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Neunmal umfallen - Zehnmal aufstehen Winterthur Zsolt Mesterhàzy trainiert seit dem 18. Januar 2011 in der WU LIN Kampfkunstschule Winterthur. Mit seiner humorvollen Art bereichert er die Trainingsgemeinschaft und der Austausch mit ihm ist nicht zuletzt aufgrund seines grossen Schatzes an Lebenserfahrung spannend. Ein Interview. In welchen Kampfsportarten bzw. Kampfkünsten hast du dich geübt? Die japanischen Konzepte habe ich 30 Jahre lang studiert. Allen voran habe ich mich mit Judo befasst, was ich auch unterrichtet habe. Auch Shotokan Karate und Kendo habe ich trainiert. Welche Grade hast du in den Kampfsportarten erreicht? Im Judo trage ich den 4. Dan, im Karate den 1. Dan, im Kendo den letzten Schülergrad. Es läppert sich halt im Laufe der Zeit etwas zusammen. (lacht) Seit wann setzt du dich mit dem Kampfsport bzw. der Kampfkunst auseinander? Bild: Tudi Zsolt Mesterhàzy Mit 17 Jahren habe ich mit Judo angefangen, und mit 48 Jahren habe ich mich dazu entschieden mit Kung Fu zu beginnen. Eigentlich war ein kaputtes Knie der Wink mit dem Zaunpfahl, der mich dazu angehalten hat, mich in neue, chinesische, Gefilde zu begeben. Was bedeutet dir der Kampfsport bzw. die Kampfkunst? Ich habe mich schon früh für die Philosophie interessiert. Immer schon habe ich das gesucht, was zwischen den Zeilen steht. „Zeilen“ sind für mich in der Kampfkunst die sichtbaren Techniken. Mich interessiert, welche Weisheiten in diesen Techniken verpackt und vermittelt werden. Darum war ich beispielsweise auch ein halbes Jahr in Japan. Gelebt habe ich damals in einem Aikido Dojo. Dort habe ich sechs bis acht Stunden Yoshinkai Aikido, eine in Europa eher unbekannte, etwas härtere Art des Aikido, geübt. Das war intensiv und lustig. Welches Erlebnis ist dir aus dieser Zeit am besten in Erinnerung geblieben? Eines Tages habe ich dem Sensei gesagt, das ich eine Technik nicht verstehe. Der hat mich dann als Antwort umgeworfen und mich gefragt, ob ich jetzt verstehe. Ich habe gesagt, dass ich nicht verstehe und er hat mich glatt nochmals wortlos umgeworfen. Darauf hat er mich er- neut gefragt, ob ich jetzt verstehe. Ich habe mich tief verneigt und gesagt: Ja, danke verehrter Lehrer, jetzt habe ich verstanden. Verstanden hatte ich, dass es nichts zu verstehen gibt, sondern nur zu begreifen. Was sind deine Ziele im Kung Fu? Ich habe nur noch ein Ziel. Und zwar, dass ich möglichst noch 30 bis 40 Jahre lang Kung Fu machen kann. In meinem Alter hat man keine anderen Ziele mehr. (lacht) Und ich möchte zum Kung Fu beitragen. Ich verstehe die Trainingsgemeinschaft nicht als eine Ansammlung von einzelnen Menschen, die für sich trainieren. Vielmehr 10
sehe ich uns als Gemeinschaft, die dem Kung Fu Leben einhaucht. Somit leisten wir unseren Beitrag zu etwas Grösserem als nur zu unserem individuellen Kung Fu Stil. chen dann nicht mehr mit. Die Kampfkunst aber findet in einem „persönlichen Fluss“ statt, und jeder führt sie so aus, wie er kann. Dazu kann man nicht zu alt sein. japanischer Lehrer hat mir einmal gesagt: „Du wirst neunmal geworfen, du fällst neunmal um und du stehst zehnmal auf.“ Mehr muss man nicht verstehen. 11 Kann man für die Kampfkunst zu alt sein? Das frage ich mich jeweils auch – morgens, wenn der Rücken schmerzt. Nach meinen Morgenübungen kann ich die Frage dann aber mit einem garantierten NEIN beantworten. Für Kampfsport kann man vielleicht zu alt sein. Die Verletzungsgefahr steigt und die Knochen ma- Was lernt man von der Kampfkunst fürs Leben? Meine Biografie war, wie ich das jeweils sage, dem Wetter ausgesetzt und von Veränderung geprägt. Aber der Kampfsport hat sich da wie ein roter Faden durchgezogen und mir Halt, physische und wohl auch psychische Kraft verliehen und mich Gelassenheit gelehrt. Ein Vielen Dank für das Interview. Ich wünsche dir im Namen der WU LIN Trainingsgemeinschaft weiterhin alles Gute und viele lehrreiche und heitere Kung Fu Stunden. Jiaolian Oliver Ulmann WU LIN Martial Arts Academy Zürcherstrasse 41 (Loki-Areal) 8400 Winterthur Telefon 052 212 12 50 Bild: Jiaolian Oliver im Training mit Tudi Zsolt
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