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Spielplatz-Scouts - Freizeit und Spiel

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Zwischen Trend <strong>und</strong> Krise<br />

Freiräume sind die Visitenkarten der Städte. Ihre Gestaltung gibt<br />

Aufschluss über Lebensqualität, geglückte oder gescheiterte Zukunftsvisionen<br />

<strong>und</strong> die Mentalität <strong>und</strong> Mentalitätswandel im<br />

Land. Welche Ideen werden uns in Europa in den kommenden Jahren<br />

begleiten? Oder wird Freiraumgestaltung vor dem steigenden<br />

fi nanziellen Druck in den Hintergr<strong>und</strong> treten?<br />

Selten hört man über eine gescheiterte Freiraumgestaltung<br />

so klare Worte, wie zuletzt von<br />

dem Architekten Meinhard von Gerkan. Der von<br />

seinem Büro geplante <strong>und</strong> erbaute neue Hauptbahnhof<br />

in Berlin steht nach seinen Worten in<br />

einem Nachbarschaftsmilieu, das in der sibirischen<br />

Steppe kaum trostloser sein könnte. In<br />

der Zeitschrift Bauwelt zählt er die Versäumnisse<br />

auf, die tagtäglich Tausende von Reisende<br />

verw<strong>und</strong>ert zur Kenntnis nehmen können: keine<br />

angemessene Beleuchtung im Außenraum, Bitumen<br />

anstelle einer Bodengestaltung <strong>und</strong> eine<br />

katastrophale Verkehrsführung. Anstelle der<br />

Umsetzung der hoch gelobten Entwürfe für die<br />

städtebauliche Anbindung <strong>und</strong> die Freiraumgestaltung<br />

prägt diese Planlosigkeit das Bild des<br />

neuen Berlins an einem der zentralen öffentlichen<br />

Orte der Stadt. Außerdem fürchtet Gerkan,<br />

dass weitere Flächen durch die Vergabe an wenig<br />

umsichtig planende Investoren verramscht<br />

werden. Es geht scheinbar nicht mehr darum,<br />

dass die ursprünglichen Ideen umgesetzt werden,<br />

sondern, dass überhaupt irgendwie gebaut<br />

wird. Ist der städtebauliche Offenbarungseid in<br />

unmittelbarer Nachbarschaft zum Regierungsviertel<br />

ein Indiz dafür, dass eine der Tendenzen<br />

der letzten Jahre, nämlich das Denken in größeren<br />

Zusammenhängen einer Stadt, letztendlich<br />

durch die Folgen der Krise, den Schritt vom<br />

Masterplan in die Realität nicht schaffen wird?<br />

Ökonomisierung des öffentlichen<br />

Raums?<br />

Diese Gefahr sieht auch der Schweizer Landschaftsarchitekt<br />

Christian Graf, der sich 2006<br />

im Rahmen seiner Masterarbeit mit programmatischen<br />

Stilen in der Landschaftsarchitektur<br />

auseinander gesetzt hat. Eine direkt erkennbare<br />

Folge aus der Wirtschaftskrise ist aus seiner<br />

Sicht ein viel schärferer Blick auf die optimale<br />

Ausnutzung von Baufl ächen als das zu der Zeit<br />

seiner Forschungsarbeit der Fall war. Diese Situation<br />

betrifft vor allem größere Städte <strong>und</strong> Ballungsgebiete,<br />

in denen Freifl ächen immer eine<br />

besondere Form von Luxus darstellen. Bis heute<br />

werden noch zahlreiche Projekte realisiert, deren<br />

Planung in die Zeit vor der Wirtschaftskrise<br />

reicht. In vielen europäischen Ländern, wie beispielsweise<br />

Spanien, gab es in den letzten Jahren<br />

durch interessante Projekte positive Impulse<br />

für die Freiraumarchitektur. Ein Beispiel dafür<br />

ist die Überdachung einer Ausgrabungsstätte<br />

in Cádiz „Between the Cathedrals“ von Alberto<br />

Campo Baeza oder auch der neu entstandene<br />

Grünstreifen auf der Trasse einer ehemaligen<br />

Autobahn (siehe Seite 42ff). Es wird sich erst<br />

noch zeigen, wie stark der wirtschaftliche Einbruch<br />

ab der zweiten Jahreshälfte 2008 <strong>und</strong><br />

aktuell die Euro-Krise verschiedener Länder<br />

ihren Niederschlag in der Architektur <strong>und</strong> Freiraumgestaltung<br />

fi nden werden.<br />

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