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2.5. Geraden und Ebenen

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<strong>2.5.</strong> <strong>Geraden</strong> <strong>und</strong> <strong>Ebenen</strong><br />

Parameterdarstellungen von <strong>Geraden</strong> <strong>und</strong> <strong>Ebenen</strong><br />

gewinnt man, indem man einen Ortsvektor (mit Spitze auf der <strong>Geraden</strong> oder Ebene) <strong>und</strong> einen<br />

bzw. zwei Richtungsvektoren wählt, welche die in den Nullpunkt verschobene Gerade oder Ebene<br />

aufspannen:<br />

Gerade: G = a + Ru := {a + ru : r = −∞ .. ∞}<br />

Ebene: E = a + Ru + Rv := {a + ru + sv : r, s = −∞ .. ∞}<br />

Zwei <strong>Geraden</strong><br />

mit gleichem Ortsvektor a<br />

G = a + Ru <strong>und</strong> H = a + Rv<br />

haben als Schnittpunkt natürlich die Spitze dieses Ortsvektors ...<br />

<strong>und</strong> spannen die folgende Ebene auf:<br />

E = a + Ru + Rv .


Schnittpunkt zweier <strong>Geraden</strong><br />

Sind zwei <strong>Geraden</strong><br />

G = a + Ru <strong>und</strong> H = b + Rv<br />

mit verschiedenen Ortsvektoren a <strong>und</strong> b gegeben, so muss man zur Bestimmung des Schnittpunkts<br />

(sofern er überhaupt existiert) das folgende lineare Gleichungssystem nach r <strong>und</strong> s auflösen:<br />

a + ru = b + sv (+).<br />

Das gelingt allgemein durch Normieren von u <strong>und</strong> v , d.h.durch Ersetzen von u durch u* <strong>und</strong> v<br />

durch v*, wonach man<br />

|u| =1 <strong>und</strong> |v|=1<br />

annehmen kann. Jetzt ergibt Multiplikation der vektoriellen Gleichung (+) mit u bzw. v das lineare<br />

Gleichungssystem<br />

au + r = bu + svu<br />

bv + s = av + ruv<br />

woraus man leicht r <strong>und</strong> s bestimmen kann.<br />

Im Falle uv = 0, d.h. bei aufeinander senkrecht stehenden Richtungsvektoren, ergibt sich die<br />

besonders einfache Lösung<br />

r = (b - a)u<br />

s = (a - b)v<br />

Die Winkelhalbierenden<br />

zweier von Null verschiedener Vektoren u,v (oder der durch sie verlaufenden <strong>Geraden</strong>) bestimmt<br />

man ebenfalls durch Normierung: Danach haben beide Vektoren die gleiche Länge (nämlich 1),<br />

<strong>und</strong> die Diagonalen des von ihnen aufgespannten Parallelogramms sind die Winkelhalbierenden:<br />

w(u,v) = (u* + v*)<br />

h(u,v) = (u* - v*) .<br />

Sie stehen aufeinander senkrecht, da<br />

w(u,v) h(u,v) = (u* + v*)(u* - v*) = u*u* - v*v* = 1 − 1 = 0.<br />

Für zwei <strong>Geraden</strong><br />

G = a + Ru <strong>und</strong> H = a + Rv<br />

mit Schnittpunkt a ist eine Winkelhalbierende gegeben durch<br />

W = a + R(u* + v*) ,<br />

die andere (dazu senkrechte) durch<br />

H = a + R(u* - v*) .


Beispiel 1: Winkelhalbierende in einem Dreieck<br />

Die durch den Ursprung 0 = (0,0,0) verlaufenden Seiten des Dreiecks mit den beiden weiteren<br />

