Untitled - Schweizerischer Werkbund
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Etikette der Auszeichnung „Die gute Form SWB / forme utile“;<br />
Vorderseite<br />
Die dingliche Welt verbessern<br />
Im Schweizerischen <strong>Werkbund</strong> setzt jetzt, in der Nachkriegszeit,<br />
eine neue Ära ein. Die Hauptaktivitäten verlagern sich für<br />
nahezu zwanzig Jahre von Architektur und Siedlungsbau auf<br />
den Bereich Design. Mit vielfältigen Aktionen zur Propagierung<br />
gut gestalteter Gegenstände tritt der SWB in die Öffentlichkeit.<br />
Es gelingt, die immer wieder geforderten Kontakte<br />
zu Wirtschaft und Industrie einerseits und zu breiteren Bevölkerungsschichten<br />
andererseits auszubauen. Als wirksamste<br />
Aktivität erweist sich die zwischen 1952 und 1968 alljährlich<br />
erfolgte Auszeichnung gut geformter Gegenstände durch das<br />
Label „Die gute Form / SWB“, respektive „Die gute Form /<br />
forme utile“. Damit knüpft der <strong>Werkbund</strong> an ein Kernanliegen<br />
des Vereins an: „Es ist der Wunsch und das Ziel des Schweizerischen<br />
<strong>Werkbund</strong>es, dass den Menschen für ihr tägliches<br />
Leben gut geformte, zweckmässige und preiswerte Dinge<br />
zur Verfügung stehen.“ 15 Der Kunsthistoriker und aktive<br />
SWB-Zeitgenosse Willy Rotzler erinnert sich: „Wir haben<br />
damals, um 1950, an die Gute Form geglaubt, weil wir in dieser<br />
Aktion eine Möglichkeit (...) sahen, in einer Zeit der Nachkriegs-Hoffnungen<br />
des zukunftsgläubigen Wiederbeginns die<br />
dingliche Umwelt zu verbessern. Für eine neue, jüngere Generation<br />
in einer neuen, wie wir meinten: besseren Welt.“ 16<br />
An der <strong>Werkbund</strong>tagung 1948, zu welcher der Direktor der<br />
„Mustermesse Basel“ (MUBA), der größten Warenschau<br />
der Schweiz, als Referent geladen ist, springt der Funke von<br />
der wirtschaftlich orientierten Mustermesse zum <strong>Werkbund</strong><br />
und ‚vice versa’ über. Der Messedirektor beschwört den<br />
„Qualitätsgedanken in der schweizerischen Industrie“ und<br />
warnt vor den verheerenden Folgen einer billigen Massenproduktion<br />
für die Schweizer Wirtschaft als einer existenziellen<br />
Frage der Nachkriegsjahre: „Für die Nation wie für den Einzelnen<br />
wird unendlich viel davon abhängen, ob im internationalen<br />
Wettbewerb, auf den unsere Wirtschaft nun einmal<br />
eingestellt ist, gegenüber dem Prinzip der niedrigen Kosten<br />
aus Massenproduktion das Prinzip der hohen Qualität Sieger<br />
bleiben kann. Angesichts der strukturellen Veränderung, die<br />
sich in der internationalen Wirtschaft immer noch vollzieht<br />
(u. a. Aufbau vollständig neuer industrieller und technischer<br />
Anlagen in den vom Krieg heimgesuchten Ländern) bleibt<br />
nur die eine Schlußfolgerung, daß einzig die formschaffende<br />
Qualitätsarbeit das Ansehen der schweizerischen Produktion<br />
(...) erhalten und vertiefen kann.“ 17 Das deckt sich exakt mit<br />
den Postulaten des <strong>Werkbund</strong>es.<br />
1949 bereits kann anlässlich der Mustermesse eine Fotoausstellung<br />
mit dem Titel „Die gute Form“ gezeigt werden.<br />
Auftraggeber ist die Messeleitung; das Patronat übernimmt<br />
der <strong>Werkbund</strong>; Konzept und Gestaltung liegen in Max Bills<br />
Händen. Ziel ist es, „die Grundsätze der reinen, zweckmässigen<br />
Form in systematischem Aufbau zu zeigen und<br />
sich gleichzeitig an den Produzenten und Konsumenten zu<br />
wenden.“ 18 Einbezogen ist das ganze Spektrum: von Architektur,<br />
Ingenieurbauten und Maschinen bis zu Möbeln und<br />
Gebrauchsgegenständen. Nach Basel wird die Ausstellung<br />
in mehreren schweizerischen Städten gezeigt, sodann in Österreich<br />
und Deutschland, wo sie noch 1949 in Köln an der<br />
ersten großen Nachkriegsausstellung des Deutschen <strong>Werkbund</strong>es<br />
„neues wohnen und deutsche architektur seit 1945“<br />
gezeigt wurde und auch für den DWB „den Leitbegriff für die<br />
nächsten beiden Jahrzehnte lieferte“ 19 . Auch zu staatlichen<br />
Stellen werden jetzt wichtige Fäden geknüpft: Die Ausstellung<br />
wird unterstützt durch das Departement des Innern, die<br />
Kommission für angewandte Kunst und die Kulturstiftung Pro<br />
Helvetia. 20<br />
Auszeichnung „Die gute Form SWB / forme utile“ 21<br />
1952 wird erstmals, und von nun an jährlich, anlässlich der<br />
„Mustermesse Basel“, den dort ausgestellten, gut gestalteten<br />
Produkten aus den Bereichen Wohnen, Haushalt und<br />
Büro die Auszeichnung „Die gute Form SWB / forme utile“<br />
verliehen. Dieses Gütesiegel wird auch ins schweizerische<br />
Markenregister eingetragen. Eine Jury, zusammengesetzt