20.11.2014 Aufrufe

STATISTIK und POLITIK - AHS-Gewerkschaft

STATISTIK und POLITIK - AHS-Gewerkschaft

STATISTIK und POLITIK - AHS-Gewerkschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

gymnasium<br />

<strong>STATISTIK</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>POLITIK</strong><br />

Was Studien über die Qualität des<br />

Bildungswesens aussagen<br />

Die Zeitschrift der<br />

<strong>AHS</strong>-<strong>Gewerkschaft</strong><br />

62. jahrgang<br />

märz/april 2013 nr. 2<br />

<strong>Gewerkschaft</strong><br />

Öffentlicher Dienst<br />

Fotos: Lilya / Sergey Nivens - Fotolia.com


zugespitzt<br />

inhalt<br />

top thema<br />

4<br />

24?<br />

Die Endlosdiskussion über ein neues Lehrer-Dienst- <strong>und</strong><br />

Besoldungsrecht dauert zwar noch keine 24 Jahre; dennoch<br />

hat man manchmal diesen Eindruck. Nun scheint<br />

aber die Regierung wild entschlossen, dieses Problem<br />

noch vor den Wahlen zu lösen. Seit Langem fordert ja<br />

die <strong>Gewerkschaft</strong>, die Anfangsgehälter anzuheben <strong>und</strong><br />

dafür die Gehaltskurve abzuflachen, <strong>und</strong> das unter Beibehaltung<br />

der Lebensverdienstsumme. Letzteres vermisst<br />

man jedoch im ersten Regierungsangebot. Im Gegenteil!<br />

Da versucht der Dienstgeber, die in Aussicht gestellte<br />

Anhebung der Anfangsbezüge mit einer erhöhten<br />

Lehrverpflichtung zu koppeln. Dabei geistert die Zahl 24<br />

herum. Bessere Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> Entlastungen<br />

werden hingegen nur nebulos angedeutet. Im <strong>AHS</strong>-<br />

Bereich würde diese Erhöhung allen Lehrerinnen <strong>und</strong><br />

Lehrern ein Plus von mindestens einer oder zwei Klassen<br />

bescheren.<br />

Die Ministerin begründet eine Erhöhung der Lehrverpflichtung<br />

mit dem höheren Anfangsbezug. Eine sonderbare<br />

Logik, wenn man die deutliche Reduktion der<br />

Lebensverdienstsumme verschweigt! Die Ex-Bankerin gibt<br />

sich dafür quasi als Philanthropin, wenn sie meint, bei<br />

niedrigeren Endbezügen würden die Lehrerinnen <strong>und</strong><br />

Lehrer eben längere Zeit mehr verdienen. („Österreich“,<br />

27. 12. 2012). Offenbar verlieren Menschen, die über<br />

Jahre mit gigantischen Geldsummen jonglierten, jeden<br />

Bezug zur Realität.<br />

Auch die Idee, alle Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer gleich zu entlohnen<br />

<strong>und</strong> schularten- bzw. fachspezifische Unterschiede<br />

über ein Zulagensystem zu berücksichtigen, erscheint<br />

eher als gefährliche Drohung, wenn man bedenkt, dass<br />

z. B. das BIFIE im Rahmen der Standardüberprüfung in<br />

Deutsch für die Korrektur pro Schülertext einen Betrag<br />

von € 5,-- vorsieht. Das soll leistungsgerecht sein? Die<br />

Verantwortlichen haben sichtlich keine Ahnung vom<br />

Zeitaufwand für sorgfältige Korrekturen.<br />

Will man junge Menschen so für den Beruf gewinnen?<br />

Aber vielleicht wird ein PR-Berater der Ministerin noch<br />

empfehlen, die Arbeitszeiterhöhung als großzügige<br />

Geste zu präsentieren, da die 24 St<strong>und</strong>en ja bloß pro<br />

Woche <strong>und</strong> nicht pro Tag gelten sollen.<br />

MP<br />

top thema<br />

statistik <strong>und</strong> politik<br />

Von Mag. Michael Zahradnik<br />

gut zu wissen<br />

Die wichtigsten Neuerungen<br />

für 2013<br />

Von Mag. Dr. Eckehard Quin<br />

Werbungskosten (teil 2)<br />

Von Mag. Herbert Weiß<br />

im focus<br />

Der leistungsstand<br />

unserer 10-jährigen<br />

Von Mag. Gerhard Riegler<br />

Chancengleichheit?<br />

Von Mag. Wolfgang<br />

Schüpany<br />

facts statt fakes<br />

Von Mag. Gerhard Riegler<br />

menschen<br />

Auszeichnungen <strong>und</strong><br />

ernennungen<br />

Neues Mitglied der B<strong>und</strong>esleitung<br />

service<br />

aktuelle seite<br />

„Schwach ausgeprägte<br />

Kompetenz"<br />

Von Mag. Dr. Eckehard Quin<br />

nachgeschlagen<br />

Redaktionsschluss<br />

Redaktionsschluss für die<br />

Nr. 3/2013: 5. April 2013<br />

4<br />

8<br />

11<br />

15<br />

18<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24<br />

8<br />

11<br />

15<br />

2 gymnasium<br />

Beiträge bitte per E-Mail an<br />

office.ahs@goed.at


Foto: Photok.dk - Fotolia.com<br />

Sehr geehrte Frau Kollegin! Sehr geehrter Herr Kollege!<br />

Am 11. Dezember 2012 wurden gleich drei Studien präsentiert: die Ergebnisse der Standardtestungen<br />

in Mathematik auf der achten Schulstufe, TIMSS <strong>und</strong> PIRLS. Allein die letzten<br />

zwei umfassen zusammen r<strong>und</strong> 1.400 Seiten.<br />

Die Reaktionen darauf waren vorhersehbar <strong>und</strong> hatten – ebenso vorhersehbar – allerhand<br />

Skurriles zu bieten. So schlug etwa BZÖ-Chef Josef Bucher als Sofortmaßnahme eine Kürzung<br />

der Bildungsausgaben um r<strong>und</strong> 60 % vor. Ich wende mich aber lieber ernsthafteren<br />

Betrachtungen zu <strong>und</strong> möchte einige beachtenswerte Punkte aus TIMMS <strong>und</strong> PIRLS herausgreifen:<br />

• Aus meiner Sicht nahezu banal, von der Politik aber ständig ignoriert: „Successful<br />

schools tend to be well-resourced.“<br />

• In Österreich besuchen nur 33 % der SchülerInnen eine Schule, in der bei zumindest<br />

90 % der MitschülerInnen die Erstsprache die Unterrichtssprache ist. Im internationalen<br />

Schnitt sind es r<strong>und</strong> 70 %, in Finnland sogar 85 %.<br />

• In kaum einem anderen Staat haben LehrerInnen mit so großen disziplinären Problemen<br />

zu kämpfen wie in Österreich.<br />

• Finnlands Vorsprung entsteht ausschließlich im ersten Lebensjahrzehnt <strong>und</strong> nimmt während<br />

der Sek<strong>und</strong>arstufe I ab. Dasselbe gilt auch für das traditionsreiche Gesamtschulland<br />

England <strong>und</strong> für das von einem Böcke schießenden Landeshauptmann so heiß<br />

geliebte Italien. Wer die Leistung der finnischen SchülerInnen auf die Gesamtschule der<br />

10- bis 14-Jährigen zurückführt, ist ahnungslos oder sagt bewusst die Unwahrheit.<br />

• Leistungsorientierung, hinter der alle Schulpartner stehen <strong>und</strong> die von allen getragen<br />

wird, führt zum Erfolg.<br />

Die genannten Fakten sind für Personen, die internationale Studien verfolgen, nicht gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

neu. Viele PolitikerInnen <strong>und</strong> „ExpertInnen“ weigern sich aber, sie zur Kenntnis zu<br />

nehmen <strong>und</strong> daraus sinnvolle Handlungen abzuleiten.<br />

Dr. Günter Schmid, Gründer <strong>und</strong> langjähriger Leiter des Sir-Karl-Popper-Gymnasiums in<br />

Wien, forderte als Vorsitzender der Bildungsplattform Leistung & Vielfalt, endlich „den<br />

Reset-Button in der Bildungspolitik“ zu drücken <strong>und</strong> dort den Hebel anzusetzen, wo längst<br />

„nicht nur mehr bloß der Schuh drückt, sondern der Hut brennt“. Und der Fachdidaktiker<br />

Werner Peschek, dessen Institut an der Entwicklung der Test-Items für die Standardtestungen<br />

mitgearbeitet hat, meinte in einem Interview: „Insbesondere ist zu fragen, ob der<br />

immense (finanzielle) Aufwand für die Testung von 80.000 Schülern gerechtfertigt ist oder<br />

ob man das Geld nicht für andere Maßnahmen wie Schul- <strong>und</strong> Unterrichtsentwicklung,<br />

Lehrer/innenweiterbildung oder Schulausstattung sinnvoller hätte einsetzen können.“ Oder<br />

volkstümlicher ausgedrückt: Vom Wiegen allein wird die Sau nicht fett!<br />

Mag. Dr. Eckehard Quin,<br />

Vorsitzender der <strong>AHS</strong>-<strong>Gewerkschaft</strong><br />

editorial<br />

Die Redaktion<br />

wünscht<br />

frohe Ostern!<br />

impressum<br />

gymnasium. Zeitschrift der <strong>AHS</strong>-<strong>Gewerkschaft</strong> in der <strong>Gewerkschaft</strong> Öffentlicher Dienst. He raus ge ber: <strong>Gewerkschaft</strong> Öffentlicher Dienst, Fritz<br />

Neugebauer. Medieninhaber: Die GÖD Wirtschaftsbetriebe Ges. m. b. H., A-1010 Wien, Teinfaltstraße 7. Chefredaktion <strong>und</strong> für den Inhalt<br />

verantwortlich: Mag. Verena Nägele, 1090 Wien, Lac kie rer gas se 7, Tel.: 01/405 61 48, Fax: 01/403 94 88, E-Mail: office.ahs@goed.at. Redaktion,<br />

Pro duk tion, Kon zep tion <strong>und</strong> Anzeigenverwaltung: Mo dern Ti mes Me di a Ver lags ges. m. b. H., 4020 Linz, Büro Wien: 1030 Wien, Lager gas se<br />

6/35, Tel.: 01/513 15 50. Hersteller: Niederösterreichisches Pressehaus Druck- <strong>und</strong> Verlagsges. m. b. H., A-3100 St. Pölten, Gutenbergstraße 12.<br />

Verlagsort: Wien. Herstellungsort: St. Pölten. DVR- Nr.: 0046655. Namentlich ge kenn zeichne te Bei trä ge unterliegen der Verantwortung des Autors.<br />

Die Redaktion behält sich das Recht der Kürzung vor. Es wird darauf hingewiesen, dass alle Angaben in dieser Zeitschrift trotz sorgfältiger<br />

Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen <strong>und</strong> eine Haftung des Herausgebers <strong>und</strong> Medieninhabers, der Redaktion oder der Autor/innen ausgeschlossen<br />

ist. Die Redaktion behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung in jedem technischen Verfahren <strong>und</strong> der Verbreitung<br />

sowie der Verwertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen der zum Abdruck gelangenden Beiträge sowie ihre Verwendung<br />

für andere Ausgaben vor.<br />

3


top thema<br />

Mag. Michael Zahradnik,<br />

stv. Vorsitzender der<br />

<strong>AHS</strong>-<strong>Gewerkschaft</strong><br />

michael.zahradnik@goed.at<br />

<strong>STATISTIK</strong> <strong>und</strong> <strong>POLITIK</strong><br />

Ende 2012 wurden eine Menge Studien zum Bildungswesen<br />

veröffentlicht. Was solche Studien über die Qualität eines<br />

Bildungswesens aussagen können, welche Schlüsse man<br />

aus den Ergebnissen ziehen <strong>und</strong> welche Fehlschlüsse man<br />

lieber bleiben lassen sollte – damit setzt sich<br />

dieser Artikel auseinander.<br />

1 OECD. Education at a glance.<br />

Hier zit. nach: oesterreich.orf.at/stories/2546008/;<br />

13.1.2013<br />

4 gymnasium


Bildungsstudien überschwemmen uns. In den letzten<br />

Monaten wurden etwa die Ergebnisse der ersten Bildungsstandardtestungen<br />

in Mathematik (BIST), die flächendeckend<br />

die Mathe-Kompetenzen von Österreichs<br />

SchülerInnen der 8. Schulstufe messen, veröffentlicht.<br />

Dazu gab es die internationalen Studien<br />

PIRLS <strong>und</strong> TIMMS (messen die Naturwissenschaften/<br />

Mathematikkentnisse bzw. das Lesekönnen der Zehnjährigen).<br />

Jährlich erfreut uns auch die OECD mit ihrer<br />

Bildungsstudie „Education at a glance“. Und kürzlich<br />

lieferte uns auch der „Nationale Bildungsbericht“ interessante<br />

Zahlen.<br />

In Schlagzeilen zusammengefasst, werden meist folgende<br />

Bef<strong>und</strong>e (v)ermittelt:<br />

• Österreich gibt relativ viel Geld für sein Schulwesen<br />

aus.<br />

• Die Leistungen der SchülerInnen sind aber eher<br />

durchschnittlich.<br />

• Bildung vererbt sich in Österreich stark.<br />

• SchülerInnen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> gehören zu<br />

den Bildungsverlierern.<br />

Ich möchte diese Grob-Ergebnisse nicht in Zweifel ziehen.<br />

An jeder dieser Aussagen ist etwas dran. Ähnliche<br />

Bef<strong>und</strong>e erhalten wir in den letzten 15 Jahren immer<br />

wieder. (Diese inzwischen „historischen Aussagen“ können<br />

auch entlastend empf<strong>und</strong>en werden: Denn es<br />

ist unserem Land dennoch in diesen Zeiten gelungen,<br />

eines der reichsten EU-Länder zu werden <strong>und</strong> zu bleiben.<br />

Wobei etwa mich Ergebnisse wie „Das Kind eines<br />

Hacklers bleibt halt ein Hackler. Aber bei uns hat es<br />

wenigstens einen Arbeitsplatz“ nicht wirklich zufrieden<br />

stellen können.)<br />

Interessant sind aber vor allem zwei Fragen: Warum<br />

ist das so, wie es ist? Und wie lassen sich Schwächen<br />

verbessern?<br />

KOSTEN des Schulsystems<br />

Laut Nationalem Bildungsbericht gibt Österreich pro<br />

Schüler oder Student r<strong>und</strong> 9000 Euro aus. (Ob das<br />

genau so stimmt, lässt sich in diesem Mischmasch eher<br />

schwer überprüfen, wird aber hier einmal geglaubt.) Ein<br />

naheliegender <strong>und</strong> von manchen Medien gern nahegelegter<br />

Schluss wäre nun: Die LehrerInnen verdienen<br />

in Österreich zu viel.<br />

Dem widerspricht allerdings wieder die OECD – zumindest<br />

im Vergleich mit anderen akademischen Berufen:<br />

„Pädagogen werden in Österreich deutlich schlechter<br />

bezahlt als in anderen Bereichen tätige Akademiker<br />

(...). So verdienen Lehrer in Österreich nach 15 Jahren<br />

Berufserfahrung nur zwischen 58 <strong>und</strong> 65 Prozent des<br />

Gehalts anderer Akademiker. (....) In der Sek<strong>und</strong>arstufe<br />

I, wo an der Hauptschule Lehrer mit PH-Abschluss <strong>und</strong><br />

an der <strong>AHS</strong>-Unterstufe Pädagogen mit Uni-Abschluss<br />

arbeiten, liegt das Einkommen bei 63 Prozent von<br />

jenem anderer Akademiker. Die an den Unis ausgebildeten<br />

Lehrer für <strong>AHS</strong> <strong>und</strong> berufsbildende mittlere <strong>und</strong><br />

höhere Schulen (BMHS) erhalten nach 15 Dienstjahren<br />

65 Prozent vom durchschnittlichen Gehalt anderer<br />

Akademiker.“ 1<br />

Meines Erachtens stimmt beides: Derzeit sind die Bildungskosten<br />

in Österreich vergleichsweise eher hoch.<br />

Und dennoch verdient man als Akademiker in Nicht-<br />

Lehrer-Berufen vor allem in jungen Jahren deutlich<br />

besser. Das hat mit dem Senioritätsprinzip unserer Besoldung<br />

zu tun. In Ehren ergraute PädagogInnen verdienen<br />

bei uns das Zweieinhalbfache einer Junglehrkraft.<br />

In keinem anderen Land ist diese Spanne so groß. Und<br />

das wird verstärkt durch 2 Fakten der österreichischen<br />

Zeitgeschichte: 1) mit der Bildungsexplosion der Kreisky-<br />

Jahre <strong>und</strong> 2) mit den Pensionsreformen um die Jahrtausendwende.<br />

