Hamburger Morgenpost Ausgabe vom 13.11.2014 (Vorschau)
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MEINUNG<br />
POLITIK<br />
4<br />
Pädophilie bei den Grünen<br />
Licht in<br />
ein dunkles<br />
Kapitel<br />
Siewollten die Fenster aufstoßen,<br />
ein frischer Wind sollte<br />
die Bundesrepublik <strong>vom</strong>Mief<br />
der Adenauer-Jahrebefreien.<br />
Hier liegt das Verdienst der<br />
Grünen, die unser Land verändert<br />
haben. Wasdie Partei allerdingsnicht<br />
davorbewahrte,<br />
sich auf geradezu fatale Weise<br />
zu verzetteln. IhreVersuche,<br />
das Sexualstrafrecht zu „entkriminalisieren“,<br />
gehören zu<br />
den großen historischen Irrtümern.<br />
Mit verheerenden Folgenfür<br />
die Opfersexuellen<br />
Missbrauchs, die mit ansehen<br />
mussten, wie ihrePeiniger<br />
sich plötzlich als Revolutionäre<br />
gebärden durften und eine<br />
politische Heimatfanden.<br />
Auch in SPD und FDP –aber<br />
wohl hauptsächlich bei den<br />
Grünen. Dassdie Grünen heute<br />
den Mutfinden, das Kapitel<br />
in Eigenregie aufzuarbeiten<br />
und hart mit der eigenen Geschichteins<br />
Gericht zu gehen,<br />
verdient Respekt. Undsollte<br />
Schule machen, denn aufzuarbeiten<br />
gibt es viel –inallen<br />
Parteien. Niemand solltejetzt<br />
versuchen, daraus Kapital zu<br />
schlagen. Die Grünen vondamals<br />
warenkeine verschworene<br />
Pädophilen-Zelle. Sondern<br />
eine Partei, die<br />
den Tabubruch<br />
zum Programm<br />
erhob –und<br />
sich bei diesem<br />
Spiel mit<br />
dem Feuer böse<br />
die Finger<br />
verbrannte.<br />
HARALD STUTTE<br />
politik@mopo.de<br />
ZITAT DES TAGES<br />
„Für mich ist die schwarze<br />
Null eigentlich Ausdruck<br />
einer Null-Kompetenz in<br />
der Wirtschaftspolitik.“<br />
Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger<br />
über Wolfgang Schäubles Projekt eines<br />
Haushalts ohne Neuverschuldung<br />
Hamburg – Staub aufgewirbelt<br />
hat das Duo reichlich:<br />
Die Freundschaft von Ex-<br />
Kanzler Gerhard Schröder<br />
(SPD) mit dem umstrittenen<br />
Ex-Finanzunternehmer<br />
Carsten Maschmeyer<br />
sorgte für Spekulationen,<br />
Schlagzeilen, Empörung.<br />
Das neueste Kapitel dieser<br />
Geschichte ist ebenfalls<br />
hochbrisant. Laut „Stern“<br />
zahlte Multi-Millionär<br />
Maschmeyer Kumpel<br />
Schröder über zwei Millionen<br />
Eurofür die Rechtean<br />
dessen Autobiografie.<br />
Foto:dpa<br />
So sahnteGenosse<br />
„Stern“ enthüllt: Alt-Kanzler Schröder kassiertevon Duzfreund Maschmeyer<br />
Eine laut Insidern<br />
absurd hohe<br />
Summe. Zum Vergleich:<br />
Alt-Kanzler Helmut Kohl<br />
erhielt für die Rechte<br />
an seinen Erinnerungen gerade<br />
mal ein Viertel als Garantiehonorar<br />
– 500000<br />
Euro. Und: Noch im Dezember<br />
letzten Jahres hatte<br />
Maschmeyer inder<br />
„FAS“ erklärt, Schröder<br />
für die Rechte<br />
nur rund eine Million<br />
Euro gezahlt<br />
zu haben.<br />
Eine Behauptung,<br />
die nach<br />
„Stern“-Informationen<br />
falsch ist.<br />
Nach Unterlagen, die<br />
dem Magazin vorliegen,<br />
liegt der gezahlte<br />
Betrag exakt bei<br />
2016 380,37 Euro. Da<br />
sich Schröders Buch<br />
„Entscheidungen –Mein<br />
„Viele Möglichkeiten<br />
zur Verbesserung<br />
der Lebensqualität“<br />
Carsten Maschmeyer<br />
Leben in der Politik“ laut<br />
Media Control bis Herbst<br />
2014 allerdings nur 167 419<br />
Mal verkaufte, konnte das<br />
Werk die von Maschmeyer<br />
berappte Summe laut Experten<br />
nicht einspielen.<br />
Wie viel Maschmeyer für<br />
den Weiterverkauf der<br />
Druckrechte anden Verlag<br />
Hoffmann und Campe bekam,<br />
ist nicht bekannt.<br />
Laut „Stern“ fand die<br />
Zahlung statt, als<br />
Maschmeyernoch Chef des