Zeitschrift für OP-Personal und Ärzte Heft 3 ... - Paul Hartmann AG
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sodass bereits im Herbst mit der Produktion des neuartigen<br />
Verbandstoffes begonnen werden konnte.<br />
Ein Jahr zuvor, 1873, hatte <strong>Paul</strong> <strong>Hartmann</strong> sen.<br />
bereits die industrielle Fertigung von Verbandwatte<br />
aufgenommen. Die rohe Baumwolle durch Kochen<br />
mit einer 4%igen Sodalösung saugfähig zu machen,<br />
ging auf den Tübinger Chirurgen Professor Victor von<br />
Bruns zurück.<br />
Aber auch andere zahlreiche Vorschläge <strong>und</strong><br />
Anregungen aus der Praxis nahm <strong>Paul</strong> <strong>Hartmann</strong><br />
sen. auf <strong>und</strong> entwickelte sie weiter. Einige Beispiele<br />
da<strong>für</strong> sind neben der Carbolgaze auch Silk-Protective,<br />
Carbolseide <strong>und</strong> Carbolcatgut nach Lister, Verbandjute<br />
nach Bardeleben, das Verbandtuch nach<br />
Esmarch, der Jodoformgaze-Verband nach Mikulicz<br />
<strong>und</strong> der geölte Verbandstoff nach Billroth. Auf dem<br />
Gebiet der Hygiene war es schließlich Gustav Walchers<br />
Erfindung der gut saugenden <strong>und</strong> kostengünstig<br />
herzustellenden Holzwollwatte, die den Weg <strong>für</strong><br />
moderne Hygieneprodukte ebnete.<br />
Menschen <strong>und</strong> ihre Ideen<br />
Es gibt in Deutschland wenige Unternehmen,<br />
die auf eine 190-jährige Firmen-<br />
<strong>und</strong> über lange Zeiten auch Familiengeschichte<br />
zurückblicken können. Nach<br />
dem Tode <strong>Paul</strong> <strong>Hartmann</strong>s konnte<br />
sein Sohn, <strong>Paul</strong> <strong>Hartmann</strong> jun., die<br />
Verbandstofffabrik binnen zehn<br />
Jahren zu einem Weltunternehmen<br />
mit Vertretungen in den wichtigsten<br />
Industrieländern ausbauen. 1912<br />
wandelte Walther <strong>Hartmann</strong>, ältester<br />
Sohn von <strong>Paul</strong> <strong>Hartmann</strong> jun.,<br />
das expandierende Unternehmen in<br />
eine Aktiengesellschaft um. Die Leitung<br />
blieb weiterhin ausschließlich in Familienhand. Im<br />
gleichen Jahr wurde das infolge des Ersten Weltkriegs<br />
verloren gegangene Auslandsgeschäft mit<br />
dem Aufbau von neuen Produktbereichen ausgeglichen.<br />
In Heidenheim stellte man nun auch Pflaster<br />
<strong>und</strong> Salben her, die in der neu eingerichteten pharmazeutischen<br />
Abteilung entwickelt wurden.<br />
1936 begann das Unternehmen, sich mit Reklame<br />
im Stil der Zeit <strong>und</strong> einem einprägsamen Slogan beim<br />
Endverbraucher zu etablieren. „HARTMANN hilft<br />
heilen“ hat dabei die Zeiten überdauert <strong>und</strong> genießt<br />
bis heute eine hohe Bekanntheit.<br />
Viele innovative Produktentwicklungen prägten<br />
dann die weiteren Jahre <strong>und</strong> trugen dazu bei, dass<br />
sich das Unternehmen nach den Rückschlägen des<br />
Zweiten Weltkriegs rasch wieder auf Wachstumskurs<br />
befand. Einige Beispiele dazu: 1938 entwickelte<br />
HARTMANN seine erste Salbenkompresse Branolind,<br />
die eine atraumatische W<strong>und</strong>versorgung ermöglichte.<br />
1964 kam Pur-Zellin, ein formstabiler perforierter<br />
Zellstofftupfer auf den Markt, der bis heute in<br />
fast jeder Arztpraxis zu finden ist. 1965 wurde mit<br />
dem einwebbaren bariumsulfathaltigen Röntgen-<br />
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kontrastfaden Telatrast die Sicherheit im <strong>OP</strong> neu<br />
definiert. 1967 gab es die erste Mullkompresse mit<br />
eingeschlagenen Schnittkanten (= ES), d. h. störende<br />
Randfäden traten nicht mehr auf. Unter dem Namen<br />
ES-Kompresse wurde sie ein Klassiker in der W<strong>und</strong>behandlung.<br />
1974 erfolgte mit der Inkontinenz-Einlage<br />
Molinea Plus D der Einstieg in den Markt der<br />
Inkontinenzhygiene. Mittlerweile ist HARTMANN mit<br />
Marken wie MoliCare, MoliForm <strong>und</strong> MoliMed eines<br />
der führenden Unternehmen in Europa. 1976 wurde<br />
mit der Entwicklung von <strong>OP</strong>-Einmalabdecktüchern<br />
unter der Marke Folioplast der Gr<strong>und</strong>stein <strong>für</strong> einen<br />
Sortimentsbereich gelegt, der alles beinhaltet, was<br />
zur Risikominimierung im <strong>OP</strong> beitragen soll.<br />
Verbandstoffe <strong>und</strong> viele Hygieneprodukte gehören<br />
zum täglichen Handwerkszeug aller Heilberufe<br />
<strong>und</strong> erfüllen dabei oft auch wichtige therapeutische<br />
Aufgaben. Und dies ist auch mit ein Gr<strong>und</strong>, warum<br />
die Geschichte von HARTMANN so eng mit den Fortschritten<br />
in der Medizin <strong>und</strong> Pflege verb<strong>und</strong>en ist<br />
<strong>und</strong> der Dialog mit Wissenschaft <strong>und</strong> Praxis immer<br />
ein wesentlicher Bestandteil der HARTMANN Unternehmensphilosophie<br />
war <strong>und</strong> bleiben wird.<br />
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Medizin & Wissenschaft<br />
6) Prof. Victor von Bruns (1812-1883)<br />
entwickelte zusammen mit dem<br />
Tübinger Apotheker Johannes Schmid<br />
ein Verfahren zur Entfettung der<br />
Baumwolle.<br />
7) Mit seiner Carbolgaze konnte Sir<br />
Joseph Lister (1827 - 1912) einen<br />
entscheidenden Sieg im Kampf gegen<br />
die W<strong>und</strong>infektion erringen, die bis<br />
dahin der Chirurgie enge Grenzen<br />
gesetzt hatte.<br />
Produktbeispiele aus dem <strong>Hartmann</strong>-<br />
Angebot über die Jahrzehnte hinweg:<br />
8) Verschiedene Tampons zum Einsatz<br />
in der Gynäkologie (aus der Preisliste<br />
von 1909).<br />
9) Das Nahtmaterial Pehafil wurde als<br />
chemisch <strong>und</strong> mechanisch reizlos <strong>und</strong><br />
gut knotbar ausgelobt (um 1960).<br />
10) Der Kopfschleier verfügte über<br />
leicht auswechselbare Cellophaneinlagen<br />
zur Vermeidung von<br />
Tröpfchen infektionen (um 1960).<br />
11) Operationsschürzen, mit oder<br />
ohne Ärmel, aus starkem Hemdentuch<br />
oder kräftigem Leinen brachten das<br />
<strong>OP</strong>-Team sicherlich oft zum Schwitzen<br />
(aus der Preisliste von 1909).<br />
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