STATISTIK und POLITIK - AHS-Gewerkschaft
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Bildungsstudien überschwemmen uns. In den letzten<br />
Monaten wurden etwa die Ergebnisse der ersten Bildungsstandardtestungen<br />
in Mathematik (BIST), die flächendeckend<br />
die Mathe-Kompetenzen von Österreichs<br />
SchülerInnen der 8. Schulstufe messen, veröffentlicht.<br />
Dazu gab es die internationalen Studien<br />
PIRLS <strong>und</strong> TIMMS (messen die Naturwissenschaften/<br />
Mathematikkentnisse bzw. das Lesekönnen der Zehnjährigen).<br />
Jährlich erfreut uns auch die OECD mit ihrer<br />
Bildungsstudie „Education at a glance“. Und kürzlich<br />
lieferte uns auch der „Nationale Bildungsbericht“ interessante<br />
Zahlen.<br />
In Schlagzeilen zusammengefasst, werden meist folgende<br />
Bef<strong>und</strong>e (v)ermittelt:<br />
• Österreich gibt relativ viel Geld für sein Schulwesen<br />
aus.<br />
• Die Leistungen der SchülerInnen sind aber eher<br />
durchschnittlich.<br />
• Bildung vererbt sich in Österreich stark.<br />
• SchülerInnen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> gehören zu<br />
den Bildungsverlierern.<br />
Ich möchte diese Grob-Ergebnisse nicht in Zweifel ziehen.<br />
An jeder dieser Aussagen ist etwas dran. Ähnliche<br />
Bef<strong>und</strong>e erhalten wir in den letzten 15 Jahren immer<br />
wieder. (Diese inzwischen „historischen Aussagen“ können<br />
auch entlastend empf<strong>und</strong>en werden: Denn es<br />
ist unserem Land dennoch in diesen Zeiten gelungen,<br />
eines der reichsten EU-Länder zu werden <strong>und</strong> zu bleiben.<br />
Wobei etwa mich Ergebnisse wie „Das Kind eines<br />
Hacklers bleibt halt ein Hackler. Aber bei uns hat es<br />
wenigstens einen Arbeitsplatz“ nicht wirklich zufrieden<br />
stellen können.)<br />
Interessant sind aber vor allem zwei Fragen: Warum<br />
ist das so, wie es ist? Und wie lassen sich Schwächen<br />
verbessern?<br />
KOSTEN des Schulsystems<br />
Laut Nationalem Bildungsbericht gibt Österreich pro<br />
Schüler oder Student r<strong>und</strong> 9000 Euro aus. (Ob das<br />
genau so stimmt, lässt sich in diesem Mischmasch eher<br />
schwer überprüfen, wird aber hier einmal geglaubt.) Ein<br />
naheliegender <strong>und</strong> von manchen Medien gern nahegelegter<br />
Schluss wäre nun: Die LehrerInnen verdienen<br />
in Österreich zu viel.<br />
Dem widerspricht allerdings wieder die OECD – zumindest<br />
im Vergleich mit anderen akademischen Berufen:<br />
„Pädagogen werden in Österreich deutlich schlechter<br />
bezahlt als in anderen Bereichen tätige Akademiker<br />
(...). So verdienen Lehrer in Österreich nach 15 Jahren<br />
Berufserfahrung nur zwischen 58 <strong>und</strong> 65 Prozent des<br />
Gehalts anderer Akademiker. (....) In der Sek<strong>und</strong>arstufe<br />
I, wo an der Hauptschule Lehrer mit PH-Abschluss <strong>und</strong><br />
an der <strong>AHS</strong>-Unterstufe Pädagogen mit Uni-Abschluss<br />
arbeiten, liegt das Einkommen bei 63 Prozent von<br />
jenem anderer Akademiker. Die an den Unis ausgebildeten<br />
Lehrer für <strong>AHS</strong> <strong>und</strong> berufsbildende mittlere <strong>und</strong><br />
