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Spielplatz-Scouts - Freizeit und Spiel

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dort eine Moorfl äche, auf denen Exmoor-Ponys<br />

sozusagen als Landschaftspfl eger dafür sorgen,<br />

dass die Fläche nicht verbuscht. Trockenmauern<br />

ermöglichen die Beobachtung von Insekten <strong>und</strong><br />

Eidechsen. An solchen Punkten greifen viele<br />

Themen ineinander.<br />

FreeLounge: Für eine zukunftsorientierte Planung<br />

stellt sich aber auch die Frage nach mehr<br />

Angeboten für ältere Menschen.<br />

Ingo Dittrich: Auf jeden Fall. Ziel der Freiraumplanungen<br />

muss sein, Menschen aller<br />

Altersklassen zusammenzuführen. Das ist zum<br />

Beispiel bei der Planung von Parks kein Problem,<br />

denn ein <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong> in der Nachbarschaft<br />

von Bereichen, die von älteren Menschen gerne<br />

besucht werden, leistet diese Zusammenführung<br />

ganz unkompliziert. Schwieriger ist es im<br />

ländlichen Raum, Senioreneinrichtungen in die<br />

Zentren zu bringen. Ich habe schon zu viele abseits<br />

gelegene Einrichtungen gesehen, bei denen<br />

praktisch auf dem Schild am Eingang steht<br />

„Hier kommt keiner mehr weg“. Die Entscheider<br />

trauen sich oft nicht, mit den Wohnhäusern<br />

für ältere Menschen in die belebten Bereiche<br />

einer Kommune zu gehen. Es ist traurig, aber<br />

viele Ältere wollen auch ganz klar nur noch ihre<br />

Ruhe haben. Da ist an vielen Seiten Überzeugungsarbeit<br />

notwendig, denn die Isolierung ist<br />

keine Perspektive – weder für die Menschen<br />

noch für die Kommunen. Seniorenangebote<br />

gehören neben Kindergärten. Die Sport- <strong>und</strong><br />

Fitnessangebote müssen an einem Ort Menschen<br />

unterschiedlichsten Alters ansprechen<br />

<strong>und</strong> zusammenbringen. Wenn Sie mich fragen,<br />

dürfte ein <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong> auch auf einem Friedhof<br />

angelegt werden. Um es zusammenzufassen:<br />

Das <strong>Freizeit</strong>verhalten kann durch eine gute<br />

Freiraumplanung zu einer Durchmischung der<br />

verschiedenen Generationen führen. Und das<br />

genau braucht unsere Gesellschaft. Island ist<br />

ein Land, von dem wir in dieser Hinsicht sehr<br />

viel lernen können.<br />

FreeLounge: In welche Richtung muss Ihrer<br />

Meinung nach außerdem stärker gedacht werden?<br />

Ingo Dittrich: Zum einen ist es wichtig, dass<br />

die traditionellen Strukturen <strong>und</strong> Lebensgewohnheiten<br />

in einem Dorf oder einer Kleinstadt<br />

immer der Ausgangspunkt der Planung sind. Es<br />

macht keinen Sinn, dass ein Konzept von oben<br />

aufgestülpt wird. Will man zum Beispiel erreichen,<br />

dass Kommunikationspunkte entstehen,<br />

dann muss man sich anschauen, wo sich die<br />

Eine kinderfre<strong>und</strong>liche Ortsgestaltung beginnt bei der Verkehrsplanung. Als Schlaufen angelegte<br />

Bushaltestellen mindern das Unfallrisiko <strong>und</strong> sind ein Baustein, damit sich Eltern <strong>und</strong> Kinder<br />

sicher fühlen können.<br />

Menschen immer schon getroffen haben. Das<br />

kann in einem Dorf die alte Milchabgabestelle<br />

sein, deren zweite Funktion als Treffpunkt<br />

dann vom Planer in die modernen Lebensgewohnheiten<br />

übersetzt werden muss. Oft gilt<br />

es auch erst einmal, Fehler zurück zu bauen.<br />

Daran schließt sich der zweite wichtige Aspekt<br />

an: Man muss akzeptieren, dass Veränderungen<br />

ihre Zeit brauchen. Das entspricht zuweilen<br />

nicht den Wünschen der Lokalpolitik, die lieber<br />

kurzfristig – am besten innerhalb einer Legislaturperiode<br />

– Erfolge sehen möchte. Doch wenn<br />

es um Verbesserungen<br />

für eine Region geht,<br />

kann das kein tragendes „Wenn Sie mich fragen, dürfte ein <strong><strong>Spiel</strong>platz</strong><br />

Argument sein. Politik<br />

auch auf einem Friedhof angelegt werden.“<br />

sollte den interessanten<br />

Ingo Dittrich, Architekt<br />

Lösungen nicht im Weg<br />

stehen.<br />

FreeLounge: Veränderungen über lange Zeiträume:<br />

Das klingt nach sehr großen Aufgaben.<br />

Ingo Dittrich: Nein, das muss gar nicht so sein.<br />

Wenn man genau beobachtet <strong>und</strong> analysiert,<br />

dann können es innerhalb einer Planung auch<br />

kleinere Maßnahmen sein, die dazu passen <strong>und</strong><br />

auf das Ziel hinwirken. Wenn eine Gemeinde an<br />

einem Fluss sich stärker dem Tourismus öffnen<br />

will, dann sind vielleicht in einem ersten Schritt<br />

einfache Kanuanlegestellen, die mehr Menschen<br />

in den Ort bringen, die passende Maßnahme.<br />

Das ist dann eine günstige Lösung, die<br />

mehr Erfolg hat als größere Baumaßnahmen,<br />

die wiederum von Politikern oft lieber gesehen<br />

werden, weil mehr Volumen darin steckt.<br />

FreeLounge: Vielen Dank für das Gespräch,<br />

Herr Dittrich.<br />

Das Interview führte Dr. Anke Münster<br />

Report | 45

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