Ecken<br />

u = (1,-2,2) <strong>und</strong> v = (0,1,1)<br />

haben die von folgenden Vektoren erzeugten Winkelhalbierenden:<br />

⎛ 1 2 2 ⎞ ⎛<br />

w(u,v) = (u*+ v*) = ⎜ , − , ⎟ + ⎜<br />

2 2 ⎞ ⎛<br />

⎜0,<br />

, ⎟ = ⎜<br />

1 2 2 2<br />

⎜ , − + , +<br />

⎝ 3 3 3 ⎠ ⎝ 2 2 ⎠ ⎝ 3 3 2 3<br />

⎛ 1 2 2 ⎞ ⎛<br />

h(u,v) = (u* - v*) = ⎜ , − , ⎟ − ⎜<br />

2 2 ⎞ ⎛<br />

⎜0,<br />

, ⎟ = ⎜<br />

1 2 2 2<br />

⎜ , − − , −<br />

⎝ 3 3 3 ⎠ ⎝ 2 2 ⎠ ⎝ 3 3 2 3<br />

Gleichungsdarstellung von <strong>Ebenen</strong><br />

2 ⎞<br />

⎟<br />

2 ⎠<br />

2 ⎞<br />

⎟<br />

2 ⎠<br />

<strong>Ebenen</strong> kann man auch mittels einer Gleichung definieren, indem man einen auf der Ebene<br />

senkrecht stehenden Vektor n wählt (z.B. in der Parameterdarstellung a + Ru +Rv das<br />

Vektorprodukt uxv) <strong>und</strong> dann die in der Ebene liegenden Punkte bzw. deren Orstvektoren<br />

Vektoren x durch eine der Gleichungen<br />

kennzeichnet.<br />

n(x a) = 0 oder<br />

nx = na oder<br />

nx = c (mit c = na)


<strong>Geraden</strong> in der Ebene<br />

Eine Gerade mit der zweidimensionalen Parameterdarstellung<br />

G = a + Ru = ( a1, a2 )+ R( u1, u2 )<br />

lässt sich durch eine entsprechende Gleichung beschreiben, indem man für n einen auf u = ( u1, u2 )<br />

senkrecht stehenden Vektor nimmt, z. B.<br />

n = (−u2 , u1 ) oder -n = (u2 , −u1 ) .<br />

<strong>Geraden</strong> im Raum<br />

lassen sich nicht durch eine einzige Koordinaten-Gleichung charakterisieren. Man braucht hier<br />

entweder eine vektorielle Gleichung<br />

ux(x a) = 0<br />

die besagt, daß die Vektoren zwischen zwei Punkten der <strong>Geraden</strong> stets ein Vielfaches des<br />

Richtungsvektors sind. Oder man beschreibt die Gerade durch zwei Koordinatengleichungen, was<br />

geometrisch der Tatsache entspricht, daß eine Gerade (auf viele verschiedene Weisen) als<br />

Schnittmenge zweier <strong>Ebenen</strong> darstellbar ist:<br />

Die Gerade<br />

G = a + Ru<br />

ist der Durchschnitt der <strong>Ebenen</strong><br />

E = a + Ru + Rv <strong>und</strong> F = a + Ru + Rw,<br />

sofern nicht E mit F übereinstimmt.


Schnittmenge zweier <strong>Ebenen</strong><br />

Will man sie durch Lösen von Gleichungen bestimmen, so empfiehlt es sich, eine der beiden<br />

<strong>Ebenen</strong> in Parameterform <strong>und</strong> die andere durch eine Gleichung darzustellen. Dann kann man<br />

nämlich die Parameterdarstellung in die Gleichung einsetzen:<br />

E = { a + ru + sv : r, s = - ∞ .. ∞ }<br />

F = { x : nx = c }<br />

Die Schnittmenge besteht aus den Lösungen<br />

x = a + ru + sv<br />

der Gleichung<br />

n(a + ru + sv) = c ,<br />

d. h. falls nu nicht 0 ist,<br />

r = (c - na - snv)/nu ,<br />

x = a + ((c - na)/nu)u + s(v - (nv/nu)u) ,<br />

bzw. falls nv nicht 0 ist,<br />

s = (c - na - rnu)/nv ,<br />

x = a + ((c - na)/nv)v + r(u - (nu/nv)v).<br />

Diese Formeln braucht man sich nicht zu merken, nur den Lösungsweg dorthin.<br />

Gilt sowohl nu = 0 als auch nv = 0, so sind die <strong>Ebenen</strong> parallel. (Warum?)<br />

Ist dann auch noch na = c , so sind die <strong>Ebenen</strong> sogar gleich, andernfalls ist ihr Schnitt leer.