Erstere bescherte Österreich mehr als<br />

jede zweite höhere Schule – <strong>und</strong> dafür brauchte man<br />

damals viele junge LehrerInnen – zum Beispiel auch<br />

mich. Dieser demographische „Lehrerbauch“ jener, die<br />

in den späten 70er <strong>und</strong> frühen 80er Jahren als billige<br />

JunglehrerInnen ins System eingestiegen sind, wölbt sich<br />

derzeit in den höheren <strong>und</strong> höchsten Gehaltsstufen.<br />

Sprich: Derzeit haben wir sehr viele alte <strong>und</strong> deshalb<br />

teure LehrerInnen im System. Und das deutlich länger<br />

als früher, denn die Pensionsreformen der letzten<br />

15 Jahre halten die teureren PädagogInnen länger im<br />

Aktivstand. Und man könnte sie auch gar nicht wegschicken,<br />

weil man schon jetzt zu wenige Lehrkräfte hat.<br />

Zusätzlich verteuern 2 Faktoren das österreichische<br />

Schulwesen: Wir haben durch die Teilung in B<strong>und</strong>es<strong>und</strong><br />

Landeslehrer teure Parallelstrukturen in der Verwaltung.<br />

Und wir haben im Pflichtschulbereich sehr<br />

kleinteilige Strukturen: Jeder zweite Schulstandort hat<br />

höchstens 4 Klassen. Davon die Hälfte nicht einmal<br />

4 Klassen. Das ist teuer.<br />

QUALITÄT der Ausbildung<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich: Die Qualität kann, soll <strong>und</strong> muss gesteigert<br />

werden. Und zwar permanent. Die Welt wird<br />

komplizierter, wir Lehrkräfte müssen unsere SchülerInnen<br />

morgen noch besser darauf vorbereiten, als wir das<br />

gestern taten.<br />

Aber es muss uns <strong>AHS</strong>-LehrerInnen auch erlaubt sein,<br />

darauf hinzuweisen, dass wir jedenfalls deutlich besser<br />

sind, als man glauben könnte, wenn man Zeitungen<br />

liest. Da könnte man nämlich den Eindruck bekommen,<br />

WIR wären das Problem.<br />

Dass wir das nicht sind, zeigen z. B. die Ergebnisse der<br />

neuen Standardtests in Mathematik. Ich nehme diese<br />

Studie heran, denn sie ist erstens brandneu, zweitens<br />

nahezu flächendeckend <strong>und</strong> drittens werden die<br />

Ergebnisse der PISA-Studien nach den ersten beiden<br />

Testungen, die auch die <strong>AHS</strong> als beste Ergebnisbringerin<br />

auswies, nicht mehr nach Schularten getrennt veröffentlicht.<br />

Die GymnasiastInnen der 4. Klassen erreichten<br />

5


Grafik 1 Grafik 2<br />

top thema<br />

bei BIST im Österreich-Schnitt 600 Punkte. Das sind um<br />

fast 20 % mehr als die gleichaltrigen PflichtschülerInnen<br />

(504). Das ist nun sicher kein Gr<strong>und</strong>, verächtlich auf<br />

die KollegInnen von der Hauptschule zu blicken. Die<br />

müssen ja zum Beispiel auch jene Kids unterrichten, die<br />

es zu uns oder bei uns nicht schaffen. Die können nur<br />

einen verschwindenden Teil selber an Sonderschulen<br />

abgeben. Die APS-KollegInnen leisten unter schwierigen<br />

Bedingungen schwere Arbeit.<br />

Aber in aller Unbescheidenheit: Aus diesen Zahlen lässt<br />

sich nun gar nicht herauslesen, dass WIR das Problem<br />

darstellen. Wenn die Standards übererfüllt werden,<br />

dann fast nur in unserem Bereich. Wenn sie nicht erfüllt<br />

werden, dann fast nicht in unserem Bereich. Wenn<br />

etwa eine gemeinsame Schule nach dem Best-practice-Modell<br />

gestaltet werden sollte, dann müsste eine<br />

solche wohl wie ein Gym aussehen. Am ehesten wie ein<br />

oberösterreichisches Gym – aber auch die Wiener <strong>AHS</strong><br />

bräuchte sich nicht zu verstecken (siehe nächste Seite).<br />

Falsche Schlüsse<br />

Es ließen sich aus BIST auch falsche Schlüsse ziehen. Das<br />

Wiener <strong>AHS</strong>-Ergebnis weist etwa mit 583 Punkten einen<br />

geringen Rückstand hinter den Gymnasien der meisten<br />

anderen B<strong>und</strong>esländer auf, liegt auch deutlich hinter<br />

Spitzenreiter Oberösterreich zurück. Nun hat aber Wien<br />

eine Besonderheit: Hier werden 54 % der Unterstufenkinder<br />

in der <strong>AHS</strong> beschult, mehr als doppelt so viele wie in<br />

den meisten anderen Ländern.<br />

Jetzt könnte man daraus den Fehlschluss ziehen: Je<br />

mehr Kinder in einer <strong>AHS</strong> unterrichtet werden, desto<br />

schlechter das Ergebnis. Zwei Argumente dagegen:<br />

Ich finde es bemerkenswert, dass es Wien (oder den<br />

Wiener <strong>AHS</strong>) gelingt, deutlich mehr als die Hälfte der<br />

SchülerInnen auf einen Wert von 583 Punkten zu bringen<br />

(Es macht schließlich einen Unterschied, ob man<br />

die besten 15 % bewertet oder die besten 55 %.). Und<br />

würde man beispielsweise die 20 % schwächeren<br />

Schüler aus den <strong>AHS</strong>-Ergebnissen weg- <strong>und</strong> den HS-/<br />

NMS-Ergebnissen dazurechnen, dann würden sich die<br />

Wiener Zahlen noch deutlich verbessern. Und zwar in<br />

beiden Segmenten! Ohne dass sich an den Leistungen<br />

der SchülerInnen aber auch nur irgend etwas geändert<br />

hätte. Das sind halt die Tücken der Statistik.<br />

Laut BIFIE-Statistik sitzen in der <strong>AHS</strong> 27.986 Kinder in 1.176<br />

Klassen. In den APS sitzen 53.373 Kinder in 2.898 Klassen.<br />

Man könnte daraus den falschen Schluss ziehen: Je<br />

höher die Klassenschülerzahl, desto besser die Ergebnisse.<br />

Denn jene Gymnasialkinder, von denen im Schnitt<br />

23,79 in einer Klasse sitzen, erzielen bessere Ergebnisse<br />

als die PflichtschülerInnen mit nur 20,31 Kinder pro Klasse.<br />

Dass hier kein kausaler Zusammenhang besteht, ist<br />

offensichtlich. Wer dazu (je nach Setting in den Ergebnissen<br />

durchaus divergierende) Studien braucht, erhält<br />

bei Herbert Altrichter/Sonja Somerauer. Klassenschülerzahl,<br />

Schülerleistungen <strong>und</strong> Unterrichtsqualität (Erziehung<br />

<strong>und</strong> Unterricht. Oktober 7-8, 2007) einen guten<br />

Überblick über die Forschungslage. Grob lässt sich diese<br />

aber wohl am ehesten so zusammenfassen: Bei über 30<br />

SchülerInnen verschlechtert sich die Lernqualität, bei<br />

unter 20 verbessert sich diese.<br />

Migration <strong>und</strong> Integration<br />

Migration ist ein wichtiger Faktor in der Schule. Das kann<br />

man mögen oder nicht, es ist aber so. Im Österreich-<br />

Schnitt schlägt der Migrationshintergr<strong>und</strong> bei BIST mit<br />

einem Minus von 67 Punkten zu Buche. In der APS mit<br />

minus 68 Punkten, in der <strong>AHS</strong> mit minus 42 Punkten. (Es<br />

gibt aber auch gegenläufige Teilaspekte: So gehen<br />

SchülerInnen, die Polnisch, Tschechisch, Slowakisch<br />

oder Ungarisch als Umgangssprache sprechen, prozentuell<br />

gesehen öfter ins Gymnasium als deutschsprachige.<br />

Umgekehrt ist es bei türkischsprachigen Kindern.)<br />

Vor allem Jugendliche mit türkischer Umgangssprache<br />

fallen auch häufig früh aus dem Bildungssystem:<br />

17,6 % von ihnen sind nach Abschluss der Schulpflicht<br />

nicht mehr im System. Und werden damit in Zukunft<br />

große Probleme haben <strong>und</strong> wahrscheinlich machen.<br />

Das heißt, es geht nicht primär um den Faktor Migration,<br />

sondern vor allem auch um den sozialen Status.<br />

Hier zeichnen sich halt manche Bevölkerungsgruppen<br />

als besonders arm, besonders schulfern, besonders<br />

sprachschwach aus. Dafür können aber die Kinder am<br />

allerwenigsten.<br />

6


In den letzten r<strong>und</strong> 20 Jahren gab es eine starke Zuwanderung.<br />

Diese war begründet mit einer starken Nachfrage<br />

nach Arbeitskräften im Billiglohnsektor – <strong>und</strong> dem<br />

Bürgerkrieg in Jugoslawien. Diese Zuwanderung wurde<br />

je nach ideologischem Hintergr<strong>und</strong> als gut, belastend<br />

oder unausweichlich empf<strong>und</strong>en, fand aber jedenfalls<br />

statt. Heute haben mehr als 40 % der Wiener Volksschulkinder<br />

einen Migrationshintergr<strong>und</strong>. Über 207.000<br />

mehrsprachig aufgewachsene Kinder gehen derzeit in<br />

unsere Schulen.<br />

Auf diese Zuwanderung wurde auf 2 Arten reagiert. Der<br />

deutschtümelnde Reinrassler meinte, wenn man die<br />

Fremden alle heimschickte, dann wäre alles besser. Das<br />

ist nicht nur menschenverachtend, sondern angesichts<br />

der Zahlen schlicht dumm <strong>und</strong> unmöglich.<br />

Dagegen erklärte der rotgrüne Gutmensch meist<br />

pathetisch, man habe die Fremden eh lieb, die wären<br />

auch kein Problem, ja sie dürfen geradezu keines sein.<br />

Dadurch wurde von dieser Seite her aber verschwiegen,<br />

dass die Zuwandererkinder Probleme hatten. Und<br />

die LehrerInnen hat man mit den neuen Schwierigkeiten<br />

einfach allein gelassen. Guter Rat, aber keine<br />

Ressourcen, das war die längste Zeit die österreichische<br />

„Integrations-Politik“ für die Schulen. Denn im Gegenzug<br />

zum Anwachsen der Zuwandererkinder seit den<br />

1990ern wurde das Geld in den Schulen immer weniger.<br />

Ein Sparpaket jagte das andere, Unterrichtsst<strong>und</strong>en<br />

wurden gekürzt, Deutschst<strong>und</strong>en wurden weniger.<br />

Nachmittagsbetreuung kostete nun. Man frustrierte die<br />

Lehrer durch Gehaltseinbußen, man verringerte das<br />

Angebot für die Kinder. Einsparen war das wichtigste<br />

Credo der Bildungspolitik. (Mit Ausnahme der Senkung<br />

der Klassenschülerhöchstzahlen, soviel Fairness muss<br />

auch sein.) Aber das reichte halt bei weitem nicht.<br />

Oder wie die „Salzburger Nachrichten“ zu den mangelnden<br />

Integrationserfolgen meinten: „Daran ist nicht<br />

nur die FPÖ schuld, sondern auch die B<strong>und</strong>esregierung<br />

inklusive Schmied. Sie haben das Problem der Migrantenkinder,<br />

ihre miesen Deutschkenntnisse <strong>und</strong> Schulnoten<br />

nicht einmal ansatzweise gelöst.“ 2<br />

Am menschlichsten <strong>und</strong> am einfachsten löst man die<br />

sprachlichen Schwierigkeiten im dritten Lebensjahr. Hier<br />

eignen sich die Kids im Kindergarten die Sprache mit<br />

etwas Hilfe im Rekordtempo an. Etliche Kindergartenpädagoginnen<br />

haben mir das bestätigt: „Kriege ich<br />

sie in der Krippe, mit 2, 3 Jahren, dann geht das fast<br />

von selbst in einem halben Jahr. Bei den Fünfjährigen<br />

kämpfen wir schon mehr.“ Das heißt, wenn man wirklich<br />

das Problem lösen <strong>und</strong> den Kindern echte Chancengleichheit<br />

einräumen will, dann müsste man alle zur Verfügung<br />

stehenden Ressourcen hier einsetzen. Hier lässt<br />

sich das Defizit an der Wurzel bekämpfen, schonend<br />

für die Kinder, nachhaltig, spielerisch. Damit wären<br />

auch die Diskussionen um „Deutsch-Vorschuljahr“ versus<br />

„Keine Gettoklassen“ obsolet. Und die Frage einer<br />

gemeinsamen Schule auf der Sek<strong>und</strong>arschule 1 verlöre<br />

wahrscheinlich viel von ihrem Schrecken. Vor allem,<br />

Grafik 3<br />

wenn man natürlich auch die Kevin Prohaskas, also<br />

die auch nicht gerade schulaffinen Aborigines-Kids<br />

aus Simmering oder Donaustadt, bei Bedarf im Kindergarten<br />

nachsozialisieren könnte. Ja, das kostet Geld.<br />

Aber es zahlt sich aus. Es wäre echt christlich. Und echt<br />

sozialdemokratisch.<br />

TIMMS/PIRLS<br />

Beide Studien besagen: R<strong>und</strong> 20 % der Absolventen der<br />

Volksschulen erreichen die zu erwartenden Leis tungen<br />

nicht. Auch hier ergibt sich ein großer Überschneidungsbereich<br />

mit dem Migrationsnachwuchs. Daher<br />

scheinen mir auch hier dieselben Gründe vorzuliegen<br />

<strong>und</strong> dieselben Rettungsmaßnahmen sinnvoll.<br />

Der so beliebte Hinweis, die frühe Trennung in der<br />

Sek<strong>und</strong>arstufe 2 wäre der Gr<strong>und</strong> für die schlechten<br />

