichen Maß<br />

heterogener, in dem die Zahl der verschiedenen Gruppen innerhalb der<br />

Gesellschaft wächst. Es ist schlicht unmöglich allen Interessen bei der<br />

Planung oder Neugestaltung von Plätzen, Parks oder Promenaden gerecht<br />

zu werden, denn ganz oft gehen die Nutzungsvorstellungen diametral<br />

auseinander. Dass dies als Ausgangslage nicht so entmutigend<br />

ist, wie es zunächst klingt, belegt der im April erschienene Bericht zur<br />

Baukultur 2010. Viele Experten darunter natürlich Architekten, Raumplaner<br />

<strong>und</strong> Landschaftsarchitekten, aber auch Soziologen haben ihre<br />

Erfahrungen der letzten Jahre zusammengefasst <strong>und</strong> bei Veranstaltungen<br />

der B<strong>und</strong>esstiftung Baukultur vorgestellt. Die Publikation gibt<br />

diese lebendige Diskussion ein Stück weit wieder: Die Ausführungen<br />

des Soziologen Jens S. Dangschat werden von zwei unterschiedlichen<br />

Seiten kommentiert. Außerdem fi ndet eine Rückkopplung in die Kommunen<br />

statt, indem verantwortliche kommunale Entscheider zu Wort<br />

kommen. Diese Vielseitigkeit <strong>und</strong> die Auswahl von 15 Beispielen, bei<br />

denen die von den Nutzern anerkannte Qualität eine wichtige Rolle<br />

gespielt hat, machen das Buch zu einem wertvollen Werkzeug.<br />

Michael Braum, Thies Schröder (Hg)<br />

Wie fi ndet Freiraum Stadt? Fakten, Positionen, Beispiele.<br />

Bericht der Baukultur 2010, Band 2<br />

Basel: Birkhäuser, 2010<br />

24,90 Euro<br />

Moderne Flaneure<br />

Unentdeckte oder unbeachtete Potentiale aufspüren: Wie man Stadträume neu erk<strong>und</strong>en<br />

kann, zeigt das Buch „En Passant“ am Beispiel von „Terra incognita“ in Köln <strong>und</strong> Mexiko-<br />

Stadt.<br />

En passant, also „im Vorübergehen“, aber dennoch mit allen Sinnen erk<strong>und</strong>en die Autoren<br />

den urbanen <strong>und</strong> suburbanen Raum <strong>und</strong> fi nden damit – im Sinne eines „situationistischen<br />

Urbanismus“ – zu intensiveren <strong>und</strong> refl ektierteren Formen der Architektur- <strong>und</strong> Stadterfahrung.<br />

Stadtplanern <strong>und</strong> Architekten genauso wie Stadtbewohnern <strong>und</strong> -nutzern eröffnen sich<br />

mit dieser Methode überraschend neue Perspektiven auf ihr gewohntes Um- <strong>und</strong> Arbeitsfeld.<br />

Markus Ambach, Boris Sieverts, Bertram Weisshaar <strong>und</strong> die Citámbulos – die Stadtwandler<br />

- aus Mexico City präsentieren in diesem Band ihre Strategien des Flanierens; die beiliegende<br />

DVD dokumentiert diese neue Wahrnehmungsmethodik anhand von Stadtwanderungen<br />

durch Köln.<br />

Kay von Keitz, Sabine Voggenreiter (Hg.)<br />

En passant. Reisen durch urbane Räume:<br />

Perspektiven einer anderen Art der Stadtwahrnehmung<br />

Berlin: Jovis Verlag, 2010<br />

19,80 Euro<br />

Die Publikation "Wie findet Freiraum Stadt" zeigt interessante<br />

Best-Practice-Beispiele: Die Renaturierung des<br />

Raumbachtals gehört ebenso dazu wie die Neugestaltung<br />

der Ortsmitte der Stadt Staßfurt in Sachsen-Anhalt, die<br />

sich durch den unterirdischen Kaliabbau auf einer Fläche<br />

von 200 Hektar gesenkt hatte.<br />

Buchtipps | 87


Landscape Award 2010<br />

In diesem Jahr ist der Gewinner des Topos Landscape Award das<br />

amerikanische Landschaftsarchitekturbüro Stoss Landscape Urbanism<br />

(LU) mit Sitz in Boston. Die Jury begründet ihre Entscheidung<br />

damit, dass das Büro in Theorie <strong>und</strong> Praxis Anstöße gibt für die konsequente<br />

Weiterentwicklung der Landschaftsarchitektur in dynamischen<br />

<strong>und</strong> offenen Systemen. Ein weiterer Gr<strong>und</strong> lag in der Tatsache,<br />

dass die Diskussion im Bereich der urbanen Landschaftsgestaltung<br />

angeregt werden soll.<br />

88 | Wettbewerb<br />

Die Zeitschrift Topos - International Review of<br />

Landscape Architecture and Urban Design –<br />

zeichnet mit dem European Landscape Award<br />

jährlich junge, innovative Landschaftsarchitekturbüros<br />

aus, die einen wichtigen Beitrag zur<br />

Landschaftsarchitektur des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

leisten <strong>und</strong> das Berufsbild nachhaltig prägen.<br />

Von 2002 bis 2006 wurde der Preis im zweijährigen<br />

Turnus entsprechend der bis dahin europäischen<br />

Ausrichtung der Zeitschrift Topos an ein<br />

europäisches Büro verliehen. Bisherige Preisträger<br />

waren: SLA, Stig L. Andersson aus Dänemark<br />

(2002), Karres en Brands aus den Niederlanden<br />

(2004) <strong>und</strong> Gross.Max aus Schottland (2006).<br />

Seit 2009 wird der Preis weltweit <strong>und</strong> jährlich<br />

ausgelobt.<br />

Stoss Landscape Urbanism (LU) ist ein international<br />

tätiges kleines Büro, das im Jahr 2000<br />

von Chris Reed gegründet wurde. In enger Zusammenarbeit<br />

mit einem Netzwerk anderer Un-<br />

ternehmen aus Planung <strong>und</strong> Wissenschaft setzt<br />

sich Stoss Landscape Urbanism kritisch mit der<br />

urbanen Landschaftsgestaltung auseinander. Er<br />

sieht die Wurzeln seiner Tätigkeit in der Kunstgeschichte<br />

<strong>und</strong> im Gartenbau, nimmt diese aber<br />

vorwiegend als eine Anregung für seine eigene<br />

Arbeit, die weitere Disziplinen einschließt.<br />

Es gelingt ihm, gestalterische, funktionale <strong>und</strong><br />

technische Aspekte zu vereinen. So zählen beispielsweise<br />

Regenwassermanagement, Bodenerrosionsschutz<br />

<strong>und</strong> möglichst geringe Eingriffe<br />

in bestehende Strukturen zu den Prinzipien von<br />

Stoss Landscape Urbanism. Die nachhaltigen<br />

Entwürfe vernetzen Materialien <strong>und</strong> Technologien<br />

entsprechend ihrer Funktionsweisen, Prozesse<br />

<strong>und</strong> Eigenschaften miteinander.<br />

Chris Reed ist für mehrere Universitäten als Dozent<br />

tätig, hat zahlreiche Publikationen verfasst<br />

<strong>und</strong> wurde für seine Arbeiten bereits mit vielen<br />

Internationalen Preisen ausgezeichnet. Der European<br />

Landscape Award 2010 wurde am 18.<br />

Juni 2010 im Rahmen eines Landschaftsarchitektur-Seminars<br />

zum Thema „Gestaltung des<br />

Stadtraums“ in Krakau verliehen.<br />

Ludwig Keißner


Die Jury hat nach eingehender Diskussion beschlossen,<br />

die ursprünglich vorgesehene Preissumme<br />

(10.000 Euro) zu erhöhen <strong>und</strong> zwei mit<br />

jeweils 6.000 Euro dotierte Preise zu vergeben.<br />

Die Preisträger des Pilgram Preises 2010 sind:<br />

Architekten nonconform architektur vor ort gemeinsam<br />

mit Arch. Friedrich H. Mascher, Wien,<br />

für die Ortskerngestaltung in Maria Saal, Kärnten<br />

Arbeitsgemeinschaft Arch. DI Ernst Beneder<br />

<strong>und</strong> Arch. DI Anja Fischer, beide Wien, für die<br />

Pfarrkirche in Gallspach, Oberösterreich. Ortskerngestaltung<br />

in Maria Saal: Die Ortskerngestaltung<br />

in Maria Saal macht den Anspruch der<br />

Architekten deutlich, den geschichtlich hoch<br />

bedeutsamen Ort zu neuer Wirkung kommen<br />

zu lassen, den Umraum mit Kirche durch die<br />

Pfl asterung zusammenzufassen <strong>und</strong> bis zu den<br />

umliegenden Häusern heranzuführen. Dies sei<br />

hervorragend gelungen, so die Jury in ihrer Begründung.<br />

Und weiter: „Die streifenförmigen,<br />

mit Brechsand verfüllten hell-dunklen Granitsteine<br />

passen sich der mehrfach gewölbten Topografi<br />

e <strong>und</strong> den Höhenschichten überzeugend<br />

an. Die natürliche Oberfl ächenversickerung<br />

ist ökologisch vorbildlich gelöst. Die gesamte<br />

Platzraumgestaltung erfolgt stufenlos <strong>und</strong> barrierefrei.<br />

Bemerkenswert ist das Miteinbeziehen<br />

von Ortsansässigen während der Planung, sodass<br />

auch der soziale Hintergr<strong>und</strong> gewährleistet<br />

ist.“<br />

Die Vielschichtigkeit der Geschichte Maria<br />

Saals war Ausgangspunkt für den Entwurf<br />

der Architekten nonconform gemeinsam mit<br />

Friedrich Mascher. Dabei überzeugte die Idee<br />

von nonconform, die Geschichte der Gemeinde<br />

mittels „Kulturschichten“ sichtbar zu machen.<br />

Inspiriert von der Stratigrafi e –einem Teilgebiet<br />

der Geowissenschaften, bei der Schichtungen<br />

untersucht <strong>und</strong> zeitlich zugeordnet werden –<br />

sollte der Platz als durchgängig geschichtete<br />

Fläche gestaltet werden <strong>und</strong> schwellenlos an<br />

die angrenzenden Gebäude anschließen.. Der<br />

Hauptplatz sollte alle Anrainer <strong>und</strong> Nutzer<br />

einbeziehen. Das Büro nonconform initiierte<br />

zunächst Stammtische, bei denen die Bürger<br />

ihre Ideen <strong>und</strong> Wünsche für die Neugestaltung<br />

einbringen konnten. „Architektur vor Ort“<br />

nennen die Architekten das eigens entwickelte<br />

Format der partizipativen Ideenfi ndung <strong>und</strong><br />

schlagen dafür jeweils ein paar Tage ihre Zelte<br />

am Projektstandort auf. Zweimal zwei Tage<br />

waren nonconform in Maria Saal, in denen sich<br />

herausstellte, dass eine multifunktionale Nutzung,<br />

die Zugänglichkeit <strong>und</strong> eine Lösung der<br />

Parkplatzsituation die wichtigsten Anliegen<br />

Pilgram-Preis 2010<br />

Die Vereinigung Österreichischer Natursteinwerke (VÖN), Linz, hat<br />

am 20. Mai 2010 in Zusammenarbeit mit der B<strong>und</strong>eskammer der<br />

Architekten <strong>und</strong> Ingenieurkonsulenten (bAIK), Wien, im Kuppelsaal<br />

der TU Wien den Pilgram Preis 2010 – Naturstein <strong>und</strong> Architektur<br />

verliehen. Prämiert wurde die vorbildliche Gestaltung <strong>und</strong> technisch<br />

zeitgemäße Konstruktion von Projekten unter maßgeblicher Verwendung<br />

von Naturstein aus österreichischer Fertigung - ausgeführt von<br />

Naturstein-Fachbetrieben.<br />

waren. Basierend auf den Ergebnissen der Bürgerbeteiligung<br />

schlugen die Architekten einen<br />

freien Platz vor. Der Hauptplatz, der in Sichtbeziehung<br />

zum Kirchenareal mit Kapitelhaus<br />

<strong>und</strong> Dom steht, sollte als weltliches Zentrum<br />

dem geistlichen gegenüberstehen <strong>und</strong> Kirche<br />

<strong>und</strong> Gemeinde verbinden. Dabei fungiert er als<br />

Durchraum, da durch die behindertengerechte<br />

Umgestaltung der Hauptzugang zur Kirche<br />

nunmehr über den Hauptplatz <strong>und</strong> nicht mehr<br />

über die steilen Steige am Berghang erfolgen<br />

wird. Der Platz kann damit fl exibel bespielt <strong>und</strong><br />

für unterschiedliche Aktivitäten genutzt werden.<br />

Ein sanftes Gefälle zur Bäckerei am Nordende<br />

wird so zur natürlichen Tribüne für ein<br />

Open-Air Konzert auf deren Terrasse.<br />

Ludwig Keißner<br />

Wettbewerb | 89


90 | Messe


Treffen im Grünen:<br />

GaLaBau 2010<br />

Nach einem Jahr planmäßiger Pause ist es wieder soweit: In Nürnberg dreht sich<br />

vom 15. bis 18. September alles um urbanes Grün <strong>und</strong> Freiräume. Landschaftsgärtner<br />

<strong>und</strong> -architekten, unterschiedliche Fachbesucher sowie Entscheider aus<br />

den Kommunen informieren sich auf der internationalen Fachmesse GaLaBau.<br />

Die GaLaBau ist die Fachmesse mit dem weltweit<br />

umfassendsten Fachangebot für Planung,<br />

Bau <strong>und</strong> Pfl ege von Urban-, Grün- <strong>und</strong> Freiräumen.<br />

Auf der letzten GaLaBau in 2008 wurden<br />

genau 983 Aussteller <strong>und</strong> 61.929 Fachbesucher<br />

aus dem In- <strong>und</strong> Ausland gezählt. R<strong>und</strong> 50<br />

Prozent der Aussteller präsentieren auch 2010<br />

Bau- <strong>und</strong> Pfl egemaschinen <strong>und</strong> –geräte (Hallen<br />

6, 7, 8, 9 <strong>und</strong> 10). Erstmals gibt es in diesem<br />

Jahr in Halle 7A eine Sonderschau zum Thema<br />

„Baumpfl ege <strong>und</strong> Baumklettern“.<br />

Etwa 25 Prozent der Aussteller bietet Baustoffe<br />

<strong>und</strong> Pfl anzen an (Hallen 4, 5, <strong>und</strong> 6). Und ein<br />

weiteres Viertel der Aussteller deckt Spezialangebote<br />

wie <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>geräte, Stadtmöblierung<br />

oder das Segment Golfplatzbau <strong>und</strong> -pfl ege ab<br />

(Halle 1).<br />

Interessantes Rahmenprogramm<br />

Die GaLaBau bietet ein fachlich interessantes<br />

Rahmenprogramm unter anderem mit:<br />

vielen Fachveranstaltungen r<strong>und</strong> ums Bauen<br />

mit Grün,<br />

Verleihung des ELCA- (European Landscape<br />

Association) Trendpreises „Bauen mit Grün“,<br />

Ermittlung des B<strong>und</strong>essiegers des<br />

Landschaftsgärtner-Cups (Halle 2),<br />

Siegerehrung des Wettbewerbes<br />

„Grüne <strong>Spiel</strong>plätze“<br />

Verleihung der GaLaBau-Innovationsmedaille.<br />

Fachteil Golfplatz: Der Ball rollt weiter<br />

Nach erfolgreicher Erstaufl age in 2008 gehen<br />

die Deutschen Golfplatztage, die als Fachteil der<br />

GaLaBau-Messe in Halle 4A angesiedelt sind, in<br />

die zweite R<strong>und</strong>e. Hier präsentieren sich auch<br />

wichtige Verbände: B<strong>und</strong>esverband Golfanlagen<br />

(BVGA), Deutscher Golf Verband (DGV), Golf<br />

Management Verband Deutschland (GMVD),<br />

Greenkeeper Verband Deutschland (GVD) <strong>und</strong><br />

Professional Golfers Association (PGA).<br />

Halle 1: Urban Design, <strong>Spiel</strong>plätze<br />

<strong>und</strong> Sportplätze<br />

Inzwischen fest auf der GaLaBau-Messe etabliert<br />

ist der Fachteil „Playgro<strong>und</strong>“ in Halle 1.<br />

Dort zeigen Hersteller von <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>geräten<br />

<strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>anlagen ihre Neuheiten. Hier ist<br />

auch die Redaktion der FreeLounge auf dem<br />

Stand des 2009 gegründeten B<strong>und</strong>esverbandes<br />

für Freiraumgestaltung (BFG) zu fi nden. Der<br />

Verband stellt auf der Galabau exklusiv die Ergebnisse<br />

der neusten Umfrage zur freiraumbezogenen<br />

Mittelverwendung in den Kommunen<br />

vor.<br />

In das Themenfeld dieser Halle gehört auch die<br />

Siegerehrung des Wettbewerbs „Grüne <strong>Spiel</strong>plätze“,<br />

der zum ersten Mal von der Initiative<br />

„Die Grüne Stadt“ organisiert wird. Ziel des<br />

Wettbewerbs ist, vorbildliche <strong>Spiel</strong>plätze auszuzeichnen,<br />

bei denen eine abwechslungsreiche,<br />

standortgerechte <strong>und</strong> qualitative Grüngestaltung<br />

eine zentrale Rolle spielt.<br />

Außerdem wird es in Halle 1 wieder eine Sonderschau<br />

geben, die der B<strong>und</strong>esverband der<br />

<strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>geräte- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>anlagen-Hersteller<br />

