Hospiz Stern - Hospiz an der Lutter
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fachbeiträge<br />
Spiritual Care – keep your energies flowing!<br />
Als Liebhaberin <strong>der</strong> deutschen Sprache wi<strong>der</strong>streben mir Anglizismen.<br />
Aber im Bereich <strong>der</strong> Palliativversorgung hat sich <strong>der</strong> Ausdruck spiritual care<br />
für die spirituelle Begleitung von Menschen am Lebensende durchgesetzt.<br />
Das mag dar<strong>an</strong> liegen, dass sich dieser Bereich sich im<br />
<strong>an</strong>glo-amerik<strong>an</strong>ischen Raum schon sehr weit von den<br />
„Hauptdeutern“ für das Seelische, nämlich von Kirche und<br />
<strong>an</strong>alytischer Psychotherapie em<strong>an</strong>zipiert hat. Je mehr sich<br />
die Inhalte <strong>der</strong> hum<strong>an</strong>istischen Psychologie durchsetzen,<br />
desto vielfältiger wird das Thema auch in Deutschl<strong>an</strong>d von<br />
immer mehr Anbietern inhaltlich und sprachlich besetzt<br />
werden.<br />
„Spiritualität“ fragt nach dem „inneren Geist“ eines<br />
Menschen.<br />
Der Begriff Spiritualität wird im Allgemeinen von dem<br />
<strong>der</strong> Religiosität als Ausdrucksform eines konfessionellen<br />
Bewusstseins unterschieden und meint den inneren Geist<br />
eines Menschen o<strong>der</strong> etwas, was ihn o<strong>der</strong> sie beseelt,<br />
das die Lebensenergien wie<strong>der</strong> fließen lässt. Das können für<br />
einen katholischen Christen die ignati<strong>an</strong>ischen Exerzitien,<br />
für eine ev<strong>an</strong>gelische Christin <strong>der</strong> Liedschatz von Paul<br />
Gerhardt und für Menschen ohne konfessionelle Bindung<br />
das seelsorgerliche Gespräch, die Biografiearbeit, das psychotherapeutische<br />
S<strong>an</strong>dspiel o<strong>der</strong> das Traumgespräch sein.<br />
Die WHO benennt die vier Dimensionen des Menschen<br />
Die Weltgesundheitsorg<strong>an</strong>isation hat für die Versorgung<br />
Sterben<strong>der</strong> die vier Dimensionen des Menschlichen ben<strong>an</strong>nt,<br />
in denen ein palliative-care-team interprofessionell zum<br />
Wohle <strong>der</strong> Patienten und ihrer Angehörigen arbeiten soll:<br />
14<br />
Im medizinischen Bereich geht es inhaltlich um eine gute<br />
Schmerz- und Symptomkontrolle. Atemnot, Verstopfung,<br />
Unruhe und vieles mehr können das Leben zur Hölle werden<br />
lassen.<br />
Wenn ich selbst die Patientin wäre, würde spiritual care im<br />
Arztdienst bedeuten: Die Ärztin rückt ihren Stuhl <strong>an</strong> mein<br />
Bett und spricht aufmerksam mit mir. Sie weiß, dass die<br />
Kräfte, die meine Genesung bewirken könnten, im Moment<br />
blockiert sind und spricht mit mir darüber, was sie lösen<br />
und befreien könnte. Sie stellt sich nicht über mich, son<strong>der</strong>n<br />
arbeitet mit mir gemeinsam am Wun<strong>der</strong> <strong>der</strong> Heilung, die<br />
im Falle einer tödlichen Erkr<strong>an</strong>kung m<strong>an</strong>chmal nur darin<br />
besteht, zu einer neuen Gelassenheit zu finden. Diese Gelassenheit<br />
verhin<strong>der</strong>t, dass ich <strong>der</strong> Verg<strong>an</strong>genheit nachtrauere<br />
o<strong>der</strong> die Angst vor <strong>der</strong> Zukunft mich lähmt. Ich k<strong>an</strong>n g<strong>an</strong>z im<br />
Hier und Jetzt leben. Mich über den schönen Morgen freuen.<br />
D<strong>an</strong>kbar sein für jeden Tag, <strong>der</strong> mir noch geschenkt wird.<br />
Im pflegerischen Bereich geht es um die sorgsame Pflege<br />
meines mir zur Last gewordenen Körpers. Eine spirituelle<br />
Pflege lässt sich nicht von ihren eigenen professionellen<br />
St<strong>an</strong>dards dominieren, son<strong>der</strong>n arbeitet mit mir zusammen<br />
<strong>an</strong> <strong>der</strong> Beför<strong>der</strong>ung meiner Lebensfreude. Sie hilft mir<br />
z.B. durch aufmerksame Körperpflege, mich in meinem<br />
Körper wohl zu fühlen. Sie „erdet“ mich in meiner Körperlichkeit,<br />
indem sie mich behutsam wäscht, mir die Füße<br />
massiert o<strong>der</strong> mich mit schönen Ölen einreibt. Spiritualität<br />
und Sinnlichkeit hängen eng zusammen, weshalb eine gute<br />
Pflege oft als Trost erlebt wird. Wir möchten in unserem<br />
Stationären <strong>Hospiz</strong> deshalb nicht auf gut aus- und fortgebildete<br />
Kräfte verzichten, weil die Mitarbeiter/innen <strong>der</strong> Pflege<br />
wahrscheinlich den Löwen<strong>an</strong>teil von spiritual care leisten.