Beispiel 2: Schnitt der Koordinatenebenen mit der Diagonalebene<br />

x1 + x2 + x3 = 1.<br />

Erste Koordinatenebene, senkrecht zur x 1 -Achse:<br />

r ( 0, 1, 0) + s ( 0, 0, 1 ) = ( 0, r, s).<br />

Schnitt ergibt<br />

r + s = 1 bzw. s = 1 − r,<br />

also die Gerade<br />

G = { ( 0, r , 1 − r), r = −∞ .. ∞ } = ( 0, 0, 1 ) + R ( 0, 1, −1 ) .<br />

Entsprechend rechnet man für die anderen Koordinatenebenen.<br />

Schnittgeraden<br />

Falls die Schnittmenge zweier <strong>Ebenen</strong> eine Gerade ist, genügt es, einen einzigen Schnittpunkt b zu<br />

kennen. Die Schnittgerade ist dann<br />

G = b + Rw,<br />

wobei man<br />

w = (nu)v (nv)u = (uxv)xn<br />

nehmen kann. Denn für dieses w gilt<br />

nw = (nu)(nv) (nv)(nu) = 0 <strong>und</strong> (uxv)w = 0,<br />

d.h. w steht senkrecht auf n <strong>und</strong> uxv ; mit anderen Worten, w liegt sowohl in der Ebene<br />

Ru + Rv<br />

als auch in der Ebene<br />

nx = 0.<br />

Ein von 0 verschiedenes Vielfaches von w tut es natürlich auch.


Parallelentest<br />

Wie prüft man, ob zwei in Parameterform gegebene <strong>Ebenen</strong><br />

E = a + Ru + Rv <strong>und</strong> F = b + Rw + Rz<br />

parallel sind? Man bildet die Normalenvektoren<br />

n = uxv , p = wxz<br />

<strong>und</strong> testet, ob diese linear abhängig sind:<br />

nxp = 0 ,<br />

oder alternativ, ob einer davon senkrecht auf den beiden anderen Richtungsvektoren steht:<br />

nw = nz = 0 .<br />

Der zweite Test ist rechnerisch meist der bequemere, weil man nur ein Kreuzprodukt zu bilden<br />

hat.<br />

Beachten Sie, daß es viele verschiedene Parameterdarstellungen bzw. Gleichungsdefinitionen für<br />

ein <strong>und</strong> dieselbe Gerade bzw. Ebene gibt. Unter allen Gleichungen, die eine Ebene bestimmen, gibt<br />

es allerdings eine besonders nützliche, die<br />

Hessesche Normalform<br />

nx = d ,<br />

wobei n ein (auf der Ebene senkrechter) Einheitsvektor (also |n|=1) <strong>und</strong> 0 ≤ d ist.<br />

In dieser Form beschreibt d den Abstand der Ebene vom Ursprung.<br />

Bei einer solchen Darstellung sind n <strong>und</strong> d eindeutig bestimmt!


Hat man eine <strong>Ebenen</strong>gleichung<br />

d.h.<br />

nx = c,<br />

n1 x1 + n2 x2 + n3 x3 = c ,<br />

in der n = ( n1, n2, n3 ) noch kein Einheitsvektor ist, dividiert man beide Seiten durch die Länge von<br />

n <strong>und</strong> erhält im Falle 0 ≤ c die Normalform<br />

n*x = nx/|n| = d<br />

bzw. in Koordinatenschreibweise:<br />

n1 x1 + n2 x2 + n3 x3 2<br />

n1 2<br />

n2 + +<br />

2<br />

n3 =<br />

2<br />

n1 c<br />

2<br />

n2 + +<br />

2<br />

n3 = d .<br />

Im Falle c < 0 muss man noch auf beiden Seiten das Vorzeichen ändern, um 0 ≤ d zu erreichen.<br />