(BSFH) organisiert. Dieses Jahr mit dem Titel<br />

„<strong>Spiel</strong>punkte – modernes <strong>Spiel</strong>en in der City“.<br />

Dagmar Thiemann<br />

Messe | 91


Interessante Hersteller<br />

auf der Galabau 2010!<br />

Corocord 1-101<br />

Kaiser & Kühne 1-308<br />

Kompan 1-113<br />

Ziegler 1-300<br />

espas 1-305<br />

Quappen 1-515<br />

Holzhof 1-513<br />

ZumKuKuK 1-601<br />

Besuchen Sie uns !<br />

Einige Mitarbeiter der Redaktion <strong>und</strong> des<br />

BFG sind während der Galabau vor Ort <strong>und</strong><br />

steht Ihnen für Fragen <strong>und</strong> Anregungen zur<br />

Verfügung. Besuchen Sie uns an unserem<br />

Messestand 1-629 – wir freuen uns!<br />

92 | Messe<br />

1-300<br />

1-101<br />

Dr. Anke Münster<br />

Chefredakteurin der FreeLounge<br />

1-305<br />

1-601<br />

1-308<br />

1-113<br />

1-513<br />

Kinderland Emsland 1-615<br />

Dagmar Thiemann<br />

Textredakteurin der FreeLounge<br />

1-515<br />

1-615


Obra Design 1-323<br />

1-323<br />

Proludic 1-628<br />

Conradi+Kaiser/stilum 1-627<br />

Abes 1-237<br />

SIK Holz 1-327 Husson 1-337<br />

1-327<br />

1-628<br />

1-627<br />

FreeLounge/BFG 1-629<br />

Zimmer.Obst 1-331<br />

1-331<br />

1-<br />

629<br />

1-237<br />

1-337<br />

Messe | 93


94 | Recht


Stadtgestaltung <strong>und</strong><br />

Stadtmarketing als<br />

Herausforderung in Zeiten<br />

knapper Kassen<br />

Möglichkeiten öffentlich-privater Partnerschaften,<br />

privater Dienstleistungen <strong>und</strong> Corporate Social<br />

Responsibility<br />

Die Frage, wie kommunale Freifl ächen fi nanziert werden können, hat sich bei<br />

der BFG-Umfrage 2009 als eines der Top-Themen für kommunale Entscheidungsträger<br />

herausgestellt. Für viele Planer tut sich ein Graben zwischen dem<br />

Anspruch einer attraktiven Stadtgestaltung <strong>und</strong> den tatsächlichen Möglichkeiten<br />

auf. Nach den Problematiken „Lärm“ <strong>und</strong> „Sicherheit“ hat der BFG<br />

sich daher für dieses Jahr das Top-Thema Finanzierung vorgenommen, um die<br />

„<strong>Spiel</strong>räume“ auszuloten <strong>und</strong> gemeinsam mit den interessierten Kreisen zu<br />

erweitern. Die BFG-Umfrage 2010 konzentriert sich zentral darauf. Parallel<br />

dazu sollen rechtliche Fragestellungen aufgegriffen <strong>und</strong> für die öffentliche<br />

Debatte aufbereitet werden.<br />

Investitionen in öffentliche Freifl ächen sind<br />

wichtig nicht nur wegen des sozialen Werts,<br />

der einer menschen- <strong>und</strong> kinderfre<strong>und</strong>lichen<br />

Stadtgestaltung zukommt. Zunehmend wird<br />

auch der wirtschaftliche Wert einer attraktiven<br />

Stadtgestaltung entdeckt. Die Globalisierung<br />

verschärft den Wettbewerb um Arbeitskräfte.<br />

Eine erfolgreiche Strategie im Wettbewerb um<br />

die besten Köpfe wird inzwischen als zentrales<br />

Element für den Erfolg von Unternehmen angesehen;<br />

zusätzlich gewinnen Kreativität <strong>und</strong><br />

Ästhetik als Produktions- <strong>und</strong> Standortfaktoren<br />

an Bedeutung 1 . Dies zwingt zu einem Perspektivenwechsel:<br />

Die Attraktivität einer Stadt<br />

für die Menschen, die in ihr wohnen, wird für<br />

erfolgreiche Wirtschaftsunternehmen immer<br />

wichtiger 2 . In gleichem Maße muss die Bedeutung<br />

des „Stadtmarketing“ für die Kommunen<br />

steigen 3 . Investitionen ebenso wie Versäumnisse<br />

führen zu sich selbst verstärkenden Kreisläufen:<br />

Unattraktive Standortbedingungen führen<br />

zu wirtschaftlichen Nachteilen, diese wiederum<br />

zu schlechteren Standortbedingungen usw.;<br />

umgekehrt zieht eine attraktive Gemeinde Bür-<br />

ger <strong>und</strong> Unternehmen an, steigert ihren Erfolg<br />

als wirtschaftlicher Standort <strong>und</strong> erweitert dadurch<br />

ihre gestalterischen <strong>Spiel</strong>räume. Der Paradigmenwechsel<br />

muss jetzt vollzogen werden,<br />

also in Zeiten knapper Kassen. Daher lohnt ein<br />

Blick auf die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

<strong>und</strong> auf die Möglichkeiten, die auch in Zeiten<br />

knapper Kassen bestehen.<br />

<strong>Spiel</strong>fl ächengestaltung als kommunale<br />

Pfl ichtaufgabe<br />

Die Gestaltung von Freifl ächen, die Einrichtung<br />

<strong>und</strong> der Betrieb von <strong>Spiel</strong>plätzen sind weitestgehend<br />

kommunale Aufgaben – zu einem<br />

großen Teil allerdings sogenannte „freiwillige<br />

Aufgaben“. Zwar sind die die Bedürfnisse der<br />

Familien <strong>und</strong> der jungen Menschen sowie die<br />

Belange von Sport, <strong>Freizeit</strong> <strong>und</strong> Erholung zwingend<br />

bei jeder Planung, sei es für Innenstädte<br />

oder für Wohngebiete, zu berücksichtigen 4 . Um<br />

Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre geistigen<br />

<strong>und</strong> körperlichen Fähigkeiten zu entwickeln,<br />

<strong>und</strong> um soziales Verhalten zu fördern,<br />

sind nach Maßgabe der <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>gesetze der<br />

Recht | 95


Dr. Michael Winkelmüller, 38<br />

Rechtsanwalt <strong>und</strong> Fachanwalt für<br />

Verwaltungsrecht bei Redeker Sellner<br />

Dahs in Bonn <strong>und</strong> 2. Vorsitzender des<br />

B<strong>und</strong>esverbandes für Freiraumgestaltung<br />

e.V.<br />

Einen seiner Schwerpunkte bildet das<br />

technische Sicherheitsrecht <strong>und</strong> damit<br />

verb<strong>und</strong>ene Fragen der Produktzulassung,<br />

technischen Normung, Zertifi zierung<br />

<strong>und</strong> Haftung.<br />

Dipl.-Kfm. Heiko Bokelmann, 41<br />

Heiko Bokelmann ist geschäftsführender<br />

Gesellschafter der b<strong>und</strong>esweit<br />

im Bereich Wirtschaftsprüfung <strong>und</strong><br />

Steuerberatung tätigen Dornbach-<br />

Gruppe.<br />

Als Wirtschaftsprüfer <strong>und</strong> Steuerberater<br />

betreut er überwiegend Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Einrichtungen der öffentlichen<br />

Hand.<br />

96 | Recht<br />

Länder öffentliche <strong>Spiel</strong>plätze anzulegen <strong>und</strong><br />

zu unterhalten sowie die bestehenden öffentlichen<br />

<strong>Spiel</strong>plätze weiterzuentwickeln. Für die<br />

Bemessung des Bedarfs an öffentlicher <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>fl<br />

äche werden in den <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>gesetzen<br />

Richtwerte vorgegeben, etwa die Größe der<br />

<strong>Spiel</strong>plätze, der Bedarf an <strong>Spiel</strong>fl ächen pro<br />

Wohneinheiten, ihre Erreichbarkeit <strong>und</strong> Gestaltung<br />

5 . Diese „Pfl ichtaufgaben“ sind zwar<br />

rechtlich zwingend, <strong>und</strong> zwar sowohl für die<br />

Kommunen als auch für die Aufsichtsbehörden,<br />

so dass sie – angesichts der dramatischen Finanzlage<br />

vielerorts leider nicht mehr sehr fernliegend<br />

– bei Haushaltssicherungskonzepten<br />

privilegiert zu behandeln sind.<br />

Investitionsrückstau bei <strong>Spiel</strong>plätzen<br />

<strong>und</strong> öffentlichen Freifl ächen<br />

Das heißt jedoch keinesfalls, dass öffentliche<br />

Freifl ächen <strong>und</strong> Kinderspielplätze in dem Ausmaß,<br />

in dem sie gegenwärtig vorhanden sind,<br />

gesetzlichen „Bestandsschutz“ genießen <strong>und</strong><br />

in den kursierenden öffentlichen „Listen der<br />

Grausamkeiten“ nicht vorkommen dürften. Das<br />

anzunehmen, wäre aus rechtlichen wie aus<br />

praktischen Gründen wirklichkeitsfremd. Das<br />

betrifft zum einen schon den Status Quo – es<br />

ist bereits heute keineswegs sichergestellt, dass<br />

in allen Gebieten <strong>Spiel</strong>plätze in der gesetzlich<br />

vorgeschriebenen Mindestdichte <strong>und</strong> ausstattung<br />

vorhanden wären. Außerdem bestehen<br />

vielfach Interpretationsspielräume, die in<br />

Haushaltsnöten zumindest praktisch anders gehandhabt<br />

werden als in wirtschaftlich besseren<br />

Situationen 6 . So ist das Pfl ichtprogramm zur<br />

Einrichtung häufi g mit unbestimmten Rechtsbegriffen<br />

beschrieben, die in untergesetzlichen<br />

Regelwerken (Verwaltungsvorschriften) konkretisiert<br />

werden 7 <strong>und</strong> damit im Wege der Interpretation<br />

eingeschränkt werden können. Es<br />

ist bekannt, dass in Zeiten fi nanzieller Engpässe<br />

auch die Etats für die Einrichtung <strong>und</strong> die<br />

Unterhaltung öffentlicher Einrichtungen angegangen<br />

werden. BInwieweit die gesetzlichen<br />

Vorgaben eingehalten werden, hängt in hohem<br />

Maße auch davon ab, wie effektiv <strong>und</strong> dicht die<br />

Kontrollmöglichkeiten sind, ob betroffene Anwohner<br />

etwa das Recht haben, die Einrichtung<br />

fehlender oder die Ausbesserung unzureichend<br />

ausgestatteter Kinderspielplätze einzufordern<br />

<strong>und</strong> gegebenenfalls einzuklagen. Diese Möglichkeiten<br />

rechtlich zu prüfen, lohnt eine eigenständige<br />

Untersuchung. Festzustellen ist<br />

jedenfalls schon heute, auch wenn Städte <strong>und</strong><br />

Gemeinden bei einzelnen Projekten teilweise<br />

über das bloße Pfl ichtprogramm hinausgehen,<br />

in vielen Gebieten <strong>und</strong> insbesondere in sozial<br />

schwächeren <strong>und</strong> weniger attraktiven Gebieten<br />

insgesamt schon heute ein erheblicher Investitionsrückstau.<br />

Es ist anzunehmen, dass dieser<br />

sich in der Situation der knappen Kassen noch<br />

zu verstärken droht.<br />

Kommunale <strong>Spiel</strong>räume erweitern <strong>und</strong><br />

Risiken absichern<br />

Investitionsrückstände in öffentliche Infrastruktur<br />

werden vielfach durch öffentlich-private<br />

Partnerschaften (ÖPP) angegangen 8 . Private<br />

an der Einrichtung <strong>und</strong> Unterhaltung von<br />

<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Freifl ächen zu beteiligen, hat dabei<br />

für die Kommunen nicht nur einen fi nanziellen<br />

Wert. Auch die Risiken aufgr<strong>und</strong> der von<br />

der Rechtsprechung geforderten „besonders<br />

strengen Anforderungen“ an die Sicherheit von<br />

<strong>Spiel</strong>plätzen 9 können teilweise von Privaten<br />

übernommen werden. Die rechtlichen Anforderungen<br />

<strong>und</strong> rechtliche Möglichkeiten, um<br />

Dritte einzubeziehen <strong>und</strong> die Bedingungen für<br />

die kommunale Haftung bis hin zur persönlichen<br />

strafrechtlichen Haftung kommunaler<br />

Bediensteter zu optimieren, sind im letzten<br />

Heft der FreeLounge in dem Beitrag „Sicherheitskonzepte,<br />

Unterhaltspfl ichten, Prüfung<br />

<strong>und</strong> Zertifi zierung“ beschrieben worden 10 . Für<br />

die Kommunen kann sich also bei entsprechender<br />

rechtlicher <strong>und</strong> fi nanzieller Gestaltung in<br />

mehrfacher Hinsicht ein Mehrwert ergeben,<br />

wenn sie Private einbezieht.<br />

Gesetzliche Instrumente für öffentlichprivate<br />

Partnerschaften<br />

Klassisch werden die kommunalen Aufgaben,<br />

öffentliche Freifl ächen einzurichten <strong>und</strong><br />

zu unterhalten, in Eigenleistung erbracht. Als<br />

Folge des Investitionsrückstaus in öffentliche<br />

Infrastruktur werden jedoch zunehmend Private<br />

beteiligt. Für das „Pfl ichtprogramm“ an<br />

öffentlichen <strong>Spiel</strong>fl ächen gibt es dafür sogar<br />

gesetzlich vorgesehene Instrumente: Nach den<br />

Bauordnungen der Länder gehört es heute zu<br />

den zwingenden Voraussetzungen für die Genehmigung<br />

von Wohngebäuden, dass eine ausreichende<br />

<strong>Spiel</strong>fl äche für Kleinkinder auf dem<br />

Gr<strong>und</strong>stück bereitgestellt wird. Die Bereitstellung<br />

auf dem Gr<strong>und</strong>stück ist nur dann nicht<br />

erforderlich, wenn in unmittelbarer Nähe eine<br />

solche <strong>Spiel</strong>fl äche auf einem anderen Gr<strong>und</strong>stück<br />

geschaffen wird oder vorhanden ist <strong>und</strong><br />

sie sowie ihre Unterhaltung öffentlich-rechtlich<br />

gesichert ist, oder wenn eine Gemeinschaftsanlage<br />

privater Betreiber oder ein geeigneter<br />

öffentlicher <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong> geschaffen wird oder<br />

vorhanden ist 11 . Die Gemeinde hat rechtlich<br />

also in einem gewissen Umfang die Wahl, öffentlich<br />

eingerichtete <strong>und</strong> unterhaltene <strong>Spiel</strong>plätze<br />

durch private <strong>Spiel</strong>plätze zu ersetzen.