Leistungen, der greift hier voll ins Leere: Die hier getesteten<br />

Kinder besuchten alle eine gemeinsame Schule,<br />

die Volksschule. Trotzdem haben wir fast auf die Kommastelle<br />

genau dieselbe Problemkohorte wie 4 Jahre<br />

später. Das Problem entsteht früher. Und sollte wenn<br />

irgend möglich noch früher beigelegt werden.<br />

P. S.: Mir sind „Migro-Kids“ ein ganz großes Anliegen. Ich<br />

mag sie sehr. Ich unterrichte an einer Wiener Schule,<br />

an der r<strong>und</strong> 80 % der SchülerInnen einen Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

haben. Aber davon haben nur wenige (vor<br />

allem späte Quereinsteiger) ein schulisches Problem<br />

deswegen. Für unsere Migro-Maturanten mussten <strong>und</strong><br />

müssen wir uns nicht genieren. Ich erinnere mich mit<br />

Stolz <strong>und</strong> Freude an Ini, Dejan, Eylim <strong>und</strong> die vielen<br />

anderen tollen AbsolventInnen. Und ich weiß, vielen<br />

von euch geht es genau so. Denn heute besuchen<br />

r<strong>und</strong> 30.000 Kinder mit Migrationshintergr<strong>und</strong> die <strong>AHS</strong>.<br />

Mit großteils achtungsgebietenden Ergebnissen. Aber<br />

ich hätte halt gerne ein bisschen Hilfe seitens der Politik.<br />

In den letzten 20 Jahren haben wir oft den Schwarzen<br />

Peter zugewiesen bekommen. Selten die benötigten<br />

Ressourcen <strong>und</strong> Rahmenbedingungen.<br />

n<br />

2 Salzburger Nachrichten, 15. Jänner 2013 Glosse: par.<br />

„Selbst schuld am Ausländerwahlkampf“<br />

top thema<br />

7


gut zu wissen<br />

Mag. Dr. Eckehard Quin,<br />

Vorsitzender der<br />

<strong>AHS</strong>-<strong>Gewerkschaft</strong><br />

eckehard.quin@goed.at<br />

Die wichtigsten<br />

Neuerungen für 2013<br />

Die <strong>Gewerkschaft</strong> konnte eine Reihe von Verbesserungen durchsetzen.<br />

„Papamonat“<br />

Einem öffentlich Bediensteten ist auf sein Ansuchen<br />

für den Zeitraum von der Geburt seines Kindes bis<br />

längstens zum Ende des Beschäftigungsverbotes der<br />

Mutter ein Urlaub unter Entfall der Bezüge (Karenzurlaub)<br />

im Ausmaß von bis zu vier Wochen zu gewähren,<br />

wenn er mit dem Kind <strong>und</strong> der Mutter im gemeinsamen<br />

Haushalt lebt.<br />

Der Bedienstete hat Beginn <strong>und</strong> Dauer des Karenzurlaubes<br />

spätestens eine Woche vor dem voraussichtlichen<br />

Geburtstermin bekanntzugeben <strong>und</strong> in<br />

weiterer Folge die anspruchsbegründenden sowie<br />

die anspruchsbeendenden Umstände darzulegen.<br />

Die Zeit des Karenzurlaubes ist in dienst-, besoldungs<strong>und</strong><br />

pensionsrechtlicher Hinsicht wie eine Karenz nach<br />

dem VKG zu behandeln.<br />

Pflegefreistellung<br />

Ab sofort haben öffentlich Bedienstete auch<br />

Anspruch auf Pflegefreistellung für eigene Kinder,<br />

wenn diese nicht im gemeinsamen Haushalt leben.<br />

Der Anspruch auf Pflegefreistellung wird außerdem<br />

auf die Begleitung von Kindern während eines stationären<br />

Aufenthalts derselben in einer Heil- <strong>und</strong><br />

Pflegeanstalt ausgedehnt, sofern das Kind das zehnte<br />

Lebensjahr noch nicht vollendet hat.<br />

Teilzeitbeschäftigung für Personen<br />

in Leitungsfunktionen<br />

Ab 1. September 2013 ist es auch Personen in Leitungsfunktionen<br />

gestattet, die Lehrverpflichtung<br />

wegen der Betreuung eines Kindes (§ 50b BDG) zu<br />

reduzieren. Wird für einen Leiter 1 , einen Abteilungsvorstand,<br />

einen Fachvorstand oder einen Erziehungsleiter<br />

die Lehrverpflichtung herabgesetzt, ist<br />

eine geeignete Lehrperson mit der (dem Ausmaß<br />

der Herabsetzung entsprechenden) Vertretung des<br />

Inhabers der Leitungsfunktion zu betrauen.<br />

Einer mit Leitungsaufgaben teilbetrauten Lehrperson<br />

gebührt für die Dauer dieser Teilbetrauung eine<br />

Vergütung. Diese ist nach den Bestimmungen über<br />

die Dienstzulage nach § 57 GehG (Direktorenzulage<br />

etc.) <strong>und</strong> dem Ausmaß der Teilbetrauung zu<br />

bemessen.<br />

Fahrtkostenzuschuss<br />

Dem Bediensteten, der durch Erklärung beim Arbeitgeber<br />

ein Pendlerpauschale 2 in Anspruch nimmt,<br />

gebührt ab dem Tag der Abgabe dieser Erklärung<br />

bei seiner Dienstbehörde ein Fahrtkostenzuschuss. Der<br />

Fahrtkostenzuschuss beträgt seit 1. Jänner 2013 für<br />

jeden vollen Kalendermonat (in EUR):<br />

8 gymnasium


gut zu wissen<br />

Foto: Yuri Arcurs – Fotolia.com<br />

einfache Fahrtstrecke<br />

über<br />

„kleine“ Pendlerpauschale<br />

Anspruch auf das<br />

„große“ Pendlerpauschale<br />

2 km - 10,14<br />

20 km 18,63 40,23<br />

40 km 36,84 70,02<br />

60 km 55,08 100,00<br />

Anrechnung von künstlerischen<br />

Universitätsstudien als Vordienstzeiten<br />

Lehrpersonen für Bildnerische Erziehung, Technisches<br />

Werken <strong>und</strong> Textiles Werken sowie für verwandte<br />

Unterrichtsgegenstände an mittleren <strong>und</strong> höheren<br />

Schulen erfüllen die Erfordernisse für die Einreihung in<br />

L 2a 2 (l 2a 2) durch die erfolgreiche Ablegung der<br />

Reifeprüfung (Reife- <strong>und</strong> Diplomprüfung) <strong>und</strong> den<br />

Erwerb eines Diplom- oder Mastergrades nach einem<br />

einschlägigen künstlerischen Universitätsstudium. In<br />

der Vergangenheit gab es Meinungsverschiedenheiten<br />

zwischen der <strong>Gewerkschaft</strong> <strong>und</strong> dem Dienstgeber<br />

über die Anrechnung der Studienzeiten für die Vorrückung.<br />

Nun wird gesetzlich ausdrücklich sichergestellt,<br />

dass die vorgeschriebene Mindeststudiendauer<br />

eines künstlerischen Studiums bei der Ermittlung des<br />

Vorrückungsstichtages zu berücksichtigen ist.<br />

Abgeltungen im Zusammenhang mit der<br />

neuen Reifeprüfung<br />

Alle hier genannten Vergütungen treten mit der flächendeckenden<br />

Einführung der neuen Reifeprüfung<br />

in Kraft. Sie gelten auch, wenn das „Gesamtpaket“<br />

durch Beschluss des SGA um ein Jahr vorverlegt wird,<br />

was bis zur Drucklegung dieser Zeitung nur in einer<br />

einzigen Schule geschehen ist. Prüfungstaxen, die im<br />

Folgenden nicht erwähnt werden, unterliegen keiner<br />

Veränderung.<br />

Wenn im Rahmen von Schulversuchen nur Teile der<br />

neuen Reifeprüfung erprobt werden, gelten die bisherigen<br />

Bestimmungen – es gebührt also z. B. keinerlei<br />

Abgeltung für den Schulversuch Vorwissenschaftliche<br />

Arbeit (VWA), es gelten die derzeitigen Prüfungstaxen<br />

für die schriftliche Matura auch beim Schulversuch zur<br />

Zentralmatura etc.<br />

VWA: Der Lehrperson gebührt für die kontinuierliche<br />

Betreuung der VWA im Verlauf der letzten Schulstufe<br />

je betreuter Arbeit eine Abgeltung in Höhe von 9,82<br />

Prozent des Gehalts der Dienstklasse V Gehaltsstufe 2.<br />

(Derzeit wären das 229,95 €.) Dabei ist der Gehaltsan-<br />

1 Personenbezogene Bezeichnungen umfassen gleichermaßen Personen<br />

männlichen <strong>und</strong> weiblichen Geschlechts.<br />

2 Zum Pendlerpauschale siehe den Artikel „Fahrtkostenzuschuss <strong>und</strong> Pendlerpauschale“<br />

von Mag. Herbert Weiß in der Ausgabe Nr. 6/2012.<br />

9


satz der Dienstklasse V Gehaltsstufe 2 für September<br />

des Jahres zugr<strong>und</strong>e zu legen, in dem das Schuljahr<br />

beginnt, in dessen Verlauf die Betreuung stattfindet.<br />

Die Abgeltung für die Betreuung der VWA gebührt<br />

im Fall des Betreuungswechsels aliquot der zunächst<br />

betreuenden <strong>und</strong> der die Betreuung fortsetzenden<br />

Lehrperson in Abhängigkeit vom jeweiligen Zeitraum<br />

ihrer aufrechten Bestellung zum Betreuer (Bestellungszeitraum)<br />

in der Betreuungsphase. Als Betreuungsphase<br />

gelten die Kalendermonate September bis April des<br />

Schuljahres, in dessen Verlauf die Betreuung stattzufinden<br />

hat. Für jeden vom Bestellungszeitraum erfassten<br />

Kalendermonat in der Betreuungsphase gebührt<br />

je ein Achtel der Abgeltung. Im Falle des Wechsels<br />

während eines Monats gebührt der auf diesen Monat<br />

entfallende Betrag den beiden Lehrpersonen anteilig<br />

entsprechend der jeweiligen Betreuungsdauer.<br />

Für die Korrektur der VWA einschließlich Präsentation<br />

<strong>und</strong> Diskussion gebührte derzeit eine Prüfungstaxe in<br />

der Höhe von 31,4 €. Auch bei diesem Betrag erfolgt<br />

eine automatische Valorisierung.<br />

Vorbereitung auf die mündliche Reifeprüfung: Der Lehrperson,<br />

die mit der Abhaltung von Unterrichtseinheiten<br />

im Rahmen von Arbeitsgruppen zur Vorbereitung auf<br />

die mündliche Reifeprüfung betraut ist, gebührt für<br />

jede gehaltene Unterrichtseinheit eine Abgeltung in<br />

Höhe von 2,5 Prozent des Gehalts der Dienstklasse V<br />

Gehaltsstufe 2. (Derzeit wären das 58,54 €.)<br />

Arbeitsgruppen dürfen pro Prüfungsgebiet der mündlichen<br />

Reifeprüfung zum jeweiligen Haupttermin in der<br />

Anzahl gebildet werden, die dem Ergebnis der Teilung<br />

der Gesamtzahl der im Prüfungsgebiet zu betreuenden<br />

Prüfungskandidaten durch 20, gegebenenfalls<br />

aufger<strong>und</strong>et auf die nächste ganze Zahl, entspricht.<br />

Die Arbeitsgruppen dürfen im Umfang von bis zu vier<br />

Unterrichtseinheiten geführt werden.<br />

Prüfungstaxen: Für eine zentrale schriftliche Prüfung,<br />

eine Kompensationsprüfung <strong>und</strong> eine mündliche Teilprüfung<br />

wird jeweils 11,3 € bezahlt. Dieser Betrag entspricht<br />

der derzeitigen Abgeltung für die mündliche<br />

Teilprüfung.<br />

Das mit der neuen Reifeprüfung zusätzlich geschaffene<br />

Kommissionsmitglied, der fachk<strong>und</strong>ige Beisitzer bei<br />

Prüfungsgebieten der mündlichen Prüfung sowie bei<br />

Kompensationsprüfungen, erhält 5,8 € Prüfungstaxe.<br />

Auch die oben genannten Prüfungstaxen werden<br />

automatisch valorisiert.<br />

Verbesserung der Entgeltfortzahlung im<br />

Krankheitsfall<br />

Nach der bisherigen Rechtslage hatten Vertragsbedienstete<br />

keinen Anspruch auf Fortzahlung des<br />

Monatsentgelts, wenn sie früher als 14 Tage nach<br />

Dienstantritt durch Krankheit an der Dienstleistung<br />

verhindert sind. Die Fortzahlung im Falle einer Dienstverhinderung<br />

durch andere wichtige, die Person<br />

betreffende Gründe setzte eine mindestens einmonatige<br />

Dienstleistung voraus.<br />

Diese Wartefristen entfallen nun zur Gänze. Voraussetzung<br />

für den Anspruch auf Entgeltfortzahlung bleibt<br />

jedoch wie bei der Dienstverhinderung durch Unfall,<br />

dass der Dienst angetreten wurde.<br />

Klarstellung im Mutterschutz<strong>und</strong><br />

Väterkarenzgesetz betreffend<br />

Vertragslehrer<br />

Beamte, deren Wochendienstzeit nach MSchG oder<br />

VKG herabgesetzt ist, dürfen über die für sie maßgebende<br />

Wochendienstzeit hinaus zur Dienstleistung nur<br />

herangezogen werden, wenn die Dienstleistung zur<br />

Vermeidung eines Schadens unverzüglich notwendig<br />

ist <strong>und</strong> ein Bediensteter, dessen Wochendienstzeit<br />

nicht herabgesetzt ist, nicht zur Verfügung steht. Diese<br />

Bestimmung ist auf Lehrer nicht anzuwenden, deren<br />

Lehrverpflichtung um höchstens 25 % herabgesetzt ist.<br />

Diese Regelungen werden nun explizit auch auf Vertragsbedienstete<br />

ausgeweitet, womit klargestellt ist,<br />

dass auch Vertragsbedienstete bei Inanspruchnahme<br />

von Elternteilzeit nicht zu Mehrdienstleistungen herangezogen<br />

werden dürfen.<br />

Mitwirkungsrecht der<br />

Personalvertretung im Rahmen des<br />

„Qualitätsmanagements“<br />

Im heurigen Schuljahr können Schulen freiwillig am<br />

„Qualitätsmanagement“ gem. § 18 B<strong>und</strong>es-Schulaufsichtsgesetz<br />

