FreeLounge, Ausgabe 4/2010 - Freizeit und Spiel
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50 | Gesellschaft<br />
fanden, wo Drogenabhängige sich ihren letzten<br />
Schuss gegeben haben, <strong>und</strong> wo die Arbeitslosen<br />
ihre Kinder hungrig zu Bett gebracht haben, ist<br />
ein „community garden“ entstanden. Jeder hilft<br />
mit <strong>und</strong> die Früchte der Arbeit werden von jedem<br />
gegessen. Drogen- <strong>und</strong> Alkoholabhängige<br />
helfen in ihren lichten Momenten mit <strong>und</strong> für<br />
einige St<strong>und</strong>en am Tag verjagen sie die Nagetiere<br />
oder gießen die Pfl anzen. Anteilig erhalten<br />
auch sie Produkte aus der Ernte. Mit der fast<br />
vierzigjährigen Zwischennutzung ist ein wegweisendes<br />
Beteiligungsprojekt entstanden, das<br />
die Menschen jeden Tag aufs Neue mit Hoffnung<br />
erfüllt.<br />
„Community gardens“ in New York sind durch<br />
eine pragmatische Zwischennutzung in den<br />
letzten drei Jahren entstanden. Bedürftige<br />
Bürger <strong>und</strong> ihre Kinder bauen mitten in der<br />
Stadt Gemüse <strong>und</strong> Obst an <strong>und</strong> die Überschüsse<br />
werden an Suppenküchen weiter gegeben.<br />
Nachhaltige Nachbarschaftsnetzwerke <strong>und</strong><br />
eine ökologische Stadtentwicklung sind weitere<br />
Resultate dieses bürgerlichen Engagements.<br />
Die grünen Stadtinseln führen zudem zu einer<br />
Aufwertung der Stadtteile <strong>und</strong> zu einer gesteigerten<br />
Nachfrage nach Wohnraum. In Deutschland<br />
werden die „Tafelgärten“ in Gardelegen,<br />
Klötze <strong>und</strong> Salzwedel von den fl eißigen Händen<br />
der Arbeitslosengeld- II-Empfänger bewirtschaftet.<br />
Die Pfl anzen stammen aus Spenden<br />
von Gartenbaubetrieben in Sachsen-Anhalt.<br />
Die unkomplizierte Zusammenarbeit zwischen<br />
den „Stadtbauern“ <strong>und</strong> den Tafeln deckt die<br />
Nachfrage von Bedürftigen nach frischem Gemüse<br />
<strong>und</strong> Obst für ihre Kinder ab. Auch in Addis<br />
Abeba <strong>und</strong> in Buenos Aires tragen gärtnerische<br />
Aneignungsinitiativen von Brachfl ächen <strong>und</strong><br />
Baulücken zu einer Entwicklung stabiler öffentlicher<br />
Sozialräume bei.<br />
In Ludwigshafen haben sich die Bürger <strong>und</strong> ihre<br />
Kinder öffentliche Freiräume angeeignet. Ihre<br />
umgesetzten Ideen resultieren in kleinteiligen,<br />
durcheinander gewürfelten, grünen Oasen, die<br />
nichts mit dem vorherigen, leblosen Zustand<br />
gemeinsam haben. In Leipzig <strong>und</strong> Selb packen<br />
die Bürger mit Leidenschaft an <strong>und</strong> gestalten<br />
gemeinschaftlich „Bürgergärten“ mit Nutz- <strong>und</strong><br />
Zierpfl anzen. Die Innenhofgärten abgerissener<br />
Dessauer Wohnblöcke werden mit weiteren<br />
Anpfl anzungen zu städtischen Freiräumen erweitert.<br />
Sowohl in Cottbus, Jena <strong>und</strong> Berlin-<br />
Marzahn entstehen in Form von Aneignungsprojekten<br />
Schulgärten, bürgerliche Gärten,<br />
Mietergärten <strong>und</strong> Nachbarschaftsgärten. Die<br />
Gr<strong>und</strong>stückseigentümer tauschen ihre Baulücken<br />
gegen eine aktive <strong>und</strong> regenerierende<br />
Nutzung ein. Jugendliche in Berlin-Prenzlauer<br />
Berg wandelten eine Brachfl äche in acht Kiezgärten<br />
um. Eine Wiederbelebung des ehemaligen<br />
Schulgartens in Magdeburg wurde durch<br />
die Beteiligung von Kindern mit Behinderungen<br />
<strong>und</strong> deren Schuldirektor ermöglicht. Im Stadtteil<br />
Chemnitz-Sonnenberg haben sich die Kinder an<br />
der Neugestaltung des öffentlichen Freiraums<br />
beteiligt. Mit einem Blick auf die Problemsituationen<br />
vor Ort haben die Kinder nicht nur Flächen<br />
für sich, sondern sich zusätzliche Flächen<br />
für unterschiedliche Generationen gewünscht.<br />
In Bremen sind <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Bewegungsfl ächen<br />
für Kinder durch eine Umwandlung von Brachfl<br />
ächen in Wiesen gewonnen worden.