Weitere Möglichkeiten eröffnen sich durch das<br />

Instrument des städtebaulichen Vertrags, mit<br />

dem die Vorbereitung oder Durchführung städtebaulicher<br />

Maßnahmen durch den Vertragspartner<br />

auf eigene Kosten, die Förderung <strong>und</strong><br />

Sicherung der mit der Bauleitplanung verfolgten<br />

Ziele <strong>und</strong> die Übernahme von Kosten oder<br />

sonstigen Aufwendungen, die der Gemeinde<br />

für städtebauliche Maßnahmen entstehen oder<br />

entstanden sind <strong>und</strong> die Voraussetzung oder<br />

Folge des geplanten Vorhabens sind, vereinbart<br />

werden können 12 . Insbesondere bei neu angelegten<br />

Gebieten, aber auch bei der Sanierung<br />

vorhandener Bebauung bestehen also rechtliche<br />

Instrumente, mit denen öffentlich-private<br />

Partnerschaften eingeleitet <strong>und</strong> durchgesetzt<br />

werden können.<br />

Freifl ächengestaltung <strong>und</strong> -unterhaltung<br />

durch private Dienstleister<br />

Aber auch für öffentliche <strong>Spiel</strong>plätze ergeben<br />

sich weitere kommunale Gestaltungsmöglichkeiten.<br />

Das betrifft zum Beispiel die Einrichtung<br />

<strong>und</strong> Unterhaltung von <strong>Freizeit</strong>- <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>fl ächen.<br />

Vergleichbar dem Facility Management,<br />

wie es von der öffentlichen Hand bei Gebäu-den<br />

<strong>und</strong> Einrichtungen vermehrt nachgefragt wird,<br />

bieten Hersteller von <strong>Spiel</strong>geräten zuneh-mend<br />

Komplettlösungen an, die neben der Planung<br />

<strong>und</strong> Einrichtung von <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>-fl ächen<br />

auch die Dienstleistung umfasst, die <strong>Spiel</strong>plätze<br />

laufend zu kontrollieren, defekte <strong>Spiel</strong>geräte<br />

auszutauschen oder zu ersetzen. Rechtlich<br />

gesehen handelt es sich hierbei nicht um eine<br />

öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP) im engeren<br />

Sinne, sondern um einen Beschaf-fungsvorgang:<br />

Die Gemeinde beschafft sich bei privaten<br />

Unternehmen Güter <strong>und</strong> Dienstleis-tungen<br />

(<strong>Spiel</strong>geräte <strong>und</strong> deren Wartung <strong>und</strong> Unterhaltung).<br />

Im Außenverhältnis zu den Bür-gern, die<br />

die <strong>Spiel</strong>plätze in Anspruch nehmen, bleibt die<br />

Gemeinde für die Sicherheit verant-wortlich;<br />

allerdings muss sie diese Pfl ichten nicht mehr<br />

selbst erfüllen, sondern bedient sich dazu im<br />

Innenverhältnis der Privatunternehmen. Ihre<br />

Leistungsverantwortung wandelt sich in eine<br />

Gewährleistungsverantwortung. Auf diese Weise<br />

können Haftungs- <strong>und</strong> Regressrisiken weitestgehend<br />

abgesichert werden. 13<br />

Finanzwirtschaftlich positive Auswirkungen<br />

des Outsourcing<br />

Die Einschaltung privater Dritter kann zu Kosteneinsparungen<br />

<strong>und</strong> damit zur Haushaltsentlastung<br />

beitragen. Kosten eingespart werden können<br />

für die Gemeinde schon deshalb, weil der<br />

<strong>Spiel</strong>gerätehersteller, der diese Dienstleistung<br />

für eine Vielzahl von Kommunen anbietet, Ra-<br />

tionalisierung- <strong>und</strong> Größenvorteile (economies<br />

of scale) erzielen kann, die einzelnen Gemeinden<br />

verschlossen sind, <strong>und</strong> sich Potentiale in<br />

Bezug auf die Finanzierung, die buchhalterische<br />

Erfassung <strong>und</strong> die steuerliche Behandlung ergeben<br />

können. Bei sorgfältiger rechtlicher Gestaltung<br />

können sich damit Qualitätsverbesserungen<br />

bei gleichen oder niedrigeren Kosten<br />

zugleich ergeben.<br />

Realistische Kostenanalyse<br />

des Ist-Zustands<br />

Erster Ansatzpunkt einer Verbesserung gegenüber<br />

dem Status Quo ist die Analyse des Ist-<br />

Zustands <strong>und</strong> der tatsächlich für die Aufgaben<br />

der Freifl ächen-/<strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>bewirtschaftung<br />

entstehenden Kosten. Auf die i. d. R. auf rein<br />

externe Kosten gerichteten Haushaltsansätze<br />

kann zur Einschätzung der tatsächlich anfallenden<br />

Kosten nur bedingt zurückgegriffen<br />

werden. Vielmehr liegen die tatsächlichen Kosten<br />

der Bewirtschaftung meist sehr viel höher<br />

als diese Ansätze. So können in den doppischen<br />

Haushalten zwar gr<strong>und</strong>sätzlich die tatsächlich<br />

entstehenden Kosten von Produkten (defi niert<br />

als Leistungen gegenüber den Bürgern) abgebildet<br />

werden; dies setzt jedoch eine funktionierende<br />

interne Leistungsverrechnung nebst<br />

Kostenrechnung voraus, die in der Praxis eher<br />

selten ausgeprägt <strong>und</strong> sachgerecht ausgestaltet<br />

vorhanden ist. In den Produktrahmenplänen<br />

der Länder fi ndet man teilweise Produkte wie<br />

„Einrichtungen der Jugendarbeit“ mit den Leistungen<br />

„<strong>Spiel</strong>plätze“ oder „Einrichtungen der<br />

Stadtranderholung“ oder die Produkte „Freifl<br />

ächen“, „Sportstätten“, „öffentliches Grün/<br />

Landschaftsbau“ oder „Erholungseinrichtungen“.<br />

Jedoch ist die Produktebene meist nicht<br />

bis auf einzelne <strong>Spiel</strong>stätten oder Freifl ächen<br />

heruntergebrochen, Informationen aus der Kostenrechnung<br />

(sofern überhaupt existent) bilden<br />

ebenfalls oftmals keine ausreichend detaillierten<br />

Kostenstellengliederungen. Insbesondere<br />

eine verursachungsgerechte Verteilung von<br />

Gemeinkosten <strong>und</strong> Abschreibungen auf die jeweiligen<br />

Produkte bzw. Leistungen fi ndet selten<br />

vollständig statt. Zudem sind Ziele <strong>und</strong> Kennzahlen,<br />

die ggf. Aussagen zu Nutzungsgraden<br />

oder Ähnlichem bieten, kaum vorhanden. Dies<br />

alles erschwert einen Einblick in die tatsächlich<br />

anfallenden Kosten dieser Bereiche <strong>und</strong><br />

lässt die Ansätze im Haushaltsplan häufi g niedriger<br />

erscheinen, als sie tatsächlich sind.<br />

Gestufte Dienstleistungsmodelle<br />

Nach Analyse der realistisch entstehenden eigenen<br />

Kosten erfolgt in einem weiteren Schritt<br />

der Vergleich mit privaten Dienstleistern, um<br />

1. Siehe zu den geänderten Bedingungen in der<br />

Globalisierung Geoff Colvin, Talent Is Overrated<br />

– What Really Separates World-Class<br />

Performers from Everybody Else, 2008.<br />

2. Diese Bewertung liegt etwa auch dem<br />

Angebot der „<strong>Spiel</strong>leitplanung“ zugr<strong>und</strong>e,<br />

http://www.spielleitplanung.de.<br />

3. Das Angebot r<strong>und</strong> um das Thema Stadtmarketing<br />

ist vielfältig, siehe etwa Deutsches<br />

Institut für Urbanistik, Stadtmarketing: Ein<br />

leistungsfähiges Instrument auch in Krisenzeiten?,<br />

Seminar am 1./2. 6. 2010, http://www.<br />

difu.de/sites/difu.de/fi les/archiv/veranstaltungen/10_stadtmarketing.programm.pdf.<br />

4.<br />

§ 6 Abs. 1 Nr. 3 Baugesetzbuch – BauGB.<br />

5. Siehe beispielsweise Landesgesetz über die<br />

öffentliche Förderung von Sport <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong><br />

in Rheinland-Pfalz (Sportförderungsgesetz –<br />

SportFG -); Berliner Gesetz über öffentliche<br />

Kinderspielplätze – Kinderspielplatzgesetz<br />

(KiSpG) vom 5. 3. 2010; Niedersächsisches<br />

Gesetz über <strong>Spiel</strong>plätze (<strong>Spiel</strong>plG) vom 6. 2.<br />

1973, zuletzt geändert durch Art. 2 ModellkommunenÄndG<br />

vom 10. 12. 1008; Saarländisches<br />

Gesetz über <strong>Spiel</strong>plätze (<strong>Spiel</strong>plG) vom<br />

6. 11. 19743, zuletzt geändert durch § 101<br />

des Gesetzes Nr. 1370 vom 27. 3. 1996.<br />

6. Meinungsstreit herrscht nicht nur über den<br />

Umfang der Pfl ichtaufgaben. Umstrittenen<br />

sind heutzutage bereits die Fragen, wie weit<br />

Gemeinden ihre Selbstverwaltungsaufgaben<br />

einschränken dürfen. Siehe B<strong>und</strong>esverwaltungsgericht,<br />

Urteil vom 27. 5. 2009 – 8 C<br />

10.08, <strong>und</strong> Hessischer Verwaltungsgerichtshof,<br />

Urteil vom 4. 3. 2010, 8 A 2613/09 (zum<br />

Verbot der „materiellen Privatisierung“ eines<br />

Weihnachtsmarktes).<br />

7. Siehe Karl Schmidt <strong>und</strong> Peter Haberer, Rheinland-Pfälzisches<br />

SportFG, Kommentar, Praxis<br />

der Kommunalverwaltung, Erläuterungen zum<br />

<strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>-Programm Rheinland-Pfalz vom<br />

29. 5. 1973.<br />

8. Die Reaktionen auf den Investitionsrückstau<br />

in öffentlichen Infrastrukturbereichen sind<br />

augenfällig – etwa die ÖPP Deutschland<br />

AG, die 2008 unter der Federführung des<br />

B<strong>und</strong>esministeriums der Finanzen sowie des<br />

B<strong>und</strong>esministeriums für Verkehr, Bau <strong>und</strong><br />

Stadtentwicklung gegründet <strong>und</strong> – selbst<br />

als öffentlich-private Initiative über eine<br />

Rahmenvereinbarung von zehn B<strong>und</strong>esländern,<br />

82 Kommunen, 33 weiteren öffentlichen<br />

Auftraggebern sowie über 70 Unternehmen<br />

getragen wird (http://www.partnerschaftendeutschland.de/).<br />

9. BGH, Urteil vom 01.03.1988, VI ZR 190/87<br />

unter Hinweis auf BGH, NJW 1988, 48=VersR<br />

1987, 891, 892.<br />

10. Siehe Winkelmüller, Sicherheitskonzepte, Unterhaltspfl<br />

ichten, Prüfung <strong>und</strong> Zertifi zierung –<br />

Rechtliche Anforderungen <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />

zur Haftungsvermeidung, FreeLounge 1/2010,<br />

105 ff.<br />

11. Siehe beispielsweise § 9 Abs. 2 Bauordnung<br />

für das Land Nordrhein-Westfalen – Landesbauordnung<br />

– (BauO NRW).<br />

12. § 11 Abs. 1 Nr. 1 – 3 Baugesetzbuch – BauGB.<br />

13. Siehe Winkelmüller, Sicherheitskonzepte, Unterhaltspfl<br />

ichten, Prüfung <strong>und</strong> Zertifi zierung –<br />

Rechtliche Anforderungen <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />

zur Haftungsvermeidung, FreeLounge 1/2010,<br />

105 ff.<br />

Recht | 97


98 | Recht<br />

ggf. Einspar- <strong>und</strong>/oder Leistungsverbesserungspotential<br />

aufzudecken. Ausgehend von<br />

dem heute üblicherweise anzutreffenden Fall<br />

der externen Anschaffung von Investitionsgütern<br />

<strong>und</strong> der Durchführung der laufenden Pfl ege-<br />

<strong>und</strong> Instandhaltungsdienstleistungen durch<br />

eigene Mitarbeiter der städtischen/kommunalen<br />

Verwaltung (Grünfl ächenamt/Bauhof) sind<br />

verschiedene Stufen einer externen Beschaffung<br />

dieser Leistungen denkbar. So kann der<br />

private Dienstleister nur die Montage der Geräte<br />

mit oder ohne Gestaltung der Umgebungsfl<br />

äche übernehmen oder er kann die Pfl ege <strong>und</strong><br />

Instandhaltung der bestehenden Anlagen mit<br />

oder ohne Erneuerungsverpfl ichtungen übernehmen.<br />

Als weitere Stufe sind Versicherungs-/<br />

Finanzierungslösungen bis hin zum Leasing<br />

denkbar.<br />

Finanzielle Vorteile der Einbeziehung<br />

privater Dienstleister<br />

Gr<strong>und</strong>gedanke der Modelle ist, eine bestimmbare<br />

Leistung gegen feste monatliche Raten<br />

zu erhalten, die - auch unter Berücksichtung<br />

von zu entgeltender Umsatzsteuer <strong>und</strong> unternehmerischen<br />

Wagnissen – für die Gemeinde<br />

vorteilhafter ist, als die eigene Investition <strong>und</strong><br />

Bewirtschaftung. Dabei dürften die Wirtschaftlichkeitspotenziale<br />

von ÖPP-Projekten eher in<br />

der ganzheitlichen Verantwortungsübertragung<br />

für die Herstellung, die Lieferung nebst Betreuungsleistung<br />

<strong>und</strong> deren Finanzierung bestehen.<br />

Im Sinne eines Lebenszyklusansatzes rücken<br />

dann die monetären Auswirkungen von baulichen<br />

<strong>und</strong> technischen Aspekten auf die künftigen<br />

Betriebskosten in den Fokus von Planungs-<br />

<strong>und</strong> Investitionsentscheidungen <strong>und</strong> führen so<br />

zu weiteren Einsparpotentialen.<br />

Weitere positive Aspekte der Fremdbewirtschaftung<br />

für den Haushalt sind der Wegfall<br />

der unregelmäßig anfallenden Liquiditätsabfl<br />

üsse für die notwendigen (Re-)Investitionen<br />

<strong>und</strong> der Wegfall der Ungewissheiten hinsichtlich<br />

zukünftiger Zahlungsströme, die aufgr<strong>und</strong><br />

entsprechender vertraglicher Bindungen kalkulierbar<br />

werden. Hierdurch können Finanzierungsrisiken<br />

für die Zukunft vermieden<br />

werden, die darin liegen, dass oftmals keine<br />

fristenadäquate Finanzierung von Investitionen<br />

vorgenommen wird, sondern auf vermeintlich<br />

günstige Kassenkredite zurück gegriffen wird.<br />

Dabei entsteht ein hohes Refi nanzierungsrisiko<br />

im Sinne eines Zinsänderungsrisikos. In Zeiten<br />

erwarteter zunehmender Geldentwertung <strong>und</strong><br />

steigender Zinsen werden Lasten in die Zukunft<br />

verlagert <strong>und</strong> fi nanzielle <strong>Spiel</strong>räume in der Zukunft<br />

eingeschränkt.<br />

Bürgerbeteiligung <strong>und</strong> Corporate Social<br />

Responsibility<br />

Zunehmend beteiligen sich auch Bürger <strong>und</strong><br />

Unternehmen unmittelbar an der Stadtgestaltung.<br />

In ihrer Vielfalt <strong>und</strong> ihren modernen Erscheinungsformen<br />

ist dies mit dem Begriff der<br />

„Bürgerbeteiligung“ nur unzureichend zu erfassen.<br />

Die Bandbreite reicht von Elterninitiativen,<br />

die sich zusammengeschlossen haben, um einen<br />

Beitrag zur Unterhaltung einzelner <strong>Spiel</strong>plätze<br />

zu leisten, bis hin zu Unternehmen, die sich<br />

aus gesellschaftlicher Verantwortung für die<br />

<strong>Spiel</strong>plätze <strong>und</strong> Freifl ächen in ihrer Gemeinde<br />

engagieren. Die Europäische Kommission räumt<br />

der Corporate Social Responsibility (CSR) einen<br />

hohen Stellenwert für Unternehmenskultur <strong>und</strong><br />

Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Binnenmarkt<br />

ein . Und es gibt schließlich Dienstleistungsunternehmen,<br />

die sich wegen der erkannten<br />

positiven wirtschaftlichen Effekte der<br />

Standortattraktivität <strong>und</strong> der gesellschaftlichen<br />

Unternehmensverantwortung auf Beratungsleistun-gen<br />

r<strong>und</strong> um Stadtmarketing <strong>und</strong> CSR<br />

spezialisiert haben. Ein Beispiel für derart gelebtes<br />

CSR wird in diesem Heft mit dem Beitrag<br />

von Nicola Hengst-Gohlke vorgestellt. Rechtlich<br />

können sich bei Bürgerbeteiligung <strong>und</strong> CSR<br />

unterschiedliche Fragen stellen – es hängt ganz<br />

davon ab, wie die Zusammenarbeit zwischen<br />

der Öffentlichen Hand <strong>und</strong> Privaten gestaltet<br />

wird. Fragen des Gemeinnützigkeitsrechts, des<br />

Versicherungsrechts, der öffentlichen Subventionsrechts<br />

<strong>und</strong> des Vergaberechts können<br />

sich ebenso stellen wie die Fragen nach den<br />

Verantwortlichkeiten für das Sicherheits- <strong>und</strong><br />

Haftungskonzept. Die durch die gesellschaftliche<br />

Verantwortung mobilisierten Kräfte einzubinden,<br />

wird für die Städte <strong>und</strong> Gemeinden<br />

zunehmend wichtiger werden, um die Herausforderungen<br />

von Stadtattraktivität <strong>und</strong> Stadtmarketing<br />

in Zeiten knapper Kassen erfolgreich<br />

anzugehen.<br />

Dr. Michael Winkelmüller, Heiko Bokelmann


<strong>Spiel</strong>erisches Engagement als<br />

wirtschaftlicher Standortfaktor<br />

Stellen Sie sich vor, es ist ein w<strong>und</strong>erschöner Sonnentag, <strong>und</strong> keiner geht auf<br />

den <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>. Stellen Sie sich weiter vor, dass an diesem Tag unter strahlend<br />

blauem Himmel auf dem Samstagsmarkt im früher belebten historischen<br />

Stadtkern nichts mehr los ist, da Stück für Stück immer mehr Marktbeschicker<br />

<strong>und</strong> Einzelhändler unzufrieden ihre Stände <strong>und</strong> Geschäfte aufgegeben<br />

hatten. Was war passiert?<br />

Meine These: Man hatte aufgehört, für die Menschen der Stadt dazusein.<br />

<strong>Spiel</strong>-Platz ist überall<br />

Die Einleitung des Buches „<strong>Spiel</strong>-Platz ist überall“<br />

beginnt mit dem Satz „In den Kindheitserinnerungen<br />

der meisten Erwachsenen fi nden<br />

wir selten Berichte über Erlebnisse auf öffentlichen<br />

<strong>Spiel</strong>plätzen. Stattdessen ist bei den Beschreibungen<br />

beliebter <strong>Spiel</strong>orte immer wieder<br />

vom ‚Draußen’ die Rede. Die Haustür war der<br />

magische Spalt, durch den der Zutritt ins Paradies<br />

möglich erschien. Dort lagen die Orte, an<br />

denen man sich mit den anderen Kindern traf,<br />

auf der Straße, im Hof, am Waldrand, auf einer<br />

Baustelle oder am Ufer eines Baches. Dort war<br />

alle das zu fi nden, was zum <strong>Spiel</strong>en benötigt<br />

wurde […]“ 1 .<br />

Für mich persönlich liegt genau hier der<br />

Schlüssel zum Erfolg für die Zukunftsfähigkeit<br />

der Kommunen: Wenn es uns gelingt, den<br />

Menschen das zu geben, was zum <strong>Spiel</strong>en notwendig<br />

ist, dann können wir beispielsweise<br />

der Verödung der Innenstädte vorbeugen <strong>und</strong><br />

gr<strong>und</strong>sätzlich das zurückholen, was man auf<br />

den historischen Stadtteilfesten <strong>und</strong> in nachhaltig<br />

angelegten Erlebniswelten fi ndet: Ein<br />

fröhliches, unbeschwertes Miteinander der verschiedenen<br />

Generationen vor allem geschaffen<br />

durch spielerische Angebote für Jung & Alt in<br />

anregender, naturnaher Umgebung. Denn hier<br />

werden Menschen erwartet.<br />

Sind doch fantasievolle <strong>Spiel</strong>plätze, -räume <strong>und</strong><br />