Umformung von Parameterdarstellung in Normalform<br />

Ist eine Ebene in Parameterdarstellung gegeben, etwa<br />

E = a + Ru + Rv,<br />

so bekommt man Normalenvektoren<br />

n = (uxv)* oder n = (vxu)*<br />

(entgegengesetzte Richtungen!) <strong>und</strong> wählt denjenigen aus, für den<br />

d = na > 0<br />

gilt. Dann ist die Hessesche Normalform der Ebene E:<br />

nx = d.<br />

Zur Erinnerung:<br />

Der Flächeninhalt<br />

des von u = ( u1, u2, u3 ) <strong>und</strong> v = ( v1, v2, v3 ) aufgespannten Parallelogramms ist<br />

2<br />

u x v = ( u2 v3 − u3 v2 ) + ( u3 v1 − u1 v3 ) + ( u1 v2 − u2 v1 )<br />

<strong>und</strong> ein Normalenvektor der Länge d auf dieser Fläche ist gegeben durch<br />

nd ( u, v )<br />

⎡ d ( u ⎤<br />

= ⎢ 2 v3 − u3 v2 ) d ( u3 v1 − u1 v3 ) d ( u1 v2 − u2 v1 )<br />

⎢<br />

, ,<br />

⎥<br />

⎣ u x v<br />

u x v<br />

u x v<br />

⎦<br />

2<br />

2


Umformung einer <strong>Ebenen</strong>gleichung nx = c in eine Parameterdarstellung<br />

Man bestimmt eine spezielle Lösung<br />

a = ( a1, a2, a3 ) von nx = c (also na = c) ,<br />

indem man eine von 0 verschiedene Koordinate n i des Normalenvektors<br />

n = ( n1, n2, n3 )<br />

wählt <strong>und</strong><br />

a i<br />

=<br />

c<br />

n i<br />

sowie aj =<br />

a k = 0<br />

für die anderen beiden Koordinaten setzt. Nun ergänzt man n zu einer<br />

Orthogonalbasis (n,u,v)<br />

Sie besteht aus drei paarweise senkrechten Vektoren. Dazu wählt man beispielsweise einen<br />

beliebigen Vektor b, der kein Vielfaches von n ist, <strong>und</strong> bildet die Vektorprodukte<br />

u = nxb, v = nxu .<br />

Dann ist<br />

x = a + Ru + Rv<br />

eine Parameterdarstellung der durch die Gleichung nx = d beschriebenen Ebene.<br />

Man kann natürlich im Einzelfall auch die Gleichung<br />

n1 x1 + n2 x2 + n3 x3 = c<br />

explizit lösen, indem man eine Unbekannte x i , für die der Faktor n i nicht Null ist, isoliert, etwa<br />

x 1 =<br />

c − n2 x2 − n3 x3 n 1<br />

,<br />

<strong>und</strong> die Lösungsmenge, also die gesuchte Ebene, in folgender Parameterdarstellung mit r = x2 <strong>und</strong><br />

s = x3 bekommt:


⎛ c ⎞ ⎛ n<br />

( x1, x2, x3 ) = ⎜ , 0, 0 ⎟ + r ⎜ 2 ⎞ ⎛ n<br />

⎟ +<br />

⎝ n<br />

⎜ − , 1, 0⎟ s ⎜ 3 ⎞<br />

1 ⎠ ⎝ n<br />

⎜−<br />

, 0, 1 ⎟ .<br />

1 ⎠ ⎝ n1 ⎠<br />

Das geht in der Praxis meist schneller, liefert aber im Allgemeinen keine Orthogonalbasis.<br />

Beispiel 3: Parameterdarstellung der Diagonalebene<br />

E = {( x1, x2, x3 ) : x1 + x2 + x3 = 1}.<br />

Ortsvektor:<br />

a = ( 1, 0, 0).<br />

Normalenvektor:<br />

n = ( 1, 1, 1).<br />

Ergänzung zu einer Orthogonalbasis mittels b = ( 1, 0, 0):<br />

u = nxb = ( 0, 1, −1),<br />

v = nxu = ( −2, 1, 1).<br />

Eine von vielen Parameterdarstellungen:<br />

a + Ru + Rv<br />

= { ( 1, 0, 0) + r ( 0, 1, −1) + s ( −2, 1, 1 ) , r = −∞ .. ∞ , s = −∞ .. ∞}.

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