«Es is<strong>ch</strong> zwar hart, aber mängis<strong>ch</strong> dänki, dass die Chranket en Promi wie de Roger Federer be<strong>ch</strong>o müesst, de<strong>mit</strong> d’Lüüt ändli mol druf ufmerksam wärded!»
Wie hat si<strong>ch</strong> ihr persönli<strong>ch</strong>er Umgang <strong>mit</strong> der Krankheit verändert oder entwickelt? Zu der Krankheit selber hat si<strong>ch</strong> bei mir eigentli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts verändert. I<strong>ch</strong> hatte nie ein Frust oder eine wirkli<strong>ch</strong>e Wut auf diese Krankheit. Die Neurologie, diese Nervensa<strong>ch</strong>en, sind so komplex und unbekannt, dass i<strong>ch</strong> gemerkt habe, dass da eigentli<strong>ch</strong> alles hilflos ist, da weiss Keiner etwas Genaueres und i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> weniger. Aber im Hinblick auf die Öffentli<strong>ch</strong>keitsarbeit hat si<strong>ch</strong> bei mir viel verändert. I<strong>ch</strong> bin sehr s<strong>ch</strong>nell einmal in die Selbsthilfegruppe in Aarau gegangen, die einem sehr viel hilft. Mir ist es trotzdem ein grosses Anliegen, dass man zusätzli<strong>ch</strong> eine Lobby für die <strong>ALS</strong> finden könnte, denn die Leute <strong>mit</strong> der Diagnose <strong>ALS</strong> sind einfa<strong>ch</strong> hilflos, unter S<strong>ch</strong>ock vom Wissen dass sie sterben, das Umfeld ist total am Boden und dann kommt no<strong>ch</strong> die Hilflosigkeit der Ärzte dazu und natürli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> der Sozialinstitutionen. Sind sie wütend darüber, dass sowenig in der <strong>ALS</strong>-Fors<strong>ch</strong>ung gema<strong>ch</strong>t wird? Für mi<strong>ch</strong> gibt es zwei Punkte. Der Eine ist die Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit des Geldes und der andere ist der moralis<strong>ch</strong>e Aspekt, das psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>e zwis<strong>ch</strong>en den Mens<strong>ch</strong>en. Man sollte au<strong>ch</strong> mal zur Kenntnis nehmen, das die S<strong>ch</strong>weiz auf <strong>ALS</strong> praktis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t fors<strong>ch</strong>t. Das wird zwar völlig dementiert von den Ärzten, da<strong>mit</strong> sie trotzdem gut dastehen, aber ist leider eine Tatsa<strong>ch</strong>e. Aus dem Grund denke i<strong>ch</strong> sollte man do<strong>ch</strong> offen und ehrli<strong>ch</strong> sein und probieren auf der Gefühlsebene oder der psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>en Ebene <strong>mit</strong> dieser Krankheit besser umgehen zu können. Es stimmt s<strong>ch</strong>on, eigentli<strong>ch</strong> müsste man eine Wut haben, aber i<strong>ch</strong> habe keine Wut, i<strong>ch</strong> bin einfa<strong>ch</strong> enttäus<strong>ch</strong>t und traurig. I<strong>ch</strong> sage man<strong>ch</strong>mal au<strong>ch</strong>, es ist zwar wahnsinnig hart, aber es müsste ein Roger Federer die Krankheit bekommen, da<strong>mit</strong> die Leute darauf aufmerksam werden. I<strong>ch</strong> war <strong>mit</strong> ihm s<strong>ch</strong>on in Kontakt und i<strong>ch</strong> bin enttäus<strong>ch</strong>t, dass es ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> ist ein Bots<strong>ch</strong>after zu finden. Aber man muss es akzeptieren, wir sind nur eine kleine Minderheit. Aber die Zeit wird no<strong>ch</strong> lange gehen bis man etwas findet, i<strong>ch</strong> bin überzeugt dass es no<strong>ch</strong> mindestens 50 Jahre dauert bis man nur annähernd etwas findet. Unsere Fors<strong>ch</strong>er wandern ja au<strong>ch</strong> aus. Christoph Lopsiger Beispielsweise, der sein Vater an <strong>ALS</strong> verloren hat, ist nun in Amerika am Fors<strong>ch</strong>en. In der S<strong>ch</strong>weiz hätte er keine Mögli<strong>ch</strong>keiten, da keinerlei finanzielle Gelder zur Verfügung stehen. Wel<strong>ch</strong>e Umstände beeinflussen Ihr Tagesempfinden? I<strong>ch</strong> bin glückli<strong>ch</strong>erweise sehr konstant. Aber was mi<strong>ch</strong> beeinflusst ist natürli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on der Krankheitsverlauf. Man sagt au<strong>ch</strong> es sei „die Krankheit der tausend Verabs<strong>ch</strong>iedungen“. Es gibt einzelne Meilensteine im Verlauf von <strong>ALS</strong>. Einer davon ist beispielsweise der Empfang des Rollstuhls. Wann gehe i<strong>ch</strong> wohin das erste Mal <strong>mit</strong> dem Rollstuhl? I<strong>ch</strong> bin zum Beispiel <strong>mit</strong> meinem Sohn in ein grosses Einkaufszentrum wo mi<strong>ch</strong> niemand kennt gegangen, dort konnte i<strong>ch</strong> dann herumfahren und s<strong>ch</strong>auen wie das für mi<strong>ch</strong> so ist. Es war dann au<strong>ch</strong> erfreuli<strong>ch</strong>, i<strong>ch</strong> bin plötzli<strong>ch</strong> wieder selber herumgekommen. Das war eine gute Erfahrung. Das nä<strong>ch</strong>ste ist dann natürli<strong>ch</strong> das Reden und jetzt momentan die S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e <strong>mit</strong> den Händen und Armen die mir zu Denken gibt. „Wenn i die nüm ha <strong>ch</strong>an i mi nüm is Auto ine robbe“. In dem Theaterstück „Dienstags bei Morrie“ wel<strong>ch</strong>es von einem <strong>ALS</strong>-Patient handelt, sagt dieser immer: «In naher Zukunft wird mir einer den Hintern wis<strong>ch</strong>en müssen». Glückli<strong>ch</strong>erweise konnte i<strong>ch</strong> dieses Problem <strong>mit</strong> einem Closomaten lösen. Aber au<strong>ch</strong> die Intimpflege, der Punkt an dem man dort Hilfe brau<strong>ch</strong>t, das sind s<strong>ch</strong>on Sa<strong>ch</strong>en bei denen i<strong>ch</strong> weiss sie kommen, die mi<strong>ch</strong> dann aber s<strong>ch</strong>on in ein Lo<strong>ch</strong> ziehen könnten. Aber i<strong>ch</strong> nehme es einfa<strong>ch</strong> „vorzue“. 25