-angebote Ausdruck für das Engagement der jeweiligen<br />

Kommune <strong>und</strong> ihrer Bürger in Sachen<br />

Menschenfre<strong>und</strong>lichkeit einer Stadt. Hier gibt<br />

es in den meisten Fällen noch viel zu tun! Und<br />

gerade in diesem Prozess kommt der lokalen<br />

Wirtschaft eine entscheidende Bedeutung zu.<br />

Die bespielbare Stadt<br />

Das Buch „Die bespielbare Stadt“ startet mit:<br />

„Vor 25 Jahren hieß eine Tagung der Pädagogischen<br />

Aktion München ‚<strong>Spiel</strong>räume für Kinder<br />

in der Stadt’ <strong>und</strong> ein Jahr später erschien<br />

ein Stadtbuch für Kinder <strong>und</strong> Familien, in dem<br />

Münchner Stadtteile aus Kinderperspektive<br />

vorgestellt wurden. Die Nachfolgetagung trug<br />

in diesem Jahr den Titel ‚Zur Ökologie des <strong>Spiel</strong>ens<br />

– <strong>Spiel</strong>en kann man überall!?’. In einer<br />

subjektiven Landkarte zeigte damals Wolfgang<br />

Zacharias die <strong>Spiel</strong>umwelt der Parkstraße 1 auf.<br />

Und die dritte Tagung forderte ‚<strong>Spiel</strong>raum für<br />

<strong>Spiel</strong>räume’. Was aus heutiger Sicht Nostalgie<br />

ist, kann als Anfang einer Entwicklung gesehen<br />

werden, in der sich langsam die Fixierung auf<br />

die <strong>Spiel</strong>plätze zu lösen begann.[…]“ 2<br />

Denken Sie mal ganz kurz an Ihre eigene Kindheit:<br />

Wo haben Sie damals gespielt? Welche<br />

Orte <strong>und</strong> Plätze haben Sie herausgefordert? An<br />

was erinnern Sie sich noch?<br />

Und dann betrachten Sie im Gegenzug die heutigen<br />

Hemmnisse <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>enen Herausforderungen<br />

bei der <strong>Spiel</strong>raumplanung in<br />

Ihren Kommunen: Sicherheitsaspekt, Konfl ikte<br />

mit Anwohnern (Stichwort: Lärmpegel) <strong>und</strong> das<br />

gesunkene Investitionsvolumen 3 .<br />

Probleme als Gelegenheiten verstehen<br />

Dann wäre doch die naheliegendste Lösung,<br />

mögliche Antworten auf die oben gestellten<br />

Fragen zu den oben formulierten Hemmnissen<br />

in unseren Kommunen in Verbindung zu bringen<br />

<strong>und</strong> daraus Gelegenheiten zu formulieren:<br />

D. h. wie schaffen wir es, dieses spielerische<br />

Abenteuergefühl mit dem gesteigerten Sicher-<br />

Recht | 99


Nicola Hengst-Gohlke<br />

41 Jahre, verheiratet, Mutter<br />

eines Sohnes, Projektmanagerin<br />

<strong>und</strong> Beraterin<br />

Als ich im Sommer 2009 die<br />

ehrenamtliche Initiative <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>paten<br />

für Mettmann ins<br />

Leben gerufen hatte, wusste<br />

ich noch nicht, welche Sogwirkung<br />

die Beschäftigung mit<br />

dem Thema „<strong>Spiel</strong>raum“ auslöst.<br />

Zunächst waren hauptsächlich<br />

engagierte Mütter<br />

<strong>und</strong> Väter als <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>paten,<br />

die sich für „ihren“ <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong><br />

verantwortlich fühlten <strong>und</strong><br />

sich einfach kümmern wollten,<br />

mit an Bord. Mittlerweile sind<br />

lokale Vereine <strong>und</strong> Unternehmer<br />

aufgesprungen, generieren<br />

ständig neue Ideen <strong>und</strong> setzen<br />

diese mit sehr viel Freude an<br />

der Sache um. Das Echo in der<br />

Lokalpresse ist gewaltig <strong>und</strong><br />

auch die Politik äußert sich<br />

lobend über unser Engagement.<br />

Auf diese Art gewinnt<br />

die Initiative vor allem zivilgesellschaftlich<br />

immer mehr an<br />

Bedeutung.<br />

Und so brachte mich dieser<br />

Prozess schließlich auf die<br />

Idee, eine gemeinnützige Gesellschaft<br />

zum Thema „<strong>Spiel</strong>raum“<br />

ins Leben zu rufen, die<br />

im Wesentlichen das macht,<br />

was im folgenden Artikel beschrieben:<br />

Nämlich, genau das,<br />

was bereits da ist, zu vernetzen<br />

<strong>und</strong> gemeinschaftlich mit<br />

klarem Fokus auf die Sache<br />

„<strong>Spiel</strong>raum“ zum Erfolg zu<br />

führen. Mögliche wirtschaftliche<br />

Gewinne werden wieder in<br />

Projekte dieser Art investiert.<br />

<strong>Spiel</strong>raumpaten – Partner für<br />

spielerisches Engagement.<br />

100 | Recht<br />

heits- <strong>und</strong> Schutzbedürfnis gemeinschaftlich in<br />

unseren Städten wieder herzustellen? Gemeinschaftlich<br />

deshalb, da jeder in diesem Prozess<br />

seine ganz eigenen Wünsche <strong>und</strong> Bedürfnisse<br />

hat. Und diese gilt es zu berücksichtigen.<br />

Und bezogen auf die lokale Wirtschaft heißt<br />

das: Welchen Beitrag kann <strong>und</strong> will sie mit<br />

ihren lokalen Betrieben leisten, damit vor allem<br />

das gesunkene Investitionsvolumen in den<br />

Kommunen kein Hemmnis bei der <strong>Spiel</strong>raumplanung<br />

bleibt, sie gleichzeitig aber davon einen<br />

Nutzen hat?<br />

Die Antwort lautet: Engagement der Wirtschaft<br />

im <strong>Spiel</strong>raumbereich in all den nur denkbaren<br />

Formen im Sinne einer menschenfre<strong>und</strong>lichen<br />

Stadtgestaltung <strong>und</strong> -belebung.<br />

Hier können vor allem lokale Firmen, die sich<br />

nachhaltig in ihrem direkten Umfeld engagieren,<br />

selbst dazu beitragen, die jeweilige Kommune<br />

als Wirtschaftsstandort zu stärken. Es ist<br />

quasi eine Hilfe zur Selbsthilfe, etwas, das man<br />

eigentlich nur aus dem sozialen Bereich kennt.<br />

Pilotprojekt <strong>Spiel</strong>bummel<br />

Wie das möglicherweise funktionieren kann,<br />

lassen Sie mich an einem Beispiel erläutern:<br />

„<strong>Spiel</strong>bummel“ – spielend einkaufen durch die<br />

Stadt“ (www.spielbummel.de). Dabei handelt es<br />

sich um ein ehrenamtlich koordiniertes Pilotprojekt<br />

engagierter Eltern zusammen mit der<br />

Stadtverwaltung <strong>und</strong> der lokalen Wirtschaft der<br />

Kreisstadt Mettmann in Nordrhein-Westfalen<br />

im Sommer 2010 mit dem festen Glauben an<br />

Erfolg.<br />

Der samstägliche Markt in der w<strong>und</strong>erschönen<br />

historischen Oberstadt dieser Kommune ist<br />

mehr oder weniger tot. Die Stimmung bei den<br />

Marktbeschickern <strong>und</strong> Einzelhändlern nähert<br />

sich dem Nullpunkt. Ein paar Wenige wollen<br />

noch durchhalten. Dennoch, der Markt scheint<br />

kurz vor dem Aus zu stehen. Die Parkplatzsituation<br />

in unmittelbarer Nähe ist alles andere<br />

als optimal. Das holprige - wenn auch w<strong>und</strong>erschöne<br />

- alte Kopfsteinpfl aster macht den<br />

Zugang zur Oberstadt für Rollator- <strong>und</strong> Buggyschieber<br />

sehr beschwerlich.<br />

Gleichzeitig ist dieser Ort unter der Woche ein<br />

beliebter <strong>Spiel</strong>raum gerade für Eltern mit kleinen<br />

Kindern. Mit der historischen Kirche im<br />

Zentrum <strong>und</strong> den umrahmenden Fachwerkhäusern<br />

drumherum, bietet er den notwendigen<br />

Schutz <strong>und</strong> damit die Sicherheit zum <strong>Spiel</strong>en,<br />

genau das, was sich heutige Eltern für ihre<br />

Kinder wünschen. Und was sie brauchen, um<br />

einen unbeschwerten, entspannten Familie-<br />

neinkaufsbummel zu genießen. Wiederum regt<br />

diese Häuserkulisse die Fantasie <strong>und</strong> Abenteuerlust<br />

der Kinder an.<br />

Da kommt einer engagierten Mutter <strong>und</strong> Unternehmerin<br />

aus dem Netzwerk der örtlich ehrenamtlich<br />

organisierten <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>paten Anfang<br />

Mai 2010 die Idee, genau hier anzusetzen. Denn<br />

das Wochenende <strong>und</strong> damit der Samstagsmarkt<br />

bietet gerade für Familien mehr Zeit für Kommunikation<br />

<strong>und</strong> zum Verweilen. Die Oberstadt<br />

als Ort des Einkaufs, der Kommunikation, der<br />

sozialen Begegnung könnte als sicherer, gleichzeitig<br />

jedoch „abenteuerlicher“ <strong>Spiel</strong>ort angesehen<br />

<strong>und</strong> beworben werden.<br />

Potenzial in Vorhandenem entdecken<br />

Kurzentschlossen setzt sich die Ideengeberin<br />

mit mir zusammen. Es wird ein Kurzkonzept erstellt<br />

<strong>und</strong> an den Bürgermeister geschickt. Der<br />

Ansatz scheint interessant zu sein, zumal bereits<br />

andere bestehende Gedanken damit verb<strong>und</strong>en<br />

werden können, <strong>und</strong> wird umgehend an die lokale<br />

Wirtschaftsförderung weitergeleitet. Gemeinschaftlich<br />

wird in kürzester Zeit die Marke<br />

„<strong>Spiel</strong>bummel“ kreiert, es werden drei spielerische<br />

Motti für zunächst drei Termine formuliert<br />

<strong>und</strong> beworben. Die <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>paten stellen ein<br />

kostenfreies Kinderprogramm (Spenden erwünscht)<br />

passend zum jeweiligen Thema auf<br />

die Beine. Marktbeschicker <strong>und</strong> Einzelhändler<br />

werden mit einbezogen, in dem man sie einlädt,<br />

sich mit attraktiven Aktionen <strong>und</strong>/oder speziellen<br />

Angeboten zu beteiligen. Engagement <strong>und</strong><br />

Kreativität in eigener Sache ist gefragt. Jeder<br />

kann seine eigenen Stärken einbringen.<br />

Und bereits Ende Mai merkt man<br />

deutlich: Es kommt etwas in Gang.<br />

Einzelhändler setzen sich zusammen, überlegen<br />

etwaige gemeinsame Aktionen <strong>und</strong> Marktbeschicker<br />

sponsern u. a. die Zutaten von Teilen<br />

des ersten Kinderprogramms: Äpfel für die eigene<br />

Apfelsaftherstellung. Es wird der „BER-<br />

GER Citytransfer“ ins Leben gerufen, die Idee<br />

des ortsansässigen Reiseveranstalters BERGER<br />

Reisen, dessen Kernaussage „Ohne Koffer tragen<br />

in den Urlaub fahren“ ist. Übertragbar auf<br />

den <strong>Spiel</strong>bummel kann man diese Kompetenz<br />

so einbringen: Vor allem älteren Menschen -<br />

aber auch Familien mit Kindern - eine „clevere“<br />

Mobilität zu einem Festpreis anbieten - sie von<br />

zu Hause abholen, zum Markt bringen, wieder<br />

nach Hause zurückfahren <strong>und</strong> damit ein wichtiges<br />

Bedürfnis, ein wichtiger Teil der Gemeinschaft<br />

während des Marktes zu sein, befriedigen.


Was das für die städtische Gemeinschaft bedeutet,<br />

muss ich hier wohl nicht genauer erläutern.<br />

Zusammenfassend heißt das nichts anderes als:<br />

Potenzial in Vorhandenem entdecken 4 .<br />

Im Erfolgsfall könnte der <strong>Spiel</strong>bummel ausgebaut<br />

werden <strong>und</strong> sich so in spielerischer,<br />

menschenfre<strong>und</strong>licher Art <strong>und</strong> Weise positiv<br />

auf die ganze Innenstadt auswirken. Speziell in<br />

Mettmann könnte aufgr<strong>und</strong> der beschriebenen<br />

Parameter der Samstagsmarkt zu einer besonderen<br />

touristischen Attraktion werden. Denn,<br />

abgesehen von den attraktiven Angeboten <strong>und</strong><br />

Aktionen, ist es vor allem das Engagement <strong>und</strong><br />

die Begeisterung der lokalen Akteure in eigener<br />

Sache, die ansteckend sind. Macht dies doch<br />

eine Stadt besonders <strong>und</strong> nicht so leicht kopierbar.<br />

Vielleicht entsteht daraus eine Art „Familiencent“,<br />

ein Fonds, damit gemeinschaftliche<br />

Projekte dieser Art auch von der koordinatorischen<br />

<strong>und</strong> organisatorischen Seite in Zukunft<br />

bezahlt werden können <strong>und</strong> weitere Ideen umgesetzt<br />

werden können.<br />

Wirtschaft für die Menschen<br />

Ist das etwas Neues? Nein, nicht wirklich. Aber<br />

vielleicht der Ansatz, aus dem speziell dieses<br />

Pilotprojekt entstanden ist, scheint noch nicht<br />

allzu verbreitet zu sein: Wirtschaft für die Menschen<br />

<strong>und</strong> nicht umgekehrt.<br />

Zurück zum <strong>Spiel</strong>bummel:<br />

Es könnte also sein, dass die Eltern als engagierte<br />

Bürger dieser Stadt mit dem <strong>Spiel</strong>bummel<br />

eine skalierbare Möglichkeit für Kommunen<br />

<strong>und</strong> Stadtteile entwickelt haben, mit einem<br />

spielerischen Ansatz die lokale Wirtschaft anzukurbeln.<br />

Dies vor allem ganz einfach durch die Vernetzung<br />

der lokalen Akteure mit den unterschiedlichen<br />

Kenntnissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten<br />

<strong>und</strong> Bedürfnissen im Sinne der Sache, in diesem<br />

speziellen Beispiel, den Samstagsmarkt gemeinschaftlich<br />

wieder nach Vorne zu bringen.<br />

Ganz im Sinne einer Wirtschaft für den Menschen<br />

<strong>und</strong> nicht umgekehrt. Und es muss nur<br />

jemanden geben, der damit anfängt, es einfach<br />

macht <strong>und</strong> versucht.<br />

Der Prozess an sich bewirkt auf alle Fälle, dass<br />

die unterschiedlichsten Menschen miteinander<br />

ins Gespräch kommen <strong>und</strong> sich vernetzen. Und<br />

wer weiß, was das alles noch an Folgeideen generieren<br />

kann <strong>und</strong> wird. Sind es doch alle lokalen<br />

Akteure aus den Bereichen Politik, Verwaltung,<br />

Kirchen, Wirtschaft <strong>und</strong> Ehrenamt <strong>und</strong><br />

damit die Bürger <strong>und</strong> Familien einer Stadt, mit<br />

„Die wahre Entdeckung besteht nicht darin, Neuland zu<br />

fi nden, sondern die Dinge mit neuen Augen zu sehen“<br />

ihrer Krea-<br />

Marcel Proust<br />

tivität <strong>und</strong><br />

ihrem Ideenreichrum,<br />

die die Lebendigkeit einer Gemeinschaft ausmachen.<br />

Sie sind es, die in diesen schwierigen<br />

wirtschaftlichen Zeiten des demografi schen<br />

Wandels entscheidend zur Zukunftsfähigkeit<br />

beitragen werden. Und das kann man meiner<br />

Meinung nach gar nicht genug fördern.<br />

Marktplatz der Möglichkeiten: <strong>Spiel</strong>raum<br />

als nachhaltiger Wirtschaftsraum<br />

Überträgt man dieses „<strong>Spiel</strong>bummelmodell“ auf<br />

mögliches Engagement im <strong>Spiel</strong>raumbereich<br />

an sich, dann ergeben sich daraus die folgende<br />

Nutzen für die lokale Wirtschaft:<br />

1. Gerade die ortsansässigen Unternehmer <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter sind an der Attraktivierung des<br />

