14.11.2014 Aufrufe

Gutachten als PDF-Download - Borderline Europe

Gutachten als PDF-Download - Borderline Europe

Gutachten als PDF-Download - Borderline Europe

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

28<br />

Durch die Gespräche mit dem Personal und dem, was wir vor Ort an diesem Tag erlebt haben [und<br />

immer wieder bei Besuchen gesagt bekommen, Anmerk. der Gutachterin], wird deutlich, dass hier<br />

nicht die mindesten Standardbedingungen zum normalen Leben herrschen. Der Betreiber versucht<br />

bei allem zu sparen, auch bei den Gehältern der eigenen Angestellten (die sich nicht selten an die<br />

Gewerkschaft wenden, um ihre Rechte durchzusetzen). Es gibt keine Mensa, wo alle essen<br />

könnten, auch ein Ort zur Ausübung der religiösen Riten ist nur Utopie.<br />

(…) Die Asylsuchenden beklagen auch das Fehlen angemessener Bekleidung, sie zeigen uns<br />

verschlissene Kleidungsstücke und Schuhe und berichten, dass die Kleider selten und oftm<strong>als</strong><br />

schon in schlechtem Zustand ankommen.<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Mangel an medizinischer Versorgung. Ein Bewohner zeigt uns<br />

seinen mit Stichen/Ausschlag übersäten Rücken und sagt uns, dass der Arzt des Heims ihm<br />

weiterhin nichts verschreibt. Nur durch unsere Anwesenheit und durch unser Insistieren lösen sie<br />

endlich dieses Problem einer einfachen Hautentzündung. (…) Asylsuchende, die eigentlich eine<br />

Physiotherapie oder andere Behandlungen bekommen müssten werden nicht angehört, wenn sie<br />

nachfragen, warum sie sie nicht erhalten. (…) „Schlafen und essen, essen und schlafen“, ist das<br />

was uns alle Bewohner des Aufnahmezentrums verbittert wiederholen, <strong>als</strong> wir sie über die<br />

Lebensqualität in Salinagrande befragen. Uns schien es, dass selbst diese Grundbedürfnisse nur<br />

unter Schwierigkeiten eingeräumt wurden.“<br />

In diesem Besuchsbericht werden die oben geschilderten Eindrücke des CARAs von Salinagrande<br />

von den Delegationsmitgliedern bestätigt:<br />

“Salinagrande ist die Hölle. Die EU-Delegation ist schockiert über das Aufnahmezentrum in<br />

Trapani. Zerrissene Kleidung, keine ärztliche Versorgung, eiskalte Duschen und kaputte Bäder. So<br />

leben die Asylsuchenden, auch Frauen und Kinder, in einer Einrichtung, die vom Innenministerium<br />

<strong>als</strong> Vorzeigeheim gepriesen wird. Der Bericht von Rosario Crocetta und Rita Borsellino, die die<br />

Einrichtung <strong>als</strong> Europarlamentarier für die LIBE-Kommission besucht haben.“ 96<br />

b) VARESE: Hotel Monte Marzio<br />

So nennt sich die Übergangseinrichtung für DUBLIN-Rückkehrer, die nach Mailand-Malpensa<br />

abgeschoben werden. Da die so genannten Dublin-Fälle, die in Malpensa ankommen, unter die<br />

Zuständigkeit der Kommune Varese fallen, hatte diese einen Vertrag mit einer Einrichtung der<br />

Caritas im Ort zur Unterbringung der Rückkehrer geschlossen. Bezahlt wurden die Plätze von der<br />

Präfektur. Seit Ende 2010 werden (besonders schutzbedürftige) DUBLIN-Rückkehrer jedoch in<br />

einem Hotel in der Ortschaft Valganna ca. 15 km oberhalb von Varese in den Bergen untergebracht.<br />

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt 20-30 Tage, bis ein Platz in einem CARA oder einem<br />

SPRAR gefunden werden kann (oder kein Platz gefunden wird). Ob ein Platz gefunden wird hängt<br />

an der Disponibilität von Plätzen. 97 Der ASGI kritisiert die Wahl dieses Ortes, es scheine, so ASGI,<br />

dass die Qualität der Betreuung und des Empfangs sich möglicherweise verschlechtert habe. 98<br />

borderline-europe kann aufgrund von Zeugenaussagen und internen Dokumenten bestätigen, dass<br />

auch vulnerable Personen (in diesem Falle eine sechsköpfige Familie) in diesem Hotel<br />

untergebracht wurden. Nach langer Anreise (Überstellung aus Deutschland) erhielt die Familie am<br />

Abend nach der Ankunft trotz Nachfrage keinerlei Versorgung durch Essen und Getränken mehr.<br />

Trotz Nachfragen des Vaters, einen Arzt für die fiebernden Kinder zu holen, wurde dies mit der<br />

Begründung, der Arzt sei zu weit entfernt, von den diensthabenden Personen im Hotel abgelehnt.<br />

Die hier Untergebrachten mussten das Hotel morgens verlassen und konnten sich tagsüber nur im<br />

umgebenden Wald aufhalten, bis man sie am späten Nachmittag wieder eingelassen hatte.<br />

96<br />

Pipitone, Giuseppe: “Salinagrande è un inferno”. Delegazione Ue scioccata dal centro di accoglienza<br />

trapanese” Il Fatto quotidiano, 27.11.2011 http://www.ilfattoquotidiano.it/2011/11/27/salinagrande-infernodelegazione-scioccata-centro-accoglienza-trapanese/173417/.<br />

97<br />

In einem CARA werden laut Aussagen des Servizio Centrale eher Plätze für vulnerable Personen gefunden,<br />

die aber schon auf der Warteliste für einen SPRAR – Platz stehen und im CARA nur darauf warten, dass<br />

dieser Platz frei wird. Es kann nie mit Sicherheit gesagt werden, wie lange die Suche dauert. Da auf der<br />

Warteliste des SPRAR im Juni 2012 knapp 7.000 Personen eingetragen waren (siehe Frage 7d) muss davon<br />

ausgegangen werden, dass insbesondere für nicht-vulnerable Personen keine Plätze gefunden werden.<br />

98<br />

ASGI: “Il diritto alla protezione”, S. 170.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!