Selbst bestimmen, wie ich was und wann lerne - EUROlocal
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Newsletter Nr. 7, Dezember 2005 Seite 2<br />
„Lernende Region Unna e. V." als regionales Praxisbeispiel<br />
Wissensregion Europa in der<br />
neuen globalen Weltordnung<br />
Stolz waren die Jugendl<strong>ich</strong>en.<br />
Künstlerisch für<br />
das Leben <strong>lerne</strong>n<br />
„Mir hat die Arbeit mit den<br />
Werkzeugen Spaß gemacht“,<br />
sagt Viktoria Stol. Stolz zeigt<br />
die 21-Jährige einen selbst<br />
gefertigten silbernen Kettenanhänger<br />
mit ihren Initialien.<br />
Gemeinsam mit weiteren 41<br />
Auszubildenden stellte die angehende<br />
Floristin ihr „Kunstwerk“<br />
vom 17. Juni bis 8. Juli<br />
2005 im Zentrum für Information<br />
<strong>und</strong> Bildung aus. Während<br />
der Eröffnungsrede sprach<br />
Bürgermeister Werner Kolter<br />
den Auszubildenden seine Anerkennung<br />
aus.<br />
Beeindruckende Holzköpfe, fein<br />
gearbeitete Schmuckstücke,<br />
schöne Specksteinarbeiten <strong>und</strong><br />
ein über sieben Quadratmeter<br />
großes farbiges Wandbild sind<br />
das Ergebnis von vier Projekten,<br />
die der Verein Lernende Region<br />
Unna, die Volkshochschule <strong>und</strong><br />
die Werkstatt im Kreis Unna von<br />
Februar bis Mai 2005 gemeinsam<br />
stemmten.<br />
Das Motto des Vorhabens lautete<br />
„Kompetenzförderung durch<br />
kulturelle Bildung“ <strong>und</strong> lud<br />
Auszubildende der Werkstatt im<br />
Kreis Unna zu vier verschiedenen<br />
Projekten ein: „Du Holzkopf“<br />
– ein Holzbildhauereiprojekt für<br />
Tischler, „Mit Speck fängt man<br />
n<strong>ich</strong>t nur Mäuse“ – ein Bildhauereiprojekt<br />
für Hauswirtschafterinnen<br />
<strong>und</strong> Fachkräfte im<br />
Fortsetzung auf Seite 3<br />
Die Globalisierung stellt uns vor viele Fragen,<br />
auf die es viele verschiedene Antworten gibt.<br />
Einigkeit besteht aber wohl darin, dass der Faktor<br />
Bildung in einer globalisierten Welt eine große<br />
Rolle spielt. Dies hat auch der Europäische Rat<br />
2000 in Lissabon erkannt. Um wettbewerbsfähig<br />
zu bleiben, muss Europa bis 2010 „zum dynamischsten<br />
wissensbasierten Wirtschaftsraum der<br />
Welt werden“. 1 Bildung wurde somit zum Politikfeld<br />
übergreifenden Hauptthema ernannt.<br />
Der schle<strong>ich</strong>ende Prozess der Globalisierung ist<br />
spätestens jetzt bei jedem von uns angekommen.<br />
Die alte Weltordnung der Nationalstaaten ist im<br />
Aufbruch. Doch wird s<strong>ich</strong> eine gesellschaftl<strong>ich</strong>e<br />
Neuorientierung n<strong>ich</strong>t von heute auf morgen<br />
vollziehen. Die „planetarische Zivilgesellschaft“<br />
wächst immer näher zusammen, doch gle<strong>ich</strong>zeitig<br />
wird deutl<strong>ich</strong>, dass<br />
auch große regionale<br />
Unterschiede bestehen.<br />
Anders als das Modell<br />
der Staatenwelt, das<br />
s<strong>ich</strong> seit 89/90 aus der<br />
Gesch<strong>ich</strong>te verabschiedet,<br />
wird in dieser neuen<br />
Weltordnung eine Gesellschaftswelt 2 hervortreten,<br />
in der Interessengruppen s<strong>ich</strong> intensiver an der Politik<br />
beteiligen müssen. Dies gilt von der regionalen<br />
bis zur internationalen Ebene.<br />
Jedoch muss klar sein, dass die Gesellschaftswelt<br />
sehr viel höhere Anforderungen an den Bürger<br />
stellt, als der alte Nationalstaat. Bürgerl<strong>ich</strong>es Engagement,<br />
egal auf welcher Ebene, ist das tragende<br />