teilnehmen. Ab 1. September 2013 ist es<br />

an allen Schulen umzusetzen.<br />

Im Rahmen des Qualitätsmanagements sind auf allen<br />

Ebenen der Schulverwaltung u. a. periodisch Entwicklungspläne<br />

zu erstellen <strong>und</strong> Zielvereinbarungen zu<br />

treffen.<br />

Seit 29. Dezember 2012 spricht § 9 Abs. 1 lit. p PVG<br />

dem jeweils zuständigen Personalvertretungsorgan<br />

(PVO) ein Mitwirkungsrecht bei Entwicklungsplänen<br />

<strong>und</strong> Zielvereinbarungen gemäß § 18 B<strong>und</strong>es-Schulaufsichtsgesetz<br />

zu.<br />

Aus dem Mitwirkungsrecht des zuständigen PVO, in<br />

der Regel des Dienststellenausschusses (DA), ergibt<br />

sich aber auch eine Mitwirkungspflicht. Der DA ist spätestens<br />

zwei Wochen vor der geplanten Durchführung<br />

der Maßnahme nachweislich davon in Kenntnis zu setzen.<br />

Wenn der DA gem. § 10 PVG dagegen Einspruch<br />

erhebt, hat der Dienststellenleiter mit dem Ziel einer<br />

Verständigung eingehend mit dem DA zu verhandeln.<br />

Kommt keine Verständigung über die Entwicklungspläne<br />

<strong>und</strong> Zielvereinbarungen zustande, haben, wenn es<br />

der DA fordert, die darin vorgesehenen Maßnahmen<br />

so lange zu unterbleiben, bis über die Angelegenheit<br />

endgültig entschieden ist.<br />

n<br />

10 gymnasium


gut zu wissen<br />

Mag. Herbert WeiSS,<br />

Vorsitzender-Stellvertreter<br />

<strong>und</strong> Besoldungsreferent<br />

herbert.weiss@goed.at<br />

Werbungskosten<br />

Teil 2: Arbeitskleidung –<br />

Doppelte Haushaltsführung<br />

In diesem Teil der Serie möchte ich einige Aufwendungen nennen, von denen man gemeinhin<br />

annimmt, dass sie Werbungskosten darstellen, was leider nicht immer der Fall ist.<br />

Foto: Bernd Leitner – Fotolia.com<br />

ARBEITSKLEIDUNG:<br />

Es können nur die Kosten für typische Berufs- oder<br />

Arbeitsschutzkleidung geltend gemacht werden<br />

(z. B. Arbeitsmäntel). Kosten für Kleidung, die üblicherweise<br />

auch privat getragen wird (z. B. Sportkleidung,<br />

Turnschuhe), können nicht abgeschrieben werden.<br />

Die Reinigungskosten für die steuerlich anerkannte<br />

Arbeitskleidung können nur bei außergewöhnlicher<br />

beruflicher Verschmutzung abgesetzt werden, wenn<br />

dafür die Rechnung einer Reinigungsfirma vorliegt.<br />

ARBEITSMITTEL UND WERKZEUGE:<br />

Darunter fallen Wirtschaftsgüter, die überwiegend zur<br />

Ausübung einer Berufstätigkeit verwendet werden.<br />

Dazu gehören Arbeitsmaterialien (natürlich nur in<br />

einem glaubwürdigen Rahmen) wie Papier, Kugelschreiber,<br />

Disketten, CD-Rohlinge oder Videokassetten.<br />

Absetzbar sind weiters Taschenrechner, Musikinstrumente<br />

von Musiklehrern 1 (allerdings meist mit<br />

einer sehr langen Nutzungsdauer versehen – z. B. bei<br />

einem neuen Klavier zum Preis von EUR 7.300,00 mit<br />

mindestens 20 Jahren; Ausgaben für Instrumente,<br />

die als Antiquitäten anzusehen sind, gelten nicht als<br />

Werbungskosten) <strong>und</strong> Schulsoftware (z. B. Notenprogramme,<br />

Formelschreib- <strong>und</strong> -zeichenprogramme).<br />

Sportgeräte wie z. B. Schi sind nur dann absetzbar,<br />

wenn sie ausschließlich beruflich verwendet werden.<br />

Das trifft üblicherweise nur bei Berufssportlern zu. Die<br />

Ausschließlichkeit kann unter Umständen aber auch<br />

durch die Verwahrung in der Schule nachgewiesen<br />

werden, was wiederum durch die Direktion bestätigt<br />

werden kann.<br />

1 Personenbezogene Bezeichnungen umfassen gleichermaßen Personen<br />

weiblichen <strong>und</strong> männlichen Geschlechts.<br />

11


Computer gehören auch zu dieser Gruppe von Werbungskosten.<br />

Aufwendungen im Zusammenhang mit<br />

der Anschaffung eines Computers einschließlich des<br />

Zubehörs (z. B. CD-Rohlinge, Drucker, Modem, Scanner)<br />

sind Werbungskosten, soweit eine berufliche Verwendung<br />

eindeutig feststeht (kein Aufteilungsverbot).<br />

Bei Computern, die in der Wohnung des Steuerpflichtigen<br />

aufgestellt sind, sind die berufliche Notwendigkeit<br />

<strong>und</strong> das Ausmaß der beruflichen Nutzung vom Steuerpflichtigen<br />

nachzuweisen oder glaubhaft zu machen.<br />

Eine Aufteilung in einen beruflichen oder privaten<br />

Anteil ist gegebenenfalls nach entsprechenden Feststellungen<br />

im Schätzungsweg vorzunehmen.<br />

Bei dieser Schätzung ist angesichts der breiten Einsatzmöglichkeiten<br />

von Computern ein strenger Maßstab<br />

anzuwenden. Dabei ist unter anderem zu berücksichtigen,<br />

ob das Gerät von in Ausbildung stehenden<br />

Familienangehörigen des Steuerpflichtigen für Ausbildungszwecke<br />

verwendet wird oder inwieweit Internetanschlüsse<br />

verwendet werden, für die keine berufliche<br />

Notwendigkeit besteht. Bei der Schätzung ist das<br />

Parteiengehör zu wahren. Auf Gr<strong>und</strong> der Erfahrungen<br />

des täglichen Lebens ist davon auszugehen, dass<br />

die private Nutzung eines beruflich verwendeten, im<br />

Haushalt des Steuerpflichtigen stationierten Computers<br />

mindestens 40 % beträgt. Wird vom Steuerpflichtigen<br />

eine niedrigere private Nutzung behauptet, ist<br />

dies im Einzelfall konkret nachzuweisen bzw. glaubhaft<br />

zu machen.<br />

Die Aufwendungen für die Anschaffung eines Computers<br />

sind ggf. über die Absetzung für Abnutzung<br />

abzuschreiben, wobei für Anschaffungen ab 1. Jänner<br />

2003 gr<strong>und</strong>sätzlich von einer Nutzungsdauer von<br />

mindestens drei Jahren auszugehen ist. Eine einmal<br />

gewählte Nutzungsdauer kann nicht geändert werden.<br />

PC, Bildschirm <strong>und</strong> Tastatur stellen eine Einheit dar,<br />

nicht jedoch Maus, Drucker oder Scanner, die als<br />

eigenständige Wirtschaftsgüter anzusetzen sind <strong>und</strong><br />

– soweit die Anschaffungskosten EUR 400 nicht übersteigen<br />

– als geringwertige Wirtschaftsgüter sofort<br />

abgeschrieben werden können.<br />

ARBEITSZIMMER:<br />

Die Aufwendungen für ein Arbeitszimmer sind für<br />

Lehrer nicht absetzbar. Abzugsfähige Ausgaben liegen<br />

nämlich nur dann vor, wenn das Arbeitszimmer<br />

nahezu ausschließlich beruflich genutzt wird <strong>und</strong> den<br />

Mittelpunkt der gesamten beruflichen Tätigkeit bildet.<br />

Nur wenn dieses Arbeitszimmer erforderlich ist UND<br />

fast ausschließlich beruflich genutzt wird UND nicht im<br />

Wohnungsverband liegt (z. B. eigene Mietwohnung),<br />

können die entstehenden Kosten (Miete, Strom etc.)<br />

<strong>und</strong> die Einrichtung des Arbeitszimmers steuerlich geltend<br />

gemacht werden.<br />

AUS- UND FORTBILDUNGSKOSTEN:<br />

Aufwendungen für Bildungsmaßnahmen sind als Werbungskosten<br />

abzugsfähig, wenn sie Kosten für Fortbildung,<br />

Ausbildung im verwandten Beruf oder Umschulung<br />

darstellen.<br />

Fortbildungskosten dienen dazu, im jeweils ausgeübten<br />

Beruf auf dem Laufenden zu bleiben, um den<br />

jeweiligen Anforderungen gerecht zu werden. Merk-<br />

12 12 gymnasium


mal beruflicher Fortbildung ist es, dass sie der Verbesserung<br />

der Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten im bisher<br />

ausgeübten Beruf dient.<br />

Ausbildungskosten sind Aufwendungen zur Erlangung<br />

von Kenntnissen, die eine Berufsausübung ermöglichen.<br />

Die Abzugsfähigkeit von Ausbildungskosten ist<br />

nur dann gegeben, wenn ein Zusammenhang mit der<br />

ausgeübten oder einer damit verwandten Tätigkeit<br />

vorliegt. Maßgebend ist die konkrete Einkunftsquelle<br />

(z. B. konkretes Dienstverhältnis, konkrete betriebliche<br />

Tätigkeit), nicht ein früher erlernter Beruf oder<br />

ein abstraktes Berufsbild oder eine früher ausgeübte<br />

Tätigkeit.<br />

Steht eine Bildungsmaßnahme im Zusammenhang<br />

mit der bereits ausgeübten Tätigkeit, ist eine Unterscheidung<br />

in Fort- oder Ausbildung nicht erforderlich,<br />

weil in beiden Fällen Abzugsfähigkeit gegeben ist.<br />

Aus- <strong>und</strong> Fortbildungskosten unterscheiden sich von<br />

der Umschulung dadurch, dass sie nicht „umfassend“<br />

sein müssen, somit auch einzelne berufsspezifische<br />

Bildungssegmente als Werbungskosten abzugsfähig<br />

sind. Ob eine Tätigkeit mit der ausgeübten Tätigkeit<br />

verwandt ist, bestimmt sich nach der Verkehrsauffassung<br />

2 . Von einer verwandten Tätigkeit ist auszugehen,<br />

wenn die Tätigkeiten (Berufe) üblicherweise gemeinsam<br />

am Markt angeboten werden (z. B. Friseurin <strong>und</strong><br />

Kosmetikerin, Dachdecker <strong>und</strong> Spengler) oder die<br />

Tätigkeiten im Wesentlichen gleich gelagerte Kenntnisse<br />

oder Fähigkeiten erfordern (z. B. Fleischhauer<br />

<strong>und</strong> Koch, Elektrotechniker <strong>und</strong> EDV-Techniker). Eine<br />