jeweiligen <strong>Spiel</strong>raumes interessiert. Sie können<br />

gemeinsam mit ihren Familien direkt<br />

daran teilnehmen <strong>und</strong> davon profi tieren.<br />

2. Lässt man die Unternehmen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

selbst mitplanen, -gestalten <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />

auch mitbauen, entsteht eine hohe<br />

Identifi kation mit dem gestalteten <strong>Spiel</strong>raum,<br />

was langfristig das Vandalismusrisiko<br />

senkt.<br />

3. Bindet man die Unternehmen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

z. B. als Paten an den entstanden <strong>Spiel</strong>raum,<br />

ist eine Nachhaltigkeit gesichert.<br />

4. Die investierte Zeit, das Geld <strong>und</strong> das Engagement<br />

setzen Zeichen in der unmittelbaren<br />

Umgebung. Nachahmer werden folgen.<br />

Mittelfristig profi tieren beide Seiten – Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Soziales - von einer Zusammenarbeit:<br />

die Einrichtungen durch ein verbessertes<br />

Angebot, das sie durch das fi nanzielle Engagement<br />

der Firmen realisieren können <strong>und</strong> die<br />

Unternehmen durch einen Imagegewinn. Dies<br />

sowohl nach außen als auch nach innen, bei<br />

den eigenen Mitarbeitern 5 .<br />

Nicola Hengst-Gohlke<br />

1. <strong>Spiel</strong>-Platz ist überall<br />

Lebendige Erfahrungswelten mit Kindern<br />

planen <strong>und</strong> gestalten<br />

Udo Lange, Thomas Stadelmann, Herder, 3.<br />

Aufl age, 1996<br />

2. Die bespielbare Stadt, Die Rückeroberung des<br />

öffentlichen Raumes<br />

Bernhard Meyer, SHAKER VERLAG, 2009<br />

3. Vgl. Umfrage bei allen Kommunen mit mehr als<br />

100.000 Einwohnern, die der B<strong>und</strong>esverband<br />

für Freiraumgestaltung (BFG) 2009 durchgeführt<br />

hat (FreeLounge 4/2009, S. 111).<br />

4. Kopf schlägt Kapital. Die ganz andere Art, ein<br />

Unternehmen zu gründen. Von der Lust ein<br />

Entrepreneur zu sein.<br />

Günter Faltin, Carl Hanser Verlag München,<br />

2008, 6. Aufl age Vgl.<br />

5. ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen e.V., Unternehmenskooperation<br />

im ABA Fachverband,<br />

www.aba-fachverband.org<br />

Links<br />

» www.spielraumpaten.de<br />

Recht | 101


Klein <strong>und</strong> stark:<br />

BFG zieht Bilanz<br />

Er ist noch kein Jahr alt – <strong>und</strong> hat schon viel bewirkt: Der BFG,<br />

B<strong>und</strong>esverband für Freiraum-Gestaltung e.V., hielt im Mai seine<br />

erste Jahreshauptversammlung im Westerwald ab.<br />

Erster Vorsitzender Benno Schäfer <strong>und</strong> zweiter Vorsitzender Dr. Michael Winkelmüller berichten<br />

von den Aktivitäten des BFG in 2009 <strong>und</strong> 2010.<br />

Verbandsbürgermeister Bernd Benner<br />

gab interessante Einblicke in die Arbeit<br />

der Kommunen.<br />

102 | Verband<br />

Klaus Kaiser, beratendes Mitglied des<br />

Vorstandes, moderierte die inspirierende<br />

Veranstaltung.<br />

Im Juli 2009 traten die Gründer an, um als Ergänzung<br />

der vorhandenen, aber auf einzelne<br />

Freiraumaspekte spezialisierten Verbände einen<br />

Verband zu etablieren, der alle Belange des öffentlichen<br />

Freiraums betrifft: Der BFG kümmert<br />

sich um alle Fragen r<strong>und</strong> um <strong>Spiel</strong>plätze, Jugendtreffpunkte,<br />

Sportplätze, Stadtplätze mit<br />

Bodengestaltung, Beleuchtung, Brunnen <strong>und</strong><br />

Stadtmobiliar, außerdem um Kultur im öffentlichen<br />

Raum genauso wie um planerische Aspekte<br />

sowie Themen wie die Anlage <strong>und</strong> Pfl ege<br />

öffentlichen Grüns.<br />

Branchenübergreifendes<br />

Kompetenznetzwerk<br />

Der BFG ist kein reiner Herstellerverband, sondern<br />

vernetzt Architekten, Planer, Landschaftsgärtner,<br />

Designer, Steuerberater <strong>und</strong> Rechtsanwälte,<br />

um für Kommunen interessante Services<br />

<strong>und</strong> Kontakte bereitzustellen. In diesem Sinne<br />

repräsentierte die Zusammensetzung der Teilnehmer<br />

an der Jahreshauptversammlung genau<br />

diesen Gedanken des Kompetenznetzwerks: So<br />

waren Vertreter einiger Hersteller von <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>geräten<br />

<strong>und</strong> Stadtmobiliar genauso anwesend<br />

wie Unternehmer aus den Bereichen<br />

kommunale Entsorgung <strong>und</strong> Personaldienstleistung,<br />

außerdem der Fachanwalt <strong>und</strong> Free-<br />

Lounge-Gastautor Dr. Michael Winkelmüller,<br />

das Redaktionsteam der FreeLounge sowie ein<br />

Steuerberater von der auf Kommunen spezialisierten<br />

Steuerberaterkanzlei Dr. Dornbach &<br />

Partner. Als Gast gab Bernd Benner, Verbandsbürgermeister<br />

der Verbandsgemeinde Dierdorf<br />

im Westerwald interessante Einblicke in die<br />

Herausforderungen, mit denen Kommunen sich<br />

auseinandersetzen müssen.


Der B<strong>und</strong>esverband für Freiraum-Gestaltung wächst <strong>und</strong> gedeiht: Die derzeitigen Mitglieder stammen aus Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen,<br />

Baden-Württemberg, Thüringen <strong>und</strong> Mecklenburg-Vorpommern. Man traf sich am 20. Mai 2010 zur ersten Jahreshauptversammlung im Westerwald.<br />

BFG schafft konkrete Mehrwerte<br />

Die Stärke des Verbandes ist seine Schlagkraft<br />

durch kurze Entscheidungswege: So<br />

wurde innerhalb des Jahres eine Webseite für<br />

den Verband gestaltet <strong>und</strong> Broschürenmaterial<br />

entwickelt, zahlreiche Gespräche führten<br />

zu Vernetzungen <strong>und</strong> Kooperationen mit z. B.<br />

dem Deutschen Kinderhilfswerk <strong>und</strong> Messegesellschaften.<br />

Erste Gespräche wurden zudem<br />

mit dem Deutschen Städtetag aufgenommen.<br />

Auch die erfolgreichen Messepräsenzen auf<br />

der FSB in Köln <strong>und</strong> der Freispiel Berlin gehörten<br />

zur Habenseite der Bilanz. Wichtig ist dem<br />

Verband, durch das Kompetenznetzwerk aus<br />

verschiedenen Branchen konkrete Mehrwerte<br />

für Kommunen auf die Beine zu stellen <strong>und</strong><br />

nicht als Selbstzweck zu existieren: So wurde<br />

2009 bereits eine Umfrage bei allen Kommunen<br />

mit mehr als 100.000 Einwohnern zum<br />

Thema „Hindernisse in der <strong>Spiel</strong>raumplanung“<br />

durchgeführt <strong>und</strong> die Ergebnisse auf der FSB<br />

in Köln <strong>und</strong> der Freispiel vorgestellt. Auf der<br />

Freispiel in Berlin war der BFG gemeinsam mit<br />

dem Deutschen Kinderhilfswerk für das Rahmenprogramm<br />

der Messe verantwortlich. Die<br />

Studie 2009 brachte vor allem zutage, dass<br />

eines der größten Hindernisse für Investitionen<br />

in <strong>Spiel</strong>plätze der Faktor Lärm ist (FreeLounge<br />

berichtete). Inzwischen beschäftigte sich auch<br />

das Magazin Stern mit dem Thema. Die Zusammenarbeit<br />

mit den großen Zeitungsredaktionen<br />

Deutschlands zeigt eindrucksvoll, dass der BFG<br />

den richtigen Weg eingeschlagen hat, Themen<br />

gemeinsam mit den Entscheidern in Städten<br />

<strong>und</strong> Gemeinden zu erarbeiten. Überdies überzeugt<br />

das redaktionelle Konzept der FreeLounge<br />

als Fachmagzin mit echten Mehrwerten.<br />

Neue Studie wird auf der GaLaBau<br />

vorgestellt<br />

Derzeit ist die nächste BFG-Studie in Arbeit:<br />

325 Kommunen werden telefonisch dazu befragt,<br />

welche Mittel ihres Haushaltes sie zu<br />

welchen Teilen für welche Bereiche der des<br />

öffentlichen Freiraums investieren. Die Ergebnisse<br />

werden im September auf der GaLaBau in<br />

Nürnberg vorgestellt.<br />

Finanzierung, Leasing <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

für Kommunen<br />

Da Fragen der Finanzierung in den Kommunen<br />

immer brisanter werden, hat sich der Verband<br />

für 2010/2011 vorgenommen, in Kooperation<br />

mit den Mitgliedern aus Recht <strong>und</strong> Steuerberatung<br />

neuartige Finanzierungsmodelle für die<br />

öffentliche Hand auszuarbeiten. Neben Leasingangeboten<br />

sieht der BFG beispielsweise große<br />

Einsparpotenziale durch die Verlagerung von<br />

Wartungsaufwand auf Hersteller oder spezialisierte<br />

Dienstleister, die nicht nur günstiger sind<br />

als das Bauhofpersonal, sondern auch besser<br />

geschult, was z. B. die TÜV-Normen angeht.<br />

Alles in allem kann sich das Ergebnis dieses ersten<br />

Arbeitsjahres sehen lassen – darin waren<br />

sich alle Teilnehmer der Jahreshauptversammlung<br />

einig. Und freuen sich über weitere Mitstreiter<br />

aus den Kommunen <strong>und</strong> ihren Interessenvertretungen,<br />

aus Architektur <strong>und</strong> Planung<br />

sowie der Industrie. Wer Interesse an einer<br />

Vollmitgliedschaft hat oder Netzwerkpartner<br />

werden möchte, fi ndet alle Informationen unter<br />

www.bv-freiraumgestaltung.de.<br />

Dagmar Thiemann<br />

„Natürlich muss angesichts<br />

der Situation der kommunalen<br />

Haushalte auch<br />

im öffentlichen Freiraum<br />

gespart werden. Ängste<br />

vor Sparmaßnahmen <strong>und</strong><br />

verödeten Innenstädten<br />

relativieren sich allerdings<br />

schnell, wenn man über<br />

die Grenzen sieht: Unser<br />

öffentliches Leben weist<br />

beispielsweise im Vergleich<br />

zu amerikanischen Verhältnissen<br />

noch immer eine<br />

unglaubliche kulturelle<br />

Vielfalt <strong>und</strong> einen enormen<br />

Reichtum in der Freiraum-<br />

Ausstattung auf. Mit dem<br />

Sparen <strong>und</strong> Jammern<br />

beginnen wir auf einem<br />

sehr hohen Niveau.“<br />

Benno Schäfer, Vorstand BFG,<br />

nach seiner Rückkehr von einem längeren<br />

USA-Aufenthalt im Mai 2010<br />

Verband | 103


Aufnahmeantrag<br />

Ich beantrage die Aufnahme in den B<strong>und</strong>esverband für Freiraum-Gestaltung e.V.<br />

104 | Recht<br />

B<strong>und</strong>esverband für Freiraum-Gestaltung e.V.<br />

Gewerbegebiet Larsheck<br />

56271 Kleinmaischeid<br />

Tel. 02689 9591-37<br />

Fax 02689 9591-38<br />

info@bv-freiraumgestaltung.de<br />

www.bv-freiraumgestaltung.de<br />

als ordentliches Mitglied* als Partner im Kompetenz-Netzwerk*<br />

Anschrift<br />

Stadt/Gemeinde/Unternehmen<br />

Straße <strong>und</strong> Hausnr.<br />

PLZ/Ort<br />

Telefon Telefax<br />

E-Mail<br />

Internet<br />

Mitgliedsbeitrag: 300 Euro/Jahr Mitgliedsbeitrag: 150 Euro/Jahr<br />

Die Vollmitgliedschaft umfasst folgende Leistungen:<br />

Teilnahme an Verbandsversammlungen<br />

Stimmrecht<br />

ermäßigte Rechtsberatung<br />

ermäßigte Seminarteilnahme<br />

Netzwerkinformationen via Internet & FreeLounge<br />

ermäßigte Konditionen bei Tivoli-Einträgen <strong>und</strong><br />

Anzeigenschaltungen<br />

kostenloses Abonnement der FreeLounge<br />

Unterstützung bei politischen Themen<br />

Werbung auf der Website des BFG<br />

Angaben zur Person<br />

Name<br />

Vorname<br />

Geburtstag <strong>und</strong> -ort<br />

Staatsangehörigkeit<br />

Zahlungsarten<br />

per Bankeinzug<br />

Datum/Firmenstempel/Unterschrift Datum/Unterschrift<br />

Bank<br />

per Rechnung<br />

Ich überweise den o.a. Betrag innerhalb von<br />

14 Tagen auf das Konto 30 120 827 bei der<br />

Sparkasse Neuwied, BLZ 574 501 20<br />

Konto-Nummer<br />

BLZ<br />

Gestaltung<br />

Gesellschaft<br />

Recht<br />

Finanzierung<br />

B<strong>und</strong>esverband für Freiraum-Gestaltung e.V.<br />

Partner im Kompetenz-Netzwerk erhalten folgende<br />

Leistungen:<br />

ermäßigte Rechtsberatung<br />

ermäßigte Seminarteilnahme<br />

Netzwerkinformationen via Internet & FreeLounge<br />

ermäßigte Konditionen bei Tivoli-Einträgen<br />

kostenloses Abonnement der FreeLounge


Gemeinsam planen<br />

Eine Beteiligung von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen ist noch immer keine Selbstverständlichkeit.<br />

Die Einbeziehung von Migrantenkindern fi ndet noch viel seltener<br />

statt. Über die Schwierigkeiten <strong>und</strong> Chancen der Integration bei Planungsprozessen.<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche sind eigenständige Persönlichkeiten<br />

mit vielfältigen Fähigkeiten. Ihre<br />

Beteiligung an Entscheidungen <strong>und</strong> Planungen,<br />

die sie betreffen, ist der Schlüssel zu einer demokratischen<br />

Gesellschaft. Diese Maxime sollte<br />

das Leitbild sowohl für staatliches als auch<br />

allgemein gesellschaftliches Handeln in ganz<br />

Deutschland sein. Eine gleichberechtigte Partizipation<br />

von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen fi ndet<br />

im Alltag jedoch nur selten statt, obwohl die<br />

Wichtigkeit ihrer Mitwirkung zumindest in den<br />

Fachkreisen der Kinder- <strong>und</strong> Jugendpolitik <strong>und</strong><br />

einem Teil der Öffentlichkeit erkannt worden<br />

ist.<br />

Wenn wir uns die an vielen Stellen unzureichende<br />

Beteiligung von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

im Alltagsgeschäft nun genauer anschauen,<br />

stellen wir eins fest: In vielen Bereichen der<br />

Jugendhilfeplanung, der <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>gestaltung<br />

oder der Stadtplanung – um nur einige Beispiele<br />

zu nennen – fi ndet die Einbeziehung von<br />

Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

sogar noch seltener statt. Das wirft<br />

zwei Fragen auf, nämlich warum das so ist <strong>und</strong><br />

ob das zwangsläufi g so sein muss.<br />

Politische <strong>und</strong> soziale Bedingungen<br />

Bei der Beteiligung von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> müssen insbesondere<br />

im kommunalen Kontext eine Reihe<br />

von Gr<strong>und</strong>bedingungen beachtet werden. Die<br />

Sicht auf Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten – gleich<br />

welchen Alters – wird ganz wesentlich beeinfl<br />

usst durch die politischen Diskussionen der<br />

letzten Jahre <strong>und</strong> Jahrzehnte um die richtigen<br />

Konzepte hinsichtlich Zuwanderung <strong>und</strong> Integration.<br />

Diese Debatten haben maßgeblich dazu<br />

geführt, dass Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten sozial<br />

als Fremde gesehen werden, denen allein<br />

schon deswegen mit Misstrauen begegnet wird.<br />

Die Rechts- <strong>und</strong> Sozialgeschichte zeigt, dass<br />

Personen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> seit jeher<br />

Uwe Kamp<br />

ist Referent für Kinderpolitik<br />

beim Deutschen Kinderhilfswerk<br />

in Berlin. Der Politikwissenschaftler<br />

mit dem<br />

Schwerpunkt Migrations- <strong>und</strong><br />

Integrationspolitik hat mehrere<br />

Jahre als B<strong>und</strong>esgeschäftsführer<br />

des Jugendverbandes<br />

djo-Deutsche Jugend in Europa<br />

gearbeitet, der junge Zuwanderer<br />

bei ihrer Integration in<br />

die b<strong>und</strong>esdeutsche Gesellschaft<br />

unterstützt. Dabei ging<br />

es auch um eine Synthese der<br />

methodischen Ansätze der Jugendarbeit<br />

Deutschlands <strong>und</strong><br />

der Herkunftsgebiete.<br />

Verband | 105


106 | Verband<br />

als bedrohlich oder gar gefährlich empf<strong>und</strong>en<br />

werden <strong>und</strong> ihr Aufenthalt vorwiegend unter<br />

Sicherheitsaspekten <strong>und</strong> weniger unter Integrationsaspekten<br />

geregelt wurde.<br />

Zu beachten ist darüber hinaus die soziale<br />

Lage vieler Migrantenkinder: Vorschulkinder<br />

ohne deutschen Pass sind überproportional von<br />

Einkommensarmut betroffen sind. So ist die<br />

Armutsquote im Vorschulalter bei ihnen mit<br />

über 40% mehr als doppelt so hoch wie bei den<br />

deutschen Kindern. Der prozentuale Anteil von<br />

Ausländern an den Sozialhilfeempfängern liegt<br />

wesentlich höher als ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung.<br />

