Spielplatz-Scouts - Freizeit und Spiel
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oder einer Abbildung dargestellt werden darf.<br />
Anfällig für Missverständnisse sind humoristische<br />
Zeichnungen, wie z.B. Karikaturen <strong>und</strong><br />
Cartoons, deren häufi g ironisierende <strong>und</strong> überspitzte<br />
Botschaft nicht verstanden wird <strong>und</strong> in<br />
der Steigerung auch als Beleidigung empf<strong>und</strong>en<br />
werden kann.<br />
Deutsche werden von vielen Migrantinnen <strong>und</strong><br />
Migranten als sehr sachorientierte Menschen<br />
gesehen, die Kontakt nicht ohne Gr<strong>und</strong> suchen.<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> werden Deutsche aus<br />
der Sicht von Menschen, die eher beziehungsorientiertes<br />
Denken gewohnt sind <strong>und</strong> ihre<br />
Gesprächspartner erst einmal persönlich kennenlernen<br />
wollen, häufi g als kalt, distanziert,<br />
abweisend <strong>und</strong> wenig aufgeschlossen wahrgenommen.<br />
Sie reagieren unter Umständen mit<br />
Enttäuschung, Rückzug <strong>und</strong> Abwehr. Dies wiederum<br />
kann bei Deutschen eine Gegenreaktion,<br />
z.B. Abwendung oder Abwertung auslösen. Hier<br />
ist also ein „mit der Tür ins Haus fallen“ kontraproduktiv<br />
<strong>und</strong> eine entsprechende „Aufwärmphase“<br />
notwendig.<br />
Für die Verantwortlichen in der Projektarbeit<br />
mit Migranten ist auch zu beachten, dass gerade<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche, die als Migranten<br />
in die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland gekommen<br />
sind, deutschen Jugendorganisationen oft mit<br />
großem Misstrauen gegenübertreten. Die Gründe<br />
hierfür sind vor allem in der Sozialisation<br />
der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen zu suchen. Viele<br />
Jugendorganisationen oder -institutionen in<br />
den Herkunftsländern sind staatlich oder halbstaatlich<br />
<strong>und</strong> von daher in der Wahrnehmung<br />
eher negativ besetzt. Zudem kommen viele Migranten<br />
aus Ländern, in denen demokratische<br />
Strukturen nicht unbedingt eine lange Tradition<br />
haben.<br />
Empfehlungen<br />
Beteiligungsverfahren, die Migrantinnen <strong>und</strong><br />
Migranten mit einbeziehen mögen in den bisherigen<br />
Ausführungen als schwierige Aufgabe<br />
erscheinen. An vielen Stellen, vor allem wenn es<br />
um größere <strong>und</strong>/oder homogene Gruppen geht,<br />
ist das auch so. Gleichwohl muss die Beteiligung<br />
von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
an den sie betreffenden Entscheidungen<br />
als Herausforderung angenommen werden,<br />
da wir nur so eine echte <strong>und</strong> effi ziente Form<br />
der Partizipation aller gesellschaftlichen Gruppen<br />
erreichen können. Ein erster Schritt ist es,<br />
sich der unterschiedlichen sozialen Bedingungen<br />
bewusst zu sein <strong>und</strong> kulturelle Ausgangslagen<br />
in der Beteiligungsmethodik zu berück-<br />
sichtigen.<br />
Wichtig ist<br />
es zudem,<br />
mit den<br />
Selbstorganisationen<br />
der Migrantinnen<br />
<strong>und</strong> Migranten<br />
eng zusammen<br />
zu arbeiten. So haben<br />
sich neben den klassischen<br />
deutschen Jugendverbänden<br />
Organisationen von Migrantenjugendlichen<br />
etabliert, die als Ansprechpartner<br />
dienen können. Daneben<br />
gibt es in vielen Kommunen interkulturelle<br />
Begegnungs- <strong>und</strong> Beratungszentren, die mit<br />
Rat <strong>und</strong> Tat zur Seite stehen können. Außerdem<br />
ist die Ausbildung von Verantwortlichen<br />
hinsichtlich interkultureller Kompetenzen von<br />
entscheidender Bedeutung. Die diesbezüglichen<br />
Fortbildungsangebote müssen von deutschen<br />
Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern aufgr<strong>und</strong><br />
der Interkulturalität der Gesellschaft also noch<br />
stärker als bisher wahrgenommen werden.<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche ohne Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
können bei der Beteiligung keine Stellvertretung<br />
für Migrantenkinder übernehmen.<br />
Wir müssen Abschied nehmen vom Verständnis<br />
einer migrationsneutralen Politik: In fast allen<br />
Lebensbereichen bestehen Unterschiede in der<br />
Lebensrealität von Menschen mit <strong>und</strong> Menschen<br />
ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>. Daher ist die Annahme<br />
von migrationsneutralen Entscheidungen<br />
irreführend <strong>und</strong> bedeutet in der Regel eine<br />
verdeckte, selbstverständliche Übertragung der<br />
bisherigen „deutschen“ Sicht- <strong>und</strong> Vorgehensweisen<br />
auf andere Bevölkerungsgruppen.<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
verfügen über kulturelle, sprachliche <strong>und</strong><br />
religiöse Potenziale aus verschiedenen Kulturen<br />
<strong>und</strong> Gesellschaften – denen ihrer eigenen Herkunftskultur<br />
bzw. der Herkunftskultur von Eltern<br />
oder Großeltern. Diese Potenziale gilt es nicht<br />
als Risiko, sondern als Chance zu begreifen,<br />
um gemeinsam mit Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> die b<strong>und</strong>esdeutsche<br />
Gesellschaft des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts zu gestalten.<br />
Die Beteiligung dieser Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
ist dazu ein essentieller Baustein.<br />
Uwe Kamp<br />
Verband | 107