wechselseitige Anrechnung von Ausbildungszeiten ist<br />

ein Hinweis für das Vorliegen von verwandten Tätigkeiten.<br />

Von einem Zusammenhang mit der ausgeübten oder<br />

verwandten Tätigkeit ist dann auszugehen, wenn die<br />

durch die Bildungsmaßnahme erworbenen Kenntnisse<br />

in einem wesentlichen Umfang im Rahmen der<br />

ausgeübten (verwandten) Tätigkeit verwertet werden<br />

können. Bei Bildungsmaßnahmen zum Erwerb<br />

gr<strong>und</strong>sätzlicher kaufmännischer oder bürotechnischer<br />

Kenntnisse (z. B. Einstiegskurse für EDV, Erwerb des<br />

europäischen Computerführerscheins, Buchhaltung)<br />

ist stets von einem Zusammenhang mit der jeweils ausgeübten<br />

(verwandten) Tätigkeit auszugehen. Derartige<br />

Kenntnisse sind von genereller Bedeutung für alle<br />

Berufsgruppen, sodass in diesen Fällen die Prüfung, ob<br />

eine konkrete Veranlassung durch den ausgeübten<br />

Beruf erfolgt, zu entfallen hat.<br />

Ab der Veranlagung 2003 sind Aufwendungen für<br />

Umschulungsmaßnahmen dann abzugsfähig, wenn<br />

sie derart umfassend sind, dass sie einen Einstieg in<br />

eine neue berufliche Tätigkeit ermöglichen, die mit<br />

der bisherigen Tätigkeit nicht verwandt ist <strong>und</strong> auf<br />

eine tatsächliche Ausübung eines anderen Berufes<br />

abzielen.<br />

Der Begriff „Umschulung“ setzt – ebenso wie Aus- <strong>und</strong><br />

Fortbildung – voraus, dass der Steuerpflichtige eine<br />

Tätigkeit ausübt. Wurde bereits ein Beruf ausgeübt,<br />

hindert eine eingetretene Arbeitslosigkeit, unabhängig<br />

davon, ob Arbeitslosengeld bezogen wurde oder<br />

nicht, die Abzugsfähigkeit von Umschulungskosten<br />

nicht. Als berufliche Tätigkeit gilt jede Tätigkeit, die<br />

zu Einkünften führt (d. h. auch Hilfstätigkeiten oder<br />

fallweise Beschäftigungen). Auch wenn die berufliche<br />

Tätigkeit in einem Kalenderjahr erst nach Anfallen von<br />

Aufwendungen begonnen wird, können absetzbare<br />

Umschulungskosten vorliegen. Absetzbar sind in diesem<br />

Fall alle Umschulungskosten, die im Kalenderjahr<br />

des Beginns der beruflichen Tätigkeit anfallen.<br />

Beispiel: Beginn eines Medizinstudiums im Oktober<br />

2010 <strong>und</strong> Aufnahme einer Tätigkeit als Taxifahrer im<br />

Februar 2011. Die Studienkosten können ab dem Jahr<br />

2011 als Umschulungskosten abgesetzt werden.<br />

Da ein Pensionist keine Erwerbstätigkeit ausübt, sind<br />

Bildungsmaßnahmen jedweder Art (Fortbildung, Ausbildung,<br />

Umschulung) gr<strong>und</strong>sätzlich nicht als Werbungskosten<br />

absetzbar. Davon ausgenommen ist ein<br />

Frühpensionist, der nachweist oder glaubhaft machen<br />

kann, dass er die Bildungsmaßnahme zum beruflichen<br />

Wiedereinstieg absolviert <strong>und</strong> somit tatsächlich auf<br />

die Ausübung eines anderen Berufs abzielt.<br />

Im Rahmen der Umschulung ist es nicht erforderlich,<br />

dass der Steuerpflichtige seine bisherige Tätigkeit aufgibt.<br />

Die angestrebte Tätigkeit muss aber zur Sicherung<br />

des künftigen Lebensunterhaltes dienen oder zumindest<br />

zu einem wesentlichen Teil beitragen. Dabei sind<br />

Einkünfte aus Vermietung <strong>und</strong> Verpachtung sowie aus<br />

Kapitalvermögen nicht zu berücksichtigen.<br />

Aufwendungen des Steuerpflichtigen selbst im Zusammenhang<br />

mit Umschulungsmaßnahmen, die aus<br />

öffentlichen Mitteln (AMS) oder von Arbeitsstiftungen<br />

gefördert werden, sind immer als Werbungskosten<br />

abzugsfähig. Aufwendungen für einzelne Kurse oder<br />

Kursmodule für eine nicht verwandte berufliche Tätigkeit<br />

sind nicht abzugsfähig (z. B. Aufwendungen für<br />

den Besuch eines einzelnen Krankenpflegekurses, der<br />

für sich allein keinen Berufsumstieg sicherstellt). Derartige<br />

Aufwendungen sind nur abzugsfähig, wenn sie<br />

Aus- oder Fortbildungskosten darstellen.<br />

Typische Aus- <strong>und</strong> Fortbildungskosten für Lehrer:<br />

Kurskosten (Kursbeitrag), Kosten für die Arbeitsunterlagen,<br />

Fahrtkosten, Nächtigungskosten <strong>und</strong> allenfalls<br />

Tagesgelder, <strong>und</strong> zwar für die ersten fünf Tage, wenn<br />

der Kurs nicht am Wohnort oder Arbeitsort stattfindet.<br />

Ersetzt der Arbeitgeber einen Teil dieser Kosten, kann<br />

2 Unter „Verkehrsauffassung“ versteht man die überwiegende Meinung der<br />

Allgemeinheit zur Bewertung eines juristischen Sachverhalts.<br />

gut zu wissen<br />

13


natürlich nur die Differenz als Werbungskosten geltend<br />

gemacht werden. Sprachkurse sind dann absetzbar,<br />

wenn man die Sprache im Beruf braucht. Nur die<br />

Kurskosten können als Werbungskosten berücksichtigt<br />

werden, nicht aber Fahrt- <strong>und</strong> Aufenthaltkosten etwa<br />

beim Besuch eines Sprachkurses im Ausland.<br />

Aufwendungen für Studienreisen gehören nur dann zu<br />

den Berufsfortbildungskosten, wenn sie eindeutig von<br />

Privatreisen abgegrenzt werden können. Das gilt dann<br />

als gegeben, wenn die Planung <strong>und</strong> Durchführung<br />

der Reise entweder im Rahmen einer lehrgangsmäßigen<br />

Organisation oder in einer anderen Weise erfolgt,<br />

die den beruflichen Anlass einwandfrei erkennen<br />

lässt. Die erworbenen Kenntnisse müssen einigermaßen<br />

konkret im Beruf verwertbar sein. Das Programm<br />

selbst muss auf eine Berufsgruppe zugeschnitten sein,<br />

sodass es für Berufsfremde nicht von Interesse ist.<br />

Das Tagesprogramm schließlich muss, orientiert an<br />

der Normalarbeitszeit, durchschnittlich acht St<strong>und</strong>en<br />

täglich betragen. Liegen diese Voraussetzungen vor,<br />

sind alle im Zusammenhang mit der Studienreise stehenden<br />

Kosten (Fahrt- <strong>und</strong> Aufenthaltskosten, Teilnahmegebühren<br />

etc.) als Werbungskosten absetzbar. Bei<br />

Studienreisen mit gemischtem Programm zählen hingegen<br />

nur eindeutig abgrenzbare Fortbildungskosten<br />

als Werbungskosten (z. B. Teilnahmegebühren).<br />

Sind die beruflich veranlassten Reiseabschnitte klar<br />

<strong>und</strong> einwandfrei von privat veranlassten Reiseabschnitten<br />

trennbar, können die anteiligen Aufwendungen<br />

für Verpflegung <strong>und</strong> Unterkunft als Werbungskosten<br />

geltend gemacht werden.<br />

Das Aufteilungsverhältnis für die Fahrtkosten ergibt<br />

sich aus dem Verhältnis der ausschließlich beruflich<br />

veranlassten Aufenthaltstage zu den übrigen Aufenthaltstagen.<br />

Die Tage der Hin- <strong>und</strong> Rückreise sind<br />

neutral zu behandeln <strong>und</strong> fließen in diese Berechnung<br />

nicht ein. Pauschale Tages- <strong>und</strong> Nächtigungsgelder<br />

(Diäten) können nur für jeden rein betrieblich veranlassten<br />

Aufenthaltstag als Werbungskosten abgesetzt<br />

werden.<br />

Ist eine Trennung zwischen beruflicher/betrieblicher<br />

<strong>und</strong> privater Veranlassung der Reise nicht möglich,<br />

so sind die Reiseaufwendungen weiterhin zur Gänze<br />

nicht abzugsfähig. Wurde allerdings eine Dienstreise<br />

vom Arbeitgeber angeordnet, gilt sie als fremdbestimmt.<br />

In diesem Fall besteht ein Anspruch auf uneingeschränkte<br />

Abzugsfähigkeit der Reiseaufwendungen,<br />

selbst wenn anlässlich der Reise auch private<br />

Unternehmungen stattfinden.<br />

3 Der Wert gilt seit 1. Jänner 2011. Für den Zeitraum 2008 bis 2010 galt der<br />

Wert EUR 281.<br />

DOPPELTE HAUSHALTSFÜHRUNG<br />

UND FAMILIENHEIMFAHRTEN:<br />

Wer eine Wohnung in der Nähe des Arbeitsplatzes<br />

braucht, weil der Familienwohnsitz zu weit weg ist,<br />

um täglich nach Hause zu fahren (jedenfalls bei<br />

einer Entfernung von mehr als 120 km), kann die Aufwendungen<br />

für diese Wohnung als Werbungskosten<br />

geltend machen. Das sind insbesondere Aufwendungen<br />

für eine zweckentsprechende angemietete<br />

Wohnung (Hotelzimmer) des Steuerpflichtigen am<br />

Dienstort (Mietkosten <strong>und</strong> Betriebskosten) einschließlich<br />

der erforderlichen Einrichtungsgegenstände. Die<br />

durchschnittlichen Kosten einer Hotelunterkunft (je<br />

nach örtlichen Gegebenheiten maximal EUR 2.200<br />

monatlich) dürfen dabei aber nicht überschritten<br />

werden. In diesem Zusammenhang ist auch auf die<br />

Häufigkeit der auswärtigen Nächtigungen Bedacht<br />

zu nehmen. Bei Eigentumswohnungen ist zu prüfen,<br />

ob nicht die berufliche Veranlassung durch private<br />

Gründe (z. B. Vermögensschaffung, künftige Wohnvorsorge<br />

für Angehörige) überlagert wird. Steht die<br />

berufliche Veranlassung im Vordergr<strong>und</strong>, können<br />

die Abnutzung (1,5 % pro Jahr) sowie die diesbezüglichen<br />

Betriebskosten abgesetzt werden. Aufwendungen<br />

für Familienheimfahrten können bis zu EUR<br />

306 monatlich (ein Zwölftel des höchstmöglichen<br />

jährlichen Pendlerpauschales 3 ) als Werbungskosten<br />

abgesetzt werden.<br />

Verheiratete oder in eheähnlicher Gemeinschaft<br />

Lebende können diese Werbungskosten auf Dauer<br />

geltend machen, wenn beide Partner steuerlich<br />

relevante Einkünfte beziehen. Ist der Partner nicht<br />

berufstätig, können sie für eine Dauer von zwei<br />

Jahren beansprucht werden. Bei Alleinstehenden ist<br />

die doppelte Haushaltsführung mit sechs Monaten<br />

befristet.<br />

Bei einem verheirateten oder in eheähnlicher<br />

Gemeinschaft lebenden Dienstnehmer sind bei Geltendmachung<br />

der Kosten einer doppelten Haushaltsführung<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich die Kosten von wöchentlichen<br />

Familienheimfahrten zu berücksichtigen. Bei einem<br />

alleinstehenden Steuerpflichtigen wird gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

das monatliche Aufsuchen des Heimatortes als<br />

ausreichend angesehen. Voraussetzung ist, dass der<br />

alleinstehende Steuerpflichtige an diesem Heimatort<br />

über eine Wohnung verfügt. Der Besuch der Eltern ist<br />

nicht als Familienheimfahrt zu werten.<br />

Sind wöchentliche bzw. monatliche Familienheimfahrten<br />

mit Rücksicht auf die Entfernung (insbesondere<br />

ins Ausland) völlig unüblich, so ist nur eine<br />

geringere Anzahl von Familienheimfahrten steuerlich<br />

absetzbar.<br />

<br />

n<br />

(Fortsetzung folgt in der nächsten Ausgabe.)<br />

14 gymnasium


im fokus<br />

Mag. Gerhard Riegler,<br />

Vorsitzender des<br />

Zentralausschusses <strong>und</strong><br />

Mitglied der B<strong>und</strong>esleitung<br />

gerhard.riegler@goed.at<br />

Der Leistungsstand<br />

unserer 10-Jährigen<br />

Beobachtungen aus den PIRLS 2011- <strong>und</strong> TIMSS 2011-Ergebnissen 1 (Teil 1)<br />

1 Folgende drei Studien wurden<br />

von der „International Association<br />

for the Evaluation of Educational<br />

Achievement (IEA)“ am 11. Dezember<br />

2012 veröffentlicht:<br />

• IEA, „PIRLS 2011 – International<br />

Results in Reading“ (2012); im<br />

Folgenden als „IEA, PIRLS 2011“<br />

zitiert.<br />

• IEA; „TIMSS 2011 – International<br />

Results in Mathematics“ (2012),<br />

im Folgenden als „IEA, TIMSS-M<br />

2011“ zitiert.<br />

• IEA, „TIMSS 2011 International<br />

Results in Science“ (2012); im<br />

Folgenden als „IEA, TIMSS-NaWi<br />

2011“ zitiert.<br />

Am selben Tag veröffentlichte das<br />

BIFIE den Bericht „PIRLS & TIMSS<br />

2011 - Schülerleistungen in Lesen,<br />

Mathematik <strong>und</strong> Naturwissenschaft<br />

in der Gr<strong>und</strong>schule - Erste Ergebnisse“<br />

(2012), den ich im Folgenden<br />

als „BIFIE, PIRLS & TIMSS 2011“ zitiere.<br />

Wie bei PISA sind bei den 10-Jährigen die AsiatInnen weltweit<br />

voran, <strong>und</strong> Finnlands SchülerInnen erzielen europaweit die besten<br />

Leistungen. Der Leistungsvorsprung der finnischen SchülerInnen ist<br />

auf der vierten Schulstufe enorm <strong>und</strong> schmilzt während der Sek<strong>und</strong>arstufe<br />

I. Deshalb ist es grotesk, wenn Finnland penetrant als<br />

Argument für die Gesamtschule strapaziert wird. PolitikerInnen <strong>und</strong><br />

„ExpertInnen“, die es trotzdem tun, beweisen ihre Immunität gegenüber<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten.<br />

