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Der Finstere Fred kniete vor einem hastig errichteten Altar. Er bestand zum größten Teil aus<br />
Totenschädeln, die man in dieser grausamen Landschaft leicht finden konnte. Und jetzt betete<br />
er. Während seines langen Lebens als Unheilsfürst hatte er, auf diese oder jene Weise,<br />
Kontakte zu anderen Existenzsphären geknüpft. Die dort heimischen Geschöpfe wiesen eine<br />
gewisse Ähnlichkeit mit Göttern auf. Sie hatten Namen wie Olk-Kalath der Seelenfresser, aber<br />
der Übergang von Dämonen zu Göttern war ohnehin sehr fließend.<br />
»O Mächtiger«, begann er. Das war immer ein guter Anfang, gewissermaßen das religiöse<br />
Äquivalent von »an alle, die es angeht«. »Ich muss dich warnen: Eine Gruppe von Helden<br />
erklettert den Berg, um dich mit zurückgebrachtem Feuer zu vernichten. Schleudere zornige<br />
Blitze auf sie hinab und schenk deine Gunst anschließend deinem treuen Diener namens Finsterer<br />
Fred Fürchterlich c/o Frau Gibbons, Dolmenblick 12, Mieder-h'Öschen, Llamedos. Darüber<br />
hinaus würde ich mich über einen Ort mit echten Lavagruben freuen, ich meine, alle anderen<br />
Unheilsfürsten haben mindestens eine Lavagrube, selbst wenn sie ihren Schreckenstempel auf<br />
dreißig Meter dickem Schwemmlandboden errichtet haben, entschuldige bitte mein<br />
Klatschianisch, das ist eine weitere Diskriminierung der kleinen Leute in unserem<br />
Geschäft, nichts für ungut.«<br />
Der Finstere Fred wartete einige Sekunden für den Fall, dass eine Antwort unterwegs war. Dann<br />
seufzte er, erhob sich und stand aufrecht wackligen Beinen.<br />
»Ich bin ein schrecklicher Unheilsfürst, der kein Vertrauen verdient«, sagte er. »Was haben sie<br />
von mir erwartet? Ich hab's ihnen gesagt. Und ich hab sie gewarnt. Ich meine, wenn's allein bei<br />
mir läge... Aber ich käme nicht weit als Unheilsfürst, wenn ich...«<br />
Ein rosarotes Objekt weckte seine Aufmerksamkeit. Er kletterte auf einen schneebedeckten<br />
Felsen, um besser Ausschau halten zu können...<br />
Zwei Minuten später war die Horde bei ihm und richtete einen nachdenklichen Blick auf die<br />
Szenerie. Der Bänkelsänger übergab sich.<br />
»Na, so etwas sieht man nicht oft«, sagte der Junge Willie.<br />
»Was, einen mit rosaroter Strickwolle erdrosselten Mann?«, fragte Caleb der Brecher.<br />
»Nein, ich dachte dabei an die beiden anderen...«<br />
»Ja, es ist erstaunlich, was man mit einer Stricknadel anstellen kann«, sagte <strong>Cohen</strong>. Er sah zu<br />
dem improvisierten Altar zurück und lächelte. »Bist du dafür verantwortlich, Fred? Du wolltest<br />
allein sein...«<br />
»Rosarote Wolle?«, erwiderte der Finstere Fred nervös. »Ich und rosarote Wolle?«<br />
»Entschuldige die Frage«, sagte <strong>Cohen</strong>. »Nun, für so etwas haben wir keine Zeit. Kümmern wir<br />
uns jetzt um die Unpassierbaren Höhlen des Grauens. Wo ist der Barde? Ah, gut. Hör endlich auf<br />
zu kotzen und hol dein Notizbuch hervor. Der erste Mann, der von einer verborgenen Klinge in<br />
zwei Hälften geschnitten wird, ist ein faules Ei. Und gebt Acht, dass ihr den Polterer nicht weckt,<br />
verstanden?«<br />
Kaltes grünes Licht ging vom Meer aus.<br />
Hauptmann Karotte saß in der Nähe des Bugs. Er nähte, wie Rincewind erstaunt feststellte,<br />
als er einen trübsinnigen Abendspaziergang machte.<br />
»Ich fertige Abzeichen für unsere Mission«, erklärte Karotte. »Siehst du? Dies ist deins.« Er<br />
hielt es hoch.<br />
»Aber welchen Zweck hat so was?«<br />
»Es dient der Moral.«<br />
»Ach, solche Sachen«, sagte Rincewind. »Du hast sicher jede Menge davon, Leonard braucht<br />
keine, und ich hatte nie eine.«