Bemerkenswert ist dabei, dass<br />

mehr als die Hälfte der ausländischen Sozialhilfeempfänger<br />

jünger als 30 Jahre ist. Zudem<br />

zeigen bislang vorliegende Studien übereinstimmend,<br />

dass Kinder ausländischer Herkunft<br />

gegenüber deutschen Kindern im Schulsystem<br />

strukturell benachteiligt sind <strong>und</strong> wesentlich<br />

schlechtere Bildungsabschlüsse erreichen.<br />

Hinzu kommen Erfahrungen alltäglicher Diskriminierungen<br />

von Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten,<br />

die das Bild der Migrantenkinder von unserer<br />

Gesellschaft ganz wesentlich prägen. So ist ein<br />

russischer, türkischer oder anderer Akzent oft<br />

ausreichend, um die Wohnung nicht angemietet,<br />

den Ausbildungsplatz, die Arbeitsstelle oder<br />

den günstigen Geschäftskredit nicht zu bekommen.<br />

Bei den Spätaussiedlern liegt das Problem auf<br />

einer weiteren Ebene: Sie fühlen sich als Einwanderer<br />

<strong>und</strong> als Deutsche zugleich. Das führt<br />

gerade bei den Jugendlichen zu einer schwierigeren<br />

Identitätssuche als bei anderen Jugendlichen.<br />

Die Gleichsetzung mit anderen Zuwanderern<br />

wird hier als Kränkung gesehen. Auf<br />

diese reagieren viele mit Abschottung <strong>und</strong> dem<br />

Zurückziehen in das eigene, vertraute Milieu.<br />

Hier wird man als das akzeptiert, was man ist:<br />

Deutscher <strong>und</strong> Einwanderer zugleich. Projekte<br />

zur Beteiligung von Spätaussiedlerjugendlichen<br />

müssen auf diese Besonderheit reagieren <strong>und</strong><br />

besondere Konzepte <strong>und</strong> Methoden für die Arbeit<br />

entwickeln.<br />

Konsequenzen für Beteiligungsverfahren<br />

Um den hiermit geschilderten Hintergr<strong>und</strong>faktoren<br />

gerecht werden zu können, müssen Angebote<br />

zur Beteiligung von Migrantenkindern auf<br />

die daraus resultierenden speziellen Bedürfnisse<br />

abgestimmt sein. Multikulturelle Vielfalt in<br />

einer Gesellschaft erfordert auch die Akzeptanz<br />

von Ethnizität, die sich artikulieren kann. Das<br />

bedeutet, dass Beteiligungsangebote sich auf<br />

kulturspezifi sche Methoden <strong>und</strong> Vermittlungsformen<br />

stützen sowie in einigen Fällen auch in<br />

den Familiensprachen der jeweiligen Migranten<br />

angeboten werden müssen.<br />

Zudem gilt es, die spezifi schen Beweggründe<br />

jugendlicher Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten für<br />

die Teilnahme an bzw. ehrenamtliches Engagement<br />

bei Veranstaltungen oder Projekten<br />

zur Beteiligung zu berücksichtigen. Bei vielen<br />

dieser Jugendlichen steht das Gruppenerlebnis<br />

stärker im Vordergr<strong>und</strong> als bei vergleichbaren<br />

deutschen Jugendlichen. Das muss auch bei<br />

der Methodik der Arbeit mit Migrantenjugendlichen<br />

beachtet <strong>und</strong> bedacht werden. Jugendliche<br />

<strong>und</strong> junge Erwachsene, die im Rahmen<br />

des Familiennachzugs, als Spätaussiedler oder<br />

Flüchtlinge in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

eingewandert sind, sind aus ihren Herkunftsländern<br />

andere Formen der Projektarbeit gewöhnt.<br />

Hier müssen die Verantwortlichen interkulturell<br />

geschult werden, um Missverständnisse jenseits<br />

sprachlicher Grenzen zu verhindern.<br />

So wird in der deutschen Gesellschaft bei der<br />

Beteiligung, beispielsweise in Planungsverfahren,<br />

an vielen Stellen auch an der Schnittstelle<br />

Staat-Bürger ein partizipativer Umgang „auf<br />

Augenhöhe“ gepfl egt, bei dem durch kritisches<br />

Nachfragen <strong>und</strong> Diskutieren an Lösungen gearbeitet<br />

wird. In vielen Kulturkreisen ist an dieser<br />

Schnittstelle aber eher ein Verhältnis mit hoher<br />

Machtdistanz zu beobachten. Nachfragen<br />

oder gar Kritisieren vor anderen untergräbt<br />

diesen hierarchischen Unterschied <strong>und</strong> gilt als<br />

respektloses Verhalten. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

erscheint eine Person, die ihre Meinung zur Diskussion<br />

stellt oder sich kritisieren lässt, als eher<br />

inkompetent <strong>und</strong> ihrer Aufgabe nicht gewachsen.<br />

Deshalb benötigen die Verantwortlichen<br />

ein breites Handlungsrepertoire. Während im<br />

westlichen Kulturkreis Methoden der Selbstdarstellung,<br />

Selbstkonfrontation oder Selbstentfaltung<br />

in Feedback-R<strong>und</strong>en, Rollenspielen<br />

etc. gängige <strong>und</strong> gewünschte Verfahren sind,<br />

können sie in Gesellschaften, die weniger individualistisch<br />

<strong>und</strong> eher gruppenorientiert denken,<br />

intensive Schamgefühle auslösen. Hier sind<br />

eher klar strukturierte, mehr auf die Sache <strong>und</strong><br />

weniger auf persönliche Einstellungen, Vorlieben<br />

<strong>und</strong> Neigungen zielende Methoden der Beteiligung<br />

notwendig.<br />

Beim Einsatz von Materialien ist zu beachten,<br />

dass Menschen auf dem Hintergr<strong>und</strong> ihrer<br />

kulturellen Sozialisation spezifi sche Wahrnehmungsmuster<br />

ausbilden. Dies äußert sich z.B.<br />

in Tabus <strong>und</strong> Vorstellungen, was in einem Bild


oder einer Abbildung dargestellt werden darf.<br />

Anfällig für Missverständnisse sind humoristische<br />

Zeichnungen, wie z.B. Karikaturen <strong>und</strong><br />

Cartoons, deren häufi g ironisierende <strong>und</strong> überspitzte<br />

Botschaft nicht verstanden wird <strong>und</strong> in<br />

der Steigerung auch als Beleidigung empf<strong>und</strong>en<br />

werden kann.<br />

Deutsche werden von vielen Migrantinnen <strong>und</strong><br />

Migranten als sehr sachorientierte Menschen<br />

gesehen, die Kontakt nicht ohne Gr<strong>und</strong> suchen.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> werden Deutsche aus<br />

der Sicht von Menschen, die eher beziehungsorientiertes<br />

Denken gewohnt sind <strong>und</strong> ihre<br />

Gesprächspartner erst einmal persönlich kennenlernen<br />

wollen, häufi g als kalt, distanziert,<br />

abweisend <strong>und</strong> wenig aufgeschlossen wahrgenommen.<br />

Sie reagieren unter Umständen mit<br />

Enttäuschung, Rückzug <strong>und</strong> Abwehr. Dies wiederum<br />

kann bei Deutschen eine Gegenreaktion,<br />

z.B. Abwendung oder Abwertung auslösen. Hier<br />

ist also ein „mit der Tür ins Haus fallen“ kontraproduktiv<br />

<strong>und</strong> eine entsprechende „Aufwärmphase“<br />

notwendig.<br />

Für die Verantwortlichen in der Projektarbeit<br />

mit Migranten ist auch zu beachten, dass gerade<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche, die als Migranten<br />

in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland gekommen<br />

sind, deutschen Jugendorganisationen oft mit<br />

großem Misstrauen gegenübertreten. Die Gründe<br />

hierfür sind vor allem in der Sozialisation<br />

der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen zu suchen. Viele<br />

Jugendorganisationen oder -institutionen in<br />

den Herkunftsländern sind staatlich oder halbstaatlich<br />

<strong>und</strong> von daher in der Wahrnehmung<br />

eher negativ besetzt. Zudem kommen viele Migranten<br />

aus Ländern, in denen demokratische<br />

Strukturen nicht unbedingt eine lange Tradition<br />

haben.<br />

Empfehlungen<br />

Beteiligungsverfahren, die Migrantinnen <strong>und</strong><br />

Migranten mit einbeziehen mögen in den bisherigen<br />

Ausführungen als schwierige Aufgabe<br />

erscheinen. An vielen Stellen, vor allem wenn es<br />

um größere <strong>und</strong>/oder homogene Gruppen geht,<br />

ist das auch so. Gleichwohl muss die Beteiligung<br />

von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

an den sie betreffenden Entscheidungen<br />

als Herausforderung angenommen werden,<br />

da wir nur so eine echte <strong>und</strong> effi ziente Form<br />

der Partizipation aller gesellschaftlichen Gruppen<br />

erreichen können. Ein erster Schritt ist es,<br />

sich der unterschiedlichen sozialen Bedingungen<br />

bewusst zu sein <strong>und</strong> kulturelle Ausgangslagen<br />

in der Beteiligungsmethodik zu berück-<br />

sichtigen.<br />

Wichtig ist<br />

es zudem,<br />

mit den<br />

Selbstorganisationen<br />

der Migrantinnen<br />

<strong>und</strong> Migranten<br />

eng zusammen<br />

zu arbeiten. So haben<br />

sich neben den klassischen<br />

deutschen Jugendverbänden<br />

Organisationen von Migrantenjugendlichen<br />

etabliert, die als Ansprechpartner<br />

dienen können. Daneben<br />

gibt es in vielen Kommunen interkulturelle<br />

Begegnungs- <strong>und</strong> Beratungszentren, die mit<br />

Rat <strong>und</strong> Tat zur Seite stehen können. Außerdem<br />

ist die Ausbildung von Verantwortlichen<br />

hinsichtlich interkultureller Kompetenzen von<br />

entscheidender Bedeutung. Die diesbezüglichen<br />

Fortbildungsangebote müssen von deutschen<br />

Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern aufgr<strong>und</strong><br />

der Interkulturalität der Gesellschaft also noch<br />

stärker als bisher wahrgenommen werden.<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

können bei der Beteiligung keine Stellvertretung<br />

für Migrantenkinder übernehmen.<br />

Wir müssen Abschied nehmen vom Verständnis<br />

einer migrationsneutralen Politik: In fast allen<br />

Lebensbereichen bestehen Unterschiede in der<br />

Lebensrealität von Menschen mit <strong>und</strong> Menschen<br />

ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. Daher ist die Annahme<br />

von migrationsneutralen Entscheidungen<br />

irreführend <strong>und</strong> bedeutet in der Regel eine<br />

verdeckte, selbstverständliche Übertragung der<br />

bisherigen „deutschen“ Sicht- <strong>und</strong> Vorgehensweisen<br />

auf andere Bevölkerungsgruppen.<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

verfügen über kulturelle, sprachliche <strong>und</strong><br />

religiöse Potenziale aus verschiedenen Kulturen<br />

<strong>und</strong> Gesellschaften – denen ihrer eigenen Herkunftskultur<br />

bzw. der Herkunftskultur von Eltern<br />

oder Großeltern. Diese Potenziale gilt es nicht<br />

als Risiko, sondern als Chance zu begreifen,<br />

um gemeinsam mit Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> die b<strong>und</strong>esdeutsche<br />

Gesellschaft des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts zu gestalten.<br />

Die Beteiligung dieser Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

ist dazu ein essentieller Baustein.<br />

Uwe Kamp<br />

Verband | 107


SICHERHEIT<br />

108 | Tivoli<br />

BECO<br />

BERMÜLLER & CO. GMBH<br />

Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

Fallschutzbeläge im Ortseinbau<br />

Conradi+Kaiser GmbH<br />

Herstellung von Gummiformteilen<br />

<strong>und</strong> Bodensystemen<br />

Granufl ex Kft<br />

Hersteller von Fallschutzplatten seit 1990<br />

terralastic GmbH<br />

Fallschutz-Bodensysteme <strong>und</strong><br />

Gestaltungselemente aus Kautschuk<br />

Rotterdammer Straße 7<br />

D-90451 Nürnberg<br />

info@beco-bermueller.de<br />

www.beco-bermueller.de<br />

Tel. +49 (0) 911 64200-0<br />

Fax +49 (0) 911 64200-50<br />

Gewerbegebiet Larsheck<br />

D-56271 Kleinmaischeid<br />

info@conradi-kaiser.de<br />

www.conradi-kaiser.de<br />

Tel. +49 (0) 2689 9580-0<br />

Fax +49 (0) 2689 9580-50<br />

Bécsi út 269<br />

H-1037 Budapest<br />

info@granufl ex.hu<br />

www.granulfex.hu<br />

Tel. +36 1 453-0400<br />

Fax +36 1 453-0006<br />

Unterdorfstraße 10<br />

D-56584 Thalhausen<br />

info@terralastic.de<br />

www.terralastic.de<br />

Tel. +49 (0) 2639 960233<br />

Fax +49 (0) 2639 960234<br />

<strong>Spiel</strong>matte mit Stufenfalz, Fallschutzplatten, Verb<strong>und</strong>pfl aster,<br />

Poller, Palisaden, Randeinfassungen, Balkonbeläge, Prüfzeugnisse<br />

nach EN 177<br />

Ausführung fugenloser Ortseinbau nach DIN 7926 EN 1177 mit<br />

Lizenznehmern in ganz Deutschland<br />

Bodensysteme <strong>und</strong> Sicherheitssysteme für Schulen <strong>und</strong><br />

Kindergärten, <strong>Spiel</strong>plätze, <strong>Freizeit</strong>anlagen, öffentliche Plätze <strong>und</strong><br />

Parks, Sportanlagen, Terrassen <strong>und</strong> Balkone, Stallungen.<br />

Verkauf nur an den Fachhandel.<br />

Fallschutzplatten <strong>und</strong> Fallschutz-Verb<strong>und</strong>pfl aster nach EN 1177,<br />

Elastikplatten <strong>und</strong> elastisches Verb<strong>und</strong>pfl aster, Sicherheits-<br />

Ergänzungselemente, Sandkastenumfassungen, fugenloser<br />

Fallschutz, Sportbodenbeläge<br />

– Fallschutz-Bodensysteme nach EN 1177<br />

– Gestaltungselemente für den Außenbereich aus Kautschuk<br />

– Einsatz der Produkte in Schulen, Kindergärten, auf <strong>Spiel</strong>-<br />

<strong>und</strong> öffentlichen Plätzen<br />

– Brandschutzplatten, Rutschenauslaufplatten, Sandkastenwinkel


SPIEL- UND SPORTGERÄTE, PUBLIC DESIGN<br />

A+URBAN Design<br />

Skateanlagen <strong>und</strong> Pipes<br />

Roll-Hockey<br />

Bolzplätze<br />

Urbanes Mobiliar<br />

AAST <strong>Spiel</strong>geräte VertriebsgmbH<br />

<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Sportgerätehersteller<br />

Berliner Seilfabrik GmbH & Co.<br />

Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

Elastic and impact protection moulded elements<br />

Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

Elastic and impact protection moulded elements<br />

COROCORD Raumnetz GmbH<br />

Seilzirkus – Seilspielgeräte<br />

CREA-PLAY<br />

(Deutschland) GmbH<br />

espas GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>geräte<br />

Stadtmobiliar<br />

Bodensysteme<br />

Zubehör<br />

Holzhof GmbH<br />

Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

Elastic and impact protection moulded elements<br />

Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

Elastic and impact protection moulded elements<br />

HPS-Play Company Trading GmbH<br />

Einrichtung von Hallenspielplätzen<br />

<strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>konzepte für <strong>Freizeit</strong> & Handel<br />