Foto: lassedesignen - Fotolia.com<br />

15


Foto: lassedesignen - Fotolia.com<br />

Aktuellste Finnland-Daten:<br />

Finnland hat bei TIMSS 2011 sowohl auf der vierten als<br />

auch auf der achten Schulstufe teilgenommen.<br />

• In Mathematik erzielten Finnlands SchülerInnen<br />

der vierten Schulstufe 545 Punkte, die der achten<br />

Schulstufe 514, also 31 Punkte weniger. 2<br />

• In den Naturwissenschaften erreichten Finnlands<br />

SchülerInnen der vierten Schulstufe 570 Punkte,<br />

die der achten Schulstufe 552, also immerhin 18<br />

Punkte weniger. 3<br />

Die finnischen SchülerInnen verlieren von dem enorm<br />

großen Vorsprung, den sie nach ihrem ersten Lebensjahrzehnt<br />

aufweisen, von der fünften bis zur achten<br />

Schulstufe etwa ein halbes Lernjahr. Dasselbe gilt<br />

für den traditionsreichen Gesamtschulstaat England<br />

sowie Italien, in dessen Gesamtschulsystem sich zuletzt<br />

der Tiroler Landeshauptmann <strong>und</strong> seine Bildungslandesrätin<br />

verliebt haben. 4<br />

Der familiäre Backgro<strong>und</strong> entscheidet<br />

mehr als alles andere:<br />

Für Österreichs 10-Jährige gilt: „In Lesen <strong>und</strong> Mathematik<br />

liegt die Gruppe der Kinder mit Eltern, die<br />

maximal einen Pflichtschulabschluss haben, etwa 80<br />

Punkte zurück; in Naturwissenschaft sind es sogar r<strong>und</strong><br />

100 Punkte.“ 5<br />

Die PIRLS 2011- <strong>und</strong> die beiden TIMSS 2011-Studien<br />

belegen neuerlich nicht nur für Österreich, sondern<br />

für alle Staaten, dass die Leistungen der SchülerInnen<br />

sehr stark vom sozioökonomischen Status ihrer Familie<br />

abhängen, nämlich von<br />

1. den Bildungsressourcen im Elternhaus<br />

2. der Sprachförderung vor dem Schuleintritt<br />

3. der Lesefreude der Eltern<br />

4. der Sprache<br />

1. Bildungsressourcen im Elternhaus 6 :<br />

Im internationalen Mittel erreichen 10-Jährige, denen<br />

im Elternhaus „many resources“ zur Verfügung stehen,<br />

beim Lesen um 123 Punkte mehr als die 10-Jährigen,<br />

bei denen es nur „few resources“ sind. Das ist eine<br />

Differenz, die den Einfluss aller anderen Faktoren in<br />

den Schatten stellt.<br />

Die vier skandinavischen Staaten, die an PIRLS teilgenommen<br />

haben (Finnland, Schweden, Dänemark<br />

<strong>und</strong> Norwegen), zeichnen sich durch besonders hohe<br />

Bildungsressourcen im Elternhaus aus: Unter den 45<br />

PIRLS-Teilnehmern belegen sie die Plätze 1 (Norwegen),<br />

3 (Schweden), 4 (Dänemark) <strong>und</strong> 7 (Finnland).<br />

In Skandinavien wird den Kindern von ihren Eltern ein<br />

bildungsförderndes Ambiente geboten, das nicht nur<br />

europaweit, sondern weltweit herausragt.<br />

In Skandinavien sind mehr als doppelt so viele Kinder<br />

in ihrem Elternhaus von vielen Bildungsressourcen<br />

umgeben, als dies für Österreich der Fall ist. Unsere<br />

10-Jährigen landen bezüglich der Bildungsressourcen<br />

in ihrem Elternhaus zwischen Slowenien <strong>und</strong> Russland<br />

im weltweiten Mittelfeld.<br />

Im internationalen Mittel haben 36 % der 10-Jährigen<br />

zumindest einen Elternteil, der ein gehobenes<br />

berufliches Niveau 7 aufweist. In Finnland sind es<br />

50 % (in Dänemark 57 %, in Schweden 59 % <strong>und</strong> in<br />

16 gymnasium


Norwegen sogar 66 %), in Österreich dagegen nur<br />

27 %. 8 Auch bei ALLEN anderen in den Studien abgefragten<br />

Bildungsressourcen finden Österreichs 10-Jährige<br />

schlechtere Bedingungen vor als die 10-Jährigen<br />

ALLER skandinavischen Staaten.<br />

Ein vergleichender Blick ins Elternhaus der 10-Jährigen<br />

Finnlands <strong>und</strong> Österreichs 9 :<br />

• Höchstens 25 Kinderbücher im Haushalt haben nur<br />

12 % der 10-Jährigen Finnlands; in Österreich sind<br />

es doppelt so viele (24 %).<br />

• Mehr als 100 Bücher im Haushalt haben 38 % der<br />

10-Jährigen in Finnland; in Österreich befinden sich<br />

dagegen nur bei 28 % der 10-Jährigen mehr als<br />

100 Bücher im Haushalt.<br />

• Auch was das eigene Zimmer <strong>und</strong> einen Internetzugang<br />

anlangt, sind die 10-Jährigen Österreichs<br />

den SchülerInnen aller skandinavischen Staaten<br />

unterlegen.<br />

2. Sprachförderung<br />

vor dem Schuleintritt:<br />

Im internationalen Mittel erreichen 10-Jährige, deren<br />

sprachliche Entwicklung oft durch Vorlesen, Geschichtenerzählen,<br />

Liedersingen etc. 10 gefördert wurde,<br />

beim Lesen um 99 Punkte mehr als die 10-Jährigen,<br />

die nie oder fast nie derart gefördert wurden.<br />

3. Lesefreude der Eltern:<br />

Im internationalen Mittel erreichen 10-Jährige, deren<br />

Eltern gerne lesen, beim Lesen um 48 Punkte mehr als<br />

die 10-Jährigen, deren Eltern nicht gerne lesen. 11<br />

4. Sprache:<br />

10-Jährige, die die Unterrichtssprache 12 schon vor<br />

Beginn ihrer Schullaufbahn gesprochen haben, weisen<br />

im internationalen Mittel einen Vorsprung von 37 Punkten<br />

auf die SchülerInnen auf, die erst während der<br />

Schulzeit die Unterrichtsprache zu sprechen beginnen.<br />

In Österreich besucht jeder sechste 10-Jährige eine<br />

Schule, an der nicht einmal die Hälfte der SchülerInnen<br />

die Unterrichtssprache als Erstsprache gelernt hat.<br />

In Finnland trifft dies nur bei jedem h<strong>und</strong>ertsten zu.<br />

In Österreich sprechen inzwischen 23 % der 10-Jährigen<br />

zu Hause nicht die Unterrichtssprache – ein Prozentsatz,<br />

der kaum in einem anderen Land erreicht<br />

wird. Österreichs 10-Jährige, die zu Hause nicht die<br />

Unterrichtssprache sprechen, weisen beim Lesen im<br />

internationalen Vergleich einen der größten Leistungsrückstände<br />

auf. 13<br />

Kindergartenbesuch:<br />

Zwischen Kindern, die den Kindergarten mindestens<br />

drei Jahre lang, <strong>und</strong> denen, die ihn höchstens ein Jahr<br />

lang besucht haben, liegt im internationalen Mittel<br />

eine Leistungsdifferenz von 26 Punkten zugunsten der<br />

Kinder, die den Kindergarten länger besucht haben.<br />

Mit 69 % besuchen in Österreich weit mehr Kinder den<br />

Kindergarten mindestens drei Jahre lang als in Finnland<br />

(46 %). Im internationalen Mittel sind es 42 %. 14<br />

Enormer Rückstand am Start der<br />

Schullaufbahn („early literacy skills“ 15<br />

<strong>und</strong> „early numeracy skills“ 16 ):<br />

Österreichs Kinder beginnen ihre Schullaufbahn mit<br />

der im internationalen Vergleich geringsten Lese- <strong>und</strong><br />

Schreibkompetenz. 17 Kaum besser sieht es hinsichtlich<br />

gr<strong>und</strong>legender mathematischer Kenntnisse aus:<br />

Österreich landet unter allen 50 Teilnehmerstaaten an<br />

TIMMS auf dem drittletzten Platz 18 .<br />

Disziplinäre Probleme 19 :<br />

Von disziplinären Problemen ist der Unterricht an Österreichs<br />

Volksschulen deutlich mehr betroffen, als dies<br />

international üblich ist. Unter allen Teilnehmerstaaten<br />

Europas ist der Unterricht an Österreichs Volksschulen<br />

den meisten disziplinären Problemen ausgesetzt.<br />

Am ehesten „mithalten“ können diesbezüglich noch<br />

Deutschlands Schulen. 20<br />

In Österreich <strong>und</strong> Deutschland hat die Schulpolitik<br />

offensichtlich mit Ordnung <strong>und</strong> Disziplin noch immer<br />

ein (wohl auch historisch erklärbares) Problem <strong>und</strong><br />

nimmt dafür ausgebrannte LehrerInnen in Kauf. Wer<br />

Lehrkräften das Unterrichten vorsätzlich erschwert,<br />

sollte sich weder scheinheilig über vermehrte Burnout-<br />

Fälle w<strong>und</strong>ern noch über im internationalen Vergleich<br />

schwache Lernerfolge beklagen oder gar die LehrerInnen<br />

oder „das Schulsystem“ dafür anprangern.<br />

(Fortsetzung folgt.)<br />

n<br />

2 IEA, TIMSS-M 2011, S. 40-42<br />

3 IEA, TIMMS-NaWi 2011, S. 38-40<br />

4 IEA, TIMSS-M 2011, S. 66<br />

5 BIFIE, PIRLS & TIMSS 2011, S. 61<br />

6 Bildungsniveau <strong>und</strong> berufliches Niveau der Eltern, Bücher im Elternhaus,<br />

eigenes Kinderzimmer … (exakte Definition: IEA, PIRLS 2011, S. 113)<br />

7 „Includes corporate manager or senior official, professional, and technician<br />

or associate professional.“ (IEA, PIRLS 2011, S. 114)<br />

8 IEA, PIRLS 2011, S. 114<br />

9 IEA, PIRLS 2011, S. 114<br />

10 Vollständige Liste der Kriterien: IEA, PIRLS 2011, S. 127<br />

11 IEA, PIRLS 2011, S. 120<br />

12 exakt: die Testsprache<br />

13 BIFIE, PIRLS & TIMSS 2011, S. 50<br />

14 IEA, PIRLS 2011, S. 128<br />

15 Buchstaben erkennen, Buchstaben schreiben können, einige Wörter<br />

lesen können, einige Wörter schreiben können, Sätze lesen können<br />

16 Bis 100 zählen können, die Ziffern erkennen, die Ziffern schreiben können<br />

17 IEA, PIRLS 2011, S. 146<br />

18 IEA, TIMSS-M 2011, S. 222<br />

19 Unpünktlichkeit, unentschuldigtes Fernbleiben, Stören des Unterrichts,<br />

Schwindeln, Diebstahl, Vandalismus, verbale, physische <strong>und</strong> psychische<br />

Gewalt gegenüber MitschülerInnen <strong>und</strong> Lehrkräften … (siehe IEA, PIRLS<br />

2011, S. 179)<br />

20 IEA, PIRLS 2011, S. 178; IEA, TIMSS-M 2011, S. 270; IEA, TIMSS-NaWi 2011,<br />

S. 272<br />

im fokus<br />

17


im fokus<br />

Mag. Wolfgang Schüpany,<br />

ehemaliges Mitglieder der B<strong>und</strong>esleitung<br />

<strong>AHS</strong> <strong>Gewerkschaft</strong><br />

1 INSEE: Institut National de la Statistique<br />

et des Études Économiques,<br />

vergleichbar in etwa mit "Statistik<br />

Austria"-Statistikausgabe 2012<br />

2 Höherwertiges Diplom: Diplom<br />

eines weiterführenden Abschlusses<br />

nach der Matura<br />

Foto Simonis 1090 Wien<br />

Chancengleichheit?<br />

oder Warum hat Frankreichs Schulsystem<br />

dieselben Probleme wie wir?<br />

Es ist schon irgendwie komisch: Da hat Frankreich in seinem Schulwesen<br />

so ziemlich alle Parameter verwirklicht, die in Österreich unbedingt<br />

<strong>und</strong> mit allen Mitteln umgesetzt werden müssen, soll heißen Gesamtschule,<br />

