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THEMA DES TAGES<br />
Prügel-Vorwurf<br />
gegen23-Jährige<br />
Wiesobekam die<br />
Rothenburgsort Bezirksamt überprüftCindyR.<br />
DiewichtigstenFragenzudem Vorfall im HVV-Bus.<br />
Im Internet stellt sich Cindy<br />
R. als liebevolle Mutter dar.<br />
VonTHOMAS HIRSCHBIEGEL<br />
Der Fall bewegt Hamburg:<br />
MittenamTag und in aller<br />
Öffentlichkeit soll eine 23-<br />
jährigeMutter in einem Linienbus<br />
auf ihrezweijährige<br />
Tochter eingetreten<br />
und -geschlagen haben.<br />
Nach einer Öffentlichkeitsfahndung<br />
konnteCindy<br />
R. (Name geändert) in<br />
Rothenburgsort ermittelt<br />
werden. Die Polizei nahm<br />
ihr zunächst das Kind weg.<br />
Doch inzwischen ist die<br />
Kleine wieder bei der<br />
Frau. Die MOPO beantwortet<br />
die wichtigsten<br />
Fragen zu dem Fall.<br />
➤ Wieist dieBeweislage? Die<br />
Ermittlung basiert auf den<br />
Angaben einer jungen<br />
Frau, die am 2. Oktober<br />
2014 gegen 16Uhr mit der<br />
mutmaßlichen Täterin in<br />
einem Bus der Linie 130<br />
saß. Sie beobachtete zwischen<br />
Billstedt und Rothenburgsort<br />
insgesamt<br />
drei Attacken auf das Kind<br />
und fotografierte die Frau<br />
mit dem Handy.<br />
Es saßen weitere FahrgästeimBus.<br />
Doch vonihnen<br />
hat sich bisher niemand<br />
als Zeuge gemeldet.<br />
Die Polizei (Tel. 42865<br />
6789)bittetdiese Insassen<br />
sich zu melden.<br />
➤ Warum wurde erst so spät<br />
per Öffentlichkeitsfahndung<br />
nach der mutmaßlichen Prügel-Mutter<br />
gesucht? Das Gesetz<br />
sieht vor, dasserstalle<br />
anderen Ermittlungsansätze<br />
ausgeschöpft werden<br />
müssen, ehe es zu dem<br />
eklatanten Eingriff indas<br />
Persönlichkeitsrecht<br />
durch eine Öffentlichkeitsfahndung<br />
kommt. In diesem<br />
Fall wurden beispiels-<br />
Die Kripo ermittelt<br />
auch gegen Großvater<br />
des Kindes.<br />
weise alle Kindergärten<br />
entlang der Buslinie überprüft.<br />
➤ Wer entschied über die Öffentlichkeitsfahndung?<br />
Eine<br />
Richterin. Vor allem die<br />
vonder Zeugin geschilderte<br />
Drohung der Mutter an<br />
das Kind („Warte nur, bis<br />
wir zu Hause sind ...“) hat<br />
die Juristin bewogen, nach<br />
der Verdächtigen öffentlich<br />
fahnden zu lassen. Die<br />
Aussage lässt auf weitere<br />
Misshandlungen schließen.<br />
➤ Was droht der Mutter jetzt?<br />
Beieiner Verurteilung wegenKörperverletzung<br />
eine<br />
Geldstrafeoder eine kurze<br />
Haftstrafe auf Bewährung.<br />
Das droht auch dem 52-<br />
jährigen Vaterder Frau. Er<br />
saß neben der 23-Jährigen.<br />
Als enger Angehöriger<br />
und Zeugeder Tathätte er<br />
einschreiten müssen. Weil<br />
er nichts tat, besteht der<br />
Verdacht einer Körperverletzung<br />
durch Unterlassung.<br />
➤ Was geschieht nun mit dem<br />
zweijährigen Mädchen? Eine<br />
Untersuchung durch Ärzte<br />
hat amDonnerstag keine<br />
Spuren von Misshandlungen<br />
ergeben. Deswegen<br />
bekam die Mutter ihre<br />
Tochter zunächst zurück.<br />
Laut dem zuständigen<br />
Bezirksamt Mitte hat gestern<br />
ein Stadtteilteam des<br />
Amts für soziale Dienste<br />
die Mutterbesucht und befragt.<br />
Bisher war die Frau<br />
nach MOPO-Informationen<br />
nicht amtsbekannt.<br />
Wenn es aktuell keine<br />
Hinweise auf eine Kindeswohlgefährdung<br />
gibt, besteht<br />
keine Rechtsgrundlage,<br />
das Kind aus der Familie<br />
zu nehmen.<br />
Das Bezirksamt Mitte<br />
wird sich in größerer Experten-Runde<br />
mit dem Fall<br />
befassen und dann vermutlich<br />
in der kommenden<br />
Woche eine Entscheidung<br />
fällen.