höhere Schulen (BMHS) erhalten nach 15 Dienstjahren<br />
65 Prozent vom durchschnittlichen Gehalt anderer<br />
Akademiker.“ 1<br />
Meines Erachtens stimmt beides: Derzeit sind die Bildungskosten<br />
in Österreich vergleichsweise eher hoch.<br />
Und dennoch verdient man als Akademiker in Nicht-<br />
Lehrer-Berufen vor allem in jungen Jahren deutlich<br />
besser. Das hat mit dem Senioritätsprinzip unserer Besoldung<br />
zu tun. In Ehren ergraute PädagogInnen verdienen<br />
bei uns das Zweieinhalbfache einer Junglehrkraft.<br />
In keinem anderen Land ist diese Spanne so groß. Und<br />
das wird verstärkt durch 2 Fakten der österreichischen<br />
Zeitgeschichte: 1) mit der Bildungsexplosion der Kreisky-<br />
Jahre <strong>und</strong> 2) mit den Pensionsreformen um die Jahrtausendwende.<br />
Erstere bescherte Österreich mehr als<br />
jede zweite höhere Schule – <strong>und</strong> dafür brauchte man<br />
damals viele junge LehrerInnen – zum Beispiel auch<br />
mich. Dieser demographische „Lehrerbauch“ jener, die<br />
in den späten 70er <strong>und</strong> frühen 80er Jahren als billige<br />
JunglehrerInnen ins System eingestiegen sind, wölbt sich<br />
derzeit in den höheren <strong>und</strong> höchsten Gehaltsstufen.<br />
Sprich: Derzeit haben wir sehr viele alte <strong>und</strong> deshalb<br />
teure LehrerInnen im System. Und das deutlich länger<br />
als früher, denn die Pensionsreformen der letzten<br />
15 Jahre halten die teureren PädagogInnen länger im<br />
Aktivstand. Und man könnte sie auch gar nicht wegschicken,<br />
weil man schon jetzt zu wenige Lehrkräfte hat.<br />
Zusätzlich verteuern 2 Faktoren das österreichische<br />
Schulwesen: Wir haben durch die Teilung in B<strong>und</strong>es<strong>und</strong><br />
Landeslehrer teure Parallelstrukturen in der Verwaltung.<br />
Und wir haben im Pflichtschulbereich sehr<br />
kleinteilige Strukturen: Jeder zweite Schulstandort hat<br />
höchstens 4 Klassen. Davon die Hälfte nicht einmal<br />
4 Klassen. Das ist teuer.<br />
QUALITÄT der Ausbildung<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich: Die Qualität kann, soll <strong>und</strong> muss gesteigert<br />
werden. Und zwar permanent. Die Welt wird<br />
komplizierter, wir Lehrkräfte müssen unsere SchülerInnen<br />
morgen noch besser darauf vorbereiten, als wir das<br />
gestern taten.<br />
Aber es muss uns <strong>AHS</strong>-LehrerInnen auch erlaubt sein,<br />
darauf hinzuweisen, dass wir jedenfalls deutlich besser<br />
sind, als man glauben könnte, wenn man Zeitungen<br />
liest. Da könnte man nämlich den Eindruck bekommen,<br />
WIR wären das Problem.<br />
Dass wir das nicht sind, zeigen z. B. die Ergebnisse der<br />
neuen Standardtests in Mathematik. Ich nehme diese<br />
Studie heran, denn sie ist erstens brandneu, zweitens<br />
nahezu flächendeckend <strong>und</strong> drittens werden die<br />
Ergebnisse der PISA-Studien nach den ersten beiden<br />
Testungen, die auch die <strong>AHS</strong> als beste Ergebnisbringerin<br />
auswies, nicht mehr nach Schularten getrennt veröffentlicht.<br />
Die GymnasiastInnen der 4. Klassen erreichten<br />
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