Gerüst, auf dem eine neue Weltordnung aufbaut.<br />
Der „bios politikos“, der s<strong>ich</strong> politisch engagierende<br />
Mensch, war schon für Aristoteles eine der beiden<br />
anzustrebenden Lebensformen. 3<br />
Lernen als <strong>Selbst</strong>verständl<strong>ich</strong>keit<br />
Mitzugestalten, <strong>und</strong> somit regionale Identitäten<br />
zu fördern, sollte auch heute noch Ideal der<br />
Gesellschaft sein. Doch erfordert unsere immer<br />
schneller fortlaufende Zeit auch einen Teil der<br />
zweiten Lebensform, dem „bios theoretikos“, in<br />
jedem von uns.<br />
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist Lernen eine<br />
Arne Elias, Düsseldorf<br />
Der Autor studiert an der Universität Duisburg-<br />
Essen Politik, Gesch<strong>ich</strong>te <strong>und</strong> Pädagogik <strong>und</strong><br />
absolvierte ein Praktikum in der Lernenden Region<br />
Unna<br />
<strong>Selbst</strong>verständl<strong>ich</strong>keit. Und durch das hohe Ziel der<br />
Europäischen Union, „zum dynamischsten wissensbasierten<br />
Wirtschaftsraum der Welt zu werden“ 4 ,<br />
ist Lernen eine bürgerl<strong>ich</strong>e Pfl<strong>ich</strong>t. Bildung ist Basis<br />
der Zukunft, <strong>und</strong> dadurch, dass jeder einzelne lernt,<br />
um seine persönl<strong>ich</strong>e Wettbewerbsfähigkeit zu<br />
s<strong>ich</strong>ern, bleibt die Region wettbewerbsfähig, bleibt<br />
Europa wettbewerbsfähig.<br />
Die Europäische Union erhofft s<strong>ich</strong> von ihren Mitgliedsstaaten<br />
ein hohes Engagement zur Verwirkl<strong>ich</strong>ung<br />
einer „globalen Strategie“, in der es gilt, die<br />
europäischen Defizite zu beheben. 5 Die EU erhofft<br />
s<strong>ich</strong> so, durch die „Informationsgesellschaft für<br />
alle“, im internationalen Wettbewerb, besonders im<br />
Dienstleistungssektor, ganz vorne mitzuspielen.<br />
Bildung ist aber n<strong>ich</strong>t nur Thema der Arbeitsmarktpolitik,<br />
in der ein höheres Niveau angestrebt<br />
wird. Auch im Bere<strong>ich</strong> der Sozialpolitik <strong>und</strong> bei<br />
der sozialen Integration<br />
spielt Bildung eine<br />
große Rolle. 6 Um diese<br />
politikfeldübergreifende<br />
Aufgabe der Bildung<br />
zu realisieren, ist die<br />
Zusammenarbeit der<br />
Akteure unerlässl<strong>ich</strong>. 7<br />
Hierzu müssen also strukturbildende Maßnahmen<br />
auf den Weg gebracht werden, die zum einen die<br />
Zusammenarbeit der Akteure in der Bildung ermögl<strong>ich</strong>en<br />
<strong>und</strong> zum anderen die „neue Lernkultur“ 8<br />
gestalten, an dessen Ziel die Wissensregion steht.<br />
„Lernende Region Unna e.V." setzt Ze<strong>ich</strong>en<br />
Die „Lernenden Regionen“ sind in all diesen<br />
Zusammenhängen als ein beispielhaftes Modell<br />
zu sehen. Als Netzwerk in der Form, <strong>wie</strong> sie das<br />
Modell der Gesellschaftswelt erfordert, können<br />
die „Lernenden Regionen“ auf regionaler Ebene<br />
„neue Formen der Zusammenarbeit“ 9 gehen <strong>und</strong><br />
so strukturbildende Maßnahmen zur Etablierung<br />
der „neuen Lernkultur“ entwickeln. Dass es hierbei<br />
immer <strong>wie</strong>der Probleme zu bewältigen gibt, liegt<br />
auf der Hand. Eine Neuorientierung bringt immer<br />
auch Risiken <strong>und</strong> Zweifel.<br />
Unna ist auf dem Weg in eine neue Zeit, vorausgesetzt,<br />
die Probleme lassen s<strong>ich</strong> beilegen. Die Gesellschaftswelt<br />
zeigt s<strong>ich</strong> im Kleinen <strong>wie</strong> im Großen,