Ganztagesbetreuung, Zentralmatura, <strong>und</strong> dann kämpfen die<br />

Franzosen mit genau denselben Problemen wie unser angeblich so<br />

verstaubtes <strong>und</strong> reformbedürftiges Schulsystem.<br />

In der Internetausgabe der renommierten französischen<br />

Zeitung "Le Figaro" vom 28. November 2012<br />

fand sich interessanterweise folgender Artikel: „Des<br />

destins scolaires scellés dès l'entrée au collège"<br />

(Schulische Schicksale sind bereits mit dem Eintritt<br />

ins collège besiegelt). Wie geht's weiter? „Selon l’<br />

enquête ‚France, portrait social’ de l’Insee 1 , 76 % des<br />

enfants de cadres ou d'enseigneants décrochent<br />

un diplôme supérieur, contre 20 % pour les enfants<br />

d'ouvriers“ (Nach der Umfrage "Frankreich, soziales<br />

Portrait" des Insee erreichen 76 % der Kinder von leitenden<br />

Angestellten oder Lehrern ein höherwertiges<br />

Diplom 2 , gegenüber 20 % der Arbeiterkinder). Oder<br />

was die Erfolge bei der Matura betrifft: „Prés de<br />

90 % des enfants d'enseignants ou de cadres passent<br />

avec le succès le bac contre 40 % pour les enfants<br />

d'ouvriers ..." (R<strong>und</strong> 90 % der Kinder von Lehrern oder<br />

leitenden Angestellten schaffen die Matura mit Erfolg,<br />

gegenüber 40 % der Arbeiterkinder). Das kann aber<br />

doch nur eine Momentaufnahme sein, oder? Die<br />

Umfrage des Insee stellt überdies fest, dass sich dies<br />

sozialen Ungleichheiten in den letzten 20 Jahren kaum<br />

bewegt haben.<br />

Das kennen wir doch in Österreich alles von irgendwoher.<br />

Sind das nicht die sattsam bekannten Argumente<br />

der diversen „Schulexperten", die immer wieder darauf<br />

hinweisen, dass die sozialen Ungleichheiten NUR<br />

durch das differenzierte Schulsystem in Österreich<br />

entstehen <strong>und</strong> dass das Allheilmittel dagegen NUR<br />

die gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen sein<br />

kann? Jetzt gibt's aber mit den Daten in Frankreich ein<br />

kleines Problem für diese Argumentation: Denn das<br />

oben zitierte französische „Collège" ist eben genau<br />

diese gemeinsame Schule der 11- bis 15-Jährigen –<br />

<strong>und</strong> die Franzosen haben die Gesamtschule seit über<br />

50 Jahren.<br />

Zu den Fakten<br />

a) Das INSEE ist ein staatliches Statistik-Institut <strong>und</strong><br />

somit sind diese Daten prinzipiell einmal ernst zu<br />

nehmen.<br />

b) In Frankreich gäbe es für unsere innovativen <strong>und</strong><br />

fortschrittlichen „Schulexperten" eigentlich paradiesische<br />

Zustände: Dort sind seit vielen Jahrzehnten<br />

Ganztagsschulen (mit verschränktem Ganztagsunterricht),<br />

Gesamtschule <strong>und</strong> Zentralmatura<br />

Pflicht, eigentlich müssten die französischen Schüler<br />

bei allen Rankings ganz, ganz vorne liegen,<br />

haben sie doch genau alle jene Vorgaben, die in<br />

Zukunft aus unserem (schlechten) Schulsystem das<br />

beste weltweit machen sollen.<br />

c) Die französischen Schulen sind für diese Aufgaben<br />

18 gymnasium


aulich <strong>und</strong> personell adaptiert. In den Schulen<br />

gibt es z. B. eine ausreichend große Schulkantine<br />

mit täglichen Menüs zur Auswahl. Es gibt dort eine<br />

Krankenstation mit einer Krankenschwester ganztägig.<br />

Und es gibt – weil das Ganze in zumeist großen<br />

Schulzentren in Ballungszentren stattfindet – auch<br />

bei fast jeder größeren Schule ein eigenes Internat<br />

dazu.<br />

d) Wenn die Kinder keinen Unterricht haben, sind sie<br />

in „Permanence" (Studierzeit), wo sie von eigens<br />

angestellten „Surveillants" (Erziehern) beaufsichtigt<br />

werden, die meistens auch im Internat arbeiten.<br />

e) Alle Schüler gehen ab dem 11. Lebensjahr in die<br />

gemeinsame Schule (<strong>und</strong> dies seit den 60er Jahren),<br />

also seit r<strong>und</strong> 50 Jahren. Allerdings gehen<br />

in Frankreich sehr viele Schüler in Privatschulen,<br />

deutlich mehr als in Österreich. Die Privatschulen<br />

sind nämlich deutlich besser als ihre öffentlichen<br />

Pendants.<br />

f) Im lycée (dreijährig) kommt es zu einer sehr konkreten<br />

Spezialisierung für den kommenden (zu wählenden)<br />

Maturazweig.<br />

g) Die Matura ist gänzlich zentral, die Kandidaten<br />

schreiben anonymisierte Arbeiten in einem für sie<br />

fremden Prüfungszentrum, diese Arbeiten werden<br />

dann ebenfalls anonymisiert von einem externen<br />

Korrekturteam korrigiert. Die Ergebnisse werden mit<br />

genauen Punktezahlen (Auszeichnung bis „nicht<br />

bestanden") auch in den Zeitungen veröffentlicht.<br />

Ebenso das Ranking von den besten bis zu den<br />

schlechtesten Schulen im Land.<br />

h) An der Uni gibt es allerdings nur die Möglichkeit,<br />

nach den vorher gewählten Maturazweigen ein<br />

Studium zu beginnen. Ein Maturant aus „Littérature"<br />

hat in Frankreich z. B. nicht die Berechtigung,<br />

Technik oder Medizin zu studieren, weil ihm dazu<br />

die Gr<strong>und</strong>voraussetzungen bzw. überhaupt der<br />

Maturaabschluss für dieses Studium fehlen.<br />

i) Ab den höheren Diplomen gibt es in Frankreich<br />

keine Abschlüsse in unserem Sinn mehr, sondern<br />

es gibt ein „Concours-System" (Wettbewerbssystem):<br />

Wenn ich die Wettbewerbe nicht „gewinne"<br />

(d. h. in der vorher festgelegten Zahl von Gewinnrängen),<br />

dann komme ich mit meinen Abschlüssen<br />

auch nicht voran.<br />

Eigentlich wäre das – mit Ausnahme der z. T. brutalen<br />

Elitenbildung ab der Universität/Hochschule – ja<br />

irgendwie bis zur Matura auch der Traum der innovativen<br />

Schulexperten in Österreich. Denn laut deren<br />

Aussage ist unser Schulsystem ja nur deswegen so<br />

schlecht (ist es das überhaupt, oder wird das nur<br />

unter medialem Getöse herbeigeschrieben?), weil<br />

wir weder Ganztags- noch Gesamtschulen haben,<br />

<strong>und</strong> weil deswegen die sozialen Unterschiede so groß<br />

sind, <strong>und</strong> weil wir ohne das alles bei PISA in Zukunft<br />

noch viel schlechter abschneiden werden, <strong>und</strong> weil<br />

überhaupt ...<br />

Apropos PISA: Wie schaut es denn da in Frankreich<br />

aus? Bei PISA 2009 gab es nur beim Lesen einen<br />

signifikanten Unterschied (F: 496/Ö: 470 Punkte), bei<br />

den Naturwissenschaften (F: 498/Ö: 494) <strong>und</strong> bei<br />

Mathematik (F: 497/Ö: 496) sind die Unterschiede<br />

eher marginal.<br />

Irgendwie fragt man sich bei Betrachtung all dieser<br />

Fakten, der in Frankreich vorhandenen schulischen<br />

Infrastruktur <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen doch eher<br />

mittelmäßigen Ergebnisse schon, wie <strong>und</strong> vor allem<br />

warum man in Österreich das alles in genau diese<br />

Richtung ändern möchte, die sich anscheinend 50<br />

Jahre lang nicht wirklich bewährt hat.<br />

Ein ganz profanes Problem bei all diesen Dingen:<br />

Wo sollen die österreichischen Kinder z. B. bei der<br />

verpflichtenden Ganztagsschule für alle mangels vorhandener<br />

Schulkantinen eigentlich zu Mittag essen?<br />

Beim nächsten Fast-Food-Beisel oder Kebap-Standl?<br />

Eine wahrhaft erhebende Vision. Und vor allem so<br />

ges<strong>und</strong> für die Kinder!<br />

Warum bleiben in Frankreich soziale Unterschiede<br />

aus bildungsnahen <strong>und</strong> bildungsfernen Schichten<br />

anscheinend genauso bestehen wie im – pädagogisch<br />

angeblich so rückschrittlichen – Österreich mit<br />

seinem Gymnasium, das man in Österreich unbedingt<br />

abschaffen muss? Und zwar genau aus den Gründen,<br />

die in Frankreich offenbar NICHT funktionieren?<br />

Oder irren unsere Bildungsexperten doch, weil sich<br />

Bildungsnähe <strong>und</strong> -ferne auch im privaten Umfeld der<br />

Kinder abspielen müssen <strong>und</strong> sich mit Zwangsbeglückung<br />

durch einen Einheitsbrei des Schulsystems<br />

nichts, aber auch gar nichts ändert, wie man in Frankreich<br />

seit Jahrzehnten konsterniert feststellen muss?<br />

Viele Bildungsverantwortliche in Frankreich schielen<br />

fallweise schon begehrlich auf ein Land, das wirtschaftlich<br />

<strong>und</strong> auch bei PISA besser abschneidet als<br />

die Franzosen: Deutschland. Und dort vor allem auf<br />

das B<strong>und</strong>esland, das innerhalb Deutschlands regelmäßig<br />

die besten Ergebnisse liefert, nämlich Bayern.<br />

Und – richtig! – Bayern hat (so wie Österreich derzeit<br />

noch) auch ein differenziertes Schulsystem. Die<br />

Schlüsse daraus möge jeder für sich selbst ziehen.<br />

Die Franzosen tun es bereits, nämlich Schlüsse ziehen:<br />

Es gibt dort seit dem vorigem Schuljahr Schulversuche,<br />

in denen die Abschaffung der Ganztagsschule getestet<br />

wird. Irgendwie wanken da die F<strong>und</strong>amente der<br />

Argumentation der österreichischen Bildungsexperten<br />

schon gewaltig, nicht?<br />

n<br />

19


facts<br />

statt fakes<br />

DAS SAGT TIROLS „EXPERTE“<br />

MIT DEM BLICK NACH ITALIEN TROTZ ALLER FAKTEN:<br />

„Die gemeinsame Schule sei keine Frage der Ideologie,<br />

sondern der Vernunft, sagt Platter <strong>und</strong> empfiehlt den Blick nach Südtirol.“<br />

(LH Günther Platter, Der Standard vom 11. Jänner 2013)<br />

Mag. Gerhard Riegler,<br />

Mitglied der B<strong>und</strong>esleitung<br />

gerhard.riegler@goed.at<br />

fakt ist…<br />

ANZAHL DER 15-JÄHRIGEN SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER JE LEHRKRAFT<br />

(Lehrkraft = Vollbeschäftigungsäquivalent; Stand: 2009)<br />

8,2<br />

9,4<br />

11,2 11,2<br />

13,2<br />

15,9<br />

Bedeutet der wiederholte Hinweis<br />

auf Südtirol die Aufforderung<br />

an die Politik, Österreichs<br />

Klassen radikal zu verkleinern?<br />

Bei den 15-Jährigen würden<br />

„Südtiroler Verhältnisse“ eine<br />

Verkleinerung der Klassen um<br />

35 % bedeuten.<br />

OECD, PISA 2009 – Ergebnisse Südtirol“<br />

(2011), Seite 134<br />

fakt ist…<br />

DIE ENTWICKLUNG DER JUGENDARBEITSLOSIGKEIT SEIT AUSBRUCH DER KRISE<br />

36,5<br />

11,9<br />

8,1<br />

8,7<br />

8,5<br />

16,5<br />

19<br />

14,3<br />

20,2<br />

19,8<br />

25,5<br />

20,3<br />

Soll sich Österreichs<br />

Jugendarbeitslosigkeit vervierfachen,<br />

um zumindest<br />

annähernd italienische Verhältnisse<br />

zu erreichen? Oder<br />

sollen sich PolitikerInnen,<br />

die Österreichs Jugend auf<br />

den Gesamtschulweg locken,<br />

einen anderen Arbeitsplatz<br />

suchen?<br />

Eurostat (Abfrage vom 25. Jänner 2013)<br />

fakt ist…<br />

15-JÄHRIGE, DIE ZUHAUSE NICHT DIE UNTERRICHTSSPRACHE SPRECHEN<br />

3,7<br />

4,5<br />

4,9<br />

7,1<br />

7,3<br />

8,1<br />

10,5<br />

10,7<br />

Glaubt der Tiroler Landeshauptmann,<br />

dass die Gesamtschule<br />

die Anzahl der SchülerInnen<br />

halbiert, die zuhause<br />

nicht die Unterrichtssprache<br />

sprechen?<br />

OECD, „Key Data on Teaching Languages<br />

at School“ (2012), Seite 20<br />

20 gymnasium


menschen<br />

Auszeichnungen <strong>und</strong> Ernennungen<br />

Der B<strong>und</strong>espräsident hat verliehen:<br />

DEN TITEL HOFRAT:<br />

Mag. Rupert Peinsipp<br />

Direktor am BORG Bad Aussee<br />

Mag. Walter Roth<br />

Direktor am BG/BRG Neusiedl/See<br />

Mag. Lucia Schneider<br />

Direktorin am BORG Perg<br />

Mag. Gottfried Ferdinand Wurm Schulleiter am Evang. RG/ORG Oberschützen<br />

DEN TITEL OBERSTUDIENRÄTIN / OBERSTUDIENRAT:<br />

Mag. Claudia Amadori-Dinhobl Prof. am PriG/ORG Sankt Ursula in<br />

Salzburg-Glasenbach<br />

Mag. Hannes Aublinger<br />

Prof. am BG/BRG/BORG Oberschützen<br />

Mag. Herbert Dutzler<br />

Prof. am BRG Schloss Wagrain in Vöcklabruck<br />

Mag. Georg Fondi<br />

Prof. am BG/BRG Wien III, Hagenmüllergasse<br />

Mag. Georg Hinterdorfer<br />

Prof. am BORG Perg<br />

Mag. Margareta Jäger<br />

Prof. am BRG Wörgl<br />

Mag. et Dr. Hans Jörg Jost<br />

Prof. am BG/BRG Weiz<br />

Mag. Helga Mittendorfer<br />

Prof. am BG/BRG Bad Ischl<br />

Mag. Martina Mittendorfer<br />

Prof. am BRG Schloss Wagrain in Vöcklabruck<br />

Mag. Marianne Pajor<br />

Prof. am BG/BRG Bad Ischl<br />

Mag. et Dr. Ulrike Pieslinger<br />

Prof. am BG/BRG Stainach<br />

Mag. Heidrun Pötler<br />

Prof. am BG/BRG Weiz<br />

MMag. Monika Rihosek<br />

Prof. am Akademischen Gymnasium in Innsbruck<br />

Mag. Agnes Steinkellner<br />

Prof. am BG/BRG Linz, Khevenhüllerstraße<br />

Mag. Eva Ulf<br />

Prof. am Akademischen Gymnasium in Innsbruck<br />

Mag. Martha Vilt<br />

Prof. am BG/BRG/BORG Eisenstadt, Kurzwiese<br />

Mag. Gabriele Wegmayer<br />

Prof. am BG/BRG Wien X, Pichelmayergasse<br />

Mag. Angelika Zoder<br />

Prof. am BORG Mistelbach<br />

DER BUNDESPRÄSIDENT HAT WEITERS VERLIEHEN:<br />

DAS SILBERNE EHRENZEICHEN FÜR VERDIENSTE UM DIE REPUBLIK ÖSTERREICH:<br />

Hofrätin Mag. et Dr. Waltraud<br />

Hauschka<br />

Direktorin am Öffentlichen Gymnasium der Stiftung<br />

Theresianische Akademie in Wien IV, Favoritenstraße<br />

DER BUNDESPRÄSIDENT HAT ERNANNT:<br />

Prof. Mag. Roman Ehold<br />

zum Direktor des BORG Ternitz<br />

Prof. OStR Mag. Friedrich<br />

zum Direktor des BG/BRG Leoben<br />

Fischelschweiger<br />

Prof. Mag. Imelda Görög<br />

zur Direktorin des BG in Graz, Georgigasse<br />

(Graz International Bilingual School)<br />

Prof. OStR Mag. Herwig Hilber zum Direktor des BG/BRG Peraustraße in Villach<br />