Sepp-Giggenbach-Str. 31<br />

D-84453 Mühldorf<br />

info@aplusurbandesign.com<br />

www.aplusurbandesign.com<br />

Tel. + 49 (0) 8631 1403-68<br />

Fax + 49 (0) 8631 1403-69<br />

Kontaktperson: Fr. Sonja Rauscher<br />

Hr. Andrew Stelzhammer<br />

Handelsstraße 13<br />

A-2201 Seyring<br />

offi ce@aast.com<br />

www.aast.com<br />

Tel. +43 (0) 2246 27037<br />

Fax +43 (0) 2246 27035<br />

Lengeder Straße 4<br />

D-13407 Berlin<br />

www.berliner-seilfabrik.de<br />

Tel. +49 (0) 30 414724-0<br />

Fax +49 (0) 30 414724-33<br />

Eichborndamm 167<br />

D-13403 Berlin<br />

info@corocord.de<br />

www.corocord.de<br />

Tel. +49 (0) 30 408988-0<br />

Fax +49 (0) 30 408988-77<br />

Hessenstraße 3<br />

D-35325 Mücke/Groß-Eichen<br />

crea-play@t-online.de<br />

www.buerliag.com<br />

Tel. +49 (0) 6400 959840<br />

Fax +49 (0) 6400 959841<br />

Graf-Haeseler-Str. 7–9<br />

D-34134 Kassel<br />

info@espas.de<br />

www.espas.de<br />

Tel. +49 (0) 561 5746390<br />

Fax +49 (0) 561 5746399<br />

Rupestraße 33<br />

I-38017 Mezzolombardo TN<br />

sabrina@holzhof.com<br />

Tel. +39 0461 601501<br />

Fax +39 0461 604013<br />

Gm<strong>und</strong>ner Straße 40 · A-4664 Oberweis<br />

info@hps-playco.at<br />

www.hps-playco.at<br />

Tel. +43 (0) 7613 25880-0<br />

Fax +43 (0) 7613 25880-10<br />

VERTRIEB DEUTSCHLAND<br />

Detmolder Str. 596 · D-33699 Bielefeld<br />

Tel. +49 (0) 521 9883298-0<br />

Fax +49 (0) 521 8989001<br />

www.hps-playco.de<br />

Modulare Elemente<br />

Keine F<strong>und</strong>amente <strong>und</strong> Bodenverankerungen nötig<br />

Einfacher Auf- <strong>und</strong> Abbau<br />

Wartungsarm<br />

Der Spezialist für Rutschen aus glasfaserverstärktem<br />

Kunststoff (GFK). Die AAST GmbH hat GFK-Rutschen,<br />

Polyethylen Röhrenrutschen, Erlebnisrutschen <strong>und</strong> eine<br />

Fülle von <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>kombinationen, in allen Variationen,<br />

in ihrem Programm.<br />

Seilspielgeräte für Kinderspielplätze<br />

Alle unsere Produkte entsprechen den strengen Richtlinien<br />

der EN 1176 <strong>und</strong> erfüllen auch alle bekannten technischen<br />

Vorschriften.<br />

Corocord hat sich selbst dazu verpfl ichtet, weltweit einzigartige<br />

Raum- <strong>und</strong> Flächennetze anzubieten: mit hohem ästhetischem<br />

Reiz, hohem <strong>Spiel</strong>wert <strong>und</strong> langer Nutzungsdauer. Das ist keine<br />

einfache Aufgabe. Aber solche Herausforderungen sind uns<br />

wichtig <strong>und</strong> wir nehmen sie jeden Tag von neuem an.<br />

– <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Sportgeräte<br />

– Fallschutzplatten<br />

– drehbare Kletterbäume<br />

– Parkmobiliar<br />

– H<strong>und</strong>etoiletten<br />

Entwicklung, Herstellung <strong>und</strong> Vertrieb von:<br />

– <strong>Spiel</strong>geräten aus Stahl<br />

– Stadtmobiliar <strong>und</strong> Tischtennistischen aus Beton<br />

– Bodensystemen<br />

– Zubehör<br />

– <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>geräte<br />

– Public Design<br />

– eigene <strong>Spiel</strong>geräteherstellung<br />

– Vertrieb<br />

– Montage<br />

– Service für Reinigung <strong>und</strong> Wartung<br />

– Komplettausstattung<br />

– Kompetenz in Qualität, <strong>Spiel</strong>wert <strong>und</strong> Sicherheit<br />

Tivoli | 109


SPIEL- UND SPORTGERÄTE, PUBLIC DESIGN<br />

HST-<strong>Spiel</strong>geräte GmbH & Co. KG<br />

110 | Tivoli<br />

HUSSON INTERNATIONAL GRUPPE<br />

Abenteuer <strong>Spiel</strong>plätze<br />

Indoor/Outdoor<br />

Kaiser & Kühne <strong>Freizeit</strong>geräte GmbH<br />

Durch Qualität – mehr Freude am <strong>Spiel</strong><br />

KINDERLAND<br />

Emsland <strong>Spiel</strong>geräte<br />

Klettermax GmbH<br />

<strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>geräte <strong>und</strong> <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>einrichtungen<br />

KOMPAN GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>geräte, Multisportanlagen,<br />

Parkmöbel, Planung, Montage <strong>und</strong> Service,<br />

Indoor-<strong>Spiel</strong>möbel<br />

KuKuk GmbH<br />

Planen <strong>und</strong> Realisieren von <strong>Spiel</strong>-,<br />

Bewegungs- <strong>und</strong> Erfahrungsräumen<br />

playparc-neospiel GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>gerätehersteller<br />

Ing. Phillipp<br />

GmbH & Co. KG<br />

<strong><strong>Spiel</strong>platz</strong> von<br />

A wie Abenteuergeräte<br />

bis Z wie Zubehör<br />

Weyerberg 5<br />

D-35614 Aßlar-Berghausen<br />

info@hst-spielgeraete.de<br />

www.hst-spielgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 6443 8198-0<br />

Fax +49 (0) 6443 8198-20<br />

Route de l’Europe BP1<br />

F-68650 Laputroie<br />

husson@husson.eu<br />

www.husson.eu<br />

www.husson.de<br />

Tel. +33 (0) 3 89 47 56 56<br />

Fax +33 (0) 3 89 47 26 03<br />

Im Südloh 5<br />

D-27324 Eystrup<br />

info@kaiser-kuehne-play.com<br />

www.kaiser-kuehne-play.com<br />

Tel. +49 (0) 4254 9315-0<br />

Fax +49 (0) 4254 9315-24<br />

ESF Emsland <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Freizeit</strong>geräte GmbH & Co. KG<br />

Thyssenstraße 7<br />

49744 Geeste-Dalum<br />

kinderland@emsland-spielgeraete.de<br />

www.emsland-spielgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 5937 97189-0<br />

Fax +49 (0) 5937 97189-90<br />

Gewerbegebiet<br />

D-19374 Domsühl<br />

info@klettermax-gmbh.de<br />

www.spielplatzgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 38728 20012<br />

Fax +49 (0) 38728 20017<br />

Raiffeisenstraße 11<br />

D-24941 Flensburg<br />

kompan.gmbh@kompan.com<br />

www.kompan.com<br />

Tel. +49 (0) 4617 7306-0<br />

Fax +49 (0) 4617 7306-35<br />

Rosenwiesstraße 17<br />

D - 70567 Stuttgart<br />

spielraum@zumkukuk.de<br />

www.zumkukuk.de<br />

Tel. +49 (0) 711 342 155 - 0<br />

Fax +49 (0) 711 342 155 - 20<br />

A-4872 Neukirchen an der Vöckla<br />

obra@obra.at<br />

www.obra.at<br />

Tel. +43 7682 2162-0<br />

Fax +43 7682 2165<br />

VERTRIEB IN DEUTSCHLAND<br />

(Informationen im Internet)<br />

Teutonia 9<br />

Borlinghausen<br />

D-34439 Willebadessen<br />

info@playparc.de<br />

www.playparc.de<br />

Tel. +49 (0) 5642 709-01<br />

Fax +49 (0) 5642 709-10<br />

Vertrieb von Seilspiel- <strong>und</strong> <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>geräten, außerdem Ballfangnetzanlagen<br />

<strong>und</strong> Sportnetze <strong>und</strong> -seile aller Art<br />

<strong>Spiel</strong>geräte für Kinderspielplätze, Stadtmobiliar<br />

<strong>Freizeit</strong>anlagen für Jugendliche, Tribünen<br />

Bei der Planung <strong>und</strong> Gestaltung von <strong>Freizeit</strong>geräten für alle<br />

Altersgruppen gehen wir von Erfahrungen aus, die wir seit vielen<br />

Jahren mit Entwürfen <strong>und</strong> Bau zahlreicher Großspielanlagen in<br />

<strong>Freizeit</strong>parks im In- <strong>und</strong> Ausland sammeln konnten.<br />

– <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>einrichtungen<br />

– individuelle <strong>Spiel</strong>objekte<br />

– Barrierefreie <strong>Spiel</strong>geräte<br />

– <strong>Freizeit</strong>anlagen<br />

– Parkeinrichtungen<br />

<strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>geräte <strong>und</strong> <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>einrichtungen<br />

Ihr Partner <strong>und</strong> Spezialist, wenn es um <strong>Spiel</strong>geräte <strong>und</strong><br />

<strong>Spiel</strong>raumplanung geht.<br />

Einzigartiges Design, erstklassige Qualität, exzellenter Service,<br />

kompetente Beratung <strong>und</strong> Know-how zeichnen uns aus.<br />

Wir geben Räumen Bedeutung <strong>und</strong> erfüllen sie mit Leben.<br />

Mit Strukturen, Materialien <strong>und</strong> Farbe gliedern wir Orte, damit<br />

sich Menschen darin entfalten können. Da jeder von uns gestaltete<br />

Raum individuell konzipiert, geplant <strong>und</strong> gebaut wird, entstehen<br />

jedes Mal einzigartige Raumerfahrungen <strong>und</strong> Objekte.<br />

<strong>Spiel</strong>, Bewegung <strong>und</strong> Sinneserfahrung sind zentrale Inhalte<br />

unseres Schaffens.<br />

<strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>geräte in Kiefer, chromfrei druckimprägniert oder farbig,<br />

nach dem OBRA-Farbkonzept oder in Lärche natur.<br />

<strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>geräte, Skateboardanlagen, Klettergeräte,<br />

Multisportanlagen, Schwimmbadgeräte, Fitnessgeräte


SPIEL- UND SPORTGERÄTE, PUBLIC DESIGN<br />

Holzbau Quappen GmbH & Co. KG<br />

DINOstarke <strong>Spiel</strong>ideen<br />

für außen <strong>und</strong> innen<br />

Parkgestaltung<br />

Brücken <strong>und</strong> Lärmschutzwände<br />

Individueller Holzbau<br />

Gartenholz<br />

Ravensburger <strong>Freizeit</strong>- <strong>und</strong><br />

Promotion-Service GmbH<br />

Erlebniswelten für Kinder <strong>und</strong> Familien<br />

– Standard-<strong>Spiel</strong>module <strong>und</strong> individuelle Konzepte<br />

Richter <strong>Spiel</strong>geräte GmbH<br />

Die Sicherheit. Die Qualität. Das Original.<br />

R&T STAINLESS A/S<br />

Innovations 4 Play<br />

<strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>komponenten aus Edelstahl<br />

SPOGG Sport-Güter GmbH<br />

<strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>geräte<br />

smb Seilspielgeräte GmbH Berlin<br />

in Hoppegarten<br />

stilum GmbH<br />

<strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>geräte <strong>und</strong> Public Design-Produkte<br />

Seilfabrik Ullmann<br />

Handelsniederlassung Bremen GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>geräte<br />

ZIMMER.OBST GmbH<br />

Individuelle <strong>Spiel</strong>raumgestaltung<br />

Industriestraße<br />

D-49751 Sögel<br />

info@quappen-holzbau.de<br />

www.quappen-holzbau.de<br />

Tel. +49 (0) 5952 9311-0<br />

Fax +49 (0) 5952 9311-50<br />

Am Hangenwald 1<br />

D-88074 Meckenbeuren/Liebenau<br />

info-rfp@ravensburger.de<br />

www.ravensburger.de<br />

www.rfp-ravensburger.de<br />

Tel. +49 (0) 7542 400350<br />

Fax +49 (0) 7542 400101<br />

Simsseestraße 29<br />

83112 Frasdorf<br />

info@richter-spielgeraete.de<br />

www.richter-spielgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 8052 17980<br />

Fax +49 (0) 8052 4180<br />

Holsbjergvej 42<br />

DK 2620 Albertsl<strong>und</strong><br />

Dänemark<br />

info@rt-stainless.com<br />

www.rt-stainless.com<br />

Tel. +45 39563473<br />

Fax +45 39692384<br />

Schulstraße 27<br />

D-35614 Aßlar-Berghausen<br />

spogg@hally-gally-spielplatzgeraete.de<br />

www.hally-gally-spielplatzgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 6443 811262<br />

Fax +49 (0) 6443 811269<br />

Handwerkerstraße 7<br />

D-15366 Hoppegarten<br />

info@smb-seilspielgeraete.de<br />

www.smb-seilspielgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 3342 302015<br />

Fax +49 (0) 3342 302016<br />

Gewerbegebiet Larsheck<br />

D-56271 Kleinmaischeid<br />

info@stilum.de<br />

www.stilum.de<br />

Tel. +49 (0) 2689 92790-0<br />

Fax +49 (0) 2689 92790-29<br />

Am Rönnebecker Hain 1<br />

D-28777 Bremen<br />

info@seilfabrik-ullmann.de<br />

www.seilfabrik-ullmann.de<br />

Tel. +49 (0) 421 69038-8<br />

Fax +49 (0) 421 69038-75<br />

Am Winkel 9<br />

D-15528 Spreenhagen<br />

spielraum@zimmerobst.de<br />

www.zimmerobst.de<br />

www.spielraumgestaltung.de<br />

Tel. +49 (0) 33633 69 89-0<br />

Fax. +49 (0) 33633 69 89-29<br />

Individuelle <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>anlagen, <strong>Spiel</strong>geräte <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>skulpturen aus<br />

Robinie <strong>und</strong> Lärche<br />

Montage-, Wartungs- <strong>und</strong> Reparaturarbeiten<br />

Einrichtungsbausätze zum Wohnen, Turnen, <strong>Spiel</strong>en <strong>und</strong> Gestalten<br />

von Kindergärten <strong>und</strong> Therapiebereichen<br />

Seit 1993 planen <strong>und</strong> entwickeln wir erfolgreich Markenwelten<br />

– vom Erlebnispfad bis zum kompletten <strong>Freizeit</strong>park. Von der<br />

Konzeption bis zur schlüsselfertigen Übergabe ist jedes Projekt<br />

auf die Ziele unserer K<strong>und</strong>en abgestimmt <strong>und</strong> deshalb einmalig.<br />

Gerne erstellen wir für Sie ein einzigartiges Konzept.<br />

Akustik <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong><br />

Wasser <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong><br />

Kind <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong><br />

Bewegung durch Klettern<br />

Älter werden<br />

graubner<br />

<strong>Spiel</strong>stationen zur Entfaltung der Sinne<br />

Schaukelgelenke, Basketballkörbe, Sandkräne, Wippenlager, Einzelpunkt<br />

Schwingbeschläge, Seilbahnen mit Zubehör, Schaukelsitze<br />

<strong>und</strong> Rutschbahnen, viele mit Zertifi katen vom TÜV Produkt Service.<br />

Als Unternehmen mit großem Exportanteil sind wir bestrebt, fl exibel<br />

<strong>und</strong> schnell zu sein. Auch Sonderkonstruktionen sind möglich.<br />

<strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>geräte zum Drehen, Wippen <strong>und</strong> Klettern<br />

Trampoline<br />

Vogelnestschaukel<br />

Herstellung von Seilspiel- <strong>und</strong> <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>geräten:<br />

– Raumnetze – Sport- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>geräte<br />

– Flächennetze – Bolzplatztore „citytor –das Original“<br />

– Netztunnel – Seil-Zusatzelemente für <strong>Spiel</strong>geräte<br />

– Trampolin – Ballfang-Seilnetzzäune<br />

– Karussells<br />

– Seilbrücken<br />

– SIPA-Seilsitze<br />

Innovative <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong>geräte <strong>und</strong> Public Design-Produkte<br />

aus Stahl <strong>und</strong> Edelstahl<br />

– eigenständiges <strong>und</strong> durchgängiges Design<br />

– hochwertig verarbeitet<br />

– wartungsarm <strong>und</strong> langlebig<br />

– kostengünstig in Preis <strong>und</strong> Unterhalt<br />

Fallschutzsysteme nach EN 1177<br />

Drehbare KLettertürme, Kletternetze, Kletterpyramiden,<br />

Nestschaukeln, Seilbrücken, Sonderanfertigungen,<br />

aus USACORD Long-life unzerschneidbar<br />

- Spezialist für individuelle Planung von <strong>Spiel</strong>anlagen<br />

- kompetente Beratung<br />

- Herstellung in eigener Werkstatt<br />

- Montage durch eigenes Fachpersonal<br />

- Geprüfte Sicherheit nach EN 1176/77<br />

Tivoli | 111


ZULIEFERER<br />

SONSTIGE<br />

112 | Tivoli<br />

Seilerei Prutz GmbH<br />

Seilspielgeräte für Kinderspielplätze<br />

Netze für Industrie, Sport <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong><br />

