Untitled - Schweizerischer Werkbund
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Abb. (links): Ausstellung «die gute Form 1954» an<br />
der MUBA 1961<br />
Abb. (unten): Karteikarte aus der «Photokartothek<br />
gut geformter Gegenstände»: Umwälzpumpe; ausgezeichnet<br />
1953<br />
Max Bill betont: „Dadurch ergibt sich (...) eine nicht unerhebliche<br />
Werbewirkung für die Schweizer Qualitätsprodukte und<br />
für die ausgezeichneten Gegenstände im besonderen.“ 29 Aus<br />
dem Blickwinkel der Designgeschichte gesehen, erwächst<br />
daraus gleichzeitig eine beachtliche Werbewirkung für den<br />
<strong>Werkbund</strong> als Norm setzendes Gremium.<br />
So entwickelt sich die Auszeichnung „Die gute Form / SWB“<br />
innerhalb kürzester Zeit zum Selbstläufer: Nach wenigen<br />
Jahren stellt die Photokartothek bereits eine einmalige Informationsquelle<br />
dar. Wo sonst könnte man sich in den 1950er<br />
und 1960er Jahren ähnlich effizient informieren und mit reproduktionsfähigem<br />
Material eindecken? Wer immer Hilfe<br />
sucht, findet sie beim SWB, – während sich besagte „Die<br />
gute Form“-Norm mit jeder Hilfeleistung im kulturellen Feld<br />
noch unangefochtener durchsetzt. Beispielsweise für die<br />
Bestückung des Schweizer Pavillons der „Triennale di Milano“,<br />
1954: „In direktem Kontakt mit dem SWB wählte er (ein<br />
Westschweizer Grafiker, d. Verf.) das Ausstellungsmaterial<br />
aus, welches sich zur Hauptsache aus Gegenständen von<br />
‚Die gute Form SWB’ zusammensetzt.“ 30 Ähnlichen Service<br />
bietet der Schweizerische <strong>Werkbund</strong> für die Sonderabteilung<br />
Industrial Design, die durch die Triennale selbst bestückt<br />
wird: „Die Geschäftsstelle SWB war bei der Auswahl und<br />
Beschaffung des Ausstellungsgutes aus der Schweiz behilflich“,<br />
heißt es lakonisch. 31 Des Weiteren lässt sich der <strong>Werkbund</strong><br />
anlässlich der „SAFFA“ (Schweizerischen Ausstellung<br />
für Frauenarbeit) 1958 darum bitten, das Ausstellungsmaterial<br />
für die Abteilung Wohnberatung zusammenzutragen:<br />
„In der Hauptsache wurden Gegenstände gezeigt, welche<br />
die Auszeichnung ‚Die gute Form’ erhalten hatten.“ 32 Noch<br />
ein Propagandamedium der „Die gute Form“-Normen gilt es<br />
zu erwähnen: Den Schweizer Wartenkatalog / Cathalogue<br />
suisse de l’Équipement, den der Schweizerische <strong>Werkbund</strong><br />
1949 zum ersten und 1970 zum letzten Mal herausgibt mit<br />
dem Ziel, Studierenden, Konsumenten und ihren Beratern<br />
„eine Zusammenstellung gutgestalteter, im weitesten Sinn<br />
im Haushalt zu verwendender Gegenstände, (...) praktischer<br />
und in der Form sorgfältig durchgearbeiteter Objekte“ vorzuführen.<br />
33 Eine Auswahl von Adressen von <strong>Werkbund</strong>mitgliedern,<br />
„deren Kenntnis den Konsumenten für die direkte<br />
Auftrags-Erteilung von Nutzen sein kann“, ist dem Warenkatalog<br />
angefügt. Der Warenkatalog wird kostenlos an<br />
„Haushaltungs-, Gewerbe- und ähnlichen Schulen, bei Siedlungsunternehmungen,<br />
Bauämtern, Beratungsstellen usw.“<br />
abgegeben. Dass bald auch eine Anzahl der, mit „Die gute<br />
Form“-Auszeichnung geadelten Objekte im Warenkatalog<br />
empfohlen werden, ist nur folgerichtig.<br />
Die wiederkehrende, schlagwortartige Botschaft von „Die<br />
guten Form“ mit ihrer unverwechselbaren neusachlichen<br />
Ästhetik wird bald über Insider hinaus bei Industrie und Wirtschaft,<br />
wie auch in weiten Bevölkerungskreisen bekannt. Und<br />
während der Schweizerische <strong>Werkbund</strong> im Laufe der 1950er<br />
Jahre innerhalb kurzer Zeit zur unangefochtenen Instanz für<br />
gutes Design avanciert, überträgt sich sein Renommee bald<br />
auf das Schweizer Design schlechthin. Von diesem enormen<br />
Imagegewinn zehrt es bis in die Gegenwart.<br />
Max Bill: Lokomotive und Theoretiker<br />
Bereits die erste Ausstellung von 1949 wird „gezogen oder<br />
gestossen von der Lokomotive Max Bill“, erinnert sich Willy<br />
Rotzler. 34 Damit ist Bill nicht nur als unermüdlicher Organisator<br />
gemeint. Der Schweizerische <strong>Werkbund</strong> verdankt ihm<br />
außerdem den theoretischen ‚Input’. Am <strong>Werkbund</strong>tag 1948<br />
propagiert Bill mit einem Titel, der aufhorchen lässt, sein Verständnis<br />
von Guter Form: „Schönheit aus Funktion und als<br />
Funktion“. Im Folgejahr wird sein Referat, reich illustriert, in<br />
der Zeitschrift Werk veröffentlicht. 35 Mit unwesentlichen Änderungen<br />
erscheint der theoretische Teil als kurzer Text 1952<br />
nochmals in Max Bills manifestartigem (Foto-)Buch Form,<br />
jetzt auch in französischer und englischer Übersetzung. 36 Die<br />
prägnant formulierten Postulate verlassen den Pfad der ein-