Prof. OStR Mag. Barbara Marosits zur Direktorin des BG/BRG Weiz<br />

Prof. Mag. Regina Niedermayer zur Direktorin des BG/wiku BRG in Wien VI,<br />

Amerlingstraße<br />

Prof. Mag. et Dr. Ulrike Pieslinger zur Direktorin des BG/BRG Stainach<br />

DIE BUNDESMINISTERIN FÜR UNTERRICHT, KUNST UND KULTUR HAT BESTELLT:<br />

Mag. Andreas Breitegger<br />

zum Direktor am BORG Deutsch Wagram<br />

Prof. Mag. Michael Päuerl<br />

zum Direktor am BG/BRG Mödling<br />

Die B<strong>und</strong>esleitung gratuliert ihren Mitgliedern!<br />

Neues Mitglied der B<strong>und</strong>esleitung:<br />

Mag. Susanne Rosza<br />

Ich wurde 1969 in Wien geboren,<br />

besuchte die Volksschule sowie das<br />

naturwissenschaftliche Realgymnasium<br />

im 9. Wiener Gemeindebezirk <strong>und</strong><br />

wuchs zweisprachig (Deutsch/Slowenisch)<br />

auf. Die Matura absolvierte ich<br />

im Juni 1987 <strong>und</strong> studierte Kombinierte<br />

Religionspädagogik <strong>und</strong> Psychologie/<br />

Philosophie an der Universität Wien. Das<br />

Schuljahr 1992/93 begann ich als „Quereinsteigerin“<br />

unter anderem am BRG<br />

Gottschalkgasse in Wien Simmering. Ich<br />

legte meine letzte Diplomprüfung im<br />

Oktober 1992 erfolgreich ab, konnte<br />

mein Unterrichtspraktikum im SJ 1993/94<br />

an derselben Schule ablegen <strong>und</strong> bin<br />

seit dem SJ 1994/95 am jetzigen Schulstandort<br />

BG 11 Geringergasse (vormals<br />

Gottschalkgasse) tätig.<br />

Ich bin seit Juli 1996 verheiratet <strong>und</strong> seit<br />

1998/99 Mutter zweier Töchter.<br />

Als Mitglied in der Personalvertretung,<br />

Obfrau der <strong>Gewerkschaft</strong> an der Schule,<br />

SGA-LehrerInnenvertreterin sowie Mitglied<br />

des Elternvereins an der Schule<br />

meiner Töchter ist es mir ein großes Anliegen,<br />

den Berufsstand der LehrerInnen zu<br />

stärken <strong>und</strong> die Zusammenarbeit zwischen<br />

allen Schulpartnern zu fördern, bei<br />

Fragen zu helfen <strong>und</strong> entsprechende<br />

Lösungen zu finden. Ich freue mich, das<br />

Wiener Team tatkräftig zu unterstützen,<br />

junge KollegInnen für die Interessenvertretung<br />

zu stärken sowie Kooperationen<br />

mit den umliegenden B<strong>und</strong>esländern zu<br />

initiieren.<br />

Sprechst<strong>und</strong>e: nach telefonischer Vereinbarung<br />

BG 11 Geringergasse 2, 1110 Wien, Tel:<br />

01/ 76 78 777 (Schule)<br />

Herzlichen Dank an das ausgeschiedene<br />

Mitglied der B<strong>und</strong>esleitung<br />

Die B<strong>und</strong>esleitung dankt Kollegin Mag.<br />

Ingrid Söllner-Fritscher (seit November<br />

2010 Mitglied der BL) für ihren Arbeitseinsatz<br />

<strong>und</strong> wünscht ihr auf ihrem beruflichen<br />

<strong>und</strong> privaten Lebensweg alles<br />

Gute!<br />

(Von Mag. Verena Nägele)<br />

21


service<br />

Für GÖD-Mitglieder gibt es immer wieder<br />

tolle Angebote bei verschiedenen Partnern.<br />

Einen Überblick über sämtliche Leistungen<br />

erhalten Sie unter<br />

http://www.goed.at/16340.html sowie auf<br />

den GÖD-Seiten der B<strong>und</strong>esländer.<br />

Mag. Verena Nägele,<br />

Pressereferentin der<br />

<strong>AHS</strong> <strong>Gewerkschaft</strong><br />

verena.naegele@goed.at<br />

Service für unsere Mitglieder<br />

Haben Sie Fragen?<br />

Brauchen Sie Hilfe?<br />

Tel.: 01/405 61 48<br />

Fax: 01/403 94 88<br />

E-Mail: office.ahs@goed.at<br />

In allen dienst- <strong>und</strong> besoldungsrechtlichen<br />

Angelegenheiten<br />

beraten wir Sie<br />

gern oder suchen für Sie eine<br />

Lösung! Anfragen können nur<br />

unter Angabe der Mitgliedsnummer<br />

behandelt werden!<br />

Adresse: <strong>AHS</strong>-<strong>Gewerkschaft</strong><br />

Lackierergasse 7<br />

1090 Wien<br />

Bitte geben Sie<br />

zur Erhaltung Ihrer<br />

Ansprüche<br />

Änderungen Ihrer<br />

Adresse,<br />

Ihres Namens<br />

oder Karenzurlaube<br />

möglichst rasch unserem<br />

Büro bekannt.<br />

Adresse: <strong>AHS</strong>-<strong>Gewerkschaft</strong><br />

Lackierergasse 7<br />

1090 Wien<br />

Bei Karenzurlauben bitten<br />

wir um Angabe der Art<br />

(bezahlt oder unbezahlt),<br />

der voraussichtlichen Dauer<br />

<strong>und</strong> des voraussichtlichen<br />

Geburts termines.<br />

22 gymnasium<br />

Staatsoper<br />

Ballett: Meisterwerke des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

(N. Christe/R. Petit/S. Lifar)<br />

11.3.2013 19.00 Uhr<br />

Preise: ca. € 28,80 € 43,20 € 56,70<br />

€ 75,60 € 94,50<br />

Il Barbiere di Siviglia<br />

(Gioachino Rossini)<br />

18.3.2013 19.30 Uhr<br />

Preise: ca. € 45,-- € 63,-- € 81,--<br />

€ 115,20 € 154,80<br />

Wozzeck (Alban Berg)<br />

30.3.2013 20.00 Uhr<br />

Preise: ca. € 35,10 € 53,10 € 68,40<br />

€ 92,70 € 127,80<br />

Günstig Skifahren<br />

mit dem ÖGB<br />

Mitglieder sparen an 430 Skitagen<br />

bis zu 50 Prozent<br />

So geht's: Einfach an der Kassa die<br />

ÖGB-Mitgliedskarte (GÖD-Mitgliedskarte)<br />

vorweisen. Familienmitglieder<br />

müssen sich mit der e-card ausweisen.<br />

Genauere Informationen über Schigebiete<br />

<strong>und</strong> Gültigkeitsdauer unter<br />

http://www.goed.at/18570.html.<br />

Böhmert - Optik, Foto, Kontaklinsen<br />

kika Möbelhandelsgesellschaft m.b.H<br />

Anton-Scheiblin-Gasse 1, 3100 St. Pölten<br />

Tel: +43 (0) 2742 805 0<br />

info@kika.at, www.kika.at<br />

Als GÖD Mitglied erhalten Sie bei Kika exklusive<br />

Spezialkonditionen. Ob Wohnaccessoires oder<br />

neue Möbel - für Mitglieder gibt es einen speziellen<br />

Partnerpreis. Kommen Sie mit Ihrer GÖD<br />

Mitgliedskarte <strong>und</strong> profitieren Sie.<br />

Diensttausch<br />

IL/l1 Lehrerin in Wien für die Fächer Geographie<br />

<strong>und</strong> Wirtschaftsk<strong>und</strong>e sowie Biologie <strong>und</strong><br />

Umweltk<strong>und</strong>e sucht TauschpartnerIn aus den<br />

B<strong>und</strong>esländern Steiermark, Oberösterreich, Niederösterreich<br />

oder Salzburg. Tel.: 0664/2200187<br />

IL/l1 Lehrer in Wien für die Fächer Bewegung<br />

<strong>und</strong> Sport sowie Geographie <strong>und</strong> Wirtschaftsk<strong>und</strong>e<br />

sucht Tauschpartner aus den B<strong>und</strong>esländern<br />

Steiermark, Oberösterreich, Niederösterreich<br />

oder Salzburg. Tel.: 0699/19254392<br />

Gratisurlaub ...<br />

... wenn Sie bereit sind, für den Urlaub Ihr Heim<br />

oder Ihren Zweitwohnsitz zu tauschen. Sie wohnen<br />

kostenlos. Ihr Heim ist behütet. Tausende<br />

Angebote aus Europa <strong>und</strong> Übersee. Informieren<br />

Sie sich über das reichhaltige Angebot in unserem<br />

Internet-Tauschbuch: www.intervac-homeexchange.com.<br />

60 Jahre Intervac International<br />

garantieren Ihre Zufriedenheit. Nützen Sie unser<br />

Probierangebot.<br />

INTERVAC AUSTRIA<br />

OSR HS Dir. Hans Winkler<br />

Pestalozzistr. 5, 9100 Völkermarkt<br />

Tel.: 04232-3838<br />

E-Mail: winkler@intervac.at<br />

Homepages: www.intervac-homeexchange.<br />

com. www.intervac.at<br />

Lassallestraße 10-12, 1020 Wien, Tel.: 01/729 54 11, optik-boehmert@gmx.at,<br />

www.boehmert.at. Gegen Vorweis der Mitgliedskarte erhalten Sie bei Brillen<br />

<strong>und</strong> Sonnenbrillen eine Ermäßigung von 20 %.<br />

Foto: Marco2811 - Fotolia.com


aktuelle seite<br />

Mag. Dr. Eckehard Quin,<br />

Vorsitzender der<br />

<strong>AHS</strong>-<strong>Gewerkschaft</strong><br />

eckehard.quin@goed.at<br />

„Schwach ausgeprägte<br />

Kompetenz“<br />

„Schwach ausgeprägte kaufmännische Kompetenz“<br />

wirft der Rechnungshof der Führung des BIFIE in einem<br />

im November 2012 erschienenen Bericht vor. 1<br />

Standards<br />

„Von 2008 bis 2010 betrugen die Aufwendungen für<br />

die Bildungsstandards 8,22 Mill. EUR […] Für den Zeitraum<br />

2011 bis 2014 waren für die Bildungsstandards<br />

28,93 Mill. EUR […] geplant. […] Die Gesamtbeträge<br />

berücksichtigen die Begleitforschung zu den Bildungsstandards<br />

nicht.“ 2 R<strong>und</strong> 37 Millionen Euro haben die<br />

im Mai 2012 erstmals durchgeführten Standardüberprüfungen<br />

also bisher gekostet – um 61 % mehr, als<br />

bei der Schaffung der gesetzlichen Gr<strong>und</strong>lagen von<br />

BM Schmied bis inkl. 2012 als „Maximalvariante“ veranschlagt!<br />

Und die Ergebnisse werden erst sieben<br />

Monate nach der Testung rückgemeldet – zu einem<br />

Zeitpunkt also, zu dem sich die Schüler 3 schon längst<br />

für ihre weitere Schullaufbahn entscheiden mussten.<br />

Zentralmatura<br />

„Für den Zeitraum 2008 bis 2010 entstanden dem BIFIE<br />

durch die standardisierte Reifeprüfung Aufwendungen<br />

von 4,61 Mill. EUR. Das BIFIE plante weitere 24,52<br />

Mill. EUR […] für die Jahre 2011 bis 2014. Das BMUKK<br />

stellte dem BIFIE Wien 400 Werteinheiten (20 VZÄ bzw.<br />

1,20 Mill. EUR) pro Jahr ab dem Jahr 2011 für die standardisierte<br />

Reifeprüfung zur Verfügung. Damit sollten<br />

Lehrkräfte aus der Unterrichtspraxis einen Teil ihrer<br />

Lehrverpflichtung […] zur Entwicklung von Aufgaben<br />

verwenden. Die Werteinheiten […] stellten einen<br />

zusätzlichen Kostenfaktor für die standardisierte Reifeprüfung<br />

dar, den das BMUKK abdeckte.“ 4<br />

Über 30 Millionen Euro sind bisher in dieses Projekt<br />

geflossen, an dessen Sinnhaftigkeit nicht nur ich<br />

zweifle: „Der Wissenschaftliche Beirat beurteilte die<br />

Arbeiten zur standardisierten Reifeprüfung im Frühjahr<br />

2011 wie folgt: „Die bisherigen Verfahren erscheinen<br />

aber nur schwach testtheoretisch begründet, in der<br />

Durchführung wenig praktikabel <strong>und</strong> in der politischen<br />

Legitimation anfällig.“ Er empfahl, eine vereinfachte<br />

Durchführung unter vertretbaren Kosten anzustreben.<br />

Seiner Ansicht nach wäre dies am besten gewährleistet,<br />

wenn die Lehrkräfte der Abschlussklassen die<br />

Aufgaben entwickelten.“ 5<br />

Verantwortlichkeiten<br />

Die Leitung des BIFIE obliegt den zwei Direktoren. Seit<br />

Beginn ist Dkfm. Ferdinand Lacina Aufsichtsratsvorsitzender,<br />

der es allerdings mit seiner Kontrollfunktion<br />

wohl nicht so genau genommen hat, da er den Aufsichtsrat<br />

nicht einmal so oft einberufen hat, wie es das<br />

geltende Recht fordert. 6<br />

Das BMUKK richtete eine Koordinationsstelle für das<br />

BIFIE ein, deren Vorsitz BM Schmied selbst innehat.<br />

Der Rechnungshof kritisiert „die Beiziehung externer<br />

Berater mit hohen Kosten, weil seiner Ansicht nach in<br />

den staatlichen Dienststellen ausreichend Fachkompetenz<br />

vorhanden war, um die Aufsichtsaktivitäten<br />

abwickeln zu können.“ 7 Im Rahmen seiner Schlussbemerkungen<br />

fragt er sich daher, „ob die an das<br />

BIFIE übertragenen Aufgaben nicht selbst durch das<br />

BMUKK erledigt werden können.“ 8<br />

Ich bin mir nicht sicher, ob das eine sinnvolle Lösung<br />

wäre. Aus dem Bericht geht nämlich meines Erachtens<br />

eindeutig hervor, dass nicht nur die Leitung des BIFIE,<br />

sondern auch der mehrheitlich vom BMUKK besetzte<br />

Aufsichtsrat unter Ex-Finanzminister Ferdinand Lacina<br />

ebenso wie die Koordinationsstelle im BMUKK<br />

unter der Leitung von BM Schmied versagt haben.<br />

„Schwach ausgeprägte Kompetenz“ ist jedenfalls<br />

kein BIFIE-Monopol.<br />

n<br />

1 Rechnungshof (Hrsg.), B<strong>und</strong>esinstitut für Bildungsforschung, Innovation <strong>und</strong><br />

Entwicklung des österreichischen Schulwesens (BIFIE) (3. November 2012),<br />

S. 117.<br />

2 RH, BIFIE, S. 139.<br />

3 Personenbezogene Bezeichnungen umfassen gleichermaßen Personen<br />

männlichen <strong>und</strong> weiblichen Geschlechts.<br />

4 RH, BIFIE, S. 145.<br />

5 RH, BIFIE, S. 143.<br />

6 Siehe RH, BIFIE, S. 156f.<br />

7 RH, BIFIE, S. 164.<br />

8 RH, BIFIE, S. 188.<br />

23


„Im Allgemeinen gewinnen Länder, die<br />

in PISA gut abschneiden, die besten<br />

Studierenden für den Lehrerberuf, indem<br />

sie ihnen ein höheres Gehalt sowie<br />

berufliches Ansehen bieten.“<br />

OECD (Hrsg.), PISA im Fokus Nr. 13<br />

(Februar 2012), Seite 3<br />

„A 10 % increase in teacher pay would<br />

give rise to aro<strong>und</strong> a 5–10 % increase in<br />

pupil performance.“<br />

Univ.-Prof. Peter Dolton et al., If you pay<br />

peanuts do you get monkeys? A crosscountry<br />

analysis of teacher pay and<br />

pupil performance (2011), Seite 41<br />

nachgeschlagen<br />

„Ob die Reform [Anm.: neues<br />

LehrerInnendienstrecht] in dieser<br />

Legislaturperiode noch gelinge,<br />

liege in Schmieds Verantwortung.<br />

Er werde sich jedenfalls nicht unter<br />

Druck setzen lassen. ‚Claudia<br />

Schmied hatte immerhin jahrelang<br />

Zeit, ein attraktives neues<br />

Dienstrecht vorzulegen.‘“<br />

Paul Kimberger, Vorsitzender der<br />

ARGE LehrerInnen in der GÖD,<br />

www.liferadio.at am 7. Jänner 2013<br />

Fotos: Minerva Studio / Stefan Gräf - Fotolia.com<br />

„Dass ausgerechnet das<br />

Unterrichtsministerium eine der großen<br />

Schwachstellen dieser Regierung ist,<br />

wiegt schwer. [...] Langsam sollte sich<br />

Claudia Schmied die Frage stellen, ob<br />

das alles immer nur an den anderen<br />

liegt.“<br />

Kronen Zeitung vom 5. Jänner 2013<br />

„In welcher Verkleidung immer wir ihm<br />

begegnet sind, stets hat der beruflich<br />

agierende Dilettant erfolgreich versagt.<br />

Er hat seinen Schnitt gemacht,<br />

obwohl er in der Sache höchst selten<br />

etwas zustande bringen konnte, auf<br />

das längerfristig Verlass gewesen<br />

wäre. Allemal folgte dem Feuerwerk<br />

seiner Ankündigungen das Verglühen<br />

der Versprechen.“<br />

Thomas Rietzschel, Die St<strong>und</strong>e der<br />

Dilettanten (2011), Seite 249f<br />

P. b. b. ■ Erscheinungsort Wien ■ Verlagspostamt 1010 Wien ■ GZ 03Z035306M<br />

Ein Ersuchen an den Briefträger: Falls Sie diese Zeitschrift<br />

nicht zustellen können, teilen Sie uns bitte hier den Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

gegebenenfalls die neue oder richtige Anschrift mit.<br />

Name<br />

Straße/Nr.<br />

Postleitzahl/Ort<br />

Besten Dank

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!