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Entwicklung Werkstoff und Einführung in den Serienprozess

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GIESSEREI RUNDSCHAU 60 (2013) HEFT 11/12<br />

Legierungselemente ➝ Gefügeaufbau ➝ Kennwerte/<br />

Eigenschaften ➝ Bauteilverhalten.<br />

Der <strong>Werkstoff</strong> DIN1.4849 ist <strong>in</strong> die Gruppe der austenitischen,<br />

kubisch flächenzentrierten Stahlgusslegierungen<br />

mit ca. 0,3 bis 0,35 %Kohlenstoff e<strong>in</strong>zuordnen. Dieser<br />

Bereich im Eisen-Kohlenstoff-Diagramm <strong>und</strong> die resultierende<br />

kubisch flächenzentrierte Gitterstruktur s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

Abb. 5 dargestellt.<br />

Der E<strong>in</strong>fluss der austenitstabilisieren<strong>den</strong> Elemente auf<br />

das Gefüge liegt <strong>in</strong> der Erweiterung des γ-Mischkristallgebietes<br />

bis unter die Raumtemperatur. Somit ergibt sich<br />

e<strong>in</strong> stabiles Gefüge im gesamten E<strong>in</strong>satzgebiet mit Temperaturen<br />

von ca. –40 °C bis 1050 °C. E<strong>in</strong>e Gefügeumwandlung<br />

vom γ-Mischkristall <strong>in</strong> <strong>den</strong> α-Mischkristall ist<br />

zu vermei<strong>den</strong>, da diese mit e<strong>in</strong>er Volumenänderung verb<strong>und</strong>en<br />

ist. Bei mehrfachen Aufheiz- <strong>und</strong> Abkühlvorgängen<br />

des <strong>Werkstoff</strong>es im Betrieb führt dies zu e<strong>in</strong>er Bauteilschädigung.<br />

Hochlegierte austenitische Stahlgusslegierungen<br />

erstarren exotherm <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>den</strong>dritischen<br />

Struktur (Abb. 6).<br />

Ausscheidungen, Verunre<strong>in</strong>igungen <strong>und</strong> Porositäten<br />

wer<strong>den</strong> an <strong>den</strong> Dendritengrenzen gebildet bzw.bei hohen<br />

Schmelzpunkten vor diesen hergeschoben. Das <strong>den</strong>dritische<br />

Gefüge mit e<strong>in</strong>em Netzwerk an karbidischen Ausscheidungen<br />

ist anschaulich im Schliffbild <strong>in</strong> Abb. 7 zu<br />

erkennen. Die stabilen <strong>in</strong>ter<strong>den</strong>dritischen Partikel bewirken<br />

e<strong>in</strong>e Festigkeitssteigerung durch e<strong>in</strong>e Beh<strong>in</strong>derung<br />

der Versetzungsbewegungen.<br />

Mittels verschie<strong>den</strong>ster Probekörper,die aus <strong>in</strong> Schwerkraft<br />

vergossenen Y-Blöcken gewonnen wer<strong>den</strong> (Abb. 8),<br />

können <strong>Werkstoff</strong>kennwerte bzw.weitere wichtige Eigenschaften<br />

ermittelt wer<strong>den</strong>. Mit Hilfe von Zug- <strong>und</strong> Kriechproben<br />

wer<strong>den</strong> neben Kennwerten wie Zugfestigkeit, Dehnung<br />

<strong>und</strong> Kriechrate bei verschie<strong>den</strong>en Laststufen bis zu<br />

1050 °C (Abb. 9) auchInformationenzum Bruchverhalten<br />

<strong>und</strong> zur Versprödung gewonnen. Kriechen bedeutet e<strong>in</strong>e<br />

plastische, zeitabhängige Verformung des <strong>Werkstoff</strong>es unter<br />

Last. Bei der Versprödung können neue Phasen bei<br />

Temperature<strong>in</strong>fluss, wie z. B. Delta-Ferrit, gebildet wer<strong>den</strong>,<br />

die <strong>den</strong> <strong>Werkstoff</strong> schädigen.<br />

E<strong>in</strong> weiterer wichtiger Faktor für die Lebensdauer e<strong>in</strong>es<br />

thermomechanisch hoch belasteten Turb<strong>in</strong>engehäuses ist<br />

die Beständigkeit gegenüber Ermüdung bei mehrfachen<br />

Temperaturzyklen. E<strong>in</strong>flussgrößen wie Bildung, Wachstum,<br />

Anzahl <strong>und</strong> Länge eventueller Risse wer<strong>den</strong> anhand<br />

von Scheibenproben untersucht (Abb. 10).<br />

Sowohl wegen der hohen E<strong>in</strong>satztemperaturen als auch<br />

der aggressiven Gase im Betrieb muss der <strong>Werkstoff</strong> resistent<br />

gegenüber Hochtemperatur-Oxidation se<strong>in</strong>.<br />

a<br />

Spannung <strong>in</strong> N/mm 2<br />

b<br />

Dehnung <strong>in</strong> %<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

16<br />

12<br />

8<br />

4<br />

0<br />

Raumtemperatur<br />

Dehnung <strong>in</strong> %<br />

1050 °C<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

0 100 200 300 400 500 600<br />

Zeit <strong>in</strong> h<br />

Abb. 9: a) Zug- <strong>und</strong> b) Zeitstandfestigkeit (Temperatur: 950 °C,<br />

Spannung: 30 MPa) des Serienwerkstoffes DIN1.4849.<br />

a<br />

b<br />

c<br />

Abb. 7: Gefüge des Serienwerkstoffes DIN1.4849: a) Querschnitt der Zugprobe, b) <strong>und</strong> c) Schliffbilder<br />

a<br />

b<br />

c<br />

d<br />

Abb. 8:<strong>Werkstoff</strong>-Proben: a) Y-Block, b) Zug-, Kriechprobe, c) TMF-Scheibe, d) Oxidationswürfel.<br />

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