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Hamburger Morgenpost Ausgabe vom 15.11.2014 (Vorschau)

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THEMA DES TAGES<br />

Prügel-Vorwurf<br />

gegen23-Jährige<br />

Wiesobekam die<br />

Rothenburgsort Bezirksamt überprüftCindyR.<br />

DiewichtigstenFragenzudem Vorfall im HVV-Bus.<br />

Im Internet stellt sich Cindy<br />

R. als liebevolle Mutter dar.<br />

VonTHOMAS HIRSCHBIEGEL<br />

Der Fall bewegt Hamburg:<br />

MittenamTag und in aller<br />

Öffentlichkeit soll eine 23-<br />

jährigeMutter in einem Linienbus<br />

auf ihrezweijährige<br />

Tochter eingetreten<br />

und -geschlagen haben.<br />

Nach einer Öffentlichkeitsfahndung<br />

konnteCindy<br />

R. (Name geändert) in<br />

Rothenburgsort ermittelt<br />

werden. Die Polizei nahm<br />

ihr zunächst das Kind weg.<br />

Doch inzwischen ist die<br />

Kleine wieder bei der<br />

Frau. Die MOPO beantwortet<br />

die wichtigsten<br />

Fragen zu dem Fall.<br />

➤ Wieist dieBeweislage? Die<br />

Ermittlung basiert auf den<br />

Angaben einer jungen<br />

Frau, die am 2. Oktober<br />

2014 gegen 16Uhr mit der<br />

mutmaßlichen Täterin in<br />

einem Bus der Linie 130<br />

saß. Sie beobachtete zwischen<br />

Billstedt und Rothenburgsort<br />

insgesamt<br />

drei Attacken auf das Kind<br />

und fotografierte die Frau<br />

mit dem Handy.<br />

Es saßen weitere FahrgästeimBus.<br />

Doch vonihnen<br />

hat sich bisher niemand<br />

als Zeuge gemeldet.<br />

Die Polizei (Tel. 42865<br />

6789)bittetdiese Insassen<br />

sich zu melden.<br />

➤ Warum wurde erst so spät<br />

per Öffentlichkeitsfahndung<br />

nach der mutmaßlichen Prügel-Mutter<br />

gesucht? Das Gesetz<br />

sieht vor, dasserstalle<br />

anderen Ermittlungsansätze<br />

ausgeschöpft werden<br />

müssen, ehe es zu dem<br />

eklatanten Eingriff indas<br />

Persönlichkeitsrecht<br />

durch eine Öffentlichkeitsfahndung<br />

kommt. In diesem<br />

Fall wurden beispiels-<br />

Die Kripo ermittelt<br />

auch gegen Großvater<br />

des Kindes.<br />

weise alle Kindergärten<br />

entlang der Buslinie überprüft.<br />

➤ Wer entschied über die Öffentlichkeitsfahndung?<br />

Eine<br />

Richterin. Vor allem die<br />

vonder Zeugin geschilderte<br />

Drohung der Mutter an<br />

das Kind („Warte nur, bis<br />

wir zu Hause sind ...“) hat<br />

die Juristin bewogen, nach<br />

der Verdächtigen öffentlich<br />

fahnden zu lassen. Die<br />

Aussage lässt auf weitere<br />

Misshandlungen schließen.<br />

➤ Was droht der Mutter jetzt?<br />

Beieiner Verurteilung wegenKörperverletzung<br />

eine<br />

Geldstrafeoder eine kurze<br />

Haftstrafe auf Bewährung.<br />

Das droht auch dem 52-<br />

jährigen Vaterder Frau. Er<br />

saß neben der 23-Jährigen.<br />

Als enger Angehöriger<br />

und Zeugeder Tathätte er<br />

einschreiten müssen. Weil<br />

er nichts tat, besteht der<br />

Verdacht einer Körperverletzung<br />

durch Unterlassung.<br />

➤ Was geschieht nun mit dem<br />

zweijährigen Mädchen? Eine<br />

Untersuchung durch Ärzte<br />

hat amDonnerstag keine<br />

Spuren von Misshandlungen<br />

ergeben. Deswegen<br />

bekam die Mutter ihre<br />

Tochter zunächst zurück.<br />

Laut dem zuständigen<br />

Bezirksamt Mitte hat gestern<br />

ein Stadtteilteam des<br />

Amts für soziale Dienste<br />

die Mutterbesucht und befragt.<br />

Bisher war die Frau<br />

nach MOPO-Informationen<br />

nicht amtsbekannt.<br />

Wenn es aktuell keine<br />

Hinweise auf eine Kindeswohlgefährdung<br />

gibt, besteht<br />

keine Rechtsgrundlage,<br />

das Kind aus der Familie<br />

zu nehmen.<br />

Das Bezirksamt Mitte<br />

wird sich in größerer Experten-Runde<br />

mit dem Fall<br />

befassen und dann vermutlich<br />

in der kommenden<br />

Woche eine Entscheidung<br />

fällen.

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