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Im Vorzimmer des Rechteckigen Büros von Lord<br />
Vetinari ging es ziemlich hektisch zu. Alle paar<br />
Minuten kam ein Bediensteter herein und legte einen<br />
weiteren Stapel Papiere auf den Schreibtisch.<br />
Der Patrizier starrte darauf hinab. Vielleicht sollte er<br />
einfach warten, bis die internationalen Ratschläge und<br />
Forderungen so hoch wie Cori Celesti geworden waren,<br />
um dann daran emporzuklettern.<br />
Schwung und Elan, dachte er.<br />
Als ein Mann voller Schwung und Elan stand Lord<br />
Vetinari auf, fest entschlossen, die Dinge in den Griff zu<br />
bekommen. Er wandte sich der Holzvertäfelung an der<br />
Wand zu, öffnete eine gut getarnte Tür und eilte wenige<br />
Sekunden später lautlos durch verborgene Korridore des<br />
Palastes.<br />
Die Verliese beherbergten einige Schwerverbrecher, die<br />
darauf warteten, dass der Patrizier »nach Belieben« mit<br />
ihnen verfuhr. Da es jedoch viele andere Dinge gab, die<br />
Lord Vetinaris Aufmerksamkeit erforderten, mussten<br />
sich die Betreffenden in Geduld üben, was in den<br />
meisten Fällen auf eine ziemlich lange Haft hinauslief.<br />
Außerdem vertrat Vetinari die Ansicht, dass es nicht schaden konnte, wenn jemand Gelegenheit<br />
erhielt, lange und gründlich nachzudenken.<br />
Die Schritte des Patriziers führten nun in Richtung eines seltsamen Gefangenen, der in der<br />
Mansarde wohnte.<br />
Leonard von Quirm hatte nie ein Verbrechen begangen. Er begegnete seinen Mitbürgern mit<br />
gutmütigem Interesse. Er war der intelligenteste lebende Mensch, wenn das Wort »intelligent« in<br />
einem sehr spezialisierten und technischen Kontext stand. Lord Vetinari fand, die Welt war noch<br />
nicht bereit für jemanden, der unvorstellbare Kriegswaffen als Hobby entwarf. Leonard war mit<br />
Leib und Seele ein Künstler, und diese Beschreibung traf auf alle seine Aktivitäten zu. Derzeit<br />
malte er.<br />
»Ah, Euer Exzellenz«, sagte er und sah auf. »Wo liegt das Problem?«<br />
»Gibt es eins?«, erwiderte Lord Vetinari.<br />
»Das ist meistens der Fall, wenn du mich besuchst.«<br />
»Na schön«, sagte der Patrizier. »Ich möchte, dass mehrere Personen so schnell wie möglich die<br />
Mitte der Welt erreichen.«<br />
»Ah, ja«, murmelte Leonard. »Zwischen hier und dort erstreckt sich viel gefährliches Gelände.<br />
Glaubst du, ich habe das Lächeln richtig hingekriegt? Das Lächeln konnte ich nie besonders gut.«<br />
»Ich habe gerade gesagt...«<br />
»Sollen die Personen die Mitte der Welt lebend erreichen?«<br />
»Was? Oh... ja. Natürlich. Und schnell.«<br />
Leonard malte stumm. Lord Vetinari hütete sich davor, ihn zu unterbrechen.<br />
»Und möchtest du, dass sie zurückkehren?«, fragte der Künstler nach einer Weile. »Weißt du,<br />
vielleicht sollte ich die Zähne zeigen. Ich glaube, mit Zähnen komme ich gut klar.«<br />
»Ihre Rückkehr wäre eine angenehme Dreingabe,ja«<br />
»Ist es eine wichtige Reise?«<br />
»Wenn sie ohne Erfolg bleibt, droht das Ende der Welt.«