Drahtseile, Seilerwaren<br />

VERBÄNDE<br />

Verband Deutscher Hallenspielplätze<br />

Redeker Sellner Dahs<br />

Rechtsanwälte<br />

Moderne Dienstleistung. Umfassende Expertise.<br />

Spezialisierung.<br />

Und Erfahrung seit 1929.<br />

johnen-druck GmbH & Co. KG<br />

Impressum<br />

Fachliche, wirtschaftliche & politische<br />

Interessenvertretung für Betreiber,<br />

Gerätehersteller <strong>und</strong> Dienstleister der Branche<br />

Herausgeber:<br />

freizeit&spiel Verlagsgesellschaft<br />

Gewerbegebiet Larsheck, 56271 Kleinmaischeid<br />

Telefon: +49 (0) 2689 9591-37<br />

Telefax: +49 (0) 2689 9591-38<br />

www.free-lounge.de | www.free-lounge.com<br />

Erscheinungsweise:<br />

vierteljährlich<br />

Chefredaktion:<br />

Dr. Anke Münster (V.i.S.d.P.)<br />

E-Mail: chefredaktion@free-lounge.de<br />

E-Mail: info@free-lounge.de<br />

Anzeigenleitung:<br />

TÜV Media GmbH<br />

Gudrun Karafi ol-Schober<br />

E-Mail: gudrun.karafi ol@de.tuv.com<br />

z. Zt. gilt die Anzeigenpreisliste vom 1. Januar 2010<br />

DTP, Bildredaktion: Maike Söltl (verantwortlich)<br />

Redaktion: Lutz Keißner, Dagmar Thiemann<br />

Titelfoto: terrain / Hubertus Hamm, München<br />

Gerichtstand: Montabaur<br />

Druckaufl age: 5.000 Exemplare international<br />

Druck: Johnen Druck GmbH,Bernkastel-Kues<br />

Jahresabonnement: (4 Ausgaben)<br />

Euro 30,– (inkl. Porto)<br />

Wittenberger Straße 89<br />

D-06905 Bad Schmiedeberg<br />

info@seilerei-prutz.de<br />

www.seilerei-prutz.de<br />

Tel. +49 (0) 34925 70392<br />

Fax +49 (0) 34925 70155<br />

Sandtorkai 74<br />

D-20457 Hamburg<br />

kontakt@my-vdh.de<br />

Tel. +49 (0) 40 822232-33<br />

Fax +49 (0) 40 822232-39<br />

Geschäftsführer: Ubbo Voss<br />

Mobil: +49 (0) 160 94712821<br />

Hauptsitz:<br />

Mozartstraße 4–10<br />

D - 53115 Bonn<br />

bonn@redeker.de<br />

www.redeker.de<br />

Tel.: +49 (0) 228 72625-0<br />

Fax: +49 (0) 228 72625-99<br />

Bornwiese<br />

D-54470 Bernkastel-Kues<br />

info@johnen-gruppe.de<br />

www.johnen-gruppe.de<br />

Tel. +49 (0) 6531 509-0<br />

Fax. +49 (0) 6531 509-49<br />

Copyright:<br />

freizeit&spiel Verlagsgesellschaft mbH. Nachdruck,<br />

auch auszugsweise, nur mit schriftlicher<br />

Genehmigung des Verlages. Terminveröffentlichungen<br />

kostenlos, aber ohne Gewähr. Keine<br />

Haftung bei unverlangt eingesandten Manuskripten.<br />

Namentlich gekennzeichnete Berichte<br />

<strong>und</strong> Artikel geben nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion wieder.<br />

Quellennachweise:<br />

Editorial: Richter <strong>Spiel</strong>geräte GmbH (S. 3, Mitte);<br />

Coolemotion.Schuttelaar (S. 3 unten)<br />

Inhalt: Burri AG (S. 4, 5)<br />

Top Thema: Marc Wendland - Fotolia.com (S.<br />

6), Patkau Architects (S. 8 oben), Stadt Zürich<br />

(S. 8 unten), terrain / Hubertus Hamm, München<br />

(S. 10 oben), Studio Noach (S. 9), Christian<br />

Schwager, RKP (S. 10 Mitte, unten), Atelier Le<br />

Balto (S. 11 hinten), Roland Halbe / ARTUR<br />

IMAGES (S. 11 oben), Apur (S. 11 unten), Hanns<br />

Joosten (S. 12 oben), TOPOTEK1 (S. 12 unten,<br />

S. 13), Barbara Bohle, Kindgerechte Lebensräume<br />

(S. 14), Stadt Hohenems (S. 16), Herbert<br />

Raffalt (S. 18, 20 oben), freiland ZT-GmbH (S.<br />

19, 20), Forschungsgesellschaft Mobilität FGM,<br />

Graz (S. 21 – 23), IRAP Institut für Raumentwicklung,<br />

Rapperswil (S. 24 – 28), Universität für<br />

Bodenkultur, Wien (S. 29 – 31), Ayuntamiento<br />

de Madrid. Area de Gobierno de Urbanismo<br />

y Vivienda. Direccion General de Proyectos<br />

Singulares (S. 33), Richter <strong>Spiel</strong>geräte GmbH<br />

(S. 32, 34 rechts, unten), Dobrick, West8 (S. 34<br />

links), Proludic GmbH (S. 36), Carmela Bogena<br />

(S. 37 oben), Grupo Ramos (S. 37 links), Johann<br />

Helgi (S. 37 rechts)<br />

Seilspielgeräte:<br />

Netze, Brücken, Schaukelkörbe, Hängematten, Klettertaue,<br />

Sonderanfertigungen <strong>und</strong> Seilerwaren nach K<strong>und</strong>enwunsch<br />

Der VDH versteht sich als Serviceunternehmen für seine Mitglieder,<br />

vertritt ihre Interessen, schafft ihnen Wettbewerbsvorteile <strong>und</strong><br />

macht sich stark für deren wirtschaftlichen Erfolg.<br />

Hierzu gehören im Einzelnen:<br />

– Information & Erfahrungsaustausch durch regelmäßige Treffen,<br />

Newsletter, Homepage, Workshops, Tagungen, Messen<br />

– Einkaufsvorteile durch Rahmenverträge mit Herstellern,<br />

Lieferanten, Dienstleistern, Versicherern, u.v.m<br />

– Beratung, Schulung, Marktanalysen<br />

– Interessenvertretung bei Politik, Berufsgenossenschaften, GEMA,<br />

TÜV, GEZ, u.v.m. – Medien- & Öffentlichkeitsarbeit<br />

– Qualitätssiegel & Klassifi zierung – u.v.m.<br />

Full-Service in Berlin | Bonn | Brüssel | Leipzig | London.<br />

Mit etwa 80 Rechtsanwälten bieten wir unseren Mandanten<br />

kompetente, praxisnahe Unterstützung. Komplexe Projekte<br />

betreuen wir mit interdisziplinären Teams <strong>und</strong> beraten mit<br />

fachübergreifendem Spezialwissen.<br />

Vertrauen zwischen Anwalt <strong>und</strong> Mandant steht bei uns an<br />

erster Stelle.<br />

Bogenoffsetdruckerei mit Vorstufe, Veredelungstechniken,<br />

Weiterverarbeitung <strong>und</strong> Lettershop.<br />

Herstellung <strong>und</strong> Distribution von Drucksachen wie Flyern,<br />

Broschüren, Katalogen, Magazinen, Zeitschriften, Postern, etc.<br />

Report: LGS Hemer/Tölke (S. 38), Landesgartenschau<br />

Bad Essen 2010 GmbH (S. 40 oben), Landesgartenschau<br />

Hemer (S. 40 Mitte), Landesgartenschau<br />

Aschersleben 2010 GmbH (S. 40 unten), Landesgartenschau<br />

Rosenheim 2010 GmbH (S. 41), Landesgartenschau<br />

Villingen-Schwenningen (S. 42), facadeprinter.org<br />

(S. 43), Planungsbüro Dittrich (S. 44 - 45),<br />

skate-aid (S. 47 rechts, S. 48), Marc Zanger (S. 46, S.<br />

47 links)<br />

Gesellschaft: www.kolelinia.com (S. 50 – 52), Günther<br />

Serafi n (S. 44 – 46)<br />

Herstellerportrait: boerplay.com (S. 60 – 62)<br />

Best Practice: Kukuk GmbH (S. 63), Burri AG (S. 64,<br />

65); Atelier Dreiseitl (S. 66, 67); Kukuk GmbH (S. 68,<br />

69)<br />

<strong>Spiel</strong>raum: Jörg Kraus (S. 70 – 73)<br />

Kunst: Roman Mensing (S. 80, 20, 84 rechts), Piet<br />

Oudolf <strong>und</strong> Eelco Hooftman (GROSS.MAX) (S. 83);<br />

N55 (S. 84 links), Coolemotion.Schuttelaar, Hessel<br />

Waale Wijn (S. 85)<br />

Wettbewerb: Stoss Landscape Urbanism (LU) Boston<br />

(S. 88), Callwey Verlag (S. 89 oben), nonconform<br />

architektur vor ort, wien (S. 89 unten)<br />

Messe: GaLaBau 2010 (S. 90 – 93), fafoutis - Fotolia.<br />

com (S. 93)<br />

Recht/Verband: shutterstock (S. 94), Vlad - Fotolia.<br />

com (S. 99), Ludwig Keißner (S. 102 – 103), Franz<br />

Pfl uegl - Fotolia.com (S. 105), lekcets - Fotolia.com<br />

(S. 107)<br />

Entdeckt! (S. 114): m<strong>und</strong>raub.org, Klaus Beer (Fernwehpark);


Messetermine 2010<br />

15. bis 18. September 2010<br />

GaLaBau 2010<br />

19. Interantionale Fachmesse<br />

Urbanes Grün <strong>und</strong> Freiräume<br />

www.galabau.info-web.de<br />

Kontakt: NürnbergMesse GmbH<br />

Herr Stefan Dittrich (Projektreferent)<br />

Messezentrum · 90471 Nürnberg<br />

Tel.: 0911 8606-8169<br />

www.galabau.info-web.de<br />

16. bis 17. Februar 2011<br />

KOMCOM NORD<br />

Die Fachmesse für den Public-Sektor<br />

Messe Hannover<br />

Kontakt: KOMCOM Messe GmbH<br />

Tel.: 0681 95427-0<br />

komcom@komcom.de<br />

www.komcom.de<br />

16. bis 17. März 2011<br />

public 10<br />

Zukunft Kommune<br />

Fachmesse für Stadtplanung <strong>und</strong><br />

öffentliche Raumgestaltung<br />

Kontakt: public Messe GmbH<br />

Tel.: 0621 70019-0<br />

info@public10.de<br />

www.public10.de<br />

03. bis 04. Mai 2011<br />

KOMCOM SÜD<br />

Die Fachmesse für den Public-Sektor<br />

Messe Karlsruhe<br />

Kontakt: KOMCOM Messe GmbH<br />

Tel.: 0681 95427-0<br />

komcom@komcom.de<br />

www.komcom.de<br />

VORSCHAU<br />

Top Thema: Licht in der Stadt<br />

Inszenierung der Städte durch Licht, Lichtkonzepte für <strong>Spiel</strong>plätze <strong>und</strong> Aufenthaltsräume,<br />

technische <strong>und</strong> gestalterische Gesichtspunkte, Sicherheitskonzepte, Energiesparkonzepte<br />

Wir stellen vor: Medienfassaden, Beleuchtungsfi rmen,<br />

Anbieter von Beleuchtung für den Außenbereich<br />

Gartenschauen 2010<br />

24. April bis 3. Oktober 2010<br />

Landesgartenschau Bad Nauheim<br />

Kontakt: Landesgartenschau<br />

Bad Nauheim 2010 GmbH<br />

Sprudelhof 11 · 61231 Bad Nauheim<br />

Tel.: 06032 92699-0<br />

landesgartenschau2010@bad-nauheim.de<br />

www.landesgartenschau-bad-nauheim.de<br />

24. April bis 10. Oktober 2010<br />

Landesgartenschau Aschersleben<br />

Kontakt: Landesgartenschau<br />

Aschersleben 2010 GmbH<br />

Markt 1 · 06449 Aschersleben<br />

Tel.: 03473 226670<br />

info@landesgartenschau-aschersleben.de<br />

www.landesgartenschau-aschersleben.de<br />

23. April bis 17. Oktober 2010<br />

Landesgartenschau Bad Essen<br />

Kontakt: Landesgartenschau Bad Essen 2010<br />

GmbH<br />

Am Freibad 5 · 49152 Bad Essen<br />

Tel.: 05472 8158970<br />

info@landesgartenschau-badessen.de<br />

www.landesgartenschau-badessen.de<br />

17. April bis 24. Oktober 2010<br />

Landesgartenschau Hemer<br />

Kontakt: Landesgartenschau<br />

Hemer 2010 GmbH<br />

Ostenschlahstraße 60 · 58675 Hemer<br />

Tel.: 02372 5506-0<br />

info@landesgartenschau-hemer.de<br />

www.landesgartenschau-hemer.de<br />

23. April bis 3. Oktober 2010<br />

Landesgartenschau Rosenheim<br />

Kontakt: Landesgartenschau<br />

Rosenheim 2010 GmbH<br />

Schönfeldstraße17 · 83022 Rosenheim<br />

Tel.: 08031 9010880<br />

info@rosenheim2010.de<br />

www.rosenheim2010.de<br />

12. Mai bis 10. Oktober 2010<br />

Landesgartenschau<br />

Villingen-Schwenningen<br />

Kontakt: Landesgartenschau Villingen-<br />

Schwenningen 2010 GmbH<br />

Neckarstraße 32<br />

78056 Villingen-Schwenningen<br />

Tel.: 07720 822500<br />

lgs@lgs-vs2010.de<br />

www.lgs-vs2010.de<br />

t e r m i n e<br />

Inhalt | 113


Entdeckt!<br />

Obstressourcen nutzen: www.m<strong>und</strong>raub.org<br />

Jedes Jahr verfaulen tonnenweise Äpfel, Kirschen <strong>und</strong> Pfl aumen in verlassenen Gärten <strong>und</strong> langen Obstbaumalleen, die sich<br />

zahlreich in den östlichen B<strong>und</strong>esländern fi nden. Und das, während man über die Finanzierung von Schulobst diskutiert. Ganz<br />

absurd wird es, wenn bedenkt, dass die umwelt- <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsbewusste Klientel im Bioladen gleichzeitig Bioäpfel aus Argentinien<br />

einkauft, statt im öffentlichen Freiraum zu pfl ücken. Ein Team aus fünf jungen Menschen hatte die Idee, diese öffentlichen<br />

Obstbäume online zu kartografi eren <strong>und</strong> damit M<strong>und</strong>raub salonfähig zu machen: Sie stellen die Webseite www.m<strong>und</strong>raub.org<br />

ins Netz. Dort können User Standorte von Obst, Kräutern, Beeren, Nüssen <strong>und</strong> verarbeitenden Betriebe wie Mostereien<br />

anmelden oder fi nden.<br />

Der Rat für Nachhaltigkeit der B<strong>und</strong>esregierung hat das Potenzial der Idee erkannt <strong>und</strong> das Projekt zur Jahreskonferenz Ende<br />

2009 als eines der besten 12 Vorschläge der Ideenplattform „Mission Sustainability“ ausgezeichnet.<br />

114 | Vermischtes<br />

Fernwehpark Deutschland – „Signs of fame“<br />

Seit r<strong>und</strong> 10 Jahren hat die Stadt Hof an der Saale<br />

eine Attraktion, wie es sie nur noch ein zweites<br />

Mal weltweit gibt: einen ständig wachsenden Park<br />

mit Orts-, Straßen- <strong>und</strong> Hinweisschildern aus aller<br />

Herren Länder. Inspiriert von dem “Sign Post Forest”<br />

in Watson Lake, einem kleinen Ort in den unendlichen<br />

Wäldern Yukons, hat sich das europäische Pendant<br />

mittlerweile zu einem sehenswerten Schilderpark entwickelt<br />

– <strong>und</strong> zu einem viel beachteten Friedensprojekt.<br />

Das Projekt wird bislang von über 300 Prominenten<br />

unterstützt, indem sie eigene Starschilder für<br />

Frieden <strong>und</strong> die Gleichbehandlung aller Menschen<br />

signieren. Die Anfahrt ist natürlich gut ausgeschildert.<br />

» www.fernweh-park.de


Living Industries<br />

Sicherheit ist selbstverständlich –<br />

Entwicklung ist Fortschritt<br />

Conradi+Kaiser GmbH<br />

Gewerbegebiet Larsheck | 56271 Kleinmaischeid<br />

Tel. 02689 9580-0 | Fax 02689 9580-50<br />

info@conradi-kaiser.de | www.conradi-kaiser.de


Sicherheit.<br />

Richter<br />

<strong>Spiel</strong>geräte GmbH<br />

83 112 Frasdorf · Telefon 0 80 52/1 79 80 · Fax 0 80 52/41 80 · www.richter-spielgeraete.de<br />

Kletterstrukturen<br />

Aus handgearbeiteten, unregelmäßigen<br />

R<strong>und</strong>hölzern zusammengefügte Kletterstrukturen<br />

integrieren sich durch ihren<br />

formalen Ausdruck sehr gut in ein stark<br />

geprägtes Umfeld.<br />

Auf kleinem Raum können viele Kinder<br />

spielen, auch plötzlich auftretender<br />

starker <strong>Spiel</strong>druck wird von der Struktur<br />

aufgefangen <strong>und</strong> in einen fließenden<br />

<strong>Spiel</strong>rhythmus umgewandelt.<br />

Neben Klettern, Höhe erleben, sinnliche<br />

Erfahrung an Händen <strong>und</strong> Füßen machen,<br />

dient sie als ein schöner Sitzplatz zum<br />

Ausruhen <strong>und</strong> Beobachten.<br />

Unsere <strong>Spiel</strong>angebote fördern die<br />

Entstehung von Körpersicherheit <strong>und</strong><br />

selbstsicherndem Schutzverhalten.<br />

Die Wahl des Originals<br />

sichert Qualität.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!